reisen EXCLUSIV - Sommer 2019
Die große Hotel-Ausgabe * 43 Lieblinghotels * Schiffsreisen – Die Welt von der Reling entdecken * New York City * Neuseeland * Service: Flugangst * Lifestyle: Kochbücher, Sonnenbrillen, Bikini Love * Gewinnspiele
Die große Hotel-Ausgabe
* 43 Lieblinghotels
* Schiffsreisen – Die Welt von der Reling entdecken
* New York City
* Neuseeland
* Service: Flugangst
* Lifestyle: Kochbücher, Sonnenbrillen, Bikini Love
* Gewinnspiele
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<strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong><br />
Deutschland € 7,90 · Schweiz SFR 13,50 · Österreich € 9,00<br />
Das Magazin für Reisen & Lifestyle<br />
Immer eine<br />
Reise wert<br />
NEUSEELAND<br />
NEW YORK<br />
Schiffs<br />
REISEN<br />
DIE WELT VON DER<br />
RELING ENTDECKEN<br />
43 Lieblings<br />
HOTELS
Planen Sie Ihre Reise in die USA mit<br />
einem der führenden Reiseveranstalter.<br />
Unsere Reiseberater arbeiten Ihnen Ihre<br />
individuelle Traumreise aus.<br />
( 0511. 37 444 750<br />
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EDITORIAL<br />
BEI ANKUNFT ABREISE<br />
Schon beim Vorfahren hatte ich so ein mulmiges<br />
Gefühl. Das Bed and Breakfast war ein prächtiges<br />
weißes Herrenhaus in Dänemark. In der Kiesauffahrt<br />
nach der pittoresken Baumallee begrüßten<br />
uns Steinlöwen, Marmorvasen und rustikale Stühle<br />
aus einem anderen Jahrzehnt. Wir parkten unser Auto<br />
und liefen zum Eingang. Abgeschlossen. Niemand öffnete<br />
uns die Tür. Dann kam ein englischer Jaguar vorgefahren,<br />
und zwei Männer stiegen aus. Gäste des Hauses, wie sich herausstellte. »Ach, der Besitzer<br />
ist wohl gerade nicht da. Wir lassen Euch mal rein.« Ein wenig unwohl war uns, als wir<br />
die nächsten 30 Minuten damit verbrachten, durch die öffentlichen Räume der Pension<br />
zu schlendern. Es war alles in Weiß gehalten, und alles hatte ein kleines Preisschild.<br />
Ob die Steinbüste der Nofretete, der barocke Spiegel, der ausgestopfte Vogel auf der<br />
Fensterbank – einfach alles. Theoretisch eine ganz praktische Idee, ein B&B mit einem<br />
Antiquitätenladen zu kombinieren.<br />
ASIEN<br />
UNTER SEGELN<br />
Bali • Singapur • Phuket<br />
Borneo • Ko Samui<br />
Wir nahmen auf den Rokoko-Stühlen Platz. Einer der Gäste polterte derweil untenrum<br />
unbekleidet an uns vorbei durch den Gang auf der Suche nach Alkohol. Die Eagles kamen<br />
mir in den Sinn. Folgende Textzeile aus Hotel California: »You can check out anytime you<br />
like, but you can never leave.«<br />
Als wir gerade beschlossen, nicht weiter zu warten, kam der Besitzer aus seinem Nebenhaus.<br />
»Wollt ihr Euer Zimmer sehen?« Eine lieblose Tour durch sein Haus folgte. Bis wir in<br />
einem noch liebloseren Zimmer endeten. Dort wartete auf uns Gäste eine ausgeklappte<br />
Schlafcouch, für Kinder bestens geeignet, aber für uns? Die weiteren Vorzüge des Zimmers:<br />
kein Schrank, kein TV, kein Schlüssel und vor allem kein Bad. Dafür aber reichlich<br />
Preisschilder.<br />
STAR CLIPPERS<br />
T r a u m u r l a u b u n t e r S e g e l n<br />
NOVEMBER 2018 - MÄRZ 2020<br />
Für alle 28 Zimmer gab es zwei Bäder. Kleine Bäder. Jeweils ein WC. Jeweils ein Waschbecken.<br />
Und insgesamt nur eine richtige Dusche. Und wer nachts mal aufs Töpfchen muss,<br />
der muss sich quer durch das antike Haus bewegen. Das knarzt, das brummt, und es ist<br />
unmöglich, sich geräuschlos zu bewegen. Fazit: Jeder wäre wach!<br />
Nein, danke. Preis und Leistung stimmen hier leider nicht. Denn fast 200 Euro für eine<br />
Schlafcouch ohne Bad ist eindeutig Wucher. Auch in Skandinavien. Vielleicht gab es Kaviar<br />
zum Frühstück, wer weiß. Das würde vielleicht einen Preis wie diesen rechtfertigen.<br />
Aber das ist uns auch nicht wichtig gewesen. Wir wollten ein Bett, in dem es sich gemütlich<br />
liegt. Und etwas Privatsphäre.<br />
Damit Ihnen das nicht passiert, haben wir in vielen Monaten unsere Lieblingshotels gesammelt,<br />
haben probegeschlafen und Fakten gesammelt.<br />
• SÜDOSTASIEN • KARIBIK • MITTELMEER • OZEANÜBERQUERUNG<br />
• PANAMAKANAL<br />
STAR CLIPPERS<br />
Traumurlaub unter Segeln<br />
INDONESIEN MITTELMEER ATLANTIKÜBERQUERUNGEN<br />
Vorschau April 2020 - November 2020<br />
AB SOFORT BUCHBAR!<br />
Den aktuellen Hauptkatalog November 2018 -<br />
März 2020 sowie die Vorschau April 2020 -<br />
November 2020 mit vielen Informationen<br />
können Sie ab sofort bei uns anfordern.<br />
Wir hoffen, es ist auch ein schönes Haus für Sie dabei. Ach ja, sollten Sie uns Ihr Lieblingshotel<br />
nennen wollen, nur zu. Wir sind gerne ganz Ohr: info@<strong>reisen</strong>exclusiv.com<br />
Jennifer Latuperisa-Andresen<br />
Instagram @fraumuksch<br />
Ihr Marktführer für Segel<strong>reisen</strong> mit Kreuzfahrtkomfort<br />
Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro oder bei:<br />
STAR CLIPPERS KREUZFAHRTEN GMBH<br />
sommer <strong>2019</strong> Gebührenfreie Hotline: 00800 / 78 27 25 47 (STARCLIP) 3<br />
info@star-clippers.de · www.star-clippers.de
Lifestyle<br />
»Eine Nacht im Grand Hotel<br />
ist Luxus für den Körper.<br />
Eine Nacht unterm Sternenzelt<br />
ist Luxus für die Seele.«<br />
Till Eitel<br />
20 Kochbücher<br />
Mit Köstlichkeiten eine Weltreise antreten? Mit diesen Büchern<br />
kein Problem. Und lecker sind die Gerichte obendrein.<br />
32 Sonnenbrillen<br />
Das Must-have für jede Reise! Doch was trägt man diesen<br />
<strong>Sommer</strong>? Wir zeigen es!<br />
47 Bikini Love<br />
Bekleidung, die in keinem Koffer fehlen darf? Genau:<br />
Badesachen. Hier sind echte Hingucker!<br />
Gewinnspiele<br />
67 Romantik-Aufenthalt<br />
Wer hier nach zwei Nächten abreist, fühlt sich wie neugeboren.<br />
122 Ab in den Schwarzwald<br />
Aller guten Dinge sind drei! Drei Nächte plus Drei-Gänge-Menü<br />
im Schwarzwald gewinnen.<br />
154 Hotelaufenthalt in Wien<br />
Zwei Übernachtungen für zwei Personen in der österreichischen<br />
Hauptstadt gewinnen.<br />
Inhalt<br />
3 Editorial<br />
6 Check In<br />
14 Kolumne<br />
15 Vorfreude<br />
147 Service<br />
152 Abo<br />
154 Impressum<br />
22<br />
NEW YORK CITY
Lieblings<br />
HOTELS<br />
<strong>2019</strong><br />
USA<br />
SCHIFF<br />
Fotos: Norbert Eisele-Hein, Can Bordoy<br />
22 New York City<br />
Schon mal bei einem Besuch in<br />
Big Apple an eine Paddeltour gedacht?<br />
Wir empfehlen, das Shopping links<br />
liegenzulassen und die Stadt vom<br />
Wasser aus zu entdecken.<br />
NEUSEELAND<br />
136 Wanderglück<br />
auf beiden Inseln<br />
Die schönsten Wanderrouten vom anderen<br />
Ende der Welt hat Redakteurin Marie<br />
für uns zusammengestellt. Alle drei<br />
Wege ist sie persönlich gegangen.<br />
SERVICE<br />
148 Flugangst<br />
Reisejournalistin Simone Sever hat<br />
passenderweise Flugangst! Wurde Zeit,<br />
dieses Problem einmal professionell<br />
anzugehen.<br />
60 Wellness<br />
Oooooom! Je stressiger der Alltag wird, desto<br />
wichtiger werden diese Rückzugsorte.<br />
78 Design Hotels<br />
Achtung, wer in diesen Designtempeln nächtigt,<br />
möchte am liebsten die Möbel einpacken und sein<br />
Zuhause neu gestalten.<br />
94 Grandhotels<br />
Wer Prunk und Protz mag, ist hier goldrichtig.<br />
Im wahrsten Sinne des Wortes.<br />
104 Resorts<br />
In manchen Häusern muss man das<br />
Hotelterrain einfach nicht verlassen, um eine<br />
gute Zeit zu haben.<br />
118 Nachhaltige Häuser<br />
Hier steht die Umwelt im Fokus. Und natürlich der<br />
Gast. Und zwar ohne auf Komfort zu verzichten.<br />
126 Neue Hotels<br />
Hier lohnt sich das Einchecken garantiert!<br />
36 Mit Star Clippers<br />
nach Thailand<br />
Mit einem traumhaften Segler an der Küste<br />
Thailands entlang. Reporter Thorsten Keller hat<br />
die wunderschönen Aussichten genossen.<br />
42 Kleine Schiffe<br />
Eine Seefahrt ist tatsächlich lustig, wenn man<br />
denn das richtige Schiff betritt. Mit diesen<br />
Schiffen können auch die versteckten Häfen<br />
angesteuert werden.<br />
50 Übers Meer<br />
die Welt entdecken<br />
Leinen los! Wer eine Schiffsreise plant, hat die<br />
Qual der Wahl, in welchen Winkel des Erdballs es<br />
denn gehen soll. Hier eine kleine Übersicht.<br />
56 Neue Schiffe<br />
Gleich 21 Neubauten wollen die Kreuzfahrtreedereien<br />
<strong>2019</strong> in Dienst stellen. Wir haben mal<br />
unsere Favoriten zusammengestellt, die neu<br />
in See stechen.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
5
CHECK IN<br />
Auf unserer Wunschliste<br />
Da wollen wir hin<br />
Ausgerechnet eine deutsche Erfindung ist die neueste Attraktion der mittelschwedischen Region<br />
Dalarna: Der »Sealander« ist ein kompakter Camping-Anhänger auf Rädern, der an jedes Auto passt<br />
und der auch als kleines Motorboot fungiert. In der Stadt Leksand können Paare seit diesem Frühling<br />
die innovative Amphibienkapsel tageweise mieten und darin – ganz ohne Bootsschein – über die Seen<br />
Molnbyggen, Styrsjön und den bekannten Siljan-See gleiten. Das Dach lässt sich öffnen, die Badeleiter<br />
ist Ehrensache, und sogar eine kleine Küche und ein Grill sind mit an Bord. Am Abend lassen sich<br />
Bänke und Tisch zu einem Doppelbett zusammenklappen, und das Glamping-Abenteuer ist perfekt.<br />
www.visitdalarna.se/en<br />
Gully Chic<br />
Einfaches Konzept, große Wirkung! Man nehme<br />
etwas Farbe, rolle diese auf den Gullydeckel,<br />
Stoff drauf, Print fertig. Und das geht sehr einfach<br />
weltweit und sieht richtig cool aus. Zum<br />
Glück müssen wir es ihr nicht gleichtun und<br />
können bei Emma France Raff direkt die Shirts<br />
und Taschen erstehen. Sie muss nämlich auch<br />
am Ende den Deckel wieder säubern.<br />
www.raubdruckerin.de<br />
Sound-Schönheit<br />
Die Schweden Per Brickstad und Martin Willers<br />
mögen es durchsichtig! Wir auch. Die von ihnen<br />
entwickelten Transparent Speaker sind mit allen<br />
Smartphones und Tablets über Bluetooth<br />
verbindbar und ein Hingucker. Ab € 500,<br />
www.transparentspeaker.com<br />
Fotos: Sealander, Raubdruckerin, Greenglam.de, Apropos The Concept Store, Tom + Hatty, Illustration: wowomnom/Shutterstock.com<br />
6 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2019</strong>
VORFREUDE | La Gomera<br />
EIN<br />
SCHLUCK KUPFER<br />
In der ayurvedischen<br />
Medizin ist von Wasser<br />
aus Kupferbehältern die<br />
Rede, das maßgeblich<br />
gesundheitliche Vorteile<br />
hat. Es soll die Doshas<br />
ausgleichen und unter<br />
anderem die Alterung<br />
verlangsamen. Alkalischer<br />
Trinkgenuss aus<br />
Kupferschönheit sozusagen.<br />
900 ml, um<br />
€ 30, von Forrest<br />
& Love, online<br />
erhältlich über<br />
www.greenglam.de<br />
Handy an die Leine<br />
Seit Neustem sieht man immer mehr Menschen,<br />
die ihr Handy um den Hals hängen.<br />
Wir haben es getestet. Unser Fazit: Auf Reisen<br />
ist das superpraktisch. So schnell hat man<br />
selten sein Mobiltelefon gezückt für ein Foto.<br />
Unser Favorit ist von Tom + Hatty. Die edle<br />
Version der Handykette in verschiedenen<br />
Farben. Um € 40, www.tomhatty.com<br />
TRAVEL GRUMPY<br />
TV- UND RADIO-MODERATOR JAN MALTE ANDRESEN IST<br />
UNSER TRAVEL-GRUMPY, ALSO DER MANN, DER AUSSPRICHT,<br />
WAS IHM BEIM REISEN MISSFALLEND INS AUGE SPRINGT. VON<br />
BERUFS WEGEN IST ER VIEL UNTERWEGS UND HAT SOMIT<br />
REICHLICH FUTTER FÜR SEINE NEUE KLEINE KOLUMNE.<br />
Ich hatte mich gerade so schön daran gewöhnt. »Kuchen oder<br />
Käse?« Eine Frage, die geradezu philosophisch klingt. Ein bisschen<br />
wie die Frage nach dem Sinn des Lebens. Wie ist es bei<br />
Ihnen gerade? Mehr so Kuchen, oder doch eher Käse?<br />
Okay, hier ging es nur ums profane Abklopfen persönlicher<br />
Snack-Vorlieben. Irgendwo über den Wolken, in einem Eurowings-Flieger.<br />
Ich gestehe: Mit 1 Meter 90 Körpergröße greife ich<br />
gerne mal tiefer in die Tasche und buche mir für einen Zehner<br />
den Platz mit mehr Beinfreiheit zum Basic-Billigticket dazu.<br />
Kuchen oder Käse inklusive, also: krümeliger Karottenkuchen in<br />
Zellophan oder pappiges Käse-Sandwichchen. Ich schreibe das<br />
extra so komisch, denn erstens weiß ich nicht, wie man »Sandwich«<br />
korrekt verniedlicht, und zweitens würde sich der 4. Earl of<br />
Sandwich, Namensgeber der belegten Brote mit Gemüsezugabe,<br />
vermutlich im Grabe umdrehen, erführe er, welch kulinarisches<br />
Schindluder in seinem Namen über den Wolken getrieben wird.<br />
Wobei das jetzt sowieso egal ist. Denn »Kuchen oder Käse« sind dem<br />
Rotstift zum Opfer gefallen. Das ist einerseits schade, denn das Passagier-Bingo<br />
der Bordbesatzung (»Haben Sie sich umgesetzt?«, »Hatten Sie<br />
mit oder ohne Snack gebucht?«, »Nein, Sie müssen den Kaffee kaufen!«)<br />
hatte immer etwas Unterhaltendes. Andererseits möchte man gar nicht<br />
wissen, wie viel Plastik nach einem Kuchen-oder-Käse-Flug im Müll gelandet<br />
ist. Wenigstens damit tut Eurowings also eindeutig was für die Umwelt.<br />
Und hatte eine riesen Idee. Wer jetzt den teureren Smart-Tarif bucht,<br />
bekommt zwar nichts mehr zu essen oder zu trinken, darf dafür aber als<br />
Erster einsteigen. Wobei »als Erster« jetzt ein dehnbarer Begriff ist. Echte<br />
Vielflieger und Statuskarteninhaber bekommen da das kalte Grausen:<br />
Ab sofort stehen sie auch in der Schlange. Zusammen mit all denen, die<br />
»Smart« gebucht haben. Heißt wie immer: »Priority Boarding«. Nur, dass<br />
jetzt eben die halbe Maschine priority boardet. Für uns Normalos ein<br />
Hauch von Kuchen – fürs HON-Circle-Member im Nadelzwirn dann doch<br />
eher Käse!<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
7
CHECK IN<br />
Tritt mich!<br />
Es ist ein E-Bike. Es stammt aus Deutschland. Es sieht<br />
ultrachic aus. Zum minimalistischen Look passt, dass es<br />
sich bei diesem Rad um einen Ein-Gang-Flitzer handelt. Ein<br />
echter Silberpfeil mit tollen Details wie Brooks-Sattel oder<br />
Lederband-umwickeltem Bullhornlenker. Ausgestattet mit<br />
500 Watt Maximalleistung, lädt das Soho F1 mit lässiger<br />
Eleganz zu flotten Ampelsprints ein. Coboc ONE Soho F1,<br />
ca. € 3.500, www.coboc.biz<br />
Van Gogh<br />
auf die Pelle gerückt<br />
In den letzten Jahren seines Lebens schuf Vincent<br />
Van Gogh mehr als 2.000 Werke. Seine Anerkennung<br />
kam posthum. Seitdem ist es für jedes Museum<br />
ein Glücksgriff, einen Van Gogh auszustellen. Bis<br />
zum 31. Dezember kann man Van Goghs Werke<br />
im digitalen Großformat bewundern. 140 Videoprojektoren<br />
und eine Projektionsfläche von 3.300<br />
Quadratmetern an den zehn Meter hohen Wänden<br />
des Atelier des Lumières lassen den Betrachter direkt<br />
in die »Sternennacht« oder den »Kartoffelesser«<br />
eintauchen. Wow. www.atelier-lumieres.com<br />
Fotos: PR (2), Thomas Quine/Flickr.com, Felipe Tofani/Flickr.com<br />
Berlin hat jetzt<br />
ein Buchstabenmuseum.<br />
Es ist<br />
weltweit das<br />
erste Museum,<br />
das Typografie<br />
im öffentlichen<br />
Raum sammelt.<br />
Also beispielsweise<br />
alte,<br />
geschwungene<br />
Neonschriftzüge<br />
kleiner Lädchen.<br />
Das Schöne ist:<br />
Man bekommt<br />
die Historie hinter<br />
den Buchstaben<br />
ebenfalls<br />
erzählt.<br />
buchstabenmuseum.de<br />
A, B, C<br />
Fotos: PR (6), Parkhotel Adler, Donatas Dabravolskas/Shutterstock.com<br />
8 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2019</strong>
CHECK IN<br />
Die neue Welterbestätte Fanjingshan in der Provinz Guizhou ist Teil der Bergkette<br />
Wuling im Südwesten Chinas und nach dem Berg Fanjingshan benannt, der höchsten<br />
Erhebung der Bergkette. Die Höhenlagen reichen von 500 Meter bis 2.750 Meter<br />
und sind Lebensraum für diverse Vegetationsarten. Die vergleichsweise kleine<br />
Naturerbestätte hat jedoch viel zu bieten. 20 Flüsse nehmen hier ihren Ursprung,<br />
und sie ist Heimat zahlreicher Tier- und Pflanzenarten, deren Ursprünge bis ins<br />
Tertiär vor 65 bis zwei Millionen Jahren zurückreichen. Hier ist auch<br />
die Heimat des Chinesischen Moschustiers und der<br />
Guizhou-Stumpfnase, einer Affenart.<br />
Was für eine Schönheit<br />
KREISVERKEHR<br />
FÜR DJS<br />
Einmal rum um den Plattenteller. In der Gemeinde<br />
Lyss in der Schweiz kein Problem.<br />
Hier wurde Ende Mai der sicherlich schönste<br />
Kreisel der Welt eröffnet.<br />
SCHMALE SCHÖNHEIT<br />
Dieses Haus in Süd-Kensington zählt zu den eigentümlichsten<br />
Gebäuden in London. Das Haus ist keilförmig<br />
und liegt äußerst verkehrsgünstig. Das ist wohl auch<br />
der Grund, warum letztens eine Wohnung für<br />
895.000 Pfund angeboten wurde.<br />
Fotos: Tian Ye/Shutterstock.com, mmkarabella/Shutterstock.com, KUFA<br />
10<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> sommer <strong>2019</strong>
SO VIEL PREMIUM, DA REICHT<br />
EIN URLAUB GAR NICHT AUS.<br />
Mehr vor Ort in Ihrem Reisebüro, bei TUI Cruises<br />
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sowie Zutritt zum Bereich SPA & Sport, Entertainment und Kinderbetreuung. | TUI Cruises GmbH · Heidenkampsweg 58 · 20097 Hamburg · Deutschland
CHECK IN Moment mal ...<br />
interview Frank Störbrauck<br />
Egal, ob auf Korsika oder<br />
in Schwedens Wäldern:<br />
NDR-Moderatorin Bettina<br />
Tietjen liebt das Campen.<br />
In ihrem Buch »Tietjen auf<br />
Tour« berichtet sie von<br />
brünftigen Zeltnachbarn,<br />
tierischen Besuchern und<br />
anderen kuriosen Begegnungen.<br />
Zeit für ein Gespräch.<br />
Frau Tietjen, Zelt- oder Bus-Typ?<br />
Auf jeden Fall der Bus-Typ. Im Zelt ist es mir zu<br />
unbequem, da bekomme ich Rückenschmerzen.<br />
Und falls es mal Dauerregen gibt, ist es<br />
im Wohnmobil warm und trocken, und die<br />
Klamotten werden nicht klamm.<br />
Wie dürfen wir uns Ihre aktuelle<br />
Camping-Unterkunft vorstellen?<br />
Wir fahren seit 19 Jahren einen Fiat-Ducato,<br />
den mein Mann selbst ausgebaut hat. Zwei<br />
Zimmer, Küche, Bad auf neun Quadratmetern.<br />
Ein kompaktes Platzwunder. Wir schlafen auf<br />
den Sitzbänken, die man im Handumdrehen<br />
zur Liegefl äche umbauen kann. Ein kleiner<br />
Kühlschrank, zwei Gasfl ammen, eine Spüle,<br />
jede Menge Stauraum und eine Campingtoilette,<br />
mehr brauchen wir nicht zu unserem Glück.<br />
Für draußen sind noch eine Markise und eine<br />
Hängematte unverzichtbar – zum Schattenspenden<br />
und Seele-baumeln-lassen ...<br />
Pfingsten 1991 verbrachten Sie mit<br />
Ihrem Mann Udo einen tollen Camping-Urlaub<br />
in Dänemark. War das<br />
rückblickend der Beginn der großen<br />
Liebe zum Camping?<br />
Nein, nicht ganz. Die Initialzündung war mein<br />
allererster Camping-Roadtrip mit Freunden,<br />
1978 direkt nach dem Abitur. Das Gefühl von<br />
Freiheit und Abenteuer habe ich damals unglaublich<br />
genossen. Und genau dieses Gefühl<br />
habe ich wieder empfunden, als ich zum ersten<br />
Mal mit meinem Mann losfuhr. Er war ja Surfer<br />
und verbrachte fast jedes Wochenende an der<br />
Ostsee, für mich als Wuppertaler bzw. Berliner<br />
Landratte eine völlig neue Erfahrung.<br />
Für viele Urlauber kommt Camping<br />
nicht in die Tüte. Viel zu wenig Komfort.<br />
Sie lieben Camping. Was fasziniert<br />
Sie bis heute daran?<br />
Ich liebe es, immer draußen zu sein, den<br />
Wind zu spüren, das Meer zu riechen und die<br />
Sonne auf meiner Haut zu fühlen. Außerdem<br />
fi nde ich es erholsam, mal für ein paar Wochen<br />
all den Komfort hinter sich zu lassen, den man<br />
sonst als selbstverständlich empfi ndet. Campen<br />
bedeutet für mich auch, loszulassen, Ballast<br />
abzuwerfen. Und es ist befreiend, einfach ins<br />
Blaue zu fahren und morgens nicht zu wissen,<br />
wo man die Nacht verbringen wird. Ein Hauch<br />
von Abenteuer!<br />
Neben amüsanten Anekdoten haben<br />
Sie auch einige Tipps für Neu-Camper<br />
in Ihrem Buch in petto.<br />
Ja, man sollte sich abgewöhnen, alles immer<br />
minutiös vorausplanen zu wollen. Je spontaner<br />
man ist, umso mehr Spaß macht ein Campingurlaub.<br />
Und wenn man mal keinen schönen<br />
Platz fi ndet, muss man auch Kompromisse<br />
eingehen. Man kann ja am nächsten Morgen<br />
einfach weiterfahren. Und wer keine unangenehmen<br />
Gerüche aushalten kann und sehr<br />
pingelig ist, wird sich auf schlichten Campingplätzen<br />
wahrscheinlich auch nicht so wohlfühlen.<br />
Und Hemmungen muss man auch ablegen,<br />
es sollte einem nicht peinlich sein, wenn die<br />
Nachbarn so einiges mitbekommen.<br />
Sie schreiben in Ihrem Buch:<br />
»Beim Camping lernt man Menschen<br />
kennen. Meistens aus sicherer<br />
Distanz, aber gelegentlich kommt<br />
man sich auch näher.« War oder ist es<br />
Ihnen als Promi zuweilen zu nah?<br />
Es kommt selten vor, dass Menschen sich<br />
distanzlos verhalten. Eigentlich respektieren<br />
Camper sich gegenseitig, die meisten sind<br />
Individualisten und lassen sich gegenseitig in<br />
Ruhe. Und wenn mir mal einer auf die Pelle<br />
rückt, nehme ich das mit Humor.<br />
Sie sind schon kreuz und quer durch die<br />
Welt gereist: Kanada, Kroatien, Korsika,<br />
Frankreich, Dänemark. Welcher Ort hat<br />
Ihnen am besten gefallen?<br />
Mein Lieblingsort ist Korsika. Die Insel hat einfach<br />
alles, was das Herz begehrt: hohe Berge,<br />
breite Strände, Traumbuchten, verschlafene<br />
Dörfer, mondäne Küstenorte – es gibt immer<br />
wieder Neues zu entdecken.<br />
Was war Ihr skurrilstes Erlebnis?<br />
Ein Mann, der nebenan campte und einen ganzen<br />
Nachmittag lang unten ohne herumlief. Er<br />
trug nur ein Holzfällerhemd und hatte keine Unterhose<br />
an. Wir wussten gar nicht mehr, wo wir<br />
hingucken sollten. Irgendwann verschwand er<br />
in seinem Wohnwagen, kam mit Shorts wieder<br />
heraus und rief uns zu: „Wurde jetzt doch ein<br />
bisschen frisch um die Eier!“ Was soll man dazu<br />
sagen? Wer campt, braucht keinen Fernseher,<br />
es reicht, die Umgebung zu beobachten.<br />
Wohin steuern Sie Ihr Wohnmobil als<br />
Nächstes?<br />
Im <strong>Sommer</strong> geht‘s nach<br />
Korsika und im Herbst<br />
zum ersten Mal für vier<br />
Wochen nach Australien<br />
– da mieten wir uns<br />
dann ein Wohnmobil.<br />
Tietjen auf Tour<br />
erschienen im Piper<br />
Verlag, 16 Euro<br />
Fotos: Thomas Leidig, privat (2)<br />
12<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
text Linda Ruckes<br />
CHECK IN Nachgelesen<br />
SAGENHAFT<br />
Ein Wort, das die Landschaften Islands besser kaum beschreiben könnte.<br />
Riesige Geysire, rauchende Vulkane, eisblaue Seen und imposante Gletscher<br />
ziehen Besucher seit Jahren auf den faszinierenden Inselstaat im Norden.<br />
Foto: Kerstin Langenberger/Frederking & Thaler Verlag<br />
»Sagenhaftes Island –<br />
Eine Reise zu den<br />
mythischen Orten auf<br />
der Insel des Nordens«<br />
von Olaf Krüger, Kerstin<br />
Langenberger und Karl-<br />
Ludwig Wetzig, im Frederking<br />
& Thaler Verlag,<br />
erhältlich im Buchhandel<br />
oder unter https://verlagshaus24.de.<br />
Der Preis<br />
beträgt € 49,99. ISBN:<br />
9783954162796<br />
Rau, hart und fast menschenfeindlich auf der einen Seite.<br />
Sattgrün, sprudelnd und paradiesisch auf der anderen. Islands<br />
Natur ist atemberaubend schön und gleichzeitig so mystisch<br />
bizarr. Die isländischen Landschaften sehen nicht nur mystisch<br />
aus, man sagt, Elfen und Trolle seien hier weiterhin allgegenwärtig.<br />
Der Bildband »Sagenhaftes Island« nimmt uns mit auf<br />
eine Reise durch die reiche isländische Welt der Sagen und<br />
Mythen. Die Fotografien von Olaf Krüger und Kerstin Langenberger<br />
beeindrucken, faszinieren und verzaubern. Die Erzählungen<br />
von Karl-Ludwig Wetzig führen uns weit in die Vergangenheit,<br />
thematisieren die Schöpfungsgeschichte ebenso wie das Mittelalter<br />
und wecken Neugierde auf die Erzählungen der Isländer.<br />
Dieses Buch entführt in skurrile Geschichten, in eine spannende<br />
Historie und vor allem – dank der vielen beeindruckenden<br />
Fotos – in eine Natur, die einmalig zu sein scheint.<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
13
KOLUMNE<br />
Unsere Kolumnistin Ala Zander lässt uns jede Ausgabe<br />
an ihren Jetset-Reisen teilhaben. Die Inhaberin einer<br />
großen Lifestyle-PR-Agentur ist eine unermüdliche<br />
Weltenbummlerin. Ihre nächste Reise führt sie in die<br />
Sonne, nach Barcelona. Vorher berichtet sie uns aber<br />
von einem ihrer Lieblingsorte.<br />
2006<br />
reiste ich zum ersten Mal auf die kleine Mittelmeerinsel<br />
Capri im Golf von Neapel. Und verliebte mich<br />
sofort. Ich bin von jeher großer Italien-Fan. Als Kind<br />
verbrachte ich jedes Jahr die Pfingstferien mit den Eltern auf Sardinien.<br />
Meine Mama musste oft beruflich nach Italien und nahm die<br />
Kinder mit, der Papa isst am liebsten Italienisch, und überhaupt – wer<br />
kann schon ernsthaft Nein sagen zum echten Dolce Vita, das einfach<br />
nur die Italiener so richtig draufhaben?<br />
Capri ist Dolce Vita in Reinform. Italien konserviert auf einem 10,4<br />
Quadratkilometer großen Steinfelsen mit Blick auf den Vesuv und mit<br />
azurblauem Wasser drum herum.<br />
Kaiser Tiberius regierte von Capri aus das gesamte römische Kaiserreich<br />
und ebnete den Weg für viele weitere berühmte Persönlichkeiten,<br />
die seither auf Capri zu Gast waren (Axel Munthe, Jackie Onassis,<br />
Maxim Gorki, Brigitte Bardot, Friedrich Alfred Krupp, Grace Kelly,<br />
Rainer Maria Rilke und viele mehr).<br />
Capri gilt heute als elitäres Reiseziel für Bella-Italia-Liebhaber aus<br />
aller Welt. Allerdings passt auf die Insel nur eine recht begrenzte Anzahl<br />
an Hotelbetten. Und diese sind daher nicht nur heiß begehrt, sondern<br />
auch alles andere als günstig. Wer es günstig will, ist auf dieser<br />
Insel der »Schönen und Reichen« grundsätzlich nicht am richtigen Ort,<br />
wer es aber sehr romantisch und sehr malerisch will, der wird sich in<br />
Capri genauso leidenschaftlich verlieben wie ich.<br />
Noch authentischer wird ein Capri-Aufenthalt, wenn man sich in<br />
eine der neuen »Fragranced Boutique Suiten« von Carthusia einbucht.<br />
Carthusia heißt die traditionsreiche Parfummarke, die mittlerweile<br />
ebenso zur Inselgeschichte gehört wie die berühmten Faraglioni-Felsen<br />
oder die Via Krupp. Bereits im 14. Jahrhundert entstand im Inselkloster<br />
»Certosa di San Giacomo« das erste »Duftwasser«, das die<br />
Mönche aus den über 800 verschiedenen Blumen und Pflanzen der<br />
Insel »zusammenbrauten«. Heute sind »I Profumi di Capri« an jeder<br />
Ecke zu finden – und natürlich zu riechen. Mit Blick auf Kloster und<br />
die Faraglioni-Felsen (von einer großen eigenen Terrasse aus) gibt es<br />
aktuell drei »Carthusia Suiten«, die jeweils einem Bestseller-Duft des<br />
Parfum-Sortiments gewidmet sind (weitere zwei Suiten sind geplant).<br />
So duftet das elegant ausgestattete Apartment »Corallium« dank<br />
der »Corallium Home Fragrance Collection« vollständig nach »Corallium«,<br />
und im Bad stehen Duschgel, Bodylotion und Co. aus ebendieser<br />
Duftkollektion. Der Apartment-Schlüssel hängt an einem Carthusia-Schlüsselanhänger,<br />
man sitzt auf Carthusia-Sitzpolstern, und man<br />
shoppt dank eigener Carthusia-VIP-Karte in einigen Läden auf der<br />
Insel sogar zu vergünstigten Konditionen.<br />
Der unter Reisenden heute so beliebte Instagram-Hashtag #homeawayfromhome<br />
kommt einem bei den »Carthusia Suiten« recht schnell<br />
in den Sinn: Man fühlt sich in Windeseile wie im eigenen Capri-Zuhause,<br />
es ist einfach alles da, was man braucht (sogar Nutella wird<br />
in der Küche gratis wieder aufgefüllt). Die vollständig ausgestattete<br />
eigene Küche habe ich nicht getestet, dazu ist das Essen einfach zu gut<br />
(und meine Kochkünste grundsätzlich zu schlecht).<br />
Einen eigenen Pool haben die Apartments (noch) nicht, aber einen<br />
Hotelpool gleich um die Ecke, den Gäste der Suiten problemlos<br />
benutzen dürfen. Noch schöner als am Pool liegt es sich auf Capri<br />
allerdings in einem der angesagten Beach-Clubs, wie beispielsweise<br />
dem »Fontelina«. Die zauberhafte kleine Piazzetta und die besten Restaurants<br />
Capris liegen in unmittelbarer Nähe der Suiten (Villa Verde,<br />
Il Geranio, Aurora – um nur drei meiner Favoriten zu nennen), und<br />
überhaupt gibt es in dieser Ecke der Insel keinen Autoverkehr und<br />
keine Straßengeräusche – ganz einfach, weil es keine Straßen gibt, nur<br />
kleine Wege für Fußgänger und Elektro-Buggys.<br />
Ebenfalls gleich um die Ecke und direkt auf dem Weg zur sagenumwobenen<br />
Via Krupp liegt übrigens einer der schönsten Aperitif-Spots:<br />
Das »Capri Rooftop« ist seit einiger Zeit »the place to be« für einen gepflegten<br />
Drink zum Sonnenuntergang. Den sieht man zwar von dort<br />
aus nicht, dafür aber einen spektakulären Abendhimmel, der sich farbenprächtig<br />
um die Faraglioni-Felsen schmiegt und einen vergessen<br />
lässt, dass man irgendwann auch wieder zurück in die Realität muss.<br />
Fotos: Ala Zander (4)<br />
14 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2019</strong>
VORFREUDE<br />
No sports. So wird Winston Churchill häufig zitiert. Doch der<br />
renommierte Oxford Dictionary of Quotations will davon nichts<br />
wissen. Wir sind sowieso ganz anderer Meinung und finden, dass<br />
man im Urlaub erst einmal genügend Zeit hat für Sport.<br />
Und zwar auch außerhalb des hoteleigenen Fitnesscenters.<br />
Deswegen hier unsere schweißtreibenden Vorschläge.<br />
Die Wellenreiter dieser Welt zieht es meist hinaus in die Ferne – nach Bali,<br />
Australien oder in die USA. Dabei sind wir auch in Europa mit erstklassigen<br />
Surfspots gesegnet. Die portugiesische Algarve zum Beispiel wartet mit traumhaften<br />
Sandstränden, exquisiten Köstlichkeiten und ausgezeichneten Surfspots, die<br />
weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind. Neben den wohl bekanntesten<br />
Surfspots an der Westküste wie Amado und Arrifana lohnen sich auch Abstecher<br />
nach Carrapateira oder in die Praia do Cordoama. Je nach Wind und Wetter findet an<br />
der Algarve jeder Surfer seine Traumwelle – ob Anfänger oder Profi. Versprochen!<br />
SURFEN<br />
Foto: Iswanto Arif<br />
Foto: Teddy Kelley<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
15
16<br />
Wie wäre es mit einer Runde Golf?<br />
Und zwar nicht in Schottland, wo<br />
Golf ja erfunden wurde, oder an der<br />
Algarve (ein beliebtes Winterziel für<br />
Golfer), sondern auf des Deutschen<br />
liebster Insel: Mallorca. Der 18-Loch-<br />
Platz Son Servera liegt an der wunderschönen<br />
Costa de los Pinos. Das<br />
Green ist umrandet von Steineichen,<br />
Pinien, Oliven, Johannisbrotbäumen<br />
und Palmen. Spieler genießen von<br />
hier aus einen herausragenden Blick<br />
auf die Bucht von Levante. Für Profis<br />
und Neueinsteiger bietet der Platz<br />
mit seinen Seen und Bunkern passende<br />
Herausforderungen. Oder der<br />
Club de Golf Alcanada im Norden der<br />
Insel – er eröffnet von fast allen Fairways<br />
einen Blick auf das Meer, den<br />
Leuchtturm und die Bucht. Unter<br />
Spielern aus Spanien und aus ganz<br />
Europa ist die Anlage sehr beliebt,<br />
da sie für sämtliche Schwierigkeitsgrade<br />
passende Bahnen bereithält.<br />
Und wer Mallorca-typisch schlafen<br />
möchte, mietet sich auf Wunsch eine<br />
Finca in Golfplatznähe. Zu finden<br />
sind die schönsten Häuschen auf<br />
www.fincallorca.de.
