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antriebstechnik 6/2019

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19174<br />

06 JUNI <strong>2019</strong><br />

TITELSTORY<br />

18 I WÄLZLAGER<br />

Findling: 100 Jahre Innovationskraft<br />

38 I ELEKTROMOTOREN<br />

Kompakte Kraftprotze im Ex-Bereich<br />

60 I SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE<br />

Der richtige Dreh<br />

32 I DER IDEENGEBER<br />

Wie man dem Cobot Beine macht<br />

Maximilian Hanekopf stellt „sein“ Lift- und Slidekit vor<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.


MULTIMEDIAL VERNETZT<br />

KUNDEN GEWINNEN!<br />

FÖRDERTECHNIK<br />

MATERIALFLUSS<br />

LOGISTIK<br />

FLUIDTECHNIK<br />

Profitieren Sie von unserem<br />

einmaligen Mediennetzwerk!<br />

Bitte kontaktieren Sie mich, ich berate Sie gerne!<br />

Carmen Nawrath<br />

Leitung Zentrales Marketing<br />

& Corporate Services<br />

Telefon: 0049/6131/992-245<br />

c.nawrath@vfmz.de


EDITORIAL<br />

KONKURRENTEN ODER<br />

PARTNER?<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

mit der Digitalisierung des Maschinenbaus gehen große<br />

Chancen einher: Die Effizienz steigt, Wartungsintervalle<br />

werden optimiert, neue Geschäftsfelder eröffnen sich.<br />

Natürlich gibt es auch Risiken. Und dabei spreche ich in diesem<br />

Fall nicht von den typischerweise vorgebrachten Ängsten vor<br />

Datenlecks oder Cyber-Spionage.<br />

Nein, oftmals hört man die Furcht vor den „Software-Riesen“,<br />

die das Geschäft mit den Prozessdaten möglicherweise an sich<br />

reißen und die Kräfteverhältnisse im Maschinenbau zu ihren<br />

Gunsten beeinflussen könnten. Klassische Maschinenhersteller<br />

und Zulieferer wären in diesem Szenario nicht mehr als<br />

„einfache“ Stahllieferanten. Diese Entwicklung haben wir zum<br />

Anlass genommen im Rahmen der 1. Mainzer Expertengespräche<br />

die Frage aufzuwerfen: „Maschinenbau-Mittelstand<br />

und Software-Giganten: Konkurrenten oder Partner?“<br />

Unsere Experten aus der Software-, Antriebstechnik-, Automatisierungs-<br />

und Fluidtechnik-Branche sind sich sicher: Dies lässt<br />

sich nicht pauschal beantworten. Vielmehr muss man<br />

sämtliche Folgen der Digitalisierung (auf die Arbeitswelt, den<br />

internationalen Wettbewerb, usw.) betrachten, um zu einer<br />

abschließenden Einschätzung zu kommen. Eine ausführliche<br />

Zusammenfassung der hochkarätig besetzten Diskussionsrunde<br />

lesen Sie ab Seite 12. Viel Spaß bei der Lektüre wünscht<br />

Ihnen<br />

Magneto-induktive<br />

Abstandssensoren<br />

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38<br />

EDITORIAL<br />

03 Konkurrenten oder Partner?<br />

SOFTSTARTER<br />

6 Menschen, Unternehmen, Märkte<br />

10 Mangelndes Fachwissen und fehlerhafte Schmierung<br />

halten Hersteller von Industrie-4.0-Technologien ab<br />

12 Maschinenbau-Mittelstand und Software-Giganten:<br />

Konkurrenten oder Partner?<br />

16 Konkret nachgefragt – Antrieb: Elektrisch, oder<br />

Fluidtechnisch?<br />

SPECIAL<br />

Dunkermotoren GmbH, Bonndorf<br />

MECHANISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />

WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

18 TITEL Findling Wälzlager: 100 Jahre Erfahrung<br />

24 Neue Wälzlager-Lösungen für Spindelantriebe<br />

28 Maßgeschneiderte Lösungen mit hoher Präzision<br />

LINEARTECHNIK<br />

32 Der Ideengeber: Wie man dem Cobot Beine macht<br />

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60<br />

ELEKTRISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />

ELEKTROMOTOREN<br />

34 Gleichmäßig von der Rolle<br />

38 Kompakte Kraftprotze<br />

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Findling Wälzlager GmbH,<br />

Karlsruhe<br />

4 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

40 Was Sie bei Modernisierungen beachten müssen<br />

44 Effizienter Auslegungsprozess für Stirnräder – Teil 2<br />

SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE<br />

52 Auf Befehl<br />

56 Smarte Getriebe für die digitalisierte<br />

Antriebstechnik<br />

60 Der richtige Dreh<br />

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

62 FVA-Workbench: Neue Version noch<br />

nutzerfreundlicher<br />

64 Aktuelles aus der FVA<br />

66 PEER REVIEWED Simulation schnelldrehender<br />

Wellen-Lager-Systeme – Teil 1<br />

SERVICE<br />

73 Impressum<br />

MEIN TIPP<br />

In vielen Wirtschafts- und Industriebereichen wird<br />

mit brennbaren Stoffen in Form von Gasen,<br />

Dämpfen, Nebeln oder Stäuben gearbeitet, die in<br />

Verbindung mit Sauerstoff eine explosionsfähige<br />

Atmosphäre bilden. Für die Entwicklung und<br />

Produktion von Servomotoren im Ex-Bereich<br />

benötigt man deshalb viel Erfahrung und ein<br />

hohes Qualitätsbewusstsein, denn die<br />

Verantwortung eines Herstellers ist in diesem Fall<br />

besonders hoch. Lesen Sie hierzu ab Seite 38.<br />

Holger Seybold, Redakteur, h.seybold@vfmz.de


SOFTSTARTER<br />

ERSTE ‚DIGITAL NATIVE CNC‘ VORGESTELLT<br />

DIE TOP<br />

ONLINE-ARTIKEL<br />

UNSERER WEBSITE<br />

Anlässlich der Vor-Pressekonferenz zur Metallbearbeitungs-<br />

Messe EMO stellte Siemens seine neue Steuerung ‚Sinumerik<br />

One‘ vor und treibt so die digitale Transformation der<br />

Werkzeugmaschinenindustrie voran. Die neue Steuerung wartet<br />

mit Software zur Erstellung der Maschinensteuerung und<br />

dem dazugehörigen digitalen Zwilling aus einem Engineeringsystem<br />

auf und trägt so zu einer nahtlosen Integration von<br />

Hard- und Software bei. Aus diesem Grund spricht der<br />

Hersteller auch von einer ‚Digital Native CNC‘. Dank des<br />

nahtlosen Zusammenspiels von virtuellem und realem<br />

Portfolio sowie einer hoch performanten Hardware soll die<br />

Sinumerik One neue Maßstäbe in Sachen Produktivität,<br />

Leistungsstärke und Digitalisierung setzen.<br />

Die Sinumerik One ermöglicht Werkzeugmaschinenherstellern<br />

die vollständige virtuelle Abbildung ihrer Entwicklungsprozesse<br />

und reduziert damit signifikant die Produktentwicklungs-<br />

und die Markteinführungszeiten neuer Maschinen.<br />

Durch die virtuelle Vorbereitung der Inbetriebnahme lässt sich<br />

die Dauer der realen Inbetriebnahme deutlich reduzieren.<br />

Basierend auf dem virtuellen Maschinenmodell eröffnen sich<br />

für Maschinenhersteller und Maschinenbetreiber ganz neue<br />

Möglichkeiten. So lassen sich bereits vor Verfügbarkeit der<br />

realen Hardware Maschinenkonzepte und Funktionen<br />

zielgerichtet diskutieren. Die realitätsgetreue Bearbeitungssimulation<br />

der Sinumerik One ermöglicht es Maschinenanwendern,<br />

die Programmierung der Werkstücke und die<br />

Einrichtung und den Betrieb der Maschinen komplett am PC<br />

zu simulieren. Auch die Schulung des Personals kann abseits<br />

der realen Maschine bereits am digitalen Zwilling erfolgen.<br />

www.siemens.de<br />

An dieser Stelle präsentieren wir Ihnen die fünf<br />

meistgelesenen Artikel des Monats unserer<br />

Internetpräsenz.<br />

WWW.ANTRIEBSTECHNIK.DE<br />

Das Ranking umfasst alle Seitenaufrufe im Monats-Zeitraum bis<br />

ca. 2-3 Wochen vor Erscheinungstermin dieser Ausgabe. Die<br />

Berechnungsbasis von 100 % entspricht der Summe der fünf Plätze.<br />

31,9 %<br />

Phoenix Contact für Digitalisierung im<br />

strategischen Einkauf ausgezeichnet<br />

21,6 %<br />

Zwei Führungswechsel bei Parker<br />

16,3 %<br />

So sorgen Frequenzumrichter für Sicherheit<br />

im Vergnügungspark<br />

15,8 %<br />

Dieselmedaille <strong>2019</strong> geht an Wittenstein<br />

14,4 %<br />

Leantechnik baut Vertrieb um<br />

HUTH ÜBERNIMMT VERTRIEB UND MARKETING BEI KÜBLER<br />

Die Kübler-Gesellschafter und -Geschäftsführer Gebhard und Lothar Kübler haben die<br />

Geschäftsführung des Familienunternehmens mit Martin Huth erweitert. Er übernimmt<br />

die Verantwortung für Vertrieb und Marketing. In Hongkong geboren, hatte<br />

Huth (Bild r.) bereits mehrere Führungspositionen in der Sensorik und Automatisierung<br />

inne, oft in Asien. Für Kübler arbeitet der 53-Jährige seit 2012. Bis Ende 2018 lebte er<br />

als Direktor APAC in Asien und verantwortete dort den asiatisch-pazifischen Markt mit<br />

den Töchterunternehmen in China und Indien. Diese Länder entwickelte er zu wichtigen<br />

Wachstumstreibern. In seiner neuen Position soll Huth den Ausbau smarter<br />

Produkte und Lösungen vorantreiben. Außerdem soll er sich um eine rasche Einführung<br />

neuer Produkte kümmern und Vertriebsgebiete international weiter ausbauen. Die<br />

Brüder Gebhard (Bild M.) und Lothar Kübler (l.) wollen sich nun stärker auf strategische<br />

Geschäftsbeziehungen und Zukunftsprojekte konzentrieren.<br />

www.kuebler.com<br />

6 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SOFTSTARTER<br />

100 JAHRE KONTINUIERLICHES WACHSTUM<br />

SPN Schwaben Präzision feiert in diesem<br />

Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Aus dem<br />

einstigen Kleinbetrieb mit sechs Mitarbeitern<br />

ist einer der wichtigsten Arbeitgeber<br />

der Region mit über 300 Mitarbeitern<br />

geworden. Keimzelle des Unternehmens<br />

war Glashütte (Sachsen). Dort gründeten<br />

Ernst Pilz und Paul Hayard nach dem Ersten<br />

Weltkrieg eine Werkstatt für Zahnräder und<br />

Lohnverzahnungen. 1935 stieß Fritz Hopf als Teilhaber dazu. Nachdem dort die Produktion durch die Luftangriffe der Alliierten zum<br />

Stillstand kam, verlegte Hopf den Firmensitz nach Nördlingen. Zunächst auf die Herstellung von Wanduhren spezialisiert, wurde in den<br />

1950er Jahren auf Präzisionsmaschinenteile umgestellt. Das kontinuierliche Wachstum spiegelte sich in der Entwicklung z. B. von<br />

Doppelschneckengetrieben (1954), Planetengetrieben (Ende 1980er) oder Luftfahrtkomponenten (2000er) wider. Das Unternehmen<br />

feiert sein Jubiläum im September mit einer Gala, einem Familientag und einem Tag der offenen Tür.<br />

www.spn-drive.de<br />

www.100-jahre-spn.de<br />

FRISCHER WIND IM<br />

VERTRIEBS MANAGEMENT<br />

Bereits im<br />

September<br />

2018 hat Lapp<br />

Karl Heckel<br />

zum Executive<br />

Vice President<br />

Germany<br />

ernannt. In<br />

dieser Position<br />

verantwortet<br />

er seither die<br />

bundesweiten Vertriebsaktivitäten<br />

des Kabelspezialisten aus<br />

Stuttgart.<br />

Karl Heckl war zuvor in mehreren<br />

Führungspositionen bei einem<br />

international agierenden<br />

Unternehmen der Steuerungsund<br />

Automatisierungstechnik<br />

tätig, zuletzt als Vice President<br />

Sales und Market Management<br />

für EMEA. „Der Markt verändert<br />

sich, und deshalb müssen wir<br />

auch die Art, wie wir im Vertrieb<br />

arbeiten, ändern. Wir müssen vor<br />

allem die Strategie unserer<br />

Kunden noch besser verstehen<br />

und ausloten, wie wir Ihnen mit<br />

maßgeschneiderten, innovativen<br />

Verbindungslösungen helfen<br />

können, noch produktiver und<br />

noch besser zu werden“, so Heckl<br />

zu den Plänen. Der klassische<br />

Komponentenverkauf hingegen<br />

werde zukünftig vermehrt online<br />

stattfinden, z. B. über Konfiguratoren,<br />

die es den Kunden zu jeder<br />

Tages- oder Nachtzeit erlauben,<br />

passende Lösungen in Eigenregie<br />

zusammenzustellen.<br />

www.lappkabel.de<br />

DIE KUPPLUNG.<br />

FÜR DIE WELT DER<br />

PRÄZISION<br />

Sicherheitskupplungen<br />

Metallbalgkupplungen<br />

Elastomerkupplungen<br />

RW-KUPPLUNGEN.DE


R+W ERWEITERT FÜHRUNGSSPITZE<br />

MEIN ONLINE-LESETIPP<br />

DIE MÄR VOM GERECHTEN PATENTWESEN<br />

Die Rechtspraxis im<br />

Patentwesen birgt für<br />

Patentinhaber und<br />

insbesondere für angegriffene<br />

vermeintliche<br />

Verletzer erhebliche<br />

Unwägbarkeiten und<br />

Risiken. Gerade mittelständische Unternehmen<br />

geraten zunehmend in die Defensive. Angriffe aus<br />

gewusst schwachen Patenten bedrohen den innovativen<br />

Mittelstand bis hin zur Existenzvernichtung.<br />

So kann bereits eine Klageerhebung Projekte zum<br />

Stillstand bringen noch bevor über Verletzung und<br />

Validität eines Patents entschieden ist. Der Patentverein<br />

erläutert an einem fiktiven Beispiel die<br />

Vorgehensweise von Unternehmen mit Patenten von<br />

zweifelhaft erfinderischer Höhe, und gibt sieben<br />

praktische Tipps, wie sich KMU wehren können.<br />

Jetzt lesen!<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/OL619<br />

Holger Seybold, Redakteur, h.seybold@vfmz.de<br />

Foto: Shutterstock<br />

0001421380_000001.pdf - 07.01.2015<br />

R+W Antriebselemente hat seine Führungsebene ausgebaut.<br />

Zusammen mit Maximilian Crößmann und Holger Vogt als<br />

Verantwortliche besteht die Geschäftsleitung nun aus vier<br />

Personen. Der langjährige Mitarbeiter Maximilian Crößmann<br />

(Bild 2. v. l.), verantwortlich für Finanzen, Controlling und<br />

Personal, erhielt Prokura, ebenso wie Holger Vogt (2. v. r.),<br />

verantwortlich als Operation Manager für die Bereiche<br />

Produktion, Logistik und Einkauf. „Mit der Ernennung zum<br />

Prokuristen unterstreichen wir die hohe fachliche Kompetenz<br />

sowie die Führungsqualität beider Manager und erweitern<br />

deren Verantwortungsbereiche“, erklärte Geschäftsführer<br />

Steffen Herter (l.). Der Mutterkonzern von R+W, Poppe+Potthof,<br />

berief Herter zudem Ende 2018 in die Geschäftsführung der<br />

Holding. Dort trägt er die Verantwortung für die Division Drive<br />

Technology. Der vierte Verantwortliche ist der langjährige<br />

Prokurist Frank Kronmüller (r.), der weltweit die Bereiche<br />

Vertrieb und Marketing verantwortet.<br />

www.rw-kupplungen.de<br />

Gewalzte<br />

Ringe<br />

Zylindrisch oder profiliert.<br />

Außendurchmesser von 150 - 2000 mm,<br />

Gewicht von 3 kg - 1500 kg.<br />

Werkstoffe: Bau-, Edelbau- und Wälzlagerstähle,<br />

Werkzeugstähle, Rostfrei-Qualitäten, Nickelbasisund<br />

Titanlegierungen.<br />

Gewalzte Ringe • Blankstahl<br />

Platestahl Umformtechnik GmbH<br />

Platehofstraße 1 - 58513 Lüdenscheid - Germany<br />

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FÜNFTE GENERATION IN DER<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />

Mit Ferdinand<br />

Mayr ist die<br />

fünfte Generation<br />

in die<br />

Geschäftsführung<br />

bei Mayr<br />

Antriebstechnik<br />

eingetreten.<br />

Damit hat das<br />

Unternehmen<br />

nun drei<br />

Geschäftsführer aus drei Generationen. Dem Allgäuer<br />

Familienunternehmen steht nun neben Ferdinand Mayr<br />

(Bild r.) auch weiterhin dessen Großvater Fritz Mayr (M.) –<br />

seinerseits Enkel des Firmengründers – sowie Günther<br />

Klingler (l.) vor. Ferdinand Mayr ist künftig für die Digitalisierung<br />

des Unternehmens verantwortlich und steuert gemeinsam<br />

mit Günther Klingler die Finanzen und strategischen<br />

Entscheidungen. „Ich sehe es als eine meiner wichtigsten<br />

Aufgaben, die Herausforderungen von zunehmender Vernetzung,<br />

Digitalisierung und Industrie 4.0 zu meistern und die<br />

Chancen zu nutzen, die sie uns bieten“, sagte Ferdinand Mayr.<br />

Eines der neuesten Produkte des Hauses ist z. B. der Roba-brakechecker,<br />

ein intelligentes Modul für die sensorlose Überwachung<br />

elektromagnetischer Bremsen.<br />

www.mayr.com<br />

8 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

Platestahl.indd 1 06.12.2018 17:58:29


SOFTSTARTER<br />

IGUS ROADSHOW: WUNSCHTERMINE JETZT BUCHBAR<br />

Igus startet auch in diesem Jahr eine Roadshow mit Motion-Plastics-Neuheiten.<br />

Besucher des Pop-up-Messestandes können die Produkte aus Hochleistungspolymeren<br />

dabei nicht nur anfassen, sondern auch virtuell erleben. Von Energieketten und<br />

Leitungen über Gleit-, Kugel- oder Linearlager bis hin zur Low Cost Automation,<br />

3D-Druck oder Smart Plastics – der Pop-up-Messestand bietet die Gelegenheit, die<br />

Hochleistungskunststoffe in der eigenen Firma kennenzulernen. Zu den Neuheiten,<br />

die ab April präsentiert werden, zählen z. B. die CFROBOT8.Plus Bus-Leitung mit<br />

doppeltem Torsionswinkel (± 360°/m) und garantierter Lebensdauer, das neue<br />

schmier- und wartungsfreie Hochlastlager Iglidur Q2E oder das intelligente Austauschlager<br />

Drylin W, das rechtzeitig vor Ausfall warnt. Neu ist die Möglichkeit, die<br />

Produktion des Motion-Plastics-Spezialisten und das hauseigene Testlabor durch eine<br />

Virtual-Reality-Brille zu besuchen. Ein Wunschtermin für einen Besuch kann vereinbart<br />

werden unter: www.igus.de/hausmesse.<br />

www.igus.de<br />

PARTNER-PORTAL<br />

FÜR DIGITALE<br />

INNOVATIONEN<br />

T H E B E N C H M A R K I N B E A R I N G S<br />

Schneider Electric hat Ende April<br />

<strong>2019</strong> die Gründung von Schneider<br />

Electric Exchange gegeben, einem<br />

branchenübergreifend offenen<br />

Ökosystem zur Lösung von<br />

Nachhaltigkeits- und Effizienzfragen.<br />

Die Businessplattform<br />

stellt Technologieressourcen wie<br />

APIs, Analysen und Datensätze<br />

zur Verfügung, erlaubt den<br />

Zugang zu privaten und öffentlichen<br />

Organisationen und bietet<br />

einen digitalen Marktplatz – eine<br />

Art „App-Store“ für die Industrie.<br />

Eingebundene Partner haben die<br />

Möglichkeit, ihr eigenes Angebot<br />

auszubauen und einem weitaus<br />

größeren Kundenkreis anzubieten.<br />

Auf Grundlage des Portals<br />

soll die Community aus Herstellern,<br />

Systemintegratoren,<br />

Start-ups, Entwicklern, OEMs,<br />

Kunden und Distributoren bei der<br />

Erschließung neuer Marktpotenziale<br />

unterstützt werden. Im<br />

Fokus stehen die Entwicklung,<br />

das Teilen und der Verkauf von<br />

digitalen und IoT-Innovationen.<br />

Schneider Electric Exchange<br />

wurde zunächst im privaten<br />

Beta-Modus veröffentlicht und<br />

wird im November <strong>2019</strong> für eine<br />

breitere Kundenbasis geöffnet.<br />

www.se.com<br />

www.exchange.se.com<br />

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ensuring precision engineering to give you<br />

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MANGELNDES FACHWISSEN UND<br />

FEHLERHAFTE SCHMIERUNG HALTEN HERSTELLER<br />

VON INDUSTRIE-4.0-TECHNOLOGIEN AB<br />

Deutsche Hersteller zeigen sich<br />

engagiert und optimistisch in<br />

Bezug auf Industrie-4.0-Technologien.<br />

86 Prozent der Befragten<br />

gehen davon aus, dass neue High-Tech-<br />

Lösungen Kostenvorteile für ihre Unternehmen<br />

mit sich bringen werden. Mangelndes<br />

Fachwissen gepaart mit Bedenken<br />

bezüglich des rasanten Veränderungstempos<br />

und der Kosten sind jedoch ein<br />

Hinderungsgrund für den verbreiteten<br />

Einsatz vernetzter, prognosefähiger und<br />

datengestützter Technologien. Angesichts<br />

dessen macht Shell Lubricants in seinem<br />

jüngsten Industriebericht „Exploring<br />

Industry 4.0“ deutlich, dass eine Zusammenarbeit<br />

von entscheidender Bedeutung<br />

ist, um vom Fortschrittspotenzial profitieren<br />

zu können.<br />

Heutzutage nutzen fast alle der befragten<br />

deutschen Hersteller (84 Prozent) mindestens<br />

eine Industrie-4.0-Technologie.<br />

Sensor gestützte Technologien (40 Prozent)<br />

sowie Cloud-Technologien (30 Prozent)<br />

werden am häufigsten eingesetzt, während<br />

Robotik (34 Prozent) und künstliche<br />

Intelligenz (20 Prozent) noch nicht so weit<br />

verbreitet sind. Über die Hälfte (52 Prozent)<br />

der Befragten gaben an, dass sie sich<br />

von diesen Technologien eine erhöhte<br />

Anlagenproduktivität versprechen.<br />

Dennoch ist eine abwartende Haltung in<br />

der Branche zu verzeichnen, wobei<br />

64 Prozent der Befragten die Rasanz der<br />

technologischen Entwicklung beklagen<br />

und 74 Prozent nicht gewillt sind, in neue<br />

Anlagen zu investieren, solange ihre<br />

bestehenden Anlagen immer noch voll<br />

betriebsfähig sind.<br />

Auch bestehen Bedenken bezüglich der<br />

Auswirkungen auf die Gesamtbetriebskosten<br />

(TCO). Mehr als die Hälfte der<br />

deutschen Unternehmen (60 Prozent) geht<br />

davon aus, dass eine Zunahme der<br />

Gesamtbetriebskosten infolge der Einführung<br />

neuer Technologien zu erwarten ist,<br />

vor allem aufgrund der höheren Vorabinvestitionen<br />

und des voraussichtlichen<br />

Anstiegs der Wartungskosten.<br />

Björn Arend, Shell Lubricants Technical<br />

Adviser, sagte: „Der Umfrage zufolge sind<br />

Hersteller vor allem mit der zunehmend<br />

unzureichenden Beherrschung dieser<br />

Technologien sowie einem Mangel an<br />

Unterstützung durch zuverlässige externe<br />

Experten konfrontiert (56 Prozent). Sie<br />

haben ebenfalls Bedenken in Bezug auf die<br />

Schwierigkeiten bei der Vorbereitung der<br />

Mitarbeiter auf die Verwendung dieser<br />

neuen Technologien (66 Prozent). Wir bei<br />

Shell Lubricants wollen das ändern und<br />

können ihnen dabei behilflich sein, diese<br />

Hürden zu bewältigen.“<br />

Effektive Wartungspläne sind von entscheidender<br />

Bedeutung, damit Unternehmen<br />

einen maximalen Gewinn mit ihren<br />

neuen High-Tech-Anlagen erwirtschaften<br />

können. Interessanterweise teilten<br />

92 Prozent der Befragten die Meinung,<br />

dass sich die Einführung dieser neuen<br />

Technologien auf ihre Schmierstoffwahl<br />

auswirken würde. Dennoch halten es nur<br />

44 Prozent für erforderlich, dem Anlagenschutz<br />

mehr Bedeutung beizumessen und<br />

lediglich 28 Prozent sind gewillt, stärker<br />

auf die Schmierstoffqualität zu achten.<br />

Eine optimierte Schmierung kann sich<br />

erheblich auf die Komponentenlebensdauer,<br />

Wartungskosten und ungeplanten<br />

Ausfallzeiten auswirken und somit zu<br />

einer Senkung der Gesamtbetriebskosten<br />

(TCO) und einer verbesserten Anlagenproduktivität<br />

beitragen. Eine externe<br />

Unterstützung ist für Unternehmen, die<br />

ihre Wartungsverfahren verbessern<br />

wollen, von großer Wichtigkeit. 66 Prozent<br />

der Befragten, die Industrie 4.0-Technologien<br />

nutzen, streben eine Zusammenarbeit<br />

mit ihrem Schmierstofflieferanten an,<br />

um diesbezüglich Fortschritte zu erzielen.<br />

Shell bietet derzeit technische Expertendienstleistungen<br />

an, darunter das Live-<br />

Chat-Tool LubeChat und die Schmierstoffanalyse<br />

LubeAnalyst, mit dessen Hilfe<br />

Kunden nicht nur Testergebnisse, sondern<br />

auch eine Diagnose mit einer Erläuterung<br />

zu den verschiedenen Messwerten sowie<br />

einer Empfehlung speziell für ihre<br />

Maschinen bekommen.<br />

„Wir bei Shell Lubricants sind stolz auf<br />

unsere enge Zusammenarbeit mit den<br />

Kunden, die zu einer Verbesserung ihrer<br />

Anlagenwartung beiträgt und ihren<br />

jetzigen und zukünftigen Wettbewerbsvorteil<br />

erhöht. Diese Weitergabe von<br />

Know-how wird für Unternehmen bei der<br />

Bewältigung der bevorstehenden Veränderungen<br />

nur noch an Bedeutung gewinnen“,<br />

sagt Arend.<br />

www.shell.com<br />

METHODIK<br />

Diese von Shell Lubricants in Auftrag<br />

gegebene und vom Forschungsunternehmen<br />

Edelman Intelligence<br />

durchgeführte Umfrage basiert auf<br />

400 Befragungen von Beschäftigten<br />

des Herstellungssektors in acht<br />

europäischen Ländern (Frankreich,<br />

Italien, Polen, Deutschland, Großbritannien,<br />

Türkei, Niederlande,<br />

Spanien), die im Rahmen ihrer<br />

Tätigkeit Schmierstoffe bzw.<br />

Schmierfette kaufen, deren Kauf<br />

beeinflussen oder diese verwenden.<br />

10 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


17450<br />

GUTE GRÜNDE<br />

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AUSFALLZEITEN<br />

Erfahren Sie, wie NSK die Kosten für frühere<br />

Getriebeprüfungsmethoden eliminiert hat:<br />

nskeurope.de/success


SOFTSTARTER<br />

DIGITALE TRANSFORMATION<br />

MASCHINENBAU-MITTELSTAND<br />

UND SOFTWARE-GIGANTEN:<br />

KONKURRENTEN ODER PARTNER?<br />

Arbeiten klassische Maschinenbauer und Softwarehäuser bei Industrie 4.0 partnerschaftlich<br />

zusammen – mit dem Ziel, Mehrwerte durch neue Geschäftsideen und -modelle zu<br />

schaffen – oder liegt eine Konkurrenzsituation vor, die die Zusammenarbeit erschwert?<br />

Diese entscheidende Frage zu den künftigen Kräfteverhältnissen im Maschinenbau stellte<br />

unsere Fachredaktion 15 Experten im Rahmen der 1. Mainzer Expertengespräche..<br />

