antriebstechnik 7-8/2023
antriebstechnik 7-8/2023
antriebstechnik 7-8/2023
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19174<br />
07-08<br />
Juli/August <strong>2023</strong><br />
€ 16,50<br />
Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />
KLEINER, STÄRKER,<br />
UNIVERSALER<br />
Mehr Leistung für semi-elastische Kupplungen<br />
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EDITORIAL<br />
SONDERMASCHINEN ZIEHEN<br />
DIE WIRTSCHAFT<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
es hagelt schlechte Nachrichten – wie immer in den letzten<br />
drei Jahren. Nun ist die heimische Wirtschaft dran. Deutschland<br />
stehe die Deindustrialisierung bevor, war in einigen,<br />
auch renommierten Medien zu lesen. So schlimm ist es wohl<br />
nicht, die Unternehmen machen weiter Gewinne. Aber ein<br />
Schrumpfen der Wirtschaft im Jahr <strong>2023</strong> scheint sehr<br />
wahrscheinlich zu sein. Das Institut für Makroökonomie und<br />
Konjunkturforschung prognostiziert einen Rückgang des<br />
Bruttoinlandsprodukts um 0,5 %.<br />
Die Nachfrage nach Maschinen scheint jedoch weiterhin gut:<br />
einen Anstieg der Auftragszahl um 12 % sieht das Statistische<br />
Bundesamt für den Mai. Allerdings kommt dieser Zuwachs zu<br />
mehr als der Hälfte aus dem Bereich „sonstiger<br />
Fahrzeugbau“ – also Schiffe, Flugzeuge und Vergleichbares.<br />
Und das ist auch das Top-Thema dieser Ausgabe: Heavy Duty<br />
und Offshore. Vom idealen Motor für die Bilgenpumpe über<br />
Spannsätze für Schwerlast-Antriebe bis zur Getriebesoftware<br />
im Einsatz bei der Entwicklung von Schiffsgetrieben haben<br />
wir einige spannende Themen ausgewählt.<br />
Mehr Präzision.<br />
Messung großer Längen<br />
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• Robuste Seilzugsensoren für Weg, Länge<br />
und Position von 50 mm bis 50 m<br />
• Ideal für kundenspezifische OEM-Serien<br />
• Für Innen- und Außeneinsatz<br />
• Verschiedene Ausgänge: Encoder,<br />
Potentiometer, Strom, Spannung<br />
• Einfache Montage und Bedienung<br />
Die Innovationen aus anderen Sektoren, etwa hochgenaue<br />
Drehgeber und leistungsfähige Kupplungen, in dieser<br />
Ausgabe machen Hoffnung, dass sich die Auftragsbücher<br />
allgemein im nächsten Jahr wieder stärker füllen.<br />
Viel Spaß beim Lesen,<br />
Hydraulikpositionierung<br />
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24<br />
EDITORIAL<br />
03 Sondermaschinen ziehen die Wirtschaft<br />
SOFTSTARTER<br />
06 STANDPUNKT Software führt USA nach vorne<br />
07 Menschen, Märkte, Unternehmen<br />
MECHANISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />
KUPPLUNGEN UND BREMSEN<br />
10 TITEL Kleiner. Stärker. Universaler.<br />
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GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
24 GIPFELTREFFEN Interview mit Rainer Wegener,<br />
Geschäftsführer bei Stöber Antriebstechnik<br />
ELEKTRISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />
TITELBILD<br />
Flender, Bocholt<br />
ELEKTROMOTOREN<br />
16 Dezentrale Antriebstechnologie mit geregelten<br />
Frequenzumrichtern<br />
DREHGEBER<br />
18 Das richtige Gerät per Mausklick<br />
UMRICHTERTECHNIK<br />
20 Ringbandkerne schützen E-Antriebe vor Elektro-Erosion<br />
46<br />
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32<br />
SPECIAL<br />
Hengstler, Aldingen<br />
4 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
30 Steckverbinder: Daten sicher übertragen<br />
SPECIAL: HEAVY-DUTY / OFFSHORE<br />
32 INNENTITEL Absolutwertgeber: Höchste Drehzahl –<br />
höchste Performance<br />
36 Pumpenmotor für die Bilge<br />
40 Welle-Nabe-Verbindungen:<br />
Präzisionslösungen für Schwerlastantriebe<br />
42 Windenergie: Rotorblattlager auf dem Weg<br />
zur Modularisierung<br />
DER<br />
WELTMOTOR<br />
vom Antriebsdesigner<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
46 Schiffsgetriebe: Spezielle Anforderungen und Varianten<br />
schnell im Katalog<br />
48 Neuartige Positionsregelung für verspannte<br />
Zahnstange-Ritzel-Antriebssysteme<br />
SERVICE<br />
28 Impressum<br />
MEIN TIPP<br />
Elektro-Erosion ist ein Problem in Umrichter-<br />
Antriebssystemen. Hochfrequente, asymmetrische<br />
Störströme schädigen Lager und verkürzen<br />
so deren Lebensdauer. Einen überraschend<br />
einfachen Schutz bieten hier Ringbandkerne aus<br />
dem nanokristallinen Werkstoff Nanoperm mit<br />
besonderen weichmagnetischen Eigenschaften.<br />
Wie sich damit Störströme dauerhaft unterdrücken<br />
lassen, erklärt Magnetec ab Seite 20.<br />
Felix Berthold, Redakteur, F.Berthold@vfmz.de<br />
Elektrokleinmotoren<br />
AC, DC, BLDC<br />
Stepper, Getriebe<br />
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www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 5
STANDPUNKT<br />
ROBOTIK<br />
SOFTWARE FÜHRT USA<br />
NACH VORNE<br />
Robotik ist eine der am stärksten boomenden Industriesektoren.<br />
Deutsche Unternehmen bieten hier Hochtechnologie an und viele<br />
sehen die Konkurrenz in China. Nikolai Ensslen, der mit dem<br />
Unternehmen Synapticon seit Jahren in der Robotik eine Rolle<br />
spielt, erwartet aber die Roboterindustrie aus den USA in guter<br />
Ausgangsposition bei den Kämpfen um die Märkte der Zukunft.<br />
Grund: Die Software.<br />
Es mehren sich die Anzeichen, dass<br />
die USA in der Robotik wieder<br />
erstarken. Gab es zuletzt kaum<br />
noch US-Hersteller, ist aktuell<br />
wieder mehr Aktivität zu verzeichnen,<br />
es gibt viele und zum Teil signifikante<br />
Neugründungen.<br />
Im Vordergrund des aktuellen US-<br />
Robotikmarkt stehen vor allem Serviceroboter.<br />
Hier passiert einiges mehr als in<br />
Europa und die Lösungen sind viel<br />
substantieller als jene, die es in diesen<br />
Kategorien in Asien gibt. Grund dafür ist,<br />
dass es sich dabei um stärker softwaregetriebene<br />
Produkte handelt, die<br />
auch entsprechend attraktive Softwaremargen<br />
versprechen. Mit Ausrichtung<br />
auf die Industrie gibt es auch viele<br />
komplett ohne eigene Hardware<br />
realisierte Geschäftsmodelle, die nur auf<br />
Softwaretechnologie aufbauen und<br />
Roboterhardware anderer Hersteller<br />
nutzen. Das Momentum in der Robotik,<br />
vor allem der beschriebenen Sparten, ist<br />
in meinen Augen in den USA viel größer<br />
und mitreißender als in Europa. Die<br />
KI-Welle nimmt in den USA viel mehr<br />
Unternehmen mit, Large Language<br />
Modelle (LLM i. e.ChatGPT, etc.)<br />
inspirieren die Robotik dort stärker.<br />
Die Firma Collaborative Robotics<br />
beispielsweise baut voll darauf, LLMs als<br />
Nutzerschnittstelle und Enabler für<br />
intelligente Robotik im Healthcare-Bereich<br />
zu nutzen.<br />
Mit Intrinsic und deren kürzlich vermeldeten<br />
Akquise der OSRF (Open Source<br />
Robotics Foundation) vollzieht sich<br />
womöglich der Alptraum europäischer<br />
Automatisierungs- und Industrierobotikanbieter.<br />
Damit tritt Google in die<br />
Industrierobotik und Automation ein. Es<br />
entsteht ein Android-System der Robotik.<br />
Allerdings wird es wohl nicht als Betriebssystem<br />
mit zugehörigem Geschäftsmodell<br />
kommen, sondern als integrierende<br />
Lösungsplattform, gewissermaßen ein<br />
Geschäftsmodell für Systemintegration.<br />
Es fühlt sich für mich nach künftiger<br />
Technologieführerschaft an, was sich in<br />
den USA anbahnt. Technologie für Präzision,<br />
Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit<br />
der Hardware kommt weiterhin<br />
auch aus Deutschland. Wofür diese zum<br />
Einsatz kommt und welche Software<br />
drauf läuft, wird künftig jedoch womöglich<br />
zunehmend in den USA definiert.<br />
Unser Unternehmen Synapticon hatte<br />
anfangs die Vision, genau das zu entwickeln,<br />
was Intrinsic zuletzt der Öffentlichkeit<br />
vorgestellt hat. Verschiedene Faktoren<br />
haben uns auf einen anderen Weg<br />
mit Hardware im Mittelpunkt gebracht.<br />
Heute stehen wir allen Roboterentwicklern<br />
der Welt mit unseren Softwaretechnologie-Komponenten<br />
zur Verfügung, um<br />
sehr viel schneller hoch leistungsfähige<br />
und zuverlässige Hardware zu bauen.<br />
www.synapticon.com<br />
ES ENTSTEHT<br />
EIN ANDROID-<br />
SYSTEM IN DER<br />
ROBOTER-<br />
SOFTWARE<br />
Nikolai Ensslen, CEO und<br />
Gründer von Synapticon<br />
6 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SOFTSTARTER<br />
ZAPS NEUER SCHAEFFLER-VORSTAND<br />
Der Aufsichtsrat der Schaeffler AG hat mit Wirkung zum 1. Mai 2024<br />
Sascha Zaps (48) zum Mitglied des Vorstands der Schaeffler AG und zum<br />
neuen Vorstand Industrial berufen. Er folgt in dieser Position auf Dr. Stefan<br />
Spindler (61), der seinen Vertrag aus Altersgründen nicht über den 30.<br />
April 2024 hinaus verlängern wird. Dr. Stefan Spindler hatte die Rolle am<br />
1. Mai 2015 übernommen. Sascha Zaps kam 2019 zur Schaeffler AG und<br />
wurde am 1. September 2021 zum Regional CEO Europa ernannt. In<br />
dieser Funktion gehörte er bereits dem Executive Board der Schaeffler AG<br />
an. Über die Nachfolge der Leitung des Europageschäfts wird rechtzeitig<br />
vor der Amtsübergabe im kommenden Jahr entschieden. Vor seiner<br />
Ernennung zum Regional CEO Europa war Sascha Zaps als CFO Industrial<br />
und Leiter des Bereichs Strategie & Business Development der Sparte Industrial tätig. „Ich freue mich sehr, dass wir mit Sascha<br />
Zaps einen Kandidaten aus den eigenen Reihen mit der Leitung unserer Sparte Industrial betrauen können, der in den vergangenen<br />
Jahren bereits wichtige Führungspositionen innerhalb der Sparte innehatte und somit ein ausgewiesener Kenner des Industriegeschäfts<br />
ist. Zugleich bin ich Herrn Dr. Spindler dankbar für seine Bereitschaft, seinen Vertrag bis Ende April 2024 zu erfüllen und<br />
Herrn Zaps in die neue Rolle einzuarbeiten, der seine derzeitige Rolle als Regional CEO Europa bis zur Amtsübergabe weiterhin<br />
fokussiert ausüben wird“, sagt Georg F. W. Schaeffler, Familiengesellschafter und Aufsichtsratsvorsitzender der Schaeffler AG.<br />
www.schaeffler.com<br />
SENSORIK UND MESSTECHNIK WEITER AUF WACHSTUMSKURS<br />
AMA-Verband meldet für das 1. Quartal <strong>2023</strong> eine positive Entwicklung: Die<br />
Branche der Sensorik und Messtechnik verzeichnet ein Umsatzwachstum<br />
von 7 % im Vergleich zum Vorquartal. Der Verband befragt vierteljährlich<br />
seine 450 Mitglieder zur wirtschaftlichen Entwicklung. Die Auftragseingänge<br />
stiegen zu Jahresbeginn um 6 % gegenüber dem Vorquartal. Die AMA-<br />
Mitglieder bleiben vorsichtig: Für das zweite Quartal erwarten sie ein<br />
Umsatzwachstum von ±0 %. Mit einem Umsatzplus von 7 % und einer um<br />
6 % gestiegenen Auftragslage ergibt sich ein positives, stabiles Book-to-Bill-<br />
Ratio von 1,01. Dieses gilt als Indikator für den mittelfristigen Trend in der<br />
Auftragslage und definiert das Verhältnis von Auftragseingang zum Umsatz<br />
im gleichen Zeitraum. „Insgesamt ist die Sensorik- und Messtechnikbranche<br />
gut positioniert und kann die Nachfrage der Anwenderindustrien dank<br />
allmählich auslaufender Lieferengpässe befriedigen. Unsere Mitglieder<br />
investieren in Forschung und Entwicklung, um wettbewerbsfähig zu bleiben<br />
und innovative Produkte auf den Markt zu bringen“, sagt Thomas Simmons,<br />
Geschäftsführer des AMA-Verbands. „Das Book-to-Bill-Ratio ist stabil und<br />
nach Angaben des IFO-Instituts dürfte die Inflationsrate in den kommenden<br />
Monaten weiter zurückgehen. Das bedeutet mittlere Preisrückgänge bei den<br />
Vorleistungskosten, allen voran der Energiepreise. Das entlastet auch die<br />
Zulieferindustrien mittelfristig.“<br />
www.ama-sensorik.de<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 7
SOFTSTARTER<br />
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www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/xing<br />
PFAS-ERSATZ: PROJEKTPARTNER GESUCHT<br />
Mehrere Tausend<br />
chemische Stoffe der<br />
PFAS-Gruppe sollen<br />
verboten werden. Mit<br />
dem neuen Projekt<br />
»Evaluierung von<br />
Optionen zur Substitution von PFAS in ausgewählten Anwendungen«<br />
wird das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit<br />
und Systemzuverlässigkeit LBF aktiv und sucht Industriepartner.<br />
Gemeinsam sollen Möglichkeiten, Vor- und Nachteile,<br />
Grenzen und Chancen möglicher Ansätze zur Substitution von<br />
PFAS-Polymeren erarbeitet werden. Die Teilnehmenden sollen<br />
unterstützt werden, die eigene Situation und die aus einem<br />
möglichen PFAS-Verbot resultierenden individuellen Herausforderungen<br />
besser einschätzen zu können. Das Ziel dieses neuen<br />
Verbundprojektes ist, den relevanten Stand der Technik und<br />
Wissenschaft im Kontext PFAS-Substitution für Polymere<br />
zusammenzutragen und zu bewerten. Diese werden es den<br />
Projektbeteiligten ermöglichen, die eigene Situation und die<br />
aus einem möglichen PFAS-Verbot resultierenden, individuellen<br />
Herausforderungen und Möglichkeiten besser einzuschätzen.<br />
Das Projekt ist offen für Partner aus Industrie und Wirtschaft.<br />
www.lbf.fraunhofer.de<br />
NEUER GESCHÄFTSFÜHRER BEI<br />
ROSE+KRIEGER<br />
Gregor Langer, der<br />
seit 2021 erfolgreich<br />
die Geschäfte der RK<br />
Rose+Krieger GmbH<br />
leitete und in dieser<br />
Zeit das Erfolgskonzept<br />
des Unternehmens<br />
weiter ausbauen<br />
konnte, verliess<br />
zum 16. Juni <strong>2023</strong><br />
das Unternehmen.<br />
Zum 1. Juni <strong>2023</strong> übergab er die RK-Geschäftsführung und<br />
die Leitung des Geschäftsbereichs Automation Modules der<br />
Phoenix Mecano-Gruppe an Björn Riechers. „Es ist mir wichtig<br />
herauszustellen, dass ausschließlich private Gründe diesen<br />
Schritt ausgelöst haben und es mir daher sehr schwerfällt,<br />
RK Rose+Krieger und die Phoenix Mecano zu verlassen“, so<br />
Gregor Langer. Seit Juli 2021 war er als Geschäftsführer von<br />
RK Rose+Krieger tätig und hat in kurzer Zeit viele wichtige<br />
Veränderungen zur strategischen Weiterentwicklung des<br />
Geschäftsbereichs Automation Modules angestoßen.<br />
Björn Riechers hat an der Technischen Universität Berlin<br />
Wirtschaftsingenieurswesen (Maschinenbau) studiert und<br />
bringt umfangreiche Erfahrung als Führungskraft und Berater<br />
in den Bereichen Vertrieb, Marketing und Geschäftsleitung in<br />
der Industrie mit. Von 2014 bis 2022 war er CEO der LKE-Gruppe,<br />
einem Hersteller von Material Handling-Lösungen. Davor<br />
war er Mitglied der Gruppengeschäftsleitung bei der Hoppecke-Gruppe<br />
und des internationalen Management-Teams von<br />
Linde Material Handling. Bei RK Rose+Krieger kann Björn<br />
Riechers vor allem seine Erfahrungen in internationaler<br />
Zusammenarbeit und Systementwicklung einbringen und<br />
auch Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Arbeitsplatz-Ergonomie<br />
vorantreiben: „Die Zieldefinition, das<br />
erfolgreiche Komponentengeschäft der RK Rose+Krieger mit<br />
Hilfe von Lösungs- und Systemangeboten weiterzuentwickeln,<br />
resonieren sehr gut mit meinem Erfahrungsschatz und ich<br />
freue mich darauf, den eingeschlagenen Weg konsequent mit<br />
dem hervorragenden weltweiten Team von RK Rose+Krieger<br />
weiterzuführen.“<br />
www.rk-rose-krieger.com<br />
Wenn Innovation<br />
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8 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SOFTSTARTER<br />
ALLZEITHOCH FÜR DEUTSCHE ROBOTIK UND<br />
AUTOMATION ERWARTET<br />
Die Robotik und<br />
Automation in<br />
Deutschland ist auf<br />
dem Weg zu einem<br />
weiteren Rekord: Die<br />
Branche prognostiziert<br />
für <strong>2023</strong> eine<br />
Umsatzsteigerung<br />
von 13 Prozent auf<br />
16,2 Milliarden Euro.<br />
2022 verzeichneten<br />
die Unternehmen bereits ein Umsatzplus von 5 Prozent auf 14,3 Milliarden<br />
Euro. „<strong>2023</strong> dürfte das bisherige Rekordergebnis aus dem Jahr 2018<br />
von 15,1 Milliarden Euro mit einem erwarteten Umsatz von 16,2 Milliarden<br />
Euro nochmals deutlich übertroffen werden“, sagt Frank Konrad,<br />
Vorsitzender von VDMA Robotik + Automation. In der Robotik wird ein<br />
Zuwachs von 12 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro erwartet. Weltweit<br />
wurden 2022 nach Angaben des Weltrobotikverbandes IFR rund eine<br />
halbe Million Industrie-Roboter installiert – etwa doppelt so viele wie<br />
sieben Jahre zuvor. Der internationale Automationswettlauf spiegelt<br />
sich in der Roboterdichte der Volkswirtschaften wider: China hat mit 322<br />
Einheiten pro 10.000 Mitarbeiter in der verarbeitenden Industrie schon<br />
2021 die Vereinigten Staaten überholt und könnte Deutschland bereits<br />
<strong>2023</strong> überholen.<br />
www.vdma.org<br />
EBM-PAPST MIT REKORDUMSATZ<br />
Mit einem<br />
Rekordumsatz<br />
von 2,540<br />
Milliarden<br />
Euro hat die<br />
Ebm-Papst-<br />
Gruppe das<br />
Geschäftsjahr<br />
2022/23<br />
abgeschlossen.<br />
Damit<br />
hat das Unternehmen erstmals in der Firmengeschichte<br />
die Marke von 2,5 Milliarden Euro überschritten,<br />
trotz eines schwierigen Marktumfelds geprägt von<br />
weltpolitischen Konflikten und Materialengpässen.<br />
Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung<br />
um knapp elf Prozent. Zugleich wuchs die Anzahl der<br />
Beschäftigten um 161 auf insgesamt 14.940 weltweit.<br />
Im aktuellen Geschäftsjahr plant Ebm-Papst ein<br />
moderates Umsatzwachstum im mittleren einstelligen<br />
Prozentbereich. Im Rückblick verweist Dr. Klaus<br />
Geißdörfer, CEO der Ebm-Papst-Gruppe, auf die<br />
enormen Herausforderungen: „Hinter uns liegt ein von<br />
hoher Anspannung auf den Beschaffungsmärkten<br />
durch weltpolitische Krisen und pandemiebedingte<br />
Herausforderungen geprägtes Geschäftsjahr“.<br />
www.ebmpapst.com<br />
Die Freiheitsstatue in den USA, der Heimat unseres<br />
Tochterunternehmens BRECOflex Co., L.L.C.<br />
BRECOFLEXmove BRECOprotect BRECOFLEXgreen BRECObasic<br />
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KUPPLUNGEN UND BREMSEN<br />
TITEL<br />
Im Zuge der stetig wachsenden Marktanforderungen im industriellen Kupplungsgeschäft<br />
mit besonderem Blick auf Kostenreduktion und mit neuen Märkten im Fokus hat der<br />
Antriebstechnik-Anbieter Flender sein Portfolio der elastischen Kupplungen<br />
richtungsweisend verbessert. Seine weltweit am meisten eingesetzte Kupplung,<br />
die N-Eupex, hat sich dabei im Rahmen des sogenannten EVO-Projekts nicht nur zur<br />
Universalkupplung gemausert, sondern darüber hinaus eine signifikante Leistungserhöhung<br />
spendiert bekommen, die den Kunden ermöglichen soll, für die jeweiligen<br />
Anwendungszwecke durch die Bank eine Baugröße kleiner zu wählen.<br />
10 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
TITEL<br />
KUPPLUNGEN UND BREMSEN<br />
SEMI-ELASTISCHE KUPPLUNGEN<br />
KLEINER. STÄRKER. UNIVERSALER.<br />
Die semi-elastische N-Eupex ist der Marktstandard in der<br />
Pumpenindustrie und in der Chemiebranche weltweit<br />
millionenfachen im Einsatz. Ein großes Potential für<br />
Einsparung bei allen Ressourcen – insbesondere bei<br />