VORFREUDE | Mallorca<br />
GOLF<br />
Foto: Club de Golf Son Servera<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
17
VORFREUDE | Kärnten<br />
Das südliche Kärnten, genauer gesagt die Regionen Villach – Faaker See – Ossiacher See, die<br />
Carnica-Region Rosental und die Nachbarn in Slowenien haben etwas, worum sie viele beneiden:<br />
hohe Berge, viel Sonne und ein mildes Klima, das ideal für Outdoor-Aktivitäten ist. Da kommt der<br />
Panoramaweg Südalpen gerade recht, der die Karawanken und die Saualpe durchquert und seit<br />
diesem Jahr um vier Etappen erweitert wurde. Man muss kein Profialpinist dafür sein – wobei<br />
einige der 20 Etappen doch etwas anspruchsvoller sind – und wird, dank der aussichtsreichen<br />
Wege ohne Trubel und der berühmten Dreiländerküche, zum leidenschaftlichen Genuss-Weitwanderer.<br />
Zwei kontrastreiche Gebirgszüge: einer wild und kühn, der andere sanft und lieblich.<br />
Definitiv ein Geheimtipp unter Österreichs Weitwanderwegen. www.visitvillach.at<br />
18
WANDERN<br />
Foto: Franz Gerdi/Carnic<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
19
text & fotos<br />
BLinda Ruckes<br />
Wir lieben es, uns durch die Länderküchen dieser Welt<br />
zu kosten. Hier sind unsere aktuellen Lieblingskochbücher, die auch<br />
ohne Urlaub ferne Geschmäcker in die Küche zaubern.<br />
1 Ein Sammelsurium an leckeren Rezepten, die die karibische Küche<br />
am heimischen Herd aufkochen lassen und sich auch bestens für eine<br />
große Runde eignen. Aber Achtung, die Gäste werden es lieben und<br />
immer wieder vorbeischauen – auch ohne Sonne, Strand und Palmen.<br />
Hola Sol von Julia Cawley, Saskia van Deelen und Vera Schäper,<br />
Thorbecke Verlag, € 28<br />
2 So is(s)t Sardinien – und wir<br />
wollen gleich mitessen – oder<br />
zumindest alle Gerichte nachkochen.<br />
Die 85 Rezepte sind<br />
inspiriert von der zweitgrößten<br />
Insel im Mittelmeer. Reiselust<br />
und Hunger kommen beim<br />
Durchblättern. Das steht fest!<br />
La Cucina Sarda von Herbert<br />
Taschler und Udo Bernhart,<br />
Christian Verlag, € 39,99<br />
3 Köstlichkeiten aus der Schüssel!<br />
Hier mischen sich der exotische Geschmack und<br />
die unbeschwerte Lebensart unter die hawaiianischen<br />
Rezepte. 80 leckere und farbenfrohe<br />
Gerichte, die das Beste der hawaiianischen Küche<br />
zusammenfassen. Und die kann mehr als nur<br />
Poke! Poke – Das Kochbuch von James Porter,<br />
Hölker Verlag, € 25<br />
Die kleinen Teller sind<br />
von Motel a Miio.<br />
20<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2019</strong>
USA<br />
Fotos: Yvette de Wit, Andrew S/Shutterstock.com, Illustration: Karbo_Kreto/Shutterstock.com<br />
Ganz schön FILMREIF!<br />
Der Reiseveranstalter America Unlimited hat sich ein neues<br />
Design verpasst. Und das steht ihm ausgesprochen gut. Doch ein<br />
guter Reiseveranstalter ist nur, wer auch exzellente Trips anbietet.<br />
Unser Liebling aus dem Katalog führt zu Oregons<br />
Küsten. Der pazifische Nordwesten lockt mit ausgedehnten<br />
Wäldern, Wasserfällen und Seen wie den bekannten Kratersee,<br />
der sich im Kessel des Vulkans Mount Mazama gebildet hat. Doch<br />
auch Strandliebhaber werden hier fündig. Einer der Top-Spots für<br />
den Spaziergang am Meer ist der Cannon Beach, rund 130 Kilometer<br />
nordwestlich von Portland. Er diente schon als Kulisse für<br />
Teile der Twilight-Saga und den Abenteuerfilm »Die Goonies«. Zur<br />
Magie des Sandstrandes, an dem man bei Ebbe endlos Richtung<br />
Meer wandern kann, trägt vor allem sein Wahrzeichen bei: der<br />
Haystack Rock. Wer den magischen Strand entdecken will, für<br />
den bietet sich diese Reise an: http://auf.reise/au-usa<br />
Yeah Austin!<br />
Die Austin City Limits – zwei Wochenenden im Oktober –<br />
versprechen die beste Musik und eine ausgelassene, friedliche<br />
und unvergessene Stimmung. Das Festival ist bekannt<br />
für seinen exzellenten Musikgeschmack, denn Künstler, die<br />
früher hier auf kleinen Bühnen standen, wurden<br />
anschließend Weltstars. Schöne Mischung aus Indie, Rock<br />
und Pop. Wir würden am liebsten dabei sein.<br />
4. bis 6. & 11. bis 13. Oktober, www.aclfestival.com<br />
50 JAHRE<br />
MONDLANDUNG<br />
Ein kleiner Schritt für Armstrong<br />
war das, aber ein großer für die<br />
Menschheit. Neil Armstrong,<br />
Edwin »Buzz« Aldrin und Michael<br />
Collins starteten am 16. Juli 1969<br />
vom Kennedy Space Center auf<br />
Merritt Island. Und genau dahin<br />
lohnt sich dieses Jahr auch ein<br />
Ausfl ug. Allein schon, um die Hall<br />
of Fame der Astronauten zu besuchen,<br />
den einen oder anderen<br />
zu treffen und ein paar gewiefte<br />
Fragen zu stellen.<br />
www.kennedyspacecenter.com<br />
AUF PADDELTOUR: New York, das sind Wolkenkratzer, ein Melting-Pot der Kulturen, bunte Nächte und kulturreiche Tage. Unser Autor Norbert<br />
Eisele-Hein hat die Stadt für uns aus einer ungewöhnlichen Perspektive erkundet: mit dem Kajak. Seine Reportage zu lesen ab S. 22<br />
frühling 2016<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
21
text & fotos<br />
BNorbert Eisele-Hein<br />
MANHATTAN<br />
TRANSFER<br />
22<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2019</strong>
USA | New York<br />
ZU FUSS, MIT DEM CITYBIKE ODER DEM YELLOW CAB DURCH MANHATTAN ZU TINGELN – JEDER STREIFZUG DURCH DEN BIG<br />
APPLE BLEIBT UNVERGESSLICH. ÜBERWÄLTIGENDE UND UNGEWÖHNLICHE PERSPEKTIVEN OFFENBAREN AUCH BOOTSTOUREN<br />
AUF DEM HUDSON UND DEM EAST RIVER. EIN TRIP MIT DEM KAJAK TOPPT DIESE ERLEBNISSE NOCH EINMAL MIT EINEM<br />
NETZHAUTNAHEN BLICK DURCH DIE WELLEN UND DEM GESCHMACK DES SALZWASSERS AUF DER ZUNGE.<br />
23
»FÜR DIE MEISTEN<br />
IST DER 1930 IM ART-DÉCO-STIL ERBAUTE<br />
CHRYSLER-TOWER DER SCHÖNSTE<br />
WOLKENKRATZER DER WELT.<br />
»Einen echten Medien-Hype erfuhr der Hudson, als der Flugkapitän<br />
Chesley Sullenberger, genannt Sully, den US-Airways Flug 1549 am<br />
15.01.2009 spektakulär auf dem Fluss notlandete. Zum Glück konnten<br />
alle 155 Passagiere und die Crew gerettet werden«, erzählt Tony<br />
mit sonorer Stimme. Der Live-Kommentator der Circle Line bietet<br />
eine wunderbare Einführung in die Wasserwelt New Yorks. Die weißgrünen<br />
Ausflugsdampfer starten auch auf dem Hudson am Westrand<br />
des Manhattaner Trendviertels Hell's Kitchen. Und auch, wenn es im<br />
Äther manchmal knackt und rauscht, es lohnt sich, genau hinzuhören,<br />
denn Tony hat viele spannende Anekdoten parat. »Südlich vom Theater<br />
District, fast schon auf Höhe des Empire State Buildings, wachsen<br />
hinter dem Marine Aviation Pier 76 gerade zahlreiche, meist voll<br />
verglaste Wolkenkratzer in den Himmel. Die Hudson Yards sind aktuell<br />
New Yorks größtes Neubaugebiet.« Für Tony ist dies auch das<br />
King-Kong-Areal. Und in der Tat, der erste Blick auf das Empire State<br />
Building erinnert sofort an die Szene, wo der liebestolle Menschenaffe,<br />
oben auf der Spitze balancierend, seine blonde Braut verteidigte. Das<br />
in den 1930er-Jahren erbaute, charismatische Gebäude misst 443 Meter<br />
und galt bis 1972 als das höchste Gebäude der Welt.<br />
Aber alles der Reihe nach. Synonym für Frank Sinatras »City, that never<br />
sleeps« steht der zentrale Stadtteil Manhattan, der komplett von<br />
Wasser umrundet wird und nur über Brücken und Tunnel zu erreichen<br />
ist. Im Westen trennt der Hudson River Manhattan von New Jersey.<br />
Im Osten bildet der East River die natürliche Grenze zu den Stadtteilen<br />
Brooklyn und Queens auf Long Island. Der vergleichsweise schmale<br />
Harlem River im Norden Manhattans zieht eine feine Grenzlinie<br />
zum einst berühmt-berüchtigten Stadtteil der Bronx.<br />
Beim Blick nach Westen, rüber nach New Jersey, wo der Holland Tunnel<br />
sich seinen Weg unter dem Hudson bahnt, erzählt Tony die Geschichte<br />
der vier Jersey Boys. Wie sie in den 1960er-Jahren von einer Hinterzimmerband<br />
durch die grandiose Stimme Frankie Vallis als »Four Seasons«<br />
Weltruhm erlangten. »Den kometenhaften Aufstieg, aber auch die damit<br />
verbundenen familiären Verwerfungen des Ausnahmesängers Valli<br />
könnt ihr euch am Broadway ansehen. Die Musical-Inszenierung ist<br />
gerade der Kassenschlager.« Sobald kurz vor der Südspitze Manhattans<br />
auf Höhe des Finanzdistrikts das neue »One World Trade Center« auftaucht,<br />
surren die Kameramotoren im Stakkato, und die Stimmen werden<br />
etwas leiser. 9/11 hat sich bei Jung und Alt unauslöschlich in das<br />
kollektive Gedächtnis eingebrannt. Doch schon wenige Minuten später<br />
ragt wie zum Trotz der hochgestreckte Arm der Freiheitsstatue mit der<br />
in Gold leuchtenden Fackel in den Himmel.<br />
Wir umrunden die Südspitze. Tony moderiert erneut mit Analogien<br />
zu bekannten Blockbustern. »Zwischen der Brooklyn und der<br />
Manhattan Bridge turnt Spiderman immer gerne über den East River.«<br />
Natürlich referiert er auch über die Rockefellers und die wichtigsten<br />
Gebäude. »Für die meisten ist der 1930 im Art-Déco-Stil erbaute<br />
Chrysler-Tower der schönste Wolkenkratzer der Welt. Was die wenigsten<br />
wissen, dass er mittlerweile zu 90 Prozent einem Immobilienfond<br />
aus Abu Dhabi gehört… er steht auch gerade zum Verkauf. Hat zufällig<br />
wer 800 Millionen Dollar dabei? Doch wie Sie hier sehen, wird<br />
mittlerweile anders gebaut. Das 432 Park Avenue ragt stolze 425,5<br />
Meter solitär wie ein Streichholz in die Luft. Es ist das derzeit größte<br />
Wohngebäude der Welt«, plaudert Tony aus dem Nähkästchen. Kurz<br />
vor dem Harlem River dreht die Circle Line wieder um.<br />
24 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
USA | New York<br />
Wandlungsfähig.<br />
In Little Italy gibt<br />
es nicht nur Pizza<br />
wie in Napoli, sondern<br />
auch geschmackvolle<br />
Streetart.<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
25
26
USA | New York<br />
Freiheit im Fokus. Doch Achtung,<br />
die Tickets zur Begehung der Statue<br />
of Liberty sind häufig schon Monate<br />
im Voraus ausverkauft. Deswegen<br />
unbedingt früh genug planen.<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
27
Auffällig ist, dass beide Flüsse nicht nur als Transportweg dienen,<br />
sondern auch der Fun- und Lifestyle-Faktor auf dem Wasser keinesfalls<br />
zu kurz kommt. Eine Gruppe Stand-up-Paddler wird von der Wasserschutzpolizei<br />
begleitet. Auf Höhe des Heliports brettert eine Handvoll<br />
Wasserscooter mit bestimmt 50 Stundenkilometern über die Wellen.<br />
Tony zeigt auf einen eleganten Zweimaster. »So eine Segeljacht wäre<br />
schon eher nach meinem Geschmack«, bekennt er.<br />
Wer die Rundtour um Manhattan etwas gediegener und romantischer<br />
gestalten möchte, sollte eine Dinner-Cruise mit Le Bateaux in<br />
Erwägung ziehen. Die flachen Boote mit ihren vollverglasten Kuppeln<br />
starten vom Chelsea Pier zu ihrer noblen Runde. Gerade in der blauen<br />
Stunde, wenn sich die Beleuchtung der Wolkenkratzer eins zu eins<br />
in den Flüssen spiegelt, wurde hier schon so mancher Heiratsantrag<br />
ausgesprochen. Erlesene Weine, Champagner und Fine Dining haben<br />
allerdings auch ihren Preis. Auf die sonore Stimme Tonys muss man<br />
dann allerdings verzichten, dafür spielt eine Showband neben wahren<br />
Schmachtfetzen für Verliebte auch rockiges für Partygesellschaften.<br />
Eine wahrhaft günstige Alternative dazu liefert die Staten-Island–<br />
Fähre. Sie schippert zur Stoßzeit annähernd im Zehn-Minuten-Takt<br />
vom Battery Park an der Südspitze Manhattans hinüber zu den Brooklyn<br />
Heights im Osten. Bis vor wenigen Jahren kostete diese Fahrt noch<br />
einen Quarter, also 25 Cents. Mittlerweile ist dieser Service komplett<br />
gratis, nicht zuletzt, um die Flut der Pendler rascher zu bewältigen.<br />
Gerade am späten Nachmittag werden die Hochhäuser der Wall Street<br />
von der bereits tiefer stehenden Sonne wunderbar in Szene gesetzt.<br />
Dieser kostenlose Kurztrip zählt zu den schönsten Hafenrundfahrten<br />
der Welt. Die Heerscharen von Angestellten auf dem Weg ins Office<br />
sehen das sicher weniger euphorisch. Auch verständlich. Die Dimensionen<br />
Manhattans werden ohnehin meist sträflich unterschätzt. Hier<br />
wohnen 1,7 Millionen Menschen aus aller Herren Länder. Zur Geschäftszeit<br />
tummeln sich zusätzlich noch ca. 2,2 Millionen Pendler auf<br />
»Mana-Hatta«, wie die Algonkin-Indianer das »hügelige Land« auf dem<br />
Meer einst nannten. Und es ist heute nur noch schwer vorstellbar,<br />
dass der Holländer Peter Minuit Anfang des 17. Jahrhunderts ganz<br />
Manhattan für Waren im Gegenwert von schlappen 60 Gulden von den<br />
Indianern erwarb. Zählen wir noch ein paar Touristen hinzu, sind es<br />
fast vier Millionen Leute, die sich auf den Fähren, den Straßen und der<br />
bereits 1904 eröffneten Subway, der New Yorker U-Bahn, auf engstem<br />
Raum bewegen. Doch trotz oder gerade wegen dieses enormen Trubels<br />
zelebrieren die New Yorker eine mitreißend positive Version des<br />
Melting Pots, einer multikulturellen, liberalen Gesellschaft.<br />
Wer seine Schuhsohlen nach ein paar Tagen bereits durchgelaufen<br />
hat, sollte wie viele New Yorker auf das Fahrrad umsteigen. Ruckzuck<br />
die »Citibike-App« auf das Smartphone geladen, und schon lassen sich<br />
die mittlerweile vorbildlich ausgebauten Radwege an den Flussufern<br />
genießen. Die Räder kosten eine tägliche Grundgebühr und stehen<br />
dann für die ersten 15 Minuten immer gratis zur Verfügung. So klappern<br />
coole Touristen die zahllosen Sehenswürdigkeiten New Yorks ab:<br />
den Central Park und die umliegenden Museen, Little Italy … Aber<br />
auch viele Business-Leute nutzen den Service, vor allem in der Rush-<br />
Hour, wenn selbst die Taxis nur noch im Schritttempo vorankommen.<br />
Von Hell's Kitchen führt eine kongeniale Kombination aus Radwegen<br />
fast immer am Hudson entlang über Chelsea, das West Village und Tribeca<br />
bis zum südlichsten Punkt. Eine weitere, luftige Tour mit umwerfenden<br />
Blicken auf die Skyline Manhattans und das rege Treiben auf dem<br />
East River startet unweit des Rathauses bei Chambers – zu Füßen der<br />
28 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst 2018
USA | New York<br />
AN WOCHENENDEN WIMMELT ES<br />
VOR JOGGERN UND RADFAHRERN<br />
AUF DER BROOKLYN-BRIDGE.<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
29
USA | New York<br />
Backbord Big Apple.<br />
Hop-on, Hop-off ist im<br />
Kajak nicht unbedingt<br />
empfehlenswert. Aber<br />
Sightseeing von der<br />
Wasserseite bringt ganz<br />
neue Ansichten.<br />
Brooklyn Bridge. Direkt bei der Subway-Station erblüht Manhattan in<br />
all seiner ethnischen Vielfalt und zeigt sich als ewig nimmermüder kreativer<br />
Quell. Neben der Fahrrad-Verleih-Station führt eine Rapper-Gang<br />
ein fulminantes Tanzspektakel auf. Die immens durchtrainierte Truppe<br />
zeigt turnerische Höchstleistungen und betört die Damenwelt mit stahlharten<br />
Sixpacks und ordentlich Muckis. Ringsherum bilden chinesische,<br />
indische und italienische Imbissbuden fast schon eine Wagenburg. Leckeres<br />
Fastfood ist im hektischen New York das Grundnahrungsmittel.<br />
Bis zum Beginn der Brücke reihen sich Stände von Kleinkünstlern. Direkt<br />
auf dem Radweg prangen »Obama was better«-Aufkleber. Neben<br />
allerhand Nippes wird Präsident Trump auf den Tapetentischen auch als<br />
batteriebetriebenes Winkemännchen vertickert – made in China, versteht<br />
sich. Gerade an den Wochenenden wimmelt es nur so vor Joggern<br />
und sportlich ambitionierten Radfahrern auf der Brooklyn-Bridge. Mit<br />
schrillen Pfiffen aus der Trillerpfeife scheuchen sie die meist verzückt<br />
vor sich hin schlendernden Touristen auf, die bei dieser betörenden Kulisse<br />
allesamt einer hemmungslosen Selfie-Mania erliegen.<br />
Wer nach dem Gedränge auf der Brücke etwas Entspannung sucht,<br />
findet im nahen Brooklyn Bridge Park Zuflucht. Auf der Dachterrasse<br />
des erst kürzlich fertiggestellten Brooklyn Bridge Hotels gibt es zum<br />
mondänen Blick auf Manhattan auch noch Drinks und gehobene, mediterrane<br />
Speisen – eine extrem gechillte Zuflucht, wenn New York<br />
mal kurz anstrengend wird.<br />
Über die Manhattan Bridge strampeln wir zurück über den East River<br />
und beenden unsere Stippvisite in Brooklyn. Die Aufkleberindustrie<br />
ist erfinderisch. »Dump Trump« nebst Kackhaufen mit blondierter Tolle<br />
klebt an den blauen Metallpfeilern. Wir landen mitten in Chinatown<br />
nahe der Canal Street. Restaurants und Billigläden mit Souvenirkitsch<br />
regieren das Viertel. Auch Autokennzeichen in New-York-Taxigelb<br />
scheinen ein Verkaufsschlager zu sein. Boss, Trump und Mafia stehen<br />
zur Auswahl – nein, New York scheint Donald nicht zu mögen.<br />
Uns zieht es zurück aufs Wasser. Pier 84 lautet die Postadresse<br />
des Manhattan Kajak Clubs. Seine Boote und Stand-up Paddle-Boards<br />
wassert das Team um Eric Stiller auf der Rückseite bei Pier 85. Und<br />
gleich daneben liegt der 265 Meter lange Flugzeugträger USS-Intrepid<br />
aus dem Zweiten Weltkrieg vor Anker. Wer noch schnell einen Pier<br />
weiterpaddelt, wird zur Linken vom schneeweißen Schiffsrumpf der<br />
AIDA Luna geblendet, die heute hier vor Anker liegt. Rechts hingegen<br />
ruht ein Flugzeugträger mit seinen gut 30 Kampf-Jets, einer zivilen<br />
Concorde und einem ausrangierten Space Shuttle an Deck, wo<br />
auch noch ein Atom-U-Boot vertäut ist. Die Einfahrt in diese Bucht ist<br />
allerdings – wie uns die Wasserschutzpolizei unmissverständlich zu<br />
verstehen gibt – verboten: »You're breaking the law, turn back immediately.«<br />
Arrgh, da haben wir wohl ein Schild übersehen. Doch schon ist<br />
Eric zur Stelle und klärt die Situation mit seinem Funkgerät auf. Eric<br />
trägt die Liebe zum Kajak-Sport gewissermaßen in seiner DNA. Sein<br />
Vater Dieter Stiller aus dem bayerischen Rosenheim war der Erste, der<br />
moderne Klepper-Boote in New York vertrieb. Kaum zurück auf dem<br />
mächtigen Hudson, überholt uns die Norwegian Escape, ein weiteres<br />
Kreuzfahrtschiff mit mindestens 15 Stockwerken Höhe an Steuerbord.<br />
Und noch während sich das Empire State Building allmählich aus dem<br />
Konglomerat von Wolkenkratzern absetzt, dreht Backbord, also am<br />
Manhattan-Ufer, der Freizeitspaß »The Beast« den Turbo auf. Im Nu<br />
rauscht das giftgrüne Powerboat mit den aufgemalten Haifischzähnen<br />
Richtung Freiheitsstatue und sorgt für eine ordentliche Bugwelle.<br />
Wow – uns stehen die Haare zu Berge.<br />
Während uns der Bizeps anschwillt, referiert Eric ganz locker nebenbei:<br />
»Giovanni Verrazzano war der erste Seefahrer der alten Welt<br />
oder Europäer, der Manhattan im Jahre 1524 erblickte und den Hudson<br />
befuhr. Nach ihm wurde die gigantische 2.039 Meter lange Hängebrücke<br />
benannt, die Staten Island mit Brooklyn verbindet und somit<br />
eindrucksvoll das Tor zum Atlantik markiert. Auf dem Weg dorthin<br />
begleiten uns häufig Delfine. Wir haben aber auch schon Buckel-,<br />
Finn- und sogar Blauwale gesichtet. Aber dafür brauchen wir fast den<br />
ganzen Tag. Die Tour ist nur für sehr gute Kajaker geeignet«, erzählt<br />
der unglaublich fitte Kerl verschmitzt grinsend. Für uns ist an der Freiheitsstatue<br />
Schluss. Wahnsinn – Wallstreet und Wale – das gibt es so<br />
wahrlich nur in New York.<br />
INFO<br />
Manhattan Kayak Company, Pier 84 Boathouse in Manhattan<br />
555 12th Ave at West 44th St, New York, NY 10036, Phone<br />
1.212.924.1788, info@manhattankayak.com, das Team um<br />
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sommer 2016<br />
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2<br />
3<br />
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Schmuckstück, sondern auch ein<br />
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oder eckig, Metall oder Kunststoff –<br />
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1<br />
Stilvolle Eleganz wird der Trägerin bescheinigt. Warum? Wer hat<br />
heute schon eine handgefertigte Brille? Hübsches Ding aus<br />
italienischem Acetat und Metall. Auch in Schwarz erhältlich.<br />
Von Moscot, tortoise/gold, ca. € 375.<br />
2<br />
Diese Sonnenbrille fällt direkt auf! Die sechseckigen Gläser verleihen<br />
der Brille ihren minimalistischen Stil. Hewes von Raen, ca. € 160.<br />
3<br />
Es leben die 70er-Jahre! Die fi ligrane Sonnenbrille ist mit ihren<br />
runden Gläsern mit Farbverlauf von Blau nach Rot nicht nur retro,<br />
sondern auch ziemlich schick. Von Lunor, rosé-gold, ca. € 450.<br />
4<br />
Dass Gold und Tortoise gut zusammenpassen, zeigt dieses<br />
Sonnenbrillenmodell mit Doppelsteg der Marke Carrera.<br />
Modern und ultracool! Ca. € 160.<br />
5<br />
Das eckige Modell von Rocco by Rodenstock sticht durch das<br />
goldene Detail am Brillenbügel hervor. Stylisch und total angesagt!<br />
Ca. € 100.<br />
Illustration: Ekaterina Zimodro/shutterstock.com; Fotos: Linda Ruckes & Marie Tysiak, Text: Celina Fuhrmann<br />
6<br />
Oldschool trifft Newschool, ein echter Sonnenbrillenfavorit von<br />
Thomas Sabo. Das goldene Metall hat an Nasensteg und Bügeln<br />
leichte Einkerbungen, die das schlichte Design veredeln.<br />
Ca. € 150.<br />
7<br />
Klassisch, schwarz und zeitlos ist dieses Modell von Tom Ford.<br />
Die durch das »T« eingerahmten Gläser machen das Schmuckstück<br />
zu einem echten Modeaccessoire. Von Tom Ford über<br />
BRAUN Hamburg, schwarz, ca. € 370.<br />
Bienenwachs schützt<br />
vor Sonnenbrand?<br />
Sunbutter von Bee<br />
Natural by Matica<br />
Cosmetics, um 40 Euro.<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
33
LIFESTYLE<br />
8<br />
Durch die rosarote Sonnenbrille schaut man mit dem Modell von Escada.<br />
Die großen Brillengläser in Herzform sind total auffällig und damit ein echtes<br />
Statement-Piece! ca. € 240.<br />
9<br />
Die interessanteste Mischung der Formen fi ndet sich in diesem Modell<br />
wieder. Während die Gläser am unteren Gestell eckig sind, werden sie<br />
am oberen Gestell rund. Ganz schön verrückt, aber ein echter Hingucker!<br />
Tommy Hilfi ger, ca. € 130.<br />
10<br />
Etwas für Raubkatzen! Diese Sonnenbrille im Cat-Eye-Stil ist ein Klassiker.<br />
Das Damenmodell ist superleicht und überzeugt durch zeitloses Design. von<br />
Polaroid, ca. € 320.<br />
8<br />
10<br />
9<br />
34 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> sommer <strong>2019</strong>
SCHIFF<br />
DIE SACHE MIT<br />
DEM TRINKGELD<br />
Fotos: Koldunov Alexey/Shutterstock.com, Rainer Ganske/Wilhelmshaven Touristik, Illustration: Uncle Leo/Shutterstock.com<br />
MITSEGELN für Landratten<br />
Am letzten Wochenende im September heißt es an der niedersächsischen<br />
Nordseeküste wieder »Leinen los!«: Beim 18. Wilhelmshaven Sailing-Cup<br />
starten etwa 15 Schiffe zur ältesten Traditionssegler-Regatta an der Nordseeküste.<br />
Fünf Minuten später sticht bei der Begleitregatta eine Vielzahl kleinerer<br />
Traditionssegler und Sportboote in See. Die Wettfahrt kann an<br />
vielen Stellen von Land aus beobachtet werden. Wer selbst dabei sein will,<br />
darf für acht Stunden auf einem der Schiffe anheuern, Segel setzen und mit<br />
der Mannschaft hinausfahren. Auch Landratten haben dann die Chance, einmal<br />
Regattaluft zu schnuppern, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.<br />
www.wilhelmshaven-sailing-cup.de<br />
Zwei kleine Tipps, um das Seekrankheitsrisiko zu minimieren:<br />
1. Unbedingt etwas essen. Mit leerem Magen schippert es sich nicht so gut. Besser<br />
eine gute Mahlzeit zu sich nehmen. Hinlegen und einen Punkt im Raum fixieren.<br />
2. Das Pflaster gegen Seekrankheit nennt sich Scopoderm und ist für Reisende,<br />
insbesondere auf dem Wasser, eine sehr gute Möglichkeit, rechtzeitig gegen die<br />
Seekrankheit anzukämpfen. Also schon vor dem Ablegen aufkleben.<br />
Seekrank?<br />
Hier ein kleiner Überblick, wo<br />
das Extrageld für den Service<br />
schon inklusive ist und wo nicht.<br />
Aida Cruises. Trinkgelder<br />
sind inklusive, ein freiwilliges<br />
Trinkgeld der Gäste wird jedoch<br />
gerne genommen.<br />
Costa. 10 Euro pro Person<br />
und Nacht werden als empfohlener<br />
Trinkgeldbetrag auf die<br />
Bordrechnung gebucht. Wer<br />
das nicht wünscht, sollte sich<br />
rechtzeitig äußern.<br />
MSC. Auch bei MSC werden<br />
10 Euro auf das Bordkonto gebucht.<br />
Wie bei Costa ist dieser<br />
Betrag nicht in Stein gemeißelt.<br />
Norwegian Cruise Line. Für<br />
den deutschen Markt ist das<br />
Trinkgeld inklusive.<br />
Royal Caribbean. Hier wird in<br />
US-Dollar gerechnet. In normalen<br />
Kabinen wird ein Trinkgeld<br />
von 13,50 US-Dollar, in Suiten<br />
von 16,50 US-Dollar berechnet.<br />
Änderungen und Stornierungen<br />
sind auch hier möglich.<br />
Tui Cruises. Trinkgeld inklusive.<br />
Doch das Personal freut sich<br />
über eine Extra-Anerkennung.<br />
SEGELTÖRN: Wer auf der Star Clipper Urlaub macht, der muss mit anpacken – und wird mit Köstlichkeiten, einem Gemeinschaftsgefühl und<br />
reichlich schönen Stränden belohnt. Unser Autor war in Thailand mit an Bord der Luxusyacht. S. 36 – KLEIN, ABER FEIN: Diese Kreuzfahrtschiffe<br />
haben nichts mit schwimmenden Städten gemein, und sie sind einfach nur wunderschön. S. 42 – POOL-POSITION: Mit dieser Swimwear<br />
sind die Ladyes der Star am Pool auf Deck, ob Einteiler oder Zweiteiler. S. 47 – WELTUMSEGLER: Na, wohin soll die nächste Schiffsreise<br />
gehen? Wir stellen tolle, neue Routen vor. S. 48 – JUNGFERNFAHRT: Dürfen wir vorstellen? Diese Schiffe sind noch nigelnagelneu! S. 56<br />
frühling 2016<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
35
B text<br />
Thorsten Keller<br />
ABSEITS<br />
GROSSER<br />
KREUZFAHRT-<br />
ROUTEN<br />
MIT EINEM SEGELSCHIFF DURCH DIE INSELWELT<br />
DER ANDAMANENSEE ZU REISEN, IST IN ZEITEN<br />
MODERNER OZEANRIESEN FÜR ABENTEURER UND<br />
SEGELENTHUSIASTEN EIN WAHRLICH<br />
URSPRÜNGLICHES ERLEBNIS.<br />
36 sommer <strong>2019</strong>
SCHIFF | Star Clippers<br />
Was ein Sege(l)n: Kaum<br />
in See gestochen, sucht<br />
man auf der Star Clipper<br />
vergebens nach dem<br />
klassischen Thailandoder<br />
Kreuzfahrturlaub.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 37
SCHIFF | Star Clippers<br />
Farbenpracht: Das bunte<br />
Touristen-Mekka Patong<br />
Bay auf Phuket scheint in<br />
der blauen Unendlichkeit<br />
der Andamanensee Lichtjahre<br />
entfernt.<br />
Es ist ein ganz normaler Tag in Patong Bay. Ein Regenschauer<br />
am frühen Morgen hat die letzten Nachteulen<br />
von den Straßen der Party-Hochburg im Westen Phukets<br />
verscheucht. In den Bars der Bangla Walking Street<br />
herrscht dann, wenn die thailändische Sonne am Mittag<br />
am höchsten steht, gähnende Leere. Nur mancherorts ist<br />
noch spürbar, dass die vergangene Nacht lang und laut<br />
war – wie die meisten Nächte hier in Patong Bay. Die Partygäste<br />
der Nacht bevölkern zur Mittagszeit allenfalls die halbmondförmige<br />
Bucht mit ihrem feinen Sandstrand. Beach trance statt Poledance.<br />
Entlang der Promenade p<strong>reisen</strong> Scooter- und Motorboot-Verleiher ihre<br />
Gefährte an. Sie konkurrieren mit Massage-Anbietern um die wertvollen<br />
Baht der Thailand-Reisenden. Eine leichte Brise weht von Westen<br />
hinein in die Bucht. Ein ganz normaler Tag in Patong Bay – und für die<br />
kommende Woche auch der letzte Tag, an dem die Kulisse Massentourismus<br />
die Urlaubsvorfreude auf unsere Segelkreuzfahrt tangiert.<br />
In der Bucht vor Patong liegt die Star Clipper bereits vor Anker –<br />
115 Meter lang, die Segel sind eingeholt. Das Schiff fällt kaum auf beim<br />
Blick hinaus. Am Nachmittag zur Check-in-Zeit sitzt Cruise Director<br />
Peter am Pier. Vor ihm kistenweise frisches Gemüse und Salat, Wein<br />
und Fisch in Eis. Proviant für die kommenden Tage. Stimmung und<br />
Spannung steigen bei den 98 Passagieren, die von nun an die Star Clipper<br />
ihr Urlaubsdomizil nennen werden. Und schließlich, als Kapitän<br />
Yuriy nach Welcome-Prosecco und erstem Kabinencheck am Abend<br />
im Sonnenuntergang zu Vangelis‘ »Conquest of Paradise« die Anker<br />
lichten und die Segel setzen lässt, wird aus Spannung Entspannung.<br />
Endlich raus. Endlich auf See! Doch nicht etwa mit Casinos, Shops<br />
und Achterbahnen, sondern ganz ursprünglich unter großen weißen<br />
Segeln. Und mit Verlaub: Selbst mit dem Maximum von 170 Passagieren<br />
nebst 74 Mann Besatzung an Bord ist die Star Clipper nicht wirklich<br />
groß. »Ihr seid nicht nur Gäste auf diesem Schiff. Ihr seid ein Teil<br />
davon«, hat Kapitän Yuriy uns gleich mit auf den Weg gegeben. Alles<br />
an Deck ist unser, alles sollen wir entdecken auf diesem schwimmenden<br />
Abenteuerspielplatz. Und der Blick ins »Animationsprogramm«<br />
ist gleichermaßen außergewöhnlich wie verheißungsvoll: Knüpfen<br />
von Endachten, Kreuzknoten und Affenfäusten. Aktive Navigation<br />
am Steuerrad. Beihilfe zum Segelsetzen. Der abgesicherte Aufstieg in<br />
den acht Meter über Deck liegenden unteren Ausguck sowieso. Und<br />
schließlich am Abend ein kühles Helles im Bugnetz. Der Segeltörn<br />
durch die Andamanensee verheißt ein spannend-entspanntes Abenteuer<br />
zu werden.<br />
Dass ein Passagierschiff in den geschützten westthailändischen Nationalparks<br />
mit ihren spektakulären Felseninseln, Tropfsteinhöhlen und<br />
Traumstränden überhaupt eine Betriebsgenehmigung hat, ist ohnehin<br />
schon eine Besonderheit: »Nur wir und ein paar einheimische Boote<br />
dürfen auf den Inseln hier anlanden«, klärt Peter auf, der Allgäuer, der<br />
sich gut sichtbar für alle Passagiere »Bavaria« als Heimatland ans Revers<br />
geheftet hat. Und in der Tat – in den Nächten begleiten allenfalls<br />
Krabbenfischerboote unser Segelschiff auf seinem Törn. Und so ist der<br />
feine weiße Korallenstrand auf Ko Butang dann auch völlig menschenleer,<br />
als Kapitän Yuriy am ersten Morgen hier den Anker setzt und die<br />
Tenderboote klarmacht zum Übersetzen. Bis zum frühen Nachmittag<br />
gehört der Strand nun erst einmal uns. Und den Äffchen natürlich, die<br />
dem Monkey Beach seinen Namen geben und die schon darauf warten,<br />
unsere Strandtaschen auf Essbares zu filzen. Doch heute werden sie<br />
hungrig bleiben.<br />
Einzig die Star Clipper frisst – und zwar Seemeilen bei ihrer Fahrt<br />
durch die Nacht. Schon früh am nächsten Morgen, nach dem Sunset-Power-Yoga<br />
mit Christel, einer Deutschland-Aussteigerin, die vor ihrer Yogakarriere<br />
als Medienfrau in Führungsposition Stressresistenz berufsbedingt<br />
zu ihren Persönlichkeitsmerkmalen zählen musste, erreichen wir<br />
den südlichsten Punkt unserer Reise: Malaysia, und hier Penang, die<br />
dem Nordwesten des Landes vorgelagerte Insel mit ihrer Hauptstadt<br />
George Town. Hört sich britisch an, und das war George Town auch<br />
tatsächlich – von 1786 nämlich, als Kapitän Francis Light den Ort als<br />
ersten britischen Handelshafen Südostasiens etablierte, bis 1957, als die<br />
Föderation Malaya nach Ewigkeiten unter britischer Kolonialherrschaft<br />
