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Medical Tribune 10/2019

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18 PROF. HAMMERS LITERATUR-SCREENING<br />

<strong>Medical</strong> <strong>Tribune</strong> | Nr. <strong>10</strong> | 6. März <strong>2019</strong><br />

Brustkrebsfortschritte retten Leben<br />

Amerikanische Forscher haben<br />

versucht zu quantifizieren, in welchem<br />

Ausmaß die Verbesserung<br />

der Brustkrebstherapie und die<br />

vermehrte Inanspruchnahme des<br />

Mammographie-Screenings zu<br />

einer Reduktion der Brustkrebsmortalität<br />

geführt haben.<br />

Dazu haben sie Daten aus der<br />

SEER (Surveillance, Epidemiology<br />

and End Results)-Datenbank<br />

für den Zeitraum zwischen<br />

1989 und 2018 analysiert, um die<br />

Für die Praxis<br />

altersadjustierten Mortalitätsraten<br />

durch weiblichen Brustkrebs<br />

und Populationsdaten zur Schätzung<br />

der Anzahl von Todesfällen<br />

durch Brustkrebs zu erfassen.<br />

Dabei wurden vier unterschiedliche<br />

Annahmen zu vergangenen<br />

Mortalitätsraten zu<br />

einem Zeitpunkt, als Mammographie-Screenings<br />

und verbesserte<br />

Behandlung noch fehlten,<br />

zur Schätzung vermiedener Todesfälle<br />

herangezogen.<br />

In den USA kam es infolge vermehrter Nutzung des Mammographie-<br />

Screenings und von Fortschritten in der Behandlung des Brustkrebses<br />

zwischen 1989 und 2018 zur Vermeidung von 400.000 bis 600.000 Brustkrebs-bezogenen<br />