12 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


Eine hochkarätige Expertenrunde<br />

diskutierte unter Moderation von<br />

Rainer Glatz vom VDMA. Dabei<br />

waren Microsoft, SAP, Bosch, Bosch<br />

Rexroth, Schaeffler, Siemens, Aventics,<br />

B&R, Schwäbische Werkzeugmaschinen,<br />

VDMA Fluidtechnik, Festo, Sick und<br />

GFOS. Anders formuliert – in der Runde<br />

waren Digitalisierer, Automatisierer, Maschinenbauer,<br />

Komponenten-Zulieferer<br />

und Gesamtanbieter.<br />

Bereits bei der Frage, wie die<br />

Gesprächsteilnehmer Industrie 4.0<br />

definieren, zeigten sich Unterschiede.<br />

Automatisierer fokussieren Vernetzung als<br />

Basis für den Datenaustausch zwischen<br />

Maschinen, namentlich die Kommunikationstechnologie<br />

OPC UA TSN. Stichworte<br />

hierbei: Standardisierung, Transparenz,<br />

Konvergenz, sehr kurze Latenzzeiten,<br />

hohe Datenmengen und Knotenanzahl<br />

sowie Durchgängigkeit vom Feld- bis zur<br />

ERP-Ebene. Die Datennutzung solle kein<br />

Selbstzweck sein, es gelte die Daten<br />

zielbringend zu nutzen, so etwa um die<br />

Produktivität und Effektivität zu steigern,<br />

also Predictive Maintenance, vorausschauende<br />

Wartung und neu entwickelte<br />

Geschäftsmodelle. Auch Komponenten-<br />

Zulieferer und Gesamtanbieter wollen<br />

OPC UA auf die Feldebene bringen, denn<br />

nur offene Standards gestatten die<br />

Ver netzung, wie sie künftig erforderlich<br />

sein wird.<br />

Alle Parteien arbeiten daran, dementsprechend<br />

die Produktivität zu steigern,<br />

sie flexibler zu gestalten und neue Optionen<br />

auszuloten. Anhand von Prototypen,<br />

aufgerüsteten eigenen Werken oder im<br />

Selbsttest lernen sie, wo die neuralgischen<br />

Punkte sitzen. Im Proof of Concept, bei<br />

Leuchtturmprojekten oder in Kundengesprächen<br />

wird auch praktisch evaluiert:<br />

Welcher Nutzen lässt sich generieren, zu<br />

welchem Benefit und welche Maßnahmen<br />

kommen in welche Reihenfolge. Seit dem<br />

Startschuss zu Industrie 4.0 im Jahr 2011<br />

hat nahezu jedes größere deutsche Unternehmen<br />

Projekte initiiert. Gleichwohl<br />

fehlt es an offenen Standards, außerdem<br />

sind Komponenten oder Maschinen nicht<br />

frei kombinierbar. Das heißt der Nutzen ist<br />

noch wenig wertschöpfend oder in<br />

Einsparungen umsetzbar. Kurz: „Der Hype<br />

um das Buzzword Industrie 4.0 ist abgeebbt<br />

und jetzt geht es an die Kernarbeit“.<br />

Nun soll sich Industrie 4.0 beweisen,<br />

also Losgröße 1 bzw. bei der flexiblen<br />

Umstellung von Maschinen und in der<br />

Produktion. Dies umfasst Themen wie<br />

Datensammlung, Vernetzung, Visualisierung<br />

der Daten, Data Analytics, Machine<br />

Learning und Künstliche Intelligenz.<br />

Neben Fortschritten in der Produktivität<br />

und der Transformation durch Digitalisierung<br />

gehören Mitarbeiter und Kunden mit<br />

in die digitale Welt.<br />

Für ausgewiesene Global Player ist<br />

Industrie 4.0 „auch ein Wettbewerb der<br />

Nationen“. Ob beim Maschinenbauer,<br />

dem Lieferanten, Kunden oder Mit arbeiter<br />

– der Ausbau der digitalen Kompetenz<br />

ist DIE zentrale Herausforderung.<br />

Und bei allen konkurrierenden Technologien<br />

gilt es relevante zu identifizieren, um<br />

einen Mehrwert zu generieren und sich<br />

zu differenzieren.<br />

Hierbei spielt Software eine außerordentliche<br />

Rolle. Für Digitalisierer ist<br />

Software gleichsam das Backbone, auf<br />

dem Industrie 4.0 realisiert wird. Sie stellen<br />

bei Mittelständlern banale Gründe<br />

fest, woran es bei der Digitalisierung<br />

hapert: Prall gefüllte Auftragsbücher,<br />

mangelnde Experten und/oder Verständnis<br />

für Algorithmen oder Prognosen sowie<br />

Detailarbeit, also in welchen Schritten<br />

digitalisiert werden soll.<br />

Dem widerspricht ein Anwender, Disruption<br />

sei beim Endkunden weniger<br />

willkommen. Anwender präferieren eher<br />

einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess.<br />

Industrie 4.0 kann für ihre<br />

Kunden eine bessere, schnellere Hardware<br />

bedeuten oder eine Kombination<br />

aus Dienstleistung und Hardware in Form<br />

eines neuen Geschäftsmodells. Anwender<br />

sind unsicher, ob sie mittelfristig noch<br />

Maschinen mit diversen Zusatzpaketen<br />

wie Predictive Maintenance verkaufen<br />

oder ob Geschäftsmodelle wie etwa Pay<br />

per Use gefordert sind. Oder ob gar ihre<br />

Prozesse und Strukturen grundlegend<br />

überdacht oder zusätzliche komplett neu<br />

erschaffen werden.<br />

Softwarehäuser betrachten den Maschinenbau<br />

als Enabler für weitere Industrien,<br />

etwa die Konsumgüter- oder Automobilindustrie.<br />

Überall dort wo Massenpro dukte<br />

individualisiert werden müssen, brauche<br />

es Industrie-4.0-fähige Maschinen. Und<br />

den Trend zu neuen Geschäftsmodellen<br />

greifen Softwarefirmen gerne auf – Stichwort<br />

Maschine oder Flotte as a service.<br />

Ebenso bieten ihnen Technolo gien – wie<br />

Künstliche Intelligenz, Mixed Reality und<br />

IoT – ebenso wie ihren Kunden und Partnern,<br />

völlig neue Geschäftsoptionen und<br />

digitale Wertschöpfungs ketten. Die Großen<br />

der Softwareunter nehmen verstehen<br />

sich bei der digitalen Transformation als<br />

Partner der Industrie. So auch beim Thema<br />

Cloud, hier gehe es weniger um das ob, als<br />

um das wie. Cloud-Plattformen lassen sich<br />

[<br />

]<br />

... was man kaum sieht


SOFTSTARTER<br />

auch lokal auf Maschinen und Ge räte bringen, wenn keine permanente<br />

Internetverbindung gewünscht oder möglich ist.<br />

WER DOMINIERT WO IM INTERNATIONALEN<br />

WETTBEWERB?<br />

Dass Digitalisierung rund um den Globus den Wettbewerb anheizt,<br />

nicht nur aber vor allem bei Industrieländern, ist für Deutschland<br />

als Exportnation Herausforderung und Chance zugleich. Dennoch<br />

– China und die USA sind mächtige Player. Wer die „Besten<br />

der Besten“ rekrutiert, hat immense Vorteile. Übereinstimmend die<br />

Gesprächsteilnehmer: Das Domänenwissen, das in Deutschland<br />

vorhanden ist, sei der Kern zum Erfolg. Bedeutsam sei das Wissen<br />

rund um die Maschine: Mechatronik, Präzision und Energie effizienz<br />

sowie die industrielle Maschinensicherheit, wo Deutschland<br />

weltweit Standards setzt. Deutschland könne künftig noch stärker<br />

Technologie exportieren. In nicht wenigen Industriebereichen degradiert<br />

die Software teilweise die Hardware. Software steht aber<br />

noch stärker im internationalen Wettbewerb.<br />

Geht es um Maschinen, die Losgröße 1 effizient realisieren,<br />

dann kann Deutschland punkten. Dies würde dafür sorgen, dass<br />

weniger Massenfertigung in China gefragt ist, sondern individuelle<br />

Produkte am Ort der Nachfrage – bei schneller Lieferung.<br />

Da neben gehe es beim Brand „Industrie 4.0“ auch um die Zusammenarbeit<br />

zwischen Regierung, Forschung und Industrie. Statt<br />

Blaupausen sollen vermehrt wettbewerbsfähige Lösungen exportiert<br />

werden. Es gelte, sich mit der realen Welt auseinanderzusetzen<br />

und sich nicht jahrelang in Arbeitskreisen und<br />

Standardisierungsgremien zu vergraben.<br />

Gerade Softwarehäuser betonen: Im Wettbewerb stehen „Digital<br />

Natives gegen Manufacturing Natives“. Während in Deutschland<br />

die Digitalisierung folgt und in der Fertigung stark ist, sei es in den<br />

USA umgekehrt. Japan und China würden derzeit als Fast Follower<br />

wahrgenommen. Zustimmung der Automatisierer: „Deutschland<br />

und Amerika schaukeln sich gegenseitig hoch und China beobachtet<br />

das Ganze, kopiert es, und führt es zielführend zusammen“.<br />

Generell scheinen Kunden aus asiatischen Ländern mutiger zu<br />

agieren, ob beim Mindset oder in einen Vor-Invest zu gehen.<br />

Gesamtanbieter heben hervor, dass Deutschland im B2B-Bereich<br />

eine gute Basis besitzt, um den internationalen Wettbewerb zu<br />

dominieren, nachdem die USA den B2C-Wettbewerb klar für sich<br />

entscheiden konnten. Aber nur bei geänderter Denkweise –<br />

deutsche Firmen müssten noch stärker über Unternehmens- und<br />

Branchengrenzen hinweg kooperieren. Auch die Kundenbedürfnisse<br />

müssten besser verstanden werden, um gemeinsam Problemlösungen<br />

zu entwickeln. Mit anderen Worten: Die Erfolgsrezepte<br />

von heute, die die letzten zwanzig Jahre gegolten haben, müssen<br />

nicht jene der Zukunft sein.<br />

WER SIND DIE NEUEN PLAYER BEI SOFTWARE?<br />

Bei aller Gemeinsamkeit bleibt „die Angst der Zulieferer, dass große<br />

IT-Konzerne in der digitalisierten Welt sich als Datenkraken<br />

zwischen Zulieferindustrie und deren Kunden setzen und ihnen<br />

künftig das Geschäft vermiesen“, wie der Moderator ausführt. Die<br />

angesprochenen Softwarehäuser widersprechen, sie verstünden<br />

sich als Datentreuhändler. Nicht maschinennahe Daten, sondern<br />

Datensätze wie „Meine Maschinenflotte hat im letzten Monat<br />

folgende Leistung generiert“ seien in anonymisierter Form von<br />

Interesse. Hieraus ließen sich über Kunden- und Maschinenherstellergrenzen<br />

hinweg neue Erkenntnisse ableiten. Der Unterscheidung<br />

zwischen Maschinen- und Unternehmensdaten stimmen<br />

Komponentenhersteller zu. Auch seien bei Applikationen wie ERP<br />

und MES die Daten bei den „Software-Giganten“ gut aufgehoben.<br />

Komplettanbieter ergänzen: Wenn dem Maschinenbauer zunehmend<br />

Mehrwertdienste angeboten werden, gelte es zu diskutieren,<br />

wie ein „fair share“ entsteht. Konkurrenz der Softwarehäuser seien<br />

vorrangig die Automatisierer – danach kämen die Maschinenbauer.<br />

Softwarehäuser „kommen von oben, von der Geschäftsebene, und<br />

enden auf der OPC-UA-Schnittstellen-Ebene“.<br />

WEM GEHÖREN DIE DATEN?<br />

Dazu die Softwareseite: „Die Daten gehören dem, der sie erzeugt,<br />

außer es ist vertraglich anders geregelt.“ Umstritten ist die Trennung<br />

zwischen Zustandsdaten der Maschine und Prozessdaten, die das<br />

14 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


ureigene Domänenwissen des Betreibers<br />

beinhalten. Gleiches gelte für die Datenspeicherung.<br />

Dies sei eine Frage von Partnerschaft<br />

und Vertrauen; aktuell gäbe es<br />

im Multi-Stakeholder-Modell aber noch<br />

keinen Ansatz, wie dieser Konflikt zu lösen<br />

wäre. Ob dies Nutzergremien klären sollen,<br />

sei fraglich. Auch ob zwischen Roh daten<br />

und „Smart Data“, also vorverarbeiteten<br />

Daten, unterschieden werden muss, ist<br />

umstritten. Denn Rohdaten seien genauso<br />

heikel wie andere, aus diesen ließe sich<br />

eine 1:1-Kopie der Fertigung ableiten.<br />

Anwender sehen diese Diskussion weniger<br />

hitzig. Sie stören sich daran, dass<br />

Firmen ihnen sagen, wie sie ihre Maschine<br />

verbessern können. Ihre Kunden wollen<br />

Lösungen für praktische Probleme, wie<br />

etwa Wartung organisiert oder Condition<br />

Monitoring implementiert wird. Bei diesen<br />

Angeboten sei der Kunde gerne bereit,<br />

seine Daten herauszugeben. Dazu ein<br />

Automatisierer: „Man muss den Nutzen<br />

finden, der groß genug ist, dass er sich für<br />

beide Seiten lohnt.“ Dem stimmen<br />

Softwarehäuser zu.<br />

Dennoch bleibe die Kernfrage: „Ab wann<br />

weiß ich, dass Google, Microsoft, SAP, Amazon<br />

meine Daten in meinem Sinne nutzt<br />

und nicht gerade ein eigenes Geschäft mit<br />

diesen Daten eröffnet?“ Und bei zunehmender<br />

Nutzung steige die Abhängigkeit<br />

und umso größer werde das Risiko, dass<br />

diese irgendwann mit den Daten Geld<br />

verdienen.<br />

Die anwesenden Softwareunternehmen<br />

meinen, das sei Frage des Vertrages<br />

und wehren sich gegen die Gleichsetzung<br />

von Amazon, Facebook und SAP oder<br />

Microsoft. Es bräuchte individualisierte<br />

Angebote, basierend auf Standardtechnologien.<br />

Der Mehrwert kann dabei für<br />

jedes Unternehmen unterschiedlich sein.<br />

Softwareanbieter sehen durchaus die<br />

Gefahr, dass z. B. Google mit Analytics ins<br />

Service-Geschäft für die Industrie<br />

ein steigen will. Es gelte vorab zu klären<br />

„mit wem mache ich welche Geschäfte<br />

auf welcher Vertragsbasis.“ Der Anwenderwunsch<br />

nach einer einzigen Plattform<br />

wird nicht geteilt, aber künftig werde es<br />

dennoch nur wenige große Industrieplattformen<br />

geben. Der Markt werde sich<br />

konsolidieren.<br />

RESÜMEE<br />

Die Diskutanten ziehen ein Fazit zu den 1.<br />

Mainzer Expertengespräche Technologie:<br />

„Es braucht den Mut, einfach mal Dinge<br />

zu machen. Weniger diskutieren, mehr<br />

Referenzprojekte schaffen.“ Wichtig sei<br />

es, Projekte umzusetzen, die den Kunden<br />

wirklichen Mehrwert und gleichzeitig Investitionssicherheit<br />

bieten. Auch können<br />

die Großen den Mittelstand mitziehen<br />

und als deutsche Industrie voranschreiten.<br />

Es solle nicht irgendwann heißen<br />

„Deutschland ist der Erfinder der Industrie<br />

4.0, heute ist es ein Technik-Museum“.<br />

Kurz – bei der Cloud-Kommunikation<br />

sollten alle die Schwierigkeiten mit inkompatiblen<br />

Insellösungen gar nicht erst<br />

aufkommen lassen. Es gelte künftig an<br />

den Use Cases zu arbeiten, und so herstellerunabhängig<br />

zu Standards kommen.<br />

[EINFACHSTANDA<br />

[RESSOURCENSCHO<br />

RDZUVERLÄSSIG NENDNACHHALTIG ]<br />

was man kaum sieht<br />

DER BRECObasic<br />

Beste Zahnriemenqualität aus<br />

Porta Westfalica, verbaut in<br />

Ihrer Anlage.<br />

Das ist Bewegung.


SOFTSTARTER<br />

HAYDAR KARTAL<br />

Product Management Elektrische Aktuatoren, SMC Deutschland GmbH, Egelsbach<br />

Dynamik, Kraft, Regelbarkeit, Laststeifigkeit und Wirtschaftlichkeit sind wichtige<br />

Kriterien, bei der Auswahl der optimalen Antriebstechnik von Maschinen.<br />

Elektrische und pneumatische Systeme stehen dabei im Wettbewerb. Als<br />

Hersteller in der Automatisierungstechnik verbindet SMC die Vorteile beider<br />

Welten. Pneumatische Antriebe sind leicht, robust und kostengünstig in der<br />

Anschaffung. Elektrische Antriebe hingegen überzeugen vor allem durch ihre<br />

Flexibilität, auch komplexe Verfahrprofile abfahren zu können.<br />

Entsprechend vielfältig ist das SMC-Programm: Es reicht vom Miniatur- und<br />

Schlittenantrieb, über Zylinder bis hin zu Endstufen. Neben Schritt- und Servomotoren<br />

gehören auch Riemen- und Spindelantriebe dazu, ebenso wie motorlose<br />

Antriebe. Die elektrischen Zylinder fasst SMC in der LEY-Serie zusammen. Mit<br />

ihnen lassen sich einfache, robuste und gewichtsparende Lösungen konstruieren,<br />

mit hoher Arbeitsgeschwindigkeit und Beschleunigung. Gleichzeitig achtet SMC<br />

bis hin zu den Bohrungen auf eine weitgehend kompatible Gestaltung der<br />

Antriebe. So können Anwender bei einer Greiferanwendung von pneumatisch auf<br />

elektrisch umstellen, ohne die Gewindeposition verändern zu müssen.<br />

ANTRIEB: ELEKTRISCH,<br />

ODER FLUIDTECHNISCH?<br />

KONKRET<br />

NACHGEFRAGT<br />

VORTEILE<br />

VERBINDEN<br />

Die Wahl des richtigen Antriebsystems<br />

ist von vielen Faktoren<br />

abhängig und erweist sich nicht<br />

immer als einfach. Hydraulische<br />

Antriebe gelten als sehr leistungsstark.<br />

Elektrische Antriebe stehen<br />

hingegen für eine flexible<br />

Installation. Welche Kriterien<br />

sollten Anwender beachten, um<br />

den optimalen Antrieb für ihre<br />

Anwendung zu finden?<br />

NEUE<br />

PERSPEKTIVEN<br />

ERÖFFNEN<br />

FRANK KAUFMANN<br />

Markt und Produktmanagement Antriebssysteme, Business Unit Automation and Electrification<br />

Solutions, Bosch Rexroth AG, Lohr am Main<br />

Intelligente Antriebe schaffen mit offenen Schnittstellen die Voraussetzungen für<br />

modulare Maschinenkonzepte und fungieren als Klammer zur Verbindung von<br />

realer Automatisierung mit übergeordneten IT-Systemen zur Fabrik der Zukunft.<br />

Auf der Aktor-Seite geht die Entwicklung bei elektrischen Motoren in Richtung<br />

höherer Kraftdichte und zusätzlicher Funktionen. So erreichen aktuelle<br />

Synchron-Linearmotoren mit Eisenkern bei sehr kompakten Baumaßen<br />

Vorschubkräfte von bis zu 21 500 N. Die neue Generation rotatorischer<br />

Synchron-Servomotoren MS2N verbindet Dynamik mit Energieeffizienz. Der<br />

Motor dient in Verbindung mit den Antriebsreglern auch als Sensor und stellt<br />

Betriebsdaten für Condition Monitoring zur Verfügung. Elektrische Lösungen<br />

eröffnen als drehzahlvariable Pumpenantriebe auch der Hydraulik neue<br />

Perspektiven, ihre Stärken in vernetzten Anwendungen auszuspielen.<br />

16 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SOFTSTARTER<br />

KLAUS WAGNER<br />

Bereichsleitung Entwicklung, Herbert Hänchen GmbH & Co. KG, Ostfildern<br />

Hydraulik hat viele Vorzüge: Physikalische wie die Entkopplung von<br />

Kraft und Geschwindigkeit, die Realisierung äußerst präziser<br />

Bewegungen von minimalen bis zu hohen Geschwindigkeiten,<br />

Beschleunigungen und Frequenzen. Auch die hohe Leistungsdichte<br />

ist schon immer ein entscheidender Vorteil. Gerade bei Hänchen<br />

haben wir in den letzten Jahren Entwicklungen vorangetrieben, die<br />

in vielen Anwendungen eine Neubewertung des Kosten-Nutzen-<br />

Verhältnisses ermöglichen: Hydraulische Pumpendirektantriebe als<br />

Plug-&-Play-Einheit ermöglichen den Einsatz von Linearantrieben<br />

ohne eigene Hydraulik-Spezialisten. Selbst entwickelte Software<br />

erlaubt die optimale Einbindung der Antriebsachse in Steuer- und<br />

Regelungsprozesse. Und: Das Dichtungssystem Servoseal bietet<br />

energieeffiziente Hydraulik-Lösungen für kurz- und langhubige<br />

Oszillationen ohne funktionsbedingte Leckage. Daher lohnt es sich<br />

bei jeder Anwendung, die möglichen Antriebstechnologien<br />

objektiv miteinander zu vergleichen.<br />

ÄUSSERST PRÄZISE<br />

BEWEGUNGEN<br />

CHRISTIAN STREITBERGER<br />

Produktmanager, Jenaer Antriebstechnik GmbH<br />

Die Auswahl des „richtigen“ Antriebssystems ist von vielen<br />

Faktoren abhängig und je nach Maschinenaufgabe zu<br />

entscheiden, da die verschiedenen Übertragungselemente ihre<br />

Stärken und Schwächen haben und nur in optimaler Kombination<br />

eine gute Antriebslösung ergeben. Für einen Kunden der<br />

Medizintechnik entwickelten wir elektromotorische Antriebe für<br />

mechanische und hydraulische Übertragungselemente. Nur durch<br />

die Kombination der verschiedenen Übertragungselemente<br />

konnte eine optimale Lösung für die Applikation erzielt werden. In<br />

speziellen Anwendungen bieten hydraulische Lösungen Vorteile<br />

bezüglich Wirtschaftlichkeit, die mit Elektroantrieben noch nicht<br />

erreicht werden. Ein Beispiel dafür sind Baumaschinen.<br />

Tendenziell ist ein Trend am Markt zu spüren, bei dem fluidtechnische<br />

Lösungen durch die besser regelbaren Elektrozylinder, bestehend<br />

aus hochintegrierten Motoren und Spindeln, ersetzt werden.<br />

KOMBINATION<br />

VERSCHIEDENER<br />

ELEMENTE<br />

DIRK LAUBENGEIGER<br />

Geschäftsführer, Ortlieb Präzisionssysteme GmbH & Co. KG, Zell<br />

Was spricht für einen Elektro-Servo-Zylinder? Kombiniert man die<br />

Funktionen eines Planetengetriebes mit denen einer Linearspindel<br />

in einer Planeten-Wälz-Gewindespindel (PWG), führt dies zu einer<br />

erheblichen Reduktion von Bauraum und Gewicht. Auch die<br />

Steigung kann kleiner ausgeführt werden als bei der<br />

Kugelgewindespindel, weil der Kugeldurchmesser keine Grenze<br />

setzt. Dabei ist die Untersetzungsfunktion Teil der Funktionalität,<br />

was zu einer Konstruktion ohne zusätzliches Getriebe mit einer<br />

ähnlich hohen Kraftdichte wie beim Hydraulikzylinder führt.<br />

Durch eine hochpräzise Fertigung ermöglichen wir bei Ortlieb eine<br />

Lebensdauer, die ein Vielfaches der Standzeit von Rollen- und<br />

Kugelgewindetrieben ermöglicht. Eine hohe Steifigkeit wird durch<br />

spielfrei vorgespannte Bauteile und eine robuste Konstruktion<br />

erreicht. Die große Tragfähigkeit bewirkt Bewegungen mit hoher<br />

Dynamik und hohem Wirkungsgrad. Es gibt also viele Argumente,<br />

die bei der Wahl eines Linearantriebs Beachtung finden sollten<br />

und die weiter reichen, als die Wahl der Basistechnologie.<br />

REDUKTION VON<br />

BAURAUM UND<br />

GEWICHT


WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

TITEL<br />

18 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


TITEL<br />

WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

LANGJÄHRIGE TECHNOLOGIEPARTNERSCHAFT<br />

100 JAHRE ERFAHRUNG<br />

Ein 100-jähriges Firmenjubiläum ist<br />

immer eine Besonderheit. So verbindet<br />

die Findling Wälzlager GmbH und die<br />

Behringer GmbH nicht nur dasselbe<br />

Gründungsjahr, sondern auch eine<br />

langjährige Partnerschaft. Aktuell<br />

kommen zahlreiche Produkte des<br />

Wälzlagerspezialisten Findling in den<br />

Bandsägen von Behringer zum Einsatz<br />

und überzeugen dort mit optimaler<br />

Leistung und Beständigkeit – das<br />

Ergebnis von 100 Jahren Innovationskraft.<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 19


WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

TITEL<br />

Mit Behringer verbindet Findling Wälzlager eine enge<br />

Partnerschaft. Seit über fünfzig Jahren beliefert das<br />

Karlsruher Unternehmen den Komplettanbieter für<br />

Sägetechnik mit Wälzlagern. Damit jedoch nicht<br />

genug: Beide Unternehmen wurden 1919 gegründet und feiern<br />

somit in diesem Jahr 100-jähriges Jubiläum. Grund genug, die<br />

Zusammenarbeit einmal näher zu beleuchten: Derzeit werden in<br />

den Bandsägen von Behringer Kegelrollenlager, Flanschlager,<br />

Stehlager, Rillenkugellager, Stützrollen, Laufrollen und Axial-<br />

Schrägkugel lager verbaut – die Produkte werden ja nach Anforderung<br />

ausgewählt und eingesetzt. „In so gut wie jeder Behringer-<br />

Bandsäge finden sich Wälzlager von Findling“, so Julian Mack, Einkäufer<br />

bei Behringer. „Die Einsatzbereiche in den Bandsägen sind<br />

sehr vielseitig. Wir benötigen Wälzlager für Spannradlagerungen,<br />

Antriebsradlagerungen, Tragrollen der Peripherie, Laufrollen in<br />

Band führungen und nicht zuletzt Späneförderer.“<br />

SEIT ÜBER ZWANZIG JAHREN KEINE REKLAMATION<br />

Bestes Beispiel für die jahrelange problemlose Zusammenarbeit ist<br />

eine konkrete Anwendung, für die Findling bereits seit 1996 ohne<br />

Reklamationen das passende Wälzlager liefert: „Wir benötigen jährlich<br />

rund 1 000 Rillenkugellager für eine Umlenkradlagerung, die<br />

wiederum zum Beispiel in unseren Hochleistungs-Bandsägemaschinen<br />

der Baureihe HBE Dynamic verbaut wird“, erläutert Mack.<br />

Die HBE Dynamic Modelle überzeugen durch Leistung, Bedienerfreundlichkeit,<br />

Energieeffizienz und Langlebigkeit. Nicht zuletzt<br />

gewährleisten sie besonders präzise Säge-Ergebnisse und tragen<br />

somit dazu bei, die Produktion des Endkunden profitabler zu gestalten.<br />

Nachgefragt werden die Bandsägen vor allem im Stahlhandel<br />

und der Industrie. Die Anforderungen an in der Umlenkradlagerung<br />

01<br />

01 Die HBE Dynamic Modelle überzeugen durch Leistung, Bedienerfreundlichkeit,<br />

Energieeffizienz und Langlebigkeit<br />

02 Unter anderem benötigt Behringer jährlich rund 1 000 Rillenkugellager<br />

für eine Umlenkradlagerung, die wiederum in den Hochleistungs-Bandsägemaschinen<br />

der Baureihe Dynamic verbaut wird<br />

03 Findling und Behringer haben vor Kurzem einen Mengenkontrakt<br />

über alle von Behringer benötigten Laufrollen abgeschlossen;<br />

aber auch Stützrollen von Findling Wälzlager werden in<br />

den Bandsägen verbaut<br />

02<br />

2 × 100 JAHRE HIGH-TECH<br />

Mit jährlich über 16 Mio. verkauften Produkten beweist die<br />

Findling Wälzlager GmbH seit nunmehr 100 Jahren ihre<br />

Verantwortung und Begeisterung für die Wälzlagertechnik.<br />

1919 gegründet, ist man heute ein hochspezialisiertes und<br />

weltweit agierendes Unternehmen. Fundament dieses Erfolges<br />

ist Abeg: Mit der auf Leistungskennwerten basierenden<br />

Auswahl- und Berechnungsmethode lässt sich das technisch wie<br />

wirtschaftlich optimale Wälzlager ermitteln. Mit der Erfahrung<br />

und dem Produktwissen aus tausenden Kundenanforderungen<br />

entwickelte sich zudem ein einzigartiges Dienstleistungsangebot<br />

von der anwendungstechnischen Beratung, der<br />

Schadensanalyse und Lebensdauertests bis hin zu herstellerunabhängigen<br />

Schulungen. Mit einer eigenen Fertigung für<br />

sonderbefettete und modifizierte Wälzlager lassen sich komplexe<br />

Kundenanforderungen flexibel und zeitnah umsetzen. Diese<br />

Innovationskraft zieht das in dritter Generation inhabergeführte<br />

Unternehmen aus dem engen Dialog mit seinen Kunden.<br />

Die Behringer GmbH wurde 1919 durch August Behringer als<br />

mechanische Werkstatt gegründet. Nach dem zweiten<br />

Weltkrieg wurde die erste Bügelsägemaschine entwickelt<br />

und produziert. Im Jahr 1952 wurde die erste eigene<br />

Eisengießerei für die stetig wachsende Sägenproduktion in<br />

Betrieb genommen. Seit der Entwicklung der ersten Behringer<br />

Bandsäge maschine im Jahre 1977 und der Übernahme<br />

des Kreissägenspezialisten Eisele im Jahre 2000 gehört die<br />

Behringer GmbH zu den wenigen Komplettanbieter auf dem<br />

Markt der Sägetechnik. Heute umfasst die Produktpalette<br />

Band- und Kreis sägemaschinen, Bügelsägen sowie Anlagen<br />

für den Stahlbau.<br />

Der Kundenkreis erstreckt sich über den gesamten Metallund<br />

Stahlbau sowie den Maschinen- und Anlagenbau.<br />

Außerdem werden bei Stahlherstellern, Stahlhändlern, in<br />

Hüttenwerken und Schmiedebetrieben Behringer Sägemaschinen<br />

eingesetzt.<br />

20 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


TITEL<br />

WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

03<br />

verbaute Rillenkugellager sind hoch: Schließlich trägt das Lager<br />

die Sägebandräder. Somit handelt es sich um das Herz und<br />

damit die wichtigste Lagerung der Bandsäge. Im Betrieb muss das<br />

Rillenkugellager die hohen Kräfte der Bandspannung tragen und<br />

die wechselnden Kräfte des Sägeprozesses aufnehmen; auch<br />

Vibrationen dürfen kein Problem darstellen. Auf der Wunschliste<br />

von Behringer standen zudem eine hohe Genauigkeit, eine gute<br />

Tragfähigkeit im Wiederholfall sowie eine lange Lebensdauer.<br />

BEGLEITUNG ÜBER DEN GESAMTEN<br />

PRODUKTLEBENSZYKLUS HINWEG<br />

Zu Beginn der Zusammenarbeit – also vor ca. 50 Jahren – konnte<br />

Findling Wälzlager diese Anforderungen mit japanischen Produkten<br />

erfüllen. Ab den 80er Jahren lieferte man koreanische Wälzlager<br />

des Herstellers KBC, dessen Produktion jedoch 2011 eingestellt<br />

wurde. Im Januar 2012 erfolgte dann die Bemusterung mit einem<br />

Top-Themen:<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

19. Internationaler VDI-Kongress<br />

Dritev–Getriebe in Fahrzeugen<br />

10. und11. Juli <strong>2019</strong>, Bonn<br />

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Europas größter<br />

Technik-Kongress zu<br />

Antrieb und Getriebe<br />

DritevInteractive<br />

DritevLab<br />

Round Tables<br />

Speakers Corner<br />

Design Thinking Workshop<br />

DritevSummerNight<br />

Autosalon<br />

www.dritev.com<br />

#VDI_Drive


WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

TITEL<br />

04 Die Xspeed-Serie für hohe Drehzahlen gehört<br />

zur Abeg eXtreme Produktfamilie, mit der Findling<br />

Lösungen für Anwendungen mit speziellen<br />

Ansprüchen bietet<br />

ergänzt um ein breites Sortiment der Produkte von INA, SKF, Bosch<br />

Rexroth und FAG bis hin zu dem die ganze Wälzlagertechnik überspannenden<br />

Sortiment der Marke Abeg.<br />

Behringer jedenfalls ist mit den Leistungen von Findling Wälz lager<br />

rundum zufrieden: Gelobt werden die pünktlichen Lieferungen, ein<br />

guter Service, faire Preise und die gute Qualität der Produkte. Gerade<br />

haben die beiden Unternehmen einen Mengenkontrakt über alle von<br />

Behringer benötigten Laufrollen abgeschlossen. Die Zusammenarbeit<br />

der beiden „hundertjährigen“ Unternehmen wird also noch<br />

im Jubiläums-Jahr ausgeweitet.<br />

Fotos: Findling Wälzlager GmbH<br />

Rillenkugellager, das heute zum Xspeed-Sortiment gehört. Die<br />

Xspeed-Serie für hohe Drehzahlen gehört zur Abeg eXtreme Produktfamilie,<br />

mit der Findling Lösungen für Anwendungen mit speziellen<br />

Ansprüchen bietet. Dabei wird bewährte Lagertechnik auf<br />

die jeweiligen Anforderungen zugeschnitten – ein Konzept, das<br />

einerseits eine außergewöhnliche Lebensdauer der Wälzlager<br />

garantiert und andererseits ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bei<br />

kurzfristiger Verfügbarkeit ermöglicht.<br />

In der Xspeed-Serie erfüllen alle Rillenkugellager die Toleranzklasse<br />

P6, verfügen über eine in Nut geführte Dichtung und die<br />

Befettung erfolgt mit einem geräuscharmen Mehrbereichsfett für<br />

hohe Geschwindigkeiten. Statt der standardmäßigen Lagerluftklasse<br />

C0/CN wird eine in der Toleranz eingeengte Lagerluftklasse CM<br />

verwendet. Gleichzeitig verfügen die Lager auch über einen verbesserten<br />

Rundlauf. Nach einem einmonatigen Test erteilte Behringer<br />

die Lieferfreigabe für das Produkt, das seither problemlos im Einsatz<br />

ist. Findling Wälzlager begleitet seine Kunden über den gesamten<br />

Produktlebenszyklus hinweg, denn die Märkte verändern sich<br />

ständig. Damit schaffen die Experten konkrete Wettbewerbsvorteile,<br />

von denen auch Behringer profitieren konnte. Unter anderem ließ<br />

sich im Laufe der 50 Jahre bei diesem Produkt ein Preisvorteil von<br />

50 % realisieren. Das funktionierte nur, indem Findling die Chancen<br />

der globalen Beschaffung immer wieder zum Vorteil von Behringer<br />

nutzte. Das fördert die langfristige Zusammenarbeit und das<br />

Vertrauen in die Produktkompetenz im Bereich Wälzlager.<br />

WETTBEWERBSVORTEILE DANK GLOBALER<br />

BESCHAFFUNG<br />

Die globale Beschaffung von Wälzlagern ist eines der Spezialgebiete<br />

von Findling Wälzlager. Dabei werden benötigte Produkte weltweit<br />

dort eingekauft, wo sie in der benötigten Leistungsfähigkeit am<br />

wirtschaftlichsten hergestellt werden können. Gleichzeitig gilt es,<br />

die logistischen Herausforderungen zu meistern und die technische<br />

Unterstützung zu gewährleisten. Kunden können die Beschaffungsprozesse<br />

auch komplett an Findling Wälzlager auslagern,<br />

dabei gelten vertraglich abgesicherte und genau definierte Leistungskriterien<br />

und -kennzahlen. Das Unternehmen verfügt über<br />

ein branchenspezifisches Know-how in der Wälzlagerfertigung, wie<br />

es nur in den wenigsten Firmen vorhanden ist. Der Einkauf globaler<br />

Wälzlagertechnologie erstreckt sich von High-End-Produkten von<br />

Herstellern wie Nachi, FYH, JNS, SMT, NMB, ZKL Prag, ZVL-Auto<br />

www.findling.com/extreme/xspeed<br />

DIE IDEE<br />

„In so gut wie jeder Behringer-Bandsäge<br />

finden sich Wälzlager von<br />

Findling, wobei die Einsatzbereiche<br />

sehr vielfältig sind. Zudem sind die<br />

Produkte teilweise bereits seit<br />

mehreren Jahrzehnten auf dem Markt.<br />

Wir liefern über den gesamten<br />

Produktlebenszyklus hinweg flexibel<br />

das passende Wälzlager, wobei<br />

Behringer von unserem umfassenden<br />

Sortiment profitiert. Dank unserer<br />

globalen Beschaffungsstrategie<br />

können wir nicht nur jederzeit das<br />

passende Wälzlager bereithalten,<br />

sondern unseren Kunden auch<br />

konkrete Wettbewerbsvorteile<br />

verschaffen.“<br />

Klaus Findling, Geschäftsführer,<br />

Findling Wälzlager GmbH<br />

22 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


MARKTPLATZ<br />

SCHRÄGKUGELLAGER TRAGEN AXIALE UND RADIALE<br />

LASTEN<br />

Timken erweitert sein Angebot an ein- und zweireihigen Schrägkugellagern<br />

um 250 Teilenummern. Diese Wälzlager-Bauformen kommen<br />

zum Einsatz, wo neben hohen Drehzahlen axiale und radiale Lasten<br />

auftreten, z. B. in Pumpen, Kompressoren oder Elektromotoren. Zu den<br />

Produkteigenschaften gehören verbesserte Laufbahnprofile, mehr<br />

Laufruhe, eine gesteigerte Hochgeschwindigkeitsfähigkeit, robustere<br />

Dichtungen sowie die Verwendung von Premium Mobil Polytex<br />

EM-Schmiermittel. Neben einreihigen Standardlagern umfasst das<br />

Angebot einreihige, universell abgestimmte Lager sowie zweireihige<br />

Varianten. Für die meisten Anwendungen eignen sich starre und<br />

robuste doppelreihige Schrägkugellager mit Käfigen aus Pressstahl. Für<br />

zusätzliche Festigkeit und Dauerhaltbarkeit unter Extrembedingungen<br />

sind einreihige Schrägkugellager mit Messingkäfigen lieferbar. Wahlweise<br />

können beide Bauformen mit Käfigen aus gegossenem, glasfaserverstärktem<br />

Polyamid 66 ausgestattet werden.<br />

www.timken.com<br />

PENDELROLLENLAGER NEHMEN<br />

TURBULENTE RADIALKRÄFTE AUF<br />

KBT Pendelrollenlager von Knapp bestehen aus zwei<br />

Rollenreihen, die in einer gemeinsamen konkaven<br />

Laufbahn käfiggeführt im Außenring abrollen. Der<br />

Innenring führt den Käfig und die Wälzkörper. Sie<br />

nehmen hohe,<br />

oft turbulente<br />

Radialkräfte auf,<br />

überlagert<br />

nehmen sie auch<br />

Axialkräfte auf.<br />

Auch bei starker<br />

Vibration sind<br />

Pendelrollenlager<br />

verschleißbeständig.<br />

Sie weisen<br />

eine hohe Unempfindlichkeit gegen Fluchtfehler und<br />

Stoßbelastungen auf und haben eine hohe Fresslastgrenze<br />

und Maßstabilität. Sie können dynamische Winkelfehler<br />

bis 3,5° aufnehmen. Eingesetzt werden die Lager in<br />

Vibrationsaggregaten und in Maschinen, die sehr stark<br />

beansprucht werden, z. B. in Straßenwalzen, Rüttlern,<br />

Sägegattern, Kompressoren, Schiffsantrieben oder<br />

Windrädern. Weitere Einsatzgebiete sind im Bergbau, in<br />

der Erzaufbereitung und in der Zuführ- und Fördertechnik.<br />

Die Lager werden grundsätzlich individuell und<br />

bezogen auf den Anwendungsfall gefertigt.<br />

www.knapp-waelzlagertechnik.de<br />

WÄLZLAGER SICHER ERWÄRMEN<br />

Induktionsanwärmgeräte mit umfassender Temperatursteuerung bietet NTN-SNR in der Reihe SmartTemp<br />

an. Damit bleiben die Eigenschaften der erwärmten Bauteile erhalten, um eine sichere Montage von z. B.<br />

Wälzlagern oder Zahnrädern sicherzustellen. Das Gerät erwärmt Bauteile und überwacht gleichzeitig die<br />

Temperaturdifferenz zwischen Innen- und Außenring. Die graduelle Erwärmung eignet sich für empfindliche<br />

Bauteile, bei denen erwärmungsbedingte Spannungen Materialrisse verursachen.<br />

www.ntn-snr.com<br />

Wechseln Sie jetzt das Lager<br />

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Polymer-Kugellager von igus ® besitzen eine<br />

äußerst hohe Lebensdauer. Sie sind zudem<br />

1. korrosionsfrei, 2. schmierfrei und 3. bis zu<br />

60% leichter als metallische Lösungen. Und<br />

sie sind online berechenbar.<br />

xiros ® umfasst das größte Standardprogramm<br />

spritzgussgefertigter Kunststoff-Kugellager –<br />

nie war der Wechsel einfacher. Probieren Sie<br />

es aus und bestellen ein kostenloses Muster.<br />

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WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