und einer weltkriegsbedingten japanischen Besatzungszeit schließlich<br />
unabhängig wurde. Das George Town von heute indes ist ein bunter,<br />
kultureller Schmelztiegel, in dem unser bevorzugtes Verkehrsmittel zunächst<br />
eine Fahrradrikscha ist, die uns sicher durch das Verkehrschaos<br />
bringt. Indisches Viertel, chinesisches Viertel, buddhistische Tempel mit<br />
goldenen Pagoden, die bedeutende Kapitän-Keling-Moschee – die heutige<br />
kulturelle Vielfalt George Towns ist wahrlich beeindruckend, genauso<br />
wie die kulinarische Vielfalt. Gerüche verführen und vermengen sich zu<br />
neuen Kompositionen. Man müsste genügend Zeit haben, sich hier auf<br />
einen kulinarischen Abenteuertrip einzulassen. Doch neben Graffiti-Art<br />
an den Hauswänden rund um die Armenian Street steht auch noch Lim<br />
Jetty, das auf Stelzen über dem Meer erbaute ehemalige Fischerviertel<br />
George Towns, auf der Agenda. Ein zeitbedingter Zwiespalt, doch im<br />
Kopf entwickelt sich recht schnell der Plan, mit mehr Zeit nach George<br />
Town zurückzukehren.<br />
Fotos: Star Clippers (5), Fancycrave, Denys Nevozhai<br />
38<br />
sommer <strong>2019</strong>
»GEWÖHNT EUCH<br />
NICHT ZU SEHR<br />
DARAN.<br />
MORGEN<br />
ERLEBT IHR DEN<br />
STRAND EURER<br />
TRÄUME.«<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 39
INDISCHER OZEAN | Malediven<br />
»IHR SEID<br />
NICHT NUR<br />
GÄSTE AUF<br />
DIESEM<br />
SCHIFF. IHR<br />
SEID EIN TEIL<br />
DAVON.«<br />
Matrosen auf Zeit:<br />
Wer auf der Star Clipper<br />
Urlaub macht, wird<br />
zum Teil der Besatzung.<br />
Und mit einsamen<br />
Traumstränden der<br />
Andamanensee belohnt,<br />
für die nur wenige Schiffe<br />
eine Betriebserlaubnis<br />
haben.<br />
Fotoxxx<br />
40<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
SCHIFF | Star Clippers<br />
»Kajüte« ist für die Suites an Bord geschmeichelt. Maximal<br />
170 Passagiere und 74 Crew-Mitglieder passen auf den<br />
wunderschönen Viermaster. An der Tropical Bar auf Deck<br />
kommt die familiäre Atmosphäre dann voll durch.<br />
Nachdem unsere Rikscha bereits im Tagesverlauf ihren Dienst erfüllt<br />
hat, brennen am Ende des Tages die Fußsohlen, und so kommen die<br />
beiden folgenden Strandtage auf Ko Adang und Ko Rok Nok auch gerade<br />
recht. Die Star Clipper hat ihren Weg zurück nach Norden angetreten,<br />
und für Ko Adang hat sich die Crew um Restaurantmanagerin<br />
Andrea etwas Besonderes einfallen lassen: Noch bevor wir am Morgen<br />
in die Tenderboote steigen, ist alles, was man für ein zünftiges Beach<br />
Barbecue benötigt, schon auf die Insel verfrachtet. Und so brutzeln<br />
unter der Mittagssonne am weißen Sandstrand Burger und Hühnchenkeulen,<br />
während sich Bordmusiker Mel an der Cocktailbar auf seiner<br />
Gitarre musikalisch mühelos zwischen Shantys, »Good Vibrations«,<br />
»La Isla Bonita« und Chris Reas »On the beach« bewegt.<br />
»Gewöhnt euch nicht zu sehr daran. Morgen erlebt ihr den Strand<br />
eurer Träume«, lässt Cruise Director Peter, an diesem Tag mit Rastalocken<br />
und Surfershorts eher Jamaikaner denn Bajuware, aufhorchen. Er<br />
behält recht. War das Wasser der Andamanensee auf unserer Reise bislang<br />
an allen Stränden seicht und warm und das von Bord organisierte<br />
Wassersportangebot – Schnorcheln, Segeln, Jet-Ski und Stand-up-Paddeln<br />
– von vielen Mit<strong>reisen</strong>den gerne genutzt, lädt Koh Rok Nok dann<br />
doch eher ein zum völligen Nichtstun. Faulenzertum mit bestem Gewissen.<br />
Allenfalls der ausgewachsene Waran, der auf der kleinen Insel<br />
aus dem Unterholz lugt, ist ein Grund, den Robinson-Strandtag kurz<br />
zu unterbrechen. Ansonsten geht es gechillt zu auf Koh Rok Nok, und<br />
der Abschied fällt erwartungsgemäß schwer. Doch Abschied ist nun, da<br />
sich auch unsere Segelreise langsam aber sicher ihrem Ende zuneigt,<br />
auch an Bord ein großes Wort, und die Wehmutsbekundungen am<br />
Abend nach dem Segelsetzen werden lauter. Einmal mehr sind wir mit<br />
asiatischen wie internationalen Köstlichkeiten aus der Schiffsküche<br />
bestens versorgt, und die auf Deck gelegene Tropical Bar wird zum physischen<br />
wie emotionalen After-Dinner-Treffpunkt. Und einmal mehr<br />
wird hier auch die familiäre Stimmung deutlich, die eigentlich schon<br />
seit dem Ablegen in Patong Bay spürbar ist. Eine Stimmung, die keinesfalls<br />
verwundert, denn viele Mit<strong>reisen</strong>de sind wie wir nicht nur Segelenthusiasten<br />
und Abenteuersucher, sondern auch von dem bislang<br />
Erlebten mächtig beeindruckt. In der Quiznacht an Deck kommt dies<br />
alles nochmals zum Vorschein, als Peter die berühmtesten Entdecker<br />
und Abenteurer der Welt anhand ihrer Segelschiffe zuordnen lässt.<br />
Leuchtende Augen allerseits, doch für Bordmusiker Mel, heute ausgestattet<br />
mit Keyboard statt Gitarre, liegt nach dem Quiz dann die<br />
Messlatte noch einmal ein Stück höher als an den Abenden zuvor. Ein<br />
Problem, das schnell gelöst ist. Unterstützt von Larry, einem mit<strong>reisen</strong>den<br />
Bandleader aus Arizona, werden Mels Songs spontan durch<br />
eine kraftvollen Rockstimme veredelt, bis das Deck tobt.<br />
Doch ein letzter Höhepunkt unserer Segelreise steht ja noch aus –<br />
eine Reise zurück in das Jahr 1974. Seinerzeit duellierten sich Roger<br />
Moore als James Bond 007 und Christopher Lee alias Francisco Scaramanga,<br />
der Mann mit dem goldenen Colt, am Strand von Khao Phing<br />
Kan, was in der thailändischen Andamanensee einen regelrechten Besucherboom<br />
auslöste. Die Naturkulisse von einst mit dem kleinen<br />
Strand und dem markanten morchelförmigen Felsen, die wir am letzten<br />
Reisetag per Schnellboot ansteuern, sieht dennoch auch heute, 45<br />
Jahre und Millionen Besucher nach dem Ende der Dreharbeiten, noch<br />
nahezu genauso aus wie damals. Die Andamanensee konnte sich einen<br />
Teil ihrer Attraktivität bewahren, auch, weil die Nationalparks dort<br />
unter Naturschutz stehen und die Besucherzahlen streng limitiert<br />
sind. Und in der Tat – einen Ozeanriesen der Neuzeit haben wir während<br />
unserer Segelkreuzfahrt über Tage nirgendwo entdeckt. Und so<br />
durften wir uns freuen, abseits großer Kreuzfahrtrouten auf der Star<br />
Clipper eine entspannte Reise durch die beeindruckende Insel- und<br />
Naturlandschaft Westthailands zu unternehmen.<br />
INFO<br />
ANREISE Condor fliegt von mehreren deutschen Flughäfen<br />
ab ca. € 550 nach Phuket, dem Ausgangspunkt der Reise.<br />
TERMINE & PREISE Die Reederei Star Clippers bietet<br />
die Reise durch die Andamanensee auf dem mit Restaurant,<br />
Piano Bar, Bibliothek und zwei Swimmingpools ausgestatteten<br />
Viermaster PSV Star Clipper im Winter <strong>2019</strong> ab dem 2. November<br />
an. Die Preise für die Kreuzfahrt (7 Nächte) liegen in<br />
der Hauptsaison im November <strong>2019</strong> zwischen € 2.030 in der<br />
günstigsten Kategorie und € 3.060 in einer Kabine der Kategorie<br />
1 auf dem Hauptdeck. Bordsprachen sind Deutsch und Englisch.<br />
Englischsprachige Tagesausflüge, zum Beispiel in George Town,<br />
sind zubuchbar.<br />
TIPP Wer George Town auf Penang auf eigene Faust entdecken<br />
möchte, sollte sich am Hafen eine Fahrradrikscha<br />
mieten und sich durch die seit 2008 zum Unesco-Welterbe<br />
zählenden historischen Stadtviertel fahren lassen. Preise sind<br />
vorab verhandelbar. Sehenswert ist auch das Fischerviertel<br />
Lim Jetty mit seinem angrenzenden Food Market<br />
BUCHUNG Telefonisch bei der Reederei Star Clippers Kreuzfahrten<br />
unter Tel. 00800-78 27 25 47 oder im Internet unter<br />
www.star-clippers.de<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
41
text<br />
BStefan Weißenborn<br />
Cruise<br />
LIEBER<br />
UNGEWÖHNLICH<br />
Kreuzfahrtschiffe werden immer größer,<br />
das ist der eine Trend. Es gibt aber auch<br />
Reedereien, deren Schiffe mit der Neuauflage<br />
kleiner werden. Gern sprechen<br />
die Betreiber dann von Yachten oder<br />
Boutique-Schiffen. Individualität und<br />
ausgefallene Ziele werden betont.<br />
Allerdings bezieht sich der Schrumpfkurs<br />
nicht auf den Preis.<br />
42
Oberwasser: Seit Jahren ist die Sea Dream<br />
I eins der tollsten Schiffe auf den Weltmeeren<br />
nach Berlitz Cruise Guide. Mit nur<br />
56 Kabinen ist es eher ein Yacht-Feeling<br />
und damit geeignet für die schönsten<br />
Häfen der Welt.<br />
Was ist 0,36 Kilometer<br />
lang, 66 Meter breit,<br />
kann sich fast 10.000<br />
Menschen einverleiben und hat<br />
über 130.000 PS? Antwort: die<br />
»Symphony of the Seas«, das – gemessen<br />
in Zahlen, Daten, Fakten<br />
– größte Kreuzfahrtschiff der Welt.<br />
Einen Ozeanriesen zu boarden,<br />
muss keinen schlechten Urlaub<br />
auf dem Wasser bedeuten. Man<br />
sollte aber wissen, was man tut.<br />
Denn solche Pötte zeigen: Wir<br />
haben es mit einem Massengeschäft<br />
zu tun, wenn sich Tausende<br />
Gäste in Dutzenden Restaurants,<br />
Konzertsälen, Shopping-Malls,<br />
riesigen Spas, an Kletterwänden<br />
und auf etlichen Decks drängen.<br />
Positiver Nebeneffekt: Es gibt<br />
unter den Pauschalangeboten auf<br />
Wellen wahre Schnäppchen.<br />
Wer aber etwas exklusiver in<br />
See stechen möchte, Wert auf<br />
persönlichen Service legt und auf<br />
Daueranimation und Superlative<br />
wie längste Wasserrutschen<br />
an Bord oder Eislaufbahnen im<br />
Schiffsbauch verzichten kann,<br />
bucht ein kleineres Schiff. Der<br />
Vorteil liegt auch darin, dass<br />
kleinere Schiffe in kleineren Häfen<br />
anlegen, engere Passagen nehmen<br />
können oder Ziele ansteuern, wo<br />
die Riesen nicht hindürfen.<br />
Wo die Klasse der XS- oder<br />
XXS-Schiffe beginnt, ist nicht<br />
festgelegt. Individualität kann man<br />
aber zum Beispiel daran messen,<br />
wie viele Besatzungsmitglieder<br />
auf einen Gast kommen oder wie<br />
exklusiv die Routen sind, die die<br />
kleineren Schiffe nehmen. Oder<br />
daran, wie schnell die Crew die<br />
Gäste mit deren Namen anspricht<br />
oder der Kapitän den Leuten die<br />
Hand schüttelt. Eine Auswahl:<br />
sommer <strong>2019</strong> <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
43
Meine Güte, Kajüte! Edelste Materialien<br />
bezaubern den Passagier auf der Silver<br />
Muse. Die Kabine ist eine Augenweide<br />
im Hollywood-Chic.<br />
Besonders an Bord der Le Champlain ist »Blue Eye«,<br />
eine Unterwasser-Lounge mit organisch geformtem Mobiliar<br />
und ovalen Bullaugen, die den Blick ins Meer freigeben.<br />
44<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> sommer <strong>2019</strong>
The Ritz-Carlton Yacht<br />
Das schwimmende Boutique-Hotel<br />
Eine Nummer kleiner und ganz taufrisch ist die erste Yacht, die die<br />
US-amerikanische Hotelkette Ritz-Carlton nach dem Stapellauf im<br />
Oktober 2018 im Frühjahr 2020 erstmals mit Gästen in See stechen<br />
lässt. Umgesetzt werden soll das intime Ambiente eines Boutique-<br />
Hotels in eigener Handschrift auf maritime Art. So können die Gäste<br />
von der fast auf Wasserniveau gebauten Holzterrasse am Heck direkt<br />
in die Fluten hüpfen, wenn das Schiff ankert. Bei den Ozeanriesen<br />
würde ein solches Verhalten einen Noteinsatz auslösen.<br />
Ganz wie ein einsamer Superreicher mit Privatyacht fühlt man<br />
sich trotz All-inclusive-Luxus aber nicht, denn immerhin bis zu 298<br />
Passagiere können an Bord des 190-Meter-Dampfers. Sie teilen sich<br />
auf 149 Suiten auf, von denen die mit 102 Quadratmetern größte die<br />
Owner‘s Suite ist. Es gibt vier Restaurants und drei Bars. Jederzeit<br />
können die Gäste sich die Mahlzeiten ohne Aufpreis in ihre Suite<br />
bringen lassen. Trinkgelder sind im Preis inbegriffen, nur das Speisen<br />
im Gourmet-Restaurant, das vom Sternekoch Sven Elverfeld (Koch<br />
im Ritz-Carlton Wolfsburg) inspirierte Gerichte auf den Teller bringt,<br />
kostet extra.<br />
Als Destinationen geplant sind Kanada, die Karibik, das Mittelmeer,<br />
aber auch Atlantik-Überfahrten. Derzeit günstigstes Angebot<br />
sind vier Nächte Karibik ab E 2.807.<br />
www.ritzcarltonyachtcollection.com<br />
Le Champlain<br />
Kleines Schiff, großes Unterwasserkino<br />
Für den Trend zu kleineren Schiffen steht die französische Reederei<br />
Compagnie du Ponant wie kaum eine andere: Statt wie etwa Royal Caribbean<br />
immer größere Pötte zu bauen, sind die Yachten der neuen Ponant-Explorer-Klasse<br />
gegenüber den älteren Schiffen wieder ein Stück<br />
kleiner geworden – man spricht lieber von Expeditionen statt Kreuzfahrten.<br />
Die zuletzt im <strong>Sommer</strong> 2018 in Dienst gestellte, gut 130 Meter<br />
lange »Le Champlain«, Zweiter von vier baugleichen Neubauten, kann<br />
in 92 Kabinen insgesamt 184 Passagiere beherbergen. Alle Kabinen<br />
besitzen Terrasse und Meerblick, die größte misst 45 Quadratmeter, die<br />
kleinste 19 Quadratmeter, die Crew umfasst 110 Mitarbeiter.<br />
Per Festrumpf-Schlauchbooten werden Ausflüge unternommen, die<br />
am Heck des Schiffs ablegen, das auch als Sonnendeck mit Infinity-Pool<br />
dient. Besonders an Bord ist »Blue Eye«, eine Unterwasser-Lounge mit<br />
organisch geformtem Mobiliar und ovalen Bullaugen, die den Blick ins<br />
Meer freigeben. »Le Champlain«, wie jedes Ponant-Schiff nach einem<br />
französischen Entdecker benannt, ist auf allen Weltmeeren unterwegs,<br />
fährt nach Neuseeland ebenso wie zu den Seychellen – und auch über<br />
den Amazonas, den Orinoco oder die Großen Seen.<br />
Spezialität der Reederei aber sind die kalten Gegenden, nach eigenen<br />
Angaben ist Ponant Weltmarktführer bei Polarkreuzfahrten. Auf<br />
dem Plan stehen Arktis wie Antarktis – und auch dort schwärmen die<br />
Zodiacs mit Passagieren für Wanderungen an Land aus. Günstigstes<br />
Angebot ist die viertägige Überfahrt von Bergen nach Reykjavik ohne<br />
Zwischenstopp, die ab E 870 pro Person kostet. de.ponant.com<br />
Silver Muse<br />
Luxus auf hoher See<br />
Den Gegenentwurf schwimmender Städte zelebriert die monegassische<br />
Reederei Silversea Cruises mit der »Silver Muse«. Das Schiff<br />
zählt mit über 200 Metern Länge zwar nicht zu den kürzesten, was<br />
aber daran liegt, dass die Suiten mit eigenem Butler-Service Platz<br />
benötigen. Und der Betreuungsschlüssel ist nicht schlecht: Auf maximal<br />
596 Passagiere trifft eine bis zu 411-köpfige Besatzung.<br />
Der größte Typ Suite mit zwei Schlafzimmern ist 130 Quadratmeter<br />
groß und ausgestattet mit Luxusmerkmalen wie Marmorbad,<br />
begehbarem Kleiderschrank oder Teakholz-Veranda. Die Minibar wird<br />
mit den Lieblingsgetränken des Gastes aufgefüllt, das Dinner am<br />
Captain‘s Table eingenommen.<br />
Das Schiff ist im Winter rund um Australien und in südostasiatischen<br />
Gewässern unterwegs und pendelt im <strong>Sommer</strong> zwischen Alaska<br />
und Vancouver. Ein Cruise von Alaska nach Tokio über Kamtschatka<br />
im Spätsommer kostet ab E 4.770 pro Gast. www.silversea.com<br />
MS Hamburg<br />
Das erfahrene Multitalent<br />
Normalerweise sind es zwei Sphären, die unterschiedliche Gäste<br />
anziehen: Flusskreuzfahrten auf der einen und Kreuzfahrten über die<br />
Weltmeere auf der anderen Seite – doch die »Hamburg« kann beides.<br />
Das Schiff, Indienststellung 1997, hat mittlerweile so viele Seemeilen<br />
hinter sich, dass es rechnerisch die Erde schon zehnfach umrundet<br />
hat. Tatsächlich zählen abgelegene Ziele zum Fahrplan wie Südgeorgien<br />
vor der Südspitze Südamerikas oder Grönland.<br />
Die Besonderheit aber ist: Weil die Hamburg mit 144 Metern<br />
Länge und 22 Metern Breite recht kompakt gebaut ist, kann sie das<br />
Kunststück vollbringen und vom Meer in den Fluss gleiten. So passt<br />
sie noch durch die Schleusen am Sankt-Lorenz-Strom und findet<br />
damit ihre Weg vom Atlantik bis auf die Großen Seen Nordamerikas.<br />
Auch Kreuzfahrten zum Amazonas-Delta werden angeboten. 18 Tage<br />
»Indian Summer auf den Großen Seen« im Herbst <strong>2019</strong> kosten ab<br />
E 3.449. Um bis zu 400 Passagiere kümmern sich 170 Besatzungsmitglieder.<br />
www.plantours-partner.de.<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
45
Sea Dream I<br />
Ausgezeichnet schlafen unter freiem Himmel<br />
Die Klasse der Boutique-Schiffe ist seit Jahren schon eine Kategorie<br />
im renommierten »Berlitz Cruise Guide«, dessen Ausgabe <strong>2019</strong> die<br />
»Sea Dream I« in dieser Klasse mit dem ersten Platz auszeichnet. Das<br />
Essen gilt als vorzüglich, man kann in der 1.200 Bücher umfassenden<br />
Bibliothek schmökern, sich im Beauty-Salon den letzten Schliff verpassen<br />
lassen.<br />
Das Motto der Reederei »It’s yachting, not cruising« können zahlungskräftige<br />
Gäste voll auskosten, indem sie das ganze Schiff für Partys<br />
oder Hochzeiten chartern und dann bei der Routengestaltung ein<br />
gewichtiges Wort mitreden – Konditionen auf Anfrage.<br />
Aber auch während des planmäßigen Betriebs sind die Voraussetzungen<br />
für ein persönliches Ambiente gegeben. Auf jeden der 112 Passagiere,<br />
die in 56 Kabinen mit Marmorbad und Seeblick residieren,<br />
kommt nahezu ein Besatzungsmitglied, kleinere Häfen werden angesteuert,<br />
unter dem Titel »Champagne & Caviar Splash« Gourmet-Barbecues<br />
an weißen Sandstränden versprochen, wo dann die Korken<br />
knallen. Gäste dürfen an Deck auf balinesischen Betten unter freiem<br />
Himmel schlafen.<br />
Die »Sea Dream I« ist im Mittelmeer, dem Atlantik oder der Karibik<br />
unterwegs. Besonderheit sind Weinkreuzfahrten mit Besuchen auf<br />
Weingütern, zum Beispiel neun Tage entlang der Küste Südfrankreichs,<br />
Nordspaniens und Portugals. www.seadream.com<br />
Celebrity Xploration<br />
Kleinstes Kreuzfahrtschiff<br />
der Welt<br />
Wohl kein Schiff einer Reederei, die<br />
auch Megapötte wie die jüngst in<br />
Dienst gestellte »Celebrity Edge« für<br />
bis zu knapp 3.000 Passagiere über die<br />
Weltmeere schickt, ist für weniger Gäste<br />
ausgelegt als die »Celebrity Xploration«:<br />
16 Expediteure dürfen maximal<br />
an Bord und werden dort von der Crew<br />
umsorgt, darunter Nathaly Albán, erste<br />
Kapitänin auf einem Cruise-Ship, das<br />
um die Galapagos-Inseln tuckert.<br />
Während der siebentägigen Charter-<br />
Kreuzfahrten sind Naturforscher und<br />
Biologen an Bord. Fest im Kreuzfahrt-<br />
Programm der Reederei ist mit siebentägigen<br />
Galapagos-Cruises als nächstgrößere<br />
Alternative die 64 Meter lange<br />
und für bis zu 48 Passagiere ausgelegte<br />
»Celebrity Xperience« eingetaktet.<br />
www.celebritycruises.de<br />
Atlantik-Romantik: Was<br />
könnte schöner sein, als<br />
nach einem aufregenden<br />
Tag an Land mit dem oder<br />
der Liebsten an Deck die<br />
Sterne zu gucken, ein Glas<br />
Wein zur Hand? Uns fällt da<br />
nichts ein.<br />
Fotos: PR (5), Ponant/Christophe Dugied, Filippo Vinard, Ponant/Mike Louagie, The Ritz Carlton Hotel Company, Celebrity Cruises<br />
46 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2019</strong>
BIKINI<br />
AM POOL ODER<br />
AM STRAND GUT<br />
AUSSEHEN MÖCHTE<br />
JEDER – HIER EIN PAAR<br />
VORSCHLÄGE FÜR DEN<br />
PERFEKTEN AUFTRITT<br />
IM KÜHLEN NASS.<br />
LOVE<br />
Fotos: Tyler Nix, PR (10)<br />
Text: Celina Fuhrmann<br />
47
LIFESTYLE<br />
1<br />
2 3<br />
4<br />
1<br />
Der Einteiler Kate passt mit seiner weißen<br />
Farbe und dem bunten Streifen-Detail unter der<br />
Brust perfekt an die Bar des Beach Clubs. Ein<br />
farblich passender Cocktail rundet das Bild der<br />
Strandschönheit ab. Von K-Way für € 90.<br />
2<br />
Die liebevoll designten Details an den Schultern<br />
machen diesen Badeanzug in der Farbe<br />
Immortelle zum richtigen Statement-Piece.<br />
Handgemacht von Eres Paris für € 550.<br />
3<br />
Knallerfarbe Gelb! Der klassische Einteiler<br />
Ottilia versprüht die maximale <strong>Sommer</strong>energie.<br />
Der freie Rücken ist sehr verführerisch. Von<br />
Hermès für € 380.<br />
4<br />
Pure Eleganz! Dieser rote Badeanzug No. 19<br />
mit Schleifen-Detail ist was für wahre Ladies.<br />
Von Rendl für € 200.<br />
5<br />
Der verstellbare Neckholder-Einteiler No. 2 ist<br />
der optimale Begleiter für den perfekten Tropenurlaub<br />
am Strand. Von Rendl für € 150.<br />
5<br />
48 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> sommer <strong>2019</strong>
6<br />
6<br />
Ethno-schick! Die Triangel-Kombination in Türkis<br />
mit dem Oberteil Poncho und der passenden<br />
Bikinihose Lambada versprüht südamerikanisches<br />
Flair. Von Eres Paris für € 430.<br />
7<br />
Perfekt zum <strong>Sommer</strong>teint passt dieser hautfarbene<br />
high-waisted Bandeau-Bikini. Die<br />
geriffelten Details schmeicheln dem Körper<br />
und sind ein echter Hingucker. Von Melissa<br />
Odabash für € 274.<br />
8<br />
Dieser klassische Triangel-Bikini im Marinelook<br />
strahlt mit seiner gelben Farbe nur so vor<br />
<strong>Sommer</strong>liebe. Von Oysho, in verschiedenen<br />
Kombinationsmöglichkeiten, ab ca. € 44.<br />
9<br />
Saphirblau, wie die tiefste Stelle im Meer,<br />
schimmert dieser Zweiteiler mit Schleifen-Detail.<br />
Von Eva Beachwear, um € 100.<br />
10<br />
Warum einseitig, wenn beidseitig geht? Der<br />
Mimì-À-La-Mer-Bikini wird am Hals gebunden<br />
und kann entweder in bunter Streifenoptik<br />
oder in unifarbenem Blau getragen<br />
werden. High-waisted oder umgeklappt –<br />
alles ist möglich. Von Yoox für € 152. 7<br />
8 9<br />
1 0<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
49
text<br />
BVerena Wolff<br />
Ship<br />
HAPPENS<br />
Mittelmeer, Orient, Kanaren:<br />
Das sind die beliebtesten Routen der<br />
großen und kleinen Kreuzfahrtschiffe.<br />
Doch es gibt noch jede Menge<br />
anderer Ziele. Eine Übersicht.<br />
50 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
SCHIFF | Routen<br />
Die Zahlen in der<br />
Kreuzfahrtindustrie<br />
kennen nur eine<br />
Richtung: nach oben,<br />
und das ziemlich<br />
steil. Jedes Jahr<br />
be<strong>reisen</strong> Millionen<br />
Menschen die Weltmeere mit mehr<br />
oder weniger großen Schiffen. Die eifrigsten<br />
Kreuzfahrer sind nach wie vor<br />
die Amerikaner – daher verwundert<br />
es auch nicht, dass das bei Weitem<br />
beliebteste Ziel die Karibik mit den<br />
Bahamas ist. Das liegt gleich vor der<br />
Haustür – wer in Miami oder Fort<br />
Lauderdale ablegt, kann eine Woche<br />
in der warmen Sonne gen Süden<br />
schippern, auf allen möglichen Routen<br />
und zu den bunten Privatinseln der<br />
Reedereien.<br />
Gleich danach auf der Beliebtheitsskala<br />
kommt das Mittelmeer<br />
in sämtlichen Variationen – hier ist<br />
die beliebteste Route die klassische<br />
westliche: Einschiffung in Barcelona<br />
oder Civitavecchia (Rom), dann<br />
nach Südfrankreich, Spanien und an<br />
der italienischen Küste entlang. An<br />
manchem <strong>Sommer</strong>tag liegen gleich<br />
mehrere Ozeanriesen, die bis zu 6.000<br />
Passagiere fassen, in den Häfen. Aber:<br />
Es gibt auch Alternativen. Azamara<br />
Club Cruises etwa, die zur Reederei<br />
Royal Caribbean gehört, befährt auch<br />
das Mittelmeer – doch die kleineren<br />
Schiffe können an weniger frequentierten<br />
Häfen anlegen und haben<br />
längere Liegezeiten, um mehr Zeit vor<br />
Ort zu bieten.<br />
sommer <strong>2019</strong> 51
Norden<br />
DER HOHE<br />
Eine der bekanntesten Inseln der schottischen<br />
Hebriden ist die Isle of Skye. Eine Brücke verbindet<br />
die Insel mit der Nordwestküste Schottlands, die<br />
längst für ihre wilden, hügeligen Landschaften und<br />
ihre pittoresken Fischerdörfchen bekannt ist.<br />
SPITZBERGEN, die LOFOTEN, GRÖNLAND, die NORDWEST-<br />
PASSAGE, sogar der NORDPOL: Es gibt kaum eine Region mehr in<br />
der Arktis, die nicht das Ziel von Kreuzfahrtschiffen ist. Fangen wir<br />
ganz oben an: Poseidon Expeditions bietet eine Reise an den Nordpol<br />
an. Von Murmansk aus, mit einem nuklearbetriebenen Eisbrecher.<br />
Und darin ist es alles andere als spartanisch: Die »50 years of victory«<br />
fasst 128 Passagiere, hat einen Innenpool, Sauna und Fitnessraum sowie<br />
jede Menge Vorträge zum Reiseziel. Angekommen »on top of the<br />
world«, gibt es eine kleine Zeremonie: Wer will, kann ins eiskalte Meer<br />
hüpfen. Die Rückreise der 13-tägigen Tour führt über das nahezu unberührte<br />
Franz-Josef-Land.<br />
Polar Quest bricht von Mai bis September mit den Schiffen MS<br />
Quest, MS Sjøveien und MS Stockholm auf, um von Longyearbyen<br />
die Insel SPITZBERGEN zu entdecken. Wie überall im hohen Norden<br />
ist die vorhergesehene Route nur ein Anhaltspunkt – denn es ist von<br />
Wind, Wetter und Eislage abhängig, wann die Schiffe wohin fahren<br />
und wo sie anlegen können. Fjorde, Vögel, Wale, Eisbären – die Wahrscheinlichkeit<br />
ist groß, das alles auf der zehntägigen Tour zu sehen.<br />
Wann und wo? Das entscheidet die Natur.<br />
Größeres Schiff, ungewöhnliche Jahreszeit: Die Reederei Aida fährt<br />
mit den Schiffen AidaAura und AidaCara im späten Winter Richtung<br />
NORDNORWEGEN. Diese Kreuzfahrten in den etwas kleineren, älteren<br />
Schiffen der Reederei aus Rostock werden mit der Beigabe »Aida<br />
Selection« verkauft – dabei sind Experten für Land, Leute und Gestir-<br />
ne. Denn eines ist fast sicher auf der 14-tägigen Fahrt, die derzeit bis<br />
nach Alta führt und im kommenden Jahr bis ans Nordkap: Irgendwann<br />
zeigen sich die mystischen Nordlichter am Himmel. Doch auch ohne<br />
die Aurora Borealis ist die Landschaft jenseits des Polarkreises so beeindruckend<br />
wie die trockene Kälte, die hier auch im März noch vorherrscht.<br />
Dass ein ganz normales Kreuzfahrtschiff wie eine Aida oder<br />
eine Viking hier ganz ohne Eisklasse fahren kann, ist dem Golfstrom<br />
geschuldet. Denn der sorgt dafür, dass das Polarmeer auch an der Küste<br />
Nordnorwegens und in den Fjorden weitgehend eisfrei bleibt.<br />
Die schottischen HEBRIDEN und die SHETLAND-INSELN werden<br />
von verschiedenen kleinen und größeren Kreuzfahrtschiffen angelaufen.<br />
Argyll Cruising oder Hebrides Cruises bieten verschiedene<br />
Routen an, etwa eine Tour namens »Gaelic Tapestry Adventure«, bei<br />
der es nach Schottland, Nordirland und auf die Isle of Man geht. Auch<br />
die Hebriden alleine sind eine Reise wert, denn es gibt türkisblaues<br />
Meer zu bewundern, traumhaft gelegene Lochs, Schlösser, Tweed-Weber<br />
– und jede Menge Tiere: von Papageientauchern über Robben und<br />
Delphinen bis zu verschiedenen Walen, darunter Orcas. Eine weitere<br />
Alternative, die ohne allzu viele Mit<strong>reisen</strong>de auskommt: die THV Patricia,<br />
eigentlich ein Versorgungsschiff. Zwölf Passagiere passen auf das<br />
Schiff, das sich an den Küsten von Wales, England und den Kanalinseln<br />
um Bojen und Leuchttürme kümmert und gelegentlich sogar zu<br />
Notfällen ausrücken muss.<br />
52 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> sommer <strong>2019</strong>
SCHIFF | Routen<br />
Fotos: Andreas Bergstrim, PR (5), Yosapong Tachapornism/Shutterstock.com, Killer Media/Shutterstock.com, Tonkinphotography/Shutterstock.com, Smit/Shutterstock.com<br />
Französisch-Polynesien in seiner ursprünglichsten Form:<br />
Die Marquesas sind die vom Festland am weitesten<br />
entfernte Inselgruppe der Welt. Doch insbesondere für<br />
eine Kreuzfahrt durch das idyllische Inselarchipel im<br />
Pazifischen Ozean lohnt sich die lange Anreise.<br />
Sudsee<br />
GEMÄCHLICH<br />
DURCH DIE<br />
SCHIPPERN<br />
Natürlich finden sich nicht nur im hohen Norden ausgefallene Routen<br />
für kleinere und größere Schiffe. In AUSTRALIEN und im SÜD-<br />
PAZIFIK gibt es ebenso ungewöhnliche Routen der Reedereien wie<br />
in Asien.<br />
Im Südpazifik fahren auf verschiedenen Routen Frachter, auf denen<br />
Gäste mitkommen können. Dazu gehört die Aranui, die von Bulldozern<br />
bis zu Bremsbelägen alles auf die MARQUESAS liefert. 14 Nächte<br />
dauert die Reise, das Schiff legt rund 4.000 Kilometer zurück – in Papeete<br />
auf TAHITI geht es los. Zu den Highlights gehören die Vulkanspitzen<br />
der Ua-Pou-Berge, die Bucht von Nuku Hiva mit ihren steilen<br />
Klippen und Wasserfällen sowie Hiva Oa, wo der Impressionist Paul<br />
Gauguin seine letzte Ruhe fand.<br />
Weitaus luxuriöser ist wohl das schönste Schiff auf den Meeren,<br />
das ebenfalls zwischen den polynesischen Inseln schippert. Wer aber<br />
eine ausgiebige Reise in der Südsee machen möchte, dem sei die MS<br />
Europa 2 empfohlen. Wer in PANAMA einschifft, kann fast die gesamte<br />
Schönheit der Südseeperlen (damit sind die Inseln gemeint) erkunden.<br />
Es geht über die Marquesas nach Tahiti, zu den COOK-INSELN,<br />
FIDSCHI, NORFOLK-INSELN nach NEUSEELAND. Eine 48-tätige<br />
Traumreise, die natürlich auch in Etappen zu haben ist.<br />
PAPUA-NEUGUINEA liegt nördlich von Australien und östlich<br />
von Indonesien. Besonders bekannt ist die Insel für ihre traditionellen<br />
Dörfer, die tief im Regenwald liegen. Kultur-Touren sind hier also angesagt.<br />
Und viel Strandleben – denn genauso wie die meisten anderen<br />
Inseln im Südpazifik sind die Strände wunderschön. Auch hierher fahren<br />
vor allem kleinere Schiffe aus Australien – doch auch die großen<br />
Kreuzfahrtschiffe von Cunard oder Oceania halten gelegentlich in den<br />
Häfen von Alotau oder Rabaul.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
53
INDONESIEN besteht aus 17.500 Inseln – auch wenn die meisten Urlauber<br />
sich für Bali entscheiden, ist hier jede Menge Ursprüngliches zu<br />
sehen. Es gibt verschiedene Unternehmen, die die weniger bereisten<br />
Routen anbieten. Dazu gehört Peregrine mit seinen Schiffen, die maximal<br />
48 Passagieren Platz bieten. Von Kuta in BALI aus geht es nach Saringi<br />
und Keramat, Satonda, Banta und Rinca, wo die Komodo-Echsen<br />
bis heute leben. Auf dem Rückweg geht es über Moyo und Lombok nach<br />
Bali. Auch die beiden Schiffe der Hotelgruppe Aman, die Amanikan und<br />
die Amandira, sind in den indonesischen Gewässern unterwegs – allerdings<br />
mit nur sechs oder zehn Gästen an Bord.<br />
Die HALONG BAY gehört zu den schönsten Orten in VIETNAM und<br />
ist mit ihren 1.600 Inseln Unesco-Welterbe. Verschiedene Reedereien<br />
wie Cruise Halong oder Azalea bieten mehrtägige Touren durch die Inselwelt<br />
an, in der es Pflanzen gibt, die sonst nirgendwo auf der Welt<br />
wachsen. MYANMAR und BORNEO sind indes noch vergleichsweise<br />
frisch im Portfolio der Reedereien – und gerade deswegen eine Reise<br />
wert. Pandaw River Cruise Expeditions hat eine 14-tägige Reise von Yangon<br />
in Myanmar im Angebot, die in der historischen Königsstadt Bagan<br />
Station macht, die für ihre 3.000 Monumente bekannt ist. Danach<br />
geht es nach Mandalay mit dem einzigartigen Palast, nach Chindwinth,<br />
Thayetmyo und Sale. In Borneo hingegen sind die Affen los, denn auf<br />
der drittgrößten Insel der Welt leben zahlreiche Orang-Utans wild. Die<br />
Orion II etwa bringt Passagiere mitten hinein in den Archipel, der eines<br />
