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8 GYNÄKOLOGIE<br />
<strong>Medical</strong> <strong>Tribune</strong> | Nr. <strong>10</strong> | 6. März <strong>2019</strong><br />
■ KURZ & BÜNDIG<br />
Hormone besser<br />
als Pflaster geben<br />
Das Risiko für Thromboembolien<br />
unter Hormonersatztherapie<br />
scheint von der Darreichungsform<br />
der Östrogene und<br />
Gestagene abzuhängen: Während<br />
bei oraler Einnahme das Erkrankungsrisiko<br />
um 58 % steigt,<br />
erleiden Anwenderinnen transdermaler<br />
Präparate nicht häufiger<br />
Thrombosen oder Embolien<br />
als Nichtanwenderinnen.<br />
Zu diesem Schluss kommen die<br />
Forscher nach Auswertung der<br />
Daten von 80.396 peri- und postmenopausalen<br />
Patientinnen, die<br />
während eines Zeitfensters von<br />
20 Jahren erstmals eine Venenthrombose<br />
oder Embolie erlitten<br />
hatten. 7,2 % dieser Frauen<br />
und 5,5 % der insgesamt 391.494<br />
Kontrollen hatten in den 90 Tagen<br />
vor dem Indexdatum Hormonpräparate<br />
angewendet –<br />
in der überwiegenden Zahl der<br />
Fälle in Tablettenform. JL<br />
Vinogradova Y et al., BMJ <strong>2019</strong>; 364:<br />
k48<strong>10</strong><br />
Serumkreatinin<br />
fällt bis SSW 16<br />
Während der Schwangerschaft<br />
lässt die glomuläre Hyperfiltration<br />
die Serumkreatinin-Werte<br />
sinken. Dadurch könnten renale<br />
Funktionseinschränkungen<br />
bei Blutanalysen übersehen<br />
werden. Anhand der Daten von<br />
über 240.000 nierengesunden<br />
Schwangeren definierten Harel<br />
et al. für die einzelnen Schwangerschaftswochen<br />
(SSW) sowie<br />
für die präkonzeptionelle und<br />
postpartale Phase spezifische<br />
Serumkreatinin-Normwerte.<br />
Das Se rumkreatinin fiel von<br />
60 µmol/l auf 47 µmol/l in Woche<br />
16. Ab Woche 32 begann das<br />
Serumkreatinin wieder kontinuierlich<br />
zu steigen. Die Konzentration<br />
erreichte sechs bis<br />
acht Wochen nach der Geburt<br />
den Maximalwert (64 µmol/l)<br />
und pendelte sich bis Woche 18<br />
postpartum wieder ein. JL<br />
Harel Z et al., JAMA <strong>2019</strong>; 321: 205–7<br />
Einfache Ovarialzysten sind harmlos<br />
KREBSRISIKO Obwohl von einfachen Eierstöckzysten in der Regel kein erhöhtes<br />
Risiko ausgeht, werden Patientinnen regelmäßig zur Kontrolle geladen.<br />
Ovarielle Gewebsschwellungen<br />
sind meist „einfache“ flüssigkeitsgefüllte<br />
Zysten, von denen in der<br />
Regel keine Gefahr für eine maligne<br />
Erkrankung ausgeht. Trotzdem<br />
werden den Frauen bisher regelmäßige<br />
Kontrollen empfohlen.<br />
Zu groß erscheint den Experten<br />
das Risiko, die Transformation in<br />
ein Karzinom in einem noch gut<br />
behandelbaren Stadium zu verpassen.<br />
Diese letzte Unsicherheit in den<br />
Risikovorhersagemodellen besteht<br />
vor allem, da Studien mit unselektierten<br />
Populationen bislang fehlten;<br />
bisherige Untersuchungen<br />
zum Ovarialkrebsrisiko fanden<br />
überwiegend mit Teilnehmerinnen<br />
von Ovarialkrebs-Screeningprogrammen<br />
statt.<br />
Diese Lücke füllt nun eine<br />
Fall-Kontroll-Studie. Sie bestätigte<br />
zum einen, dass das Ultraschall-Erscheinungsbild<br />
einer ovariellen<br />
Raumforderung stark mit<br />
dem Risiko für ein Ovarialkarzinom<br />
assoziiert ist. Risikobehaftet<br />
sind demnach die „komplexen“<br />
Zysten mit abgrenzbaren Arealen<br />
von flüssiger und fester Konsistenz<br />