SCHRÄGKUGELLAGER UND ZYLINDERROLLENLAGER<br />

NEUE WÄLZLAGER-LÖSUNGEN<br />

FÜR SPINDELANTRIEBE<br />

Hohe Präzision unter axialer und radialer<br />

Belastung, lange Lebensdauer und Eignung für<br />

hohe Drehzahlen: Diese Merkmale gehören zum<br />

Eigenschaftsprofil von Wälzlagern für die<br />

Spindeln von Werkzeugmaschinen. Neue<br />

Schrägkugellager und Zylinderrollenlager sollen<br />

diese Anforderungen erfüllen.<br />

Wälzlager, die in den Hauptspindeln von Werkzeugmaschinen<br />

zum Einsatz kommen, müssen sehr hohe<br />

Anforderungen an die Laufgenauigkeit erfüllen.<br />

Eventuelle Ungenauigkeiten beim Lauf der Spindel<br />

würden zu Mängeln oder Fehlern in der Bearbeitung – respektive<br />

an den bearbeiteten Produkten – führen. Typische Kennwerte wie<br />

Lagerreibmoment und nicht wiederholbarer Radialschlag („Nonrepeatable<br />

runout“; NRRO) müssen sich deshalb innerhalb enger<br />

Vorgaben bewegen.<br />

Das setzt eine extrem präzise Fertigung und Montage der Lagerkomponenten<br />

voraus, und es erfordert auch eine an die Einsatzbedingungen<br />

und Anforderungen angepasste Konstruktion der<br />

Wälzlager – zumal als weiterer kritischer Parameter die stetig steigenden<br />

Drehzahlen zu berücksichtigen sind. Daraus ergibt sich die Vorgabe,<br />

dass die Eigenerwärmung der Lager auch bei hohen Drehzahlen<br />

gering bleiben muss. Hinzu kommt, dass beim Fräsen und anderen<br />

Bearbeitungsprozessen hohe Radialkräfte auf das Lager wirken.<br />

24 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

01 Die Schrägkugellager der Robust Sursave-Baureihe wurden für<br />

den Einsatz in Hauptspindeln von Werkzeugmaschinen entwickelt<br />

WEITERENTWICKLUNG BEI SCHRÄGKUGELLAGERN<br />

NSK bietet dem Werkzeugmaschinenbau Wälzlager, die eigens für<br />

diesen anspruchsvollen Anwendungsbereich entwickelt wurden und<br />

die von führenden japanischen und europäischen Werkzeugmaschinen-<br />

bzw. Spindelherstellern eingesetzt werden. Dieses Programm<br />

ist unter der Bezeichnung „Robust“ bekannt. Zu ihm gehören die<br />

„Robust“-Schrägkugellager, die in unterschiedlichen Ausführungen<br />

verfügbar sind – u. a. mit Stahl- und Keramikkugeln, Lagerringen aus<br />

verschiedenen Spezialstählen und mehreren Käfigausführungen.<br />

Neu in diesem Programm sind die „Robust Sursave“-Schrägkugellager,<br />

die sich durch neu<br />

entwickelte Käfige von den<br />

bisher bekannten Lagern unterscheiden.<br />

Der „Sursave“-<br />

Käfig wurde im Hinblick auf<br />

ein möglichst geringes Reibmoment<br />

sowie hohe Zuverlässigkeit<br />

optimiert. Somit<br />

entsteht im Betrieb der Lager<br />

im Vergleich zu anderen<br />

Schrägkugellagern weniger<br />

Wärme, was einen wichtigen<br />

Beitrag zu zuverlässigen Bearbeitungsprozessen<br />

insbesondere<br />

bei sehr hohen Drehzahlen<br />

leistet.<br />

Expertise – Passion – Automation<br />

VERRINGERTES<br />

REIBMOMENT<br />

In Zahlen ausgedrückt: Die Lager<br />

können Drehzahlkennwerte<br />

von über 3 Mio. n × dm erreichen.<br />

Das ist ein Plus von<br />

20 Prozent im Vergleich zu konventionellen<br />

Schrägkugellagern.<br />

Das Lagerreibmoment von Robust<br />

Sursave-Lagern ist um bis<br />

zu 20 % geringer und der nicht<br />

wiederholbare Schlag (NRRO)<br />

ist in diesem Vergleich sogar<br />

um die Hälfte kleiner.<br />

Die Summe dieser Eigenschaften<br />

– hohe Drehzahlen,<br />

geringes Reibmoment und<br />

sehr hohe Laufgenauigkeit –<br />

führt dazu, dass Spindeln, die<br />

mit Robust Sursave-Schrägkugellagern<br />

ausgerüstet sind,<br />

eine sehr hohe Oberflächenqualität<br />

der bearbeiteten Bauteile<br />

wie Zahnräder und andere<br />

Antriebselemente gewährleisten.<br />

Die höhere Leistung der<br />

Werkzeuge hat – in Kombination<br />

mit den verringerten<br />

Reibwerten der Lager – auch<br />

eine verbesserte Effizienz und<br />

Produktivität der gesamten<br />

Maschine zur Folge.<br />

Inselparadies all inclusive<br />

Ventilinsel Serie SY<br />

Die leistungsstarke Ventilinsel SY ist ein 100 % modulares Multitalent und höchst flexibel<br />

einsetzbar – von Standardanwendungen bis hin zu sicherheitsgerichteten Applikationen<br />

nach EN ISO 13849.<br />

Überzeugende Highlights:<br />

sehr hohe Durchflussrate bei kleiner Baugröße<br />

verschiedene Ventilgrößen auf einer Insel kombinierbar,<br />

Austausch und Anpassung vor Ort<br />

hohe Lebensdauer mit 200 Mio. Schaltspielen<br />

einfaches Umrüsten elektrischer Anschlüsse auf Feldbussysteme<br />

Erstellen Sie Ihre individuelle Ventilinsel in unserem Online-Konfigurator oder<br />

gemeinsam mit Ihrem SMC Ansprechpartner!<br />

www.smc.de<br />

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WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

02<br />

02 Zu den Vorteilen des<br />

Käfigdesigns der Robustride-<br />

Zylinderrollenlager gehört<br />

die vereinfachte Montage,<br />

weil die optimierte Führung<br />

der Wälzkörper deutlich<br />

größere Toleranzen bei der<br />

Lagerluft ermöglicht<br />

03 Der „nicht wiederholbare<br />

Radialschlag“ des<br />

Spindellagers hat großen<br />

Einfluss auf die Oberflächenqualität<br />

des<br />

bearbeiteten Bauteils<br />

03<br />

fluss im Lager wird so gelenkt, dass auch die Innenringlaufbahn<br />

(die aufgrund der Zentrifugalkräfte bei der Schmierstoffverteilung<br />

eher benachteiligt wird) bestmöglich mit Schmierstoff versorgt<br />

wird. Dabei entstehen geringere Planschverluste, und auch bei<br />

außerordentlich hohen Drehzahlen wird eine sehr gute Schmierstoffverteilung<br />

erreicht. Durch die verringerten Planschverluste<br />

wird schließlich auch die Geräuschentwicklung des Wälzlagers<br />

positiv beeinflusst.<br />

Diese konstruktiven Verbesserungen minimieren den Lagerverschleiß<br />

auch und gerade bei hoher Beanspruchung. Außerdem<br />

verkürzt sich die Einlaufzeit des Lagerfettes durch den optimierten<br />

Schmierstofffluss. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die<br />

Robustride-Wälzlager mit zylindrischer Bohrung wegen einer<br />

optimierten Führung der Wälzkörper deutlich größere Toleranzen<br />

bei der Lagerluft ermöglichen. Damit vereinfacht sich die Montage<br />

der Lager.<br />

Fotos: Aufmacher: iStock.com/Fertnig; sonst.: NSK Deutschland GmbH<br />

www.nskeurope.de<br />

Aktuell sind die ersten Baugrößen der Lager mit Sursave-Käfigen<br />

verfügbar. Sie werden sukzessive die bisherigen „Robust“-Schrägkugellager<br />

ersetzen und auch für Lager mit Keramikkugeln lieferbar<br />

sein.<br />

SCHRÄGKUGEL- ODER ZYLINDERROLLENLAGER?<br />

In Spindelantrieben kommen hauptsächlich Schrägkugellager und<br />

Zylinderrollenlager zum Einsatz. Im direkten Vergleich beider<br />

Lagerbauarten unterscheiden sich die Schrägkugellager durch kleinere<br />

Kontaktflächen und geringere Massen. Das prädestiniert sie<br />

für den Einsatz bei höheren Drehzahlen. Zylinderrollenlager bieten<br />

hingegen eine höhere Steifigkeit und die Aufnahmefähigkeit höherer<br />

Radiallasten. Für diese Anwendung bietet NSK ebenfalls Baureihen,<br />

die dezidiert für Spindellagerungen entwickelt wurden. Neu<br />

in diesem Programm sind die einreihigen Zylinderrollenlager mit<br />

der Bezeichnung „Robustride“.<br />

NEUES KÄFIGDESIGN<br />

Hauptmerkmal dieser Lagerbaureihe ist der Käfig, dessen Geometrie<br />

und Führung mit Blick auf das besondere Anwendungsprofil<br />

verbessert wurden. Zu den Ergebnissen der Optimierungsarbeit<br />

gehört eine bessere Verteilung des Schmierstoffs und – als<br />

Konsequenz daraus – eine verringerte und gleichmäßigere<br />

Wärmeentwicklung innerhalb des Wälzlagers. Der Schmierstoff-<br />

DIE IDEE<br />

„Die Entwicklung im Werkzeugmaschinenbau<br />

ist durch immer<br />

höhere Präzision, kürzere Bearbeitungszeiten<br />

und steigende Zerspanungsleistungen<br />

geprägt. Unser Ziel<br />

ist es, Spindellager für diese Anforderungen<br />

zu entwickeln und damit eine<br />

wichtige Voraussetzung für den<br />

stetigen Fortschritt in diesem<br />

anspruchsvollen Anwendungsbereich<br />

der Antriebstechnik zu schaffen.“<br />

Stefan Henrichs, Manager Project<br />

Engineering, NSK Deutschland GmbH<br />

26 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


HIGHLIGHTS<br />

DER HANNOVER<br />

MESSE <strong>2019</strong><br />

SSEN SCHAFFT IDEEN *** WISSEN SCHAFFT IDEEN *** WISSEN SCHAFFT IDEEN *** WISSE<br />

Kennen Sie schon unser Digitorial? Das ist Storytelling in seiner modernsten Form. Wir greifen<br />

spannende Geschichten auf und erzählen sie auf einer Webseite ohne störende Navigation,<br />

Banner oder Sidebars. Der Nutzer navigiert sich mittels Scrollen Stück für Stück durch die<br />

lineare Handlung. Text, Bild und Video bilden hier eine Einheit und verschmelzen zu einem<br />

Gesamtkonzept. Es gibt also einen Anfang und ein Ende der „Geschichte“.<br />

Dabei stehen sämtliche digitale Formate und Formen zur Verfügung, also nicht nur Texte und<br />

Bilder wie im gedruckten Heft, sondern auch multimediale Inhalte wie Videos, Charts oder<br />

Galerien. So ergeben sich viel mehr Freiräume in der Gestaltung, Aufmachung und Zusammensetzung<br />

der Storys. Sie selbst bestimmen dabei die Scrollgeschwindigkeit, und ob Sie sich das<br />

integrierte Video anschauen, ein Whitepaper herunterladen, den weiterführenden Link benutzen<br />

oder durch die Bildergalerie zappen. So sieht unserer Meinung nach modernes interaktives<br />

Story telling aus: interaktiv – kurzweilig – informativ – unterhaltsam.<br />

Unser „Prototyp“ über das Konzept unseres Relaunchs steht nach wie vor unter www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/digi_419 zur<br />

Verfügung. Das aktuelle Digitorial ist eine Zusammenfassung der Highlights der Hannover Messe. Diesmal haben wir für Sie<br />

neben interessanten Daten und Fakten die besten Videos herausgesucht und in den interaktiven Rahmen gegossen.<br />

Scrollen Sie doch gleich mal durch…!<br />

Fotos: Deutsche Messe AG<br />

Scrollen<br />

Sie sich durch<br />

die Highlights<br />

der Hannover<br />

Messe:<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/<br />

digi_619<br />

CONTROLFLEX<br />

DIE IDEALE KUPPLUNG FÜR DREHGEBER<br />

Sie ist steckbar und modular, sehr verlagerungsfreundlich<br />

und dabei immer<br />

lagerschonend und winkelsynchron<br />

arbeitend – der ideale Partner für<br />

Ihre exakten Messergebnisse!<br />

SCHMIDT-KUPPLUNG<br />

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www.schmidt-kupplung.com


WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

MASSGESCHNEIDERTE LÖSUNGEN<br />

MIT HOHER PRÄZISION<br />

Im Vordergrund bei KBT Knapp Wälzlagertechnik,<br />

Waiblingen, steht die individuelle<br />

Kundenanwendung. Daraus resultieren<br />

maßgeschneiderte Wälzlagerlösungen, die mit<br />

kundenseitigen Konstrukteuren und<br />

Entwicklungsingenieuren abgestimmt werden:<br />

„Kreatives Engineering“ kommt seit diesem Jahr<br />

auch für Baugruppenlösungen zum Einsatz.<br />

Unter der Eigenmarke KBT (Knapp Bearing Technology)<br />

entwickelt der Systemspezialist für Wälzlagerlösungen seit<br />

60 Jahren Wälzlager- und Lineartechnikprodukte für eine<br />

Vielzahl von Anwendungen und Branchen. Was für ihre<br />

maßgeschneiderte Anpassung im Hause KBT Knapp Wälzlagertechnik<br />

gilt, bringt der Geschäftsführer für den Bereich Technik,<br />

Markus Bauer, auf den Punkt: „Durch Sonderlösungen und kreatives<br />

Engineering reduzieren wir Entwicklungskosten bis 30 Prozent“.<br />

TURBULENZEN ERLAUBT:<br />

KBT PENDELROLLENLAGER<br />

KBT Pendelrollenlager bestehen aus zwei Rollenreihen, die in einer<br />

gemeinsamen konkaven Laufbahn käfiggeführt im Außenring<br />

ab rollen. Der Innenring führt den Käfig und die Wälzkörper. Pendelrollenlager<br />

nehmen hohe, oftmals turbulente Radialkräfte auf, überlagert<br />

nehmen sie auch Axialkräfte auf. Trotz häufig starker Vibration<br />

sind Pendelrollenlager verschleißbeständig. Sie zeigen eine<br />

hohe Unempfindlichkeit gegen Fluchtfehler und Stoßbelastungen,<br />

außerdem bieten sie eine hohe Fresslastgrenze und Maßstabilität.<br />

Pendelrollenlager können dynamische Winkelfehler bis 3,5° aufnehmen.<br />

Zur Anwendung kommen sie in unterschiedlichen, stark<br />

be anspruchten Vibrationsaggregaten und (Schwing-) Maschinen,<br />

wie Straßenwalzen, Rüttlern, Kompressoren, Schiffsantrieben oder<br />

Windrädern. Weitere Einsatzgebiete finden sich im Bergbau, in der<br />

Erzaufbereitung sowie in der Zuführ- und Fördertechnik.<br />

Wälzlager in den Erregereinheiten dieser Maschinen müssen<br />

neben hohen Belastungen und hohen Drehzahlen auch Beschleunigungen<br />

und Zentrifugalkräfte bewältigen. Vielfach herrschen<br />

zudem ungünstige Umweltbedingungen vor, wie etwa Schmutz<br />

und Feuchtigkeit. Für jede dieser besonderen Applikationen werden<br />

die KBT Pendelrollenlager kundenspezifisch angepasst.<br />

HOCHPRÄZISE: RILLENKUGELLAGER IN BESTER<br />

(STAHL-) QUALITÄT<br />

Knapp Wälzlagertechnik hat seine seit Jahrzehnten bewährten Premium-Rillenkugellager<br />

kontinuierlich weiterentwickelt. Sie sind<br />

jetzt mit modifizierten Wälzlagerstählen verfügbar, d. h. korrosionsbeständigen<br />

Stählen mit hoher Überrollfestigkeit und hohem Reinheitsgrad.<br />

Verwendung finden ausschließlich Wälzlagerstähle mit<br />

hohem Widerstand gegen abrasiven und adhäsiven Verschleiß, die<br />

auch als Hybrid-Rillenkugellager und in Vollkeramik erhältlich<br />

sind. Damit lässt sich höchste Präzision und Oberflächengüte<br />

er reichen. Auch die Form- und Rundlaufgenauigkeit, die wiederum<br />

die Geräuschminimierung beeinflussen, spielen bei der Lagerauslegung<br />

eine wesentliche Rolle.<br />

Alle KBT-Premium-Rillenkugellager entsprechen hohen europäischen<br />

Qualitätsnormen. Sie sind im hauseigenen Prüflabor zu<br />

hundert Prozent hinsichtlich Abmessungen, Form und Lagetoleranz,<br />

Oberflächenbeschaffenheit und Laufgeräuschen geprüft.<br />

Kerstin Bohn ist Geschäftsführerin und verantwortlich für den Bereich<br />

Marketing, Personal und Qualitätsmanagement bei der KBT Knapp<br />

Wälzlagertechnik GmbH in Waiblingen<br />

FÜR HOHE ANFORDERUNGEN: KBT-SPINDEL-<br />

LAGER UND HOCHGENAUIGKEITSLAGER<br />

KBT-Spindellager sind einreihige Schrägkugellager aus massiven und<br />

gehärteten Außen- und Innenringen. Der Wälzkörpersatz besteht<br />

28 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


Jede<br />

Kombination –<br />

Ihr Gewinn!<br />

Individuelle Antriebslösung in 48 Stunden,<br />

ab 1 Stück.<br />

01 Kreatives<br />

Wälzlager-Engineering<br />

und lagerhaltiges<br />

Vollsortiment<br />

–Motorkonzepte im Leistungsbereich von 10–750 Watt<br />

–Beliebig kombinierbar<br />

–Elektroniken zum drehzahl-, drehmoment- und<br />

positionsgesteuerten Betrieb<br />

Vorzugstypen innerhalb von 48 Stunden versandfertig.<br />

ebmpapst.com/idt-konfigurator<br />

aus Kugeln mit Massiv-Fensterkäfigen. Die Lager nehmen, überlagert<br />

zu radialen Kräften, auch axiale Kräfte in einer Richtung auf.<br />

Werden Spindellagerpaarungen in O- oder X-Anordnung eingesetzt,<br />

nehmen sie Kippmomente und Axialkräfte in beiden Richtungen<br />

auf. Lager in Tandem-Anordnung sind nur in eine Richtung<br />

axial belastbar.<br />

Die Eignung als Spindellagerung erreicht das Maschinenelement<br />

Schrägkugellager in erster Linie durch eingeengte Toleranzen<br />

in Geometrie und Formgenauigkeit. Dabei spielt die<br />

Stahlqualität eine große Rolle: KBT-Spindellager werden für eine<br />

optimale Ober flächenbeschaffenheit in besten Stahlqualitäten<br />

gefertigt. Sie gewährleisten maximale Führungsgenauigkeit bei<br />

physikalisch höchstmöglichen Drehzahlen.<br />

KBT-Hochgenauigkeitslager finden als Lagerung der Hauptspindeln<br />

in Werkzeugmaschinen Anwendung und erreichen eine<br />

deutliche Leistungssteigerung bei erhöhter Betriebssicherheit.<br />

Die Spindellager erfüllen die hohen Anforderungen der Elektro-<br />

Spindel-Hersteller.<br />

JETZT AUCH BAUGRUPPEN: OUTSOURCING<br />

FÜR PRODUKTSICHERHEIT<br />

Dank dem Outsourcing von ganzen Baugruppen mit Wälzlagern<br />

an KBT Knapp Wälzlagertechnik steigern Anwender ihre Produktivität<br />

und Flexibilität. Sie konzentrieren sich auf ihr Kerngeschäft<br />

und reduzieren ihre Teilevielfalt. Dies verbessert insgesamt ihren<br />

Logistikprozess und führt zu bedarfsorientierten Versorgungsund<br />

Bevorratungskonzepten.<br />

Baugruppen mit Wälzlagern entwickelt und produziert KBT<br />

Knapp als Kompakt- und Systemlösungen im Detail mit dem<br />

Kunden. Etwaige Fehlerquellen an den Baugruppen-Schnittstellen<br />

werden behoben. Schließlich wird die Funktionalität der<br />

Baugruppe geprüft und dokumentiert, was die kundenseitige<br />

Produktsicherheit erhöht.<br />

Geber Bremse Elektronik Motor Getriebe


WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

Kreatives Engineering heißt auch hier: Anwendungsbezogene Entwicklung und<br />

Beratung für Kunden aus den Branchen wie Werkzeugmaschinen, Fahrzeugtechnik,<br />

Montage- und Handhabungstechnik oder Füll- und Verpackungstechnik.<br />

HÖCHSTE PRÄZISION: HAUSEIGENES<br />

PRÜF- UND MESSLABOR<br />

Um die hohen Qualitätsansprüche an die Wälzlager und Linear einheiten sicherzustellen,<br />

verfügt KBT Knapp über ein eigenes, professionelles Prüf- und Messlabor.<br />

Messsysteme von Keyence überprüfen die Einhaltung der Qualitätsnormen.<br />

Die Entwicklung aller Produkte erfolgt gemäß internationalen DIN- und ISO-<br />

Qualitätsstandards, die kontinuierlich überprüft und kontrolliert werden, u. a.<br />

durch Materialtestreports, Produktionsreports und Erstmusterprüfberichte.<br />

Auch die Teilenachverfolgbarkeit nach den Qualitätsmanagementvorgaben der<br />

Automobilindustrie ist sichergestellt.<br />

MIT BRIEF UND SIEGEL: ERFOLGREICHE<br />

RE-ZERTIFIZIERUNG<br />

Zertifizierte Qualität – dafür steht KBT Knapp Wälzlagertechnik. Das Zertifizierungsunternehmen<br />

EQ-Zert hat dem Waiblinger Spezialisten für Wälzlagersysteme<br />

<strong>2019</strong> erneut attestiert, die Anforderungen der aktuellen Normrevision<br />

der ISO 9001:2015 zu erfüllen. Sie hat vor drei Jahren die alte ISO<br />

9001:2008 ersetzt. Spätestens alle drei Jahre ist eine vollständige Re-Zertifizierung<br />

mit erneuter Zertifikatserteilung verpflichtend vorgesehen. Dieser<br />

Standard sorgt für eine nachhaltige Qualitätssicherung sowie einen kontinuierlichen<br />

Verbesserungsprozess.<br />

NEBEN SONDERLÖSUNGEN AUCH STANDARDPROGRAMM:<br />

GROSSES ONLINE-LAGER<br />

Das Unternehmen bedient nicht nur Sonderlösungen, sondern ebenso das Standardprogramm.<br />

Über 14 000 lagerhaltige Wälzlager und Linearkomponenten<br />

befinden sich im Online-Angebot.<br />

Wälzlager sind sowohl hinsichtlich der Abmessungen als auch den Belastbarkeiten<br />

genormt. Ihre Bezeichnungen bauen nach einem ISO-zertifizierten Prinzip<br />

auf und sind in Online-Katalogen hinterlegt. Allein für gängige Wälzlagerserien<br />

gibt es 30 unterschiedliche Kategorien. KBT Knapp Wälzlagertechnik<br />

garantiert die Versorgungssicherheit seiner Kunden.<br />

„Wir sind Systemspezialist für anwendungsspezifische Wälz lagerlösungen.<br />

Durch kreatives Wälzlager-Engineering und lagerhaltiges Vollsortiment bieten<br />

wir unseren Kunden signifikante Wettbewerbsvorteile“, so der Geschäftsführer<br />

für den Bereich Vertrieb, Roger Dawidowsky.<br />

DIE IDEE<br />

„Die Anwendungspalette adressiert<br />

alle Geschäftsfelder ‚überall, wo sich<br />

etwas bewegt‘, auch bei Produkten<br />

für die Mars-Mission. Nur Wälzlager<br />

in höchster Präzision können solche<br />

Projekte verwirklichen. Knapp<br />

Wälzlagertechnik entwickelt und<br />

fertigt kundenspezifische Wälzlagerund<br />

Lineartechnikprodukte für einen<br />

konkreten Anwendungsbereich.<br />

Dieses ‚kreative Engineering‘ unter<br />

der Eigenmarke KBT, Knapp Bearing<br />

Technology, kommt im Maschinenund<br />

Apparatebau und der Fahrzeugtechnik<br />

zum Einsatz.“<br />

Kerstin Bohn, Geschäftsführerin,<br />

KBT Knapp Wälzlagertechnik GmbH<br />

Fotos: KBT Knapp Wälzlagertechnik GmbH<br />

www.knapp-waelzlagertechnik.de<br />

02 Knapp Wälzlagertechnik<br />

in Waiblingen feierte 2018<br />

sein 60. Firmenjubiläum<br />

Markus Bauer, Geschäftsführer,<br />

KBT Knapp Wälzlagertechnik GmbH<br />

Roger Dawidowsky, Geschäftsführer,<br />

KBT Knapp Wälzlagertechnik GmbH<br />

30 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


EINBAUWERKZEUG BEI KRÄFTEN BIS 5 TONNEN<br />

Mit dem Fitting Tool FT-P von Simatec lassen sich Lager oder andere ringförmige<br />

Bauteile ein- oder aufpressen. In Kombination mit der mechanischen Presse ermöglicht<br />

es eine korrekte Montage von Bauteilen mit bis zu 60 mm Innendurchmesser. Dieses<br />

Werkzeug kann auf Pressen bis zu einer maximalen Einpresskraft von 5 t eingesetzt<br />

werden. Dadurch ermöglicht es Montagen, die durch Schlagen mit einem Hammer<br />

nicht durchzuführen wären. Hingegen können Dichtungen mit einem Innendurchmesser<br />

bis zu 60 mm problemlos mit dem Hammer – in<br />

Kombination mit dem Schlagrohr und den Ringen – montiert<br />

werden. Mit dem integrierten Spezialadapter DC können<br />

auch die C-Ringe des Simatool FT 33 auf Pressen verwendet<br />

werden. Der kompakte Hartschalenkoffer beinhaltet ein<br />

Schlagrohr, einen Adapter-Ring sowie sechs hochwertige<br />

Aluminiumringe, die sich auch bei hohen Einpresskräften<br />

nicht verformen. Zudem ist der Koffer mit einer eingeklebten<br />

Gebrauchsanweisung ausgestattet. Zur Anwendung<br />

des Fitting Tools gibt es ein Anwendervideo unter:<br />

www.youtube.com/watch?v=Dwn-wvvoreY&t<br />

Weitere Informationen gibt es auch unter:<br />

https://simatec.com/produkte/simatool<br />

Die Simatool-Werkzeuge werden zur mechanischen<br />

Montage und Demontage von Wälzlagern<br />

und Radialwellendichtungen eingesetzt.<br />

www.simatec.de<br />

Magnetscheibenkupplungen<br />

kontaktfreie<br />

Übertragung von<br />

Drehmomenten<br />

(durch Wandungen)<br />

MESSBARE PRODUKTIVITÄTSSTEIGERUNG DANK<br />

WÄLZLAGERWECHSEL<br />

In vielen Anlagen der Lebensmittelindustrie<br />

werden Wälzlager besonderen Beanspruchungen<br />

ausgesetzt, etwa durch die häufige<br />

Reinigung mit Wasser, Dampf und/oder<br />

Hochdruckreiniger. Zugleich dürfen aufgrund<br />

der erforderlichen Hygiene keine Schmierstoffe<br />

aus den Lagern austreten und in die Umgebung<br />

gelangen. Für dieses spezielle Anforderungsprofil<br />

hat NSK die Molded-Oil-Lager entwickelt.<br />

Diese kommen häufig erst bei der Nachrüstung<br />

zum Einsatz, wenn konventionelle Wälzlager<br />

häufiger versagen und entstehende Kostenund<br />

Arbeitsaufwände reduziert sowie Stillstandzeiten<br />

minimiert werden sollen. So kam<br />

es in einer britischen Großbäckerei wiederholt<br />

zum Ausfall der Wälzlager für die Riemenscheiben von Kuchenschneidemaschinen.<br />

Pro Jahr mussten etwa 20 Lagersätze ausgetauscht werden.<br />

Untersuchungen ergaben, dass die Ausfälle auf den Eintritt von Wasser und Feststoffpartikeln<br />

zurückzuführen waren. NSK empfahl deshalb den Austausch der verwendeten<br />

Standardlager durch Molded-Oil-Lager in Edelstahlausführung. Sie sind mit einem<br />

eigens entwickelten ölimprägnierten Material ausgerüstet, das aus Schmieröl und<br />

einem ölverwandten Polyolefinharz besteht. Dieses Trägermaterial gibt das Schmiermittel<br />

über lange Zeiträume kontinuierlich ab. Zugleich wird der Eintritt von Wasser<br />

oder festen Verunreinigungen in das Lager verhindert. Außerdem bleibt die Betriebsumgebung<br />

sauber, weil kein Fett austritt und kein Öl nachgefüllt werden muss. Infolge<br />

sind diese Wälzlager vor allem für Anwendungen mit starkem Wasserkontakt und<br />

gründlichen Reinigungsvorgängen geeignet. Bei einem Testlauf in der Großbäckerei<br />

konnte die Lagerlebensdauer an der Kuchenschneidemaschine von vier bis sechs auf<br />

26 Wochen gesteigert werden. Damit erhöhte sich die Produktivität der Fertigungslinie<br />

erheblich und der Anwender spart durch den Einsatz der Molded-Oil-Lager pro Jahr<br />

rund 9 400 EUR an Service- und Stillstandkosten.<br />

www.nsk.com<br />

▼<br />

▼<br />

▼<br />

▼<br />

▼<br />

▼<br />

Anwendungsbeispiele:<br />

Antrieb von Pumpen, Rührwerken<br />

oder Kompressoren in geschlossenen<br />

Flüssigkeitsbehältern<br />

Antrieb von Ventilatoren in<br />

geschlossenen Behältern mit<br />

Gasen oder Dämpfen<br />

Kraftübertragung zu Unterwasser-Roboterarmen<br />

Übertragung von Anzeigevorgängen<br />

auf Rundskalen in<br />

einem anderen Medium<br />

Vermeidung von Motorvibrationsübertragungen<br />

Abkopplung von Gewichtseinflüssen<br />

bei Wiegevorgängen<br />

Übertragungsdrehmomente<br />

je nach Baugröße und Luftspalt:<br />

0,04 Nm bis 146 Nm<br />

Tel. +49(0)4347 90477-0<br />

Fax +49(0)4347 90477-10<br />

Kieler Str. 23, 24247 Mielkendorf · Germany<br />

info@mobac.de · www.mobac.de


WIE MAN DEM COBOT<br />

BEINE MACHT<br />

Mit den modularen Cobot-Anwendungen<br />

Lift- und Slidekit erweitert SKF Motion<br />

Technologies den Arbeitsbereich der<br />

kollaborativen Roboter des Herstellers<br />

Universal Robots (UR) um ein Siebenfaches.<br />

Das Fachpublikum konnte sich in der<br />

Mainzer Opel Arena selbst ein Bild vom<br />

modularen Konzept verschaffen. Wir<br />

sprachen mit Maximilian Hanekopf über<br />

die Idee hinter der Neuentwicklung.<br />

Seit vielen Jahren arbeitet SKF Motion Technologies<br />

an individuellen Lösungen für die Cobotic und der<br />

damit einhergehenden Industrie 4.0. Entstanden ist<br />

ein ebenso breites wie leistungsfähiges Portfolio an<br />

hochwertigen, kombinierbaren Aktuatoren und Hubsystemen.<br />

Universal Robots veranstaltete im Mai eine Roadshow<br />

durch sechs Bundesligastadien in den Ballungszentren<br />

Deutschlands. Unter dem Motto „extend robots reach“ präsentierte<br />

SKF dort als UR+ Partner mit Lift- und Slidekit<br />

zwei dieser individuellen Linearachssysteme, mit denen<br />

sich die Arbeitsbereiche der Cobots erweitern lassen.<br />

Antriebstechnik sprach mit Maximilian Hanekopf, Application<br />

Engineer bei SKF Motion Technologies und somit<br />

immer ganz nah an der Anwendung. Im Gespräch verrät er<br />

uns, wie es zur Entwicklung des Lift- und Slidekit kam und<br />

welche Rolle Cobots für SKF Motion Technologies unternehmensstrategisch<br />

spielen.<br />

Das Interview führte Peter Becker,<br />

Redaktion <strong>antriebstechnik</strong><br />

Herr Hanekopf, wie entstand die Idee zur vorgestellten Lösung<br />

für Cobots? Welche Kundenanforderungen wurden an Sie<br />

herangetragen?<br />

Die Idee, das Lift- und Slidekit zu entwickeln, entstand aus einem<br />

Kundenprojekt. Einer unserer Kunden suchte nach einer Huberweiterung<br />

für seine Palettiersysteme mit UR Cobots. Wir haben<br />

das Potenzial des Systems erkannt und aus der individuellen<br />

Kundenanforderung eine Standardlösung entwickelt, die es allen<br />

Nutzern von Cobots ermöglicht, mit unserem Plug-and-Play-System<br />

schnell und unkompliziert den Arbeitsbereich ihrer Cobots<br />

zu erweitern.<br />

Das Ziel ist es, den Einsatzbereich des im Vergleich zu unserem<br />

System relativ kostspieligen Cobots wirtschaftlich zu vergrößern.<br />

Mit unserem Lift- und Slidekit können wir die Reichweite des<br />

Roboterarms um das Siebenfache erweitern und bieten somit<br />

eine Alternative zum Einsatz eines größeren Roboters. Das Slidekit<br />

kann aktuell 1,80 Meter verfahren, das Liftkit hebt die Plattform<br />

des Cobot auf eine Höhe von 90 Zentimeter. In Sonderfällen<br />

haben wir aber bereits größere Hübe realisiert.<br />

Welche Vorteile hat der Betreiber, abgesehen von der räumlichen<br />

Erweiterung des Einsatzbereichs?<br />

Das Liftkit und Slidekit sind Plug-and-Play-Systeme inklusive aller<br />

notwendigen mechanischen und elektrischen Schnittstellen zum<br />

Roboter. Sie ermöglichen es dem Anwender, das System nach<br />

einer nur kurzen Setup-Zeit zu betreiben. Ein Mittelständler, der<br />

32 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


LINEARTECHNIK<br />

zwei oder drei Zellen mit kollaborativen Robotern einrichtet, kann<br />

durch das Lift- und Slidekit ohne Entwicklungsaufwand sofort<br />

produktiv werden.<br />

Welche Zielanwendungen hat SKF Motion Technologies für das<br />

System ins Auge gefasst?<br />

Wie bereits angedeutet: die erste Anwendung wurde im Palettier-<br />

Bereich „geboren“. Weiterhin haben wir auch bereits Cobots als<br />

Deckensysteme im Automotive-Bereich im Einsatz. Dies hat sich<br />

nun weiterentwickelt. Meist sehen wir unser System in Palettieranwendungen,<br />

da dort häufig Cobots eingesetzt werden, um einfache<br />

und monotone Aufgaben zu übernehmen. Gerade durch<br />

das Liftkit können auf diese Weise Paletten höher gestapelt werden.<br />

Hier reden wir von Stapelhöhen von bis zu zwei Metern, an<br />

Stellen an denen vorher 1,20 Meter das Limit waren.<br />

Das Slidekit wird zum einen als Ergänzung in dieser Anwendung<br />

als auch in der Werkstückbestückung eingesetzt, um Werkstücke<br />

von einer Station zur nächsten zu transportieren. Dort können wir<br />

aufwändige Förderbandlösungen ersetzen.<br />

Welche Rolle spielt der Cobot-Markt für SKF Motion<br />

Technologies?<br />

Wir sehen die Automatisierungstechnik als einen unserer Kernmärkte.<br />

Und wenn der Cobot in der Automatisierung DAS neue<br />

Thema, das „Hype“-Produkt ist, dann sind wir als SKF Motion<br />

Technologies da, um den Einsatz der Cobots mit unseren Produkten<br />

optimieren zu können. Unser Status als UR+ Partner hilft uns<br />

hierbei enorm. Wir erhalten Know-how in und Kontakte zu einer<br />

Branche, die wir bis dato noch nicht umfassend erschlossen hatten.<br />

Und UR erhält von uns eine Lösung, die die Cobots zu neuen Aufgaben<br />

befähigt. Es ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.<br />

Vom Cobot-Markt abgesehen sind wir mit unseren Produkten,<br />

von der Servoaktuatorik bis zum Linearführungssystem, natürlich<br />

auch in allen anderen Automatisierungsanwendungen vertreten.<br />

Wie entstehen neue Produkte bei SKF Motion Technologies? Wie<br />

sieht das Innovationsmanagement aus?<br />

Innovationen werden zum einen intern, als auch von unseren sehr<br />

innovativen Kunden angestoßen. Diese treten mit ihren Ideen an<br />

uns heran und wir entwickeln Produkte, die diese Innovationen<br />

umsetzen. Wir lassen uns als Zulieferer der Integratoren auch<br />

häufig von denselben inspirieren. Unsere Arbeit ist stark<br />

projektbezogen und auf Kundenwünsche adaptiert. Wenn wir<br />

dann weiterhin, wie im Fall der Cobots, großes Potenzial für den<br />

Markt erkennen, werden Standardlösungen generiert, um sie<br />

einem breiteren Publikum zur Verfügung zu stellen.<br />

Zusammenfassend: Wir arbeiten sehr nah am Kunden. Wir versuchen<br />

mit unserer starken technischen Beratung immer die<br />

Lösung zu finden, die genau so viel kann wie nötig. Darauf<br />

können sich unsere Kunden verlassen. Wir bieten immer die<br />

technisch sinnvollste Lösung.<br />

Wichtig zu wissen ist, dass wir über unsere technische Anwendungsberatung<br />

viele Dinge realisieren können, um den Kundenwünschen<br />

gerecht zu werden, auch wenn man diese nicht im<br />

Katalog findet.<br />

Noch zwei allgemeinere Fragen: SKF Motion Technologies agiert<br />

seit einigen Monaten losgelöst von SKF. Was bedeutet dieser<br />

Umstand für die Kunden?<br />

Für unsere Kunden und für den Markt ändert sich nur der Name.<br />

Ansonsten bleiben alle Ansprechpartner, Verkaufsprozesse sowie<br />

Theorie und Praxis:<br />

Rendering des Lift- und<br />

Slidekit sowie ein<br />

„realer“ Blick von oben<br />

am Demonstrator<br />

Produkte gleich. SKF Motion Technologies agiert weltweit, sodass<br />

wir auch damit global für unsere Kunden verfügbar sind.<br />

Wir sind beim neuen Eigentümer Kerngeschäft, was für uns ein<br />

großer Vorteil gerade hinsichtlich strategischer Entscheidungen<br />

ist. Natürlich gibt es auch Neues – beispielsweise sind wir seit<br />

Herbst vergangenen Jahres auf unserer eigenen Webseite direkt<br />

erreichbar. Alle Informationen zu unseren Lösungen der Lineartechnik<br />

sind dort unkompliziert zu finden.<br />

Durch die Eigenständigkeit erhoffen wir uns, dass wir flexibler<br />

und schneller agieren können, gerade in Bezug auf Marktanforderungen.<br />

Auch strategische Entscheidungen können in der aktuellen<br />

und künftigen Unternehmensform unabhängiger getroffen<br />

werden.<br />

Industrie 4.0 ist nach wie vor das Megathema im Maschinenbau.<br />

Wie passen die Lösungen von SKF Motion Technologies zu I40?<br />

Die Achsen sind systemisch in I40-Anlagen integrierbar. Wir<br />

arbeiten immer mit der Möglichkeit ein Feedback aus dem Antrieb<br />

zu erhalten. Sie können also Zustände abfragen, sind also<br />

Analyse- bzw. Condition-Monitoring-ready. Zudem lassen sich<br />

die Anlagen nutzerfreundlich über die Software optimieren.<br />

Unsere Produkte und Systeme sind kompatibel zu den<br />

Anforderungen von Industrie-4.0-Lösungen.<br />

Fotos: SKF Motion Technologies<br />

www.skfmotiontechnologies.com<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 33


