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antriebstechnik 12/2023

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WISSEN SCHAFFT IDEEN<br />

TITEL<br />

10 Anwendungsneutrale<br />

Mobilrobotik<br />

14 Elektrifizierungskonzepte<br />

für Bagger & Co.<br />

SONDERAUSGABE MARKTÜBERSICHT<br />

Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />

34<br />

Positions- und Neigungssensoren<br />

für AGVs<br />

5445<br />

SONDERAUSGABE<br />

MOBILITY<br />

MOBILE LÖSUNGEN FÜR DEN BETRIEBLICHEN EINSATZ<br />

FLUIDTECHNIK<br />

19174<br />

INNOVATION<br />

SCOUT <strong>2023</strong><br />

Oktober <strong>2023</strong><br />

€ 17,50<br />

11 Print-Ausgaben im Jahr<br />

+ Sonderausgabe <strong>antriebstechnik</strong><br />

Marktübersicht (1x jährlich)<br />

+ Sonderausgabe MOBILITY (1x jährlich)<br />

19174<br />

Die gesamte Antriebstechnik<br />

auf xx Seiten<br />

Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />

Von Antriebselementen<br />

und Motoren bis hin zu<br />

Wälzlagern LINEARTECHNIK<br />

& Co.<br />

Große Lineareinheiten für<br />

komplexe Bewegungen<br />

+<br />

<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

ANT_SO_Titel_Igus_2022_06_5358533;13_View.indd 1 18.11.2022 <strong>12</strong>:31:26<br />

Abo-Begrüßungsgeschenk:<br />

Die Konturenlehre<br />

Das Kopieren eines Profils war noch nie so einfach!<br />

Mit dieser Konturenlehre können Sie die Form von unregelmäßigen<br />

Objekten messen, um eine Sofortvorlage zu erstellen, mit der präzise<br />

Schnitte markiert werden können. Messbreite 25 cm, Messtiefe 6 cm.<br />

(Die Farbe der Konturenlehre ist variabel)<br />

Sichern Sie sich den lückenlosen Bezug wertvoller Informationen!<br />

Internet: shop.vereinigte-fachverlage.de @ E-Mail: vertrieb@vfmz.de & Telefon: 06131/992-148<br />

Ja, ich möchte die Zeitschrift „<strong>antriebstechnik</strong>“ abonnieren<br />

Das Jahresabonnement umfasst 11 Ausgaben + 2 Sonderausgaben und kostet € 160,- (Ausland € 175,- netto) inkl. Versandkosten.<br />

Als Begrüßungsgeschenk erhalte ich die Konturenlehre. Nach Ablauf des ersten Bezugsjahres kann das Abonnement jederzeit,<br />

mit einer Frist von einem Monat, schriftlich gekündigt werden.<br />

Unser Dienstleister, die Vertriebsunion Meynen, Eltville, erhebt Ihre Daten im Auftrag der Vereinigte Fachverlage (VFV) zum Zweck der Vertragsdurchführung, zur Erfüllung der<br />

vertraglichen und vorvertraglichen Pflichten. Die Datenerhebung und Datenverarbeitung ist für die Durchführung des Vertrags erforderlich und beruht auf Artikel 6 Abs. 1 b) DSGVO.<br />

Zudem verwenden wir Ihre Angaben zur Werbung für eigene und VFV verwandte Produkte. Falls Sie keine Werbung mehr auf dieser Grundlage erhalten wollen, können Sie jederzeit<br />

widersprechen. Weitere Infos zum Datenschutz: ds-vfv.vfmz.de<br />

Name/Vorname<br />

Position<br />

Firma<br />

Abteilung<br />

Straße oder Postfach<br />

PLZ/Ort<br />

Telefon/E-Mail<br />

Datum, Unterschrift<br />

Vereinigte Fachverlage GmbH . Vertrieb . Postfach 10 04 65 . 55135 Mainz . Telefon: 06131/992-200<br />

E-Mail: vertrieb@vfmz.de . Internet: www.vereinigte-fachverlage.de<br />

„<strong>antriebstechnik</strong>“ ist eine Zeitschrift der Vereinigten Fachverlage GmbH, Lise-Meitner-Straße 2, 55<strong>12</strong>9 Mainz, HRB 2270, Amtsgericht Mainz,<br />

Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen, Matthias Niewiem, Umsatzsteuer-ID: DE 149063659, Gerichtsstand: Mainz


MEDIZIN BRAUCHT DEN<br />

RICHTIGEN DRIVE<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

EDITORIAL<br />

schon Hippokrates soll gesagt haben „Gehen ist des Menschen<br />

beste Medizin“. Keine Sorge, ich möchte Sie nicht mit vorweihnachtlichen<br />

Gesundheitstipps langweilen, aber einladen,<br />

spannende Anwendungen in einer besonders innovativen<br />

Branche kennenzulernen. In unserem Special dreht es sich dieses<br />

Mal um Antriebstechnik in Medizin und Labor. Antriebstechnik<br />

macht es zum Beispiel möglich, dass auf einen Rollstuhl angewiesene<br />

Menschen nun auch in den Bergen sicher auf Achse sein<br />

können. Anspruchsvolle Antriebstechnik wird in vielen medizinischen<br />

Anwendungen benötigt, seien es Linearachsen für die<br />

mikrolitergenaue Dosierung von Medikamenten, Medizinroboter<br />

in der Chirurgie oder Mikromotoren für Dentalbohrer.<br />

<strong>antriebstechnik</strong><br />

WISSEN<br />

SCHAFFT<br />

IDEEN<br />

Newsletter<br />

Der E-Mail-Service<br />

für Anwender<br />

aus dem gesamten Umfeld<br />

mechanischer und<br />

elektrischer Antriebstechnik.<br />

Aktuelle Nachrichten<br />

rund um mechanische,<br />

thermische und elektrische<br />

Antriebstechnik,<br />

sowie deren Steuerungen<br />

und Regelungen.<br />

Laut Bundesverband Medizintechnologie e.V. beschäftigt die<br />

Medizintechnik-Branche in Deutschland über 250.000 Menschen<br />

und investiert rund 9 % ihres Umsatzes in Forschung und<br />

Entwicklung. Die Branche macht einen Gesamtumsatz von über<br />

38 Mrd. Euro, wobei die Exportquote bei 67 % liegt. Beachtlich<br />

auch: 93 % der MedTech-Unternehmen sind KMU! Trotz Umsatzplus<br />

von 4,8 % gegenüber 2022 sieht der Branchenverband den<br />

Medizintechnik-Standort Deutschland in seiner Herbstumfrage<br />

unter Druck. Gestiegene Personal-, Logistik-, Rohstoff- und<br />

Energiekosten sowie die hohen Kosten für die Umsetzung der<br />

EU-Medizinprodukte-Verordnung machen den Unternehmen zu<br />

schaffen. Was die Antriebstechnik heute und morgen bewegt,<br />

lesen Sie in unserem Branchenupdate. Hoffentlich haben Sie auch<br />

im Winter genug Antrieb, mal an die frische Luft zu gehen.<br />

Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken.<br />

Ich wünsche viel Spaß<br />

bei der Lektüre,<br />

Ihr Felix Berthold<br />

f.berthold@vfmz.de<br />

Jetzt<br />

kostenlos<br />

anmelden!<br />

IMMER<br />

AKTUELL<br />

INFORMIERT<br />

http://bit.ly/VFV_Newsletter


EDITORIAL<br />

03 Medizin braucht den richtigen Drive<br />

SOFTSTARTER<br />

06 Menschen, Märkte, Unternehmen<br />

ELEKTRISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />

18<br />

ANZEIGE<br />

ELEKTROMOTOREN<br />

24 INTERVIEW Den Manufaktur-Gedanken bewahren<br />

STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />

28 Ausgewählt: SPS <strong>2023</strong><br />

SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />

30 High-End-Datenkommunikation im Bausektor<br />

MECHANISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />

TITELBILD<br />

R+W Antriebselemente,<br />

Wörth am Main<br />

GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

34 Fahr- und Lenkantrieb:<br />

Kompakt und hochintegriert<br />

KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

36 PFAS-freie Schmierstoffe für die Antriebstechnik<br />

28<br />

24<br />

4 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SPECIAL: ANTRIEBSTECHNIK FÜR<br />

MEDIZIN UND LABOR<br />

10 TITEL Perfektion, die Leben rettet<br />

14 Beatmung: Optimale Regelung schont Patient<br />

18 Mikroliter genau dosieren<br />

20 E-Rolli überall auf Achse<br />

22 Miniaturmotoren für chirurgische Präzision<br />

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

38 Einfluss von Herstellabweichungen auf das<br />

NVH-Verhalten<br />

SERVICE<br />

31 Impressum<br />

MEIN TIPP<br />

Vieles scheint unmöglich, bis es jemand getan<br />

hat. Eine solche Geschichte ist die Erfindung<br />

eines Einachs-E-Rollstuhls für’s Gelände.<br />

Ein Zufall und eine Konstruktion, die eines<br />

MacGyver würdig gewesen wäre, brachten den<br />

Entwickler auf die entscheidende Idee, wie man<br />

den Sitz am besten dämpft. Im Special erfahren<br />

Sie ab Seite 20 mehr über die Mobilitätshilfe der<br />

Zukunft.<br />

Miles Meier, Chefredakteur, m.meier@vfmz.de<br />

30<br />

WIR LIEBEN HYDRAULIK!<br />

ERST RECHT, WENN SIE EDEL SEIN MUSS!<br />

Hydropa Stainless:<br />

bietet maßgeschneiderte Lösungen für Ihre Herausforderungen.<br />

Unsere Produkte erfüllen alle Anforderungen an Leistung,<br />

Sicherheit und Zuverlässigkeit. Sie sind speziell für<br />

anspruchsvolle Umgebungen, hygienische Anforderungen,<br />

Seewasserbeständigkeit und aggressive Medien entwickelt.<br />

36<br />

Nutzen Sie Qualität und Vorteile unserer Hydraulikaggregate<br />

und verbessern Sie die Leistung Ihrer Anwendung!<br />

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RECYCLING VON ELEKTROMOTOREN<br />

ABB Motion hat in Deutschland mit dem Recyclingunternehmen<br />

Remondis eine Partnerschaft abgeschlossen.<br />

Kunden des Technologiekonzerns können<br />

ihre alten Elektromotoren so auf umweltfreundliche<br />

Weise recyceln. Die durch das Recycling gewonnenen<br />

kohlenstoffarmen Metalle werden für die Produktion<br />

neuer, hocheffizienter ABB-Elektromotoren mit einem<br />

signifikant niedrigeren CO 2<br />

-Fußabdruck verwendet.<br />

Das Recyclingangebot gilt für Niederspannungs- und<br />

Mittelspannungsmotoren – unabhängig von der<br />

Spannungsklasse und der Leistung. „Mit dem neuen<br />

Angebot können wir unseren Kunden jetzt Lösungen<br />

entlang des gesamten Lebenszyklus von Motoren aus<br />

einer Hand anbieten – inklusiver der Entsorgung“,<br />

erklärt Dr. Frank Simon, Leiter der Energieeffizienz bei<br />

ABB Motion in Deutschland. „Der Ersatz von alten,<br />

weniger energieeffizienten Motoren durch neue<br />

hocheffiziente Motoren leistet zugleich einen wichtigen<br />

Beitrag zum Klimaschutz.“<br />

www.abb.com<br />

NEU GEORDNET<br />

Seit 1. Oktober <strong>2023</strong><br />

organisiert Faulhaber<br />

seine Vertriebsorganisation<br />

neu. Die<br />

Zuständigkeiten<br />

werden innerhalb<br />

des bestehenden<br />

Sales-Managementteams<br />

neu aufgeteilt.<br />

Diese strategische<br />

Weiterentwicklung<br />

sei ein entscheidender<br />

Schritt, um das Unternehmenswachstum auf die nächste Stufe<br />

zu heben. Schwerpunkt ist eine noch stärkere Kundenorientierung<br />

und schnelle Reaktionsfähigkeit. Um die Vertriebsorganisation vor<br />

dem Hintergrund steigender Komplexität auf den internationalen<br />

Märkten zu verbessern, hat sich das Unternehmen entschlossen,<br />

den globalen Vertrieb innerhalb des erfahrenen Teams unter<br />

Geschäftsführer Karl Faulhaber neu auszurichten. Marcus Remmel<br />

wird ab sofort das Gebiet der globalen Marktentwicklung mit den<br />

Unterbereichen Business Development und Market Channel<br />

Development übernehmen. Volker Sprenger, der bereits heute in<br />

Deutschland die Vertriebsaktivitäten leitet, wird zukünftig auch<br />

Schlüsselkunden auf globaler Ebene betreuen. Zudem wird er die<br />

Präsenz in Nordamerika weiter ausbauen. Mireille Deckers-Strobel,<br />

die aktuell den Bereich Global Sales Operations führt, übernimmt<br />

aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung im Kundenbeziehungsmanagement<br />

zusätzlich die Verantwortung für die wichtigen<br />

Vertriebsmärkte Europa, China, Asia-Pacific sowie für globale<br />

Direktkunden und das Distributionsnetzwerk.<br />

www.faulhaber.com<br />

EBM-PAPST ALS „TRANSFORMATOR“ PRÄMIERT<br />

VERNETZEN SIE SICH MIT<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

Mit Ebm-Papst, Spezialist für Ventilatoren und Motoren, und dem Werkzeughändler<br />

Würth haben zwei Weltmarktführer den Mittelstandspreis<br />

der „Markt und Mittelstand“-Medien in der Kategorie „Transformatoren“<br />

erhalten. Beide sind nach Angaben der Jury leistungsstarke Familienbetriebe,<br />

denen aus eigener Kraft ein bedeutsamer Wandel gelungen ist.<br />

Die Preise wurden im Frankfurter Commerzbanktower im Vorfeld der Gala<br />

„Night of the Brands <strong>2023</strong>“ vergeben. Dem Unternehmer Reinhold Würth<br />

gelang es, aus dem kleinen Handelsbetrieb einen weltumspannenden<br />

Konzern zu formen, Ebm-Papst fokussiert sich aktuell auf die Lufttechnik<br />

und macht sich von der Autoindustrie unabhängig. „Wir konzentrieren uns<br />

in unserer Transformation mit nachhaltigen und digitalen Lösungen für<br />

ein besseres Klima auf unsere strategischen Zukunftsfelder, seien es<br />

erneuerbare Energien oder innerhalb der Heiztechnik Wärmepumpen“, so<br />

Dr. Sonja Fleischer, CHRO und Vorstandsmitglied bei EBM-Papst. Zuletzt<br />

wuchs der Umsatz trotz des Ausstiegs aus der Autoindustrie zweistellig.<br />

www.ebmpapst.com<br />

digital.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/facebook<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/twitter<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/linkedin<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/xing<br />

6 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


NEUER CSO BEI GEFRAN<br />

Karsten Just ist neuer Chief Sales<br />

Officer (CSO) bei Gefran.<br />

Er hat die Position seit dem<br />

1. Oktober <strong>2023</strong> inne. In dem<br />

multinationalen italienischen<br />

Unternehmen wird er sowohl für<br />

den Vertrieb als auch die Internationalisierungsprozesse<br />

zuständig<br />

sein. Als Mitglied der Geschäftsführung<br />

wird er darüber<br />

hinaus die Unternehmensstrategie<br />

mitverantworten. Als Chief<br />

Sales Officer wird Karsten Just die<br />

Entwicklung der Vertriebsstrategie der Gruppe vorantreiben<br />

und dabei seine kaufmännische Erfahrung mit seinem technologischen<br />

Know-how verbinden. „Ich freue mich auf diese neue<br />

Aufgabe bei Gefran, einem Unternehmen, das schon immer in<br />

der Lage war, Markttrends zu antizipieren und sich erfolgreich<br />

den unterschiedlichsten Herausforderungen zu stellen“, sagt<br />

Karsten Just. Der studierte Elektrotechniker begann seine<br />

Karriere 1990 bei ABB, wo er zu Beginn des neuen Jahrtausends<br />

zum Geschäftsführer einer Konzerngesellschaft ernannt wurde.<br />

Seit 2003 war Karsten Just in verschiedenen führenden<br />

Unternehmen aus der Automatisierungsbranche, Sensorik und<br />

dem Bereich Explosionsschutz in leitenden Positionen tätig –<br />

zuletzt seit 2016 als CMO, CSO und Mitglied der Geschäftsleitung<br />

bei der Baumer Management Services AG. In diesen<br />

Funktionen verantwortete er 17 Vertriebsniederlassungen<br />

sowie die Digitalisierung des Marketings.<br />

www.gefran.de<br />

SCHAEFFLER AG MIT NEUEM<br />

VORSTAND PERSONAL<br />

KIMO.indd 1 18.04.2017 14:40:18<br />

Der Aufsichtsrat der Schaeffler AG hat<br />

Frau Dr. Astrid Fontaine mit Wirkung zum<br />

1. Januar 2024 als Vorstand Personal und<br />

Arbeitsdirektorin sowie als ordentliches<br />

Mitglied des Vorstands der Schaeffler AG<br />

bestellt. Dr. Fontaine verfügt über<br />

langjährige internationale Erfahrungen in<br />

den Personalressorts großer Automobilhersteller.<br />

Fontaine kommt von der<br />

Volkswagen-Gruppe zu Schaeffler, wo sie zuletzt seit<br />

September 2021 im Vorstand von Volkswagen Nutzfahrzeuge<br />

für das Ressort „People & Transformation“ verantwortlich war.<br />

Zuvor leitete sie von Januar 2018 bis August 2021 bei Bentley<br />

Motors in Großbritannien ebenfalls auf Vorstandsebene den<br />

Bereich „People, Digitalization and IT“. Sie arbeitetete auch bei<br />

der Mercedes-Benz AG in Deutschland und den USA.<br />

www.schaeffler.com<br />

BEWERBUNGSSTART FÜR DEN AMA-INNOVATIONSPREIS 2024<br />

Der AMA Verband für Sensorik und Messtechnik (AMA) lädt innovative Köpfe aus Wissenschaft<br />

und Industrie zur Bewerbung um den AMA-Innovationspreis 2024 ein. Gesucht<br />

werden neuartige Forschungs- und Entwicklungsergebnisse aus der Sensorik und Messtechnik.<br />

Einsendeschluss ist der 25. Januar 2024.<br />

Bewerben können sich Einzelpersonen und Entwicklerteams mit Forschungs- und Entwicklungslösungen<br />

aus der Sensorik und Messtechnik mit erkennbarer Marktrelevanz – also<br />

echte Innovation und keine reine Invention. Der AMA-Innovationspreis ist mit einem<br />

Preisgeld von 10.000 Euro dotiert. Zusätzlich können sich neue und junge Firmen um den<br />

Sonderpreis „Junges Unternehmen“ bewerben. Der Gewinner in dieser Sonder kategorie<br />

erhält einen kostenlosen Messestand auf der Messe Sensor und Test 2024.<br />

www.ama-sensorik.de


AUSSTELLER WERDEN – CALL FOR<br />

EXHIBITORS<br />

KENDRION UND MIKI PULLEY<br />

KOOPERIEREN<br />

Fachaussteller aus der Fluidtechnik gesucht: Vom 19. bis<br />

21. März 2024 findet das 14. Internationale Fluidtechnische<br />

Kolloquium (14. IFK) in Dresden statt, eine der weltweit<br />

bedeutendsten Fachtagungen auf dem Gebiet der Fluidmechatronischen<br />

Systemtechnik. Den zentralen Treffpunkt der Tagung<br />

bildet die begleitende Fachausstellung, die im Rahmen eines<br />

„Get-together“-Abends eröffnet wird. Sie bietet Unternehmen<br />

die Möglichkeit, ihre neuen Produkte und Systemlösungen zu<br />

präsentieren. Hier können sie mit den führenden Experten der<br />

Fluidtechnikbranche ins Gespräch kommen und Fachwissen mit<br />

Anwendern und Wissenschaftlern austauschen. Ob Systemstand<br />

oder individueller Stand, es gibt diverse Ausstellungsmöglichkeiten<br />

und Standlösungen. Weitere Informationen und<br />

Anmeldemodalitäten finden interessierte Unternehmen auf<br />

der Website zum Kolloquium. Anmeldeschluss für die Fachausstellung<br />

ist der 15. Januar 2024. Das 14. IFK wird vom Institut<br />

für Mechatronischen Maschinenbau, Professur für Fluid-<br />

Mechatronische Systemtechnik (Fluidtronik) der TU Dresden,<br />

unter Leitung von Prof. Jürgen Weber, veranstaltet.<br />

www.ifk-dresden.de<br />

Kendrion und Miki Pulley haben eine Kooperationsvereinbarung<br />

zur Einführung von Permanentmagnet-Bremsen<br />

auf dem japanischen Markt unterzeichnet, wie Kendrion<br />

Ende Oktober bekannt gab. Diese Vereinbarung ist nun der<br />

Startpunkt für den Aufbau einer langfristigen Geschäftsbeziehung,<br />

von der beide Unternehmen und die Kunden<br />

des Bremsenexperten Miki Pulley profitieren würden. Das<br />

umfangreiche Sortiment an Permanentmagnet-Bremsen<br />

(PM-Bremsen) von Kendrion liefert außergewöhnliche<br />

Leistungsdichte, Präzision und Langlebigkeit. Weltweit<br />

werden sie in Anwendungen wie Servomotoren, der<br />

Robotik, in der Automatisierung, in Windkraftanlagen und<br />

in der Medizintechnik eingesetzt. Die Kooperation ermöglicht<br />

es Miki Pulley und Kendrion, potenziellen Kunden in<br />

Japan die Vorteile dieser Hochleistungstechnologie<br />

vorzustellen. Die PM-Bremsen verbreitern das bestehende<br />

Miki Pulley-Produktportfolio an Federkraftbremsen und<br />

Kupplungen mit einer Lösung, die den Kunden einen neuen<br />

Ansatz für High-End-Sicherheitsanwendungen bietet.<br />

www.kendrion.com<br />

VTH-ANTRIEBSTECHNIK: LUTZ ALS<br />

VORSITZENDER BESTÄTIGT<br />

Die VTH-Fachgruppe „Antriebstechnik“ kam zum Tag<br />

der Begegnung bei KTR Systems in Rheine zusammen.<br />

Servicemodelle und Servicepartnerschaften waren<br />

die beiden wichtigsten Themen der Jahrestagung der<br />

Fachgruppe „Antriebstechnik“ im VTH Verband<br />

Technischer Handel e. V., die am 7. und 8. November <strong>2023</strong> stattfand. Die in der Fachgruppe zusammengeschlossenen<br />

37 Fachhändler für Antriebstechnik und 13 assoziierte Hersteller im „Lieferantenkreis“ der Fachgruppe wollen mit diesen<br />