den Kosten. Flender macht nun diese Kupplung fit für alle möglichen<br />
Bereiche der Antriebstechnik. Darüber hinaus soll wohl<br />
kein Zweifel daran entstehen, dass hier die technisch beste Lösung<br />
gefertigt wird. Vier Merkmale der N-Eupex spielen dabei eine<br />
besonders große Rolle. Wir zählen sie hier auf.<br />
André Artmann, Leiter Vertrieb Kupplungen,<br />
Flender, Bocholt<br />
DOPPELKARDANISCHE DK UND DKS<br />
Eine Erweiterung des N-Eupex-Spektrums um doppelkardanische<br />
Lösungen ermöglicht noch mehr Verlagerungskapazitäten<br />
bei noch geringeren Rückstellkräften. Die Naben dieser<br />
Kupplungen sind im Standard geteilt. Das spart Zeit und ist<br />
montage- und servicefreundlich. Die Zwischenhülse ist neben<br />
den gängigen Standardmaßen in der Pumpenindustrie bei der<br />
Bauart DK praktisch beliebig lang wählbar oder eben auch be-<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 11
KUPPLUNGEN UND BREMSEN<br />
TITEL<br />
01<br />
02<br />
liebig kurz. Mit der kleinen Schwester, der N-Eupex DKS, bietet<br />
Flender nach eigenen Angaben die derzeit am kürzesten<br />
bauende doppelkardanische Kupplung im Markt, was Kosten<br />
reduziert und Bauraum spart.<br />
Vorteile der DKS:<br />
n Verkürzte Gesamtlänge für einen allseitigen Einsatz – hierdurch<br />
weniger Bauraum erforderlich<br />
n Reduzierte Kosten durch Materialeinsparungen<br />
n Nutzung des doppelkardanischen Prinzips: deutliche Reduzierung<br />
der Rückstellkräfte, erhöhte Dämpfwirkung aufgrund<br />
zweier Elastomergelenke, Ausgleich hoher Radialund<br />
Winkelverlagerungen, reduzierte Drehfedersteifigkeit<br />
n Spürbar verringerte Belastung angrenzender Maschinenkomponenten<br />
n In problembehafteten Antrieben einsetzbar<br />
DREHMOMENTBEGRENZER ERN<br />
In der Bauart ERN ist die N-Eupex mit einem Drehmomentbegrenzer<br />
ausgestattet, der in vielen Anwendungen für noch<br />
mehr Sicherheit im Antriebsstrang sorgt. Mit Hilfe einer Rutscheinheit<br />
können Anwender ein maximales Drehmoment<br />
festlegen und so Maschinen und Anlagen vor Überlast schützen.<br />
Die Kupplung überträgt keine kritischen Drehmomente.<br />
Die Rutscheinheit der Kupplung verfügt über Reibbeläge, die<br />
mittels Tellerfedern vorgespannt werden. Wird im Überlastfall<br />
die Haftreibung überschritten, rutscht das System durch und<br />
schützt so die Anlage vor Überlastschäden. Sobald das<br />
Rutschmoment wieder unterschritten wird und die Überlast<br />
aus dem System gedämpft ist, greift das System und die Drehmomentübertragung<br />
wird fortgesetzt. Es ist also ein lasthaltendes<br />
System. Das Rutschmoment lässt sich pro Kupplungsgröße<br />
in einem Einstellbereich über die Vorspannung der Tellerfedern<br />
regulieren.<br />
Vorteile der ERN:<br />
n Anlagenverfügbarkeit wird deutlich erhöht<br />
n Maschinen und Anlagen werden vor Überlastung und somit<br />
vor Beschädigungen geschützt<br />
n Austausch teurer Ersatzteile wird vermieden<br />
n Lange Ausfallzeiten des Antriebsstrangs werden vermieden<br />
n Lasthaltender, kostengünstiger Überlastschutz wird gewährleistet<br />
FASTEX SPANNSÄTZE<br />
Bekanntermaßen gibt es für Welle-Nabe-Verbindungen eine Reihe<br />
bewährter Lösungen. In der Industrie ist dabei häufig die<br />
Passfeder-Verbindung anzutreffen. Neben diesem Industriestandard<br />
sind aber auch reibschlüssige Klemmverbindungen mittels<br />
Spannelementen weit verbreitet.<br />
Die neue Bauart N-Eupex B mit Fastex Spannelement gewährleistet<br />
solche reibschlüssigen Klemmverbindungen. Hierbei wird<br />
der glatte, zylindrische Wellenzapfen der Maschine über eine<br />
Klemmverbindung passfederlos mit der Kupplungsnabe verbunden.<br />
Der wesentliche Vorteil dieser Welle-Nabe-Verbindung zeigt<br />
sich vor allem im Verlauf von Servicearbeiten bei der Bauart<br />
N-Eupex B, zum Beispiel bei der Montage und Demontage oder<br />
beim Austausch verschlissener Elastomere, die spürbar einfacher<br />
durchgeführt werden können.<br />
Vorteile der Fastex Spannelemente bei der Bauart B:<br />
n Verbundene Maschinenkomponenten müssen nicht bewegt<br />
werden<br />
n Zeitaufwand der Montage und Demontage oder beim Austauschen<br />
verschlissener Elastomere halbiert sich und somit auch<br />
die Stillstandzeit der Maschine<br />
n Das übliche Erwärmen der Nabenteile vor dem Anziehen ist<br />
nicht erforderlich<br />
n Nur die Spannschrauben des Spannelements müssen gelöst<br />
werden<br />
n Wenig Werkzeug notwendig – Hilfsmittel wie Dreiarmabzieher<br />
werden nicht benötigt<br />
LEISTUNGSERHÖHUNG DER N-EUPEX<br />
UM 30 PROZENT<br />
Schließlich gibt Flender seiner Flaggschiff-Kupplung eine weitere<br />
entscheidende Verbesserung mit auf die Reise: Leistungserhöhung.<br />
Die neue N-Eupex überträgt über alle Baugrößen hinweg<br />
mehr Drehmoment als jemals zuvor – durchschnittlich ein Plus<br />
von 30 Prozent. Um diese Leistungserhöhung im Sinne der Kosteneinsparung<br />
und Verschwendungsvermeidung nutzen zu können,<br />
geht sie einher mit einer Erweiterung der Bohrungskapazität<br />
punktuell um bis zu 27 Prozent. Damit sind Flender-Kunden in<br />
der Lage, mindestens eine Baugröße kleiner zu wählen als bisher.<br />
Auch bei den maximal zulässigen Drehzahlen konnte eine Anpassung<br />
um durchschnittlich plus 20 Prozent erzielt werden.<br />
12 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
TITEL<br />
KUPPLUNGEN UND BREMSEN<br />
03 04<br />
01 Das Zwischenstück der Variante DK ist praktisch frei skalierbar<br />
02 Die N-Eupex DKS baut extrem kurz<br />
03 In der Bauart ERN wirkt die N-Eupex drehmomentbegrenzend,<br />
dafür sorgt eine Rutscheinheit<br />
04 Die N-EUPEX B mit beidseitigen Fastex Spannelementen<br />
DIE IDEE<br />
MEHR LEISTUNG HEISST VOR<br />
ALLEM KOSTENREDUKTION<br />
Erreicht wurde dieser wichtige Schritt der Leistungserhöhung durch die<br />
Verwendung stärkerer Werkstoffe wie zum Beispiel durch eine Ergänzung<br />
des bisherigen Gummielement-Portfolios. Neben den bisher eingesetzten<br />
Standardelementen aus NBR-Werkstoffen erweitert Flender<br />
seine Elastomervielfalt um High-Performance-Varianten, die eine erhöhte<br />
Drehmomentkapazität ermöglichen: 1. Elastomere aus thermoplastischem<br />
Polyurethan (TPU) für den Einsatz in den Baugrößen 80 bis<br />
280 und 2. Elastomere aus einem NBR-Werkstoff mit Gewebeeinlagerung<br />
für den Einsatz in Baugrößen ab 315. Beide Elastomer-Paket-Varianten<br />
sind Antworten auf die Marktanforderung, Kupplungen immer<br />
kompakter bauen zu können.<br />
Vorteile der Leistungserhöhung:<br />
n Geringere Kosten durch kleinere Kupplung<br />
n Geringerer Handling- und Serviceaufwand<br />
n Weniger Bauraum erforderlich<br />
n Weniger Verschwendung – dadurch nachhaltiger<br />
n Übertragung höherer Drehmomente bei höheren Drehzahlen<br />
„Hundertausende N-Eupex finden<br />
jedes Jahr ihren Weg in den Einsatz.<br />
Bei so vielen Kupplungen bedeutet,<br />
eine Baugröße kleiner wählen zu<br />
können, nicht nur geringere<br />
Investitions- und Lebenszykluskosten.<br />
Es ist auch ressourcenschonender<br />
und somit auch deutlich<br />
nachhaltiger.<br />
Das wird vor allem Auswirkungen<br />
in der Pumpenwelt haben. Gerade<br />
in der Chemieindustrie sind in<br />
vielen Werken tausende Pumpen<br />
im Einsatz. Jedoch nicht zuletzt<br />
durch unsere Portfolioerweiterung<br />
wird die N-Eupex auch in vielen<br />
weiteren Industrien eingesetzt.“<br />
Die Portfolioerweiterungen und Leistungserhöhungen erlauben zusätzliche<br />
Flexibilität in den Anlagen, ohne auf die kompakte Bauweise und<br />
hohe Belastbarkeit einer Nockenkupplung zu verzichten. Die Erweiterungen<br />
geben eine Vielzahl an nachhaltigen Möglichkeiten, die Maschinen<br />
noch stärker zu optimieren und wartungsärmer zu gestalten.<br />
Bilder: Flender<br />
www.flender.com<br />
André Artmann, Leiter Vertrieb<br />
Kupplungen, Flender, Bocholt<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 13
MARKTPLATZ<br />
MOTION CONTROLLER FÜR KLEIN- UND<br />
KLEINSTANTRIEBE<br />
Mit dem MC3603<br />
erweitert<br />
Faulhaber seine<br />
Produktpalette<br />
an geräuschlosen,<br />
sehr<br />
kompakten<br />
Motion Controllern.<br />
Durch seine<br />
kompakten Abmessungen eignet er sich besonders für die<br />
Integration im Gerätebau und in medizintechnischen Anwendungen.<br />
Mit 36 V und 3 A (Spitzenstrom 9 A) deckt der neue<br />
Motion Controller den mittleren Leistungsbereich bis ca. 100 W<br />
ab. Er kann für „normale“ DC-Motoren mit Encoder, bürstenlose<br />
Antriebe und Linearmotoren eingesetzt werden. I/O-Umfang<br />
und Encoder-Schnittstellen entsprechen denen der<br />
gesamten Familie. Für die Kommunikation werden USB, RS232,<br />
Canopen und Ethercat unterstützt. Der Motion Controller<br />
enthält bereits die neue Firmware-Version „M“. Für eine<br />
komfortable Systemeinrichtung steht das neueste Update<br />
(Version 6.9) der Software „Faulhaber Motion Manager“ zur<br />
Verfügung. Die Motion Controller von Faulhaber decken mit<br />
dem neuen MC 3603 den gesamten typischen Anwendungsbereich<br />
für Klein- und Kleinstmotoren ab – von dem briefmarkengroßen<br />
MC 3001 mit 30 W und 1 A (Spitzenstrom 2 A) bis<br />
zum MC 5010 mit 10 A (Spitzenstrom 30 A), der für die<br />
Schaltschrankmontage ausgelegt ist und sich vor allem im<br />
industriellen Bereich bewährt hat.<br />
www.faulhaber.com<br />
ANTRIEBE FÜR BATTERIE- UND<br />
ELEKTRONIKINDUSTRIE<br />
Mit dem Sinamics S200<br />
bringt Siemens ein<br />
neues Servoantriebssystem<br />
auf den Markt,<br />
das für eine Vielzahl an<br />
Standardanwendungen<br />
in Batterie-, Elektronikund<br />
anderen Industrien<br />
ausgelegt ist. Es<br />
besteht aus einem<br />
präzisen Servoantrieb,<br />
leistungsstarken Servomotoren und einfach zu bedienenden<br />
Kabeln und bietet eine hohe dynamische Leistung. Von dem<br />
neuen Servoantriebssystem profitieren vor allem Anwendungen,<br />
die eine hohe Präzision bei Drehzahl und Drehmoment erfordern,<br />
wie beispielsweise Auf- und Abwickelmaschinen in der Batterieherstellung<br />
und Zellfertigung. Sinamics S200 bietet dafür<br />
optimierte Drehzahlwelligkeit, Kompensation des Rastmoments,<br />
17/21 Bit ST- und 21 Bit MT-Geber sowie eine taktsynchrone<br />
Kommunikation für optimierte Leistung über Profinet IRT mit<br />
einer schnellsten Taktrate von 250 us. Das Servoantriebssystem<br />
deckt einen Leistungsbereich von 0,1 - 1 kW (200 V) und 0,2 -<br />
7 kW (400 V) ab und kann mit einem Motor mit niedriger,<br />
mittlerer oder hoher Trägheit kombiniert werden. In Kombination<br />
mit einem Simatic-Controller (z. B. Simatic S7-1500) erhalten<br />
Anwender ein leistungsfähiges Motion-Control-System, das durch<br />
TIA Portal-Integration, integrierten Webserver und One-Button-<br />
Tuning einfach zu bedienen ist.<br />
www.siemens.com<br />
I/O- UND STEUERUNGSSYSTEM ERWEITERT<br />
Yaskawa erweitert sein dezentrales I/O- und Steuerungssystem SLIO um ein neues I/O-Link-Modul und die<br />
dazugehörige Software Yaskawa IO-Link-Manager. Das Modul ermöglicht die Kommunikation zwischen CPU<br />
und I/O-Link-fähigen Feldgeräten wie Sensoren und Aktoren gemäß IEC 61131-9. Die Neuentwicklung kann<br />
direkt an der CPU oder über einen Feldbus-Koppler betrieben werden. Das Modul arbeitet als I/O-Link-Master.<br />
Bis zu sechs Master können angeschlossen werden, was den Betrieb von bis zu 24 IO-Link-Devices pro<br />
Kopfstation erlaubt. Hardwareseitig verfügt es über vier frei parametrierbare 64-Byte-Kanäle. Diese können<br />
entweder im Standard-Eingangs-/Ausgangs- (SIO) oder im I/O-Link-Modus betrieben werden. Den jeweiligen<br />
Modus und möglicherweise auftretende Fehler zeigen Status-LEDs an. Die Ports sind galvanisch vom<br />
Rückwandbus getrennt. Konfiguriert, gesteuert und aktualisiert werden die IO-Link-Master-Module über die<br />
ebenfalls neue Yaskawa IO-Link-Manager-Software.<br />
www.yaskawa.de<br />
2 x 1 ≠ 1 x 2<br />
WITTENSTEIN alpha – intelligente Antriebssysteme<br />
www.wittenstein-alpha.de
ANZEIGE<br />
HÖCHSTE EFFIZIENZ AUF KLEINSTEM RAUM<br />
Moog erweitert sein Portfolio an Elektrohydrostatischen<br />
Antriebssystemen um das elektrohydrostatisches Pumpensystem<br />
(EPS). Das EPS von Moog besteht aus einer elektrohydrostatischen<br />
Pumpeneinheit (EPU) und einem standardisierten<br />
hydraulischen Steuerblock mit Hydraulikspeicher. Es<br />
bietet höchste Effizienz auf kleinstem Raum und größte<br />
Flexibilität beim Design. Kunden haben vielfältigste Möglichkeiten,<br />
eigene Komponenten zu integrieren, gleichzeitig<br />
optimiert das EPS die Kosten durch Standardisierung.<br />
Die Vorteile im Überblick:<br />
n Kompakter elektrohydrostatischer Antrieb aus<br />
Standardkomponenten<br />
n Flexibilität bei der Maschinenintegration<br />
n Hohe Kraft- und Leistungsdichte<br />
n Hohe Energieeffizienz<br />
n Mehr Umweltfreundlichkeit durch Minimierung des<br />
Ölbedarfs und der Geräuschemissionen<br />
n Niedrige Total Cost of Ownership (TCO)<br />
n Kürzere Time-to-Market<br />
n Dezentralisiertes Antriebssystem<br />
n Hohe Systemverfügbarkeit<br />
Damit ist das EPS von Moog eine dynamische und attraktive<br />
Lösung für den industriellen Maschinenbaumarkt. Das EPS<br />
ist eine der Schlüsseltechnologien der Zukunft, die sich für<br />
ein breites Spektrum von Anwendungen in den unterschiedlichen<br />
Branchen eignet.<br />
bit.ly/moog_produkte_eas<br />
FLIESSENDER EINGRIFF BEI REDUZIERTEM<br />
GERÄUSCHPEGEL<br />
Mit GP42-N hat Nanotec ab sofort<br />
geräuscharme Planetengetriebe für<br />
bürstenlose DC-Motoren und Schrittmotoren<br />
mit Flanschgröße 42 mm im<br />
Programm, die gemäß IP54 für den<br />
Einsatz in rauen Umgebungen geeignet<br />
sind. Die Schrägverzahnung der ersten Getriebestufe ermöglicht<br />
einen gleichmäßigen und fließenden Eingriff bei hoher Laufruhe.<br />
Da die Planetenräder und das Hohlrad aus hochwertigem<br />
verschleißarmen Kunststoff bestehen, sind die neuen Getriebe<br />
wesentlich leiser als geradeverzahnte Metallgetriebe. Die<br />
GP42-N-Getriebe sind in ein- und zweistufiger Ausführung in<br />
verschiedenen Untersetzungen erhältlich und bieten ein<br />
Abtriebsdrehmoment von 0,8 bis 4,9 Nm. Aufgrund ihres kompakten<br />
Designs und hohen Wirkungsgrads eignen sich die Low-Noise-<br />
Getriebe von Nanotec für Anwendungen in medizinischen<br />
Geräten und in der Gebäudeautomation.<br />
www.nanotec.de<br />
ANTRIEBSVERSTÄRKER: JETZT AUCH<br />
MIT PROFINET<br />
Die Hiwin GmbH aus Offenburg bietet<br />
ihre Antriebsverstärker ED1 jetzt auch<br />
mit der bewährten Kommunikationsschnittstelle<br />
Profinet an. Das erweiterte<br />
Interface ergänzt die bisher zur Verfügung<br />
stehenden Schnittstellen: EtherCAT,<br />
Schritt/Richtung und +/-10V. Ob Servo-,<br />
Linear- oder Torquemotor: Der Antriebsverstärker<br />
der Baureihe lässt sich auch<br />
mit allen Direktantrieben von Hiwin<br />
bedienerfreundlich kombinieren. „Unsere Antriebsverstärker sind<br />
zusätzlich mit der integrierbaren Gantry-Mode-Funktion erweiterbar“,<br />
erläutert Werner Mäurer, Geschäftsführer bei Hiwin.<br />
„Diese ermöglicht die hochgenaue und synchrone Positionierung<br />
direkt auf der Drive-Ebene.“ Besonders die Fertigungs- und<br />
Prozessautomatisierung profitiert von diesen hochdynamischen<br />
Reglern und ihren Kommunikationsschnittstellen.<br />
www.hiwin.de<br />
WITTENSTEIN alpha in allen Achsen – jetzt auch mit 2-Meter-Zahnstangen<br />
Wir bieten für jede Achse komplette Antriebslösungen aus einer Hand: Getriebe, Ritzel und Zahnstange.<br />
Um den Anforderungen unserer Kunden noch besser gerecht zu werden, haben wir unser Portfolio im Value<br />
und Advanced Segment um Zahnstangen mit einer Länge von bis zu 2 m erweitert. Je nach Anwendungsfall<br />
haben Sie nun die Wahl: 2 x 1 m oder 1 x 2 m.<br />
Wir unterstützen Sie gerne bei der Auswahl der für Ihre Anwendung optimalen Zahnstange!<br />
alpha
ELEKTROMOTOREN<br />
END-OF-LINE PACKAGING<br />
DEZENTRALE ANTRIEBSTECHNOLOGIE MIT<br />
GEREGELTEN FREQUENZUMRICHTERN<br />
Für das End-of-Line Packaging sind<br />
schwere Lasten, hohe Kräfte, weite<br />
Verfahrwege sowie geringere<br />
Anforderungen an Präzision und<br />
Dynamik charakteristisch.<br />
Durch den Einsatz von dezentralen<br />
Antriebslösungen mit geregelten<br />
Frequenzumrichtern lassen sich<br />
hier je nach Anlagentyp und<br />
Anwendung Kostenvorteile<br />
bis zu 50 % erzielen.<br />
Jörg Niermann, Bereichsleiter Marketing,<br />
Nord Drivesystems, Bargteheide<br />
Im End-of-Line Packaging sind Antriebe mit zentral gesteuerten<br />
Servomotoren weitverbreitet. Bei Applikationen mit großer<br />
Massenträgheit oder langen Verfahrwegen – beispielsweise<br />
Palettieren, Stabilisieren oder Handling – sind diese jedoch<br />
in der Regel nicht zwingend notwendig. Dezentrale Antriebslösungen,<br />
etwa mit geregelten Asynchronmotoren, stellen hier eine<br />
effiziente und wirtschaftliche Alternative dar. Nord Drivesystems<br />
realisiert hier modulare Antriebskonzepte, die passgenau auf die<br />
spezifischen Kundenanforderungen zugeschnitten sind.<br />
Durch ihre höhere Massenträgheit haben die Asynchronmotoren<br />
von Nord Vorteile im End-of-Line Packaging. Bei der Bewegung<br />
von schweren Massen ermöglichen sie eine bessere Regelung<br />
und Bewegungssteuerung als klassische Servolösungen,<br />
die über ein großes Übersetzungsverhältnis an die Applikation<br />
angepasst werden müssen. Darüber hinaus ermöglichen sie<br />
höchste Prozessstabilität, sie verringern die Vibrationen und das<br />
Lesenswert: Das Whitepaper informiert über die Vorteile dezentral<br />
geregelter Systemlösungen mit Asynchronmotoren (herunterzuladen<br />
über die Homepage von Nord)<br />
Risiko einer Beschädigung der Last oder der Verpackungsmaschine.<br />
Weiteres Plus: Asynchronmotoren sind überall in großer<br />
Auswahl verfügbar sowie wartungsfreundlich und lassen sich<br />
mit verschiedenen Getriebetypen und Frequenzumrichtern<br />
kombinieren.<br />
KONSTRUKTIVE FREIHEITEN<br />
Im Einsatz mit dezentralen Frequenzumrichtern diverser Modelle<br />
von Nord entfallen zudem Komponenten wie Schaltschränke<br />
und Verkabelung und der Einrichtungsaufwand ist deutlich kleiner.<br />
Darüber hinaus ist die Platzeinsparung ein bedeutender Vorteil.<br />
Mit einem modularen Konzept bleibt der Antrieb außerdem<br />
flexibel, denn Umgestaltungen in der Anlagenarchitektur sind jederzeit<br />
ohne größere strukturelle Veränderungen möglich und<br />
zusätzliche Antriebe lassen sich ohne Änderungen am Schaltschrank<br />
auch nachträglich noch hinzufügen.<br />
Niedrige Beschaffungskosten, konstruktive Freiheit beim Maschinendesign,<br />
schnelle Inbetriebnahme, vereinfachte Wartungsund<br />
Instandhaltungsprozesse: Asynchronmotoren mit dezentral<br />
geregelten Frequenzumrichtern und Drehgeberückführung per<br />
Absolut- oder Inkrementalgeber ermöglichen sowohl wirtschaftliche<br />
und präzise Positionieranwendungen als auch das dynamische<br />
Bewegen von großen und schweren Verpackungseinheiten.<br />
Damit ist diese Technologie für Anwendungsbereiche wie das<br />
End-of-Line Packaging eine echte Alternative. Je nach Anlagentyp<br />
