Medical Tribune 10/2019

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16 MEDIZIN ■ TERMINE 11.–14.3.2019 65. Fortbildungstagung im Rahmen d. Jahrestagung d. Österr. wissenschaftl. Gesellschaft für prophylaktische Medizin und Sozialhygiene Leitung: W. Eppel Ort: Kursaal, Bad Hofgastein Info: Ärztezentrale Med.Info, Tel.: 01/531 16-85 azmedinfo@media.co.at www.medprophylaxe.at 35 DFP-Punkte Medical Tribune | Nr. 10 | 6. März 2019 „Wir brauchen eine neue Reha-Kultur für Kinder“ REHABILITATION ■ Heuer werden die beiden Kinder- und Jugendreha-Zentren in Bad Erlach und Rohrbach-Berg eröffnet. Medical Tribune sprach mit der Wegbereiterin. 15.–16.3.2019 2. Österr. D-A-CH Dreiländerkongress für klinische Forschung Leitung: Ch. Zielinski Ort: Hörsaalzentrum, MedUni Wien Info: Österr. Berufsverband für StudienassistentInnen, Study Nurses & Coordinators (ÖBVS), Tel.: 01/40 400-19400 E-Mail: kongress2019@oebvs.at www.oebvs-kongress.at 10 DFP-Punkte 16.3.2019 Frühling der Hepatologie Leitung: P. Fickert Ort: Med Campus Graz Info: A. Maier, Univ.-Klinik f. Innere Medizin Graz, Tel.: 0316/385 14388 alexandra.maier@medunigraz.at www.oeggh.at 9 DFP-Punkte 16.3.2019 7. Oberösterreichischer Diabetestag f. ÄrztInnen Leitung: Prof. Dr. M. Clodi Ort: Schlossmuseum Linz Info: ÖDG, OBGAM www.oedg.at; www.obgam.at 4 DFP-Punkte 20.–23.3.2019 16 th St. Gallen International Breast Cancer Conference 2019 Leitung: H.-J. Senn Ort: Austria Center Vienna, Wien Info: St. Gallen Oncology Conferences (SONK), Tel.: +41 (0)71 243 00 32 info@oncoconferences.ch www.oncoconferences.ch 27 DFP-Punkte ANITA GROSS Nach ihrer Rückkehr aus Deutschland vor mehr als einer Dekade hat sie das Thema nicht mehr losgelassen. Zwei Jahre sei sie auf der Kinder- und Jugendreha-Klinik Schönsicht in Berchtesgaden gewesen, erzählt Prim. Dr. Anna Maria Cavini. Wieder in Österreich hätte sie durch die Arbeit vieler Ärzte in der Kinder- und Jugendpädiatrie „einen aufbereiteten Boden“ vorgefunden. Schließlich sei es unter der Führung von Markus Wieser, dem Gründer des Fördervereins zur Kinder- und Jugendrehabilitation, „zum entscheidenden Vorstoß“ gekommen: Der Hauptverband entschloss sich, Betten für die Kinderund Jugendreha auszuschreiben. „Wir brauchen solche Einrichtungen dringend im Kinderbereich“, sagt Cavini, „weil es eine Schande ist, dass wir nach wie vor die Kinder ins Ausland schicken müssen.“ Meist könne nur eine kleine Auswahl fahren: „Die alleinerziehende Mama mit drei Kindern schafft es mit Job und schwer traumatisiertem oder schwerkrankem Kind sehr oft nicht ins Ausland.“ Cavini unterstützte die Firma „Hospitals“ bei der Ausschreibung zweier Projekte. Freilich: Die Risikobereitschaft für das Investment und die jahrelange Expertise in der Erwachsenenreha seien von den beiden Betreiberfirmen der Projekte, „Hospitals“ und „Health Care Company“, und den mit ihnen verbundenen Investoren gekommen. „Nicht in Ruhe gelassen“ Tatsächlich waren beide Bewerbungen erfolgreich und Cavini wurde gefragt, ob sie die Rolle der Ärztlichen Leitung eines Standorts übernehmen wolle: „Ich habe zwei Jahre ‚Nein‘ zu diesem Job gesagt, weil ich am anderen Ende von Österreich als Kinder- und Jugendärztin tätig war. Es hat mich aber nicht in Ruhe gelassen“, lacht die nunmehrige Ärztliche Leiterin von Bad Erlach in Niederösterreich. „Mir geht es nicht um Position und Titel, sondern darum, neue Strukturen zu schaffen und etwas Sinnvolles auf die Beine zu stellen“, stellt sie klar. Derzeit ist noch Baustelle. Geht alles nach Plan, startet Rohrbach in Oberösterreich den Patientenbetrieb Mitte August. Im Oktober folgt Bad Erlach, wobei bereits im September Personal aufgenommen werden soll. „Wir planen mit dem Kernteam und einer geringeren Patientenzahl anzufangen, um beste Qualität bieten zu können und sie Schritt für Schritt FOTOS: KOKON
