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RCKSTR Mag. #165 April 2019

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Nick: Die Gäste sehen nur die Bar und sehen wir<br />

benutzen Röhrchen und Plastikbecher und vielleicht<br />

stört sie das. Auch diesen Dingen wollen<br />

wir begegnen, auch wenn diese sichtbaren Bereiche<br />

nicht unbedingt zu den Gewichtigen Faktoren<br />

zählen.<br />

Also wollt ihr Röhrchen und Plastikbecher minimieren?<br />

Nick: Wir fragen die Leute jeweils, ob sie ein Röhrchen<br />

wollen. Für sehr kleine Konzerte wollen wir<br />

auch nur noch Gläser statt Plastikbecher benutzen.<br />

Nico: Gerade was die Becher betrifft versuchen<br />

wir derzeit eine möglichst effektive Lösung zu finden.<br />

Wir haben unter anderem einen kompostierbaren<br />

Becher ins Auge gefasst. Wenn dieser aber<br />

in Deutschland produziert und kompostiert wird,<br />

bringt das nicht viel. Da kommt die Herausforderung,<br />

für die Clubszene im grösseren Rahmen zu<br />

denken. Wenn sich alle Clubs von Winterthur zusammenschliessen<br />

und einen kompostierbaren Becher<br />

beziehen würden, der regional hergestellt und<br />

kompostiert werden würde, dann hätte das Ganze<br />

auch einen grösseren Einfluss.<br />

Ist es schwierig, konkrete Massnahmen umzusetzen?<br />

Nick: Die Schwierigkeit liegt darin, dass ein Musikclub<br />

eine Institution ist, bei welcher der Konsum<br />

eine zentrale Rolle spielt. Alkohol beispielsweise hat<br />

einen grossen Fussabdruck, selbst wenn er von der<br />

Region kommt.<br />

<strong>#165</strong> | APRIL <strong>2019</strong><br />

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leeren Gläsern rauszunehmen und zu kompostieren. Das muss man sich an<br />

zwei, drei Abenden angewöhnen und dann ist es drin.<br />

Was bedeutet das finanziell für das Salzhaus? Hat es grosse Auswirkungen?<br />

Nico: Ja, es war definitiv eine Entscheidung, die wir auch auf dieser Basis<br />

treffen mussten. Wir jetzt zuerst mal Geld aus, um alles im Detail zu analysieren.<br />

Wir müssen als Kulturbetrieb sorgfältig mit unserem Geld umgehen,<br />

dies fordert am Ende einfach Kreativität. Als Non-Profit-Organisation<br />

stehen Ideale bei uns aber höher als die Ökonomie.<br />

Nico: Eine erste Schwierigkeit lag darin, unseren<br />

Verbrauch vollumfänglich festzustellen. Wir sind im<br />

Moment gerade im Prozess einer kompletten Nachhaltigkeits-Analyse. Da<br />

kommt Einiges zusammen: Reisewege von Acts und Publikum, Produkte<br />

an der Bar, Stromverbrauch der verschiedenen Bereiche. Die kleineren,<br />

plakativen Dinge sind einfach umzusetzen. Wie zum Beispiel unseren<br />

Pet-Wasser-Verbrauch zu minimieren oder den Abfall zu trennen. Bei<br />

grösseren Bereichen wird es herausfordernder. Wenn wir beispielsweise<br />

unser Booking nach ökologisch nachhaltigen Prinzipien konzipieren<br />

wollen, schränken wir so unsere Freiheit ein, alle Acts zu buchen, die wir<br />

wollen, weil das Einfliegen so als Option wegfällt.<br />

Habt ihr eine ungefähre Vorstellung, wie das Ergebnis aussehen wird?<br />

Nico: Bei gewissen Punkten sicher. Wir sind uns bewusst, dass der Transport<br />

der Künstlerinnen einen schwerwiegenden Faktor darstellen. Wir<br />

können uns aber vorstellen, dass man noch Dinge entdeckt, die wir vielleicht<br />

nicht als wichtig empfunden haben. Wir freuen uns auf das Ergebnis<br />

dieser Analyse – und noch mehr auf das Umsetzen der auf dieser Basis<br />

beschlossenen Massnahmen. Und natürlich hoffen<br />

wir darauf, dass viele andere Betriebe danach mitund<br />

nachziehen.<br />

Dass nach einem Wochenende viele leere<br />

Flaschen rumstehen, ist klar. Aber was sind<br />

weitere Umweltfaktoren eines Clubbetriebes,<br />

die einem Gast vielleicht nicht auf den ersten<br />

Blick auffallen?<br />

Nico: Woher wir den Strom beziehen, wie das<br />

Haus isoliert ist, die Reisewege der Acts, die Abfalltrennung,<br />

die Lüftung und die Heizung, was<br />

essen die Bands. All diese Dinge nimmt man nur<br />

passiv wahr.<br />

«Wenn wir beispielsweise<br />

unser Booking nach ökologisch<br />

nachhaltigen Prinzipien<br />

konzipieren wollen,<br />

schränken wir so unsere<br />

Freiheit ein, alle Acts zu<br />

buchen, die wir wollen, weil<br />

wir gewisse einfliegen lassen<br />

müssten.»<br />

Ihr seid also bereit, auf Dinge zu verzichten?<br />

Nico: Man kann es sich als Club zwar nicht leisten, alles der ökologischen<br />

Nachhaltigkeit unterzuordnen, aber es ist – wie in allen Bereichen – höchste<br />

Zeit, dass sie eine zentrale Rolle erhält. Man kann auch mit anderen<br />

Clubs zusammenspannen. Zum Beispiel kann man einen Künstler nicht<br />

nur für ein Konzert in die Schweiz holen, sondern mit zwei anderen Locations<br />

für drei Konzerte buchen.<br />

Was kann ein Gast selber tun, damit sein<br />

oder ihr Ausgang «grüner» wird?<br />

Nico: Mit dem Zug statt dem Auto zu kommen<br />

oder noch besser mit dem Velo, ein lokales Bier<br />

trinken und die lokalen Clubs unterstützen. Ich<br />

finde aber innerhalb des Salzhaus sind wir dafür<br />

verantwortlich, dass die Gäste nachhaltig durch<br />

den Ausgang oder das Konzert kommen.w

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