und Anwendung können die Einsparungen bis zu 50 % betragen.<br />
Bilder: Getriebebau Nord<br />
www.nord.com<br />
16 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
HOCHAUFLÖSENDE SAFETY-ENCODER<br />
Das neue RZ4M-Evalboard<br />
von iC-Haus kombiniert die<br />
optischen Twin-Scan-Sensoren<br />
der iC-RZ Serie mit dem<br />
nachgeschalteten Interpolator<br />
iC-MR3 auf einem<br />
Evalboard. Entwickler<br />
können diese hochauflösende<br />
optische Encoder-Lösung<br />
nun einfach im Labor aufbauen und das Chip-Duo bequem<br />
in Betrieb nehmen. Die Codescheibe und das LED-Modul sind<br />
im Kit enthalten, sodass im Handumdrehen ein funktionales<br />
Encodersystem zum Testen bereitsteht. Auflösungen von bis zu<br />
24 Bit im Control-Kanal und bis zu 15 Bit im Safety-Kanal<br />
erfüllen die Anforderungen an moderne sichere Motorfeedbacksysteme<br />
und Absolutwertgeber bis SIL3 / PLe. Intuitive<br />
GUI-Software und das optionale Motherboard RZ1D für<br />
erweiterte Konnektivität runden das anwendungsorientierte<br />
Systementwicklungspaket ab. Die iC-RZ Serie gibt zwei echt<br />
redundante Positionsworte mit einer Aulösung von bis zu 15 Bit<br />
aus. Auf einer zusätzlichen Spur werden Sin/Cos-Signale mit<br />
1024 oder 2048 Perioden pro Umdrehung erzeugt, die nachgeschaltet<br />
interpoliert werden können, um die Auflösung des<br />
Control-Kanals weiter zu erhöhen. In Kombination mit dem<br />
Interpolator iC-MR3 werden so Positionsinformationen mit<br />
einer Auflösung von bis zu 24 Bit für eine präzise Motorregelung<br />
bereitgestellt. Für eine sichere Datenübertragung kann<br />
das Gebersystem auf das vom TÜV Rheinland zertifizierte BiSS<br />
Safety Profil zurückgreifen.<br />
www.ichaus.de<br />
VERSCHLEISSFREIER WEGSENSOR<br />
KIMO.indd 1 18.04.2017 14:40:18<br />
Die induktiven Wegaufnehmer<br />
der Serie EVT von<br />
Megatron messen berührungslos<br />
und präzise. Mit<br />
einem Durchmesser von<br />
9,5 mm eignen sich die<br />
Sensoren für zahlreiche<br />
Anwendungen in Messund<br />
Prüfaufbauten. Der<br />
EVT ist ein besonders robuster Wegaufnehmer für Messbereiche<br />
von 1,3 bis 25 mm. Standardmäßig kann der<br />
Sensor bei Umgebungstemperaturen von - 20 bis 125 °C<br />
eingesetzt werden – auf Anfrage sind sogar Betriebstemperaturen<br />
von 200 °C sowie druckdichte Ausführungen bis<br />
3,5 MPa (35 bar) realisierbar. Eine präzise Messung, zum<br />
Beispiel von Materialhöhen in Montagelinien, ist durch die<br />
Linearität von bis zu 0,1 % gewährleistet. In der Ausführung<br />
mit innenliegender Rückstellfeder dient der EVT als hochgenauer<br />
Messtaster.<br />
www.megatron.de<br />
NEIGUNGSSENSOR MIT PROGRAMMIERBARER FILTERUNG<br />
Der dynamische Neigungssensor FTI2 zur Winkelmessung<br />
liefert präzise Roll- und Nickwinkel für sich<br />
bewegende oder vibrierende Objekte. Die Kombination<br />
eines klassischen Beschleunigungssensors mit<br />
einem Drehratensensor ermöglicht genaue und<br />
schnelle Messergebnisse, auch wenn das bewegte<br />
Objekt starken Beschleunigungen ausgesetzt ist.<br />
Der Sensor von Disynet hat eine einfach zu programmierende<br />
digitale Filterung von unerwünschter<br />
Vibration durch einen eingebauten Gyro beziehungsweise<br />
6-DoF-IMU. Durch seine IP68 Schutzklasse<br />
lässt er sich auch in rauen Umgebungen einsetzen.<br />
Die Messergebnisse eines herkömmlichen Neigungssensors,<br />
der auf dem Beschleunigungsmesser- oder<br />
Elektrolytprinzip basiert, werden durch die zusätzliche Axial- und Zentripetalbeschleunigung<br />
in dynamischen Einsatzsituationen beeinflusst. Daher lassen sich<br />
Winkelmessdaten nicht ermitteln, und auch die Genauigkeit ist nicht garantiert.<br />
Im Gegensatz dazu verwendet der dynamische Neigungsmesser FTI2 für die Winkelmessung<br />
eine Trägheitsnavigationstechnologie und kann die dynamische Drehung<br />
und den dynamischen Winkel sowohl horizontal als auch vertikal genau messen.<br />
Der Beschleunigungssensor misst die Neigungsposition, während das Gyroskop die<br />
Drehrate bestimmt. Ein Algorithmus kombiniert beide Signale, um den besten Wert<br />
aus jedem Sensor herauszuholen. Auf diese Weise ist der Neigungssensor in der Lage,<br />
den tatsächlichen Positionswert von den durch externe Beschleunigungen verursachten<br />
Fehlern zu trennen. Der FTI2 ermöglicht eine 6-achsige Bewegungserkennung auf<br />
der Grundlage der Rohdatenerfassung für Beschleunigung (3-Achsen) und Drehrate<br />
(3-Achsen). Die Datenverarbeitung bei 400 Hz unter Verwendung eines Sensorfusionsalgorithmus<br />
ermöglicht hohe Leistungen unter allen Bedingungen. Integrierte<br />
Sensorfusionsfilter helfen bei der Orientierungsberechnung durch Unterdrückung<br />
extern einwirkender Beschleunigungen.<br />
www.sensoren.de<br />
ISO 9001-2015 ZERTIFIZIERT<br />
Ventilsysteme<br />
Für Öl-Service<br />
und Entlüftung<br />
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Skarke GmbH<br />
Auf der Rut 4<br />
64668 Rimbach-Mitlechtern<br />
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info@skarke.de • www.skarke.de<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 17
DREHGEBER<br />
PASSGENAUE BESCHAFFUNG<br />
DAS RICHTIGE GERÄT PER MAUSKLICK<br />
Die Auswahl des richtigen Drehgebers kann für Techniker und<br />
Einkäufer ein mühsames Geschäft sein. Statt sich durch<br />
umfangreiche Kataloge zu kämpfen, komplexe Typenschlüssel<br />
zu analysieren oder zeitraubende Expertengespräche zu<br />
führen, kommt man mit dem intuitiven Produktfinder des<br />
Sensorherstellers Posital schnell zum Ziel. Per Mausklick gibt’s<br />
dort das passende Gerät.<br />
Der Online-Produktfinder von Posital, der sowohl per Computer wie auch<br />
mit mobilen Datengeräten genutzt werden kann, ermittelt exakt den Drehgeber,<br />
der dem eingegebenen Anforderungsprofil entspricht. Dabei kann<br />
der Konfigurator auf mehr als eine Million unterschiedliche Drehgeber-Varianten<br />
zugreifen, die sich über logische Verknüpfungen aus einem clever gestalteten<br />
Baukasten mit knapp 4.000 Modulen generieren lassen. Die Module sind den<br />
Baugruppen zugeordnet, aus denen ein Drehgeber besteht. Dies sind Mechanik (mit<br />
Flansch und Welle), Grund-Sensorik, die Schnittstellen (passend zu allen Bus- und<br />
Kommunikationssystemen), das Gehäuse sowie die Kabel- bzw. Steckeranbindung.<br />
Die Module haben klar definierte Schnittstellen, über die sie sich kombinieren und<br />
zu passgenauen Drehgebern für unterschiedlichste Anwendungen zusammenfügen<br />
lassen. Regelmäßig wird der Online-Produktfinder aktualisiert und mit der modular<br />
gestalteten Bauteil-Datenbank synchronisiert, auf die das rein auftragsbezogene digitale<br />
Fertigungssystem zugreift. Das IT-System hinter Produktfinder und Fertigung ist<br />
so intelligent ausgelegt, dass es exakt ermittelt, wann genau und zu welchem Preis<br />
Posital ein Gerät liefern kann, ohne es jemals zuvor gebaut zu haben.<br />
Hugo Bailly, Product Officer, Posital-Fraba GmbH, Köln<br />
DIE IDEE<br />
„Mit unserem Mass Customization-<br />
Konzept und seinen drei Säulen<br />
modularer Baukasten, Produktfinder<br />
und digital-vernetzte Fabrik haben<br />
wir bewusst einen Schub in<br />
Richtung Individualisierung und Verfügbarkeit<br />
von Drehgebern ausgelöst.<br />
Wer bei uns sucht, braucht nur<br />
ein paar Mausklicks, um beim<br />
‚richtigen‘ Inkremental- oder<br />
Absolutgeber zu landen. Next Step<br />
ist, dass wir diesen ‚Wunschgeber‘<br />
direkt fertigen und liefern!“<br />
Jörg Paulus, General Manager –<br />
EMEA, Posital, Köln<br />
18 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
DREHGEBER<br />
Produktfinder –<br />
der direkte<br />
Weg zum<br />
pass genauen<br />
Drehgeber<br />
IN WENIGEN MINUTEN ZUM WUNSCH-SENSOR<br />
Mit dem Produktfinder als interaktivem Tool findet der User in<br />
wenigen Minuten und über ein paar Eingabeschritte exakt den<br />
Sensor, der für seine Applikation passt. Abgefragt werden elektronische<br />
bzw. mechanische Parameter wie Messbereich, Pulszahl,<br />
Schnittstelle, Auflösung, Schutzart und Wellen- bzw. Flanschgrößen,<br />
die einsatzspezifisch gefordert sind. Am Ende gibt es nicht<br />
nur ein detailliertes Datenblatt für das spezifizierte Produkt. Zusätzlich<br />
stellt das System dem User auch Produkt-Codes, Zertifikate<br />
sowie 2- oder 3-D-CAD-Zeichnungen in den gängigen Dateiformaten<br />
zur Verfügung. Jüngste Ergänzung ist ein 3-D-Viewer,<br />
der Konstrukteure visuell bei ihren Planungen unterstützt. Ebenfalls<br />
neu ist ein Chat-Bot zur Klärung technischer Fragen.<br />
Noch einfacher ist die Bestellung mit dem neuen Web-Shop,<br />
der Anfang des Jahres ans Netz gegangen ist. Lief der Verkauf bislang<br />
über ein Netzwerk erfahrener regionaler Vertriebspartner<br />
sowie die Nutzung namhafter B2B-Portale wie Amazon oder<br />
Mercateo, können Bestellungen jetzt direkt auch über den Web-<br />
Shop vorgenommen werden – und zwar ab ‚Losgröße eins‘. Ist die<br />
Order im Web-Shop platziert, wird die Fertigung der bestellten<br />
Produkte in der digitalen Fabrik im polnischen Slubice bei Frankfurt/Oder<br />
initiiert. Wenige Minuten nach Platzierung der Order<br />
erhält der Kunde eine E-Mail mit der Rückbestätigung von Preis<br />
und Lieferdatum sowie eine Tracking-Nummer. Sie greift, wenn<br />
die fertigen Drehgeber, in der Regel nach drei bis sieben Tagen, in<br />
den Versand gehen. „Mit dem Online-Shop zielen wir vor allem<br />
auf Instandhalter und Systemintegratoren ab, die so schnell wie<br />
möglich einen passgenauen Sensor beschaffen müssen, um den<br />
laufenden Betrieb einer Anlage zu sichern,“ unterstreicht<br />
Jörg Paulus, Europa-Chef von Posital.<br />
ENCODERMATCH FÜR INSTANDHALTER<br />
Das erweiterte Produktfinder-Portal verfügt über weitere Angebote<br />
zum Kunden-Support. Hierzu zählt EncoderMatch, ein<br />
praktisches Tool für das MRO- oder Ersatzteilgeschäft, das mit<br />
Hilfe von künstlicher Intelligenz die Suche nach kompatiblem Ersatz<br />
für defekte inkrementale Drehgeber nachhaltig vereinfacht.<br />
Durch die Identifizierung des Herstellers und der Modellnummer<br />
des Originalgeräts, die in der Regel auf dem Typenschild zu<br />
finden sind, können Wartungspersonal oder technische Einkäufer<br />
schnell passenden Ersatz aus dem umfangreichen Produktportfolio<br />
von Posital finden – unabhängig vom Hersteller und Alter<br />
des Originalgeräts. Spezielle Fachkenntnisse sind zum Navigieren<br />
von EncoderMatch nicht erforderlich. Sobald ein passender<br />
Ersatz für das defekte Altgerät identifiziert ist, stellt das Portal<br />
dem User detaillierte Datenblätter und andere unterstützende<br />
Informationen zur Verfügung. „Durch die Kombination von EncoderMatch<br />
und WebShop wird selbst die Beschaffung und Bestellung<br />
von exotischen Altgeräten zum Kinderspiel“, so Paulus.<br />
„Wie das geht, haben wir letztes Jahr eindrucksvoll gezeigt, als wir<br />
dem Markt problemlos Ersatzgeräte für die längst abgekündigten<br />
Parallel Encoder, die vor ein paar Jahrzehnten mal sehr populär<br />
waren und bis heute in Nischen laufen, zur Verfügung stellen<br />
konnten.“<br />
MASS CUSTOMIZATION ALS KONZEPT<br />
Hergestellt werden sämtliche Inkremental- und Absolutwertgeber,<br />
die über das Produktfinder-Portal konfiguriert und geordert<br />
werden, in Slubice. Ausgelegt ist die moderne Fabrik, die im Rahmen<br />
des ‚Mass Customization‘-Konzepts ausschließlich auftragsbezogen<br />
fertigt, auf hohe Variantenvielfalt und kleine Losgrößen.<br />
Gesteuert wird die Fertigung, die für Europa, Amerika und Asien<br />
produziert, über die Firmen-Cloud, in der sämtliche Produktund<br />
Prozessdaten des volldigitalisierten Unternehmens hinterlegt<br />
sind. Per Cloud werden die Montage-Mitarbeiter in Slubice<br />
auf Tablets über den nächsten Auftrag informiert, den sie Schritt<br />
für Schritt abwickeln. Systematisch geführt werden sie dabei<br />
durch genaue, auf dem Tablet hinterlegte Arbeitsanweisungen,<br />
die über Videos, Piktogramme und Stücklisten sprachneutral erfolgen.<br />
Integriert in die Produktion, die ausschließlich angelernte<br />
Arbeiter beschäftigt, sind laufende QA-Checks, die eine hohe<br />
Produktqualität garantieren. „In Slubice haben wir die Messlatte<br />
in Sachen Qualität noch mal hochsetzen können“, so Paulus „Wir<br />
fertigen hier auf noch höherem Niveau als früher am Stammsitz<br />
in Köln.“<br />
Bilder: Posital<br />
www.posital.com<br />
Ihr Spezialist für:<br />
. Verfestigungsstrahlen<br />
(Shot Peening)<br />
. Druckluftstrahlen<br />
. Schleuderradstrahlen<br />
. Gleitschleifen<br />
. Röntgenografische<br />
Eigenspannungsmessung<br />
im Lohnauftrag<br />
OSK-Kiefer GmbH . Göppertshausen 5-6 . 85238 Petershausen<br />
Tel.: 08137/9316 -10 . E-Mail: osk-petershausen@osk-kiefer.com
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RINGBANDKERNE SCHÜTZEN<br />
E-ANTRIEBE VOR ELEKTRO-EROSION<br />
Mehr Energieeffizienz, höhere Leistungen und eine bessere Regelbarkeit<br />
sind wesentliche Gründe, weshalb immer mehr elektrische<br />
Antriebssysteme mit Frequenzumrichtern (FU) betrieben werden.<br />
Allerdings können diese Geräte hochfrequente, asymmetrische<br />
Störströme verursachen. Als Stromdurchgang durch das abtriebs- und das<br />
lüfterseitige Lager können sie diese beschädigen und einen vorzeitigen<br />
Ausfall verursachen. Magnetec aus Hanau stellt eine effektive<br />
Lösung für dieses Problem vor.<br />
Stromkompensierte CoolBlue-Ringbandkerne aus dem nanokristallinen<br />
Werkstoff Nanoperm von Magnetec haben<br />
sich als wirksamer Schutz gegen solche leitungsgebundenen<br />
Störungen und deren Folgen bewährt. Darüber hinaus<br />
können mit den Nanoperm Line Absorbern NaLA von Magnetec<br />
auch symmetrische Störströme signifikant unterdrückt<br />
werden. Beides zusammen bietet einen optimalen Schutz von<br />
Umrichter-Motor-Systemen gegen störstrombedingte Motorlagerschäden<br />
und erhöht damit deutlich die Verfügbarkeit und Lebensdauer<br />
elektrischer Antriebe in komplexen industriellen Anwendungen,<br />
wie z. B. in der Chemie- und der Papierindustrie, in<br />
der Bahntechnik und der Schifffahrt oder in der Energiegewinnung<br />
mit Solar- und Windkraftanlagen.<br />
Andreas Heim, Head of Sales Industry, Magnetec GmbH, Hanau<br />
ELEKTRO-EROSION IN GETRIEBELAGERN<br />
Die Verkabelung von Umrichter-Motor-Systemen erfolgt sehr oft<br />
ausschließlich mit geschirmten 3-Phasen-Kabeln. Diese können<br />
bei EMV-gerechtem Anschluss zwar gestrahlte Störungen der<br />
Dreiphasenwechselspannung von anderen Systemen abschirmen.<br />
Sie schützen jedoch nicht vollständig vor leitungsgebundenen<br />
Störungen. Diese resultieren aus Überspannungen, die<br />
durch Schaltvorgänge im Frequenzumrichter verursacht werden.<br />
Als asymmetrische Störströme im Bereich von etwa 300 kHz bis<br />
400 kHz fließen sie vom Frequenzumrichter zum Motor. Bevor sie<br />
ihren niedrimpedanten Rückweg über Masse und Erde antreten,<br />
koppeln die Störströme im Motor vom Stator und Rotor über –<br />
quasi wie bei einem Kondensator. Von dort fließen sie in der Kontaktzone<br />
von Rotor und Gehäuse durch die abtriebs- und lüfterseitigen<br />
Lager. Dabei kommt es vom Innenring über die Kugeln<br />
zum Außenring zu einer elektrischen Entladung, deren Energie<br />
20 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
UMRICHTERTECHNIK<br />
01 Stromkompensierte CoolBlue-Ringbandkerne aus dem nanokristallinen Werkstoff<br />
Nanoperm – mit Nanoperm Line Absorbern NaLA können auch symmetrische Störströme<br />
signifikant unterdrückt werden<br />
zu Funkendurchschlag und der Bildung von<br />
Lichtbögen führt. Die dabei freiwerdende<br />
hohe punktuelle Wärmeenergie schmilzt die<br />
Lagerlaufflächen jeweils am Übergangspunkt<br />
auf.<br />
Als Folge davon entstehen dort Mikrokrater<br />
und lose Kleinstpartikel aus geschmolzenem<br />
Material. Diese filigranen Folgen<br />
der Elektro-Erosion werden unter dem<br />
Mikroskop sichtbar. Mit bloßem Auge zeigen<br />
sich die Folgen des Stromdurchgangs an einer<br />
matten, gräulichen Lauffläche. Im weiteren<br />
Betrieb lassen sich dann auf den Laufflächen<br />
waschbrett- oder zebra-ähnliche,<br />
graue Riffelungen erkennen, die durch herausgeschmolzene<br />
Mikrokrater und Partikel<br />
entstehen.<br />
Der Schadensverlauf im Getriebe wird davon<br />
begleitet, dass die Wärmeentwicklung<br />
beim Funkendurchschlag den Schmierstoff<br />
im Wälzlager zerstört. Das Grundöl verbrennt,<br />
Additive verkohlen – der Schmierstoff<br />
wird schnell zersetzt. Dieser färbt sich<br />
dunkel ein, was ein untrüglicher Indikator<br />
für schnelle Alterung, mangelhafte Schmierfähigkeit<br />
und verkürzte Lebenbsdauer ist.<br />
Die Folge ist dann ein vorzeitiger Ausfall des<br />
Getriebes – oft um Jahre früher als bei rein<br />
mechanisch bedingtem Verschleiß. Mit<br />
CoolBlue-Ringbandkernen und Nanoperm-<br />
Line-Absorbern NaLA von Magnetec können<br />
Gleichtakt- und Gegentakt-Störströme<br />
kompensiert und die Auswirkungen auf die<br />
Motorlager vermieden werden.<br />
DAUERHAFTER SCHUTZ UND<br />
WARTUNGSFREI<br />
Die CoolBlue-Ringbandkerne wurden speziell<br />
zur Vermeidung der Übertragung leitungsgebundener<br />
Störungen in Umrichter-<br />
Motor-Systemen mit Systemleistungen von<br />
einem Kilowatt bis in den hohen Megawatt-<br />
Bereich entwickelt. Im Speziellen absorbieren<br />
sie von den Frequenzumrichtern verursachte<br />
Gleichtaktstörströme, die im Gegen-<br />
WAS IST NANOPERM?<br />
Nanoperm ist eine rascherstarrte<br />
Eisenbasislegierung, die nach dem<br />
Glühen von einer amorphen in eine<br />
nanokristalline Struktur mit Korngrößen<br />
von 10 nm übergeht. Die<br />
außerordentlich guten weichmagnetischen<br />
Eigenschaften sind auf die<br />
nanokristalline Struktur zurückzuführen<br />
– in Verbindung mit einem<br />
deutlich höheren Lithiumanteil als bei<br />
hartmagnetischen Ferritwerkstoffen<br />
mit Kristallgitterstruktur. Wobei die<br />
weichmagnetischen Eigenschaften<br />
zudem durch Wärmebehandlung<br />
unter Einwirkung von äußeren<br />
Magnetfeldern in weiten Bereichen<br />
einstellbar sind. Nanoperm wird<br />
in einem speziellen Verfahren als<br />
Endlos-Bandmaterial mit einer Stärke<br />
von 16 µm bis 20 µm hergestellt und<br />
erzielt im Gegensatz zu ferritischen<br />
Materialien eine breitbandige<br />
Entstörungswirkung bis in hohe<br />
Frequenzbereiche. Es ist mit > 120 °C<br />
sehr hitzebeständig und bleibt über<br />
den gesamten spezifizierten Betriebstemperaurbereich<br />
von − 40 °C bis<br />
+ 200 °C und seiner Curie-Temperatur<br />
von etwa 600 °C in seiner Induktivität<br />
stabil. Die Permeabilität liegt bis zu<br />
Faktor 10 und die Sättigung bis zu<br />
Faktor 3 über der von Ferritwerkstoffen.<br />
Das Nanoperm-Band kann zu<br />
beliebigen, leichten und kompakten<br />
Größen und Bauformen verarbeitet<br />
werden. Nanoperm LM-Ringbandkerne<br />
werden besonders bei Anwendungen<br />
mit hohem Anteil asymmetrischer<br />
Störströme (z. B. Frequenzumrichtern)<br />
eingesetzt.