Schwerpunkten einen reinen Preiswettbewerb vermeiden und ihr Profil als Problemlöser der Industrie stärken. Als Gastgeber<br />

öffnete die KTR Systems GmbH ihr neues Exhibition Center und lud zur Werksbesichtigung ein. Den Spezialisten für Antriebsund<br />

Hydrauliklösungen im Technischen Handel präsentierte Vertriebsleiter Guido Sandkötter ein breites Spektrum innovativer<br />

Lösungen für verschiedene Industriebereiche. KTR Systems ist ein Anbieter von Kupplungen, Bremsen, Kühlsystemen und<br />

hydraulischen Komponenten. Das Vortragsprogramm gab Impulse für 2024. Um „Vernetzte Schmiersysteme in der Industrie<br />

4.0“ ging es im Vortrag von Stefan Trunk, Solution Manager Lubrication Systems bei Schaeffler, und René Schmeckthal,<br />

Geschäftsführer LAT & SGF. Lieferant und Händler zeigten gemeinsam auf, wie sie automatische Schmierstoffgeber beim<br />

Kunden installieren und mit modernster Technologie zur Zustandsüberwachung kombinieren. Die Referenten Axel Brinkmann<br />

und Christian Pelkmann vom Sales Management bei NTN, Anbieter von Wälzlager- und Lineartechnik, stellten die „Kundenbindung<br />

im dynamischen Industrie- und Handelsumfeld“ zur Diskussion. Die Mitglieder der Fachgruppe bestätigten<br />

Dr. Michael Lutz von der Roth GmbH & Co. KG als Vorsitzenden der VTH-Fachgruppe „Antriebstechnik“, er ist seit 2017 im Amt.<br />

Wiedergewählt wurden ebenfalls Michael Heise, Willbrandt, René Schmeckthal, LAT & SGF, und in Abwesenheit Werner<br />

Mallinger, Dexis Austria, für weitere zwei Jahre. VTH-Hauptgeschäftsführer Thomas Vierhaus dankte dem scheidenden<br />

Peter Heuel, Irle & Heuel, für sein langjähriges Engagement im Fachgruppenvorstand.<br />

www.vth-verband.de<br />

8 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


MARK EIKÖTTER IST NEUER<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

Zum 1. Oktober <strong>2023</strong><br />

hat Dr. Mark Eikötter<br />

die Geschäftsführung<br />

der Wittenstein Motion<br />

Control GmbH übernommen.<br />

Er folgt<br />

damit auf Kasper<br />

Rungfeldt, der das<br />

Unternehmen nach<br />

mehrjähriger Tätigkeit verlässt, um sich neuen<br />

beruflichen Perspektiven zu widmen. Das<br />

Tochterunternehmen der Wittenstein Gruppe<br />

hat mit Dr. Eikötter einen fachlich breit aufgestellten<br />

Geschäftsführer gewinnen können.<br />

Er hat zu neuen Fertigungstechnologien in der<br />

Luft- und Raumfahrt promovierten und bringt<br />

berufliche Erfahrung in der globalen Werkzeugmaschinenbranche<br />

sowie im internationalen<br />

Maschinen- und Anlagenbau mit.<br />

Die Wittenstein Motion Control GmbH entwickelt<br />

mechatronische Antriebssysteme, unter<br />

anderem speziell für anspruchsvolle Umgebungsbedingungen<br />

in den Bereichen Aerospace,<br />

Subsea (Oil & Gas), Defense und Simulation.<br />

Bild: Liza Schirrmacher / studioline Bad Oeynhausen<br />

www.wittenstein.de<br />

PARTNERSCHAFT FÜR ENERGIEWENDE<br />

Das deutsche Sensorunternehmen Sick und<br />

der Schweizer Messtechnikspezialist<br />

Endress+Hauser haben eine gemeinsame<br />

Absichtserklärung zur strategischen<br />

Partnerschaft im Bereich „Cleaner<br />

Industries“ unterzeichnet. Beide Unternehmen<br />

sehen große Chancen darin, gemeinsam<br />

zu einer zukunftsfähigen Energieversorgung<br />

beizutragen und Kunden in der<br />

Prozessindustrie entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette dabei zu unterstützen,<br />

ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.<br />

Unternehmen wollen ihren Energie- und<br />

Ressourceneinsatz senken und langfristig<br />

auf nichtfossile Energieträger und Rohstoffe wechseln. Die dafür nötigen<br />

neuen Prozesstechnologien müssen durch intelligente Sensoren und Systeme<br />

überwacht und gesteuert werden. Sick und Endress+Hauser reagieren auf die<br />

Marktdynamik in der Prozessautomation und möchten in Zukunft gemeinsam<br />

neue Wege der Zusammenarbeit gehen. Ziel ist es, die Analysemesstechnik<br />

und Technologien zur Gasdurchflussmessung von Sick gemeinsam zu vermarkten<br />

und weiterzuentwickeln. Somit sollen Kunden bei Zukunftsthemen<br />

wie Klima- und Umweltschutz, Energiewende und Wasserstoffwirtschaft<br />

entlang der gesamten Wertschöpfungskette noch besser unterstützt werden.<br />

Das starke Kerngeschäft der Fabrik- und Logistikautomation, in dem Sick über<br />

80 Prozent seines Umsatzes generiert, bleibt von dem geplanten Zusammenschluss<br />

mit Endress+Hauser unberührt und soll durch eine stärkere Fokussierung<br />

profitieren.<br />

www.sick.de<br />

Zahnriemen!<br />

Wir lieben alle


SPECIAL: ANTRIEBSTECHNIK FÜR MEDIZIN UND LABOR<br />

TITEL<br />

10 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SPIELFREIE MINIATURKUPPLUNGEN<br />

PERFEKTION, DIE LEBEN RETTET<br />

Schon seit Jahren ist Miniaturisierung ein<br />

wichtiges Ziel vieler Entwicklungen in<br />

Wissenschaft, Forschung und Technik.<br />

Insbesondere im Bereich der Medizintechnik<br />

ist eine stetige Präzisierung, eine immer<br />

weiter fortschreitende Verkleinerung der<br />

Apparaturen und eine Automatisierung zum<br />

Beispiel durch Compounding-Mischsysteme<br />

zu beobachten. Treibende Kraft sind die<br />

Anforderungen des Marktes nach erhöhter<br />

Leistung, Genauigkeit und steigender<br />

Kosteneffizienz.<br />

Nicole Stich, Marketing-Specialist,<br />

R+W Antriebselemente GmbH, Wörth am Main<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> 11


SPECIAL: ANTRIEBSTECHNIK FÜR MEDIZIN UND LABOR<br />

TITEL<br />

Spätestens seit der Corona-Pandemie ist jedem die Bedeutung<br />

der Automatisierung von Prozessen in Laboren, Apotheken<br />

und Krankenhäusern deutlich geworden. Millionenfacher<br />

Bedarf an Tests, Medikamenten und Impfstoffen<br />

machte effiziente und präzise Herstellungsmethoden unerlässlich.<br />

Medikamente müssen in großer Zahl schnell und zuverlässig<br />

produziert werden. Hier kommt die faszinierende Welt der automatisierten<br />

Compounding-Misch systeme ins Spiel, in der spielfreie<br />

Miniaturbalgkupplungen von R+W Antriebselemente eine<br />

entscheidende Rolle spielen.<br />

In der pharmazeutischen Industrie sind hochmoderne Produktionsanlagen<br />

entscheidend, um die Herstellung großer Mengen<br />

an Impfstoffen und Medikamenten zu ermöglichen. Die ehemals<br />

manuellen Dosierungen und Abfüllungen durch medizinisches<br />

Personal werden mittlerweile von kompakten Ein- und Mehrkanal-Compounder-Systemen<br />

übernommen. Diese Systeme sind<br />

darauf ausgelegt, verschiedene Inhaltsstoffe und Wirkstoffe in genau<br />

definierten Mengen und Verhältnissen zu mischen, um die<br />

gewünschten Produkte herzustellen. Die Präzision und Effizienz<br />

dieser Mischprozesse sind von entscheidender Bedeutung, um<br />

sicherzustellen, dass die hergestellten Medikamente und Impfstoffe<br />

wirksam und sicher sind.<br />

DER AUTOMATISIERTE BEFÜLLPROZESS<br />

In diesem Zusammenhang werden Mehrkanal-Compounder beispielsweise<br />

bei der Zusammenstellung von benötigten Inhaltsstoffen<br />

in Spritzen oder Infusionen gemäß patientenspezifischer<br />

Rezepturvorgaben eingesetzt. Sie können bis zu 20 Spritzen oder<br />

Infusionen gleichzeitig automatisch bestücken. Ein Steuerungscomputer<br />

übermittelt die jeweiligen Rezepturen an die Pumpensysteme,<br />

die diese entsprechend in kontinuierlichen oder diskreten<br />

Dosierungen zusammenstellen. Für diese Anwendungen<br />

werden ausschließlich Präzisionsmotoren eingesetzt, um die Anforderungen<br />

hinsichtlich kontinuierlicher oder diskreter Dosierungen<br />

sowie der erforderlichen Leistung und hohen funktionalen<br />

Anforderungen zu erfüllen.<br />

Der Antriebsmotor gewährleistet einen gleichmäßigen axialen<br />

Weg des Spritzenkolbens, um das Gemisch in den Hohlkörper<br />

der Kanüle oder Spritze zu ziehen. Die Kraftübertragung vom<br />

Schrittmotor zum Kolbenadapter erfolgt dabei mithilfe einer<br />

Ausgleichskupplung, die unter anderem den montagebedingten<br />

Versatz zwischen den beiden Wellenenden des Schrittmotors<br />

und dem Kolbenadapter ausgleicht. Wesentlich für diesen äußerst<br />

sensiblen Prozess ist die absolute Spielfreiheit, Torsionssteifigkeit<br />

und Laufruhe des Antriebstrangs. Nur so kann ein vollständiges<br />

Mischergebnis im automatisierten Befüllprozess gewährleistet<br />

werden. Ein Schlüsselelement hierbei sind die Miniaturbalgkupplungen<br />

von R+W, die eine Vielzahl wichtiger<br />

Anforderungen der Anlagen erfüllen. Sie ermöglichen die präzise<br />

Übertragung von Drehmomenten und Bewegungen in den<br />

Mischprozessen, um sicherzustellen, dass die verschiedenen Inhalts-<br />

und Wirkstoffe gleichmäßig gemischt werden. Darüber<br />

hinaus erfüllen sie die Anforderungen an Hygiene und Reinheit,<br />

die in diesem Bereich unerlässlich sind.<br />

HOHE VARIANTENVIELFALT<br />

Das aktuelle Portfolio an Miniaturbalgkupplungen umfasst dabei<br />

den Leistungsbereich von 0,01 bis 10 Nm, wobei Bohrungsdurchmesser<br />

von 1,0 bis 28,0 mm möglich sind. Wie bei jeder Metallbalgkupplung<br />

ist auch bei der Miniaturbalgkupplung der Metallbalg<br />

gleichzeitig zentraler Bestandteil und Ausgleichselement.<br />

Wie dieser ausgelegt ist, hängt davon ab, welche Anforderungen<br />

die Anwendung in der Praxis fordert, welches Dreh moment übertragen<br />

wird und wie hoch der auszugleichende Versatz ist. Miniaturbalgkupplungen<br />

müssen maximale Steifigkeit in Rotationsrichtung<br />

beweisen, um Rückstellkräfte, die beim Ausgleichen der<br />

Versätze entstehen, so gering wie möglich zu halten. Beides<br />

FEINSTE BEWEGUNGSKONTROLLE<br />

UND EXAKTE JUSTIERUNG<br />

schafft die Miniaturbalgkupplung von R+W mühelos. Der torsionssteife<br />

Metallbalg überträgt das Drehmoment hochpräzise und<br />

gleicht radiale und axiale Versätze sowie den Winkelversatz sicher<br />

aus. Die verschiedenen Modelle und Serien sind unter anderem<br />

mit Klemmnaben – in geschlitzter, geteilter und Konus–<br />

ausführung – oder mit einem Konusspreizdorn für Hohlwellenanbindungen<br />

erhältlich.<br />

VIELSEITIGE ANWENDUNGSGEBIETE<br />

In der Welt der hochpräzisen Mikroskopie ist exakte Justierung<br />

und feinste Bewegungskontrolle unerlässlich. R+W Miniaturbalgkupplungen<br />

erfüllen diese Anforderungen effizient und zuverläs-<br />

01 In der optischen Biometrie-<br />

Augenvermessung kommt die kompakte<br />

Microflex Kupplung FK1 für Miniaturanwendungen<br />

mit Drehmomenten bis<br />

1 Ncm zum Einsatz<br />

<strong>12</strong> <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


02 03<br />

02 Die Miniaturbalgkupplung MK6 ist steckbar und mit Spreizdorn für Drehmomente von 0,5 - 10 Nm<br />

03 Die Miniaturbalgkupplung MK1 mit radialen Klemmschrauben<br />

sig. Die Serie MK1/1 kam in der Variante Edelstahl geschweißt zum<br />

Einsatz und bietet präzise Bohrungsdurchmesser in einem kompakten<br />

Format von ca. 10 x 20 mm und einer zuverlässigen Drehmomentübertragung<br />

bis 0,10 Nm. Ihre Torsionssteifigkeit gewährleistet die<br />

Präzision ohne Beeinträchtigung der Mikroskopempfindlichkeit.<br />

Diese Kupplungen erleichtern die präzise Ausrichtung von optischen<br />

Elementen, verbessern die Bildqualität und steigern die Genauigkeit<br />

mikroskopischer Untersuchungen. Ihre Zuverlässigkeit und<br />

Langlebigkeit machen sie zu einer unverzichtbaren Komponente für<br />

den reibungslosen Betrieb moderner Mikroskopsysteme, sogar unter<br />

anspruchsvollen Reinraumbedingungen.<br />

Die Integration der Miniaturbalgkupplungen der Serie MK2 in Variante<br />

10 mit Klemmnabe in Zahnarztstühlen stellt ein weiteres<br />

Anwendungs beispiel dar. Sie ermöglichen eine präzise Anpassung der<br />

Sitzposition, um eine optimale Behandlungsposition sowohl für das<br />

Fachpersonal als auch für den Patienten zu schaffen. Mit ihren kompakten<br />

Abmessungen von 27 x 15 mm bieten sie eine effiziente Lösung<br />

für begrenzte Raumverhältnisse. Diese Miniaturbalgkupplungen gewährleisten<br />

eine zuverlässige Drehmomentübertragung von 1,00 Nm,<br />

was für die genaue Steuerung und Einstellung des Zahnarztstuhls von<br />

entscheidender Bedeutung ist. Durch ihre leicht montierbare Klemmnabe<br />

ermög lichen sie zudem eine unkomplizierte Montage und Demontage,<br />

was eine effiziente Wartung und Anpassung des Zahnarztstuhls<br />

erleichtert.<br />

Die Microflex-Kupplung FK1, die kleinste unter den Miniaturkupplungen,<br />

ist ein technologisches Meisterwerk. Mit winzigen Abmessungen<br />

von 9 x 4,5 mm spielt sie zum Beispiel eine entscheidende Rolle in<br />

der präzisen Ausrichtung von Geräten für die optische Biometrie-<br />

Augenvermessung. Durch die zuverlässige Übertragung kleinster<br />

Drehmomente von 0,01 Nm gewährleistet sie genaue und zuverlässige<br />

Messungen in der augenärztlichen Praxis. Ihre kompakte Bauweise<br />

minimiert den Platzbedarf und sichert gleichzeitig höchste Genauigkeit<br />

und Leistung in der Augenheilkunde.<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Miniaturbalgkupplungen<br />

in der Labor- und Medizintechnik von unschätzbarem<br />

Wert sind. Sie heben die Genauigkeit medizinischer Geräte auf ein<br />

beispielloses Niveau und tragen so dazu bei, Leben zu retten und die<br />

Gesundheitsversorgung zu verbessern. Ihre präzise Funktionalität<br />

stellt sicher, dass sie in diesen hochspezialisierten Bereichen unentbehrlich<br />

sind.<br />

Bilder: R+W Antriebselemente<br />

www.rw-kupplungen.de<br />

DIE IDEE<br />

„Spielfreie Miniaturbalgkupplungen<br />

sind die überzeugende konstruktive<br />

Lösung unter den Präzisionskupplungen.<br />

Angesichts des Trends zur<br />

Miniaturisierung spielen diese<br />

Kupplungen eine entscheidende<br />

Rolle in Wachstumsmärkten wie der<br />

Labor- und Medizintechnik. Sie<br />

finden insbesondere Anwendung in<br />

Mischcompounding-Systemen, wo<br />

sie ihre Leistungsfähigkeit unter<br />

Beweis stellen.“<br />

Thomas Pohl, Account Manager bei<br />

R+W Antriebselemente, Wörth a. M.<br />

SEMINAR<br />

Ein Webseminar von R+W zur<br />

Miniaturisierung gibt es hier:<br />

bit.ly/onlineseminar_rw<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> 13


SPECIAL: ANTRIEBSTECHNIK FÜR MEDIZIN UND LABOR<br />

BEATMUNGSGERÄTE<br />

OPTIMALE REGELUNG<br />

SCHONT PATIENT<br />

Wird ein Intensivpatient über einen Tubus invasiv beatmet, darf der<br />

Manschettendruck am unteren Ende des Endotrachealtubus weder zu hoch noch zu<br />

niedrig sein, um den Patienten möglichst schonend zu beatmen. Eine innovative<br />

Fluid-Control-Lösung von Lee kann nun den Druck nahezu pulsationsfrei und<br />

hochgenau regulieren – und das bei vereinfachter Systemarchitektur.<br />

Das Einhalten des Manschettendrucks des Endotrachealtubus<br />

innerhalb eines engen Toleranzbereichs ist für Patienten,<br />

die mechanisch beatmet werden, sehr wichtig.<br />

Die Aufrechterhaltung des korrekten Manschettendrucks<br />

kann die Wahrscheinlichkeit erheblich verringern, dass<br />

der Patient eine beatmungsassoziierte Pneumonie (VAP, ventilator<br />

associated pneumonia) entwickelt. Die Blockmanschette<br />

(Cuff) wird über einen dünnen Schlauch in der Wand des Tubus<br />

aufgeblasen und dichtet die Luftröhre ab.<br />

Für eine optimale Patientenbehandlung muss der Manschettendruck<br />

innerhalb eines engen Bereichs gehalten werden, typischerweise<br />

20-30 mbar. Manschettendrücke unter 20 mbar können<br />

zu einer unvollständigen Abdichtung führen und einen<br />

Luftaustritt um die Manschette herum verursachen. Dadurch<br />

kann die Beatmung unterbrochen werden und potenziell infektiöse<br />

Sekrete in die Atemwege gelangen (Aspiration). Diese hier-<br />

Peter Becker, Becker Storytelling, Uelversheim<br />

durch hervorgerufenen Infektionen sind eine der Hauptursachen<br />

für VAP. Zu hohe Manschettendrücke können die Perfusion der<br />

Trachealschleimhaut behindern, was zu einer Gewebeischämie<br />

führen kann, also Sauerstoffmangel im Gewebe.<br />

PROBLEME IN DER PRAXIS<br />

In der täglichen Praxis wird der Manschettendruck häufig intermittierend<br />

manuell mit einem Manometer überwacht und dann<br />

bei Bedarf angepasst. Diese Methode führt zu großen Druckschwankungen<br />

und erschwert ein angemessenes Druckmanagement.<br />

Es kann spontan Luft aus der Manschette entweichen oder<br />

zu plötzlichen Druckänderungen in der Manschette durch Ändern<br />

des Halswinkels oder Bewegungen des Patienten kommen.<br />

Viele Geräte verwenden daher ein System zur elektronischen<br />

Überwachung des Manschettendrucks und zum bedarfsgerechten<br />

Ablassen beziehungsweise Aufpumpen. Mit diesen Geräten<br />

kann zwar ein bestimmter Druck über einen langen Zeitraum<br />

konstant aufrechterhalten werden. Aber oftmals fehlt diesen Systemen<br />

die notwendige Flexibilität, um plötzliche Druckveränderungen<br />

zu kompensieren.<br />

14 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SPECIAL: ANTRIEBSTECHNIK FÜR MEDIZIN UND LABOR<br />

Meist kommen in diesen automatisierten Manschettensteuerungen<br />

motorbetriebene Pumpen zum Einsatz, um die Manschette<br />

auf den Zieldruck aufzublasen. Eine Reihe von Pulsationsdämpfern<br />

und Proportionalventilen sollen in diesen Lösungsansätzen<br />

dabei helfen, die Pulsation zu glätten und den Zieldruck zu erreichen.<br />

Aufgrund des pulsatilen Betriebs dieser Pumpen und der<br />

Trägheit des Motors ist die Reaktionsgeschwindigkeit des Systems<br />

jedoch begrenzt. Dies kann zu Problemen mit dem Dichtungsmechanismus<br />

führen, beispielsweise zur Überkompensation.<br />

MANSCHETTENDRUCK KONTROLLIEREN<br />

Jeglicher Überdruck muss schnell entlüftet und Unterdruck kompensiert<br />

werden. Bei bestehenden Lösungen kann die Verwendung<br />

von Mechanismen zur Überdruckentlastung und Rückschlagventilen<br />

oft die Reaktionsgeschwindigkeit einschränken,<br />

während die mit diesen Vorrichtungen verbundene Hysterese<br />

auch zu Druck-Ungenauigkeiten führen kann. In der Folge überkompensieren<br />

diese Systeme und verringern letztlich die erforderliche<br />

Dichtigkeit.<br />

Jede Pulsation der Luftquelle, die die Manschette aufbläst, kann<br />

diese Probleme ebenfalls verschärfen. Im Gegensatz zu herkömmlichen<br />

Pumpen, deren Frequenz bei wenigen Zyklen pro<br />

Sekunde liegt, arbeitet die piezoelektrischen Miniaturmembranpumpen<br />

der Disc Pump Serie von Lee mit Ultraschallfrequenzen<br />

von über 20.000 Zyklen pro Sekunde. Bei jedem Zyklus im Sub-<br />

Millisekundenbereich bewegt die Pumpe nur wenige Nanoliter<br />

Luft, sodass der resultierende Luftstrom nahezu pulsationsfrei ist.<br />

Dies ermöglicht eine sehr genaue Druckmessung und -steuerung.<br />

Dank des piezoelektrischen Betriebs hat die Disc Pump zudem eine<br />

sehr geringe Trägheit und kann in weniger als einer Millisekunde<br />

zwischen Null und maximaler Leistung umschalten. So<br />

kann das System mit großer Geschwindigkeit auf Sollwertänderungen<br />

reagieren. Der dadurch bedingte gleichmäßige Luftstrom<br />

ermöglicht es zudem, die Druckänderung sehr genau zu überwachen<br />

und die Zieldrücke innerhalb von Bruchteilen von Millibar<br />

zu halten.<br />

ANTRIEBSLEISTUNG AUTOMATISCH ANGEPASST<br />

Dank dieser Eigenschaften sind bei Nutzung der Disc Pump keine<br />

Rückschlagventile oder Überdruckventile erforderlich, was die<br />

Systemarchitektur vereinfacht. Stattdessen wird die Pumpe gegen<br />

eine feste Blende angetrieben, wobei die Antriebsleistung ständig<br />

angepasst wird, um den gewünschten Manschettendruck aufrechtzuerhalten.<br />

Wird der Solldruck in der Manschette überschritten,<br />

wird die Pumpenleistung sofort reduziert und der Überdruck<br />

entweicht durch die offene Blende. Fällt der Druck dagegen<br />

unter den Sollwert, wird die Pumpenleistung erhöht, um dies auszugleichen.<br />

Diese vereinfachte Systemarchitektur reagiert schnell<br />

auf Sollwertänderungen und vermeidet einerseits Probleme mit<br />

Überdruck, während andererseits der Manschettendruck jederzeit<br />

präzise kontrolliert wird.<br />

Durch den Ultraschallbereich der Pumpe ist diese unhörbar<br />

und vibrationsfrei. Dadurch stört sie weder den Schlaf des Patienten,<br />

noch kommt es zu Lärmbelästigung während der Pflege. Außerdem<br />

ist die Pumpe mit einem Gewicht von nur 5 g und einer<br />

Höhe von <strong>12</strong> mm bei einem Durchmesser von 30 mm sehr kompakt.<br />

