STARKS!STROM Nr8 Web-versuch-2
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dunkel-Strom<br />
20<br />
TRIBULATION<br />
Ihr seid mit Ex-GORGOROTH-Frontman GAAHL<br />
(WYRD), UADA und IDLE HANDS auf Tour, wie läufts?<br />
Sehr gut, danke. Du weißt vorher ja nie genau, wie<br />
es laufen wird, aber nachdem ich die anderen<br />
Jungs einige Nächte habe spielen sehen, kann<br />
ich nur sagen, es sind alles großartige Shows.<br />
Das einzig Ärgerliche sind meine Halsschmerzen.<br />
Ich hatte Probleme mit der Stimme. Das ist ein<br />
etwas beschissenes Gefühl, wenn du dich bei<br />
deiner Stimmkraft mit 50% zufrieden geben<br />
musst, weil du natürlich immer 100% auf der<br />
Bühne geben willst. Aber irgendjemand muss die<br />
Texte ja singen, egal wie. Selbst, wenn du dabei<br />
wie ein kaputter Plattenspieler klingst. Die ersten<br />
Tage klang ich wie ein Teenager im Stimmbruch<br />
(Anm: Johannes macht die Geräusche nach), aber<br />
es wird gottseidank besser.<br />
Konzerte absagen war keine Option?<br />
Nein, nie. Selbst als ich auf einer unserer ersten<br />
Tourneen, vor vielen Jahren, meine Stimme<br />
komplett verlor, zogen wir es durch. Ich war für<br />
ganze drei Tage einfach<br />
stumm, also musste unser<br />
Gitarrist Adam statt<br />
mir singen. Auf Tour<br />
bist du von so vielen Menschen umgeben und<br />
dennoch fühlte ich mich so einsam wie nie<br />
zuvor, da ich ja mit niemandem reden konnte.<br />
Das war furchtbar.<br />
Dann freuen wir uns, dass es dir wieder besser geht<br />
und du eure Songs live singen kannst. Welcher ist<br />
dein momentan liebster Live-Song?<br />
Stilbruch im Stimmbruch<br />
Schwarze Melodien zu später Stunde. Bevor die Schweden den ausverkauften Wiener Viper Room<br />
bespielten, baten wir Sänger/Bassist Johannes Andersson zum Interview.<br />
Gute Frage. Vermutlich „Nightbound“ und „The<br />
World“, beide vom aktuellen Album „Down Below“.<br />
Der erste ist ziemlich upbeat, viel Headbanging.<br />
Der zweite eher das Gegenteil. Stillstehen, wie ein<br />
Monument, einfach cool dabei sein.<br />
Ihr spielt hauptsächlich Tracks von “Down Below‘‘<br />
und ,,Children Of The Night‘‘, nur wenig von den<br />
anderen Alben…<br />
Das erste Album ist so verdammt schnell, und wir<br />
werden älter (lacht). Aber klar, jedes Album geht<br />
einen eigenen Weg, schlägt eine neue Richtung<br />
ein. Wir <strong>versuch</strong>en, die Setlist strukturiert zu<br />
gestalten, damit es nicht langweilig wird. Wir<br />
wollen ein gewisses Tempo beibehalten.<br />
Ihr vereint eine Vielzahl unterschiedlicher Einflüsse:<br />
Death, Progressive, Heavy, Black, neuerdings auch<br />
Gothic. Warum?<br />
Die simple Antwort lautet: Weil wir gelangweilt<br />
wären, würden wir uns auf ein einziges Genre<br />
beschränken. Wenn du ewig Underground<br />
Death Metal spielst, wirst du es nicht allzu weit<br />
bringen. Ich will jetzt<br />
nicht sagen, dass wir<br />
<strong>versuch</strong>en, uns zu verkaufen…<br />
Eher landet<br />
das, was uns im Erschaffungsprozess eines Albums<br />
inspiriert und beeinflusst, schlussendlich<br />
auch auf der Platte. Das vorhergehende Album<br />
interessiert uns da nicht mehr so, wir legen dann<br />
den Fokus auf das Hier und Jetzt.<br />
„Selbst, wenn du dabei wie ein kaputter Plattenspieler klingst“<br />
Sound-Experimente im Hause Andersson?<br />
Du wirst natürlich immer Typen finden, die<br />
