antriebstechnik 6/2019
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antriebstechnik 6/2019
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19174<br />
06 JUNI <strong>2019</strong><br />
TITELSTORY<br />
18 I WÄLZLAGER<br />
Findling: 100 Jahre Innovationskraft<br />
38 I ELEKTROMOTOREN<br />
Kompakte Kraftprotze im Ex-Bereich<br />
60 I SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE<br />
Der richtige Dreh<br />
32 I DER IDEENGEBER<br />
Wie man dem Cobot Beine macht<br />
Maximilian Hanekopf stellt „sein“ Lift- und Slidekit vor<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />
Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.
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EDITORIAL<br />
KONKURRENTEN ODER<br />
PARTNER?<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
mit der Digitalisierung des Maschinenbaus gehen große<br />
Chancen einher: Die Effizienz steigt, Wartungsintervalle<br />
werden optimiert, neue Geschäftsfelder eröffnen sich.<br />
Natürlich gibt es auch Risiken. Und dabei spreche ich in diesem<br />
Fall nicht von den typischerweise vorgebrachten Ängsten vor<br />
Datenlecks oder Cyber-Spionage.<br />
Nein, oftmals hört man die Furcht vor den „Software-Riesen“,<br />
die das Geschäft mit den Prozessdaten möglicherweise an sich<br />
reißen und die Kräfteverhältnisse im Maschinenbau zu ihren<br />
Gunsten beeinflussen könnten. Klassische Maschinenhersteller<br />
und Zulieferer wären in diesem Szenario nicht mehr als<br />
„einfache“ Stahllieferanten. Diese Entwicklung haben wir zum<br />
Anlass genommen im Rahmen der 1. Mainzer Expertengespräche<br />
die Frage aufzuwerfen: „Maschinenbau-Mittelstand<br />
und Software-Giganten: Konkurrenten oder Partner?“<br />
Unsere Experten aus der Software-, Antriebstechnik-, Automatisierungs-<br />
und Fluidtechnik-Branche sind sich sicher: Dies lässt<br />
sich nicht pauschal beantworten. Vielmehr muss man<br />
sämtliche Folgen der Digitalisierung (auf die Arbeitswelt, den<br />
internationalen Wettbewerb, usw.) betrachten, um zu einer<br />
abschließenden Einschätzung zu kommen. Eine ausführliche<br />
Zusammenfassung der hochkarätig besetzten Diskussionsrunde<br />
lesen Sie ab Seite 12. Viel Spaß bei der Lektüre wünscht<br />
Ihnen<br />
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38<br />
EDITORIAL<br />
03 Konkurrenten oder Partner?<br />
SOFTSTARTER<br />
6 Menschen, Unternehmen, Märkte<br />
10 Mangelndes Fachwissen und fehlerhafte Schmierung<br />
halten Hersteller von Industrie-4.0-Technologien ab<br />
12 Maschinenbau-Mittelstand und Software-Giganten:<br />
Konkurrenten oder Partner?<br />
16 Konkret nachgefragt – Antrieb: Elektrisch, oder<br />
Fluidtechnisch?<br />
SPECIAL<br />
Dunkermotoren GmbH, Bonndorf<br />
MECHANISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
18 TITEL Findling Wälzlager: 100 Jahre Erfahrung<br />
24 Neue Wälzlager-Lösungen für Spindelantriebe<br />
28 Maßgeschneiderte Lösungen mit hoher Präzision<br />
LINEARTECHNIK<br />
32 Der Ideengeber: Wie man dem Cobot Beine macht<br />
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60<br />
ELEKTRISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />
ELEKTROMOTOREN<br />
34 Gleichmäßig von der Rolle<br />
38 Kompakte Kraftprotze<br />
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TITELBILD<br />
Findling Wälzlager GmbH,<br />
Karlsruhe<br />
4 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
40 Was Sie bei Modernisierungen beachten müssen<br />
44 Effizienter Auslegungsprozess für Stirnräder – Teil 2<br />
SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE<br />
52 Auf Befehl<br />
56 Smarte Getriebe für die digitalisierte<br />
Antriebstechnik<br />
60 Der richtige Dreh<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
62 FVA-Workbench: Neue Version noch<br />
nutzerfreundlicher<br />
64 Aktuelles aus der FVA<br />
66 PEER REVIEWED Simulation schnelldrehender<br />
Wellen-Lager-Systeme – Teil 1<br />
SERVICE<br />
73 Impressum<br />
MEIN TIPP<br />
In vielen Wirtschafts- und Industriebereichen wird<br />
mit brennbaren Stoffen in Form von Gasen,<br />
Dämpfen, Nebeln oder Stäuben gearbeitet, die in<br />
Verbindung mit Sauerstoff eine explosionsfähige<br />
Atmosphäre bilden. Für die Entwicklung und<br />
Produktion von Servomotoren im Ex-Bereich<br />
benötigt man deshalb viel Erfahrung und ein<br />
hohes Qualitätsbewusstsein, denn die<br />
Verantwortung eines Herstellers ist in diesem Fall<br />
besonders hoch. Lesen Sie hierzu ab Seite 38.<br />
Holger Seybold, Redakteur, h.seybold@vfmz.de
SOFTSTARTER<br />
ERSTE ‚DIGITAL NATIVE CNC‘ VORGESTELLT<br />
DIE TOP<br />
ONLINE-ARTIKEL<br />
UNSERER WEBSITE<br />
Anlässlich der Vor-Pressekonferenz zur Metallbearbeitungs-<br />
Messe EMO stellte Siemens seine neue Steuerung ‚Sinumerik<br />
One‘ vor und treibt so die digitale Transformation der<br />
Werkzeugmaschinenindustrie voran. Die neue Steuerung wartet<br />
mit Software zur Erstellung der Maschinensteuerung und<br />
dem dazugehörigen digitalen Zwilling aus einem Engineeringsystem<br />
auf und trägt so zu einer nahtlosen Integration von<br />
Hard- und Software bei. Aus diesem Grund spricht der<br />
Hersteller auch von einer ‚Digital Native CNC‘. Dank des<br />
nahtlosen Zusammenspiels von virtuellem und realem<br />
Portfolio sowie einer hoch performanten Hardware soll die<br />
Sinumerik One neue Maßstäbe in Sachen Produktivität,<br />
Leistungsstärke und Digitalisierung setzen.<br />
Die Sinumerik One ermöglicht Werkzeugmaschinenherstellern<br />
die vollständige virtuelle Abbildung ihrer Entwicklungsprozesse<br />
und reduziert damit signifikant die Produktentwicklungs-<br />
und die Markteinführungszeiten neuer Maschinen.<br />
Durch die virtuelle Vorbereitung der Inbetriebnahme lässt sich<br />
die Dauer der realen Inbetriebnahme deutlich reduzieren.<br />
Basierend auf dem virtuellen Maschinenmodell eröffnen sich<br />
für Maschinenhersteller und Maschinenbetreiber ganz neue<br />
Möglichkeiten. So lassen sich bereits vor Verfügbarkeit der<br />
realen Hardware Maschinenkonzepte und Funktionen<br />
zielgerichtet diskutieren. Die realitätsgetreue Bearbeitungssimulation<br />
der Sinumerik One ermöglicht es Maschinenanwendern,<br />
die Programmierung der Werkstücke und die<br />
Einrichtung und den Betrieb der Maschinen komplett am PC<br />
zu simulieren. Auch die Schulung des Personals kann abseits<br />
der realen Maschine bereits am digitalen Zwilling erfolgen.<br />
www.siemens.de<br />
An dieser Stelle präsentieren wir Ihnen die fünf<br />
meistgelesenen Artikel des Monats unserer<br />
Internetpräsenz.<br />
WWW.ANTRIEBSTECHNIK.DE<br />
Das Ranking umfasst alle Seitenaufrufe im Monats-Zeitraum bis<br />
ca. 2-3 Wochen vor Erscheinungstermin dieser Ausgabe. Die<br />
Berechnungsbasis von 100 % entspricht der Summe der fünf Plätze.<br />
31,9 %<br />
Phoenix Contact für Digitalisierung im<br />
strategischen Einkauf ausgezeichnet<br />
21,6 %<br />
Zwei Führungswechsel bei Parker<br />
16,3 %<br />
So sorgen Frequenzumrichter für Sicherheit<br />
im Vergnügungspark<br />
15,8 %<br />
Dieselmedaille <strong>2019</strong> geht an Wittenstein<br />
14,4 %<br />
Leantechnik baut Vertrieb um<br />
HUTH ÜBERNIMMT VERTRIEB UND MARKETING BEI KÜBLER<br />
Die Kübler-Gesellschafter und -Geschäftsführer Gebhard und Lothar Kübler haben die<br />
Geschäftsführung des Familienunternehmens mit Martin Huth erweitert. Er übernimmt<br />
die Verantwortung für Vertrieb und Marketing. In Hongkong geboren, hatte<br />
Huth (Bild r.) bereits mehrere Führungspositionen in der Sensorik und Automatisierung<br />
inne, oft in Asien. Für Kübler arbeitet der 53-Jährige seit 2012. Bis Ende 2018 lebte er<br />
als Direktor APAC in Asien und verantwortete dort den asiatisch-pazifischen Markt mit<br />
den Töchterunternehmen in China und Indien. Diese Länder entwickelte er zu wichtigen<br />
Wachstumstreibern. In seiner neuen Position soll Huth den Ausbau smarter<br />
Produkte und Lösungen vorantreiben. Außerdem soll er sich um eine rasche Einführung<br />
neuer Produkte kümmern und Vertriebsgebiete international weiter ausbauen. Die<br />
Brüder Gebhard (Bild M.) und Lothar Kübler (l.) wollen sich nun stärker auf strategische<br />
Geschäftsbeziehungen und Zukunftsprojekte konzentrieren.<br />
www.kuebler.com<br />
6 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SOFTSTARTER<br />
100 JAHRE KONTINUIERLICHES WACHSTUM<br />
SPN Schwaben Präzision feiert in diesem<br />
Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Aus dem<br />
einstigen Kleinbetrieb mit sechs Mitarbeitern<br />
ist einer der wichtigsten Arbeitgeber<br />
der Region mit über 300 Mitarbeitern<br />
geworden. Keimzelle des Unternehmens<br />
war Glashütte (Sachsen). Dort gründeten<br />
Ernst Pilz und Paul Hayard nach dem Ersten<br />
Weltkrieg eine Werkstatt für Zahnräder und<br />
Lohnverzahnungen. 1935 stieß Fritz Hopf als Teilhaber dazu. Nachdem dort die Produktion durch die Luftangriffe der Alliierten zum<br />
Stillstand kam, verlegte Hopf den Firmensitz nach Nördlingen. Zunächst auf die Herstellung von Wanduhren spezialisiert, wurde in den<br />
1950er Jahren auf Präzisionsmaschinenteile umgestellt. Das kontinuierliche Wachstum spiegelte sich in der Entwicklung z. B. von<br />
Doppelschneckengetrieben (1954), Planetengetrieben (Ende 1980er) oder Luftfahrtkomponenten (2000er) wider. Das Unternehmen<br />
feiert sein Jubiläum im September mit einer Gala, einem Familientag und einem Tag der offenen Tür.<br />
www.spn-drive.de<br />
www.100-jahre-spn.de<br />
FRISCHER WIND IM<br />
VERTRIEBS MANAGEMENT<br />
Bereits im<br />
September<br />
2018 hat Lapp<br />
Karl Heckel<br />
zum Executive<br />
Vice President<br />
Germany<br />
ernannt. In<br />
dieser Position<br />
verantwortet<br />
er seither die<br />
bundesweiten Vertriebsaktivitäten<br />
des Kabelspezialisten aus<br />
Stuttgart.<br />
Karl Heckl war zuvor in mehreren<br />
Führungspositionen bei einem<br />
international agierenden<br />
Unternehmen der Steuerungsund<br />
Automatisierungstechnik<br />
tätig, zuletzt als Vice President<br />
Sales und Market Management<br />
für EMEA. „Der Markt verändert<br />
sich, und deshalb müssen wir<br />
auch die Art, wie wir im Vertrieb<br />
arbeiten, ändern. Wir müssen vor<br />
allem die Strategie unserer<br />
Kunden noch besser verstehen<br />
und ausloten, wie wir Ihnen mit<br />
maßgeschneiderten, innovativen<br />
Verbindungslösungen helfen<br />
können, noch produktiver und<br />
noch besser zu werden“, so Heckl<br />
zu den Plänen. Der klassische<br />
Komponentenverkauf hingegen<br />
werde zukünftig vermehrt online<br />
stattfinden, z. B. über Konfiguratoren,<br />
die es den Kunden zu jeder<br />
Tages- oder Nachtzeit erlauben,<br />
passende Lösungen in Eigenregie<br />
zusammenzustellen.<br />
www.lappkabel.de<br />
DIE KUPPLUNG.<br />
FÜR DIE WELT DER<br />
PRÄZISION<br />
Sicherheitskupplungen<br />
Metallbalgkupplungen<br />
Elastomerkupplungen<br />
RW-KUPPLUNGEN.DE
R+W ERWEITERT FÜHRUNGSSPITZE<br />
MEIN ONLINE-LESETIPP<br />
DIE MÄR VOM GERECHTEN PATENTWESEN<br />
Die Rechtspraxis im<br />
Patentwesen birgt für<br />
Patentinhaber und<br />
insbesondere für angegriffene<br />
vermeintliche<br />
Verletzer erhebliche<br />
Unwägbarkeiten und<br />
Risiken. Gerade mittelständische Unternehmen<br />
geraten zunehmend in die Defensive. Angriffe aus<br />
gewusst schwachen Patenten bedrohen den innovativen<br />
Mittelstand bis hin zur Existenzvernichtung.<br />
So kann bereits eine Klageerhebung Projekte zum<br />
Stillstand bringen noch bevor über Verletzung und<br />
Validität eines Patents entschieden ist. Der Patentverein<br />
erläutert an einem fiktiven Beispiel die<br />
Vorgehensweise von Unternehmen mit Patenten von<br />
zweifelhaft erfinderischer Höhe, und gibt sieben<br />
praktische Tipps, wie sich KMU wehren können.<br />
Jetzt lesen!<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/OL619<br />
Holger Seybold, Redakteur, h.seybold@vfmz.de<br />
Foto: Shutterstock<br />
0001421380_000001.pdf - 07.01.2015<br />
R+W Antriebselemente hat seine Führungsebene ausgebaut.<br />
Zusammen mit Maximilian Crößmann und Holger Vogt als<br />
Verantwortliche besteht die Geschäftsleitung nun aus vier<br />
Personen. Der langjährige Mitarbeiter Maximilian Crößmann<br />
(Bild 2. v. l.), verantwortlich für Finanzen, Controlling und<br />
Personal, erhielt Prokura, ebenso wie Holger Vogt (2. v. r.),<br />
verantwortlich als Operation Manager für die Bereiche<br />
Produktion, Logistik und Einkauf. „Mit der Ernennung zum<br />
Prokuristen unterstreichen wir die hohe fachliche Kompetenz<br />
sowie die Führungsqualität beider Manager und erweitern<br />
deren Verantwortungsbereiche“, erklärte Geschäftsführer<br />
Steffen Herter (l.). Der Mutterkonzern von R+W, Poppe+Potthof,<br />
berief Herter zudem Ende 2018 in die Geschäftsführung der<br />
Holding. Dort trägt er die Verantwortung für die Division Drive<br />
Technology. Der vierte Verantwortliche ist der langjährige<br />
Prokurist Frank Kronmüller (r.), der weltweit die Bereiche<br />
Vertrieb und Marketing verantwortet.<br />
www.rw-kupplungen.de<br />
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Ringe<br />
Zylindrisch oder profiliert.<br />
Außendurchmesser von 150 - 2000 mm,<br />
Gewicht von 3 kg - 1500 kg.<br />
Werkstoffe: Bau-, Edelbau- und Wälzlagerstähle,<br />
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FÜNFTE GENERATION IN DER<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
Mit Ferdinand<br />
Mayr ist die<br />
fünfte Generation<br />
in die<br />
Geschäftsführung<br />
bei Mayr<br />
Antriebstechnik<br />
eingetreten.<br />
Damit hat das<br />
Unternehmen<br />
nun drei<br />
Geschäftsführer aus drei Generationen. Dem Allgäuer<br />
Familienunternehmen steht nun neben Ferdinand Mayr<br />
(Bild r.) auch weiterhin dessen Großvater Fritz Mayr (M.) –<br />
seinerseits Enkel des Firmengründers – sowie Günther<br />
Klingler (l.) vor. Ferdinand Mayr ist künftig für die Digitalisierung<br />
des Unternehmens verantwortlich und steuert gemeinsam<br />
mit Günther Klingler die Finanzen und strategischen<br />
Entscheidungen. „Ich sehe es als eine meiner wichtigsten<br />
Aufgaben, die Herausforderungen von zunehmender Vernetzung,<br />
Digitalisierung und Industrie 4.0 zu meistern und die<br />
Chancen zu nutzen, die sie uns bieten“, sagte Ferdinand Mayr.<br />
Eines der neuesten Produkte des Hauses ist z. B. der Roba-brakechecker,<br />
ein intelligentes Modul für die sensorlose Überwachung<br />
elektromagnetischer Bremsen.<br />
www.mayr.com<br />
8 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />
Platestahl.indd 1 06.12.2018 17:58:29
SOFTSTARTER<br />
IGUS ROADSHOW: WUNSCHTERMINE JETZT BUCHBAR<br />
Igus startet auch in diesem Jahr eine Roadshow mit Motion-Plastics-Neuheiten.<br />
Besucher des Pop-up-Messestandes können die Produkte aus Hochleistungspolymeren<br />
dabei nicht nur anfassen, sondern auch virtuell erleben. Von Energieketten und<br />
Leitungen über Gleit-, Kugel- oder Linearlager bis hin zur Low Cost Automation,<br />
3D-Druck oder Smart Plastics – der Pop-up-Messestand bietet die Gelegenheit, die<br />
Hochleistungskunststoffe in der eigenen Firma kennenzulernen. Zu den Neuheiten,<br />
die ab April präsentiert werden, zählen z. B. die CFROBOT8.Plus Bus-Leitung mit<br />
doppeltem Torsionswinkel (± 360°/m) und garantierter Lebensdauer, das neue<br />
schmier- und wartungsfreie Hochlastlager Iglidur Q2E oder das intelligente Austauschlager<br />
Drylin W, das rechtzeitig vor Ausfall warnt. Neu ist die Möglichkeit, die<br />
Produktion des Motion-Plastics-Spezialisten und das hauseigene Testlabor durch eine<br />
Virtual-Reality-Brille zu besuchen. Ein Wunschtermin für einen Besuch kann vereinbart<br />
werden unter: www.igus.de/hausmesse.<br />
www.igus.de<br />
PARTNER-PORTAL<br />
FÜR DIGITALE<br />
INNOVATIONEN<br />
T H E B E N C H M A R K I N B E A R I N G S<br />
Schneider Electric hat Ende April<br />
<strong>2019</strong> die Gründung von Schneider<br />
Electric Exchange gegeben, einem<br />
branchenübergreifend offenen<br />
Ökosystem zur Lösung von<br />
Nachhaltigkeits- und Effizienzfragen.<br />
Die Businessplattform<br />
stellt Technologieressourcen wie<br />
APIs, Analysen und Datensätze<br />
zur Verfügung, erlaubt den<br />
Zugang zu privaten und öffentlichen<br />
Organisationen und bietet<br />
einen digitalen Marktplatz – eine<br />
Art „App-Store“ für die Industrie.<br />
Eingebundene Partner haben die<br />
Möglichkeit, ihr eigenes Angebot<br />
auszubauen und einem weitaus<br />
größeren Kundenkreis anzubieten.<br />
Auf Grundlage des Portals<br />
soll die Community aus Herstellern,<br />
Systemintegratoren,<br />
Start-ups, Entwicklern, OEMs,<br />
Kunden und Distributoren bei der<br />
Erschließung neuer Marktpotenziale<br />
unterstützt werden. Im<br />
Fokus stehen die Entwicklung,<br />
das Teilen und der Verkauf von<br />
digitalen und IoT-Innovationen.<br />
Schneider Electric Exchange<br />
wurde zunächst im privaten<br />
Beta-Modus veröffentlicht und<br />
wird im November <strong>2019</strong> für eine<br />
breitere Kundenbasis geöffnet.<br />
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+ REPLACEMENT MARKET<br />
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MANGELNDES FACHWISSEN UND<br />
FEHLERHAFTE SCHMIERUNG HALTEN HERSTELLER<br />
VON INDUSTRIE-4.0-TECHNOLOGIEN AB<br />
Deutsche Hersteller zeigen sich<br />
engagiert und optimistisch in<br />
Bezug auf Industrie-4.0-Technologien.<br />
86 Prozent der Befragten<br />
gehen davon aus, dass neue High-Tech-<br />
Lösungen Kostenvorteile für ihre Unternehmen<br />
mit sich bringen werden. Mangelndes<br />
Fachwissen gepaart mit Bedenken<br />
bezüglich des rasanten Veränderungstempos<br />
und der Kosten sind jedoch ein<br />
Hinderungsgrund für den verbreiteten<br />
Einsatz vernetzter, prognosefähiger und<br />
datengestützter Technologien. Angesichts<br />
dessen macht Shell Lubricants in seinem<br />
jüngsten Industriebericht „Exploring<br />
Industry 4.0“ deutlich, dass eine Zusammenarbeit<br />
von entscheidender Bedeutung<br />
ist, um vom Fortschrittspotenzial profitieren<br />
zu können.<br />
Heutzutage nutzen fast alle der befragten<br />
deutschen Hersteller (84 Prozent) mindestens<br />
eine Industrie-4.0-Technologie.<br />
Sensor gestützte Technologien (40 Prozent)<br />
sowie Cloud-Technologien (30 Prozent)<br />
werden am häufigsten eingesetzt, während<br />
Robotik (34 Prozent) und künstliche<br />
Intelligenz (20 Prozent) noch nicht so weit<br />
verbreitet sind. Über die Hälfte (52 Prozent)<br />
der Befragten gaben an, dass sie sich<br />
von diesen Technologien eine erhöhte<br />
Anlagenproduktivität versprechen.<br />
Dennoch ist eine abwartende Haltung in<br />
der Branche zu verzeichnen, wobei<br />
64 Prozent der Befragten die Rasanz der<br />
technologischen Entwicklung beklagen<br />
und 74 Prozent nicht gewillt sind, in neue<br />
Anlagen zu investieren, solange ihre<br />
bestehenden Anlagen immer noch voll<br />
betriebsfähig sind.<br />
Auch bestehen Bedenken bezüglich der<br />
Auswirkungen auf die Gesamtbetriebskosten<br />
(TCO). Mehr als die Hälfte der<br />
deutschen Unternehmen (60 Prozent) geht<br />
davon aus, dass eine Zunahme der<br />
Gesamtbetriebskosten infolge der Einführung<br />
neuer Technologien zu erwarten ist,<br />
vor allem aufgrund der höheren Vorabinvestitionen<br />
und des voraussichtlichen<br />
Anstiegs der Wartungskosten.<br />
Björn Arend, Shell Lubricants Technical<br />
Adviser, sagte: „Der Umfrage zufolge sind<br />
Hersteller vor allem mit der zunehmend<br />
unzureichenden Beherrschung dieser<br />
Technologien sowie einem Mangel an<br />
Unterstützung durch zuverlässige externe<br />
Experten konfrontiert (56 Prozent). Sie<br />
haben ebenfalls Bedenken in Bezug auf die<br />
Schwierigkeiten bei der Vorbereitung der<br />
Mitarbeiter auf die Verwendung dieser<br />
neuen Technologien (66 Prozent). Wir bei<br />
Shell Lubricants wollen das ändern und<br />
können ihnen dabei behilflich sein, diese<br />
Hürden zu bewältigen.“<br />
Effektive Wartungspläne sind von entscheidender<br />
Bedeutung, damit Unternehmen<br />
einen maximalen Gewinn mit ihren<br />
neuen High-Tech-Anlagen erwirtschaften<br />
können. Interessanterweise teilten<br />
92 Prozent der Befragten die Meinung,<br />
dass sich die Einführung dieser neuen<br />
Technologien auf ihre Schmierstoffwahl<br />
auswirken würde. Dennoch halten es nur<br />
44 Prozent für erforderlich, dem Anlagenschutz<br />
mehr Bedeutung beizumessen und<br />
lediglich 28 Prozent sind gewillt, stärker<br />
auf die Schmierstoffqualität zu achten.<br />
Eine optimierte Schmierung kann sich<br />
erheblich auf die Komponentenlebensdauer,<br />
Wartungskosten und ungeplanten<br />
Ausfallzeiten auswirken und somit zu<br />
einer Senkung der Gesamtbetriebskosten<br />
(TCO) und einer verbesserten Anlagenproduktivität<br />
beitragen. Eine externe<br />
Unterstützung ist für Unternehmen, die<br />
ihre Wartungsverfahren verbessern<br />
wollen, von großer Wichtigkeit. 66 Prozent<br />
der Befragten, die Industrie 4.0-Technologien<br />
nutzen, streben eine Zusammenarbeit<br />
mit ihrem Schmierstofflieferanten an,<br />
um diesbezüglich Fortschritte zu erzielen.<br />
Shell bietet derzeit technische Expertendienstleistungen<br />
an, darunter das Live-<br />
Chat-Tool LubeChat und die Schmierstoffanalyse<br />
LubeAnalyst, mit dessen Hilfe<br />
Kunden nicht nur Testergebnisse, sondern<br />
auch eine Diagnose mit einer Erläuterung<br />
zu den verschiedenen Messwerten sowie<br />
einer Empfehlung speziell für ihre<br />
Maschinen bekommen.<br />
„Wir bei Shell Lubricants sind stolz auf<br />
unsere enge Zusammenarbeit mit den<br />
Kunden, die zu einer Verbesserung ihrer<br />
Anlagenwartung beiträgt und ihren<br />
jetzigen und zukünftigen Wettbewerbsvorteil<br />
erhöht. Diese Weitergabe von<br />
Know-how wird für Unternehmen bei der<br />
Bewältigung der bevorstehenden Veränderungen<br />
nur noch an Bedeutung gewinnen“,<br />
sagt Arend.<br />
www.shell.com<br />
METHODIK<br />
Diese von Shell Lubricants in Auftrag<br />
gegebene und vom Forschungsunternehmen<br />
Edelman Intelligence<br />
durchgeführte Umfrage basiert auf<br />
400 Befragungen von Beschäftigten<br />
des Herstellungssektors in acht<br />
europäischen Ländern (Frankreich,<br />
Italien, Polen, Deutschland, Großbritannien,<br />
Türkei, Niederlande,<br />
Spanien), die im Rahmen ihrer<br />
Tätigkeit Schmierstoffe bzw.<br />
Schmierfette kaufen, deren Kauf<br />
beeinflussen oder diese verwenden.<br />
10 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
17450<br />
GUTE GRÜNDE<br />
FÜR WENIGER<br />
AUSFALLZEITEN<br />
Erfahren Sie, wie NSK die Kosten für frühere<br />
Getriebeprüfungsmethoden eliminiert hat:<br />
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DIGITALE TRANSFORMATION<br />
MASCHINENBAU-MITTELSTAND<br />
UND SOFTWARE-GIGANTEN:<br />
KONKURRENTEN ODER PARTNER?<br />
Arbeiten klassische Maschinenbauer und Softwarehäuser bei Industrie 4.0 partnerschaftlich<br />
zusammen – mit dem Ziel, Mehrwerte durch neue Geschäftsideen und -modelle zu<br />
schaffen – oder liegt eine Konkurrenzsituation vor, die die Zusammenarbeit erschwert?<br />
Diese entscheidende Frage zu den künftigen Kräfteverhältnissen im Maschinenbau stellte<br />
unsere Fachredaktion 15 Experten im Rahmen der 1. Mainzer Expertengespräche..<br />
12 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
Eine hochkarätige Expertenrunde<br />
diskutierte unter Moderation von<br />
Rainer Glatz vom VDMA. Dabei<br />
waren Microsoft, SAP, Bosch, Bosch<br />
Rexroth, Schaeffler, Siemens, Aventics,<br />
B&R, Schwäbische Werkzeugmaschinen,<br />
VDMA Fluidtechnik, Festo, Sick und<br />
GFOS. Anders formuliert – in der Runde<br />
waren Digitalisierer, Automatisierer, Maschinenbauer,<br />
Komponenten-Zulieferer<br />
und Gesamtanbieter.<br />
Bereits bei der Frage, wie die<br />
Gesprächsteilnehmer Industrie 4.0<br />
definieren, zeigten sich Unterschiede.<br />
Automatisierer fokussieren Vernetzung als<br />
Basis für den Datenaustausch zwischen<br />
Maschinen, namentlich die Kommunikationstechnologie<br />
OPC UA TSN. Stichworte<br />
hierbei: Standardisierung, Transparenz,<br />
Konvergenz, sehr kurze Latenzzeiten,<br />
hohe Datenmengen und Knotenanzahl<br />
sowie Durchgängigkeit vom Feld- bis zur<br />
ERP-Ebene. Die Datennutzung solle kein<br />
Selbstzweck sein, es gelte die Daten<br />
zielbringend zu nutzen, so etwa um die<br />
Produktivität und Effektivität zu steigern,<br />
also Predictive Maintenance, vorausschauende<br />
Wartung und neu entwickelte<br />
Geschäftsmodelle. Auch Komponenten-<br />
Zulieferer und Gesamtanbieter wollen<br />
OPC UA auf die Feldebene bringen, denn<br />
nur offene Standards gestatten die<br />
Ver netzung, wie sie künftig erforderlich<br />
sein wird.<br />
Alle Parteien arbeiten daran, dementsprechend<br />
die Produktivität zu steigern,<br />
sie flexibler zu gestalten und neue Optionen<br />
auszuloten. Anhand von Prototypen,<br />
aufgerüsteten eigenen Werken oder im<br />
Selbsttest lernen sie, wo die neuralgischen<br />
Punkte sitzen. Im Proof of Concept, bei<br />
Leuchtturmprojekten oder in Kundengesprächen<br />
wird auch praktisch evaluiert:<br />
Welcher Nutzen lässt sich generieren, zu<br />
welchem Benefit und welche Maßnahmen<br />
kommen in welche Reihenfolge. Seit dem<br />
Startschuss zu Industrie 4.0 im Jahr 2011<br />
hat nahezu jedes größere deutsche Unternehmen<br />
Projekte initiiert. Gleichwohl<br />
fehlt es an offenen Standards, außerdem<br />
sind Komponenten oder Maschinen nicht<br />
frei kombinierbar. Das heißt der Nutzen ist<br />
noch wenig wertschöpfend oder in<br />
Einsparungen umsetzbar. Kurz: „Der Hype<br />
um das Buzzword Industrie 4.0 ist abgeebbt<br />
und jetzt geht es an die Kernarbeit“.<br />
Nun soll sich Industrie 4.0 beweisen,<br />
also Losgröße 1 bzw. bei der flexiblen<br />
Umstellung von Maschinen und in der<br />
Produktion. Dies umfasst Themen wie<br />
Datensammlung, Vernetzung, Visualisierung<br />
der Daten, Data Analytics, Machine<br />
Learning und Künstliche Intelligenz.<br />
Neben Fortschritten in der Produktivität<br />
und der Transformation durch Digitalisierung<br />
gehören Mitarbeiter und Kunden mit<br />
in die digitale Welt.<br />
Für ausgewiesene Global Player ist<br />
Industrie 4.0 „auch ein Wettbewerb der<br />
Nationen“. Ob beim Maschinenbauer,<br />
dem Lieferanten, Kunden oder Mit arbeiter<br />
– der Ausbau der digitalen Kompetenz<br />
ist DIE zentrale Herausforderung.<br />
Und bei allen konkurrierenden Technologien<br />
gilt es relevante zu identifizieren, um<br />
einen Mehrwert zu generieren und sich<br />
zu differenzieren.<br />
Hierbei spielt Software eine außerordentliche<br />
Rolle. Für Digitalisierer ist<br />
Software gleichsam das Backbone, auf<br />
dem Industrie 4.0 realisiert wird. Sie stellen<br />
bei Mittelständlern banale Gründe<br />
fest, woran es bei der Digitalisierung<br />
hapert: Prall gefüllte Auftragsbücher,<br />
mangelnde Experten und/oder Verständnis<br />
für Algorithmen oder Prognosen sowie<br />
Detailarbeit, also in welchen Schritten<br />
digitalisiert werden soll.<br />
Dem widerspricht ein Anwender, Disruption<br />
sei beim Endkunden weniger<br />
willkommen. Anwender präferieren eher<br />
einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess.<br />
Industrie 4.0 kann für ihre<br />
Kunden eine bessere, schnellere Hardware<br />
bedeuten oder eine Kombination<br />
aus Dienstleistung und Hardware in Form<br />
eines neuen Geschäftsmodells. Anwender<br />
sind unsicher, ob sie mittelfristig noch<br />
Maschinen mit diversen Zusatzpaketen<br />
wie Predictive Maintenance verkaufen<br />
oder ob Geschäftsmodelle wie etwa Pay<br />
per Use gefordert sind. Oder ob gar ihre<br />
Prozesse und Strukturen grundlegend<br />
überdacht oder zusätzliche komplett neu<br />
erschaffen werden.<br />
Softwarehäuser betrachten den Maschinenbau<br />
als Enabler für weitere Industrien,<br />
etwa die Konsumgüter- oder Automobilindustrie.<br />
Überall dort wo Massenpro dukte<br />
individualisiert werden müssen, brauche<br />
es Industrie-4.0-fähige Maschinen. Und<br />
den Trend zu neuen Geschäftsmodellen<br />
greifen Softwarefirmen gerne auf – Stichwort<br />
Maschine oder Flotte as a service.<br />
Ebenso bieten ihnen Technolo gien – wie<br />
Künstliche Intelligenz, Mixed Reality und<br />
IoT – ebenso wie ihren Kunden und Partnern,<br />
völlig neue Geschäftsoptionen und<br />
digitale Wertschöpfungs ketten. Die Großen<br />
der Softwareunter nehmen verstehen<br />
sich bei der digitalen Transformation als<br />
Partner der Industrie. So auch beim Thema<br />
Cloud, hier gehe es weniger um das ob, als<br />
um das wie. Cloud-Plattformen lassen sich<br />
[<br />
]<br />
... was man kaum sieht
SOFTSTARTER<br />
auch lokal auf Maschinen und Ge räte bringen, wenn keine permanente<br />
Internetverbindung gewünscht oder möglich ist.<br />
WER DOMINIERT WO IM INTERNATIONALEN<br />
WETTBEWERB?<br />
Dass Digitalisierung rund um den Globus den Wettbewerb anheizt,<br />
nicht nur aber vor allem bei Industrieländern, ist für Deutschland<br />
als Exportnation Herausforderung und Chance zugleich. Dennoch<br />
– China und die USA sind mächtige Player. Wer die „Besten<br />
der Besten“ rekrutiert, hat immense Vorteile. Übereinstimmend die<br />
Gesprächsteilnehmer: Das Domänenwissen, das in Deutschland<br />
vorhanden ist, sei der Kern zum Erfolg. Bedeutsam sei das Wissen<br />
rund um die Maschine: Mechatronik, Präzision und Energie effizienz<br />
sowie die industrielle Maschinensicherheit, wo Deutschland<br />
weltweit Standards setzt. Deutschland könne künftig noch stärker<br />
Technologie exportieren. In nicht wenigen Industriebereichen degradiert<br />
die Software teilweise die Hardware. Software steht aber<br />
noch stärker im internationalen Wettbewerb.<br />
Geht es um Maschinen, die Losgröße 1 effizient realisieren,<br />
dann kann Deutschland punkten. Dies würde dafür sorgen, dass<br />
weniger Massenfertigung in China gefragt ist, sondern individuelle<br />
Produkte am Ort der Nachfrage – bei schneller Lieferung.<br />
Da neben gehe es beim Brand „Industrie 4.0“ auch um die Zusammenarbeit<br />
zwischen Regierung, Forschung und Industrie. Statt<br />
Blaupausen sollen vermehrt wettbewerbsfähige Lösungen exportiert<br />
werden. Es gelte, sich mit der realen Welt auseinanderzusetzen<br />
und sich nicht jahrelang in Arbeitskreisen und<br />
Standardisierungsgremien zu vergraben.<br />
Gerade Softwarehäuser betonen: Im Wettbewerb stehen „Digital<br />
Natives gegen Manufacturing Natives“. Während in Deutschland<br />
die Digitalisierung folgt und in der Fertigung stark ist, sei es in den<br />
USA umgekehrt. Japan und China würden derzeit als Fast Follower<br />
wahrgenommen. Zustimmung der Automatisierer: „Deutschland<br />
und Amerika schaukeln sich gegenseitig hoch und China beobachtet<br />
das Ganze, kopiert es, und führt es zielführend zusammen“.<br />
Generell scheinen Kunden aus asiatischen Ländern mutiger zu<br />
agieren, ob beim Mindset oder in einen Vor-Invest zu gehen.<br />
Gesamtanbieter heben hervor, dass Deutschland im B2B-Bereich<br />
eine gute Basis besitzt, um den internationalen Wettbewerb zu<br />
dominieren, nachdem die USA den B2C-Wettbewerb klar für sich<br />
entscheiden konnten. Aber nur bei geänderter Denkweise –<br />
deutsche Firmen müssten noch stärker über Unternehmens- und<br />
Branchengrenzen hinweg kooperieren. Auch die Kundenbedürfnisse<br />
müssten besser verstanden werden, um gemeinsam Problemlösungen<br />
zu entwickeln. Mit anderen Worten: Die Erfolgsrezepte<br />
von heute, die die letzten zwanzig Jahre gegolten haben, müssen<br />
nicht jene der Zukunft sein.<br />
WER SIND DIE NEUEN PLAYER BEI SOFTWARE?<br />
Bei aller Gemeinsamkeit bleibt „die Angst der Zulieferer, dass große<br />
IT-Konzerne in der digitalisierten Welt sich als Datenkraken<br />
zwischen Zulieferindustrie und deren Kunden setzen und ihnen<br />
künftig das Geschäft vermiesen“, wie der Moderator ausführt. Die<br />
angesprochenen Softwarehäuser widersprechen, sie verstünden<br />
sich als Datentreuhändler. Nicht maschinennahe Daten, sondern<br />
Datensätze wie „Meine Maschinenflotte hat im letzten Monat<br />
folgende Leistung generiert“ seien in anonymisierter Form von<br />
Interesse. Hieraus ließen sich über Kunden- und Maschinenherstellergrenzen<br />
hinweg neue Erkenntnisse ableiten. Der Unterscheidung<br />
zwischen Maschinen- und Unternehmensdaten stimmen<br />
Komponentenhersteller zu. Auch seien bei Applikationen wie ERP<br />
und MES die Daten bei den „Software-Giganten“ gut aufgehoben.<br />
Komplettanbieter ergänzen: Wenn dem Maschinenbauer zunehmend<br />
Mehrwertdienste angeboten werden, gelte es zu diskutieren,<br />
wie ein „fair share“ entsteht. Konkurrenz der Softwarehäuser seien<br />
vorrangig die Automatisierer – danach kämen die Maschinenbauer.<br />
Softwarehäuser „kommen von oben, von der Geschäftsebene, und<br />
enden auf der OPC-UA-Schnittstellen-Ebene“.<br />
WEM GEHÖREN DIE DATEN?<br />
Dazu die Softwareseite: „Die Daten gehören dem, der sie erzeugt,<br />
außer es ist vertraglich anders geregelt.“ Umstritten ist die Trennung<br />
zwischen Zustandsdaten der Maschine und Prozessdaten, die das<br />
14 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
ureigene Domänenwissen des Betreibers<br />
beinhalten. Gleiches gelte für die Datenspeicherung.<br />
Dies sei eine Frage von Partnerschaft<br />
und Vertrauen; aktuell gäbe es<br />
im Multi-Stakeholder-Modell aber noch<br />
keinen Ansatz, wie dieser Konflikt zu lösen<br />
wäre. Ob dies Nutzergremien klären sollen,<br />
sei fraglich. Auch ob zwischen Roh daten<br />
und „Smart Data“, also vorverarbeiteten<br />
Daten, unterschieden werden muss, ist<br />
umstritten. Denn Rohdaten seien genauso<br />
heikel wie andere, aus diesen ließe sich<br />
eine 1:1-Kopie der Fertigung ableiten.<br />
Anwender sehen diese Diskussion weniger<br />
hitzig. Sie stören sich daran, dass<br />
Firmen ihnen sagen, wie sie ihre Maschine<br />
verbessern können. Ihre Kunden wollen<br />
Lösungen für praktische Probleme, wie<br />
etwa Wartung organisiert oder Condition<br />
Monitoring implementiert wird. Bei diesen<br />
Angeboten sei der Kunde gerne bereit,<br />
seine Daten herauszugeben. Dazu ein<br />
Automatisierer: „Man muss den Nutzen<br />
finden, der groß genug ist, dass er sich für<br />
beide Seiten lohnt.“ Dem stimmen<br />
Softwarehäuser zu.<br />
Dennoch bleibe die Kernfrage: „Ab wann<br />
weiß ich, dass Google, Microsoft, SAP, Amazon<br />
meine Daten in meinem Sinne nutzt<br />
und nicht gerade ein eigenes Geschäft mit<br />
diesen Daten eröffnet?“ Und bei zunehmender<br />
Nutzung steige die Abhängigkeit<br />
und umso größer werde das Risiko, dass<br />
diese irgendwann mit den Daten Geld<br />
verdienen.<br />
Die anwesenden Softwareunternehmen<br />
meinen, das sei Frage des Vertrages<br />
und wehren sich gegen die Gleichsetzung<br />
von Amazon, Facebook und SAP oder<br />
Microsoft. Es bräuchte individualisierte<br />
Angebote, basierend auf Standardtechnologien.<br />
Der Mehrwert kann dabei für<br />
jedes Unternehmen unterschiedlich sein.<br />
Softwareanbieter sehen durchaus die<br />
Gefahr, dass z. B. Google mit Analytics ins<br />
Service-Geschäft für die Industrie<br />
ein steigen will. Es gelte vorab zu klären<br />
„mit wem mache ich welche Geschäfte<br />
auf welcher Vertragsbasis.“ Der Anwenderwunsch<br />
nach einer einzigen Plattform<br />
wird nicht geteilt, aber künftig werde es<br />
dennoch nur wenige große Industrieplattformen<br />
geben. Der Markt werde sich<br />
konsolidieren.<br />
RESÜMEE<br />
Die Diskutanten ziehen ein Fazit zu den 1.<br />
Mainzer Expertengespräche Technologie:<br />
„Es braucht den Mut, einfach mal Dinge<br />
zu machen. Weniger diskutieren, mehr<br />
Referenzprojekte schaffen.“ Wichtig sei<br />
es, Projekte umzusetzen, die den Kunden<br />
wirklichen Mehrwert und gleichzeitig Investitionssicherheit<br />
bieten. Auch können<br />
die Großen den Mittelstand mitziehen<br />
und als deutsche Industrie voranschreiten.<br />
Es solle nicht irgendwann heißen<br />
„Deutschland ist der Erfinder der Industrie<br />
4.0, heute ist es ein Technik-Museum“.<br />
Kurz – bei der Cloud-Kommunikation<br />
sollten alle die Schwierigkeiten mit inkompatiblen<br />
Insellösungen gar nicht erst<br />
aufkommen lassen. Es gelte künftig an<br />
den Use Cases zu arbeiten, und so herstellerunabhängig<br />
zu Standards kommen.<br />
[EINFACHSTANDA<br />
[RESSOURCENSCHO<br />
RDZUVERLÄSSIG NENDNACHHALTIG ]<br />
was man kaum sieht<br />
DER BRECObasic<br />
Beste Zahnriemenqualität aus<br />
Porta Westfalica, verbaut in<br />
Ihrer Anlage.<br />
Das ist Bewegung.