UMRICHTERTECHNIK<br />
02 Leitungsgebundene Störungen<br />
resultieren aus Überspannungen, die von<br />
Schaltvorgängen im Frequenzumrichter<br />
(VFD) verursacht werden – als asymmetrische<br />
Störströme fließen sie von dort<br />
zum Motor<br />
satz zu den Gegentaktströmen nicht über die Kabel zurückgeführt<br />
werden, sondern sich durch den Motor und dessen Lager<br />
hindurch den Rückweg über einen Pfad mit niedrigem elektrischen<br />
Widerstand suchen.<br />
Zur Absorption der Störungen werden die CoolBlue-Ringbandkerne<br />
auf einfache Weise möglichst nah am Frequenzumrichter<br />
an einer nicht geschirmten Stelle platziert und alle drei Phasen<br />
durch den Ring hindurchgeführt. Für den Gleichtaktstrom stellen<br />
die Ringbandkerne dabei zugleich eine Induktivität und eine Impedanz<br />
dar. Der durch das Kabel fließende Strom erzeugt ein Magnetfeld,<br />
das durch die Ringbandkerne gedämpft wird. Deren<br />
SCHÜTZT KUGELLAGER DAUER-<br />
HAFT VOR ELEKTRO-EROSION<br />
sich im Betrieb abnutzen, b) teuren und nur begrenzt wirksamen,<br />
stromisolierten Lagern, c) unwirtschaftlichen Hybridlagern<br />
mit Keramikkugeln oder d) großen und teuren allpoligen<br />
Sinusfiltern.<br />
Bilder: Magnetec<br />
www.magnetec.de<br />
DIE IDEE<br />
Größe ist von der Systemleistung abhängig: Die CoolBlue-Ringbandkerne<br />
werden über eine Auswahltabelle in ihrer Größe und<br />
Anzahl entsprechend dimensioniert, damit sie die Störung bestmöglich<br />
absorbieren können und nicht zuvor übersteuern. Die in<br />
Größe, Durchmesser und Form wählbaren oder dimensionierbaren<br />
Kerne werden ausgesteuert und absorbieren die Störungen,<br />
wobei die absorbierte Energie der Gleichtaktstörströme in Wärme<br />
umgewandelt wird. So werden die Kugellager wirkungsvoll vor<br />
Elektro-Erosion geschützt, und zwar dauerhaft ohne jeglichen<br />
Wartungs- oder Reparaturaufwand für die Ringbandkerne.<br />
EMV-OPTIMIERUNG: SYMMETRISCHE STRÖME<br />
Nanoperm-Line-Absorber (NaLA) stellen in Umrichter-Motor-<br />
Systemen eine optimale Ergänzung zu den CoolBlue-Ringbandkernen<br />
dar. Sie reduzieren zwar nicht primär die Gleichtaktstörungen,<br />
welche für die Zerstörung der Kugellager verantwortlich<br />
sind, verbessern aber die generellen EMV-Eigenschaften im<br />
System und schützen somit auch die umliegenden Geräte. Außerdem<br />
verringern sie dadurch auch leitungsgebundene Störungen<br />
in Richtung Netz.<br />
Durch ihr besonderes Absorptionsverhalten bei Gleichtaktund<br />
Gegentakt-Störströmen, ihre einfache Installation und ihre<br />
Wartungsfreiheit erweisen sich CoolBlue und NaLa als wirtschaftliche<br />
Lösung zum Schutz von industriellen Umrichter-<br />
Motor-Systemen. Damit bieten sie durch ihre verschleiß- und<br />
wartungsfreie Breitband-Filterwirkung auch wesentliche Vorteile<br />
gegenüber möglichen Alternativen wie a) Erdungsbürsten, die<br />
„CoolBlue-Ringbandkerne aus<br />
unserem nanokristallinen Werkstoff<br />
Nanoperm werden zur Reduzierung<br />
von schädlichen Motorlagerströmen<br />
bei Umrichter-Antriebssystemen mit<br />
hoher Leistung und/oder hohen<br />
Taktfrequenzen eingesetzt. Durch<br />
unerwünschte Lagerströme kommt<br />
es zur Mattierung oder Riffelung der<br />
Motorlager, zum Durchschlag der<br />
Lagerschmierung und schließlich<br />
zum Ausfall des Motors. Der gezielte<br />
Einsatz von CoolBlue-Ringbandkernen<br />
reduziert Überspannungen an<br />
den Motorklemmen und unterdrückt<br />
asymmetrische Störströme<br />
signifikant, die durch parasitäre<br />
Ableitkapazitäten des Motorkabels<br />
und des Motors verursacht werden.“<br />
Andreas Heim, Head of Sales<br />
Industry, Magnetec GmbH, Hanau<br />
22 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
ANTRIEBSSYSTEM FÜR DEN<br />
SUB-MIKROMETER-BEREICH<br />
Mit dem Antriebssystem MC2 von<br />
Sieb & Meyer lassen sich Bewegungsaufgaben<br />
auf bis zu 8 Achsen präzise in<br />
Echtzeit kontrollieren. Das Mehrkanalsystem<br />
umfasst den Motion Controller<br />
MC2, Antriebsverstärker der Serie<br />
SD2x sowie das proprietäre Bussystem<br />
Servolink 4. In dieser Kombination steht<br />
dem Anwender höchste Genauigkeit bis<br />
in den Sub-µm-Bereich zur Verfügung.<br />
Maschinenhersteller können damit eine<br />
PC-basierte Applikationssoftware<br />
entwickeln und für die Motion-Aufgaben<br />
auf ein etabliertes System zurückgreifen. Durch den<br />
hohen Gleichlauf, die Fähigkeit zur linearen und zirkularen<br />
Interpolation, die Gantry- und Getriebefunktion sowie eine<br />
interne Auflösung bis 20 nm ist das Antriebssystem unter<br />
anderem für den Einsatz in der Leiterplatten-Produktion<br />
geeignet. Die Kommunikation zwischen dem Motion Controller<br />
MC2 und dem Kunden-PC erfolgt über Ethernet auf Basis<br />
des DNC-361-Protokolls, das sich einfach in die kundenseitige<br />
Applikationssoftware implementieren lässt. Somit stehen die<br />
verfügbaren Motion-Funktionen des Antriebssystems in der<br />
Applikationssoftware zur Verfügung. Im MC2 selbst läuft ein<br />
Echtzeit-Betriebssystem, mit dem die Daten zeitsynchron auf<br />
bis zu 8 Antriebsverstärker übertragen werden können. Dies<br />
ermöglicht eine kontrollierte Raumbewegung der Achsen bis<br />
in den Sub-µm-Bereich. Als Datenleitung wird hierfür eine<br />
extrem störsichere Lichtwellenleiter-Verbindung verwendet.<br />
Optional bietet der Motion Controller eine EtherCAT-Master-<br />
Schnittstelle.<br />
www.sieb-meyer.de<br />
CLEVERE KOMPONENTEN FÜR DIE<br />
DIGITALISIERTE INDUSTRIE<br />
Gefran stellt Sensor- und Aktorlösungen für die industrielle<br />
Automatisierung und Prozessüber wachung vor, darunter die<br />
neue multifunktionale Twiist-Technologie zur kontaktlosen,<br />
verschleißfreien Positionserfassung. Die Wegaufnehmer<br />
messen außerdem Beschleunigung und Vibrationen, erkennen<br />
Unregelmäßigkeiten im Ablauf und setzen diese Informationen<br />
in Relation zueinander. Die neuen Drucksensoren KS-I mit<br />
IO-Link erfassen Druck und Temperatur mit einer hohen<br />
Abtastfrequenz von 1.000 S/s. Die erweiterte Konnektivität<br />
erlaubt die Aufzeichnung zahlreicher azyklischer Informationen,<br />
wie etwa Höchstwerte von Druck und Temperatur und<br />
die Anzahl der Arbeitsstunden. Mit GRP-H steht zudem ein<br />
erstes Halbleiterrelais mit IO-Link und zusätzlichen Diagnosefunktionen<br />
zur Verfügung. Der Smart Load Manager GSLM<br />
wiederum koordiniert im Zusammenspiel mit den GPC-<br />
Leistungsreglern die Schaltfolge und Einschaltdauer von<br />
Heizwiderständen, um eine wirtschaftliche Nutzung elektrischer<br />
Energie sicherzustellen.<br />
www.gefran.com<br />
DIE ENTWICKLUNGSZEIT VERKÜRZEN<br />
Mit dem Starterset<br />
616 von SEW-<br />
Eurodrive ersetzte<br />
der Verpackungsmaschinenspezialist<br />
Hugo Beck Maschinenbau<br />
in kurzer<br />
Entwicklungszeit die<br />
Pneumatik durch<br />
elektrische Komponenten<br />
und verringerte<br />
den Energiebedarf.<br />
Das Starterset enthält sämtliche Komponenten und<br />
Softwaremodule aus dem Automatisierungsbaukasten<br />
Movi-C, die in solchen Maschinen eingesetzt werden. Das<br />
Starterset 616 wurde um Komponenten wie Energiespeicher<br />
und Stepperantriebe erweitert. Der Energiespeicher ermöglicht<br />
in Verbindung mit den Softwaremodulen ein intelligentes<br />
Energiemanagement. Das stabilisiert die Energieversorgung,<br />
überbrückt kurzzeitige Spannungseinbrüche, reduziert<br />
Spitzenlasten und führt zu einem kontrollierten Halt bei<br />
längerem Stromausfall. Damit lassen sich Maschinen auch<br />
dann einsetzen, wenn das Versorgungsnetz nicht stabil oder<br />
ein Stromausfall zu erwarten ist.<br />
www.sew-eurodrive.de
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
STÖBER ANTRIEBSTECHNIK<br />
ENGAGIERT FÜR DIE<br />
PERFEKTE BEWEGUNG<br />
Das Interview führte Miles Meier, Chefredakteur, Mainz<br />
24 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
Seit März hat das Familienunternehmen<br />
Stöber Antriebstechnik mit Rainer Wegener<br />
einen neuen Geschäftsführer.<br />
Er übernimmt die Aufgabe von<br />
Patrick Stöber und Andreas Thiel,<br />
die 20 Jahre lang in der Verantwortung<br />
waren. Wegener ist bereits über 20 Jahre in<br />
dem Unternehmen und hat klare<br />
Vorstellungen, wie Stöber seine Zukunft<br />
erfolgreich gestalten kann.<br />
Wir haben den Elektro- und<br />
Wirtschaftsingenieur am Firmensitz<br />
in Pforzheim besucht und mit ihm<br />
unter anderem über die DNA des<br />
Unternehmens gesprochen.<br />
Herr Wegener, wie sind Sie zur Antriebstechnik und zur<br />
Firma Stöber im Besonderen gekommen?<br />
Nach meinem Studium der Elektrotechnik fand ich<br />
schnell Anstellung bei einem Unternehmen aus dem<br />
Bereich Antriebstechnik. Nach einiger Zeit hörte ich von<br />
einer freien Stelle als Vertriebsleiter bei Stöber. Hier<br />
passte es von Anfang an. Die Werte Empathie, Teamwork<br />
und Streben nach Perfektion, die in unserem Leitbild<br />
enthalten sind, wurden und werden hier gelebt. Das<br />
beeindruckte mich als jungen Ingenieur. Ich blieb und<br />
entwickelte mich hier weiter – bis zum Geschäftsführer.<br />
Welche Bedeutung hat der neue Geschäftsführer für<br />
Stöber als Unternehmen?<br />
Ich stehe sozusagen für Kontinuität und Aufbruch zugleich.<br />
Die bisherigen geschäftsführenden Gesellschafter<br />
Herr Thiel und Herr Stöber haben in den letzten 20 Jahren<br />
aus einem deutschen mittelständischen Unternehmen<br />
eine inter national agierende Unternehmensgruppe<br />
geschaffen. Dabei stand die sprichwörtliche Stöber-Kultur<br />
immer im Mittelpunkt der Entscheidungen und des<br />
Handelns. In diesem Sinne stehe ich für Kontinuität. Mit<br />
Blick auf die Herausforderungen der nächsten Jahre sehe<br />
ich meine Verantwortung darin, das Unternehmen zu<br />
einem globalen Player der Antriebstechnik weiterzuentwickeln.<br />
Das bedeutet zum einen im System abgestimmte<br />
Produkte, die unsere Kunden bei der Transformation<br />
zur digitalen Fertigung unterstützen. Zum anderen wollen<br />
wir uns global aufstellen und die Stärken der einzelnen<br />
Standorte optimal einsetzen. Damit können wir für<br />
die jeweiligen Märkte angepasste Produkte und Rahmenbedingungen<br />
bieten.<br />
Und welche Bedeutung hat dieser Schritt<br />
für Sie persönlich?<br />
Die Übernahme dieser neuen Aufgabe ist eine große Herausforderung<br />
und eine große Ehre zugleich. Seit mehr<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 25
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
01<br />
als 21 Jahren bin ich dem Unternehmen, den Mitarbeitern und<br />
natürlich den Gesellschaftern eng verbunden. Für mich war und<br />
ist Stöber nicht einfach nur ein Unternehmen oder Arbeitgeber.<br />
Stöber ist sowas wie meine berufliche Heimat. Und Heimat bedeutet<br />
Vertrauen, Sicherheit aber eben auch das Interesse am<br />
Wohlergehen dieser Heimat – auch in der Zukunft.<br />
Patrick Stöber und Andreas Thiel beteiligen sich aber weiter an<br />
der Entwicklung der Unternehmensstrategie?<br />
Beiden Gesellschaftern war es besonders wichtig, nach dem<br />
Rückzug aus dem operativen Tagesgeschäft als aktive Gesellschafter<br />
die Entwicklung der Unternehmensgruppe weiter zu<br />
begleiten und mitzugestalten. Das halte ich auch für ungeheuer<br />
wichtig. Herr Thiel und Herr Stöber haben nicht nur das Unternehmen<br />
geprägt, ihr Know-how und ihre strategischen Fähigkeiten<br />
sind auch in der Zukunft eine wichtige Quelle für unsere<br />
weitere Entwicklung. Darüber hinaus sind sie das Gesicht des<br />
Unternehmens für unsere Kunden und in gewisser Weise Identifikationsfiguren<br />
für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
PLANETEN- UND<br />
ZAHNSTANGENGETRIEBE<br />
Produktseitig sind<br />
Planetengetriebe<br />
eine der Spezialitä-<br />
ten von Stöber Antriebstechnik.<br />
In diesem Jahr hat man<br />
die vierte Generation der etablierten<br />
PH-Baureihe von sehr präzisen getrieben auf den Markt gebracht. Laut Stöber<br />
Servo-Planetensind<br />
sie die größten in ihrer Leistungsklasse.<br />
Die neue Generation bringt einige Verbes serungen<br />
mit: Sie sind kleiner, leichter, bieten mehr Drehmoment<br />
und auch Kippmoment. In der Abbildung<br />
ist das Servogetriebe kombiniert mit einer<br />
Zahnstange der Baureihe ZTR, wodurch es beispielsweise<br />
für den Einsatz in Vorschubachsen von<br />
Werkzeugmaschinen sehr gut geeignet ist.<br />
Sind Sie denn immer einer Meinung?<br />
Das ist nicht unser Ziel, es wäre ja sogar schlecht, wenn es so<br />
wäre! Reibung erzeugt Energie und Energie ist es, die jeder Prozess<br />
braucht, um sich zu entwickeln. Wichtig dabei ist, dass wir<br />
in den grundsätzlichen Fragen der Ausrichtung und der notwendigen<br />
Kultur auf der gleichen Linie liegen. Im Detail kann<br />
und muss es aber unterschiedliche Meinungen geben über die<br />
Umsetzung. Nur durch einen konstruktiven Dialog erreicht man<br />
die beste Lösung.<br />
Bleibt Stöber so ein Familienunternehmen?<br />
Definitiv!!! Das steckt einfach in unserer DNA. Wir haben das<br />
sogar in unserem Leitbild stehen: „Empathisch, engagiert und<br />
familiär“. Das ist es, was unsere Kunden an uns schätzen und<br />
was wir intern leben.<br />
Was sind Ihre wichtigsten Ziele für das Unternehmen?<br />
Das Unternehmen fit machen für die Anforderungen der<br />
nächsten Jahre. Verknüpft sind damit insbesondere der demografische<br />
Wandel, mit den daraus resultierenden Herausforderungen<br />
wie Fachkräftemangel, der Know-how-Transfer von<br />
erfahrenen zu jüngeren Mitarbeitenden und eine Automatisierung<br />
in allen Prozessen des Unternehmens. Das führt uns zum<br />
zweiten Punkt: Der Digitalisierung aller Unternehmensbereiche.<br />
Hier benötigen wir eine Transformation der IT weg<br />
vom reinen Dienstleister im Unternehmen hin zu einem Innovationstreiber.<br />
Und zwar sowohl im Produktionsprozess als<br />
auch in der Verwaltung.<br />
Stöber ist ein typischer Mittelständler mit Firmenhauptsitz<br />
„auf dem Land“. Welche Rolle spielt der Standort Ihrer Meinung<br />
nach für den Unternehmenserfolg?<br />
Nun, als „Land“ würde ich die Gegend zwischen den Metropolen<br />
Stuttgart und Karlsruhe nicht unbedingt bezeichnen. Aber<br />
ja, wir liegen am Rande zum Nordschwarzwald mit allen seinen<br />
Vorzügen für die Freizeitgestaltung. Diese werden bei der Wahl<br />
von Arbeitgebern für junge Menschen immer wichtiger. Wir<br />
haben hier aber auch sehr viele langjährige Mitarbeiter, welche<br />
die Stöber-Kultur nicht nur leben, sondern auch prägen. Diese<br />
hohe Loyalität wirkt aber in beide Richtungen, auch das Unter-<br />
26 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
01 Die Gipfel des Nordschwarzwalds<br />
sind vom Stöber-Hauptquartier mit dem<br />
Fahrrad zu erreichen – ein Standortvorteil<br />
in Zeiten des Fachkräftemangels<br />
02 Das Unternehmen als fein<br />
abgestimmtes Getriebe: Auch das<br />
kleinste Teil ist unabdingbar wichtig<br />
für die Funktion der gesamten<br />
Maschine – so sieht Rainer Wegener<br />
die Firma Stöber<br />
03 Die Nutzung neuester Maschinen<br />
garantiert höchste Qualität in der<br />
Produktion<br />
02<br />
nehmen ist loyal zu seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.<br />
So wurde zum Beispiel auch in der Finanzkrise 2008/2009 niemand<br />
entlassen. Da ging das gesamte Unternehmen gemeinsam<br />
durch diese schwierige Zeit. Das spricht sich rum in der Region<br />
und hilft uns sehr bei der Personalsuche.<br />
Wie spiegeln Sie diesen Ansatz in Bezug auf Ihre internationalen<br />
Tochtergesellschaften?<br />
Loyalität zu unseren Mitarbeitenden sowie die in unserem Leitbild<br />
verankerten Werte Empathie, Engagement und Familiarität<br />
leben wir natürlich auch in unseren Tochtergesellschaften weltweit.<br />
Zum Beispiel haben wir in unserer größten Tochtergesellschaft<br />
in den USA ein Programm etabliert, welches mit unseren<br />
Ausbildungsberufen vergleichbar ist. Dies erfolgt in Kooperation<br />
mit einer örtlichen Schule. Für amerikanische Verhältnisse ist<br />
03<br />
ZUR PERSON RAINER WEGENER<br />
Nach der Schule lernte Rainer Wegener den Beruf des<br />
Elektroinstallateurs bevor er über den zweiten Bildungsweg<br />
das Abitur machte und Elektrotechnik studierte.<br />
Danach kam der Einstieg in die Antriebstechnik, der er bis<br />
heute treu blieb. Neben dem Beruf legte er im Fernstudium<br />
das Diplom zum Wirtschaftsingenieur ab. Zeit für<br />
Hobbys war neben Beruf und Familie kaum. In den letzten<br />
Jahren beschäftigt sich Wegener wieder mehr mit seinem<br />
Motorrad und spielt Tennis.<br />
das komplett unüblich. Allerdings erreichen wir dadurch auch<br />
eine sehr hohe Bindung der Mitarbeitenden in einem Land, in<br />
dem Hire and Fire ansonsten durchaus die Normalität darstellt.<br />
Was werden die Produkte von Stöber im Jahr 2034 sein?<br />
Welche Fähigkeiten werden Sie haben?<br />
Sie haben das Jahr 2034 sicherlich nicht zufällig gewählt, oder?<br />
In diesem Jahr werden wir unser 100-jähriges Bestehen mit<br />
unserer Kundschaft und allen Kolleginnen und Kollegen feiern.<br />
Ein Jubiläum, das nicht allzu viele Unternehmen feiern können.<br />
Auch dann noch werden wir der „bevorzugte Partner für die<br />
perfekte Bewegung“ sein. Das heißt, auch dann wird unser<br />
Fokus darauf liegen, die Bewegungen innerhalb der Maschine<br />
so optimal wie nur möglich zu gestalten. Dazu wird aber auch<br />
kommen, dass unsere Produkte Informationen über den Zustand<br />
der Maschine liefern werden. Ich vergleiche unsere<br />
Antriebe gerne mit den Muskeln im menschlichen Körper. Wie<br />
diese sind sie für die geschmeidige Bewegung verantwortlich.<br />
Sie melden aber auch sofort, wenn sie zum Beispiel überlastet<br />
werden oder durch eine unzureichende Pflege von Gelenken<br />
eine erhöhte Beanspruchung erfolgt. Genauso werden unsere<br />
Antriebe ausgestattet mit Sensoren und einer hohen internen<br />
Intelligenz, diese Informationen zur Belastung oder Überlastung<br />
an das Gehirn der Maschine melden.<br />
Bilder: Stöber Antriebstechnik, Vereinigte Fachverlage<br />
www.stoeber.de<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 27
MARKTPLATZ<br />
KONFIGURATIONSTOOL VON NEUGART<br />
MIT ZUSÄTZLICHEN FUNKTIONEN<br />
Das Konfigurationstool<br />
Neugart<br />
Calculation<br />
Program (NCP)<br />
führt Anwender<br />
zuverlässig zur<br />
kosten- und<br />
energieeffizientesten<br />
Getriebe-<br />
Motor-Kombination. Die bewährte Software von Neugart<br />
bietet in der neuen Version NCP 4.3 viele zusätzliche<br />
Features und Optimierungen – von A wie Abgleich bis Z wie<br />
Zahnstangenantrieb. Um die jeweils optimale anwendungsspezifische<br />
Motor-Getriebe-Kombination zu bestimmen bzw.<br />
auszuwählen, können Konstrukteure mit dem Konfigurationstool<br />
komplexe Lastverläufe im Antriebsstrang berechnen.<br />
Die Motorauslegung erfolgt praxisgerecht anhand ihrer<br />
Kennlinien mit grafischer Auswertung. Dank der erweiterten<br />
Datenbank stehen nun über 18.000 unterschiedliche<br />
Motoren zur Verfügung. Die Auswahl umfasst neben Servoauch<br />
Schrittmotoren. Darüber hinaus berücksichtigt die<br />
neue Version alle zu den NGV-Getrieben passenden Neugart-<br />
Räder für die Applikation Fahrantrieb. Der Abgleich zwischen<br />
theoretischer Auslegung und Ist-Daten ist nun noch einfacher<br />
geworden. Drop-down-Menüs reduzieren den Aufwand<br />
für die Vorbereitung der Daten zum Lastimport auf ein<br />
Minimum. Gleichzeitig ist die Genauigkeit beim Motor-<br />
Trace-Lastimport noch höher als bisher, da nun auch die<br />
Massenträgheit des Motors und die Getriebeverluste in die<br />
Berechnung einfließen. Das Unternehmen stellt die Software<br />
auf seiner Website zum kostenlosen Download bereit.<br />
www.neugart.com<br />
ZUKUNFTSFÄHIGE SICHERHEITSLÖSUNGEN<br />
FÜR DIE AUTOMATISIERUNG<br />
In der automatisierten Fertigung ist innovative Sicherheitstechnik<br />
gefragt, die Mensch, Maschine und Prozesse sicher schützt und<br />
den heutigen Kommunikationsanforderungen entspricht. Unter<br />
dem Leitmotiv „Smart Safety“ präsentierte Euchner auf der<br />
Automatica seine jüngsten Neuentwicklungen für die Kommunikation<br />
über IO-Link, AS-i Safety at Work und die gängigen Feldbussysteme.<br />
Zu den Messe-Highlights zählte der CTS – das neue<br />
kompakte Kraftpaket unter den Sicherheitszuhaltungen – und das<br />
erfolgreiche Türschutzsystem MGB2 Modular, das jetzt auch für<br />
die Anbindung an Ethercat/ FSoE und Ethercat P/ FSoE erhältlich<br />
ist. Das Unternehmen zeigte zudem anhand von Beispielen,<br />
welche Vorteile die Nutzung von IO-Link in der industriellen<br />
Sicherheitstechnik mit sich bringen kann.<br />
www.euchner.de<br />
SCHNELLER SPANNKOPFWECHSEL<br />
Einfache und sichere Handhabung ermöglichen<br />
Wechselvorrichtungen für Spannköpfe von<br />
Ortlieb Präzisionssysteme. Damit können<br />
Spannköpfe schnell in ein Spannfutter eingesetzt<br />
und wieder entnommen werden. Bei den manuell<br />
betätigten Komponenten fixiert ein Haltemechanismus<br />
den Spannkopf automatisch auf der<br />
Wechselvorrichtung. Ortlieb bietet für alle Spannkopfgrößen<br />
auch pneumatisch betätigte Wechselvorrichtungen. Diese<br />
setzen auf Knopfdruck einen Spannkopf ein oder entnehmen<br />
ihn, ohne zusätzlichen Kraftaufwand. Pro Spannkopfgröße ist<br />
nur eine Wechselvorrichtung nötig.<br />
www.ortlieb.net<br />
IMPRESSUM<br />
erscheint <strong>2023</strong> im 62. Jahrgang,<br />
ISSN 0722-8546 / ISSN E-Paper: 2747-7991<br />
REDAKTION<br />
Chefredakteur: Miles Meier (mm),<br />
Tel.: 06131/992-208,<br />
E-Mail: m.meier@vfmz.de<br />
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28 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
ADVANCED ROBOTICS:<br />
INDUKTIVER DUAL ENCODER<br />
Der Dual-Encoder<br />
Heidenhain KCI 120<br />
Dplus verbindet<br />
Motorfeedback und<br />
Positionsmessung in<br />
einem Drehgeber. Für<br />
seine doppelte Funktionalität<br />
verfügt er über<br />
eine zentrale Abtasteinheit<br />
und zwei separate Teilkreise, die nach dem induktiven Messprinzip<br />
abgetastet werden. Mit seiner Positionsmessung nach dem<br />
Übersetzungsgetriebe kompensiert er konstruktionsbedingte<br />
Ungenauigkeiten hochbeweglicher und dynamischer Roboter.<br />
Damit der KCI 120 Dplus in möglichst vielen Applikationen<br />
eingesetzt werden kann, gibt es den Dual-Encoder in drei Ausführungen.<br />
Die zentrale Abtasteinheit und die zwei separaten Teilkreise<br />
mit Nabe sind dabei an unterschiedliche Hohlwellendurchmesser<br />
und Einbaumaße angepasst. Dadurch bietet der Dual-Encoder<br />
bei gleicher Funktionalität immer kompakte Abmessungen und<br />
kann einfach integriert werden. Alle Varianten erweitern das<br />
Anwendungsspektrum für Roboter hin zu hochgenauen Bearbeitungsaufgaben.<br />
Die rein serielle Schnittstelle EnDat 2.2 mit<br />
Functional Safety erlaubt darüber hinaus den Einsatz in sicheren<br />
Anwendungen wie Cobots für die Mensch-Roboter-Kollaboration.<br />
Heidenhain stellte den Dual-Encoder auf der Automatica vor.<br />
www.heidenhain.de<br />
MEHR SICHERHEIT<br />
Neben Arretierbolzen<br />
bietet Norelem<br />
ab sofort auch<br />
Positionierbuchsen<br />
mit Zustandssensor<br />
an. Die Integration<br />
von induktiven<br />
Sensoren verringert<br />
Materialverluste<br />
und erhöht die<br />
Prozesssicherheit. Bei den Arretierbolzen mit Zustandssensor<br />
erfasst ein in den Griff integrierter Sensor den Zustand<br />
des Bolzens. Der Sensor ist mit der Maschinensteuerung<br />
verbunden. Der Zustand kann präzise erfasst werden, was<br />
eine betätigungsabhängige Prozesssteuerung ermöglicht.<br />
Länge, Höhe und Position von beweglichen Komponenten<br />
lassen sich damit noch genauer einstellen. Die Arretierbolzen<br />
sind in Stahl- und Edelstahlausführung erhältlich. Bei<br />
den Positionierbuchsen (Bild) mit Zustandssensor befindet<br />
sich ein variabel einstellbarer Sensor an der Buchse. An die<br />
Modelle „für Zustandssensor“ lässt sich ein handelsüblicher<br />
induktiver Sensor mit 3 mm Durchmesser montieren, der<br />
das Signal erfasst und an die Maschinensteuerung überträgt.<br />
Befinden sich alle Bedien- oder Rastelemente in der<br />
richtigen Position, startet die Steuerung beispielsweise den<br />
Produktionszyklus. Eingesetzt wird die elektronische<br />
Zustandsüberwachung u. a. in der Verpackungsindustrie zur<br />
Formatverstellung von Verpackungsmaschinen.<br />
www.norelem.de<br />
Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in<br />
Porta Westfalica, unserer Heimat.