ELEKTROMOTOREN<br />

TROMMELMOTOREN<br />

GLEICHMÄSSIG VON DER ROLLE<br />

Der Hersteller von horizontalen<br />

Verpackungsmaschinen Barsch setzt zur<br />

motorischen Packstoffvorabrollung auf<br />

Trommelmotoren von Rulmeca. Sie sorgen<br />

dafür, dass die Folienspannung stets gleich ist –<br />

unabhängig vom Durchmesser einer Rolle.<br />

Gegenüber alternativen Konstruktionsformen<br />

überzeugt der lediglich 200 mm breite<br />

Trommelmotor durch seine platzsparende<br />

All-in-One-Konstruktion und einem<br />

vergleichsweise geringen Gewicht.<br />

Barsch, mit Sitz in Reiskirchen, Hessen, ist Spezialist für die<br />

horizontale Verpackung von Waren. Im Vergleich zu meistens<br />

vertikal verpacktem Schüttgut, wird die Ware hier individuell<br />

zugeführt und abgepackt. Spezialisiert hat sich der<br />

Anlagenbauer auf Maschinen, die Folien wie einen Schlauch um<br />

die Ware wickeln und dann verschweißen. Die Maschinen namens<br />

Flowpack bauen modular auf und erlauben so das einfache Anpassen<br />

der Anlagen an unterschiedlichste Güter. Denn jedes Produkt<br />

hat seinen spezifischen Bedarf – so etwa bei der Zuführung, die eine<br />

unterschiedliche Handhabungstechnik erfordert. Über Staudruckförderer<br />

zugeführte Ware ist bspw. mit passgenauem Abstand einzutakten.<br />

Und ein Hersteller von Grillanzünder-Tafeln bat darum,<br />

dass Barsch sie vor dem Verpacken zu Zweier-Packs stapelt.<br />

Andreas Flies ist Sales Manager Unit Handling<br />

bei derRulmeca Germany GmbH<br />

INDIVIDUELLE LÖSUNGEN ALS STANDARD<br />

Je nach Oberfläche und Geometrie der Ware kann sie außerdem über<br />

glatte Blechböden geschoben oder zur Folie getragen werden. Lässt<br />

sich die Ware schieben, dann ist die Folienzuführung oben bei den<br />

Maschinen positioniert und die Längsversiegelung des Folienschlauches<br />

erfolgt unterhalb der Ware. Muss sie hingegen getragen werden,<br />

erfolgt die Folienzuführung unten und die Versiegelung oberhalb der<br />

Ware. Trays gefüllt mit Obst oder Gemüse, gebündelter Spargel oder<br />

Schokolade und ein bis drei lose Paprika lassen sich schieben. Bananen,<br />

lose Möhren und Äpfel sowie Salate, Fisch, Wurst und Käse<br />

erfordern ein Tragen und müssen letztlich an der Folienzuführungskante<br />

mit der Folie auf dieselbe gezogen werden.<br />

Auch das Auslegen und Positionieren der Siegelwerkzeuge<br />

gleichwie der Etikettierung lässt sich individualisieren und ist für<br />

die Qualität einer solchen Verpackungsmaschine entscheidend.<br />

Ein stets gleichbleibender Standard sorgt bei jeder Maschinenauslegung<br />

für ihre hohe Qualität.<br />

QUALITÄT UND HOHER BEDIENKOMFORT<br />

Flowpackmaschinen von Barsch sind alle so ausgelegt, dass eventuell<br />

anfallender Schmutz direkt auf den Boden fällt. Dementsprechend<br />

ist das Gehäuse offen gestaltet und auch für Reinigungstätigkeiten<br />

leicht zugänglich. Zudem setzt das hessische Unternehmen auch<br />

nur Materialien und Verfahren ein, die sich optimal für den Lebensmittelbereich<br />

eignen, selbst wenn Spültabs, Grillanzünder oder gar<br />

zähes Material wie Knete zum Verpacken anstehen. Höchste Priorität<br />

hat zudem der störungsfreie Lauf der Maschinen. Nicht zuletzt<br />

sollen Barsch Maschinen ergonomisch gestaltet und bequem zu<br />

bedienen sein. Hierzu sind diverse Sensoren eingebaut, die den<br />

Maschinenbediener unterstützen. Die Maschine zeigt etwa rechtzeitig<br />

an, dass die Folienrolle bald verbraucht ist oder Produkte<br />

nicht richtig aufgelegt wurden. Außerdem sorgt sie durch eine aktiv<br />

geregelte Vorabrollung selbstständig dafür, dass die Folienspannung<br />

stets gleich ist, unabhängig davon wie groß die Rolle ist – diese<br />

Funktion sorgt für einen störungsfreien Betrieb.<br />

Eine aktiv geregelte Vorabrollung ist das Highlight bei Barsch.<br />

Andere Lösungen nutzen lediglich einen Bremsriemen, der auf<br />

34 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


ELEKTROMOTOREN<br />

02<br />

01<br />

01 Folienvorabwicklung mit Trommelmotor<br />

als schlanke und deutlich weniger<br />

störanfällige Lösung<br />

03<br />

02 Hauseigener Prüfstand für Rulmeca<br />

Trommelmotoren: Thermisches Profil<br />

des Motormantels lässt sich mit<br />

Wirkungsgrad und Motorkosten optimal<br />

ausbalancieren<br />

03 Rulmeca Trommelmotoren mit<br />

All-in-One-Konstruktion, die viele<br />

Bauteile für den Antrieb einspart<br />

den sich abwickelnden Packstoff aufgelegt wird. Er wirkt leicht<br />

bremsend, um die Rolle nicht zu schnell abzuwickeln und die<br />

dahinterliegende Folie unter Spannung zu halten. Die Bremswirkung<br />

des Riemens wird, je nach Durchmesser der Packrolle,<br />

manuell über eine Feder justiert. Mit abnehmendem Durchmesser<br />

der Packstoffrolle muss diese Feder entspannt werden. Vergisst<br />

das der Maschinenführer einmal, dann kann die Folie reißen.<br />

Folgen sind Materialverschwendung sowie kosten- und zeitintensive<br />

Stillstandzeiten der Maschine.<br />

AKTIV GEREGELTE VORABROLLUNG<br />

DES PACKSTOFFS<br />

Barsch hat deshalb eine intelligente, aktiv geregelte Lösung für die<br />

zuverlässige Vorabrollung des Packstoffes entwickelt. Sie sorgt für<br />

eine stets gleichbleibende Folienspannung, unabhängig vom Füllstand<br />

und Durchmesser der Packstoffrolle. Die Folie wird hierzu<br />

über einen auf der Packstoffrolle aufliegenden Trommelmotor<br />

abgerollt. Ein Tänzerarm regelt die Geschwindigkeit des Trommelmotors:<br />

Je nach Auslenkung des Tänzerarms aus seiner Normalposition<br />

dreht sich der Trommelmotor schneller oder langsamer.<br />

Das Auslenken des Tänzerarms wird über ein Linearpotenziometer<br />

erfasst und die Motorgeschwindigkeit über einen Frequenzumformer<br />

stufenlos geregelt. Eine solche aktiv gesteuerte Folienvorabrollung<br />

hat zum Vorteil, dass selbst dünne und perforierte oder auch<br />

qualitativ vergleichsweise schlechte Folien nicht so schnell reißen,<br />

weil die Folienzugkräfte stets konstant gehalten werden und es<br />

keinen ruckartigen Anlauf der Folie mehr gibt. Außerdem wird<br />

weniger Verpackungsmaterial beim Einstellen mit vorbedruckter<br />

Folie verschwendet, da sich das Druckbild schneller korrigieren


ELEKTROMOTOREN<br />

lässt und es keinen Schlupf in der Folie gibt. Denn ist die Folienrolle<br />

noch sehr voll, neigt sie nach dem Zuführungsstopp dazu, weiter zu<br />

drehen. Damit die Folie durch diese Masseträgheit nicht unnötig<br />

abrollt, wird sie durch die Friktion der Kunststoffrundringe, die<br />

über das Trommelmotorrohr gezogen sind, gebremst. Die motorische<br />

Folienvorabrollung ist bei einer Maschine mit automatischer<br />

Eintaktung inklusive, da dies die Taktzyklen mit Starts und Stopps<br />

zwingend erfordern. Bei Maschinen mit Fließfertigung ist sie optional<br />

und kann so Rüstzeiten und Maschinenanlauf beschleunigen.<br />

MIT KVP ZUM TROMMELMOTOR VON RULMECA<br />

Barsch setzt bei allen eingesetzten Komponenten auf hochwertige<br />

Bauteile, um besonders zuverlässige und langlebige Maschinen zu<br />

erzielen. Ein von der Berufsgenossenschaft Holz und Metall ausgezeichneter<br />

kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP) sorgt für<br />

ständige Innovationen. So erhielten im Jahr 2014 Trommelmotoren<br />

von Rulmeca den Zuschlag. Denn Rulmeca Germany, als Teil der<br />

Rulmeca Gruppe mit Sitz in Alme, Italien, bietet zwei wesentliche<br />

Vorteile gegenüber bislang genutzten Motoren. Sie sind einerseits<br />

auch als 200 mm breite, also besonders kompakte Motoren verfügbar.<br />

Andererseits sind sie bei gleicher Auslegung leichter als die<br />

frühere Lösung. Erzielt wird dies durch den Materialmix, den das<br />

Unternehmen für die seitlichen Trommelmotordeckel einsetzt.<br />

Gegenüber reinen Edelstahldeckeln – die Rulmeca ebenfalls im<br />

Portfolio hat – ist auch eine Kombination aus Aluminium und<br />

dünner Edelstahl-Abdeckung erhältlich. Das spart einige hundert<br />

Gramm und erweist sich in dieser Applikation als deutlicher Vorteil,<br />

weil der Motor am Handgriff beim Rollenwechsel weggeklappt<br />

wird. Je leichter die Auslegung, desto einfacher die Handhabung.<br />

Zum Einsatz kommt seit Juni 2015 ein 80LS Trommelmotor mit<br />

einer Länge von 200 mm und 60 W Leistung in Edelstahl, ausgeführt<br />

in Schutzart IP66/69plus. Folglich lassen sich Rulmeca Trommelmotoren<br />

mit Hochdruck und Dampfstrahlern reinigen, was in<br />

der Lebensmittelindustrie heute nahezu unerlässlich ist.<br />

OPTIMIERTER NUTZEN DURCH INDIVIDUELLE<br />

AUSLEGUNG<br />

Nadine Barsch, Geschäftsführerin bei Barsch, resümiert: „Der<br />

Rulmeca Trommelmotor hat mich überzeugt. Er besticht durch<br />

seine sehr kompakte Bauweise und der All-in-One-Konstruktion.<br />

Zudem erweist sich der Support von Rulmeca als voll zufriedenstellend.<br />

Vertrieb und Technik waren stets ansprechbar und in der<br />

Bemusterungsphase auch offen für unsere Wünsche. Dadurch<br />

konnten wir gemeinsam eine effiziente und für uns passende<br />

Lösung entwickeln. So beziehen wir heute unseren Motor bspw. mit<br />

einer leistungsfähigeren Wicklung als in der Standardausführung,<br />

damit der Motor besonders kühl bleibt, bei einer individuellen<br />

Kabellänge von fünf Metern. Letzteres scheint zwar nur eine Kleinigkeit<br />

zu sein, ist andernorts aber keineswegs selbstverständlich.“<br />

Die Fertigung der Rulmeca Motoren erfolgt in Deutschland, was<br />

Barsch voraussetzt, denn der Maschinenbauer fertigt selbst ausschließlich<br />

in Mittelhessen. Ob hochwertige Zukauf-Bauteile, Fertigungsstätten<br />

und Ansprechpartner – kurze Wege lautet die Devise.<br />

Fotos: Barsch GmbH & Co. KG, Rulmeca Germany GmbH<br />

www.rulmeca.de<br />

www.barsch.co<br />

DIE IDEE<br />

„Barsch favorisiert Trommelmotoren,<br />

da sie zwei Vorteile gegenüber den<br />

bislang im Einsatz befindlichen<br />

Motoren aufweisen: Sie verfügen<br />

über lediglich 200 mm Baubreite und<br />

stehen als besonders kompakte<br />

All-in-One-Konstruktion bereit.<br />

Zudem sind sie wahre Leichtgewichte,<br />

im Vergleich zu ihren Alternativen am<br />

Markt. Erzielt wird dies unter<br />

anderem durch den seitlichen<br />

Trommelmotordeckel, der statt<br />

Edelstahl nun in Aluminium und<br />

dünner Edelstahl-Abdeckung<br />

ausgeführt ist, was einige hundert<br />

Gramm spart.“<br />

Andreas Flies, Sales Manager Unit<br />

Handling, Rulmeca Germany GmbH<br />

VIDEO<br />

04 Schwenkbarer Motor bei einer doppelten Packstoffträgerwelle –<br />

ein induktiver Näherungsschalter (hier blau) prüft, ob der<br />

Trommelmotor korrekt aufliegt<br />

Unter folgendem Link sehen Sie die<br />

Folienvorabrollung in Aktion:<br />

www.bit.ly/Vorabrollung<br />

36 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


ONLINE-KONFIGURATOR VEREINFACHT<br />

MOTORENAUSWAHL<br />

Mit dem Motorenkonfigurator<br />

von Heidrive werden<br />

dem Anwender die<br />

Varianten vielfalt und<br />

verschiedenste Motoroptionen<br />

und Möglichkeiten intuitiv und benutzerfreundlich<br />

präsentiert. Hierzu stellt der Online-Konfigurator für<br />

jeden Interessenten den passenden Servomotor aus<br />

über 150 Mio. Varianten zur Verfügung. Mithilfe der<br />

intelligenten Datenbankverknüpfung und der zielgerichteten<br />

Navigation durch Auswahlmenüs soll dem<br />

Nutzer eine schnelle und effiziente Konfiguration<br />

ermöglicht werden.<br />

www.heidrive-motion.net<br />

SERVOANTRIEBE MIT HOHER<br />

LEISTUNGSDICHTE<br />

Die hydraulischen<br />

Linearachsen CLDP<br />

und CLSP von Voith<br />

sind autarke Servoantriebe.<br />

Der CLDP<br />

zeichnet sich durch<br />

eine hohe Leistungsdichte<br />

und Dynamik<br />

aus. Seine Hauptkomponenten<br />

sind ein<br />

Servomotor, eine<br />

Innenzahnradpumpe und ein direkt gekoppelter Hydraulikzylinder.<br />

Der Aufbau ist kompakt, alle Hydraulikkomponenten<br />

sind integriert. So lässt er sich einfach in neue und bestehende<br />

Anlagen integrieren. Nur der elektrische Anschluss für den<br />

Servomotor ist noch nötig. Der Antrieb wird bei Anwendungen<br />

eingesetzt, die eine dynamische Reaktion, Reproduzierbarkeit<br />

und Zuverlässigkeit erfordern, z. B. Pressen, Prüfstände,<br />

Trenn-, Form- und Sondermaschinen. Der CLSP hat zusätzlich<br />

eine automatische lastabhängige Umschaltung der hydraulischen<br />

Übersetzung. Dadurch wird die Anschluss leistung<br />

reduziert, sodass die Baugröße des Motors und des Umrichters<br />

kleiner sind. Dieses Modell besteht aus Servo motor,<br />

4Q-Innenzahnradpumpe und Hydraulikzylinder.<br />

www.voith.com<br />

DOPPELTE LEISTUNG BEI GLEICHEN ABMASSEN<br />

Baumüller<br />

erweitert sein<br />

Servomotoren-<br />

Portfolio um die<br />

wassergekühlten<br />

Modellgrößen 45<br />

und 56. Mit<br />

platzsparendem<br />

Einbau bei hoher<br />

Leistungsdichte<br />

kommen bei den<br />

kleinen Baugrößen<br />

die Vorteile der Wasserkühlung zur Geltung. Bei hochdynamischer<br />

Bewegung und gleichzeitig hohem Effektivdrehmoment<br />

werden Servomotoren stark beansprucht und müssen folglich gut<br />

gekühlt werden. Für die richtige Temperatur sorgt dabei die<br />

Wasserkühlung und ermöglicht so, dass für eine hohe Nennleistung<br />

ein relativ kleiner Motor eingesetzt werden kann. Bei<br />

Ackermann.indd 1<br />

wassergekühlten Motoren ist das Gehäuse baugleich mit einer<br />

ungekühlten Variante und verbindet dadurch maximale Kühlung<br />

mit minimalen Abmaßen. Zudem können wassergekühlte<br />

Motoren auch bei engem Verbau nebeneinander gesetzt werden,<br />

ohne sich gegenseitig aufzuheizen. Besonders geeignet sind diese<br />

kompakten Motoren daher z. B. für den Einbau in Textilmaschinen,<br />

Kunststoffmaschinen sowie Umform- und Biegemaschinen.<br />

www.baumueller.de<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 37


ELEKTROMOTOREN<br />

ANTRIEBE IM EX-BEREICH<br />

KOMPAKTE KRAFTPROTZE<br />

Immer häufiger werden Servoantriebe in<br />

explosionsgefährdeten Bereichen eingesetzt.<br />

Für solche Einsätze verfügt die Jenaer<br />

Antriebstechnik über langjährige Erfahrung<br />

und bietet ein umfangreiches Portfolio von<br />

Atex-zertifizierten Servomotoren an.<br />

In vielen Wirtschafts- und Industriebereichen wird mit brennbaren<br />

Stoffen in Form von Gasen, Dämpfen, Nebeln oder Stäuben<br />

gearbeitet, die in Verbindung mit Sauerstoff eine explosionsfähige<br />

Atmosphäre bilden. Die an diesen Orten installierten elektrischen<br />

Geräte und Anlagen müssen so ausgelegt und geprüft sein,<br />

dass keine Lichtbogenbildung oder hohe Temperaturen entstehen,<br />

welche zur Entzündung eines solchen Gas-Luft-Gemischs führen.<br />

Für die Entwicklung und Produktion von Servomotoren im Ex-<br />

Bereich benötigt man deshalb viel Erfahrung und ein hohes Qualitätsbewusstsein,<br />

denn die Verantwortung eines Herstellers wie der<br />

Jenaer Antriebstechnik (JAT), ist in diesem Fall besonders hoch.<br />

Zuverlässigkeit ist dabei oberstes Gebot.<br />

FÜR EX-ZONEN 1 UND 2<br />

Die Atex-zertifizierten Servomotoren der Ecospeed-Baureihe sind<br />

für vielfältige Anwendungen in den Ex-Zonen 1 und 2 geeignet.<br />

Dazu gehören Branchen wie die Lackierindustrie, Kunststoffverarbeitung,<br />

Druckindustrie, wo die Lösungsmittel der Druckfarben<br />

hoch entzündlich sind, und nicht zuletzt die Chemie z. B. beim<br />

Pumpen von entzündlichen Stoffen. Die Produktfamilie der Atex-<br />

Servo motoren deckt mit einem Spitzendrehmomentbereich von 3<br />

bis 12 Nm bei einer Nenndrehzahl von 500 bis 5 000 min -1 einen<br />

großen Teil dieser Industrieapplikationen ab.<br />

In Bezug auf den Leistungsbereich sind die Motoren mit Flanschmaß<br />

88 mm äußerst kompakt aufgebaut.<br />

Weitere Merkmale der Atex-Motoren sind:<br />

n gute Bewegungsperformance: hohe Drehzahlen, hohe Überlastfähigkeit,<br />

gute Rundlaufeigenschaften, wenig Cogging,<br />

n spezielle Isolationsmaterialien sorgen für hohe Lebensdauer der<br />

Motoren,<br />

n Temperatursensoren an jeder Motorwicklung schützen vor Überhitzung.<br />

Noch mehr Flexibilität bei der Auswahl erhält der Kunde dank der<br />

individuellen Anpassung des Motors an die jeweilige Applikation.<br />

Dazu gehören Haltebremse, Getriebe und speziell geeignete Kabel<br />

in angepasster Länge bis 35 m, die ebenfalls von JAT angeboten<br />

werden. Zudem steht eine Vielzahl an Encodern (Singleturn, Multiturn,<br />

Ink, SinCos) als Rückführung zur Verfügung.<br />

DAS GESAMTPAKET MACHT ES AUS<br />

Mit dem Kabelende des Motors hört das Angebot nicht auf, denn die<br />

meisten Maschinenbauer wünschen eine Gesamtlösung. Das weiß<br />

Christoph Grünenwald, Produktmanager und Ex-Beauftragter bei<br />

JAT, und stellt fest: „Gerade bei sensiblen Anwendungen, wie im<br />

Ex-Bereich, sind eine langjährige Erfahrung und sorgfältige Kundenberatung<br />

elementar. JAT übernimmt auf Wunsch die Auslegung der<br />

gesamten Antriebsstrecke, beginnend bei der Mechanik bis hin zur<br />

Software. Alle Komponenten sind perfekt aufeinander abgestimmt<br />

Eine runde Sache: die Atex-Motoren<br />

Baureihe Ecospeed 80B3x3<br />

38 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


ELEKTROMOTOREN<br />

und maximieren so die Betriebssicherheit der Anlage. Die Stillstandzeiten,<br />

verursacht durch Ausfälle, werden dadurch praktisch auf null<br />

reduziert.“ JAT bietet nicht nur den Motor, sondern auch den passenden<br />

Servoverstärker an. Die große Auswahl an Schnittstellen wie Profinet,<br />

Profibus, EtherCAT oder CANopen lässt einen Anschluss an<br />

nahezu jede Steuerung zu. Motor und Regler sind UL-zertifiziert und<br />

mit oder ohne Sicherheitsfunktion STO verfügbar.<br />

„Uns ist es wichtig, dass der Kunde ein parametriertes, vollständig<br />

eingerichtetes und anschlussfertiges Antriebssystem erhält“,<br />

führt Grünenwald weiter aus. „So lässt sich der Antrieb sofort in die<br />

Maschine implementieren. Für den Maschinenbauer reduzieren<br />

sich die Montage- und Inbetriebnahmezeit und somit auch die<br />

Kosten. Auf Kundenwunsch übernehmen wir vor Ort die Installation<br />

und die Optimierung der Mechatronik. Zudem schulen wir die<br />

Anwender sorgfältig, sodass sie schnellstmöglich in der Lage sind,<br />

das System effizient und zielgerichtet einzusetzen. Um den Kunden<br />

optimal zu unterstützen, bieten wir auch Fernwartung an. Die JAT<br />

übernimmt zudem Softwareanpassungen und erspart dem<br />

An wender Programmieraufwand.“<br />

GROSSE ERFAHRUNG, KURZE LIEFERZEITEN<br />

Kritische Anwendungen, wie der Einsatz von Servomotoren im Ex-<br />

Bereich, erfordern, nebst der Fachkompetenz, ein hohes Qualitätsbewusstsein<br />

des Herstellers. JAT tritt gegenüber den Kunden als<br />

fachkundiger Atex-Experte auf und ist deshalb in der Lage, in allen<br />

Aufgabenstellungen optimal zu beraten und zu unterstützen. Auch<br />

nach der Auslieferung kann der Anwender auf ein komplettes<br />

Dienstleistungsangebot zurückgreifen.<br />

Für den internationalen Einsatz ist die gesamte Baureihe der<br />

Servomotoren gemäß der Norm IEC/EN 60079-1 (Geräteschutz<br />

durch druckfeste Kapselung „d“) zertifiziert. Trotz der zahlreichen<br />

Ausführungsvarianten sind die Motoren kurzfristig lieferbar und<br />

der Kunde profitiert von einer kürzeren Time-to-Market. Seine<br />

Maschine wird rascher am Markt eingeführt und seine Wettbewerbssituation<br />

verbessert sich erheblich.<br />

Fotos: Jenaer Antriebstechnik GmbH<br />

www.jat-gmbh.de<br />

DIE IDEE<br />

„Mit Antrieben und Know-How<br />

bestens aufgestellt für den Ex-<br />

Bereich: Die zertifizierte Motorenreihe<br />

mit den vielfältigen Optionen,<br />

ermöglichen es uns applikationsspezifisch<br />

und dennoch schnell und<br />

umfassend die Atex-Anforderungen<br />

unserer Kunden zu lösen. Ein nicht<br />

unwesentlicher Teil dafür ist unser<br />

Wissen und unsere Erfahrungen als<br />

zertifizierter Hersteller. Denn gerade<br />

in diesen sensiblen Bereichen, in<br />

denen eine explosionsgefährdete<br />

Gasatmosphäre existiert, ist eine<br />

kompetente Beratung des Kunden<br />

von Beginn an elementar.“<br />

Christoph Grünenwald, Produktmanager<br />

und Ex-Beauftragter,<br />

Jenaer Antriebstechnik GmbH<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 39


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

MASCHINENRICHTLINIE<br />

WAS SIE BEI MODERNISIERUNGEN<br />

BEACHTEN MÜSSEN<br />

Für Maschinenbetreiber ist bei Umbauten oder<br />

Modernisierungen auf den ersten Blick nicht<br />

klar, warum jetzt Gefährdungen betrachtet<br />

werden müssen. Denn die neu eingebaute<br />

Komponente ändert nichts an der Funktion.<br />

Doch der Betreiber ist verpflichtet, bei jeder<br />

Veränderung eine Gefährdungsbeurteilung<br />

durchzuführen. Dieser Artikel gibt Aufschluss<br />

darüber, was Sie wissen sollten.<br />

Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Roboter bestückt die Warenträger<br />

automatisch mit Teilen. Der Roboter muss schließlich<br />

aufgrund von Ersatzteilmangel ausgetauscht werden. Im dargestellten<br />

Beispiel führt das u. a. zu Verbesserungen der Prozessgeschwindigkeit.<br />

Der Betreiber stellt sich die Frage, ob die mit<br />

der Modernisierung einhergehenden Änderungen Einfluss auf die<br />

Sicherheitsfunktionen der Maschine haben. Zudem interessiert<br />

ihn, ob der Retrofit aus Sicht der Maschinensicherheit zu einer<br />

„wesentlichen Veränderung“ der Maschine führt. Denn bei einer<br />

„wesentlichen Veränderung“ ist die Maschine nach Maschinenrichtlinie<br />

(MRL) wie ein neues Produkt zu behandeln.<br />

Das bedeutet, dass der Betreiber die EG-Konformität der Maschine<br />

neu bewerten und eine neue Konformitätserklärung ausstellen muss,<br />

um wieder die CE-Kennzeichnung zu erhalten. Unternehmen scheuen<br />

häufig vor umfassenden Retrofit-Plänen und damit einhergehenden<br />

Maßnahmen zurück, weil sie im Falle einer Neubewertung und dem<br />

damit verbundenen Bewertungsverfahren die komplette Verantwortung<br />

für die gesamte Maschine tragen müssen. Von einer gründlichen<br />

Anlagendokumentation ausgehend können jedoch viele Änderungen<br />

vorgenommen werden, ohne dass die Maschine damit „wesentlich<br />

verändert“ werden muss. Um dies feststellen zu können,<br />

sind mehrere Fragen zu beantworten. Dazu wurde am 9. April 2015<br />

vom deutschen Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS)<br />

ein Interpretationspapier zur Veränderung von Maschinen veröffentlicht.<br />

Dieses ist an das Produktsicherheitsgesetz (ProdSG) angepasst<br />

und enthält neue Erkenntnisse der Risikobeurteilung.<br />

mit den ursprünglichen Beschreibungen wird geprüft, ob durch<br />

den Umbau eine neue Gefährdung entstanden ist. Hierbei müssen<br />

alle Lebensphasen und Tätigkeiten berücksichtigt werden. Denn<br />

der Betreiber darf nur Maschinen zur Verfügung stellen, deren Verwendung<br />

nach dem Stand der Technik sicher ist.<br />

Existieren durch den neu installierten Roboter im genannten Beispiel<br />

keine neuen Gefährdungen, wird geprüft, ob eine Erhöhung<br />

des vorhandenen Risikos vorliegt. Da der Austauschroboter eine<br />

höhere Prozessgeschwindigkeit besitzt, kann es dadurch unter Umständen<br />

zu neuen Gefährdungen kommen. In jedem Einzelfall muss<br />

ermittelt werden, ob die Veränderungen an der Maschine sicherheitsrelevante<br />

