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antriebstechnik 7-8/2023

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SPECIAL: HEAVY-DUTY / OFFSHORE<br />

SONDERMOTOREN<br />

PASSGENAU:<br />

PUMPENMOTOR<br />

FÜR DIE BILGE<br />

Von der Anfrage bis zum klugen Motor-Konzept:<br />

Worauf es bei der Auswahl eines geeigneten<br />

E-Motors ankommt, zeigt dieses Beispiel aus der<br />

maritimen Antriebstechnik. Nach der genauen Analyse<br />

der Anforderungen und möglichen Einsatzszenarien<br />

fand Ben Buchele für einen Schiffsbauer die optimale<br />

Lösung für eine Bilgenpumpe.<br />

Detlef Koslowsky, Head of Sales, Ben Buchele Elektromotorenwerke GmbH, Nürnberg<br />

Bei der Auslegung von Elektromotoren können spezifische<br />

Anforderungen schnell über die Möglichkeiten von Normmotoren<br />

hinausgehen. Dann sind Antriebe gefragt, welche<br />

passgenau auf die jeweilige Anwendung und Einbausituation<br />

zugeschnitten sind. Die Ben Buchele Elektromotorenwerke<br />

GmbH ist auf Sondermaschinen spezialisiert und zeigt in<br />

diesem Beitrag, wie ein Pumpenmotor auf einem Schiff für das<br />

Abpumpen der Bilge bei Überflutungen konzipiert wurde. Die<br />

Bilge ist der Kielraum bzw. der unterste Teil des Schiffsrumpfes.<br />

Der Schiffsbauer fragte bei Ben Buchele einen Elektromotor für<br />

eine Pumpe an, die eingedrungenes Wasser aus dem Maschinenraum<br />

des Schiffs zügig wieder abpumpt. Weitere Angaben des<br />

Kunden waren die Motorleistung mit 36 kW und eine Drehzahl<br />

von 3.600 U/min. Als Betriebsart wurde S1-Dauerbetrieb genannt,<br />

da der Motor permanent im Einsatz ist, wenn größere<br />

Wassermengen herauszupumpen sind. Zudem wurde die Schutzart<br />

IP68 gefordert: Der Motor sollte absolut dicht sein, da auch<br />

der Motor selbst einmal im Wasser stehen könnte und daher unterwassertauglich<br />

sein sollte.<br />

LEISTUNGSSTARK: MOTOR FÜR DEN NOTFALL<br />

Dass Wasser in den Schiffsrumpf eindringt und sich am tiefsten<br />

Punkt – in der Bilge – sammelt, ist normal, z. B. wenn in raueren<br />

Gewässern einzelne Wellenbrecher über das Deck schwappen.<br />

Es gibt immer offene Bereiche eines Schiffs, z. B. bei Fähren oder<br />

Frachtern, über die das Wasser dann unter Deck gelangt. Bei heftigeren<br />

Überflutungen ist eine Pumpe vonnöten, um das Wasser<br />

schnell wieder herauszupumpen.<br />

Der Motor ist also nicht in ständigem Gebrauch, sondern wird<br />

nur für den Notfall benötigt. Dies ist bei der Auslegung des Motors<br />

zu berücksichtigen. Bei Neuaufträgen ist es wichtig, sämtliche Parameter<br />

und Einflussfaktoren abzufragen, die für die Auslegung<br />

relevant sein könnten. Wie häufig solche Überflutungen vorkommen<br />

können, war hier die Frage. Zu quantifizieren sind solche<br />

Fälle nicht: Die Häufigkeit und Intensität von Überschwemmungen<br />

ist abhängig von Witterung und Standort. Auf Nachfrage wurde<br />

jedoch klar, dass der Motor in einem solchen Notfall in der Lage<br />

sein muss, seine volle Leistung im Dauerbetrieb zu erbringen –<br />

einschließlich der geforderten Leistungsparameter, Schutzart<br />

und der Abführung entstehender Wärme im Dauerbetrieb.<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Einbaulage des Motors.<br />

Üblich ist bei einem Pumpenmotor eine waagerechte Einbaulage<br />

direkt an der Pumpe; es handelt sich hier um Tauchpumpenmotoren.<br />

In diesem Fall hat der Kunde jedoch einen senkrechten<br />

Einbau mit der Welle nach unten vorgesehen. Diese Variante ist<br />

vorteilhaft für einen lüftergekühlten Motor, der in die engere Auswahl<br />

für die Auslegung kam. Die zentrale Herausforderung bei<br />

der Auslegung ist letztlich die mögliche Überflutung des Motors,<br />

denn im Idealfall soll er auch noch unter Wasser den Pumpenbetrieb<br />

verrichten. Ben Buchele hat dem Schiffbauer drei Motorvarianten<br />

für seinen Anwendungsfall vorgeschlagen:<br />

n wassergekühlter Motor<br />

n unbelüfteter Motor<br />

n luftgekühlter Motor mit Rutschkupplung<br />

WASSERGEKÜHLT<br />

Die eleganteste und sicherste Lösung ist ein wassergekühlter Motor,<br />

der sehr kompakt ist und damit wenig Bauraum beansprucht,<br />

dabei aber über eine hohe Leistung verfügt und dank der Wasserkühlung<br />

keine Wärme an die Umgebung abgibt. Ein solcher Motor<br />

ist gegen eindringendes Wasser rundum geschützt und verrichtet<br />

seinen Betrieb auch unter Wasser weiter zuverlässig. Nötig ist bei<br />

einem wassergekühlten Motor immer ein Kühlaggregat, was etwas<br />

mehr Kosten und Aufwand bedeutet.<br />

Vorgeschlagen wurde, den Motor in eine bestehende Wasserzirkulation<br />

an Bord mit einzubinden, was den Aufwand etwas ver-<br />

36 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2023</strong>/07-08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de

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