SOFTSTARTER<br />
HAYDAR KARTAL<br />
Product Management Elektrische Aktuatoren, SMC Deutschland GmbH, Egelsbach<br />
Dynamik, Kraft, Regelbarkeit, Laststeifigkeit und Wirtschaftlichkeit sind wichtige<br />
Kriterien, bei der Auswahl der optimalen Antriebstechnik von Maschinen.<br />
Elektrische und pneumatische Systeme stehen dabei im Wettbewerb. Als<br />
Hersteller in der Automatisierungstechnik verbindet SMC die Vorteile beider<br />
Welten. Pneumatische Antriebe sind leicht, robust und kostengünstig in der<br />
Anschaffung. Elektrische Antriebe hingegen überzeugen vor allem durch ihre<br />
Flexibilität, auch komplexe Verfahrprofile abfahren zu können.<br />
Entsprechend vielfältig ist das SMC-Programm: Es reicht vom Miniatur- und<br />
Schlittenantrieb, über Zylinder bis hin zu Endstufen. Neben Schritt- und Servomotoren<br />
gehören auch Riemen- und Spindelantriebe dazu, ebenso wie motorlose<br />
Antriebe. Die elektrischen Zylinder fasst SMC in der LEY-Serie zusammen. Mit<br />
ihnen lassen sich einfache, robuste und gewichtsparende Lösungen konstruieren,<br />
mit hoher Arbeitsgeschwindigkeit und Beschleunigung. Gleichzeitig achtet SMC<br />
bis hin zu den Bohrungen auf eine weitgehend kompatible Gestaltung der<br />
Antriebe. So können Anwender bei einer Greiferanwendung von pneumatisch auf<br />
elektrisch umstellen, ohne die Gewindeposition verändern zu müssen.<br />
ANTRIEB: ELEKTRISCH,<br />
ODER FLUIDTECHNISCH?<br />
KONKRET<br />
NACHGEFRAGT<br />
VORTEILE<br />
VERBINDEN<br />
Die Wahl des richtigen Antriebsystems<br />
ist von vielen Faktoren<br />
abhängig und erweist sich nicht<br />
immer als einfach. Hydraulische<br />
Antriebe gelten als sehr leistungsstark.<br />
Elektrische Antriebe stehen<br />
hingegen für eine flexible<br />
Installation. Welche Kriterien<br />
sollten Anwender beachten, um<br />
den optimalen Antrieb für ihre<br />
Anwendung zu finden?<br />
NEUE<br />
PERSPEKTIVEN<br />
ERÖFFNEN<br />
FRANK KAUFMANN<br />
Markt und Produktmanagement Antriebssysteme, Business Unit Automation and Electrification<br />
Solutions, Bosch Rexroth AG, Lohr am Main<br />
Intelligente Antriebe schaffen mit offenen Schnittstellen die Voraussetzungen für<br />
modulare Maschinenkonzepte und fungieren als Klammer zur Verbindung von<br />
realer Automatisierung mit übergeordneten IT-Systemen zur Fabrik der Zukunft.<br />
Auf der Aktor-Seite geht die Entwicklung bei elektrischen Motoren in Richtung<br />
höherer Kraftdichte und zusätzlicher Funktionen. So erreichen aktuelle<br />
Synchron-Linearmotoren mit Eisenkern bei sehr kompakten Baumaßen<br />
Vorschubkräfte von bis zu 21 500 N. Die neue Generation rotatorischer<br />
Synchron-Servomotoren MS2N verbindet Dynamik mit Energieeffizienz. Der<br />
Motor dient in Verbindung mit den Antriebsreglern auch als Sensor und stellt<br />
Betriebsdaten für Condition Monitoring zur Verfügung. Elektrische Lösungen<br />
eröffnen als drehzahlvariable Pumpenantriebe auch der Hydraulik neue<br />
Perspektiven, ihre Stärken in vernetzten Anwendungen auszuspielen.<br />
16 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SOFTSTARTER<br />
KLAUS WAGNER<br />
Bereichsleitung Entwicklung, Herbert Hänchen GmbH & Co. KG, Ostfildern<br />
Hydraulik hat viele Vorzüge: Physikalische wie die Entkopplung von<br />
Kraft und Geschwindigkeit, die Realisierung äußerst präziser<br />
Bewegungen von minimalen bis zu hohen Geschwindigkeiten,<br />
Beschleunigungen und Frequenzen. Auch die hohe Leistungsdichte<br />
ist schon immer ein entscheidender Vorteil. Gerade bei Hänchen<br />
haben wir in den letzten Jahren Entwicklungen vorangetrieben, die<br />
in vielen Anwendungen eine Neubewertung des Kosten-Nutzen-<br />
Verhältnisses ermöglichen: Hydraulische Pumpendirektantriebe als<br />
Plug-&-Play-Einheit ermöglichen den Einsatz von Linearantrieben<br />
ohne eigene Hydraulik-Spezialisten. Selbst entwickelte Software<br />
erlaubt die optimale Einbindung der Antriebsachse in Steuer- und<br />
Regelungsprozesse. Und: Das Dichtungssystem Servoseal bietet<br />
energieeffiziente Hydraulik-Lösungen für kurz- und langhubige<br />
Oszillationen ohne funktionsbedingte Leckage. Daher lohnt es sich<br />
bei jeder Anwendung, die möglichen Antriebstechnologien<br />
objektiv miteinander zu vergleichen.<br />
ÄUSSERST PRÄZISE<br />
BEWEGUNGEN<br />
CHRISTIAN STREITBERGER<br />
Produktmanager, Jenaer Antriebstechnik GmbH<br />
Die Auswahl des „richtigen“ Antriebssystems ist von vielen<br />
Faktoren abhängig und je nach Maschinenaufgabe zu<br />
entscheiden, da die verschiedenen Übertragungselemente ihre<br />
Stärken und Schwächen haben und nur in optimaler Kombination<br />
eine gute Antriebslösung ergeben. Für einen Kunden der<br />
Medizintechnik entwickelten wir elektromotorische Antriebe für<br />
mechanische und hydraulische Übertragungselemente. Nur durch<br />
die Kombination der verschiedenen Übertragungselemente<br />
konnte eine optimale Lösung für die Applikation erzielt werden. In<br />
speziellen Anwendungen bieten hydraulische Lösungen Vorteile<br />
bezüglich Wirtschaftlichkeit, die mit Elektroantrieben noch nicht<br />
erreicht werden. Ein Beispiel dafür sind Baumaschinen.<br />
Tendenziell ist ein Trend am Markt zu spüren, bei dem fluidtechnische<br />
Lösungen durch die besser regelbaren Elektrozylinder, bestehend<br />
aus hochintegrierten Motoren und Spindeln, ersetzt werden.<br />
KOMBINATION<br />
VERSCHIEDENER<br />
ELEMENTE<br />
DIRK LAUBENGEIGER<br />
Geschäftsführer, Ortlieb Präzisionssysteme GmbH & Co. KG, Zell<br />
Was spricht für einen Elektro-Servo-Zylinder? Kombiniert man die<br />
Funktionen eines Planetengetriebes mit denen einer Linearspindel<br />
in einer Planeten-Wälz-Gewindespindel (PWG), führt dies zu einer<br />
erheblichen Reduktion von Bauraum und Gewicht. Auch die<br />
Steigung kann kleiner ausgeführt werden als bei der<br />
Kugelgewindespindel, weil der Kugeldurchmesser keine Grenze<br />
setzt. Dabei ist die Untersetzungsfunktion Teil der Funktionalität,<br />
was zu einer Konstruktion ohne zusätzliches Getriebe mit einer<br />
ähnlich hohen Kraftdichte wie beim Hydraulikzylinder führt.<br />
Durch eine hochpräzise Fertigung ermöglichen wir bei Ortlieb eine<br />
Lebensdauer, die ein Vielfaches der Standzeit von Rollen- und<br />
Kugelgewindetrieben ermöglicht. Eine hohe Steifigkeit wird durch<br />
spielfrei vorgespannte Bauteile und eine robuste Konstruktion<br />
erreicht. Die große Tragfähigkeit bewirkt Bewegungen mit hoher<br />
Dynamik und hohem Wirkungsgrad. Es gibt also viele Argumente,<br />
die bei der Wahl eines Linearantriebs Beachtung finden sollten<br />
und die weiter reichen, als die Wahl der Basistechnologie.<br />
REDUKTION VON<br />
BAURAUM UND<br />
GEWICHT
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
TITEL<br />
18 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
TITEL<br />
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
LANGJÄHRIGE TECHNOLOGIEPARTNERSCHAFT<br />
100 JAHRE ERFAHRUNG<br />
Ein 100-jähriges Firmenjubiläum ist<br />
immer eine Besonderheit. So verbindet<br />
die Findling Wälzlager GmbH und die<br />
Behringer GmbH nicht nur dasselbe<br />
Gründungsjahr, sondern auch eine<br />
langjährige Partnerschaft. Aktuell<br />
kommen zahlreiche Produkte des<br />
Wälzlagerspezialisten Findling in den<br />
Bandsägen von Behringer zum Einsatz<br />
und überzeugen dort mit optimaler<br />
Leistung und Beständigkeit – das<br />
Ergebnis von 100 Jahren Innovationskraft.<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 19
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
TITEL<br />
Mit Behringer verbindet Findling Wälzlager eine enge<br />
Partnerschaft. Seit über fünfzig Jahren beliefert das<br />
Karlsruher Unternehmen den Komplettanbieter für<br />
Sägetechnik mit Wälzlagern. Damit jedoch nicht<br />
genug: Beide Unternehmen wurden 1919 gegründet und feiern<br />
somit in diesem Jahr 100-jähriges Jubiläum. Grund genug, die<br />
Zusammenarbeit einmal näher zu beleuchten: Derzeit werden in<br />
den Bandsägen von Behringer Kegelrollenlager, Flanschlager,<br />
Stehlager, Rillenkugellager, Stützrollen, Laufrollen und Axial-<br />
Schrägkugel lager verbaut – die Produkte werden ja nach Anforderung<br />
ausgewählt und eingesetzt. „In so gut wie jeder Behringer-<br />
Bandsäge finden sich Wälzlager von Findling“, so Julian Mack, Einkäufer<br />
bei Behringer. „Die Einsatzbereiche in den Bandsägen sind<br />
sehr vielseitig. Wir benötigen Wälzlager für Spannradlagerungen,<br />
Antriebsradlagerungen, Tragrollen der Peripherie, Laufrollen in<br />
Band führungen und nicht zuletzt Späneförderer.“<br />
SEIT ÜBER ZWANZIG JAHREN KEINE REKLAMATION<br />
Bestes Beispiel für die jahrelange problemlose Zusammenarbeit ist<br />
eine konkrete Anwendung, für die Findling bereits seit 1996 ohne<br />
Reklamationen das passende Wälzlager liefert: „Wir benötigen jährlich<br />
rund 1 000 Rillenkugellager für eine Umlenkradlagerung, die<br />
wiederum zum Beispiel in unseren Hochleistungs-Bandsägemaschinen<br />
der Baureihe HBE Dynamic verbaut wird“, erläutert Mack.<br />
Die HBE Dynamic Modelle überzeugen durch Leistung, Bedienerfreundlichkeit,<br />
Energieeffizienz und Langlebigkeit. Nicht zuletzt<br />
gewährleisten sie besonders präzise Säge-Ergebnisse und tragen<br />
somit dazu bei, die Produktion des Endkunden profitabler zu gestalten.<br />
Nachgefragt werden die Bandsägen vor allem im Stahlhandel<br />
und der Industrie. Die Anforderungen an in der Umlenkradlagerung<br />
01<br />
01 Die HBE Dynamic Modelle überzeugen durch Leistung, Bedienerfreundlichkeit,<br />
Energieeffizienz und Langlebigkeit<br />
02 Unter anderem benötigt Behringer jährlich rund 1 000 Rillenkugellager<br />
für eine Umlenkradlagerung, die wiederum in den Hochleistungs-Bandsägemaschinen<br />
der Baureihe Dynamic verbaut wird<br />
03 Findling und Behringer haben vor Kurzem einen Mengenkontrakt<br />
über alle von Behringer benötigten Laufrollen abgeschlossen;<br />
aber auch Stützrollen von Findling Wälzlager werden in<br />
den Bandsägen verbaut<br />
02<br />
2 × 100 JAHRE HIGH-TECH<br />
Mit jährlich über 16 Mio. verkauften Produkten beweist die<br />
Findling Wälzlager GmbH seit nunmehr 100 Jahren ihre<br />
Verantwortung und Begeisterung für die Wälzlagertechnik.<br />
1919 gegründet, ist man heute ein hochspezialisiertes und<br />
weltweit agierendes Unternehmen. Fundament dieses Erfolges<br />
ist Abeg: Mit der auf Leistungskennwerten basierenden<br />
Auswahl- und Berechnungsmethode lässt sich das technisch wie<br />
wirtschaftlich optimale Wälzlager ermitteln. Mit der Erfahrung<br />
und dem Produktwissen aus tausenden Kundenanforderungen<br />
entwickelte sich zudem ein einzigartiges Dienstleistungsangebot<br />
von der anwendungstechnischen Beratung, der<br />
Schadensanalyse und Lebensdauertests bis hin zu herstellerunabhängigen<br />
Schulungen. Mit einer eigenen Fertigung für<br />
sonderbefettete und modifizierte Wälzlager lassen sich komplexe<br />
Kundenanforderungen flexibel und zeitnah umsetzen. Diese<br />
Innovationskraft zieht das in dritter Generation inhabergeführte<br />
Unternehmen aus dem engen Dialog mit seinen Kunden.<br />
Die Behringer GmbH wurde 1919 durch August Behringer als<br />
mechanische Werkstatt gegründet. Nach dem zweiten<br />
Weltkrieg wurde die erste Bügelsägemaschine entwickelt<br />
und produziert. Im Jahr 1952 wurde die erste eigene<br />
Eisengießerei für die stetig wachsende Sägenproduktion in<br />
Betrieb genommen. Seit der Entwicklung der ersten Behringer<br />
Bandsäge maschine im Jahre 1977 und der Übernahme<br />
des Kreissägenspezialisten Eisele im Jahre 2000 gehört die<br />
Behringer GmbH zu den wenigen Komplettanbieter auf dem<br />
Markt der Sägetechnik. Heute umfasst die Produktpalette<br />
Band- und Kreis sägemaschinen, Bügelsägen sowie Anlagen<br />
für den Stahlbau.<br />
Der Kundenkreis erstreckt sich über den gesamten Metallund<br />
Stahlbau sowie den Maschinen- und Anlagenbau.<br />
Außerdem werden bei Stahlherstellern, Stahlhändlern, in<br />
Hüttenwerken und Schmiedebetrieben Behringer Sägemaschinen<br />
eingesetzt.<br />
20 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
TITEL<br />
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
03<br />
verbaute Rillenkugellager sind hoch: Schließlich trägt das Lager<br />
die Sägebandräder. Somit handelt es sich um das Herz und<br />
damit die wichtigste Lagerung der Bandsäge. Im Betrieb muss das<br />
Rillenkugellager die hohen Kräfte der Bandspannung tragen und<br />
die wechselnden Kräfte des Sägeprozesses aufnehmen; auch<br />
Vibrationen dürfen kein Problem darstellen. Auf der Wunschliste<br />
von Behringer standen zudem eine hohe Genauigkeit, eine gute<br />
Tragfähigkeit im Wiederholfall sowie eine lange Lebensdauer.<br />
BEGLEITUNG ÜBER DEN GESAMTEN<br />
PRODUKTLEBENSZYKLUS HINWEG<br />
Zu Beginn der Zusammenarbeit – also vor ca. 50 Jahren – konnte<br />
Findling Wälzlager diese Anforderungen mit japanischen Produkten<br />
erfüllen. Ab den 80er Jahren lieferte man koreanische Wälzlager<br />
des Herstellers KBC, dessen Produktion jedoch 2011 eingestellt<br />
wurde. Im Januar 2012 erfolgte dann die Bemusterung mit einem<br />
Top-Themen:<br />
+<br />
+<br />
+<br />
+<br />
+<br />
+<br />
19. Internationaler VDI-Kongress<br />
Dritev–Getriebe in Fahrzeugen<br />
10. und11. Juli <strong>2019</strong>, Bonn<br />
OEM-Lösungen für den elektrifizierten Antriebsstrang<br />
Ansätzezur Erhöhung der Leistungsdichte<br />
InnovativeAllradsysteme<br />
NeuartigeKonzepte zur NVH-Reduktion<br />
Mehrganggetriebe in elektrifizierten Antriebssträngen<br />
Entwicklungsoptimierung durch verbesserte Simulationsmethoden<br />
Europas größter<br />
Technik-Kongress zu<br />
Antrieb und Getriebe<br />
DritevInteractive<br />
DritevLab<br />
Round Tables<br />
Speakers Corner<br />
Design Thinking Workshop<br />
DritevSummerNight<br />
Autosalon<br />
www.dritev.com<br />
#VDI_Drive
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
TITEL<br />
04 Die Xspeed-Serie für hohe Drehzahlen gehört<br />
zur Abeg eXtreme Produktfamilie, mit der Findling<br />
Lösungen für Anwendungen mit speziellen<br />
Ansprüchen bietet<br />
ergänzt um ein breites Sortiment der Produkte von INA, SKF, Bosch<br />
Rexroth und FAG bis hin zu dem die ganze Wälzlagertechnik überspannenden<br />
Sortiment der Marke Abeg.<br />
Behringer jedenfalls ist mit den Leistungen von Findling Wälz lager<br />
rundum zufrieden: Gelobt werden die pünktlichen Lieferungen, ein<br />
guter Service, faire Preise und die gute Qualität der Produkte. Gerade<br />
haben die beiden Unternehmen einen Mengenkontrakt über alle von<br />
Behringer benötigten Laufrollen abgeschlossen. Die Zusammenarbeit<br />
der beiden „hundertjährigen“ Unternehmen wird also noch<br />
im Jubiläums-Jahr ausgeweitet.<br />
Fotos: Findling Wälzlager GmbH<br />
Rillenkugellager, das heute zum Xspeed-Sortiment gehört. Die<br />
Xspeed-Serie für hohe Drehzahlen gehört zur Abeg eXtreme Produktfamilie,<br />
mit der Findling Lösungen für Anwendungen mit speziellen<br />
Ansprüchen bietet. Dabei wird bewährte Lagertechnik auf<br />
die jeweiligen Anforderungen zugeschnitten – ein Konzept, das<br />
einerseits eine außergewöhnliche Lebensdauer der Wälzlager<br />
garantiert und andererseits ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bei<br />
kurzfristiger Verfügbarkeit ermöglicht.<br />
In der Xspeed-Serie erfüllen alle Rillenkugellager die Toleranzklasse<br />
P6, verfügen über eine in Nut geführte Dichtung und die<br />
Befettung erfolgt mit einem geräuscharmen Mehrbereichsfett für<br />
hohe Geschwindigkeiten. Statt der standardmäßigen Lagerluftklasse<br />
C0/CN wird eine in der Toleranz eingeengte Lagerluftklasse CM<br />
verwendet. Gleichzeitig verfügen die Lager auch über einen verbesserten<br />
Rundlauf. Nach einem einmonatigen Test erteilte Behringer<br />
die Lieferfreigabe für das Produkt, das seither problemlos im Einsatz<br />
ist. Findling Wälzlager begleitet seine Kunden über den gesamten<br />
Produktlebenszyklus hinweg, denn die Märkte verändern sich<br />
ständig. Damit schaffen die Experten konkrete Wettbewerbsvorteile,<br />
von denen auch Behringer profitieren konnte. Unter anderem ließ<br />
sich im Laufe der 50 Jahre bei diesem Produkt ein Preisvorteil von<br />
50 % realisieren. Das funktionierte nur, indem Findling die Chancen<br />
der globalen Beschaffung immer wieder zum Vorteil von Behringer<br />
nutzte. Das fördert die langfristige Zusammenarbeit und das<br />
Vertrauen in die Produktkompetenz im Bereich Wälzlager.<br />
WETTBEWERBSVORTEILE DANK GLOBALER<br />
BESCHAFFUNG<br />
Die globale Beschaffung von Wälzlagern ist eines der Spezialgebiete<br />
von Findling Wälzlager. Dabei werden benötigte Produkte weltweit<br />
dort eingekauft, wo sie in der benötigten Leistungsfähigkeit am<br />
wirtschaftlichsten hergestellt werden können. Gleichzeitig gilt es,<br />
die logistischen Herausforderungen zu meistern und die technische<br />
Unterstützung zu gewährleisten. Kunden können die Beschaffungsprozesse<br />
auch komplett an Findling Wälzlager auslagern,<br />
dabei gelten vertraglich abgesicherte und genau definierte Leistungskriterien<br />
und -kennzahlen. Das Unternehmen verfügt über<br />
ein branchenspezifisches Know-how in der Wälzlagerfertigung, wie<br />
es nur in den wenigsten Firmen vorhanden ist. Der Einkauf globaler<br />
Wälzlagertechnologie erstreckt sich von High-End-Produkten von<br />
Herstellern wie Nachi, FYH, JNS, SMT, NMB, ZKL Prag, ZVL-Auto<br />
www.findling.com/extreme/xspeed<br />
DIE IDEE<br />
„In so gut wie jeder Behringer-Bandsäge<br />
finden sich Wälzlager von<br />
Findling, wobei die Einsatzbereiche<br />
sehr vielfältig sind. Zudem sind die<br />
Produkte teilweise bereits seit<br />
mehreren Jahrzehnten auf dem Markt.<br />
Wir liefern über den gesamten<br />
Produktlebenszyklus hinweg flexibel<br />
das passende Wälzlager, wobei<br />
Behringer von unserem umfassenden<br />
Sortiment profitiert. Dank unserer<br />
globalen Beschaffungsstrategie<br />
können wir nicht nur jederzeit das<br />
passende Wälzlager bereithalten,<br />
sondern unseren Kunden auch<br />
konkrete Wettbewerbsvorteile<br />
verschaffen.“<br />
Klaus Findling, Geschäftsführer,<br />
Findling Wälzlager GmbH<br />
22 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
SCHRÄGKUGELLAGER TRAGEN AXIALE UND RADIALE<br />
LASTEN<br />
Timken erweitert sein Angebot an ein- und zweireihigen Schrägkugellagern<br />
um 250 Teilenummern. Diese Wälzlager-Bauformen kommen<br />
zum Einsatz, wo neben hohen Drehzahlen axiale und radiale Lasten<br />
auftreten, z. B. in Pumpen, Kompressoren oder Elektromotoren. Zu den<br />
Produkteigenschaften gehören verbesserte Laufbahnprofile, mehr<br />
Laufruhe, eine gesteigerte Hochgeschwindigkeitsfähigkeit, robustere<br />
Dichtungen sowie die Verwendung von Premium Mobil Polytex<br />
EM-Schmiermittel. Neben einreihigen Standardlagern umfasst das<br />
Angebot einreihige, universell abgestimmte Lager sowie zweireihige<br />
Varianten. Für die meisten Anwendungen eignen sich starre und<br />
robuste doppelreihige Schrägkugellager mit Käfigen aus Pressstahl. Für<br />
zusätzliche Festigkeit und Dauerhaltbarkeit unter Extrembedingungen<br />
sind einreihige Schrägkugellager mit Messingkäfigen lieferbar. Wahlweise<br />
können beide Bauformen mit Käfigen aus gegossenem, glasfaserverstärktem<br />
Polyamid 66 ausgestattet werden.<br />
www.timken.com<br />
PENDELROLLENLAGER NEHMEN<br />
TURBULENTE RADIALKRÄFTE AUF<br />
KBT Pendelrollenlager von Knapp bestehen aus zwei<br />
Rollenreihen, die in einer gemeinsamen konkaven<br />
Laufbahn käfiggeführt im Außenring abrollen. Der<br />
Innenring führt den Käfig und die Wälzkörper. Sie<br />
nehmen hohe,<br />
oft turbulente<br />
Radialkräfte auf,<br />
überlagert<br />
nehmen sie auch<br />
Axialkräfte auf.<br />
Auch bei starker<br />
Vibration sind<br />
Pendelrollenlager<br />
verschleißbeständig.<br />
Sie weisen<br />
eine hohe Unempfindlichkeit gegen Fluchtfehler und<br />
Stoßbelastungen auf und haben eine hohe Fresslastgrenze<br />
und Maßstabilität. Sie können dynamische Winkelfehler<br />
bis 3,5° aufnehmen. Eingesetzt werden die Lager in<br />
Vibrationsaggregaten und in Maschinen, die sehr stark<br />
beansprucht werden, z. B. in Straßenwalzen, Rüttlern,<br />
Sägegattern, Kompressoren, Schiffsantrieben oder<br />
Windrädern. Weitere Einsatzgebiete sind im Bergbau, in<br />
der Erzaufbereitung und in der Zuführ- und Fördertechnik.<br />
Die Lager werden grundsätzlich individuell und<br />
bezogen auf den Anwendungsfall gefertigt.<br />
www.knapp-waelzlagertechnik.de<br />
WÄLZLAGER SICHER ERWÄRMEN<br />
Induktionsanwärmgeräte mit umfassender Temperatursteuerung bietet NTN-SNR in der Reihe SmartTemp<br />
an. Damit bleiben die Eigenschaften der erwärmten Bauteile erhalten, um eine sichere Montage von z. B.<br />
Wälzlagern oder Zahnrädern sicherzustellen. Das Gerät erwärmt Bauteile und überwacht gleichzeitig die<br />
Temperaturdifferenz zwischen Innen- und Außenring. Die graduelle Erwärmung eignet sich für empfindliche<br />
Bauteile, bei denen erwärmungsbedingte Spannungen Materialrisse verursachen.<br />
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Polymer-Kugellager von igus ® besitzen eine<br />
äußerst hohe Lebensdauer. Sie sind zudem<br />
1. korrosionsfrei, 2. schmierfrei und 3. bis zu<br />
60% leichter als metallische Lösungen. Und<br />
sie sind online berechenbar.<br />
xiros ® umfasst das größte Standardprogramm<br />
spritzgussgefertigter Kunststoff-Kugellager –<br />
nie war der Wechsel einfacher. Probieren Sie<br />
es aus und bestellen ein kostenloses Muster.<br />
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www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 23
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
SCHRÄGKUGELLAGER UND ZYLINDERROLLENLAGER<br />
NEUE WÄLZLAGER-LÖSUNGEN<br />
FÜR SPINDELANTRIEBE<br />
Hohe Präzision unter axialer und radialer<br />
Belastung, lange Lebensdauer und Eignung für<br />
hohe Drehzahlen: Diese Merkmale gehören zum<br />
Eigenschaftsprofil von Wälzlagern für die<br />
Spindeln von Werkzeugmaschinen. Neue<br />
Schrägkugellager und Zylinderrollenlager sollen<br />
diese Anforderungen erfüllen.<br />
Wälzlager, die in den Hauptspindeln von Werkzeugmaschinen<br />
zum Einsatz kommen, müssen sehr hohe<br />
Anforderungen an die Laufgenauigkeit erfüllen.<br />
Eventuelle Ungenauigkeiten beim Lauf der Spindel<br />
würden zu Mängeln oder Fehlern in der Bearbeitung – respektive<br />
an den bearbeiteten Produkten – führen. Typische Kennwerte wie<br />
Lagerreibmoment und nicht wiederholbarer Radialschlag („Nonrepeatable<br />
runout“; NRRO) müssen sich deshalb innerhalb enger<br />
Vorgaben bewegen.<br />
Das setzt eine extrem präzise Fertigung und Montage der Lagerkomponenten<br />
voraus, und es erfordert auch eine an die Einsatzbedingungen<br />
und Anforderungen angepasste Konstruktion der<br />
Wälzlager – zumal als weiterer kritischer Parameter die stetig steigenden<br />
Drehzahlen zu berücksichtigen sind. Daraus ergibt sich die Vorgabe,<br />
dass die Eigenerwärmung der Lager auch bei hohen Drehzahlen<br />
gering bleiben muss. Hinzu kommt, dass beim Fräsen und anderen<br />
Bearbeitungsprozessen hohe Radialkräfte auf das Lager wirken.<br />
24 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
01 Die Schrägkugellager der Robust Sursave-Baureihe wurden für<br />
den Einsatz in Hauptspindeln von Werkzeugmaschinen entwickelt<br />
WEITERENTWICKLUNG BEI SCHRÄGKUGELLAGERN<br />
NSK bietet dem Werkzeugmaschinenbau Wälzlager, die eigens für<br />
diesen anspruchsvollen Anwendungsbereich entwickelt wurden und<br />
die von führenden japanischen und europäischen Werkzeugmaschinen-<br />
bzw. Spindelherstellern eingesetzt werden. Dieses Programm<br />
ist unter der Bezeichnung „Robust“ bekannt. Zu ihm gehören die<br />
„Robust“-Schrägkugellager, die in unterschiedlichen Ausführungen<br />
verfügbar sind – u. a. mit Stahl- und Keramikkugeln, Lagerringen aus<br />
verschiedenen Spezialstählen und mehreren Käfigausführungen.<br />
Neu in diesem Programm sind die „Robust Sursave“-Schrägkugellager,<br />
die sich durch neu<br />
entwickelte Käfige von den<br />
bisher bekannten Lagern unterscheiden.<br />
Der „Sursave“-<br />
Käfig wurde im Hinblick auf<br />
ein möglichst geringes Reibmoment<br />
sowie hohe Zuverlässigkeit<br />
optimiert. Somit<br />
entsteht im Betrieb der Lager<br />
im Vergleich zu anderen<br />
Schrägkugellagern weniger<br />
Wärme, was einen wichtigen<br />
Beitrag zu zuverlässigen Bearbeitungsprozessen<br />
insbesondere<br />
bei sehr hohen Drehzahlen<br />
leistet.<br />
Expertise – Passion – Automation<br />
VERRINGERTES<br />
REIBMOMENT<br />
In Zahlen ausgedrückt: Die Lager<br />
können Drehzahlkennwerte<br />
von über 3 Mio. n × dm erreichen.<br />
Das ist ein Plus von<br />
20 Prozent im Vergleich zu konventionellen<br />
Schrägkugellagern.<br />
Das Lagerreibmoment von Robust<br />
Sursave-Lagern ist um bis<br />
zu 20 % geringer und der nicht<br />
wiederholbare Schlag (NRRO)<br />
ist in diesem Vergleich sogar<br />
um die Hälfte kleiner.<br />
Die Summe dieser Eigenschaften<br />
– hohe Drehzahlen,<br />
geringes Reibmoment und<br />
sehr hohe Laufgenauigkeit –<br />
führt dazu, dass Spindeln, die<br />
mit Robust Sursave-Schrägkugellagern<br />
ausgerüstet sind,<br />
eine sehr hohe Oberflächenqualität<br />
der bearbeiteten Bauteile<br />
wie Zahnräder und andere<br />
Antriebselemente gewährleisten.<br />
Die höhere Leistung der<br />
Werkzeuge hat – in Kombination<br />
mit den verringerten<br />
Reibwerten der Lager – auch<br />
eine verbesserte Effizienz und<br />
Produktivität der gesamten<br />
Maschine zur Folge.<br />
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WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
02<br />
02 Zu den Vorteilen des<br />
Käfigdesigns der Robustride-<br />
Zylinderrollenlager gehört<br />
die vereinfachte Montage,<br />
weil die optimierte Führung<br />
der Wälzkörper deutlich<br />
größere Toleranzen bei der<br />
Lagerluft ermöglicht<br />
03 Der „nicht wiederholbare<br />
Radialschlag“ des<br />
Spindellagers hat großen<br />
Einfluss auf die Oberflächenqualität<br />
des<br />
bearbeiteten Bauteils<br />
03<br />
fluss im Lager wird so gelenkt, dass auch die Innenringlaufbahn<br />
(die aufgrund der Zentrifugalkräfte bei der Schmierstoffverteilung<br />
eher benachteiligt wird) bestmöglich mit Schmierstoff versorgt<br />
wird. Dabei entstehen geringere Planschverluste, und auch bei<br />
außerordentlich hohen Drehzahlen wird eine sehr gute Schmierstoffverteilung<br />
erreicht. Durch die verringerten Planschverluste<br />
wird schließlich auch die Geräuschentwicklung des Wälzlagers<br />
positiv beeinflusst.<br />
Diese konstruktiven Verbesserungen minimieren den Lagerverschleiß<br />
auch und gerade bei hoher Beanspruchung. Außerdem<br />
verkürzt sich die Einlaufzeit des Lagerfettes durch den optimierten<br />
Schmierstofffluss. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die<br />
Robustride-Wälzlager mit zylindrischer Bohrung wegen einer<br />
optimierten Führung der Wälzkörper deutlich größere Toleranzen<br />
bei der Lagerluft ermöglichen. Damit vereinfacht sich die Montage<br />
der Lager.<br />
Fotos: Aufmacher: iStock.com/Fertnig; sonst.: NSK Deutschland GmbH<br />
www.nskeurope.de<br />
Aktuell sind die ersten Baugrößen der Lager mit Sursave-Käfigen<br />
verfügbar. Sie werden sukzessive die bisherigen „Robust“-Schrägkugellager<br />
ersetzen und auch für Lager mit Keramikkugeln lieferbar<br />
sein.<br />
SCHRÄGKUGEL- ODER ZYLINDERROLLENLAGER?<br />
In Spindelantrieben kommen hauptsächlich Schrägkugellager und<br />
Zylinderrollenlager zum Einsatz. Im direkten Vergleich beider<br />
Lagerbauarten unterscheiden sich die Schrägkugellager durch kleinere<br />
Kontaktflächen und geringere Massen. Das prädestiniert sie<br />