sowie die Zysten mit komplett soliden<br />
Massen.<br />
Zum anderen zeigte sich nun<br />
auch erstmals in einer unselektierten<br />
Kohorte, dass von einfachen<br />
Eierstockzys ten keine Gefahr ausgeht,<br />
weshalb diese Frauen auch<br />
nicht regelmäßig nachbeobachtet<br />
werden müssen.<br />
Komplexe oder solide<br />
Zysten kontrollieren<br />
Einbezogen in die Studie waren<br />
72.093 Frauen einer US-amerikanischen<br />
lokalen Krankenversicherung,<br />
die sich aus den unterschiedlichsten<br />
Gründen einer vaginalen<br />
Erstmal keine Panik bei<br />
Postmenopausenblutung<br />
Ultraschalluntersuchung unterzogen<br />
hatten. Aus dem Abgleich<br />
mit einem populationsbasierten<br />
Krebsregister ergab sich ein vergleichbares<br />
3-Jahres-Risiko für einen<br />
Ovarialkrebs der 23,8 Prozent<br />
prämenopausalen und der 13,4<br />
Prozent postmenopausalen Frauen<br />
mit dem Befund einer einfachen<br />
Zyste im Vergleich zu Frauen ohne<br />
diese Zyste.<br />
Bei komplexen oder soliden<br />
Zysten dagegen war das Karzinomrisiko<br />
deutlich erhöht.<br />
BK<br />
JAMA Intern Med. <strong>2019</strong>; 179 (1): 71–7<br />
doi: <strong>10</strong>.<strong>10</strong>01/jamainternmed.2018.5113<br />
METAANALYSE Postmenopausenblutung gilt als Warnsignal für Endometriumkarzinome.<br />
Nun wurde untersucht, wie hoch ist die Trefferquote dieses Frühsymptoms wirklich ist.<br />
Wird ein Endometriumkarzinom<br />
rechtzeitig diagnostiziert und<br />
behandelt, ist die Prognose gut.<br />
Früh erkennungs- und Präventionsstrategien<br />
sollten daher gezielt<br />
jenen Frauen zukommen, die das<br />
höchste Erkrankungsrisiko aufweisen,<br />
schreiben Dr. Megan A.<br />
Clarke vom National Cancer Institute<br />
in Rockville/Maryland und<br />
ihre Kollegen. Um diesen Personenkreis<br />
genauer einzugrenzen,<br />
werteten die Wissenschaftler 129<br />
Beobachtungsstudien der vergangenen<br />
vier Jahrzehnte aus. Die Daten<br />
von mehr als 40.000 Frauen<br />
gingen in ihre Metaanalyse ein.<br />
Unabhängig vom Tumorstadium<br />
manifestieren sich etwa 90<br />
Prozent der Endometriumkarzinome<br />
in Form einer Postmenopausenblutung.<br />
Der positive Vorhersagewert der<br />
Blutung ist dagegen gering: Nur<br />
neun Prozent der Frauen, die sich<br />
mit einer Postmenopausenblutung<br />
beim Arzt vorstellen, leiden tatsächlich<br />
an einem Tumor.<br />
Weitere Ursachen: Polypen<br />
und hormonelle Störungen<br />
Interessanterweise beobachteten<br />
die US-Wissenschaftler bezüglich<br />
des Karzinomrisikos deutliche<br />
geografische Unterschiede. Während<br />
in Nordamerika bei fünf Prozent<br />
der Frauen mit Postmenopausenblutung<br />
ein Tumor gefunden<br />
wurde, war dies in Westeuropa bei<br />
13 Prozent der Betroffenen der Fall.<br />
Die Sensitivität der Postmenopausenblutung<br />
bezüglich der<br />
Karzinomdetektion ist hoch, ihre<br />
Spezifität dagegen gering, schlussfolgern<br />
die Wissenschaftler. Unter<br />
anderem können auch Polypen<br />
und hormonelle Störungen<br />
zu postmenopausalen Blutungen<br />
führen.<br />
Angesichts dieser Erkenntnisse<br />
fordern die Autoren, bei allen<br />
Frauen mit einer postmenopausalen<br />
Blutung ein Endometriumkarzinom<br />
auszuschließen. JL<br />
Clarke MA et al., JAMA Intern Med. 2018;<br />
178(9): 12<strong>10</strong>–22<br />
doi: <strong>10</strong>.<strong>10</strong>01/jamainternmed.2018.2820<br />
FOTO: MEDICALARTINC/GETTYIMAGES