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
Jan Elste, Produktmanager,<br />
Field Device Connectors,<br />
Phoenix Contact GmbH &<br />
Co. KG, Blomberg<br />
STECKVERBINDER<br />
DATEN SICHER ÜBERTRAGEN<br />
DANK ABSTIMMUNG<br />
Die Digitalisierung und der zunehmende industrielle Automatisierungsgrad<br />
steigern den Bedarf an industrietauglichen RJ45-Schnittstellen. Der Anteil<br />
ethernetbasierter Kommunikation wächst stetig. Die Erschließung von immer<br />
neuen RJ45-Anwendungsbereichen stellt Entwickler und Anwender fortlaufend<br />
vor neue Herausforderungen. Durch die Auswahl von aufeinander abgestimmten<br />
RJ45-Komponenten werden häufige Fehlerquellen im Vorfeld vermieden.<br />
Der seit Jahrzehnten etablierte RJ45-Standard ist mittlerweile,<br />
selbst bei anspruchsvollen Industrieanwendungen,<br />
aus der Welt der ethernetbasierten Datenübertragung<br />
nicht mehr wegzudenken. Gerade im rauen<br />
industriellen Umfeld führen mit beliebigen RJ45-Standardkomponenten<br />
realisierte RJ45-Verbindung nicht immer zum<br />
Erfolg. Das Erfolgsrezept ist die optimale Abstimmung zwischen<br />
RJ45-Stecker, -Patchkabel und -Buchse.<br />
Die „Registered Jack“ (kurz RJ) Steckverbinder feierten ihr Debüt<br />
in den 1970er-Jahren als Steckverbinder für Telefonschnittstellen.<br />
Seitdem ist ihre Verbreitung stetig gewachsen.<br />
Unter der Vielzahl der RJ-Varianten wie z. B. RJ11, RJ14 und<br />
RJ45 ist die letztgenannte die wohl am häufigsten verbreitete Variante,<br />
wenn es um kabelbasierte Ethernet-Verbindungen geht.<br />
RJ45-Schnittstellen finden sich heutzutage in jedem Haushalt:<br />
vom DSL-Router, PC, Laptop, über Smart-TV bis hin zu Smart-<br />
Home-Devices und intelligenter Gebäudesteuerung. Gründe für<br />
die breite Etablierung sind die Popularität sowie die weltweite Verfügbarkeit<br />
an Komponenten und Varianten zu attraktiven Preisen.<br />
EVOLUTION DER STECKVERBINDER<br />
Vom ursprünglichen RJ-Telefonstandard über den Consumer Bereich<br />
mit nur teilweise geschirmten Steckverbindern folgten vollumfänglich<br />
geschirmte RJ45-Komponenten für erweiterte Anwendungsgebiete<br />
und immer größere Übertragungsgeschwindigkeiten.<br />
Den Korridor für die Evolution an Modifikationen und Optimierungen<br />
der RJ45-Buchsen und RJ45-Stecker ist in den jeweiligen<br />
Normen und Standards gegeben. Jedoch enthalten diese<br />
Normen und Standards entsprechende Toleranzen, die bei ungünstiger<br />
Auslegung in Kombination zwischen Stecker und<br />
Buchse zu einer potenziell instabilen Verbindung führen können.<br />
Eine solche potenziell instabile Verbindung mag z. B. bei Anwendungen<br />
im Consumerbereich akzeptabel sein und nicht zwingend<br />
zum Tragen kommen. Smart-TV oder DSL-Router sind in<br />
der Regel auch keinen Vibrationen und andauernden Bewegungskräften<br />
ausgesetzt, die Verbindungsabbrüche hervorrufen<br />
können. Im erweiterten Anwendungsbereich, z. B. bei Industrieapplikationen,<br />
sind Bewegungen oder Vibrationen an Kompo-<br />
30 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
01<br />
01 Industrieller Motor und<br />
Motorsteuerung<br />
02<br />
02 RJ45-Buchse, RJ45 konfektionierbarer<br />
Steckverbinder und<br />
RJ45-Patchkabel aus dem<br />
Phoenix Contact RJ45 Industrial<br />
Connection System<br />
nenten oder der Kabelstrecke eher die Regel als die Ausnahme.<br />
Eine nicht aufeinander abgestimmte Kombination aus RJ45-<br />
Buchse, -Patchkabel und -Stecker kann unweigerlich zu Fehlfunktionen<br />
bis hin zum Ausfall der Komponente, Anlage oder des<br />
Systems führen.<br />
Ein einfaches Beispiel aus der Praxis hierzu ist eine industrielle<br />
Sortieranlage, die in Kombination von optischen Sensoren und<br />
Wiegezellen über eine Förderstrecke mit Schleusen die vollautomatische<br />
Sortierung von Gemüseprodukten durchführt. Bewertet<br />
werden hierbei Form, Qualität und Gewicht zur Ausschleusung<br />
bei Qualitätsmängeln oder Weitertransport zur automatischen<br />
Sortierung nach Gewicht in die jeweilige Verpackungseinheit.<br />
Die Anlage wies im Regelbetrieb fortlaufend Störungen auf.<br />
Kostspielige Produktionsausfälle durch Maschinenstillstände<br />
und aufwändige Fehleranalysen ergaben schließlich instabile<br />
Datenverbindungen der RJ45-Schnittstellen am System.<br />
ZUVERLÄSSIGE RJ45-VERBINDUNGEN<br />
Fehleranalysen, wie im vorherigen Beispiel, bedeuten Zeit, Kosten,<br />
verärgerte Kunden und speziell im Feldeinsatz die Belastung<br />
der Nerven aller Beteiligten. Zum sicheren Ausschluss solcher Situationen<br />
müssen Anlagen- und Maschinenbauer die RJ45-<br />
Buchsen, die -Patchkabel und -Stecker im Vorfeld zur Design-<br />
Phase in Kombination zueinander testen und qualifizieren. Häufig<br />
wird jedoch diesem Teil zu wenig Beachtung geschenkt, mit<br />
entsprechendem Risiko.<br />
Phoenix Contact entwickelte und etablierte mit dem RJ45 Industrial<br />
Connection System eine perfekt aufeinander abgestimmte<br />
Lösung zwischen den RJ45-Komponenten. Das Know-how steckt<br />
hierbei im Detail: So wurden u. a. die Einstecktiefe in Kombination<br />
der Federkontakte optimiert, zudem kommen spezielle Andruckfedern<br />
zum Einsatz. Durch das Perfektionieren des mechanischen<br />
Zusammenspiels zwischen den RJ45 Industrial Buchsen, den feldkonfektionierbaren<br />
RJ45 Industrial Steckverbindern und den RJ45-<br />
Steckverbindern der Industrial Patch-Kabel ist es Phoenix Contact<br />
gelungen, stabile RJ45-Datenverbindungen für raue bis extreme<br />
Bedingungen zu ermöglichen. Vibrationen von bis zu 20 g werden<br />
ebenso gemeistert, wie Schocks von bis zu 50 g. Ein weiteres Augenmerk<br />
lag bei der Entwicklung und Umsetzung auf der Einhaltung<br />
der RJ45-Norm des Phoenix Contact RJ45 Industrial Connection<br />
Systems, um somit die Kompatibilität zu bestehenden und allgemein<br />
verfügbaren RJ45-Komponenten sicherzustellen.<br />
Hierbei erfüllen die Phoenix Contact RJ45-Industrial Komponenten<br />
alle gängigen industriellen Anforderungen und überzeugen<br />
neben ihrer Robustheit und Zuverlässigkeit mit einschlägigen<br />
Leistungsdaten.<br />
Die Phoenix Contact Industrial RJ45-Buchsen ermöglichen<br />
Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 10 GBit/s. Sie sind als<br />
THT- und THR-Varianten mit unterschiedlichen Pinlängen verfügbar.<br />
Spezielle Materialien bei Gehäuse und optionalen LEDs ermöglichen<br />
den Betrieb in einem erweiterten Temperaturbereich.<br />
Die konfektionierbaren Phoenix Contact RJ45 Industrial Steckverbinder<br />
erfüllen Standards bis hin zu CAT6A. Sie sind ausgestattet<br />
mit IDC-Schneidklemmen und können ohne Spezialwerkzeug<br />
zeitsparend im Feld konfektioniert werden.<br />
Die Phoenix Contact RJ45 Industrial Patch-Kabel erfüllen Standards<br />
bis hin zu CAT6A, sind in verschiedenen Längen, Ausführungen<br />
und fünf Kabelabgangsrichtungen verfügbar.<br />
Bilder: Phoenix Contact<br />
www.phoenixcontact.com<br />
DIE IDEE<br />
„Der RJ45-Standard ist weitverbreitet.<br />
Mit unserem RJ45 Industrial Connection<br />
System haben wir bei Phoenix<br />
Contact die Komponenten perfekt<br />
aufeinander abgestimmt. Durch die<br />
Optimierung vieler Details sind nun<br />
stabile Datenverbindungen bei<br />
wesentlich raueren Umgebungen<br />
möglich. Aufwändige Funktions- und<br />
Qualifizierungsprüfungen werden so<br />
auf ein Minimum reduziert, das Risiko<br />
von unplanmäßigen Nacharbeiten und<br />
Revisionierungen signifikant verringert,<br />
somit die Kosten gesenkt und die<br />
Kundenzufriedenheit gesteigert.“<br />
Jan Elste, Produktmanager, Field<br />
Device Connectors, Phoenix Contact<br />
GmbH & Co. KG, Blomberg<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 31
SPECIAL<br />
HEAVY-DUTY / OFFSHORE<br />
32 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SPECIAL: HEAVY-DUTY / OFFSHORE<br />
ABSOLUTWERTGEBER<br />
HÖCHSTE<br />
DREHZAHLEN –<br />
HÖCHSTE<br />
PERFORMANCE<br />
In hochdynamischen Motion Control-<br />
Anwendungen ist absolute Genauigkeit<br />
gefragt. Mit dem Absolutwertgeber<br />
Acuro AD37 von Hengstler lässt sich diese<br />
Vorgabe problemlos erfüllen: Er erfasst<br />
Positionsdaten auch in Applikationen mit<br />
hohen Drehzahlen zuverlässig und präzise.<br />
Neu ist die Ausführung mit 1:3-Konus, die<br />
die Integration in Standard-Servomotoren<br />
vereinfacht. Für robuste Aufgaben in<br />
mobilen Maschinen und maritimen<br />
Anwendungen hat Hengstler den<br />
Acuro AR62 ins Programm aufgenommen.<br />
Leslie Wenzler, Marketing & Kommunikation, Hengstler GmbH<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 33
SPECIAL: HEAVY-DUTY / OFFSHORE<br />
Der Absolutwertgeber Acuro AD37 eignet sich gleich aus<br />
mehreren Gründen sehr gut für hochdynamische,<br />
sicherheitskritische Anwendungen. Da ist zum einen<br />
seine hohe Präzision: Der Encoder arbeitet bei Drehzahlen<br />
von bis zu 12.000 min -1 mit einer absoluten Genauigkeit<br />
von ±36 Winkelsekunden und einer Wiederholgenauigkeit von<br />
kleiner als ±10 Winkelsekunden. Bemerkenswert sind dabei die<br />
Zertifizierung nach SIL 3 (PLe, Kategorie 3) sowie die hohe Auflösung<br />
von 20 Bit im Singleturn- und 12 Bit im Multiturn-Betrieb.<br />
Diese Eigenschaften sowie seine zweikanalige redundante Ausführung<br />
prädestinieren den Encoder für Anwendungen mit hohen<br />
Safety- und Genauigkeitsanforderungen.<br />
Darüber hinaus ist der Acuro AD37 mit einer Bautiefe von nur<br />
29 mm laut Hersteller der kompakteste Multiturn-Motorfeedback-Encoder<br />
seiner Klasse. Die geringen Abmessungen waren<br />
für die Hengstler-Konstrukteure neben der hohen Präzision ein<br />
wichtiges Kriterium bei der Entwicklung des Encoders. Das hängt<br />
mit dem knappen Bauraum zusammen, der Motor-Herstellern<br />
für die Integration zusätzlicher Komponenten zur Verfügung<br />
steht. Viele Kunden bevorzugen deshalb kürzere Motoren.<br />
VIBRATIONSFREIE REGELUNG<br />
Neben der Präzision und Funktionalen Sicherheit zeichnet sich<br />
der Acuro AD37 aber auch durch eine hohe Signalgüte bei der<br />
Datenübertragung aus. Servomotoren können deshalb „glatter“<br />
als mit vergleichbaren Encodern geregelt und somit sehr energieeffizient<br />
betrieben werden. Die hohe Signalgüte verdankt der<br />
Acuro AD37 einer neuartigen Sensorik mit Signalkonditionierung.<br />
Mittels des Acuro link-Protokolls von Hengstler werden<br />
nicht nur Informationen zur Position, sondern auch zur Temperatur<br />
des Motors und des Encoders an die übergeordnete Steuerung<br />
gesendet – mit einer Übertragungsrate von 10 MBaud ohne<br />
Qualitätsverlust über eine Distanz von bis zu 100 m.<br />
Der Encoder überträgt die Daten innerhalb eines einzigen Zyklus<br />
mit einem Reglertakt von bis zu 32 kHz, quasi in Echtzeit. „Dadurch<br />
kann das Daten-Handling gegenüber ,herkömmlichen Schnittstellen‘<br />
deutlich vereinfacht werden“, so Johann Bücher, Director<br />
Encoder Strategy bei der Hengstler GmbH. Da der Acuro AD37 die<br />
Daten sehr viel schneller überträgt als andere Encoder, kann die<br />
Steuerung im Fehlerfall auch sofort reagieren. Um die Produktivität<br />
bei sehr hoher Präzision weiter zu steigeren, lassen sich Servomotoren<br />
deshalb mit dem Acuro AD37 extrem dynamisch betreiben.<br />
EXTREM SCHNELLER DATENVERSAND<br />
Das Acuro Link-Protokoll hat einen weiteren Vorteil: Alle Daten<br />
werden über ein einziges Kabel gesendet. Anwender sparen so<br />
wertvollen Bauraum und die Gesamtsystemkosten sinken. Für eine<br />
einfache Integration des Motors mit Encoder in die Applikation<br />
sorgt auch sein integrierter Speicher für antriebsspezifische<br />
Daten. Dadurch wird es den Maschinenbauern und -betreibern<br />
01 Der neue 1∶3-Konus erlaubt die<br />
Anbindung an Standard-Servomotoren<br />
auch ohne aufwändige Umbauten<br />
02 Der AD37 ist mit unterschiedlichen<br />
Statorkupplungen erhältlich<br />
01 02<br />
03 Ein ECU-Interface und ein Temperatursensor<br />
sind integriert<br />
03
SPECIAL: HEAVY-DUTY / OFFSHORE<br />
FÜR DEN ROBUSTEN EINSATZ<br />
Der Absolutwertgeber Acuro AR62 ist von Hengstler für<br />
Einsätze in maritimen Anwendungen oder mobilen<br />
Maschinen entwickelt worden. Er ist kompakt, extrem<br />
robust und kommt in Schiffskranen und -winden ebenso<br />
zum Einsatz wie in Azipod- oder Voith-Schneider-Antrieben.<br />
Innerhalb einer Umdrehung liefert der Drehgeber<br />
eine Auflösung von 12 Bit in der Singleturn-Ausführung<br />
bzw. von 12, 13 oder 16 Bit in der Multiturn-Variante.<br />
Die Positionsmessung erfolgt mit einer absoluten<br />
Genauigkeit von ± 1° und einer Wiederholgenauigkeit<br />
von ± 0,2°. Zur Erfassung der Anzahl der Umdrehungen<br />
ist der Acuro AR62 mit einem batterielosen, energie -<br />
autarken und verschleißfreien elektronischen Multiturn<br />
ausgestattet. Die äußerst robuste Bauweise des<br />
Encoders macht ihn weitgehend unempfindlich<br />
gegenüber Klimaschwankungen, Vibrationen, Schocks,<br />
chemischen Einflüssen, hohen Wellenlasten und starken<br />
Beschleunigungen. Der Drehgeber besitzt ein Gehäuse<br />
aus seewasserbeständigem Aluminium in IP67/IP69K<br />
und ist von der Klassifikationsgesellschaft Det Norske<br />
Veritas für maritime Anwendungen zugelassen.<br />
ermöglicht, wichtige Kennzahlen in einem Electronic Data Sheet (EDS) direkt auf dem<br />
Encoder abzulegen, was einen schnellen Zugriff ermöglicht. Der Encoder stellt bei Inbetriebnahme<br />
die spezifischen Daten für Encoder, Motor und Antriebsregler bereit.<br />
Hengstler hat den Absolutwertgeber Acuro AD37 speziell für den Einsatz an Servomotoren<br />
konzipiert und exakt an die Anforderungen dieser Zielgruppe angepasst:<br />
n Maschinenbauer können nicht nur Temperatur-, sondern auch Kabelbruch- oder<br />
Vibrationssensoren an den Encoder anschließen. Der AD37 ist auch mit den weitverbreiteten<br />
Steuerungen von Bosch Rexroth kombinierbar, denn diese setzen ebenfalls<br />
auf das Acuro link-Protokoll von Hengstler.<br />
n Manche Antriebstechnik-Hersteller konnten die Vorteile des Acuro AD37 bisher nur<br />
mit erhöhtem Konstruktionsaufwand nutzen, da sich der Encoder bisher nur über<br />
die integrierte Countex-Kupplungsnabe oder eine Stator-Kupplung an die Motorwelle<br />
anbinden ließ.<br />
Gerade Standard-Servomotoren verfügen oft über eine Wellenanbindung mit 1:3-Konus<br />
– Hersteller mussten sie daher modifizieren, um den AD37 in ihren Antrieb integrieren<br />
zu können. „Viele von ihnen haben uns erklärt, dass sie zwar gerne unseren Geber<br />
nutzen würden, aber den Aufwand für eine konstruktive Erweiterung ihres Motors<br />
scheuen“, berichtet Johann Bücher. Hengstler hat sich daher entschieden, den Encoder<br />
auch in einer Ausführung mit 1:3-Konus auf den Markt zu bringen.<br />
ANWENDERKREIS WÄCHST<br />
Durch diese mechanische Erweiterung können die Acuro AD37-Vorteile für bestehende<br />
Servomotor-Produktreihen genutzt werden. Neben der hohen Genauigkeit und Regelgüte<br />
ist die hohe Robustheit des Absolutwertgebers in mechanischer und in thermischer<br />
Hinsicht ein Vorteil. Der AD37 hält im Dauerbetrieb Temperaturen von bis zu 120 °C und<br />
Vibrationen von bis zu 300 m/s2 (10...2.000 Hz) zuverlässig stand.<br />
Seine enorme Stabilität macht den Absolutwertgeber zum idealen Positionsmesser<br />
an Antrieben von Applikationen in rauen Umgebungen wie z. B. in Werkzeugmaschinen,<br />
Druckmaschinen, Textilmaschinen und Verpackungsanlagen. Zur mechanischen<br />
Robustheit des Encoders kommt noch der hohe Sicherheitsintegrationslevel (SIL3) von<br />
Acuro link hinzu: Er macht Maschinenbauern die Konstruktionsarbeit wesentlich<br />
leichter. Da das Protokoll bereits SIL3-zertifiziert ist, sind in anderen Teilen der Maschine<br />
weniger sichere Standard-Komponenten einsetzbar.<br />
Fotos: Hengstler<br />
www.hengstler.de<br />
DIE IDEE<br />
„Der Acuro AD37 bietet dank seiner<br />
hohen Funktionalen Sicherheit<br />
beste Voraussetzungen für künftige<br />
Industrie 4.0-Anwendungen zum<br />
Beispiel an Werkzeugmaschinen,<br />
Druckmaschinen, Textilmaschinen<br />
und Verpackungsanlagen. Wenn<br />
Maschinenbauer den AD37 verwenden,<br />
können sie für die Datenübertragung<br />
sogar weiterhin die<br />
etablierten Übertragungswege<br />
nutzen und zusätzlich Daten aus<br />
dem Elektronischen Datenblatt<br />
sowie Condition Monitoring-Daten<br />
übertragen – dem Acuro link-Protokoll<br />
sei Dank.“<br />
Johann Bücher, Director Encoder<br />
Strategy, Hengstler GmbH, Aldingen<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 35
SPECIAL: HEAVY-DUTY / OFFSHORE<br />
SONDERMOTOREN<br />
PASSGENAU:<br />
PUMPENMOTOR<br />
FÜR DIE BILGE<br />
Von der Anfrage bis zum klugen Motor-Konzept:<br />
Worauf es bei der Auswahl eines geeigneten<br />
E-Motors ankommt, zeigt dieses Beispiel aus der<br />
maritimen Antriebstechnik. Nach der genauen Analyse<br />
der Anforderungen und möglichen Einsatzszenarien<br />
fand Ben Buchele für einen Schiffsbauer die optimale<br />
Lösung für eine Bilgenpumpe.<br />
Detlef Koslowsky, Head of Sales, Ben Buchele Elektromotorenwerke GmbH, Nürnberg<br />
Bei der Auslegung von Elektromotoren können spezifische<br />
Anforderungen schnell über die Möglichkeiten von Normmotoren<br />
hinausgehen. Dann sind Antriebe gefragt, welche<br />
passgenau auf die jeweilige Anwendung und Einbausituation<br />
zugeschnitten sind. Die Ben Buchele Elektromotorenwerke<br />
GmbH ist auf Sondermaschinen spezialisiert und zeigt in<br />
diesem Beitrag, wie ein Pumpenmotor auf einem Schiff für das<br />
Abpumpen der Bilge bei Überflutungen konzipiert wurde. Die<br />
Bilge ist der Kielraum bzw. der unterste Teil des Schiffsrumpfes.<br />
Der Schiffsbauer fragte bei Ben Buchele einen Elektromotor für<br />
eine Pumpe an, die eingedrungenes Wasser aus dem Maschinenraum<br />
des Schiffs zügig wieder abpumpt. Weitere Angaben des<br />
Kunden waren die Motorleistung mit 36 kW und eine Drehzahl<br />
von 3.600 U/min. Als Betriebsart wurde S1-Dauerbetrieb genannt,<br />
da der Motor permanent im Einsatz ist, wenn größere<br />
Wassermengen herauszupumpen sind. Zudem wurde die Schutzart<br />
IP68 gefordert: Der Motor sollte absolut dicht sein, da auch<br />
der Motor selbst einmal im Wasser stehen könnte und daher unterwassertauglich<br />
sein sollte.<br />
LEISTUNGSSTARK: MOTOR FÜR DEN NOTFALL<br />