für den Einsatz bei höheren Drehzahlen. Zylinderrollenlager bieten<br />
hingegen eine höhere Steifigkeit und die Aufnahmefähigkeit höherer<br />
Radiallasten. Für diese Anwendung bietet NSK ebenfalls Baureihen,<br />
die dezidiert für Spindellagerungen entwickelt wurden. Neu<br />
in diesem Programm sind die einreihigen Zylinderrollenlager mit<br />
der Bezeichnung „Robustride“.<br />
NEUES KÄFIGDESIGN<br />
Hauptmerkmal dieser Lagerbaureihe ist der Käfig, dessen Geometrie<br />
und Führung mit Blick auf das besondere Anwendungsprofil<br />
verbessert wurden. Zu den Ergebnissen der Optimierungsarbeit<br />
gehört eine bessere Verteilung des Schmierstoffs und – als<br />
Konsequenz daraus – eine verringerte und gleichmäßigere<br />
Wärmeentwicklung innerhalb des Wälzlagers. Der Schmierstoff-<br />
DIE IDEE<br />
„Die Entwicklung im Werkzeugmaschinenbau<br />
ist durch immer<br />
höhere Präzision, kürzere Bearbeitungszeiten<br />
und steigende Zerspanungsleistungen<br />
geprägt. Unser Ziel<br />
ist es, Spindellager für diese Anforderungen<br />
zu entwickeln und damit eine<br />
wichtige Voraussetzung für den<br />
stetigen Fortschritt in diesem<br />
anspruchsvollen Anwendungsbereich<br />
der Antriebstechnik zu schaffen.“<br />
Stefan Henrichs, Manager Project<br />
Engineering, NSK Deutschland GmbH<br />
26 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
HIGHLIGHTS<br />
DER HANNOVER<br />
MESSE <strong>2019</strong><br />
SSEN SCHAFFT IDEEN *** WISSEN SCHAFFT IDEEN *** WISSEN SCHAFFT IDEEN *** WISSE<br />
Kennen Sie schon unser Digitorial? Das ist Storytelling in seiner modernsten Form. Wir greifen<br />
spannende Geschichten auf und erzählen sie auf einer Webseite ohne störende Navigation,<br />
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lineare Handlung. Text, Bild und Video bilden hier eine Einheit und verschmelzen zu einem<br />
Gesamtkonzept. Es gibt also einen Anfang und ein Ende der „Geschichte“.<br />
Dabei stehen sämtliche digitale Formate und Formen zur Verfügung, also nicht nur Texte und<br />
Bilder wie im gedruckten Heft, sondern auch multimediale Inhalte wie Videos, Charts oder<br />
Galerien. So ergeben sich viel mehr Freiräume in der Gestaltung, Aufmachung und Zusammensetzung<br />
der Storys. Sie selbst bestimmen dabei die Scrollgeschwindigkeit, und ob Sie sich das<br />
integrierte Video anschauen, ein Whitepaper herunterladen, den weiterführenden Link benutzen<br />
oder durch die Bildergalerie zappen. So sieht unserer Meinung nach modernes interaktives<br />
Story telling aus: interaktiv – kurzweilig – informativ – unterhaltsam.<br />
Unser „Prototyp“ über das Konzept unseres Relaunchs steht nach wie vor unter www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/digi_419 zur<br />
Verfügung. Das aktuelle Digitorial ist eine Zusammenfassung der Highlights der Hannover Messe. Diesmal haben wir für Sie<br />
neben interessanten Daten und Fakten die besten Videos herausgesucht und in den interaktiven Rahmen gegossen.<br />
Scrollen Sie doch gleich mal durch…!<br />
Fotos: Deutsche Messe AG<br />
Scrollen<br />
Sie sich durch<br />
die Highlights<br />
der Hannover<br />
Messe:<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/<br />
digi_619<br />
CONTROLFLEX<br />
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WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
MASSGESCHNEIDERTE LÖSUNGEN<br />
MIT HOHER PRÄZISION<br />
Im Vordergrund bei KBT Knapp Wälzlagertechnik,<br />
Waiblingen, steht die individuelle<br />
Kundenanwendung. Daraus resultieren<br />
maßgeschneiderte Wälzlagerlösungen, die mit<br />
kundenseitigen Konstrukteuren und<br />
Entwicklungsingenieuren abgestimmt werden:<br />
„Kreatives Engineering“ kommt seit diesem Jahr<br />
auch für Baugruppenlösungen zum Einsatz.<br />
Unter der Eigenmarke KBT (Knapp Bearing Technology)<br />
entwickelt der Systemspezialist für Wälzlagerlösungen seit<br />
60 Jahren Wälzlager- und Lineartechnikprodukte für eine<br />
Vielzahl von Anwendungen und Branchen. Was für ihre<br />
maßgeschneiderte Anpassung im Hause KBT Knapp Wälzlagertechnik<br />
gilt, bringt der Geschäftsführer für den Bereich Technik,<br />
Markus Bauer, auf den Punkt: „Durch Sonderlösungen und kreatives<br />
Engineering reduzieren wir Entwicklungskosten bis 30 Prozent“.<br />
TURBULENZEN ERLAUBT:<br />
KBT PENDELROLLENLAGER<br />
KBT Pendelrollenlager bestehen aus zwei Rollenreihen, die in einer<br />
gemeinsamen konkaven Laufbahn käfiggeführt im Außenring<br />
ab rollen. Der Innenring führt den Käfig und die Wälzkörper. Pendelrollenlager<br />
nehmen hohe, oftmals turbulente Radialkräfte auf, überlagert<br />
nehmen sie auch Axialkräfte auf. Trotz häufig starker Vibration<br />
sind Pendelrollenlager verschleißbeständig. Sie zeigen eine<br />
hohe Unempfindlichkeit gegen Fluchtfehler und Stoßbelastungen,<br />
außerdem bieten sie eine hohe Fresslastgrenze und Maßstabilität.<br />
Pendelrollenlager können dynamische Winkelfehler bis 3,5° aufnehmen.<br />
Zur Anwendung kommen sie in unterschiedlichen, stark<br />
be anspruchten Vibrationsaggregaten und (Schwing-) Maschinen,<br />
wie Straßenwalzen, Rüttlern, Kompressoren, Schiffsantrieben oder<br />
Windrädern. Weitere Einsatzgebiete finden sich im Bergbau, in der<br />
Erzaufbereitung sowie in der Zuführ- und Fördertechnik.<br />
Wälzlager in den Erregereinheiten dieser Maschinen müssen<br />
neben hohen Belastungen und hohen Drehzahlen auch Beschleunigungen<br />
und Zentrifugalkräfte bewältigen. Vielfach herrschen<br />
zudem ungünstige Umweltbedingungen vor, wie etwa Schmutz<br />
und Feuchtigkeit. Für jede dieser besonderen Applikationen werden<br />
die KBT Pendelrollenlager kundenspezifisch angepasst.<br />
HOCHPRÄZISE: RILLENKUGELLAGER IN BESTER<br />
(STAHL-) QUALITÄT<br />
Knapp Wälzlagertechnik hat seine seit Jahrzehnten bewährten Premium-Rillenkugellager<br />
kontinuierlich weiterentwickelt. Sie sind<br />
jetzt mit modifizierten Wälzlagerstählen verfügbar, d. h. korrosionsbeständigen<br />
Stählen mit hoher Überrollfestigkeit und hohem Reinheitsgrad.<br />
Verwendung finden ausschließlich Wälzlagerstähle mit<br />
hohem Widerstand gegen abrasiven und adhäsiven Verschleiß, die<br />
auch als Hybrid-Rillenkugellager und in Vollkeramik erhältlich<br />
sind. Damit lässt sich höchste Präzision und Oberflächengüte<br />
er reichen. Auch die Form- und Rundlaufgenauigkeit, die wiederum<br />
die Geräuschminimierung beeinflussen, spielen bei der Lagerauslegung<br />
eine wesentliche Rolle.<br />
Alle KBT-Premium-Rillenkugellager entsprechen hohen europäischen<br />
Qualitätsnormen. Sie sind im hauseigenen Prüflabor zu<br />
hundert Prozent hinsichtlich Abmessungen, Form und Lagetoleranz,<br />
Oberflächenbeschaffenheit und Laufgeräuschen geprüft.<br />
Kerstin Bohn ist Geschäftsführerin und verantwortlich für den Bereich<br />
Marketing, Personal und Qualitätsmanagement bei der KBT Knapp<br />
Wälzlagertechnik GmbH in Waiblingen<br />
FÜR HOHE ANFORDERUNGEN: KBT-SPINDEL-<br />
LAGER UND HOCHGENAUIGKEITSLAGER<br />
KBT-Spindellager sind einreihige Schrägkugellager aus massiven und<br />
gehärteten Außen- und Innenringen. Der Wälzkörpersatz besteht<br />
28 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
Jede<br />
Kombination –<br />
Ihr Gewinn!<br />
Individuelle Antriebslösung in 48 Stunden,<br />
ab 1 Stück.<br />
01 Kreatives<br />
Wälzlager-Engineering<br />
und lagerhaltiges<br />
Vollsortiment<br />
–Motorkonzepte im Leistungsbereich von 10–750 Watt<br />
–Beliebig kombinierbar<br />
–Elektroniken zum drehzahl-, drehmoment- und<br />
positionsgesteuerten Betrieb<br />
Vorzugstypen innerhalb von 48 Stunden versandfertig.<br />
ebmpapst.com/idt-konfigurator<br />
aus Kugeln mit Massiv-Fensterkäfigen. Die Lager nehmen, überlagert<br />
zu radialen Kräften, auch axiale Kräfte in einer Richtung auf.<br />
Werden Spindellagerpaarungen in O- oder X-Anordnung eingesetzt,<br />
nehmen sie Kippmomente und Axialkräfte in beiden Richtungen<br />
auf. Lager in Tandem-Anordnung sind nur in eine Richtung<br />
axial belastbar.<br />
Die Eignung als Spindellagerung erreicht das Maschinenelement<br />
Schrägkugellager in erster Linie durch eingeengte Toleranzen<br />
in Geometrie und Formgenauigkeit. Dabei spielt die<br />
Stahlqualität eine große Rolle: KBT-Spindellager werden für eine<br />
optimale Ober flächenbeschaffenheit in besten Stahlqualitäten<br />
gefertigt. Sie gewährleisten maximale Führungsgenauigkeit bei<br />
physikalisch höchstmöglichen Drehzahlen.<br />
KBT-Hochgenauigkeitslager finden als Lagerung der Hauptspindeln<br />
in Werkzeugmaschinen Anwendung und erreichen eine<br />
deutliche Leistungssteigerung bei erhöhter Betriebssicherheit.<br />
Die Spindellager erfüllen die hohen Anforderungen der Elektro-<br />
Spindel-Hersteller.<br />
JETZT AUCH BAUGRUPPEN: OUTSOURCING<br />
FÜR PRODUKTSICHERHEIT<br />
Dank dem Outsourcing von ganzen Baugruppen mit Wälzlagern<br />
an KBT Knapp Wälzlagertechnik steigern Anwender ihre Produktivität<br />
und Flexibilität. Sie konzentrieren sich auf ihr Kerngeschäft<br />
und reduzieren ihre Teilevielfalt. Dies verbessert insgesamt ihren<br />
Logistikprozess und führt zu bedarfsorientierten Versorgungsund<br />
Bevorratungskonzepten.<br />
Baugruppen mit Wälzlagern entwickelt und produziert KBT<br />
Knapp als Kompakt- und Systemlösungen im Detail mit dem<br />
Kunden. Etwaige Fehlerquellen an den Baugruppen-Schnittstellen<br />
werden behoben. Schließlich wird die Funktionalität der<br />
Baugruppe geprüft und dokumentiert, was die kundenseitige<br />
Produktsicherheit erhöht.<br />
Geber Bremse Elektronik Motor Getriebe
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
Kreatives Engineering heißt auch hier: Anwendungsbezogene Entwicklung und<br />
Beratung für Kunden aus den Branchen wie Werkzeugmaschinen, Fahrzeugtechnik,<br />
Montage- und Handhabungstechnik oder Füll- und Verpackungstechnik.<br />
HÖCHSTE PRÄZISION: HAUSEIGENES<br />
PRÜF- UND MESSLABOR<br />
Um die hohen Qualitätsansprüche an die Wälzlager und Linear einheiten sicherzustellen,<br />
verfügt KBT Knapp über ein eigenes, professionelles Prüf- und Messlabor.<br />
Messsysteme von Keyence überprüfen die Einhaltung der Qualitätsnormen.<br />
Die Entwicklung aller Produkte erfolgt gemäß internationalen DIN- und ISO-<br />
Qualitätsstandards, die kontinuierlich überprüft und kontrolliert werden, u. a.<br />
durch Materialtestreports, Produktionsreports und Erstmusterprüfberichte.<br />
Auch die Teilenachverfolgbarkeit nach den Qualitätsmanagementvorgaben der<br />
Automobilindustrie ist sichergestellt.<br />
MIT BRIEF UND SIEGEL: ERFOLGREICHE<br />
RE-ZERTIFIZIERUNG<br />
Zertifizierte Qualität – dafür steht KBT Knapp Wälzlagertechnik. Das Zertifizierungsunternehmen<br />
EQ-Zert hat dem Waiblinger Spezialisten für Wälzlagersysteme<br />
<strong>2019</strong> erneut attestiert, die Anforderungen der aktuellen Normrevision<br />
der ISO 9001:2015 zu erfüllen. Sie hat vor drei Jahren die alte ISO<br />
9001:2008 ersetzt. Spätestens alle drei Jahre ist eine vollständige Re-Zertifizierung<br />
mit erneuter Zertifikatserteilung verpflichtend vorgesehen. Dieser<br />
Standard sorgt für eine nachhaltige Qualitätssicherung sowie einen kontinuierlichen<br />
Verbesserungsprozess.<br />
NEBEN SONDERLÖSUNGEN AUCH STANDARDPROGRAMM:<br />
GROSSES ONLINE-LAGER<br />
Das Unternehmen bedient nicht nur Sonderlösungen, sondern ebenso das Standardprogramm.<br />
Über 14 000 lagerhaltige Wälzlager und Linearkomponenten<br />
befinden sich im Online-Angebot.<br />
Wälzlager sind sowohl hinsichtlich der Abmessungen als auch den Belastbarkeiten<br />
genormt. Ihre Bezeichnungen bauen nach einem ISO-zertifizierten Prinzip<br />
auf und sind in Online-Katalogen hinterlegt. Allein für gängige Wälzlagerserien<br />
gibt es 30 unterschiedliche Kategorien. KBT Knapp Wälzlagertechnik<br />
garantiert die Versorgungssicherheit seiner Kunden.<br />
„Wir sind Systemspezialist für anwendungsspezifische Wälz lagerlösungen.<br />
Durch kreatives Wälzlager-Engineering und lagerhaltiges Vollsortiment bieten<br />
wir unseren Kunden signifikante Wettbewerbsvorteile“, so der Geschäftsführer<br />
für den Bereich Vertrieb, Roger Dawidowsky.<br />
DIE IDEE<br />
„Die Anwendungspalette adressiert<br />
alle Geschäftsfelder ‚überall, wo sich<br />
etwas bewegt‘, auch bei Produkten<br />
für die Mars-Mission. Nur Wälzlager<br />
in höchster Präzision können solche<br />
Projekte verwirklichen. Knapp<br />
Wälzlagertechnik entwickelt und<br />
fertigt kundenspezifische Wälzlagerund<br />
Lineartechnikprodukte für einen<br />
konkreten Anwendungsbereich.<br />
Dieses ‚kreative Engineering‘ unter<br />
der Eigenmarke KBT, Knapp Bearing<br />
Technology, kommt im Maschinenund<br />
Apparatebau und der Fahrzeugtechnik<br />
zum Einsatz.“<br />
Kerstin Bohn, Geschäftsführerin,<br />
KBT Knapp Wälzlagertechnik GmbH<br />
Fotos: KBT Knapp Wälzlagertechnik GmbH<br />
www.knapp-waelzlagertechnik.de<br />
02 Knapp Wälzlagertechnik<br />
in Waiblingen feierte 2018<br />
sein 60. Firmenjubiläum<br />
Markus Bauer, Geschäftsführer,<br />
KBT Knapp Wälzlagertechnik GmbH<br />
Roger Dawidowsky, Geschäftsführer,<br />
KBT Knapp Wälzlagertechnik GmbH<br />
30 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
EINBAUWERKZEUG BEI KRÄFTEN BIS 5 TONNEN<br />
Mit dem Fitting Tool FT-P von Simatec lassen sich Lager oder andere ringförmige<br />
Bauteile ein- oder aufpressen. In Kombination mit der mechanischen Presse ermöglicht<br />
es eine korrekte Montage von Bauteilen mit bis zu 60 mm Innendurchmesser. Dieses<br />
Werkzeug kann auf Pressen bis zu einer maximalen Einpresskraft von 5 t eingesetzt<br />
werden. Dadurch ermöglicht es Montagen, die durch Schlagen mit einem Hammer<br />
nicht durchzuführen wären. Hingegen können Dichtungen mit einem Innendurchmesser<br />
bis zu 60 mm problemlos mit dem Hammer – in<br />
Kombination mit dem Schlagrohr und den Ringen – montiert<br />
werden. Mit dem integrierten Spezialadapter DC können<br />
auch die C-Ringe des Simatool FT 33 auf Pressen verwendet<br />
werden. Der kompakte Hartschalenkoffer beinhaltet ein<br />
Schlagrohr, einen Adapter-Ring sowie sechs hochwertige<br />
Aluminiumringe, die sich auch bei hohen Einpresskräften<br />
nicht verformen. Zudem ist der Koffer mit einer eingeklebten<br />
Gebrauchsanweisung ausgestattet. Zur Anwendung<br />
des Fitting Tools gibt es ein Anwendervideo unter:<br />
www.youtube.com/watch?v=Dwn-wvvoreY&t<br />
Weitere Informationen gibt es auch unter:<br />
https://simatec.com/produkte/simatool<br />
Die Simatool-Werkzeuge werden zur mechanischen<br />
Montage und Demontage von Wälzlagern<br />
und Radialwellendichtungen eingesetzt.<br />
www.simatec.de<br />
Magnetscheibenkupplungen<br />
kontaktfreie<br />
Übertragung von<br />
Drehmomenten<br />
(durch Wandungen)<br />
MESSBARE PRODUKTIVITÄTSSTEIGERUNG DANK<br />
WÄLZLAGERWECHSEL<br />
In vielen Anlagen der Lebensmittelindustrie<br />
werden Wälzlager besonderen Beanspruchungen<br />
ausgesetzt, etwa durch die häufige<br />
Reinigung mit Wasser, Dampf und/oder<br />
Hochdruckreiniger. Zugleich dürfen aufgrund<br />
der erforderlichen Hygiene keine Schmierstoffe<br />
aus den Lagern austreten und in die Umgebung<br />
gelangen. Für dieses spezielle Anforderungsprofil<br />
hat NSK die Molded-Oil-Lager entwickelt.<br />
Diese kommen häufig erst bei der Nachrüstung<br />
zum Einsatz, wenn konventionelle Wälzlager<br />
häufiger versagen und entstehende Kostenund<br />
Arbeitsaufwände reduziert sowie Stillstandzeiten<br />
minimiert werden sollen. So kam<br />
es in einer britischen Großbäckerei wiederholt<br />
zum Ausfall der Wälzlager für die Riemenscheiben von Kuchenschneidemaschinen.<br />
Pro Jahr mussten etwa 20 Lagersätze ausgetauscht werden.<br />
Untersuchungen ergaben, dass die Ausfälle auf den Eintritt von Wasser und Feststoffpartikeln<br />
zurückzuführen waren. NSK empfahl deshalb den Austausch der verwendeten<br />
Standardlager durch Molded-Oil-Lager in Edelstahlausführung. Sie sind mit einem<br />
eigens entwickelten ölimprägnierten Material ausgerüstet, das aus Schmieröl und<br />
einem ölverwandten Polyolefinharz besteht. Dieses Trägermaterial gibt das Schmiermittel<br />
über lange Zeiträume kontinuierlich ab. Zugleich wird der Eintritt von Wasser<br />
oder festen Verunreinigungen in das Lager verhindert. Außerdem bleibt die Betriebsumgebung<br />
sauber, weil kein Fett austritt und kein Öl nachgefüllt werden muss. Infolge<br />
sind diese Wälzlager vor allem für Anwendungen mit starkem Wasserkontakt und<br />
gründlichen Reinigungsvorgängen geeignet. Bei einem Testlauf in der Großbäckerei<br />
konnte die Lagerlebensdauer an der Kuchenschneidemaschine von vier bis sechs auf<br />
26 Wochen gesteigert werden. Damit erhöhte sich die Produktivität der Fertigungslinie<br />
erheblich und der Anwender spart durch den Einsatz der Molded-Oil-Lager pro Jahr<br />
rund 9 400 EUR an Service- und Stillstandkosten.<br />
www.nsk.com<br />
▼<br />
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▼<br />
Anwendungsbeispiele:<br />
Antrieb von Pumpen, Rührwerken<br />
oder Kompressoren in geschlossenen<br />
Flüssigkeitsbehältern<br />
Antrieb von Ventilatoren in<br />
geschlossenen Behältern mit<br />
Gasen oder Dämpfen<br />
Kraftübertragung zu Unterwasser-Roboterarmen<br />
Übertragung von Anzeigevorgängen<br />
auf Rundskalen in<br />
einem anderen Medium<br />
Vermeidung von Motorvibrationsübertragungen<br />
Abkopplung von Gewichtseinflüssen<br />
bei Wiegevorgängen<br />
Übertragungsdrehmomente<br />
je nach Baugröße und Luftspalt:<br />
0,04 Nm bis 146 Nm<br />
Tel. +49(0)4347 90477-0<br />
Fax +49(0)4347 90477-10<br />
Kieler Str. 23, 24247 Mielkendorf · Germany<br />
info@mobac.de · www.mobac.de
WIE MAN DEM COBOT<br />
BEINE MACHT<br />
Mit den modularen Cobot-Anwendungen<br />
Lift- und Slidekit erweitert SKF Motion<br />
Technologies den Arbeitsbereich der<br />
kollaborativen Roboter des Herstellers<br />
Universal Robots (UR) um ein Siebenfaches.<br />
Das Fachpublikum konnte sich in der<br />
Mainzer Opel Arena selbst ein Bild vom<br />
modularen Konzept verschaffen. Wir<br />
sprachen mit Maximilian Hanekopf über<br />
die Idee hinter der Neuentwicklung.<br />
Seit vielen Jahren arbeitet SKF Motion Technologies<br />
an individuellen Lösungen für die Cobotic und der<br />
damit einhergehenden Industrie 4.0. Entstanden ist<br />
ein ebenso breites wie leistungsfähiges Portfolio an<br />
hochwertigen, kombinierbaren Aktuatoren und Hubsystemen.<br />
Universal Robots veranstaltete im Mai eine Roadshow<br />
durch sechs Bundesligastadien in den Ballungszentren<br />
Deutschlands. Unter dem Motto „extend robots reach“ präsentierte<br />
SKF dort als UR+ Partner mit Lift- und Slidekit<br />
zwei dieser individuellen Linearachssysteme, mit denen<br />
sich die Arbeitsbereiche der Cobots erweitern lassen.<br />
Antriebstechnik sprach mit Maximilian Hanekopf, Application<br />
Engineer bei SKF Motion Technologies und somit<br />
immer ganz nah an der Anwendung. Im Gespräch verrät er<br />
uns, wie es zur Entwicklung des Lift- und Slidekit kam und<br />
welche Rolle Cobots für SKF Motion Technologies unternehmensstrategisch<br />
spielen.<br />
Das Interview führte Peter Becker,<br />
Redaktion <strong>antriebstechnik</strong><br />
Herr Hanekopf, wie entstand die Idee zur vorgestellten Lösung<br />
für Cobots? Welche Kundenanforderungen wurden an Sie<br />
herangetragen?<br />
Die Idee, das Lift- und Slidekit zu entwickeln, entstand aus einem<br />
Kundenprojekt. Einer unserer Kunden suchte nach einer Huberweiterung<br />
für seine Palettiersysteme mit UR Cobots. Wir haben<br />
das Potenzial des Systems erkannt und aus der individuellen<br />
Kundenanforderung eine Standardlösung entwickelt, die es allen<br />
Nutzern von Cobots ermöglicht, mit unserem Plug-and-Play-System<br />
schnell und unkompliziert den Arbeitsbereich ihrer Cobots<br />
zu erweitern.<br />
Das Ziel ist es, den Einsatzbereich des im Vergleich zu unserem<br />
System relativ kostspieligen Cobots wirtschaftlich zu vergrößern.<br />
Mit unserem Lift- und Slidekit können wir die Reichweite des<br />
Roboterarms um das Siebenfache erweitern und bieten somit<br />
eine Alternative zum Einsatz eines größeren Roboters. Das Slidekit<br />
kann aktuell 1,80 Meter verfahren, das Liftkit hebt die Plattform<br />
des Cobot auf eine Höhe von 90 Zentimeter. In Sonderfällen<br />
haben wir aber bereits größere Hübe realisiert.<br />
Welche Vorteile hat der Betreiber, abgesehen von der räumlichen<br />
Erweiterung des Einsatzbereichs?<br />
Das Liftkit und Slidekit sind Plug-and-Play-Systeme inklusive aller<br />
notwendigen mechanischen und elektrischen Schnittstellen zum<br />
Roboter. Sie ermöglichen es dem Anwender, das System nach<br />
einer nur kurzen Setup-Zeit zu betreiben. Ein Mittelständler, der<br />
32 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
LINEARTECHNIK<br />
zwei oder drei Zellen mit kollaborativen Robotern einrichtet, kann<br />
durch das Lift- und Slidekit ohne Entwicklungsaufwand sofort<br />
produktiv werden.<br />
Welche Zielanwendungen hat SKF Motion Technologies für das<br />
System ins Auge gefasst?<br />
Wie bereits angedeutet: die erste Anwendung wurde im Palettier-<br />
Bereich „geboren“. Weiterhin haben wir auch bereits Cobots als<br />
Deckensysteme im Automotive-Bereich im Einsatz. Dies hat sich<br />
nun weiterentwickelt. Meist sehen wir unser System in Palettieranwendungen,<br />
da dort häufig Cobots eingesetzt werden, um einfache<br />
und monotone Aufgaben zu übernehmen. Gerade durch<br />
das Liftkit können auf diese Weise Paletten höher gestapelt werden.<br />
Hier reden wir von Stapelhöhen von bis zu zwei Metern, an<br />
Stellen an denen vorher 1,20 Meter das Limit waren.<br />
Das Slidekit wird zum einen als Ergänzung in dieser Anwendung<br />
als auch in der Werkstückbestückung eingesetzt, um Werkstücke<br />
von einer Station zur nächsten zu transportieren. Dort können wir<br />
aufwändige Förderbandlösungen ersetzen.<br />
Welche Rolle spielt der Cobot-Markt für SKF Motion<br />
Technologies?<br />
Wir sehen die Automatisierungstechnik als einen unserer Kernmärkte.<br />
Und wenn der Cobot in der Automatisierung DAS neue<br />
Thema, das „Hype“-Produkt ist, dann sind wir als SKF Motion<br />
Technologies da, um den Einsatz der Cobots mit unseren Produkten<br />
optimieren zu können. Unser Status als UR+ Partner hilft uns<br />
hierbei enorm. Wir erhalten Know-how in und Kontakte zu einer<br />
Branche, die wir bis dato noch nicht umfassend erschlossen hatten.<br />
Und UR erhält von uns eine Lösung, die die Cobots zu neuen Aufgaben<br />
befähigt. Es ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.<br />
Vom Cobot-Markt abgesehen sind wir mit unseren Produkten,<br />
von der Servoaktuatorik bis zum Linearführungssystem, natürlich<br />
auch in allen anderen Automatisierungsanwendungen vertreten.<br />
Wie entstehen neue Produkte bei SKF Motion Technologies? Wie<br />
sieht das Innovationsmanagement aus?<br />
Innovationen werden zum einen intern, als auch von unseren sehr<br />
innovativen Kunden angestoßen. Diese treten mit ihren Ideen an<br />
uns heran und wir entwickeln Produkte, die diese Innovationen<br />
umsetzen. Wir lassen uns als Zulieferer der Integratoren auch<br />
häufig von denselben inspirieren. Unsere Arbeit ist stark<br />
projektbezogen und auf Kundenwünsche adaptiert. Wenn wir<br />
dann weiterhin, wie im Fall der Cobots, großes Potenzial für den<br />
Markt erkennen, werden Standardlösungen generiert, um sie<br />
einem breiteren Publikum zur Verfügung zu stellen.<br />
Zusammenfassend: Wir arbeiten sehr nah am Kunden. Wir versuchen<br />
mit unserer starken technischen Beratung immer die<br />
Lösung zu finden, die genau so viel kann wie nötig. Darauf<br />
können sich unsere Kunden verlassen. Wir bieten immer die<br />
technisch sinnvollste Lösung.<br />
Wichtig zu wissen ist, dass wir über unsere technische Anwendungsberatung<br />
viele Dinge realisieren können, um den Kundenwünschen<br />
gerecht zu werden, auch wenn man diese nicht im<br />
Katalog findet.<br />
Noch zwei allgemeinere Fragen: SKF Motion Technologies agiert<br />
seit einigen Monaten losgelöst von SKF. Was bedeutet dieser<br />
Umstand für die Kunden?<br />
Für unsere Kunden und für den Markt ändert sich nur der Name.<br />
Ansonsten bleiben alle Ansprechpartner, Verkaufsprozesse sowie<br />
Theorie und Praxis:<br />
Rendering des Lift- und<br />
Slidekit sowie ein<br />
„realer“ Blick von oben<br />
am Demonstrator<br />
Produkte gleich. SKF Motion Technologies agiert weltweit, sodass<br />
wir auch damit global für unsere Kunden verfügbar sind.<br />
Wir sind beim neuen Eigentümer Kerngeschäft, was für uns ein<br />
großer Vorteil gerade hinsichtlich strategischer Entscheidungen<br />
ist. Natürlich gibt es auch Neues – beispielsweise sind wir seit<br />
Herbst vergangenen Jahres auf unserer eigenen Webseite direkt<br />
erreichbar. Alle Informationen zu unseren Lösungen der Lineartechnik<br />
sind dort unkompliziert zu finden.<br />
Durch die Eigenständigkeit erhoffen wir uns, dass wir flexibler<br />
und schneller agieren können, gerade in Bezug auf Marktanforderungen.<br />
Auch strategische Entscheidungen können in der aktuellen<br />
und künftigen Unternehmensform unabhängiger getroffen<br />
werden.<br />
Industrie 4.0 ist nach wie vor das Megathema im Maschinenbau.<br />
Wie passen die Lösungen von SKF Motion Technologies zu I40?<br />
Die Achsen sind systemisch in I40-Anlagen integrierbar. Wir<br />
arbeiten immer mit der Möglichkeit ein Feedback aus dem Antrieb<br />
zu erhalten. Sie können also Zustände abfragen, sind also<br />
Analyse- bzw. Condition-Monitoring-ready. Zudem lassen sich<br />
die Anlagen nutzerfreundlich über die Software optimieren.<br />
Unsere Produkte und Systeme sind kompatibel zu den<br />
Anforderungen von Industrie-4.0-Lösungen.<br />
Fotos: SKF Motion Technologies<br />
www.skfmotiontechnologies.com<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 33
ELEKTROMOTOREN<br />
TROMMELMOTOREN<br />
GLEICHMÄSSIG VON DER ROLLE<br />
Der Hersteller von horizontalen<br />
Verpackungsmaschinen Barsch setzt zur<br />
motorischen Packstoffvorabrollung auf<br />
Trommelmotoren von Rulmeca. Sie sorgen<br />
dafür, dass die Folienspannung stets gleich ist –<br />
unabhängig vom Durchmesser einer Rolle.<br />
Gegenüber alternativen Konstruktionsformen<br />
überzeugt der lediglich 200 mm breite<br />
Trommelmotor durch seine platzsparende<br />
All-in-One-Konstruktion und einem<br />
vergleichsweise geringen Gewicht.<br />
Barsch, mit Sitz in Reiskirchen, Hessen, ist Spezialist für die<br />
horizontale Verpackung von Waren. Im Vergleich zu meistens<br />
vertikal verpacktem Schüttgut, wird die Ware hier individuell<br />
zugeführt und abgepackt. Spezialisiert hat sich der<br />
Anlagenbauer auf Maschinen, die Folien wie einen Schlauch um<br />
die Ware wickeln und dann verschweißen. Die Maschinen namens<br />
Flowpack bauen modular auf und erlauben so das einfache Anpassen<br />
der Anlagen an unterschiedlichste Güter. Denn jedes Produkt<br />
hat seinen spezifischen Bedarf – so etwa bei der Zuführung, die eine<br />
unterschiedliche Handhabungstechnik erfordert. Über Staudruckförderer<br />
zugeführte Ware ist bspw. mit passgenauem Abstand einzutakten.<br />
Und ein Hersteller von Grillanzünder-Tafeln bat darum,<br />
dass Barsch sie vor dem Verpacken zu Zweier-Packs stapelt.<br />
Andreas Flies ist Sales Manager Unit Handling<br />
bei derRulmeca Germany GmbH<br />
INDIVIDUELLE LÖSUNGEN ALS STANDARD<br />
Je nach Oberfläche und Geometrie der Ware kann sie außerdem über<br />
glatte Blechböden geschoben oder zur Folie getragen werden. Lässt<br />
sich die Ware schieben, dann ist die Folienzuführung oben bei den<br />
Maschinen positioniert und die Längsversiegelung des Folienschlauches<br />
erfolgt unterhalb der Ware. Muss sie hingegen getragen werden,<br />