Zusammen mit einem kleinen Akkupack und einer miniaturisierten<br />

Elektronik ermöglichen diese Vorteile eine platzsparende<br />

Integration des Pumpenmoduls und eine patientennahe Positionierung.<br />

Die Disc Pump ist außerdem MRT-kompatibel und<br />

kann in tragbaren Beatmungsgeräten eingesetzt werden.<br />

Bilder: Lee, Sutinar – stock.adobe.com<br />

www.theleeco.com<br />

Geräteherstellern stehen unterschiedliche<br />

Konfigurationen der Pumpe zur Verfügung<br />

DIE IDEE<br />

„Kleine Teile, große Wirkung, dafür<br />

stehen unsere Miniaturkomponenten<br />

von Lee. In medizintechnischen<br />

Geräten tragen sie dazu bei, Leben<br />

zu retten und die Versorgung von<br />

Patienten zu verbessern. Unsere<br />

Lösung für die Optimierung des<br />

Manschettendrucks bei der invasiven<br />

Beatmung über einen Endotrachealtubus<br />

ist nur ein besonders<br />

beeindruckendes Beispiel. Unsere<br />

langlebigen und zuverlässigen<br />

Komponenten finden sich neben der<br />

Beatmungstherapie in vielen<br />

weiteren Anwendungen, wie der<br />

Dialyse, Patientensimulatoren,<br />

Apherese­ Systemen, Patientenüberwachung,<br />

Sterilisationgeräten<br />

und Geräten für die Kompressionstherapie.“<br />

Jürgen Prochno,<br />

Geschäftsführer, LEE Hydraulische<br />

Miniaturkomponenten GmbH,<br />

Sulzbach (Taunus)<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> 15


MARKTPLATZ<br />

FÜR EXTREME TEMPERATUREN<br />

Findling Wälzlager<br />

erweitert die<br />

Temperaturgrenzen<br />

seines Xtemp-Sortiments.<br />

Die neuen<br />

Wälzlager können<br />

bei extremen<br />

Temperaturen von<br />

bis zu - 70 °C zum<br />

Einsatz kommen.<br />

Sie werden kundenspezifisch<br />

entwickelt<br />

und auf die jeweilige Applikation abgestimmt. Die Anforderungen<br />

an Wälzlager in extremen Kälteumgebungen erfordern<br />

nicht nur spezielle Werkstoffe, sondern auch sorgfältig entwickelte<br />

Dichtungen und Schmiermittel. Findling hat sich<br />

intensiv mit diesen technologischen Herausforderungen<br />

beschäftigt und bietet nun maßgeschneiderte Lösungen an,<br />

die in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden entwickelt<br />

werden. Das eingesetzte Fett verfügt über spezielle Viskositätseigenschaften,<br />

die selbst bei tiefen Temperaturen die geforderte<br />

Performance sicherstellen. Darüber hinaus erfüllt das<br />

Schmiermittel die strengen Anforderungen in der Lebensmittelindustrie.<br />

Durch maßgeschneiderte Wälzlager-Lösungen mit<br />

Tieftemperatur-Eignung möchte das Unternehmen auch sehr<br />

anspruchsvolle Anwendungen unterstützen.<br />

www.findling.com<br />

ZENTRISCHES SPANNEN<br />

Norelem bietet<br />

stationäre<br />

3-Backen- und<br />

4-Backenfutter<br />

sowie Spannbacken-Sets<br />

aus<br />

Stahl an. Sie<br />

eignen sich<br />

besonders für<br />

zentrische<br />

Werkstückaufspannungen<br />

bei<br />

Bohr- und<br />

Fräsmaschinen.<br />

Stationäre 3-Backenfutter gibt es in vier verschiedenen Durchmessern<br />

von 220 bis 370 mm. Mit ihnen kann eine Spannkraft von bis<br />

zu 44 kN realisiert werden. Stationäre 4-Backenfutter gibt es in<br />

vier verschiedenen Durchmessern von 165 bis 310 mm. Hier kann<br />

eine Spannkraft von bis zu 25 kN erreicht werden. Des Weiteren<br />

sind Spannbacken-Sets als Zubehör erhältlich, welche dann<br />

ausschließlich für das 3-Backenfutter oder 4-Backenfutter<br />

verwendet werden können. Die Spannbacken sind aus Stahl und<br />

weich und können auf beiden Spannseiten bearbeitet sowie<br />

umkehrbar montiert werden. Beim 3-Backenfutter sind drei<br />

Spannbacken vorhanden. Dadurch lassen sich runde, dreikantige<br />

oder sechskantige Werkstücke in das Drehfutter einspannen.<br />

Das 4-Backenfutter eignet sich hingegen für andere Formen wie<br />

vier-, acht- oder zwölfkantige Werkstücke.<br />

www.norelem.com<br />

MEHR LEISTUNG<br />

Ebm-Papst<br />

erweitert<br />

seine ECI-<br />

Antriebsbaureihe<br />

um die<br />

Baugröße 80<br />

und kann<br />

damit noch<br />

höhere<br />

Leistungen für<br />

die Automatisierung<br />

abdecken. Bisher verfügbar waren die Baugrößen<br />

42 und 63. Die neuen BLDC-Motoren nach dem Innenläuferprinzip<br />

in Schutzkleinspannung (24 / 48 VDC) mit<br />

80 mm Durchmesser und bis zu 750 W Nennleistung<br />

lassen sich durch Kombination unterschiedlicher Module<br />

individuell zu einem kompletten Antriebssystem zusammenstellen.<br />

Untergebracht in einem robusten Metallgehäuse<br />

erfüllt es die Anforderungen der Schutzart IP54.<br />

Zu dem modularen Antriebssystem gehören Planetengetriebe<br />

mit unterschiedlichen Untersetzungen sowie<br />

Encoder- und Bremsmodule. Ein Modul mit Federdruckbremse<br />

kann beispielsweise für Haltebremsen nach dem<br />

Prinzip Ruhestrom zum Einsatz kommen. Für den Betrieb<br />

an einem abgesetzten Antriebsregler sind aktuell<br />

Hallsensoren zur Rotorlageerkennung integriert. Weitere<br />

integrierbare Module sollen folgen, wie etwa Drehzahloder<br />

Positionsregler, wahlweise mit Bus-Schnittstelle.<br />

www.ebmpapst.com<br />

JETZT AUCH MIT ANALOGAUSGANG<br />

Im Rahmen<br />

seiner Nextgen-<br />

Initiative hat<br />

Posital jetzt<br />

Geräte seiner<br />

populären<br />

Tiltix-Neigungssensor-Familie<br />

mit analogen<br />

Kommunikationsschnittstellen<br />

vorgestellt. Die neuen Versionen sind mechanisch und<br />

elektrisch mit den älteren Modellen kompatibel. Sie<br />

bieten eine bessere Performance und zusätzliche Flexibilität<br />

bei der Programmierung. Die Geräte sind mit neuen,<br />

leistungsstarken dreiachsigen MEMS-Beschleunigungssensoren<br />

ausgestattet, was die Empfindlichkeit über die<br />

Achsen hinweg deutlich optimiert – besonders wichtig<br />

bei Querneigungen. Die Messgenauigkeit wurde auf<br />

± 0,1 Grad verbessert, und zwar über den gesamten<br />

Neigungswinkelbereich. Besonders wichtig für analoge<br />

Steuerungssysteme: Der Messbereich der Geräte kann<br />

einfach per Software-Konfiguration eingestellt werden.<br />

Durch Anpassung des Messbereichs können die Geräte so<br />

eingerichtet werden, dass ihr voller Ausgangsbereich<br />

(4-20 m, 0-5 V oder 0-10 V) genau den erwarteten<br />

Bewegungsbereich abdeckt. Die Messgenauigkeit wird<br />

dadurch erheblich verbessert. Eine Programmierung als<br />

Grenzwertschalter ist auch möglich.<br />

www.posital.de<br />

16 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


MARKTPLATZ<br />

MOTOREN MIT WINKELGETRIEBEN UND ABSOLUTENCODER<br />

Von Maxon gab es auf der SPS <strong>2023</strong> gleich mehrere Neuheiten zu sehen: Besondere Highlights<br />

waren die IDX 56 Industriemotoren in Kombination mit Winkelgetrieben und Absolutencoder<br />

sowie das ESCON2 Modul 60/30, ein Servo-Controller der nächsten Generation.<br />

Der integrierte Multiturn-Absolutencoder ENX 22 EMT verleiht den IDX-Industriemotoren ein<br />

Gedächtnis. Selbst bei abgeschalteter Stromversorgung behält der batterielose Encoder die<br />

Position im Speicher und findet sie nach dem Einschalten ohne neue Referenzfahrt wieder.<br />

Der Encoder bietet eine Auflösung von 16 Bit über mehrere Umdrehungen oder 17 Bit über<br />

eine Umdrehung. In Kombination mit dem Winkelgetriebe GB<strong>12</strong> von Parvalux ergibt sich ein<br />

Kraftpaket mit einem kontinuierlichen Drehmoment von bis zu 30 Nm oder einem Spitzenmoment<br />

von 48 Nm. Das ESCON2 Modul 60/30 ist die erste Variante der neuen ESCON2-<br />

Familie. Der Servo-Controller der nächsten Generation liefert eine konstante Ausgangsleistung bis zu 1.800 W. Er verfügt über eine<br />

CAN-Bus-Schnittstelle, I/O-Steuerung und eine feldorientierte Regelung (FOC).<br />

www.maxongroup.de<br />

NEUE OPTISCHE<br />

MINIATUR-DREHGEBER<br />

Eine große Auswahl an Auflösungen<br />

auf engstem Raum,<br />

das bieten die neuen optischen<br />

Inkrementalgeber SPF und<br />

SPFH von Megatron, die es als<br />

Vollwellen oder Hohlwellenausführung<br />

gibt. Die mikrooptischen<br />

Drehgeber haben einen<br />

Gehäusedurchmesser von<br />

16 mm und eine Gehäusetiefe<br />

von nur 9,83 mm (SPF) als<br />

Vollwelle respektive 8,92 mm<br />

(SPFH) als Hohlwelle. Mit<br />

Auflösungen von 250 bis 4.096<br />

Impulsen pro Umdrehung<br />

eignen sich die Drehgeber für<br />

den Einsatz in der Medizintechnik,<br />

Messtechnik, Gerätetechnik<br />

und Robotik. Der SPF mit<br />

seiner Vollwelle wird je nach<br />

Anwendung mit Kugellager<br />

oder mit Gleitlager eingesetzt.<br />

Auch dank der großen Auswahl<br />

an Wellendurchmessern von<br />

3,175 mm, 6 mm und 6,35 mm<br />

stößt der SPF in Anwendungsbereiche<br />

vor, die oft Potentiometern<br />

vorbehalten sind. Der<br />

SPFH mit Hohlwelle nutzt die<br />

Welle der Applikation und<br />

erlaubt abhängig von seiner<br />

Impulszahl eine maximale<br />

Betätigungsgeschwindigkeit<br />

von 48.000 Umdrehungen pro<br />

Minute.<br />

www.megatron.de<br />

Zykloidgetriebe – Garanten für<br />

Präzision, Dynamik und Effizienz<br />

Die kompakten Präzisionsgetriebe von Nabtesco sind die zukunftsweisende<br />

Alternative zu Direktantrieben und Planetengetrieben.<br />

Die Zykloidgetriebe von Nabtesco gelten als Schlüsseltechnologie für effiziente Automatisierungslösungen<br />

und zuverlässige Produktionsprozesse. Dank ihrer hohen Präzision und Leistungsdichte lassen sich Bearbeitungszeiten<br />

verkürzen, die Produktqualität verbessern, die Produktivität erhöhen sowie Kosten senken.<br />

Zudem zeichnen sich Zykloidgetriebe durch eine außergewöhnlich robuste Bauweise aus und haben dadurch<br />

eine deutlich längere Lebensdauer als andere Getriebearten. Das macht sie langfristig nachhaltiger<br />

und wirtschaftlicher.<br />

www.nabtesco.de<br />

Mehr erfahren:<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> 17


SPECIAL: ANTRIEBSTECHNIK FÜR MEDIZIN UND LABOR<br />

MINIATUR-KUGELGEWINDETRIEBE<br />

MIKROLITER GENAU DOSIEREN<br />

Medizintechnik erfordert hohe Präzision und Zuverlässigkeit. Dosierachsen für<br />

Infusionsgeräte müssen besonders feinfühlig und gleichmäßig arbeiten, um etwa<br />

Intensivpatienten möglichst wenig bei der Verabreichung von Medikamenten zu<br />

belasten. Steinmeyer hat eine Serienbaugruppe mit integriertem Miniatur-<br />

Kugelgewindetrieb entwickelt, welche die klinischen Anforderungen erfüllt.<br />

Menschen in kritischen Situationen zu helfen, sie<br />

bestmöglich zu versorgen und auch Leben zu retten,<br />

das leistet die moderne Medizin. Die technische<br />

Ausrüstung beim Einsatz am Patienten muss dazu<br />

höchsten Ansprüchen genügen. Ein plötzlicher Ausfall im Betrieb<br />

oder eine Unterschreitung der garantierten Lebensdauer<br />

der Komponenten könnte schwerwiegende Folgen haben. Um<br />

präzise und zuverlässige Lösungen für die Medizintechnik anzubieten,<br />

bündeln die August Steinmeyer GmbH & Co. KG und die<br />

Steinmeyer Mechatronik GmbH ihre Kompetenzen innerhalb<br />

der Steinmeyer-Gruppe und arbeiten Hand in Hand.<br />

GLEICHMÄSSIG UND SEHR LANGSAM<br />

August Steinmeyer ist ein führender Hersteller von Kugelgewindetrieben.<br />

Diese bilden die Basis der jeweiligen Applikation und<br />

lassen sich zu komplexeren Baugruppen ausbauen. Die Firma<br />

Steinmeyer Mechatronik realisierte auf diese Weise eine hochpräzise<br />

X-Linearachse, die sich optimal für den Einsatz in medizinischen<br />

Anwendungen eignet, zum Beispiel in Infusionspumpen,<br />

Dosiersystemen oder auch für den Life-Support.<br />

Wolfgang Klöblen, Entwicklungsleiter,<br />

August Steinmeyer GmbH & Co. KG, Albstadt<br />

„Die technische Herausforderung bestand darin, dass sich der<br />

Antrieb absolut gleichmäßig und sehr langsam drehen muss, deswegen<br />

ist bei so einer Anwendung eine besonders gleichmäßige<br />

Vorspannung des Kugelgewindetriebes erforderlich“, erklärt<br />

Elger Matthes von Steinmeyer Mechatronik. Die Miniatur-Kugelgewindetriebe<br />

bieten eine Kombination aus Spielfreiheit bei sehr<br />

geringem notwendigen Antriebsmoment, welches sich innerhalb<br />

einer Drehung nicht verändert, und ebenso über den gesamten<br />

Verfahrweg und die Lebensdauer.<br />

Die Antriebskomponenten sind mit einer Zylindermutter mit<br />

4-Punkt-Kontakt und Einzelgangumlenkung ohne Abstreifer ausgestattet.<br />

Die hohe geometrische Qualität und Oberflächengüte<br />

der spielfrei vorgespannten Komponenten sorgen für einen optimalen<br />

Gleichlauf in der Anwendung und ermöglichen kleinste<br />

Stellinkremente von 0,5 µm. Darüber hinaus bieten sie wegen ihrer<br />

Leichtgängigkeit und der sehr fein geschliffenen Oberflächen<br />

eine hohe Lebensdauer und ermöglichen ein äußerst feinfühliges<br />

Dosieren bei niedrigen Raten.<br />

REDUNDANZ ERHÖHT SICHERHEIT<br />

Selbst bei einem Antrieb mit einem sehr präzisen Miniatur-<br />

Kugelgewindetrieb kann es zu minimalen Abweichungen oder<br />

Positionierfehlern kommen. Der Hersteller hat deshalb zusätzlich<br />

ein redundantes Messsystem integriert: Mithilfe eines Potentiometers<br />

misst es den tatsächlichen Fahrtweg des Miniatur-<br />

18 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SPECIAL: ANTRIEBSTECHNIK FÜR MEDIZIN UND LABOR<br />

Kugelgewindetriebes und prüft, wie viele Schritte der Motor noch benötigt, um<br />

die Flüssigkeit aus der Spritze zu drücken.<br />

Das Feedback erfolgt über einen redundanten Informationspfad und der Restfehler<br />

wird durch die integrierte Steuerelektronik erfasst und kompensiert. Dadurch<br />

wird eine sehr hohe Wiederholgenauigkeit von bis zu 1,2 µm erreicht, was<br />

zu einer besonders hohen Gleichmäßigkeit führt. Fehldosierungen oder technische<br />

Störungen lassen sich so auch zuverlässig vermeiden.<br />

Die Konstruktion der Linearachse wird exakt an die jeweilige Anwendung angepasst,<br />

um eine redundante und hochpräzise Messung zur Überwachung der<br />

Dosierung zu ermöglichen. Matthes erläutert: „Wir haben hier eine sehr kompakte<br />

Lösung, bei der Motor, Kugelgewindetrieb und die Steuerelektronik in einem<br />

Gehäuse untergebracht sind. Damit reduziert sich die Verkabelung auf ein<br />

Minimum und die Kommunikation kann über ein Bussystem laufen. So lassen<br />

sich bei Bedarf auch mehrere Dosierachsen über ein System betreiben und die<br />

Überwachung und Fehlermeldung zentralisieren. Durch die Möglichkeit der<br />

Standardisierung von Befehlen und Funktionen sinkt für den Gerätehersteller<br />

auch der Entwicklungsaufwand im Software-Bereich.“<br />

FEINSCHLIFF MACHT DEN UNTERSCHIED<br />

August Steinmeyer entwickelt und fertigt seit mehr als 50 Jahren Miniatur-Kugelgewindetriebe<br />

mit Spindelgrößen von 3 mm bis 16 mm. Sie eignen sich nicht nur<br />

für den Einsatz in der Medizintechnik, sondern bieten auch viele Vorteile in weiteren<br />

Applikationen, wie etwa in der optischen Industrie, Elektronikautomatisierung<br />

oder Handhabungstechnik.<br />

Antriebstechnik speziell in der Medizintechnik muss nicht nur besonders<br />

platzsparend, präzise und laufruhig sein, sondern auch rund um die Uhr ausfallfrei<br />

funktionieren. Dies gilt vor allem für invasive klinische Anwendungen wie<br />

hier bei der Dosierachse für Infusionsgeräte. Die Qualität der Miniatur-Kugelgewindetriebe<br />

spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle und konnte<br />

durch ein eigenes Verfahren noch weiter verbessert werden.<br />

Im Rahmen der Weiterentwicklung seiner Produkte hat August Steinmeyer ein<br />

optimiertes Gewindeschleifverfahren für die Spindeln seiner Kugelgewindetriebe<br />

etabliert. Damit können mikroskopische kleine Unregelmäßigkeiten auf<br />

der Laufbahnoberfläche des Spindelgewindes entfernt und dessen Oberflächenrauheit<br />

erheblich reduziert werden. Das führt zu verbesserten Schmiereigenschaften,<br />

zu einem sanfteren bzw. glatteren Lauf der Mutter sowie zu einer höheren<br />

Gleichmäßigkeit des Leerlaufdrehmoments über die gesamte Spindellänge.<br />

Weitere positive Effekte sind weniger Vibrationen und eine geringere Geräuschentwicklung<br />

bei hohen Drehzahlen. In Versuchen wurde zudem nachgewiesen,<br />

dass sich die optimierten Laufeigenschaften vorteilhaft auf die Qualität und<br />

Lebensdauer der Kugelgewindetriebe auswirken. Die geringeren Reibmoment-<br />

Toleranzen steigern auch die Positioniergenauigkeit und senken den Verschleiß.<br />

Die zuverlässige Funktion der Miniatur-Kugelgewindetriebe hat bei der Herstellung<br />

höchste Priorität. Lebensdauertests unter statistischen Gesichtspunkten<br />

werden deshalb mit einer Vielzahl von Einheiten bis weit über das Erreichen<br />

der Lebensdauerzeit hinaus durchgeführt, um ein hohes Maß an Sicherheit zu<br />

gewährleisten.<br />

SCHMIERSTOFFE FÜR MEDIZINTECHNIK<br />

Zudem wird für die Anwendung im medizinischen Bereich ein ausgewählter<br />

Schmierstoff verwendet, damit der Miniatur-Kugelgewindetrieb wartungsfrei<br />

über die gesamte Lebensdauer betrieben werden kann, sodass regelmäßiges<br />

Nachschmieren entfällt. „Der verwendete Schmierstoff ist NDA-zertifiziert“, erklärt<br />

Matthes. „Das heißt, er wird den Anforderungen der U.S. Food and Drug<br />

Administration gerecht. Das ist insofern von Bedeutung, als dass bei einer falschen<br />