Auswirkungen nach sich ziehen. Da eine neue<br />

Gefährdung bzw. eine Erhöhung eines vorhandenen Risikos durch<br />

die höhere Geschwindigkeit vorliegt, wird geprüft, ob die vorhandenen<br />

Schutzmaßnahmen der Maschine weiterhin ausreichen oder<br />

geeignet sind. Ist durch das bestehende Schutzkonzept die neue<br />

Gefährdung bzw. die Risikohöhe ausreichend minimiert und erfüllt<br />

die Anlage alle Anforderungen der gesetzlichen Vorgaben, so liegt<br />

keine wesentliche Veränderung der Anlage vor. Entsprechend behält<br />

die alte Konformitätserklärung ihre Gültigkeit und es ist kein neues<br />

Konformitätsbewertungsverfahren notwendig. Die vorhandene<br />

Gefährdungsbeurteilung des Arbeitsplatzes und des Arbeitsmittels<br />

wird vom Betreiber entsprechend angepasst.<br />

IST DIE VERÄNDERUNG SICHERHEITSRELEVANT?<br />

Der Betreiber ist verpflichtet, bei einem Maschinenumbau, bzw. einer<br />

Anpassung oder Modernisierung eine Gefährdungsbeurteilung<br />

durchzuführen. Diese stellt ein modernes Instrument zur Arbeitssicherheit<br />

dar, die gegenüber der herkömmlichen Unfallverhütung<br />

auch die betrieblichen Belange berücksichtigt. Bei einem Vergleich<br />

Marco Vry ist Senior Projektmanager der Ce-Con GmbH in Bremen und<br />

Alexandra Langstrof ist freie Mitarbeiterin der Ce-Con GmbH in Erkrath<br />

40 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

WESENTLICHE VERÄNDERUNG VON MASCHINEN<br />

Werden bei Umbauten oder Modernisierungen „wesentliche<br />

Veränderungen an Maschinen“ vorgenommen, erlischt die Konformitätserklärung<br />

des ursprünglichen Herstellers und der Betreiber<br />

ist im Gegenzug verpflichtet, die Konformität selbst zu bewerten.<br />

Ein Beispiel: Eine bestehende Fertigungsstrecke soll durch einen<br />

Fertigungsschritt ergänzt werden. Dabei kommt eine zusätzliche<br />

Maschine zum Einsatz, die aber nur bei einem bestimmten Produkttyp<br />

benötigt wird. Außerdem ist vorgesehen, ein Kamerasystem<br />

anzubringen, das den korrekten Sitz der Anbauteile feststellt,<br />

bzw. die unterschiedlichen Produkttypen automatisch erkennt. Um<br />

diese Änderungen integrieren zu können, muss der Schutzzaun vor<br />

dem Senkrecht-Förderer entfernt werden. In diesem Bereich entstehen<br />

neue Gefahrenstellen. Diese werden durch das Gestell des<br />

Kamerasystems und das Fördersystem verursacht. Das Unternehmen<br />

muss den Arbeits- und Gesundheitsschutz den Veränderungen<br />

entsprechend anpassen. Zum einen erhöht sich das Risiko bei<br />

bestehenden Gefährdungen (Senkrecht-Förderer). Zum anderen<br />

kommen neue Gefährdungen hinzu (Scherstelle Kamerasystem).<br />

Ist das bestehende Sicherheitskonzept, das innerhalb der Konformitätsbewertung<br />

der Maschinenhersteller ausgearbeitet wurde,<br />

nach dem Umbau nicht mehr ausreichend und das Risiko mit einfachen<br />

Schutzeinrichtungen weder eliminiert noch ausreichend<br />

minimiert, so liegt eine „wesentliche Veränderung der Maschine“ vor.<br />

SCHUTZEINRICHTUNGEN IM ZEITALTER VON<br />

INDUSTRIE 4.0<br />

Wo früher Schutzzäune das Erreichen verhindert haben, können<br />

heute optisch trennende Schutzeinrichtungen für die gleiche Sicherheit<br />

sorgen. Sie sorgen dafür, dass die Maschine bei Annäherung<br />

anhält. Schutzabdeckungen können so gestaltet werden, dass der<br />

Arbeitsablauf an Arbeitsplätzen nicht beeinträchtigt wird.<br />

Im aufgeführten Beispiel, bei dem eine bestehende Fertigungsstrecke<br />

um einen zusätzlichen Fertigungsschritt ergänzt werden soll,<br />

könnte das Sicherheitskonzept folgendermaßen aussehen: Durch<br />

einen Sicherheitslaserscanner wird der Bereich vor der eigentlichen<br />

Gefährdung auf dem Hallenboden überwacht. Durch Verletzung des<br />

Schutzfeldes wird die komplette Fertigungsstrecke sicherheitsgerichtet<br />

still gesetzt, sodass keine Gefahr bringende Bewegung der Maschine<br />

mehr vorhanden ist. Hierbei ist die Annäherungsgeschwindigkeit von<br />

Körperteilen, Stoppzeit der Maschinenbewegung und Reaktionszeit<br />

der Bauteile der Sicherheitsfunktion zu berücksichtigen.<br />

Abschließend sei erwähnt, dass im Alltag häufig Schutzeinrichtungen<br />

kombiniert werden. Zum Beispiel werden Lichtgitter und<br />

Veränderung<br />

Liegt eine neue<br />

Gefährdung vor?<br />

Ja<br />

Führt die neue Gefährdung<br />

zu einem Risiko?<br />

Ja<br />

Sind die vorhandenen Schutzmaßnahmen<br />

ausreichend?<br />

Nein<br />

Kann mit einfachen Schutzeinrichtungen<br />

das Risiko<br />

eliminiert oder ausreichend<br />

minimiert werden?<br />

Nein<br />

wesentliche<br />

Veränderung<br />

Der Betreiber ist verpflichtet,<br />

die Frage nach der „wesentlichen<br />

Veränderung“ zu klären<br />

Türen, die in feststehenden trennenden Schutzeinrichtungen eingebaut<br />

sind, mit Zustimmtastern und Zweihandbedienungen für<br />

eine bestimmte oder mehrere Bewegungen verbunden. Für die<br />

Konstrukteure bedeutet dies, dass eine fachlich korrekt durchgeführte<br />

Risikobeurteilung mit zugehöriger Abschaltmatrix und<br />

einem Safety Layout erstellt werden muss. Dieser aufwändige Prozess<br />

der Konstruktion und Verifikation ist notwendig, um alles zu<br />

prüfen und für Dritte nachvollziehbar zu dokumentieren. Denn<br />

nur, wer bereits von Beginn an abteilungsübergreifend an Sicherheit<br />

denkt und diese mit durchgängiger Terminologie in Schaltplänen,<br />

Risikobeurteilung und Benutzerinformation dokumentiert,<br />

kann eine Konformitätserklärung mit den Anforderungen von<br />

anzuwendenden Richtlinien und Normen unterzeichnen.<br />

Fotos: Ce-Con GmbH<br />

www.ce-con.de<br />

Nein<br />

Nein<br />

Ja<br />

Ja<br />

Liegt die Erhöhung<br />

eines Risikos vor?<br />

Ja<br />

Nein<br />

keine wesentliche<br />

Veränderung<br />

SCANIUS-LINE<br />

Moving into anew Direction<br />

„Aussteller LASER <strong>2019</strong>, Halle B3, Stand B3.422“<br />

piezosystem-MH.indd 1 23.05.<strong>2019</strong> 10:55:50<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 41


AUSGEWÄHLT<br />

Holger Seybold, Redakteur<br />

DAS THEMA:<br />

SENSOR+TEST<br />

SENSORIK FÜR<br />

DIE ANTRIEBS-<br />

TECHNIK<br />

Insbesondere die Sensorik ist<br />

ein wesentlicher Baustein der<br />

industriellen Digitalisierung<br />

und ist auch in der Antriebstechnik<br />

kaum noch wegzudenken.<br />

Intelligente Sensoren<br />

registrieren und analysieren<br />

Drehzahl, Drehmoment,<br />

Position, Winkel, aber auch<br />

Spannung, Strom, Temperatur<br />

oder Rotationsschwingung.<br />

Was es in diesem Bereich Neues<br />

gibt, das können Sie auf der<br />

Sensor+Test in Nürnberg vom<br />

25. bis 27. Juni <strong>2019</strong> entdecken.<br />

Die folgende Auswahl zeigt<br />

einen kleinen Ausschnitt von<br />

dem, was die insgesamt mehr<br />

als 500 Aussteller präsentieren<br />

werden.<br />

Mehr Highlights finden Sie auf<br />

www.sensor-test.de<br />

SENSORTELEMETRIE-KIT JETZT AUCH ALS<br />

IP67-VARIANTE<br />

Manner Sensortelemetrie ermöglicht Testingenieuren ohne<br />

umfassende Kenntnisse der Sensortelemetrie, eine zuverlässige<br />

und präzise Erfassung von Messsignalen an rotierenden<br />

Wellen ohne Vorbereitungszeit oder Schulung. Der integrierte<br />

automatische Abgleich für die optimale Daten- und Energieübertragung<br />

zwischen Rotor- und Statoreinheit macht dies<br />

möglich. Das System Optima zeichnet sich durch seine<br />

Kompaktheit aus. Die nötigen Komponenten sind eine<br />

Stator-Pick-Up-Einheit mit integrierter Elektronik, ein<br />

Rotormess verstärker und eine Antennenschleife zur energetischen<br />

Kopplung der Komponenten. Das System mit einer<br />

hohen Übertragungsdistanz von 50 mm und seiner Einfachheit<br />

gibt es nun auch als IP67-Variante. Kennzeichnend ist,<br />

dass trotz der hohen Übertragungsdistanz eine zuverlässige<br />

Signalübertragung gegeben ist – und das ohne Batterien.<br />

Zudem sollen selbst bei hohen elektromagnetischen<br />

Störungen keine Signal Drop Outs stattfinden, und durch die<br />

bewährte induktive Übertragungstechnik soll es auch keine<br />

Interferenzprobleme mit Funkfrequenzen geben.<br />

www.sensortelemetrie.de<br />

LEISTUNGSMESSUNG MIT HÖCHSTER<br />

GENAUIGKEIT<br />

Prüfnormen definieren die Prüfanforderungen zur Wirkungsgrad-Bestimmung<br />

Umrichter-gespeister Antriebe. So<br />

ist etwa für die Leistungsmessung eine Genauigkeit von<br />

0,3 % gefordert. Das Konzept des Power Analyser LTT24<br />

beruht, wie bei einem guten Orchester, auf der Optimierung<br />

jeder einzelnen Komponente, wie Vorverstärker<br />

A/D-Wandler, Netzteil, Sensorversorgung, Sensorkabel<br />

u. v. m., sowie auf deren harmonische Abstimmung<br />

innerhalb des Gesamtsystems. Der LTT24 ist laut Labortechnik<br />

Tasler derart durchdacht, dass kein Platz mehr für Messfehler bleiben soll. Langsame, schnelle und sehr<br />

schnelle Kanäle können innerhalb eines modularen Gerätes kombiniert werden. Verzerrung und Rauschen<br />

zusammen, liegen bei nahezu – 100 dB und ermöglichen so im Endergebnis eine ENOB (effective number of<br />

bits) von echten 16 Bit über einen weiten Bereich von Frequenzen und Amplituden. Sämtliche Messkanäle<br />

z. B. für Volt, Strom, Widerstand, ICP, LVDT, DMS, Ladung etc. sind galvanisch getrennt und bieten bis in den<br />

MHz-Bereich stabile Sensorversorgungen, und das präziser als die Messauflösung von – 117 dB.<br />

www.tasler.de<br />

42 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


AUSGEWÄHLT<br />

FLEXIBILITÄT IN DER OPTISCHEN<br />

SCHWINGUNGSMESSUNG<br />

ULTRAFLACHER BERÜHRUNGS-<br />

LOSER POSITIONSSENSOR<br />

Vibroflex besteht als modulares Vibrometer aus dem<br />

Front-End Vibroflex Connect mit komfortablem Touchdisplay<br />

und einer Auswahl an Laser-Messköpfen. Die<br />

optionale Datenerfassungs- und Auswertesoftware<br />

Vibsoft ergänzt das Messsystem als Werkzeug für<br />

effektive und komfortable Datenanalyse. So können<br />

Dynamik, Akustik und Schwingung berührungslos und mit<br />

Laserpräzision an Strukturen von nano bis makro erforscht<br />

werden. Das modulare Schwingungsmesssystem mit<br />

konfigurierbarer Bandbreite von DC bis 24 MHz detektiert<br />

kleinste Bewegungen im Subpicometer-Bereich und<br />

Schwinggeschwindigkeiten bis 30 m/s.<br />

VibroFlex Xtra ermittelt hochaufgelöste Schwingungsmessdaten<br />

von jeder Oberfläche – selbst auf dunklen,<br />

biologischen, rotierenden oder bewegten Messobjekten.<br />

Die augensichere Lasertechnologie ist speziell für<br />

anspruchsvolle Messaufgaben geeignet, wie zerstörungsfreies<br />

Prüfen, Schwingwegmessungen aus größerem<br />

Abstand, quasistatische Wegmessungen bis hin zur<br />

Regelung von Shakern.<br />

www.polytec.com<br />

ASM präsentiert mit Posichron PCFP25<br />

einen berührungslosen, ultraflachen,<br />

magnetostriktiven Positionssensor für<br />

anspruchsvolle Einbausituationen, wie sie<br />

etwa in mobilen Maschinen oder Verpackungsmaschinen<br />

vorkommen. Der<br />

PCFP25 ist für Messlängen bis zu<br />

5 750 mm verfügbar, sein ultraschlankes<br />

Profil ist lediglich 8 mm hoch. Der Sensor<br />

ist resistent gegen Schmutz, Feuchtigkeit<br />

und Staub, widersteht Stößen bis zu 50 g<br />

und verfügt über die Schutzart IP67. Das<br />

flache Profil wurde speziell für Anwendungen<br />

mit begrenztem Einbauraum<br />

entwickelt. Es stehen analoge sowie<br />

digitale Ausgänge zur Verfügung. Der<br />

Sensor erreicht eine Linearität von<br />

± 0,02 % v. E. Für Sicherheitsanwendungen<br />

kann der Sensor in redundanter Bauweise<br />

montiert werden.<br />

www.asm-sensor.com<br />

POSITIONSSENSOREN MIT HÖHERER ROBUSTHEIT<br />

Die Temposonics R-Serie V ist der Nachfolger der aktuellen vierten<br />

Generation von MTS Sensor. Die neuen Positionssensoren haben eine<br />

höhere Robustheit gegen Vibrationen und hohe Temperaturen, sind<br />

bereit für Industrie 4.0 und passen ideal in bestehende Anwendungen.<br />

Sie sind noch leistungsfähiger in der Anwendung und bieten eine<br />

Abtastrate von bis zu 4 kHz mit Extrapolation. Darüber hinaus<br />

verfügen sie über Profinet mit IRT (Isochronous Real Time) und<br />

EtherNet/IP mit CIP Sync (Common Industrial Protocol) und einem<br />

typischen Jitter von ± 2 µm. Die neuen Industrie-4.0-Funktionen<br />

bieten den Anwendern große Vorteile, da sie neben den reinen<br />

Prozessdaten (Position/Geschwindigkeit) auch Zusatzinformationen<br />

über den Prozess liefern. So werden im laufenden Betrieb Status- und<br />

Statistikdaten aufgenommen und verarbeitet. Sie helfen, die Prozesse<br />

innerhalb der Anwendung besser zu verstehen. In Kombination mit<br />

der erhöhten Leistungsfähigkeit und der verbesserten Robustheit wird dem Anwender die Sicherheit geboten, dass<br />

bestehende Anwendungen noch verlässlicher arbeiten und zukünftige Anforderungen bereits erfüllt werden.<br />

www.mtssensor.de<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 43


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

EFFIZIENTER AUSLEGUNGSPROZESS<br />

FÜR STIRNRÄDER – TEIL 2<br />

Die Auslegung von Stirnrädern<br />

lässt sich in drei Schritte<br />

unterteilen. Wir stellen dazu ein<br />

effizientes Verfahren für die<br />

Auslegung von Zahnrädern vor,<br />

das auf internationalen Normen<br />

für die Berechnung von<br />

Zahnradgeometrien und<br />

Festigkeiten basiert. Die ersten<br />

beiden Schritte haben wir im<br />

ersten Teil ausführlich<br />

beschrieben. In Schritt 3 wird nun<br />

die Mikrogeometrie der<br />

Zahnräder definiert.<br />

M. Sc. ETH Ilja Tsikur ist Vertriebsingenieur<br />

bei der Kisssoft AG in Bubikon, Schweiz<br />

Wellenberechnung<br />

Wellenversatz<br />

Optimale<br />

Zahnrad-<br />

Makrogeometrie<br />

Breitenlastfaktor K Hß<br />

01<br />

Strategie<br />

Optimale<br />

Flankenlinienkorrekturen<br />

02<br />

ISO 6336, Anhang E<br />

Herstellfehler<br />

Liste von Schleifschnecken<br />

und<br />

Abrichtscheiben<br />

01 Optimierung des Breitenlastfaktors mit Steigungskorrekturen<br />

02 Die Wellenbiegelinie<br />

44 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

03 Resultierende Linienlast ohne<br />

Flankenlinienkorrekturen<br />

04 Resultierende Linienlast mit<br />

Flankenlinienkorrekturen<br />

05 Einfluss einer fertigungsbedingten<br />

Verschränkung auf die Breitenballigkeit<br />

06 Die Kontaktanalyse<br />

03<br />

Im dritten und letzten Schritt wird die Mikrogeometrie der<br />

Zahnräder definiert. Zunächst werden Flankenlinienkorrekturen<br />

angewendet, um Wellenbiegung und -torsion, Wellenversätze<br />

aufgrund von Herstellfehlern, Lagerspiel, Verformung<br />

sowie Einflüsse der Gehäusesteifigkeit zu kompensieren.<br />

Optimale Flankenlinienkorrekturen führen aufgrund<br />

einer gleichmäßigeren Lastverteilung entlang der Flanke<br />

normalerweise zu einer Erhöhung der Drehmomentkapazität<br />

des Getriebes, wodurch sich der Breitenlastfaktor K Hβ<br />

verringert.<br />

Typischerweise wird eine Schrägungswinkel korrektur<br />

vorgenommen, um Wellenversätze zu kompen sieren. Außerdem<br />

wird die Breitenballigkeit angepasst, um zufällige Herstellfehler<br />

und Torsions effekte auszugleichen.<br />

Sobald eine optimale Lastverteilung entlang der Flanke erzielt<br />

wurde, werden Profilkorrekturen angewandt, um die Geräuschanregung<br />

der Zahnräder zu reduzieren. Sonstige Effekte<br />

wie geringere Kontakttemperatur und höherer Wirkungsgrad,<br />

gleichmäßige Normalkraftverteilung oder höhere Sicherheit<br />

gegenüber Graufleckigkeit können erzielt werden.<br />

Allerdings konzentrieren wir uns in diesem Artikel auf die Optimierung<br />

von Parametern im Zusammenhang mit der Geräuschanregung,<br />

z. B. auf die Eingriffslinie unter Last, die Amplitude<br />

der Drehwegabweichung, die Kraftanregung und die<br />

Harmonischen.<br />

04<br />

FLANKENLINIENKORREKTUREN<br />

Der Breitenlastfaktor K Hβ<br />

wird als der Quotient aus der höchsten<br />

Linienlast und der mittleren Linienlast über die Zahnbreite<br />

definiert [1]. Unter optimalen Bedingungen wäre der Breitenlastfaktor<br />

also gleich eins. In Anhang E von ISO 6336 wird<br />

ein Ansatz für die Berechnung des Breitenlastfaktors K Hβ<br />

unter<br />

Berücksichtigung von Wellenversatz durch Biegung, Torsionsverformung<br />

und Herstell fehler beschrieben (Bild 01). Flankenlinienkorrekturen<br />

werden angewendet, um die ungleichmäßige<br />

Lastverteilung zu kompensieren.<br />

Bei Zahnrädern mit höherer Qualität hängt der Breitenlastfaktor<br />

hauptsächlich von der Wellenverformung durch Biegung<br />

ab. Es ist daher wichtig, bei der Optimierung der Lastverteilung<br />

eine Berechnung der Wellenverformung durchzuführen.<br />

In Bild 02 sind die Resultate einer analytischen Berechnung<br />

einer Wellenverformung unter Berücksichtigung einer<br />

nichtlinearen Lagersteifigkeit dargestellt, welche auf die innere<br />

Lagergeometrie gemäß Beschreibung in ISO/TS 16281 [2] zurückzuführen<br />

ist (siehe rote Kurve). Die blaue Kurve stellt die<br />

Biegelinie mit unendlicher Lagersteifigkeit dar. Wenn also die<br />

Lagersteifigkeit nicht berücksichtigt wird, kann die Auslegung<br />

einer Schrägungswinkelkorrektur falsch sein und in manchen<br />

Fällen sogar zu einer schlechteren Lastverteilung führen, als<br />

wenn überhaupt keine Korrektur angewandt wird.<br />

05<br />

06<br />

Wellenberechnung<br />

Wellenversatz<br />

Kontaktanalyse<br />

Teillast<br />

Zahnsteifigkeitsmodell<br />

Herstellfehler<br />

Zahnradgeometrie<br />

und Flankenlinienkorrekturen<br />

Systemverhalten<br />

unter Last<br />

Drehwegabweichung,<br />

Eingriffssteifigkeit,<br />

Überdeckung<br />

Eingriffslinie<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 45


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

07<br />

08<br />

09<br />

Darüber hinaus sollten Herstellabweichungen wie Nicht-Parallelität<br />

von Achsen (f ma<br />

) und Flankenlinien-Winkelabweichung (f Hβ<br />

) berücksichtigt<br />

werden. Da Herstellfehler ein positives oder negatives<br />

Vorzeichen haben können, sind mehrere Szenarien zu analy sieren.<br />

In Bild 03 ist die Lastverteilung für fünf verschiedene Fälle dargestellt:<br />

n f ma<br />

= 0 und f Hβ<br />

= 0<br />

n f ma<br />

(+) und f Hβ<br />

(+)<br />

n f ma<br />

(+) und f Hβ<br />

(–)<br />

n f ma<br />

(–) und f Hβ<br />

(+)<br />

n f ma<br />

(–) und f Hβ<br />

(–)<br />

Nach Anhang E von ISO 6336 ist die Festigkeitsberechnung mit dem<br />

höchsten Breitenlastfaktor (in diesem Beispiel K Hβ<br />

= 2,2) durchzuführen,<br />

der aus den fünf vorstehenden Fällen resultiert.<br />

Für eine Optimierung der Lastverteilung und des Breitenlastfaktors<br />

mit Herstellfehlern wird typischerweise die Breitenballigkeit erhöht.<br />

Das Ziel besteht darin, die maximale Linienlast in sämtlichen<br />

Szenarien mit Herstellfehlern zu reduzieren und die Linienlastspitzen<br />

von den Kanten der Zahnräder weg zu verschieben. In Bild 04 ist<br />

die Linienlast mit einer um 10 µm erhöhten Breitenballigkeit dargestellt.<br />

In diesem Beispiel liegt der höchste Breitenlastfaktor bei f ma<br />

(+)<br />

und f Hβ<br />

(+) und entspricht etwa 1,4. Die Berücksichtigung des resultierenden<br />

Breitenlastfaktors in der Festigkeitsberechnung führte zu<br />

46 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


10<br />

07 Der Eintritts- und Austrittsstoß<br />

08 Die Drehwegabweichung<br />

09 Die Kraftanregung<br />

10 Das Amplitudenspektrum<br />

einer um 45 % höheren Zahnfußsicherheit und einer um 20 %<br />

höheren Flankensicherheit.<br />

Eine wichtige, hier zu berücksichtigende Einschränkung bei<br />

der Herstellung ist die Herstellverschränkung. Wird die Breitenballigkeit<br />

bei Schrägstirnrädern durch Abwälzschleifen erzeugt,<br />

kann es durch die Schleifbewegung des Werkzeugs zu einer Verschränkung<br />

kommen. Findet keine Kompensation statt, kann<br />

eine höhere effektive Linienlast auftreten. In Bild 05 ist die<br />

Form der Breitenballigkeit mit Einfluss des fertigungsbedingten<br />

Twists dargestellt. Das Kompensieren der Verschränkung ist<br />

keine einfache Aufgabe, insbesondere mangels entsprechender<br />

Literatur. Es erfordert den Einsatz moderner Schleifmaschinen.


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

11 Die Kopf- und<br />

Fußrücknahme<br />

12 Die optimierte<br />

Eingriffslinie<br />

13 Die optimierte<br />

Drehwegabweichung<br />

11<br />

14 Die optimierte<br />

Kraftanregung<br />

12<br />

13<br />

14<br />

48 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


vorne<br />

1.13.0??.2XX 41×61mm<br />

1.13.0??.4XX 41 × 83 mm<br />

hinten<br />

ZAHNKONTAKTANALYSE UNTER LAST<br />

iStock © Wenjie Dong<br />

Das Ziel der Zahnkontaktanalyse unter Last (Loaded Tooth Contact Analysis,<br />

LTCA) ist es, den Zahneingriff unter Last auszuwerten. Für die Berechnung der<br />

Zahnverformung ist ein Zahnsteifigkeitsmodell erforderlich. Weber & Banaschek<br />

[3] stellen ein Analysemodell für die Zahnverformung vor, bei dem die<br />

Zahnradverformung in drei Hauptkomponenten unterteilt ist:<br />

n Radkörperdeformation<br />

n Zahnbiegeverformung<br />

n Hertz’sche Abplattung<br />

Basierend auf dieser Theorie kann ein analytisches Steifigkeits modell erstellt werden.<br />

Anschließend kann eine Zahnkontaktanalyse unter Last unter Berücksichtigung<br />

von Zahnverformung, Wellenversätzen, Herstellfehlern (z. B. Teilungsfehlern)<br />

und einer definierten Teillast für die Berechnung durchgeführt werden<br />

(Bild 06). Die Resultate der LTCA liefern wichtige Parameter für die Bestimmung<br />

der Geräuschanregung und deren Optimierung:<br />

n Drehwegabweichung<br />

n Amplitudenspektrum der Drehwegabweichung<br />

n Kraftanregung<br />

n Eingriffslinie unter Last<br />

Die Drehwegabweichung beschreibt die Abweichung des theoretischen Eingriffspunkts<br />

vom Eingriffspunkt unter Berücksichtigung der Zahnverformung. Insbesondere<br />

die Amplitude dieser Drehwegabweichung ist ein wertvoller Parameter<br />

für die Geräuschoptimierung. Die Fourier-Transformation liefert die Ordnungszahlen<br />

der Harmonischen und ermöglicht die Auswertung der Erreger frequenzen.<br />

Aus der Drehwegabweichung und der Eingriffsteifigkeit lässt sich die Kraftanregung<br />

[4] ableiten, die einen Vergleich der verschiedenen geometrischen<br />

Lösungen hinsichtlich der Schwingungserregung ermöglicht. Unter zusätzlicher<br />

Berücksichtigung der Drehwegabweichung lässt sich zudem die beste Variante<br />

mit reduzierter Geräuschentwicklung ermitteln. Darüber hinaus zeigt die<br />

Eingriffs linie unter Last die Änderung des Eingriffswinkels am Anfang und am<br />

Ende des Zahneingriffs. Dieses Phänomen wird weiter unten als „Eintritts- bzw.<br />

Austrittsstoß“ bezeichnet (Bild 07).<br />

Im Artikel-Teil 1 wurden zwei Beispiellösungen für das Feinaus legungsverfahren<br />

vorgestellt. In Bild 10 sind die Resultate einer Zahnkontaktanalyse unter Last dargestellt.<br />

Beide Lösungen weisen einen Eintrittsstoß am Anfang und einen Austrittsstoß<br />

am Ende des Zahneingriffs auf. Aufgrund einer höheren Überdeckung<br />

und einer höheren Steifigkeit sind die Amplituden der Drehwegabweichung und<br />

der Kraftanregung geringer bei der Lösung mit Hochverzahnung. Andererseits<br />

weist das Amplitudenspektrum beim Standardbezugsprofil geringere Ordnung der<br />

Harmonischen auf.<br />

PROFILKORREKTUREN<br />

fast forward solutions<br />

Modular<br />

Mechatronic<br />

Drive Solutions<br />

| Unzählige vordefi nierte<br />

Varianten<br />

| Lösungen wie<br />

maßgeschneidert<br />

Der letzte Schritt besteht in der Auslegung der Profilkorrekturen. In verschiedenen<br />

Bereichen, z. B. Geräuschanregung, Kontakttemperatur, Wirkungsgrad, Graufleckigkeit<br />

oder Fressen, lassen sich mit gut ausgelegten Profilkorrekturen Verbesserungen<br />

erzielen. In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf die Minderung<br />

der Geräuschanregung durch Verfolgung einer einfachen Strategie:<br />

1. Eintrittstöße am Anfang und Austrittsstöße am Ende des Zahneingriffs beseitigen.<br />

2. Die Amplitude der Drehwegabweichung minimieren.<br />

3. Harmonische der zweiten und höherer Ordnungen auf möglichst nahe null<br />

reduzieren.<br />

In ISO 21771 sind verschiedene Arten von Korrekturen definiert. Typischerweise<br />

wird eine Kopfrücknahme (Bild 11) an beiden Zahnrädern vorgenommen, um die<br />

Geräuschanregung der Zahnräder zu reduzieren. Der Betrag der Kopfrücknahme<br />

Cαa wird so angepasst, dass Eintritts- und Austrittsstöße beseitigt werden. Außerdem<br />

wird die Wälzlänge der Kopfrücknahme so gewählt, dass die Drehwegabweichung<br />

minimiert wird.<br />

In Bild 12 ist die Eingriffslinie unter Last mit beseitigten Eintritts- und Austrittsstößen<br />

bei Anwendung einer Kopfrücknahme von Cαa = 22 µm im Beispiel mit<br />

einem Standardbezugsprofil und Cαa = 15 µm im Beispiel mit Hochverzahnung<br />

dargestellt.<br />

Die Amplitude der Drehwegabweichung (Bild 13) wurde in beiden Fällen reduziert.<br />

Die geringsten Geräuschpegel sind bei dem Beispiel mit Hoch verzahnung zu<br />

erwarten: Der Verlauf der Kurve für die Drehwegabweichung ist flacher und hat<br />

eine kleinere Amplitude. Erklären lässt sich dies durch die höhere Überdeckung<br />

Modulares System:<br />

| DC Motoren<br />

| Getriebe<br />

| Bremsen<br />

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KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

15<br />

16<br />

15 Optimiertes<br />

Amplitudenspektrum<br />

16 Profildiagramme,<br />

Profil C (links), Hochverzahnung<br />

(rechts)<br />

und die nahezu konstante Steifigkeit der Hoch verzahnung. Dieselben<br />

Effekte lassen sich bei der Kraftanregung beobachten (Bild 14).<br />

Trotz Beibehaltung des Durchschnittswerts der Kraftanregung bei<br />

beiden Varianten kommt es zu einer Verringerung der Amplitudenwerte.<br />

In Bild 15 ist ein weiterer Vorteil der Anwendung einer Kopfrücknahme<br />

dargestellt: Die Harmonischen zweiter und höherer<br />

Ordnungen wurden insbe sondere im Beispiel mit der Hochverzahnung<br />

reduziert. Die Form eines Signals mit nur einer dominanten<br />

Harmonischen ähnelt der einer Sinus-/Cosinuswelle. Sind hinge-<br />

Teil 1 der Serie können Sie unter folgendem Link lesen:<br />

https://bit.ly/2YQmLZY<br />

gen viele Ordnungen von Harmonischen dominant, weist das Signal<br />

eher die Form einer Rechteckfunktion auf, was ungünstig ist.<br />

In Bild 16 sind die Profildiagramme beider Varianten dargestellt.<br />

Bei Herstellung durch Abwälzschleifen wird i. d. R. eine Abrichtscheibe<br />

verwendet, um die Schleifschnecke zu bearbeiten, mit<br />

deren Hilfe später die Korrekturen durchgeführt werden. Wenn sich<br />

die Korrekturen mithilfe der verfügbaren Schleif-/Abrichtwerkzeuge<br />

durchführen lassen, ermöglicht die Auswertung Einsparungen von<br />

Kosten und Zeit. In manchen Fällen werden die Korrekturen direkt<br />

in die Form des Abwälzfräsers integriert.<br />

Zahnräder werden i. d. R. mit einer Schleifzugabe hergestellt, die<br />

im Rahmen des Schleifprozesses entfernt wird, um den Anforderungen<br />

an die Dimensionen gerecht zu werden. Durch die Entscheidung<br />

für ein Wärmebehandlungsverfahren, dem das Zahnrad<br />

50 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


KIT ENCODER<br />

unterzogen wird, legt man grundsätzlich<br />

die Schleif zugabe für den Bearbeitungsprozess<br />

fest [5]. Durch Auswahl<br />

einer Wärme behandlung mit geringerem<br />

Verzug lässt sich die Schleifzugabe<br />

redu zieren, um den Aufwand für<br />

die Bearbeitung gehärteter Oberflächen<br />

zu minimieren und die Gesamtkosten<br />

der Herstellung zu verringern.<br />

Folglich ist die Umsetzung von Korrekturen<br />

mit dem Wärmebehandlungs-<br />

und Bear beitungsprozess verknüpft<br />

und sollte beim Konstruktionsprozess<br />

Berück sichtigung finden.<br />

DIE BEWERTUNG<br />

Das Verfahren für die Auslegung von<br />

Stirnrädern lässt sich in drei Hauptschritte<br />

unterteilen: Grobauslegung,<br />

Feinauslegung und Korrekturauslegung.<br />

Im Rahmen der Grobauslegung<br />

werden Dimensionen des Getriebes<br />

wie Achsabstand und Zahnbreite definiert.<br />

Sind die resultierenden Getriebedimensionen<br />

zu groß, lassen sich<br />

mit einem höherwertigen Werkstoff<br />

oder durch eine Wärmebehandlung<br />

bessere Resultate erzielen.<br />

Im nächsten Schritt wird die Makrogeometrie<br />

der Zahnräder definiert.<br />

Parameter wie Normalmodul, Eingriffswinkel,<br />

Schrägungswinkel und<br />

Bezugsprofil werden optimiert, um<br />

verschiedenen Konstruktionskriterien<br />

gerecht zu werden. Die Aufstellung<br />

einer Liste mit verfügbaren Fräsern<br />

kann dabei helfen, die Herstellkosten<br />

zu optimieren. Alternativ kann ein<br />

nicht standardisiertes Bezugsprofil<br />

verwendet werden, um bestimmte<br />

Eigenschaften wie eine höhere Eingriffssteifigkeit<br />

oder eine höhere Überdeckung<br />

zu erzielen.<br />

Im letzten Schritt wird die Mikrogeometrie<br />

der Zahnräder definiert. Es<br />

wurde gezeigt, dass sich die Drehmomentkapazität<br />

eines Getriebes durch<br />

Umsetzung gut konstruierter Flankenlinienkorrekturen<br />

deutlich erhöhen<br />

lässt. Eine Verschränkung infolge des<br />

Herstellverfahrens kann das Potenzial<br />

für Optimierungen begrenzen. Eine<br />

Zahnkontaktanalyse unter Last ermöglicht<br />

die Quantifizierung von Geräusch<br />

parametern wie der Eingriffslinie<br />

unter Last einschließlich Eintritts-<br />

und Aus trittsstößen, Amplitude<br />

des Drehweg fehlers, Kraftanregung<br />

und Harmonische. Anschließend werden<br />

Profilkorrekturen angewandt, um<br />

die vorstehenden Para meter zu verbessern<br />

und die Ursachen für Schwingungen<br />

zu mindern.<br />

Fotos: Kisssoft AG<br />

www.kisssoft.ag<br />

Literaturverzeichnis:<br />

[1] ISO 6336, Tragfähigkeitsberechnung von<br />

gerad- und schrägverzahnten Stirnrädern, Teile<br />

1, 2, 3 und 6, 2006<br />

[2] ISO TS 16281, Wälzlager – Dynamische<br />

Tragzahlen und nominelle Lebensdauer-Berechnung<br />

der modifizierten nominellen Referenz-Lebensdauer<br />

für Wälzlager, 2008<br />

[3] Weber C., Banaschek K.: FVA-Bericht 129 und<br />

134, Elastische Formänderung der Zähne und<br />

der anschliessenden Teile der Radkörper von<br />

Zahnradgetrieben, FVA 1955<br />

[4] FVA-Bericht Nr. 487, 2011<br />

[5] Nicholas Bugliarello, Biji George, Don Giessel,<br />

Dan McCurdy, Ron Perkins, Steve Richardson &<br />

Craig Zimmerman: Heat Treat Processes for<br />

Gears, Gear Solutions, Juli 2010<br />

DIE IDEE<br />

„Zur Nachrechnung von Stirnrädern<br />

gibt es diverse Normen wie ISO, DIN,<br />

VDI, AGMA usw. In den Normen ist<br />

jedoch nicht enthalten, wie eine<br />

Verzahnung ausgelegt werden soll. Es<br />

fehlte bisher also eine technische<br />

Anleitung, welche die einzelnen<br />

Schritte zur Stirnradauslegung<br />

durchläuft und dabei die aktuellen<br />

technologischen Herausforderungen<br />

mitberücksichtigt. Die vorliegenden<br />

Ausführungen bieten dem Ingenieur<br />

einen Vorschlag, wie eine solche<br />

Auslegung in der Praxis durchgeführt<br />

werden kann.“<br />

Ilja Tsikur, Vertriebsingenieur,<br />

Kisssoft AG<br />

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SPECIAL<br />

SMARTE ANTRIEBE<br />

Michael Burgert ist Produktmanager Brushless DC Motors<br />

bei der Dunkermotoren GmbH in Bonndorf<br />

52 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE<br />

ANSTEUERUNG VON SERVOMOTOREN<br />

AUF BEFEHL<br />

In intelligenten Servomotoren nehmen<br />

Mikrokontroller Messwerte von Sensoren auf.<br />

Ununterbrochen berechnen sie zum Beispiel<br />

daraus wie die Motorwicklung im jeweils<br />

nächsten Schritt mit Energie versorgt werden<br />

muss oder ob ein Algorithmus einen kritischen<br />

Wert ergibt. Die Motorkunden wollen sich weder<br />

mit Messwerten noch mit komplexen<br />

Algorithmen auseinandersetzen. Sie erwarten,<br />

dass sich der Motor dann dreht und Leistung<br />

abgibt, wenn es die Maschine, in welcher der<br />

Motor eingebaut ist, erfordert. Aber welche<br />

Methoden sind vorhanden, um dem Motor<br />

Befehle zu erteilen und ihn anzusteuern?<br />

Anwender fordern einfach bedienbare Komponenten.<br />

Doch wie können die Anwender dem Motor möglichst<br />

einfach mitteilen, was er zu tun hat? Zwei grundlegend<br />

unterschiedliche Methoden haben sich hier herausgebildet,<br />

die beide sehr stark nachgefragt werden: „Stand-alone“-<br />

Betrieb und Bus-Betrieb.<br />

FÜR DEN STAND-ALONE-BETRIEB<br />

PARAMETRIERT<br />

Motoren, die für den Stand-alone-Betrieb vorgesehen sind, werden<br />

für eine bestimmte Aufgabe eingerichtet und führen diese dauerhaft<br />

selbstständig aus. Dafür gibt es viele praktische Beispiele:<br />

n Ein Antriebsmotor für ein Fließband wird mit zwei unterschiedlichen<br />

Festdrehzahlen parametriert, eine für den Servicebetrieb<br />

und eine für den Dauerbetrieb. Der Motor wird eingebaut, die<br />

gewünschte Festdrehzahl und die Drehrichtung werden per<br />

digitalem Eingang ausgewählt.<br />

n Ein Spannmotor in einer Umreifungsmaschine wird in den<br />

Stromregelmodus versetzt und für die hohe Dynamik optimiert.<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 53


SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE<br />

01<br />

Danach stellt der Bediener die Zugkraft per analogem Eingang<br />

über ein Potentiometer stufenlos ein und startet den Spannvorgang<br />

per digitalem Eingang.<br />

n Oft führen intelligente Servomotoren auch komplexere Standalone-Aufgaben<br />

aus, z. B. können sie während Fahrbewegungen<br />

selbstständig Hindernisse erkennen, Korrekturbewegungen ausführen<br />

und unerwartete Betriebszustände anzeigen.<br />

In jedem dieser Fälle wird der Motor für eine bestimmte Anwendung<br />

vorbereitet und führt Aufgaben in Abhängigkeit von Vorgaben<br />

über digitale und analoge Eingänge aus. Betriebszustände gibt der<br />

Motor über digitale Ausgänge aus, weswegen dieser Betrieb auch<br />

IO-Betrieb (engl.: input/output) genannt wird. Motoren im IO-<br />

Modus sind sehr beliebt, weil sie sehr viele Anwendungsbereiche<br />

abdecken. Gleichzeitig ist während des Betriebes keine übergeordnete<br />

Steuerung notwendig.<br />

SYNCHRONISIERTE BEWEGUNGSABLÄUFE<br />

MITTELS BUS-BETRIEB<br />

02<br />

Doch auch für den Bus-Betrieb gibt es eine Vielzahl von Argumenten.<br />

Wenn Bewegungsabläufe synchronisiert werden müssen oder<br />

ein einzelner Motor immer neue Bewegungsprofile ausführen<br />

muss, schickt eine übergeordnete Steuerung Fahrbefehle per Bus<br />

an den jeweiligen Motor. Gleichzeitig gibt der Motor auch Statusinformationen<br />

an die Steuerung zurück, z. B. Positions-, Strom oder<br />

Temperaturinformationen. Statusinformationen sind bei manchen<br />

Anwendungen sogar wichtiger als die Fahrbefehle. Nehmen wir die<br />

Fließbandanwendung. In vielen Fällen genügt es, dass der Motor<br />

im Fehlerfall einen digitalen Ausgang setzt. Eine Lampe geht an.<br />

Der Instandhalter korrigiert den Fehler.<br />

Der Motor generiert aber deutlich mehr Informationen, die erst<br />

durch eine Bus-Verbindung nach außen transportiert, dort analysiert<br />

werden und einen Mehrwert erzeugen. Mit seinen Sensoren<br />

kann der Motor feststellen, ob das Fließband mehr Energie benötigt,<br />

als direkt nach der Inbetriebnahme. Dies kann ein Hinweis auf<br />

Verschleiß im Band sein. Über den Verlauf des Energieverbrauchs<br />

können Rückschlüsse zur Nutzung des Bandes gezogen werden:<br />

Wird das Band zyklisch/azyklisch benutzt, welche Anzahl Güter<br />

wird transportiert, wird das Band oft unzulässig überladen oder<br />

läuft das Band ständig in Unterlast?<br />

01 Intelligenter Servomotor BG 95 dPro<br />

02 Intelligente Servomotoren können<br />

unterschiedlich angesteuert werden<br />

03 Intuitive Softwaretools erleichtern die<br />

Inbetriebnahme<br />

03<br />

BEIDE METHODEN AUF EINER PLATTFORM<br />

VEREINT<br />

Im Stand-alone- oder im Bus-Betrieb bieten sich viele Möglichkeiten.<br />

Die schier unendliche Vielzahl von möglichen Anwendungen<br />

macht es essenziell, dass die Motoren sehr flexibel sind. Es muss<br />

aber auch unkomplizierte Wege geben, die Motoren einzurichten<br />

und in Betrieb zu nehmen.<br />

Die große Herausforderung bei Dunkermotoren, einem Hersteller<br />

intelligenter Servomotoren, war es, Motoren und Inbetriebnahmetools<br />

für beide Betriebsarten, sowohl den Bus- als auch den<br />

Stand-alone-Betrieb auf einer Plattform zu vereinen. Bei der entwickelten<br />

Motor-Control-Plattform standen die Flexibilität und die<br />

unkomplizierte Inbetriebnahme im Vordergrund.<br />

So hatte sich in der Vergangenheit gezeigt, dass viele Anwender<br />

Sonderfunktionen im Stand-alone-Betrieb wünschen. Beispielsweise<br />

ein Alarm bei einem Schleppfehler, einen „Boost“-Eingang<br />

für kurzzeitige, extreme Überlast oder die Wahl zwischen Drehzahl-,<br />

Stromregel- und Positionierbetrieb im Stand-alone-Betrieb.<br />

Diese mussten i. d. R. als Sonderfirmware oder als Ablaufprogramm<br />

(Motion Programm) von Dunkermotoren realisiert werden. Wertvolle<br />

Projektzeit ging dabei verloren.<br />

Mit der Motor Control-Plattform ist bereits der Standard sehr flexibel<br />

gestaltet: Anwender können im IO-Modus den digitalen<br />

54 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


Eingängen und Ausgängen beliebig<br />

Funk tionen zuordnen. Sonderprogrammierungen<br />

entfallen in den meisten Fällen.<br />

Ideen der Anwender können schnell<br />

umgesetzt werden, Änderungen erfordern<br />

kein aufwändiges Umprogrammieren<br />

mehr, es müssen lediglich Parameter<br />

angepasst werden. Auch komplexe<br />

Aufgaben sind einfach mit der Motor<br />

Control-Plattform realisierbar: Ablaufprogramme,<br />

so genannte „MotionApps“<br />

werden in der weit verbreiteten Sprache<br />

„C“ geschrieben und laufen dann Standalone<br />

auf einem gewünschten Motor. Im<br />

einfachsten Fall wird damit z. B. ein<br />

Zyklen-Zähler programmiert. Die Motion-<br />

App erhöht nach jedem Positionierzyklus<br />

einen Wert, der dann jederzeit,<br />

ausgelesen werden kann. Grenzen nach<br />

oben gibt es keine. Ganze Verpackungsmaschinen,<br />

elektronische Pressen oder<br />

Pick-&-Place-Stationen können auf<br />

überge ordnete Steuerungen verzichten,<br />

wenn die Abläufe dezentral in Motoren<br />

mit Motion Apps programmiert wurden.<br />

Im Bus-Betrieb spielt der Motor ganz<br />

andere Stärken aus: Hier kommt es<br />

da rauf an, dass der Motor möglichst<br />

schnell die Befehle ausführt, die ihm die<br />

übergeordnete Steuerung aufgetragen<br />

hat und möglichst detailliert seinen<br />

Betriebszustand kommuniziert. Inzwischen<br />

gibt es dafür mehr als 600 verschiedene<br />

Motion-Parameter. Diese Vielzahl<br />

an Parametern sorgt für einen<br />

extrem flexiblen Einsatz des Motors.<br />

Es geht aber auch einfach. Möchte ein<br />

Anwender dem Motor über den Bus<br />

lediglich Start- und Stopp-Befehle senden,<br />

stehen dafür Quickstart-Befehle zur<br />

Verfügung: Drehzahl setzen, Startbefehl<br />

senden, Motor läuft. Aktuell kommunizieren<br />

Dunkermotoren über die Bussysteme<br />

CANopen, EtherCAT, Profibus,<br />

Profinet und über die eher einfache<br />

RS485-Schnittstelle.<br />

FLEXIBLE INBETRIEBNAHME-<br />

SOFTWARE<br />

Einfach zu bedienen und flexibel sind<br />

die Motoren damit einerseits. Andererseits<br />

musste dies auch für die Inbetriebnahmesoftware<br />

gelten. Für die Entwicklung<br />

des Software-Tools war Voraussetzung,<br />

dass Benutzer sowohl mit wenigen<br />

Klicks die wichtigsten Parameter setzen<br />

können, als auch die über 600 Parameter<br />

bei Bedarf einfach auszulesen und zu<br />

verändern. Entsprechend hat das Tool,<br />

Drive Assistant 5, viele grafische<br />

Elemente erhalten, die es erlauben, intuitiv<br />

Parameter zu verändern. Darüber<br />

hinaus kann der Benutzer mit ausklappbaren<br />

Bedienelementen Schritt für<br />

Schritt mehr Details anzeigen lassen<br />

und bearbeiten.<br />

Für die Inbetriebnahme von Motoren<br />

durften keine Wünsche offenbleiben.<br />

Somit hat das Tool eine erweiterte Oszilloskopfunktion<br />

erhalten, umfangreiche<br />

Tuning-Möglichkeiten und eine Skript-<br />

Funktion, die realitätsnah Betriebsfunktionen<br />

nachbildet. Motoren mit sämtlichen<br />

oben genannten Bussystemen<br />

können damit zukünftig in Betrieb<br />

genommen werden.<br />

Sowohl für den Stand-alone- als auch<br />

für den Bus-Betrieb stellt Drive Assistant<br />

5 ein Inbetriebnahmetool dar, dass<br />

es dem Benutzer erlaubt, die Funktionen<br />

der intelligenten Servomotoren möglichst<br />

effektiv zu nutzen. Und das, ohne<br />

dass sich der Anwender mit internen<br />

Messwerten oder mit komplexen Algorithmen<br />

auseinandersetzen muss.<br />

Fotos: Dunkermotoren GmbH<br />

www.dunkermotoren.de<br />

DIE IDEE<br />

„Durch eine integrierte Steuerungselektronik<br />

können moderne smarte<br />

Elektromotoren neben einfacher<br />

Strom-, Drehzahl- und Positionierregelung<br />

auch komplexe Fahrprofile<br />

ausführen. Nutzer dieser Motoren<br />

wollen aber alles andere als komplexe<br />

Systeme programmieren. Deshalb<br />

müssen smarte Elektromotoren im<br />

Bus-Betrieb viele Sprachen sprechen,<br />

um Befehle von Steuerungen<br />

auszuführen. Zum anderen müssen<br />

bedienerfreundliche Tools zur<br />

Verfügung stehen, die helfen,<br />

Motoren für den Stand-alone-Betrieb<br />

einzurichten.“<br />

Michael Burgert, Produktmanager<br />

Brushless DC Motors,<br />

Dunkermotoren GmbH<br />

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BEREIT FÜR INDUSTRIE 4.0<br />

SMARTE GETRIEBE FÜR DIE<br />

DIGITALISIERTE ANTRIEBSTECHNIK<br />

Im Rahmen der Hannover Messe <strong>2019</strong> hat<br />

Wittenstein Alpha als wohl erster Komponentenhersteller<br />

serienmäßig verfügbare, smarte<br />

Getriebe vorgestellt. Sie verfügen über ein<br />

integriertes Sensormodul mit IO-Link-Schnittstelle<br />

und bieten so volle Industrie-4.0-Konnektivität.<br />

Sie sind in der Lage, Größen wie Temperatur,<br />

Vibrationen, Betriebsdauer oder Einbaulage<br />

direkt im Getriebe zu erfassen, zu speichern,<br />

auszugeben sowie in integrierten Logikfunktionen<br />

zu verarbeiten. Nicht nur für das Condition<br />

Monitoring ergeben sich hieraus völlig neue<br />

Perspektiven.<br />

Michael Herkert ist Produktmanager bei der<br />

Wittenstein Alpha GmbH in Igersheim<br />

Mechatronische Antriebssysteme mit sensorischer, dezentraler<br />

Intelligenz, die Informationen eigenständig<br />

erfassen, logisch auswerten, intern speichern und<br />

über standardisierte Schnittstellen und Protokolle<br />

kommunizieren können, sind eine wesentliche Voraussetzung für<br />

die Umsetzung des Industrial Internet of Things (IIoT). Wittenstein<br />

bündelt die Gesamtheit dieser smarten Ausstattungsmerkmale<br />

und Funktionalitäten mit der ergänzenden Bezeichnung „cynapse“ –<br />

und öffnet dadurch der bislang rein mechanischen Komponente<br />

„Getriebe“ das Tor in die digitale Antriebswelt.<br />

IIOT-KONNEKTIVITÄT INDUSTRIEGERECHT<br />

INTEGRIERT<br />

Die Alpha Premium Line ist die erste Getriebebaureihe von<br />

Wittenstein mit „cynapse“-Funktionalität. Physisch umgesetzt wird<br />

diese durch ein kompaktes Modul mit einem Temperatursensor,<br />

einem 3-Achs-Beschleunigungssensor, einem Mikrocontroller<br />

sowie einer IO-Link-Schnittstelle. Das Modul ist formschlüssig,<br />

elegant und industriegerecht in das Getriebe integriert – d. h. kein<br />

außen aufgestecktes Bauteil und kein Risiko von Beschädigungen<br />

im eingebauten Zustand. Dadurch gibt es auch äußerlich keinen für<br />

die Maschinenintegration relevanten Unterschied zwischen den<br />

Alpha Premium Line-Getrieben mit und ohne „cynapse“ – existierende<br />

Konstruktionslösungen können unverändert bestehen<br />

bleiben, da die Getriebe in der Bauform, in der Größe und in der<br />

Kontur identisch sind.<br />

TRANSPARENZ BIS ZUM ABTRIEB<br />

Konnten Getriebe bislang nicht kommunizieren, haben sie jetzt<br />

erstmals „etwas zu sagen“. Die smarten Getriebe mit „cynapse“ können<br />

Einflussgrößen aus dem Prozess sowie dem Einsatzumfeld<br />

identifizieren, messen, an die Maschinensteuerung senden sowie<br />

56 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE<br />

01 Das Modul ist formschlüssig in das Getriebe integriert,<br />

dadurch können existierende Konstruktionslösungen unver ändert<br />

bestehen bleiben<br />

mit Applikationen auf IIoT-Plattformen austauschen. Dynamische<br />

Produktinformationen wie Lebens- und Betriebszeit, Temperatur,<br />

Beschleunigung, Vibrationen oder Einbaulage liefern Einblicke in<br />

den aktuellen Betriebsstatus und gewährleisten eine durchgängige<br />

Transparenz im Antriebsstrang bis zum Abtrieb des Getriebes.<br />

Möglicherweise problematische Zustandsdaten wie bspw. eine<br />

falsche Einbaulage oder unzulässige Temperaturen können<br />

dadurch frühzeitig erkannt und behoben werden, bevor es zu<br />

einem Schadensfall kommt. Darüber hinaus speichern und kommunizieren<br />

die smarten Getriebe auch statische Informationen der<br />

Produkt identität, z. B. die Seriennummer. Dies hilft im Servicefall,<br />

wenn nach vielen Jahren Betriebszeit ein außen aufgebrachtes Typenschild<br />

nicht mehr lesbar oder nicht mehr vorhanden sein sollte.<br />

DEZENTRALE LOGIK ÜBERNIMMT<br />

ÜBERWACHUNGSFUNKTIONEN<br />

Einen wichtigen Teil der „cynapse“-Intelligenz bilden die integrierten<br />

Logikfunktionen. Sie ermöglichen es den smarten Getrieben, in<br />

Eigenregie intelligente Überwachungsaufgaben auszuführen und<br />

bspw. Ereignisse zu zählen, zu interpretieren oder definierte<br />

Schwellwerte zu überwachen. Sind Vibrationen im Rahmen des<br />

Prozesses noch zulässig, oder lässt eine Überschreitung des Grenzwertes<br />

auf Probleme im Antriebsstrang oder der Applikationen<br />

schließen? Ist eine Erwärmung über eine bestimmte Temperatur<br />

hinaus tolerierbar, oder muss sie bspw. in Lebensmittel verarbeitenden<br />

Prozessen auf jeden Fall vermieden werden? Darf ein<br />

Schneckengetriebe in der aktuellen Einbaulage betrieben werden,<br />

oder ist die eingefüllte Ölmenge zu gering, um eine ausreichende<br />

Schmierung zu gewährleisten? Solche und ähnliche Fragen können<br />

smarte Getriebe eigenständig beantworten, in dem sie die sensorischen<br />

Informationen intern auswerten, die Ergebnisse melden<br />

und bspw. das Anlaufen eines falsch eingebauten Getriebes verhindern<br />

oder eine Wartung anfordern. Mögliche Ausfallursachen<br />

wie Überhitzungen, Überlastbetrieb, Lagerschäden oder Einbaufehler<br />

lassen sich so im Rahmen einer zustandsorientieren, vorbeugenden<br />

Instandhaltung zuverlässig erkennen. Dies gewährleistet<br />

eine verbesserte Verfügbarkeit des Antriebsstranges, trägt entscheidend<br />

zur optimalen Verfügbarkeit und Produktivität der Maschine<br />

bei und vermeidet zuverlässig mögliche Folgeschäden im Antriebsstrang<br />

oder in der Maschine. Darüber hinaus sind die Daten auch<br />

zur Lebenszyklusanalyse des Getriebes nutzbar – das smarte<br />

Getriebe legt sie hierfür per Datenlogger im internen Eventspeicher<br />

ab und erstellt zudem eine jederzeit abruf- und auswertbare<br />

Ereignis-Historie.<br />

REDUNDANZ UND PLAUSIBILITÄT BEI DER<br />

ÜBERWACHUNG KOMPLETTER SERVOANTRIEBE<br />

Die Prozessdaten kommen bei Getrieben mit „cynapse“ zum ersten<br />

Mal direkt aus dem Getriebe und werden unmittelbar vom Getriebe<br />

selbst erfasst – und nicht von zusätzlicher externer Sensorik oder<br />

dem Gebersystem im elektrischen Antrieb. Im Zusammenspiel mit<br />

Blue Range<br />

gegen Bakterien<br />

Paradox:<br />

Ausgerechnet die Reinigung von Lebensmittelmaschinen<br />

verbreitet Bakterien im ganzen<br />

Betrieb. Anders mit der „Blue Range“ von SKF:<br />

Dank ihrer extrem glatten Oberfläche bietet<br />

die extrem dichte Kugellagereinheit den<br />

meisten Keimen keinerlei Nistplatz.<br />

So sorgt das hygienische Design der blauen SKF<br />

Food Line-Lager für mehr Sauberkeit und<br />

Sicherheit – bei geringerem Wartungsaufwand<br />

und weniger Wasserverbrauch.<br />

® SKF ist eine eingetragene Marke der SKF Gruppe | © SKF Gruppe <strong>2019</strong>


SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE<br />

02 Smarte Getriebe verfügen über ein<br />

integriertes Sensormodul mit IO-Link-Schnittstelle<br />

und sind so in der Lage, Größen wie Temperatur,<br />

Vibrationen, Betriebsdauer oder Einbaulage direkt<br />

im Getriebe zu erfassen, zu speichern, auszugeben<br />

sowie in integrierten Logikfunktionen zu<br />

verarbeiten<br />

digitalen Motorfeedback-Systemen eröffnet die Sensorik im Getriebe<br />

neue interessante Möglichkeiten. So werden grundsätzlich durch<br />

die gleichzeitige Datenerfassung im Motor und im intelligenten<br />

Getriebe redundante Überwachungen möglich. Weichen bspw. die<br />

Temperaturwerte des Getriebes signifikant von denen im Motor ab,<br />

kann dies ein Hinweis auf die Überlastung des Motors sein – die sich<br />

eventuell auf eine falsche Auslegung zurückführen lässt. Verändern<br />

sich während der Betriebsdauer miteinander korrelierende Daten<br />

des Getriebes und des Motors, zeigt dies unter Umständen funktionsrelevante<br />

Veränderungen in einer der beiden Komponenten.<br />

Solche und andere Plausibilitätsbetrachtungen können die Transparenz<br />

im Servoantrieb – und damit dessen Verfügbarkeit – weiter<br />

verbessern.<br />

LEADER IN „CYBERTRONICS“<br />

Mechanische Standardkomponenten werden smart – Wittenstein<br />

setzt konsequent auf die Digitalisierung der eigenen Produktwelt.<br />

Dies beweisen u. a. das sensorisierte Galaxie Antriebssystem, die<br />

Servoantriebslösung iTAS mit Webserver für fahrerlose Transportfahrzeuge<br />

und ein smartes Antriebssystem, das das Unternehmen<br />

für den Einsatz in Schwerlast-Abschaltschraubern entwickelt und<br />

umgesetzt hat. Die neuen Getriebe von Wittenstein mit „cynapse“-<br />

Funktionalität sind ein weiterer Meilenstein auf dem Weg in die<br />

digitale Zukunft der Antriebstechnik und im Maschinenbau. Auch<br />

die künftigen Antriebslösungen des Unternehmens werden smarte<br />

Eigenschaften besitzen. Zusätzlich wird das gesamte Portfolio der<br />

intelligenten Antriebstechnik für das Internet der Dinge und die<br />

Cloud um geeignete digitale Services ergänzt. Das Unternehmen<br />

selbst wird sich dadurch vom Antriebshersteller und Mechatronikkonzern<br />

zum Leader in „Cybertronics“ wandeln.<br />

Fotos: Wittenstein Alpha GmbH<br />

www.wittenstein.de<br />

DIE IDEE<br />

„Smarte Getriebe mit voller Industrie-<br />

4.0-Konnektivität, die Einflussgrößen<br />

aus dem Prozess sowie dem Einsatzumfeld<br />

identifizieren, die dynamische<br />

Produktinformationen wie Lebensund<br />

Betriebszeit, Temperatur,<br />

Beschleunigung, Vibrationen oder<br />

Einbaulage bereitstellen und die über<br />

integrierte Logikfunktionen verfügen,<br />

sind in der Lage, die Performance und<br />

Verfügbarkeit von Antriebssträngen<br />

wesentlich zu verbessern.“<br />

Michael Herkert, Produktmanager,<br />

Wittenstein Alpha GmbH<br />

58 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


INDUSTRIEGETRIEBE ZUGESCHNITTEN AUF<br />

BANDFÖRDERANLAGEN<br />

Nord erweitert die Industriegetriebe-Familie<br />

Maxxdrive<br />

mit der Serie Maxxdrive XT für<br />

Bandförderanlagen. Diese<br />

fügt sich ein in das Baukastensystem<br />

für Anwendungen mit<br />

hohen thermischen Grenzleistungen<br />

und ergänzt die<br />

Baureihe durch ein zweistufiges<br />

Kegelstirnradgetriebe. Der Leistungs- und Drehzahlbereich<br />

wurde auf Branchen abgestimmt, in denen geringe Übersetzungen<br />

bei hohen Leistungen gefragt sind, z. B. in der Schüttgut- und<br />

Mineralienindustrie. Die Getriebe sind widerstandsfähig gegen<br />

Verschmutzung und für den rauen Betrieb geeignet. Dazu<br />

kommen sie ohne eine externe Kühlung aus. Sie sind mit einem<br />

stark verrippten Block-Gehäuse und einem integrierten Axiallüfter<br />

ausgerüstet. Durch die vergrößerte Oberfläche und die<br />

Luftführungshauben wird die Luftkühlströmung optimiert. Die<br />

Abtriebsdrehmomente liegen zwischen 15 und 75 kNm bei<br />

einem Übersetzungsbereich von 6,3 bis 22,4. Es gibt sieben<br />

Baugrößen für Leistungen von 50 bis 1 500 kW.<br />

www.nord.com<br />

PLANETENGETRIEBE MIT HOHEM DREHMOMENT<br />

KIMO.indd 1 18.04.2017 14:40:18<br />

Für Anwendungen, die ein hohes<br />

Drehmoment erfordern, bietet Nanotec<br />

High-Torque-Planetengetriebe in den<br />

zwei Größen GP42 und GP56 an. Beide<br />

werden in ein- und zweistufigen<br />

Varianten angeboten, ihr Nennmoment<br />

liegt zwischen 1,8 und 23,5 Nm. Das<br />

maximale Getriebespiel beträgt 0,95 °.<br />

Durch eine simulationsgestützte Verzahnungsauslegung wurden<br />

Verzahnung, Materialien und Härtungsverfahren optimiert. Ihr<br />

modularer Aufbau ermöglicht eine einfache Anpassung.<br />

www.nanotec.de<br />

SPIELREDUZIERTE GETRIEBE FÜR DIE INTRALOGISTIK<br />

Die Antriebe ECI von Ebm-Papst können werksseitig mit spielarmen Planetengetrieben der Baureihe PE<br />

kombiniert werden. In den Getrieben kommen einsatzgehärtete, geschliffene und nadelgelagerte<br />

Hohl-, Planeten- und Sonnenräder zum Einsatz. Mit einer speziellen Oberflächenbehandlung wird eine<br />

erhöhte Übertragungsgüte erreicht, was z. B. in der Intralogistik wichtig ist. Durch eine hohe Zahnflankengüte<br />

und eine Lebensdauer-Fettschmierung arbeiten die Getriebe geräuscharm und mit einem<br />

hohen Wirkungsgrad. Durch die robuste Konstruktion und die Verzahnungsgeometrie haben die<br />

Getriebe ein geringes Verdrehspiel und eine hohe Verdrehsteifigkeit. Dank eines integrierten axialen<br />

Längenausgleichs wird die thermisch bedingte Längenausdehnung der Motorzapfenwelle kompensiert.<br />

Durch einen Viton-Wellendichtring wird Schutzklasse IP64 erreicht. Die ECI-Motoren sind Gleichstrommotoren<br />

in elektronisch kommutierter Ausführung mit Nennabgabeleistungen von 50 bis 750 W.<br />

www.ebmpapst.com<br />

PRECISION GEARS<br />

Seit 50 Jahren führend in hochpräzisen Verzahnungen<br />

Zahnräder und verzahnte Wellen 100 – 2.000 mm<br />

Alle Fertigungsschritte im Haus<br />

28.000 m² Produktionsfläche<br />

Eigene Härterei<br />

ZWP Zahnradwerk Pritzwalk GmbH<br />

Freyensteiner Chaussee 15<br />

www.zahnradwerk.com<br />

D-16928 Pritzwalk


SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE<br />

DIGITALISIERTE AUTOMATION<br />

DER RICHTIGE DREH<br />

Intelligente Sensoren im Feld sind eine<br />

wesentliche Voraussetzung für die digitale<br />

Transformation von Prozessen, wie sie in der<br />

Fabrik- und Logistikautomation in<br />

zunehmendem Maß umgesetzt wird. Echte<br />

Mehrwerte können hier smarte IIoT-Encoder<br />

(Industrial Internet of Things) wie der AHS36<br />

IO-Link Advanced und der AHM36 IO-Link<br />

Advanced von Sick liefern.<br />

Beide rotativen Advanced-Encoder sind als intelligente Feldgeräte<br />

auf die zukunftssichere Integration in smarte IIoT-<br />

Strukturen ausgelegt. Das Messen von Positionen und<br />

Geschwindigkeiten wird ergänzt um die Erfassung und<br />

Kommunikation umfangreicher Diagnose-Daten bspw. für das<br />

Condition Monitoring. Neu sind auch das Parametrieren und Überwachen<br />

unterschiedlicher, applikationsrelevanter Grenzwerte<br />

direkt im Encoder – einschließlich der Meldung von Unter- oder<br />

Überschreitungen. Hierauf aufbauend sind der AHS36 IO-Link<br />

Advanced und der AHM36 IO-Link Advanced in der Lage, dezentrale<br />

Entscheidungen zu treffen und autark auszuführen – d. h. „ohne<br />

Rücksprache“ mit dem Automatisierungssystem einer Maschine.<br />

Diese Smart Tasks können die Kommunikationslast in den Ethernet-<br />

und Feldbusnetzwerken, in welche die IO-Link-Encoder integriert<br />

sind, wesentlich reduzieren und das Antwortzeitverhalten verbessern.<br />

Zudem lassen sich über die direkte Kommunikation von IO-Link-<br />

Geräten im Feld Prozesse und deren Qualität positiv beeinflussen.<br />

Martin Hummel ist Produktmanager Encoder in der Division Motion Control<br />

Sensors bei der Sick Stegmann GmbH in Donaueschingen<br />

MAXIMALE FLEXIBILITÄT UND KOMPATIBILITÄT<br />

BEI DER INTEGRATION<br />

Die rotativen Singleturn-Encoder AHS36 IO-Link und die Multiturn-Encoder<br />

AHM36 IO-Link werden zur Messung von Absolutpositionen<br />

und Geschwindigkeiten in Maschinen und Anwendungen<br />

in der Fabrik- und Logistikautomation eingesetzt. Aufgrund<br />

ihres vollmagnetischen Wirkprinzips und des widerstandsfähigen<br />

Metallgehäuses sind diese Encoder sehr robust. Gleichzeitig bieten<br />

sie anwendungsgerechte Präzision: Die Singleturn-Variante AHS36<br />

IO-Link bietet eine Auflösung bis 14 Bit – der AHM36 IO-Link mit<br />

mechanischem, batterie- und wartungsfreiem Multiturn erreicht<br />

eine Auflösung bis 26 Bit.<br />

Integrationstechnisch sind beide Produktfamilien auf maximale<br />

Flexibilität ausgelegt. Mit ihrem Durchmesser von nur 36 mm sind<br />

sie ideal für Anwendungen mit begrenztem Einbauraum. Gleichzeitig<br />

eröffnen bspw. unterschiedliche Wellenausführungen und<br />

multifunktionale Adapterflansche mit verschiedenen Montagelochbildern<br />

ein hohes Maß an Flexibilität bei der Gestaltung und<br />

Adaption der mechanischen Schnittstelle. Erreicht wird schließlich<br />

eine nahezu vollständige Kompatibilität mit größeren Bauformen<br />

und mit anderen Geberfabrikaten am Markt, sodass ein einfacher<br />

und risikofreier Umstieg auf diese intelligenten Encoder<br />

möglich ist.<br />

Die IO-Link-Encoder können über einen IO-Link-Master und den<br />

Download ihrer IODD (IO Device Description/Gerätebeschreibungsdatei)<br />

aus dem zentralen IODDfinder-Portal in übergeordnete<br />

Feldbuswelten integriert werden. Auch die Parametrierung kann –<br />

alternativ zum Sick-Engineeringtool Sopas – über diese Schnittstelle<br />

erfolgen. Im Gegensatz zu Ethernet-Encodern benötigen IO-Link-<br />

Encoder weder eine getrennte Spannungsversorgung noch eine<br />

individu elle Verkabelung. Ihre Signale können über IO-Link-Master<br />

im Feld gesammelt und über ein Kabel übertragen werden. Dadurch<br />

lassen sich die Integrationskosten deutlich reduzieren. Im Falle eines<br />

Gerätetauschs sind die Einstellungen der einzelnen Encoder dank<br />

Data Storage-Funktion per IO-Link direkt auf den neuen Encoder<br />

übertragbar, wodurch Stillstandzeiten minimiert werden können.<br />

60 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


Mit ihrem Durchmesser von nur<br />

36 mm und ihrer drehbaren,<br />

elektrischen Anschlusstechnik<br />

eignen sich die Encoder ideal für<br />

Anwendungen mit begrenztem<br />

Einbauraum<br />

„SMART ADVANCED“ MACHT<br />

DEN UNTERSCHIED<br />

Die IO-Link Schnittstelle der AHS/AHM36-<br />

Encoder bildet die kommunikative Basis für die<br />

verschiedenen Leistungsumfänge Basic und<br />

Advanced. Bereits die Basic-Version – in Schutzart IP65<br />

und spezifiziert für Einsatztemperaturen zwischen – 20<br />

und + 70 °C – bietet alle funktionalen Vorteile von IO-Link. Die<br />

Advanced-Ausführungen vergrößern das Einsatzspektrum nochmals, da<br />

sie zugleich Schutzart IP66 und IP67 entsprechen und für einen Arbeitstemperaturbereich<br />

von – 40 bis + 85 °C geeignet sind. Vor allem aber erfüllt die erweiterte, dezentrale Intelligenz<br />

dieser neuen IIoT-Encodergeneration die Voraussetzungen für die erfolgreiche Einbindung<br />

in umfassendere Edge-Computing-Konzepte bei der Umsetzung von Industrie 4.0 und der<br />

Smart Factory. Ein Merkmal der smarten Encoder ist die Vielzahl zusätzlich parametrierbarer<br />

Daten. Schon in den Basic-Versionen einstellbar sind u. a. die Schritte pro Umdrehung,<br />

die Zählrichtung oder die Abtastrate für die Berechnung der Geschwindigkeit. Bei den<br />

Advanced-Versionen können zudem das Format der 8-Byte-Prozessdatenausgabe angepasst,<br />

die Rundachsfunktion und elektronische Nocken eingestellt, der Umfang eines Messrades<br />

eingegeben oder obere und untere Grenzwerte für Position, Temperatur und diagnoserelevante<br />