erfolgt die Folienzuführung unten und die Versiegelung oberhalb der<br />
Ware. Trays gefüllt mit Obst oder Gemüse, gebündelter Spargel oder<br />
Schokolade und ein bis drei lose Paprika lassen sich schieben. Bananen,<br />
lose Möhren und Äpfel sowie Salate, Fisch, Wurst und Käse<br />
erfordern ein Tragen und müssen letztlich an der Folienzuführungskante<br />
mit der Folie auf dieselbe gezogen werden.<br />
Auch das Auslegen und Positionieren der Siegelwerkzeuge<br />
gleichwie der Etikettierung lässt sich individualisieren und ist für<br />
die Qualität einer solchen Verpackungsmaschine entscheidend.<br />
Ein stets gleichbleibender Standard sorgt bei jeder Maschinenauslegung<br />
für ihre hohe Qualität.<br />
QUALITÄT UND HOHER BEDIENKOMFORT<br />
Flowpackmaschinen von Barsch sind alle so ausgelegt, dass eventuell<br />
anfallender Schmutz direkt auf den Boden fällt. Dementsprechend<br />
ist das Gehäuse offen gestaltet und auch für Reinigungstätigkeiten<br />
leicht zugänglich. Zudem setzt das hessische Unternehmen auch<br />
nur Materialien und Verfahren ein, die sich optimal für den Lebensmittelbereich<br />
eignen, selbst wenn Spültabs, Grillanzünder oder gar<br />
zähes Material wie Knete zum Verpacken anstehen. Höchste Priorität<br />
hat zudem der störungsfreie Lauf der Maschinen. Nicht zuletzt<br />
sollen Barsch Maschinen ergonomisch gestaltet und bequem zu<br />
bedienen sein. Hierzu sind diverse Sensoren eingebaut, die den<br />
Maschinenbediener unterstützen. Die Maschine zeigt etwa rechtzeitig<br />
an, dass die Folienrolle bald verbraucht ist oder Produkte<br />
nicht richtig aufgelegt wurden. Außerdem sorgt sie durch eine aktiv<br />
geregelte Vorabrollung selbstständig dafür, dass die Folienspannung<br />
stets gleich ist, unabhängig davon wie groß die Rolle ist – diese<br />
Funktion sorgt für einen störungsfreien Betrieb.<br />
Eine aktiv geregelte Vorabrollung ist das Highlight bei Barsch.<br />
Andere Lösungen nutzen lediglich einen Bremsriemen, der auf<br />
34 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
ELEKTROMOTOREN<br />
02<br />
01<br />
01 Folienvorabwicklung mit Trommelmotor<br />
als schlanke und deutlich weniger<br />
störanfällige Lösung<br />
03<br />
02 Hauseigener Prüfstand für Rulmeca<br />
Trommelmotoren: Thermisches Profil<br />
des Motormantels lässt sich mit<br />
Wirkungsgrad und Motorkosten optimal<br />
ausbalancieren<br />
03 Rulmeca Trommelmotoren mit<br />
All-in-One-Konstruktion, die viele<br />
Bauteile für den Antrieb einspart<br />
den sich abwickelnden Packstoff aufgelegt wird. Er wirkt leicht<br />
bremsend, um die Rolle nicht zu schnell abzuwickeln und die<br />
dahinterliegende Folie unter Spannung zu halten. Die Bremswirkung<br />
des Riemens wird, je nach Durchmesser der Packrolle,<br />
manuell über eine Feder justiert. Mit abnehmendem Durchmesser<br />
der Packstoffrolle muss diese Feder entspannt werden. Vergisst<br />
das der Maschinenführer einmal, dann kann die Folie reißen.<br />
Folgen sind Materialverschwendung sowie kosten- und zeitintensive<br />
Stillstandzeiten der Maschine.<br />
AKTIV GEREGELTE VORABROLLUNG<br />
DES PACKSTOFFS<br />
Barsch hat deshalb eine intelligente, aktiv geregelte Lösung für die<br />
zuverlässige Vorabrollung des Packstoffes entwickelt. Sie sorgt für<br />
eine stets gleichbleibende Folienspannung, unabhängig vom Füllstand<br />
und Durchmesser der Packstoffrolle. Die Folie wird hierzu<br />
über einen auf der Packstoffrolle aufliegenden Trommelmotor<br />
abgerollt. Ein Tänzerarm regelt die Geschwindigkeit des Trommelmotors:<br />
Je nach Auslenkung des Tänzerarms aus seiner Normalposition<br />
dreht sich der Trommelmotor schneller oder langsamer.<br />
Das Auslenken des Tänzerarms wird über ein Linearpotenziometer<br />
erfasst und die Motorgeschwindigkeit über einen Frequenzumformer<br />
stufenlos geregelt. Eine solche aktiv gesteuerte Folienvorabrollung<br />
hat zum Vorteil, dass selbst dünne und perforierte oder auch<br />
qualitativ vergleichsweise schlechte Folien nicht so schnell reißen,<br />
weil die Folienzugkräfte stets konstant gehalten werden und es<br />
keinen ruckartigen Anlauf der Folie mehr gibt. Außerdem wird<br />
weniger Verpackungsmaterial beim Einstellen mit vorbedruckter<br />
Folie verschwendet, da sich das Druckbild schneller korrigieren
ELEKTROMOTOREN<br />
lässt und es keinen Schlupf in der Folie gibt. Denn ist die Folienrolle<br />
noch sehr voll, neigt sie nach dem Zuführungsstopp dazu, weiter zu<br />
drehen. Damit die Folie durch diese Masseträgheit nicht unnötig<br />
abrollt, wird sie durch die Friktion der Kunststoffrundringe, die<br />
über das Trommelmotorrohr gezogen sind, gebremst. Die motorische<br />
Folienvorabrollung ist bei einer Maschine mit automatischer<br />
Eintaktung inklusive, da dies die Taktzyklen mit Starts und Stopps<br />
zwingend erfordern. Bei Maschinen mit Fließfertigung ist sie optional<br />
und kann so Rüstzeiten und Maschinenanlauf beschleunigen.<br />
MIT KVP ZUM TROMMELMOTOR VON RULMECA<br />
Barsch setzt bei allen eingesetzten Komponenten auf hochwertige<br />
Bauteile, um besonders zuverlässige und langlebige Maschinen zu<br />
erzielen. Ein von der Berufsgenossenschaft Holz und Metall ausgezeichneter<br />
kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP) sorgt für<br />
ständige Innovationen. So erhielten im Jahr 2014 Trommelmotoren<br />
von Rulmeca den Zuschlag. Denn Rulmeca Germany, als Teil der<br />
Rulmeca Gruppe mit Sitz in Alme, Italien, bietet zwei wesentliche<br />
Vorteile gegenüber bislang genutzten Motoren. Sie sind einerseits<br />
auch als 200 mm breite, also besonders kompakte Motoren verfügbar.<br />
Andererseits sind sie bei gleicher Auslegung leichter als die<br />
frühere Lösung. Erzielt wird dies durch den Materialmix, den das<br />
Unternehmen für die seitlichen Trommelmotordeckel einsetzt.<br />
Gegenüber reinen Edelstahldeckeln – die Rulmeca ebenfalls im<br />
Portfolio hat – ist auch eine Kombination aus Aluminium und<br />
dünner Edelstahl-Abdeckung erhältlich. Das spart einige hundert<br />
Gramm und erweist sich in dieser Applikation als deutlicher Vorteil,<br />
weil der Motor am Handgriff beim Rollenwechsel weggeklappt<br />
wird. Je leichter die Auslegung, desto einfacher die Handhabung.<br />
Zum Einsatz kommt seit Juni 2015 ein 80LS Trommelmotor mit<br />
einer Länge von 200 mm und 60 W Leistung in Edelstahl, ausgeführt<br />
in Schutzart IP66/69plus. Folglich lassen sich Rulmeca Trommelmotoren<br />
mit Hochdruck und Dampfstrahlern reinigen, was in<br />
der Lebensmittelindustrie heute nahezu unerlässlich ist.<br />
OPTIMIERTER NUTZEN DURCH INDIVIDUELLE<br />
AUSLEGUNG<br />
Nadine Barsch, Geschäftsführerin bei Barsch, resümiert: „Der<br />
Rulmeca Trommelmotor hat mich überzeugt. Er besticht durch<br />
seine sehr kompakte Bauweise und der All-in-One-Konstruktion.<br />
Zudem erweist sich der Support von Rulmeca als voll zufriedenstellend.<br />
Vertrieb und Technik waren stets ansprechbar und in der<br />
Bemusterungsphase auch offen für unsere Wünsche. Dadurch<br />
konnten wir gemeinsam eine effiziente und für uns passende<br />
Lösung entwickeln. So beziehen wir heute unseren Motor bspw. mit<br />
einer leistungsfähigeren Wicklung als in der Standardausführung,<br />
damit der Motor besonders kühl bleibt, bei einer individuellen<br />
Kabellänge von fünf Metern. Letzteres scheint zwar nur eine Kleinigkeit<br />
zu sein, ist andernorts aber keineswegs selbstverständlich.“<br />
Die Fertigung der Rulmeca Motoren erfolgt in Deutschland, was<br />
Barsch voraussetzt, denn der Maschinenbauer fertigt selbst ausschließlich<br />
in Mittelhessen. Ob hochwertige Zukauf-Bauteile, Fertigungsstätten<br />
und Ansprechpartner – kurze Wege lautet die Devise.<br />
Fotos: Barsch GmbH & Co. KG, Rulmeca Germany GmbH<br />
www.rulmeca.de<br />
www.barsch.co<br />
DIE IDEE<br />
„Barsch favorisiert Trommelmotoren,<br />
da sie zwei Vorteile gegenüber den<br />
bislang im Einsatz befindlichen<br />
Motoren aufweisen: Sie verfügen<br />
über lediglich 200 mm Baubreite und<br />
stehen als besonders kompakte<br />
All-in-One-Konstruktion bereit.<br />
Zudem sind sie wahre Leichtgewichte,<br />
im Vergleich zu ihren Alternativen am<br />
Markt. Erzielt wird dies unter<br />
anderem durch den seitlichen<br />
Trommelmotordeckel, der statt<br />
Edelstahl nun in Aluminium und<br />
dünner Edelstahl-Abdeckung<br />
ausgeführt ist, was einige hundert<br />
Gramm spart.“<br />
Andreas Flies, Sales Manager Unit<br />
Handling, Rulmeca Germany GmbH<br />
VIDEO<br />
04 Schwenkbarer Motor bei einer doppelten Packstoffträgerwelle –<br />
ein induktiver Näherungsschalter (hier blau) prüft, ob der<br />
Trommelmotor korrekt aufliegt<br />
Unter folgendem Link sehen Sie die<br />
Folienvorabrollung in Aktion:<br />
www.bit.ly/Vorabrollung<br />
36 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
ONLINE-KONFIGURATOR VEREINFACHT<br />
MOTORENAUSWAHL<br />
Mit dem Motorenkonfigurator<br />
von Heidrive werden<br />
dem Anwender die<br />
Varianten vielfalt und<br />
verschiedenste Motoroptionen<br />
und Möglichkeiten intuitiv und benutzerfreundlich<br />
präsentiert. Hierzu stellt der Online-Konfigurator für<br />
jeden Interessenten den passenden Servomotor aus<br />
über 150 Mio. Varianten zur Verfügung. Mithilfe der<br />
intelligenten Datenbankverknüpfung und der zielgerichteten<br />
Navigation durch Auswahlmenüs soll dem<br />
Nutzer eine schnelle und effiziente Konfiguration<br />
ermöglicht werden.<br />
www.heidrive-motion.net<br />
SERVOANTRIEBE MIT HOHER<br />
LEISTUNGSDICHTE<br />
Die hydraulischen<br />
Linearachsen CLDP<br />
und CLSP von Voith<br />
sind autarke Servoantriebe.<br />
Der CLDP<br />
zeichnet sich durch<br />
eine hohe Leistungsdichte<br />
und Dynamik<br />
aus. Seine Hauptkomponenten<br />
sind ein<br />
Servomotor, eine<br />
Innenzahnradpumpe und ein direkt gekoppelter Hydraulikzylinder.<br />
Der Aufbau ist kompakt, alle Hydraulikkomponenten<br />
sind integriert. So lässt er sich einfach in neue und bestehende<br />
Anlagen integrieren. Nur der elektrische Anschluss für den<br />
Servomotor ist noch nötig. Der Antrieb wird bei Anwendungen<br />
eingesetzt, die eine dynamische Reaktion, Reproduzierbarkeit<br />
und Zuverlässigkeit erfordern, z. B. Pressen, Prüfstände,<br />
Trenn-, Form- und Sondermaschinen. Der CLSP hat zusätzlich<br />
eine automatische lastabhängige Umschaltung der hydraulischen<br />
Übersetzung. Dadurch wird die Anschluss leistung<br />
reduziert, sodass die Baugröße des Motors und des Umrichters<br />
kleiner sind. Dieses Modell besteht aus Servo motor,<br />
4Q-Innenzahnradpumpe und Hydraulikzylinder.<br />
www.voith.com<br />
DOPPELTE LEISTUNG BEI GLEICHEN ABMASSEN<br />
Baumüller<br />
erweitert sein<br />
Servomotoren-<br />
Portfolio um die<br />
wassergekühlten<br />
Modellgrößen 45<br />
und 56. Mit<br />
platzsparendem<br />
Einbau bei hoher<br />
Leistungsdichte<br />
kommen bei den<br />
kleinen Baugrößen<br />
die Vorteile der Wasserkühlung zur Geltung. Bei hochdynamischer<br />
Bewegung und gleichzeitig hohem Effektivdrehmoment<br />
werden Servomotoren stark beansprucht und müssen folglich gut<br />
gekühlt werden. Für die richtige Temperatur sorgt dabei die<br />
Wasserkühlung und ermöglicht so, dass für eine hohe Nennleistung<br />
ein relativ kleiner Motor eingesetzt werden kann. Bei<br />
Ackermann.indd 1<br />
wassergekühlten Motoren ist das Gehäuse baugleich mit einer<br />
ungekühlten Variante und verbindet dadurch maximale Kühlung<br />
mit minimalen Abmaßen. Zudem können wassergekühlte<br />
Motoren auch bei engem Verbau nebeneinander gesetzt werden,<br />
ohne sich gegenseitig aufzuheizen. Besonders geeignet sind diese<br />
kompakten Motoren daher z. B. für den Einbau in Textilmaschinen,<br />
Kunststoffmaschinen sowie Umform- und Biegemaschinen.<br />
www.baumueller.de<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 37
ELEKTROMOTOREN<br />
ANTRIEBE IM EX-BEREICH<br />
KOMPAKTE KRAFTPROTZE<br />
Immer häufiger werden Servoantriebe in<br />
explosionsgefährdeten Bereichen eingesetzt.<br />
Für solche Einsätze verfügt die Jenaer<br />
Antriebstechnik über langjährige Erfahrung<br />
und bietet ein umfangreiches Portfolio von<br />
Atex-zertifizierten Servomotoren an.<br />
In vielen Wirtschafts- und Industriebereichen wird mit brennbaren<br />
Stoffen in Form von Gasen, Dämpfen, Nebeln oder Stäuben<br />
gearbeitet, die in Verbindung mit Sauerstoff eine explosionsfähige<br />
Atmosphäre bilden. Die an diesen Orten installierten elektrischen<br />
Geräte und Anlagen müssen so ausgelegt und geprüft sein,<br />
dass keine Lichtbogenbildung oder hohe Temperaturen entstehen,<br />
welche zur Entzündung eines solchen Gas-Luft-Gemischs führen.<br />
Für die Entwicklung und Produktion von Servomotoren im Ex-<br />
Bereich benötigt man deshalb viel Erfahrung und ein hohes Qualitätsbewusstsein,<br />
denn die Verantwortung eines Herstellers wie der<br />
Jenaer Antriebstechnik (JAT), ist in diesem Fall besonders hoch.<br />
Zuverlässigkeit ist dabei oberstes Gebot.<br />
FÜR EX-ZONEN 1 UND 2<br />
Die Atex-zertifizierten Servomotoren der Ecospeed-Baureihe sind<br />
für vielfältige Anwendungen in den Ex-Zonen 1 und 2 geeignet.<br />
Dazu gehören Branchen wie die Lackierindustrie, Kunststoffverarbeitung,<br />
Druckindustrie, wo die Lösungsmittel der Druckfarben<br />
hoch entzündlich sind, und nicht zuletzt die Chemie z. B. beim<br />
Pumpen von entzündlichen Stoffen. Die Produktfamilie der Atex-<br />
Servo motoren deckt mit einem Spitzendrehmomentbereich von 3<br />
bis 12 Nm bei einer Nenndrehzahl von 500 bis 5 000 min -1 einen<br />
großen Teil dieser Industrieapplikationen ab.<br />
In Bezug auf den Leistungsbereich sind die Motoren mit Flanschmaß<br />
88 mm äußerst kompakt aufgebaut.<br />
Weitere Merkmale der Atex-Motoren sind:<br />
n gute Bewegungsperformance: hohe Drehzahlen, hohe Überlastfähigkeit,<br />
gute Rundlaufeigenschaften, wenig Cogging,<br />
n spezielle Isolationsmaterialien sorgen für hohe Lebensdauer der<br />
Motoren,<br />
n Temperatursensoren an jeder Motorwicklung schützen vor Überhitzung.<br />
Noch mehr Flexibilität bei der Auswahl erhält der Kunde dank der<br />
individuellen Anpassung des Motors an die jeweilige Applikation.<br />
Dazu gehören Haltebremse, Getriebe und speziell geeignete Kabel<br />
in angepasster Länge bis 35 m, die ebenfalls von JAT angeboten<br />
werden. Zudem steht eine Vielzahl an Encodern (Singleturn, Multiturn,<br />
Ink, SinCos) als Rückführung zur Verfügung.<br />
DAS GESAMTPAKET MACHT ES AUS<br />
Mit dem Kabelende des Motors hört das Angebot nicht auf, denn die<br />
meisten Maschinenbauer wünschen eine Gesamtlösung. Das weiß<br />
Christoph Grünenwald, Produktmanager und Ex-Beauftragter bei<br />
JAT, und stellt fest: „Gerade bei sensiblen Anwendungen, wie im<br />
Ex-Bereich, sind eine langjährige Erfahrung und sorgfältige Kundenberatung<br />
elementar. JAT übernimmt auf Wunsch die Auslegung der<br />
gesamten Antriebsstrecke, beginnend bei der Mechanik bis hin zur<br />
Software. Alle Komponenten sind perfekt aufeinander abgestimmt<br />
Eine runde Sache: die Atex-Motoren<br />
Baureihe Ecospeed 80B3x3<br />
38 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
ELEKTROMOTOREN<br />
und maximieren so die Betriebssicherheit der Anlage. Die Stillstandzeiten,<br />
verursacht durch Ausfälle, werden dadurch praktisch auf null<br />
reduziert.“ JAT bietet nicht nur den Motor, sondern auch den passenden<br />
Servoverstärker an. Die große Auswahl an Schnittstellen wie Profinet,<br />
Profibus, EtherCAT oder CANopen lässt einen Anschluss an<br />
nahezu jede Steuerung zu. Motor und Regler sind UL-zertifiziert und<br />
mit oder ohne Sicherheitsfunktion STO verfügbar.<br />
„Uns ist es wichtig, dass der Kunde ein parametriertes, vollständig<br />
eingerichtetes und anschlussfertiges Antriebssystem erhält“,<br />
führt Grünenwald weiter aus. „So lässt sich der Antrieb sofort in die<br />
Maschine implementieren. Für den Maschinenbauer reduzieren<br />
sich die Montage- und Inbetriebnahmezeit und somit auch die<br />
Kosten. Auf Kundenwunsch übernehmen wir vor Ort die Installation<br />
und die Optimierung der Mechatronik. Zudem schulen wir die<br />
Anwender sorgfältig, sodass sie schnellstmöglich in der Lage sind,<br />
das System effizient und zielgerichtet einzusetzen. Um den Kunden<br />
optimal zu unterstützen, bieten wir auch Fernwartung an. Die JAT<br />
übernimmt zudem Softwareanpassungen und erspart dem<br />
An wender Programmieraufwand.“<br />
GROSSE ERFAHRUNG, KURZE LIEFERZEITEN<br />
Kritische Anwendungen, wie der Einsatz von Servomotoren im Ex-<br />
Bereich, erfordern, nebst der Fachkompetenz, ein hohes Qualitätsbewusstsein<br />
des Herstellers. JAT tritt gegenüber den Kunden als<br />
fachkundiger Atex-Experte auf und ist deshalb in der Lage, in allen<br />
Aufgabenstellungen optimal zu beraten und zu unterstützen. Auch<br />
nach der Auslieferung kann der Anwender auf ein komplettes<br />
Dienstleistungsangebot zurückgreifen.<br />
Für den internationalen Einsatz ist die gesamte Baureihe der<br />
Servomotoren gemäß der Norm IEC/EN 60079-1 (Geräteschutz<br />
durch druckfeste Kapselung „d“) zertifiziert. Trotz der zahlreichen<br />
Ausführungsvarianten sind die Motoren kurzfristig lieferbar und<br />
der Kunde profitiert von einer kürzeren Time-to-Market. Seine<br />
Maschine wird rascher am Markt eingeführt und seine Wettbewerbssituation<br />
verbessert sich erheblich.<br />
Fotos: Jenaer Antriebstechnik GmbH<br />
www.jat-gmbh.de<br />
DIE IDEE<br />
„Mit Antrieben und Know-How<br />
bestens aufgestellt für den Ex-<br />
Bereich: Die zertifizierte Motorenreihe<br />
mit den vielfältigen Optionen,<br />
ermöglichen es uns applikationsspezifisch<br />
und dennoch schnell und<br />
umfassend die Atex-Anforderungen<br />
unserer Kunden zu lösen. Ein nicht<br />
unwesentlicher Teil dafür ist unser<br />
Wissen und unsere Erfahrungen als<br />
zertifizierter Hersteller. Denn gerade<br />
in diesen sensiblen Bereichen, in<br />
denen eine explosionsgefährdete<br />
Gasatmosphäre existiert, ist eine<br />
kompetente Beratung des Kunden<br />
von Beginn an elementar.“<br />
Christoph Grünenwald, Produktmanager<br />
und Ex-Beauftragter,<br />
Jenaer Antriebstechnik GmbH<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 39
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
MASCHINENRICHTLINIE<br />
WAS SIE BEI MODERNISIERUNGEN<br />
BEACHTEN MÜSSEN<br />
Für Maschinenbetreiber ist bei Umbauten oder<br />
Modernisierungen auf den ersten Blick nicht<br />
klar, warum jetzt Gefährdungen betrachtet<br />
werden müssen. Denn die neu eingebaute<br />
Komponente ändert nichts an der Funktion.<br />
Doch der Betreiber ist verpflichtet, bei jeder<br />
Veränderung eine Gefährdungsbeurteilung<br />
durchzuführen. Dieser Artikel gibt Aufschluss<br />
darüber, was Sie wissen sollten.<br />
Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Roboter bestückt die Warenträger<br />
automatisch mit Teilen. Der Roboter muss schließlich<br />
aufgrund von Ersatzteilmangel ausgetauscht werden. Im dargestellten<br />
Beispiel führt das u. a. zu Verbesserungen der Prozessgeschwindigkeit.<br />
Der Betreiber stellt sich die Frage, ob die mit<br />
der Modernisierung einhergehenden Änderungen Einfluss auf die<br />
Sicherheitsfunktionen der Maschine haben. Zudem interessiert<br />
ihn, ob der Retrofit aus Sicht der Maschinensicherheit zu einer<br />
„wesentlichen Veränderung“ der Maschine führt. Denn bei einer<br />
„wesentlichen Veränderung“ ist die Maschine nach Maschinenrichtlinie<br />
(MRL) wie ein neues Produkt zu behandeln.<br />
Das bedeutet, dass der Betreiber die EG-Konformität der Maschine<br />
neu bewerten und eine neue Konformitätserklärung ausstellen muss,<br />
um wieder die CE-Kennzeichnung zu erhalten. Unternehmen scheuen<br />
häufig vor umfassenden Retrofit-Plänen und damit einhergehenden<br />
Maßnahmen zurück, weil sie im Falle einer Neubewertung und dem<br />
damit verbundenen Bewertungsverfahren die komplette Verantwortung<br />
für die gesamte Maschine tragen müssen. Von einer gründlichen<br />
Anlagendokumentation ausgehend können jedoch viele Änderungen<br />
vorgenommen werden, ohne dass die Maschine damit „wesentlich<br />
verändert“ werden muss. Um dies feststellen zu können,<br />
sind mehrere Fragen zu beantworten. Dazu wurde am 9. April 2015<br />
vom deutschen Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS)<br />
ein Interpretationspapier zur Veränderung von Maschinen veröffentlicht.<br />
Dieses ist an das Produktsicherheitsgesetz (ProdSG) angepasst<br />
und enthält neue Erkenntnisse der Risikobeurteilung.<br />
mit den ursprünglichen Beschreibungen wird geprüft, ob durch<br />
den Umbau eine neue Gefährdung entstanden ist. Hierbei müssen<br />
alle Lebensphasen und Tätigkeiten berücksichtigt werden. Denn<br />
der Betreiber darf nur Maschinen zur Verfügung stellen, deren Verwendung<br />
nach dem Stand der Technik sicher ist.<br />
Existieren durch den neu installierten Roboter im genannten Beispiel<br />
keine neuen Gefährdungen, wird geprüft, ob eine Erhöhung<br />
des vorhandenen Risikos vorliegt. Da der Austauschroboter eine<br />
höhere Prozessgeschwindigkeit besitzt, kann es dadurch unter Umständen<br />
zu neuen Gefährdungen kommen. In jedem Einzelfall muss<br />
ermittelt werden, ob die Veränderungen an der Maschine sicherheitsrelevante<br />
Auswirkungen nach sich ziehen. Da eine neue<br />
Gefährdung bzw. eine Erhöhung eines vorhandenen Risikos durch<br />
die höhere Geschwindigkeit vorliegt, wird geprüft, ob die vorhandenen<br />
Schutzmaßnahmen der Maschine weiterhin ausreichen oder<br />
geeignet sind. Ist durch das bestehende Schutzkonzept die neue<br />
Gefährdung bzw. die Risikohöhe ausreichend minimiert und erfüllt<br />
die Anlage alle Anforderungen der gesetzlichen Vorgaben, so liegt<br />
keine wesentliche Veränderung der Anlage vor. Entsprechend behält<br />
die alte Konformitätserklärung ihre Gültigkeit und es ist kein neues<br />
Konformitätsbewertungsverfahren notwendig. Die vorhandene<br />
Gefährdungsbeurteilung des Arbeitsplatzes und des Arbeitsmittels<br />
wird vom Betreiber entsprechend angepasst.<br />
IST DIE VERÄNDERUNG SICHERHEITSRELEVANT?<br />
Der Betreiber ist verpflichtet, bei einem Maschinenumbau, bzw. einer<br />
Anpassung oder Modernisierung eine Gefährdungsbeurteilung<br />
durchzuführen. Diese stellt ein modernes Instrument zur Arbeitssicherheit<br />
dar, die gegenüber der herkömmlichen Unfallverhütung<br />
auch die betrieblichen Belange berücksichtigt. Bei einem Vergleich<br />
Marco Vry ist Senior Projektmanager der Ce-Con GmbH in Bremen und<br />
Alexandra Langstrof ist freie Mitarbeiterin der Ce-Con GmbH in Erkrath<br />
40 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
WESENTLICHE VERÄNDERUNG VON MASCHINEN<br />
Werden bei Umbauten oder Modernisierungen „wesentliche<br />
Veränderungen an Maschinen“ vorgenommen, erlischt die Konformitätserklärung<br />
des ursprünglichen Herstellers und der Betreiber<br />
ist im Gegenzug verpflichtet, die Konformität selbst zu bewerten.<br />
Ein Beispiel: Eine bestehende Fertigungsstrecke soll durch einen<br />
Fertigungsschritt ergänzt werden. Dabei kommt eine zusätzliche<br />
Maschine zum Einsatz, die aber nur bei einem bestimmten Produkttyp<br />
benötigt wird. Außerdem ist vorgesehen, ein Kamerasystem<br />
anzubringen, das den korrekten Sitz der Anbauteile feststellt,<br />
bzw. die unterschiedlichen Produkttypen automatisch erkennt. Um<br />
diese Änderungen integrieren zu können, muss der Schutzzaun vor<br />
dem Senkrecht-Förderer entfernt werden. In diesem Bereich entstehen<br />
neue Gefahrenstellen. Diese werden durch das Gestell des<br />
Kamerasystems und das Fördersystem verursacht. Das Unternehmen<br />
muss den Arbeits- und Gesundheitsschutz den Veränderungen<br />
entsprechend anpassen. Zum einen erhöht sich das Risiko bei<br />
bestehenden Gefährdungen (Senkrecht-Förderer). Zum anderen<br />
kommen neue Gefährdungen hinzu (Scherstelle Kamerasystem).<br />
Ist das bestehende Sicherheitskonzept, das innerhalb der Konformitätsbewertung<br />
der Maschinenhersteller ausgearbeitet wurde,<br />
nach dem Umbau nicht mehr ausreichend und das Risiko mit einfachen<br />
Schutzeinrichtungen weder eliminiert noch ausreichend<br />
minimiert, so liegt eine „wesentliche Veränderung der Maschine“ vor.<br />
SCHUTZEINRICHTUNGEN IM ZEITALTER VON<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
Wo früher Schutzzäune das Erreichen verhindert haben, können<br />
heute optisch trennende Schutzeinrichtungen für die gleiche Sicherheit<br />
sorgen. Sie sorgen dafür, dass die Maschine bei Annäherung<br />
anhält. Schutzabdeckungen können so gestaltet werden, dass der<br />
Arbeitsablauf an Arbeitsplätzen nicht beeinträchtigt wird.<br />
Im aufgeführten Beispiel, bei dem eine bestehende Fertigungsstrecke<br />
um einen zusätzlichen Fertigungsschritt ergänzt werden soll,<br />
könnte das Sicherheitskonzept folgendermaßen aussehen: Durch<br />
einen Sicherheitslaserscanner wird der Bereich vor der eigentlichen<br />
Gefährdung auf dem Hallenboden überwacht. Durch Verletzung des<br />
Schutzfeldes wird die komplette Fertigungsstrecke sicherheitsgerichtet<br />
still gesetzt, sodass keine Gefahr bringende Bewegung der Maschine<br />
mehr vorhanden ist. Hierbei ist die Annäherungsgeschwindigkeit von<br />
Körperteilen, Stoppzeit der Maschinenbewegung und Reaktionszeit<br />
der Bauteile der Sicherheitsfunktion zu berücksichtigen.<br />
Abschließend sei erwähnt, dass im Alltag häufig Schutzeinrichtungen<br />
kombiniert werden. Zum Beispiel werden Lichtgitter und<br />
Veränderung<br />
Liegt eine neue<br />
Gefährdung vor?<br />
Ja<br />
Führt die neue Gefährdung<br />
zu einem Risiko?<br />
Ja<br />
Sind die vorhandenen Schutzmaßnahmen<br />
ausreichend?<br />
Nein<br />
Kann mit einfachen Schutzeinrichtungen<br />
das Risiko<br />
eliminiert oder ausreichend<br />
minimiert werden?<br />
Nein<br />
wesentliche<br />
Veränderung<br />
Der Betreiber ist verpflichtet,<br />
die Frage nach der „wesentlichen<br />
Veränderung“ zu klären<br />
Türen, die in feststehenden trennenden Schutzeinrichtungen eingebaut<br />
sind, mit Zustimmtastern und Zweihandbedienungen für<br />
eine bestimmte oder mehrere Bewegungen verbunden. Für die<br />
Konstrukteure bedeutet dies, dass eine fachlich korrekt durchgeführte<br />
Risikobeurteilung mit zugehöriger Abschaltmatrix und<br />
einem Safety Layout erstellt werden muss. Dieser aufwändige Prozess<br />
der Konstruktion und Verifikation ist notwendig, um alles zu<br />
prüfen und für Dritte nachvollziehbar zu dokumentieren. Denn<br />
nur, wer bereits von Beginn an abteilungsübergreifend an Sicherheit<br />
denkt und diese mit durchgängiger Terminologie in Schaltplänen,<br />
Risikobeurteilung und Benutzerinformation dokumentiert,<br />
kann eine Konformitätserklärung mit den Anforderungen von<br />
anzuwendenden Richtlinien und Normen unterzeichnen.<br />
Fotos: Ce-Con GmbH<br />
www.ce-con.de<br />
Nein<br />
Nein<br />
Ja<br />
Ja<br />
Liegt die Erhöhung<br />
eines Risikos vor?<br />
Ja<br />
Nein<br />
keine wesentliche<br />
Veränderung<br />
SCANIUS-LINE<br />
Moving into anew Direction<br />
„Aussteller LASER <strong>2019</strong>, Halle B3, Stand B3.422“<br />
piezosystem-MH.indd 1 23.05.<strong>2019</strong> 10:55:50<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 41
AUSGEWÄHLT<br />
Holger Seybold, Redakteur<br />
DAS THEMA:<br />
SENSOR+TEST<br />
SENSORIK FÜR<br />
DIE ANTRIEBS-<br />
TECHNIK<br />
Insbesondere die Sensorik ist<br />
ein wesentlicher Baustein der<br />
industriellen Digitalisierung<br />
und ist auch in der Antriebstechnik<br />
kaum noch wegzudenken.<br />
Intelligente Sensoren<br />
registrieren und analysieren<br />
Drehzahl, Drehmoment,<br />
Position, Winkel, aber auch<br />
Spannung, Strom, Temperatur<br />
oder Rotationsschwingung.<br />