Auswahl des Schmierstoffs die erreichbare Lebensdauer der Komponente<br />

gegebenenfalls begrenzt wird.“ Durch eine geeignete Schmierung wird verhindert,<br />

dass diese über die Zeit degradiert und womöglich den Antrieb behindert.<br />

Darüber hinaus gelten für Komponenten, die in der Intensivmedizin eingesetzt<br />

werden, strenge Vorgaben hinsichtlich der chemischen Zusammensetzung.<br />

Bilder: August Steinmeyer, Steinmeyer Mechatronik, Firma V – stock.adobe.com<br />

www.steinmeyer.com<br />

Alles integriert: Hochpräzise X-Linearachse<br />

mit Schrittmotor, Miniatur-Kugelgewindetrieb<br />

und Steuerelektronik für den Einsatz<br />

in medizinischen Anwendungen,<br />

wie zum Beispiel Infusionspumpen<br />

DIE IDEE<br />

„In unserer Dosierachse sorgen<br />

Miniatur-Kugelgewindetriebe von<br />

August Steinmeyer in Kombination<br />

mit redundanter Mess- und Steuertechnik<br />

für ein immer gleiches<br />

Dosierergebnis, und zwar über die<br />

gesamte Lebensdauer der sehr<br />

kompakten Baugruppe. Die geschliffenen<br />

Miniatur-Kugelgewindetriebe<br />

unseres Partnerunternehmens<br />

ermöglichen ein homogenes<br />

Drehmoment und somit ein<br />

zuverlässiges und genaues Dosieren<br />

im Mikroliter-Bereich, selbst bei sehr<br />

geringen Dosierraten. So lassen sich<br />

Infusionen exakt an die Bedürfnisse<br />

des Patienten anpassen – und das<br />

über sehr lange Zeiträume.“<br />

Elger Matthes, Leiter Entwicklung,<br />

Steinmeyer Mechatronik GmbH,<br />

Dresden<br />

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STRUKTURDÄMPFER<br />

E-ROLLI ÜBERALL AUF ACHSE<br />

In der Konstruktion von Rollstühlen gibt es noch viel Spielraum für<br />

Innovationen. Das beweist der einachsige Elektro-Rollstuhl „Hoss Mobility“.<br />

Die Entwicklung auf Basis eines Segways ist besonders wendig und<br />

geländegängig. Strukturdämpfer von ACE sorgen hierbei für optimale<br />

Dämpfung und Komfort auf nahezu jedem Untergrund.<br />

Segways als Basis für die Rollstühle der Zukunft zu nutzen,<br />

erscheint auf den ersten Blick vielleicht paradox. Auch<br />

Menschen ohne Handicaps erhalten bei der Erstnutzung<br />

des Freizeitgefährts zunächst eine Einweisung, um Umfaller<br />

oder Unfälle zu vermeiden. Für die Menschen, die sich per<br />

Rollstuhl fortbewegen und mal asphaltierte Pfade verlassen wollen,<br />

ist das Thema Sicherheit noch wichtiger. Gerade an jene richtet<br />

sich die Innovation der Hoss Mobility GmbH aus Österreich.<br />

Geschäftsführer Lukas Rigler kam eher zufällig auf die Rolli-<br />

Idee: „Als ich mich von meinem privaten Segway getrennt habe,<br />

war ich überrascht, dass ein Rollstuhlfahrer der Käufer war. Er<br />

wollte ihn zu einem neuartigen Rolli umbauen. Erst dadurch habe<br />

ich den Mehrwert der Einachs-Technologie erkannt.“ Die Konstruktion,<br />

die er zusammen mit dem Antriebstechniker Dominik<br />

Lorenz perfektioniert und weit über 200 Mal ausgeliefert hat, erlaubt<br />

es erstmals, sich in einem Rollstuhl sitzend auf der Stelle zu<br />

drehen, über Stock und Stein zu fahren und selbst sicher durch<br />

verschneites Gelände zu kommen, und zwar alles bei kompakten<br />

Robert Timmerberg, Fachjournalist, plus2 GmbH, Düsseldorf<br />

im Auftrag der ACE Stoßdämpfer GmbH, Langenfeld<br />

Abmessungen. Auch die im Vergleich zu den kleinen Rädern<br />

handelsüblicher Modelle größeren Räder erweisen sich als vorteilhaft.<br />

Das zeigte sich, als er dem Käufer seines alten Segways<br />

dabei half, den Umbau zu realisieren und dabei den Prototypen<br />

zu entwickeln. Um das volle Potenzial des selbstbalancierenden<br />

Segway-Antriebs ausschöpfen zu können, konzipierte der Konstrukteur<br />

einen von Grund auf neu entwickelten Rollstuhl.<br />

AUTOMATISCH AUSBALANCIERT<br />

Das Einachsfahrzeug kann sich dynamisch stabilisieren. Dies ist<br />

das Besondere an dem „Hoss“ und Schlüssel für sein intuitives<br />

Fahrverhalten. Der selbstbalancierende Antrieb verhält sich ähnlich<br />

wie der menschliche Körper. Lukas Rigler erläutert: „Lehnt<br />

sich ein Mensch nach vorne, ohne die Beine zu bewegen, würde<br />

er auf die Nase fallen. Um den Sturz zu verhindern, befiehlt das<br />

Gehirn in diesem Moment, ein Bein nach vorne zu bewegen.<br />

Wenn du dich also vorlehnst, bewegst du dich unweigerlich vorwärts,<br />

immer einen Schritt nach dem anderen. Unser Hoss macht<br />

es ebenso, aber mit Rädern statt Beinen. Die Funktion von Gehirn<br />

und Muskeln übernehmen in unserem Fahrzeug leistungsstarke<br />

Prozessoren sowie Elektromotoren. Und vor dem Umfallen<br />

schützen Bewegungs- und Neigungssensoren.“<br />

20 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SPECIAL: ANTRIEBSTECHNIK FÜR MEDIZIN UND LABOR<br />

Die Sensoren analysieren ständig das Fahrverhalten, wobei ein<br />

unabhängiges mechanisches Stützsystem bei Bedarf den Rolli<br />

mit Rädern an der Vorder- und Hinterseite stabilisiert. Ein Klappmechanismus<br />

fährt bei Systemversagen sofort aus und bringt ihn<br />

zum Stehen. Während sich ein konventioneller elektrischer Rollstuhl<br />

in der Regel mit ca. 6 km/h fortbewegen lässt, können so<br />

Geschwindigkeiten von 15 km/h erreicht werden. Auf Asphalt hat<br />

der „Hoss“ eine Reichweite von 60 km mit einer Akku-Ladung.<br />

Tubus von ACE sind aus Co-Polyester-<br />

Elastomer gefertigt und mit bis zu 1 Mio.<br />

Hüben sehr langlebig, wobei die TR-Typen<br />

dynamische Kraftaufnahmen von 218 N<br />

bis 7.500 N und einen Energieabbau von<br />

25 bis 45 % zur Verfügung stellen<br />

GANZE SITZFLÄCHE DÄMPFEN<br />

Eine besondere Herausforderung waren die relativ hohen Geschwindigkeiten,<br />

die der E-Rollstuhl auf ebener Strecke erreichen<br />

kann. Auf Dauer belasten sie den Körper des Fahrenden –<br />

vor allem auf unwegsamerem Gelände. Auf diese konstruktionstechnische<br />

Aufgabe stieß Lukas Rigler eher zufällig. „Bei der Recherche<br />

hat interessanterweise kaum jemand in einem Rollstuhl<br />

mir gegenüber das Anliegen einer besseren Dämpfung zur Sprache<br />

gebracht. Der Eindruck war eher, Rollstühle sind wie sie sind<br />

und daran muss man sich gewöhnen“, erzählt Rigler. „Erst als einmal<br />

ein Interessent zu Besuch kam, wurde ich auf die Dämpfung<br />

aufmerksam. Der Herr hatte einen manuell angetriebenen Rollstuhl,<br />

welcher aussah, als hätte Angus MacGyver daran geschraubt,<br />

und eine wichtige Änderung, die sich der Anwender<br />

selbst gebaut hatte, war seine Dämpfung.“ Während Lukas Rigler<br />

an Einzelradaufhängungen, an Stoßdämpfer und an Gasfedern<br />

gedacht hatte, brachte ihn der Mann auf die Idee, die ganze Sitzfläche<br />

zur Dämpfungs- und Komfortzone zu machen.<br />

Bei der Suche nach einer Lösung, stieß Lukas Rigler auf die ACE<br />

Stoßdämpfer GmbH. Das vielfältige Angebot und der direkte Kontakt<br />

zum technischen Vertrieb in Österreich überzeugten ihn. Die<br />

Zusammenarbeit vor Ort erwies sich als unkompliziert und zielorientiert.<br />

Der Konstrukteur hatte an eine Lösung mit Hydraulikkomponenten<br />

gedacht. Der Vertriebsingenieur Hans-Jürgen<br />

Greindl schlug Festkörperdämpfer als kostengünstigere Alternative<br />

vor, um die Sitzfläche zu dämpfen. Sie sind unempfindlicher<br />

gegen Schmutz, haben auch keine Führungen oder sonstige sensible<br />

Teile und sind dadurch quasi unzerstörbar. „Nach einigen<br />

Fahrtests war ich überzeugt“, erinnert sich Lukas Rigler.<br />

MEHR MOBILE LEBENSQUALITÄT<br />

Dass die wegen ihrer rohrähnlichen Form Tubus genannten<br />

Strukturdämpfer ihren Job erfüllen würden, stand für die Spezialisten<br />

von ACE nicht nur wegen der vorgenommenen Auslegung<br />

außer Frage. Die Ingenieure aus Langenfeld im Rheinland konnten<br />

zudem auf Erfahrungen eines anderen Einsatzfalles zurückblicken.<br />

Auch bei Elektrorollern sind mithilfe von Tubus bereits<br />

die Fahreigenschaften für unterschiedlich schwere Personen erfolgreich<br />

optimiert worden – durch Einsatz von verschiedenen<br />

Strukturdämpfern je nach Gewichtsklasse.<br />

Aus einer Vielzahl von über 150 Standard-Einzellösungen fiel für<br />

Hoss Mobility die Entscheidung auf die TR-Produktfamilie von<br />

ACE. Diese zeichnet sich durch weiche Verzögerung aus. Um die<br />

Vorzüge der wendigen Rollstühle ausspielen zu können, ist ihre<br />

kompakte Bauweise von entscheidender Bedeutung. So wurden<br />

die TR-Typen speziell für einen maximalen Hub zwischen <strong>12</strong> bis<br />

60 mm bei minimaler Bauhöhe entwickelt, wobei die Energieaufnahme<br />

pro Hub von 1,2 Nm bis 146 Nm reicht. Die Dämpfer sind<br />

in Formaten mit Durchmessern von 29 mm bis zu 100 mm lieferbar.<br />

Dabei sind alle diese wartungsfreien, einbaufertigen Elemente<br />

aus Co-Polyester-Elastomer gefertigt, das sich nur gering<br />

erwärmt und somit für eine gleichbleibende Dämpfung sorgt.<br />

Gegenüber anderen, Massenkräfte verzögernden Komponenten<br />

wie etwa Gummidämpfern oder Stahlfedern überzeugen Tubus<br />

mit Lebensdauern von mehr als 1 Mio. Lasthüben, sodass sie<br />

auch für den Dauerbetrieb im Gelände geeignet sind und sogar<br />

theoretisch von einer Fahrergeneration an die nächste vererbt<br />

werden könnten.<br />

In diesem Fall sind Modelle des Typs TR63-43 verbaut. Die erste<br />

Zahl steht dabei für den Durchmesser des Bauelements, die<br />

zweite für den maximalen Hub. Dabei ist dieser Typ in der Lage,<br />

<strong>12</strong>,0 Nm/Hub abzubauen. Für Notfälle wären sogar 17,0 Nm/Hub<br />

zulässig. Seitdem sie mit einer Spezialschraube schnell und einfach<br />

unter dem Sitz jedes Hoss Mobility angebracht werden, profitieren<br />

bereits viele Menschen mit Handicap von einem nicht<br />

unbedeutenden Stück an mobiler Lebensqualität.<br />

Bilder: ACE Stoßdämpfer, Hoss Mobility<br />

www.ace-ace.de<br />

DIE IDEE<br />

„Hoss Mobility ist ein revolutionärer<br />

Einachs-Rollstuhl. Es ist faszinierend,<br />

selbst in den Bergen und im Schnee<br />

kann man damit noch sicher<br />

Rollstuhl fahren. Und auf trockenem<br />

Asphalt liegt die Geschwindigkeit<br />

bei 15 km/h, was für einen Rollstuhl<br />

recht flott ist. Mit den Tubus<br />

Festkörperdämpfern von ACE<br />

konnten wir die ganze Sitzfläche für<br />

den Fahrenden zu einer Dämpfungsund<br />

Komfortzone machen; nach der<br />

Entscheidung für ACE haben wir nie<br />

nach Alternativen gesucht. Wir sind<br />

hier gut bedient. Ich freue mich,<br />

dass wir mit unserer Innovation den<br />

Aktions- und Erlebnisradius von<br />

Menschen erweitern können, die in<br />

ihrer Mobilität eingeschränkt sind.“<br />

Lukas Rigler, Gründer der<br />

Hoss Mobility GmbH,<br />

Waldhausen (Österreich)<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> 21


SPECIAL: ANTRIEBSTECHNIK FÜR MEDIZIN UND LABOR<br />

MEDIZINROBOTIK<br />

MINIATURMOTOREN FÜR<br />

CHIRURGISCHE PRÄZISION<br />

Seit den 1980er Jahren kommen Roboter in der<br />

Chirurgie zum Einsatz. Medizinische Roboter wurden<br />

ursprünglich für das US-Militär entwickelt,<br />

um verwundete Soldaten aus der Ferne operieren zu<br />

können. Seitdem hat sich einiges getan und die<br />

robotergestützte Chirurgie spielt heute eine wichtige<br />

Rolle im Operationssaal. Roboterarme ermöglichen<br />

dabei präzise und fein abgestimmte Bewegungen und<br />

stellen in Kombination mit bildgebender Technologie<br />

eine deutliche Verbesserung gegenüber<br />

herkömmlichen chirurgischen Methoden dar.<br />

Die Motoren in solchen chirurgischen Robotern<br />

müssen dabei die Geschicklichkeit des Operateurs<br />

optimal unterstützen und besonders kompakt sein.<br />

In den letzten Jahren hat sich die chirurgische Robotik stark weiterentwickelt,<br />

chirurgische Paradigmen neugestaltet und eine<br />

Flexibilität und Präzision möglich gemacht, die menschliche<br />

Fähigkeiten übertrifft. Von der Orthopädie bis hin zu weniger<br />

invasiven gängigen Eingriffen: Mit der Diversifizierung der chirurgischen<br />

Methoden steigt auch die Nachfrage nach vielseitigen<br />

und anwendungsgerechten Motorlösungen.<br />

WENN DER ROBOTER DAS SKALPELL FÜHRT<br />

Herkömmliche Motoren, die typischerweise in chirurgischen Umgebungen<br />

verwendet werden, haben oft konstruktionsbedingte<br />

Einschränkungen. Insbesondere ihre Größe kann zu Kompromissen<br />

im Aufbau von Roboterarmen führen. Darüber hinaus arbeiten<br />

sie mit gewickelten Eisenkernen, was Probleme wie Rastmomente<br />

oder eine unerwünschte pulsierende Kraft mit sich bringt.<br />

Verursacht wird sie durch die Anziehung zwischen den Magneten<br />

des Motors und den Eisenkernwicklungen, was den reibungslosen<br />

Betrieb beeinträchtigen kann. In der chirurgischen Robotik<br />

zählt jede Mikrobewegung, selbst das geringste Ruckeln kann sich<br />

negativ auswirken.<br />

Ein weiteres Problem herkömmlicher Motoren ist die erhebliche<br />

Wärmeentwicklung während des Betriebs. Die übermäßige<br />

22 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


Hitze ist das Ergebnis von Widerstandsverlusten in der Wicklung und Kernverlusten<br />

im Eisen. Für die Patientensicherheit stellt dies ein potenzielles Risiko<br />

dar. Darüber hinaus kann es die Langlebigkeit und Zuverlässigkeit anderer integrierter<br />

empfindlicher elektronischer Komponenten beeinträchtigen und<br />

gleichzeitig die Gesamteffizienz des Robotersystems verringern.<br />

NUTENLOSE MOTOREN IM OP<br />

Bürsten- und nutenlose Gleichstrommotoren (BLDC) sind hier eine Lösung:<br />

Durch hohe Leistung in einem kompakten Design eignen sie sich besonders für<br />

die chirurgische Robotik. Durch den Wegfall von Eisenkernwicklungen haben<br />

sie ein schlankeres Design, das Platz spart und eine kompakte Größe und Beweglichkeit<br />

ermöglicht, ohne Kompromisse bei Leistung oder Präzision einzugehen.<br />

Ein weiterer Vorteil ist die Abwesenheit jeglicher Rastmomente. Es gibt keine<br />

Eisenkernwicklungen, um die inneren Magnete anzuziehen. Dies zeigt sich in<br />

besserer Präzision, gleichbleibender Kraft und einem breiteren dynamischen<br />

Bereich, also Eigenschaften, die für chirurgische Eingriffe unverzichtbar sind.<br />

Nutenlose BLDC-Motoren haben außerdem den Vorteil, dass sie dank des<br />

Fehlens von Eisenkernwicklungen effizienter und mit minimaler Wärmeentwicklung<br />

arbeiten. Dadurch wird sichergestellt, dass der Operationsbereich<br />

stabil bleibt und keine störenden Temperaturschwankungen auftreten, wodurch<br />

die Sicherheit des Patienten während des Eingriffs gewährleistet ist und<br />

hitzebedingte Schäden an den Komponenten des Roboters minimiert werden.<br />

PRÄZISION UND LEISTUNG<br />

Die kernlosen, bürstenlosen Gleichstrommotoren Ultra EC von Portescap sind<br />

in Durchmessern von 22 mm oder 30 mm erhältlich und Ergebnis des technologischen<br />

Fortschrittes in der robotergestützten Chirurgie. Diese präzisionsgefertigten<br />

Motoren bewältigen anspruchsvolle Aufgaben bei Drehzahlen von bis<br />

zu 30.000 U/min und liefern ein kontinuierliches Drehmoment von bis zu<br />

133 mNm. Sie bestehen aus robustem Edelstahl in Kombination mit einem<br />

leichten Aluminiumflansch und verfügen über die hohe Haltbarkeit für chirurgische<br />

Anwendungen.<br />

Die integrierten Hall-Sensoren geben ein Echtzeit-Feedback und gewährleisten<br />

eine herausragende Präzision ohne jegliche Fehlermarge. Ihre patentierte<br />

„U-Coil“-Technologie bietet bis zu 30 % mehr Drehmoment als Motoren ähnlicher<br />

Größe mit herkömmlichen Spulen, und die BLDC-Motoren arbeiten darüber<br />

hinaus kühler und effizienter.<br />

Besonders hervorzuheben ist ihre Anpassungsfähigkeit an medizinische<br />

Umgebungen. Während viele Motoren bis zu 1.000 Autoklavierzyklen standhalten<br />

können, bieten Motoren der Ultra-EC-Reihe eine Widerstandsfähigkeit<br />

von mehr als 3.000 Zyklen und gewährleisten eine gleichbleibende Sterilität.<br />