Medical Tribune | Nr. 10 | 6. März 2019 MEDIZIN 17 auszubauen.“ Für das Team werden noch Bewerber gesucht*, im medizinischen Bereich vor allem Fachärzte für Kinder- und Jugendheilkunde sowie Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie, aber auch Allge meinmediziner. Ein Hearing im Team sei das Um und Auf, betont Cavini, „wir wollen keine Einzel- Player anstellen, wir müssen als Team funktionieren“. Beide Häuser bieten mobilisierende Rehabilitation an – sei es für Kinder und Jugendliche mit angeborenen Fehlbildungen und chronischen Erkrankungen, aber auch nach Verletzungen wie z.B. Schädel-Hirn-Traumata oder nach Operationen komplexer Frakturen (Indikationen siehe Kasten). Im Erwachsenen-Bereich schicke man mittlerweile viele Patienten automatisch auf Reha, „nun wachen wir endlich auf und schaffen ein Angebot für Kinder“. Momentan sei die Vorstellung in Fachkreisen verbreitet, dass man etwa nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma ein Kind gar nicht auf Reha schicken brauche, das sei früher ja auch ambulant gegangen. „Da müssen wir gemeinsam dringend an einer neuen Reha-Kultur für Kinder arbeiten“, betont Cavini, „damit der Reha-Aufenthalt Teil der Behandlungs- und Betreuungskette wird.“ Ein großer Schwerpunkt in beiden Häusern werden psychosomatische Störungen sein. „In Bad Erlach werden wir einen Schwerpunkt legen auf Säuglinge und Kleinkinder mit Bindungsund Regulationsstörungen“, unterstreicht die Pädiaterin. Das sei „Präventionsarbeit“, weil auffällige Kinder später im Jugendlichen- oder Erwachsenenalter „psychiatrische Schwerstfälle“ werden können. Kokon für Kind und Team Um das Herausragende des medizinisch-therapeutischen Konzepts mit dem Namen „Kokon“ zu beschreiben, holt Cavini etwas aus. In einem langen und intensiven Prozess habe ein Kernteam, bestehend aus den Managementpartnern, Marketingexperten, Architekten und medizinisch-therapeutischen Prim. Dr. Anna Maria Cavini Kinder- und Jugendreha Bad Erlach und pflegerischen Fachleuten, die Marke „Kokon“ entwickelt. Wichtig sei die Arbeit im multiprofessionellen Team im Sinne des bio-psycho- sozialen Modells, unabhängig von der Diagnose: „Jedes Trauma am Körper des Kindes macht natürlich auch ein Trauma in der Psyche des Kindes.“ Daher stehe das Kind, der Jugendliche im Mittelpunkt, „nicht wir als Experten gehen her und sagen: Das ist der Fahrplan.“ Dieser werde vielmehr mit dem Kind und der Familie erstellt: Was sind momentan eure größten Bedürfnisse? Wo wollt ihr hin? Was ist eure größte Motivation, um die Situation zu verbessern? „‚Kokon‘“, erklärt Cavini, „stellt den professionellen Rahmen, die Gegebenheiten dar. Wir geben Raum zur Entfaltung, aber bestimmen nicht, wo der Weg hingeht.“ Das gilt auch für das Team: „Je besser die Mitarbeiter sich entfalten können, desto besser können sie ihre Arbeit am Patienten verrichten.“ Nicht alles zu „reparieren“ Die Grundidee dahinter: „Mediziner und Therapeuten von der Vorstellung wegzuführen, alles reparieren zu können.“ Essenziell sei, die neue Situation auch anzunehmen: „Es nützt nichts, wenn wir uns nach der Reha bewegen können, aber ein Leben lang gegen die Diagnose ankämpfen und mit dem Trauma oder mit der Familie hadern, weil wir uns das Leben anders vorgestellt haben.“ Neu ist laut Cavini auch die Art der Zusammenarbeit: „Wir gehen weg von streng hierarchischen Systemen und Denkweisen.