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sortimenterbrief Mai 2019

Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Mai 2019

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jubiläumsinterview<br />

indem wir andere Aufträge hatten.<br />

Schreibjobs, grafische Arbeiten etc.<br />

Rasch entwickelten wir auch ein eigenes<br />

Produktumfeld, buchhändlerische<br />

Werbemittel, Bücher, Branchendienstleistungen.<br />

Davon haben wir uns<br />

teilweise wieder verabschiedet. Denn<br />

es wurde immer deutlicher, dass das<br />

Magazin Buchkultur unser wirkliches<br />

Kernprodukt ist, das eine Nische<br />

erfolgreich ausfüllt und darin eine treue,<br />

stabile und homogene Leserschaft<br />

erreicht. Die letzten Jahre waren geprägt<br />

von einem Rückzug der öffentlichen<br />

Hand aus dem Kulturbereich, das<br />

bedeutet natürlich für den gesamten<br />

Kunstsektor keinen Rückenwind und<br />

auch wir haben Aufträge und Projekte<br />

verloren. Andererseits haben speziell<br />

uns die neuen Medienentwicklungen<br />

in die Hände gespielt: Agieren in Communities,<br />

Aufwertung der redaktionellen<br />

Qualität, Ansprache einer scharf<br />

definierten Zielgruppe.<br />

Wie versteht sich die Buchkultur mit<br />

der Onlinewelt?<br />

Schnepf: Wir haben seit den ersten<br />

Stunden große Affinität zu den<br />

neuen Medien gehabt. Das zeigt<br />

auch die Gründung der ARGE<br />

Multimedia im Buchhandel im<br />

Jahre 1996. Wir wollten schon<br />

damals, dass sich die Buchbranche<br />

als Inhaltsvermittler eine zentrale<br />

Rolle auch bei den digitalen<br />

Medien aufbaut. Daher haben wir<br />

damals dem deutschsprachigen<br />

Buchhandel kostenlose Multimedia-PCs<br />

organisiert, Telefon-Hotlines<br />

angeboten und mit der<br />

Frankfurter Buchmesse die Multimedia-<br />

Hallen konzipiert. Das Magazin Buchkultur<br />

selbst ist digital als ePub im<br />

Online-Buchhandel und als ePaper im<br />

Online-Kiosk erhältlich. Wir sprechen<br />

Menschen an, die im stationären oder<br />

Online-Buchhandel einkaufen, im gedruckten<br />

oder digitalen Buch lesen.<br />

Neben Facebook, Twitter und Instagram<br />

betreiben wir einen Newsletter, den<br />

„Buchkultur-Bücherbrief“, zu dem wir<br />

von unseren Lesern wirklich tolle<br />

Rückmeldungen bekommen. Wir<br />

merken also auch heute: Buchkultur und<br />

Online verstehen sich bestens!<br />

An welche Momente und Highlights<br />

erinnern Sie sich gerne zurück?<br />

Von der ersten Ausgabe zur aktuellen Buchkultur-Ausgabe Nr. 183<br />

Schnepf: Ich erinnere mich besonders<br />

gut und gerne an ein Erlebnis im Jahr<br />

1994. Ein Telefonanruf – am anderen<br />

Ende der Leitung ist Christian von<br />

Zittwitz. Ich kannte ihn nur vom Lesen,<br />

den großen Chef vom BuchMarkt.<br />

Dieses Branchenblatt war damals für<br />

mich die Bibel, ich habe Wissen über die<br />

Branche herausgezogen, Hintergründe<br />

aus der Geschichte gelernt. Und jetzt ruft<br />

er mich an. Er wolle mich treffen, würde<br />

nach Wien kommen für ein Gespräch<br />

mit mir, denn er findet es ziemlich<br />

bemerkenswert, was wir da machen.<br />

Und er ist wirklich gekommen, um mich<br />

zu treffen. Sein Rückflug ging bereits drei<br />

Stunden später, so sind wir nicht mal in<br />

die Wiener City gefahren, sondern gleich<br />

bei der nahen Trabrennbahn Freudenau<br />

in ein abgefahrenes, morbides Wirtshaus<br />

gefallen. Nach einem intensiven<br />

Gespräch ging es zurück zum Flieger.<br />

Dem Christian werde ich das nie<br />

vergessen. Das ehrliche Interesse an<br />

uns, seine Anerkennung unserer Arbeit,<br />

das war eine Wertschätzung, die ich aus<br />

Österreich kaum kannte.<br />

Im Rahmen der heurigen Leipziger<br />

Buchmesse feierten Sie das Jubiläum<br />

gebührlich. Wie war’s?<br />

Schnepf: Das war ein wirklich feines<br />

Fest! Ich bin ja sonst nicht so der große<br />

Party-Mensch, es kam jedoch von derart<br />

vielen Seiten der Input: zu 30 Jahren<br />

musst du schon was machen. Und<br />

dann hat sich der Max Freudenschuß<br />

dahintergeklemmt und alles organisiert.<br />

Das war einfach perfekt, wie man am<br />

Ergebnis gesehen hat und an den vielen<br />

total netten Rückmeldungen, die ich bis<br />

heute bekomme. Ja, ein richtig schönes<br />

Fest war das!<br />

Wo sehen Sie die großen Themen der<br />

Gegenwart – aber auch der Zukunft am<br />

Sektor Buch? Für Verlage, aber auch für<br />

den stationären Handel.<br />

Schnepf: Es gibt in der Tat einige<br />

Herausforderungen in allen Segmenten<br />

der Branche. Auf die einzugehen,<br />

würde den Rahmen unseres Gesprächs<br />

sprengen. Aber eines möchte ich grundsätzlich<br />

schon sagen: Ich sehe vieles nicht<br />

so negativ und problembehaftet, wie es<br />

in der Gesellschaft oftmals dargestellt<br />

wird. Kinder würden generell kaum mehr<br />

lesen, das elektronische Buch verdrängt<br />

die gute, alte Lesekultur, damit<br />

auch den stationären Buchhandel<br />

und so weiter und so fort ...<br />

Gegen diesen verallgemeinerten<br />

Pessimismus verwehre ich mich<br />

bei jeder Gelegenheit! Aber eine<br />

Entwicklung, die ich bei manchen<br />

Verlagen beobachte, möchte ich<br />

dennoch erwähnen: Diese ist, dass<br />

wieder einmal die Betriebswirtschaftler<br />

das Programm prägen.<br />

Das gab es schon mal zur<br />

Millenniumswende und wir<br />

haben uns gefragt: Wo sind die<br />

Verlegerpersönlichkeiten? Letztendlich<br />

hat es damals nicht geklappt und es<br />

wird auch in Zukunft nicht der richtige<br />

Weg sein. Ein großer Koch kreiert neue<br />

Gerichte nicht aus Rezeptanleitungen<br />

und ein guter Verleger entwickelt Ideen<br />

nicht aus der Excel-Datei.<br />

Danke für das Gespräch!<br />

<strong>sortimenterbrief</strong> 5/19 13

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