05.03.2019 Aufrufe

gute besserung! 1I2019

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Neurokardiologie 21<br />

Jeder kennt es aus<br />

Literatur und Film:<br />

das gebrochene Herz.<br />

Doch ist es nicht nur eine<br />

Allegorie, sondern real.<br />

Herz und Hirn hängen<br />

zusammen. Deshalb arbeiten<br />

Neuro- und Kardiologen<br />

oft Hand in Hand.<br />

HERZ & HIRN<br />

gemeinsam im Fokus<br />

Japanische Ärzte haben vor etwa 30 Jahren<br />

dafür den Begriff Takotsubo-Syndrom geprägt<br />

– nach einer Tintenfischfalle, die einem<br />

Krug mit engem Hals und starker Taille<br />

gleicht. Denn solch einem Gefäß ähnelt die Form<br />

des „gebrochenen Herzens“ infolge einer Bewegungsstörung<br />

größerer Abschnitte der linken<br />

Herzkammer, was Beschwerden wie die eines<br />

Infarkts hervorruft. „Ausschlaggebend dafür kann<br />

die Trauer um den Tod des Partners sein“, erklärt<br />

Prof. Dr. Karsten Sydow, Chefarzt der Kardiologie<br />

im Albertinen Krankenhaus. „Auch Ärger, Streit,<br />

Konflikte oder aber große Freude, ein emotionales Hoch, also<br />

positiver ‚Stress‘, sind mögliche Gründe.“ Im Körper findet dann<br />

eine Kettenreaktion statt: Das Gehirn sorgt für die Ausschüttung<br />

von Hormonen wie Adrenalin aus der Nebenniere, die zu einer<br />

lokalen Freisetzung von Stresshormonen am Herzmuskel führen.<br />

Diese mobilisieren Kalzium aus den<br />

Speicherplätzen in den Herzmuskelzellen,<br />

dort ziehen sich Proteine zusammen, es<br />

kommt zu Verformungen des Muskels.<br />

PROF. DR.<br />

KARSTEN SYDOW<br />

Chefarzt der<br />

Kardiologie<br />

am Albertinen<br />

Krankenhaus<br />

VIELFÄLTIGE SCHNITTPUNKTE<br />

Das „gebrochene Herz“ ist nur ein Beispiel<br />

dafür, wie eng Herz und Hirn miteinander<br />

verflochten sind. Die Wechselbeziehungen<br />

sind so umfassend, dass sich<br />

Neurologen und Kardiologen im Albertinen<br />

Krankenhaus in vielen Fällen fachübergreifend<br />

und intensiv miteinander abstimmen. Der Begriff dafür: Neurokardiologie.<br />

Die Ärzte beider Fachbereiche nehmen die Visiten<br />

gemeinsam vor und diskutieren den Patientenbefund, entwickeln<br />

eine entsprechend angepasste Therapie und Rehabilitation. „Das<br />

führt zu einer schnelleren Befunderhebung und damit zu einer<br />

In diesen Häusern<br />

gibt es eine Neurokardiologie:<br />

• Albertinen<br />

Krankenhaus<br />

• Bethesda Krankenhaus<br />

Bergedorf<br />

• Ev. Amalie Sieveking<br />

Krankenhaus<br />

• Israelitisches Krankenhaus<br />

Hamburg<br />

verringerten Komplikationsrate sowie einer<br />

insgesamt verbesserten medizinischen Rehabilitation“,<br />

sagt Priv.-Doz. Dr. Michael Rosenkranz,<br />

Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurologische<br />

Frührehabilitation am Albertinen Krankenhaus.<br />

IMPLANTATE ZUM VERSCHLUSS<br />

DES VORHOFOHRS<br />

Der Mediziner weist auf einige weitere Berührungspunkte<br />

hin: „Parkinson-Patienten etwa haben<br />

oft schon Herzprobleme, bevor die ersten<br />

motorischen Symptome auftreten. Und Defizite wie Gedächtniseinbußen<br />

und Synkopen, sprich: kurze Ohnmachten, die auf<br />

Durchblutungsstörungen im Kopfbereich beruhen, sind häufig<br />

die Folge von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems.“ Dazu<br />

passt auch, dass Vorhofflimmern – die häufigste Form von Herzrhythmus-Störungen<br />

– zugleich als Hauptrisikofaktor für einen<br />

Schlaganfall gilt, was für die Prävention von großer Bedeutung<br />

ist. Mit gerinnungshemmenden Medikamenten, die verhindern<br />

sollen, dass sich im Vorhof gefährliche<br />

Blutgerinnsel bilden, die dann durch die<br />

Blutbahn zum Gehirn wandern und dort<br />

den Infarkt auslösen können, lässt sich<br />

das Risiko deutlich senken.<br />

„Manchmal spricht aber ein erhöhtes<br />

Blutungsrisiko gegen eine solche Behandlung“,<br />

erklärt Prof. Sydow. „In solchen<br />

Situationen kann ein interventioneller<br />

Verschluss des linken Vorhofohrs durch<br />

eine Art ‚Stöpsel‘ infrage kommen.“ Auch<br />

hier ist also eine interdisziplinäre Herangehensweise<br />

erforderlich, um den Patienten<br />

optimal zu versorgen. rs<br />

PD DR. MICHAEL<br />

ROSENKRANZ<br />

Chefarzt der<br />

Klinik für Neurologie<br />

und Neurologische<br />

Frührehabilitation<br />

am Albertinen<br />

Krankenhaus

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!