sagen: ,,Hey ihr Verlierer, warum spielt ihr nicht<br />
© Century Media<br />
die ganze Zeit nur noch `The Horror´ (Debüt-LP<br />
aus 2009, Anm)?“. Nun, ganz einfach: Weil wir<br />
,,The Horror‘‘ nicht 20 Jahre lang spielen wollen,<br />
daran würden wir zerbrechen.<br />
Kommen wir auf besagten Gothic-Einfluss zu sprechen.<br />
All die großen Gothic Metal Acts von TIAMAT<br />
über THE GATHERING bis TYPE O (RIP Pete) gibt es<br />
nicht mehr oder sie backen deutlich kleinere Brötchen.<br />
Wie kam es, dass ihr mit dem 2015er-Werk ,,Children<br />
Of The Night‘‘ diesen nicht mehr allzu populären Style<br />
für euch entdeckt habt?<br />
Naja, einen gewissen Gothic-Vibe hatten wir ja<br />
schon immer. Selbst auf ,,The Horror‘‘ geistert<br />
viel Nosferatu durch die Gegend, viel Vampir-<br />
Thematik. Aber das ist eher die Ästhetik. Was<br />
uns schon immer inspiriert hat, ist natürlich<br />
der Horror und seine romantischen Aspekte.<br />
Zu „Children Of The Night“-Zeiten sind wir dann<br />
richtig auf TYPE O NEGATIVE abgefahren. Früher<br />
reizte mich die Band nicht sonderlich. Aber wie<br />
bei vielen anderen Bands, die ich länger vermieden<br />
habe, hat sich gezeigt, dass sie in Wahrheit<br />
© Privat<br />
richtig gut sind. „World Coming Down‘‘ ist meine<br />
Lieblingsplatte von ihnen, und wohl auch ihre<br />
ernsteste. Für mich ein perfektes Album.<br />
Natürlich haben wir die auch klassischen<br />
Gothic-Bands gehört, THE SISTERS OF MERCY,<br />
DEPECHE MODE, THE CURE. Ich würde jedoch<br />
nicht sagen, dass wir ähnlich wie diese Bands<br />
klingen. Am ehesten noch wie die frühen<br />
SISTERS.<br />
Aber das war jetzt nicht unbedingt unser Ziel<br />
oder unsere Vision, im Gegenteil. Als wir aufwuchsen,<br />
war Gothic eher abstoßend. Dieser<br />
90er-Emo-Goth, furchtbar. Leute, die behaupteten,<br />
MARILYN MANSON wäre Goth. Als wir<br />
älter wurden, bemerkten wir, dass es noch eine<br />
ganz andere Seite des Gothic gibt. Es ist ein<br />
wenig wie ein Fass ohne Boden, da gibt es so<br />
viel Inspiration in diesem Konzept. Es sind<br />
nicht nur alte Kirchen. Du hast diese düstere<br />
Seele, diese schwärzere Fassade. Nicht, dass wir<br />
depressiv wären, wir finden das einfach sehr<br />
ansprechend. Tatsächlich ist das recht schwer<br />
zu beschreiben, was es genau ist. Am ehesten eine<br />
Einstellung, ein Gefühl.<br />
Welches ihr wunderbar transportiert. Dennoch könnte<br />
das nächste Album schon wieder ganz anders klingen.<br />
Ich will jetzt nicht in Aussicht stellen, dass wir<br />
zurück zu unseren Death Metal Wurzeln gehen,<br />
aber es kann so gut wie alles passieren. Wir kleben<br />
nirgends fest. Man darf davon ausgehen, dass es<br />
einen natürlichen Fortschritt geben wird. Für<br />
viele Fans war ,,The Formulas Of Death‘‘ 2013 ein<br />
Schock, weil wir davor auf „The Horror“ einen<br />
starken Death Metal-Sound hatten. Und plötzliche<br />
dieses Progressive-Zeug mit seinen 75 Minuten.<br />
Die Leute waren verwirrt, aber wir wollten, dass<br />
etwas weitergeht.<br />
Und immer noch weitergehen wird, Stichwort neue<br />
Veröffentlichungen?<br />
Wir arbeiten dran, allerdings traue ich mich noch<br />
nicht zu viel auszuplaudern. Aber wir steigen<br />
nicht auf die Bremse, noch nicht. Also bleibt<br />
gespannt, es werden viele Dinge passieren.<br />
Wir freuen uns darauf, danke fürs Interview!<br />
www.tribulation.se www.facebook.com/Tribulationofficial<br />
Gabriel