der umfangreichsten Ökosysteme auf der ganzen Welt hat.<br />
Fernost<br />
PER SCHIFF<br />
Tausende Kalksteinfelsen ragen in der<br />
Halong Bay in Vietnam als kleine Inselchen<br />
aus dem smaragdgrünen Wasser. Seit 1994<br />
gehört die Bucht zum Unesco-Welterbe.<br />
Fotos: xxx<br />
54 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2019</strong>
SCHIFF | Routen<br />
Südlicher geht’s<br />
nicht! Unter strengsten<br />
Vorschriften<br />
bieten verschiedene<br />
Reedereien Kreuzfahrten<br />
durch das<br />
größte Naturschutzgebiet<br />
des Planeten<br />
an: der Antarktis.<br />
Afrika<br />
Sudamerika<br />
ZU ELEFANTEN UND PINGUINEN<br />
Immer beliebter wird die WESTAFRIKANISCHE KÜSTE bei den<br />
Reedereien: Tui Cruises bietet vom kommenden Winter Kreuzfahrten<br />
nach Südafrika und Namibia an, bei denen die Mein Schiff mehrere<br />
Nächte in den großen Häfen liegen bleibt – damit genug Zeit ist, um<br />
Stadt und Umgebung zu erkunden. Und auch am südlichen Ende der<br />
Welt gibt es eine ganze Reihe von Anlaufpunkten für die größeren und<br />
kleineren Reedereien und Schiffe. MEXIKO, PANAMA, ECUADOR,<br />
PERU, CHILE und ARGENTINIEN AUF DEM SÜDAMERIKANI-<br />
SCHEN FESTLAND werden beispielsweise von der Holland-America-Line<br />
oder der MS Europa 2 in zahlreichen Varianten bereist, auch<br />
inklusive der Falkland-Inseln. Von USHUAIA, der südlichsten Stadt<br />
der Welt, fahren Schiffe wie die Hanseatic Nature und die Hanseatic<br />
Inspiration von Hapag Lloyd Cruises nach SÜDGEORGIEN und in die<br />
Antarktis. Diese Schiffe legen nur in unserem Winterhalbjahr und unter<br />
strengsten Vorschriften ab, um das einzigartige Ökosystem möglichst<br />
intakt zu halten. Doch der Ort und die Umgebung sind für sich<br />
selbst schon so spannend, dass mehrere Anbieter Touren zum Beagle<br />
Channel oder in den Tierra del Fuego National Park anbieten.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
55
Coole<br />
B text<br />
Vernea Wolff<br />
KÄHNE<br />
Wer schon ein alter Kreuzfahrthase ist,<br />
hat eventuell schon das eine oder<br />
andere Schiff live erlebt. Bei diesen<br />
prachtvollen Exemplaren ist es fast<br />
ausgeschlossen. Sind sie doch nagelneu.<br />
TUI MeinSchiff 2<br />
Auch Tui ist mit einem Neubau am Start: Mein Schiff 2 heißt der Neuzugang, der zu Jahresbeginn in Lissabon getauft wurde. Design ist noch mehr<br />
Schwerpunkt als auf den Vorgängerschiffen – Werner Aisslinger, der die Innenarchitektur für einige 25hours-Hotels gemacht hat, legte auch bei<br />
diesem Schiff Hand an. Aber es bleibt: hanseatisch, hell, freundlich und geräumig (fast 80 Prozent der Kabinen haben einen Balkon) –, und am<br />
All-inclusive-Konzept hat sich auch nichts geändert. 2.900 Gäste passen auf die neue MeinSchiff 2, rund 400 mehr als auf die vorherigen Schiffe.<br />
Und die haben vergleichsweise viel Platz, vor allem zum Sporteln auf hoher See. Noch immer ist Tui der einzige Anbieter mit einem Pool, in dem<br />
man tatsächlich Bahnen schwimmen kann. 25 Meter kann keine andere Reederei vorweisen. Die Laufstrecke hat eine Steigung von sieben Prozent,<br />
an einigen Stellen sieht es aus, als würden die Läufer direkt über das Wasser rennen. Der Fitnessbereich ist fast 500 Quadratmeter groß, und die<br />
Arena mit ihrem Sportfeld und der Kletterwand lässt sich bei schlechtem Wetter sogar verschließen. Bei so viel Sport muss natürlich niemand<br />
hungern im Urlaub – 12 Restaurants und Bistros sowie 17 Bars und Lounges bieten Kulinarisches vom frühen Morgen bis in die Nacht.<br />
56
SCHIFF | Neue<br />
Symphony of the Seas Das größte Kreuzfahrtschiff der Welt<br />
Das derzeit größte Schiff der Welt ist nicht das neueste der Reederei Royal Caribbean – aber eben noch immer das größte. Die »Spectrum of the<br />
Seas« (das neueste) ist zwar erst in diesem Jahr in die Weltmeere gestartet, doch sie ist nur im asiatischen Raum unterwegs. Die »Symphony<br />
of the Seas« (das größte) hingegen ist im <strong>Sommer</strong> auf der klassischen Mittelmeerroute unterwegs: Spanien, Italien, Südfrankreich. Zugelassen<br />
ist das Schiff für 6.870 Passagiere, die Platz in gut 2.700 Kabinen finden – die bunteste ist die Familiensuite, die über zwei Etagen geht und<br />
sogar Platz für eine eigene Rutsche hat. Überhaupt, die Rutschen: Jede Menge gibt es davon, die längste ist zehn Etagen hoch und hat den bezeichnenden<br />
Namen »Ultimate Abyss«. Eine stehende Surfwelle (Flowrider) sowie einen Wasserpark und eine Zipline gibt es an Bord, ebenso<br />
den schiffseigenen Central Park und die Royal Promenade, die bereits von anderen Schiffen der Oasis-Klasse bekannt sind. Von Bord muss man<br />
nicht unbedingt gehen – das Entertainment und die Sportmöglichkeiten an Bord sind so vielfältig, dass man locker eine Woche auf dem Schiff<br />
verbringen kann, ohne dass es langweilig wird.<br />
sommer <strong>2019</strong> <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
57
Scenic Eclipse<br />
Eine Kreuzfahrt mit sechs Sternen<br />
Celebrity Flora<br />
Startet Ende Juni<br />
Ist das eine Yacht? Oder ein Kreuzfahrtschiff? Bei der Celebrity Flora<br />
weiß man das nicht so genau. Gut 100 Meter ist sie lang und 16 Meter<br />
breit – ein Mini-Vertreter seiner Zunft. Dafür aber extra gebaut für<br />
die Galapagos-Inseln. Denn dort und nur dort wird die Flora fahren.<br />
Von Baltra aus, 10, 11 oder 16 Nächte auf unterschiedlichen Routen.<br />
Celebrity nennt die Flora eine »All Suite Luxury Mega Yacht« und hat<br />
schon einen Preis bekommen, ohne dass das Schiff überhaupt den regulären<br />
Verkehr aufgenommen hat: den »Gold Award for Best Overall<br />
Cruise Ship« 2018, freilich in der Kategorie »Kleine Schiffe«. Maximal<br />
100 Passagiere passen auf die Flora, das gehört zu den Regularien der<br />
Galapagos-Inseln. Und die leben auf einem stylischen Schiff mit viel<br />
Platz – enge Kabinen gibt es hier nicht, stattdessen ausschließlich Suiten.<br />
Ein »Observatory« haben die Architekten zudem gebaut, eine Bibliothek<br />
mit raumhoher Verglasung – damit den Passagieren auch kein<br />
Vogel und kein Meerestier entwischt. Dazu: nachhaltige Materialien,<br />
organische Formen, natürliche Farben.<br />
Megayacht nennt die Reederei ihre Scenic Eclipse ganz bescheiden. Es<br />
ist das erste Hochsee-Schiff der Betreiber – und eines für alle Eventualitäten:<br />
Sightseeing in den Metropolen Europas, Tanzen unter der Sonne<br />
Kubas oder Pinguin-Watching in der Antarktis – all das ist mit dem<br />
Luxusliner möglich. 228 Gäste finden Platz auf dem Design-Schiff, bei<br />
Polar<strong>reisen</strong> sind es glatte 200. Sie alle nächtigen in schicken Veranda-,<br />
Penthouse-, Panorama- oder Spa-Suiten, um viele von ihnen kümmert<br />
sich ein Butler. Wellness auf 550 Quadratmetern, beheizte Außenund<br />
Indoor-Pools und ein Sonnendeck mit Rundum-Panorama-Blick –<br />
nicht schlecht für ein Schiff, das zu den kleineren auf den Weltmeeren<br />
gehört. Auch das Sightseeing ist speziell für Gäste der Scenic Eclipse<br />
– denn es gibt den schiffseigenen Helikopter H130 und ein Siebensitzer-U-Boot<br />
namens Scenic Neptune. Dass die Kulinarik an Bord ebenfalls<br />
vom Feinsten ist, versteht sich fast von selbst: Neun Restaurants<br />
gibt es, von Spezialitäten am offenen Teppanyaki-Grill über moderne<br />
französische Küche bis hin zu Steak und Meeresfrüchten wird alles<br />
angeboten. Und wer nicht raus mag aus der gemütlichen Suite, der<br />
diniert einfach dort.<br />
DIE NEUEN GRÜNEN SCHIFFE<br />
Die Reederei Aida Cruises hat schon im Winter die Aida Nova getauft<br />
und auf die Kanaren geschickt – das erste Kreuzfahrtschiff der<br />
Welt, das ausschließlich mit emissionsarmem Flüssiggas angetrieben<br />
wird, sowohl auf hoher See als auch in den Häfen. Bis 2023 soll es<br />
zwei weitere Schiffe dieser neuen Generation geben, die auch auf der<br />
Meyer-Werft in Papenburg gebaut werden. 337 Meter lang, 42 Meter<br />
breit, mehr als 2.600 Passagierkabinen: Die Aida Nova ist nicht nur<br />
das grünste Schiff, sondern auch das größte der Reederei. Auch die<br />
Reederei Costa hat an der Ems zwei Schiffe bestellt, die mit Flüssiggas<br />
betrieben werden: Die Costa Smeralda soll im Oktober dieses<br />
Jahres fertig sein, das zweite Schiff im übernächsten Jahr.<br />
Fotos: Aida Cruises (2), Press Center Celebrity Cruises, PR (2)<br />
58 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2019</strong>
Special<br />
LIEBLINGSHOTELS<br />
WELLNESS<br />
DESIGN<br />
GRANDHOTELS<br />
60 Atmantan<br />
Sich selbst finden. Das ist das Motto des<br />
Atmantan Resorts in Pune. Ayurveda spielt<br />
dabei eine wichtige Rolle.<br />
68 Vila Vita Parc<br />
Eine Wellnessoase an der beliebten Algarve.<br />
Hier wird Stress weggestreichelt.<br />
72 Das Graseck<br />
Am Fuße der Zugspitze bietet das<br />
Luxushotel nicht nur Spa-Anwendungen an,<br />
sondern behandelt ganzheitlich.<br />
76 Auch in diesen Hotels lohnt<br />
sich eine Spa-Anwendung.<br />
78 25hours Hotel The Circle<br />
Ganz schön spacig! Retrofuturismus nennen<br />
sie den Stil. Spannendes Haus in Köln.<br />
82 Radisson Collection<br />
Hotel, Royal Copenhagen<br />
Das wohl erste Designhotel der Welt hat sich<br />
neu erfunden und ist eine Augenweide im<br />
Herzen Kopenhagens.<br />
86 AC Hotel Cuzco<br />
Mit schlichter Eleganz möchte das Haus der<br />
Autograph Collection in Madrid überzeugen.<br />
90 Weitere coole Design Hotels,<br />
die sich lohnen!<br />
94 Belmond Grand<br />
Hotel Europe<br />
Es fühlt sich ein wenig so an, als würde man<br />
inmitten eines Museums nächtigen.<br />
Wunderschönes Haus in Sankt Petersburg.<br />
98 Palais Hansen<br />
Kempinski Wien<br />
In einem denkmalgeschützten Palais am<br />
Schottenring ist dieses altehrwürdige Haus<br />
idealer Ausgangspunkt, um die Stadt zu<br />
entdecken.<br />
102 Gestatten,<br />
die schönsten Grandhotels!<br />
RESORTS<br />
NACHHALTIG<br />
NEU<br />
104 Amanoi<br />
Das Amanoi liegt an der Südküste Vietnams<br />
am Rande des Nui Chua Nationalparks.<br />
Perfektion trifft hier auf Tradition.<br />
Man möchte nicht mehr fort.<br />
108 Pikaia Lodge<br />
Ausflüge sind in dieser schönen Lodge auf<br />
den einzigartigen Galapagosinseln inklusive.<br />
Es gibt auch reichlich zu sehen.<br />
112 Falisia, a Luxury<br />
Collection Resort & Spa<br />
Eine ganze Steinbucht zwischen Triest und<br />
Duino ist zum Fischerdorf mit perfekter<br />
Anmutung ausgebaut.<br />
116 Viel erleben und entspannen kann<br />
man in diesen Hotels.<br />
118 Ulagalla by Uga Escapes<br />
Eine Schönheit im Dschungel von<br />
Sri Lanka ist dieses Resort, das<br />
vorbildlich nachhaltig ist.<br />
123 In diesen Häusern steht<br />
die Umwelt im Fokus.<br />
Lieblings<br />
HOTELS<br />
<strong>2019</strong><br />
126 Chikwenya Camp<br />
Das Chikwenya Camp im Weltkulturerbe<br />
Mana-Pools-Nationalpark kombiniert<br />
wundervolles Ambiente mit unvergesslichen<br />
Naturerfahrungen.<br />
130 Can Bordoy Grand<br />
House & Garden<br />
Im quirligen Lonja-Viertel von Palma<br />
de Mallorca liegt diese Augenweide<br />
eines Hotels.<br />
134 Mehr wunderbare neue Hotels,<br />
wo sich ein Besuch lohnt.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
59
WELLNESS<br />
ANFANGS WAR REDAKTEURIN MARIE SKEPTISCH: ZUR ENT-<br />
SPANNUNG SOLLTE SIE IN EIN HOTEL FAHREN, WO KAFFEE UND<br />
ALKOHOL VERBOTEN SIND, DAS HANDY IM ZIMMER BLEIBEN<br />
MUSS UND JEDEN TAG EIN SPORTPROGRAMM DIE GÄSTE INS<br />
SCHWITZEN BRINGT. KLANG FÜR SIE EHER NACH STRAFE.<br />
DOCH DASS SIE NIE ENTSPANNTER VON EINER REISE KAM, MAG<br />
VIELLEICHT AUCH MIT DEN GEHEIMNISSEN DES AYURVEDA ZU<br />
TUN HABEN. UND WO KÖNNTE MAN DIESEN BESSER AUF DIE<br />
SPUR KOMMEN ALS IN DER WIEGE DER HEILKUNST SELBST?<br />
WILLKOMMEN IM ATMANTAN IN INDIEN.<br />
text Marie Tysiak<br />
60
Aff äre<br />
M I T D E N<br />
Ölen<br />
»Plopp.«<br />
»Plopp.«<br />
Atmantan Wellness Resort<br />
Pune<br />
»Plopp.«<br />
Meditativ und sanft tropft das duftende Öl Milliliter für<br />
Milliliter auf meine Stirn. Nicht weniger sanft und meditativ,<br />
fast zärtlich, streichelt Spa-Dame Shruti kreisförmig<br />
über meine Stirn und bringt die guten Energien<br />
bis in die letzte Pore und Haarspitze. Mit aller Kraft,<br />
die ich trotz dieser Tiefenentspannung noch aufbringen kann, kämpfe<br />
ich gegen den Drang an, einzuschlafen. Das hier zu verpassen, wäre<br />
einfach zu schade.<br />
Shirodhara nennt sich diese Form der ayurvedischen Massage. Das<br />
ist Sanskrit und bedeutet »Stirngussmassage«. Über meiner Stirn<br />
pendelt also eine metallene Kugel, gefüllt mit zwei Litern warmem<br />
Kräuteröl, die sich tropfenweise auf meine Stirn ergießen. Das soll<br />
nun – nach ayurvedischem Glauben – mein gesamtes Nervensystem<br />
entspannen und Stress abbauen. Seit Jahrtausenden pflegen die Menschen<br />
in Indien diese Tradition. Glaube hin oder her – es wirkt. Das<br />
Streicheln, die warme Flüssigkeit, das sanfte Geräusch, der leichte<br />
Druck, mit dem jeder Tropfen Öl auf die Stirn trifft, dann herunter-<br />
sommer <strong>2019</strong> <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
61
WELLNESS<br />
2016 hat das Unternehmerpaar<br />
Sharmilee Agrawal und Nikhil Kapur<br />
aus Mumbai sich hier seinen Traum von<br />
einem Wellness-Resort erfüllt.<br />
perlt. Die Situation hat fast etwas Intimes. Glücklicherweise kann ich<br />
mich darauf einlassen. Mich fallenlassen.<br />
Sowieso – das »Sich-darauf-Einlassen« ist im Atmantan Wellness<br />
Resort in Indien ein Muss, ganz nach dem Gesetz der Anziehung<br />
(»Law of Attraction«). Wer sich also positiv diesem Aufenthalt entgegenstellt,<br />
wird auch Positives erfahren. 2016 hat das Unternehmerpaar<br />
Sharmilee Agrawal und Nikhil Kapur aus Mumbai sich hier seinen<br />
Traum von einem Wellness-Resort erfüllt. Dass Nikhil begnadeter<br />
Triathlet mit einigen Ironman-Siegen in der Tasche und Sharmilee Prana-Heilerin<br />
ist, deutet bereits darauf hin: Im Atmantan hat Wellness<br />
nichts gemein mit einer Birkensauna und Whirlpool.<br />
WELLNESS ALS GANZHEITLICHES KONZEPT<br />
Nein, »Well-ness« wird hier wörtlich genommen, als das Gute – für<br />
Körper und Geist. Auch wenn Sharmilee das Wohl des Geistes besonders<br />
am Herzen liegt und Nikhil sich um das Wohlbefinden des<br />
Körpers sorgt – im Resort soll die Balance zwischen Körper und Geist<br />
wieder in perfekte Harmonie zusammengebracht werden. Dabei bedienen<br />
sie sich nicht ausschließlich Ayurveda, das seinen Ursprung im<br />
gut 1.000 Kilometer entfernten Kerala hat. Auch andere Heilkünste,<br />
zum Beispiel aus China, finden ihre Anwendung im Atmantan.<br />
Wie ganzheitlich dieser Ansatz gemeint ist, musste ich gleich heute<br />
früh nach der Ankunft feststellen – als ich nach meinem langen Flug<br />
beim Frühstück versuchte, einen Kaffee zu bestellen. Nix zu machen.<br />
Jeder meiner Versuche, dem Kellner doch noch ein Tässchen Koffein-Power<br />
zu entlocken, wurde mit einem freundlichen Lächeln abgelehnt.<br />
Ich bekam einen Tee mit frischem Zitronengras und Ingwer.<br />
Denn: Um Körper und Geist zu entspannen, muss zunächst alles<br />
eliminiert werden, das ihnen Schaden zufügt. Was gerne als »Detox«<br />
in Frauenmagazinen proklamiert wird, bedeutet konsequenten Verzicht<br />
auf Koffein, Alkohol, Zigaretten, Süßigkeiten, Weizen, Zucker<br />
und Überessen. Der Körper wird stattdessen mit einer bewussten Er-<br />
62 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2019</strong>
nährung, viel Bewegung, Yoga, Massageanwendungen, ausreichend<br />
Schlaf und speziellen Cleansing-Therapien wieder ins Lot gebracht.<br />
Der Geist wird mit verschiedensten Meditationen stimuliert.<br />
Damit jedem Gast auch die richtigen Anwendungen und Ernährung<br />
zuteilwerden, steht am ersten Tag ein Besuch beim ayurvedischen Arzt<br />
auf dem Programm, bei mir gleich nach dem Frühstück. Meine »Wellness-Doktorin«<br />
saß mir kerzengerade gegenüber und erinnerte mich<br />
sofort an meine schlechte Sitzhaltung, die ich unauffällig korrigierte.<br />
Wir gingen alles durch – meinen Gang, meine Reflexe, Gelenke – und<br />
ja, auch meine anfänglich schlechte Sitzhaltung hat sie bemerkt. Sie<br />
gab mir viele Tipps, und dann kamen wir zu meinen Zielen für meine<br />
Tage im Atmantan. Als relativ ausgeglichener und sportlicher Mensch<br />
war ich ein wenig überfragt. Klar, ein wenig Speck weg hier und da<br />
und ein besseres Körpergefühl wären nett, gebe ich ihr gegenüber zu.<br />
Und mal ein wenig den inneren Schweinehund zu kitzeln wäre, auch<br />
gut. Aber vor allem auch entspannen. Kurze Zeit später steht mein<br />
Masterplan für die Tage: Yoga auf dem Paddleboard im Pool, eine morgendliche<br />
Wanderung auf den Berg mit Meditation, eine Lehrstunde<br />
zu Ayurveda, ein Cleansing – und jeden Tag zwei ausgedehnte Massageanwendungen.<br />
SPA CUISINE: VOLLER WERT MIT VOLLWERTKOST<br />
Die Stirngussmassage war nun die erste Massageanwendung. Nach<br />
90 Minuten sitze ich in meinem gemütlichen Bademantel etwas verschlafen<br />
in den Sesseln des Vistara Restaurants und warte auf mein<br />
Mittagessen. Ich blinzle verschlafen in das helle Sonnenlicht. Gegen<br />
Ende der Öl-Zeremonie muss ich dann wohl doch eingeschlafen sein,<br />
denn als Spa-Dame Shruti mich vorsichtig am Arm berührte und ein<br />
»You’re finished« säuselte, hat sie mich von ganz weit wieder hergeholt.<br />
Zurück nach Atmantan. Zurück nach Indien.<br />
Vor mir steht meine kunstvoll drapierte Buddha-Bowl: Reis mit<br />
allerlei frischem Gemüse von der Resort-eigenen Farm in der Nähe.<br />
63
WELLNESS<br />
Rundum-Blick: Im Atmantan wird Wellness nicht bloß als Spa, Sauna und Massagen verstanden – hier muss man im Urlaub ran! Neben<br />
verschiedenen Meditiationsangeboten wird jedem Gast auf Wunsch ein individuelles Fitness- und Physioprogramm zusammengestellt.<br />
Dazu wird »Spa Cuisine« serviert – Zucker, Kaffee und unnötige Kalorien sind tabu. Vermisst man aber gar nicht bei der himmlischen Küche.<br />
64<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer 2016
Die ayurvedischen Mahlzeiten<br />
wurden an das Dosha angepasst,<br />
denn nicht jeder Körper hat die<br />
gleichen Bedürfnisse.<br />
Knackig frisch, keine fettige Soße dabei, trotzdem unglaublich lecker<br />
gewürzt! So schick und Instagram-tauglich wie die »Spa Cuisine« aussieht<br />
– im Vitara Restaurant wird man niemanden sein Essen fotografieren<br />
sehen. Handys sind nur im Zimmer erlaubt. Auch auf dieser<br />
Ebene soll man sich mal wieder ganz neu konzentrieren. Und irgendwie<br />
stimmt es: So ganz ohne halbherziges Handy-Getippe beim Essen<br />
schmecken jede einzelne Sprosse und jeder einzelne Sonnenblumenkern<br />
gleich noch intensiver.<br />
Auch nehme ich meine Umgebung viel deutlicher wahr. Vor der<br />
Terrasse öffnet sich der Blick weit in das Tal, zwischen den Berghängen<br />
schlängelt sich der Mulshi-See. Der See wurde 1927 von Tata Power<br />
angestaut, er dient als Wasserkraftwerk für die Region. Schwimmen<br />
und Fischen sind untersagt. Dafür dient die traumhafte Landschaft<br />
als Naherholungsgebiet, die grünen und gelben Hügel reihen sich eindrucksvoll<br />
um das riesige Wasserreservoir. Weil früher im Tal ein Dorf<br />
war, das dem Wasser weichen musste, veralgt am Grunde des Sees<br />
ganz mystisch ein alter Tempel.<br />
Jeder Eingang ist so ausgerichtet, dass man geradewegs in die<br />
Seekulisse schreitet. Meinen ungezuckerten Bananen-Smoothie mit<br />
Kokosmilch zum Nachtisch in den Händen, verharrt mein Blick auf<br />
der wunderschönen Aussicht, die man glatt für eine Fototapete halten<br />
könnte. Dieser Ausblick war es, der für Sharmilee und Nikhil<br />
ausschlaggebend für diesen Ort als ihr Herzensprojekt-Standort war.<br />
Doch bei den Bauarbeiten fanden sie etwas, das sie selber Schicksal<br />
nennen: Unter den roten Felsen fanden Bauarbeiter unzählige Kristalle<br />
in der Erde. Im ayurvedischen Glauben werden ihnen wohltuende<br />
Energien nachgesagt, die sich beim Aufenthalt in Atmantan beruhigend<br />
auf die Gäste übertragen sollen.<br />
Ich glaube nicht daran – mir fallen da gleich ein paar Faktoren ein,<br />
die ich persönlich als wahrscheinlicher erachte. Zum Beispiel die absolute<br />
Ruhe, bis auf das fröhliche Vogelgezwitscher ist es unglaublich<br />
still hier, gepaart mit dem herrlichen Duft des Kräutergartens, wo Zitronengras<br />
und Pfefferminz gedeihen. Von der Fünf-Millionen-Metropole<br />
Pune, die etwa eineinhalb Autostunden entfernt liegt, bekommt<br />
man nichts mit. Auch Mumbai liegt nur gute drei Stunden entfernt<br />
– was für Indien ja quasi direkte Nachbarschaft ist. Viele gestresste<br />
Mumbaianer kommen des Wochenendes hierher, um sich regelmäßig<br />
wieder zu erden. Übrigens auch das Gründerpaar selbst, was regelmäßig<br />
ein Retreat in seinem eigenen Resort macht.<br />
DIE WISSENSCHAFT VOM LEBEN<br />
Ayurveda heißt übersetzt »Wissenschaft vom Leben«. Vor über 5.000<br />
Jahren wurden die verschiedenen Heilpraktiken in Indien entwickelt<br />
und haben auch heute noch in ihrem Heimatland und auf der ganzen<br />
Welt viele Anhänger. Ich persönlich bin vor diesem Aufenthalt selten<br />
mit der indischen Heilkunst in Berührung gekommen – und so musste<br />
meine »Wellness-Doktorin« erst mal mit mir mein »Dosha« ermitteln.<br />
Denn in der indischen Lehre lassen sich die Menschen in drei Typen<br />
unterscheiden, die starken Einfluss auf den Körperbau, Charakter und<br />
Krankheitsanfälligkeiten eines jeden haben. Eine grobe Orientierung:<br />
»Vata« sind oft von Natur aus sehr feingliedrige und sensible Persönlichkeiten,<br />
die oft einen schmalen Körperbau haben und besonders<br />
kommunikativ und vielseitig interessiert sind. Sie leiden am häufigsten<br />
unter mentalen Erkrankungen oder Schlaflosigkeit. »Kapha« hingegen<br />
sind mental sehr stabile, tolerante und loyale Menschen. Nicht<br />
selten neigen sie zu Übergewicht. Menschen mit »Pitta« wiederum<br />
sind sehr energiegeladen, sie leiden des Öfteren an Hautbeschwerden<br />
oder Verdauungsproblemen. Viele Menschen vereinen Eigenschaften<br />
von mehr als einem Dosha in sich.<br />
Über diesen Zusammenhang zwischen der körperlichen Beschaffenheit<br />
und Charakterzügen hatte ich vorher noch nie nachgedacht. Ich<br />
war erstaunt, wie gut die verschiedenen Konstitutionen auf die Menschen<br />
in meinem Umfeld – ja, auch auf mich! – zutreffen. Mein Schnelltest<br />
ergab: eindeutig Vata mit vielen Zügen von Pitta. Dementsprechend<br />
wurden dann auch meine ayurvedischen Mahlzeiten an mein<br />
Dosha angepasst, denn nicht jeder Körper hat die gleichen Bedürfnisse.<br />
IN DER RUHE LIEGT DIE KRAFT<br />
Ich schlendere den Berg hinauf zu meinem Zimmer. Ein Schmetterling<br />
fliegt vorbei. Diese kleinen Karts, mit denen die Gäste in solchen<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
65
WELLNESS<br />
Die Zimmer<br />
verkörpern, wie<br />
der Rest der Anlage,<br />
gediegenen Luxus.<br />
Gut gebettet: Die Matratzen im Atmantan sind urgemütlich – und<br />
gleichzeitig eine Freude für jeden Rücken. Noch mehr freut er<br />
sich über das Stand-up-Paddle-Yoga im Pool, unsere Autorin hat<br />
es ausprobiert. Und fiel mehr als einmal ins Wasser. Dieser<br />
Infinity Pool (oben) gehört allerdings zur Pool-Villa.<br />
Luxusresorts oft zu ihren Zimmern gebracht werden, sieht man hier<br />
nur bei der Abreise fürs Gepäck. Sonst heißt es: laufen. Vorbei an<br />
der großen Buddha-Statue, die mir aus steinernen Augen entgegenblickt.<br />
Von einem Künstler aus Singapur gefertigt, sitzt er seelenruhig<br />
im Schneidersitz da. Ich bin an meinem Zimmer ganz oben in der<br />
weitläufigen Anlage angekommen. Nur selten passiert jemand meine<br />
kleine Villa – außer, wenn er den einzigen Raucherort ganz oben auf<br />
dem Gelände erreichen möchte. Denn das Rauchen ist – wie könnte es<br />
anders sein – im Atmantan verboten.<br />
Die Zimmer verkörpern, wie der Rest der Anlage, gediegenen Luxus.<br />
Riesige Betten, deren Matratzen rückenschonend sind, eine große<br />
Badewanne, die gerne mal mit einem wohltuenden Bad gefüllt am<br />
Abend auf die Gäste wartet, eine Regendusche mit schadstofffreiem<br />
Shampoo – alles, was dem Körper guttut. Über den Fernseher in dem<br />
dezent stilvollen Zimmer bin ich überrascht. Vielleicht ist er aber auch<br />
nur eine Attrappe, ausprobiert habe ich ihn noch nicht.<br />
Viel zu schnell gingen meine Tage im Atmantan vorbei. Ich sitze<br />
auf einer Bank der großen Buddha-Statue gegenüber. Die Sonne geht<br />
gerade auf, mein letzter Tag hier bricht an. Das frühe Aufstehen bereitet<br />
mir mittlerweile richtig Freude, der Zitronengras-Tee wirkt besser<br />
als jeder Kaffee. Den Öl- und Kräutergeruch werde ich so schnell nicht<br />
mehr los. Die letzten Tage haben wie ein Wunder auf mich gewirkt,<br />
ohne dass ich eines erwartet hatte. Ich werde vieles davon mit nach<br />
Hause nehmen, in meinen Alltag integrieren. Wieder mehr darauf achten,<br />
was ich meinem Körper zuführe, öfter ein Bad nehmen, eine Massage<br />
buchen oder wieder regelmäßiger Sport machen. Nur der Kaffee<br />
wird sich garantiert schnell wieder einschleichen.<br />
Zuallerletzt möchte ich mich nun aber an etwas herantrauen, was<br />
ich vorher nicht für möglich gehalten hätte: Ich werde gleich ein Shankaprakshalana<br />
Intensial Cleansing machen. Verständlicher ausgedrückt:<br />
eine innere Reinigung, die durch das Trinken unzähliger<br />
lauwarmer Gläser voll Salzwasser, immer wieder unterbrochen von<br />
Yoga-Übungen, hervorgerufen wird. Danach soll man sich fühlen wie<br />
neu geboren, wenn der Körper einmal von allem schlechtem befreit ist<br />
... Ich schiebe meine Skepsis beiseite, denn man muss sich im Atmantan<br />
einfach drauf einlassen. Und dann wirkt es Wunder.<br />
INFO<br />
Atmantan. Wellness Resort, Mulshi, 412108 Pune, Indien.<br />
Ein viertägiges Retreat inklusive Verpflegung, allen Anwendungen<br />
und Programm kostet ab ca. E 1.113 pro Person im DZ.<br />
www.atmantan.com<br />
Fotos: Atmantan Wellness Resort (8), Illustration: Kapreski/Shutterstock.com<br />
66 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2019</strong>
ROMANTISCHE MOMENTE<br />
IN GRÄFLICHEM AMBIENTE<br />
GEWINN-<br />
SPIEL<br />
Er wirkt romantisch und farbenprächtig, eröffnet weite Ausblicke und gilt als<br />
einer der schönsten Plätze der Entspannung: der Gräfliche Park in Bad Driburg<br />
am Fuße des Teutoburger Waldes. Seit über 235 Jahren kommen die<br />
Menschen hierher, um durchzuatmen und sich zu erholen. Eingebettet in<br />
diesen 64 Hektar großen englischen Landschaftspark, mit teilweise sehr altem<br />
Baumbestand, Teichen, Bachläufen und einem Wildpark, liegt das Gräflicher<br />
Park Health & Balance Resort. Das Haus sowie das gesamte Anwesen<br />
blicken auf eine traditionsreiche Geschichte zurück und werden heute von<br />
Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff und Gräfin Annabelle in siebter Generation<br />
geführt.<br />
Mit seinem Medical Health Spa hat sich das Vier-Sterne-Superior-Hotel<br />
erfolgreich auf F.X. Mayr und Ayurveda-Kuren spezialisiert und bietet unter<br />
Leitung von Vaidya Kumaran Rajsekhar, der für viele Ayurveda-Fans zu den<br />
besten Vaidyas in Europa zählt, ayurvedische Heilkunst auf höchsten Niveau<br />
an. Seit 1997 befindet sich hier auch ein F.X. Mayr-Zentrum, das vom erfahrenen<br />
F.X. Mayr-Arzt Dr. Henk C. Hietkamp geleitet wird. Moorbäder und<br />
-packungen mit vor Ort gestochenem Moor, das vom eigenen Moor-Koch<br />
in der Moor-Küche aufbereitet wird, sowie Mineralbäder und Trinkkuren mit<br />
den kohlensäurehaltigen Mineral-Heilquellen gehören ebenfalls zum Schwerpunkt<br />
der therapeutischen Angebote. Mehrfach ausgezeichnet wurde auch<br />
das Spa-Konzept: Beruhend auf der Kernkompetenz des ehemaligen Kurbades,<br />
gibt es im 1.800 Quadratmeter großen GARTEN SPA einen 25 Meter langen<br />
Außenpool, der ganzjährig beheizt wird und mit natürlichem Quellwasser<br />
ideal zum Bahnenschwimmen geeignet ist. Ein Badehaus, verschiedene Saunen,<br />
Ruheräume sowie klassische Anwendungen runden das Wellness-Angebot<br />
ab. Weitere Informationen unter www.graeflicher-park.de.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> verlost zusammen mit dem Gräflicher<br />
Park Health & Balance Resort »Romantische Momente«<br />
für zwei Personen inklusive zwei Übernachtungen in der<br />
Juniorsuite mit Frühstück, zwei Candle-Light-Menüs, Bad<br />
bei Kerzenschein und vielem mehr im Wert von E 1.000.<br />
Was tun? Beantworten Sie einfach eine Frage unter:<br />
www.<strong>reisen</strong>exclusiv.com/gewinnspiel-graeflicher-park<br />
Einsendeschluss ist der 1. August <strong>2019</strong>.<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
67
WELLNESS<br />
text Simone Sever<br />
Beauty-full<br />
MEMORIES<br />
Vor fast 40 Jahren besuchte <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>-<br />
Autorin Simone Sever das erste Mal die portugiesische<br />
Algarve. Die Erinnerungen an ihr damaliges<br />
Interrail-Abenteuer, das sehr schlichte Fremdenzimmer<br />
und den Vinho Verde waren über Jahre so schmerzhaft<br />
wie der Sonnenbrand vom ersten Tag. Jetzt soll eine<br />
Auszeit im Vila Vita Parc in Porches neue<br />
Erinnerungen schaffen.<br />
Das Wasser ist noch kalt, meine Füße graben sich dennoch<br />
mit jeder auslaufenden Welle tiefer in den ockerfarbenen<br />
Sand, während die untergehende Sonne das atlantische<br />
Meer in Pastelltöne taucht. Ich hatte ganz vergessen, wie<br />
schön es hier ist, und würde jetzt und hier gern Wurzeln<br />
schlagen – kann ich aber nicht. In 20 Minuten habe ich meinen ersten<br />
Termin, dabei bin ich komplett ratlos, wie ich in dieser gigantischen<br />
Hotelanlage mit 170 Zimmern, Suiten und Villen, zehn Restaurants<br />
und einer 22 Hektar großen Parkanlage irgendetwas wiederfinden soll.<br />
Na ja, außer dem Meer, das liegt mir ja quasi zu Füßen. Damit ich<br />
zu meinem ersten Spa-Termin nicht zu spät komme, ordere ich einen<br />
der resorteigenen Golfcarts zu meinem Residence-Seaview-Room in<br />
vorderster Linie. Nur wenige Minuten später rollt der Achtsitzer mit<br />
Elektrokraft von A nach B vorbei an Palmen und künstlich angelegten<br />
68<br />
sommer <strong>2019</strong>
Vila Vita Parc Algarve<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
69
WELLNESS<br />
Einfach mal abhängen: Unsere Autorin hing beim morgendlichen Aerial-Yoga freiwillig in<br />
den Seilen, danach war eine Auszeit am Pool ja wohl mehr als verdient.<br />
70<br />
sommer <strong>2019</strong>
Zen-facher Genuss:<br />
Im Mizu Teppanyaki,<br />
einem von zehn Spitzenrestaurants<br />
im Vila Vita<br />
Parc, werden japanische<br />
Köstlichkeiten serviert.<br />
Fotos: Vila Vita Parc (5), Illustration: Kapreski/Shutterstock.com<br />
Wasserfällen, an landestypischer, maurisch inspirierter Architektur<br />
und duftender floraler Vielfalt. Mein Entzücken ergießt sich in Worte<br />
wie: »awesome, beautiful, outstanding …« Antonio, mein Chauffeur,<br />