Was es in diesem Bereich Neues<br />
gibt, das können Sie auf der<br />
Sensor+Test in Nürnberg vom<br />
25. bis 27. Juni <strong>2019</strong> entdecken.<br />
Die folgende Auswahl zeigt<br />
einen kleinen Ausschnitt von<br />
dem, was die insgesamt mehr<br />
als 500 Aussteller präsentieren<br />
werden.<br />
Mehr Highlights finden Sie auf<br />
www.sensor-test.de<br />
SENSORTELEMETRIE-KIT JETZT AUCH ALS<br />
IP67-VARIANTE<br />
Manner Sensortelemetrie ermöglicht Testingenieuren ohne<br />
umfassende Kenntnisse der Sensortelemetrie, eine zuverlässige<br />
und präzise Erfassung von Messsignalen an rotierenden<br />
Wellen ohne Vorbereitungszeit oder Schulung. Der integrierte<br />
automatische Abgleich für die optimale Daten- und Energieübertragung<br />
zwischen Rotor- und Statoreinheit macht dies<br />
möglich. Das System Optima zeichnet sich durch seine<br />
Kompaktheit aus. Die nötigen Komponenten sind eine<br />
Stator-Pick-Up-Einheit mit integrierter Elektronik, ein<br />
Rotormess verstärker und eine Antennenschleife zur energetischen<br />
Kopplung der Komponenten. Das System mit einer<br />
hohen Übertragungsdistanz von 50 mm und seiner Einfachheit<br />
gibt es nun auch als IP67-Variante. Kennzeichnend ist,<br />
dass trotz der hohen Übertragungsdistanz eine zuverlässige<br />
Signalübertragung gegeben ist – und das ohne Batterien.<br />
Zudem sollen selbst bei hohen elektromagnetischen<br />
Störungen keine Signal Drop Outs stattfinden, und durch die<br />
bewährte induktive Übertragungstechnik soll es auch keine<br />
Interferenzprobleme mit Funkfrequenzen geben.<br />
www.sensortelemetrie.de<br />
LEISTUNGSMESSUNG MIT HÖCHSTER<br />
GENAUIGKEIT<br />
Prüfnormen definieren die Prüfanforderungen zur Wirkungsgrad-Bestimmung<br />
Umrichter-gespeister Antriebe. So<br />
ist etwa für die Leistungsmessung eine Genauigkeit von<br />
0,3 % gefordert. Das Konzept des Power Analyser LTT24<br />
beruht, wie bei einem guten Orchester, auf der Optimierung<br />
jeder einzelnen Komponente, wie Vorverstärker<br />
A/D-Wandler, Netzteil, Sensorversorgung, Sensorkabel<br />
u. v. m., sowie auf deren harmonische Abstimmung<br />
innerhalb des Gesamtsystems. Der LTT24 ist laut Labortechnik<br />
Tasler derart durchdacht, dass kein Platz mehr für Messfehler bleiben soll. Langsame, schnelle und sehr<br />
schnelle Kanäle können innerhalb eines modularen Gerätes kombiniert werden. Verzerrung und Rauschen<br />
zusammen, liegen bei nahezu – 100 dB und ermöglichen so im Endergebnis eine ENOB (effective number of<br />
bits) von echten 16 Bit über einen weiten Bereich von Frequenzen und Amplituden. Sämtliche Messkanäle<br />
z. B. für Volt, Strom, Widerstand, ICP, LVDT, DMS, Ladung etc. sind galvanisch getrennt und bieten bis in den<br />
MHz-Bereich stabile Sensorversorgungen, und das präziser als die Messauflösung von – 117 dB.<br />
www.tasler.de<br />
42 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
AUSGEWÄHLT<br />
FLEXIBILITÄT IN DER OPTISCHEN<br />
SCHWINGUNGSMESSUNG<br />
ULTRAFLACHER BERÜHRUNGS-<br />
LOSER POSITIONSSENSOR<br />
Vibroflex besteht als modulares Vibrometer aus dem<br />
Front-End Vibroflex Connect mit komfortablem Touchdisplay<br />
und einer Auswahl an Laser-Messköpfen. Die<br />
optionale Datenerfassungs- und Auswertesoftware<br />
Vibsoft ergänzt das Messsystem als Werkzeug für<br />
effektive und komfortable Datenanalyse. So können<br />
Dynamik, Akustik und Schwingung berührungslos und mit<br />
Laserpräzision an Strukturen von nano bis makro erforscht<br />
werden. Das modulare Schwingungsmesssystem mit<br />
konfigurierbarer Bandbreite von DC bis 24 MHz detektiert<br />
kleinste Bewegungen im Subpicometer-Bereich und<br />
Schwinggeschwindigkeiten bis 30 m/s.<br />
VibroFlex Xtra ermittelt hochaufgelöste Schwingungsmessdaten<br />
von jeder Oberfläche – selbst auf dunklen,<br />
biologischen, rotierenden oder bewegten Messobjekten.<br />
Die augensichere Lasertechnologie ist speziell für<br />
anspruchsvolle Messaufgaben geeignet, wie zerstörungsfreies<br />
Prüfen, Schwingwegmessungen aus größerem<br />
Abstand, quasistatische Wegmessungen bis hin zur<br />
Regelung von Shakern.<br />
www.polytec.com<br />
ASM präsentiert mit Posichron PCFP25<br />
einen berührungslosen, ultraflachen,<br />
magnetostriktiven Positionssensor für<br />
anspruchsvolle Einbausituationen, wie sie<br />
etwa in mobilen Maschinen oder Verpackungsmaschinen<br />
vorkommen. Der<br />
PCFP25 ist für Messlängen bis zu<br />
5 750 mm verfügbar, sein ultraschlankes<br />
Profil ist lediglich 8 mm hoch. Der Sensor<br />
ist resistent gegen Schmutz, Feuchtigkeit<br />
und Staub, widersteht Stößen bis zu 50 g<br />
und verfügt über die Schutzart IP67. Das<br />
flache Profil wurde speziell für Anwendungen<br />
mit begrenztem Einbauraum<br />
entwickelt. Es stehen analoge sowie<br />
digitale Ausgänge zur Verfügung. Der<br />
Sensor erreicht eine Linearität von<br />
± 0,02 % v. E. Für Sicherheitsanwendungen<br />
kann der Sensor in redundanter Bauweise<br />
montiert werden.<br />
www.asm-sensor.com<br />
POSITIONSSENSOREN MIT HÖHERER ROBUSTHEIT<br />
Die Temposonics R-Serie V ist der Nachfolger der aktuellen vierten<br />
Generation von MTS Sensor. Die neuen Positionssensoren haben eine<br />
höhere Robustheit gegen Vibrationen und hohe Temperaturen, sind<br />
bereit für Industrie 4.0 und passen ideal in bestehende Anwendungen.<br />
Sie sind noch leistungsfähiger in der Anwendung und bieten eine<br />
Abtastrate von bis zu 4 kHz mit Extrapolation. Darüber hinaus<br />
verfügen sie über Profinet mit IRT (Isochronous Real Time) und<br />
EtherNet/IP mit CIP Sync (Common Industrial Protocol) und einem<br />
typischen Jitter von ± 2 µm. Die neuen Industrie-4.0-Funktionen<br />
bieten den Anwendern große Vorteile, da sie neben den reinen<br />
Prozessdaten (Position/Geschwindigkeit) auch Zusatzinformationen<br />
über den Prozess liefern. So werden im laufenden Betrieb Status- und<br />
Statistikdaten aufgenommen und verarbeitet. Sie helfen, die Prozesse<br />
innerhalb der Anwendung besser zu verstehen. In Kombination mit<br />
der erhöhten Leistungsfähigkeit und der verbesserten Robustheit wird dem Anwender die Sicherheit geboten, dass<br />
bestehende Anwendungen noch verlässlicher arbeiten und zukünftige Anforderungen bereits erfüllt werden.<br />
www.mtssensor.de<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 43
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
EFFIZIENTER AUSLEGUNGSPROZESS<br />
FÜR STIRNRÄDER – TEIL 2<br />
Die Auslegung von Stirnrädern<br />
lässt sich in drei Schritte<br />
unterteilen. Wir stellen dazu ein<br />
effizientes Verfahren für die<br />
Auslegung von Zahnrädern vor,<br />
das auf internationalen Normen<br />
für die Berechnung von<br />
Zahnradgeometrien und<br />
Festigkeiten basiert. Die ersten<br />
beiden Schritte haben wir im<br />
ersten Teil ausführlich<br />
beschrieben. In Schritt 3 wird nun<br />
die Mikrogeometrie der<br />
Zahnräder definiert.<br />
M. Sc. ETH Ilja Tsikur ist Vertriebsingenieur<br />
bei der Kisssoft AG in Bubikon, Schweiz<br />
Wellenberechnung<br />
Wellenversatz<br />
Optimale<br />
Zahnrad-<br />
Makrogeometrie<br />
Breitenlastfaktor K Hß<br />
01<br />
Strategie<br />
Optimale<br />
Flankenlinienkorrekturen<br />
02<br />
ISO 6336, Anhang E<br />
Herstellfehler<br />
Liste von Schleifschnecken<br />
und<br />
Abrichtscheiben<br />
01 Optimierung des Breitenlastfaktors mit Steigungskorrekturen<br />
02 Die Wellenbiegelinie<br />
44 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
03 Resultierende Linienlast ohne<br />
Flankenlinienkorrekturen<br />
04 Resultierende Linienlast mit<br />
Flankenlinienkorrekturen<br />
05 Einfluss einer fertigungsbedingten<br />
Verschränkung auf die Breitenballigkeit<br />
06 Die Kontaktanalyse<br />
03<br />
Im dritten und letzten Schritt wird die Mikrogeometrie der<br />
Zahnräder definiert. Zunächst werden Flankenlinienkorrekturen<br />
angewendet, um Wellenbiegung und -torsion, Wellenversätze<br />
aufgrund von Herstellfehlern, Lagerspiel, Verformung<br />
sowie Einflüsse der Gehäusesteifigkeit zu kompensieren.<br />
Optimale Flankenlinienkorrekturen führen aufgrund<br />
einer gleichmäßigeren Lastverteilung entlang der Flanke<br />
normalerweise zu einer Erhöhung der Drehmomentkapazität<br />
des Getriebes, wodurch sich der Breitenlastfaktor K Hβ<br />
verringert.<br />
Typischerweise wird eine Schrägungswinkel korrektur<br />
vorgenommen, um Wellenversätze zu kompen sieren. Außerdem<br />
wird die Breitenballigkeit angepasst, um zufällige Herstellfehler<br />
und Torsions effekte auszugleichen.<br />
Sobald eine optimale Lastverteilung entlang der Flanke erzielt<br />
wurde, werden Profilkorrekturen angewandt, um die Geräuschanregung<br />
der Zahnräder zu reduzieren. Sonstige Effekte<br />
wie geringere Kontakttemperatur und höherer Wirkungsgrad,<br />
gleichmäßige Normalkraftverteilung oder höhere Sicherheit<br />
gegenüber Graufleckigkeit können erzielt werden.<br />
Allerdings konzentrieren wir uns in diesem Artikel auf die Optimierung<br />
von Parametern im Zusammenhang mit der Geräuschanregung,<br />
z. B. auf die Eingriffslinie unter Last, die Amplitude<br />
der Drehwegabweichung, die Kraftanregung und die<br />
Harmonischen.<br />
04<br />
FLANKENLINIENKORREKTUREN<br />
Der Breitenlastfaktor K Hβ<br />
wird als der Quotient aus der höchsten<br />
Linienlast und der mittleren Linienlast über die Zahnbreite<br />
definiert [1]. Unter optimalen Bedingungen wäre der Breitenlastfaktor<br />
also gleich eins. In Anhang E von ISO 6336 wird<br />
ein Ansatz für die Berechnung des Breitenlastfaktors K Hβ<br />
unter<br />
Berücksichtigung von Wellenversatz durch Biegung, Torsionsverformung<br />
und Herstell fehler beschrieben (Bild 01). Flankenlinienkorrekturen<br />
werden angewendet, um die ungleichmäßige<br />
Lastverteilung zu kompensieren.<br />
Bei Zahnrädern mit höherer Qualität hängt der Breitenlastfaktor<br />
hauptsächlich von der Wellenverformung durch Biegung<br />
ab. Es ist daher wichtig, bei der Optimierung der Lastverteilung<br />
eine Berechnung der Wellenverformung durchzuführen.<br />
In Bild 02 sind die Resultate einer analytischen Berechnung<br />
einer Wellenverformung unter Berücksichtigung einer<br />
nichtlinearen Lagersteifigkeit dargestellt, welche auf die innere<br />
Lagergeometrie gemäß Beschreibung in ISO/TS 16281 [2] zurückzuführen<br />
ist (siehe rote Kurve). Die blaue Kurve stellt die<br />
Biegelinie mit unendlicher Lagersteifigkeit dar. Wenn also die<br />
Lagersteifigkeit nicht berücksichtigt wird, kann die Auslegung<br />
einer Schrägungswinkelkorrektur falsch sein und in manchen<br />
Fällen sogar zu einer schlechteren Lastverteilung führen, als<br />
wenn überhaupt keine Korrektur angewandt wird.<br />
05<br />
06<br />
Wellenberechnung<br />
Wellenversatz<br />
Kontaktanalyse<br />
Teillast<br />
Zahnsteifigkeitsmodell<br />
Herstellfehler<br />
Zahnradgeometrie<br />
und Flankenlinienkorrekturen<br />
Systemverhalten<br />
unter Last<br />
Drehwegabweichung,<br />
Eingriffssteifigkeit,<br />
Überdeckung<br />
Eingriffslinie<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 45
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
07<br />
08<br />
09<br />
Darüber hinaus sollten Herstellabweichungen wie Nicht-Parallelität<br />
von Achsen (f ma<br />
) und Flankenlinien-Winkelabweichung (f Hβ<br />
) berücksichtigt<br />
werden. Da Herstellfehler ein positives oder negatives<br />
Vorzeichen haben können, sind mehrere Szenarien zu analy sieren.<br />
In Bild 03 ist die Lastverteilung für fünf verschiedene Fälle dargestellt:<br />
n f ma<br />
= 0 und f Hβ<br />
= 0<br />
n f ma<br />
(+) und f Hβ<br />
(+)<br />
n f ma<br />
(+) und f Hβ<br />
(–)<br />
n f ma<br />
(–) und f Hβ<br />
(+)<br />
n f ma<br />
(–) und f Hβ<br />
(–)<br />
Nach Anhang E von ISO 6336 ist die Festigkeitsberechnung mit dem<br />
höchsten Breitenlastfaktor (in diesem Beispiel K Hβ<br />
= 2,2) durchzuführen,<br />
der aus den fünf vorstehenden Fällen resultiert.<br />
Für eine Optimierung der Lastverteilung und des Breitenlastfaktors<br />
mit Herstellfehlern wird typischerweise die Breitenballigkeit erhöht.<br />
Das Ziel besteht darin, die maximale Linienlast in sämtlichen<br />
Szenarien mit Herstellfehlern zu reduzieren und die Linienlastspitzen<br />
von den Kanten der Zahnräder weg zu verschieben. In Bild 04 ist<br />
die Linienlast mit einer um 10 µm erhöhten Breitenballigkeit dargestellt.<br />
In diesem Beispiel liegt der höchste Breitenlastfaktor bei f ma<br />
(+)<br />
und f Hβ<br />
(+) und entspricht etwa 1,4. Die Berücksichtigung des resultierenden<br />
Breitenlastfaktors in der Festigkeitsberechnung führte zu<br />
46 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
10<br />
07 Der Eintritts- und Austrittsstoß<br />
08 Die Drehwegabweichung<br />
09 Die Kraftanregung<br />
10 Das Amplitudenspektrum<br />
einer um 45 % höheren Zahnfußsicherheit und einer um 20 %<br />
höheren Flankensicherheit.<br />
Eine wichtige, hier zu berücksichtigende Einschränkung bei<br />
der Herstellung ist die Herstellverschränkung. Wird die Breitenballigkeit<br />
bei Schrägstirnrädern durch Abwälzschleifen erzeugt,<br />
kann es durch die Schleifbewegung des Werkzeugs zu einer Verschränkung<br />
kommen. Findet keine Kompensation statt, kann<br />
eine höhere effektive Linienlast auftreten. In Bild 05 ist die<br />
Form der Breitenballigkeit mit Einfluss des fertigungsbedingten<br />
Twists dargestellt. Das Kompensieren der Verschränkung ist<br />
keine einfache Aufgabe, insbesondere mangels entsprechender<br />
Literatur. Es erfordert den Einsatz moderner Schleifmaschinen.
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
11 Die Kopf- und<br />
Fußrücknahme<br />
12 Die optimierte<br />
Eingriffslinie<br />
13 Die optimierte<br />
Drehwegabweichung<br />
11<br />
14 Die optimierte<br />
Kraftanregung<br />
12<br />
13<br />
14<br />
48 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
vorne<br />
1.13.0??.2XX 41×61mm<br />
1.13.0??.4XX 41 × 83 mm<br />
hinten<br />
ZAHNKONTAKTANALYSE UNTER LAST<br />
iStock © Wenjie Dong<br />
Das Ziel der Zahnkontaktanalyse unter Last (Loaded Tooth Contact Analysis,<br />
LTCA) ist es, den Zahneingriff unter Last auszuwerten. Für die Berechnung der<br />
Zahnverformung ist ein Zahnsteifigkeitsmodell erforderlich. Weber & Banaschek<br />
[3] stellen ein Analysemodell für die Zahnverformung vor, bei dem die<br />
Zahnradverformung in drei Hauptkomponenten unterteilt ist:<br />
n Radkörperdeformation<br />
n Zahnbiegeverformung<br />
n Hertz’sche Abplattung<br />
Basierend auf dieser Theorie kann ein analytisches Steifigkeits modell erstellt werden.<br />
Anschließend kann eine Zahnkontaktanalyse unter Last unter Berücksichtigung<br />
von Zahnverformung, Wellenversätzen, Herstellfehlern (z. B. Teilungsfehlern)<br />
und einer definierten Teillast für die Berechnung durchgeführt werden<br />
(Bild 06). Die Resultate der LTCA liefern wichtige Parameter für die Bestimmung<br />
der Geräuschanregung und deren Optimierung:<br />
n Drehwegabweichung<br />
n Amplitudenspektrum der Drehwegabweichung<br />
n Kraftanregung<br />
n Eingriffslinie unter Last<br />
Die Drehwegabweichung beschreibt die Abweichung des theoretischen Eingriffspunkts<br />
vom Eingriffspunkt unter Berücksichtigung der Zahnverformung. Insbesondere<br />
die Amplitude dieser Drehwegabweichung ist ein wertvoller Parameter<br />
für die Geräuschoptimierung. Die Fourier-Transformation liefert die Ordnungszahlen<br />
der Harmonischen und ermöglicht die Auswertung der Erreger frequenzen.<br />
Aus der Drehwegabweichung und der Eingriffsteifigkeit lässt sich die Kraftanregung<br />
[4] ableiten, die einen Vergleich der verschiedenen geometrischen<br />
Lösungen hinsichtlich der Schwingungserregung ermöglicht. Unter zusätzlicher<br />
Berücksichtigung der Drehwegabweichung lässt sich zudem die beste Variante<br />
mit reduzierter Geräuschentwicklung ermitteln. Darüber hinaus zeigt die<br />
Eingriffs linie unter Last die Änderung des Eingriffswinkels am Anfang und am<br />
Ende des Zahneingriffs. Dieses Phänomen wird weiter unten als „Eintritts- bzw.<br />
Austrittsstoß“ bezeichnet (Bild 07).<br />
Im Artikel-Teil 1 wurden zwei Beispiellösungen für das Feinaus legungsverfahren<br />
vorgestellt. In Bild 10 sind die Resultate einer Zahnkontaktanalyse unter Last dargestellt.<br />
Beide Lösungen weisen einen Eintrittsstoß am Anfang und einen Austrittsstoß<br />
am Ende des Zahneingriffs auf. Aufgrund einer höheren Überdeckung<br />
und einer höheren Steifigkeit sind die Amplituden der Drehwegabweichung und<br />
der Kraftanregung geringer bei der Lösung mit Hochverzahnung. Andererseits<br />
weist das Amplitudenspektrum beim Standardbezugsprofil geringere Ordnung der<br />
Harmonischen auf.<br />
PROFILKORREKTUREN<br />
fast forward solutions<br />
Modular<br />
Mechatronic<br />
Drive Solutions<br />
| Unzählige vordefi nierte<br />
Varianten<br />
| Lösungen wie<br />
maßgeschneidert<br />
Der letzte Schritt besteht in der Auslegung der Profilkorrekturen. In verschiedenen<br />
Bereichen, z. B. Geräuschanregung, Kontakttemperatur, Wirkungsgrad, Graufleckigkeit<br />
oder Fressen, lassen sich mit gut ausgelegten Profilkorrekturen Verbesserungen<br />
erzielen. In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf die Minderung<br />
der Geräuschanregung durch Verfolgung einer einfachen Strategie:<br />
1. Eintrittstöße am Anfang und Austrittsstöße am Ende des Zahneingriffs beseitigen.<br />
2. Die Amplitude der Drehwegabweichung minimieren.<br />
3. Harmonische der zweiten und höherer Ordnungen auf möglichst nahe null<br />
reduzieren.<br />
In ISO 21771 sind verschiedene Arten von Korrekturen definiert. Typischerweise<br />
wird eine Kopfrücknahme (Bild 11) an beiden Zahnrädern vorgenommen, um die<br />
Geräuschanregung der Zahnräder zu reduzieren. Der Betrag der Kopfrücknahme<br />
Cαa wird so angepasst, dass Eintritts- und Austrittsstöße beseitigt werden. Außerdem<br />
wird die Wälzlänge der Kopfrücknahme so gewählt, dass die Drehwegabweichung<br />
minimiert wird.<br />
In Bild 12 ist die Eingriffslinie unter Last mit beseitigten Eintritts- und Austrittsstößen<br />
bei Anwendung einer Kopfrücknahme von Cαa = 22 µm im Beispiel mit<br />
einem Standardbezugsprofil und Cαa = 15 µm im Beispiel mit Hochverzahnung<br />
dargestellt.<br />
Die Amplitude der Drehwegabweichung (Bild 13) wurde in beiden Fällen reduziert.<br />
Die geringsten Geräuschpegel sind bei dem Beispiel mit Hoch verzahnung zu<br />
erwarten: Der Verlauf der Kurve für die Drehwegabweichung ist flacher und hat<br />
eine kleinere Amplitude. Erklären lässt sich dies durch die höhere Überdeckung<br />
Modulares System:<br />
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KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
15<br />
16<br />
15 Optimiertes<br />
Amplitudenspektrum<br />
16 Profildiagramme,<br />
Profil C (links), Hochverzahnung<br />
(rechts)<br />
und die nahezu konstante Steifigkeit der Hoch verzahnung. Dieselben<br />
Effekte lassen sich bei der Kraftanregung beobachten (Bild 14).<br />
Trotz Beibehaltung des Durchschnittswerts der Kraftanregung bei<br />
beiden Varianten kommt es zu einer Verringerung der Amplitudenwerte.<br />
In Bild 15 ist ein weiterer Vorteil der Anwendung einer Kopfrücknahme<br />
dargestellt: Die Harmonischen zweiter und höherer<br />
Ordnungen wurden insbe sondere im Beispiel mit der Hochverzahnung<br />
reduziert. Die Form eines Signals mit nur einer dominanten<br />
Harmonischen ähnelt der einer Sinus-/Cosinuswelle. Sind hinge-<br />
Teil 1 der Serie können Sie unter folgendem Link lesen:<br />
https://bit.ly/2YQmLZY<br />
gen viele Ordnungen von Harmonischen dominant, weist das Signal<br />
eher die Form einer Rechteckfunktion auf, was ungünstig ist.<br />
In Bild 16 sind die Profildiagramme beider Varianten dargestellt.<br />
Bei Herstellung durch Abwälzschleifen wird i. d. R. eine Abrichtscheibe<br />
verwendet, um die Schleifschnecke zu bearbeiten, mit<br />
deren Hilfe später die Korrekturen durchgeführt werden. Wenn sich<br />
die Korrekturen mithilfe der verfügbaren Schleif-/Abrichtwerkzeuge<br />
durchführen lassen, ermöglicht die Auswertung Einsparungen von<br />
Kosten und Zeit. In manchen Fällen werden die Korrekturen direkt<br />
in die Form des Abwälzfräsers integriert.<br />
Zahnräder werden i. d. R. mit einer Schleifzugabe hergestellt, die<br />
im Rahmen des Schleifprozesses entfernt wird, um den Anforderungen<br />
an die Dimensionen gerecht zu werden. Durch die Entscheidung<br />
für ein Wärmebehandlungsverfahren, dem das Zahnrad<br />
50 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
KIT ENCODER<br />
unterzogen wird, legt man grundsätzlich<br />
die Schleif zugabe für den Bearbeitungsprozess<br />
fest [5]. Durch Auswahl<br />
einer Wärme behandlung mit geringerem<br />
Verzug lässt sich die Schleifzugabe<br />
redu zieren, um den Aufwand für<br />
die Bearbeitung gehärteter Oberflächen<br />
zu minimieren und die Gesamtkosten<br />
der Herstellung zu verringern.<br />
Folglich ist die Umsetzung von Korrekturen<br />
mit dem Wärmebehandlungs-<br />
und Bear beitungsprozess verknüpft<br />
und sollte beim Konstruktionsprozess<br />
Berück sichtigung finden.<br />
DIE BEWERTUNG<br />
Das Verfahren für die Auslegung von<br />
Stirnrädern lässt sich in drei Hauptschritte<br />
unterteilen: Grobauslegung,<br />
Feinauslegung und Korrekturauslegung.<br />
Im Rahmen der Grobauslegung<br />
werden Dimensionen des Getriebes<br />
wie Achsabstand und Zahnbreite definiert.<br />
Sind die resultierenden Getriebedimensionen<br />
zu groß, lassen sich<br />
mit einem höherwertigen Werkstoff<br />
oder durch eine Wärmebehandlung<br />
bessere Resultate erzielen.<br />
Im nächsten Schritt wird die Makrogeometrie<br />
der Zahnräder definiert.<br />
Parameter wie Normalmodul, Eingriffswinkel,<br />
Schrägungswinkel und<br />
Bezugsprofil werden optimiert, um<br />
verschiedenen Konstruktionskriterien<br />
gerecht zu werden. Die Aufstellung<br />
einer Liste mit verfügbaren Fräsern<br />
kann dabei helfen, die Herstellkosten<br />
zu optimieren. Alternativ kann ein<br />
nicht standardisiertes Bezugsprofil<br />
verwendet werden, um bestimmte<br />
Eigenschaften wie eine höhere Eingriffssteifigkeit<br />
oder eine höhere Überdeckung<br />
zu erzielen.<br />
Im letzten Schritt wird die Mikrogeometrie<br />
der Zahnräder definiert. Es<br />
wurde gezeigt, dass sich die Drehmomentkapazität<br />
eines Getriebes durch<br />
Umsetzung gut konstruierter Flankenlinienkorrekturen<br />
deutlich erhöhen<br />
lässt. Eine Verschränkung infolge des<br />
Herstellverfahrens kann das Potenzial<br />
für Optimierungen begrenzen. Eine<br />
Zahnkontaktanalyse unter Last ermöglicht<br />
die Quantifizierung von Geräusch<br />
parametern wie der Eingriffslinie<br />
unter Last einschließlich Eintritts-<br />
und Aus trittsstößen, Amplitude<br />
des Drehweg fehlers, Kraftanregung<br />
und Harmonische. Anschließend werden<br />
Profilkorrekturen angewandt, um<br />
die vorstehenden Para meter zu verbessern<br />
und die Ursachen für Schwingungen<br />
zu mindern.<br />
Fotos: Kisssoft AG<br />
www.kisssoft.ag<br />
Literaturverzeichnis:<br />
[1] ISO 6336, Tragfähigkeitsberechnung von<br />
gerad- und schrägverzahnten Stirnrädern, Teile<br />
1, 2, 3 und 6, 2006<br />
[2] ISO TS 16281, Wälzlager – Dynamische<br />
Tragzahlen und nominelle Lebensdauer-Berechnung<br />
der modifizierten nominellen Referenz-Lebensdauer<br />
für Wälzlager, 2008<br />
[3] Weber C., Banaschek K.: FVA-Bericht 129 und<br />
134, Elastische Formänderung der Zähne und<br />
der anschliessenden Teile der Radkörper von<br />
Zahnradgetrieben, FVA 1955<br />
[4] FVA-Bericht Nr. 487, 2011<br />
[5] Nicholas Bugliarello, Biji George, Don Giessel,<br />
Dan McCurdy, Ron Perkins, Steve Richardson &<br />
Craig Zimmerman: Heat Treat Processes for<br />
Gears, Gear Solutions, Juli 2010<br />
DIE IDEE<br />
„Zur Nachrechnung von Stirnrädern<br />
gibt es diverse Normen wie ISO, DIN,<br />
VDI, AGMA usw. In den Normen ist<br />
jedoch nicht enthalten, wie eine<br />
Verzahnung ausgelegt werden soll. Es<br />
fehlte bisher also eine technische<br />
Anleitung, welche die einzelnen<br />
Schritte zur Stirnradauslegung<br />
durchläuft und dabei die aktuellen<br />
technologischen Herausforderungen<br />
mitberücksichtigt. Die vorliegenden<br />
Ausführungen bieten dem Ingenieur<br />
einen Vorschlag, wie eine solche<br />
Auslegung in der Praxis durchgeführt<br />
werden kann.“<br />
Ilja Tsikur, Vertriebsingenieur,<br />
Kisssoft AG<br />
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SPECIAL<br />
SMARTE ANTRIEBE<br />
Michael Burgert ist Produktmanager Brushless DC Motors<br />
bei der Dunkermotoren GmbH in Bonndorf<br />
52 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE<br />
ANSTEUERUNG VON SERVOMOTOREN<br />
AUF BEFEHL<br />
In intelligenten Servomotoren nehmen<br />
Mikrokontroller Messwerte von Sensoren auf.<br />
Ununterbrochen berechnen sie zum Beispiel<br />
daraus wie die Motorwicklung im jeweils<br />
nächsten Schritt mit Energie versorgt werden<br />
muss oder ob ein Algorithmus einen kritischen<br />
Wert ergibt. Die Motorkunden wollen sich weder<br />
mit Messwerten noch mit komplexen<br />
Algorithmen auseinandersetzen. Sie erwarten,<br />
dass sich der Motor dann dreht und Leistung<br />
abgibt, wenn es die Maschine, in welcher der<br />
Motor eingebaut ist, erfordert. Aber welche<br />
Methoden sind vorhanden, um dem Motor<br />
Befehle zu erteilen und ihn anzusteuern?<br />
Anwender fordern einfach bedienbare Komponenten.<br />
Doch wie können die Anwender dem Motor möglichst<br />
einfach mitteilen, was er zu tun hat? Zwei grundlegend<br />
unterschiedliche Methoden haben sich hier herausgebildet,<br />
die beide sehr stark nachgefragt werden: „Stand-alone“-<br />
Betrieb und Bus-Betrieb.<br />
FÜR DEN STAND-ALONE-BETRIEB<br />
PARAMETRIERT<br />
Motoren, die für den Stand-alone-Betrieb vorgesehen sind, werden<br />
für eine bestimmte Aufgabe eingerichtet und führen diese dauerhaft<br />
selbstständig aus. Dafür gibt es viele praktische Beispiele:<br />
n Ein Antriebsmotor für ein Fließband wird mit zwei unterschiedlichen<br />
Festdrehzahlen parametriert, eine für den Servicebetrieb<br />
und eine für den Dauerbetrieb. Der Motor wird eingebaut, die<br />
gewünschte Festdrehzahl und die Drehrichtung werden per<br />
digitalem Eingang ausgewählt.<br />
n Ein Spannmotor in einer Umreifungsmaschine wird in den<br />
Stromregelmodus versetzt und für die hohe Dynamik optimiert.<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 53
SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE<br />
01<br />
Danach stellt der Bediener die Zugkraft per analogem Eingang<br />
über ein Potentiometer stufenlos ein und startet den Spannvorgang<br />
per digitalem Eingang.<br />
n Oft führen intelligente Servomotoren auch komplexere Standalone-Aufgaben<br />
aus, z. B. können sie während Fahrbewegungen<br />
selbstständig Hindernisse erkennen, Korrekturbewegungen ausführen<br />
und unerwartete Betriebszustände anzeigen.<br />
In jedem dieser Fälle wird der Motor für eine bestimmte Anwendung<br />
vorbereitet und führt Aufgaben in Abhängigkeit von Vorgaben<br />
über digitale und analoge Eingänge aus. Betriebszustände gibt der<br />
Motor über digitale Ausgänge aus, weswegen dieser Betrieb auch<br />
IO-Betrieb (engl.: input/output) genannt wird. Motoren im IO-<br />
Modus sind sehr beliebt, weil sie sehr viele Anwendungsbereiche<br />
abdecken. Gleichzeitig ist während des Betriebes keine übergeordnete<br />
Steuerung notwendig.<br />
SYNCHRONISIERTE BEWEGUNGSABLÄUFE<br />
MITTELS BUS-BETRIEB<br />
02<br />
Doch auch für den Bus-Betrieb gibt es eine Vielzahl von Argumenten.<br />
Wenn Bewegungsabläufe synchronisiert werden müssen oder<br />
ein einzelner Motor immer neue Bewegungsprofile ausführen<br />