“ Natürlich brauche es rechtlich eine kollegiale Führung und klare Regeln für die Verantwortung. Aber es gebe keine weiteren Leitungsfunktionen. Organisatorische Funktionen in den Sparten seien aufgeteilt, überbezahlt werde nur aufgrund von Expertise und sachlicher Kompetenz im Team. Die Mitarbeiter würden nach ihren Fähigkeiten ihr Ziel selber bestimmen, von dem aus Ko-Kreativität stattfinden könne und wo sie sich ebenfalls im Sinne von „Kokon“ entfalten können. Dabei dürfe man auch außerhalb der vorgeschriebenen Rollenbilder arbeiten: „Hat ein Mediziner z.B. eine Ausbildung im Bereich der Komplementärmedizin, kann er diese auch einbringen.“ Kinder redeten beim Bau mit Erklärtes Ziel ist es, die beste Kinder- und Jugendreha-Einrichtung Österreichs zu werden. Wie sie das erreichen möchte? „Es gilt, mit entsprechend guten Leuten zu arbeiten und Bedingungen zu schaffen, dass sie weitere gute Interessenten ausbilden“, sagt Cavini, „daher wollen wir ein interdisziplinäres Curriculum auf die Beine stellen und sind gerade mit der FH Wiener Neustadt in Kommunikation.“ Und natürlich gehe es „ganz viel“ um die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen und deren Familien. Dies gilt auch beim Bau der Häuser. Das Kernteam hat daher schon am Anfang der Bauphase Fokusgruppen mit betroffenen Kindern samt Familien gebildet, um auf deren Wünsche einzugehen. In diesen Fokusgruppen waren Kinder, die in Österreich in Therapie sind oder mangels Plätze in Deutschland auf Reha waren. Sie hätten Reha-Angebot für Kinder wichtige Impulse gesetzt, „auf die wir unser Konzept aufbauen und an dem wir uns auch im weiteren Verlauf orientieren“. Ihre Begründung: „Wir Ärztinnen, Ärzte und die Managementpartner sind zwar fachliche Experten, aber lebensgeschichtlich fehlt uns diese Erfahrung. Das Wissen über das Leben mit der Krankheit, den Weg des Therapierens sowie der Reha bringen die Kinder und Jugendlichen mit, weil wir nichts herzaubern können, was nicht als Potenzial in den Kindern und Jugendlichen angelegt ist.“ Die Kollegiale Führung in Bad Erlach ist übrigens rein weiblich und bringt jahrelange Expertise im Bereich der Pädiatrie mit. Die Führungsriege sei aber bestrebt, ausreichend viele kompetente Männer als Mitarbeiter zu finden. Denn eine ausgewogene Geschlechterverteilung sei für den Erfolg wichtig. Krankenstand statt Urlaub Cavini nimmt jetzt schon das nächste Ziel in Angriff: Die Anerkennung von allen Eltern als Patienten. „Wir kämpfen dafür, dass z.B. auch Eltern von Kindern mit schweren Schädel-Hirn-Traumata, die nachgewiesenermaßen Familienorientierung brauchen, als Patienten genehmigt werden.“ Das Problem: Wenn die Eltern nicht als Patienten gelten, müssen sie sich Urlaub nehmen. ■ * Mehr auf: https://kokon.rehab/jobs In Bad Erlach (114 Plätze plus 104 Betten für Begleitpersonen) und in Rohrbach-Berg (77 plus 67) zugelassene Indikationen: ▶ Erkrankungen, angeborene Fehlbildungen und Folgezustände nach Verletzungen des Stütz- und Bewegungsapparates sowie Rheumatologie, ▶ nach Verletzungen des zentralen und peripheren Nervensystems, ▶ kinderund jugendpsychiatrische Störungen und entwicklungs- und sozialpädiatrische Störungen (z.B. Aufmerksamkeitsstörungen, depressive Störungen, Angststörungen, soziale Interaktionsstörungen, Traumafolge störungen, Regulationsstörungen, Bindungsstörungen, Essstörungen in der Stabilisierungsphase, somatoforme Störungen wie chronische Schmerzen oder Entwicklungsstörungen). Zusätzliche Indikationen in Rohrbach-Berg: ▶ Erkrankungen, angeborene Fehlbildungen und Störungen des Herz- Kreislauf-Systems (inkl. Mitbeteiligung bei systemischen Erkrankungen), ▶ Erkrankungen der Atmungsorgane (inkl. Mitbeteiligung bei z.B. zystischer Fibrose).
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Seite 9 und 10: Eine Dosis. Eine Sorge weniger. Wei
Seite 15: MIT UNSEREN KONGRESSBERICHTEN IMMER

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