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RegioBusiness - Juni 2019

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<strong>Juni</strong> <strong>2019</strong> I Jahrgang 18 I Nr. 203<br />

Baustoffe & Baustoffhandel 17<br />

Massivbau ist ökologischer als sein Ruf<br />

Grüne Politiker fordern die Holzbaupflicht. Bauwirtschaft will dagegen eine Versachlichung der Bewertung der Baustoffe Stein, Holz und Beton.<br />

Holz klingt öko. Es ist aber<br />

nicht der einzige umweltfreundliche<br />

Baustoff.“ Thomas<br />

Möller, Hauptgeschäftsführer<br />

der Bauwirtschaft Baden-Württemberg,<br />

fordert deshalb eine Versachlichung<br />

in der aktuellen Ökobilanz-Debatte<br />

der Baustoffe<br />

Stein, Holz und Beton. „Vor allem<br />

bei öffentlichen Auftraggebern<br />

sollte die Wahl der Bauweise<br />

keine Glaubensfrage sein, denn<br />

die Fakten sprechen für sich und<br />

zeigen, dass sowohl massive Baustoffe<br />

als auch Holz geeignet sind<br />

für die Anforderungen des modernen<br />

Bauens.“ Die derzeit einseitige<br />

Förderpolitik des Landes Baden-Württemberg<br />

sowie einiger<br />

Kommunen zugunsten des Baustoffes<br />

Holz sei daher nicht akzeptabel.<br />

„Was wir brauchen, sind objektive<br />

Kriterien, die sich an umweltfreundlichen,<br />

ökonomischen<br />

und qualitativ hochwertigen Baustoffen<br />

und Baustandards orientieren.<br />

Ideologisch motivierte Debatten<br />

helfen angesichts des aktuellen<br />

Wohnraummangels nicht<br />

weiter.“<br />

Massivbau kann bei<br />

Heizwerten punkten<br />

»Was wir brauchen,<br />

sind objektive<br />

Kriterien, die<br />

sich an umweltfreundlichen,<br />

ökonomischen<br />

und<br />

qualitativ hochwertigen<br />

Baustoffen<br />

und Baustandards<br />

orientieren«<br />

Chancengleichheit: Die Bauwirtschaft wehrt sich gegen die<br />

einseitige Förderung des Werkstoffes Holz.<br />

Foto: Archiv<br />

Möller verweist in diesem Zusammenhang<br />

darauf, dass auch Steine<br />

ein natürlicher und umweltfreundlicher<br />

Baustoff seien und für den<br />

Einsatz im Bauprozess permanent<br />

weiterentwickelt würden: „Man<br />

wird sich noch wundern, was innovativer<br />

Massivbau alles kann<br />

und wie klimafreundlich dieser<br />

Baustoff ist.“<br />

„Was die Ökobilanz und den Heizenergiebedarf<br />

angeht, so erreichen<br />

massive Bauweisen hervorragende<br />

Werte“, so der Hauptgeschäftsführer.<br />

Vorteilhaft wirken<br />

sich dabei auch die günstigen Wärmespeichereffekte<br />

der schweren<br />

Baumaterialien aus. Zudem gibt<br />

es im Massivbau zahlreiche interessante<br />

Neuentwicklungen. Dazu<br />

gehören zum Beispiel ein klimaneutraler<br />

Ziegel, ein Ziegel-Holz-<br />

Hybrid-Baustoff sowie Kalksandstein<br />

aus wiederverwertetem Porenbeton.<br />

Zu den Pluspunkten<br />

des Mauerwerksbaus zählen nicht<br />

zuletzt die günstigen Baukosten.<br />

Hervorragende Leistungen bringt<br />

die Massivbauweise beim sommerlichen<br />

Wärmeschutz. Denn die<br />

hohe thermische Masse von Mauerwerk<br />

bremst in der warmen Jahreszeit<br />

effektiv die Aufheizung der<br />

Räume. Massivbauten punkten außerdem<br />

durch einen optimalen<br />

Schallschutz sowie ein sehr gutes<br />

Brandschutzverhalten, das deutlich<br />

über die Mindestanforderungen<br />

hinausgeht.<br />

pm<br />

www.bauwirtschaft-bw.de<br />

Werkstücke aus Granulat<br />

Ein Start-up aus Jagstzell will mit 3D-Druck im Pulverbettverfahren durchstarten. Die Werkstoffe sollen<br />