muss, schickt eine übergeordnete Steuerung Fahrbefehle per Bus<br />
an den jeweiligen Motor. Gleichzeitig gibt der Motor auch Statusinformationen<br />
an die Steuerung zurück, z. B. Positions-, Strom oder<br />
Temperaturinformationen. Statusinformationen sind bei manchen<br />
Anwendungen sogar wichtiger als die Fahrbefehle. Nehmen wir die<br />
Fließbandanwendung. In vielen Fällen genügt es, dass der Motor<br />
im Fehlerfall einen digitalen Ausgang setzt. Eine Lampe geht an.<br />
Der Instandhalter korrigiert den Fehler.<br />
Der Motor generiert aber deutlich mehr Informationen, die erst<br />
durch eine Bus-Verbindung nach außen transportiert, dort analysiert<br />
werden und einen Mehrwert erzeugen. Mit seinen Sensoren<br />
kann der Motor feststellen, ob das Fließband mehr Energie benötigt,<br />
als direkt nach der Inbetriebnahme. Dies kann ein Hinweis auf<br />
Verschleiß im Band sein. Über den Verlauf des Energieverbrauchs<br />
können Rückschlüsse zur Nutzung des Bandes gezogen werden:<br />
Wird das Band zyklisch/azyklisch benutzt, welche Anzahl Güter<br />
wird transportiert, wird das Band oft unzulässig überladen oder<br />
läuft das Band ständig in Unterlast?<br />
01 Intelligenter Servomotor BG 95 dPro<br />
02 Intelligente Servomotoren können<br />
unterschiedlich angesteuert werden<br />
03 Intuitive Softwaretools erleichtern die<br />
Inbetriebnahme<br />
03<br />
BEIDE METHODEN AUF EINER PLATTFORM<br />
VEREINT<br />
Im Stand-alone- oder im Bus-Betrieb bieten sich viele Möglichkeiten.<br />
Die schier unendliche Vielzahl von möglichen Anwendungen<br />
macht es essenziell, dass die Motoren sehr flexibel sind. Es muss<br />
aber auch unkomplizierte Wege geben, die Motoren einzurichten<br />
und in Betrieb zu nehmen.<br />
Die große Herausforderung bei Dunkermotoren, einem Hersteller<br />
intelligenter Servomotoren, war es, Motoren und Inbetriebnahmetools<br />
für beide Betriebsarten, sowohl den Bus- als auch den<br />
Stand-alone-Betrieb auf einer Plattform zu vereinen. Bei der entwickelten<br />
Motor-Control-Plattform standen die Flexibilität und die<br />
unkomplizierte Inbetriebnahme im Vordergrund.<br />
So hatte sich in der Vergangenheit gezeigt, dass viele Anwender<br />
Sonderfunktionen im Stand-alone-Betrieb wünschen. Beispielsweise<br />
ein Alarm bei einem Schleppfehler, einen „Boost“-Eingang<br />
für kurzzeitige, extreme Überlast oder die Wahl zwischen Drehzahl-,<br />
Stromregel- und Positionierbetrieb im Stand-alone-Betrieb.<br />
Diese mussten i. d. R. als Sonderfirmware oder als Ablaufprogramm<br />
(Motion Programm) von Dunkermotoren realisiert werden. Wertvolle<br />
Projektzeit ging dabei verloren.<br />
Mit der Motor Control-Plattform ist bereits der Standard sehr flexibel<br />
gestaltet: Anwender können im IO-Modus den digitalen<br />
54 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
Eingängen und Ausgängen beliebig<br />
Funk tionen zuordnen. Sonderprogrammierungen<br />
entfallen in den meisten Fällen.<br />
Ideen der Anwender können schnell<br />
umgesetzt werden, Änderungen erfordern<br />
kein aufwändiges Umprogrammieren<br />
mehr, es müssen lediglich Parameter<br />
angepasst werden. Auch komplexe<br />
Aufgaben sind einfach mit der Motor<br />
Control-Plattform realisierbar: Ablaufprogramme,<br />
so genannte „MotionApps“<br />
werden in der weit verbreiteten Sprache<br />
„C“ geschrieben und laufen dann Standalone<br />
auf einem gewünschten Motor. Im<br />
einfachsten Fall wird damit z. B. ein<br />
Zyklen-Zähler programmiert. Die Motion-<br />
App erhöht nach jedem Positionierzyklus<br />
einen Wert, der dann jederzeit,<br />
ausgelesen werden kann. Grenzen nach<br />
oben gibt es keine. Ganze Verpackungsmaschinen,<br />
elektronische Pressen oder<br />
Pick-&-Place-Stationen können auf<br />
überge ordnete Steuerungen verzichten,<br />
wenn die Abläufe dezentral in Motoren<br />
mit Motion Apps programmiert wurden.<br />
Im Bus-Betrieb spielt der Motor ganz<br />
andere Stärken aus: Hier kommt es<br />
da rauf an, dass der Motor möglichst<br />
schnell die Befehle ausführt, die ihm die<br />
übergeordnete Steuerung aufgetragen<br />
hat und möglichst detailliert seinen<br />
Betriebszustand kommuniziert. Inzwischen<br />
gibt es dafür mehr als 600 verschiedene<br />
Motion-Parameter. Diese Vielzahl<br />
an Parametern sorgt für einen<br />
extrem flexiblen Einsatz des Motors.<br />
Es geht aber auch einfach. Möchte ein<br />
Anwender dem Motor über den Bus<br />
lediglich Start- und Stopp-Befehle senden,<br />
stehen dafür Quickstart-Befehle zur<br />
Verfügung: Drehzahl setzen, Startbefehl<br />
senden, Motor läuft. Aktuell kommunizieren<br />
Dunkermotoren über die Bussysteme<br />
CANopen, EtherCAT, Profibus,<br />
Profinet und über die eher einfache<br />
RS485-Schnittstelle.<br />
FLEXIBLE INBETRIEBNAHME-<br />
SOFTWARE<br />
Einfach zu bedienen und flexibel sind<br />
die Motoren damit einerseits. Andererseits<br />
musste dies auch für die Inbetriebnahmesoftware<br />
gelten. Für die Entwicklung<br />
des Software-Tools war Voraussetzung,<br />
dass Benutzer sowohl mit wenigen<br />
Klicks die wichtigsten Parameter setzen<br />
können, als auch die über 600 Parameter<br />
bei Bedarf einfach auszulesen und zu<br />
verändern. Entsprechend hat das Tool,<br />
Drive Assistant 5, viele grafische<br />
Elemente erhalten, die es erlauben, intuitiv<br />
Parameter zu verändern. Darüber<br />
hinaus kann der Benutzer mit ausklappbaren<br />
Bedienelementen Schritt für<br />
Schritt mehr Details anzeigen lassen<br />
und bearbeiten.<br />
Für die Inbetriebnahme von Motoren<br />
durften keine Wünsche offenbleiben.<br />
Somit hat das Tool eine erweiterte Oszilloskopfunktion<br />
erhalten, umfangreiche<br />
Tuning-Möglichkeiten und eine Skript-<br />
Funktion, die realitätsnah Betriebsfunktionen<br />
nachbildet. Motoren mit sämtlichen<br />
oben genannten Bussystemen<br />
können damit zukünftig in Betrieb<br />
genommen werden.<br />
Sowohl für den Stand-alone- als auch<br />
für den Bus-Betrieb stellt Drive Assistant<br />
5 ein Inbetriebnahmetool dar, dass<br />
es dem Benutzer erlaubt, die Funktionen<br />
der intelligenten Servomotoren möglichst<br />
effektiv zu nutzen. Und das, ohne<br />
dass sich der Anwender mit internen<br />
Messwerten oder mit komplexen Algorithmen<br />
auseinandersetzen muss.<br />
Fotos: Dunkermotoren GmbH<br />
www.dunkermotoren.de<br />
DIE IDEE<br />
„Durch eine integrierte Steuerungselektronik<br />
können moderne smarte<br />
Elektromotoren neben einfacher<br />
Strom-, Drehzahl- und Positionierregelung<br />
auch komplexe Fahrprofile<br />
ausführen. Nutzer dieser Motoren<br />
wollen aber alles andere als komplexe<br />
Systeme programmieren. Deshalb<br />
müssen smarte Elektromotoren im<br />
Bus-Betrieb viele Sprachen sprechen,<br />
um Befehle von Steuerungen<br />
auszuführen. Zum anderen müssen<br />
bedienerfreundliche Tools zur<br />
Verfügung stehen, die helfen,<br />
Motoren für den Stand-alone-Betrieb<br />
einzurichten.“<br />
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BEREIT FÜR INDUSTRIE 4.0<br />
SMARTE GETRIEBE FÜR DIE<br />
DIGITALISIERTE ANTRIEBSTECHNIK<br />
Im Rahmen der Hannover Messe <strong>2019</strong> hat<br />
Wittenstein Alpha als wohl erster Komponentenhersteller<br />
serienmäßig verfügbare, smarte<br />
Getriebe vorgestellt. Sie verfügen über ein<br />
integriertes Sensormodul mit IO-Link-Schnittstelle<br />
und bieten so volle Industrie-4.0-Konnektivität.<br />
Sie sind in der Lage, Größen wie Temperatur,<br />
Vibrationen, Betriebsdauer oder Einbaulage<br />
direkt im Getriebe zu erfassen, zu speichern,<br />
auszugeben sowie in integrierten Logikfunktionen<br />
zu verarbeiten. Nicht nur für das Condition<br />
Monitoring ergeben sich hieraus völlig neue<br />
Perspektiven.<br />
Michael Herkert ist Produktmanager bei der<br />
Wittenstein Alpha GmbH in Igersheim<br />
Mechatronische Antriebssysteme mit sensorischer, dezentraler<br />
Intelligenz, die Informationen eigenständig<br />
erfassen, logisch auswerten, intern speichern und<br />
über standardisierte Schnittstellen und Protokolle<br />
kommunizieren können, sind eine wesentliche Voraussetzung für<br />
die Umsetzung des Industrial Internet of Things (IIoT). Wittenstein<br />
bündelt die Gesamtheit dieser smarten Ausstattungsmerkmale<br />
und Funktionalitäten mit der ergänzenden Bezeichnung „cynapse“ –<br />
und öffnet dadurch der bislang rein mechanischen Komponente<br />
„Getriebe“ das Tor in die digitale Antriebswelt.<br />
IIOT-KONNEKTIVITÄT INDUSTRIEGERECHT<br />
INTEGRIERT<br />
Die Alpha Premium Line ist die erste Getriebebaureihe von<br />
Wittenstein mit „cynapse“-Funktionalität. Physisch umgesetzt wird<br />
diese durch ein kompaktes Modul mit einem Temperatursensor,<br />
einem 3-Achs-Beschleunigungssensor, einem Mikrocontroller<br />
sowie einer IO-Link-Schnittstelle. Das Modul ist formschlüssig,<br />
elegant und industriegerecht in das Getriebe integriert – d. h. kein<br />
außen aufgestecktes Bauteil und kein Risiko von Beschädigungen<br />
im eingebauten Zustand. Dadurch gibt es auch äußerlich keinen für<br />
die Maschinenintegration relevanten Unterschied zwischen den<br />
Alpha Premium Line-Getrieben mit und ohne „cynapse“ – existierende<br />
Konstruktionslösungen können unverändert bestehen<br />
bleiben, da die Getriebe in der Bauform, in der Größe und in der<br />
Kontur identisch sind.<br />
TRANSPARENZ BIS ZUM ABTRIEB<br />
Konnten Getriebe bislang nicht kommunizieren, haben sie jetzt<br />
erstmals „etwas zu sagen“. Die smarten Getriebe mit „cynapse“ können<br />
Einflussgrößen aus dem Prozess sowie dem Einsatzumfeld<br />
identifizieren, messen, an die Maschinensteuerung senden sowie<br />
56 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE<br />
01 Das Modul ist formschlüssig in das Getriebe integriert,<br />
dadurch können existierende Konstruktionslösungen unver ändert<br />
bestehen bleiben<br />
mit Applikationen auf IIoT-Plattformen austauschen. Dynamische<br />
Produktinformationen wie Lebens- und Betriebszeit, Temperatur,<br />
Beschleunigung, Vibrationen oder Einbaulage liefern Einblicke in<br />
den aktuellen Betriebsstatus und gewährleisten eine durchgängige<br />
Transparenz im Antriebsstrang bis zum Abtrieb des Getriebes.<br />
Möglicherweise problematische Zustandsdaten wie bspw. eine<br />
falsche Einbaulage oder unzulässige Temperaturen können<br />
dadurch frühzeitig erkannt und behoben werden, bevor es zu<br />
einem Schadensfall kommt. Darüber hinaus speichern und kommunizieren<br />
die smarten Getriebe auch statische Informationen der<br />
Produkt identität, z. B. die Seriennummer. Dies hilft im Servicefall,<br />
wenn nach vielen Jahren Betriebszeit ein außen aufgebrachtes Typenschild<br />
nicht mehr lesbar oder nicht mehr vorhanden sein sollte.<br />
DEZENTRALE LOGIK ÜBERNIMMT<br />
ÜBERWACHUNGSFUNKTIONEN<br />
Einen wichtigen Teil der „cynapse“-Intelligenz bilden die integrierten<br />
Logikfunktionen. Sie ermöglichen es den smarten Getrieben, in<br />
Eigenregie intelligente Überwachungsaufgaben auszuführen und<br />
bspw. Ereignisse zu zählen, zu interpretieren oder definierte<br />
Schwellwerte zu überwachen. Sind Vibrationen im Rahmen des<br />
Prozesses noch zulässig, oder lässt eine Überschreitung des Grenzwertes<br />
auf Probleme im Antriebsstrang oder der Applikationen<br />
schließen? Ist eine Erwärmung über eine bestimmte Temperatur<br />
hinaus tolerierbar, oder muss sie bspw. in Lebensmittel verarbeitenden<br />
Prozessen auf jeden Fall vermieden werden? Darf ein<br />
Schneckengetriebe in der aktuellen Einbaulage betrieben werden,<br />
oder ist die eingefüllte Ölmenge zu gering, um eine ausreichende<br />
Schmierung zu gewährleisten? Solche und ähnliche Fragen können<br />
smarte Getriebe eigenständig beantworten, in dem sie die sensorischen<br />
Informationen intern auswerten, die Ergebnisse melden<br />
und bspw. das Anlaufen eines falsch eingebauten Getriebes verhindern<br />
oder eine Wartung anfordern. Mögliche Ausfallursachen<br />
wie Überhitzungen, Überlastbetrieb, Lagerschäden oder Einbaufehler<br />
lassen sich so im Rahmen einer zustandsorientieren, vorbeugenden<br />
Instandhaltung zuverlässig erkennen. Dies gewährleistet<br />
eine verbesserte Verfügbarkeit des Antriebsstranges, trägt entscheidend<br />
zur optimalen Verfügbarkeit und Produktivität der Maschine<br />
bei und vermeidet zuverlässig mögliche Folgeschäden im Antriebsstrang<br />
oder in der Maschine. Darüber hinaus sind die Daten auch<br />
zur Lebenszyklusanalyse des Getriebes nutzbar – das smarte<br />
Getriebe legt sie hierfür per Datenlogger im internen Eventspeicher<br />
ab und erstellt zudem eine jederzeit abruf- und auswertbare<br />
Ereignis-Historie.<br />
REDUNDANZ UND PLAUSIBILITÄT BEI DER<br />
ÜBERWACHUNG KOMPLETTER SERVOANTRIEBE<br />
Die Prozessdaten kommen bei Getrieben mit „cynapse“ zum ersten<br />
Mal direkt aus dem Getriebe und werden unmittelbar vom Getriebe<br />
selbst erfasst – und nicht von zusätzlicher externer Sensorik oder<br />
dem Gebersystem im elektrischen Antrieb. Im Zusammenspiel mit<br />
Blue Range<br />
gegen Bakterien<br />
Paradox:<br />
Ausgerechnet die Reinigung von Lebensmittelmaschinen<br />
verbreitet Bakterien im ganzen<br />
Betrieb. Anders mit der „Blue Range“ von SKF:<br />
Dank ihrer extrem glatten Oberfläche bietet<br />
die extrem dichte Kugellagereinheit den<br />
meisten Keimen keinerlei Nistplatz.<br />
So sorgt das hygienische Design der blauen SKF<br />
Food Line-Lager für mehr Sauberkeit und<br />
Sicherheit – bei geringerem Wartungsaufwand<br />
und weniger Wasserverbrauch.<br />
® SKF ist eine eingetragene Marke der SKF Gruppe | © SKF Gruppe <strong>2019</strong>
SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE<br />
02 Smarte Getriebe verfügen über ein<br />
integriertes Sensormodul mit IO-Link-Schnittstelle<br />
und sind so in der Lage, Größen wie Temperatur,<br />
Vibrationen, Betriebsdauer oder Einbaulage direkt<br />
im Getriebe zu erfassen, zu speichern, auszugeben<br />
sowie in integrierten Logikfunktionen zu<br />
verarbeiten<br />
digitalen Motorfeedback-Systemen eröffnet die Sensorik im Getriebe<br />
neue interessante Möglichkeiten. So werden grundsätzlich durch<br />
die gleichzeitige Datenerfassung im Motor und im intelligenten<br />
Getriebe redundante Überwachungen möglich. Weichen bspw. die<br />
Temperaturwerte des Getriebes signifikant von denen im Motor ab,<br />
kann dies ein Hinweis auf die Überlastung des Motors sein – die sich<br />
eventuell auf eine falsche Auslegung zurückführen lässt. Verändern<br />
sich während der Betriebsdauer miteinander korrelierende Daten<br />
des Getriebes und des Motors, zeigt dies unter Umständen funktionsrelevante<br />
Veränderungen in einer der beiden Komponenten.<br />
Solche und andere Plausibilitätsbetrachtungen können die Transparenz<br />
im Servoantrieb – und damit dessen Verfügbarkeit – weiter<br />
verbessern.<br />
LEADER IN „CYBERTRONICS“<br />
Mechanische Standardkomponenten werden smart – Wittenstein<br />
setzt konsequent auf die Digitalisierung der eigenen Produktwelt.<br />
Dies beweisen u. a. das sensorisierte Galaxie Antriebssystem, die<br />
Servoantriebslösung iTAS mit Webserver für fahrerlose Transportfahrzeuge<br />
und ein smartes Antriebssystem, das das Unternehmen<br />
für den Einsatz in Schwerlast-Abschaltschraubern entwickelt und<br />
umgesetzt hat. Die neuen Getriebe von Wittenstein mit „cynapse“-<br />
Funktionalität sind ein weiterer Meilenstein auf dem Weg in die<br />
digitale Zukunft der Antriebstechnik und im Maschinenbau. Auch<br />
die künftigen Antriebslösungen des Unternehmens werden smarte<br />
Eigenschaften besitzen. Zusätzlich wird das gesamte Portfolio der<br />
intelligenten Antriebstechnik für das Internet der Dinge und die<br />
Cloud um geeignete digitale Services ergänzt. Das Unternehmen<br />
selbst wird sich dadurch vom Antriebshersteller und Mechatronikkonzern<br />
zum Leader in „Cybertronics“ wandeln.<br />
Fotos: Wittenstein Alpha GmbH<br />
www.wittenstein.de<br />
DIE IDEE<br />
„Smarte Getriebe mit voller Industrie-<br />
4.0-Konnektivität, die Einflussgrößen<br />
aus dem Prozess sowie dem Einsatzumfeld<br />
identifizieren, die dynamische<br />
Produktinformationen wie Lebensund<br />
Betriebszeit, Temperatur,<br />
Beschleunigung, Vibrationen oder<br />
Einbaulage bereitstellen und die über<br />
integrierte Logikfunktionen verfügen,<br />
sind in der Lage, die Performance und<br />
Verfügbarkeit von Antriebssträngen<br />
wesentlich zu verbessern.“<br />
Michael Herkert, Produktmanager,<br />
Wittenstein Alpha GmbH<br />
58 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
INDUSTRIEGETRIEBE ZUGESCHNITTEN AUF<br />
BANDFÖRDERANLAGEN<br />
Nord erweitert die Industriegetriebe-Familie<br />
Maxxdrive<br />
mit der Serie Maxxdrive XT für<br />
Bandförderanlagen. Diese<br />
fügt sich ein in das Baukastensystem<br />
für Anwendungen mit<br />
hohen thermischen Grenzleistungen<br />
und ergänzt die<br />
Baureihe durch ein zweistufiges<br />
Kegelstirnradgetriebe. Der Leistungs- und Drehzahlbereich<br />
wurde auf Branchen abgestimmt, in denen geringe Übersetzungen<br />
bei hohen Leistungen gefragt sind, z. B. in der Schüttgut- und<br />
Mineralienindustrie. Die Getriebe sind widerstandsfähig gegen<br />
Verschmutzung und für den rauen Betrieb geeignet. Dazu<br />
kommen sie ohne eine externe Kühlung aus. Sie sind mit einem<br />
stark verrippten Block-Gehäuse und einem integrierten Axiallüfter<br />
ausgerüstet. Durch die vergrößerte Oberfläche und die<br />
Luftführungshauben wird die Luftkühlströmung optimiert. Die<br />
Abtriebsdrehmomente liegen zwischen 15 und 75 kNm bei<br />
einem Übersetzungsbereich von 6,3 bis 22,4. Es gibt sieben<br />
Baugrößen für Leistungen von 50 bis 1 500 kW.<br />
www.nord.com<br />
PLANETENGETRIEBE MIT HOHEM DREHMOMENT<br />
KIMO.indd 1 18.04.2017 14:40:18<br />
Für Anwendungen, die ein hohes<br />
Drehmoment erfordern, bietet Nanotec<br />
High-Torque-Planetengetriebe in den<br />
zwei Größen GP42 und GP56 an. Beide<br />
werden in ein- und zweistufigen<br />
Varianten angeboten, ihr Nennmoment<br />
liegt zwischen 1,8 und 23,5 Nm. Das<br />
maximale Getriebespiel beträgt 0,95 °.<br />
Durch eine simulationsgestützte Verzahnungsauslegung wurden<br />
Verzahnung, Materialien und Härtungsverfahren optimiert. Ihr<br />
modularer Aufbau ermöglicht eine einfache Anpassung.<br />
www.nanotec.de<br />
SPIELREDUZIERTE GETRIEBE FÜR DIE INTRALOGISTIK<br />
Die Antriebe ECI von Ebm-Papst können werksseitig mit spielarmen Planetengetrieben der Baureihe PE<br />
kombiniert werden. In den Getrieben kommen einsatzgehärtete, geschliffene und nadelgelagerte<br />
Hohl-, Planeten- und Sonnenräder zum Einsatz. Mit einer speziellen Oberflächenbehandlung wird eine<br />
erhöhte Übertragungsgüte erreicht, was z. B. in der Intralogistik wichtig ist. Durch eine hohe Zahnflankengüte<br />
und eine Lebensdauer-Fettschmierung arbeiten die Getriebe geräuscharm und mit einem<br />
hohen Wirkungsgrad. Durch die robuste Konstruktion und die Verzahnungsgeometrie haben die<br />
Getriebe ein geringes Verdrehspiel und eine hohe Verdrehsteifigkeit. Dank eines integrierten axialen<br />
Längenausgleichs wird die thermisch bedingte Längenausdehnung der Motorzapfenwelle kompensiert.<br />
Durch einen Viton-Wellendichtring wird Schutzklasse IP64 erreicht. Die ECI-Motoren sind Gleichstrommotoren<br />
in elektronisch kommutierter Ausführung mit Nennabgabeleistungen von 50 bis 750 W.<br />
www.ebmpapst.com<br />
PRECISION GEARS<br />
Seit 50 Jahren führend in hochpräzisen Verzahnungen<br />
Zahnräder und verzahnte Wellen 100 – 2.000 mm<br />
Alle Fertigungsschritte im Haus<br />
28.000 m² Produktionsfläche<br />
Eigene Härterei<br />
ZWP Zahnradwerk Pritzwalk GmbH<br />
Freyensteiner Chaussee 15<br />
www.zahnradwerk.com<br />
D-16928 Pritzwalk
SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE<br />
DIGITALISIERTE AUTOMATION<br />
DER RICHTIGE DREH<br />
Intelligente Sensoren im Feld sind eine<br />
wesentliche Voraussetzung für die digitale<br />
Transformation von Prozessen, wie sie in der<br />
Fabrik- und Logistikautomation in<br />
zunehmendem Maß umgesetzt wird. Echte<br />
Mehrwerte können hier smarte IIoT-Encoder<br />
(Industrial Internet of Things) wie der AHS36<br />
IO-Link Advanced und der AHM36 IO-Link<br />
Advanced von Sick liefern.<br />
Beide rotativen Advanced-Encoder sind als intelligente Feldgeräte<br />
auf die zukunftssichere Integration in smarte IIoT-<br />
Strukturen ausgelegt. Das Messen von Positionen und<br />
Geschwindigkeiten wird ergänzt um die Erfassung und<br />
Kommunikation umfangreicher Diagnose-Daten bspw. für das<br />
Condition Monitoring. Neu sind auch das Parametrieren und Überwachen<br />
unterschiedlicher, applikationsrelevanter Grenzwerte<br />
direkt im Encoder – einschließlich der Meldung von Unter- oder<br />
Überschreitungen. Hierauf aufbauend sind der AHS36 IO-Link<br />
Advanced und der AHM36 IO-Link Advanced in der Lage, dezentrale<br />
Entscheidungen zu treffen und autark auszuführen – d. h. „ohne<br />
Rücksprache“ mit dem Automatisierungssystem einer Maschine.<br />
Diese Smart Tasks können die Kommunikationslast in den Ethernet-<br />
und Feldbusnetzwerken, in welche die IO-Link-Encoder integriert<br />
sind, wesentlich reduzieren und das Antwortzeitverhalten verbessern.<br />
Zudem lassen sich über die direkte Kommunikation von IO-Link-<br />
Geräten im Feld Prozesse und deren Qualität positiv beeinflussen.<br />
Martin Hummel ist Produktmanager Encoder in der Division Motion Control<br />
Sensors bei der Sick Stegmann GmbH in Donaueschingen<br />
MAXIMALE FLEXIBILITÄT UND KOMPATIBILITÄT<br />
BEI DER INTEGRATION<br />
Die rotativen Singleturn-Encoder AHS36 IO-Link und die Multiturn-Encoder<br />
AHM36 IO-Link werden zur Messung von Absolutpositionen<br />
und Geschwindigkeiten in Maschinen und Anwendungen<br />
in der Fabrik- und Logistikautomation eingesetzt. Aufgrund<br />
ihres vollmagnetischen Wirkprinzips und des widerstandsfähigen<br />
Metallgehäuses sind diese Encoder sehr robust. Gleichzeitig bieten<br />
sie anwendungsgerechte Präzision: Die Singleturn-Variante AHS36<br />
IO-Link bietet eine Auflösung bis 14 Bit – der AHM36 IO-Link mit<br />
mechanischem, batterie- und wartungsfreiem Multiturn erreicht<br />
eine Auflösung bis 26 Bit.<br />
Integrationstechnisch sind beide Produktfamilien auf maximale<br />
Flexibilität ausgelegt. Mit ihrem Durchmesser von nur 36 mm sind<br />
sie ideal für Anwendungen mit begrenztem Einbauraum. Gleichzeitig<br />
eröffnen bspw. unterschiedliche Wellenausführungen und<br />
multifunktionale Adapterflansche mit verschiedenen Montagelochbildern<br />
ein hohes Maß an Flexibilität bei der Gestaltung und<br />
Adaption der mechanischen Schnittstelle. Erreicht wird schließlich<br />
eine nahezu vollständige Kompatibilität mit größeren Bauformen<br />
und mit anderen Geberfabrikaten am Markt, sodass ein einfacher<br />
und risikofreier Umstieg auf diese intelligenten Encoder<br />
möglich ist.<br />
Die IO-Link-Encoder können über einen IO-Link-Master und den<br />
Download ihrer IODD (IO Device Description/Gerätebeschreibungsdatei)<br />
aus dem zentralen IODDfinder-Portal in übergeordnete<br />
Feldbuswelten integriert werden. Auch die Parametrierung kann –<br />
alternativ zum Sick-Engineeringtool Sopas – über diese Schnittstelle<br />
erfolgen. Im Gegensatz zu Ethernet-Encodern benötigen IO-Link-<br />
Encoder weder eine getrennte Spannungsversorgung noch eine<br />
individu elle Verkabelung. Ihre Signale können über IO-Link-Master<br />
im Feld gesammelt und über ein Kabel übertragen werden. Dadurch<br />
lassen sich die Integrationskosten deutlich reduzieren. Im Falle eines<br />
Gerätetauschs sind die Einstellungen der einzelnen Encoder dank<br />
Data Storage-Funktion per IO-Link direkt auf den neuen Encoder<br />
übertragbar, wodurch Stillstandzeiten minimiert werden können.<br />
60 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
Mit ihrem Durchmesser von nur<br />
36 mm und ihrer drehbaren,<br />
elektrischen Anschlusstechnik<br />
eignen sich die Encoder ideal für<br />
Anwendungen mit begrenztem<br />
Einbauraum<br />
„SMART ADVANCED“ MACHT<br />
DEN UNTERSCHIED<br />
Die IO-Link Schnittstelle der AHS/AHM36-<br />
Encoder bildet die kommunikative Basis für die<br />
verschiedenen Leistungsumfänge Basic und<br />
Advanced. Bereits die Basic-Version – in Schutzart IP65<br />
und spezifiziert für Einsatztemperaturen zwischen – 20<br />
und + 70 °C – bietet alle funktionalen Vorteile von IO-Link. Die<br />
Advanced-Ausführungen vergrößern das Einsatzspektrum nochmals, da<br />
sie zugleich Schutzart IP66 und IP67 entsprechen und für einen Arbeitstemperaturbereich<br />
von – 40 bis + 85 °C geeignet sind. Vor allem aber erfüllt die erweiterte, dezentrale Intelligenz<br />
dieser neuen IIoT-Encodergeneration die Voraussetzungen für die erfolgreiche Einbindung<br />
in umfassendere Edge-Computing-Konzepte bei der Umsetzung von Industrie 4.0 und der<br />
Smart Factory. Ein Merkmal der smarten Encoder ist die Vielzahl zusätzlich parametrierbarer<br />
Daten. Schon in den Basic-Versionen einstellbar sind u. a. die Schritte pro Umdrehung,<br />
die Zählrichtung oder die Abtastrate für die Berechnung der Geschwindigkeit. Bei den<br />
Advanced-Versionen können zudem das Format der 8-Byte-Prozessdatenausgabe angepasst,<br />
die Rundachsfunktion und elektronische Nocken eingestellt, der Umfang eines Messrades<br />
eingegeben oder obere und untere Grenzwerte für Position, Temperatur und diagnoserelevante<br />
Parameter festgelegt werden. Damit übernehmen diese Encoder Funktionen,<br />
die ansonsten im Automatisierungssystem der Maschine umgesetzt werden müssen. Dies<br />
spart Kommunikationsaufwand zwischen Feld- und Leitebene sowie Programmieraufwand<br />
bspw. in der Maschinen-SPS. Die smarten Encoder von Sick verfügen zudem über zwei<br />
Diagnosespeicher, von denen einer durch den Anwendern individuell zurückgesetzt werden<br />
kann und der andere die gesamte Diagnose-Historie unveränderlich und lückenlos<br />
dokumentiert. In den Advanced-Encodern kann auch der Anschluss-Pin 2 als Multifunktions-Pin<br />
genutzt werden. Als Trigger-<br />
Ausgang meldet der Encoder über den<br />
Pin bspw. das Erreichen von Grenzwerten.<br />
Als Trigger-Eingang kann er für das<br />
Setzen des Preset-Wertes oder für das<br />
Rück setzen des Diagnosespeichers<br />
genutzt werden. Auch die bereits erwähnten<br />
Smart Tasks können über Pin 2<br />
aktiviert werden, wenn bspw. das Signal<br />
einer Lichtschranke die Längenmessung<br />
eines Objektes durch den Encoder startet.<br />
Darüber hinaus sind beide IIoT-<br />
En coder unter der Bezeichnung AHS36<br />
IO-Link Inox und AHM36 IO-Link Inox<br />
als mechanisch robuste, chemisch materialbeständige<br />
und dementsprechend<br />
langlebige Volledelstahl-Versionen mit<br />
Schutzart IP69K verfügbar. Sie finden<br />
Einsatz in Anwendungen im Food-,<br />
Beverage- und Pharmaumfeld oder im<br />
Outdoor-Bereich. In allen Applikationen<br />
eröffnen die IIoT-Encoder AHS36 IO-<br />
Link und AHM36 IO-Link als intelligente,<br />
kommunikationsfähige und entscheidungsautarke<br />
Sensoren neue Perspektiven<br />
für ein effizientes und zukunftssicheres<br />
Edge Computing.<br />
DIE IDEE<br />
„Bisher waren umfangreiche Funktionen<br />
Absolut-Encodern mit Ethernetoder<br />
Feldbus-Schnittstelle vorbehalten.<br />
Mit AHS/AHM36 IO-Link<br />
Advanced ist es gelungen, den<br />
Funktionsumfang deutlich zu<br />
erweitern – und das auf wesentlich<br />
kleinerem Bauraum mit flexibler<br />
Mechanik- und Anschlusstechnik.“<br />
440 000 Nm<br />
Fotos: Sick Stegmann GmbH<br />
www.sick.de<br />
Martin Hummel, Produktmanager<br />
Encoder, Sick Stegmann GmbH
FVA AKTUELL<br />
FVA-WORKBENCH<br />
NEUE VERSION NOCH<br />
NUTZERFREUNDLICHER<br />
Die im Mai veröffentlichte Version 5.5 der<br />
