Stadionzeitung_2018_2019_12_S04_Ansicht
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ES IST EIN TREFFEN DER BESONDEREN ART AN DIESEM NACHMITTAG IM BRUCHWEGSTADION. DREI TORHÜTER<br />
DES 1. FSV MAINZ 05. DREI GENERATIONEN. ALLE DREI DIE NUMMER EINS IN IHRER ZEIT. GELEBTE FUSSBALL<br />
GESCHICHTE, LEBENDE 05-HISTORIE. SPORTLER, DIE MIT IHREN KARRIEREN DEN WANDEL IM FUSSBALL IN MEHR<br />
ALS EINEM HALBEN JAHRHUNDERT DOKUMENTIEREN. DREI TORHÜTER, DIE EINES EINT: LEIDENSCHAFT FÜR IHRE<br />
EXPONIERTE ROLLE IM SPIEL, FÜR DEN SPORT, DIE UNABHÄNGIG VOM ALTER ALS SPORTLER DIESELBE SPRACHE<br />
SPRECHEN. UND DIE SICH VIEL ZU ERZÄHLEN HABEN.<br />
AUSBAUFÄHIG<br />
Mit 38 Pflichtspiel-<br />
Einsätzen in 1. Und<br />
3. Liga rangiert<br />
Müller deutlich hinter<br />
seinen Vorgängern<br />
Kuhnert (301) und<br />
Schedler (145).<br />
Schedler an alter<br />
Wirkungsstätte:<br />
Viel getan hat<br />
sich rund um den<br />
Bruchweg, aber<br />
auch hinsichtlich<br />
des Torwartspiels<br />
im Vergleich zu<br />
seiner aktiven<br />
Karriere.<br />
Otto Schedler, Jahrgang 1934.<br />
Mainzer Urgestein. Bis 1963 145 Pflichtspiele<br />
für die 05er. Stephan Kuhnert, Jahrgang<br />
1960. Geboren im hessischen Baunatal, von<br />
1987 bis 1999 insgesamt 301 Spiele für die<br />
05er, danach erster und amtierender Torwart-<br />
Trainer des Klubs. Florian Müller, Jahrgang<br />
1997. Geboren in Saarlouis. Seit 2013 ein<br />
05er. Bundesligadebüt in der vergangenen<br />
Saison mit einem gehaltenen Elfmeter beim<br />
0:0 in Hamburg. Aktuelle Nummer eins des<br />
05-Teams.<br />
Der Jüngste in der Runde kriegt direkt<br />
schon mal große Augen, als der Senior seine<br />
mitgebrachte Ausrüstung aus den späten 50er<br />
Jahren auspackt: Fußballschuhe aus robustem,<br />
massivem Leder, entsprechend schwer und<br />
nicht vergleichbar mit den Kunststoffteilen, die<br />
Müller trägt. Ein Trikot aus Wolle. „Da hattest<br />
du sechs Kilo am Körper. Und im Winter ist<br />
das Zeug gefroren“, erzählt Schedler. Der Ball<br />
aus Leder und geschnürt. Bei Nässe drei Kilo<br />
schwer. „Da brauchtest du einen kräftigen<br />
Schuss. Den brauchten wir aber sowieso, denn<br />
sonst hätten wir ja keinen erreicht. Die Stürmer<br />
haben immer vorne gewartet. Das war so. Ich<br />
bin schon neidisch, wenn ich die Handschuhe<br />
sehe, die Florian trägt. Meine Mutter hat mir<br />
Wollhandschuhe gestrickt.“<br />
Er sei auf eine komische Art und Weise<br />
ins Tor gekommen, erzählt Schedler weiter.<br />
„Ich habe in der Schule in Gonsenheim immer<br />
Mittelläufer gespielt. Mein Vater hat gesagt,<br />
geh doch mal zu den 05ern. Dann bin<br />
ich in die Untere Zahlbacher, weil hier am<br />
Bruchweg waren ja noch die Franzosen nach<br />
dem Krieg. Man hat mich dort gefragt, was<br />
kannst du denn spielen? Ich habe gesagt, ich<br />
habe immer Mittelläufer gespielt. Die Antwort<br />
war: kein Platz mehr frei, nur noch Torwart.<br />
Ich muss sagen, ich bin dann nie mehr raus<br />
gegangen aus dem Tor. Bis ich später bei den<br />
Alten Herren gekickt und 50 Tore in einer<br />
Saison geschossen habe. Ich wusste ja, wie<br />
es geht. Ich habe den Sprung quasi von den<br />
ersten Schülern in die Alte Herren geschafft“,<br />
so der 84-Jährige lachend.<br />
Er bewundere die Kameraden heute.<br />
„Bei uns war alles anders. Es ist komplett