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GRILLZEIT 2016 2 - Grillen, BBQ & Outdoor-Lifestyle

Das große Foodmagazin zum Thema Grillen, BBQ und Outdoorküche mit vielen Rezepten, Tipps und Ideen.

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praxistest<br />

DAS SPANFERKEL<br />

D<br />

ie Zweifel beginnen ja oft bereits<br />

bei den Grundlagen, wie der<br />

adäquaten Lokalität oder der<br />

passenden Ausrüstung. Wer hat<br />

schon eine Feuerstelle mit zwei<br />

Metern Durchmesser in seinem Vorgarten<br />

und/oder einen mannslangen Spieß mit<br />

einem Elektromotor vorrätig, der stark<br />

genug ist, die Unwuchten eines bis zu 40<br />

Kilogramm schweren Bratens zu ignorieren?<br />

Solche Apparaturen kosten Geld und<br />

vor allem Platz. Dieses Thema bleibt also<br />

vor allem jener Handvoll Spezialisten vorbehalten,<br />

die kaum ein Wochenende ohne<br />

Ferkel- oder Lammgrillerei im Kreise ihrer<br />

Großfamilie verstreichen lassen. Und die<br />

braucht es dann auch, um die 50 Portionen<br />

zu verdrücken, die ein ordentliches Spanferkel<br />

locker hergibt.<br />

Die Alternative für den Normalverbraucher<br />

ist aber eher, das Spanferkel in grilltechnisch<br />

und familiär kompatiblen Einheiten<br />

zuzubereiten. Also entweder zu einem Braten<br />

gebunden, der auf den Rost oder Spieß<br />

eines Gasgrills passt, oder aber besonders<br />

lohnende Teilstücke vom Ferkel, wie den<br />

Schlögel oder das Karree. Wir haben jede<br />

einzelne dieser Varianten ausprobiert und<br />

daher auch einiges darüber zu erzählen.<br />

Rot oder Weiß. Die erste schwerwiegende<br />

Entscheidung im Vorfeld der<br />

Spanferkel-Grillerei fällt ja stets wie<br />

weiland bei der Bestellung eines Achtels:<br />

nämlich schlicht zwischen Rot oder Weiß<br />

– mit ähnlich dramatischen Unterschieden<br />

in Geschmack und Typizität. Denn<br />

es gibt in der Welt der Ferkelgriller zwei<br />

grundsätzlich unterschiedliche Fraktionen<br />

beziehungsweise Möglichkeiten der<br />

Fleischvorbereitung. Natur, so wie man<br />

das auch vom Schweinsbraten her kennt,<br />

oder aber gesurt (gepökelt) wie beim<br />

Kochschinken. Damit ist auch ganz gut der<br />

geschmackliche Unterschied beschrieben,<br />

der einen beim fertigen Ferkel unter der<br />

knusprigen Schwarte erwartet. Nur viel<br />

feiner eben. Dass sich die Mehrheit hier für<br />

ein gepökeltes Schweinderl entscheidet,<br />

liegt aber wohl weniger an der Präferenz<br />

des Österreichers für Geselchtes an sich,<br />

sondern eher an dem Umstand, dass den<br />

gesurten und vorgegarten Spanferkeln von<br />

Grilly nachgesagt wird, einfacher von der<br />

Hand zu gehen als die Natur-Variante.<br />

Dafür ist die Kruste bei Letzterer einfach<br />

unschlagbar. Und wirklich schwierig ist<br />

eigentlich beides nicht.<br />

Wir haben unsere Methoden-Auswahl jedenfalls<br />

nach anderen Kriterien getroffen:<br />

Eine Keule und den Rücken vom Spanferkel<br />

gab es ganz natur vom Keramikgrill, das<br />

ins Netz gebundene, gefüllte Ferkel vom<br />

Infrarot-Gasgrill ebenfalls natur, und die<br />

gesurte Version des zugeknöpften Ferkels<br />

haben wir schließlich im Smoker mit Buchenholz<br />

warm geräuchert. Denn Pökelung<br />

und Rauchnoten passen bekanntermaßen<br />

kongenial zusammen – was sich auch hier<br />

wieder bestätigt hat.<br />

Lieferant aller vier Probanden war der oberösterreichische<br />

Familienbetrieb „Grilly“,<br />

der sich mit seinen „Kräuterferkeln“ in<br />

der Gastronomie seit Jahren einen guten<br />

Namen gemacht hat und über die Website<br />

www.grilly.at auch für den Konsumenten<br />

zu erwerben ist. Ein Vorzug der Kräuterferkel<br />

aus dem Hause Grillmair ist aus unserer<br />

Sicht, dass diese extra für diesen Zweck<br />

gezogen, speziell gefüttert und geschlachtet<br />

werden und nicht als zufälliges Nebenprodukt<br />

einer normalen Mast abfallen. Das<br />

ermöglicht eine sehr gleichmäßige und<br />

besonders gute Qualität.<br />

Das Spanferkel oder auch<br />

Milchferkel hat seinen<br />

Namen nicht von irgendwelchen<br />

Holzspänen beim<br />

Räuchern, sondern vom<br />

altgermanischen „spänen“,<br />

also „säugen“. So werden<br />

vorzugsweise Ferkel bezeichnet,<br />

die noch gesäugt<br />

werden, in der Zwischenzeit<br />

hat sich diese Bezeichnung<br />

aber auch für ältere Jungschweine<br />

eingebürgert, die<br />

fachsprachlich als „Läufer“<br />

oder „Überläufer“ bezeichnet<br />

werden. Während echte<br />

Milchferkel etwa im Alter<br />

von sechs Wochen und mit<br />

einem Gewicht von etwa<br />

zwölf bis zwanzig Kilogramm<br />

geschlachtet werden,<br />

bringen die Läufer bis zu 50<br />

Kilogramm auf die Waage.<br />

Das Fleisch von Spanferkeln<br />

ist besonders zart, hell und<br />

von mildem Geschmack,<br />

jenes der Läufer schon etwas<br />

kräftiger und aromatischer,<br />

aber immer noch sehr zart<br />

und delikat. Gerade deswegen<br />

bevorzugen Kenner eher<br />

Ferkel von 20 Kilogramm<br />

aufwärts, an denen außerdem<br />

auch proportional<br />

einfach mehr dran ist. Die<br />

Fleischfülle eines 12-Kilo-<br />

Ferkels hingegen ist ausgesprochen<br />

bescheiden.<br />

Im Vergleich dazu: Normale<br />

Mastschweine werden auch<br />

jung geschlachtet und haben<br />

nach etwa 200 Tagen ein<br />

Schlachtgewicht von 80 bis<br />

120 Kilogramm.<br />

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