Dass Wasser in den Schiffsrumpf eindringt und sich am tiefsten<br />
Punkt – in der Bilge – sammelt, ist normal, z. B. wenn in raueren<br />
Gewässern einzelne Wellenbrecher über das Deck schwappen.<br />
Es gibt immer offene Bereiche eines Schiffs, z. B. bei Fähren oder<br />
Frachtern, über die das Wasser dann unter Deck gelangt. Bei heftigeren<br />
Überflutungen ist eine Pumpe vonnöten, um das Wasser<br />
schnell wieder herauszupumpen.<br />
Der Motor ist also nicht in ständigem Gebrauch, sondern wird<br />
nur für den Notfall benötigt. Dies ist bei der Auslegung des Motors<br />
zu berücksichtigen. Bei Neuaufträgen ist es wichtig, sämtliche Parameter<br />
und Einflussfaktoren abzufragen, die für die Auslegung<br />
relevant sein könnten. Wie häufig solche Überflutungen vorkommen<br />
können, war hier die Frage. Zu quantifizieren sind solche<br />
Fälle nicht: Die Häufigkeit und Intensität von Überschwemmungen<br />
ist abhängig von Witterung und Standort. Auf Nachfrage wurde<br />
jedoch klar, dass der Motor in einem solchen Notfall in der Lage<br />
sein muss, seine volle Leistung im Dauerbetrieb zu erbringen –<br />
einschließlich der geforderten Leistungsparameter, Schutzart<br />
und der Abführung entstehender Wärme im Dauerbetrieb.<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Einbaulage des Motors.<br />
Üblich ist bei einem Pumpenmotor eine waagerechte Einbaulage<br />
direkt an der Pumpe; es handelt sich hier um Tauchpumpenmotoren.<br />
In diesem Fall hat der Kunde jedoch einen senkrechten<br />
Einbau mit der Welle nach unten vorgesehen. Diese Variante ist<br />
vorteilhaft für einen lüftergekühlten Motor, der in die engere Auswahl<br />
für die Auslegung kam. Die zentrale Herausforderung bei<br />
der Auslegung ist letztlich die mögliche Überflutung des Motors,<br />
denn im Idealfall soll er auch noch unter Wasser den Pumpenbetrieb<br />
verrichten. Ben Buchele hat dem Schiffbauer drei Motorvarianten<br />
für seinen Anwendungsfall vorgeschlagen:<br />
n wassergekühlter Motor<br />
n unbelüfteter Motor<br />
n luftgekühlter Motor mit Rutschkupplung<br />
WASSERGEKÜHLT<br />
Die eleganteste und sicherste Lösung ist ein wassergekühlter Motor,<br />
der sehr kompakt ist und damit wenig Bauraum beansprucht,<br />
dabei aber über eine hohe Leistung verfügt und dank der Wasserkühlung<br />
keine Wärme an die Umgebung abgibt. Ein solcher Motor<br />
ist gegen eindringendes Wasser rundum geschützt und verrichtet<br />
seinen Betrieb auch unter Wasser weiter zuverlässig. Nötig ist bei<br />
einem wassergekühlten Motor immer ein Kühlaggregat, was etwas<br />
mehr Kosten und Aufwand bedeutet.<br />
Vorgeschlagen wurde, den Motor in eine bestehende Wasserzirkulation<br />
an Bord mit einzubinden, was den Aufwand etwas ver-<br />
36 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SPECIAL: HEAVY-DUTY / OFFSHORE<br />
ringert. Ebenso ist es möglich, den Motor an ein bestehendes Hydrauliksystem<br />
mit anzuschließen, sodass der Motor mit Öl gekühlt<br />
werden kann. In diesem Fall würde der Motor etwas weniger<br />
Wärme abführen, da das Öl bereits eine gewisse Vorlauftemperatur<br />
im System hätte und nicht mehr so viel Wärme aufnehmen<br />
könnte. Entsprechend müsste der flüssigkeitsgekühlte Motor für<br />
die gewünschte Leistung entsprechend höher ausgelegt werden.<br />
UNBELÜFTET<br />
Alternativ ist der Einbau eines unbelüfteten Motors möglich. Er<br />
führt Wärme über die umgebende Luft ab, oder im Schiff auch<br />
über Feuchtigkeit und Wasser. Unbelüftete Motoren sind jedoch<br />
wesentlich größer: Für diese Anforderungen wäre eine Baugröße<br />
von 280 erforderlich, was einen höheren Materialeinsatz und damit<br />
höhere Kosten bedeutet.<br />
Zudem ist die Kühlung durch die Umgebungsluft nicht so effektiv<br />
wie durch einen Lüfter oder eine Wasserkühlung, zumal im<br />
Maschinenraum auch höhere Temperaturen herrschen können.<br />
Da die Umgebungstemperatur seitens des Kunden jedoch mit<br />
45 °C angegeben wurde, wurde auch der Einsatz eines unbelüfteten<br />
Motors in Betracht gezogen.<br />
LUFTGEKÜHLT MIT RUTSCHKUPPLUNG<br />
Möglichkeit drei ist ein deutlich kleinerer Motor der Baugröße<br />
200 mit integriertem Lüfter. Diese Variante ist insgesamt die<br />
günstigste Lösung für den Pumpenmotor. Anhand des Massenträgheitsmoments<br />
der bewegten Masse (d. h. Welle mit Rotor),<br />
lässt sich die Motorgröße einschätzen. Bei der Baugröße 200 ergibt<br />
sich nur noch ein Drittel des Massenträgheitsmoments der<br />
Baugröße 280. Das spart Kosten.<br />
Riskant ist jedoch der Lüfterbetrieb, wenn das Wasser zu hoch<br />
steigt. Zwar befindet sich laut Einbausituation der Lüfter ober-<br />
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SPECIAL: HEAVY-DUTY / OFFSHORE<br />
01 Wassergekühlte<br />
Motoren sind sehr kompakt<br />
und leistungsstark und<br />
können auch unter Wasser<br />
noch arbeiten. Sie benötigen<br />
allerdings ein zusätzliches<br />
Kühlaggregat<br />
02 Rutschkupplung: Wird das eingestellte<br />
Drehmoment im Überlastfall überschritten,<br />
rutscht das Antriebselement durch und<br />
begrenzt das Drehmoment<br />
halb des Motors und wird vom Wasser zum Schluss erreicht, jedoch muss der Lüfter<br />
im Ernstfall gegen den hohen Widerstand des Wassers arbeiten und würde Verluste<br />
in den Motor einbringen. Der Motor könnte trotz des umgebenden kalten<br />
Wassers überhitzen und ausfallen.<br />
Um dieses Szenario zu verhindern, hat Ben Buchele eine Motorvariante mit Lüfter<br />
und einer sogenannten Rutschkupplung erdacht. Eine Rutschkupplung ist eine Sicherheitseinrichtung,<br />
die beispielsweise bei Transportbändern zum Einsatz kommt.<br />
Treten Kräfte auf, die ein störungsfreies Weiterdrehen des Motors beeinträchtigen,<br />
kuppelt die Rutschkupplung aus und bewahrt den Motor vor Überhitzung.<br />
Beim lüfterbetriebenen Motor wird die Kupplung zwischen Welle und Lüfter<br />
platziert. Sie verfügt über Reibflächen, die einen gewissen Widerstand haben.<br />
Wenn der Gegenwiderstand durch den Lüfter, der im Wasser zu drehen versucht,<br />
zu groß wird, also ein gewisses Drehmoment erreicht wird, gleiten die Reibflächen<br />
auseinander und der Lüfter wird ausgekuppelt. Der Motor kann ohne Lüfter weiterlaufen<br />
– kühlend wirkt in dem Moment das umgebende Wasser. Da Rutschkupplungen<br />
Standardprodukte sind, bleibt der luftgekühlte Motor auch mit der Zusatzfunktion<br />
Rutschkupplung preislich attraktiv, nicht zuletzt wegen der geringeren<br />
Baugröße und des entsprechend geringeren Materialeinsatzes.<br />
MEHR SICHERHEIT<br />
Zwei zusätzliche Tools zur Sicherheitsüberwachung sind Bestandteil jedes Motors<br />
dieser Schutzart (ab IP56): eine Stillstandsheizung und ein Thermofühler. Dank ihres<br />
Gehäuses sind die Motoren zwar luft- und wasserdicht; das robuste Gehäuse<br />
besteht aus Grauguss und ist widerstandsfähig gegenüber Salzwasserkontakt und<br />
salzhaltiger Luft. Dennoch besteht die Möglichkeit, dass Feuchtigkeit eindringt,<br />
was zu Wicklungsausfällen führen kann. Die Stillstandsheizung bewirkt, dass der<br />
Motor, auch wenn er nicht läuft, gewärmt wird und so die Bildung von Kondensat<br />
verhindert wird. Darüber hinaus ist ein Thermofühler in jedem Motor integriert,<br />
welcher die Wicklung vor Überhitzung schützt. Er reagiert bei 155 °C und sorgt für<br />
eine Unterbrechung, sodass der Motor ausschaltet.<br />
DREI KONZEPTE, EINE LÖSUNG<br />
Für den Schiffbauer galt es, zwischen Sicherheitsanforderungen, örtlichen Gegebenheiten,<br />
Installationsaufwand und nicht zuletzt Kosten abzuwägen, welche Motorvariante<br />
sich für den Notfallbetrieb des Pumpenmotors am besten eignet. Letztlich<br />
hat er sich für das Konzept des lüftergekühlten Motors mit integrierter Rutschkupplung<br />
entschieden, das angesichts des eher seltenen Notfallbetriebs des Motors<br />
den Anforderungen technisch und wirtschaftlich am besten gerecht wird.<br />
Bilder: Image‘in – stock.adobe.com, Ben Buchele, Mayr<br />
www.benbuchele.de<br />
DIE IDEE<br />
„In rauer See können größere<br />
Wassermassen über das Deck<br />
schwappen und in den Schiffsrumpf<br />
gelangen. Zum Abpumpen wird ein<br />
leistungsstarker Motor benötigt, der<br />
im Notfall den Pumpenbetrieb auch<br />
noch verrichten kann, wenn er selbst<br />
unter Wasser steht. Keine einfache<br />
Aufgabe, aber lösbar, mit einem<br />
klugen Motorkonzept. Ein lüftergekühlter<br />
Motor mit integrierter<br />
Rutschkupplung erwies sich hier als<br />
die optimale Lösung für den Schiffbauer<br />
– technisch wie wirtschaftlich.<br />
Besondere Anforderungen und<br />
Spezifikationen erfordern stets eine<br />
sehr genaue Analyse der Anwendung.<br />
Mit maßgeschneiderten Lösungen<br />
bieten wir unseren Kunden so einen<br />
echten Mehrwert gegenüber<br />
Motoren von der Stange.“<br />
Detlef Koslowsky, Head of Sales,<br />
Ben Buchele Elektromotorenwerke<br />
GmbH, Nürnberg<br />
38 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
SCHWERLASTLAGER – ROBUST UND<br />
LANGLEBIG<br />
Schwerlastlager sind<br />
hart im Nehmen und<br />
bewähren sich überall<br />
dort, wo die Umgebung<br />
rau und die<br />
Belastung hoch ist.<br />
Schwerlastlager von<br />
Findling trotzen Staub<br />
und Schmutz, hohen<br />
Temperaturschwankungen,<br />
der Witterung sowie Stößen und Vibrationen. Die<br />
Xforce-Serie verbindet Hochleistung mit Wirtschaftlichkeit. Bei<br />
den Rillenkugellagern macht neben der robusten Konstruktion<br />
der Einsatz von Sonderfetten mit Hochlastadditiven die<br />
Wälzlager sehr langlebig. Gemäß repräsentativen Vergleichstests<br />
mit ausgewählten Typen konnte gegenüber Produkten mit<br />
handelsüblicher Standardbefettung und Ausstattung eine<br />
6- bis 15-fache Steigerung der Lebensdauer nachgewiesen<br />
werden. Die Additive haben verschleißmindernde Eigenschaften<br />
und gewähren einen sehr guten Korrosionsschutz. Unter<br />
der Bezeichnung „Extra Solid“ bietet die Serie auch eine<br />
Gehäuselager-Ausführung mit verstärkter Basis.<br />
Bild: Varga Jozsef Zoltan – shutterstock.com<br />
www.findling.com .de<br />
KUGELGEWINDETRIEB – DISTANZELEMENT<br />
AUS BIOBASIERTEM KUNSTSTOFF<br />
Als nach eigenen Angaben<br />
erstes Unternehmen<br />
weltweit stellt NSK ein<br />
Distanzelement für<br />
Kugelgewindetriebe vor,<br />
das zu 100 % aus biobasiertem<br />
Kunststoff<br />
gefertigt wird. Im Vergleich<br />
zu Distanzelementen aus fossilem Kunststoff wird so<br />
der CO 2<br />
-Fußabdruck über den Lebenszyklus um 90 % gesenkt.<br />
Damit sind Kugelgewindetriebe mit S1-Distanzelementen<br />
eine gute Wahl für jeden Maschinenbauer, der die CO 2<br />
-Bilanz<br />
seiner Maschinen verbessern möchte. Im vergangenen Jahr<br />
hat NSK bereits Wälzlagerkäfige aus biobasiertem Kunststoff<br />
vorgestellt, jetzt werden Kugelgewindetriebe mit Distanzelementen<br />
aus Bio-Kunststoff im Markt eingeführt. Das passt<br />
auch deshalb gut, weil Kugelgewindetriebe eine hocheffiziente<br />
Kraftübertragung bzw. Umwandlung von Rotation in<br />
Linearbewegung ermöglichen. Mit der Entwicklung des S1<br />
Distanzelementes aus Biokunststoff für Kugelgewindetriebe<br />
mit einem Durchmesser von 50 bis 200 mm leistet NSK dieser<br />
Entwicklung Vorschub und fördert den Weg in Richtung<br />
Kohlenstoffneutralität.<br />
www.nsk.com<br />
HYGIENIC-DESIGN-LINEARFÜHRUNG<br />
Igus ist Mitglied in der EHEDG und hat die erste Lineargleitführung entwickelt, die konsequent<br />
an die Hygienic-Design-Richtlinien angelehnt wurde. Dafür sorgen FDA-konforme<br />
Werkstoffe. Igus hat eine drylin W-Linearführung nach Hygienic-Design-Richtlinien entwickelt.<br />
Die Herausforderung war vor allem die Konstruktion eines spaltfreien Designs. Der<br />
Fokus lag auf der Gestaltung eines komplett spülbaren Schlittens aus dem Hochleistungspolymer<br />
iglidur A160, bei dem Flüssigkeiten ungehindert ablaufen können.<br />
www.igus.de<br />
OUR SOLUTION. YOUR SUCCESS.<br />
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WELLE-NABE-VERBINDUNGEN<br />
ZENTRIERGENAU: PRÄZISIONSLÖSUNGEN<br />
FÜR SCHWERLAST-ANTRIEBE<br />
Reibschlüssige Welle-Nabe-Verbindungen:<br />
Die Konus-Spannsätze und Schrumpfscheiben von<br />
Ringspann sorgen weltweit für die sichere und<br />
effiziente Kraftübertragung in Antriebssträngen<br />
von Fördersystemen, Baumaschinen, Pumpen,<br />
Turbinen und Generatoren. Als Heavy-Duty-<br />
Lösung eignen sich die True-Centering-Spannsätze<br />
und Schrumpfscheiben der RLK-Familie besonders<br />
für den Einsatz in Erdbewegungs- und<br />
Schüttgutanlagen der Montan- und<br />
Bergbautechnik. Was die Maschinenelemente<br />
auszeichnet, beschreibt der Beitrag.<br />
Alexander Regenhardt, Freier Fachjournalist, Darmstadt<br />
Als unverzichtbare Funktionselemente der reibschlüssigen<br />
Kraftübertragung finden sich die Welle-Nabe-Verbindungen<br />
von Ringspann heute in unzähligen Antriebssystemen<br />
des internationalen Maschinen- und<br />
Anlagenbaus. Maßstäbe in den Heavy-Duty-Anwendungen der<br />
Montan-, Bergbau- und Kraftwerkstechnik setzen hierbei vor allem<br />
die True-Centering-Spannsätze sowie die RLK-Schrumpfscheiben<br />
des Unternehmens. Sie zeichnen sich durch extreme<br />
Genauigkeiten bei der Nabe-Welle-Zentrierung aus und beeindrucken<br />
durch ihre hohen übertragbaren Drehmomente.<br />
Marvin Raquet, Produktmanager bei Ringspann sagt: „Darüber<br />
hinaus lassen sie sich stets optimal an die antriebstechnische Peripherie<br />
anpassen – beispielsweise wenn nur geringe Flächenpressungen<br />
möglich sind, weil die Naben sehr dünnwandig ausgeführt<br />
sind oder weil andere Anschlussteile zu schonen sind.“<br />
DOPPELSCHLITZ, PERFEKTER SITZ<br />
Die True-Centering-Spannsätze RLK 402 TC und RLK 404 TC<br />
sind Innenspann-Verbindungen zum spielfreien Befestigen von<br />
Naben auf Wellen. Zum Einsatz kommen sie vorrangig in den<br />
Antriebssystemen montantechnischer Schüttgut-Förderanlagen.<br />
Bei Anwendungen mit Komponenten, die im Betrieb erhöhten<br />
Biegebeanspruchungen ausgesetzt sind, gelten sie als die beste<br />
40 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SPECIAL: HEAVY-DUTY / OFFSHORE<br />
01<br />
01 True-Centering-Spannsätze RLK 402 TC und<br />
RLK 404 TC mit zweifacher Seitenschlitzung<br />
von Innen- und Außenring<br />
02 Beispiel Förderbandtrommel: Innenspann-<br />
Verbindungen zum spielfreien Befestigen von<br />
Naben auf Wellen mit Spannsätzen von Ringspann<br />
02<br />
Lösung. Ein Beispiel sind große Förderbandtrommeln. Sie überzeugen<br />
durch eine hervorragende Bearbeitungsqualität, übertragen<br />
Drehmomente von 18.500 bis 1.701.000 Nm und eignen sich<br />
für Antriebswellen mit Durchmessern von 100 bis 600 mm.<br />
Neben der dreiteiligen Bauform mit besonders langen und flachen<br />
Konen zeichnen sich die True-Centering-Spannsätze vor allem<br />
durch eine zweifache Seitenschlitzung von Innen- und Außenring<br />
aus. „Dieser Doppelschlitz gewährleistet bei der Zentrierung<br />
der Nabe auf der Welle extrem hohe Genauigkeiten – selbst<br />
bei einer mehrfachen Montage“, erklärt Marvin Raquet und ergänzt:<br />
„Außerdem ist bei normalen Anforderungen während des<br />
Spannens nicht mit einer axialen Verschiebung der Nabe zur<br />
Welle zu rechnen.“<br />
Ein Konus-Spannelement vom Typ RLK 402 TC oder RLK 404<br />
TC zentriert eine Bandtrommel mit höchster Präzision auf der<br />
Antriebswelle, und Trommel und Welle bleiben exakt zueinander<br />
positioniert. Das bedeutet: Weder muss der Konstrukteur des Antriebssystems<br />
im Vorfeld potenzielle Ungenauigkeiten berücksichtigen,<br />
noch muss sich der Instandhalter Gedanken machen,<br />
dass es seiner Wartungsarbeit an Präzision fehlt. Die Spannsätze<br />
leisten einen direkten Beitrag zum sicheren und effizienten Betrieb<br />
der Anlage und tragen darüber hinaus zur Reduzierung des<br />
MRO-Aufwands bei (Maintenance, Repair and Operations).<br />
DREHMOMENTE BIS 4.225.000 NM<br />
Ebenfalls auf dem Reibschluss-Prinzip beruht die hohe Leistungsfähigkeit<br />
der zwei- und dreiteiligen Schrumpfscheiben der<br />
RLK-Familie. Allerdings handelt es sich hierbei um Außenspann-<br />
Verbindungen zum spielfreien Befestigen von Hohlwellen oder<br />
Naben auf Antriebswellen. Sie kommen in der Bergbau- und<br />
Rohstoffgewinnungstechnik zum Einsatz – primär in den Getrieben<br />
von Becherwerken, Elevatoren oder Schaufelradbaggern.<br />
Marvin Raquet erläutert: „Mit maximal übertragbaren Drehmomenten<br />
von 4.225.000 Nm decken diese Schrumpfscheiben<br />
nahezu die gesamte Bandbreite montan- und kraftwerkstechnischer<br />
Anwendungen ab. Gleichzeitig markieren sie in puncto<br />
Kraftübertragung derzeit die obere Leistungsgrenze unserer reibschlüssigen<br />
Welle-Nabe-Verbindungen.“<br />
Die RLK-Schrumpfscheiben sind sehr montagefreundlich und<br />
eignen sich – je nach Variante – für Wellen mit 14 bis 620 mm<br />
Durchmesser. Zu den aktuellen Bestsellern des Unternehmens<br />
gehören derzeit die dreiteiligen Schrumpfscheiben der noch<br />
recht jungen Baureihe RLK 603 S. Sie überzeugen als vielseitige<br />
Universalisten für Hohlwellen und Naben mit Außendurchmessern<br />
von 14 bis 190 mm und übertragen Drehmomente von 18 bis<br />
156.100 Nm.<br />
STANDARD UND KUNDENSPEZIFISCH<br />
Basierend auf seinen weitreichenden Engineering-Kompetenzen<br />
und seiner hohen Fertigungstiefe kann Ringspann jederzeit konst-<br />
ruktive Modifikationen an seinen Welle-Nabe-Verbindungen vornehmen<br />
oder kundenspezifische Sonderlösungen realisieren. Ein<br />
Beispiel dafür sind etwa die Light-Ausführungen der True-Centering-Spannsätze.<br />
Ursprünglich wurden sie im Kundenauftrag für<br />
Antriebssysteme mit masseoptimierten Leichtbau-Naben entwickelt,<br />
heute finden sie sich im Standardangebot von Ringspann.<br />
Bilder: Ringspann; Roland Abel – stock.adobe.com<br />
www.ringspann.de<br />
DIE IDEE<br />
„Als Funktionselemente der reibschlüssigen<br />
Kraftübertragung agieren<br />
unsere True-Centering-Spannsätze<br />
und RLK-Schrumpfscheiben heute in<br />
vielen Heavy-Duty-Antriebssystemen<br />
der Montan-, Bergbau- und Kraftwerkstechnik.<br />
Eine Besonderheit bei<br />
unseren True-Centering-Spannsätzen<br />
ist die zweifache Seitenschlitzung<br />
von Innen- und Außenring. Dies<br />
ermöglicht eine extrem hohe Genauigkeit<br />
bei der Zentrierung der Nabe<br />
auf der Welle. Damit leisten wir einen<br />