bedankt sich. Ein Kompliment an das Hotel ist auch ein Kompliment<br />
für ihn, sagt er. Das Vila Vita Parc ist schließlich »seit über acht Jahren<br />
mein Zuhause«.<br />
Fallenlassen<br />
Die Farben des goldenen Algarvestrandes stehen Pate für das natürliche<br />
Farbkonzept im kürzlich eröffneten Vila Vita Spa by Sisley. Weiche<br />
Linien, runde Formen, viel Naturstein … auf 1.600 Quadratmetern<br />
wurden zwölf Behandlungsräume, drei Mani- und Pedikürekabinen,<br />
ein Yoga-Pilates-Pavillon und ein Hypoxi-Studio für das Wellbeing des<br />
Gastes konzipiert. Spa-Managerin Judith Gerls, eine Deutsche, hat es<br />
bereits vor 17 Jahren in die Poleposition im Vila Vita Parc gespült. In<br />
enger Zusammenarbeit mit der französischen Hautpflegemarke Sisley<br />
Paris haben die Deutsche und ihr Team Signature-Behandlungen<br />
für Gesicht und Körper entwickelt. Der Kunde darf sich fallenlassen,<br />
um von den Händen der Wellness-Profis aufgefangen und energetisch<br />
aufgeladen zu werden. Ich bin bereit für meinen Energieschub. Die geschwungene<br />
Treppe, die an eine stilisierte Muschelschnecke erinnert,<br />
dreht sich skulptural ins Licht und führt mich in die zweite Etage des<br />
Sisley Signature Spas. Anti-Stress-Ritual steht auf dem Programm: 90<br />
Minuten Massage für die Problemzonen im Rücken-, Schulter- und<br />
Nackenbereich. Die abschließende Kopfmassage erlebe ich im Traum.<br />
Anfeuern<br />
Zen-Atmosphäre mit Feuereinlage erwartet die Gäste im Mizu Teppanyaki,<br />
dem japanischen Fine-Dining im Vila Vita Parc. Das Interieur<br />
mutet asiatisch an, die Zettel-Z5-Pendelleuchte von Ingo Maurer hat<br />
sich in japanische Schriftzeichen gehüllt, das Menü glücklicherweise<br />
nicht: Jakobsmuscheln, Shrimps, fangfrischer Fisch, Steak vom Wagyū-Rind<br />
– für jeden Geschmack ist etwas dabei. Das Essen wird am<br />
Sushi-Tresen direkt vor den Augen der Gäste zubereitet. Scharfe japanische<br />
Messer wirbeln durch die Luft, auf der Kochplatte drehen sich<br />
die Eier wie tanzende Derwische, es geht heiß her. Zu später Stunde<br />
zaubert Chefkoch Allan Zarandin buchstäblich ein Huhn aus dem Hut.<br />
Hängen lassen<br />
Aerial-Yoga – damit soll ich noch vor dem Frühstück den neuen Tag<br />
beginnen. Was das genau ist? Ich habe keine Ahnung und bin ein bisschen<br />
verängstigt, als ich die blauen Tücher an der Decke des Yoga- und<br />
Pilates-Pavillons wie Kokons hängen sehe. Glücklicherweise nimmt<br />
die Einweisung Rücksicht auf meine Unsportlichkeit. Mit leichten Yogaübungen<br />
lerne ich erst einmal das »fabric« kennen, lege ein Bein<br />
ins Tuch und versuche dabei, mit dem anderen Bein auf dem Boden<br />
der Tatsachen zu bleiben. Meine Trainerin zeigt mir, wie es auch gehen<br />
kann, und bindet sich den Stoff um Füße und Waden und hängt<br />
sich kurzerhand und kopfüber aus. Das sei für den Rücken die aller-<br />
beste Entlastung. Wie gut, dass mein Rücken von gestern noch top<br />
ist. Beim Aerial-Yoga sehen die Übungen deutlich leichter aus, als sie<br />
für mich sind, und fühlen sich am Ende nach mehr körperlicher Arbeit<br />
an, als sie aussahen. Immerhin: Das Cocooning, das Schweben<br />
mit geschlossenen Augen, ausgestreckt im blauen Tuch am Ende der<br />
Aerial-Yogastunde, kann ich richtig gut.<br />
Dahinschmelzen<br />
Ohne Kaffee am Morgen geht eigentlich gar nichts, doch nach dem<br />
Aerial-Yoga bin ich überraschenderweise revitalisiert, und so behandle<br />
ich meinen Kaffee heute eher stiefmütterlich. In den Vordergrund<br />
drängelt sich nämlich gerade ein Kakao. Die mobile Überraschungsstation<br />
im Bela-Vita-Restaurant ist eine hoteleigene Besonderheit<br />
mit Genussfaktor 10 plus (von 10). Täglich wird der Gast am Morgen<br />
mit einem zusätzlichen Angebot zum ohnehin extrem üppigen Frühstücksbuffet<br />
verwöhnt. Heute lässt Rafael, der bereits 20 Jahre zur<br />
Vila-Vita-Parc-Familie gehört, an meinem Frühstückstisch Kakaoplättchen<br />
in den formschönen kupfernen Hario-Kannen dahinschmelzen<br />
und überzeugt mich von der wohl schokoladigsten Hot-Chocolate-<br />
Variante, die ich je probieren durfte. Everyone‘s a winner, baby, that‘s<br />
for sure.<br />
Wiederkommen<br />
Über das Vila Vita Parc gibt es noch so viel zu erzählen, so viele Besonderheiten<br />
zu loben, etwa die geschmackvolle Lobby, die mit portugiesischen<br />
Fliesenwänden, gläsernen Murano-Lüstern und samtenen<br />
Sitzmöbeln so gemütlich wie fotogen ist. Das Restaurant »Cave<br />
de Vinhos«, das acht Meter unter der Erde in einem Gewölbe mit einer<br />
exzellenten Weinsammlung wartet und als Aperitif einen weißen<br />
Port mit Tonic und Minze anbietet. Das eigens produzierte Olivenöl<br />
des Herdade dos Grous, des Vila-Vita-Parc-Landsitzes 100 Kilometer<br />
nördlich, das es im hoteleigenen Shop zu kaufen gibt. Die Leuchtenlichtblicke,<br />
die die Restaurants und die Lobby schmücken, die Vila-Vita-Jacht<br />
und last but not least die Möglichkeit, bei Halbpension in fast<br />
jedem der hoteleigenen Restaurants lunchen oder dinieren zu dürfen<br />
… ach, ich befürchte, ich muss noch mal wieder kommen, um dem<br />
Vila Vita Parc gerecht zu werden. Obrigada für meine neuen Erinnerungen<br />
und einen Extrastern von mir für die familiäre Atmosphäre.<br />
INFO<br />
Vila Vita Parc. R. Anneliese Pohl, 8400-450 Porches, Portugal.<br />
Doppelzimmer ab € 319, Grand-Suite Residence-Seaview-Room<br />
ab € 530, jeweils inklusive Frühstück. vilavitaparc.com<br />
ANREISE TAP Air Portugal www.fl ytap.com fl iegt von sieben<br />
deutschen Flughäfen mehrmals täglich über Lissabon nach Faro.<br />
One-Way ab € 40.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
71
WELLNESS<br />
text Linda Ruckes<br />
WIE GRASECK<br />
72<br />
sommer <strong>2019</strong>
Das Graseck Garmisch-Partenkirchen<br />
Auf einem versteckten Hochplateau bei<br />
Garmisch-Partenkirchen liegt ein gemütlichschönes<br />
Boutique-Hotel mit dem unwiderstehlichen<br />
Credo: Gesund durch Genuss.<br />
Das klingt nicht nur vielversprechend.<br />
Es ist g wie genial!<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
73
WELLNESS<br />
Baden oder Berge?<br />
Im Graseck geht beides.<br />
Und der höchste Berg<br />
Deutschlands, die Zugspitze,<br />
ist auch gleich ums Eck.<br />
G wie Gebirge<br />
Hui. Diese Aussicht hätte ich gerne als Fototapete. Das ist mein erster<br />
Gedanke. Dicht gefolgt von: Wieso wollte ich bisher eigentlich immer<br />
im <strong>Sommer</strong> ans Meer statt in die Berge? Diese herzergreifende<br />
Aussicht führt mich liebevoll aus dem Alltag in die Entspannung. Es<br />
reichen ein paar schneebedeckte Gipfel, der strahlende Sonnenschein<br />
über den Bergwiesen und die frische Gebirgsluft.<br />
Während ich auf der Restaurant-Terrasse über das Panorama sinniere,<br />
duftet es nach Köstlichkeiten. Darf man bei praller Sonne auch<br />
Käsespätzle bestellen? Oder geht das nur, wenn man innerliche Wärme<br />
benötigt? Und lassen sich Kaiserschmarrn und Gesundheit eigentlich<br />
miteinander vereinbaren?<br />
G wie Gesundheit<br />
Einst haben hier in der alten Forsthaus-Pension Wanderer ihre Füße<br />
hochgelegt. Bis das Ehepaar Weingart das Forsthaus kaufte, es ausbaute,<br />
um dann 2015 das Graseck zu eröffnen. Die beiden Ärzte aus<br />
München arbeiten seit über 15 Jahren in der Klinik in Garmisch-Partenkirchen<br />
und wollten mit der Eröffnung des Hideaways Motivation<br />
für die eher unangenehmen Dinge schaffen. Im Gap Prevent, dem<br />
hauseigenen Vorsorgezentrum, können sich die Gäste nämlich medizinisch<br />
durchchecken und diverse Vorsorgeuntersuchungen durchführen<br />
lassen. Leistungsdiagnostik, Krebsvorsorge, Darmspiegelung,<br />
Zahnreinigung – wieso man dafür extra in die Berge fahren sollte?<br />
Spätestens, wenn man auf dem Zahnarztstuhl sitzt, die Füße hochlegt<br />
und aus der breiten Fensterfront die massive Bergwand bestaunt,<br />
dann weiß man, warum.<br />
»Atme tief ein und tief aus. Lege deine Handflächen auf deinen<br />
Bauch und suche deine innere Mitte. Schließe die Augen.« Leichter<br />
gesagt als getan hier auf dem Sonnendeck inmitten der atemberaubenden<br />
Kulisse. Mir fällt es schwer, den Blick von den Bergen loszureißen.<br />
Mit etwas Überwindung schließe ich die Augen und versuche,<br />
mich auf Pilates-Trainerin Ina zu konzentrieren. Verrenkungen mit geschlossenen<br />
Augen, das ist wirklich nicht so einfach. Wahrscheinlich<br />
sehe ich aus wie ein wackelndes Fragezeichen. Doch wen kümmert es?<br />
Die Mitstreiter jedenfalls befinden sich ebenfalls in Trance, und die<br />
restlichen Hotelgäste haben nur Augen für die bezaubernde Kulisse.<br />
G wie Glückseligkeit<br />
Auch beim Schwitzen in der Panoramasauna hat der Gast die Berge im<br />
Blick. Überhaupt ist der gesamte Wellness-Bereich gen Wettersteingebirge<br />
ausgerichtet. Egal, ob auf den gemütlichen Schaukelliegen im<br />
Ruheraum, beim finnischen Aufguss oder im 34 °C warmen Wasser des<br />
Außenpools – die Berge sind immer präsent. Doch auch die Entspannung<br />
ist allgegenwärtig. Von Hektik ist im 500 Quadratmeter großen<br />
Spa nichts zu spüren. Und auch, wenn es wie eine Floskel klingt: Bei<br />
den Anwendungen wird der Alltagsstress wahrhaftig fortgestreichelt.<br />
Jede Minute ist ein Genuss. Wieso kann das nicht ewig so weitergehen?<br />
G wie Genuss<br />
Mein Blick schweift auf den Nebentisch. Beim Essen entwickelt sich<br />
gern mal Futterneid. Oder Vorfreude. Ganz nach Interpretation und<br />
eigener Bestellung. Nachmittags hatte ich mich schon den zwei K hingegeben,<br />
Käsespätzle und Kaiserschmarrn, und damit ausgiebig und<br />
kalorienreich meine Seele gestreichelt.<br />
Nun wird gebratener Saibling mit Schmorgurken, Wildreis und Zitronen-Weißweinsauce<br />
serviert – schon beim Lesen läuft mir das Wasser<br />
im Mund zusammen. »Ich koche so, wie ich immer kochen wollte.«<br />
Der 32-jährige Küchenchef René Naumann zaubert Köstlichkeiten mit<br />
Herzblut und Leidenschaft. »Dieses Haus ist mein Leben.« Diese tiefe<br />
Verbundenheit, die Leidenschaft, ja, die schmeckt man. Jeder Bissen zergeht<br />
auf der Zunge, »Ich will mehr«, höre ich meinen Gaumen murmeln.<br />
Habe ich schon das Zitronengras-Panna-Cotta mit Ananassalat erwähnt?<br />
Endstation Abreise. Nichts in mir möchte mein gemütliches Hotelzimmer,<br />
den Wellnessbereich und die Aussicht verlassen. Schließlich<br />
habe ich hier im Graseck alles, was mein Herz begehrt. Und zusätzlich<br />
vieles, was man braucht. Beispielsweise bräuchte ich für den Zahnarztbesuch<br />
nicht mehr durch die ganze Stadt zu fahren, gesundes leckeres<br />
Essen ist nur wenige Schritte entfernt, und keine Fototapete<br />
der Welt könnte mir diese malerische Aussicht in meine kleine Stadtwohnung<br />
zaubern.<br />
INFO<br />
Das Graseck. Graseck 4, 82467 Garmisch-Partenkirchen,<br />
DZ ab € 260 pro Nacht inkl. Halbpension, www.das-graseck.de<br />
AUSFLÜGE Wandern, Skifahren, Mountainbiking – die Outdoor-<br />
Aktivitäten in den Bayerischen Alpen sind zahlreich. Besonders<br />
lohnt sich ein Ausflug auf die Zugspitze. Mit 2.962 Metern ist<br />
sie der höchste Berg Deutschlands und liegt lediglich 25 Autominuten<br />
vom Graseck entfernt. Weitere Informationen unter<br />
www.zugspitze.de<br />
Fotos: Linda Ruckes, Das Graseck (6), Illustration: Kapreski/Shutterstock.com<br />
74<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2019</strong>
Hereinspaziert in den Entspannungstempel: Im Graseck bleiben keine Wellnesswünsche offen, ob Entspannen in der<br />
Panoramasauna oder Schlemmen im Weingart‘s Restaurant. Dabei hat man die Berge wie eine Fototapete stets im Blick.<br />
Fotos: xxx<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
75
UNSERE liebsten WELLNESSOASEN<br />
My Arbor<br />
The Gainsborough Bath Spa<br />
Royal Champagne Hotel & Spa<br />
Fotos: heldentheater, PR (3)<br />
Royal Champagne Hotel & Spa<br />
Dieses Luxushotel ist nicht nur eine Schönheit, sondern auch das erste Wellnesshotel<br />
der Champagne auf Weltklasseniveau. Das Panorama auf das<br />
Champagne-Tal ist traumhaft schön, doch das Spa macht einen Aufenthalt<br />
unvergessen. Auf beinahe 1.500 Quadratmetern wird verwöhnt. Wer will,<br />
kann sich den ganzen Tag nur seinem Körper widmen. Erst Yoga, dann Sauna,<br />
dann Massage, dann Hamam und zum krönenden Abschluss ein Dinner<br />
der Extraklasse von Küchenchef Jean-Denis Rieubland. Und dazu wird Champagner<br />
gereicht, naturellement! DZ ab € 410 inkl. Frühstück.<br />
www.royalchampagne.com<br />
My Arbor<br />
Im Mai 2018 eröffnete das Baumhotel, My Arbor, das auf Stelzen erbaut ist,<br />
hoch oben in den Wipfeln der umliegenden Bäume in der Nähe von Brixen.<br />
Es ist ein mystischer, bewegender Ort. Ganz anders als andere Hotels, sagen<br />
die Gäste. Wahrscheinlich, weil sie im Spa Arboris auf 2.500 Quadratmetern<br />
naturverbunden entspannt haben. Die Saunawelt lockt mit fünf Saunen, und<br />
Körper und Seele werden beim Forest Yoga bekräftigt. Doch die Liebe zum<br />
Wald kann noch gesteigert werden: Denn auch die Spa-Behandlungen stehen<br />
ganz im Zeichen des Baumes. Durch die Kombination und Wirkung heimischer<br />
Baumarten (Lärche, Zirbe, Latsche und Fichte) sind alle Behandlungen<br />
darauf ausgerichtet, Körper und Geist zu verwurzeln. DZ ab € 139 inkl. Halbpension.<br />
www.my-arbor.com<br />
The Gainsborough Bath Spa<br />
Weit über 2.000 Jahre reicht die Geschichte von Bath zurück, das heute<br />
zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. Und schon für die Römer war das schillernde<br />
Seebad mit seinen heilenden Quellen Rückzug und Wellness-Oase.<br />
Im Herzen der Stadt liegt das legendäre The Gainsborough Bath Spa. Das<br />
weitläufi ge Spa mit seiner einzigartigen Thermalquelle erstreckt sich unter<br />
einer imposanten gläsernen Kuppel. Im Mittelpunkt steht nach wie vor die<br />
heilende Kraft der Thermalquellen. Historische Therapiemethoden sind nach<br />
neuesten Erkenntnissen interpretiert. Absolute Besonderheit: The Gainsborough<br />
Bath Spa ist das einzige Haus in England mit Privatzugang zu den<br />
weltbekannten Thermalquellen. DZ ab € 470 inkl. Frühstück.<br />
www.thegainsboroughbathspa.co.uk<br />
Molzbachhof<br />
Im Molzbachhof geht Wellnessen ganz leicht, denn das Vier-Sterne-Hotel in<br />
den Wiener Alpen in Niederösterreich legt seinen Gästen ein breites Spektrum<br />
an Wellness-Zutaten zu Füßen. In den Paradiesgarten eingebettet, liegt<br />
ein herrlicher Naturbadeteich, der Infi nity-Außenpool ist ganzjährig wohltemperiert,<br />
die Saunalandschaft punktet mit einer Finnischen Sauna, einer Biosauna,<br />
einem Dampfbad, einem Sole-Stollen und einem Kneippbecken.<br />
Ergänzt wird das Wellness-Angebot durch außergewöhnliche Anwendungen,<br />
die häufi g vom Spa-Leiter individuell angepasst werden. DZ ab € 103 pro<br />
Person inkl. Vollpension bei sieben Nächten. www.molzbachhof.at<br />
Molzbachhof<br />
76<br />
sommer <strong>2019</strong>
ANZEIGE<br />
Das Hohenfels – das kleine, feine Hotel<br />
in Tirol für echte Genießer<br />
Im schönsten Hochtal Europas liegt das Genießerhotel Hohenfels an einem ganz besonderen Platz.<br />
Auf einer kleinen Anhöhe über Tannheim bietet Ihnen das Hohenfels Ruhe, Sonne und einen herrlichen<br />
Blick über das Tannheimer Tal mit eindrucksvollem Bergpanorama.<br />
Das Hotel Hohenfels hat sich ganz dem Genuss verschrieben<br />
Im Hotel Hohenfels steht Genuss an erster Stelle. In der Küche sind<br />
Haubenkoch Markus Pichler und sein Team um Souschef Christoph Krabichler<br />
am Werk und kümmern sich um die Verwöhnpension der Hohenfels-Gäste<br />
und die mit drei Hauben ausgezeichnete Tannheimer Stube.<br />
Das exklusive Wellnessangebot im Hohenfels lässt keine Wünsche offen.<br />
Blockhaussauna, Dampfbad, ganzjährig beheizter Outdoor-Pool, Beauty-Behandlungen<br />
und Massagen sorgen für körperlichen Genuss. Und<br />
dazu der riesige Garten mit herrlichem Bergpanorama und die traumhafte<br />
Alpenlandschaft für den Naturgenuss!<br />
Aktiv im Tannheimer Tal<br />
Die Tiroler Berge und die Natur im Tannheimer Tal laden im <strong>Sommer</strong> wie<br />
im Winter zu zahlreichen gemütlichen oder sportlichen Aktivitäten in der<br />
Natur ein. Sonniges Wetter und angenehme Temperaturen, die herrliche<br />
Alpenlandschaft, die Ruhe und Stille sind prädestiniert für Ihre Erholung.<br />
Gemütliche bis anspruchsvolle Bergwanderungen, Lauf- und Nordic-<br />
Walking-Strecken, Klettertouren, Rennradstrecken und Mountainbike-Trails,<br />
acht Gewässer zum Angeln und Seen zum Baden – das sind einige der<br />
Highlights, die Sie im <strong>Sommer</strong> und Herbst im Tannheimer Tal erwarten.<br />
INFO<br />
Genießerhotel Hohenfels****<br />
Kreuzgasse 8 · Tannheim · Österreich<br />
Buchung unter Tel. +43 (0) 56 75/62 86<br />
www.hohenfels.at<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
77
DESIGN HOTELS<br />
text Jennifer Latuperisa-Andresen<br />
Daheim<br />
BEI CAPTAIN FUTURE<br />
Zugegeben, ich kann mich nicht mehr so gut an<br />
die Zeichentrickserie erinnern. Ist lange her, dass<br />
Captain Future für mich und viele andere die einzige<br />
Hoffnung des Universums war. Etwa 35 Jahre nach meiner<br />
letzten TV-Folge habe ich nun sein Zuhause gefunden.<br />
Es steht in Köln, im Gerling-Quartier, und ist<br />
ein Hotel namens 25hours The Circle.<br />
78<br />
sommer <strong>2019</strong>
25hours Hotel The Circle Köln<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
79
DESIGN HOTELS<br />
Wofür auf dieser Seite bildtechnisch<br />
kein Platz mehr<br />
war? Für die Superaussicht<br />
aus dem Restaurant Neni.<br />
Da präsentiert sich nämlich<br />
bei Hummus und Köfte<br />
der Kölner Dom von seiner<br />
prächtigsten Seite.<br />
Ich bin auf Mission gewesen und werde deswegen nun quer durch<br />
mein Science-Fiction-Vokabular gleiten. Ich bitte jetzt schon um<br />
Verzeihung, sollten diese Zeilen zu verspielt sein. Aber plötzlich in<br />
der Zukunft zu stehen und gleichzeitig auch in der Vergangenheit,<br />
ist sehr inspirierend.<br />
Meine Expedition führt mich fast in eine Raumstation. Würde sie<br />
Deep Space Fine heißen, würde es mich auch nicht wundern. Die Erwartung<br />
vor dem Hotelgebäude ist fast, dass entweder Data von der<br />
Enterprise-Brücke aus der Tür kommt – oder aber durchtrainierte Astronauten<br />
in hautengen silbernen Anzügen inklusive Nasa-Emblem<br />
auf der Brust. Doch bevor meine Fantasie mit mir durchgeht, hier<br />
eine kurze Bestandsaufnahme meiner Koordinaten: Ich stehe im Gerling-Quartier<br />
in Köln vor dem 25hours Hotel The Circle.<br />
Ich betrete also mit meinem kleinen Rollkoffer die Lobby und bleibe<br />
staunend stehen. Ist das eine riesige Turbine an der Decke?, frage ich<br />
mich, als ich die Rippendecke erblicke und während mich ein Roboter<br />
schamlos von der Seite anfährt. Mein schreckhaftes Ich hat bisher<br />
außerhalb des Bildschirms nie Kontakt zu den R2D2-Brüdern gehabt.<br />
Fast flüchte ich vor dem weißen fahrenden Ding an die Rezeption, wo<br />
ein sehr freundlicher Hipster-Klon auf mich wartet. Sollte das jetzt<br />
despektierlich klingen – Entschuldigung! –, es ist mehr das Gefühl,<br />
dass der typische Mitarbeiter der Hotelkette entweder Vollbart, Mütze<br />
oder Tätowierungen tragen sollte. Am besten noch alle Komponenten<br />
miteinander vereint.<br />
Damals bei Captain Future war noch alles anders, dachte ich mir,<br />
als ich an einem Astronauten vorbei (es handelt sich diesmal um eine<br />
unbewegliche Puppe) zum Fahrstuhl gleite.<br />
Jedes Cyber-Herz scheint eben an diesem Fahrstuhl seine helle<br />
Freude zu haben. Ein Selfie im Aufzug des The Circle gehört zu einem<br />
Aufenthalt wie das Augen schließen im Bettchen. Beste Reklame<br />
für ein Haus, das sehr wohl weiß, wie man die Social-Media-Strippen<br />
zieht. Denn: Alles ist fotogen.<br />
Und das hört auch im Zimmer nicht auf, das eher eine Reise in<br />
die Vergangenheit ist und dabei dennoch ein Stück Weltall bleibt.<br />
Hängende Pflanzenampeln treffen auf Sterneteppich. Die Soundbox<br />
trifft auf Vintage-Telefon und der kleine Stoffrobotor in meinem Bett<br />
auf die kleinen, dunkelgrüngrauen Fliesen im Bad. Das alte Sofa meiner<br />
Eltern hätte hier prima reingepasst. Das war auch oldschool und<br />
gleichzeitig spacig – und wie nennt es das 25hours? Retrofuturismus.<br />
Das passt.<br />
80<br />
sommer <strong>2019</strong>
DAS WAR AUCH<br />
OLDSCHOOL UND<br />
GLEICHZEITIG SPACIG –<br />
UND WIE NENNT ES<br />
DAS 25HOURS?<br />
RETROFUTURISMUS.<br />
DAS PASST.<br />
Fotos: 25hours Hotels (5), Illustration: Kapreski/Shutterstock.com<br />
Doch ich möchte jetzt dorthin, wo sich weitere Humanoiden befinden.<br />
Ins Restaurant Neni, wo die Aussicht auf den Kölner Dom noch<br />
herausragender ist als in meinem Zimmer. Mittlerweile gehört Neni<br />
zu 25hours wie Raumschiffe ins All. Die Küche im Restaurant ist israelisch-fusion<br />
und so lecker, dass man am liebsten die gesamte Speisekarte<br />
bestellen mag. Und quer durchzuprobieren, lohnt sich auf jeden<br />
Fall. Doch Achtung, das Neni ist so was wie die Warpkernspule beim<br />
Raumschiff. Es ist der geschäftliche Antrieb des Hotels für die Einheimischen.<br />
Wer etwas auf sich hält, der geht hierher, um ein Dinner zu<br />
genießen. Das kann leider bedeuten, dass es sehr voll und laut ist und<br />
das Essen lange dauert. Da braucht man etwas mehr Geduld oder aber<br />
einen leckeren Gin Tonic zur Überbrückung der Bedürfnisse.<br />
Apropos Gin – alles andere als ein Schwarzes Loch ist die Monkey<br />
Bar nebenan. Hier werden Cocktails gemischt und Drinks serviert. Die<br />
Stimmung ist locker und gelöst, wobei sich Hotelgäste und Kölner<br />
bunt mischen. Aber ich will mich lieber noch mal im legendären Shop<br />
umschauen, um festzustellen, dass der nostalgische Weltraum<strong>reisen</strong>de<br />
von Vinyl hört und gerne ein Buch liest. Schön. Im Café-Bereich<br />
wird der beste Kaffee der Stadt vom Café Hommage serviert inklusive<br />
Gebäck und Kuchen, der alles andere als Astronautenkost ist. Sehr<br />
wichtig ist das, denn die Lobby ist gleichzeitig auch ein Co-Working-Space.<br />
Hier sitzt, wer nicht alleine in seiner Kabine versauern<br />
möchte und lieber vor Mitmenschen an seinem Soloprojekt werkelt.<br />
Captain Future würde es hier gefallen. Es ähnelt hier meiner Vorstellung<br />
von seinem Raumschiff Comet. Und die Hipster, die hier<br />
lässig arbeiten, haben auch alle das Herz am richtigen Fleck. Tolles<br />
Hotel, wirklich. Nicht nur für Weltraumskipper. Oder sollte ich sagen:<br />
Intergalaktisch gut?<br />
INFO<br />
25hours Hotel The Circle. Im Klapperhof 22–24, 50670 Köln<br />
www.25hours-hotels.com/hotels/koeln/the-circle<br />
Fotos: xxx<br />
BUCHUNG Ab € 135 im Doppelzimmer ohne Frühstück.<br />
Das Hotel liegt fußläufi g zu den Shops in der Innenstadt sowie<br />
dem Belgischen Viertel, das für individuelle Läden, Restaurants<br />
und Bars steht<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
81
DESIGN HOTELS<br />
text Jennifer Latuperisa-Andresen<br />
Willkommen<br />
IM ERSTEN DESIGNHOTEL<br />
DER WELT<br />
Wenn die Lichter der Traumstadt Kopenhagen den<br />
Abendhimmel erleuchten und freudiges Gelächter vom Tivoli auf<br />
die andere Straßenseite schallt, empfiehlt es sich, im 16. Stock des<br />
wunderbaren Hotel Royal Radisson Collection aus dem Fenster<br />
zu schauen und mit einem Gläschen Wein auf den Anblick<br />
anzustoßen. Innen wie außen.<br />
82<br />
sommer <strong>2019</strong>
Aus dem ersten<br />
Hochhaus Dänemarks,<br />
geschaffen<br />
von Arne Jacobsen,<br />
hat der Gast bis<br />
heute einen grandiosen<br />
Blick auf<br />
eine wunderschöne<br />
Stadt. Die sich<br />
zudem an der<br />
Wand über dem<br />
Bett spiegelt.<br />
Radisson Collection Hotel,<br />
Royal Copenhagen<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
83
DESIGN HOTELS<br />
Sie schreiben es sich ganz groß auf die Fahnen: das erste<br />
Designhotel der Welt! Und mit Recht darf man darauf,<br />
insbesondere, weil der Begriff geradezu inflationär von<br />
vielen Hotels genutzt wird, mächtig stolz sein. Arne Jacobsen<br />
hat damals eine Hotelikone erschaffen, die gleichzeitig<br />
Showroom seiner vielfältigen Talente war, dennoch wurde er für dieses<br />
Projekt auch hart gescholten.<br />
Zuerst gilt es wohl zu erklären, zu welchem Anlass das erste Hochhaus<br />
Dänemarks entstand. 1960 wurde es für die skandinavische<br />
Fluggesellschaft SAS errichtet. Und zwar nicht nur als Hotel, sondern<br />
zeitgleich auch als Terminal zur Abfertigung der internationalen Fluggäste.<br />
Die Idee war nicht schlecht: Passagiere, die mit dem Zug anreisten<br />
(deswegen die praktische Hauptbahnhof-Nähe), sollten direkt am<br />
Ankunftsort einchecken und sich vor der Langstrecke im dazugehörigen<br />
Hotel mental und geruhsam auf ihren Flug vorbereiten. Natürlich<br />
auf höchst komfortable Art und Weise.<br />
Mit diesem einzigartigen Konzept wurde der damals schon durchaus<br />
erfolgreiche dänische Architekt Arne Jacobsen betraut. Und dieser<br />
wollte nicht allein den Rohbau entwerfen, sondern fühlte sich für alles<br />
verantwortlich. Er designte Textilien, wie beispielsweise die Vorhänge,<br />
das Essbesteck und die Zimmerschlüssel sowie selbstverständlich die<br />
Inneneinrichtung.<br />
Doch seine Bemühungen und sein kreativer Rausch, in allen Ecken seinen<br />
Geschmackssinn zu stecken, stießen nicht nur auf euphorische Liebhaber.<br />
Der architektonische Turm inmitten der Kopenhagener Altstadt<br />
provozierte. Die Bevölkerung empfand es als zu amerikanisch, und die<br />
Architekturkollegen fanden an allen Ecken des Gebäudes gern einen Kritikpunkt.<br />
Arne Jacobsen selbst wird mit den Worten zitiert: »Wenigstens<br />
gewann es den Wettbewerb der hässlichsten Gebäude in Kopenhagen.«<br />
Er hätte ja nicht ahnen können, dass heute Designfans aus aller<br />
Welt in ebendieses Haus pilgern. Und das hat viele Gründe. Zum einen,<br />
und das muss man ausdrücklich sagen, sind es nicht nur Tische<br />
und Stühle und innenarchitektonische Raffinessen, die dieses Hotel zu<br />
einem Erlebnis machen. Es sind auch die Menschen, die hier arbeiten,<br />
die um das kulturelle Erbe wissen und es gerne vermitteln, die aber<br />
ihren Job in einem Hotel ebenso gut verstehen. Immer freundlich, immer<br />
kompetent. Das Frühstück ist ein Genuss – klar, man sitzt auf<br />
einem von Arne Jacobsen designten Sofa, und wer Glück hat, darf am<br />
Fotos: Radisson Collection Hotel (4),<br />
Illustration: Kapreski/Shutterstock.com<br />
84<br />
sommer <strong>2019</strong>
seltenen Giraffen-Design-Tisch Platz nehmen und seine stylische Tasse<br />
dort abstellen. Der Service ist phänomenal, und das zählt.<br />
Denn ansonsten wären die hübschen Details des Hotels nur eine<br />
optisch schöne Hülle. Na ja, eine sehr schöne Hülle. Denn auch, wenn<br />
über die vielen Jahrzehnte der Stil-Geschmack sich weiterentwickelte<br />
und Manager des Hauses statt restaurierten eher verschlimmbesserten,<br />
ist mit der Marke Radisson Collection und der fulminanten<br />
Restaurierung des Hotels endlich das eingetreten, was dieses Hotel<br />
dringend braucht: die Rückkehr zum Designhotel.<br />
Die Renovierungsbeauftragten Space Copenhagen kitzelten alte<br />
Strukturen und Oberflächen wieder hervor, fanden in den Kellern<br />
noch Originalmöbel und schufen mit Objekten, die perfekt in Jacobsens<br />
Linie passen, ein wunderschönes Hotel, das im Übrigen kein Jacobsen-Museum<br />
ist, sondern eine lebende Designoase.<br />
Wer auf eine Zeitreise in die 1960er-Jahre gehen mag, sollte einen<br />
Blick ins Zimmer 606 werfen. Hier ist alles originalgetreu. Die Wände<br />
des Zimmers sind im damaligen authentischen hellgrünen Farbton,<br />
und daran ist ein umlaufendes Holzpaneel montiert, so, wie es Jacobsen<br />
für alle Zimmer vorgesehen hatte. Im gleichen Farbton befinden<br />
sich auch die Möbel im Raum, in dem das Bett etwas verloren an der<br />
Wand steht. Warum? Weil Arne Jacobsen Kissen überflüssig fand. Zumindest<br />
tagsüber im unbenutzten Bett. Die mussten verschwinden,<br />
um die Linien des Interieurs nicht zu zerstören.<br />
Und damit hat er wahrscheinlich auch den Trend zum Purismus<br />
erschaffen. Dem frönen ja viele der Hotels, die sich heutzutage selbst<br />
Designhotel nennen und sich dennoch hinten einreihen müssen.<br />
Denn dieses Radisson Collection Royal Hotel war das erste, und so,<br />
wie es sich gerade zeigt, wird es sich noch lange an der Spitze halten.<br />
INFO<br />
Radisson Collection Hotel Royal Copenhagen.<br />
Hammerichsgade 1, 1611 Kopenhagen, Dänemark<br />
www.radissoncollection.com/en/royalhotel-copenhagen<br />
PREIS Zimmer sind ab ca. € 215 ohne Frühstück erhältlich. Wer<br />
das Zimmer 606 sehen möchte, kann einfach am Concierge-<br />
Desk fragen. Eine Übernachtung im Zimmer ist nicht möglich.<br />
Achtung, Konzentration!<br />
Diese Wendeltreppe bitte<br />
einmal ausgiebig wirken<br />
lassen. Sie schwebt!<br />
Arne Jacobsen war<br />
eben ein Vollblut-<br />
Ästhet.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
85
DESIGN HOTELS<br />
El<br />
CLÁSICO<br />
Das AC Hotel Cuzco in Madrid ist ebenso zeitlos<br />
wie wandelbar. Rückzugsort und geselliger Treffpunkt,<br />
Arbeitsplatz und Tapas-Bar. Wieso das Hotel in der<br />
spanischen Hauptstadt so etwas wie der Klassiker unter<br />
den Hotels ist? Redakteurin Linda Ruckes klärt uns auf.<br />
86<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2019</strong>
AC Hotel Cuzco Madrid<br />
Eingerahmt: Nanu, wo soll man denn bloß zuerst hingucken? Die vielen Bilder in der Lounge sind<br />
ganz schöne Hingucker neben dem sonst sehr minimalistischen Interieur.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
87
DESIGN HOTELS<br />
Wo Aufstehen schwerfällt: Wenn morgens die erstaunlich warme Februarsonne Madrids durch die hohen Fenster fiel, kam unsere<br />
Autorin Linda Ruckes ganz schön schwer aus dem gemütlichen Bett. Doch die Nespresso-Maschine half. Den Kaffee genoss sie bei<br />
ihrem spannenden Zimmerausblick. Abends wird‘s gesellig in der Hotelbar – Tapas und Cocktails sind der Klassiker. Dabei hatte<br />
jeder nur ein Gesprächsthema: das abendliche Fußballspiel.<br />
88
DAS HOTEL BRAUCHT DEN<br />
FUSSBALLZIRKUS NICHT.<br />
ES WÄRE AUCH AN EINEM<br />
ANDEREN STANDORT<br />
DURCHAUS ERFOLGREICH.<br />
Fotos: PR (5)<br />
Die ersten Sonnenstrahlen blinzeln durch den kleinen Spalt,<br />
den die mausgrauen, fast silber schimmernden Vorhänge<br />
freigeben. Ich muss aufstehen, doch viel zu gemütlich liege<br />
ich hier. Unter der riesigen, frisch duftenden Bettdecke<br />
könnte sich eine ganze Großfamilie einmummeln. Mein<br />
Kopf, der hat sich heute Nacht zwischen fünf prall gefüllten Kopfkissen<br />
versteckt. Leicht verschlafen tapse ich also über den beigen Parkettboden<br />
der Sonne entgegen und reiße die Vorhänge auf.<br />
Madrid war an diesem Mittwoch früh auf den Beinen. Zehn Stockwerke<br />