über den Kunststoff hinaus auf Harz und Metall erweitert werden.<br />

Bauen: Holzfenster schaffen ein behagliches Wohnklima.<br />

Holz im Blick<br />

Der natürliche Werkstoff hat viele Vorteile. Bei Fenstern<br />

jedoch rangiert er weit abgeschlagen hinter Kunststoff.<br />

Knapp 15 Millionen Fenster<br />

werden in Deutschland<br />

jährlich produziert, davon aber<br />

nur rund zwei Millionen mit einem<br />

Holzrahmen. Dabei haben<br />

Holzfenster viele Vorteile gegenüber<br />

Kunststoff.<br />

Sie bringen von Natur aus gute<br />

Dämmwerte mit. Besonders witterungsbeständig<br />

sind Harthölzer<br />

wie Eiche. Ein weiteres<br />

Plus: Bei starken Temperaturschwankungen<br />

behält Holz<br />

seine Form. „Holzfenster sind<br />

besonders attraktiv für Modernisierer<br />

und Baufamilien, die<br />

großen Wert auf gesundes Wohnen<br />

legen“, sagt Angelika Sosnowski<br />

von der BHW Bausparkasse.<br />

Die Holzrahmen sind<br />

feuchtigkeitsregulierend und<br />

beugen so der Schimmelbildung<br />

in Innenräumen vor.<br />

Argument Preis:<br />

Kunststoff ist billiger<br />

Dennoch sind Kunststofffenster<br />

mit einem Marktanteil von 58<br />

Prozent führend, vor Fenstern<br />

aus Holz, Holz-Aluminium und<br />

Aluminium. Das dürfte vor allem<br />

am Preis liegen: Sie sind<br />

rund ein Viertel günstiger als<br />

Holzfenster. Meist bestehen<br />

Kunststofffenster aus Polyvinylchlorid<br />

(PVC), einem witterungsbeständigen<br />

und außerdem<br />

pflegeleichten Material mit<br />

einer Lebensdauer von 40 bis<br />

50 Jahren.<br />

Argument Nachhaltigkeit:<br />

Holz hält bis zu 50 Jahre<br />

Optisch sind Holzfenster die Gewinner.<br />

Vor allem klassische<br />

Modelle wie Sprossenfenster<br />

sind nicht nur bei Altbausanierern<br />

beliebt. Die Investition in<br />

Holzfenster lohnt sich auch mit<br />

Blick auf die Nachhaltigkeit.<br />

„Bei richtiger Pflege halten<br />

Holzfenster bis zu 50 Jahre, zudem<br />

sind sie umweltfreundlich<br />

und recycelbar“, so die Expertin.<br />

Etwa alle fünf Jahre sollten<br />

Holzfenster neu gestrichen werden.<br />

Wer das nicht möchte, kann<br />

sich für Holz-Aluminium-Fenster<br />

entscheiden. Sie benötigen<br />

weniger Pflege. Zwar kosten<br />

die Hybridfenster rund 25 Prozent<br />

mehr als reine Holzfenster,<br />

vereinen dafür aber die wohngesunden<br />

Eigenschaften von<br />

Holz mit der Witterungsbeständigkeit<br />

einer Aluminiumverschalung.<br />

pm<br />

www.bhw.de<br />

Foto: BHW<br />

Die<br />

Produktionsvorbereitung<br />

mutet spartanisch an: ein<br />

Computer, zwei Bildschirme, ein<br />

Computerprogramm. Aber die<br />

Komponenten haben es in sich:<br />

Der tonnenschwere Multijet-Fusion-Drucker<br />

wird mit einer eigens<br />

für das spezielle Werkstück<br />

erschaffenen 3D-Datei gespeist.<br />

Im virtuellen 3D-Bauraum wird<br />

dann gedruckt. In der sogenannten<br />

„Built-unit“ verwandelt sich<br />

das Kunststoffgranulat dann in ein<br />

Werkstück.<br />

Die neu gegründete „Plus Manufact<br />

GmbH“ will innovativen 3D<br />

Druck im Pulverbettverfahren als<br />

Ergänzung zur herkömmlichen<br />

Teilefertigung anbieten. „Dort, wo<br />

die Bearbeitung von Werkstücken<br />

durch Fräsen, Drehen und Bohren<br />

an ihre Grenzen stößt, sorgt<br />

ein 3D-Drucker für tadellose Ergebnisse",<br />

erklärt Klaus Schmid.<br />

Für die Gründung des Unternehmens<br />

haben sich Klaus Schmid,<br />

seit elf Jahren Geschäftsführer der<br />

Schmid Metalltechnik GmbH aus<br />

Jagstzell, und Simon Nagel, Maschinenbautechniker<br />

und Consultant<br />

in den Bereichen Additive Fertigung<br />

und CAD-Konstruktionen,<br />

zusammengetan. „Wir öffnen in<br />

Sachen Geometrie und Design<br />

komplett neue Türen“, sagt<br />

Schmid und Nagel ergänzt:<br />

„Durch den industriellen<br />

3D-Druck können wir komplett<br />

neue Bauteile realisieren.“ Dabei<br />

sei die Maschine nicht nur für Prototypen,<br />

sondern auch für die Serienfertigung<br />

geeignet. Plus Manufact<br />

könne Vorserien und Serienproduktionen<br />

fertigen, so Nagel.<br />

So sei man in der Lage, Werkstücke<br />

von der medizintechnischen<br />

Armprothese bis zum hochkomplexen<br />

Maschinenbauteil herzustellen.<br />

Nagel: „Je abstrakter die<br />

Geometrie des Werkstückes,<br />

desto interessanter wird es für<br />

uns.“ Das Thema 3D-Druck oder<br />

genauer die additive Fertigung ist<br />

seit Jahren ein Trendthema in zahlreichen<br />

Branchen. „Unser Ansatz<br />

ist jedoch, es nicht bei theoretischen<br />

Ansätzen oder dem Rapid<br />

Prototyping zu belassen, sondern<br />

den Firmen beim Einstieg in die<br />

neue additive Welt zu unterstützen“,<br />

erklärt Schmid.<br />

Rund 350 000 Euro haben die<br />

Gründer in das Start-up investiert,<br />

das derzeit im Obergeschoss unter<br />

dem Dach der Firma Schmid<br />

Metalltechnik zu Hause ist. Doch<br />

noch in diesem Jahr ist eine Betriebsvergrößerung<br />

mit Hallenneubau<br />

auf dem angrenzenden Gewerbegrundstück<br />

vorgesehen.<br />

Die Werkstoffe sollen dann über<br />

den Kunststoff hinaus auf Harz<br />

und Metall erweitert werden.<br />

Die Zielgruppen reichen dabei<br />

von Maschinenbau über Architektur<br />

bis hin zu Medizintechnik. pm<br />

www.plusmanufact.de<br />

Start-up: Klaus Schmid und Simon Nagel (v.li.) wollen neben Kunststoffen<br />

auch Harz und Metall im Drucker einsetzen. Foto: Plus Manufact

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