wichtigen Beitrag zum sicheren und<br />
effizienten Betrieb von Anlagen<br />
weltweit und helfen den MRO-<br />
Aufwand zu reduzieren.“<br />
Marvin Raquet,<br />
Produktmanager,<br />
Ringspann GmbH, Bad Homburg<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 41
SPECIAL: HEAVY-DUTY / OFFSHORE<br />
WINDENERGIE<br />
HART AM WIND: ROTORBLATTLAGER AUF<br />
DEM WEG ZUR MODULARISIERUNG<br />
Zwei Trends in der technischen Weiterentwicklung von Windkraftanlagen haben<br />
direkten Einfluss auf das Design und die Zuverlässigkeit von Pitch- bzw. Blattlageranwendungen:<br />
das Größenwachstum der Anlagen und der Anstieg der Blattverstell- oder<br />
Pitch-Aktivität. Thyssenkrupp Rothe Erde und Hawe Hydraulik haben kooperiert und in<br />
Zusammenarbeit mit ITH Bolting Technology nun eine wegweisende Lösung für die<br />
daraus resultierenden Herausforderungen gefunden: Die Pitch-Bearing-Unit, kurz PBU.<br />
In den vergangenen 20 Jahren sind Windenergieanlagen kontinuierlich<br />
größer geworden. Die Rotorblattdurchmesser und<br />
Blattlängen sind entsprechend gewachsen. Das stellt OEMs<br />
von Windkraftanlagen vor zunehmende Herausforderungen.<br />
Mit immer größer werdenden Naben- und Rotorblattkomponenten<br />
steigen nicht nur die Anforderungen an die Bearbeitung,<br />
Montage und Logistik der Komponenten, sondern auch die mechanischen<br />
Belastungen im Bereich von Nabe und Blattlager. Immer<br />
aufwendigere Maßnahmen sind konstruktiv nötig, um eine<br />
ausreichende und auf die Einzelkomponenten abgestimmte Steifigkeit<br />
des Gesamtsystems zu erreichen, das aus der Nabe und<br />
den drei Blattlagern samt Rotorblättern besteht; dies gilt besonders<br />
für große Multi-MW-Windenergieanlagen. Gleiches gilt für<br />
das Design, die Lager-Berechnung und die experimentelle Validierung<br />
der einzelnen Komponenten.<br />
Ein zweiter Trend ist die kontinuierliche Zunahme der Pitch-<br />
Aktivität, beispielsweise aufgrund des Einsatzes einer sog. Individual<br />
Pitch Control (IPC). Die permanente Anpassung des Rotorblatt-Anstellwinkels<br />
verbessert zwar einerseits den Energieertrag<br />
und verringert die dynamischen Strukturbelastungen. Andererseits<br />
führt dies zu höheren zyklischen Beanspruchungen im<br />
Laufbahnsystem der Pitch- oder Blattlager, was erhöhte Tragfähigkeitsanforderungen<br />
an das Lager mit sich bringt.<br />
Um einen reibungslosen Betrieb der Anlage über den gesamten,<br />
erwarteten Lebenszyklus von 20 bis 25 Jahren sicherzustellen,<br />
werden konstruktiv angepasste Blattlager [1], [2] und Blattverstell-<br />
42 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SPECIAL: HEAVY-DUTY / OFFSHORE<br />
antriebe [3] benötigt. OEMs denken derzeit über den Einsatz von<br />
dreireihigen Rollendrehverbindungen anstelle der bisher üblichen<br />
Vierpunktkugellager nach. Bei gleichem Einbauraum – bedingt<br />
durch den Linienkontakt – verfügen diese über eine höhere<br />
statische und dynamische Tragfähigkeit des Laufbahnsystems<br />
und halten der höheren zyklischen Beanspruchung besser Stand.<br />
Sie können aber Probleme bereiten, wenn beispielweise die Nabe,<br />
auch aufgrund ihrer Größe, unzureichende Steifigkeitseigenschaften<br />
aufweist. Um dies zu vermeiden, müssen oft zusätzliche<br />
Versteifungen an der Nabe angebracht werden – sei es im Gussteil<br />
selbst oder durch zusätzlich montierte Komponenten.<br />
Die Naben werden damit aber insgesamt nicht nur immer größer,<br />
sie werden auch immer komplexer und teurer, und zwar sowohl<br />
in der Herstellung und der anschließenden mechanischen<br />
Bearbeitung als auch bei Montage, Logistik und Transport. Bei<br />
weiterem Größenwachstum kann die Größe konventionell konstruierter<br />
Naben vor allem bei Onshore-Anlagen zu logistischen<br />
Problemen führen und zusätzliche Kosten für Sondertransporte<br />
verursachen – wenn zum Beispiel Nabengrundkörper größer 4 m<br />
nicht mehr unterhalb von Brücken transportiert werden können.<br />
DER MARKT VERLANGT NEUE LÖSUNGEN<br />
Die steigende Größe der Naben in Verbindung mit dem OEM-seitigen<br />
Aufwand für die nabengebundene Montage des Blattverstellantriebs,<br />
die zumeist im Werk stattfindet, trifft dabei auf einen<br />
umkämpften Markt, der unter Preisdruck steht und Kosteneinsparungen<br />
fordert. Ein höherer Integrationsgrad und vorgefertigte<br />
Baugruppen bzw. Module können auch hier die Antwort sein.<br />
Auch die Frage nach Produktionskapazitäten stellt sich: Wird<br />
es in Anbetracht der zu erwartenden Nachfragesteigerung ausreichend<br />
Gießereien und Subunternehmer geben, die in der Lage<br />
sind, solche XXL-Naben zu gießen, aufwendig zu bearbeiten und<br />
in ausreichender Menge herzustellen?<br />
PITCH-BEARING-UNIT<br />
Vor diesem Hintergrund denken die Unternehmen Thyssenkrupp<br />
Rothe Erde Germany GmbH und Hawe Energy Solutions das Thema<br />
neu: In gemeinsamer Zusammenarbeit mit ITH Bolting Technology,<br />
dem führenden Systemlieferanten in der Schraubtechnik,<br />
ist es ihnen gelungen, eine innovative Systemlösung zu entwickeln:<br />
die Pitch-Bearing-Unit (PBU).<br />
Im Prinzip handelt es sich um ein einbaufertiges Blattlager-<br />
Modul: Die Funktionen von Blattlager, hydraulischem oder elektrischem<br />
Blattverstellantrieb und nabenseitigem Versteifungselement<br />
werden integriert. Sie wird direkt zwischen Nabe und Blatt<br />
verschraubt und verlagert damit die konstruktive Anbindung des<br />
Pitchantriebs samt entsprechender Peripherie komplett von der<br />
Nabe in die PBU.<br />
Der hydraulische Pitchantrieb wird als vorgefertigte und geprüfte<br />
Einheit direkt in das Blattlager integriert. Diese Kombination<br />
stellt eine einbaufertige Systemlösung dar. Die von Hawe<br />
Energy Solutions entwickelte, hydraulische Lösung besteht aus:<br />
1. den Pitchzylindern zur Verstellung des Blattanstellwinkels,<br />
2. hydraulischen Kolbenspeichern zur bedarfsgerechten Energieversorgung,<br />
3. dem Steuerblock mit einem hochdynamischen<br />
Proportionalventil und 4. der notwendigen Verrohrung. Das<br />
Pitch-Modul kann vom Hersteller der Windenergieanlage sowohl<br />
für hydraulische Pitchsysteme als auch im Austausch für elektrische<br />
Pitchsysteme verwendet werden.<br />
Die konische Form schafft die mechanischen Vorteile der Extendereinheit.<br />
Die angeflanschte Nabe kann insgesamt kleiner<br />
und durch die Verlagerung aller Antriebskomponenten in die<br />
PBU auch deutlich einfacher ausgeführt werden. Umgekehrt betrachtet<br />
kann bei unveränderter Nabengröße der Blattwurzeldurchmesser<br />
und damit die Blattlänge erhöht werden.<br />
In beiden Fällen verbessern sich die Steifigkeitseigenschaften<br />
des Gesamtsystems, da der Lasteintrag auf die Nabe homogener<br />
ist. Die Notwendigkeit nabenseitiger Versteifungen wird reduziert,<br />
was besonders bei Rollendrehverbindungen von Vorteil ist.<br />
Die Nabenkonstruktion wird in ihrer Größe reduziert und bleibt<br />
weniger komplex, was sich auf die Kosten für Herstellung, Verarbeitung<br />
und Transport entsprechend auswirkt. Die Ready-torun-Funktionalität<br />
ermöglicht eine vereinfachte, modulorientierte<br />
Installation vor Ort.<br />
Noch werden Naben für jedes Windkraftanlagenprojekt maßgefertigt.<br />
Die durch die PBU ermöglichte Vereinfachung der Nabenkonstruktion<br />
könnte im aktuellen Marktumfeld jedoch den<br />
Weg für Standardisierungen ebnen. Denkbar wäre beispielsweise<br />
die Entwicklung hin zu einer Standard-Nabe, die mittels unterschiedlicher<br />
Extender-Ringe an die jeweilige OEM-Anforderung<br />
angepasst wird. Eine Modifikation der OEM-Lieferkette weg von<br />
der Sonderanfertigung hin zum Produkt von der Stange mit entsprechenden<br />
Skaleneffekten hinsichtlich Produktionsmengen<br />
und -kosten wäre zukünftig ebenfalls denkbar. Zudem könnte<br />
möglichen Produktionsengpässen und Lieferkettenproblemen<br />
bei weiter rasant steigender Nachfrage vorgebeugt werden.<br />
Weitere Vorteile im konkreten Projekt sind realisierbar. Wird die<br />
infolge der PBU ermöglichte Vergrößerung des Blattwurzeldurch-<br />
01 Neue, verkleinerte Nabe einer 7 MW-Windkraftanlage mit integrierter,<br />
betriebsbereiter PBU (links hydraulisch, rechts elektrisch angetrieben)<br />
02 Eine von mehreren Bauformen des anschlussfertigen Pitchmoduls<br />
02<br />
01<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 43
SPECIAL: HEAVY-DUTY / OFFSHORE<br />
messers beispielweise für eine gezielte Hochskalierung der Rotorblattlänge<br />
genutzt, kann die Projektionsfläche des Rotors vergrößert und ein<br />
etabliertes Turbinendesign mit wenigen Anpassungen und ohne eine<br />
komplette OEM-seitige Turbinen-Neuentwicklung eingesetzt werden,<br />
wie z. B. für Schwachwindstandorte.<br />
Eine Proof-of-concept-Studie lieferte konkrete Zahlen. Zwei Szenarien<br />
wurden simuliert: eine Onshore-Windkraftanlage (7 MW) sowie eine<br />
Offshore-Windkraftanlage (10 MW).<br />
BEISPIELE ZEIGEN VORTEILE FÜR OEMS AUF<br />
Beispiel 1: Für eine Onshore-Windkraftanlage mit einer Leistung von<br />
7 bis 8 MW wurden insbesondere die Kosteneinsparungen bei der Nabenherstellung<br />
und -bearbeitung sowie für Transport und Logistik untersucht.<br />
Der Rotorblattdurchmesser dieser fiktiven Anlage, die irgendwo<br />
in Europa stehen könnte, beträgt 172 m bei einem blattseitigen Anschlussdurchmesser<br />
von ca. 4 m. Eine konventionell konstruierte Nabe<br />
für diese Rotorblattlänge hätte beispielsweise ein Gesamtgewicht von<br />
ca. 54 t und äußere Abmessungen von ca. 5 m x 4,9 m (ohne Blattlager).<br />
OEM-spezifische Abweichungen sind möglich. Käme hier die neue Nabe<br />
mit integrierter PBU zum Einsatz, ließe sich das Gewicht der Nabe<br />
auf 39 t und äußere Abmessungen von 4,3 x 4,4 m reduzieren. Für die<br />
Auslieferung wurden in diesem Beispiel (i) die vorgefertigte Nabe ohne<br />
vorherigen Transport zum OEM und (ii) die vormontierte, getestete<br />
PBU getrennt auf zwei verschiedenen Fahrzeugen zur Montage auf der<br />
Baustelle vor Ort transportiert. Dies führte zu einer deutlichen Reduzierung<br />
der Transportkosten durch kürzere Wege und geringeren Logistikaufwand<br />
sowie zu einer Vereinfachung der Montagetätigkeiten. Darüber<br />
hinaus reduzieren sich die Nabenkosten durch die nabenseitige Gewichtseinsparung<br />
und die weniger komplexen Bearbeitungsschritte.<br />
Beispiel 2: Im Fall einer Offshore-Windkraftanlage mit 10 MW Leistung<br />
hätte bei gegebenem Durchmesser der Rotorblattwurzel eine Reduzierung<br />
des Nabendurchmessers von 6 auf 5 m erreicht werden können.<br />
Vergleicht man die Werte mit der einer konventionellen Nabe, so<br />
konnte der Lochkreisdurchmesser (BCD) um 750 mm von 4.975 auf<br />
4.200 mm verkleinert werden, wobei der Rotorblattdurchmesser mit<br />
4.600 mm unverändert geblieben ist. Die PBU stellt selbst in Verbindung<br />
mit der kleineren Nabe hierbei eine erheblich bessere Systemsteifigkeit<br />
zu Verfügung, welche einen zuverlässigen Einsatz von Rollendrehverbindungen<br />
mit hoher Lebensdauer erst ermöglicht.<br />
VOLLE WINDKRAFT VORAUS<br />
Für viele der aktuell am Markt für Windkraftanlagen diskutierten Fragestellungen<br />
liefert die Pitch-Bearing-Unit die passenden Antworten.<br />
Sie ermöglicht eine Reduzierung der Total-Cost-of-Ownership (TCO)<br />
und sorgt bei kleinerer, einfacher aufgebauter Nabe für eine verbesserte<br />
Steifigkeit des Gesamtsystems. Zudem ebnet sie den Weg für längst<br />
überfällige Standardisierungen und Modularisierungen in diesem Bereich,<br />
was die Entwicklung, Herstellung, Logistik und Montage wesentlich<br />
vereinfacht.<br />
Literaturverzeichnis:<br />
[1] Becker, D. et al.: Design and calculation process for large-sized multi-MW blade<br />
bearing applications based on multi-bearing FE analyses, Bearing World 2022,<br />
Würzburg<br />
[2] Becker, D. et al.: Multi-MW blade bearing applications. Advanced Bearing Calculation<br />
Process and Product Development Trends, Center for Wind Drives (CWD) Konferenz,<br />
03 / <strong>2023</strong>, Aachen<br />
[3] Nocker, A.: Hart am Wind drehen, <strong>antriebstechnik</strong> 12/2022<br />
Bilder: Hawe Hydraulik, Thyssenkrupp Rothe Erde, Fabian – stock.adobe.com<br />
www.thyssenkrupp-rotheerde.com<br />
www.hawe.com<br />
www.ith.com<br />
Dr.-Ing. MBA Daniel Becker, Head of Bearing<br />
Calculation and Tools, Thyssenkrupp Rothe Erde<br />
Germany GmbH, Lippstadt,<br />
Dr.-Ing. Martin Neidnicht, Head of Group FEM<br />
Applications, Thyssenkrupp Rothe Erde<br />
Germany GmbH, Lippstadt,<br />
Andreas Nocker, Key Market Manager Renewable,<br />
Energy Key Markets & Application,<br />
Hawe Hydraulik SE, München,<br />
Torben Jørgensen, Technical Sales Advisor,<br />
Hawe Energy Solutions A/S, Albertslund, Dänemark,<br />
Jesper Berg Hansen, Chief Technology Officer,<br />
Hawe Energy Solutions A/S, Albertslund, Dänemark<br />
DIE IDEE<br />
„Die Leistung von Windkraftanlagen<br />
steigt – und damit auch die Abmessungen<br />
der Naben- und Rotorblattkomponenten.<br />
Dieser Größentrend<br />
stellt wachsende technische Anforderungen<br />
an zukünftige Blattlager im<br />
On- und Offshore-Bereich. Auch für die<br />
Logistik der immer größeren Komponenten<br />
müssen Alternativen gefunden<br />
werden. Thyssenkrupp Rothe Erde und<br />
Hawe Hydraulik haben zusammen<br />
eine innovative Lösung entwickelt:<br />
die Pitch-Bearing-Unit. Das Blattlager-<br />
Modul integriert Pitchlager- und<br />
Pitchantriebsfunktionalität und sorgt<br />
für eine signifikant verbesserte<br />
Systemsteifigkeit. Darüber hinaus<br />
trägt die PBU dazu bei, die Nabengröße<br />
zu reduzieren und den Blattwurzeldurchmesser<br />
und damit die<br />
Blattlänge für Upscaling-Zwecke zu<br />
vergrößern. Die konsequente Modularisierung<br />
ermöglich eine Optimierung<br />
der Lieferkette und vereinfacht die<br />
Montage. Nabe und Blattlager samt<br />
Blattverstellantrieb können getrennt<br />
transportiert werden, was hohe<br />
Transportkosten vermeidet.“<br />
Dr.-Ing. MBA Daniel Becker, Head of<br />
Bearing Calculation and Tools,<br />
Thyssenkrupp Rothe Erde<br />
Germany GmbH, Lippstadt<br />
Andreas Nocker,<br />
Key Market Manager Renewable,<br />
Energy Key Markets & Application,<br />
Hawe Hydraulik SE, München<br />
44 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
LASER-WEGSENSOR FÜR DEN INLINE-EINSATZ<br />
Die Laser-Triangulationssensoren optoN-<br />
CDT 1900 von Micro- Epsilon sind jetzt<br />
noch smarter, schneller und einfacher zu<br />
bedienen. Mit den integrierten Schnittstellen<br />
EtherCAT, EtherNet/IP und Profinet<br />
lassen sich die Sensoren einfach an<br />
Steuerungen anbinden. Sie vereinen eine<br />
hohe Messrate mit kompakter Baugröße,<br />
integriertem Controller und hoher<br />
Messgenauigkeit. Montagezubehör und<br />
ein intuitives Bedienkonzept per Webinterface<br />
verkürzen die Inbetriebnahme. Die Laser-Triangulationssensoren werden zur<br />
automatisierten Weg-, Abstands- und Positionsmessungen in industriellen<br />
Prozessen eingesetzt. Sie liefern hochgenaue Messwerte in einer Vielzahl von<br />
Anwendung, wie z. B. in der Automobilfertigung, dem 3D-Druck, in Koordinatenmessmaschinen,<br />
Spritzguss-, Verpackungs- und CNC-Maschinen sowie in der<br />
Batterie-Industrie, in der Smartphone-Produktion und in Roboteranwendungen.<br />
Über die zweistufige Messwertmittelung bieten die Sensoren einen glatten<br />
Signalverlauf an Stufen und Kanten, wodurch Signalüberschwinger verhindert<br />
werden. Für wechselnde Oberflächen steht die „Advanced Surface Compensation“<br />
zur Verfügung, die bei schnellem Oberflächenwechsel die Belichtungszeit an die<br />
Targetoberfläche anpasst.<br />
www.micro-epsilon.de<br />
BEWEGUNG!<br />
KRAFTAUFNEHMER MIT BREITEM MESS-SPEKTRUM<br />
In der Produktfamilie der Kraftaufnehmer<br />
von GTM ist die Serie RF die Baureihe mit<br />
der größten Nennkraft von bis zu 10 MN. Sie<br />
besitzt zudem das breiteste Mess-Spektrum<br />
von 25 kN bis 10 MN und ist robust gebaut.<br />
Die Komponenten sind tolerant bei Überlast<br />
und weitgehend unempfindlich gegenüber<br />
Störkräften wie Querkräften oder Biegemomenten.<br />
Sie besitzen eine sehr hohe Präzision mit einer Genauigkeitsklasse von<br />
0,05, sind Kalibrierfähig nach DIN EN ISO 376, lassen sich als Referenzaufnehmer<br />
in Prüfmaschinen (Einstufung nach ISO7500, Klasse 0,5) einsetzen und können<br />
dank beidseitigem Flansch einfach und vielseitig montiert werden. Für die Serie RF<br />
nennt GTM zwei unterschiedliche Kennwerte: 2 mV/V für quasi-statische Anwendungen<br />
und für dynamische Anwendungen einen Nennkraftwert von 1,6 mV/V<br />
mit der vollen zulässigen Schwingbeanspruchung ± 100 %.<br />
www.gtm-gmbh.com<br />
SPANNSÄTZE FÜR SPIELFREIE DREHMOMENTÜBERTRAGUNG<br />
KBK fertigt eine große Bandbreite<br />
kraftschlüssiger Welle-Nabe-Verbindungen.<br />
Der Anwender hat die Wahl<br />
zwischen selbstzentrierenden und<br />
nicht-selbstzentrierenden Spannsätzen.<br />
Die selbstzentrierenden Spannsätze sind<br />
für Wellendurchmesser von 4 bis<br />
465 mm und Drehmomente von 3 bis<br />
610.000 Nm lieferbar, die nicht-selbstzentrierenden Ausführungen für Wellen mit<br />
Durchmessern von 14 bis 285 mm und Drehmomente von 255 bis 68.000 Nm. Die<br />
kraftschlüssigen Spannsätze von KBK noch einen weiteren Vorteil: Es gibt keinerlei<br />
Kerbwirkungen oder Passungsrost. Darüber hinaus garantieren die Spannsätze<br />
aufgrund ihrer radialen Pressung sehr gute Rundlaufeigenschaften.<br />
www.kbk-<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />
FRIZLEN Brems- und Anlasswiderstände<br />
sorgen weltweit für Dynamik<br />
bei Hub- und Fahrantrieben in<br />
Krananlagen, im Logistikbereich<br />
sowie bei mobilen Systemen<br />
im Hafenbereich und Offshore.<br />
Leistungen von 10 W bis 500 kW<br />
Bis IP67, mit UL / CE<br />
FRIZLEN Leistungswiderstände<br />
Belastbar<br />
Zuverlässig<br />
Made in Germany<br />
Tel. +49 7144 8100-0<br />
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FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
SCHIFFSGETRIEBE<br />
SPEZIELLE ANFORDERUNGEN UND<br />
VARIANTEN SCHNELL IM KATALOG<br />
Die FVA-Workbench der<br />
Forschungsvereinigung Antriebstechnik<br />
schafft Synergien bei der Entwicklung<br />
von Schiffsantrieben. Die Firma Reintjes<br />
nutzt die Lösung, um komplexe<br />