unter mir liegt der Paseo de la Castellana, die Hauptverkehrsstraße<br />
der Stadt, die ich von hier prima im Blick habe. Aus der Vogelperspektive<br />
quasi. Hier herrscht bereits reges Treiben. Autos ziehen<br />
von rechts nach links, von links nach rechts. Fußgänger laufen umher,<br />
auch Fahrradfahrer mischen sich darunter. Mein Dank gilt der Nespresso-Maschine.<br />
Mit einem Espresso in der Hand könnte ich stundenlang<br />
hier stehen und das Geschehen beobachten. Doch mein Magen<br />
sehnt sich nach Frühstück.<br />
Elf Stockwerke tiefer duftet es nach Rührei. Der Frühstücksraum<br />
befindet sich im Untergeschoss des Hotels. Bevor ich Platz nehme,<br />
wandert mein Blick durch den Raum: frische Ananas, duftender<br />
Möhrenkuchen, hausgemachtes Müsli – was will man mehr. Dazwischen<br />
junge Reisende, Dienst<strong>reisen</strong>de, Familien und Paare. Zwischen<br />
Kaffeebar und Kühlvitrine ist noch ein Platz frei. Ganz schön was los<br />
hier. Meine Ohren lauschen dem Gespräch meiner spanischen Sitznachbarn.<br />
Auch die Geschäftsmänner gegenüber, die ihre Aktentasche<br />
beiseitegestellt haben und aufpassen müssen, dass keine Erdbeermarmelade<br />
auf ihre weißen Hemden kleckert, haben nur ein Gesprächsthema:<br />
Heute Abend soll Real Madrid im Estadio Santiago Bernabéu<br />
den FC Barcelona empfangen. Das ist nur etwa 800 Meter vom AC<br />
Cuzco Hotel entfernt. Und man muss kein Fußballnarr sein, um zu<br />
wissen, dass das ein legendäres Spiel auf dem Rasen wird.<br />
Sehnsüchtig fiebert man dem El Clásico entgegen. Das liegt wohl<br />
auch an den sommerlichen Temperaturen, die auch für Ende Februar<br />
ungewöhnlich sind und jeden Klimaaktivisten die Hände über dem<br />
Kopf zusammenschlagen lassen. 28 Grad und strahlender Sonnenschein,<br />
und das Ende Februar – das ist selbst in Madrid eine Besonderheit.<br />
Doch der Fußballzauber hätte sich auch von schlechtem Wetter<br />
nicht trüben lassen. Doch andersherum braucht das Hotel auch den<br />
Fußballzirkus nicht. Es wäre auch an einem anderen Standort durchaus<br />
erfolgreich. Warum, ist schnell in Worte gefasst.<br />
Prunk und Chichi findet man in den Zimmern nicht. Stattdessen<br />
erwartet einen Purismus. Und eine Eleganz, die sich in allen Ecken<br />
des Hotels widerspiegelt. Praktische Eleganz, das trifft es besser. Ich<br />
freue mich nämlich, dass ich keinen Schnickschnack beiseiteräumen<br />
muss, um mich auszubreiten. Denn aus dem Koffer zu leben, ist gewiss<br />
nicht meine Stärke. Sogar die hölzerne Ablage unter dem Fernseher<br />
schwebt in der Luft – perfekt für meine kleine Schuhauswahl.<br />
Die wohligen Grau- und Beigetöne, die das Interieur meines Zimmers<br />
bestimmen, ziehen sich durch das gesamte Hotel. Damit mögen<br />
die meisten Menschen, ich normalerweise eingeschlossen, eine sterile<br />
Kälte assoziieren. Doch hier haben die Innenarchitekten und Elektriker<br />
stolze Arbeit geleistet, taucht doch das Licht die Räumlichkeiten<br />
in ein gemütliches Ambiente. Hier und da findet sich ein verspieltes<br />
Element – das gefällt mir.<br />
Gleich beim Einchecken ist mir auch schon mein Lieblingsort ins<br />
Auge gefallen: die Lounge. Die großen, gepolsterten Stühle sind nach<br />
dem Sightseeing eine wahre Offenbarung. Dabei ist die AC Lounge<br />
wirklich ein besonderer Ort. Tagsüber erstrahlt sie in einem hellen,<br />
freundlichen Licht und soll ein Ort des kreativen und produktiven<br />
Schaffens sein. In mir jedenfalls hat sie schon einige kreative Impulse<br />
ausgelöst. Zu gerne würde ich die vielen schönen Bilder, die hier<br />
an der Wand hängen, einpacken und zu Hause über meinem Bett anbringen.<br />
Auch die kleinen Sukkulenten in den geometrisch geformten<br />
Vasen würden sich ganz wunderbar auf meinem Küchentisch machen.<br />
Ob man das grau gemusterte Kissen, auf dem ich gerade sitze und das<br />
mit seinem Aztekenmuster-ähnlichem Print schon fast zu verspielt in<br />
der Szenerie wirkt, vermissen wird?<br />
Abends, wenn dunkle Farben die Lounge dominieren und sich die<br />
Lichtnuancen auf der Farbkarte Richtung Pastellgelb verschieben, verwandelt<br />
sich die Lounge in eine Bar. Sie wird zum Treffpunkt für Reisende,<br />
Geschäftsleute und – ich bin mir sicher – auch für Fußballfans.<br />
Denn serviert werden dann leckere Cocktails, traditionell gebraute<br />
Biere und leckere Tapas. Konnte man keine Karten mehr für das begehrte<br />
Fußballspiel ergattern, oder man möchte sich einfach von einem<br />
langen Tag ausruhen, kann man den Abend hier, im AC Hotel<br />
Cuzco, auf klassische spanische Weise ausklingen lassen. Dass Real<br />
Madrid an diesem Abend dem Rivalen FC Barcelona 0-3 unterliegt,<br />
das wird dabei ganz schnell zur Nebensache.<br />
INFO<br />
AC Hotel Cuzco Madrid. Paseo de la Castellana, 133,<br />
28046 Madrid, http://auf.reise/ac-cuzco<br />
Eine Nacht im Hotel kostet € 160 im<br />
Doppelzimmer.<br />
Den <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>-Guide über Madrid<br />
finden Sie unter www.<strong>reisen</strong>exclusiv.com/<br />
guide-madrid<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
89
LIEBLINGSHOTELS<br />
Hotel St. George,<br />
Helsinki<br />
90<br />
sommer <strong>2019</strong>
The niu Hide Berlin<br />
Hotel St. George<br />
W Panama<br />
The niu Hide Berlin<br />
Es ist das weltweit erste modular errichtete Hotel auf dem Dach eines Einkaufszentrums<br />
an der Frankfurter Allee in Berlin. 152 lebensfrohe und bunte<br />
Zimmer warten auf Reisende, die den Stil-Mix aus Ostalgie, modernem<br />
Design und inszeniertem Vintage mögen. Hier trifft nämlich die ehemalige<br />
DDR-Tapete auf bunte Street Art. On top gibt es in jedem Zimmer eine Bluetooth-Soundbox,<br />
eine kostenfreie Mediathek und die Möglichkeit, von seinem<br />
Laptop Filme auf dem TV abzuspielen. Die Serie reist also mit aufs Dach<br />
des Ring-Center II. Ab E 53 pro Zimmer.<br />
www.novum-hotels.com/hotel-niu-hide-berlin<br />
Andaz Vienna Am Belvedere<br />
Man sollte ja nicht so viel Wert auf das Äußere legen. Aber hier fällt das<br />
leider schwer. Denn kein Geringerer als Renzo Piano hat die äußere Hülle<br />
erschaffen. Doch auch innen überzeugt das neue Andaz-Hotel in Wien den<br />
Lifestyle-Reisenden. Design trifft auf Kunst, und der Service ist persönlich<br />
und locker und schafft ein wunderbares Ambiente. Das kann eigentlich nur<br />
noch von dem Panorama der Rooftop-Bar im 16. Stockwerk überboten werden.<br />
DZ ab E 250 inkl. Frühstück. http://auf.reise/andaz<br />
Hotel Cort<br />
Der 600 Jahre alte Olivenbaum vor der Tür des Hotel Cort hat schon viele<br />
Gäste kommen und gehen sehen. Das durchgestylte Hotel liegt im Herzen<br />
von Palma und ist dennoch ein wahrer Rückzugsort. Einerseits, weil die 14<br />
Suiten und zwei Doppelzimmer kleine Interieur-Meisterwerke sind. Designer<br />
Lázaro Rosa-Violán hat einen mutigen, aber innovativen Stil-Mix kreiert, der<br />
ein tolles »Zuhause«-Gefühl erweckt, und zwar ohne überladen zu wirken<br />
oder zu kosmopolitisch zu sein. Mallorcas Kultur spiegelt sich in den Fliesen<br />
wider, in den Textilien und natürlich auch auf der Speisekarte. Aber das Herz<br />
der Insel ist auch das Herz dieses kleinen feinen Hotels: die Menschen. Das<br />
Personal, das gerne Frühstück bereitet, auch wenn die offiziellen Zeiten vorbei<br />
sind, jeden Gast beim Namen kennt und ihm das Gefühl gibt, ein zweites<br />
Zuhause im Hotel Cort gefunden zu haben. Und deswegen hat der Olivenbaum<br />
in all den Jahren vor der Tür auch nur glückliche Hotelgäste beobachten<br />
können. DZ ab E 120 pro Person. www.hotelcort.com<br />
W Panama<br />
Woran denkt man bei dem Wort Panama? An Janosch. Und an den Panamakanal.<br />
Kein Wunder also, dass der Kanal immer wieder im Hotel als Thema<br />
auftaucht. Beispielsweise anhand der Frachtcontainer, die dem Hotel einen<br />
modernen Industrial-Look geben und gleichzeitig an den dortigen Schiffsverkehr<br />
erinnern. Beispielsweise ist die Bar in einem separaten Frachtcontainer<br />
untergebracht, und auch die Cocktail-Kreationen erinnern an die große weite<br />
Welt. Die 203 Zimmer sind ganz im gewohnten supercoolen W-Stil gehalten.<br />
Doch das wahre Highlight bekommen nur wenige zu Gesicht, eben die, die<br />
sich die Extreme WOW Suite leisten können. Dort warten ein DJ-Pult, ein<br />
Kickertisch und eine in den Boden eingelassene Badewanne. DZ ab E 150.<br />
http://auf.reise/w-panama<br />
Hotel St. George<br />
Aber hallo! Schon im Eingangsbereich wird dem Gast klar, dass das Hotel St.<br />
George in Helsinki ein Haus ist, das aus der Reihe tanzt. Denn hier schwebt<br />
zur Begrüßung ein vielköpfiger Drache aus Bambus und Seide von der Decke.<br />
Ein Kunstwerk von Ai Weiwei. Und somit sein einziges Werk, das öffentlich<br />
zugänglich ausgestellt ist. Da sind wir schon beeindruckt. In den individuell<br />
designten 153 Zimmern und Suiten bleibt es dann auf hohem Design-Niveau<br />
und einer Rundum-Wohlfühlatmosphäre. Auch die tollen Restaurants und<br />
das City Spa runden das tolle Konzept ab. Wer Ruhe sucht und Wellbeing,<br />
wird hier kreativ und überaus freundlich empfangen. DZ ab E 230 inkl. Frühstück.<br />
Buchbar über www.designhotels.com<br />
Schgaguler Hotel<br />
Das Schgaguler Hotel befindet sich direkt im Herzen von Kastelruth, der<br />
Heimatstadt der Volksmusik-Spatzen, im Südtiroler Schlerngebiet. Und es ist<br />
eine kleine Augenweide, mit seiner spitzen weißen Fassade in der idyllischen<br />
Berglandschaft. Und auch im Hotel spürt man, dass die Familie Schgaguler<br />
authentisch bleiben wollte. Die Zimmer sind zeitgenössisch schlicht, aber mit<br />
einer alpinen Ästhetik. Und das ist gelungen. Wobei kein Zimmer dem anderen<br />
gleicht und die raffinierten Details und das Mobiliar variieren. Ein wunderschönes<br />
Plätzchen, um zu entspannen! DZ ab E 228 inkl. Halbpension.<br />
www.schgaguler.com<br />
Andaz Vienna Am Belvedere<br />
Schgaguler Hotel<br />
Hotel Cort
LIEBLINGSHOTELS<br />
Hyatt Place Les Sources des Caudalie Maison Schiller<br />
Olea All Suite Hotel<br />
Das Olea All Suite Hotel liegt an der Nordostküste der griechischen Insel<br />
Zakynthos und ist ein echter Hingucker. Schlicht und puristisch gehalten,<br />
thront es in erhöhter Lage und bietet so die perfekte Pool-Position für einen<br />
romantischen Sonnenuntergang. Die 93 Suiten liegen allesamt an einer Wasserstraße,<br />
die sich sozusagen in den seeförmigen Pool im Herzen des Resorts<br />
ergießt. Auch das Spa von Olea ist ein wunderschöner Zufluchtsort mit Hammam,<br />
Yoga-Pavillon und einer Reihe von Behandlungen zur Tiefentspannung.<br />
Ach ja, und dann wären da ja noch die köstlichen griechischen Spezialitäten.<br />
DZ ab E 175 inkl. Frühstück. Buchbar über www.designhotels.com<br />
Les Sources de Caudalie<br />
Inmitten von Bordeaux' Weinbergen liegt ein Hideaway, bei dem wir am<br />
liebsten in die Hände klatschen würden. Les Sources de Caudalie ist nicht<br />
nur nachhaltig und dabei auf hohem Gourmet-Niveau (zwei Michelin-Sterne),<br />
sondern hat auch ein Weltklasse-Spa und dabei wundervolle Rückzugsorte,<br />
in denen der Gast dem Alltagsstress garantiert entfliehen kann. Unser<br />
liebstes Fleckchen ist das Bird Island, in der Suite trifft Purismus auf Orient.<br />
Eine echte Augenweide. Eine Nacht in der Bird Island Suite kostet ab E 985,<br />
www.sources-caudalie.com/en<br />
Maison Schiller<br />
Dieses kleine, aber feine Hotel Maison Schiller by DesignCity Hotels ist ein<br />
neues Schmuckstück in der Innenstadt von München. Hinter der Fassade<br />
des kernsanierten und denkmalgeschützten Gebäudes verstecken sich 24<br />
liebevoll gestaltete Zimmer, die sich durch ein lebhaftes, aber auch gradliniges<br />
Design auszeichnen. Und wer die Zeit mitbringt, sollte sich dringend<br />
ein reichhaltiges Frühstück am erstklassigem Büffet gönnen, und auch das<br />
Hotelrestaurant Foodwalk serviert leckere Crossover-Gerichte. DZ ab E 89.<br />
Buchbar über hotels.gsh-hotels.com<br />
Hyatt Place am Frankfurter Flughafen<br />
Flughafenhotels sind ja eher ein kleines Übel. Zumindest, was die Ausstattung<br />
und das Mobiliar angeht. Das Hyatt Place am Flughafen von Frankfurt<br />
jedoch ist ein wahrer Wohlfühlort, denn die Natur wurde wortwörtlich ins<br />
Haus geholt. Das Farbkonzept, das vom Team von Joi-Design erdacht wurde,<br />
kreiert sozusagen einen »Urban Dschungel« in den öffentlichen Bereichen<br />
und sorgt so für eine Wohnzimmeratmosphäre. Und die 312 Zimmer? Die<br />
sind endlich einmal funktional schlau für ein Flughafenhotel eingerichtet.<br />
Wirklich empfehlenswert. DZ ab E 90. http://auf.reise/hyatt-place<br />
Fotos: RValerio, Martin Schgaguler, PR (9)<br />
Olea All<br />
Suite Hotel<br />
92 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2019</strong>
ANZEIGE<br />
ES LIEGT WAS IN DER LUFT…<br />
Es riecht würzig nach Pinien und Rosmarin. Ein paar Schritte weiter schnuppert man Minze und Eukalyptus.<br />
Die kroatische Adriainsel Lošinj gleicht einem riesengroßen Kräutergarten und lädt zum tiefen Durchatmen<br />
ein. Sind Kopf und Nase erst mal wieder frei, dann folgt die Entspannung ganz von allein. Und wer doch<br />
noch etwas nachhelfen will, der stattet dem Spa im Hotel Bellevue nahe Mali Lošinj einen Besuch ab.<br />
»Riechst du das? Das ist das Geheimnis, warum wir Losinjer ˇ so gesund<br />
und glücklich sind«, sagt Ljiljana Matic, ´ die Spa-Managerin im Hotel Bellevue.<br />
»Das ist der besondere Duft von tausend heimischen Kräutern und<br />
Blumen, die auf unserer Insel wachsen, und natürlich dem salzhaltige<br />
Wind.« Tatsächlich zählt die lokale Flora um die 1.100 verschiedene Pflanzenarten,<br />
darunter stolze 230 verschiedene Heilkräuter. Im 19. Jahrhundert<br />
nahm der Wissenschaftler Professor Haracic ˇ ´ die Herausforderung an<br />
und bestimmte in mühevoller Kleinarbeit alle Pflanzenarten des Eilands,<br />
was den Orten Mali und Veli Losinj ˇ den verdienten Titel Luftkurort und<br />
damit den Tourismus als Geldquelle einbrachte. Noch heute macht die<br />
blühende Vielfalt Losinj ˇ zu einem einmaligen Ferienort, besonders für Naturfreunde<br />
beim Wandern und Essen und Wellnessfans beim Entspannen.<br />
»Lavendel, Rosmarin, Salbei und Lorbeer wachsen hier wie Unkraut«,<br />
scherzt Ljiljana, während sie sich an den würzigen Kräutern vom Wegesrand<br />
bedient, aus denen sie später ätherische Öle und Tinkturen zaubert. An<br />
ihrem Arbeitsplatz, dem Fünf-Sterne-Wellnesshotel Bellevue, das zur heimischen<br />
Hotelgruppe Losinj ˇ Hotels & Villas gehört, verwöhnt sie die Gäste mit<br />
den selbst gemachten Ingredienzen bei erholsamen Massagen und Anwendungen.<br />
Die natürlichen Wirkstoffe der heimischen Superpflanzen kommen<br />
außerdem in den Produkten der Marke »45 Degrees« zum Tragen. Dazu<br />
setzt das Spa auf Behandlungen mit renommierten Marken wie der Schwei-<br />
zer Firma Valmont, die Produkte der japanischen Schönheitsexperten von<br />
Forlle’d oder die deutsche Naturkosmetik von Pharmos Natur. Neun stilvoll<br />
und hell eingerichtete Anwendungsräume stehen für Massagen oder Beautybehandlungen<br />
zur Auswahl. »Als Luxushotel bieten wir natürlich ein Spa-Menü,<br />
das international bekannte Kosmetiklinien führt. Auch Medical Wellness<br />
gehört zu unserem Angebot. Aber in all den Jahren habe ich bemerkt, dass<br />
den Gästen besonders die Düfte unserer Insel in Erinnerung bleiben und<br />
sie oft zurückkehren lässt«, so die Spa-Leiterin. Vielleicht ist es aber auch<br />
die ideale Mischung aus fast 2.600 Sonnenstunden im Jahr, dem glasklaren<br />
Wasser der Adria und der ruhigen Lage des Hotel Bellevue in der idyllischen<br />
Cikat-Bucht, ˇ die einen Aufenthalt so nachhaltig erholsam machen?<br />
INFO<br />
Hotel Bellevue Cikat ˇ ul. 9 · 51550 · Mali Losinj ˇ · Kroatien<br />
Tel. +385 (0)51 661 101 · booking@losinj-hotels.com · www.losinj-hotels.com<br />
Kosmetiklinien: 45 degrees – Istrien/Kroatien<br />
Pharmos Natur – Deutschland: www.pharmos-natur.de<br />
Forlle’d – Japan: www.forlled.com<br />
Valmont – Schweiz: www.valmontcosmetics.com<br />
Fotos: Günter Standl<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
GRANDHOTELS<br />
text Marie Tysiak<br />
Ein Zeitsprung<br />
IN DIE<br />
ZARENZEIT<br />
Wer nach Sankt Petersburg reist,<br />
der wird vom »Grand Hotel Europe«<br />
hören. Und höchstwahrscheinlich wird<br />
jeder Tourist, der sich den pompösen<br />
Newski-Prospekt entlangtreiben lässt,<br />
auch in diese Institution einkehren –<br />
und sei es nur auf einen Drink. Einmal<br />
diesen Duft der alten Zarenstadt einatmen,<br />
auf denselben Stühlen sitzen wie<br />
Tschaikowski oder Johann Strauss.<br />
Ein Besuch St. Petersburgs ist nicht<br />
komplett ohne eine Nacht in dem<br />
exklusivsten Hotel des Landes.<br />
Belmond Grand Hotel Europe<br />
Sankt Petersburg<br />
94<br />
sommer <strong>2019</strong>
Protzig: Ein Spaziergang durch die Stadt gleicht einem<br />
Zeitsprung ins 19. Jahrhundert. Das exklusivste Hotel<br />
am Platz bildet da keine Ausnahme.<br />
Eine schmuckhafte Jugendstil-Front reiht sich in Sankt<br />
Petersburg an die nächste – wie ein Freilichtmuseum<br />
des wohlhabenden 19. Jahrhunderts. Tätowierte<br />
Hipster, die in den Cafés an den kreisförmig angelegten<br />
Kanälen in der Sonne sitzen, wirken wie aus<br />
der Zeit gefallen. Vor dem geistigen Auge flanieren gut betuchte<br />
Kaufmänner in langen Fracks und großen Hüten den<br />
breiten Prachtboulevard Newski-Prospekt entlang, Pferdekutschen<br />
klappern über das geschichtsträchtige Kopfsteinpflaster.<br />
Biegt man von der Lebensader der Stadt in die nicht weniger<br />
prächtige Mikhailovskaya Ulitsa zum Platz der Künste ab,<br />
wird der Tagtraum wahr.<br />
Vor der eleganten Art-Nouveau-Fassade, die 1830 der begehrte<br />
Prachtbauten-Architekt Carlo Rossi dem Grand Hotel<br />
Europe verpasste, warten zwar keine Zuchtpferde mehr, dafür<br />
stellt sich hier die heutige Luxusklasse protzig zur Schau: Ein<br />
gelber Lamborghini reiht sich an einen knatschroten Porsche,<br />
daneben ein schwarzer Mercedes der S-Klasse. Noch immer<br />
ist das exklusivste Hotel Russlands zweifelsohne ein Ort der<br />
Schönen und Reichen – und für jedermann, der einmal in diese<br />
Welt hineintauchen mag. Mit einem knappen Kopfnicken<br />
öffnet ein Herr in dunkelblauer Uniform und schwarzen Lederhandschuhen<br />
die hölzerne Eingangstür. Man muss aufpassen,<br />
sich nicht plötzlich wie ein Darsteller im Kultfilm Grand<br />
Budapest Hotel zu fühlen – auch wenn dieses Grand Hotel<br />
gewiss kein Fünkchen seines Glanzes aus alter Zeit verloren<br />
hat –, erst 1989 bis 1991 wurde es gänzlich renoviert. Über<br />
die schwere Marmortreppe fließt ein roter Teppich hinab, di-<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
95
GRANDHOTELS<br />
Avantgardistisch:<br />
Die Themen-Suiten<br />
des Hotels treiben<br />
den Zeitsprung auf<br />
die Spitze. Bis ins<br />
Detail ausgeklügelt,<br />
widmen sie sich je<br />
einem Künstler oder<br />
einer Epoche. Diese<br />
Suite zeigt sich ganz<br />
in den Formen des<br />
russischen Bildhauers<br />
Alexander<br />
Archipenko.<br />
96 sommer <strong>2019</strong>
Eine Nacht im Museum: Bloß<br />
nichts umwerfen – denkt man sich<br />
bei einer Nacht in der Romanov-<br />
Suite, wo unzählige originale<br />
Reliquien des letzten russischen<br />
Kaisers zu finden sind.<br />
IN DEN HISTORISCHEN SUITEN<br />
SCHLÄFT ES SICH TATSÄCHLICH WIE<br />
IN EINEM MUSEUM.<br />
Fotos: Belmond Grand Hotel Europe (5), Illustration: Kapreski/Shutterstock.com<br />
cke Kronleuchter spenden gedämmtes und warmes Licht. »Opulent«<br />
scheint für dieses Haus eine untertriebene Beschreibung.<br />
Auf fünf Etagen birgt das Haus in seinen rund 300 Zimmern und<br />
Suiten allerlei Geheimnisse und Geschehnisse seiner über 190-jährigen<br />
Geschichte. Dabei scheint die Funktion des Hauses, das seit 1875<br />
als Hotel genutzt wird, bis heute unverändert: Verbindungstüren und<br />
ein geheimer Frühstückssaal der ehemaligen Zarensuite werden heute<br />
von Präsident Putin genutzt. Im »Billard Room«, wo früher schon die<br />
Herrscher Europas über die Zukunft berieten, trafen sich 2006 Kofi<br />
Annan und andere Mitglieder der Vereinten Nationen. An dem Piano<br />
im mit buntem Glasdach überspannten und von logenartigen Balkonen<br />
und Nischen flankierten Saal des hoteleigenen Restaurants L‘Europe<br />
klimperten vor einem Jahrhundert Jazzikonen. Auch Elton John –<br />
selbst nur als regelmäßiger Gast im Haus – gab einmal zum Frühstück<br />
ein Spontankonzert vor den tosenden Frühstücksgästen. Saßen einst<br />
noch G. B. Shaw und H. G. Wells an der Lobby & Piano Bar auf einen<br />
Drink, sind es heute Stars und Sternchen aus Pop- und Fernsehkultur:<br />
David Copperfield, James Blunt, Paul McCartney oder die Red Hot<br />
Chili Peppers – um nur wenige zu nennen.<br />
Tatsächlich – das zentnerschwere Gästebuch, das die freundliche<br />
Concierge gerne bei Nachfrage geheimnisvoll aus ihrem Schreibtisch<br />
zaubert, liest sich wie eine große Autogramm-Sammlung. »Hier kann<br />
man Geschichte fühlen«, kritzelte Gerhard Schröder nach seinem Besuch<br />
auf Seite 113 ins Gästebuch. Treffend formuliert vom Ex-Kanzler.<br />
Natürlich, einmal in diese Legende einzutauchen, die das Grand<br />
Hotel Europe für Russland bedeutet, bleibt unvergesslich. Umso<br />
schöner, dass das Hotel den Sprung zu einem modernen Luxushotel<br />
geschafft hat – und nicht bloß von seiner glorreichen Vergangenheit<br />
zehrt. Auch wenn viele Details des Hotels liebevoll in seinem historischen<br />
Zustand belassen wurden, sorgen USB-Anschlüsse am Bett, beheizte<br />
Marmorböden, duftende Beauty-Produkte von Bulgari, riesige<br />
Boxspringbetten und ein schönes Spa für die angemessenen Annehmlichkeiten<br />
des 21. Jahrhunderts.<br />
Es sind gewiss die 15 Themensuiten (fünf sogenannte Avantgarde-Suiten<br />
und zehn historische Suiten) des Hauses, die die Authentizität<br />
dieses Aufenthaltes auf die Spitze treiben. Die Avantgarde-Suiten<br />
widmen sich berühmten russischen Malern und Bilderhauern des 20.<br />
Jahrhunderts und wurden von Star-Architekt Adam Thiany inspirierend<br />
gestaltet. So dominieren in der Kandinsky-Suite Formen und<br />
Farben – und ein türkises Samtsofa. Selbstverständlich ziert seine<br />
abstrakte Kunst die Wände. Viele der über 200 Kunstwerke aller Art,<br />
die sich im Hotel verteilen, sind Originale und haben so mancher Revolution<br />
und manchem Krieg getrotzt.<br />
In den historischen Suiten schläft es sich tatsächlich wie in einem<br />
Museum. Die bis zu 60 Quadratmeter großen Suiten präsentieren je<br />
eine Epoche und zeigen die bedeutende gesellschaftliche Rolle des<br />
Hotels in der Geschichte der Stadt. Von den Jugendstiltapeten der<br />
Romanov-Suite blicken von Originalgemälden die letzten herrschenden<br />
Kaiser des Landes hinab. Auf dem antiken Sofa lässt sich in den<br />
historischen Bänden die Tragödie um den Mord an Kaiser Nikolaus<br />
II., seiner Gattin Alexandra und fünf gemeinsamen Kindern durch die<br />
Bolschewisten nachlesen. Es scheint fast überflüssig zu erwähnen –<br />
aber selbstverständlich nächtigten die Kaiserfamilie und auch Kandinsky<br />
früher in diesem Hotel, vielleicht auch in der Suite, der sie heute<br />
ihren Namen geben.<br />
Was darf nicht fehlen, wenn man einmal in Russland verweilt?<br />
Richtig: Kaviar und Wodka. Natürlich werden schon zum gigantischen<br />
Frühstücksbüffet die dunklen Fischeier serviert. Doch in der Kaviar<br />
Bar darf abends in puristischem Ambiente nach Belieben der teuerste<br />
Kaviar der Welt authentisch russisch von der Hand geschleckt und die<br />
zerplatzenden Fischeier im Mund mit einem der über 70 exklusiven<br />
Wodkas runtergespült werden. Egal, ob im hellen Mezzanine Café bei<br />
feinster Pâtisserie und hauseigenen Schokoladenkreationen, im Restaurant<br />
Azia mit japanischen Köstlichkeiten, auf einen Champagner in<br />
der Lobby & Piano Bar oder bei den ausladenden Jazzfesten – man versteht<br />
im Grand Hotel Europe seit jeher alle Facetten des süßen Lebens.<br />
INFO<br />
Belmond Grand Hotel Europe. Newski-Prospekt, Mikhailovskaya<br />
Ulitsa 1/7, 191186 St. Petersburg, Russland<br />
Seit 2005 gehört das Grand Hotel Europe zur Belmond-Gruppe.<br />
www.belmond.com/de<br />
Der Geschichte des Hotels ist ein ganzes Buch gewidmet:<br />
»The Most Famous Hotels in the World: Grand Hotel Europe,<br />
St. Petersburg« von Andreas Augustin. www.famoushotels.org<br />
BUCHUNG DZ ab ca. € 139 pro Person zzgl. Steuern.<br />
Eine Nacht in den historischn Suiten ab ca. € 847. Mehr<br />
Informationen unter www.belmond.com<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
97
GRANDHOTELS<br />
Palais Hansen Kempinski Wien<br />
98<br />
sommer <strong>2019</strong>
text Simone Sever<br />
Ein Juwel<br />
AM RING<br />
Vienna calling! Und wenn Wien ruft, packt <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>-<br />
Autorin Simone Sever besonders schnell die Koffer, denn die<br />
Donaumetropole hat sie aus vielerlei Gründen in den Bann<br />
gezogen. Eines der Wien-Highlights unserer Autorin ist die Liebe<br />
zum Ballett, die im Palais Hansen Kempinski sozusagen<br />
auf die Spitze getrieben wird.<br />
Wien tanzt. Wien hat Kultur, und Wien schmeckt<br />
mir so zuckersüß wie mit Staubzucker überzogene<br />
Powidltatschkerln. 2017 war ich eine von über<br />
sieben Millionen Touristen, die die Geburtsstadt<br />
des Donauwalzers besuchten. Heuer wurde Wien<br />
zum zehnten Mal in Folge zur lebenswertesten Stadt der Welt gekrönt.<br />
Wer will da nicht k.u.k. – also kaiserlich und königlich – wohnen. Ich<br />
habe mich in einem Juwel der Wiener Grandhotels, im Palais Hansen<br />
Kempinski, einem denkmalgeschützten Bauwerk an der ehemaligen<br />
Stadtgrenze am Wiener Ring, einquartiert.<br />
Ein Schmuckstück<br />
Bereits das Entrée lässt Größe erahnen. Hoch strecken sich die typischen<br />
griechischen Säulen des berühmten Architekten Theophil Edvard<br />
Hansen, dem die Stadt außerdem das Parlament und die Alte<br />
Börse zu verdanken hat. Lichtdurchflutet lädt die Lobby in ihr elegant<br />
behagliches Ambiente, das in manchen Momenten zur Konzerthalle<br />
avanciert – wenn etwa ein Pianist den Soundtrack der Stunde spielt.<br />
Im ehemaligen Innenhof parkten einst Kutschen – heute schützt nun<br />
ein gläsernes Dach vor Wiener Wetter und gibt dabei den Blick auf den<br />
Himmel frei. Den Kristalllüster, der am Glasdach keinen Halt findet,<br />
hat man kurzerhand kopfüber als Skulptur mit Bodenhaftung drapiert,<br />
wo er nun als Lichtblick alle Blicke auf sich zieht.<br />
Spitzenposition<br />
Mich zieht es in meinen Grand-Deluxe-Room im dritten Stock, der<br />
mich mit warmen Farben wohnlich-elegant willkommen heißt. Mein<br />
King-Size-Bett ist mein Ehrenplatz, von hier habe ich außerdem den<br />
besten Blick auf die übergroße Ballerina in Spitzenposition, die die<br />
Wand meiner Beherbergung ziert. Wenn das mal nicht wie für mich<br />
gemacht ist! Es gibt aber noch deutlich mehr gefühlt »personalisierte«<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
99
GRANDHOTELS<br />
Süße Verführung: An Großmutters<br />
Apfelstrudelrezept kommt so schnell<br />
niemand ran. Beim Back-Workshop<br />
wird das Wissen über das Traditionsgebäck<br />
weitergegeben – und<br />
selbstverständlich darf auch<br />
genascht werden.<br />
Überraschungen in meinem temporären Zuhause zu entdecken: Neben<br />
einer obligaten Espressomaschine, die mich über den Tag rettet,<br />
zeugt besonders die Minibar von gutem Geschmack. Drei verschiedene<br />
und exzellente Gin-Sorten und ein ausgesuchtes Tonicwater dürften<br />
genau richtig für einen gelungenen Tagesausklang sein. Natürlich<br />
liegt auch Manner, diese typisch österreichische Verführung, für meine<br />
Hüften bereit. Im Bad in der Rainshower freue ich mich darüber, per<br />
Touch-System die gewünschte Temperatur einstellen zu können. Endlich<br />
mal keine eisigen oder heißen Überraschungen bei wechselnden<br />
Schauern. Apropos Schauer, ein Regenschirm hängt natürlich auch im<br />
Schrank, und ob ich den benötige, verrät mir das Tablet-Entertainment-System,<br />
das es mir nicht nur ermöglicht, den Roomservice auftragen<br />
zu lassen, sondern mich auch befähigt, einen Tisch zum Lunch<br />
zu bestellen. Wenn das mal nicht ur leiwand ist, wie der Wiener sagt.<br />
Edvard & die Haubensterne<br />
Wer im Edvard, dem hauseigenen Restaurant, speisen möchte, dem sei<br />
nämlich eine rechtzeitige Reservierung empfohlen, denn die 40 Plätze<br />
sind auch am Mittag zum Drei-Gänge-Businesslunch für bezahlbare<br />
39 Euro schnell belegt. Küchenchef Thomas Pedevilla und sein Team<br />
haben mit ihren alpin-mediterran-saisonalen Gerichten erneut einen<br />
Guide-Michelin-Stern erkochen können, und auch der Gault-Millau<br />
vergab zwei Hauben.<br />
Der König der Mehlspeisen<br />
Ganz ohne Kochhaube, dafür mit einnehmendem Lächeln, die Hände<br />
schon tief in der Apfelrosinenmischung, begrüßt Chef-Pâtissier Georg<br />
Hölbl die Apfelstrudel-Workshop-Teilnehmer. Der König der Mehlspeisen,<br />
der hier und heute nach dem Rezept seiner Großmutter zubereitet<br />
wird, macht Appetit und schubst ganz nebenbei meine Liebe für<br />
Powidltatschkerln vom Thron.<br />
Surprise me!<br />
Um am Abend noch einen Drink an der vom Wein- und Gourmetmagazin<br />
Falstaff gekürten Österreichs »Hotelbar des Jahres 2018« zu nehmen,<br />
muss kein Gast das Haus verlassen: 26°East lädt ein zu Signature<br />
Cocktails, die von Ländern entlang des 26. östlichen Längengrades<br />
inspiriert sind. Ein Blick in die liebevoll zeichnerisch gestaltete Karte<br />
versucht, mich mit dem Garden of Eden zu verführen. Den Drink<br />
gibt es für zweierlei Geldbörsen: eine günstige Version für 18 Euro mit<br />
zwölf Jahre altem The Dalmore Single Malt oder die exklusivere Variante<br />
für schlappe 240 Euro mit 25 Jahre altem The Dalmore Single<br />
Malt. Ich bitte Barchef David Penker, mich mit einem Gin-basierten<br />
Hingucker zu überraschen, und gehe alsbald mit Kartoff Gin Ice Candy<br />
Infusion auf »Expedition – Antarctica«. Cool!<br />
Den Rest des Abends verbringe ich dank smarter Technik mit Heimkino<br />
in Room: natürlich mit Ballett, denn Wien tanzt und hat Kultur und<br />
schmeckt mir gerade so ausgezeichnet wie mein Gin Tonic aus der Minibar.<br />
INFO<br />
Kempinski Wien. Schottenring 24, 1010 Wien, Österreich.<br />
www.kempinski.com<br />
FLUG Austrian Airlines www.austrian.com fl iegt von sechs deutschen<br />
Städten. Hin- und Rückfl ug ab Hamburg z. B. ab € 89. Wer<br />
im schönen Wien landet, der freut sich über den Donauwalzer,<br />
der gern mal zur Begrüßung gespielt wird. Stanley Kubrick ließ<br />
die Wien-Hymne übrigens im Film »2001: A Space Odyssey« im<br />
Weltall erklingen.<br />
BUCHUNG Eine Nacht für zwei Personen im Superior Room im<br />
Palais Hansen Kempinski www.kempinski.com/vienna kostet<br />