Parameter festgelegt werden. Damit übernehmen diese Encoder Funktionen,<br />

die ansonsten im Automatisierungssystem der Maschine umgesetzt werden müssen. Dies<br />

spart Kommunikationsaufwand zwischen Feld- und Leitebene sowie Programmieraufwand<br />

bspw. in der Maschinen-SPS. Die smarten Encoder von Sick verfügen zudem über zwei<br />

Diagnosespeicher, von denen einer durch den Anwendern individuell zurückgesetzt werden<br />

kann und der andere die gesamte Diagnose-Historie unveränderlich und lückenlos<br />

dokumentiert. In den Advanced-Encodern kann auch der Anschluss-Pin 2 als Multifunktions-Pin<br />

genutzt werden. Als Trigger-<br />

Ausgang meldet der Encoder über den<br />

Pin bspw. das Erreichen von Grenzwerten.<br />

Als Trigger-Eingang kann er für das<br />

Setzen des Preset-Wertes oder für das<br />

Rück setzen des Diagnosespeichers<br />

genutzt werden. Auch die bereits erwähnten<br />

Smart Tasks können über Pin 2<br />

aktiviert werden, wenn bspw. das Signal<br />

einer Lichtschranke die Längenmessung<br />

eines Objektes durch den Encoder startet.<br />

Darüber hinaus sind beide IIoT-<br />

En coder unter der Bezeichnung AHS36<br />

IO-Link Inox und AHM36 IO-Link Inox<br />

als mechanisch robuste, chemisch materialbeständige<br />

und dementsprechend<br />

langlebige Volledelstahl-Versionen mit<br />

Schutzart IP69K verfügbar. Sie finden<br />

Einsatz in Anwendungen im Food-,<br />

Beverage- und Pharmaumfeld oder im<br />

Outdoor-Bereich. In allen Applikationen<br />

eröffnen die IIoT-Encoder AHS36 IO-<br />

Link und AHM36 IO-Link als intelligente,<br />

kommunikationsfähige und entscheidungsautarke<br />

Sensoren neue Perspektiven<br />

für ein effizientes und zukunftssicheres<br />

Edge Computing.<br />

DIE IDEE<br />

„Bisher waren umfangreiche Funktionen<br />

Absolut-Encodern mit Ethernetoder<br />

Feldbus-Schnittstelle vorbehalten.<br />

Mit AHS/AHM36 IO-Link<br />

Advanced ist es gelungen, den<br />

Funktionsumfang deutlich zu<br />

erweitern – und das auf wesentlich<br />

kleinerem Bauraum mit flexibler<br />

Mechanik- und Anschlusstechnik.“<br />

440 000 Nm<br />

Fotos: Sick Stegmann GmbH<br />

www.sick.de<br />

Martin Hummel, Produktmanager<br />

Encoder, Sick Stegmann GmbH


FVA AKTUELL<br />

FVA-WORKBENCH<br />

NEUE VERSION NOCH<br />

NUTZERFREUNDLICHER<br />

Die im Mai veröffentlichte Version 5.5 der<br />

Simulationsplattform für Getriebesysteme<br />

beschleunigt Entwicklungsprozesse und<br />

ermöglicht noch detailliertere<br />

Berechnungsergebnisse. In die Software fließen<br />

aktuelle Forschungsergebnisse aus dem<br />

Netzwerk der Forschungsvereinigung<br />

Antriebstechnik e. V. ein.<br />

Die neue FVA-Workbench Version ist deutlich schneller und<br />

nutzerfreundlicher. Nutzer können in kürzester Zeit einzelne<br />

Getriebekomponenten bis hin zu Gesamtsystemen<br />

auslegen. Während der Berechnung schlagen Einfüge-<br />

Wizards automatisch passende Werte vor, die manuell angepasst<br />

werden können. Mithilfe der Wizards lassen sich jetzt komplexe<br />

Planetenstufen schnell modellieren. Für verschiedene Bauformen<br />

(z. B. Ravigneaux- und Wolfromsätze) kann der Anwender, angefangen<br />

von der Berücksichtigung der Einbaubedingung bis hin zur<br />

automatisierten Berechnung der abhängigen Größen<br />

(z. B. Achsabstände und Profilverschiebungen),<br />

in kürzester Zeit ein sehr komplexes<br />

Planetengetriebe modellieren.<br />

Die von den Wizards automatisch vergebenen<br />

Werte können jederzeit<br />

auf individuelle Anforderungen<br />

angepasst werden. So lassen sich nicht nur symmetrische Systeme<br />

berechnen, sondern auch Planetengetriebe, bei denen die<br />

Planeten unsymmetrisch verteilt sind. Abweichungen, wie Bohrungstoleranzen,<br />

an den Planetenbolzen lassen sich ebenso<br />

berücksichtigen wie die steifigkeitsabhängige Lastaufteilung.<br />

NEUE FEATURES VERBESSERN AUSSAGEKRAFT<br />

UND DETAILTIEFE<br />

In der neuen Softwareversion werden erstmals Lastkollektive in der<br />

Gesamtsystemberechnung berücksichtigt. Anwender können die<br />

Lebensdauer sowohl von Stirn- und Kegelradverzahnungen als<br />

auch von Wälzlagern ermitteln. So wird eine betriebsfeste<br />

Aus legung des Getriebes ermöglicht.<br />

Neu sind:<br />

n Vorgabe der Wöhlerlinien oder Berechnung nach ISO 6336 und<br />

ISO 10300,<br />

n Berechnung der Schadensarten Fressen und Verschleiß nach<br />

AGMA 925-A03,<br />

n Zahnflankenbruchberechnung nach ISO 6336-4,<br />

n Verschleißberechnung nach der Dissertation Plewe (1980).<br />

Neben Planetenträgern und Getriebegehäusen sind nun auch Radkörper<br />

in vielen gängigen CAD-Formaten einlesbar. Dabei wird der<br />

Radkörper zunächst automatisiert an die FEM-Vernetzung der Verzahnung<br />

angepasst. In Sekundenschnelle erfolgen anschließend<br />

sowohl FEM-Vernetzung als auch Positionierung und<br />

Anbindung an das Getriebemodell. Automatisierung,<br />

interaktive Nutzerführung<br />

und benutzerfreundliche<br />

Assistenten machen diese Schritte<br />

zum Kinderspiel.<br />

Windkraftgetriebe mit<br />

Berechnungsergebnissen für Welle,<br />

Lager und Verzahnung<br />

62 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


FVA AKTUELL<br />

„Effiziente FE-Methoden sind für die Optimierung der Leistungsdichte<br />

von Getriebestufen unverzichtbar. Daher arbeitet das WZL<br />

seit über 30 Jahren erfolgreich an der Entwicklung und Validierung<br />

der FE-basierten Zahnkontaktanalyse. Seit dem Release der<br />

FVA-Workbench 5.5 können im FE-Zahnkontaktanalyse Feature<br />

auch freie Radkörpergeometrien berücksichtigt werden. Der Radkörper<br />

wird dabei als CAD-Modell importiert und vollautomatisiert<br />

an das FE-Modell der Verzahnung angebunden. Dank der<br />

herausragenden Zusammenarbeit der FVA GmbH mit den Forschungsinstituten<br />

CAD der Universität Bayreuth und dem WZL der<br />

RWTH Aachen können Softwareanwender nun effizient und<br />

benutzerfreundlich Gewichtspotenziale durch Anpassung der<br />

Radkörpergeometrie heben“, Dr. Christoph Löpenhaus, Oberingenieur<br />

Getriebetechnik beim Werkzeugmaschinenlabor WZL<br />

der RWTH Aachen.<br />

Mit FEM werden Planetenträger, Gehäuse und Radkörper realitätsnah<br />

modelliert. Dadurch ist auch die anschließende Interpretation<br />

der Berechnungsergebnisse problemlos möglich. FE-Körper<br />

werden verformt in 3D-Ansichten dargestellt und so die Plausibilisierung<br />

der Ergebnisse erleichtert.<br />

NEUE KEGELRADBERECHNUNG ERMÖGLICHT<br />

HOCHDETAILLIERTE ANALYSEN<br />

Das neu integrierte Feature BECAL 6 ermöglicht eine hochdetaillierte<br />

Analyse von Kegel- und Hypoidverzahnungen. Dabei wurden<br />

die Erkenntnisse der FVA Forschungsvorhaben FVA 223 XII (örtliche<br />

Tragfähigkeitsberechnung) und FVA 223 XV (Tragbildvermessung)<br />

in Berechnungsfeatures umgewandelt.<br />

Neu:<br />

n Örtliche Berechnung der Tragfähigkeit gegen Fressen nach Klein<br />

(FVA 519)<br />

n Örtliche Berechnung der Tragfähigkeit gegen<br />

Grauflecken nach Hombauer (FVA 516)<br />

n Berechnung und Ausgabe von Bemaßungen des numerisch<br />

berechneten Tragbildes<br />

n Quantitativer Vergleich von Soll- und Ist-Zustand der Form und<br />

Lage des Tragbildes<br />

„Das neue BECAL 6 macht die Kegelradberechnung in der FVA-<br />

Workbench noch performanter und nutzerfreundlicher. Dank der<br />

damit verfügbaren Features können Berechnungen am Puls der<br />

Forschung durchgeführt werden“, ist sich Dr. Stefan Schumann,<br />

Institut für Maschinenelemente und Maschinenkonstruktion,<br />

Technische Universität Dresden, sicher.<br />

UMFANGREICHE ERGEBNISAUSGABE MIT DRAG<br />

AND DROP HTML REPORTS<br />

Mit dem Reporting-Feature der FVA-Workbench können individualisierte<br />

Reports ganz einfach per Drag & Drop erstellt werden.<br />

Komplexe Zusammenhänge werden so anschaulich in Form von<br />

strukturierten Abschnitten visualisiert und ermöglichen eine aussagekräftige<br />

Bewertung der Ergebnisse.<br />

Die Version 5.5 beinhaltet über 40 neue Darstellungsmöglich keiten<br />

bspw. zu Lastkollektiven, Kraftanregung von Stirnradstufen und<br />

Pressungsverteilungen auf Schneckenstufen. Die Grafiken des<br />

HTML-Reports können gedreht, gezoomt und Wertepaare ausgelesen<br />

werden. Damit haben Kunden und Anwender das gleiche, interaktive<br />

Nutzungserlebnis und Designmodifikationen des Getriebes können<br />

schon in der Produktentwicklungsphase diskutiert werden.<br />

Fotos: FVA GmbH<br />

www.fva-service.de<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 63


FVA AKTUELL<br />

FORSCHUNGSVORHABEN FVA 580 II, IGF-NR. 19027 N<br />

DÜNNE SCHMIERFILME II<br />

Reibung und Verschleiß von Wälzlagern werden maßgeblich durch den verwendeten<br />

Schmierstoff und die resultierende Schmierfilmausbildung im Wälzkontakt<br />

beeinflusst. Bei fettgeschmierten Kontakten kann es, abhängig von der<br />

Fettzusammensetzung und Betriebsparametern, zu einer unerwünschten<br />

Schmierfilmabnahme aufgrund eines Schmierstoffmangels im Kontakt kommen.<br />

Dieser Effekt wird als Starvation bezeichnet und tritt nach Definition in der Literatur<br />

bei der Rollgeschwindigkeit auf, bei der die Schmierfilmdicke unter die des Grundöls<br />

absinkt. Da diese Abnahme bisher nicht prognostiziert werden kann und es somit zu<br />

Unsicherheiten bei der Auslegung von Wälzlagern führen kann, war es Ziel in dem<br />

Vorhaben, die Einflüsse auf die Schmierfilmausbildung fettgeschmierter EHD Kontakte<br />

zu identifizieren.<br />

Dafür wurden an einem Kugel/Scheibe-Tribometer Schmierfilmdickenmessungen<br />

an unterschiedlichen Schmierfetten durchgeführt. Mit der erarbeiteten Messprozedur<br />

können Schmierfette nun reproduzierbar hinsichtlich ihrer Schmierwirkung verglichen<br />

werden und das Auftreten von Starvation identifiziert werden. Dabei zeigte<br />

sich, dass die Schmierfette mit PAO Grundöl und Lithium/Komplex- bzw. Polyurea-<br />

Verdicker ein spätes Auftreten von Starvation im Vergleich zu den anderen Schmierfetten<br />

aufweisen. Im Allgemeinen zeigen die Ergebnisse, dass Verdicker und Grundöl<br />

zusammen den Schmierfilm bilden und die Gewichtung dieser Anteile von der Fettzusammensetzung<br />

sowie den Betriebsparametern abhängig ist. Der Verdicker trägt<br />

zum einen durch eine Verdickerschicht, die sich auf den Oberflächen der<br />

Kontaktpartner absetzt, und zum anderen durch freie Verdickerpartikel, die den<br />

Kontakt passieren können, zum Schmierfilmaufbau bei. Der Grundölanteil bildet sich<br />

aus der Menge an ausgeblutetem Öl, welches im Betrieb aus dem Fett austritt, und<br />

bewirkt einen hydrodynamischen Schmierfilmaufbau. Die zur Verfügung stehende<br />

Menge an ausgeblutetem Öl wird durch das Ausblutverhalten des Fettes bestimmt,<br />

welches teilweise mit der Schmierfilmausbildung korreliert werden konnte. Des<br />

Weiteren wird die zur Verfügung stehende Menge an ausgeblutetem Öl durch dessen<br />

Strömungsverhalten um den Kontakt beeinflusst. Verdrängung und Rückströmung<br />

von Öl werden als Replenishment bezeichnet, welches das Schmierstoffangebot<br />

zwischen zwei Überrollungen bestimmt.<br />

Förderung: AiF (IGF)<br />

Autor: Dennis Fischer, RWTH Aachen, Institut für Maschinenelemente und Systementwicklung MSE<br />

Forschungsvereinigung<br />

Antriebstechnik e. V.<br />

Lyoner Str. 18, 60528 Frankfurt<br />

Tel.: 069 / 6603-1515<br />

E-Mail: info@fva-net.de<br />

Internet: www.fva-net.de<br />

Kontakt: Forschungsvereinigung<br />

Antriebstechnik e. V. (FVA),<br />

Dirk Arnold, Tel.: 069/6603-1632<br />

64 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


FVA AKTUELL<br />

FORSCHUNGSVORHABEN FVA 627II, IGF-NR. 18600 BG<br />

WÄLZLAGERGRAUFLECKIGKEIT II<br />

Wälzlager in hochdynamischen<br />

Anwendungen, wie<br />

z. B. Windenergieanlagen,<br />

können Oberflächenermüdung<br />

in Form von Grauflecken zeigen. Die<br />

Mechanismen, die zum Auftreten von<br />

Graufleckigkeit im Wälzlager führen, sind<br />

bisher nur unzureichend geklärt. Das Ziel<br />

des Vorhabens bestand darin, das<br />

Verständnis zu den möglichen Bildungsmechanismen<br />

von Grauflecken in unterschiedlichen<br />

tribologischen Kontakten zu<br />

erweitern, übergeordnet zusammenzuführen<br />

und Grundlagen für ein Prüfverfahren<br />

zur Bewertung der Graufleckentragfähigkeit<br />

von Wälzlagerschmierstoffen<br />

zu erarbeiten. Hierfür wurden Versuche am<br />

Zwei-Scheiben-Prüfstand, an Wälzlagern<br />

und an Verzahnungen durchgeführt.<br />

Begleitend zu den experimentellen Arbeiten<br />

wurden umfangreiche mikroanalytische<br />

Untersuchungen an einem Großteil der<br />

Prüfkörper vor und nach der Beanspruchung<br />

durchgeführt. Die Kontaktbedingungen<br />

in den untersuchten tribologischen<br />

Kontakten wurden mithilfe von<br />

TEHD-Simulationen abgebildet.<br />

Als zentrales Ergebnis zeigten die durchgeführten<br />

Untersuchungen, dass gerichtete<br />

Oberflächenstrukturen, welche sich kreuzen,<br />

deutlich graufleckenkritischer zu bewerten<br />

sind als parallel zueinander laufende<br />

Oberflächenstrukturen. Somit sind die<br />

Lastwechselzahl und die Beanspruchung<br />

an den Rauheitsspitzen von entscheidender<br />

Bedeutung für die Graufleckenbildung.<br />

Die Untersuchungen an Verzahnungen aus<br />

unterschiedlichen Werkstoffen zeigten,<br />

dass der Werkstoff einen untergeordneten<br />

Einfluss auf die Graufleckenbildung<br />

besitzt. Die Beanspruchung an den<br />

Oberflächen wird ebenfalls durch die sich<br />

bildenden tribologischen Schichten aus<br />

den Interaktionen zwischen Schmierstoffadditiven<br />

und den Maschinenelementoberflächen<br />

beeinflusst. Anhand umfangreicher<br />

mikroanalytischer Untersuchungen<br />

konnten die bisher existierenden Schadenshypothesen<br />

zur Entstehung von Graufleckigkeit<br />

von sieben auf drei mögliche<br />

Hypothesen reduziert werden. So konnten<br />

z. B. keine Hinweise auf einen korrosiven<br />

Angriff der Oberfläche gefunden werden.<br />

Harte Reaktionsschichten, die zum<br />

Ab platzen führen, wurden nicht nachgewie<br />

sen. Im Gegenteil, Nanohärtemessungen<br />

ergaben Triboschichten,<br />

welche weicher als die Werkstoffoberfläche<br />

waren. Letzt endlich konnten nur die<br />

Hypothesen, welche die Graufleckigkeit<br />

auf ein mecha nisches Ermüdungsphänomen<br />

zurück führen, bestätigt werden.<br />

Aus den Erkennt nissen mit Modellschmierstoffen<br />

konnten Versuchsbedingungen<br />

für ein zukünftiges Prüfverfahren<br />

für Wälzlagerschmierstoffe ab ­<br />

geleitet werden. In ersten Versuchen mit<br />

Praxisschmierstoffen konnten mit diesen<br />

Prüfbedingungen Grauflecken in unterschiedlicher<br />

Ausprägung erzeugt werden.<br />

Förderung: AiF (IGF)<br />

Autor: Andreas Stratmann, RWTH Aachen, Institut<br />

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FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

PEER REVIEWED<br />

SIMULATION SCHNELLDREHENDER<br />

WELLEN-LAGER-SYSTEME – TEIL 1<br />

01<br />

01 Algorithmus Lagerberechnung<br />

Zur Auslegung von Spindel-Lager-Systemen werden effiziente Berechnungsprogramme<br />

benötigt. Auf Basis der Programme WinLager und NewSpilad wurde die<br />

Berechnungsumgebung MTPlus entwickelt, welche durch eine gekoppelte<br />

FE-Berechnung die Wechselwirkungen einzelner Lager bei beliebiger Anordnungen<br />

berücksichtigt. Ein modularer Aufbau ermöglicht die einfache Integration neuer<br />

Berechnungsmethoden sowie die Implementierung verschiedener Lagertypen.<br />

Wälzlager sind ein zentrales Maschinenelement von<br />

Werkzeugmaschinen, deren Anwendung in Hauptspindeln<br />

hohe Anforderungen an Drehzahleignung,<br />

Steifigkeit und Genauigkeit stellt. Zur Auslegung von<br />

Spindel-Lager-Systemen nutzen Hersteller Berechnungsprogramme,<br />

die einerseits die Eigenschaften der Wälzlager, andererseits die statischen<br />

und dynamischen Eigenschaften des Wellensystems, bestehend<br />

aus den Steifigkeits-, Dämpfungs- und Masseneigenschaften<br />

der Lager- und sonstigen Koppelstellen sowie der umliegenden<br />

Bauteile wie z. B. Wellen und Gehäuse, berechnen. Die Berechnungsergebnisse<br />

sind ein zentrales Werkzeug in der Konstruktion<br />

und liefern wesentliche Informationen zur bedarfsgerechten Auslegung<br />

von Wellensystemen.<br />

Auf Basis der hauseigenen Berechnungsprogramme WinLager<br />

und NewSpilad wurde am WZL der RWTH Aachen die neue Berechnungsumgebung<br />

MTPlus entwickelt, welche die FE-basierten<br />

Berechnungsmethoden für Wellensysteme und die numerischen<br />

Methoden zur Lagerberechnung koppelt. Auf diese Weise wird<br />

die Berechnung der Wechselwirkungen einzelner Lager innerhalb<br />

eines Wellensystems beliebiger Lageranordnung und Vorspannung<br />

möglich.<br />

Bei der Entwicklung der Software wurde auf einen modularen Aufbau<br />

geachtet, welcher die einfache Integration neuer Berechnungsansätze<br />

ermöglicht. So können neue Erkenntnisse aus Wissenschaft<br />

und Praxis einfach berücksichtigt und die Genauigkeit der Berechnungsergebnisse<br />

kontinuierlich erhöht werden.<br />

Dieser Artikel stellt den Berechnungsansatz und dessen Ablauf<br />

vor, zeigt anhand einer Beispielrechnung dessen Funktionsweise<br />

und vergleicht diese mit einem gängigen Lagerberechnungsprogramm<br />

und gibt einen Ausblick für zukünftige Erweiterungen<br />

und Anwendungen.<br />

BERECHNUNG SCHNELLDREHENDER<br />

WELLEN-LAGER-SYSTEME<br />

Schnelldrehende Wellen-Lager-Systeme, wie bspw. Hauptspindel<br />

von Werkzeugmaschinen, Turbolader oder Verdichter, sind komplexe<br />

Systeme, deren Eigenschaften maßgeblich von den rotierenden<br />

Massen sowie der eingesetzten Lager abhängen. Ein wesentliches<br />

Ziel der Berechnung solcher Systeme ist es, das dynamische<br />

Verhalten des Rotors zu beschreiben um bspw. das Durchfahren<br />

kritischer Eigenfrequenzen zu vermeiden. Um neben dem Rotor<br />

66 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


PEER REVIEWED<br />

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

das Verhalten der eingesetzten Wälzlager zu betrachten, sind<br />

detaillierte Lagermodelle notwendig, die auf Basis der im System<br />

bestimmten Kräfte und Verlagerungen die intern im Lager wirkenden<br />

Betriebsbedingungen berechnen. Insgesamt werden zwei<br />

Berechnungsansätze unterschieden: Die jeweils unabhängige Berechnung<br />

von Wellensystem und Einzellager sowie die gekoppelte<br />

Berechnung.<br />

Modelle zur Berechnung von Wellensystemen nutzen die Finite<br />

Elemente Methode (FEM) und approximieren die Steifigkeitseigenschaften<br />

der Systemgeometrie mit Balkenelementen. Die<br />

wesentlichen Ansätze nutzen die Theorien nach Euler-Bernoulli<br />

und Timoshenko zur Beschreibung der Balkeneigenschaften<br />

[KREI08]. Die am WZL entwickelte Software NewSpilad bildet mit<br />

seinen Systemmatrizen das linearelastische Verhalten von Spindeln<br />

ab [WECK03]. Auf diese Weise wird das lineare Nachgiebigkeitsverhalten<br />

des Spindelsystems unter externer Last beschrieben.<br />

Für die Berechnung von Einzellagern existieren ebenfalls unterschiedliche<br />

Ansätze. Häufig werden numerische Verfahren verwendet,<br />

welche einen quasi-stationären Gleichgewichtszustand für das<br />

Lager bestimmen. Diese Methodik geht auf die Arbeiten von Jones<br />

und Harris [JONE60] zurück und wurde von verschiedenen Autoren<br />

aufgegriffen und erweitert [DEMU89; HOUP97; HERN00]. Für die<br />

Berechnung schnelldrehender Schrägkugellager bzw. Spindellager<br />

wurden die Methoden durch Tüllmann um die Berücksichtigung<br />

der Fliehkraft am Innenring und den Kugeln, die Geometrieveränderung<br />

aufgrund von Temperatureinfluss sowie die Auswirkungen<br />

der Geometrie von Umbauteilen erweitert und in das Lagerberechnungsprogramm<br />

WinLager implementiert [TÜLL99]. Der Berechnungsalgorithmus<br />

wird in Bild 01 verdeutlicht.<br />

Um den quasistationären Gleichgewichtszustand im Lager zu berechnen<br />

wird ein Lagerring fixiert und der zweite solange entlang<br />

seiner Freiheitsgrade verschoben bis die Summe der wirkenden<br />

Kräfte und Momente Null ist. Die Kräfte und Momente am Wälzkörper<br />

sind wiederum von der Ringverlagerung abhängig. Um am<br />

Wälzkörper einen Gleichgewichtszustand zu erreichen, wird eine<br />

zweite Iteration überlagert. Zur Lösung beider Iterationen wird das<br />

nachfolgende lineare Gleichungssystem für Lagerring und Wälzkörper<br />

getrennt aufgestellt und gelöst.<br />

02 Beispielhaftes Berechnungsmodell<br />

03 Berechnungsablauf Lagermodell<br />

04 Ablauf gekoppelte Berechnung<br />

Das Ergebnis sind die notwendigen Zusatzversicherungen {Δu} für<br />

den Wälzkörper und den Lagerring für die Summe der Kräfte {ΔF}<br />

und die Steifigkeit [K] des verschiebbaren Körpers entlang seiner<br />

Freiheitsgrade.<br />

Die Ringiteration beschreibt die äußere Schleife. Innerhalb dieser<br />

wird für jeden Wälzkörper der Gleichgewichtszustand bestimmt.<br />

Dazu wird der Wälzkörper solange verschoben, bis die<br />

Summe der am Wälzkörper angreifenden Kräfte und Momente<br />

kleiner einem Grenzwert ist. Im nächsten Schritt werden Kugelkräfte<br />

und -momente, die auf den beweglichen Lagerring wirken<br />

mit den externen Kräften bilanziert und die notwenigen Verschiebungen<br />

bestimmt. Sobald ein Grenzwert unterschritten wird, wird<br />

die Berechnung abgebrochen. Ergebnis sind u. a. die Steifigkeiten<br />

des Lagers und der Kugeln, die Kontaktkräfte und -pressungen,<br />

Druckwinkel und Bohr-Roll-Verhältnisse.<br />

Zur Berechnung der Wechselwirkungen zwischen einzelnen Lagern<br />

müssen Berechnungsmodelle gekoppelt werden. Tüllmann unterscheidet<br />

vier einfache Einbaufälle [TÜLL99]: Anstellen des Lagers<br />

durch eine axial wirkende Feder, Anstellung des Lagers gegen ein<br />

Lager in O- oder X-Anordnung, Anstellung eines Lagers gegen zwei<br />

Lager sowie Anstellung von zwei Lagern gegen ein Lager in einem<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 67


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

PEER REVIEWED<br />

05 Iterationsablauf Gleichgewichtsberechnung<br />

Zur Berücksichtigung der Wechselwirkungen beliebig angestellter<br />

Hochgeschwindigkeitswälzlager wurde eine Berechnungsmethode<br />

entwickelt, welche jeweils ein Modell für Wellen-Lager-Systeme<br />

und für Wälzlager aneinanderkoppelt. Bild 02 zeigt beispielhaft für<br />

ein elastisch angestelltes Spindellagerpaket in O-Anordnung den<br />

Aufbau des Berechnungsmodells.<br />

Das Modell wird aus zwei Bestandteilen zusammengesetzt: Der<br />

Geometrie der Bauteile (B) und den Randbedingungen bzw. Verbindungen<br />

(V). Im vorliegenden Fall beschreiben die Welle, das<br />

Gehäuse sowie die Schiebebuchse die Geometrie während die zwei<br />

Wälzlager, die Vorspannfeder, der Schiebesitz sowie die Fesselungen<br />

an die Umgebung die Randbedingungen definieren. Die mechanischen<br />

Eigenschaften des Systems werden im mathematischen<br />

Modell durch die Steifigkeiten, Dämpfungen und Massen der Geometrie<br />

und Randbedingungen bestimmt, welche folgendes lineares<br />

Differenzialgleichungssystem 2. Ordnung zusammenfasst:<br />

Tandem-O mit drei Lagern. Zur Berechnung wird eine weitere<br />

Schleife eingeführt, bei der die Verschiebungen der gegeneinander<br />

angestellten Lager starr aneinandergekoppelt sind. Im Fall der<br />

elastischen Anstellung wird zusätzlich eine Federkraft über den<br />

Federweg berücksichtigt. Der Gleichgewichtszustand wird durch<br />

das iterative Verschieben der starren Welle erreicht. Durch den beschrieben<br />

Ansatz können vier wesentliche Verspannungsfälle eines<br />

Schrägkugellagers berücksichtigt werden. Komplexe Lastfälle, wie<br />

bspw. unterschiedliche Lagertemperaturen, Einbautoleranzen<br />

oder alternative Lageranordnungen werden nicht berücksichtigt.<br />

Weiterhin ist eine Berücksichtigung der elastischen oder thermischen<br />

Verformung der Welle nicht möglich. Um diese Effekte zu<br />

berücksichtigen, müssen die numerischen Lagermodelle direkt in<br />

die FE-basierte Wellenberechnung integriert werden. Cao beschreibt<br />

einen entsprechenden Ansatz, nutzt allerdings ein vereinfachtes<br />

Lagermodell [CAO06; CAO07]. Kommerzielle Berechnungsprogramme<br />

nutzen ähnliche Berechnungsansätze, allerdings<br />

liegen keine detaillierten Informationen über den Ablauf der Berechnungen<br />

vor. In der Industrie finden bspw. die Programme<br />

Bearinx der Firma Schaeffler [SCHA05; SCHA12] und Mesys der<br />

Firma Mesys [MESY16] weite Verbreitung.<br />

GESAMTMODELL<br />

06 Graphische Nutzeroberfläche MTPlus<br />

Die Matrizen [K], [C] und [M] beschreiben die räumliche Verteilung<br />

der Steifigkeits-, Dämpfungs- und Masseneigenschaften des Systems.<br />

Sie sind quadratisch und ihre Größe entspricht dem Produkt<br />

aus der Anzahl der Freiheitsgrade mal der Anzahl der Knoten. Der<br />

Vektor {q} stellt die Verschiebungen und Verdrehung der Freiheitsgrade<br />

dar und dessen erste und zweite Ableitung die entsprechenden<br />

Geschwindigkeiten und Beschleunigungen. Auf der linken<br />

Seite der Gleichung stehen die an den Systemknoten in den einzelnen<br />

Freiheitsgraden angreifenden äußeren Kräfte {F}. Die Bauteile<br />

werden (Bild 02, rechts) als Bernoulli-Balken mit mehreren Knoten<br />

modelliert. Für die Vernetzung wird an jeder Querschnittsänderung<br />

der Bauteile sowie an den Positionen der Randbedingungen auf<br />

jedem Bauteil ein Knoten erstellt. Zusätzlich wird der Abstand zwischen<br />

benachbarten Knoten geprüft und bei Überschreitung eines<br />

Minimalabstands zusätzliche Knoten ergänzt. Als Standardwert für<br />

die Vernetzung ist eine Knotendichte von einem Knoten pro Millimeter<br />

vorgegeben. Durch das Vorgehen entstehen an den Bauteilen<br />

Knoten, die außerhalb der Randbedingungen liegen und damit, wie<br />

in Bild 02 rechts dargestellt, keiner Belastung unterliegen. Grundsätzlich<br />

ist es aber möglich auch an diesen Knoten Kräfte angreifen<br />

zu lassen, wie z. B. die Prozesskraft an der Wellenspitze oder die<br />

Querkraft durch einen Riemenantrieb am Wellenende.<br />

Die Randbedingungen sind grundsätzlich Feder-Dämpfer-Elemente,<br />

welche zwei Knoten auf den Geometrien miteinander verbinden.<br />

Die Eigenschaften der Randbedingungen hängen von der<br />

relativen Verlagerung und Verdrehung der Knoten ab und werden<br />

durch einen funktionalen Zusammenhang beschrieben:<br />

Die funktionale Beschreibung der Verbindungssteifigkeit ermöglicht<br />

die Definition beliebiger Zusammenhänge. Im Fall der Wälzlager<br />

wird ein numerisch analytisches Berechnungsmodell hinterlegt,<br />

welches die Nichtlinearität der Lager abbildet.<br />

LAGERMODELL<br />

Das numerisch analytische Lagermodell basiert auf dem oben beschriebenen<br />

Ansatz von Tüllmann und berechnet für eine gegebene<br />

Geometrie unter Berücksichtigung der Betriebsdaten und<br />

der Berechnungseinstellungen das Lagerbetriebsverhalten für verschiedene<br />

Betriebspunkte. Die Eingabegrößen werden an das<br />

Lagerprogramm übergeben und anschließend bis zu vier verschiedene<br />

Betriebspunkte berechnet.<br />

Die Berechnung jedes Betriebspunktes erfolgt kraft- oder weggesteuert.<br />

Die kraftgesteuerte Berechnung entspricht einer elastischen<br />

Anstellung und bringt durch Verschiebung der Position des<br />

beweglichen Lagerrings die internen und externen Kräfte unter Berücksichtigung<br />

der Steifigkeit ins Gleichgewicht. Zur Berechnung<br />

der Steifigkeit wird die Kraftänderung durch eine infinitesimale<br />

68 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


PEER REVIEWED<br />

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

Verschiebung des Lagerrings aus dem aktuellen Betriebspunkt bestimmt.<br />

Die Steifigkeit ergibt sich durch die Division von Kraftänderung<br />

und infinitesimaler Verschiebung.<br />

Bei der weggesteuerten Berechnung entfällt die Lageriteration.<br />

Die Position des beweglichen Lagerrings wird vorgegeben. Dies<br />

entspricht einer starren Anstellung. Ausgehend von der Geometrie<br />

wird unter Berücksichtigung der relativen Knotenverschiebung<br />

bzw. Ringverlagerung und der Betriebsbedingungen das Lagermodell<br />

berechnet. Dabei werden, wie in Bild 03 dargestellt, unterschiedliche<br />

Betriebspunkte unterschieden.<br />

Die Berechnung des Betriebspunkt 0 erfolgt immer kraftgesteuert<br />

und bestimmt die relative Position des Innen- zum Außenrings für<br />

die spielfreie Einbausituation als Ausgangszustand. Im Fall eines<br />

Spindellagers wird die Verlagerung aufgrund des Presssitz auf der<br />

Welle berücksichtigt. Die Vorspannkraft ist 0 N. Bei Betriebspunkt 1<br />

wird die Vorspannkraft bzw. der Vorspannweg aufgebracht. Im<br />

Betriebspunkt 2 werden erstmals Temperatur- und Drehzahleinflüsse<br />

berücksichtigt. Bei kraftgesteuerter Berechnung kommt es<br />

aufgrund der veränderten Geometrie der Lagerringe und Wälzkörper<br />

sowie der wirkenden Fliehkraft bei Spindellagern zu einer<br />

Verschiebung des Innenrings, der sogenannten kinematischen Verlagerung.<br />

Im letzten Betriebspunkt werden die äußeren Lasten als<br />

Kraft oder Weg aufgebracht. Nach der Berechnung liegen die<br />

Ergebnisse für jeden Betriebspunkt einzeln vor. Dies sind neben der<br />

Steifigkeitsmatrix insbesondere die in den Kontaktstellen wirkenden<br />

Bedingungen. Die Steifigkeitsmatrix beinhaltet in der Hauptdiagonalen<br />

die Steifigkeiten für drei translatorische und zwei rotatorische<br />

(Verkippung) Freiheitsgrade sowie die entsprechenden<br />

Kreuzsteifigkeiten.<br />

Der Berechnungsablauf ist für alle Wälzlagertypen identisch, wobei<br />

bei den Iterationen unterschiedliche Freiheitsgrade berücksichtigt<br />

werden. Lediglich die Geometriedefinition, die Berechnung der<br />

Geometrieveränderung sowie der des Kräfte- und Momentengleichgewichts<br />

(Bild 01) ist lagerspezifisch. Auf diese Weise können<br />

im gleichen Berechnungsprogramm unterschiedlichste Lagertypen<br />

berücksichtigt werden. Weiterhin ist es möglich im lagerspezifischen<br />

Teil unterschiedliche Modelle, bspw. für die Berechnung der<br />

Reibung oder der Kontaktkräfte, zu implementieren. Auf diese Weise<br />

wurden neben Berechnungsmodellen für Spindellager solche für<br />

Mehrpunktlager (3-Punkt- und 4-Punkt-Lager), Zylinderrollenlager,<br />

FRB-Lager [BREC14] sowie Kegelrollenlager hinterlegt.<br />

BERECHNUNGSABLAUF DER GEKOPPELTEN<br />

BERECHNUNG<br />

Die gekoppelte Berechnung folgt dem in Bild 04 dargestellten Ablauf.<br />

Zunächst erfolgt die Systembeschreibung, bei der die Maße<br />

und Anordnung der Bauteile festgelegt sowie die Verbindungen<br />

zwischen den Bauteilen definiert werden. Daraufhin werden die<br />

Systemmatrizen des FE-Modell erstellt und in der Berechnung ein<br />

oder mehrere Berechnungsjobs nacheinander im Solver durchgeführt.<br />

Innerhalb eines Jobs wird die lineare Differenzialgleichung,<br />

welche das Gesamtmodell beschreibt, iterativ gelöst und in jedem<br />

Schritt die nichtlinearen Steifigkeiten aktualisiert. Dazu werden die<br />

aktuellen Knotenverlagerungen der Balken an den Lagerstellen<br />

ausgewertet, als Eingangsgrößen ans Lagermodell übergeben und<br />

die Steifigkeiten neu berechnet.<br />

Ergebnis sind die Eigenschaften der Lager und des Systems<br />

sowie das aktualisierte Gesamtmodell als Ausgangspunkt für den<br />

nächsten Job.<br />

Der detaillierte Ablauf der Berechnungen kann vereinfachend für<br />

eine rein statische Betrachtung erläutert werden. Dazu wird das<br />

Differenzialgleichungssystem wie folgt reduziert:<br />

07 Berechnungsmodelle und Last-Verlagerungs-Kennlinien<br />

08 Drehzahl- und Temperatureinfluss<br />

Ausgehend von der Systembeschreibung werden bei der Modellerstellung<br />

die Bauteile vernetzt. Es werden an jedem Bauteilabsatz<br />

sowie an den Positionen der Verbindungen Knoten erzeugt. Überschreitet<br />

der Abstand zweier Knoten einen Grenzwert werden<br />

zusätzliche Knoten eingefügt, sodass eine ausreichend feine Vernetzung<br />

vorliegt. Nun können für jeden Balken die Steifigkeiten der<br />

einzelnen Balkenelemente berechnet und zu den Steifigkeitsmatrizen<br />

für Bauteile [K Bi<br />

] zusammengefasst werden. Diese werden zur<br />

Systemsteifigkeitsmatrix zusammengefasst, indem sie entlang der<br />

Hauptdiagonalen angeordnet werden.<br />

Die Steifigkeiten der Randbedingungen sind zunächst nicht in der<br />

Systemsteifigkeitsmatrix enthalten, da die nichtlinearen Lagermodelle<br />

in jedem Berechnungsschritt aktualisiert werden. Bei der<br />

Modellerstellung werden sie für den Ausgangszustand ohne Ver­<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 69