Simulationsplattform für Getriebesysteme<br />
beschleunigt Entwicklungsprozesse und<br />
ermöglicht noch detailliertere<br />
Berechnungsergebnisse. In die Software fließen<br />
aktuelle Forschungsergebnisse aus dem<br />
Netzwerk der Forschungsvereinigung<br />
Antriebstechnik e. V. ein.<br />
Die neue FVA-Workbench Version ist deutlich schneller und<br />
nutzerfreundlicher. Nutzer können in kürzester Zeit einzelne<br />
Getriebekomponenten bis hin zu Gesamtsystemen<br />
auslegen. Während der Berechnung schlagen Einfüge-<br />
Wizards automatisch passende Werte vor, die manuell angepasst<br />
werden können. Mithilfe der Wizards lassen sich jetzt komplexe<br />
Planetenstufen schnell modellieren. Für verschiedene Bauformen<br />
(z. B. Ravigneaux- und Wolfromsätze) kann der Anwender, angefangen<br />
von der Berücksichtigung der Einbaubedingung bis hin zur<br />
automatisierten Berechnung der abhängigen Größen<br />
(z. B. Achsabstände und Profilverschiebungen),<br />
in kürzester Zeit ein sehr komplexes<br />
Planetengetriebe modellieren.<br />
Die von den Wizards automatisch vergebenen<br />
Werte können jederzeit<br />
auf individuelle Anforderungen<br />
angepasst werden. So lassen sich nicht nur symmetrische Systeme<br />
berechnen, sondern auch Planetengetriebe, bei denen die<br />
Planeten unsymmetrisch verteilt sind. Abweichungen, wie Bohrungstoleranzen,<br />
an den Planetenbolzen lassen sich ebenso<br />
berücksichtigen wie die steifigkeitsabhängige Lastaufteilung.<br />
NEUE FEATURES VERBESSERN AUSSAGEKRAFT<br />
UND DETAILTIEFE<br />
In der neuen Softwareversion werden erstmals Lastkollektive in der<br />
Gesamtsystemberechnung berücksichtigt. Anwender können die<br />
Lebensdauer sowohl von Stirn- und Kegelradverzahnungen als<br />
auch von Wälzlagern ermitteln. So wird eine betriebsfeste<br />
Aus legung des Getriebes ermöglicht.<br />
Neu sind:<br />
n Vorgabe der Wöhlerlinien oder Berechnung nach ISO 6336 und<br />
ISO 10300,<br />
n Berechnung der Schadensarten Fressen und Verschleiß nach<br />
AGMA 925-A03,<br />
n Zahnflankenbruchberechnung nach ISO 6336-4,<br />
n Verschleißberechnung nach der Dissertation Plewe (1980).<br />
Neben Planetenträgern und Getriebegehäusen sind nun auch Radkörper<br />
in vielen gängigen CAD-Formaten einlesbar. Dabei wird der<br />
Radkörper zunächst automatisiert an die FEM-Vernetzung der Verzahnung<br />
angepasst. In Sekundenschnelle erfolgen anschließend<br />
sowohl FEM-Vernetzung als auch Positionierung und<br />
Anbindung an das Getriebemodell. Automatisierung,<br />
interaktive Nutzerführung<br />
und benutzerfreundliche<br />
Assistenten machen diese Schritte<br />
zum Kinderspiel.<br />
Windkraftgetriebe mit<br />
Berechnungsergebnissen für Welle,<br />
Lager und Verzahnung<br />
62 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
FVA AKTUELL<br />
„Effiziente FE-Methoden sind für die Optimierung der Leistungsdichte<br />
von Getriebestufen unverzichtbar. Daher arbeitet das WZL<br />
seit über 30 Jahren erfolgreich an der Entwicklung und Validierung<br />
der FE-basierten Zahnkontaktanalyse. Seit dem Release der<br />
FVA-Workbench 5.5 können im FE-Zahnkontaktanalyse Feature<br />
auch freie Radkörpergeometrien berücksichtigt werden. Der Radkörper<br />
wird dabei als CAD-Modell importiert und vollautomatisiert<br />
an das FE-Modell der Verzahnung angebunden. Dank der<br />
herausragenden Zusammenarbeit der FVA GmbH mit den Forschungsinstituten<br />
CAD der Universität Bayreuth und dem WZL der<br />
RWTH Aachen können Softwareanwender nun effizient und<br />
benutzerfreundlich Gewichtspotenziale durch Anpassung der<br />
Radkörpergeometrie heben“, Dr. Christoph Löpenhaus, Oberingenieur<br />
Getriebetechnik beim Werkzeugmaschinenlabor WZL<br />
der RWTH Aachen.<br />
Mit FEM werden Planetenträger, Gehäuse und Radkörper realitätsnah<br />
modelliert. Dadurch ist auch die anschließende Interpretation<br />
der Berechnungsergebnisse problemlos möglich. FE-Körper<br />
werden verformt in 3D-Ansichten dargestellt und so die Plausibilisierung<br />
der Ergebnisse erleichtert.<br />
NEUE KEGELRADBERECHNUNG ERMÖGLICHT<br />
HOCHDETAILLIERTE ANALYSEN<br />
Das neu integrierte Feature BECAL 6 ermöglicht eine hochdetaillierte<br />
Analyse von Kegel- und Hypoidverzahnungen. Dabei wurden<br />
die Erkenntnisse der FVA Forschungsvorhaben FVA 223 XII (örtliche<br />
Tragfähigkeitsberechnung) und FVA 223 XV (Tragbildvermessung)<br />
in Berechnungsfeatures umgewandelt.<br />
Neu:<br />
n Örtliche Berechnung der Tragfähigkeit gegen Fressen nach Klein<br />
(FVA 519)<br />
n Örtliche Berechnung der Tragfähigkeit gegen<br />
Grauflecken nach Hombauer (FVA 516)<br />
n Berechnung und Ausgabe von Bemaßungen des numerisch<br />
berechneten Tragbildes<br />
n Quantitativer Vergleich von Soll- und Ist-Zustand der Form und<br />
Lage des Tragbildes<br />
„Das neue BECAL 6 macht die Kegelradberechnung in der FVA-<br />
Workbench noch performanter und nutzerfreundlicher. Dank der<br />
damit verfügbaren Features können Berechnungen am Puls der<br />
Forschung durchgeführt werden“, ist sich Dr. Stefan Schumann,<br />
Institut für Maschinenelemente und Maschinenkonstruktion,<br />
Technische Universität Dresden, sicher.<br />
UMFANGREICHE ERGEBNISAUSGABE MIT DRAG<br />
AND DROP HTML REPORTS<br />
Mit dem Reporting-Feature der FVA-Workbench können individualisierte<br />
Reports ganz einfach per Drag & Drop erstellt werden.<br />
Komplexe Zusammenhänge werden so anschaulich in Form von<br />
strukturierten Abschnitten visualisiert und ermöglichen eine aussagekräftige<br />
Bewertung der Ergebnisse.<br />
Die Version 5.5 beinhaltet über 40 neue Darstellungsmöglich keiten<br />
bspw. zu Lastkollektiven, Kraftanregung von Stirnradstufen und<br />
Pressungsverteilungen auf Schneckenstufen. Die Grafiken des<br />
HTML-Reports können gedreht, gezoomt und Wertepaare ausgelesen<br />
werden. Damit haben Kunden und Anwender das gleiche, interaktive<br />
Nutzungserlebnis und Designmodifikationen des Getriebes können<br />
schon in der Produktentwicklungsphase diskutiert werden.<br />
Fotos: FVA GmbH<br />
www.fva-service.de<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 63
FVA AKTUELL<br />
FORSCHUNGSVORHABEN FVA 580 II, IGF-NR. 19027 N<br />
DÜNNE SCHMIERFILME II<br />
Reibung und Verschleiß von Wälzlagern werden maßgeblich durch den verwendeten<br />
Schmierstoff und die resultierende Schmierfilmausbildung im Wälzkontakt<br />
beeinflusst. Bei fettgeschmierten Kontakten kann es, abhängig von der<br />
Fettzusammensetzung und Betriebsparametern, zu einer unerwünschten<br />
Schmierfilmabnahme aufgrund eines Schmierstoffmangels im Kontakt kommen.<br />
Dieser Effekt wird als Starvation bezeichnet und tritt nach Definition in der Literatur<br />
bei der Rollgeschwindigkeit auf, bei der die Schmierfilmdicke unter die des Grundöls<br />
absinkt. Da diese Abnahme bisher nicht prognostiziert werden kann und es somit zu<br />
Unsicherheiten bei der Auslegung von Wälzlagern führen kann, war es Ziel in dem<br />
Vorhaben, die Einflüsse auf die Schmierfilmausbildung fettgeschmierter EHD Kontakte<br />
zu identifizieren.<br />
Dafür wurden an einem Kugel/Scheibe-Tribometer Schmierfilmdickenmessungen<br />
an unterschiedlichen Schmierfetten durchgeführt. Mit der erarbeiteten Messprozedur<br />
können Schmierfette nun reproduzierbar hinsichtlich ihrer Schmierwirkung verglichen<br />
werden und das Auftreten von Starvation identifiziert werden. Dabei zeigte<br />
sich, dass die Schmierfette mit PAO Grundöl und Lithium/Komplex- bzw. Polyurea-<br />
Verdicker ein spätes Auftreten von Starvation im Vergleich zu den anderen Schmierfetten<br />
aufweisen. Im Allgemeinen zeigen die Ergebnisse, dass Verdicker und Grundöl<br />
zusammen den Schmierfilm bilden und die Gewichtung dieser Anteile von der Fettzusammensetzung<br />
sowie den Betriebsparametern abhängig ist. Der Verdicker trägt<br />
zum einen durch eine Verdickerschicht, die sich auf den Oberflächen der<br />
Kontaktpartner absetzt, und zum anderen durch freie Verdickerpartikel, die den<br />
Kontakt passieren können, zum Schmierfilmaufbau bei. Der Grundölanteil bildet sich<br />
aus der Menge an ausgeblutetem Öl, welches im Betrieb aus dem Fett austritt, und<br />
bewirkt einen hydrodynamischen Schmierfilmaufbau. Die zur Verfügung stehende<br />
Menge an ausgeblutetem Öl wird durch das Ausblutverhalten des Fettes bestimmt,<br />
welches teilweise mit der Schmierfilmausbildung korreliert werden konnte. Des<br />
Weiteren wird die zur Verfügung stehende Menge an ausgeblutetem Öl durch dessen<br />
Strömungsverhalten um den Kontakt beeinflusst. Verdrängung und Rückströmung<br />
von Öl werden als Replenishment bezeichnet, welches das Schmierstoffangebot<br />
zwischen zwei Überrollungen bestimmt.<br />
Förderung: AiF (IGF)<br />
Autor: Dennis Fischer, RWTH Aachen, Institut für Maschinenelemente und Systementwicklung MSE<br />
Forschungsvereinigung<br />
Antriebstechnik e. V.<br />
Lyoner Str. 18, 60528 Frankfurt<br />
Tel.: 069 / 6603-1515<br />
E-Mail: info@fva-net.de<br />
Internet: www.fva-net.de<br />
Kontakt: Forschungsvereinigung<br />
Antriebstechnik e. V. (FVA),<br />
Dirk Arnold, Tel.: 069/6603-1632<br />
64 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
FVA AKTUELL<br />
FORSCHUNGSVORHABEN FVA 627II, IGF-NR. 18600 BG<br />
WÄLZLAGERGRAUFLECKIGKEIT II<br />
Wälzlager in hochdynamischen<br />
Anwendungen, wie<br />
z. B. Windenergieanlagen,<br />
können Oberflächenermüdung<br />
in Form von Grauflecken zeigen. Die<br />
Mechanismen, die zum Auftreten von<br />
Graufleckigkeit im Wälzlager führen, sind<br />
bisher nur unzureichend geklärt. Das Ziel<br />
des Vorhabens bestand darin, das<br />
Verständnis zu den möglichen Bildungsmechanismen<br />
von Grauflecken in unterschiedlichen<br />
tribologischen Kontakten zu<br />
erweitern, übergeordnet zusammenzuführen<br />
und Grundlagen für ein Prüfverfahren<br />
zur Bewertung der Graufleckentragfähigkeit<br />
von Wälzlagerschmierstoffen<br />
zu erarbeiten. Hierfür wurden Versuche am<br />
Zwei-Scheiben-Prüfstand, an Wälzlagern<br />
und an Verzahnungen durchgeführt.<br />
Begleitend zu den experimentellen Arbeiten<br />
wurden umfangreiche mikroanalytische<br />
Untersuchungen an einem Großteil der<br />
Prüfkörper vor und nach der Beanspruchung<br />
durchgeführt. Die Kontaktbedingungen<br />
in den untersuchten tribologischen<br />
Kontakten wurden mithilfe von<br />
TEHD-Simulationen abgebildet.<br />
Als zentrales Ergebnis zeigten die durchgeführten<br />
Untersuchungen, dass gerichtete<br />
Oberflächenstrukturen, welche sich kreuzen,<br />
deutlich graufleckenkritischer zu bewerten<br />
sind als parallel zueinander laufende<br />
Oberflächenstrukturen. Somit sind die<br />
Lastwechselzahl und die Beanspruchung<br />
an den Rauheitsspitzen von entscheidender<br />
Bedeutung für die Graufleckenbildung.<br />
Die Untersuchungen an Verzahnungen aus<br />
unterschiedlichen Werkstoffen zeigten,<br />
dass der Werkstoff einen untergeordneten<br />
Einfluss auf die Graufleckenbildung<br />
besitzt. Die Beanspruchung an den<br />
Oberflächen wird ebenfalls durch die sich<br />
bildenden tribologischen Schichten aus<br />
den Interaktionen zwischen Schmierstoffadditiven<br />
und den Maschinenelementoberflächen<br />
beeinflusst. Anhand umfangreicher<br />
mikroanalytischer Untersuchungen<br />
konnten die bisher existierenden Schadenshypothesen<br />
zur Entstehung von Graufleckigkeit<br />
von sieben auf drei mögliche<br />
Hypothesen reduziert werden. So konnten<br />
z. B. keine Hinweise auf einen korrosiven<br />
Angriff der Oberfläche gefunden werden.<br />
Harte Reaktionsschichten, die zum<br />
Ab platzen führen, wurden nicht nachgewie<br />
sen. Im Gegenteil, Nanohärtemessungen<br />
ergaben Triboschichten,<br />
welche weicher als die Werkstoffoberfläche<br />
waren. Letzt endlich konnten nur die<br />
Hypothesen, welche die Graufleckigkeit<br />
auf ein mecha nisches Ermüdungsphänomen<br />
zurück führen, bestätigt werden.<br />
Aus den Erkennt nissen mit Modellschmierstoffen<br />
konnten Versuchsbedingungen<br />
für ein zukünftiges Prüfverfahren<br />
für Wälzlagerschmierstoffe ab <br />
geleitet werden. In ersten Versuchen mit<br />
Praxisschmierstoffen konnten mit diesen<br />
Prüfbedingungen Grauflecken in unterschiedlicher<br />
Ausprägung erzeugt werden.<br />
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FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
PEER REVIEWED<br />
SIMULATION SCHNELLDREHENDER<br />
WELLEN-LAGER-SYSTEME – TEIL 1<br />
01<br />
01 Algorithmus Lagerberechnung<br />
Zur Auslegung von Spindel-Lager-Systemen werden effiziente Berechnungsprogramme<br />
benötigt. Auf Basis der Programme WinLager und NewSpilad wurde die<br />
Berechnungsumgebung MTPlus entwickelt, welche durch eine gekoppelte<br />
FE-Berechnung die Wechselwirkungen einzelner Lager bei beliebiger Anordnungen<br />
berücksichtigt. Ein modularer Aufbau ermöglicht die einfache Integration neuer<br />
Berechnungsmethoden sowie die Implementierung verschiedener Lagertypen.<br />
Wälzlager sind ein zentrales Maschinenelement von<br />
Werkzeugmaschinen, deren Anwendung in Hauptspindeln<br />
hohe Anforderungen an Drehzahleignung,<br />
Steifigkeit und Genauigkeit stellt. Zur Auslegung von<br />
Spindel-Lager-Systemen nutzen Hersteller Berechnungsprogramme,<br />
die einerseits die Eigenschaften der Wälzlager, andererseits die statischen<br />
und dynamischen Eigenschaften des Wellensystems, bestehend<br />
aus den Steifigkeits-, Dämpfungs- und Masseneigenschaften<br />
der Lager- und sonstigen Koppelstellen sowie der umliegenden<br />
Bauteile wie z. B. Wellen und Gehäuse, berechnen. Die Berechnungsergebnisse<br />
sind ein zentrales Werkzeug in der Konstruktion<br />
und liefern wesentliche Informationen zur bedarfsgerechten Auslegung<br />
von Wellensystemen.<br />
Auf Basis der hauseigenen Berechnungsprogramme WinLager<br />
und NewSpilad wurde am WZL der RWTH Aachen die neue Berechnungsumgebung<br />
MTPlus entwickelt, welche die FE-basierten<br />
Berechnungsmethoden für Wellensysteme und die numerischen<br />
Methoden zur Lagerberechnung koppelt. Auf diese Weise wird<br />
die Berechnung der Wechselwirkungen einzelner Lager innerhalb<br />
eines Wellensystems beliebiger Lageranordnung und Vorspannung<br />
möglich.<br />
Bei der Entwicklung der Software wurde auf einen modularen Aufbau<br />
geachtet, welcher die einfache Integration neuer Berechnungsansätze<br />
ermöglicht. So können neue Erkenntnisse aus Wissenschaft<br />
und Praxis einfach berücksichtigt und die Genauigkeit der Berechnungsergebnisse<br />
kontinuierlich erhöht werden.<br />
Dieser Artikel stellt den Berechnungsansatz und dessen Ablauf<br />
vor, zeigt anhand einer Beispielrechnung dessen Funktionsweise<br />
und vergleicht diese mit einem gängigen Lagerberechnungsprogramm<br />
und gibt einen Ausblick für zukünftige Erweiterungen<br />
und Anwendungen.<br />
BERECHNUNG SCHNELLDREHENDER<br />
WELLEN-LAGER-SYSTEME<br />
Schnelldrehende Wellen-Lager-Systeme, wie bspw. Hauptspindel<br />
von Werkzeugmaschinen, Turbolader oder Verdichter, sind komplexe<br />
Systeme, deren Eigenschaften maßgeblich von den rotierenden<br />
Massen sowie der eingesetzten Lager abhängen. Ein wesentliches<br />
Ziel der Berechnung solcher Systeme ist es, das dynamische<br />
Verhalten des Rotors zu beschreiben um bspw. das Durchfahren<br />
kritischer Eigenfrequenzen zu vermeiden. Um neben dem Rotor<br />
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PEER REVIEWED<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
das Verhalten der eingesetzten Wälzlager zu betrachten, sind<br />
detaillierte Lagermodelle notwendig, die auf Basis der im System<br />
bestimmten Kräfte und Verlagerungen die intern im Lager wirkenden<br />
Betriebsbedingungen berechnen. Insgesamt werden zwei<br />
Berechnungsansätze unterschieden: Die jeweils unabhängige Berechnung<br />
von Wellensystem und Einzellager sowie die gekoppelte<br />
Berechnung.<br />
Modelle zur Berechnung von Wellensystemen nutzen die Finite<br />
Elemente Methode (FEM) und approximieren die Steifigkeitseigenschaften<br />
der Systemgeometrie mit Balkenelementen. Die<br />
wesentlichen Ansätze nutzen die Theorien nach Euler-Bernoulli<br />
und Timoshenko zur Beschreibung der Balkeneigenschaften<br />
[KREI08]. Die am WZL entwickelte Software NewSpilad bildet mit<br />
seinen Systemmatrizen das linearelastische Verhalten von Spindeln<br />
ab [WECK03]. Auf diese Weise wird das lineare Nachgiebigkeitsverhalten<br />
des Spindelsystems unter externer Last beschrieben.<br />
Für die Berechnung von Einzellagern existieren ebenfalls unterschiedliche<br />
Ansätze. Häufig werden numerische Verfahren verwendet,<br />
welche einen quasi-stationären Gleichgewichtszustand für das<br />
Lager bestimmen. Diese Methodik geht auf die Arbeiten von Jones<br />
und Harris [JONE60] zurück und wurde von verschiedenen Autoren<br />
aufgegriffen und erweitert [DEMU89; HOUP97; HERN00]. Für die<br />
Berechnung schnelldrehender Schrägkugellager bzw. Spindellager<br />
wurden die Methoden durch Tüllmann um die Berücksichtigung<br />
der Fliehkraft am Innenring und den Kugeln, die Geometrieveränderung<br />
aufgrund von Temperatureinfluss sowie die Auswirkungen<br />
der Geometrie von Umbauteilen erweitert und in das Lagerberechnungsprogramm<br />
WinLager implementiert [TÜLL99]. Der Berechnungsalgorithmus<br />
wird in Bild 01 verdeutlicht.<br />
Um den quasistationären Gleichgewichtszustand im Lager zu berechnen<br />
wird ein Lagerring fixiert und der zweite solange entlang<br />
seiner Freiheitsgrade verschoben bis die Summe der wirkenden<br />
Kräfte und Momente Null ist. Die Kräfte und Momente am Wälzkörper<br />
sind wiederum von der Ringverlagerung abhängig. Um am<br />
Wälzkörper einen Gleichgewichtszustand zu erreichen, wird eine<br />
zweite Iteration überlagert. Zur Lösung beider Iterationen wird das<br />
nachfolgende lineare Gleichungssystem für Lagerring und Wälzkörper<br />
getrennt aufgestellt und gelöst.<br />
02 Beispielhaftes Berechnungsmodell<br />
03 Berechnungsablauf Lagermodell<br />
04 Ablauf gekoppelte Berechnung<br />
Das Ergebnis sind die notwendigen Zusatzversicherungen {Δu} für<br />
den Wälzkörper und den Lagerring für die Summe der Kräfte {ΔF}<br />
und die Steifigkeit [K] des verschiebbaren Körpers entlang seiner<br />
Freiheitsgrade.<br />
Die Ringiteration beschreibt die äußere Schleife. Innerhalb dieser<br />
wird für jeden Wälzkörper der Gleichgewichtszustand bestimmt.<br />
Dazu wird der Wälzkörper solange verschoben, bis die<br />
Summe der am Wälzkörper angreifenden Kräfte und Momente<br />
kleiner einem Grenzwert ist. Im nächsten Schritt werden Kugelkräfte<br />
und -momente, die auf den beweglichen Lagerring wirken<br />
mit den externen Kräften bilanziert und die notwenigen Verschiebungen<br />
bestimmt. Sobald ein Grenzwert unterschritten wird, wird<br />
die Berechnung abgebrochen. Ergebnis sind u. a. die Steifigkeiten<br />
des Lagers und der Kugeln, die Kontaktkräfte und -pressungen,<br />
Druckwinkel und Bohr-Roll-Verhältnisse.<br />
Zur Berechnung der Wechselwirkungen zwischen einzelnen Lagern<br />
müssen Berechnungsmodelle gekoppelt werden. Tüllmann unterscheidet<br />
vier einfache Einbaufälle [TÜLL99]: Anstellen des Lagers<br />
durch eine axial wirkende Feder, Anstellung des Lagers gegen ein<br />
Lager in O- oder X-Anordnung, Anstellung eines Lagers gegen zwei<br />
Lager sowie Anstellung von zwei Lagern gegen ein Lager in einem<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 67
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
PEER REVIEWED<br />
05 Iterationsablauf Gleichgewichtsberechnung<br />
Zur Berücksichtigung der Wechselwirkungen beliebig angestellter<br />
Hochgeschwindigkeitswälzlager wurde eine Berechnungsmethode<br />
entwickelt, welche jeweils ein Modell für Wellen-Lager-Systeme<br />
und für Wälzlager aneinanderkoppelt. Bild 02 zeigt beispielhaft für<br />
ein elastisch angestelltes Spindellagerpaket in O-Anordnung den<br />
Aufbau des Berechnungsmodells.<br />
Das Modell wird aus zwei Bestandteilen zusammengesetzt: Der<br />
Geometrie der Bauteile (B) und den Randbedingungen bzw. Verbindungen<br />
(V). Im vorliegenden Fall beschreiben die Welle, das<br />
Gehäuse sowie die Schiebebuchse die Geometrie während die zwei<br />
Wälzlager, die Vorspannfeder, der Schiebesitz sowie die Fesselungen<br />
an die Umgebung die Randbedingungen definieren. Die mechanischen<br />
Eigenschaften des Systems werden im mathematischen<br />
Modell durch die Steifigkeiten, Dämpfungen und Massen der Geometrie<br />
und Randbedingungen bestimmt, welche folgendes lineares<br />
Differenzialgleichungssystem 2. Ordnung zusammenfasst:<br />
Tandem-O mit drei Lagern. Zur Berechnung wird eine weitere<br />
Schleife eingeführt, bei der die Verschiebungen der gegeneinander<br />
angestellten Lager starr aneinandergekoppelt sind. Im Fall der<br />
elastischen Anstellung wird zusätzlich eine Federkraft über den<br />
Federweg berücksichtigt. Der Gleichgewichtszustand wird durch<br />
das iterative Verschieben der starren Welle erreicht. Durch den beschrieben<br />
Ansatz können vier wesentliche Verspannungsfälle eines<br />
Schrägkugellagers berücksichtigt werden. Komplexe Lastfälle, wie<br />
bspw. unterschiedliche Lagertemperaturen, Einbautoleranzen<br />
oder alternative Lageranordnungen werden nicht berücksichtigt.<br />
Weiterhin ist eine Berücksichtigung der elastischen oder thermischen<br />
Verformung der Welle nicht möglich. Um diese Effekte zu<br />
berücksichtigen, müssen die numerischen Lagermodelle direkt in<br />
die FE-basierte Wellenberechnung integriert werden. Cao beschreibt<br />
einen entsprechenden Ansatz, nutzt allerdings ein vereinfachtes<br />
Lagermodell [CAO06; CAO07]. Kommerzielle Berechnungsprogramme<br />
nutzen ähnliche Berechnungsansätze, allerdings<br />
liegen keine detaillierten Informationen über den Ablauf der Berechnungen<br />
vor. In der Industrie finden bspw. die Programme<br />
Bearinx der Firma Schaeffler [SCHA05; SCHA12] und Mesys der<br />
Firma Mesys [MESY16] weite Verbreitung.<br />
GESAMTMODELL<br />
06 Graphische Nutzeroberfläche MTPlus<br />
Die Matrizen [K], [C] und [M] beschreiben die räumliche Verteilung<br />
der Steifigkeits-, Dämpfungs- und Masseneigenschaften des Systems.<br />
Sie sind quadratisch und ihre Größe entspricht dem Produkt<br />
aus der Anzahl der Freiheitsgrade mal der Anzahl der Knoten. Der<br />
Vektor {q} stellt die Verschiebungen und Verdrehung der Freiheitsgrade<br />
dar und dessen erste und zweite Ableitung die entsprechenden<br />
Geschwindigkeiten und Beschleunigungen. Auf der linken<br />
Seite der Gleichung stehen die an den Systemknoten in den einzelnen<br />
Freiheitsgraden angreifenden äußeren Kräfte {F}. Die Bauteile<br />
werden (Bild 02, rechts) als Bernoulli-Balken mit mehreren Knoten<br />
modelliert. Für die Vernetzung wird an jeder Querschnittsänderung<br />
der Bauteile sowie an den Positionen der Randbedingungen auf<br />
jedem Bauteil ein Knoten erstellt. Zusätzlich wird der Abstand zwischen<br />
benachbarten Knoten geprüft und bei Überschreitung eines<br />
Minimalabstands zusätzliche Knoten ergänzt. Als Standardwert für<br />
die Vernetzung ist eine Knotendichte von einem Knoten pro Millimeter<br />
vorgegeben. Durch das Vorgehen entstehen an den Bauteilen<br />
Knoten, die außerhalb der Randbedingungen liegen und damit, wie<br />
in Bild 02 rechts dargestellt, keiner Belastung unterliegen. Grundsätzlich<br />
ist es aber möglich auch an diesen Knoten Kräfte angreifen<br />
zu lassen, wie z. B. die Prozesskraft an der Wellenspitze oder die<br />
Querkraft durch einen Riemenantrieb am Wellenende.<br />
Die Randbedingungen sind grundsätzlich Feder-Dämpfer-Elemente,<br />
welche zwei Knoten auf den Geometrien miteinander verbinden.<br />
Die Eigenschaften der Randbedingungen hängen von der<br />
relativen Verlagerung und Verdrehung der Knoten ab und werden<br />
durch einen funktionalen Zusammenhang beschrieben:<br />
Die funktionale Beschreibung der Verbindungssteifigkeit ermöglicht<br />
die Definition beliebiger Zusammenhänge. Im Fall der Wälzlager<br />
wird ein numerisch analytisches Berechnungsmodell hinterlegt,<br />
welches die Nichtlinearität der Lager abbildet.<br />
LAGERMODELL<br />
Das numerisch analytische Lagermodell basiert auf dem oben beschriebenen<br />
Ansatz von Tüllmann und berechnet für eine gegebene<br />
Geometrie unter Berücksichtigung der Betriebsdaten und<br />
der Berechnungseinstellungen das Lagerbetriebsverhalten für verschiedene<br />
Betriebspunkte. Die Eingabegrößen werden an das<br />
Lagerprogramm übergeben und anschließend bis zu vier verschiedene<br />
Betriebspunkte berechnet.<br />
Die Berechnung jedes Betriebspunktes erfolgt kraft- oder weggesteuert.<br />
Die kraftgesteuerte Berechnung entspricht einer elastischen<br />
Anstellung und bringt durch Verschiebung der Position des<br />
beweglichen Lagerrings die internen und externen Kräfte unter Berücksichtigung<br />
der Steifigkeit ins Gleichgewicht. Zur Berechnung<br />
der Steifigkeit wird die Kraftänderung durch eine infinitesimale<br />
68 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
PEER REVIEWED<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
Verschiebung des Lagerrings aus dem aktuellen Betriebspunkt bestimmt.<br />
Die Steifigkeit ergibt sich durch die Division von Kraftänderung<br />
und infinitesimaler Verschiebung.<br />
Bei der weggesteuerten Berechnung entfällt die Lageriteration.<br />
Die Position des beweglichen Lagerrings wird vorgegeben. Dies<br />
entspricht einer starren Anstellung. Ausgehend von der Geometrie<br />
wird unter Berücksichtigung der relativen Knotenverschiebung<br />
bzw. Ringverlagerung und der Betriebsbedingungen das Lagermodell<br />
berechnet. Dabei werden, wie in Bild 03 dargestellt, unterschiedliche<br />
Betriebspunkte unterschieden.<br />
Die Berechnung des Betriebspunkt 0 erfolgt immer kraftgesteuert<br />
und bestimmt die relative Position des Innen- zum Außenrings für<br />
die spielfreie Einbausituation als Ausgangszustand. Im Fall eines<br />
Spindellagers wird die Verlagerung aufgrund des Presssitz auf der<br />
Welle berücksichtigt. Die Vorspannkraft ist 0 N. Bei Betriebspunkt 1<br />
wird die Vorspannkraft bzw. der Vorspannweg aufgebracht. Im<br />
Betriebspunkt 2 werden erstmals Temperatur- und Drehzahleinflüsse<br />
berücksichtigt. Bei kraftgesteuerter Berechnung kommt es<br />
aufgrund der veränderten Geometrie der Lagerringe und Wälzkörper<br />
sowie der wirkenden Fliehkraft bei Spindellagern zu einer<br />
Verschiebung des Innenrings, der sogenannten kinematischen Verlagerung.<br />
Im letzten Betriebspunkt werden die äußeren Lasten als<br />
Kraft oder Weg aufgebracht. Nach der Berechnung liegen die<br />
Ergebnisse für jeden Betriebspunkt einzeln vor. Dies sind neben der<br />
Steifigkeitsmatrix insbesondere die in den Kontaktstellen wirkenden<br />
Bedingungen. Die Steifigkeitsmatrix beinhaltet in der Hauptdiagonalen<br />
die Steifigkeiten für drei translatorische und zwei rotatorische<br />
(Verkippung) Freiheitsgrade sowie die entsprechenden<br />
Kreuzsteifigkeiten.<br />
Der Berechnungsablauf ist für alle Wälzlagertypen identisch, wobei<br />
bei den Iterationen unterschiedliche Freiheitsgrade berücksichtigt<br />
werden. Lediglich die Geometriedefinition, die Berechnung der<br />
Geometrieveränderung sowie der des Kräfte- und Momentengleichgewichts<br />
(Bild 01) ist lagerspezifisch. Auf diese Weise können<br />
im gleichen Berechnungsprogramm unterschiedlichste Lagertypen<br />
berücksichtigt werden. Weiterhin ist es möglich im lagerspezifischen<br />
Teil unterschiedliche Modelle, bspw. für die Berechnung der<br />
Reibung oder der Kontaktkräfte, zu implementieren. Auf diese Weise<br />
wurden neben Berechnungsmodellen für Spindellager solche für<br />