Todesfällen. Patientinnen sollten über den nachweislichen<br />

Nutzen von Screenings und Therapien aufgeklärt werden.<br />

Univ.-Prof.<br />

Dr. Heinz Hammer<br />

berichtet jede Woche über<br />

ausgewählte Studien und<br />

ihre Relevanz für die Praxis.<br />

Dafür wurde die Differenz<br />

zwischen den von der SEER-Datenbank<br />

ausgegebenen Mortalitätsraten<br />

und den vergangenen<br />

Mortalitätsraten für jede 5-Jahre-Altersgruppe<br />

verwendet.<br />

Die Forscher errechneten, dass<br />

die Anzahl der pro Jahr vermiedenen<br />

Mammakarzinom-Todesfälle<br />

im Jahr 2012 um etwa 20.900 bis<br />

33.800 reduziert wurde, im Jahr<br />

2015 um etwa 23.700 bis 39.400,<br />

und im Jahr 2018 um etwa 27.<strong>10</strong>0<br />

bis 45.700.<br />

Die Abnahme der Mortalitätsraten<br />

für Mammakarzinom lagen<br />

zwischen 39 % und 51 % im Jahr<br />

2012, zwischen 42 % und 54 % im<br />

Jahr 2015 und zwischen 45 % und<br />

58 % im Jahr 2018. Die kumulativen,<br />

vermiedenen Mammakarzinom-Todesfälle<br />

seit dem Jahr<br />

1989 wurden errechnet als zwischen<br />

237.200 und 370.400 im<br />

Jahr 2012 beziehungsweise als<br />

zwischen 384.000 und 614.500<br />

im Jahr 2018.<br />

Hendrick RE et al., Cancer. <strong>2019</strong>;<br />

doi: <strong>10</strong>.<strong>10</strong>02/cncr.31954<br />

Stillen schützt mehr als 30 Jahre vor Ovarialkrebs<br />

In einer Studie wurde die Auswirkung<br />

des Stillens für eine Dauer von<br />

zumindest drei Monaten auf das<br />

langfristige Risiko für die Entwicklung<br />

eines Ovarialkarzinoms untersucht.<br />

Dazu wurden Daten von<br />

689 Frauen mit epithelialem Ovarialkarzinom<br />

mit den Daten von<br />

1.572 gesunden Frauen (als Kontrollpersonen)<br />

verglichen. Es stellte<br />

sich heraus, dass Frauen, die eines<br />

ihrer Kinder stillten, ein um 30 %<br />

niedrigeres Risiko für ein epitheliales<br />

Ovarialkarzinom hatten, im<br />

Vergleich zu Frauen, die nie gestillt<br />

hatten. Innerhalb der letzten zehn<br />

Jahre erfolgtes Stillen reduzierte<br />

das Risiko um 44 %. Der schützende<br />

Effekt von Stillen nahm bei längerer<br />

Beobachtungsdauer ab, blieb<br />

aber für länger als 30 Jahre nach<br />

der letzten Stillzeit signifikant – zu<br />

diesem Zeitpunkt war das Krebsrisiko<br />

noch immer um 31 % niedriger.<br />

Eine Stillzeit von durchschnittlich<br />

drei Monaten senkte das Risiko<br />

um 27 % im Vergleich zu Nicht-Stillen.<br />

Eine längere Stilldauer von bis<br />

zu einem Jahr und länger als einem<br />

Jahr senkte das Risiko um 25 % bzw.<br />

Für die Praxis<br />

38 %. Auch eine höhere Anzahl von<br />

Stillzeiten, z.B. nach mehrfachen<br />

Geburten, war mit einer höheren<br />

Risikoreduktion assoziiert.<br />

Modugno F et al., Gynecol Oncol. <strong>2019</strong>;<br />

doi: <strong>10</strong>.<strong>10</strong>16/j.ygyno.<strong>2019</strong>.01.017<br />

Stillen senkt langfristig das Risiko für epithelialen Ovarialkrebs um 30 %.<br />

Eine längere Stilldauer und häufigere Stillzeiten sind mit einem höheren<br />

Schutz assoziiert.<br />

Mütterlicher Stress und kindliches Übergewicht<br />

FOTO: VANESSA HAMMER<br />

Kindliche Adipositas wird in zunehmendem<br />

Maße als medizinisches<br />

Problem erkannt. Verschiedene<br />

externe Faktoren, wie z.B.<br />

Werbung, sind als Risikofaktoren<br />

bekannt. Deutsche Forscher haben<br />

nun untersucht, ob mütterlicher<br />

Für die Praxis<br />

Stress der Mutter im ersten Lebensjahr eines Kindes ist ein Risikofaktor<br />

dafür, dass das Kind übergewichtig wird; dies gilt vor allem für Mädchen.<br />

Die Autoren empfehlen daher, dass Hebammen, Frauen-, Kinder- und<br />

Hausärzte im ersten Jahr nach der Geburt des Kindes besonders<br />

auf Anzeichen von Stress bei der Mutter aufmerksam sein sollten.<br />

Stress während der Schwangerschaft<br />

sowie in den ersten beiden<br />

Lebensjahren des Kindes zur<br />

Entwicklung von Übergewicht bei<br />

den Kindern beitragen kann. Für<br />

die Studie wurden Daten von 498<br />

Mutter-Kind-Paaren aus der Mutter-Kind-Studie<br />

„LiNA“ ausgewertet.<br />

Der empfundene Stress der<br />

Mütter wurde mit validierten Fragebogen<br />

erhoben und umfasste<br />

Sorgen und Ängste, Gefühle von<br />

Anspannung, allgemeine Zufriedenheit<br />

sowie den Umgang mit<br />

täglichen Anforderungen. Die<br />

Daten zum empfundenen Stress<br />

der Mütter wurden mit der Entwicklung<br />

des BMI der Kinder bis<br />

zu ihrem fünften Lebensjahr verglichen.<br />

Es stellte sich heraus, dass bei<br />

Müttern, die im ersten Lebensjahr<br />

ihres Kindes viel Stress hatten, die<br />

Wahrscheinlichkeit groß war, dass<br />

ihre Kinder in den ersten fünf Lebensjahren<br />

einen erhöhten BMI<br />

entwickeln. Dieser Zusammenhang<br />

war besonders deutlich bei<br />

Mädchen.<br />

Der empfundene Stress der<br />

Mütter während der Schwangerschaft<br />

sowie während des zweiten<br />

Lebensjahres des Kindes hatte<br />

keine Auswirkungen auf den BMI<br />

der Kinder.<br />

Leppert B et al., BMC Public Health. 2018;<br />

18: 1211

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