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Glaube und Zweifel - SIFAT Heft 1/2019 - Leseprobe

Thema: Glaube und Zweifel - Der Zweifel kam mit den Menschen auf die Erde. Sie konnten sich mit blindem Glauben nicht abfinden, wurden mit der Vertreibung aus dem Paradies bestraft, damit kam die Geschichte der Menschheit in Gang. Zweifel war immer wieder der Motor, einengende Vorstellungen zu überwinden und neue Entwicklungen einzuleiten. Nicht nur Giordano Bruno bezahlte dafür mit dem Verlust des Lebens. In allen Hochreligionen und auch dem Buddhismus kam es im Namen Gottes zu Intoleranz, Missbrauch und Vernichtung von ihnen anvertrauten Menschen oder Andersgläubigen. Aus gutem Grund nehmen Menschen religiöse Vorstellungen nicht mehr ernst und wenden sich von ihnen ab. Zweifel ist Bestandteil wohl jeder individuellen spirituellen Entwicklung. In allen Religionen gibt es Menschen, die sich diesem gestellt, ihn veröffentlicht und nicht geleugnet haben und auch ihren Weg zu ihrem tieferen Glauben zurückgefundenen haben.

Thema: Glaube und Zweifel -
Der Zweifel kam mit den Menschen auf die Erde. Sie konnten sich mit blindem Glauben nicht abfinden, wurden mit der Vertreibung aus dem Paradies bestraft, damit kam die Geschichte der Menschheit in Gang. Zweifel war immer wieder der Motor, einengende Vorstellungen zu überwinden und neue Entwicklungen einzuleiten. Nicht nur Giordano Bruno bezahlte dafür mit dem Verlust des Lebens. In allen Hochreligionen und auch dem Buddhismus kam es im Namen Gottes zu Intoleranz, Missbrauch und Vernichtung von ihnen anvertrauten Menschen oder Andersgläubigen. Aus gutem Grund nehmen Menschen religiöse Vorstellungen nicht mehr ernst und wenden sich von ihnen ab. Zweifel ist Bestandteil wohl jeder individuellen spirituellen Entwicklung. In allen Religionen gibt es Menschen, die sich diesem gestellt, ihn veröffentlicht und nicht geleugnet haben und auch ihren Weg zu ihrem tieferen Glauben zurückgefundenen haben.

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Søren Kierkegaard: Fragment <strong>SIFAT</strong> 1 / <strong>2019</strong><br />

In dem folgenden, gleichnisartigen Text beschreibt Kierkegaard seine allgemeine<br />

Existenzerfahrung.<br />

Man steckt den Finger in die Erde, um zu riechen, in welchem Land man<br />

„ ist, ich steckte den Finger ins Dasein – es riecht nach nichts. Wo bin<br />

ich? Was heißt denn das: die Welt? Was bedeutet dies Wort? Wer hat mich in<br />

das Ganze hinein betrogen, <strong>und</strong> lässt mich nun dastehen? Wer bin ich? Wie bin<br />

ich in die Welt hineingekommen; warum hat man mich nicht vorher gefragt,<br />

warum hat man mich nicht erst bekannt gemacht mit Sitten <strong>und</strong> Gewohnheiten,<br />

sondern mich hineingestellt in Reih <strong>und</strong> Glied als wäre ich gekauft<br />

von einem Menschenhändler? Wie bin ich Teilhaber geworden in dem großen<br />

Unternehmen, das man die Wirklichkeit nennt? Warum soll ich Teilhaber sein?<br />

Ist das nicht Sache freien Entschlusses? Und falls ich genötigt sein soll es zu<br />

sein, wer ist denn da der verantwortliche Leiter – ich habe eine Bemerkung zu<br />

machen –? Gibt es keinen verantwortlichen Leiter? An wen soll ich mich wenden<br />

mit meiner Klage? Das Dasein ist ja eine Diskussion, darf ich bitten, meine<br />

Betrachtung mit zur Verhandlung zu stellen? Wenn man das Dasein nehmen<br />

soll wie es ist, wäre es dann nicht das Beste, man erführe wie es ist? ... Will da<br />

niemand antworten? Ist dies denn nicht von äußerster Wichtigkeit für sämtliche<br />

Herren Teilnehmer?“<br />

Ein weiterer Gedanke Kierkegaards:<br />

„Es kommt darauf an, dass einer es wagt, ganz er selbst zu sein, ein einzelner<br />

Mensch, dieser bestimmte einzelne Mensch zu sein; allein vor Gott, allein in<br />

dieser ungeheuren Anstrengung <strong>und</strong> mit dieser ungeheuren Verantwortung.“<br />

Zit. nach: Tilman Schröder, „Ich bin wie ein Spion Gottes“ – Eine Einführung in das Leben<br />

<strong>und</strong> Denken Søren Kierkegaards, Vortrag am 9. Mai 2001<br />

Søren Kierkegaard, geboren 5. Mai 1813 lebte <strong>und</strong> arbeitete<br />

in Kopenhagen als Philosoph, Essayist, Theologe <strong>und</strong> religiöser<br />

Schriftsteller. Er starb am 11. November 1855.<br />

Er gilt als Wegbereiter der Existenzphilosophie.<br />

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