Mehrpunktlager (3-Punkt- und 4-Punkt-Lager), Zylinderrollenlager,<br />
FRB-Lager [BREC14] sowie Kegelrollenlager hinterlegt.<br />
BERECHNUNGSABLAUF DER GEKOPPELTEN<br />
BERECHNUNG<br />
Die gekoppelte Berechnung folgt dem in Bild 04 dargestellten Ablauf.<br />
Zunächst erfolgt die Systembeschreibung, bei der die Maße<br />
und Anordnung der Bauteile festgelegt sowie die Verbindungen<br />
zwischen den Bauteilen definiert werden. Daraufhin werden die<br />
Systemmatrizen des FE-Modell erstellt und in der Berechnung ein<br />
oder mehrere Berechnungsjobs nacheinander im Solver durchgeführt.<br />
Innerhalb eines Jobs wird die lineare Differenzialgleichung,<br />
welche das Gesamtmodell beschreibt, iterativ gelöst und in jedem<br />
Schritt die nichtlinearen Steifigkeiten aktualisiert. Dazu werden die<br />
aktuellen Knotenverlagerungen der Balken an den Lagerstellen<br />
ausgewertet, als Eingangsgrößen ans Lagermodell übergeben und<br />
die Steifigkeiten neu berechnet.<br />
Ergebnis sind die Eigenschaften der Lager und des Systems<br />
sowie das aktualisierte Gesamtmodell als Ausgangspunkt für den<br />
nächsten Job.<br />
Der detaillierte Ablauf der Berechnungen kann vereinfachend für<br />
eine rein statische Betrachtung erläutert werden. Dazu wird das<br />
Differenzialgleichungssystem wie folgt reduziert:<br />
07 Berechnungsmodelle und Last-Verlagerungs-Kennlinien<br />
08 Drehzahl- und Temperatureinfluss<br />
Ausgehend von der Systembeschreibung werden bei der Modellerstellung<br />
die Bauteile vernetzt. Es werden an jedem Bauteilabsatz<br />
sowie an den Positionen der Verbindungen Knoten erzeugt. Überschreitet<br />
der Abstand zweier Knoten einen Grenzwert werden<br />
zusätzliche Knoten eingefügt, sodass eine ausreichend feine Vernetzung<br />
vorliegt. Nun können für jeden Balken die Steifigkeiten der<br />
einzelnen Balkenelemente berechnet und zu den Steifigkeitsmatrizen<br />
für Bauteile [K Bi<br />
] zusammengefasst werden. Diese werden zur<br />
Systemsteifigkeitsmatrix zusammengefasst, indem sie entlang der<br />
Hauptdiagonalen angeordnet werden.<br />
Die Steifigkeiten der Randbedingungen sind zunächst nicht in der<br />
Systemsteifigkeitsmatrix enthalten, da die nichtlinearen Lagermodelle<br />
in jedem Berechnungsschritt aktualisiert werden. Bei der<br />
Modellerstellung werden sie für den Ausgangszustand ohne Ver<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 69
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
PEER REVIEWED<br />
schiebungen und Verdrehungen initialisiert. Dies entspricht der<br />
Einbausituation ohne Vorspannung (Betriebspunkt 0). Für den Fall,<br />
das bei einer starren Anstellung Reaktionskräfte aufgrund eines<br />
Presssitzes berücksichtigt werden sollen, kann die Ringiteration im<br />
Betriebspunkt 0 deaktiviert werden. Die elastische Aufweitung des<br />
Innenrings führt dann neben einer Änderung der Druckwinkel zu<br />
einer Vorspannung des Wälzlagers.<br />
Zur Bestimmung des Betriebsverhaltens im Leerlauf wird bei<br />
der gekoppelten Berechnung eines Wellen-Lager-Systems als erstes<br />
ein Gleichgewichtsjob durchgeführt, wobei die iterative Berechnung<br />
im Solver dem auf der linken Seite von Bild 05 dargestellten<br />
Ablauf folgt.<br />
Für den Ausgangszustand werden die Steifigkeitsrandbedingungen<br />
[K Vj<br />
] an den wirksamen Knotenpositionen in die Systemsteifigkeitsmatrix<br />
addiert und so ein lineares Gesamtmodell des Wellen-<br />
Lager-Systems definiert:<br />
Statt der außen am System angreifenden Kräfte werden im Kraftvektor<br />
{F} des Differenzialgleichungssystems die an den Verbindungen<br />
wirkenden Kräfte berücksichtigt. Diese setzten sich aus den<br />
Reaktionskräften aufgrund von Knotenverlagerungen sowie den<br />
initialen Kräften, wie der Vorspannkraft der Vorspannfeder oder der<br />
Lagerreaktionskraft aufgrund eines Vorspannwegs, zusammen:<br />
Da im Ausgangszustand noch keine Knotenverlagerungen existieren,<br />
wirken im ersten Iterationsschritt lediglich die initialen Verbindungskräfte.<br />
Durch die Lösung des linearen Gleichungssystems<br />
mittels einer vorimplementierten LU-Faktorisierung werden die<br />
Knotenverlagerungen und -verdrehungen q bestimmt. Die Gesamtverformung<br />
setzt sich aus der Einfederung der Knotenverbindungen<br />
sowie der elastischen und thermischen Verformung der Balken<br />
zusammen. Alle drei Anteile sind bei jedem Iterationsschritt Bestandteil<br />
der Lösung. Damit die elastischen und thermischen Verformungen<br />
der Balken nicht mehrfach berücksichtigt werden, werden<br />
die Anteile des vorherigen Iterationsschritts vom aktuellen<br />
subtrahiert. Im nächsten Iterationsschritt werden die Verbindungssteifigkeiten<br />
der nichtlinearen Lagermodelle für die relativen<br />
Knotenverschiebungen aktualisiert.<br />
Zum Abschluss einer Iteration werden die Abbruchbedingungen<br />
geprüft. Dazu werden, wie in Bild 05 rechts, für das Beispielmodell<br />
gezeigt, für jeden Balken die wirksamen Verbindungskräfte bilanziert.<br />
Die Berechnung wird solange durchgeführt, bis die Summenkräfte<br />
für jeden Balken den Grenzwert F grenz<br />
unterschreiten:<br />
Bei der Berechnung sind insgesamt drei Iterationen miteinander<br />
verschachtelt: Gesamtmodell-, Lagerring- und Wälzkörperiteration<br />
(vgl. Bild 01 und 04). Die Genauigkeit der Berechnung wird über<br />
die Abbruchbedingungen der einzelnen Iterationen gesteuert. Die<br />
Abbruchkriterien sind so gewählt, dass die innenliegende Iteration,<br />
die Wäkzkörperiteration, die höchste Genauigkeit aufweist. Im<br />
Gesamtsystem liegt das Abbruchkriterium bei 1 N. Bei der Ringund<br />
der Wälzkörperiteration jeweils eine 10er Potenz niedriger.<br />
Auf diese Weise wird die Wechselwirkung der einzelnen Iterationen<br />
reduziert.<br />
Um den Einfluss von Temperatur und Drehzahl im Leerlauf unabhängig<br />
zu betrachten, wird der Gleichgewichtsjob insgesamt drei<br />
Mal durchgeführt. Bei der ersten Gleichgewichtsberechnung wird<br />
im Lagermodell nur der Betriebspunkt 1, also die Einbausituation<br />
mit Vorspannung, aktualisiert. Zur Berücksichtigung der aktuell am<br />
Lager wirkenden Drehzahl und Temperatur wird bei der zweiten<br />
Gleichgewichtsiteration der Betriebspunkt 2 neu berechnet. Die<br />
letzte Iteration dient dazu, die thermische axiale Dehnung der Balken<br />
zu berücksichtigen. Ausgehend von den Knotentemperaturen<br />
werden thermische Ersatzkräfte für jeden Balken berechnet:<br />
Formelzeichen<br />
A m 2 Querschnittsfläche<br />
[C] kg/s Dämpfungsmatrix<br />
E N/mm 2 E-Modul<br />
F N Kraft<br />
{F} N Kraftvektor<br />
F Grenz<br />
N Grenzkraft<br />
F therm<br />
N Thermische Ersatzkraft<br />
{F V<br />
} N Reaktionskraftvektor Verbindung<br />
K N/m Steifigkeit<br />
[K] N/m Steifigkeitsmatrix<br />
[K B<br />
] N/m Bauteilsteifigkeitsmatrix<br />
[K V<br />
] N/m Verbindungssteifigkeitsmatrix<br />
[M] kg Massenmatrix<br />
q m bzw. ° Verschiebung/Verdrehung<br />
{q} m bzw. ° Verschiebungs-/Verdrehungsvektor<br />
α 1/K Wärmeausdehnungskoeffizient<br />
ΔF N Kraftänderung<br />
Δu m Verlagerung<br />
Φ °C Knotentemperatur<br />
Hier beschreiben A die Querschnittsfläche, E das E-Modul, α den<br />
Wärmeausdehnungskoeffizienten und Φ i<br />
die Knotentemperaturen<br />
des Balkens. Die Knotenkräfte werden für jeden Balken im Kraftvektor<br />
F addiert. Die thermischen Knotenverlagerungen führen zu<br />
einer weiteren Verlagerung an den Verbindungsstellen, deren<br />
Wechselwirkung mit den Lagern durch die Gleichgewichtsiteration<br />
berücksichtigt wird.<br />
Nach dem Gleichgewichtsjob befindet sich das Modell im Gleichgewichtszustand<br />
und dieser bildet den Ausgangzustand für weitere<br />
Berechnungen. Mögliche weitere Berechnungen sind die statische<br />
Belastung der Spindeln, die Berechnung eines Nachgiebigkeitsfrequenzgangs,<br />
Eigenmoden oder ähnliches. Für die Berechnung<br />
des statischen Nachgiebigkeitsverhaltens wird aktuell ein explizites<br />
Verfahren verwendet. Der Lastvektor F wird in n Teillasten zerlegt,<br />
die nacheinander auf das System aufgebracht werden. Nach jeder<br />
Lösung des Gleichungssystems werden die Lagersteifigkeiten aktualisiert.<br />
Die Nichtlinearität wird so berücksichtigt, es kommt allerdings<br />
zu einer Abweichung vom exakten Ergebnis, die mit Erhöhung<br />
der Schrittanzahl abnimmt.<br />
Die beschriebene Berechnungsmethode wurde als Software mit<br />
grafischer Benutzeroberfläche, wie Bild 06 zeigt, in Matlab<br />
im plementiert. Durch die funktionale Einbindung nichtlinearer<br />
Zusammenhänge im Gesamtsystem, bietet die MTPlus genannte<br />
Software eine einfache Möglichkeit weitere Berechnungsmodelle<br />
einzubinden.<br />
70 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
PEER REVIEWED<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
VERGLEICHENDE BERECHNUNGEN<br />
Mit dem beschriebenen Berechnungsansatz ist es möglich die<br />
Montagesituation für beliebige Verspannungsszenarien und Lageranordnungen<br />
zu ermitteln. Im Folgenden werden die Wechselwirkungen<br />
zwischen den Wälzlagern unter Einfluss des Presssitzes<br />
am Innenring, der Temperatur und der Drehzahl für eine starre<br />
sowie eine elastisch angestellte Lagerung beispielhaft dargestellt.<br />
Zum Vergleich wurden die Berechnungen für die gleichen Eingabedaten<br />
mit der Berechnungssoftware Mesys (M) durchgeführt.<br />
Bild 07 zeigt oben die MTPlus (P) Modelle beider Spindelsysteme.<br />
Es werden baugleiche Hybridspindellager der Baugröße 7014 verwendet.<br />
Im Fall der starren Lagerung werden zwei Lager im Tandem<br />
gegen ein einzelnes Lager in O-Anordnung angestellt. Bei der<br />
elastisch angestellten Lagerung wird eine Tandem-O-Anordnung<br />
verwendet, wobei das hintere Lagerpaket in einer Schiebebuchse<br />
axial verschiebbar im Gehäuse montiert ist. Hier leitet eine Vorspannfeder<br />
die Vorspannkraft über die Schiebebuchse in das Lagersystem<br />
ein. Es wird ein Presssitz von 30 µm an allen Lagerstellen<br />
angenommen. Zur besseren Interpretation der Berechnungsergebnisse<br />
werden die Einflüsse getrennt betrachtet. Bei der Berechnung<br />
der Last-Verlagerungs-Kennlinien steht die Welle still und die Temperatur<br />
beträgt 20 °C.<br />
Im unteren Teil von Bild 07 sind die Last-Verlagerungs-Kennlinien<br />
beider Lagersysteme dargestellt. Die Kurven zeigen die axialen<br />
Summenkräfte an den Lagerstellen A und B über der TCP Verlagerung.<br />
Die Vorspannung wird durch eine initiale Ringverschiebung<br />
am hinteren Lager aufgebracht. Die resultierende Vorspannung beträgt<br />
bei MTPlus 1 160 N und bei Mesys 1 215 N. Im Fall der starren<br />
Anstellung ist die Steifigkeit der Lagerstelle B kleiner als die der<br />
Lagerstelle A, da dort nur ein Lager positioniert ist. Die Steifigkeitsänderung<br />
ist in Druckrichtung höher als in Zugrichtung. Hier überwiegt<br />
an der Loslagerseite der Einfluss der Vorspannfeder, da diese<br />
mit 1 N/µm im Vergleich zum hinteren Spindellagerpaket mit ca.<br />
200 N/µm eine deutlich geringere Steifigkeit vorweist.<br />
Bei der Berechnung des thermischen Einflusses wurde eine<br />
Gehäuse- und Wellentemperatur von 40 °C angenommen und die<br />
Übertemperatur der Welle von 0 – 15 °K variiert. Bild 08 zeigt oben<br />
die axialen Lagerrektionskräfte für die einzelnen Lager (A1, A2,<br />
B1, B2) über der Übertemperatur.<br />
Durch die Erhöhung der Gehäuse- und Wellentemperatur<br />
kommt es bei der starren Lagerung zu einer Reduktion der Vorspannung,<br />
welche im Fall von MTPlus bei etwa 650 N liegt. Dies ist<br />
auf den gegenüber Stahl reduzierten Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />
der Keramikwälzkörper zurückzuführen. Mit zunehmender<br />
Übertemperatur steigt die Lastdifferenz zwischen den beiden vorderen<br />
Lagern. Diese entsteht durch die relative axiale Dehnung<br />
zwischen den beiden Lagerpositionen. Auf diese Weise verschiebt<br />
sich der Traganteil von anfänglich etwa 50/50 zu 100/0 bei etwa<br />
13 K Übertemperatur, wenn das vordere Lager vollständig entlastet<br />
wird. Bei der elastischen Anstellung verhalten sich die vordere und<br />
die hintere Lagerstelle aufgrund der Symmetrie gleich, sodass im<br />
Bild nur die vorderen Lager dargestellt sind. Aufgrund der relativen<br />
Dehnung zwischen den Lagern kommt es auch hier zu einer Verschiebung<br />
des Traganteils, wobei auch hier das innen liegende<br />
Lager höhere Kräfte aufnimmt.<br />
In Bild 08 ist unten die kinematische Verlagerung des TCP für<br />
beide Wellensysteme dargestellt. Aufgrund der unsymmetrischen<br />
Lageranordnung des starren Systems kommt es dort zu einer Verlagerung<br />
von etwa 10 µm bei 30 000 1/min in Richtung des hinteren<br />
Lagers. Durch die Drehzahl steigt die Steifigkeit im hinteren Lager<br />
stärker als im vorderen Lagerpaket. Auf diese Weise wird die Welle<br />
nach vorne gedrückt. Die kinematischen Effekte sind bei der elastischen<br />
Anstellung ungleich höher. Hier kommt es zu einer Verlagerung<br />
von etwa 55 µm bei 30 000 1/min.<br />
Der Einfluss des Presssitzes wurde für den vorgespannten<br />
Zustand beider Systeme betrachtet. Dazu zeigt der obere Teil der<br />
Tabelle die Werte für die Axialkraft sowie die axiale und radiale<br />
Steifigkeit der Lager beider Systeme. Im unteren Teil sind die<br />
gleichen Ergebnisse für unterschiedliche Übermaße an den Lagersitzen<br />
gezeigt.<br />
Aufgrund der elastischen Verformung der Welle zwischen den<br />
Lagern eines Lagerpakets wird das innenliegende Lager etwas<br />
stärker belastet, wobei der Unterschied sehr gering ist. Durch die<br />
Änderung des Übermaßes um 2 µm an den vorderen Lagern kommt<br />
es bei beiden Systemen zu einer signifikanten Verschiebung des<br />
Traganteils. Von der ursprünglich gleichmäßig auf beide Lager<br />
verteilten Last trägt das innenliegende Lager nun ca. 2/3. Durch die<br />
Verspannung beider Lager im Tandem tritt der Effekt bei beiden<br />
Systemen auf. Dies führt ebenfalls zu veränderten Steifigkeiten,<br />
wobei die Summe der Steifigkeit der Pakete weitergehend konstant<br />
bleibt.<br />
Die Berechnung mit Mesys zeigt qualitativ das gleiche Verhalten.<br />
Bei der Berechnung der starren Anstellung kommt es zu leichten<br />
Abweichungen, was auf unterschiedliche Berechnungsansätze bei<br />
den Lagermodellen zurückzuführen ist. Dieses Verhalten zeigt sich<br />
ebenfalls in Bild 08 oben links. Auch hier weichen die Lagerreaktionen<br />
leicht voneinander ab. Bei der elastischen Anstellung sind die<br />
Abweichungen geringer, da durch die Feder Verspannungen ausge<br />
Gleiches Übermaß<br />
Unterschiedlkiches Übermaß<br />
MTPlus<br />
Mesys<br />
Abweichung<br />
MTPlus<br />
Mesys<br />
Abweichung<br />
Starre Lagerung<br />
Elastisch angestellte<br />
Lagerung<br />
Einh. A1 A2 B1 A1 A2 B1 B2<br />
∆u µm 30 30 30 30 30 30 30<br />
F ax<br />
N 578 582 1 160 597 602 604 596<br />
k ax<br />
N/µm 100 100 131 101 102 102 101<br />
K rad<br />
N/µm 267 268 334 270 271 271 270<br />
F ax<br />
N 608 613 1 221 598 602 601 599<br />
k ax<br />
N/µm 102 102 133 101 101 101 101<br />
K rad<br />
N/µm 272 272 339 270 271 271 270<br />
F ax<br />
% 4,9 5,1 5,0 0,2 0,0 – 0,5 0,5<br />
k ax<br />
% 2,0 2,0 1,5 0,0 – 1,0 – 1,0 0,0<br />
K rad<br />
% 1,8 1,5 1,5 0,0 0,0 0,0 0,0<br />
Einh. A1 A2 B1 A1 A2 B1 B2<br />
∆u µm 28 32 30 28 32 32 30<br />
F ax<br />
N 397 771 1 168 410 789 697 502<br />
k ax<br />
N/µm 88 110 131 89 111 106 95<br />
K rad<br />
N/µm 235 295 335 238 297 285 255<br />
F ax<br />
N 419 805 1 223 409 792 696 505<br />
k ax<br />
N/µm 89 111 132 88 111 105 95<br />
K rad<br />
N/µm 239 297 338 237 296 284 255<br />
F ax<br />
% 5,3 4,2 4,5 – 0,2 0,4 – 0,1 0,6<br />
k ax<br />
% 1,1 0,9 0,8 – 1,1 0,0 – 1,0 0,0<br />
K rad<br />
% 1,7 0,7 0,9 – 0,4 – 0,3 – 0,4 0,0<br />
Einfluss des Presssitz<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 71
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
PEER REVIEWED<br />
glichen werden. Bei der Berechnung der kinematischen Effekte<br />
kommt es zu einer etwas stärkeren Aufweitung des Innenrings bei<br />
Mesys, was bei hohen Drehzahlen zu einem Unterschied der TCP<br />
Verlagerung von etwa 10 % führt.<br />
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />
Der vorgestellte gekoppelte Berechnungsansatz für schnelldrehende<br />
Wellen-Lager-Systeme ermöglicht die Berechnung des statischen<br />
Nachgiebigkeitsverhalten bei beliebigen Lageranordnungen und<br />
Vorspannungssituationen unter Berücksichtigung nichtlinearer<br />
Lagereigenschaften. Durch die Gleichgewichtsiteration wird es<br />
möglich, die Wechselwirkungen der Lager innerhalb des Lagersystems<br />
unter Geometrie-, Drehzahl- und Temperatureinfluss zu<br />
berechnen. Dabei wird neben den nichtlinearen Lagermodellen<br />
eine vollständige FE-Simulation der Geometriebauteile durchgeführt.<br />
Dies bildet die Basis für weitergehende Berechnungen des<br />
dynamischen Nachgiebigkeitsverhalten.<br />
Mit dem Modell wurden vergleichende Berechnungen zweier<br />
Spindelsysteme vorgestellt, bei denen der Einfluss von Last, Temperatur,<br />
Drehzahl und des Lagersitzes diskutiert wurden. Die Ergebnisse<br />
zeigen die Möglichkeiten zur Analyse von Wellen-Lager-Systemen.<br />
Der Vergleich der Berechnungsergebnisse zur Berechnungssoftware<br />
Mesys bestätigt die Funktion der Berechnungsmethode.<br />
Durch den modularen Aufbau wird es möglich verschiedene<br />
Lagertypen in das Wellensystem einzubinden. So wurden bereits<br />
die Kinematik eines Kegelrollenlagers im Berechnungsprogramm<br />
abgebildet. Das Modell wird im zweiten Teil dieses Artikels vorgestellt.<br />
Im nächsten Entwicklungsschritt werden weitere Lagergeometrien<br />
wie das Zylinderrollenlager, Mehrpunktlager und das<br />
Floating-Roller-Ball-Lager eingebunden.<br />
Teil 2 dieser Artikelserie lesen Sie demnächst in <strong>antriebstechnik</strong>.<br />
Literaturverzeichnis:<br />
[BREC14] Brecher, C.; Falker, J.: Floating Roller Ball Lager – Ein neuartiges<br />
Loslagerkonzept für Hochgeschwindigkeitslager. In Brecher, C.; Krüger, J.;<br />
Uhlmann, E.; Verl, A.; Klemm, P. (Hrsg.): Effiziente Produktion. (Reihe:<br />
Fortschritt-Berichte VDI: Reihe 2, Fertigungstechnik. Bd. 689). Düsseldorf:<br />
VDI-Verl., 2014. S. 31–40<br />
[BREC19] Brecher, C.; Fey, M.; Bartelt, A.; Stahl, T.; Hassis, A.: Simulation schnell<br />
drehender Welle-Lager-Systeme Teil 2: Berechnungsmodul für Hochgeschwindigkeits-Kegelrollenlager.<br />
In: Antriebstechnik. 58. Jg., <strong>2019</strong>, Nr. 5., S. o. A. S.<br />
[CAO06] Cao, Y.: Modelling of high-speed machine tool spindle systems.<br />
Dissertation University of British Columbia, 2006<br />
[CAO07] Cao, Y.; Altintas, Y.: Modeling of spindle-bearing and machine tool<br />
systems for virtual simulation of milling operations. In: International Journal of<br />
Machine Tools and Manufacture. 47. Jg., 2007, Nr. 9. S. 1342–1350<br />
[DEMU89] deMul, J. M.; Vree, J. M.; Maas, D. A.: Equilibrium and Associated<br />
Load Distribution in Ball and Roller Bearings Loaded in Five Degrees of Freedom<br />
While Neglecting Friction – Part I: General Theory and Application to Ball<br />
Bearings. In: Journal of Tribology. 111. Jg., 1989, Nr. 1. S. 142–148<br />
[HERN00] Hernot, X.; Sartor, M.; Guillot, J.: Calculation of the Stiffness Matrix of<br />
Angular Contact Ball Bearings by Using the Analytical Approach. In: Journal of<br />
Mechanical Design. 122. Jg., 2000, Nr. 1. S. 83<br />
[HOUP97] Houpert, L.: A Uniform Analytical Approach for Ball and Roller<br />
Bearings Calculations. In: Journal of Tribology. 119. Jg., 1997, Nr. 4. S. 851–858<br />
[JONE60] Jones, A. B.: A general theory for elastically constrained ball and radial<br />
roller bearings under arbitrary load and speed conditions. In: Journal of Basis<br />
Engineering. 82. Jg., 1960, Nr. 2. S. 309–320<br />
[KREI08] Kreis, M.: Zum Eigenverhalten von Motorspindeln unter Betriebsbedingungen.<br />
Diss. Technische Universität Darmstadt, 2008<br />
[MESY16] MESYS AG: MESYS Rolling Bearing Calculation. Zürich, 2016.<br />
Firmenschrift<br />
[SCHA05] Schaeffler Technologies GmbH & Co. KG: BEARINX®-online Spindelberechnung.<br />
Herzogenaurach, 2005. Firmenschrift<br />
[SCHA12] Schaeffler Technologies GmbH & Co. KG: Bearinx®-online Wellenberechnung.<br />
Herzogenaurach, 2012. Firmenschrift<br />
[TÜLL99] Tüllmann, U.: Das Verhalten axial verspannter, schnelldrehender<br />
Schrägkugellager. Diss. RWTH Aachen, 1999<br />
[WECK03] Weck, M.; Brecher, C.; Schulz, A.; Keiser, R.: Stabilitätsanalyse bei der<br />
HSC-Bearbeitung. In: wt Werkstatttechnik online. 93. Jg., 2003, Nr. 1. S. 63–68<br />
DIE AUTOREN<br />
Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher,<br />
Inhaber des Lehrstuhls für Werkzeugmaschinen<br />
und Mitglied des Direktoriums<br />
des Werkzeug maschinenlabors WZL,<br />
RWTH Aachen<br />
Dipl.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Jens Falker,<br />
Gruppenleiter am Werkzeugmaschinenlabor<br />
WZL,<br />
RWTH Aachen<br />
DANKSAGUNG<br />
Die Autoren danken der Deutschen Forschungsgesellschaft<br />
DFG für die Förderung unter dem Kennzeichen BR2905/50-2<br />
„Radiales Loslager für Hochdrehzahlanwendungen“.<br />
Weiterhin danken die Autoren der Firma Mesys für die<br />
Bereitstellung ihrer Berechnungssoftware.<br />
Dr.-Ing. Marcel Fey,<br />
Oberingenieur am Werkzeugmaschinenlabor<br />
WZL,<br />
RWTH Aachen<br />
72 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
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verhindert Maschinenausfälle aufgrund von Mangelschmierung. Außerdem können<br />
Schmutz und Verunreinigungen nicht mehr an den Lagerstellen anhaften und es<br />
gelangen weniger Fette und Öle in die Umwelt. Zwei Werkstoffe in einem gekapselten<br />
Aufbau sorgen dafür, dass das Gleitlager mit einem Durchmesser von 20 mm auch<br />
Kantenbelastungen von 7 t und mehr standhält. Im Schwenktest wurde ermittelt, dass<br />
eine radiale Belastung von 130 MPa möglich ist.<br />
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IMPRESSUM<br />
erscheint <strong>2019</strong> im 58. Jahrgang, ISSN 0722-8546<br />
Redaktion<br />
Chefredakteur: Peter Becker B. A.,<br />
Tel.: 06131/992-210, E-Mail: p.becker@vfmz.de<br />
(verantwortlich für den redaktionellen Inhalt)<br />
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Svenja Stenner, Tel.: 06131/992-302,<br />
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(Redaktionsadresse siehe Verlag)<br />
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www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 73
EINE FRAGE NOCH...<br />
WARUM REXS<br />
UND NICHT GDE,<br />
HERR EVERT?<br />
GDE ist ein etabliertes Standard-Datenformat für den Austausch<br />
von Mess- und Fertigungsdaten einzelner evolventischer<br />
Stirnräder. REXS hingegen zielt darauf ab, ein möglichst umfassendes<br />
Gesamtgetriebemodell für die Berechnung und Simulation<br />
zur Verfügung zu stellen und dieses als Standard auf diesem Gebiet<br />
zu etablieren. Die Mengen der verwendeten Parameter beider<br />
Modelle überschneiden sich dabei nur gering. Diese und weitere<br />
Unterschiede haben auf der Suche nach einem geeigneten<br />
Lösungsweg zur Entscheidung geführt, REXS grundsätzlich<br />
unabhängig von GDE zu entwickeln. Die Überwindung der Unterschiede<br />
hätte sowohl auf GDE- als auch auf REXS-Seite zu großen<br />
Aufwänden und Kompromissen geführt. Nichtsdestotrotz gibt es<br />
auch einige Berührungspunkte.<br />
Können Sie einige dieser Punkte nennen und kann man von<br />
dem GDE-„Modell“ hier und da profitieren?<br />
Diplom-Informatiker Stephan Evert ist<br />
Leiter der Abteilung Bearing Analysis<br />
Tools Development von Schaeffler und<br />
Obmann des FVA-Arbeitskreises REXS.<br />
Wir sprachen mit ihm über das neue<br />
Datenformat für die Getriebebranche.<br />
Herr Evert, REXS ist relativ neu am Markt. Was ist REXS und was<br />
war die Motivation für die Entwicklung des Reusable Engineering<br />
EXchange Standard?<br />
REXS ist ein von der Forschungsvereinigung Antriebstechnik<br />
(FVA e. V.) entwickeltes, sehr einfaches Datenformat für Getriebemodelle.<br />
Mit diesem Format ist es möglich, Daten zwischen CAE-<br />
Tools, zum Beispiel zwischen der FVA-Workbench und dem Schaeffler<br />
Wälzlagerberechnungs- und Simulations-Tool Bearinx auszutauschen.<br />
Fehleranfällige manuelle Datenübertragungen oder die<br />
aufwändigen Implementierungen spezieller Schnittstellen gehören<br />
damit der Vergangenheit an. Für die Getriebe-Branche wird dieser<br />
unkomplizierte und automatisierte Austausch der Getriebemodelle<br />
Entwicklungszeit und -kosten für Kundenapplikationen – insbesondere<br />
von Getriebebaukästen – deutlich reduzieren.<br />
REXS ist eine Neuentwicklung. Das wirft die Frage auf, warum<br />
nicht auf einen bestehenden Standard wie GDE (Gear Data<br />
Exchange, entwickelt vom VDI) aufgesetzt wurde. Schildern Sie<br />
uns bitte die Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Formate.<br />
REXS und GDE sollen unabhängige Schnittstellenformate für ihre<br />
speziellen Anwendungsgebiete bleiben. Es ist jedoch vorgesehen,<br />
in GDE definierte Parameter sowie deren Nomenklatur zum<br />
Beispiel für Stirnräder bei Bedarf in REXS zu übernehmen. Wir<br />
streben bei der Weiterentwicklung soweit sinnvoll eine möglichst<br />
enge Abstimmung zwischen beiden Formaten an. Es ist auch<br />
geplant, einen frei zugänglichen Konverter zu erstellen, der die<br />
beiden Formate soweit möglich und sinnvoll ineinander<br />
überführen kann. Ähnliche Vorgehensweisen sollen auch für<br />
andere etablierte Datenformate im Umfeld der Getriebemodellierung<br />
übernommen werden zum Beispiel für Kegelrad-<br />
Maschinendaten.<br />
Wie ist der aktuelle Entwicklungsstand und was ist für<br />
<strong>2019</strong> noch geplant?<br />
Einige Punkte hatte ich soeben erwähnt. In der aktuellen Version<br />
1.1 sind Stirnradstufen, Kegelradstufen und Planetenstufen in<br />
beliebiger Kombination realisiert. Aufgenommen sind unter<br />
anderem auch Wälzlager, Wellen, externe Lasten und Lastkollektive,<br />
Schmierstoffe und Werkstoffe. Auch mittels FE-Steifigkeitsmatrizen<br />
beschriebene elastische Komponenten, wie beispielsweise Gehäuseteile<br />
sind nun umgesetzt. Sie sehen schon, dies dient dazu, künftig<br />
einmal eine komplette Systemanalyse auf Basis des REXS-Formates<br />
durchführen zu können. Konkret für <strong>2019</strong> steht noch die<br />
Modellierung von Zahnkorrekturen und Kerbstellen auf der Agenda.<br />
Auch an der Attributliste arbeiten wir weiter, um Berechnungs -<br />
standards wie zum Beispiel AGMA 2101 mit REXS bedienen zu<br />
können.<br />
www.rexs.info<br />
74 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
DIE <strong>antriebstechnik</strong><br />
IST FÜR MICH DIE DEUTSCH-<br />
SPRACHIGE PLATTFORM FÜR<br />
EINEN KOMPETENTEN EINBLICK<br />
IN AKTUELLE FORSCHUNGS-<br />
UND ENTWICKLUNGSTHEMEN,<br />
INNOVATIVE PRODUKTE UND<br />
BEST PRACTICE BEISPIELE<br />
DER ANTRIEBSTECHNIK.<br />
Univ.-Professor Dr.-Ing. Christian Brecher,<br />
Mitglied des Direktoriums des Werkzeugmaschinenlabors<br />
(WZL) an RWTH Aachen und Institutsleiter<br />
des Fraunhofer IPT<br />
WISSEN<br />
SCHAFFT<br />
IDEEN
Instandhaltung –<br />
jetztgezielt planbar!<br />
Industrie4.0 revolutioniert auchden Instandhaltungsservice.Wofrüherder Instandhalter<br />
vieleEinzelinformationen sammelnund aufwändigauswertenmusste, bietet<br />
Schaefflerjetzt cloudbasierteProdukte und Lösungen zurZustandsüberwachung<br />
an.ErstmalskönnenWartungsintervalle belastungsabhängig bestimmtwerden. Das<br />
Wälzlagerlebenwirddamit vorhersehbar,die Instandhaltung planbar. Dasbringt<br />
Kosteneinsparungen undermöglichteineintelligenteErsatzteilbevorratung.<br />
www.schaeffler.de