ab € 355<br />
BALLETT-TICKETS Ballettomanen müssen starke Nerven<br />
haben, um in Wien an Ballett-Tickets für die Wiener Staatsoper<br />
www.wiener-staatsoper.at zu kommen. Am Vorstellungstag werden<br />
an der Stehplatzkassa 80 Minuten vor Beginn Stehplätze für<br />
€ 10 angeboten. Das Ensemble des Wiener Staatsballetts tanzt<br />
übrigens auch an der Volksoper www.volksoper.at. Da ist es<br />
etwas einfacher, Karten zu ergattern.<br />
WIENER RING Der bekannteste Prachtboulevard Europas ist<br />
Vorlage für ein wirklich ausgefallenes Schmuckstück der Wiener<br />
Goldschmiede Nikl. Wien-Liebhaber tragen den Wiener Ring am<br />
Finger. www.wienerring.at<br />
UHR LEINWAND Ob als Modell Innere Stadt in Gold oder<br />
als Modell Neubau in schwarzem Leder. Die Uhren mit Wiener<br />
Charme und Schweizer Uhrwerk sind auf jeden Fall ur leiwand!<br />
uhrleiwand.com<br />
Fotos: Kempinski Hotels (6), Illustration: Kapreski/Shutterstock.com<br />
100 sommer <strong>2019</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
Ur leiwand: Die Drinks an der Bar 26°East sind gleich doppelt cool – wer »Expedition – Antarctica« bestellt, reist<br />
auf dem 26-Längengrad ganz in den kalten Süden. Schmecken tun sie übrigens auch ganz herrvorragend.<br />
Fotos: xxx<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
101
LIEBLINGS-GRANDHOTELS<br />
Belmond Cadogan Hotel London<br />
Im Herzen von Chelsea, das illustre Treiben auf der Sloane Street direkt vor<br />
der Tür und rund um die kulturellen Höhepunkte der Stadt: Wer im Belmond<br />
Cadogan Hotel wohnt, taucht mitten ein in die exzentrische Geschichte des<br />
Londoner Stadtteils. Behutsam und umfassend renoviert, hat das Haus an<br />
der berühmten Adresse 75 Sloane Street eröffnet. Jetzt wird neue Society-Geschichte<br />
geschrieben! Die 54 großzügigen Zimmer und Suiten des legendären<br />
Hotels sind zudem eine echte Augenweide. DZ ab E 540 pro Nacht,<br />
www.belmond.com<br />
Hotel de la Ville Rom<br />
Hach, das neue Hotel de la Ville im Herzen von Rom ist zum Verlieben schön.<br />
Das in einem historischen Palazzo aus dem 18. Jahrhundert situierte Luxushotel<br />
liegt nicht nur direkt an der Spanischen Treppe, es hat zudem auch einen<br />
unvergleichlichen Blick auf die ewige Stadt. Beeindruckend ist auch das<br />
stilvolle Interieur, das die Pracht des 18. Jahrhunderts hervorkitzelt und durch<br />
Stoffe, Wandteppiche und Details eine besonders edle Atmosphäre schafft.<br />
Unser Lieblingsfleckchen jedoch ist der Innenhof mit einer außergewöhnlichen<br />
Begrünung und einer wunderbaren Stimmung am Abend. DZ ab E 473<br />
pro Nacht, inkl. Frühstück, www.roccofortehotels.com<br />
Romantik & Wellnesshotel Deimann Sauerland<br />
Goodbye Stress, hello Happiness! So könnte das Motto des familiengeführten<br />
Romantik- & Wellnesshotels Deimann lauten. Die abgeschiedene Lage,<br />
der hohe Komfort der 96 Zimmer und das tolle Spa sind schon mal der<br />
erste Schritt ins Glück. Wer sich dann aber noch ein Abendessen im Michelin-Stern-ausgezeichneten<br />
Gourmetrestaurant Hofstube gönnt, kann mit<br />
Wonne schwelgen. Wirklich ein tolles, historisches Hotel – das einzige Fünf-<br />
Sterne-Haus im Sauerland und obendrein eine wahre Glücksoase mitten in<br />
der Natur. DZ ab E 306, inkl. Frühstück, www.deimann.de<br />
Six Senses Singapore<br />
Ein außergewöhnliches Konzept verbindet die zwei Six-Senses-Häuser in<br />
Singapur. Nur fünf Gehminuten voneinander entfernt, liegen das Six Senses<br />
Maxwell und das Six Senses Duxton. Zusammen ergeben sie Six Senses<br />
in the City, gelegen im quirligen Chinatown. Das Maxwell verbirgt sich in<br />
einem historischen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, das aufwendig und<br />
nachhaltig restauriert wurde. Innen verschmilzt zeitlose Opulenz mit einer<br />
europäischen Barocknote. Das Duxton hingegen ist kleiner und etwas zurückgenommener<br />
im Stil. Wer in einem der beiden Häuser verweilt, kann die<br />
Annehmlichkeiten beider Hotels nutzen. Fantastisch, oder?<br />
DZ ab E 208 pro Nacht, www.sixsenses.com<br />
Fotos: Friederike Hegner, PR (3)<br />
102 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2019</strong>
ANZEIGE<br />
Farris Bad Hotel<br />
RELAXEN IN DIESEN TRAUM-SPAS<br />
Paradiesische Erholungsorte, elegante Spas und erholsame Retreats: Luxus-Liebhaber weltweit<br />
kommen in den Preferred Hotels & Resorts voll auf ihre Kosten. Und dank des I-Prefer-Reward-Programms<br />
kann man beim Relaxen sogar exklusive Vorteile verdienen!<br />
Preferred Hotels & Resorts ist die weltgrößte eigenständige Hotelmarke,<br />
zu der mehr als 750 unverkennbare Hotels, Resorts und<br />
Residenzen in 85 verschiedenen Ländern gehören, die den höchsten<br />
Qualitätsansprüchen entsprechen. Das I-Prefer-Treueprogramm bietet<br />
seinen Gästen wertvolle Vorteile wie Bonuspunkte pro Übernachtung,<br />
Upgrades und vieles mehr. Auch Bonusprogramme für Preferred<br />
Residences, Preferred Pride und Preferred Golf verschaffen den Gästen<br />
exklusive Vorteile bei ihrer Übernachtung in einem der unabhängigen<br />
Mitgliederhotels, die für jeden anspruchsvollen Reisenden den individuell<br />
perfekten Aufenthalt kreieren.<br />
Besonders auf die Entspannung wird in den Preferred Hotels Wert<br />
gelegt. Relaxen, entgiften, genießen – diese vier Hotel-Spas übertreffen<br />
jegliche Erwartungen:<br />
1. Farris Bad Hotel – Larvik, Norwegen<br />
Von der jahrhundertealten Landschaft geformt und den unendlichen<br />
Möglichkeiten der Zukunft inspiriert, ist Farris Bad ein modernes Küsten-Wunder.<br />
Fast schwerelos wirkt der Glasbau, der auf rauen Stelzen<br />
aus der Nordsee ragt. Das größte Spa Skandinaviens wurde über einer<br />
Quelle erbaut, frisches Wasser sprudelt aus 55 Metern Tiefe direkt in<br />
den Spa-Bereich. Insbesondere setzt das Hotel auf die Kneipp-Methode:<br />
Heiße Saunen und Dampfbäder treffen auf Eisfontänen und Erlebnisduschen.<br />
Mutige können im Winter sogar ein Eisbad im Fjord wagen!<br />
2. Condado Vanderbilt Hotel – San Juan, Puerto Rico<br />
Ein Hauch von Glamour weht durch das legendäre Condado Vanderbilt.<br />
Wenn man die Lobby des spanisch anmutenden Resorts betritt, fühlt<br />
man sich wie einer der zahlreichen Hollywood-Stars, die hier schon abgestiegen<br />
sind. Nach einem Sonnenbad am Privatstand lohnt sich ein Besuch<br />
im zeitlosen Vanderbilt-Spa: Das After Sun Treatment ist ein Muss<br />
für alle Sonnenanbeter! Danach kann man bei traditionellen Massagen,<br />
Hamam und Reiki Körper und Seele baumeln lassen.<br />
3. Eau Palm Beach Resort & Spa – Manalapan, Florida<br />
Ein Glas Champagner unter dem Kronleuchter der Lobby gibt den Ton für<br />
den Rest des Urlaubs an. Die edlen Zimmer des Resorts sind in maritimem<br />
Stil gehalten und perfekt zum Entspannen! Das Eau ist nur wenige<br />
Schritte vom Atlantik entfernt und bringt mit seinem fantasievollen Spa<br />
frischen Wind nach Palm Beach. Nachdem man eine Münze in den goldenen<br />
Wunschbrunnen geworfen hat, kann man sich rundum verwöhnen<br />
lassen. Im märchenhaften Garten schweben weiß gepolsterte Hängesessel<br />
über den Schwimmbecken.<br />
4. Hotel Wellington – Madrid, Spain<br />
Urlaub machen wie die spanische Königsfamilie: Mitten im angesagten Salamanca-Viertel<br />
liegt das Wellington Hotel. Hinter der ehrwürdigen, urbanen<br />
Fassade verbergen sich das japanische Sterne-Restaurant Kabuki und das<br />
Le Max Spa. Ausgestattet mit Whirlpools, Saunen und Erlebnisduschen,<br />
ist es eine wahre Oase in der Großstadt. Im Le Max wird besonders auf<br />
Individualität Wert gelegt: Jeder Mensch hat unterschiedliche Bedürfnisse,<br />
und deshalb werden alle Behandlungen für jeden Gast maßgeschneidert.<br />
Eau Palm Beach Resort & Spa<br />
INFO<br />
PreferredHotels.com<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
103
RESORTS<br />
text Ralf Johnen<br />
Pure P(h)oesie und Hiebe<br />
MIT BIRKENZWEIGEN<br />
Das Amanoi vereint an der vietnamesischen Küste<br />
die Tugenden Südostasiens mit russischen Spa-Erlebnissen<br />
und französischer Küche. Klingt wie ein Urlaubstraum.<br />
Das ist es auch.<br />
104<br />
sommer <strong>2019</strong>
Amanoi Vietnam<br />
Ich habe mir das so nicht ausgesucht. Doch auf dem Weg nach Vietnam<br />
bin ich einer dieser Menschen, die im Flugzeug hektisch an einem<br />
PDF herumwerkeln. Am Airport von Ho Chi Minh City stürze<br />
ich mich auf die erstbeste Steckdose, damit das Laptop durchhält.<br />
Aus der ersten Pho-Suppe wird nichts. Und später, während des<br />
Transfers zur vietnamesischen Küste, starre ich verschreckt auf Tausende<br />
Motorroller, die sich der Logik des Chaos ausliefern.<br />
Kurzum: Ich bin gestresst, als unser Kleinbus am Amanoi vorfährt.<br />
Darüber kann auch das kollektive Lächeln nicht hinwegtäuschen, das<br />
uns das Empfangskomitee schenkt. Dankbar nehme ich ein feuchtes,<br />
nach Zitronengras riechendes Tuch und erklimme die Stufen eines<br />
geheimnisvollen Aufgangs. Ziel ist ein in alle Himmelsrichtungen offener<br />
Bau, der auf der Hügelkuppe thront. Er ist Salon, Lounge, Bar,<br />
Restaurant und Terrasse mit Ausblick zugleich. Während ich das Südchinesische<br />
Meer und eine überraschend schroffe Küstenlinie sehe, erhalte<br />
ich eine kurze Einführung in die Funktionsweise des Anwesens.<br />
Die Essenz: Man hat sich vorgenommen, mich auf andere Gedanken<br />
zu bringen.<br />
Nach einer kurzen Akklimatisierungsphase begleitet mich ein mit<br />
landestypischem Kopfschmuck ausgestatteter Herr zu meiner Villa.<br />
Der Bungalow ist so angelegt, dass selbst ausgefuchste Paparazzi keine<br />
Chance haben, einen Blick auf die Bewohner zu erhaschen. Das Interieur<br />
besteht aus viel Holz und tief liegenden Möbeln mit ausgeprägten<br />
horizontalen Linien. Dabei besitzt die Raumaufteilung genau jene<br />
Qualitäten, die mir im Alltag zuletzt so gefehlt haben: Ordnung und<br />
Gleichgewicht. Kleine Blumenarrangements und eine Drachenfrucht<br />
bürgen für Zerstreuung.<br />
Nach ein paar tiefen Atemzügen öffne ich die Tür zum Sonnendeck.<br />
Mein Blick schweift über die dicht bewaldeten Berge des Nui-Chua-<br />
Nationalparks, die sich mehr als 1.000 Meter aus dem Meer erheben.<br />
Anschließend mustere ich zufrieden den Infinity Pool, der sich zu meinen<br />
Füßen ausbreitet. Meine E-Mails sind mir mittlerweile ziemlich<br />
Die Seele baumeln<br />
lassen und dabei eine<br />
ordentliche Körperspannung<br />
aufbauen –<br />
das sind Ziele, die<br />
sich im Amanoi fast<br />
von selbst erledigen.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
105
RESORTS<br />
Ruhe und Ausgeglichenheit: Die<br />
Landschaft des Nationalparks Nui<br />
Chua spiegelt sich in der Wasseroberfläche<br />
des Infinity Pools. Ein Sprung<br />
ins Nass, und man wird zum Teil der<br />
Ausgeglichenheit.<br />
106
ZWEI ESPRESSI, EISWÜRFEL UND<br />
KONDENSMILCH VERMISCHE ICH IN EINEM TUMBLER.<br />
HELLWACH GEHE ICH ZUM YOGA.<br />
Fotos: Aman Hotels (4), Dmytro Gilitukha/Shutterstock.com, Illustration: Kapreski/Shutterstock.com<br />
egal. Ich denke nur noch daran, mir die Klamotten vom Leib zu reißen<br />
und da reinzuspringen. Ein Wunsch, den ich mir umgehend – und<br />
nicht zum einzigen Mal – erfülle. Als die Dämmerung einsetzt, intensiviere<br />
ich meine Bemühungen, die zu einem Spiegel gewordene<br />
Wasseroberfläche nicht durch unnötige Bewegungen aufzurütteln. Ein<br />
Anblick von unvergesslicher Perfektion!<br />
Später im Restaurant komme ich mit dem Manager des hauseigenen<br />
Spas ins Gespräch. Während ich mich an knusprigen Frühlingsrollen<br />
und einer Pho-Suppe mit frischen Kräutern, Rindfleisch und<br />
Reisnudeln labe, ermutigt er mich, das mit der Entspannung noch ein<br />
bisschen weiterzutreiben.<br />
Zunächst aber passe ich mich dem Rhythmus der Tropen an. Das<br />
bedeutet im konkreten Fall, mit der Morgendämmerung aufzustehen,<br />
dem Konzert der Vögel zu lauschen und ein paar Bahnen im kühlen<br />
Pool zu ziehen. Anschließend versuche ich mich an der Kunst, einen<br />
vietnamesischen Kaffee aufzubrühen, wozu ich zwei Espressi, Eiswürfel<br />
und Kondensmilch in einem Tumbler vermische. Hellwach gehe<br />
ich zum Yoga.<br />
Das Entree ist feierlich: Lehrerin Nhan empfängt mich und fünf<br />
weitere Earlybirds auf einer in einem Lotusblumenteich angelegten<br />
Insel, auf der eine Art Pagode ruht. Das würdevolle Ambiente allerdings<br />
vermag nicht über meine eingeschränkte Dehnfähigkeit hinwegzutäuschen.<br />
Anders als die Urlauberinnen aus Bangkok und Kalifornien<br />
bin ich nach 60 Minuten schweißgebadet und ziemlich hinüber.<br />
Erst als ich beim Frühstück meinen giftgrünen Smoothie auf Gurken-Ingwer-Basis<br />
ablichten möchte, bemerke ich die Abwesenheit<br />
meines Mobiltelefons. Egal. Umso mehr kann ich mich darüber freuen,<br />
dass die Vietnamesen Pho auch zum Frühstück anbieten. Während<br />
ich versonnen auf das Meer blicke, beschließe ich euphorisch,<br />
die nächste Stufe meiner Mini-Kur zu zünden: eine Spa-Behandlung.<br />
Es ist später Nachmittag, als ein Caddy-Fahrer an meinem Bungalow<br />
klingelt, um mich über steile Wege zum An Son Spa House zu bringen,<br />
das sich auf einer Hügelkuppe mit formidablem Blick auf die Berge<br />
befindet. Im Bademantel erblicke ich zu meiner Freude einen viel größeren<br />
Infitinty Pool. Es folgen Dusche und Dampfbad, ehe ich in einen<br />
mit hellen Hölzern ausgelegten Salon geführt werde. Es folgt der Kernbestandteil<br />
der Banja-Behandlung, ein ursprünglich von Russen erfundenes<br />
Ritual zur Körperpflege. Ich lasse mich auf einer Liege nieder,<br />
schließe die Augen und warte auf die ersten Hiebe, die mir während<br />
der Vorbesprechung angekündigt worden waren. Eine Viertelstunde<br />
lang traktiert mich die Masseuse mit einem Bündel Birkenzweigen,<br />
um meine vom Winter gepeinigte Haut aufnahmefähig zu machen. Die<br />
zierliche Frau verordnet mir nacheinander ein Eisbad, eine meditative<br />
Ruhephase mit Blick in die Ferne und eine weitere Badeeinheit, ehe die<br />
eigentliche Kur erfolgt. Als die Muskeln gelockert und die ätherischen<br />
Öle eingezogen sind, möchte ich vor allem: schlafen.<br />
Am folgenden Tag begebe ich mich hinab zum Strand des Resorts.<br />
Vor mir breitet sich die malerische Vinh-Hy-Bucht mit einem schwimmenden<br />
Markt aus. Hier treffe ich auf Joshua. Der Amerikaner beschäftigt<br />
sich bereits seit Anfang des Jahrtausends mit den Heilkunden und<br />
Bewegungssportarten Südostasiens. Bei Bedarf, sagt er, arbeitet er für<br />
die Gäste des Resorts maßgeschneiderte Therapieprogramme aus, die<br />
auf eine Ernährungsumstellung und Stressabbau abzielen. Meine selbst<br />
gestaltete Variante, so sein Urteil, scheint ebenfalls anzuschlagen.<br />
Allerdings sind Ruhe und Verzicht keineswegs die einzige Methode,<br />
um die Akkus wieder aufzuladen. Wie ich am Abend in einem mit<br />
Kerzenlicht beleuchteten Pavillon in Hanglage erfahre, funktionieren<br />
auch kulinarische Kabinettstückchen: Der mexikanische Küchenchef<br />
Bernardo hat unter anderem bei René Redzepi in Kopenhagen gelernt<br />
– und an seinem Chef’s Table schreckt er nicht davor zurück, kleine<br />
Experimente in sein Menü einfließen zu lassen. Er mischt französische<br />
Einflüsse mit japanischen, veredelt Wagyū Beef mit köstlichen<br />
Marinaden und hantiert mit Flammenwerfern und Lötkolben. Nur bei<br />
den Sashimi ist er konservativ: Den Fisch lässt er zweimal pro Woche<br />
vom Markt aus Tokio einfliegen, um ihn unbehandelt auf einem spärlich<br />
dekorierten Teller zu servieren. Pure Poesie. So ruhig und ausgeglichen<br />
wie die Oberfläche eines Infinity Pools im Morgengrauen.<br />
INFO<br />
Amanoi. Vinh Hy Village, Vinh Hai Commune, Ninh Hai District<br />
Ninh Thuan Province, Vietnam. DZ ab ca. € 940 zzgl. Steuern.<br />
www.aman.com/resorts/amanoi<br />
ANREISE Zum Beispiel mit Edelweiss ab Zürich (November bis<br />
April) zweimal wöchentlich, ab € 600, auch Economy Max und<br />
Business Class, www.fl yedelweiss.com.<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
107
DESTINATION HOTELS<br />
text Patrick Lettmann<br />
DAS TOR ZU EINER<br />
vergangenen Welt<br />
»Nichts in der Geschichte des Lebens ist beständiger als der<br />
Wandel.« In nur vier Tagen zu Gast in der Pikaia Lodge lässt<br />
sich aus erster Hand erleben, was schon Charles Darwin wusste.<br />
Zwischen Lavaströmen und tropischem Urwald, Pinguinen und<br />
Riesenschildkröten zeigt sich die Kraft der Evolution, wie sie<br />
sonst an keinem anderen Ort der Welt zu beobachten ist.<br />
Willkommen auf den Galapagos.<br />
108<br />
sommer <strong>2019</strong>
Pikaia Lodge Galapagos<br />
Als wir den Flughafen verlassen und kurz darauf durch eine<br />
karge Ebene aus Vulkangestein fahren, realisiere ich allmählich,<br />
wo ich bin. Die wenigen Bäume in der Landschaft<br />
stehen da als graue Skelette, denen das Leben vor langer<br />
Zeit entzogen wurde. Doch am Straßenrand, auf dem heißen<br />
Asphalt, wärmen sich Iguanas, diese scheinbaren Überbleibsel einer<br />
prähistorischen Welt. Je höher wir kommen auf der Isla Santa Cruz, desto<br />
lebendiger wird es. Die Bäume tragen plötzlich Knospen an ihren verdorrten<br />
Ästen, und ohne den Übergang wirklich zu bemerken, befinde<br />
ich mich mit einem Mal mitten im tropischen Grün. Die Straße geht nun<br />
über in einen Schotterweg und schlängelt sich langsam den Hügel eines<br />
lang erloschenen Kraters hoch – hinauf zur Pikaia Lodge – und dort oben,<br />
in der Empfangshalle, öffnet sich mir endlich das Tor zu den so fern gedachten<br />
Galapagos! Die gradlinige Architektur aus schwarzem Lavastein<br />
führt das Auge und rahmt den Blick. Das Wasser des leuchtend blauen<br />
Pools scheint hier herabzufließen in den Dschungel zu meinen Füßen,<br />
weiter in die Unendlichkeit des Pazifischen Ozeans, in dem man in der<br />
Ferne kleine Vulkane emporragen sieht. Sie sind der Ursprung der Galapagos,<br />
und ich stehe hier, ganz am Ende ihrer Entwicklung, und darf<br />
einen Blick in eines der letzten Paradiese auf Erden werfen.<br />
Insgesamt rund 130 Inseln gehören zu diesem Refugium der Natur,<br />
das 1.000 Kilometer vom südamerikanischen Festland entfernt aus dem<br />
rauen Ozean ragt. Es sind das vergleichsweise junge Alter und die absolute<br />
Abgeschiedenheit, die diesen ecuadorianischen Archipel so besonders<br />
machen. Durch einen »Hot Spot« in der Erdkruste wird hier<br />
seit 4,2 Millionen Jahren glühende Lava ins Meer gespuckt, welche noch<br />
heute zu immer neuen Inseln erhärtet. Auf Treibgut, so ist die anerkannte<br />
Theorie, trieben dann Reptilien und andere Tiere vom Kontinent<br />
ab und hierher, Seevögel nutzten das verlassene Land als Brutstätte,<br />
und Meerestiere suchten in den neu entstandenen Unterwasserhöhlen<br />
Schutz vor Raubtieren. Lange blieben die »verzauberten Inseln« bloß ein<br />
Mythos der Seefahrer. Niemand vermutete so fernab auf dem Meer noch<br />
Inseln. Doch mit ihrer Besiedlung kam auch ein ganz besonderer Gast:<br />
Charles Darwin.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
109
DESTINATION HOTELS<br />
DIE LODGE UNTERSTÜTZT DIE ERHALTUNG VON<br />
ENDEMISCHEN SPEZIES, UND SO IST MAN VOR ORT<br />
UMGEBEN VON EINZIGARTIGER FLORA UND FAUNA.<br />
Dort, wo der britische Naturforscher vor nun mehr als 180 Jahren landete<br />
und infolge seiner Beobachtungen die Evolutionstheorie aufstellte,<br />
verknüpft heute die Pikaia Lodge mit künstlerischen Details die<br />
Geschichte dieser Inseln mit der Gegenwart. Schon der Name – Pikaia<br />
– ist eine Referenz an eine der ältesten bekannten Lebensformen, die<br />
einige Forscher sogar für den Urahn aller heute existierender Wirbeltiere<br />
halten. Die Wände sind behangen mit Millionen Jahre alten Fossilien<br />
als gelungener Kontrast zur so eleganten Einrichtung, die durch<br />
glänzende Werke der Künstlerin Larissa Marangoni ergänzt wird. Im<br />
Restaurant Evolution versammeln sich dabei die Tische um eine übergroße<br />
DNA-Helix, während sich an der Wand die menschliche Evolution<br />
vom Primaten hin zum aufrecht gehenden Mensch durchaus<br />
kritisch in dem Rückgang der Natur durch einen seine Blätter verlierenden<br />
Baum widerspiegelt. Diesem Trend stellt sich die Pikaia Lodge<br />
aktiv entgegen: Die 14 exklusiven Suiten, deren Dächer sich wie Sonnensegel<br />
dem atemberaubenden Ausblick über die Insel öffnen, werden<br />
natürlich beheizt und gekühlt, Energie wird bereitgestellt durch<br />
Solar- und Fotovoltaikanlagen, das Wasser, wenn möglich, aus Regen<br />
recycelt. Um den eigenen Fußabdruck in dieser abgeschiedensten Ecke<br />
unserer Welt zu minimieren, unterstützt die Lodge auch die Erhaltung<br />
von endemischen Spezies, und so ist man vor Ort umgeben von<br />
einzigartiger Flora und Fauna – Darwin-Finken fliegen und hüpfen in<br />
ihrer Vielzahl an Unterarten wild umher, und die spätestens durch<br />
Lonesome George bekannt gewordenen Riesenschildkröten arbeiten<br />
sich genüsslich durch die feuchte Graslandschaft auf dem Gelände.<br />
Dass die Isla Santa Cruz vor Leben nur so strotzt, ist die Folge<br />
einer Millionen Jahre langen Entwicklung von ihrer Entstehung als<br />
Lava speiendem Vulkan bis hin zum fruchtbaren Heim für Tiere und<br />
Pflanzen, die sie heute ist. Und so kommt es mir fast vor, als sei ich<br />
in der Zeit zurückgereist und könne diese Entwicklung der Inseln live<br />
miterleben, als ich am nächsten Tag auf dem Deck der hauseigenen<br />
Jacht »Pikaia 2« stehe und sich am Horizont langsam die rot-braunen<br />
und schwarzen Kuppen der deutlich jüngeren Isla Santiago abzeichnen.<br />
Erkaltete Lavaströme erstrecken sich bis ins Inland oder brechen<br />
steil herab ins türkisfarbene Meer. Ein Fregattvogelpärchen sitzt auf<br />
der Reling neben mir, ihr schwarzes Gefieder flattert im Wind, die<br />
schwarzen Augen wirken leblos, die Schnäbel scheinen knöchern. Hier<br />
ist das Leben noch rau und unwirtlich. Und doch entdecke ich auch<br />
hier ein paar der endemischen Bewohner, während unser Guide Carlota<br />
uns beim Landgang geduldig die Entstehung der Insel anhand<br />
der klar erkennbaren Lavaschichten erklärt. Geckos huschen umher,<br />
blutrote Klippenkrabben sitzen in der Brandung, und als wir bereits<br />
wieder das Beiboot der »Pikaia 2« besteigen, plantscht eine Gruppe herumtollender<br />
Galapagos-Pinguine herbei und tapst ungelenk an Land.<br />
Die Galapagos zeigen dem Besucher den wunderbaren Lebensdrang<br />
der Natur. Ob an Land oder beim Schnorcheln unter der wogenden<br />
Wasseroberfläche des Pazifiks.<br />
Am Abend sitze ich in Dunkelheit auf meinem Balkon und lausche<br />
dem Zirpen des Dschungels. In meinem Kopf flirrt es vor Eindrücken,<br />
von den endlosen Weiten des Ozeans, von Gesteinswüsten und saftigem<br />
Grün und von Leben, das sich überall seinen Weg bahnt. In<br />
wenigen Tagen, so scheint mir, habe ich Millionen Jahre der Evolution<br />
durchreist. Und so einzigartig, wie die Welt hier ist, so einzigartig ist<br />
der Blick, den die Pikaia Lodge mir ermöglicht hat.<br />
INFO<br />
Die Pikaia Lodge auf der Isla Santa Cruz bietet Entdecker-<br />
Pakete für drei bis sieben Tage an, inklusive Verpflegung,<br />
Ausflügen auf der hoteleigenen Jacht und Landausflüge, bei<br />
denen auch die Charles-Darwin-Forschungsstation in Puerto<br />
Ayora besucht wird. Das exklusive Hotel verfügt über 14 geräumige<br />
Suiten, Restaurant & Spa. Drei-Tages-Paket ab ca. € 4.200<br />
pro Person im DZ. www.pikaialodge.com<br />
ANREISE Drei verschiedene Airlines (Latam, Tame und Avianca)<br />
fliegen mehrmals täglich von Guayaquil und Quito vom ecuadorianischen<br />
Festland die Flughäfen im Inselreich an. Vorab müssen<br />
Besucher allerdings am Flughafen eine Transit-Karte erwerben,<br />
um auf die Inseln <strong>reisen</strong> zu dürfen.<br />
Fotos: Patrick Lettmann, Pikaia Lodge (4), Illustration: Kapreski/Shutterstock.com<br />
110<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> sommer <strong>2019</strong>
Das Wasser des leuchtend blauen Pools scheint herabzufließen in die unbewohnten Weiten des Dschungels auf Santa Cruz.<br />
Umso erstaunlicher: Auch hier wohnen immerhin fast 12.000 Menschen in Puerto Ayora, der größten Stadt der Galapagos im<br />
Süden der Insel. Dank Unterstützung der Unesco stehen heute 97 Prozent der Landfläche unter Naturschutz.<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
111
RESORTS<br />
text Frank Störbrauck<br />
Piccolo,<br />
ABER OHO!<br />
An der norditalienischen Adriaküste öffnete 2015<br />
das Dörfchen Portopiccolo seine Pforten. Ja, richtig gelesen.<br />
Ein ganzes Dorf. Aus dem Felsen gestampft.<br />
Mittendrin: das Fünf-Sterne-Hotel Falisia.<br />
Oase zum Verweilen:<br />
Wer gar nicht mehr weg<br />
möchte aus Portopiccolo,<br />
für den haben wir<br />
den absoluten Tipp.<br />
Im Luxusdorf gibt es<br />
nämlich auch ganze<br />
Villen und Apartments<br />
zum Kauf. Kostenpunkt:<br />
rund 6.500 Euro pro<br />
Quadratmeter.<br />
Der Tag ist noch halbwegs jung, als sich der Wagen<br />
am Flughafen Triest 40 Kilometer nördlich der<br />
italienischen Küstenstadt gegen Mittag in Bewegung<br />
setzt. Gerade einmal 20 Minuten soll ich<br />
unterwegs sein. Mein Ziel: Portopiccolo. Es geht<br />
im Nieselregen über die A 4 durch die verschlafene Landschaft<br />
der Region Friaul-Julisch Venetien. Richtung Süden,<br />
zunächst bis zur Ortschaft Sistiana. Das ist ein kleines Dorf,<br />
rund 20 Kilometer nördlich von Triest. Der Fahrer biegt von<br />
der Hauptstraße ab und steuert den Wagen auf eine Straße,<br />
die zur Bucht hinabführt. Auf einem riesigen Werbeschild<br />
steht »Portopiccolo«. Ich bin da.<br />
112<br />
sommer <strong>2019</strong>
Falisia, a Luxury Collection<br />
Resort & Spa Portopiccolo<br />
113
RESORTS<br />
Jachtvergnügen: Der idyllische Hafen am<br />
Golf von Triest hat Platz für 121 private<br />
Luxusschiffe. Auch ohne eigenes Boot<br />
lässt es sich hier prima flanieren.<br />
114
VILLEN, HÄUSCHEN, APARTMENTS –<br />
FÜR JEDEN IST ETWAS DABEI. FÜR JEDEN? NUN,<br />
NICHT GANZ. WER SICH HIER NIEDERLASSEN WILL,<br />
BRAUCHT DAS NÖTIGE KLEINGELD.<br />
Fotos: Portopiccolo (4), Illustration: Kapreski/Shutterstock.com<br />
Dass es sich hier keineswegs um ein ganz normales Dorf am Meer<br />
handelt, wird mir schon nach 300 Metern klar: Eine Schranke versperrt<br />
den Weg, zur linken Seite ein Bungalow-förmiger Bau. Ein<br />
Mann einer Sicherheitsfirma sitzt dort hinter Glasscheiben und wacht<br />
über Dutzende Hightech-Monitore. Portopiccolo ist zwar jederzeit für<br />
die Öffentlichkeit zugänglich, aber das Recht, jemanden abzuweisen,<br />
das haben sich die Betreiber dieser illustren Wohngegend vorbehalten.<br />
Der Bauträger Rizzani de Eccher (RDE) hat hier 2015 ein beeindruckendes<br />
Immobilienprojekt aus dem Boden gestampft. Auf 35 Hektar<br />
Größe wurden in drei Jahren Bauzeit 460 Wohneinheiten treppenförmig<br />
in die ehemalige Steinbucht gezimmert. 28 Kräne und 800 Arbeiter<br />
waren dafür im Einsatz. Villen, Häuschen, Apartments – für jeden<br />
ist etwas dabei. Für jeden? Nun, nicht ganz. Wer sich hier niederlassen<br />
will, braucht das nötige Kleingeld. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis<br />
für das eigene Luxusdomizil beträgt rund 6.500 Euro. Der<br />
Hafen, so viel Luxus darf sein, bietet 121 Liegeplätze für Jachten.<br />
Ich aber habe keine Jacht. Auch keine Villa. Noch nicht einmal<br />
ein Ein-Zimmer-Apartment. Weder gekauft noch gemietet. Aber für<br />
Besucher wie mich gibt es eine Alternative in dem Dorf. Eine sehr<br />
feine sogar: das Fünf-Sterne-Hotel Falisia. Es gehört zur Luxury-Collection-Familie<br />
der Starwood-Hotels (die wiederum mittlerweile eine<br />
Tochter der Marriott-Gruppe ist).<br />
In Gedanken steige ich bereits aus meinem schicken Wagen an der<br />
Promenade aus und stolziere in die Hotellobby. Auf halber Strecke<br />
aber biegt der Fahrer plötzlich ab. In eine dunkle Tiefgarage. Oh. Was<br />
ist denn nun los? »Portopiccolo ist autofrei. Jeder, der mit dem Auto<br />
anreist, muss seinen Wagen im Parkhaus abstellen«, klärt mich der<br />
Fahrer auf, als er im Rückspiegel in mein verdutztes Gesicht blickt.<br />
Rund 200 Meter rollt der Wagen durch das 1.220 Parkplätze bietende<br />
Tiefgaragen-Labyrinth. Dann sind wir da. Das Falisia hat einen eigenen<br />
Tiefgarageneingang. Ein Page eilt herbei und nimmt sich meines<br />
Koffers an und begleitet mich zum Fahrstuhl. Nur einen Stock geht es<br />
nach unten – und schon stehe ich vor der Rezeption. Fein, fein, denke<br />
ich.<br />
Das Falisia ist ein schnuckeliges Kleinod. Besonders gut gefällt mir<br />
die Größe des Hotels: Nur 58 Zimmer und Suiten gibt es. Alle, so auch<br />
meins, haben einen kleinen Balkon mit Blick auf die Hafenpromenade,<br />
den zentralen Dorfplatz und den Jachthafen. Auf dem Balkon ist man<br />
also ziemlich nah dran am Geschehen. Man kann es sich hier bei einer<br />
Tasse Kaffee oder einem Glas Rotwein herrlich gemütlich machen und<br />
das Geschehen beobachten. Nachdem ich Platz genommen habe, be-<br />
merke ich aber schnell, dass ich es vor allem bin, der hier beobachtet<br />
wird. Denn die Balkone sind eine Art Präsentierteller. Gefühlt jeder,<br />
der auf der Promenade vorbeiflaniert, nimmt mich ins Visier. Ein sehr<br />
schönes Plätzchen für alle, die nicht nur sehen, sondern auch gesehen<br />
werden wollen …<br />
Das Hotel wirbt vor allem damit, eine Erholungsoase in einem<br />
luxuriösen Ambiente zu bieten. Dass hier keine Autos herumlärmen<br />
und die Luft verpesten, das ist ja schon mal eine gute Sache. Aber das<br />
ist natürlich nicht alles, was das Falisia zur Entspannung in petto hat.<br />
Im zweiten Stock versteckt sich eine kleine Wellnessoase, gleich nebenan<br />
ein Fitnessraum. Das Schöne: Von meinem Hotelzimmer laufe<br />
ich fünf Schritte bis ins Hotel-Spa. Noch schöner: Fast immer habe<br />
ich das Spa für mich allein. Kann mich in der lässig chic durchglasten<br />
Finnischen Sauna und im Hamman richtig ausschwitzen, ohne einer<br />
Menschenseele zu begegnen.<br />
Sportliche Ertüchtigung – und sei es nur das Schwitzen in der Sauna<br />
– macht Hunger. Da trifft es sich doch gut, dass die führende Kulinarikstube<br />
Portopiccolos nur zwei Etagen entfernt ist: das Ristorante<br />
Cliff. Ich möchte ein typisches Menü probieren, das Gästen serviert<br />
wird, die ein paar Kilo zu viel auf den Hüften haben. Dazu wird mir<br />
zur Vorspeise ein Erdbeer-Spargel-Salat mit Zitrone und Minze und<br />
einer vegetarischen Mayonnaise serviert. Der mundet sehr gut, so<br />
herrlich leicht nach italienischer Dolce Vita. Als Hauptgericht wird<br />
ein ungewöhnlicher Spaghetti-Teller serviert, und zwar mit Walnüssen<br />
und Chicoree. Äußerst köstlich, von freudloser Schonkost weit entfernt.<br />
Da freue ich mich auf den Nachtisch: Früchte auf Himbeergelee<br />
und Blaubeersorbet. Hmmm … schmeckt zum Tellerabschlecken gut.<br />