Bilder: Portescap<br />

www.portescap.com<br />

Bürsten- und<br />

nutenlose<br />

Ultra EC-Motoren<br />

DIE IDEE<br />

„Medizinische Bewegungslösungen<br />

und ganz besonders die robotergestützte<br />

Chirurgie erfordern eine<br />

enge Zusammenarbeit über die<br />

Grenzen technischer Spezialgebiete<br />

hinweg. Ein Spezialist für Mikromotoren<br />

und Mini-Antriebstechnologie<br />

wie Portescap, der über große<br />

Erfahrung mit medizinischen<br />

Motorlösungen verfügt, kann hier<br />

wesentlich zu einer optimalen,<br />

exakt auf die Anwendung abgestimmten<br />

Lösung beitragen. Bei sich<br />

dynamisch wandelnden Anforderungen<br />

im Medizin-Sektor können so<br />

Innovationen vorangetrieben<br />

werden und eine optimale Integration<br />

erreicht werden. Davon<br />

profitieren letztlich die Patienten<br />

durch mehr Verfahrenseffizienz und<br />

schnellere Erholungszeiten.“<br />

DIE KLEINEN MIT DER<br />

GROSSEN KRAFT<br />

Bürstenlose Mikromotoren<br />

• Lieferbar in Durchmessern von <strong>12</strong> bis 40 mm<br />

• Leicht, kompakt und geräuscharm mit geringer Massenträgheit<br />

• Leistung bis 400 W auf engstem Raum verfügbar<br />

• Kombinierbar mit Encoder und Hochpräzisionsgetrieben<br />

• Kein Rastmoment, geringe Drehmomentwelligkeit, hohe Dynamik<br />

www.servotecnica.de<br />

KOSTENEFFIZIENTE<br />

LÖSUNG<br />

LANGE<br />

LEBENSDAUER<br />

HOHE<br />

DREHMOMENTDICHTE<br />

HOHER<br />

WIRKUNGSGRAD


ELEKTROMOTOREN<br />

Hans-Peter Schwegler,<br />

Geschäftsführer BEN Buchele<br />

SONDERMOTOREN<br />

DEN MANUFAKTUR-GEDANKEN<br />

BEWAHREN<br />

Das Konzept der individuellen Lösungen hat der Hersteller von<br />

Spezialmotoren BEN Buchele auf die Spitze getrieben. In enger<br />

Abstimmung mit den Kunden produziert das Unternehmen<br />

hochspezifische und langlebige Motoren. Um das nötige Know-how<br />

zu erhalten, investiert man auch in Grundlagenforschung.<br />

24 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


ELEKTROMOTOREN<br />

Herr Schwegler, BEN Buchele ist seit über 90 Jahren im<br />

Bereich der elektrischen Antriebstechnik aktiv. Was<br />

würden Sie sagen: Worin liegt die Stärke des Unternehmens,<br />

worin unterscheidet man sich von anderen<br />

Herstellern?<br />

Ausgehend von der Normenbaureihe fertigen wir Spezialmotoren<br />

und gehen individuell auf Kundenwünsche ein.<br />

Dabei achten wir auf eine besonders hohe Qualität unserer<br />

Erzeugnisse, um eine lange Lebensdauer sicherzustellen.<br />

Jeder Motor wird spezifisch ausgelegt. Doch bei aller Individualität<br />

ist es natürlich wichtig, grundsätzlichen Normierungen<br />

wie der Baugröße oder einem Normflansch zu entsprechen.<br />

Dies bietet dem Anwender die Sicherheit, seinen<br />

Motor relativ unkompliziert ersetzen zu können, wenn<br />

nötig.<br />

Dennoch handelt es sich um Spezialmotoren, die nicht<br />

einfach auf Lager liegen und aus dem Regal gezogen werden<br />

können. Für die individuelle Auslegung müssen zahlreiche<br />

Parameter beim Kunden abgefragt werden; ausgehend<br />

vom Drehmomentbedarf über Aufstellort, Umgebungsbedingungen,<br />

Anschlussanforderungen, Wellendurchmesser,<br />

Gehäusematerial bis zu Zusatzausstattungen<br />

wie Stillstandsheizung oder Temperaturfühler. Die Qualität<br />

aller Motoren garantieren wir durch enge Toleranzen in der<br />

Fertigung und eine 100-Prozent-Leerlauf-Prüfung.<br />

ES IST NACHHALTIG, WENN<br />

MOTOREN LANGE HALTEN<br />

Zudem ist der Aspekt „Langlebigkeit“ nicht nur so dahingesagt.<br />

Uns haben schon Kunden nach 40 Jahren Laufzeit<br />

nach einem Ersatzteil oder einer Bedienungsanleitung gefragt,<br />

um ihren alten BEN-Motor am Laufen zu halten! Nicht<br />

zuletzt ist dies auch eine Form der Nachhaltigkeit, wenn<br />

nicht ständig Motoren ersetzt werden müssen. Aber eigentlich<br />

halten unsere Motoren für uns wirtschaftlich gesehen<br />

viel zu lange …<br />

Insgesamt klingt es sehr nach Einzelstückfertigung.<br />

Ist das rentabel für das Unternehmen?<br />

Es stimmt, dass bei BEN Buchele der Manufaktur-Gedanke<br />

zählt, aber auch kleinere und mittlere Serien sind kein Problem<br />

für uns. Beispielsweise fertigen wir für einen Kunden<br />

jährlich 2.000 Weichenstellantriebe für den Schienenverkehr<br />

in verschiedenen Ausführungen.<br />

Ein großes Einsatzfeld für Ihre Motoren sind Schiffe und<br />

der Offshore-Bereich im Allgemeinen. Wie kommt ein<br />

Unternehmen aus Nürnberg zu maritimer Expertise?<br />

Zunächst lagen unsere Prioritäten in anderen industriellen<br />

Bereichen; vor allem in der Luft- und Klimatechnik waren<br />

wir in den 1950er und 1960er Jahren sehr aktiv. In diesen<br />

Zeiten war die Geschäftstätigkeit noch sehr regional oder<br />

allenfalls national geprägt. Dann kam uns das Glück ein<br />

wenig zu Hilfe. Ein Motorenhersteller im norddeutschen<br />

Raum hatte seine Geschäftstätigkeit eingestellt und unser<br />

Außendienstmitarbeiter, der in Hamburg ansässig war, hat<br />

01 Dieser ex-geschützte Drehstromasynchronmotor für<br />

Anker- und Mooringwinden ist ein Beispiel für Spezialmotoren<br />

von BEN Buchele; unter anderem hält er Salzwasser und<br />

Temperaturen zwischen -35 und +50 Grad stand<br />

sich in der Folgezeit intensiv mit dessen ehemaligen Kunden<br />

beschäftigt. Zwischenzeitlich waren wir in der Aufschwungzeit<br />

in den 1960er Jahren in die Serienproduktion<br />

von Elektromotoren eingestiegen, die nicht zuletzt aufgrund<br />

der Festlegung der Normenbaureihe möglich war. Als das<br />

Geschäft in den 1970er Jahren jedoch immer internationaler<br />

wurde und damit der Wettbewerbsdruck zunahm, stellten<br />

wir diese Serienfertigungen von Standardmotoren wieder<br />

ein und hatten mit den Motoren für den Schiffbau eine Spezialisierung<br />

gefunden, die wir ab diesem Zeitpunkt weiter<br />

ausbauen konnten.<br />

In der Hochzeit der Reedereien in Deutschland, den Benelux-Ländern<br />

und Skandinavien ab den 1980er Jahren boomte<br />

der Schiffbau und damit auch bei uns die Nachfrage nach<br />

Motoren für Anker- und Verholwinden. Dies brach deutlich<br />

ein, als der Wettbewerb aus Asien übermächtig wurde und<br />

die Finanzkrise 2009 hinzukam. Große Schiffbauunternehmen<br />

sitzen inzwischen fast ausschließlich in Asien. Hier in<br />

Deutschland werden immer noch Spezialschiffe, wie Yachten,<br />

Rettungsboote oder Schiffe für den Hafeneinsatz, gebaut;<br />

da sind wir auch nach wie vor gut im Geschäft.<br />

Was sind die wichtigsten technischen und organisatorischen<br />

Herausforderungen in diesem Markt?<br />

Neben dem Einhalten der vom Kunden gewünschten technischen<br />

Daten wie Leistung und Drehmomente ist für die<br />

Oberdeckaufstellung besonders auf die Dichtheit der Motoren<br />

und die Beständigkeit der äußeren Bauteile gegen salzhaltige<br />

Umgebung und gelegentlichen Kontakt mit Meerwasser<br />

zu achten. Sollte es einmal zu einem Ausfall eines<br />

Motors kommen, muss innerhalb kürzester Zeit für Ersatz<br />

oder Reparatur gesorgt werden, um kostenintensive Stillstandszeiten<br />

für den Betreiber so gering wie möglich zu<br />

halten.<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> 25


ELEKTROMOTOREN<br />

unterschiedlichsten industriellen Bereichen an – überall<br />

dort, wo eine individuelle Motorenlösung für den Kunden<br />

wichtig ist, zum Beispiel auch in der Lebensmittelbranche<br />

und im Anlagenbau.<br />

Worauf es im Schiffbau weniger ankommt, dafür aber umso<br />

mehr in der Industrie, ist die Einhaltung von Energieeffizienzklassen.<br />

Nachhaltigkeit wird inzwischen großgeschrieben.<br />

Hier fertigen wir nach der EU-Verordnung 2019/1781,<br />

um die Effizienzklassen für den S1-Dauerbetrieb für bestimmte<br />

Anwendungen einzuhalten.<br />

Wie fließt aktuelle Grundlagenforschung in Ihre Technologien<br />

ein? Haben Sie ein Beispiel dafür?<br />

Wir sichten nicht nur die aktuelle Grundlagenforschung,<br />

sondern treiben diese aktiv voran. Beispielsweise sind wir<br />

Mitglied in einem Forschungskonsortium, das einen innovativen<br />

Antrieb für ein Fahrtwindgebläse für die Automobilbranche<br />

entwickelt. Hier wird in einem Windkanal der<br />

Fahrtwind simuliert. Erreicht werden soll eine höhere<br />

Windgeschwindigkeit. Zentrale Forschungsfragen innerhalb<br />

WIR TREIBEN GRUNDLAGEN-<br />

FORSCHUNG AKTIV VORAN<br />

UND BAUEN KNOW-HOW AUF<br />

dieses Projekts sind asymmetrische Rotorgeometrien und<br />

der Einsatz von Rotorvergussmasse zur Stabilisierung der<br />

Rotorstruktur. Eingesetzt werden hier zudem Synchronmotoren.<br />

Unser Schwerpunkt liegt bisher noch auf Asynchronmotoren.<br />

Synchronmotoren sind jedoch sehr vielversprechend,<br />

was die Erreichung höherer Wirkungsgrade und<br />

Effizienzklassen anbelangt.<br />

02 Um Motoren kunden individuell auszulegen, ist bei<br />

BEN Buchele viel Handarbeit gefragt: Nachdem die Spulen für<br />

einen 4-poligen Einschichtmotor maschinell vorgewickelt wurden,<br />

integriert Tobias Reistel, Elektroniker für Maschinen- und<br />

Antriebstechnik, die Kupferdrähte in die Nutkästen<br />

Unsere Herangehensweise der individuellen Auslegung<br />

passte sehr gut zu den maritimen Anforderungen, und nicht<br />

zuletzt wird im Schiffbau auch Wert auf Langlebigkeit und<br />

Robustheit gelegt. Im Umfeld von Meerwasser und salzhaltiger<br />

Luft sind zum Beispiel Aluminiumgehäuse keine gute<br />

Lösung. Unsere Graugussgehäuse, die noch über eine entsprechende<br />

Lackierung verfügen, halten Meerluft und -wasser<br />

sehr gut stand. Wartungsarbeiten, also Stillstandszeiten,<br />

sind aufgrund der zu Buche schlagenden Hafenliegegebühren<br />

extrem teuer. Je länger ein Motor also hält, desto besser.<br />

Lösungen für solche Herausforderungen zu finden, hilft<br />

BEN Buchele sicherlich, auch in andere Marktsegmente<br />

vorzudringen. Wo sind Sie da aktiv? Denken Sie daran,<br />

weitere Marktsegmente zu beliefern?<br />

Ja, wir entwickeln gezielt kleinere Antriebe außerhalb des<br />

maritimen Bereichs weiter, beispielsweise für Pumpenoder<br />

Krananwendungen. Dazu sprechen wir Kunden in den<br />

Was glauben Sie, welche Fähigkeiten werden die Produkte<br />

von BEN Buchele im Jahr 2031, zum hundertjährigen<br />

Bestehen der Firma, haben?<br />

Die Produkte werden noch effizienter als heute sein müssen,<br />

um den Strombedarf aus Umweltgründen weiter zu<br />

reduzieren. Vermutlich werden dann Asynchronmotoren<br />

eine immer geringere Rolle spielen, da sie rein physikalisch<br />

diese immer höheren Effizienzklassen nicht mehr erreichen<br />

können. Synchronmaschinen werden sich höchstwahrscheinlich<br />

durchsetzen, insofern können wir hier<br />

durch unser Forschungsprojekt noch mehr Know-how<br />

aufbauen.<br />

Außerdem wird die Automatisierung der Motorherstellung<br />

auch bei BEN Buchele deutlich forciert werden. Derzeit<br />

werden unsere Motoren – der Begriff Manufaktur ist wirklich<br />

Programm – weitgehend in Handarbeit gefertigt. Dies<br />

wird sich in den nächsten Jahren aufgrund des fortschreitenden<br />

Kostendrucks ändern. Hier prüfen wir genau, welche<br />

Prozesse automatisiert erfolgen können, sodass unsere<br />

Ausrichtung auf individualisierte Spezialmotoren beibehalten<br />

werden kann.<br />

Bilder: BEN Buchele<br />

www.benbuchele.de<br />

26 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


MARKTPLATZ<br />

FÜR JEDE ANWENDUNG DEN<br />

PASSENDEN ANTRIEB<br />

Bei Koco Motion<br />

drehte sich auf<br />

der SPS <strong>2023</strong><br />

alles um maßgeschneiderte<br />

Antriebslösungen,<br />

basierend<br />

auf DC- und<br />

BLDC-Motoren,<br />

Schrittmotoren,<br />

Servomotoren,<br />

Linearantrieben<br />

und Controllern. Damit bedient das Systemhaus die wachsende<br />

Nachfrage nach kundenspezifischen Antrieben. Die Lösungen<br />

werden nicht nur elektronisch, sondern auch mechanisch in die<br />

Anwendung integriert, und zwar platz- und energiesparend.<br />

Das Portfolio an DC- und BLDC-Motoren umfasst die Durchmesser<br />

4 bis 180 mm und deckt den Leistungsbereich von unter<br />

1 W bis ca. 8 kW ab, bei einer Spannungsversorgung von 1 V bis<br />

400 VAC. Zur kundenspezifischen Anpassung stehen diverse<br />

Varianten zur Verfügung: Unterschiedliche Kommutierungstechniken,<br />

bürstenbehaftet/bürstenlos, mit oder ohne Hall-<br />

Sensoren, mit integriertem oder externem Controller können<br />

kombiniert werden. Auch die Schnittstellen werden genau auf<br />

die Anforderungen des Kunden abgestimmt.<br />

www.kocomotion.de<br />

GROSSEN RADIALEN<br />

WELLENVERSATZ AUSGLEICHEN<br />

KBK Antriebstechnik<br />

erweitert sein Lösungsangebot<br />

an Wellenverbindungen:<br />

Die neuen<br />

Oldham-Kupplungen gibt<br />

es in drei Baureihen:<br />

KB01, KB02 und KB02C.<br />

Im deutschen Sprachraum<br />

ist sie auch als Kreuzschieberkupplung<br />

bekannt. Die für den unteren Drehmomentbereich<br />

konzipierten Kupplungen eignen sich zur<br />

Anbindung von Schrittmotoren, Drehgebern und kleinen<br />

Servomotoren. Die Baureihe KB01 steht in acht Größen mit<br />

Außendurchmessern von 8 mm bis 50 mm zur Verfügung,<br />

die Baureihen KB02 und KB02C sind in jeweils sechs<br />

Größen lieferbar – ebenfalls mit Außendurchmessern von<br />

8 mm bis 50 mm. Konzipiert wurden die Kupplungen für<br />

Wellendurchmesser von 2 mm bis 22 mm und Drehmomente<br />

von 0,16 bis 36 Nm. Die nach ihrem Erfinder<br />

benannten Oldham-Kupplungen bestehen aus drei<br />

Komponenten. KBK fertigt die den Wellenversatz kompensierende,<br />

innenliegende Scheibe aus Polyacetal, einem<br />

Kunststoff mit hoher Verschleißfestigkeit. Ein weiterer<br />

Vorteil ist, dass die beiden äußeren Kupplungsnaben durch<br />

den Kunststoff elektrisch voneinander isoliert werden.<br />

www.kbk-<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

SCHNELLER SCHOCK-DATENLOGGER<br />

Der neue<br />

daumengroße<br />

Datenlogger<br />

MSR175 von CiK<br />

Solutions eignet<br />

sich besonders<br />

zur Transportüberwachung<br />

von Gütern aller<br />

Art. Seine<br />

leistungsfähige<br />

Sensorik<br />

kombiniert mit einer ausgefeilten Speicher- und Auswerte-<br />

Elektronik zeichnen ihn aus. Ein wesentlicher Einsatzbereich<br />

des neuen Mini-Datenloggers ist die Ermittlung und dauerhafte<br />

Dokumentation äußerer physikalischer Einwirkungen auf ein<br />

Transportgut – auch über einen langen Zeitraum. Der Datenlogger<br />

ist ausgestattet mit zwei integrierten 3-Achsen-Beschleunigungssensoren<br />

über Messbereiche von ±15 g sowie ±100 g.<br />

Er zeichnet Schocks und Stöße mit einer Rate von bis zu 5.000<br />

Messungen pro Sekunde auf, was eine lückenlose Dokumen ­<br />

ta tion ermöglicht. Die Basis-Variante hat zusätzlich einen<br />

internen Temperatursensor. Eine weitere Variante kann neben<br />

dem Temperatursensor mit je einem zusätzlichen internen<br />

Licht-, Feuchtigkeits- und Druck-Sensor aufwarten. Die Auswerte-<br />

und Speicherelektronik sowie der wiederaufladbare<br />

Akku – jeweils eingebaut in ein wasserdichtes Kunststoff-<br />

Gehäuse – komplettieren den Logger. Via USB-Schnittstelle<br />

können alle Daten auf einen PC übertragen und mit der<br />

Software „MSR ShockViewer“ ausgewertet und in einem<br />

Diagramm dargestellt werden.<br />

www.cik-solutions.com<br />

EXAKTE DREHZAHLREGELUNG<br />

Nanotec erweitert<br />

seine Produktpalette<br />

um den kompakten<br />

magnetischen Encoder<br />

NME3. Durch seinen<br />

modularen Aufbau lässt<br />

er sich mit einer<br />

Vielzahl von bürstenlosen<br />

DC- und Schrittmotoren<br />

kombinieren – und das bereits ab Baugröße<br />

NEMA 8. Mit einer maximalen Geschwindigkeit von<br />

30.000 U/min eignet sich der kompakte Singleturn-<br />

Absolut-Encoder besonders für Anwendungen, die eine<br />

exakte Drehzahlregelung erfordern. Seine magnetische<br />

Abtastung ist unempfindlich gegen Staub, Erschütterungen,<br />

Vibrationen und hohe Temperaturen; so liefert er<br />

auch unter rauen Umgebungsbedingungen zuverlässige<br />

Messwerte. Der NME3 wird in zwei Ausführungen<br />

angeboten: für inkrementelle Signale mit einer Auflösung<br />

bis max. 4.096 CPR oder mit SSI-Schnittstelle und<br />

16-Bit-Auflösung. Die inkrementelle Variante erzeugt<br />

zusätzlich Hall-Signale für BLDC-Motoren. Zwei verschiedene<br />

Größen decken einen breiten Motorenbereich und<br />

die Wellendurchmesser 4 und 5 mm sowie 6,35 mm ab.<br />

Nanotec ist ein Hersteller von Motoren und Motorcontrollern<br />

für die Industrieautomatisierung und Medizintechnik.<br />

Das 1991 gegründete Unternehmen mit<br />

Hauptsitz in Feldkirchen bedient weltweit Kunden und<br />

beschäftigt rund 270 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

in Deutschland, Bulgarien, den USA und China.<br />

www.nanotec.com<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> 27


Felix Berthold, Redakteur<br />

DAS THEMA:<br />

SPS <strong>2023</strong><br />

BRANCHE MIT<br />

DRIVE<br />

SPS IPC Drives … früher trug die<br />

SPS-Messe die Antriebstechnik im<br />

Namen. Auch wenn die digitale<br />

Transformation die Konzepte der<br />

industriellen Automatisierung<br />

verändert, kommen zentrale Impulse<br />

nach wie vor aus der elektrischen<br />

Antriebstechnik – getrieben vor allem<br />

durch das Streben nach mehr<br />

Energieeffizienz und der praktischen<br />

Umsetzung einer smarten, vernetzten<br />

Produktion. In diesem Jahr<br />

präsentierten 1.229 Aussteller ihre<br />

Neu- und Weiterentwicklungen in<br />

Nürnberg. Trotz des Bahnstreiks<br />

zählte der Veranstalter über 50.000<br />

Besucher. Die <strong>antriebstechnik</strong> hat<br />

sich umgesehen und stellt eine kleine<br />

Auswahl an Unternehmen und<br />

Produkten vor.<br />

WENIGER ENERGIEVERLUSTE<br />

DIGITALER ZWILLING<br />

Offene, herstellerübergreifende Ökosysteme gewinnen<br />

immer mehr an Bedeutung. Dunkermotoren Nexofox<br />

hat dies früh erkannt und entwickelt seine Lösungen im<br />

Bereich IIoT von Beginn an zusammen mit starken<br />

Partnern innerhalb von industriellen Ökosystemen.<br />

So bringt sich das Unternehmen in Arbeitsgruppen der<br />

Open Industry 4.0 Alliance oder der IDTA aktiv ein. Am<br />

Stand zu sehen war ein digitaler Zwilling, der auf dem<br />

Prinzip der Verwaltungsschale (AAS, Asset Administration<br />

Shell) basiert. Am Stand konnte man per QR-Code<br />

im Browser oder per App Informationen zu Komponenten<br />

abrufen, die über das reine digitale Abbild zum<br />

Beispiel eines Motors hinausgehen, etwa Informationen<br />

zum CO 2<br />

-Fußabdruck der Komponente. Standardisierte<br />

Schnittstellen erlauben dabei die Integration des<br />

digitalen Zwillings in vorhandene Ökosysteme.<br />

Durch Modelle und Submodelle lassen sich unterschiedlichste<br />

Assets einfach ineinander integrieren.<br />

www.dunkermotoren.de<br />

Energieeffizienz, Dekarbonisierung, Kreislaufwirtschaft<br />

und Digitalisierung waren zentrale Themen<br />

am Stand von ABB. Wichtig in diesem Zusammenhang<br />

ist auch die Synchronreluktanz-Technologie,<br />

die das Leistungsvermögen von Permanentmagnetmotoren<br />

mit der Einfachheit und Wartungsfreundlichkeit<br />

von Asynchronmotoren verbindet.<br />

ABB hat ihre Familie von IE5-Synchronreluktanzmotoren<br />

(SynRM) um ein neues Mitglied erweitert:<br />

den IE5-SynRM mit erhöhter Sicherheit.<br />

Mit diesen Motoren, die bis zu 40 % weniger<br />

Energieverluste gegenüber gängigen IE3-Motoren<br />

aufweisen, können für explosionsgefährdete<br />

Bereiche jetzt erstmals Sicherheit und Energieeffizienz<br />

gleichzeitig gewährleistet werden.<br />

www.abb.de<br />

WENN JEDER MILLIMETER ZÄHLT<br />

Die neuen ECX<br />

Prime-Motoren<br />

von Maxon sind<br />

besonders leistungsstarke,<br />

bürstenlose<br />

Motoren mit<br />

4-poligen Rotoren<br />

und eisenlosen<br />

Wicklungen. Der<br />

ECX Prime 6 in der<br />

Ausführung M HP<br />

ist zum ersten Mal<br />

in einem Motordurchmesser von nur 6 mm erhältlich.<br />

Er liefert Drehzahlen bis 50.000 U/min und Dauerdrehmomenten<br />

bis 0,57 mNm. Der Motor eignet sich für<br />

anspruchsvolle Anwendungen mit begrenztem Einbauplatz,<br />

wie etwa bei Handprothesen oder Chirurgiegeräten.<br />

www.maxongroup.de<br />

28 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


AUSGEWÄHLT<br />

GETRIEBE PLUS ÖL ÜBERWACHEN<br />

UNTERWASSER-ELEKTROMOTOR<br />

Das Condition-Monitoring-System Eye von<br />

Sumitomo Drive Technologies liefert nicht nur<br />

Informationen über den aktuellen Zustand der<br />

Maschine und dessen Ölzustand, sondern<br />

prognostiziert auch genau, wann eine Komponente<br />

ausfallen wird. Diese präzisen Vorhersagen<br />

sind entscheidend, um Lebensdauer und Leistung<br />

von Maschinen und Anlagen zu optimieren.<br />

Ob erweiterte Schwingungsüberwachung,<br />

Öl analyse oder Ölfiltration, ein breites Spektrum<br />

an Funktionen ermöglicht eine vorausschauende<br />

Wartung. Die Datenverarbeitung erfolgt dabei in<br />

dem Edge-Gerät. Die Echtzeit daten werden lokal<br />

oder über ein cloudbasiertes Dashboard<br />

bereitgestellt.<br />

www.sumitomodrive.com<br />

Die Cantoni-Gruppe bietet eine vollständige Palette<br />

von Elektromotoren in Standard- und Sonderausführungen<br />

an – mit Leistungen von 0,04 kW bis 6.000 kW.<br />

Die Motoren werden in fast allen Industriebereichen<br />

verwendet. Eine kleine Auswahl gab es in Nürnberg<br />

zu sehen. Hier abgebildet ist ein Tauchmotor von<br />

Frank & Dvorak. Der traditionsreiche Hersteller von<br />

Standard- und Sondermotoren wurde im Jahr 2000 in<br />

die Cantoni-Gruppe eingegliedert. Der Motor hat eine<br />

Leistung von 15 kW und ist in Schutzart IP68 ausgeführt.<br />

Verwendet wird er als Pumpenantrieb für<br />

Anwendungen in der Landwirtschaft oder Abwassertechnik.<br />

Bewährt hat sich der Motor in mobilen und<br />

stationären Pumpenanlagen, Biogasanlagen und<br />

Kläranlagen.<br />

www.cantonigroup.com<br />

LEISTUNGSBEREICH ERWEITERT<br />

Nord Drivesystems hat seine dezentralen Frequenzumrichter<br />

„Nordac on“ der Baureihe SK 300P speziell für die Anforderungen<br />

der horizontalen Fördertechnik in der Intralogistik und im<br />

Warehouse-Bereich entwickelt. Die Umrichter zeichnen sich<br />

durch ein integriertes Ethernet-Interface, IIoT-Fähigkeit,<br />

vollständige Steckbarkeit sowie eine kompakte Bauweise aus.<br />

Jetzt wurde der Leistungsbereich auf 3 kW erweitert. Die<br />

Umrichter sind sowohl für den direkten Motoraufbau als auch<br />

für die Wandmontage geeignet. Die Antriebe sind über einen<br />

breiten Drehzahlbereich nutzbar und ermöglichen damit eine<br />

Variantenreduktion, etwa in großen Intralogistikanlagen.<br />

www.nord.com<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> 29


SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />

SCHLEIFRINGE<br />

HIGH-END-DATENKOMMUNIKATION<br />

IM BAUSEKTOR<br />

Schleifringe werden überall dort eingesetzt, wo rotierende Plattformen<br />

mit Strom, Signalen und Daten versorgt werden müssen.<br />

Dabei spielen Schleifringe in Zeiten von Industrial Ethernet eine<br />

entscheidende Rolle, da sie für eine hohe Übertragungsrate sorgen.<br />

Der Megatrend zur Digitalisierung in der industriellen<br />

Produktion stellt an die eingesetzten Komponenten<br />

kontinuierlich steigende Anforderungen. Dazu zählen<br />

auch neue Übertragungskonzepte mit den Möglichkeiten,<br />

die Produktion in allen Bereichen schlanker und ökonomischer<br />

zu gestalten. Im Rahmen seiner Gesamtausrichtung stellt<br />

die Kübler Group die nächste Generation von Schleifringen vor,<br />

die neben den klassischen Bereichen der zuverlässigen Übertragung<br />

von elektrischen Lasten und Signalen vor allem auch die<br />

Übertragung neuester Bussysteme auf höchstem Niveau ermöglicht.<br />

Mit den neuen Schleifringsystemen von Kübler vereinfacht<br />

sich die Nutzung schnellster Datenbusse, die unerlässlich für die<br />

moderne industrielle Automatisierung im Kontext von Industrie<br />

4.0 sind, ungemein.<br />

Der vor einem Jahr zur SPS in Nürnberg bereits präsentierte<br />

kompakte Schleifring der Baureihe SR085 von wurde um eine zukunftsorientierte<br />

Funktion erweitert: Kübler bietet in diesem<br />

Schleifringkonzept nun auch die Möglichkeit der Übertragung<br />

von Single Pair Ethernet (SPE) an. Single Pair Ethernet (SPE) ist<br />

eine zweidrahtige Ethernet-Schnittstelle mit einer Übertragungs-<br />

Manfred Hick ist Business Development Manager<br />

bei der Kübler Group in Villingen-Schwenningen<br />

geschwindigkeit von 100 Mbit/s. Gegenüber dem derzeitigen<br />

Fast Ethernet erfolgt die Datenübertragung lediglich über<br />

2 Adern. Die Reichweite innerhalb des Netzwerkes reduziert sich<br />

damit zwar auf maximal 15 m (ungeschirmt) bzw. 40 m (geschirmt),<br />

was aber bei modernen Installationen nicht ins Gewicht<br />

fällt, da die kommunizierenden Komponenten in aller Regel in<br />

kürzeren Abständen zueinander angeordnet sind. Auf der anderen<br />

Seite resultieren aus dieser neuen Technologie enorme Platz-,<br />

Gewichts- und Kosteneinsparungen für Übertragungs-Kabel.<br />

Große Teile der produzierenden Industrie sieht daher in der<br />

Single Pair Ethernet-Technologie den kommenden Standard für<br />

die industrielle Automation. Auch Kübler erkannte dieses neue<br />

Potential und ist mittlerweile aktives Mitglied in der „Single Pair<br />

Ethernet System Alliance“. Die SPE System Alliance ist ein Zusammenschluss<br />

von Unternehmen aus allen Bereichen der Industrie<br />

und hat sich gegründet, um das enorme Potenzial dieser<br />

neuen Technologie optimal für die Zukunft nutzbar zu machen.<br />

Alle Mitglieder verfolgen das gemeinsame Ziel, die Single Pair<br />

Ethernet-Technologie für das Industrial IoT und alle anderen relevanten<br />

Anwendungsbereiche zu fördern.<br />

Kübler hat auf der SPS <strong>2023</strong> ein Produkt vorgestellt, das den<br />

Einsatzhat von Single Pair Ethernet auch für die Datenübertragung<br />

auf rotativen Ebenen ermöglicht. Damit wird diese neue<br />

Technologie für eine breites Anwendungsspektrum zugängig gemacht.<br />

30 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />

High-End-Übertragung<br />

mit 2-fach Gigabit ist<br />

eine effiziente Lösung<br />

bei der Errichtung<br />

von Wohn gebäuden<br />

und Fabrikhallen im<br />

3-D-Druck<br />

DIE IDEE<br />

3-D-HAUSDRUCK MIT SCHLEIFRING<br />

Anfang des Jahres führte Kübler seine neue Schleifringplattform “Industrial Line“<br />

mit dem Fokus auf einer Datenübertragungsrate im Gigabit-Bereich erfolgreich im<br />

Markt ein. In einem Pilotprojekt mit einem Kunden in den USA wurde der Prototyp<br />

eines Schleifringes für Last-, Signal- und Datenübertragung unter extremen äußeren<br />

Bedingungen erfolgreich getestet. In einem System bestehend aus einer Tragkonstruktion,<br />

in der sich eine Betondüse in drei Achsen bewegen kann, werden Wände<br />

und Hausstrukturen auf der Baustelle ähnlich dem Prinzip von 3D-Druckern erstellt.<br />

Der aufwändige Transport von Betonfertigteilen entfällt ganz und senkt die Ökobilanz<br />

des Hausbaus signifikant. Der Kübler-Schleifring ist dabei im Kopf des Systems<br />

verbaut und dient dazu, sowohl die Energie zur Betondüse als auch alle Sensordaten<br />

und ein HD-Kamerasignal in Echtzeit zurück zur Steuerung zu übertragen – und<br />

dies in 2-facher Gigabit-Übertragungsrate. Mit dem Konzept von Kübler ist keine zusätzliche<br />

Datenkonvertierung für die Übertragung notwendig und der Kunde erzielt<br />

mit diesem “plug-and-play“ Konzept erhebliche Einsparungen gegenüber den zurzeit<br />

auf dem Markt befindlichen Lösungen. Die 3D-Funktion des Systems bei voller<br />

Betriebsgeschwindigkeit ist nur mit diesem Schleifring möglich und führt laut Kundenaussage<br />

zu einer fünf- bis neunfachen Reduzierungen der Bauzeit! Nach fünf<br />

weiteren Anlagen im Jahr <strong>2023</strong> ist bereits eine Weiterentwicklung des Konzeptes als<br />

Teller-Schleifring (“Pan-Cake-Design“) für 2024 in Auftrag, um den Schleifring noch<br />

kompakter und kürzer zu konstruieren.<br />

Bilder: Kübler Group<br />

www.kuebler.de<br />

„Wir bei Kübler sind von der Bedeutung<br />

der Single-Pair-Ethernet-<br />

Techonologie überzeugt. Als<br />

Mitglied der SPE Single Alliance<br />

wollen wir diese Technik unterstützen,<br />

nutzbar machen und neue<br />

Anwendungen dafür erschließen.<br />

Der Einsatz im anspruchsvollen<br />

Umfeld des Wohnungsbaus mit<br />

einem amerikanischen Partner ist<br />

dafür eine gute Gelegenheit.<br />

Bei der Datenüber tragung von einer<br />

Betondüse, die den Betonauftrag<br />

ähnlich eines 3D-Druckers ausführt,<br />

konnte eine erhebliche Reduzierung<br />

der Bauzeit erreicht werden.<br />

Und das Folge projekt zeigt schon<br />

weitere Verbesserungen auf.“<br />

Manfred Hick ist<br />

Business Development Manager<br />

bei der Kübler Group<br />

in Villingen-Schwenningen<br />

IMPRESSUM<br />

erscheint <strong>2023</strong> im 62. Jahrgang,<br />

ISSN 0722-8546 / ISSN E-Paper: 2747-7991<br />

REDAKTION<br />

Chefredakteur: Miles Meier (mm),<br />

Tel.: 06131/992-208,<br />

E-Mail: m.meier@vfmz.de<br />

(verantwortlich i.S.d. § 18 Abs. 2 MStV)<br />

Redakteur:<br />

Felix Berthold, M.A. (be),<br />

Tel.: 06131/992-204, E-Mail: f.berthold@vfmz.de<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Melanie Lerch, Tel.: 06131/992-261,<br />

Petra Weidt, Tel.: 06131/992-371,<br />

E-Mail: redaktionsassistenz_vfv@vfmz.de,<br />

(Redaktionsadresse siehe Verlag)<br />

GESTALTUNG<br />

Anette Fröder, Sonja Daniel, Conny Grothe<br />

SALES<br />

Oliver Jennen, Tel.: 06131/992-262,<br />

E-Mail: o.jennen@vfmz.de<br />

Andreas Zepig, Tel.: 06131/992-206,<br />

E-Mail: a.zepig@vfmz.de<br />

Auftragsmanagement: Heike Rauschkolb,<br />

Tel.: 06131/992-241, E-Mail: h.rauschkolb@vfmz.de<br />

Anzeigenpreisliste 2024, gültig ab 01.10.<strong>2023</strong><br />

LESERSERVICE<br />

vertriebsunion meynen GmbH & Co. KG,<br />

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(Fax: 06<strong>12</strong>3/9238-267, E-Mail: vfv@vertriebsunion.de).<br />

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Jahresabonnement Inland: € 160,- (inkl. Versandkosten)<br />

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Abonnements verlängern sich automatisch um ein<br />

weiteres Jahr, wenn sie nicht spätestens vier Wochen vor<br />

Ablauf des Bezugsjahres schriftlich gekündigt werden.<br />

VERLAG<br />

Vereinigte Fachverlage GmbH<br />

Lise-Meitner-Straße 2, 55<strong>12</strong>9 Mainz<br />

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www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> 31


MARKTPLATZ<br />

PROFIDRIVE INTEGRIERT<br />

Dunkermotoren,<br />

eine Marke von<br />

Ametek, wurde<br />

nun auch für<br />

Profidrive von der<br />

Profibus Nutzerorganisation<br />

e.V.<br />

erfolgreich<br />

zertifiziert. Das<br />

Unternehmen hat<br />

bereits mit<br />

Profinet das<br />

zugehörige Applikationsprofil Profidrive in den Applikationsklassen<br />

1 und 4 umgesetzt und die voll integrierte Lösung ist<br />

seit 2021 für Profinet zertifziert. Profidrive ist ein herstellerübergreifendes<br />

Geräteprofil für Antriebsgeräte und erlaubt es,<br />

Antriebe unkompliziert und ohne mühsames Abstimmen<br />

einzelner Parameter in die Betriebsumgebung einzubinden<br />

sowie Sequenzen unkompliziert zu programmieren. Dank<br />

Profidrive ist unter anderem der Synchronlauf mehrerer<br />

Achsen kein Problem mehr. Profidrive gibt es bei Dunkermotoren<br />

standardmäßig als voll integrierte Lösung mit Profinet für<br />

alle BG dPro PN Motoren – egal ob für die starken BG 95, 75,<br />

oder 66 dPro PN oder als kompakte Lösung für den<br />

BG 45 dPro PN. Wer einen externen Motorregler bevorzugt,<br />

kann alternativ auf die BGE 5510 dPro PN zurückgreifen.<br />

www.dunkermotoren.de<br />

KOMPAKT UND LEISTUNGSSTARK<br />

Baumüller präsentierte auf<br />

der SPS Messe in Nürnberg<br />

seine neue Motorenbaureihe<br />

DSC2. Die Servomotoren<br />

eignen sich für<br />

Anwendungen mit einem<br />

Bedarf an hoher Drehmomentdichte.<br />

Die Baureihe<br />

überzeugt durch geringes<br />

Eigengewicht und minimale<br />

Abmessungen. Reduziert wurde unter anderem die Baulänge,<br />

womit der DSC2 bei gleicher Leistung nochmals deutlich<br />

kompakter ist. „Unsere Entwicklung erzielte eine hervorragende<br />

Kombination aus Baulänge und Flexibilität bei gleichzeitig<br />

höchster Drehmomentdichte. Der Wirkungsgrad des Motors<br />

stieg auf ca. 94 Prozent an“, sagt Markus Keila, Senior Produktmanager<br />

Motoren bei Baumüller. Die DSC2-Motoren sind, wie<br />

bei der DSC1-Produktfamilie, skalierbar und lassen sich an<br />

Kundenanforderungen anpassen. Sie decken einen Drehzahlbereich<br />

von 1.000 bis 5.000 U/min ab. Zahlreiche Geberoptionen,<br />

Kühlvarianten, optionale Bremse, verschiedene abgestimmte<br />

Getriebevarianten und weitere Optionen ermöglichen<br />

eine applikationsoptimierte Abstimmung. Durch den<br />

reduzierten Materialeinsatz und den kompakten Aufbau hat<br />

der Motor einen kleineren CO₂-Fußabdruck.<br />

www.baumueller.com<br />

SENSORLOSE SICHERHEITSFUNKTIONEN<br />

Sieb & Meyer hat<br />

zwei sensorlose<br />

Sicherheitsfunktionen<br />

in sein<br />

Antriebssystem<br />

SD2 implementiert.<br />

Die Sicherheitsfunktionen<br />

SFM und SLOF<br />

überwachen das<br />

Drehfeld und den<br />

Stillstand. Maschinenbauern<br />

steht mit den geberlosen Features eine funktionale<br />

und kostengünstige Lösung zur Verfügung. Die TÜV-zertifizierten<br />

Sicherheitsfunktionen machen zusätzliche Drehgeber<br />

an den Spindeln überflüssig, da die Sicherheitsfunktionen<br />

„Sicherer Stillstandsmonitor“ (SFM – Safe Frequency Monitor)<br />

und „Sicher begrenztes Drehfeld“ (SLOF – Safe Limited Output<br />

Frequency) bereits integriert sind. Mit der Sicherheitsfunktion<br />

SFM erkennt der SD2, ob eine geberlose Spindel nach dem<br />

Ausschalten den Stillstand erreicht bzw. eine sichere Drehzahlfrequenz<br />

unterschritten hat. Solange dies nicht geschehen<br />

ist, wird beispielsweise eine Schutztür nicht freigegeben.<br />

SFM misst dazu das elektrische Drehfeld des Motors, worüber<br />

sich eine genaue Aussage über das mechanische Drehfeld<br />

machen lässt. Welche Drehzahlen bzw. Drehfeldfrequenzen<br />

als sicher definiert sind, ergibt sich aus der Risikobeurteilung<br />

der Maschine, die gemäß der Maschinenrichtlinie erfolgt.<br />

www.sieb-meyer.de<br />

ZERTIFIZIERT FÜR EX-BEREICH<br />

Hengstler verfügt über ein<br />

umfangreiches Programm<br />

explosionsgeschützter<br />

Drehgeber und Zähler. Sie<br />

erfüllen die Anforderungen<br />

der ATEX- und der IECEx-<br />

Richtlinie. Abhängig von der<br />

Produktgruppe sind sie<br />

zertifiziert nach den<br />

amerikanischen Standards NEC500 bzw. NEC505 sowie nach<br />

den Bestimmungen des China Compulsory Certificate (CCC).<br />

Die Ex-Absolutwertgeber Acuro AX71 erreichen Auflösungen<br />

von bis zu <strong>12</strong>-Bit Multiturn (batterielos) und bis zu 22-Bit<br />

Singleturn. Sie erfassen u. a. die Position von Bohrantrieb und<br />

Hebewerk an Anlagen zur Erschließung von Öl-, Gas- und<br />

Geothermie-Vorkommen, kommen aber auch für Anwendungen<br />

in der Petrochemie, in Getreidemühlen, Silo-Anlagen<br />

oder an Kraftwerksaufzügen (Ex II 2 G/EX II 2 D) zum Einsatz.<br />

Die Encoder überzeugen durch den hohen EMV- und Blitzschutz<br />

und sie sind sehr temperaturbeständig, und zwar von<br />

-40 °C bis +60 °C in Ex-relevanten Umgebungen. Sie sind<br />

unempfindlich gegenüber Salzwasser und finden auch<br />

Verwendung in marinen Anwendungen. Speziell für gas- und<br />

staubexplosionsgefährdete Bereiche eignet sich der Acuro<br />

AX73 (Bild), der sich einfach installieren lässt. Der hochpräzise<br />

Encoder bietet Auflösungen von 10 bis 22 Bit (Singleturn)<br />

und <strong>12</strong> Bit (Multiturn).<br />

www.hengstler.de<br />

32 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


MARKTPLATZ<br />

IN BEIDEN WELTEN ZUHAUSE<br />

Energieeffizienz und<br />

hybride Antriebslösungen<br />

standen im Mittelpunkt des<br />

Messeauftritts von AMKmotion<br />

auf der SPS <strong>2023</strong>.<br />

Der Entwickler und Hersteller<br />

elektrischer Antriebssysteme<br />

zeigte in Nürnberg<br />

sein breites Portfolio.<br />

Hybride Antriebskonzepte<br />

aieht man bei AMKmotion<br />

als eineb wichtiger Baustein<br />

für mehr Energieeffizienz.<br />

Der modularisierte Maschinenbau<br />

nutzt dezentrale Antriebe, die direkt am Ort des<br />

Geschehens ihren Job machen. Leistungsintensive<br />

Prozesse erfordern jedoch in der Regel den Aufbau einer<br />

zentralen Automatisierungslösung mit Schaltschrank.<br />

Kombinieren Anwender beide Lösungsansätze, können sie<br />

die jeweiligen Vorteile nutzen. Das gelingt besonders<br />

einfach, wenn die Komponenten in beiden Welten<br />

zuhause sind. AMKmotion kann Anwender hier beispielsweise<br />

mit seinem neuen Hybridverteiler KHY unterstützen.<br />

Er vereinfacht die Zusammenführung verschiedener<br />

Signale und Versorgungsspannungen aus der zentralen<br />

Antriebsebene. Damit dient der Verteiler als intelligente<br />

Schnittstelle zur dezentralen Antriebswelt. Das standardisierte<br />

Interface ist als Anreihmodul aufgebaut und<br />

erweitert damit einfach zentrale Schaltschrankgeräte.<br />

www.amk-motion.com<br />

SCREENS, DISPLAYS UND STEUERGERÄTE<br />

TTControl, ein<br />

Joint-Venture-<br />

Unternehmen von<br />

Hydac International<br />

und TTTech,<br />

hat auf der<br />

Agritechnica <strong>2023</strong><br />

in Hannover drei<br />

Produktinnovationen<br />

angekündigt.<br />

Eine neue Multi-<br />

Interface- und Multi-Screen-Computing-Plattform, ein neues<br />

Familienmitglied der Vision 3 Display-Serie sowie ein neues<br />

motorisiertes Steuergerät zur Steuerung von elektrischen Bürstenmotoren<br />

und Linearantrieben. TTControl unterstützt Landmaschinenhersteller<br />

bei der Umstellung ihrer Maschinen auf softwarezentrierte<br />

Geräte mit ihrem neuen Produkt Fusion. Diese neue<br />

Recheneinheit ist mit einem KI-Beschleuniger ausgestattet, der<br />

Edge-KI-Anwendungen ermöglicht. Volution 144 ist ein robustes<br />

und vielseitiges elektronisches Steuergerät, das als unabhängiges<br />

Leistungsmodul mit H-Brücken-Funktion zur Steuerung von kleinen<br />

elektrischen Bürstenmotoren sowie von Linearantriebssystemen<br />

bis zu 750 W eingesetzt werden kann. Mit Vision 307 bringt<br />

TTControl eine neue Familie der bestehenden Vision 3 Serie auf den<br />

Markt. Diese Reihe von Displays wurde speziell für den Einsatz in<br />

komplexen Fahrzeugarchitekturen entwickelt und unterstützt den<br />

Bediener mit einer verbesserten Benutzererfahrung und Datenvisualisierung<br />

bei der Handhabung komplexer Maschinen.<br />

www.ttcontrol.com<br />

SMARTE KUPPLUNG<br />

Neben seinem<br />

neuen Standardbaukasten<br />

für<br />

Roboterbremsen<br />

zeigte Mayr<br />

Antriebstechnik<br />

auf der SPS <strong>2023</strong><br />

wie intelligente<br />

Bremsen und<br />

Kupplungen einfach zur Prozessüberwachung eingesetzt<br />

werden können. Der Roba-Drive-Checker ist neuer<br />

Bestandteil im bewährten Baukasten der spielfreien<br />

Lamellenpaketkupplung Roba-DS. Durch permanente<br />

Zustandsüberwachung macht die Lösung Kenngrößen<br />

und Auffälligkeiten im Prozess sichtbar. Kernelemente<br />

sind das Multi-Gateway und die Roba-Drive-Checker-<br />

Hülse. Da alle Anschluss-Optionen der Stahllamellenkupplung<br />

verfügbar sind, kann diese Prozessüber wachung<br />

einfach in viele bestehende Applikationen integriert<br />

werden. Dank optischer Positionsmarkierungen sowie<br />

eines intuitiven Konfigurationsassistenten ist das<br />

Multi-Gateway einfach zu positionieren und zu konfigurieren.<br />

Es versorgt die rotierende Hülse induktiv mit<br />

Energie, managed die Funkverbindung und stellt die<br />

Mess- und Systemdaten im Netzwerk bereit. Die permanente<br />

drahtlose Energieversorgung macht Batteriewechsel<br />

oder Ladevorgänge überflüssig.<br />

www.mayr.com<br />

PNEUMATISCHE SPANNMODULE<br />

Das Heinrich Kipp<br />

Werk baut sein „Kipp<br />

Unilock“-Sortiment im<br />

Bereich der pneumatischen<br />

Nullpunkt-<br />

Spanntechnik weiter<br />

aus. Das Automationsspannmodul<br />

ESA 138<br />

wurde speziell für<br />

automatisierte<br />

Spannvorrichtungen<br />

entwickelt. Dort eingesetzt, erfüllt es alle Forderungen bezüglich<br />

Prozesssicherheit dank integrierter Abfragefunktionen zur<br />

Spannschieberstellung sowie durch vier abgesetzte Auflageflächen<br />

mit Luftanlagenkontrolle. Mit der Auflagekontrolle lässt<br />

sich die Anlage der Spannpalette prüfen und sicherstellen, dass<br />

die Vorrichtung richtig positioniert ist, bevor der Fertigungsprozess<br />

beginnt. Ein nützliches Feature ist der im Spannmodul<br />

integrierte Schmutzabstreifer. Er verhindert, dass sich Verschmutzungen<br />

auf der Oberfläche des Moduls ablagern.<br />

Außerdem neu im Portfolio ist das Aufbauspannmodul ASM 99,<br />

das sich besonders für enge Stichmaße eignet. Die Aufbauhöhe<br />

beträgt 56 mm und es kann alternativ komplett vertieft in eine<br />

Vorrichtungsplatte oder den Maschinentisch eingelassen<br />

werden. Speziell für Roboterautomationen steht das Spannmodul<br />

EGM 110-75 mit Palettenkupplung zur Verfügung, mit<br />

dem sich Spannpaletten automatisiert auswechseln lassen.<br />

www.kippwerk.de<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> 33


GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

FAHR- UND LENKANTRIEB<br />

KOMPAKT UND HOCHINTEGRIERT<br />

Abgasfrei, leise und verschleißarm: Der Trend zum elektromotorischen Stapler ist<br />