Berechnungen für Getriebe zu<br />
automatisieren. Das weltweit agierende,<br />
mittelständische Unternehmen kann so<br />
noch flexibler auf den Markt reagieren<br />
und auch spezielle Anforderungen<br />
kurzfristig in seinen Katalogen<br />
berücksichtigen. Die FVA-Workbench ist<br />
eine herstellerneutrale Softwarelösung<br />
zur Modellierung, Parametrierung und<br />
Berechnung von Getriebesystemen.<br />
Benjamin Abert, Head of Consulting & Service,<br />
FVA GmbH, Frankfurt a. M.<br />
Die Firma Reintjes ist ein internationaler Spezialist für Schiffsantriebe.<br />
Bei der Entwicklung von Antrieben setzt das Unternehmen aus<br />
Hameln auf ein hohes Maß an Kundenorientierung und geht auf<br />
spezielle Anforderungen und Wünsche ein. Um diese Art von Sonderanfragen<br />
bedienen zu können, legt die Geschäftsführung großen Wert<br />
auf die Flexibilität der Kataloge. Dies stellt die Getriebespezialisten im<br />
Haus jedoch immer wieder vor neue Herausforderungen, etwa um neue<br />
Nebenantriebe an bestehende Getriebe anzupassen, Nachrüstlösungen zu<br />
entwickeln und flexibel konfigurierbare Antriebe anzubieten. Damit wird<br />
gewährleistet, dass die Antriebe bereits zu diesem Zeitpunkt als Hybridantriebe<br />
ausgeführt und als Standardlösung angeboten werden können.<br />
BERECHNUNGEN BESSER AUTOMATISIEREN<br />
Die FVA-Workbench ist eine herstellerneutrale Softwarelösung für die Modellierung,<br />
Parametrisierung und Berechnung von Getriebesystemen. Sie<br />
bündelt 50 Jahre Forschung und Entwicklung aus dem Expertennetzwerk<br />
der FVA und macht das gesammelte Wissen für die industrielle Praxis direkt<br />
nutzbar.<br />
Neue Getriebereihen zu entwickeln ist kosten- und zeitintensiv. Dies gilt<br />
besonders für Schiffsantriebe, da hier zusätzlich zu den vorgeschriebenen<br />
Nachweisen auch Zertifizierungen von Klassifikationsgesellschaften erreicht<br />
werden müssen. Daher bietet Reintjes die gleichen Getriebe für verschiedene<br />
Schiffstypen an. Für die Entwicklung der Getriebe bedeutet dies,<br />
dass bei jeder Anwendung mit einer anderen Belastung und anderem Fahrprofil<br />
gefahren wird. Je nach Fahrprofil ändern sich die Lebensdauer und<br />
die Wartungsintervalle. Deshalb muss jedes Getriebe mit allen anwendbaren<br />
Fahrprofilen vorab berücksichtigt und berechnet werden.<br />
Diese Berechnungen können vollständig automatisiert mit der FVA-<br />
Workbench erstellt werden. Hierfür stehen einfach zu bedienende Skript<br />
46 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
funktionen zur Verfügung. Als erstes werden<br />
die in den Datenbanken abgelegten Fahrprofile<br />
über ein Skript geladen. Danach prägen die<br />
Skripte die Lasten auf das Getriebe auf und führen<br />
die Berechnungen automatisiert durch.<br />
Neue Anforderungen an die Leistungsdichte,<br />
neue Power-Take-Off-/Power-Take-In-Optionen<br />
(PTO/PTI) oder spezielle Kundenanfragen<br />
erfordern immer kürzere Zyklen bei Anpassungen<br />
der Kataloge. Zu diesem Zwecke wird die<br />
FVA-Workbench eingesetzt. In einem automatisierten<br />
Berechnungsvorgang werden die Verzahnungsdaten<br />
aus einer Datenbank gelesen<br />
und die Getriebemodelle automatisch angepasst.<br />
Anschließend werden die Lasten aufgeprägt<br />
und die Berechnung gestartet. Als Ergebnis<br />
können die Katalogdaten exportiert werden.<br />
Die Aufgabe einer Katalogüberarbeitung wurde<br />
vor der Einführung der FVA-Workbench manuell<br />
vorgenommen, die Modelle wurden händisch<br />
angepasst und die Ergebnisse in eine Tabelle<br />
kopiert. Für den gesamten Katalog waren<br />
mehrere Personen eine Woche lang beschäftigt.<br />
Die Skripte in der FVA-Workbench reduzieren<br />
nun den Zeitaufwand auf wenige Stunden. Außerdem<br />
wird sichergestellt, dass keine Übertragungsfehler<br />
auftreten, was bei einer manuellen<br />
Überarbeitung nie ganz ausgeschlossen werden<br />
kann.<br />
Dr. Hagen Birkholz leitet die Entwicklung bei<br />
Reintjes und bekräftigt: „Mit der FVA-Workbench<br />
sind Automatisierungen einfach zu erstellen.<br />
Die daraus resultierende Kosten- und Zeitersparnis<br />
ermöglicht es unseren Expertinnen<br />
und Experten, sie anderweitig einzusetzen, was<br />
wiederum unserer Kundschaft zugutekommt.“<br />
Um eine möglichst hohe Synergie in der Entwicklung<br />
zu erreichen, wird die FVA-Workbench<br />
im Unternehmen nicht nur in der technischen<br />
Berechnung, sondern auch in der Konstruktion<br />
verwendet. Da in der Konstruktion die<br />
äußeren Dimensionen und die Lageranordnung<br />
im Vordergrund stehen, wurde auf<br />
Wunsch von Reintjes ein Schalter zur Vereinfachung<br />
der Verzahnungsberechnung eingebaut.<br />
Normalerweise wird in der FVA-Workbench der<br />
Einfluss der Lastverteilung auf die Wellenbiegelinie<br />
berücksichtigt. Dabei spielt die Auslegung<br />
der Mikrogeometrie eine entscheidende Rolle.<br />
Mithilfe des Schalters kann die Verzahnungsbelastung<br />
bei der Konstruktion als konstant angenommen<br />
werden. Das entspricht der Annahme,<br />
dass bereits eine geeignete Mikrogeometrie<br />
ausgelegt wurde. Damit kann die Konstruktionsabteilung<br />
die Lagerlebensdauer mit dem<br />
gleichen Werkzeug berechnen wie die technische<br />
Berechnung. Dies garantiert nicht nur Ergebnisgleichheit,<br />
sondern ermöglicht auch eine<br />
durchgängige und nahtlose Produktentwicklung.<br />
Weiterhin können die gleichen Datenbanken<br />
und Skripte verwendet werden, aus denen<br />
auch die Modelle für die technische Berechnung<br />
erstellt werden. Dadurch können Änderungskonstruktionen<br />
schnell durchgeführt werden,<br />
wie beispielsweise das Einfügen einer neuen<br />
Übersetzung in ein bestehendes Getriebe.<br />
Am Puls der Forschung:<br />
Die FVA-Workbench ist eine<br />
herstellerneutrale Softwarelösung<br />
für die Modellierung, Parametrisierung und<br />
Berechnung von Getriebesystemen<br />
UNTERSTÜTZT ZERTIFIZIERUNGEN<br />
Alle kritischen Produkte in der Marinetechnik<br />
müssen von einer Klassifikationsgesellschaft<br />
zertifiziert sein. Dazu gehören u.a. die Getriebe<br />
der Antriebseinheit. In den Regeln der Klassifikationsgesellschaften<br />
sind Berechnungsansätze<br />
und Mindestsicherheiten für Getriebe festgelegt.<br />
So ist intuitiv einsichtig, dass die Hafeneinfahrt<br />
einer Yacht andere Anforderungen an das<br />
Getriebe stellt als die eines Arbeitsschiffes. Diese<br />
Berechnungsansätze sind auch in der FVA-<br />
Workbench integriert, was die Auslegen von<br />
Schiffgetrieben stark vereinfacht. Das anpassbare<br />
Reportingsystem der FVA-Workbench unterstützt<br />
Unternehmen bei der Produkt-Zertifizierung.<br />
Es ist damit ein Leichtes, Reportvorlagen<br />
zu erstellen, die alle für die Zertifizierung<br />
erforderlichen Daten enthalten.<br />
FAZIT<br />
Die Automatisierungsmöglichkeiten der FVA-<br />
Workbench machen es einfach, wiederkehrende<br />
Prozesse sicher durchzuführen. Auf diesem<br />
Weg können Modelle automatisch aufgebaut,<br />
Massenrechnungen konfiguriert und die Ergebnisse<br />
exportiert werden. Mit gut dokumentierten<br />
und leicht bedienbaren Skriptbefehlen können<br />
sowohl einfache Arbeitsabläufe als auch<br />
komplexe Prozesse automatisiert werden. Die<br />
FVA-Workbench eignet sich für alle Bereiche<br />
der Getriebeentwicklung. Mit genormten Komponentenberechnungen<br />
und detaillierten Systemsimulationen<br />
kann die Software bereits in<br />
der Konstruktion eingesetzt werden. Fehler<br />
können so früher erkannt und korrigiert werden.<br />
Außerdem entfallen Schnittstellen. Die<br />
Vielzahl verfügbarer Berechnungsansätze ermöglicht<br />
eine schnelle und bedarfsgerechte<br />
Auslegung von Antriebssystemen. Besonders<br />
interessant für die Schiffbauindustrie sind die<br />
umfangreichen Regeln der Klassifikationsgesellschaften,<br />
die sich einfach anwenden lassen.<br />
Bilder: Reintjes, FVA<br />
www.reintjes-gears.de<br />
www.fva-service.de<br />
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2
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
GENAUIGKEITSSTEIGERUNG<br />
NEUARTIGE POSITIONSREGELUNG<br />
FÜR VERSPANNTE<br />
ZAHNSTANGE-RITZEL-ANTRIEBSSYSTEME<br />
Das zur Steigerung der Positioniergenauigkeit zu kompensierende Umkehrspiel tritt bei<br />
Zahnstange-Ritzel-Antriebssystemen (ZRA) im verwendeten Getriebe und zwischen<br />
Zahnstange und Ritzel auf. Eine effektive und dem Stand der Technik entsprechende Methode<br />
zur Minimierung des Umkehrspiels ist die elektrische Verspannung zweier redundanter<br />
Antriebe. In Werkzeugmaschinen werden neben den dynamischen Eigenschaften des<br />
eingesetzten Antriebssystems auch höchste Anforderungen an dessen Genauigkeit gestellt.<br />
Ein Lösungsansatz zur Genauigkeitssteigerung von ZRA ist der Einsatz von Messsystemen<br />
entlang der Achse. Diese stellen jedoch bei großen Verfahrwegen häufig einen zentralen<br />
Kostenpunkt der Vorschubachse dar und werden aus diesem Grund bei diesem<br />
Forschungsprojekt nicht verwendet. Stattdessen werden erstmals die Messsysteme beider<br />
Antriebe zur Lageregelung genutzt und zwischen den Motoren umgeschaltet, um eine<br />
kontinuierliche Kraftübertragung zu gewährleisten.<br />
Valentin Leipe, Armin Lechler, Alexander Verl, Institut für Steuerungstechnik der<br />
Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen der Universität Stuttgart<br />
48 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
Das eingesetzte Antriebssystem hat einen wesentlichen<br />
Einfluss auf die Fertigungsqualität und Dynamik von<br />
Produktionsanlagen. Die in diesem Forschungsprojekt<br />
betrachteten Zahnstange-Ritzel-Antriebe (ZRA), welche<br />
für Maschinen mit langen Verfahrwegen bevorzugt verwendet<br />
werden, zeichnen sich für den Einsatz in Werkzeugmaschinen<br />
insbesondere dadurch aus, dass die Steifigkeit unabhängig von<br />
der Verfahrlänge ist. Dadurch können lange Linearbewegungen<br />
bei hohen Kräften realisiert werden. Eine zentrale Herausforderung<br />
bei ZRA ist das Umkehrspiel im Antriebssystem, welches die<br />
erreichbare Genauigkeit und Dynamik des Systems limitiert.<br />
UMKEHRSPIEL IM ANTRIEBSSTRANG<br />
Das Umkehrspiel tritt bei Richtungsumkehr zwischen dem Ritzel<br />
und der Zahnstange aufgrund des Wechsels der Zahnstange-Ritzel-Kontaktfläche<br />
auf. Regelungstechnisch betrachtet ist dies eine<br />
Nichtlinearität und beeinflusst die Regelgüte des Antriebssystems<br />
negativ. Um die Auswirkungen des Umkehrspiels zwischen<br />
Zahnstange und Ritzel bei Richtungsumkehr zu kompensieren<br />
und somit den Anforderungen heutiger Produktionsanlagen gerecht<br />
zu werden, werden häufig elektrisch verspannte Antriebe<br />
verwendet. Für eine hohe Positionier- und Bahngenauigkeit werden<br />
meist lineare Messsysteme zur direkten Lageregelung eingesetzt,<br />
welche die Position des Maschinentischs erfassen. Zur Reduzierung<br />
der Kosten bei Werkzeugmaschinen mit langen Verfahrwegen<br />
wird oft das Messsystem eines Antriebs zur Lageregelung<br />
verwendet. Dadurch kann auf ein lineares Tischmesssystem<br />
entlang des gesamten Verfahrwegs verzichtet werden. Dies führt<br />
allerdings zu Genauigkeitsverlusten durch Abweichungen zwischen<br />
Motor- und Tischposition aufgrund fertigungsbedingter<br />
Toleranzen im mechanischen Antriebsstrang. Zudem ist neben<br />
den durch die Toleranzen entstehenden kinematischen Fehlern<br />
auch das Umkehrspiel nicht mehr Teil der Regelstrecke. Durch<br />
eine elektrische Verspannung zweier redundanter Antriebe kann<br />
das Umkehrspiel von ZRA kompensiert werden. Die Verspannung<br />
wird mithilfe eines Momentenausgleichsreglers realisiert,<br />
indem ein zusätzliches Verspannungsmoment T V<br />
aufgeschaltet<br />
wird. Dadurch entsteht ein Versatz im Verlauf der Drehmomente<br />
der Antriebe M 1<br />
und M 2<br />
. Das Umkehrspiel (UKS) tritt auf, wenn<br />
das Vorzeichen des Drehmoments eines Antriebs wechselt<br />
(siehe Bild 01). Aufgrund der Verspannung wird das Umkehrspiel<br />
nicht mehr gleichzeitig durchlaufen, da Motor 1 dies bei<br />
-2T V<br />
und Motor 2 bei +2T V<br />
durchläuft. Dadurch ist einer der Antriebe<br />
immer kraftübertragend. Für die Regelung wird das Motorsignal<br />
verwendet, welches nicht vom Umkehrspiel betroffen ist.<br />
MASTER-SWITCH<br />
Wie bereits erwähnt, tritt das Umkehrspiel aufgrund der Verspannung<br />
nie in beiden Antriebssträngen gleichzeitig auf. Diese Eigenschaft<br />
dient als Grundlage für die neuartige Positionsregelung<br />
in einem Master-Satellite-Verbund. Durch Umschalten auf<br />
01 Drehmomentverlauf der Motoren bei<br />
elektrischer Verspannung<br />
das Gebersignal des kraftübertragenden Motors wird ein kontinuierlicher<br />
Kontakt zwischen Zahnstange und Ritzel gewährleistet<br />
und das System ist dadurch stets steuerbar. Das Umkehrspiel<br />
ist somit nicht mehr Teil der Regelstrecke und die zurückgeführte<br />
Position ist vom Umkehrspiel befreit. Im Lageregelkreis werden<br />
dafür erstmals die Messsysteme beider Antriebe zur Vorschubbewegung<br />
verwendet.<br />
Der Master-Switch besteht aus drei Teilfunktionen: die Rekonstruktion<br />
der Tischposition, dem Umschaltelement und einem<br />
Driftkompensator. Die Signalrekonstruktion der Tischposition<br />
wird mithilfe der gemessenen Motorposition für den jeweiligen<br />
Antriebsstrang anhand von Modellgleichungen berechnet. Welche<br />
der beiden Rekonstruktionen für die Lageregelung verwendet<br />
wird, wird vom Umschaltelement entschieden. Dazu wird auf<br />
den Antrieb umgeschaltet, welcher nicht vom Umkehrspiel betroffen<br />
ist. Durch häufiges Umschalten zwischen den Messsystemen<br />
aufgrund von Richtungsumkehr liegt das zur Regelung zurückgeführte<br />
Signal aufgrund von kinematischen Fehlern langfristig<br />
nicht mehr auf einem der Motorgeber. Diese entstehende<br />
Drift muss berücksichtigt und kompensiert werden. Der Master-<br />
Switch stellt in der Rückführung eine vom Umkehrspiel befreite<br />
und rekonstruierte Tischposition zur Lageregelung bereit. Das<br />
Ziel dieses Ansatzes ist es, die Genauigkeit von elektrisch verspannten<br />
ZRA mit indirekter Lageregelung zu steigern, um den<br />
Genauigkeitsbereich von direkt geregelten Systemen zu ermöglichen.<br />
Der Master-Switch wird in die Rückführung des Lageregel-<br />
STUTTGARTER LAGEREGELSEMINAR DES ISW<br />
Das ISW veranstaltet am 12. & 13. September <strong>2023</strong> das Stuttgarter Lageregelseminar (LRS).<br />
Dort werden zum einen industrienahe Forschungsthemen des ISWs im Bereich Antriebs- und<br />
Maschinentechnik, Additive Fertigung sowie Industrie- und Seilrobotik vorgestellt und zum<br />
anderen werden Vorträge von Vertretern aus der Industrie gehalten. Auf der zweitägigen<br />
Veranstaltung geben Referenten aus Industrie und Forschung einen Einblick zu aktuellen<br />
Forschungsergebnissen und Entwicklungen. Es werden zwei Keynotes und insgesamt sechs<br />
Sessions zu den jeweiligen Teildisziplinen mit je einem Vortrag aus der Forschung und Industrie<br />
angeboten. Mehr Informationen finden auf der Webseite des Lageregelseminars. Dieser Beitrag gibt einen Einblick in<br />
eines der am Seminar behandelten Themen.<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 49
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
02 Integration des Master-Switches in den Lageregelkreis<br />
03 Die im Simulationsmodell berücksichtigten Eigenschaften des Zahnstange-Ritzel-Antriebs<br />
kreises integriert und kann ohne zusätzliche Hardwarekomponenten<br />
verwendet werden. Die Integration des Master-Switches<br />
in den Lageregelkreis ist in Bild 02 dargestellt. Es ist zu erkennen,<br />
dass das System mit einer indirekten Lageregelung geregelt wird<br />
und somit keine Signale vom Maschinentisch zurückgeführt werden.<br />
Die Signale vom Antriebsstrang, wie der aktuelle Strom i a<br />
,<br />
die aktuelle Geschwindigkeit v a<br />
und die aktuelle Position der Motoren<br />
x a<br />
, werden zur Regelung des Systems verwendet. Der Master-Switch<br />
führt eine geschätzte Tischposition auf Basis der<br />
Motorpositionen an den Positionsregler zurück.<br />
SYSTEMIDENTIFIKATION UND MODELLBILDUNG<br />
FÖRDERUNG<br />
Die Autoren danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) für die finanzielle Unterstützung des Projekts<br />
(Projekt Nr. 462185026).<br />
Die entwickelten Methoden werden am Institut für Steuerungstechnik<br />
der Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen<br />
(ISW) vorab an einem Simulationsmodell evaluiert, bevor diese<br />
am Prüfstand (Bild Seite 48) implementiert werden. Dafür muss<br />
das reale System identifiziert und die einzelnen Effekte im Modell<br />
berücksichtigt werden. Im Simulationsmodell sind die ZRA<br />
spezifischen Eigenschaften wie das positionsabhängige Umkehrspiel,<br />
Reibkurven und die Steifigkeit sowie Dämpfung berücksichtigt.<br />
Diese sind im Mechanikmodell integriert. Das Mechanikmodell<br />
besteht aus drei Komponenten: dem jeweiligen Motor,<br />
dem zugehörigen Getriebe und einem Maschinentisch. Im Getriebe-Block<br />
ist das Umkehrspiel, welches positionsabhängig ist,<br />
hinterlegt. Zudem wurde die Reibung der Motoren und der Getriebe<br />
mit einer an Messdaten angenäherten Funktion zusammengefasst<br />
und in das Modell integriert. Die Steifigkeit, welche<br />
durch den Kontakt zwischen Zahnstange und Ritzel variiert, wurde<br />
ebenfalls im Simulationsmodell hinterlegt. Das Simulationsmodell<br />
der mechanischen Komponenten mit den beschriebenen<br />
Effekten ist in Bild 03 dargestellt.<br />
AUSBLICK<br />
Die im Simulationsmodell entwickelte Methode wird mithilfe eines<br />
Rapid-Control-Prototyping-Systems auf den Prüfstand übertragen,<br />
um den Master-Switch an einem realen System mit industriellen<br />
Komponenten zu testen. Anschließend sollen experimentelle<br />
Validierungen durchgeführt werden, mit denen nachgewiesen<br />
werden soll, dass die Genauigkeit von Systemen mit<br />
einem Master-Satellite-Verbund durch diesen Ansatz verbessert<br />
werden kann. Weitere Einblicke in die Projektergebnisse werden<br />
im Rahmen des Lageregelseminars <strong>2023</strong> am Institut für Steuerungstechnik<br />
gegeben.<br />
Bilder: ISW Stuttgart<br />
www.lageregelseminar-stuttgart.de<br />
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