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

PEER REVIEWED<br />

schiebungen und Verdrehungen initialisiert. Dies entspricht der<br />

Einbausituation ohne Vorspannung (Betriebspunkt 0). Für den Fall,<br />

das bei einer starren Anstellung Reaktionskräfte aufgrund eines<br />

Presssitzes berücksichtigt werden sollen, kann die Ringiteration im<br />

Betriebspunkt 0 deaktiviert werden. Die elastische Aufweitung des<br />

Innenrings führt dann neben einer Änderung der Druckwinkel zu<br />

einer Vorspannung des Wälzlagers.<br />

Zur Bestimmung des Betriebsverhaltens im Leerlauf wird bei<br />

der gekoppelten Berechnung eines Wellen-Lager-Systems als erstes<br />

ein Gleichgewichtsjob durchgeführt, wobei die iterative Berechnung<br />

im Solver dem auf der linken Seite von Bild 05 dargestellten<br />

Ablauf folgt.<br />

Für den Ausgangszustand werden die Steifigkeitsrandbedingungen<br />

[K Vj<br />

] an den wirksamen Knotenpositionen in die Systemsteifigkeitsmatrix<br />

addiert und so ein lineares Gesamtmodell des Wellen-<br />

Lager-Systems definiert:<br />

Statt der außen am System angreifenden Kräfte werden im Kraftvektor<br />

{F} des Differenzialgleichungssystems die an den Verbindungen<br />

wirkenden Kräfte berücksichtigt. Diese setzten sich aus den<br />

Reaktionskräften aufgrund von Knotenverlagerungen sowie den<br />

initialen Kräften, wie der Vorspannkraft der Vorspannfeder oder der<br />

Lagerreaktionskraft aufgrund eines Vorspannwegs, zusammen:<br />

Da im Ausgangszustand noch keine Knotenverlagerungen existieren,<br />

wirken im ersten Iterationsschritt lediglich die initialen Verbindungskräfte.<br />

Durch die Lösung des linearen Gleichungssystems<br />

mittels einer vorimplementierten LU-Faktorisierung werden die<br />

Knotenverlagerungen und -verdrehungen q bestimmt. Die Gesamtverformung<br />

setzt sich aus der Einfederung der Knotenverbindungen<br />

sowie der elastischen und thermischen Verformung der Balken<br />

zusammen. Alle drei Anteile sind bei jedem Iterationsschritt Bestandteil<br />

der Lösung. Damit die elastischen und thermischen Verformungen<br />

der Balken nicht mehrfach berücksichtigt werden, werden<br />

die Anteile des vorherigen Iterationsschritts vom aktuellen<br />

subtrahiert. Im nächsten Iterationsschritt werden die Verbindungssteifigkeiten<br />

der nichtlinearen Lagermodelle für die relativen<br />

Knotenverschiebungen aktualisiert.<br />

Zum Abschluss einer Iteration werden die Abbruchbedingungen<br />

geprüft. Dazu werden, wie in Bild 05 rechts, für das Beispielmodell<br />

gezeigt, für jeden Balken die wirksamen Verbindungskräfte bilanziert.<br />

Die Berechnung wird solange durchgeführt, bis die Summenkräfte<br />

für jeden Balken den Grenzwert F grenz<br />

unterschreiten:<br />

Bei der Berechnung sind insgesamt drei Iterationen miteinander<br />

verschachtelt: Gesamtmodell-, Lagerring- und Wälzkörperiteration<br />

(vgl. Bild 01 und 04). Die Genauigkeit der Berechnung wird über<br />

die Abbruchbedingungen der einzelnen Iterationen gesteuert. Die<br />

Abbruchkriterien sind so gewählt, dass die innenliegende Iteration,<br />

die Wäkzkörperiteration, die höchste Genauigkeit aufweist. Im<br />

Gesamtsystem liegt das Abbruchkriterium bei 1 N. Bei der Ringund<br />

der Wälzkörperiteration jeweils eine 10er Potenz niedriger.<br />

Auf diese Weise wird die Wechselwirkung der einzelnen Iterationen<br />

reduziert.<br />

Um den Einfluss von Temperatur und Drehzahl im Leerlauf unabhängig<br />

zu betrachten, wird der Gleichgewichtsjob insgesamt drei<br />

Mal durchgeführt. Bei der ersten Gleichgewichtsberechnung wird<br />

im Lagermodell nur der Betriebspunkt 1, also die Einbausituation<br />

mit Vorspannung, aktualisiert. Zur Berücksichtigung der aktuell am<br />

Lager wirkenden Drehzahl und Temperatur wird bei der zweiten<br />

Gleichgewichtsiteration der Betriebspunkt 2 neu berechnet. Die<br />

letzte Iteration dient dazu, die thermische axiale Dehnung der Balken<br />

zu berücksichtigen. Ausgehend von den Knotentemperaturen<br />

werden thermische Ersatzkräfte für jeden Balken berechnet:<br />

Formelzeichen<br />

A m 2 Querschnittsfläche<br />

[C] kg/s Dämpfungsmatrix<br />

E N/mm 2 E-Modul<br />

F N Kraft<br />

{F} N Kraftvektor<br />

F Grenz<br />

N Grenzkraft<br />

F therm<br />

N Thermische Ersatzkraft<br />

{F V<br />

} N Reaktionskraftvektor Verbindung<br />

K N/m Steifigkeit<br />

[K] N/m Steifigkeitsmatrix<br />

[K B<br />

] N/m Bauteilsteifigkeitsmatrix<br />

[K V<br />

] N/m Verbindungssteifigkeitsmatrix<br />

[M] kg Massenmatrix<br />

q m bzw. ° Verschiebung/Verdrehung<br />

{q} m bzw. ° Verschiebungs-/Verdrehungsvektor<br />

α 1/K Wärmeausdehnungskoeffizient<br />

ΔF N Kraftänderung<br />

Δu m Verlagerung<br />

Φ °C Knotentemperatur<br />

Hier beschreiben A die Querschnittsfläche, E das E-Modul, α den<br />

Wärmeausdehnungskoeffizienten und Φ i<br />

die Knotentemperaturen<br />

des Balkens. Die Knotenkräfte werden für jeden Balken im Kraftvektor<br />

F addiert. Die thermischen Knotenverlagerungen führen zu<br />

einer weiteren Verlagerung an den Verbindungsstellen, deren<br />

Wechselwirkung mit den Lagern durch die Gleichgewichtsiteration<br />

berücksichtigt wird.<br />

Nach dem Gleichgewichtsjob befindet sich das Modell im Gleichgewichtszustand<br />

und dieser bildet den Ausgangzustand für weitere<br />

Berechnungen. Mögliche weitere Berechnungen sind die statische<br />

Belastung der Spindeln, die Berechnung eines Nachgiebigkeitsfrequenzgangs,<br />

Eigenmoden oder ähnliches. Für die Berechnung<br />

des statischen Nachgiebigkeitsverhaltens wird aktuell ein explizites<br />

Verfahren verwendet. Der Lastvektor F wird in n Teillasten zerlegt,<br />

die nacheinander auf das System aufgebracht werden. Nach jeder<br />

Lösung des Gleichungssystems werden die Lagersteifigkeiten aktualisiert.<br />

Die Nichtlinearität wird so berücksichtigt, es kommt allerdings<br />

zu einer Abweichung vom exakten Ergebnis, die mit Erhöhung<br />

der Schrittanzahl abnimmt.<br />

Die beschriebene Berechnungsmethode wurde als Software mit<br />

grafischer Benutzeroberfläche, wie Bild 06 zeigt, in Matlab<br />

im plementiert. Durch die funktionale Einbindung nichtlinearer<br />

Zusammenhänge im Gesamtsystem, bietet die MTPlus genannte<br />

Software eine einfache Möglichkeit weitere Berechnungsmodelle<br />

einzubinden.<br />

70 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


PEER REVIEWED<br />

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

VERGLEICHENDE BERECHNUNGEN<br />

Mit dem beschriebenen Berechnungsansatz ist es möglich die<br />

Montagesituation für beliebige Verspannungsszenarien und Lageranordnungen<br />

zu ermitteln. Im Folgenden werden die Wechselwirkungen<br />

zwischen den Wälzlagern unter Einfluss des Presssitzes<br />

am Innenring, der Temperatur und der Drehzahl für eine starre<br />

sowie eine elastisch angestellte Lagerung beispielhaft dargestellt.<br />

Zum Vergleich wurden die Berechnungen für die gleichen Eingabedaten<br />

mit der Berechnungssoftware Mesys (M) durchgeführt.<br />

Bild 07 zeigt oben die MTPlus (P) Modelle beider Spindelsysteme.<br />

Es werden baugleiche Hybridspindellager der Baugröße 7014 verwendet.<br />

Im Fall der starren Lagerung werden zwei Lager im Tandem<br />

gegen ein einzelnes Lager in O-Anordnung angestellt. Bei der<br />

elastisch angestellten Lagerung wird eine Tandem-O-Anordnung<br />

verwendet, wobei das hintere Lagerpaket in einer Schiebebuchse<br />

axial verschiebbar im Gehäuse montiert ist. Hier leitet eine Vorspannfeder<br />

die Vorspannkraft über die Schiebebuchse in das Lagersystem<br />

ein. Es wird ein Presssitz von 30 µm an allen Lagerstellen<br />

angenommen. Zur besseren Interpretation der Berechnungsergebnisse<br />

werden die Einflüsse getrennt betrachtet. Bei der Berechnung<br />

der Last-Verlagerungs-Kennlinien steht die Welle still und die Temperatur<br />

beträgt 20 °C.<br />

Im unteren Teil von Bild 07 sind die Last-Verlagerungs-Kennlinien<br />

beider Lagersysteme dargestellt. Die Kurven zeigen die axialen<br />

Summenkräfte an den Lagerstellen A und B über der TCP Verlagerung.<br />

Die Vorspannung wird durch eine initiale Ringverschiebung<br />

am hinteren Lager aufgebracht. Die resultierende Vorspannung beträgt<br />

bei MTPlus 1 160 N und bei Mesys 1 215 N. Im Fall der starren<br />

Anstellung ist die Steifigkeit der Lagerstelle B kleiner als die der<br />

Lagerstelle A, da dort nur ein Lager positioniert ist. Die Steifigkeitsänderung<br />

ist in Druckrichtung höher als in Zugrichtung. Hier überwiegt<br />

an der Loslagerseite der Einfluss der Vorspannfeder, da diese<br />

mit 1 N/µm im Vergleich zum hinteren Spindellagerpaket mit ca.<br />

200 N/µm eine deutlich geringere Steifigkeit vorweist.<br />

Bei der Berechnung des thermischen Einflusses wurde eine<br />

Gehäuse- und Wellentemperatur von 40 °C angenommen und die<br />

Übertemperatur der Welle von 0 – 15 °K variiert. Bild 08 zeigt oben<br />

die axialen Lagerrektionskräfte für die einzelnen Lager (A1, A2,<br />

B1, B2) über der Übertemperatur.<br />

Durch die Erhöhung der Gehäuse- und Wellentemperatur<br />

kommt es bei der starren Lagerung zu einer Reduktion der Vorspannung,<br />

welche im Fall von MTPlus bei etwa 650 N liegt. Dies ist<br />

auf den gegenüber Stahl reduzierten Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />

der Keramikwälzkörper zurückzuführen. Mit zunehmender<br />

Übertemperatur steigt die Lastdifferenz zwischen den beiden vorderen<br />

Lagern. Diese entsteht durch die relative axiale Dehnung<br />

zwischen den beiden Lagerpositionen. Auf diese Weise verschiebt<br />

sich der Traganteil von anfänglich etwa 50/50 zu 100/0 bei etwa<br />

13 K Übertemperatur, wenn das vordere Lager vollständig entlastet<br />

wird. Bei der elastischen Anstellung verhalten sich die vordere und<br />

die hintere Lagerstelle aufgrund der Symmetrie gleich, sodass im<br />

Bild nur die vorderen Lager dargestellt sind. Aufgrund der relativen<br />

Dehnung zwischen den Lagern kommt es auch hier zu einer Verschiebung<br />

des Traganteils, wobei auch hier das innen liegende<br />

Lager höhere Kräfte aufnimmt.<br />

In Bild 08 ist unten die kinematische Verlagerung des TCP für<br />

beide Wellensysteme dargestellt. Aufgrund der unsymmetrischen<br />

Lageranordnung des starren Systems kommt es dort zu einer Verlagerung<br />

von etwa 10 µm bei 30 000 1/min in Richtung des hinteren<br />

Lagers. Durch die Drehzahl steigt die Steifigkeit im hinteren Lager<br />

stärker als im vorderen Lagerpaket. Auf diese Weise wird die Welle<br />

nach vorne gedrückt. Die kinematischen Effekte sind bei der elastischen<br />

Anstellung ungleich höher. Hier kommt es zu einer Verlagerung<br />

von etwa 55 µm bei 30 000 1/min.<br />

Der Einfluss des Presssitzes wurde für den vorgespannten<br />

Zustand beider Systeme betrachtet. Dazu zeigt der obere Teil der<br />

Tabelle die Werte für die Axialkraft sowie die axiale und radiale<br />

Steifigkeit der Lager beider Systeme. Im unteren Teil sind die<br />

gleichen Ergebnisse für unterschiedliche Übermaße an den Lagersitzen<br />

gezeigt.<br />

Aufgrund der elastischen Verformung der Welle zwischen den<br />

Lagern eines Lagerpakets wird das innenliegende Lager etwas<br />

stärker belastet, wobei der Unterschied sehr gering ist. Durch die<br />

Änderung des Übermaßes um 2 µm an den vorderen Lagern kommt<br />

es bei beiden Systemen zu einer signifikanten Verschiebung des<br />

Traganteils. Von der ursprünglich gleichmäßig auf beide Lager<br />

verteilten Last trägt das innenliegende Lager nun ca. 2/3. Durch die<br />

Verspannung beider Lager im Tandem tritt der Effekt bei beiden<br />

Systemen auf. Dies führt ebenfalls zu veränderten Steifigkeiten,<br />

wobei die Summe der Steifigkeit der Pakete weitergehend konstant<br />

bleibt.<br />

Die Berechnung mit Mesys zeigt qualitativ das gleiche Verhalten.<br />

Bei der Berechnung der starren Anstellung kommt es zu leichten<br />

Abweichungen, was auf unterschiedliche Berechnungsansätze bei<br />

den Lagermodellen zurückzuführen ist. Dieses Verhalten zeigt sich<br />

ebenfalls in Bild 08 oben links. Auch hier weichen die Lagerreaktionen<br />

leicht voneinander ab. Bei der elastischen Anstellung sind die<br />

Abweichungen geringer, da durch die Feder Verspannungen ausge­<br />

Gleiches Übermaß<br />

Unterschiedlkiches Übermaß<br />

MTPlus<br />

Mesys<br />

Abweichung<br />

MTPlus<br />

Mesys<br />

Abweichung<br />

Starre Lagerung<br />

Elastisch angestellte<br />

Lagerung<br />

Einh. A1 A2 B1 A1 A2 B1 B2<br />

∆u µm 30 30 30 30 30 30 30<br />

F ax<br />

N 578 582 1 160 597 602 604 596<br />

k ax<br />

N/µm 100 100 131 101 102 102 101<br />

K rad<br />

N/µm 267 268 334 270 271 271 270<br />

F ax<br />

N 608 613 1 221 598 602 601 599<br />

k ax<br />

N/µm 102 102 133 101 101 101 101<br />

K rad<br />

N/µm 272 272 339 270 271 271 270<br />

F ax<br />

% 4,9 5,1 5,0 0,2 0,0 – 0,5 0,5<br />

k ax<br />

% 2,0 2,0 1,5 0,0 – 1,0 – 1,0 0,0<br />

K rad<br />

% 1,8 1,5 1,5 0,0 0,0 0,0 0,0<br />

Einh. A1 A2 B1 A1 A2 B1 B2<br />

∆u µm 28 32 30 28 32 32 30<br />

F ax<br />

N 397 771 1 168 410 789 697 502<br />

k ax<br />

N/µm 88 110 131 89 111 106 95<br />

K rad<br />

N/µm 235 295 335 238 297 285 255<br />

F ax<br />

N 419 805 1 223 409 792 696 505<br />

k ax<br />

N/µm 89 111 132 88 111 105 95<br />

K rad<br />

N/µm 239 297 338 237 296 284 255<br />

F ax<br />

% 5,3 4,2 4,5 – 0,2 0,4 – 0,1 0,6<br />

k ax<br />

% 1,1 0,9 0,8 – 1,1 0,0 – 1,0 0,0<br />

K rad<br />

% 1,7 0,7 0,9 – 0,4 – 0,3 – 0,4 0,0<br />

Einfluss des Presssitz<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 71


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

PEER REVIEWED<br />

glichen werden. Bei der Berechnung der kinematischen Effekte<br />

kommt es zu einer etwas stärkeren Aufweitung des Innenrings bei<br />

Mesys, was bei hohen Drehzahlen zu einem Unterschied der TCP<br />

Verlagerung von etwa 10 % führt.<br />

ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />

Der vorgestellte gekoppelte Berechnungsansatz für schnelldrehende<br />

Wellen-Lager-Systeme ermöglicht die Berechnung des statischen<br />

Nachgiebigkeitsverhalten bei beliebigen Lageranordnungen und<br />

Vorspannungssituationen unter Berücksichtigung nichtlinearer<br />

Lagereigenschaften. Durch die Gleichgewichtsiteration wird es<br />

möglich, die Wechselwirkungen der Lager innerhalb des Lagersystems<br />

unter Geometrie-, Drehzahl- und Temperatureinfluss zu<br />

berechnen. Dabei wird neben den nichtlinearen Lagermodellen<br />

eine vollständige FE-Simulation der Geometriebauteile durchgeführt.<br />

Dies bildet die Basis für weitergehende Berechnungen des<br />

dynamischen Nachgiebigkeitsverhalten.<br />

Mit dem Modell wurden vergleichende Berechnungen zweier<br />

Spindelsysteme vorgestellt, bei denen der Einfluss von Last, Temperatur,<br />

Drehzahl und des Lagersitzes diskutiert wurden. Die Ergebnisse<br />

zeigen die Möglichkeiten zur Analyse von Wellen-Lager-Systemen.<br />

Der Vergleich der Berechnungsergebnisse zur Berechnungssoftware<br />

Mesys bestätigt die Funktion der Berechnungsmethode.<br />

Durch den modularen Aufbau wird es möglich verschiedene<br />

Lagertypen in das Wellensystem einzubinden. So wurden bereits<br />

die Kinematik eines Kegelrollenlagers im Berechnungsprogramm<br />

abgebildet. Das Modell wird im zweiten Teil dieses Artikels vorgestellt.<br />

Im nächsten Entwicklungsschritt werden weitere Lagergeometrien<br />

wie das Zylinderrollenlager, Mehrpunktlager und das<br />

Floating-Roller-Ball-Lager eingebunden.<br />

Teil 2 dieser Artikelserie lesen Sie demnächst in <strong>antriebstechnik</strong>.<br />

Literaturverzeichnis:<br />

[BREC14] Brecher, C.; Falker, J.: Floating Roller Ball Lager – Ein neuartiges<br />

Loslagerkonzept für Hochgeschwindigkeitslager. In Brecher, C.; Krüger, J.;<br />

Uhlmann, E.; Verl, A.; Klemm, P. (Hrsg.): Effiziente Produktion. (Reihe:<br />

Fortschritt-Berichte VDI: Reihe 2, Fertigungstechnik. Bd. 689). Düsseldorf:<br />

VDI-Verl., 2014. S. 31–40<br />

[BREC19] Brecher, C.; Fey, M.; Bartelt, A.; Stahl, T.; Hassis, A.: Simulation schnell<br />

drehender Welle-Lager-Systeme Teil 2: Berechnungsmodul für Hochgeschwindigkeits-Kegelrollenlager.<br />

In: Antriebstechnik. 58. Jg., <strong>2019</strong>, Nr. 5., S. o. A. S.<br />

[CAO06] Cao, Y.: Modelling of high-speed machine tool spindle systems.<br />

Dissertation University of British Columbia, 2006<br />

[CAO07] Cao, Y.; Altintas, Y.: Modeling of spindle-bearing and machine tool<br />

systems for virtual simulation of milling operations. In: International Journal of<br />

Machine Tools and Manufacture. 47. Jg., 2007, Nr. 9. S. 1342–1350<br />

[DEMU89] deMul, J. M.; Vree, J. M.; Maas, D. A.: Equilibrium and Associated<br />

Load Distribution in Ball and Roller Bearings Loaded in Five Degrees of Freedom<br />

While Neglecting Friction – Part I: General Theory and Application to Ball<br />

Bearings. In: Journal of Tribology. 111. Jg., 1989, Nr. 1. S. 142–148<br />

[HERN00] Hernot, X.; Sartor, M.; Guillot, J.: Calculation of the Stiffness Matrix of<br />

Angular Contact Ball Bearings by Using the Analytical Approach. In: Journal of<br />

Mechanical Design. 122. Jg., 2000, Nr. 1. S. 83<br />

[HOUP97] Houpert, L.: A Uniform Analytical Approach for Ball and Roller<br />

Bearings Calculations. In: Journal of Tribology. 119. Jg., 1997, Nr. 4. S. 851–858<br />

[JONE60] Jones, A. B.: A general theory for elastically constrained ball and radial<br />

roller bearings under arbitrary load and speed conditions. In: Journal of Basis<br />

Engineering. 82. Jg., 1960, Nr. 2. S. 309–320<br />

[KREI08] Kreis, M.: Zum Eigenverhalten von Motorspindeln unter Betriebsbedingungen.<br />

Diss. Technische Universität Darmstadt, 2008<br />

[MESY16] MESYS AG: MESYS Rolling Bearing Calculation. Zürich, 2016.<br />

Firmenschrift<br />

[SCHA05] Schaeffler Technologies GmbH & Co. KG: BEARINX®-online Spindelberechnung.<br />

Herzogenaurach, 2005. Firmenschrift<br />

[SCHA12] Schaeffler Technologies GmbH & Co. KG: Bearinx®-online Wellenberechnung.<br />

Herzogenaurach, 2012. Firmenschrift<br />

[TÜLL99] Tüllmann, U.: Das Verhalten axial verspannter, schnelldrehender<br />

Schrägkugellager. Diss. RWTH Aachen, 1999<br />

[WECK03] Weck, M.; Brecher, C.; Schulz, A.; Keiser, R.: Stabilitätsanalyse bei der<br />

HSC-Bearbeitung. In: wt Werkstatttechnik online. 93. Jg., 2003, Nr. 1. S. 63–68<br />

DIE AUTOREN<br />

Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher,<br />

Inhaber des Lehrstuhls für Werkzeugmaschinen<br />

und Mitglied des Direktoriums<br />

des Werkzeug maschinenlabors WZL,<br />

RWTH Aachen<br />

Dipl.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Jens Falker,<br />

Gruppenleiter am Werkzeugmaschinenlabor<br />

WZL,<br />

RWTH Aachen<br />

DANKSAGUNG<br />

Die Autoren danken der Deutschen Forschungsgesellschaft<br />

DFG für die Förderung unter dem Kennzeichen BR2905/50-2<br />

„Radiales Loslager für Hochdrehzahlanwendungen“.<br />

Weiterhin danken die Autoren der Firma Mesys für die<br />

Bereitstellung ihrer Berechnungssoftware.<br />

Dr.-Ing. Marcel Fey,<br />

Oberingenieur am Werkzeugmaschinenlabor<br />

WZL,<br />

RWTH Aachen<br />

72 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


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Verzicht auf Schmierung ermöglicht einen wartungsfreien Betrieb der Lagerstellen und<br />

verhindert Maschinenausfälle aufgrund von Mangelschmierung. Außerdem können<br />

Schmutz und Verunreinigungen nicht mehr an den Lagerstellen anhaften und es<br />

gelangen weniger Fette und Öle in die Umwelt. Zwei Werkstoffe in einem gekapselten<br />

Aufbau sorgen dafür, dass das Gleitlager mit einem Durchmesser von 20 mm auch<br />

Kantenbelastungen von 7 t und mehr standhält. Im Schwenktest wurde ermittelt, dass<br />

eine radiale Belastung von 130 MPa möglich ist.<br />

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erscheint <strong>2019</strong> im 58. Jahrgang, ISSN 0722-8546<br />

Redaktion<br />

Chefredakteur: Peter Becker B. A.,<br />

Tel.: 06131/992-210, E-Mail: p.becker@vfmz.de<br />

(verantwortlich für den redaktionellen Inhalt)<br />

Redakteure: Holger Seybold, Tel.: 06131/992-254,<br />

E-Mail: h.seybold@vfmz.de<br />

Svenja Stenner, Tel.: 06131/992-302,<br />

E-Mail: s.stenner@vfmz.de<br />

Redaktionsassistenz: Angelina Haas,<br />

Tel.: 06131/992-361, E-Mail: a.haas@vfmz.de,<br />

Doris Buchenau, Melanie Lerch, Petra Weidt, Ulla Winter<br />

(Redaktionsadresse siehe Verlag)<br />

Gestaltung<br />

Anette Fröder, Sonja Daniel, Anna Schätzlein,<br />

Mario Wüst<br />

Chef vom Dienst<br />

Dipl.-Ing. (FH) Winfried Bauer<br />

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E-Mail: o.jennen@vfmz.de<br />

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E-Mail: a.zepig@vfmz.de<br />

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www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 73


EINE FRAGE NOCH...<br />

WARUM REXS<br />

UND NICHT GDE,<br />

HERR EVERT?<br />

GDE ist ein etabliertes Standard-Datenformat für den Austausch<br />

von Mess- und Fertigungsdaten einzelner evolventischer<br />

Stirnräder. REXS hingegen zielt darauf ab, ein möglichst umfassendes<br />

Gesamtgetriebemodell für die Berechnung und Simulation<br />

zur Verfügung zu stellen und dieses als Standard auf diesem Gebiet<br />

zu etablieren. Die Mengen der verwendeten Parameter beider<br />

Modelle überschneiden sich dabei nur gering. Diese und weitere<br />

Unterschiede haben auf der Suche nach einem geeigneten<br />

Lösungsweg zur Entscheidung geführt, REXS grundsätzlich<br />

unabhängig von GDE zu entwickeln. Die Überwindung der Unterschiede<br />

hätte sowohl auf GDE- als auch auf REXS-Seite zu großen<br />

Aufwänden und Kompromissen geführt. Nichtsdestotrotz gibt es<br />

auch einige Berührungspunkte.<br />

Können Sie einige dieser Punkte nennen und kann man von<br />

dem GDE-„Modell“ hier und da profitieren?<br />

Diplom-Informatiker Stephan Evert ist<br />

Leiter der Abteilung Bearing Analysis<br />

Tools Development von Schaeffler und<br />

Obmann des FVA-Arbeitskreises REXS.<br />

Wir sprachen mit ihm über das neue<br />

Datenformat für die Getriebebranche.<br />

Herr Evert, REXS ist relativ neu am Markt. Was ist REXS und was<br />

war die Motivation für die Entwicklung des Reusable Engineering<br />

EXchange Standard?<br />

REXS ist ein von der Forschungsvereinigung Antriebstechnik<br />

(FVA e. V.) entwickeltes, sehr einfaches Datenformat für Getriebemodelle.<br />

Mit diesem Format ist es möglich, Daten zwischen CAE-<br />

Tools, zum Beispiel zwischen der FVA-Workbench und dem Schaeffler<br />

Wälzlagerberechnungs- und Simulations-Tool Bearinx auszutauschen.<br />

Fehleranfällige manuelle Datenübertragungen oder die<br />

aufwändigen Implementierungen spezieller Schnittstellen gehören<br />

damit der Vergangenheit an. Für die Getriebe-Branche wird dieser<br />

unkomplizierte und automatisierte Austausch der Getriebemodelle<br />

Entwicklungszeit und -kosten für Kundenapplikationen – insbesondere<br />

von Getriebebaukästen – deutlich reduzieren.<br />

REXS ist eine Neuentwicklung. Das wirft die Frage auf, warum<br />

nicht auf einen bestehenden Standard wie GDE (Gear Data<br />

Exchange, entwickelt vom VDI) aufgesetzt wurde. Schildern Sie<br />

uns bitte die Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Formate.<br />

REXS und GDE sollen unabhängige Schnittstellenformate für ihre<br />

speziellen Anwendungsgebiete bleiben. Es ist jedoch vorgesehen,<br />

in GDE definierte Parameter sowie deren Nomenklatur zum<br />

Beispiel für Stirnräder bei Bedarf in REXS zu übernehmen. Wir<br />

streben bei der Weiterentwicklung soweit sinnvoll eine möglichst<br />

enge Abstimmung zwischen beiden Formaten an. Es ist auch<br />

geplant, einen frei zugänglichen Konverter zu erstellen, der die<br />

beiden Formate soweit möglich und sinnvoll ineinander<br />

überführen kann. Ähnliche Vorgehensweisen sollen auch für<br />

andere etablierte Datenformate im Umfeld der Getriebemodellierung<br />

übernommen werden zum Beispiel für Kegelrad-<br />

Maschinendaten.<br />

Wie ist der aktuelle Entwicklungsstand und was ist für<br />

<strong>2019</strong> noch geplant?<br />

Einige Punkte hatte ich soeben erwähnt. In der aktuellen Version<br />

1.1 sind Stirnradstufen, Kegelradstufen und Planetenstufen in<br />

beliebiger Kombination realisiert. Aufgenommen sind unter<br />

anderem auch Wälzlager, Wellen, externe Lasten und Lastkollektive,<br />

Schmierstoffe und Werkstoffe. Auch mittels FE-Steifigkeitsmatrizen<br />

beschriebene elastische Komponenten, wie beispielsweise Gehäuseteile<br />

sind nun umgesetzt. Sie sehen schon, dies dient dazu, künftig<br />

einmal eine komplette Systemanalyse auf Basis des REXS-Formates<br />

durchführen zu können. Konkret für <strong>2019</strong> steht noch die<br />

Modellierung von Zahnkorrekturen und Kerbstellen auf der Agenda.<br />

Auch an der Attributliste arbeiten wir weiter, um Berechnungs -<br />

standards wie zum Beispiel AGMA 2101 mit REXS bedienen zu<br />

können.<br />

www.rexs.info<br />

74 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


DIE <strong>antriebstechnik</strong><br />

IST FÜR MICH DIE DEUTSCH-<br />

SPRACHIGE PLATTFORM FÜR<br />

EINEN KOMPETENTEN EINBLICK<br />

IN AKTUELLE FORSCHUNGS-<br />

UND ENTWICKLUNGSTHEMEN,<br />

INNOVATIVE PRODUKTE UND<br />

BEST PRACTICE BEISPIELE<br />

DER ANTRIEBSTECHNIK.<br />

Univ.-Professor Dr.-Ing. Christian Brecher,<br />

Mitglied des Direktoriums des Werkzeugmaschinenlabors<br />

(WZL) an RWTH Aachen und Institutsleiter<br />

des Fraunhofer IPT<br />

WISSEN<br />

SCHAFFT<br />

IDEEN


Instandhaltung –<br />

jetztgezielt planbar!<br />

Industrie4.0 revolutioniert auchden Instandhaltungsservice.Wofrüherder Instandhalter<br />

vieleEinzelinformationen sammelnund aufwändigauswertenmusste, bietet<br />

Schaefflerjetzt cloudbasierteProdukte und Lösungen zurZustandsüberwachung<br />

an.ErstmalskönnenWartungsintervalle belastungsabhängig bestimmtwerden. Das<br />

Wälzlagerlebenwirddamit vorhersehbar,die Instandhaltung planbar. Dasbringt<br />

Kosteneinsparungen undermöglichteineintelligenteErsatzteilbevorratung.<br />

www.schaeffler.de

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