ungebrochen. Rund 115.100 Elektro-Gabelstapler wurden im Jahr 2022 laut<br />

Statista allein in Europa an Kunden ausgeliefert. Nur in Asien waren es noch<br />

mehr, knapp 144.700. Tendenz steigend! Für den wachsenden Markt werden<br />

auch kompakte und einfach zu integrierende Antriebslösungen benötigt.<br />

ABM Greiffenberger erklärt die technologischen Vorteile seiner<br />

plattformbasierten Lösungen für Gabelstapler und die mobile Intralogistik.<br />

Lenkmöglichkeit: Manuell, mit elektrischer Servolenkung über<br />

Stirnradverzahnung oder als vollintegrierter Fahrantrieb mit<br />

Lenk antrieb und redundanter Lenküberwachung direkt am Antriebsrad<br />

Elektrische Antriebe in Förderanlagen, Hebezeugen und<br />

Staplern sind der Motor einer modernen, effizienten<br />

und zuverlässigen Intralogistik. ABM Greiffenberger entwickelt<br />

und fertigt diese Systeme plattformbasiert für stationäre<br />

und mobile Anwendungen. Die auf die Applikation angepassten<br />

Antriebslösungen bestehen aus: Motor, Getriebe,<br />

Bremse und Frequenzumrichter. Die Spezialisten von ABM<br />

Greiffenberger arbeiten dabei stets eng und partnerschaftlich<br />

mit den Kunden zusammen.<br />

„Zum Fahren, Heben und Lenken, beispielsweise von Gabelstaplern,<br />

braucht es Know-how und die richtigen Antriebskomponenten“,<br />

sagt Mayk Krüger, Senior Manager Material Handling<br />

bei ABM Greiffenberger. „Unsere Lösungen erfüllen die hohen<br />

Umweltauflagen, sind besonders sicher und erlauben feinfühlige<br />

Bewegungen auch bei kleinen Drehzahlen.“<br />

ABM liefert alle Antriebskomponenten wie Motoren, Getriebe,<br />

Sensoren oder auch Umrichter aus einer Hand. Die kompletten<br />

34 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

Ausstatten lässt es sich mit verschiedenen Lenkmöglichkeiten.<br />

Die manuelle Lenkung etwa eignet sich für den direkten Deichselanbau.<br />

Mit einer externen Lenkung über eine Stirnradverzahnung<br />

lässt sich eine elektrische Servolenkung umsetzen. Ein Nullstellungssensor<br />

für die Lenkposition sowie ein Absolutwertgeber<br />

für die Lenkung direkt am Fahrgetriebe wird bei Bedarf mitgeliefert.<br />

Eine dritte Möglichkeit ist der integrierte elektrische Lenkantrieb.<br />

Der Anwender profitiert von einer redundanten Lenküberwachung,<br />

großem Fahrkomfort und hoher Sicherheit.<br />

AC-FAHRMOTOREN RÜCKSPEISFÄHIG<br />

Die Drehzahlerfassung erfolgt über einen Inkrementalgeber mit<br />

bis zu 64 Impulsen pro Umdrehung. Alle Fahrmotoren in AC-<br />

Technik sind rückspeisefähig (Rekuperation) und sparen damit<br />

Energie. Für Parken und Not-Stopps sorgt eine elektromechanische<br />

Haltebremse. Mayk Krüger betont: „Mit dieser Vielfalt an<br />

Funktionalität und Kombinationsmöglichkeiten unterstützen wir<br />

sowohl Entwickler von individuellen Einzelanwendungen als<br />

auch OEM-Projektleiter von flottenübergreifenden Plattformen<br />

mit den passenden Antrieben.“<br />

Bilder: ABM Greiffenberger Antriebstechnik<br />

www.abm-antriebe.de<br />

Dagmar Koziel, Marketing, ABM Greiffenberger<br />

Antriebstechnik GmbH, Marktredwitz<br />

DIE IDEE<br />

Antriebseinheiten – bestehend aus Getriebe und Motoren – werden<br />

dabei im eigenen Haus gefertigt. Durch das modulare Baukastensystem<br />

kann ABM unabhängig vom Fahrzeugtyp stets die<br />

passende Lösung liefern.<br />

WENDIG UND STEIGFÄHIG<br />

„Der Anwender kann das Flurförderzeug mit unseren Antrieben<br />

dynamisch bewegen und exakt manövrieren, selbst an Stellen, an<br />

denen es eng wird“, erläutert Krüger. „Zudem besitzt ein Stapler<br />

mit unserer Lösung eine hohe Steigfähigkeit.“<br />

Die Baureihe TDB lässt sich durch Plug-and-play einfach in<br />

die Applikation integrieren. Das zweistufige Kegel-Stirnradgetriebe<br />

ist leistungsstark und benötigt wenig Energie. Es eignet<br />

sich sowohl für manuell als auch elektrisch gelenkte Flurförderzeuge.<br />

Dabei zeichnet es sich durch eine hohe Leistungsdichte<br />

mit einem sehr guten Wirkungsgrad aus. In Kombination mit<br />

dem Lenkantrieb und ausgerüstet mit einer voll integrierten und<br />

sicheren Sensorüberwachung erhält der Anwender eine voll integrierte<br />

Fahr- und Lenkantriebslösung.<br />

Durch die vertikale Bauform, den geringen Hüllkreis und<br />

diverse Optionen, eignet sich dieses Getriebe für viele Applikationen<br />

– zum Beispiel in Schubmaststaplern, Schleppern, Fahrerlosen<br />

Transportsystemen (FTS) und Reinigungsmaschinen.<br />

Durch die hohe Effizienz können Anwender selbst bei der Verwendung<br />

von kleineren Batterien lange und zuverlässig arbeiten.<br />

Je nach Leistung, Geschwindigkeit und Ladevermögen bietet<br />

ABM die Kegelradgetriebe für die Radgrößen 230 und 254 mm an:<br />

Getriebeübersetzung und Motorleistung können exakt auf die<br />

Anwendung abgestimmt werden. Die kompakte TDB-Reihe verfügt<br />

über ein Antriebsdrehmoment von bis zu 750 Nm.<br />

„Durch unser Plattformkonzept<br />

können wir für Kunden schnell,<br />

kostenoptimierte Antriebslösungen<br />

realisieren. Dabei gehen wir ganz<br />

gezielt auf die individuellen Anforderungen<br />

ein. Wir verstehen uns dabei<br />

nicht als Standardlieferant, sondern<br />

punkten mit unserem großen<br />

Know-how und der Erfahrung in der<br />

Entwicklung anwendungs- und<br />

kundenspezifischer Antriebe.<br />

Als Systemlieferant können wir alle<br />

Antriebskomponenten für Elektro-<br />

Gabelstapler aus einer Hand<br />

anbieten, und zwar für das Fahren,<br />

Heben und Lenken. Dies umfasst<br />

Motoren, Getriebe, Bremsen und die<br />

Elektronik. Das Ergebnis sind u. a.<br />

Stapler, die sich sehr dynamisch,<br />

feinfühlig und präzise lenken lassen.“<br />

Mayk Krüger,<br />

Senior Manager Material Handling,<br />

ABM Greiffenberger Antriebstechnik<br />

GmbH, Marktredwitz<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> 35


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

HERAUSFORDERUNG EU-REGULIERUNG<br />

PFAS-FREIE SCHMIERSTOFFE FÜR DIE<br />

ANTRIEBSTECHNIK<br />

Das von der EU geplante Verbot von per- und polyflourierten Alkylsubstanzen,<br />

auch PFAS genannt, könnte schwerwiegende Folgen haben. Denn die<br />

Stoffgruppe hat viele sehr praktische Eigenschaften und ist in vielen Bereichen<br />

bisher nicht zu ersetzen. Eine mögliche PFAS-freie Lösung im Bereich<br />

Schmierstoffe für Kleingetriebe hat die Firma Tunap entwickelt.<br />

In hoch belasteten Reib kontakten,<br />

die in Kleingetrieben wie Power<br />

Tools vorkommen, reduzieren<br />

Schmierstoffe mit der<br />

OMC 2<br />

-Additivtechnologie Reibung<br />

und Verschleiß signifikant und<br />

verlängern so die Laufzeit der<br />

Elektrowerkzeuge deutlich<br />

Ob Multifunktionsöle, Trockenschmierstoffe oder Hochleistungsschmierstoffe<br />

für Spezialanwendungen – Polytetrafluorethylen<br />

(PTFE) ist ein allgegenwärtiger Bestandteil<br />

von Schmierstoffen für vielfältige industrielle<br />

Anwendungen. Aufgrund seiner einzigartigen molekularen<br />

Struktur besitzt PTFE eine sehr glatte Oberfläche, sodass Moleküle<br />

leicht gegeneinander gleiten können. Damit begünstigt PTFE<br />

als Schmierstoffadditiv das Reduzieren von Reibung und Verschleiß<br />

in hoch belasteten Reibkontakten, wie sie beispielsweise<br />

bei Kleingetrieben vorkommen. Kleingetriebe wiederum findet<br />

man in Antrieben, wie sie im Bereich Automotive, Hausautomation<br />

(vernetzte Haustechnik) und Power Tools (Elektrowerkzeuge)<br />

zum Einsatz kommen oder auch bei E-Bikes. Durch PTFE-Zusätze<br />

können Effizienz und Lebensdauer von Kleingetrieben verbessert<br />

werden, was sich letztlich in der Produktqualität bemerkbar<br />

Julian Wald, Senior Application Engineer bei Tunap, Wolfratshausen<br />

36 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

WIRKUNGSWEISE EINES OMC 2<br />

-SCHMIERSTOFFS<br />

Phase 1 – Bildung eines Schmierfilms<br />

auf den Oberflächen:<br />

Unter Druck lagern sich die Additiv-<br />

Moleküle der OMC 2<br />

-Technologie<br />

zunächst an der Metalloberfläche an;<br />

es bildet sich ein scherstabiler und<br />

schmierwirksamer Schmierfilm<br />

Phase 2 – Verdichtung der<br />

Oberflächenschutzschicht:<br />

Mit steigendem Druck verformen und<br />

verdichten sich die Metalloberflächen<br />

im Nanobereich; die Oberflächenrauheit<br />

wird reduziert und es entsteht<br />

eine effektive Schutzschicht<br />

Phase 3 – OMC 2<br />

-Wirkentfaltung<br />

und Oberflächeneinglättung:<br />

Die OMC 2<br />

-Bestandteile migrieren weiter<br />

in das Metall hinein und führen zu dem<br />

besonderen Einglättungseffekt der<br />

Oberflächenstruktur; dieser auch als PD<br />

(Plastic Deformation) oder SE (Surface<br />

Engineering) bezeichnete Effekt führt<br />

zu einer Minimierung von Reibung und<br />

Verschleiß der Bauteile<br />

macht, und bares Geld spart, da durch weniger Verschleiß deutlich<br />

weniger Materialkosten entstehen.<br />

DIE ZEIT FÜR PFAS-ALTERNATIVEN DRÄNGT<br />

Doch PTFE ist in letzter Zeit stark unter Beschuss geraten, da dieser<br />

Stoff als PFAS einzuordnen ist, deren Einsatz künftig durch<br />

die EU streng reguliert beziehungsweise verboten werden soll.<br />

PFAS steht für „per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen“. Es handelt<br />

sich dabei um eine Gruppe von chemischen Verbindungen,<br />

die aufgrund ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften<br />

in vielen alltäglichen Produkten wie Teflonpfannen,<br />

wasserabweisenden Textilien, Verpackungen, Feuerlöschschaum,<br />

Reinigungsmitteln oder der Produktion von Schmierstoffen eingesetzt<br />

werden. PFAS gelten als problematische Stoffe, weil ein<br />

natürlicher Abbau verlangsamt, unvollständig oder gar nicht<br />

möglich ist. Sie werden daher auch Ewigkeitschemikalien genannt.<br />

Die Überlegungen der Europäischen Chemikalienagentur<br />

(ECHA), PFAS in die Liste der besonders besorgniserregenden<br />

Stoffe (SVHC-Stoffe) aufzunehmen, wird durch die potenziellen<br />

Gefahren für die Gesundheit von Mensch und Tier sowie negativen<br />

ökologischen Auswirkungen begründet, insbesondere aufgrund<br />

ihrer Persistenz und Bioakkumulation.<br />

Die Zeit für PFAS-freie Schmierstoffalternativen drängt. Denn<br />

der derzeitig diskutierte Restriktionsvorschlag sieht ein nahezu<br />

vollständiges Verbot PFAS-haltiger Substanzen vor. Für PFAS in<br />

Schmierstoffen kennt er Übergangsfristen zwischen eineinhalb<br />

und 13,5 Jahren – je nach Einordnung als kritische oder unkritische<br />

Anwendung. Wenn PTFE als Schmierstoffadditiv eingesetzt<br />

wird, beispielsweise in Kleingetrieben, ist voraussichtlich von einer<br />

Einstufung als sogenannte unkritische Anwendung auszugehen;<br />

dafür sieht der Restriktionsvorschlag derzeit eine Übergangsfrist<br />

von nur 18 Monaten vor.<br />

ES GEHT AUCH OHNE PFAS<br />

Standardlösungen für PFAS-freie Schmierstoffe gibt es bisher<br />

keine. Die Anwendungen sind zu unterschiedlich und die Entwicklung<br />

von Technologien ist zeit- und kostenintensiv. Als einer<br />

der führenden Hersteller von Spezialschmierstoffen hat Tunap<br />

allerdings bereits frühzeitig hochleistungsfähige Schmierstoffe<br />

für Kleingetriebe entwickelt, die ohne PTFE-Zusätze auskommen<br />

und sich in der Praxis bereits vielfach bewährt haben. Ein Beispiel<br />

ist die OMC 2<br />

-Additivtechnologie (OMC steht für Organic<br />

Molybdenum Compound). Sie bewirkt eine Art Mikrofließeinglättung<br />

von Metalloberflächen in Reibkontakten, wobei zusätzlich<br />

stark verschleißresistente Schutzschichten ausgebildet werden.<br />

Das Ergebnis ist zum einen eine reduzierte Oberflächenrauheit,<br />

sodass sich zum Beispiel auf Zahnflanken sowie in Gleit-,<br />

Nadel-, und Kugellagern ein effektiver und stabiler Schmierfilm<br />

aufbauen kann. Zum anderen wird die Kontaktfläche zwischen<br />

den zwei sich berührenden Oberflächen vergrößert und damit<br />

die Last auf einer größeren Fläche gleichmäßiger verteilt. Dies<br />

hat zur Folge, dass Reibverluste deutlich reduziert werden, was in<br />

geringeren Betriebstemperaturen messbar ist. Da geringere<br />

Schmierstofftemperaturen mit einer längeren Schmierstofflebensdauer<br />

einher gehen, wird somit die Lebensdauer von<br />

Kleinantrieben signifikant verbessert werden. Darüber hinaus<br />

sorgt ein zuverlässiger Verschleißschutz für weniger Beschädigungen<br />

an Metalloberflächen, sodass die Funktion der Komponenten<br />

länger erhalten bleibt.<br />

Die Vorteile der OMC 2<br />

-Additivtechnologie liegen auf der Hand:<br />

Im Vergleich zu herkömmlichen Schmierstoffen ermöglicht sie<br />

eine längere Nutzungsdauer bei geringerem Schmierstoffverbrauch.<br />

So haben Untersuchungen im Tunap Power Tool-Prüfstand<br />

bestätigt, dass Power Tools, die mit dem OMC 2<br />

-basierenden<br />

Tungrease Hochleistungsschmierfett geschmiert wurden,<br />

auch nach 250 Stunden Dauereinsatz noch einwandfrei laufen.<br />

Niedrigere Reibungswärme sorgt für einen verminderten Energieverbrauch<br />

und trägt nachhaltig dazu bei, CO 2<br />

-Belastungen<br />

und negative Umweltauswirkungen zu reduzieren. Der geringere<br />

Wartungs- und Reparaturaufwand erhöht zugleich die Maschinenverfügbarkeit.<br />

Daraus resultieren wiederum Kosteneinsparungen<br />

bei der Entsorgung. Unterm Strich bedeutet dies für die<br />

Anwender signifikante Kosten- und Ressourceneinsparungen.<br />

Und das ganz ohne PFAS.<br />

Bilder: Tunap GmbH<br />

www.tunap.com<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> 37


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

MODERNE ZAHNRADAUSLEGUNG<br />

EINFLUSS VON HERSTELLABWEICHUNGEN<br />

AUF DAS NVH-VERHALTEN<br />

In diesem Artikel wird eine Methode vorgestellt, mit der der mögliche Einfluss von<br />

Herstellabweichungen auf die NVH-Performance (Noise, Vibration, Harshness) für<br />

eine bestimmte Verzahnungsqualität statistisch ausgewertet werden kann.<br />

Dazu werden auf die theoretisch ideale Zahnflanke sinusförmige Welligkeiten<br />

aufgebracht, um die Abweichungen zu simulieren. Mit dieser Methode können<br />

verschiedene Zahnradtypen untersucht werden: LCR-, normale und HCR-Zahnräder,<br />

mit Gerad- oder Schrägverzahnung sowie mit oder ohne Modifikationen.<br />

Im letzten Schritt der Zahnradauslegung muss der Fachmann<br />

in der Regel ermitteln, welche Zahnflanken- und Profilmodifikationen<br />

erforderlich sind, um Zahnschäden durch Verformung<br />

unter Last zu vermeiden. Sehr wichtig sind heute gezielte<br />

Modifikationen zur Minimierung von Vibrationsanregung (Geräusch)<br />

oder Verlusten (Wirkungsgrad). Solche Zahnflankenmodifikationen<br />

werden nach rein funktionalen Gesichtspunkten<br />

vorgenommen. Zumeist sind es Balligkeiten in Profil- und Zahnlängsrichtung,<br />

die sicherstellen, dass für jeden Betriebspunkt des<br />

Getriebes ein akzeptabler Zahnkontakt vorliegt.<br />

Es liegt in der Natur der Sache, dass sich Zahnflankenmodifikationen,<br />

die nach rein funktionalen Gesichtspunkten definiert<br />

werden, in der Regel nur näherungsweise herstellen lassen. So<br />

wird es dann zur Aufgabe der Fertigung, diese funktionsorientierten<br />

Zahnflankenmodifikation so gut wie möglich anzunähern.<br />

Die Zahnradbearbeitung findet auf Basis der Werkzeuggeometrie<br />

und der Bearbeitungskinematik statt. Die Kinematik wird<br />

durch die Steuerung anhand der theoretischen Zahnraddaten<br />

und der gewünschten Zahnflankenmodifikationen berechnet. In<br />

den meisten Fällen erstellt die Konstruktionsabteilung ein Ge-<br />

01 Beispiel einer Messung des Profils (links) und der Flankenlinie (rechts) an den Zähnen<br />

Nr. 33 bis 36 eines Zahnrads m n<br />

= 2,28, z = 43, α = 19°, β = 33°<br />

triebedesign ohne wesentliche Absprache mit der Fertigung.<br />

Wird, wie heute üblich, die Fertigung outgesourct, ist für gewöhnlich<br />

während der Entwurfsphase auch noch nicht festgelegt,<br />

wer die Zahnräder produziert und mit welcher Methode.<br />

Jede Fertigungsmethode hat spezifische Eigenschaften, welche<br />

es erlauben, gewisse Zahnflankenmodifikationen gut, passabel<br />

oder gar nicht auszuführen. Fest steht: Kein Fertigungsprozess<br />

ergibt ein fehlerfreies Zahnrad, doch je nach den erforderlichen<br />

Modifikationen und der verfügbaren Herstellmaschine können<br />

mehr oder weniger starke Abweichungen entstehen.<br />

TOLERANZEN, VERHALTEN UND<br />

HERSTELLUNGSKOSTEN<br />

Der Maschinenbediener in der Fertigung steht vor dem Problem,<br />

eine Modifikation herzustellen, die rein mathematisch so nicht<br />

herstellbar ist. Also behilft er sich mit einer mehr oder weniger<br />

guten Näherung an die gewünschte Modifikation. Gelingt es<br />

dann, innerhalb der vorgeschriebenen Toleranz das Zahnrad<br />

herzustellen, ist er zufrieden. Herstellabweichungen werden bei<br />

der Kontrolle über die Profil- und Flankenlinienabweichungen<br />

geprüft.<br />

Für die Zahnradherstellung ist ein<br />

sinnvolles Toleranzintervall erforderlich,<br />

da die Herstellkosten sonst zunehmen.<br />

Die Frage ist, ob sich ein innerhalb<br />

der vorgegebenen Toleranzen<br />

hergestelltes Zahnrad tatsächlich so<br />

verhalten wird, wie vom Konstrukteur<br />

vorgesehen.<br />

Der Konstrukteur wünscht natürlich,<br />

dass seine – zum Beispiel speziell für vibrationsarme<br />

Zahnradauslegungen im<br />

EV-Bereich vorgegebenen – Modifikationen<br />

möglichst formgenau eingehalten<br />

werden. In der Praxis wird deshalb insbesondere<br />

die Profil-Formabweichung<br />

oft sehr stark eingeschränkt. Teilweise<br />

werden hier Vorgaben gemacht, welche<br />

fast nicht mehr herstellbar sind und<br />

dementsprechend die Zykluszeit und<br />

damit die Herstellkosten wesentlich erhöhen.<br />

Die Frage stellt sich deshalb, ob<br />

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FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

