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<strong>Medical</strong> <strong>Tribune</strong> | Nr. <strong>10</strong> | 6. März <strong>2019</strong><br />
SCHWERPUNKT<br />
▶ GYNÄKOLOGIE<br />
5<br />
Wien will mehr Spontangeburten<br />
GEBURTSHILFE Die Kaiserschnittraten steigen weltweit. Die Gesellschaft der Ärzte veranstaltete einen Themenabend<br />
zur Geburt, bei dem die „Wiener Grundsatzerklärung zur Erhöhung der Chance auf Spontangeburt“ präsentiert wurde.<br />
FOTO: EANS/GETTYIMAGES<br />
PETER BERNTHALER<br />
Dass die Grundsatzerklärung „Die<br />
Chance auf Spontangeburt erhöhen“,<br />
die unter der Ägide des Büros<br />
für Frauengesundheit und<br />
Gesundheitsziele der Stadt Wien<br />
unter der wissenschaftlichen Leitung<br />
von Univ.-Prof. Dr. Beate<br />
Wimmer-Puchinger erarbeitet<br />
wurde, gerade von hier kommt,<br />
ist kein Zufall.<br />
Was die Kaiserschnittrate betrifft,<br />
liegt die Bundeshauptstadt<br />
derzeit im oberen Drittel des Bundesländervergleichs<br />
und hat in den<br />
vergangenen Jahren auch eine ansehnliche<br />
Steigerung zu verzeichnen:<br />
Von knapp 24 % im Jahr 2004<br />
stieg die Sectio-Rate auf über 30 %<br />
im Jahr 2018.<br />
Doch es gibt gute Gründe, die<br />
Anzahl der Kaiserschnitte zu reduzieren,<br />
wie Univ.-Prof. DDr.<br />
MMag. Barbara Maier, Leiterin<br />
der gynäkologisch-geburtshilflichen<br />
Abteilung im Wilhelminenspital<br />
in Wien, erläutert: Einerseits<br />
erbringen überhöhte Sectio-Raten<br />
kein verbessertes geburtshilfliches<br />
Outcome, wenn diese – so<br />
die Weltgesundheitsorganisation<br />
WHO – über 15 % in einem Land<br />
liegen.<br />
Andererseits kommen schwerwiegende<br />
Ereignisse in der Geburtshilfe<br />
in Zusammenhang mit<br />
dem postsectionalen Zustand der<br />
Frauen wie schwere Atonie, Lungen-<br />
oder Fruchtwasserembolie,<br />
Uterusruptur oder Placenta inoder<br />
percreta sowie Placenta praevia<br />
häufiger vor.<br />
Darüber hinaus würden abnehmende<br />
geburtshilfliche Skills<br />
– Stichwort: „Aussterben der Spezies<br />
Geburtshelferinnen“ – zu einer<br />
schlechteren geburtshilflichen<br />
Performance führen. Last but not<br />
least sollen auch „Nachhaltigkeitsprobleme“<br />
für Mütter und Kinder<br />
vermieden werden.<br />
Sectio-Raten als regionales<br />
Phänomen<br />
Ein österreichweiter Überblick<br />
betreffend die Sectioraten macht<br />
deutlich, wie unterschiedlich die<br />
Entwicklung im Vergleichszeitraum<br />
von 1999 bis 20<strong>10</strong> verlaufen<br />
ist: Die höchsten Sectio -Raten<br />
verzeichnete 20<strong>10</strong> das Burgenland<br />
mit 33,4 % (1999: 20,1 %), gefolgt<br />
von Steiermark (32,5 %/17,5 %),<br />
Tirol (31,8 %/16,7 %) und Kärnten<br />
(30,7 %/15,3 %) mit beachtenswerten<br />
Steigerungsraten. Wien<br />
(29,6 %/18,9 %) und Niederösterreich<br />
(29,4 %/17 %) folgen im Österreichvergleich.<br />
Nur jede zehnte Entscheidung<br />
für eine Sectio, so die Ergebnisse<br />
einer Studie von Prof. Dr. Petra Kolip<br />
von der Universität Bielefeld,<br />
sei jedoch auf eine harte medizinische<br />
Indikation gestützt, 90 %<br />
werden durch relative Indikationen<br />
begründet.<br />
Welche Gründe können für<br />
die starke regionale Variation an<br />
Sectio-Raten (in Österreich) angeführt<br />
werden? Dabei werden<br />
einerseits unterschiedliche Einstellungen<br />
der Eltern, der niedergelassenen<br />
Frauenärzte oder auch<br />
der Kontakt zu den Geburtshelferinnen<br />
ins Treffen geführt. Die<br />
Frauen selber sind es nicht, denn<br />
die Rate für einen „Wunschkaiserschnitt“<br />
liegt bei weniger als 1,5 %<br />
der Gebärenden.<br />
Wann ist eine Sectio<br />
caesarea notwendig?<br />
Nach Lehrmeinung sind es die folgenden<br />
Indikationen: