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MEDIA BIZ April #239

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menschen kolumne<br />

Glaubenskriege<br />

von Wolfgang Ritzberger<br />

Auf der Diagonale bekam eine der<br />

immer wiederkehrenden Auseinandersetzungen<br />

einmal mehr<br />

ein klein wenig Aufmerksamkeit, die<br />

durchaus ernsthaft gemeinte Frage: Film oder nicht Film,<br />

Filmemacher oder Datensammler. Denn streng genommen<br />

sind wir – reduzieren wir die Kunst auf das Aufnahmemedium<br />

- im digitalen Zeitalter Datenmacher geworden, wobei<br />

auch das eine in den Augen der Fans des analogen Films,<br />

des guten alten Cinematerials, unzulässige Verkürzung ihres<br />

Standpunktes darstellt. Abgesehen davon, dass Marie Kreutzer,<br />

die Regisseurin des Eröffnungsfilmes, die Tatsache, dass<br />

sie auf 35 mm gedreht hatte, explizit erwähnte, tauchte das<br />

Thema am nächsten Abend, beim Empfang der steirischen<br />

Filmwirtschaft, wieder auf. Eher zufällig, denn ein am Tisch<br />

sitzender Journalist kam auf die sattsam bekannte Fehlmeinung,<br />

beim digitalen Film „is eh wurscht“, weil Speicherkapazitäten<br />

kosten so gut wie nichts. Der Produktionsleiter des<br />

Eröffnungsfilms, Gottlieb Pallendorf, war ebenfalls dabei, und<br />

wir beide widersprachen sofort - die Begründung ist, nehme<br />

ich an, unseren klugen Leserinnen und geneigten Lesern bekannt.<br />

Ja, Speicher ist nicht mehr teuer, Arbeitszeit sehr wohl,<br />

und die Größe der Datenmengen machen einen erheblichen<br />

Unterschied. Pallendorf brachte dann noch die Stimmung am<br />

Set ins Spiel, wenn „echter“ Film durch eine „Mühle“ rennt -<br />

was an Zeiten erinnert, in denen die Tonmeister am Set bei<br />

den Nurtönen gestritten haben, weil sie verlangten, dass die<br />

Schweinwerfer weiter brannten und die Kamera „laufen“<br />

musste. Und noch eins sagte er: Man würde den Unterschied<br />

sehen. Auf der Leinwand, auch weil analoger Film künstlerisch<br />

betrachtet schon für sich eine eigene Qualität generiere. Das<br />

interpretiert heißt nichts anderes, dass der Verwendung von<br />

analogem Film per se eine künstlerische Qualität inne wohne,<br />

die mit einer digitalen Kamera nie erreicht werden könne.<br />

In den USA wären etliche Regisseure wieder zum analogen<br />

Film zurückgekehrt. Panavision, der Standard in den USA,<br />

stellt anders als Arri nach wie vor „echte“ Filmkameras her,<br />

erst vor knapp drei Jahren wurde auf der NAB die 8k-Version<br />

einer digitalen Panavision, die Millenium DXL2, vorgestellt,<br />

die in Zusammenarbeit mir RED entstanden ist. Wobei Panavision<br />

auch sonst eher pragmatisch agiert - auf der Website<br />

werden bei den digitalen Kameras auch Arri, Sony, Phantom<br />

und Panasonic neben den eigenen Modellen angeboten. Arri<br />

serviciert seine „alten“ Kameras, stellt aber keine analogen<br />

„Mühlen“ mehr her und hat bekanntlich sehr viel Geld und<br />

Entwicklung in die Alexa oder die Amira gesteckt. Ist jetzt ein<br />

<strong>MEDIA</strong> <strong>BIZ</strong><br />

Film, der damit gedreht wird, um den<br />

Gedanken vom künstlerischen Einfluss<br />

wieder ins Spiel zu bringen, von Anfang<br />

an weniger „Filmkunst“ als ein analog<br />

gedrehter? Wenn ich jetzt den Mythos Arri wegdenke und<br />

mir eine Sony oder eine Canon vorstelle, fühlt es sich dann<br />

nicht auch ein wenig nach „großes Kino wird das aber jetzt<br />

nicht“ an? Anscheinend schon, für einige zumindest. Wobei<br />

die Verwendung einer digitalen Arri sich glaublich für einige<br />

Filmschaffende noch eher als „Film“ anfühlt als die Verwendung<br />

jener Marken, die uns auch aus der Unterhaltungsindustrie<br />

oder der Herstellung von Broadcastequipment bekannt<br />

sind. Ob die Mehrheit der Kinobesucher den Unterschied<br />

erkennen kann, werden wir nie erfahren, denn dafür müssten<br />

wir ein völlig unmögliches Unterfangen starten - den exakt<br />

gleichen Film unter den exakt gleichen Bedingungen (was<br />

schon angesichts der zahllosen Entscheidungen, die von sehr<br />

vielen Menschen Tag für Tag beim Drehen getroffen werden,<br />

unmöglich ist) zweimal drehen. Also wird bleiben, dass einige<br />

wissen, dass auf 35 mm gedreht wurde und es daher empfinden,<br />

dieses Extra an Kunst, sozusagen „mei Extra!“. Und jene<br />

im Publikum, die das nicht wissen, oder denen das wurscht<br />

ist, die einfach einen technisch und handwerklich guten Film<br />

sehen wollen, denen dieses Extra verborgen bleiben wird.<br />

Bei den Apfel-Indianern, die noch vor einigen Jahren heftige<br />

Kriege gegen die Windows-Komantschen führten, wurde<br />

das Kriegsbeil zwar nicht begraben, aber die neuen Stammeshäuptlinge<br />

in Cupertino sind schon lange nicht mehr<br />

so „anders“, und die anderen Clans lassen seit einiger Zeit<br />

auch moderne Designer über ihren Kramladen - schaut dann<br />

meistens nicht mehr ganz so schlimm aus wie ehemals. Und<br />

nachdem die echten Neuerungen aus Cupertino ebenfalls<br />

auslassen, meist werden Verbesserungen und Verteuerungen<br />

präsentiert, und auch ein eigener Streaming-Channel als<br />

SVoD-Plattform löst bei den Groupies keine Ohnmachtsanfälle<br />

mehr aus, lohnt der Krieg nicht mehr. Nur<br />

einige wenige, leicht verbissene und aus der<br />

Zeit gefallene EDV-Fuzzis knurren ihre<br />

Äpfel-User noch schlecht gelaunt<br />

an, wenn die Mails wegen eines<br />

neuen Zertifikates auf dem<br />

neuen Betriebssystem nicht<br />

so gscheit funktionieren.<br />

Wenigstens das funktioniert<br />

immer noch<br />

nicht.<br />

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