02 Auswahl und Eingabe von Welligkeiten in KISSsoft<br />

die geforderte hohe Qualität überhaupt noch wesentliche Verbesserungen<br />

bringt oder ob beispielsweise eine geschickt ausgelegte<br />

Profilmodifikation nicht mehr Wirkung zeigt als die reine<br />

Reduktion der zugelassenen Herstellabweichungen.<br />

Modifikationen werden auf ein bestimmtes NVH-Verhalten<br />

und/oder eine optimale Lastverteilung ausgelegt. Die grundlegende<br />

Fragestellung lautet also: Wie beeinflussen Herstellabweichungen<br />

das gewünschte NVH-Verhalten und/oder die Lastverteilung<br />

von Zahnrädern?<br />

HERSTELLABWEICHUNGEN<br />

Die Analyse von Zahnradprofilmessungen zeigt immer eine<br />

Streuung des Signals, welchem meistens eine gewisse Grund-<br />

Welligkeit überlagert ist (Bild 01). Die Größe dieser Welligkeit<br />

beeinflusst direkt die resultierende Profil-Formabweichung.<br />

Es ist logisch, dass Welligkeiten auf der Zahnflanke die Ursache<br />

von Vibrationsanregungen sind oder sein können [4]. Andererseits<br />

ist auch bestätigt worden, dass die Anregung nicht proportional<br />

zur Amplitude oder zur Länge der Welligkeit sein muss [5].<br />

Eine gewisse Welligkeit kann sogar eine Verbesserung des Geräuschverhaltens<br />

ergeben. An der Forschungsstelle für Zahnräder<br />

und Getriebesysteme (FZG) der TU München wurden entsprechende<br />

Versuche durchgeführt und nachgewiesen, dass mit<br />

einer genau vorgegebenen Welligkeit eine deutliche Geräuschverbesserung<br />

erzielt werden kann [3, 6].<br />

Hiervon ausgehend ist die Idee entstanden, auf eine theoretisch<br />

optimal ausgelegte Verzahnung (mit und ohne Modifikationen)<br />

zusätzlich eine Welligkeit aufzubringen und damit zu prüfen,<br />

welchen Einfluss eine solche „Verfälschung“ auf die gewünschten<br />

Eigenschaften hat. Zunächst sollte ein Zahnpaar im<br />

theoretischen, fehlerfreien Zustand mittels Kontaktanalyse unter<br />

Last (LTCA) auf die üblichen wichtigen Eigenschaften wie Drehwegabweichung,<br />

Kraftanregung, Hertzsche Pressung, Verlust etc.<br />

untersucht werden.<br />

Anschließend wird die gleiche Verzahnung mit einer zusätzlichen<br />

Welligkeit versehen, damit nachgerechnet und die Abweichung<br />

von den Resultaten der ersten Berechnung bestimmt. Die<br />

Größenordnung der Welligkeit sollte sinnvollerweise der Formabweichung<br />

(f fa<br />

für das Profil bzw. f fb<br />

für die Flankenlinie) gemäß<br />

der vorgesehenen Verzahnungsqualität (zum Beispiel nach<br />

ISO 1328 [8]) entsprechen.<br />

MITTELS SOFTWARE PRÜFEN<br />

03 Darstellung der Welligkeit im Profildiagramm<br />

Betrag: Welligkeit (Doppelamplitude) in mm<br />

Faktor 1: Wellenlänge in Modul<br />

Faktor 2: Distanz ab Kopf in Modul<br />

Idealerweise sollte der Einfluss von Herstellabweichungen auf<br />

ein gewünschtes NVH-Verhalten schon in der Entwurfsphase getestet<br />

werden. Erfahrungsgemäß sind bestimmte Arten von Modifikationen<br />

stabiler gegenüber Abweichungen als andere. Bekannt<br />

ist auch: Mit unterschiedlichen Modifikationen können<br />

ähnliche NVH-Verbesserungen erreicht werden. Es bräuchte daher<br />

ein Verfahren, das zeigt, wie stabil eine theoretisch ausgelegte<br />

Modifikation gegenüber einer abweichungsbedingten Veränderung<br />

des Zahnradverhaltens ist. Mit diesem Verfahren muss es<br />

zugleich möglich sein, auch die maximal akzeptierbare Abweichung<br />

zu ermitteln und damit die vorzuschreibende Verzahnungsqualität<br />

(ISO 1328) festzulegen.<br />

INTEGRATION IN GETRIEBEAUSLEGUNGS­<br />

SOFTWARE<br />

Um diese Berechnung durchzuführen, wurde in KISSsoft [2] im<br />

Tab „Herstellung“ für den Anwender eine Tabelle eingeführt, in<br />

der Herstellabweichungen definiert werden können (Bild 02).<br />

Die fertigungsabhängige Abweichung der Flanke kann entsprechend<br />

der Tabelle als Welligkeit nur in Profilrichtung, nur in<br />

Flankenrichtung oder in Bearbeitungsrichtung simuliert werden.<br />

Eingaben können durch Mehrfacheingaben von Abweichungen<br />

auch kumuliert werden.<br />

Eine wichtige Problematik bei der Bestimmung des Einflusses<br />

der Welligkeit auf den Zahneingriff ist, dass Welligkeit aus Herstellung<br />

von Zahn zu Zahn sowie von Werkstück zu Werkstück<br />

variieren kann. Die Länge der Welle, der Start der Welle sowie<br />

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FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

04 Industriegetriebe, m n<br />

= 3,25, z = 19:90, α = 20°, β = 15 °, ohne Modifikationen; Drehwegfehler PPTE (links) und σ Hmax<br />

(rechts) berechnet;<br />

oben: Einfluss der Profil-Formabweichung f fa<br />

von 0 bis 9,5 μm (Qualität 6); unten: Flankenlinien-Formabweichung f fβ<br />

von 0 bis <strong>12</strong> μm<br />

die Amplitude werden nach dem Zufallsprinzip variieren. Dies<br />

ist gut ersichtlich auf Auswertungen von Zahnrad-Messmaschinen<br />

[5]. Um die Streuung dieser Parameter zu analysieren, muss<br />

eine große Anzahl von Berechnungen durchgeführt werden.<br />

Die Welle wird mit Amplitude, Länge und Start kreuzvariiert, für<br />

jede Variante werden über eine Kontaktanalyse die wesentlichen<br />

Ergebnisse berechnet und dann dargestellt (Bild 03).<br />

Wenn dieses Vorgehen Schritt für Schritt mit manuellen Berechnungen<br />

durchgeführt werden muss, dann wird es extrem<br />

zeitaufwendig. Der Einsatz der in KISSsoft [1] eingebauten Skript-<br />

Sprache ist hier eine elegante Lösung. Mit einem Skript-Editor<br />

kann der Berechnungsingenieur innerhalb der Software eigene<br />

Funktionen schreiben und ausführen. Dies erlaubt dann, die Berechnung<br />

der Kontaktanalyse mit variierter Welligkeit automatisiert<br />

in großer Zahl durchzuführen, die Resultate zu speichern<br />

und in einer Übersicht darzustellen.<br />

ERGEBNISSE<br />

Eine Kontaktanalyse (LTCA) ergibt viele interessante Resultate<br />

wie den Drehwegfehler (PPTE) oder die Kraftanregung beim<br />

Zahneingriff. Diese sind gute Indikatoren für die Schwingungsund<br />

Geräuschanregung. Ein weiteres Resultat ist die Verteilung<br />

der Hertzschen Pressung über die Zahnbreite. Die Lebensdauer<br />

Definition der Welligkeit<br />

Eingaben Simulation der Formabweichung f fα<br />

Simulation der Formabweichung f fβ<br />

Welligkeit in Herstellungs-Richtung<br />

„Betrag“, μm Amplitude *2 Amplitude *2 Amplitude *2<br />

„Faktor 1“<br />

Länge der Sinus-Welle in Modul Länge der Sinus-Welle in Modul<br />

Länge der Sinus-Welle in Modul<br />

(Wälzlänge)<br />

„Faktor 2“<br />

Distanz Zahnkopf bis zum Größtwert Distanz Seite I bis zum Größtwert der Schrägungswinkel der Welligkeit β well<br />

der Welle (siehe Bild 03)<br />

Welle<br />

Verwendete Formel 1) 2) 3)<br />

1) Δfα = Betrag/2* [1 − sin(2*π (0,25 − Faktor 2/Faktor 1 + L(y) / Faktor1/mn))]<br />

2) Δfβ = Betrag/2* [1 − sin(2*π (0,25 − Faktor 2/Faktor 1 + b(x) / Faktor1/mn))]<br />

3) Δfα, Δfβ in Abhängigkeit von β well<br />

40 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

05 Industriegetriebe, m n<br />

= 20, z = 19:29, α = 20 °, β = 0°, mit Flankenlinienmodifikationen;<br />

Drehwegfehler PPTE (links) und σ Hmax<br />

(rechts) berechnet;<br />

oben: Einfluss der Profil-Formabweichung f fα<br />

von 0 bis 21 μm (Qualität 6); unten: Flankenlinien-Formabweichung f fβ<br />

von 0 bis 23 μm<br />

oder die Drehmomentkapazität kann über die Stelle mit der<br />

größten Pressung bestimmt werden.<br />

Für jede Eingriffsposition lässt sich die Verlustleistung berechnen,<br />

und davon wiederum kann der Gesamtverlust und der Wirkungsgrad<br />

der Verzahnung abgeleitet werden. Daneben werden<br />

an jedem Punkt der Verzahnungsoberfläche weitere Phänomene<br />

berechnet, wie beispielsweise Graufleckigkeit, Fressen oder Verschleiß.<br />

In dieser Studie haben wir uns darauf beschränkt, die Abhängigkeit<br />

des Drehwegfehlers und der maximalen Hertzschen Pressung<br />

σ Hmax<br />

für verschiedene Herstellabweichungen zu untersuchen.<br />

Die Resultate werden direkt in zwei Grafiken im Skript<br />

dargestellt (Bild 04), alle übrigen Ergebnisse werden in einer<br />

CSV-Datei für die weitere Analyse in Excel gespeichert.<br />

Die Grafiken zeigen den Drehwegfehler und die entsprechende<br />

Hertzsche Pressung in Abhängigkeit der Profil-Formabweichung<br />

f fa<br />

. Die Formabweichung entspricht der Doppelamplitude<br />

der Welle in Profilrichtung, wodurch die Herstellabweichung<br />

simuliert wird (Bild 04). Für jede Doppelamplitude werden 16<br />

Wellenvarianten mit je 4 verschiedenen Längen und Starts der<br />

Welle berechnet (siehe Faktor 1 und Faktor 2 in Bild 03). Dies<br />

simuliert die mögliche Streuung der Abweichungen. Die Resultate<br />

sind in den Grafiken als blaue Punkte, der Mittelwert als rote<br />

Linie und das 97,5-%-Perzentil-Intervall als zwei schwarze Linien<br />

dargestellt.<br />

Mit dieser Methode lässt sich der Einfluss der Profilabweichungen<br />

analysieren. Dieselbe Vorgehensweise wird auch für<br />

die Simulation der Flankenlinien-Formabweichung f fb<br />

wiederholt,<br />

sodass eine Unterscheidung zwischen den Auswirkungen<br />

von Profil- und Flankenlinienabweichungen möglich ist.<br />

GETRIEBEANWENDUNGEN<br />

Zahnräder und Getriebe kommen heute in vielen Bereichen zum<br />

Einsatz, die Zahl der Anwendungen nimmt weltweit sogar stetig<br />

zu. Am häufigsten werden Stirnräder verwendet, welche es in<br />

zahllosen Auslegungsvarianten gibt: gerad- oder schrägverzahnt,<br />

mit niedriger, normaler oder hoher Überdeckung, mit vielen, wenigen<br />

oder gar keinen Profil- und Flankenlinienmodifikationen,<br />

aus Metall oder Kunststoff etc. In der Regel hängt die Bauart vom<br />

konkreten Anwendungsfeld ab. In Getrieben von EV-Fahrzeugen<br />

werden zum Beispiel üblicherweise Schrägstirnräder mit hoher<br />

Überdeckung und spezifischen Modifikationen eingesetzt. Bei<br />

Industriegetrieben überwiegen Schrägstirnräder mit normalen<br />

Bezugsprofilen (nach ISO 53 [7]) und eventuell Breitenballigkeit.<br />

Da je nach Anwendung unterschiedliche Getriebetypen zum<br />

Einsatz kommen, interessiert die Frage, wie empfindlich ein<br />

bestimmter Getriebetyp auf Herstellabweichungen reagiert.<br />

Deshalb folgt in diesem Abschnitt eine Betrachtung verschiedener<br />

Anwendungen, nämlich EV-, Industrie-, Windkraft-, Militär-<br />

und kleine Kunststoffgetriebe.<br />

INDUSTRIEGETRIEBE<br />

Industriegetriebe verwenden meistens Schrägstirnräder, ausgelegt<br />

auf hohe Drehmomentkapazitäten mit Standardbezugsprofilen<br />

(nach ISO 53 [7] oder ähnlich). Die Zahnräder bestehen aus<br />

einsatzgehärtetem Stahl, sind in Qualität 5–6 geschliffen und haben<br />

keine ausgeprägten Profil- und Flankenlinienmodifikationen.<br />

Bild 04 zeigt eine Verzahnung ohne Modifikationen. Der<br />

Anstieg des Drehwegfehlers auf Grund von Formabweichungen<br />

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FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

ist bis Qualitätsstufe 6 akzeptabel, allerdings kann die Hertzsche<br />

Pressung σ Hmax<br />

aufgrund der Profil-Formabweichung f fα<br />

erheblich<br />

zunehmen. Verglichen mit Profilabweichungen wirken sich Flankenlinienabweichungen<br />

auf die Zunahme des Drehwegfehlers<br />

annähernd gleich aus, auf σ Hmax<br />

dagegen weniger stark.<br />

In Bild 05 sind die Resultate für eine große Verzahnung (m n<br />

=<br />

20 mm) mit passenden Flankenlinienmodifikationen dargestellt.<br />

Der Drehwegfehler ist auch ohne Herstellabweichungen sehr<br />

hoch, dementsprechend fällt die durch f fα<br />

oder f fβ<br />

bedingte Zunahme<br />

gering aus. Interessanterweise ist auch der Einfluss von<br />

Herstellabweichungen (f fα<br />

oder f fβ<br />

) auf σ Hmax<br />

in diesem Fall äußerst<br />

gering.<br />

Für die Auslegung von Industriegetrieben lässt sich daraus folgender<br />

Schluss ziehen: Herstellabweichungen haben bis Qualität<br />

6 nur geringen bzw. akzeptablen Einfluss auf den Drehwegfehler<br />

(der mittlere Drehwegfehler-Anstieg beträgt 5 %, im ungünstigsten<br />

Fall 60 %), der Anstieg von σ Hmax<br />

kann im ungünstigsten<br />

Fall signifikant sein und damit die Lebensdauer verkürzen.<br />

Eine gut dimensionierte Flankenlinienmodifikation (Balligkeit)<br />

ist daher sinnvoll.<br />

Bei Militärgetrieben zeigte sich in der Analyse ein ähnliches<br />

Verhalten wie bei Industriegetrieben. Die Geräuschentwicklung<br />

ist hier nebensächlich, im Mittelpunkt steht eindeutig die Lastverteilung.<br />

ELEKTROFAHRZEUGE<br />

Getriebe für Elektrofahrzeuge (EV-Getriebe) weisen üblicherweise<br />

hohe Profilüberdeckungen (HCR), hohe Schrägungswinkel<br />

und bedeutende Profil- und Flankenlinienmodifikationen auf.<br />

Eine Profilüberdeckung ε α<br />

> 2 in Kombination mit einer hohen<br />

Sprungüberdeckung ε β<br />

ergibt damit ein gutes Geräuschverhalten<br />

dank dem sehr niedrigen Drehwegfehler des Zahnraddesigns.<br />

Da der ursprüngliche Drehwegfehler ohne Abweichungen gering<br />

ist, wirken sich Herstellabweichungen stärker aus als bei<br />

Zahnrädern ohne hohe Überdeckung. Dennoch ist der Einfluss<br />

geringer als erwartet, der mittlere Drehwegfehler steigt um lediglich<br />

10 %. Berücksichtigt man den ungünstigsten Fall, der im oberen<br />

Bereich der 97,5-%-Perzentile auftreten kann, beträgt der Anstieg<br />

ungefähr 50 % (bei Qualität 5). Für die Praxis ist hier Qualitätsstufe<br />

5 ausreichend. Im Interesse einer besseren Vergleichbarkeit<br />

mit den anderen Fällen wurden Berechnungen bis<br />

Qualität 6 durchgeführt.<br />

WINDKRAFT-GETRIEBE<br />

Die Analyse umfasste verschiedene reale Zahnradauslegungen in<br />

Getrieben unterschiedlicher Windkraftanlagen. Zum Einsatz kommen<br />

meistens Zahnräder mit normalem Zahnprofil (HCR-Zahnräder<br />

sind anfällig für Graufleckigkeit), hohen Schrägungswinkeln<br />

und günstigen Profil- und Flankenlinienabweichungen. Beim Verhalten<br />

hinsichtlich Herstellabweichungen zeigten sich ähnliche<br />

Tendenzen wie im Abschnitt zu Industriegetrieben besprochen.<br />

KLEINE GETRIEBE MIT KUNSTSTOFF-<br />

ZAHNRÄDERN<br />

Im Spritzgussverfahren hergestellte Zahnräder können normalerweise<br />

nur Qualität 10 (ISO 1328), bestenfalls 9, erreichen,<br />

weshalb die zugelassenen Herstellabweichungen rund 4-mal<br />

höher sind als bei geschliffenen Zahnrädern der Qualitätsstufe 6.<br />

Profil-Formabweichungen f fα<br />

wirken sich dementsprechend<br />

stark auf den Drehwegfehler aus. Das NVH-Verhalten ist dennoch<br />

wenig betroffen, da Kunststoffe hohe Dämpfungseigenschaften<br />

aufweisen.<br />

Der Einfluss von Flankenlinienabweichungen auf den Drehwegfehler<br />

und auf σ Hmax<br />

ist gering (im Vergleich zu Stahlzahnrädern),<br />

weil der Elastizitätsmodul sehr niedrig ist und sich damit durch<br />

die hohe Biegsamkeit der Zähne eine gute Anpassungsfähigkeit<br />

der Verzahnung ergibt.<br />

FAZIT<br />

Vorgestellt wird eine Methode, mit der der mögliche Einfluss von<br />

Herstellabweichungen auf die NVH-Performance in Abhängigkeit<br />

von einer vorgeschriebenen Verzahnungsqualität statistisch<br />

ausgewertet werden kann. Dazu wird eine bestimmte Zahnradauslegung<br />

mit einer Profil-Formabweichung f fα<br />

von 0 bis zu einem<br />

der Qualität 6 (oder einer anderen Qualität) entsprechenden<br />

Wert untersucht. Die Resultate werden grafisch dargestellt, mit<br />

dem Drehwegfehler und der Hertzschen Pressung σ Hmax<br />

als Funktion<br />

von f fα<br />

. Dieselbe Vorgehensweise lässt sich auf die Flankenlinien-Formabweichung<br />

f fβ<br />

anwenden. Die Methode erleichtert<br />

die Bestimmung einer geeigneten Zahnradqualität, damit sich<br />

die NVH- und/oder Spannungseigenschaften durch Herstellabweichungen<br />

nicht zu stark verschlechtern.<br />

Mit dieser Methode wurden verschiedene Typen von Zahnrad-<br />

Designs untersucht, wie sie üblicherweise in EV-, Industrie-,<br />

Windkraft-, Militär- und kleinen Kunststoffgetrieben zum Einsatz<br />

kommen. Die erörterten Ergebnisse zeigen: Je nach Zahnradtyp<br />

variieren die Auswirkungen von Herstellabweichungen – bei gleicher<br />

Qualitätsvorgabe – beträchtlich. Dieses Wissen erleichtert<br />

die Entscheidung, welche Zahnradqualität vorgeschrieben werden<br />

sollte.<br />

Dieser Aufsatz ist in ähnlicher Form zuerst in englischer Sprache erschienen:<br />

Kissling, U. (<strong>2023</strong>): Impact of manufacturing deviations on the NVH behavior of<br />

modern gear design concepts. – VDI-Bericht 2422: 367-382, International<br />

Conference on Gears, 13.-15. Sept. Garching, VDI-Wissensforum GmbH (Hrsg.),<br />

VDI Verlag; Düsseldorf.<br />

Literaturverzeichnis<br />

[1] Kissling, U.: Taking into Account the Production Methodology and Estimating<br />

the Influence of Manufacturing Quality on NVH Performance when Sizing Gears;<br />

Gear Technology, Sep./Okt. 2022.<br />

[2] KISSsoft und KISSdesign: www.kisssoft.ag.<br />

[3] Radev, S.: Einfluss von Flankenkorrekturen auf das Anregungsverhalten<br />

gerad- und schrägverzahnter Stirnradpaarungen. Dissertation, Technische<br />

Universität München. 2006.<br />

[4] Sundar, S.; Singh, R.; Jayasankaran, K.; Ohio State University: Effect of the<br />

Tooth Surface Waviness on the Dynamics and Structure-Borne Noise of a Spur<br />

Gear Pair. SAE International Journal of Passenger Cars. 2013.<br />

[5] Malburg, M.; Zecchino, M.: Understanding and Controlling the Source of Gear<br />

Noise. Gear Technology, August 2021.<br />

[6] Heider, M. K.: Schwingungsverhalten von Zahnradgetrieben. Dissertation,<br />

Technische Universität München. 20<strong>12</strong>.<br />

[7] ISO 53, Stirnräder für den allgemeinen und Schwermaschinenbau –<br />

Standard-Bezugszahnstangen – Zahnprofile, 1998.<br />

[8] ISO 1328-1, Zylinderräder – ISO-Toleranzsystem, 2013.<br />

Bilder: Kisssoft<br />

www.kisssoft.com<br />

DER AUTOR<br />

Dr. Ulrich Kissling,<br />

Präsident und Gründer,<br />

KISSsoft AG, Bubikon (CH)<br />

42 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


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