Der Service ist übrigens exzellent. Freundlich beim Empfang und sehr<br />
aufmerksam während des ganzen Restaurantbesuchs. Aber etwas anderes<br />
habe ich in diesem Luxusdorf auch nicht erwartet. Arrivederci,<br />
mein liebes Portopiccolo!<br />
INFO<br />
Falisia, a Luxury Collection Resort & Spa, Portopiccolo<br />
Località Sistiana 231/M, Str. di Portopiccolo, 34011 Duino-<br />
Aurisina TS, Italien. Tel. +39 040 997 4444, E-Mail: reservations@<br />
falisiaresort.com. Ab rund € 170 fürs DZ pro Nacht. Infos und<br />
Buchung auf der Website www.portopiccolosistiana.it/en<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
115
LIEBLINGS-RESORTS<br />
Four Seasons Resort Seychelles at Desroches Island<br />
Die Luxushotelgruppe Four Seasons hat ein neues Schätzchen auf den Seychellen eröffnet: das Four Seasons Resort Seychelles at Desroches<br />
Island. Und was für eins! 14 Kilometer lange weiße Sandstrände gibt es auf der 402 Hektar großen Insel – ein Paradies für alle Sonnen- und Strandliebhaber.<br />
Übernachtet werden kann in Suiten und Villen mit privatem Pool entlang des Sunset Beaches oder Coral Beaches – aufstehen und ins<br />
Meer springen, herrlich! Abends zaubert Küchenchef Olivier Barré frischen Fisch und Fleisch vom Grill am Leuchtturm an der Südspitze der Insel.<br />
DZ ab E 375 pro Nacht, inkl. Frühstück, www.fourseasons.com/seychellesdesroches.<br />
Sandals Royal Barbados<br />
Karibik-Feeling pur und All-inclusive versorgt sein, wo gibt’s denn<br />
so was? Klarer Fall: im Sandals Royal Barbados. Zu den 280<br />
Unterkünften des Fünf-Sterne-Resorts gehören exklusive<br />
Strand-Suiten mit privatem Butler-Service sowie Swimup-Suiten<br />
mit direktem Zugang zum Pool inmitten<br />
eines tropischen Gartens. Unser Tipp: unbedingt<br />
den jamaikanischen Appleton Estate Rum<br />
probieren und mittags am Pool zu den<br />
Sounds eines Live-DJs chillen – oder<br />
einfach mit abtanzen. Mehr Karibik<br />
geht nicht! Junior Palm<br />
Suite mit eigenem Tub ab<br />
E 1.495 pro Nacht bei<br />
All-inclusive-Verpflegung.<br />
www.sandals.com/<br />
royal-barbados<br />
Fotos: Sandals Resorts International, PR<br />
116 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2019</strong>
ANZEIGE<br />
Natur ist Freiheit im Holzhotel Forsthofalm<br />
Auf 1.050 Metern Höhe ist das Holzhotel Forsthofalm in Leogang die ideale Ganzjahresdestination –<br />
in toller Alleinlage und trotzdem mitten im Leben. Es ermöglicht einen Mix aus Natur, Wellness,<br />
Fitness- und Aktivprogramm sowie kreativer Kulinarik.<br />
Das Trampolin-Workout »Jumping Fitness« inmitten grasender Kühen auf<br />
der Alm, ein romantisches Bad auf der Dachterrasse mit Blick auf die<br />
Steinernen Berge und im Anschluss ein köstliches Essen auf der Panoramaterrasse.<br />
Die Liste könnte wohl noch um ein Bett im Wald oder Picknicken<br />
im Garten ergänzt werden. Hotelier Markus Widauer und sein Team<br />
folgen dem Motto »Natur ist Freiheit«, und das bedeutet: »Die Forsthofalm<br />
ist an 365 Tagen eine Lebenswelt mit einer Sowohl-als-auch-Strategie.<br />
Nichts müssen, aber alles ausprobieren dürfen.«<br />
Im Sky Spa schwimmen Gäste ganzjährig im beheizten Rooftop-Pool<br />
mit 360-Grad-Weitblick und nehmen an einer Vielzahl an Fitness- und<br />
Yogakursen teil. Ob Aqua Fitness, Slack Line, Hot Iron, Piloxing, Blackroll-Faszientraining<br />
oder Boxen — für alle ist etwas dabei, und in der<br />
Gruppe macht es richtig Spaß. Als Belohnung gibt es im SPAnorama eine<br />
Spa-Behandlung. Hier heißt es, auf die Sinne und eigenen Empfindungen<br />
zu vertrauen. Anhand der fünf vom Hotel festgelegten Moods — Soul,<br />
Brain, Energy, Muscle und Love — wird das Spa-Programm individuell auf<br />
den Gast abgestimmt.<br />
Neben einem umfangreichen Sportangebot bietet das Hotel im Rahmen<br />
des wöchentlich wechselnden Mountain-Life-Programms geführte Wanderungen,<br />
Cocktailkurse, Fire & Wine-Abende an der Feuerschale oder<br />
Meet & Grill-Abende an.<br />
In der Küche folgt das Team dem Konzept »Forsthofalm Regenbogenküche<br />
– kraftvoll, farbensatt – auf Pflanzenbasis«. Die fünf Farben des<br />
Regenbogens Rot, Erdfarben-Orange, Gelb, Grün und Violett bilden neben<br />
kräftigen Aromen sowie den Zutaten, bevorzugt Bio und aus der Region,<br />
die Basis. Jeder Teller eines Gerichts im Restaurant Kukka leuchtet<br />
in einer dieser starken Farben, und in der Abfolge eines Vier-Gänge-Menüs<br />
zeigt sich der gesamte Regenbogen.<br />
INFO<br />
Holzhotel Forsthofalm · Hütten 37 · 5771 Leogang/Österreich<br />
Tel. +43 6583 8545 · info@forsthofalm.com · www.forsthofalm.com<br />
Klein Eden pro Person und Nacht ab E 130<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
117
NACHHALTIGE HOTELS<br />
Ulagalla by Uga Escapes<br />
Sri Lanka<br />
118 sommer <strong>2019</strong>
text Linda Ruckes<br />
Grünes Gewissen<br />
AUF SINGHALESISCH<br />
In dem prächtigen Herrenhaus des Ulagalla by Uga Escapes<br />
residierte einst der Stammesfürst der Region Anuradhapura.<br />
Heute logieren Gäste rund um das Walawwa in luxuriösen<br />
Poolvillen – und das ganz ohne schlechtes Gewissen<br />
gegenüber Mutter Natur.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
119
NACHHALTIGE HOTELS<br />
Pfautastisch: Tuk-Tuks<br />
oder hupende Motorräder<br />
wird man hier vergebens<br />
suchen – maximal ein Pfau<br />
kreuzt den Weg. Die Ruhe in<br />
Ulagalla ist wundervoll.<br />
Ein Gongschlag. Wie in Trance lasse ich das hölzerne Eingangsportal<br />
hinter mir. Das quietschende Schließen des Tores<br />
nehme ich kaum mehr wahr. Ein zweiter Schlag. Meine<br />
Aufmerksamkeit gilt der riesigen Gongscheibe, die wie in<br />
Zeitlupe vibriert. Die Schläge drängen sich so tief in mein<br />
Bewusstsein, dass ich selbst die enorme Hitze für einen kurzen Moment<br />
ausblende. Die Geräusche verhallen. Vor mir ragt ein prächtiges<br />
Anwesen in kolonialem Baustil empor, dessen Spiegelbild im Teich von<br />
hübschen Lotusblüten umspielt wird. Das Walawwa ist das Herzstück<br />
von Ulagalla. 1916 erbaut, war das Kolonialherrenhaus damals Verwaltungssitz<br />
der Region. Die dunklen, zum Teil verspielten Holzmöbel<br />
und die Bilder an den Wänden erinnern an damalige Zeiten. Heute<br />
empfängt das Hotel in der lichtdurchfluteten Lobby seine Gäste – begleitet<br />
von traditionellen Gongschlägen.<br />
Noch bevor mir die erste Schweißperle von der Stirn tropfen kann,<br />
reicht mir eine zierliche junge Dame ein kühles Glas Eistee. Ihr rostroter<br />
Sari passt ganz wunderbar zu den wild gemusterten Teppichen, die<br />
auf dem dunklen Steinboden liegen. Mein Blick wandert: Auf der 28<br />
Hektar großen Hotelanlage ist das Walawwa sonst von einem Teppich<br />
aus üppigem Grün umgeben. Kaum lässt der erfrischende Geschmack<br />
von Ingwer und Zitrone nach, setzt mir die Hitze wieder zu. 28 Kilometer<br />
von der ehemaligen Königsstadt Anuradhapura entfernt, liegt<br />
das Ulagalla mitten im Landesinneren. Es weht kaum Wind. Die Luft<br />
ist trocken – und eine Abkühlung in den Wellen des Indischen Ozeans<br />
leider weit entfernt. Wie ein Segen verläuft da der Pool am Fuße<br />
des Walawwa gen Horizont. Wie eine Allee reihen sich Poolliegen und<br />
Bäume abwechselnd am Beckenrand auf. Zwei Kinder, schätzungsweise<br />
zehn Jahre alt, spielen im Wasser. So ruhig, dass ich sie kaum wahrnehme.<br />
Auch der spiegelglatten Wasseroberfläche scheint dies kaum<br />
einen Abbruch zu tun. Entspannung, Ruhe, Glückseligkeit.<br />
Hätte mir vor zwei Stunden jemand erzählt, dass ich mich in Sri<br />
Lanka freiwillig auf ein Fahrrad setzen würde, dem hätte ich bloß einen<br />
Vogel gezeigt. Ich bin ja nicht todesmutig. Doch im Ulagalla sind<br />
Fahrräder das Hauptverkehrsmittel. Nämlich um der Luftverschmutzung<br />
entgegenzuwirken. Und hier übt das Radfahren irgendwie eine<br />
beruhigende Wirkung aus, ist man doch keinen waghalsigen Tuk-Tuk-<br />
Fahrern und Hupkonzerten ausgeliefert. Stattdessen radle ich auf<br />
schmalen, sandigen Wegen vorbei an einem riesigen Reisfeld, das sich<br />
wie eine grüne Lunge im Zentrum des Resorts ausbreitet. Hier können<br />
Gäste auf Wunsch am Abend unterm Sternenhimmel ein privates<br />
Dinner genießen.<br />
Noch heute scheint die Erhabenheit des Stammesfürsten präsent.<br />
Majestätisch wirken die aus dunklem Holz und hellem Marmor eingerichteten<br />
Villen. Hochwertige Textilien, hier und da ein Klecks Grün,<br />
der wohl Natur und Nachhaltigkeit repräsentieren soll. Das i-Tüpfelchen<br />
aber sind die großen Panoramafenster, die freie Sicht auf den<br />
umliegenden Dschungel gewähren – und auf den privaten Pool, der<br />
sich gleich auf meiner kleinen entzückenden Terrasse befindet, quasi<br />
mitten im srilankischen Busch. Einzig und allein verschlafene Kühe,<br />
prachtvolle Pfaue und neugierige Affen dringen in die Privatsphäre ein.<br />
Kaum zu glauben, dass insgesamt 25 solcher Villen auf dem gesamten<br />
Grundstück liegen. Diese kann man im dichten Dickicht der<br />
Bäume nur erahnen, so harmonisch fügen sie sich in die Natur. Für<br />
den Bau der Villen wurden ganz unüblicherweise zusätzlich Bäume<br />
gepflanzt. Auch sonst wird im Ulagalla das Thema Nachhaltigkeit<br />
großgeschrieben: Die größte Solaranlage des Landes hält den Energieverbrauch<br />
des Resorts möglichst gering. Ventilatoren und Klimaanlagen<br />
sind bei der Hitze nämlich unabdinglich. Das Regenwasser<br />
wird in Tanks aufgefangen und gereinigt, um in trockenen Perioden<br />
wie jetzt die Felder zu bewässern. Auch das Trinkwasser wird dank<br />
eines biologischen Filtersystems aus Regenwasser gewonnen. Durch<br />
den bewussten Umgang mit Mensch und Natur sollen auch zukünftige<br />
Generationen noch von der Schönheit Sri Lankas erfahren.<br />
Mit jeder Treppenstufe nimmt der Geruch von Curry zu. Ein köstlicher<br />
Geruch, den ich bereits auf der Zunge zu schmecken meine. Das<br />
Restaurant Liyawela befindet sich auf der oberen Etage des Walawwas.<br />
Melinda, der schüchterne, aber sehr zuvorkommende Kellner, begleitet<br />
mich zu meinem Lieblingsplatz. Rechts hinten in der Ecke genießt<br />
man freie Sicht auf den Infinity Pool, dessen Wasseroberfläche jetzt<br />
im Licht der Dämmerung zartlila funkelt. Die Gerichte genießen zwar<br />
internationalen Einfluss, und doch setzt man hier insbesondere auf lokale<br />
Küche. Die meisten Zutaten wachsen im benachbarten Gewächshaus,<br />
die verwendeten Kräuter im hauseigenen Garten. Über Regionalität<br />
muss ich mir hier keine Gedanken machen. Ein Gongschlag.<br />
Unten scheinen neue Gäste angekommen zu sein. Mit dem zweiten<br />
Gongschlag serviert mir Melinda mein Essen. Hier kann ich ganz ohne<br />
schlechtes Gewissen mein Rice & Curry verzehren – und dabei den<br />
Blick über die grüne Oase schweifen lassen. Mit der Hoffnung, dass<br />
noch weitere Generationen den Zauber von Ulagalla erfahren können.<br />
INFO<br />
Ulagalla by Uga Escapes. Ulagalla Walawwa, Thirappane Ulagalla<br />
Road Anuradhapura 50072 LK, Ulagalla Rd, Tirappane, Sri Lanka.<br />
www.ugaescapes.com/ulagalla. Ab € 280 pro Villa bei Doppelbelegung<br />
inkl. Frühstück<br />
Den <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>-Guide finden<br />
Sie unter www.<strong>reisen</strong>exclusiv.com/<br />
guide-sri-lanka/<br />
Fotos: Ulagalla by Uga Escapes (6)<br />
120<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2019</strong>
IN ULAGALLA SIND FAHRRÄDER DAS HAUPTVERKEHRSMITTEL,<br />
UM DER LUFTVERSCHMUTZUNG ENTGEGENZUWIRKEN.<br />
Fotos: xxx<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
121
GEWINN-<br />
SPIEL<br />
CHILLEN IM GRÜNEN<br />
Das Anwesen des Parkhotels Adler am Rande des kleinen Urlaubsorts Hinterzarten<br />
fügt sich harmonisch in das umliegende Landschaftsbild ein. Ja,<br />
es geht sogar nahtlos über in den Naturpark Südschwarzwald mit all seinen<br />
moderaten bis anspruchsvollen Wanderwegen sowie Nordic-Walking- und<br />
Mountainbike-Routen. Der Verleih von Bikes ist für Erwachsene und Kinder<br />
– sofern verfügbar – bei den vielen Inklusivleistungen dabei. Das Besondere<br />
an dieser Gegend sind die beeindruckenden Schluchten, die am schönsten<br />
natürlich im <strong>Sommer</strong> zu erkunden sind – allen voran die wildromantische<br />
Wutachschlucht, die als der längste Canyon in Deutschland gilt.<br />
Ein Großteil der Gäste verlässt das immerhin vier Hektar große Hotelgrundstück<br />
allerdings gar nicht. Sie chillen einfach an den vielen bestens<br />
dafür geeigneten Plätzen: im 1.500 Quadratmeter großen Wellnessbereich<br />
im Grünen, ausgestattet unter anderem mit einem Indoor- sowie einem Outdoorpool.<br />
Im Privatpark mit Spazierwegen und Wildgehege. Oder auf der Terrasse<br />
der »Adler Stuben« und abends im gemütlichen Innenteil des Restaurants<br />
mit anspruchsvoller Küche und vielfältiger Auswahl. Ein kulinarisches<br />
Event stellt für die Gäste ein Dinner im neuen und bereits prämierten Fine-Dining-Restaurant<br />
»Oscars« dar – Küchenchef ist der junge Daniel Weimer. Er<br />
und sein Team setzen auf ein entspanntes Ambiente, höchste Qualität und<br />
Kreativität. Mit einem Abenteuerspielplatz im Park, dem Indoor-Spielbereich<br />
»Adler-Nest«, Familiensuiten, der Kinderspeisekarte und vielem mehr zeigt<br />
sich das Traditionshaus auch überaus familienfreundlich.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> und das Parkhotel Adler in Hinterzarten<br />
verlosen ein Mid-Week-Special für zwei Personen inklusive<br />
drei Übernachtungen in der Junior Suite, am Abend jeweils<br />
Drei-Gang-Wunschmenü in den »Adler Stuben« sowie alle<br />
Adler-Inklusivleistungen wie die Nutzung des Spas im Gesamtwert<br />
von 1.137 Euro.<br />
Beantworten Sie folgende Frage auf der Webseite:<br />
Wie groß ist das Anwesen des Parkhotels Adler?<br />
www.<strong>reisen</strong>exclusiv.com/gewinnspiel-parkhotel-adler<br />
Einsendeschluss ist der 15. August <strong>2019</strong>.<br />
122<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> frühling 2016
HOTEL-TIPPS NACHHALTIG<br />
Naturhotel Forsthofgut Österreich<br />
Einst als Forstwirtschaftsbetrieb und kleine Pension geführt, gilt das traditionsreiche Haus heute als Inbegriff für Naturverbundenheit, Heimatliebe, Ruheort<br />
und idealer Ausgangspunkt, um in die Leoganger Bergwelt einzusteigen. Mit viel Herzblut und Liebe zum Detail führen Gastgeber Christina und Christoph<br />
Schmuck das Haus. 102 Zimmer und Suiten, viele davon mit atemberaubendem Bergpanorama, erstrahlen in alpinem Design mit modernen Elementen.<br />
Ruhesuchende entfliehen dem Alltag im 3.800 Quadratmeter großen waldSPA, atmen bei einer Behandlung auf einer Waldlichtung tief durch oder ziehen ihre<br />
Runden im Bio-Badesee. DZ ab E 165 pro Person pro Nacht inkl. Halbpension, www.forsthofgut.at<br />
Cempedak Island Indonesien<br />
Nur ein paar Minuten vom Ufer Singapurs entfernt, liegt ein Hideaway, das noch ein unentdecktes Juwel ist. Cempedak – benannt nach der Brotfrucht –<br />
ist ein nachhaltiges Resort auf einer privaten Insel im südchinesischen Meer. Die 20 Bambus-Villen versprechen viel Privatsphäre mit eigenem Pool. Das<br />
Personal kommt aus der Region, die Insel gehört weltweit zu den anerkanntesten Eco-Resorts und ist zudem das perfekte Ziel für Honeymooner, da<br />
Kinder unter 16 Jahre nicht auf der Insel erlaubt sind. Ab E 485 pro Nacht inkl. Vollpension und Transfer, bei einem Mindestaufenthalt von 2 Nächten,<br />
www.cempedak.com<br />
123
HOTEL-TIPPS<br />
NACHHALTIG<br />
Casa de Uco Argentinien<br />
Das Hotel ist ein argentinisches Juwel am Fuße der Anden. Casa de Uco<br />
heißt seine Gäste zwischen schneebedeckten Bergen und grün leuchtenden<br />
Weinreben auf 320 Hektar im gleichnamigen Valle de Uco willkommen. Auf<br />
1.250 Metern befindet sich das nachhaltig bewirtschaftete Resort in einem<br />
der höchstgelegenen Weinanbaugebiete der Welt. Die Zimmer sind gemütlich<br />
rustikal eingerichtet, der Wein kommt aus dem hauseigenen Weingut, und<br />
das Essen schmeckt vorzüglich. Die Natur zu schützen, ist für die Betreiber<br />
oberstes Gut. Kein Wunder, wer durch die riesigen Panoramafenster blickt,<br />
weiß, dass sich diese Natur zu schützen lohnt. DZ ab ca. E 350 pro Nacht<br />
inkl. Frühstück, www.casadeuco.com<br />
Nimmo Bay British Columbia<br />
Das Nimmo Bay Wilderness Resort wird seit über drei Jahrzehnten von der<br />
Familie Murray geführt und gehört zu den Wegbereitern eines nachhaltigen<br />
Tourismus in Kanada. Die im Herzen des Great Bear Rainforest an einer friedlichen<br />
Pazifikbucht am Fuße des Mt. Stephens gelegene Lodge bildet das Tor<br />
zu einem der seltensten und abgeschiedensten Ökosystemen der Welt. In<br />
diesem Schlaraffenland der Wildnis ist jeder Tag gespickt mit Abenteuern.<br />
Bären suchen, ein Picknick auf einem 10.000 Jahre alten Gletscher oder ein<br />
Ausflug zur schwebenden Sauna auf dem Wasser. Gerne schauen hier Wale,<br />
Robben oder Delfine vorbei. Die wissen einfach, was gut ist. Cabin ab ca.<br />
E 810 pro Person pro Nacht, inkl. Vollpension, Getränke und geführten Aktivitäten,<br />
www.nimmobay.com<br />
QO Amsterdam<br />
Das QO Amsterdam ist in vielerlei Hinsicht ein einzigartiges Hotel. Besonders<br />
beeindruckend jedoch ist, wie das Haus ein luxuriöses Wohlgefühl<br />
mit einem ganzheitlichen und nachhaltigen Fokus verbindet. Jeder Aspekt<br />
des Hotels ist darauf ausgelegt, die Umweltbelastung zu reduzieren. Das<br />
fängt beim Gewächshaus auf dem Dach an und hört bei der energiesparenden<br />
Hightech-Fassade auf. Hinzu kommt aber, dass es ein perfektes<br />
Metropolenhotel im wunderschönen Design ist. Echt toll! DZ ab E 240,<br />
www.qo-amsterdam.com<br />
Six Senses Laamu Malediven<br />
Eins vorweg: Jedes Six Senses Hotel ist vorbildlich nachhaltig. Die Hotels<br />
sind alle abgestimmt auf die Region und dessen Natur. Für ein Luxushotel auf<br />
den Malediven ist es natürlich eine besondere Herausforderung, nachhaltig<br />
zu wirtschaften. Das Six Senses Laamu hat beispielsweise einen üppigen<br />
Biogarten, das Wasser wird aufbereitet, Energie gewonnen und Müll weitestgehend<br />
reduziert. Das Barfuß-Resort, das einzige Resort im Laamu-Atoll,<br />
bezaubert die Gäste nicht nur dank des freundlichen Personals, der kleinen<br />
Besonderheiten wie der kostenlosen Eisbar, sondern auch mit den wunderschönen<br />
Villen wahlweise am Strand oder Over-Water, mit Pool oder ohne.<br />
Und spätestens, wer das Spa besucht, weiß, dass er im Paradies gelandet ist.<br />
Villa ab E 870 pro Nacht, www.sixsenses.com<br />
Fotos: Philip David Clark & Anthony Paul Clark, PR (5)<br />
124 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2019</strong>
ANZEIGE<br />
Ein Ort des Lichts und der Balance<br />
Im Fünf-Sterne-Hotel Giardino Marling erwartet den Gast ein Hideaway der Extraklasse.<br />
Das familiengeführte Hotel inmitten der mediterranen Schönheit Südtirols<br />
verspricht vor allem eines: Erholung.<br />
Traumhaft erhebt sich das Hotel Giardino aus einem 4.500 Quadratmeter<br />
großen Garten zwischen einem Paradies aus Olivenbäumen, Palmen,<br />
Rosen, Glyzinien, Hortensien und duftendem Lavendel empor. Auch ein<br />
beheizter Salzwasser-Natursteinpool schmiegt sich in dieses Grün. Vom<br />
Großteil der 48 stillvoll eingerichteten Zimmern geht der Blick geradewegs<br />
auf die umliegenden Bergketten. Besonders schön ist der Ausblick<br />
von der begrünten Dachterrasse, wo man nicht nur im 17 Meter langen<br />
Edelstahlpool mit jedem Schwimmzug die Leichtigkeit des Seins genießt,<br />
sondern auch das traumhafte Umland bestaunen kann – Meran ist nur<br />
einen Katzensprung entfernt. Unzählige Liegen laden zum Sonnenbaden<br />
und Entspannen ein.<br />
Für ausreichend Erholung sorgt der Wellnessbereich mit Hallenbad,<br />
Whirlpool und verschiedenen Saunen. Gäste können zwischen einer Vielzahl<br />
an Spa- und Beauty-Behandlungen wählen und es sich so richtig<br />
gutgehen lassen.<br />
Auch kulinarisch bleiben im Giardino Marling keine Wünsche offen. Ob<br />
Südtiroler Spezialitäten, raffinierte mediterrane Gerichte oder süße Köstlichkeiten<br />
– aus einfachen, frischen Zutaten zaubern die Spitzenköche<br />
des Hauses ein wahres Fest für die Sinne. Im begehbaren Weinraum warten<br />
schließlich rund 300 Positionen Südtiroler Weine und internationale<br />
Klassiker auf ihre Entdeckung.<br />
Und wer mal aus dem Bademantel schlüpfen mag, der kann von hier<br />
prima das Meraner Umland und die Berge erkunden. Wann dürfen wir<br />
Sie begrüßen?<br />
INFO<br />
Giardino Marling · St. Felix-Weg 19 · 39020 Marling/Marlengo<br />
www.giardino-marling.com · info@giardino-marling.com<br />
Tel. +39 0473 44 71 77<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
125
NEUE HOTELS<br />
text Marie Tysiak<br />
126
MANCHE ORTE BRENNEN SICH TIEF INS BEWUSSTSEIN EIN<br />
UND BEEINDRUCKEN LANGFRISTIG. WENN MAN DANN NOCH<br />
DAS UNFASSBARE GLÜCK HAT, DASS MAN AN EINEM GANZ<br />
BESONDEREN TAG AN EINEM SOLCH BESONDEREN ORT<br />
VERWEILEN DARF – DANN HAT MAN SEINEN GEBURTSTAG<br />
IM NEUEN CHIKWENYA CAMP IN SIMBABWE VERBRACHT.<br />
Chikwenya Camp Simbabwe<br />
5:00 UHR<br />
Es summt – erst in meinem Traum, doch als ich langsam aus meinem<br />
tiefen Schlaf gedanklich in das gemütliche Himmelbett zurückkehre,<br />
erhasche ich auf der anderen Seite der dünnen Zeltplane eine menschliche<br />
Silhouette im Dämmerlicht. Die – jetzt erkenne ich die Melodie<br />
– »Happy Birthday« summt. Augenblicklich bin ich hellwach. Wenig<br />
später sitze ich auf meiner geräumigen Terrasse, eine warme Tasse<br />
Kaffee in Händen, die mein Weckservice mir aufmerksamerweise auf<br />
die Terrasse gestellt hat. Der bittere Kaffeegeruch mischt sich mit<br />
dem süßlichen Duft der umliegenden Feigen- und Affenbrotbäume.<br />
Vor mir erahne ich schon den sanft dahinfließenden Riesen, den Sambesi.<br />
Eine leichte Brise, die noch die Kühle der Nacht mit sich trägt,<br />
raschelt durch die Bäume. Glücklicherweise habe ich mir noch schnell<br />
den dünnen Bademantel übergezogen, dessen Muster so schön sind,<br />
dass ich ihn am liebsten mitnehmen mag. Die Bademäntel – wie viele<br />
der Details im Zimmer – sind von dem hier angesiedelten Stamm der<br />
Shona handgefertigt. Der Wind weht das Röhren eines Nilpferdes herüber,<br />
das mit mir diesen neuen, schönen Tag begrüßt.<br />
8:00 UHR<br />
Hier sitze ich nun, Angel in der Hand – doch meine Gedanken schweifen<br />
verträumt zur Rift-Valley-Bergkette auf der anderen Uferseite. Bei<br />
diesem strahlend blauen Wetter reicht der Blick weit über die dicht<br />
bewachsenen Hügel am Horizont, die wild bis ans Flussufer auslaufen.<br />
Dort – auf der anderen Flussseite – ist Sambia. Kein einziges Haus<br />
ist weit und breit zu sehen, auch unser Boot wankt einsam in dieser<br />
grandiosen Szenerie. Stromschnellen und Wasserfälle, allen voran die<br />
berüchtigten Victoria-Wasserfälle, haben in Simbabwe den Sambesi<br />
als Verkehrsweg unnutzbar gemacht. Die wilde und ertragsarme<br />
Landschaft zu beiden Seiten tat ihr Übriges. Und so haben sich kaum<br />
Menschen angesiedelt in diesem riesigen Gebiet, das heute den Mana-Pools-Nationalpark<br />
bildet.<br />
Zum Glück der Natur. Denn für die ist der Sambesi Lebensader.<br />
Wenige Meter von unserem Boot entfernt, lugen immer wieder die<br />
neugierigen Augen einer Nilpferd-Familie aus dem braunen Wasser,<br />
brav in Reih und Glied. Elefanten trinken am Ufer, wo Krokodile lauern<br />
und lüstern die Sattelstörche beobachten, die durch das hohe Gras<br />
auf Chikwenya Island staksen. In Chikwenya ist der Fluss so breit,<br />
dass eine mehrere Kilometer lange und breite Insel den Fluss zeitweilig<br />
teilt und unserem Boot ein wenig Schutz liefert, um abseits<br />
der großen Strömungen zu fischen. Denn hier tummeln sich die berüchtigten<br />
Tigerfische. Die Raubfische mit ihren spitzen Zähnen sind<br />
das afrikanische Äquivalent zum Piranha Südamerikas. Der aggressive<br />
Tigerfisch soll Afrikas einziger Fisch sein, der sogar tief fliegende Vögel<br />
erbeuten kann.<br />
11:00 UHR<br />
Doch heute habe ich kein Anglerglück, bis auf einen kleinen Fisch als<br />
Köder besteige ich drei Stunden später mit leerem Eimer wieder den<br />
Safari-Jeep. Das macht aber gar nichts, finde ich, als Angelguide Abiot<br />
den Motor des Geländewagens startet. Die Ruhe auf dem Sambesi war<br />
einfach magisch.<br />
Nicht nur für die vielen großen und kleinen Tiere, auch für die Pflanzen<br />
ist der Sambesi ein Segen. Ganzjährig trägt er Wasser und bildet in<br />
der Regenzeit sogar sieben große Seen und viele weitere Tümpel am<br />
Ufer. Und so haben sich in Flussnähe fast moorähnliche Landschaften<br />
entwickelt, die kurz dahinter in dichte Laubwälder übergehen, die an<br />
den Indian Summer in Nordamerika erinnern. Durchleuchtet wird der<br />
Zauberwald von einem warmen, mystischen Licht. Im Schatten der<br />
Mahagonibäume grasen Springböcke und Kudus, bunte Vögel lassen<br />
sommer <strong>2019</strong> <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
127
NEUE HOTELS<br />
sich in den Baumkronen erhaschen. Als unser Allrad-Jeep kurze Zeit<br />
später mit Blick auf eine besonders schöne Lichtung samt Wasserloch<br />
hält, steht ein gedeckter Mittagstisch ebendort für uns mitten in der<br />
Natur bereit. Vom Grill daneben duftet es köstlich nach würzigem<br />
BBQ. »Happy Birthday, Mam«, ruft mir Abiot zu. Ich bin ganz schön<br />
gerührt von dieser tollen Überraschung!<br />
13:00 UHR<br />
Es ist heiß, unerträglich heiß. Doch hier, im wunderschönen Pool mit<br />
kaltem Drink, lässt es sich zur Mittagshitze aushalten. Die Location<br />
des neu eröffneten Camps von Wilderness Safaris ist grandios: Alle<br />
sieben Zelte stehen weit auseinander am Flussufer, in der Mitte der<br />
Pool mit Lounge und das Hauptzelt, via Holzstege miteinander verbunden.<br />
Nicht selten kommen Elefanten vorbei und trinken aus dem<br />
Pool, doch glücklicherweise (!) habe ich das kühle Becken für mich.<br />
Gleich werde ich mir noch ein kleines Mittagspäuschen gönnen. Ich<br />
mag die Zeltsuiten sehr gern – naturbelassen und doch Luxus pur: frei<br />
stehende Badewanne, Innen- wie Outdoor-Regendusche, ein riesiges<br />
Kuschelbett, handgefertigte Lampenschirme, Tische und Kleiderstangen.<br />
Und von überall ist der Blick über den Sambesi gigantisch.<br />
18:00 UHR<br />
Wir gleiten mit dem Boot der bald untergehenden Sonne entgegen<br />
und teilen die stille Wasseroberfläche in zwei. In dem sonst braunen<br />
Sambesi spiegelt sich das leuchtende Lila, das auch den Himmel überspannt.<br />
Umhüllt von dieser Magie, werden köstliche Canapés und<br />
Wein gereicht. Mein Geburtstagswunsch war es, nach der nachmittäglichen<br />
Pirschfahrt nochmals auf den Fluss zu fahren – für den Sonnenuntergang.<br />
Und heute stimmt einfach alles: Just, als der rote Feuerball<br />
den Horizont von Sambia küsst, schwimmt ein riesiger Elefantenbulle<br />
am Boot vorbei, klettert auf eine kleine Insel und posiert wie bestellt<br />
vor dem Spektakel. Wow.<br />
21:00 UHR<br />
Dieser Tag soll einfach nicht enden, wünsche ich mir. Meine Füße habe<br />
ich in den feinen Sand um das Lagerfeuer gegraben, vor mir knistern<br />
die Flammen. Ich nippe an meinem erfrischenden Bier, ich bin eigentlich<br />
pappsatt. Dass wir leider keinen Fisch zum Abendessen beisteuern<br />
konnten, war gar nicht weiter schlimm, denn auch das feine Rinderragout<br />
zerging auf der Zunge.<br />
Luke, der hier im Camp arbeitet, sitzt neben mir am Feuer. Er ist<br />
Guide mit Leidenschaft, das habe ich gleich am ersten Tag gemerkt.<br />
Mit seiner Taschenlampe leuchtet er zu den Büschen unten am Flussufer<br />
– unzählige rote Augenpaare blinken uns entgegen. »Wildhunde«,<br />
verrät er auf meinen erstaunten Blick. Mit der Geduld eines Lehrers<br />
hat er mir in den vergangenen Tagen die Flora und Fauna anschaulich<br />
erklärt. Der Artenreichtum ist groß, doch wer für die Big Five herkommt,<br />
wird enttäuscht werden. Die Nashörner wurden umgesiedelt,<br />
und auch Giraffen leben hier keine. »Kommst du gleich noch mal mit<br />
aufs Boot? Wir wollen wieder raus auf den Fluss, um dort die Sterne<br />
zu beobachten. Man kann heute sogar den Mars am Himmel sehen«,<br />
flüstert Luke mir geheimnisvoll zu. Ich nicke entschlossen – wer<br />
braucht schon Giraffen?<br />
Plötzlich höre ich Trommelschläge, die in einem schnellen Rhythmus<br />
immer näherkommen. Ich drehe mich um, doch außer den unzähligen<br />
Lampions, die die Holzwege schmücken, erkenne ich nichts. Dann<br />
tauchen sie hinterm Haupthaus auf – erst als grobe Schatten, doch als<br />
sie nur noch wenige Meter entfernt sind, erkenne ich sie: die Köche, die<br />
übrigen Guides, die Kellner – all die Leute, die mir den heutigen Geburtstag<br />
zu einem wunderschönen bereitet haben, sind gekommen und<br />
singen für mich. Drei Trommeln geben den Rhythmus an, alle springen<br />
durch den Sand. Abiot nimmt mich auffordernd an die Hand – und ehe<br />
ich mich versehe, hüpfe ich mit ihnen barfuß durch den Sand, strahlende<br />
Gesichter fliegen an mir vorbei, der Rhythmus der Trommeln<br />
betäubt meine Ohren, der Geruch und Rauch vom süßen Feuer meine<br />
restlichen Sinne. Auch wenn sich mir dieser Tanz wie ein absurdes Klischee<br />
aus einem Kolonialroman in mein Gehirn einbrennt – er krönt<br />
den Tag. Dieser Geburtstag und dieser Ort sind einfach besonders.<br />
INFO<br />
Das neu eröffnete Chikwenya Camp von Wilderness Safaris in<br />
Simbabwe liegt mit seinen sieben Luxuszelten weit abgeschieden<br />
im nördlichsten Zipfel des Landes im Mana-Pools-Nationalpark,<br />
einem von der Unesco geschütztem Gebiet. Besucher werden von<br />
Wilderness Air mit dem Buschflugzeug hergeflogen. Aufgrund der<br />
heftigen Regenzeit ist das Camp nur von April bis Oktober geöffnet.<br />
Eine Nacht im Chikwenya Camp kostet inklusive Programm<br />
und Verpflegung ab ca. E 1.100 pro Person im Doppelzelt.<br />
Wilderness Safaris unterstützt unzählige soziale Projekte im Land,<br />
zum Beispiel erhält das Unternehmen Schulen für Kinder in<br />
ländlichen Gebieten und finanziert Arbeitsplätze für Frauen.<br />
www.wilderness-safaris.com<br />
Der Reiseveranstalter All Around Africa organisiert individuelle<br />
und maßgeschneiderte Safari-Aufenthalte in Simbabwe. Mehr<br />
Infos unter www.allaroundafrica.de<br />
Fotos: Marie Tysiak (2), Wilderness Safaris/Ruth and Kyle de Nobrega (3), Illustration: Kapreski/Shutterstock.com<br />
128 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2019</strong>
Räuberisch: Guide Abiot präsentiert den gefangenen Fisch, der als Köder für die Tigerfische herhält (o.). Einfach magisch: Jeder<br />
Ort im Chikwenya Camp lädt zum Verweilen ein. Ein zauberhaftes Licht durchströmt die kleine Zeltstadt am Ufer des Sambesi, die<br />
maximal 14 Gäste – dafür aber unzählige Elefanten und Nilpferde – beherbergt.<br />
129
NEUE HOTELS<br />
Samt<br />
text Jennifer Latuperisa-Andresen<br />
WEICH<br />
Ein ehrwürdiges Herrenhaus aus dem 16. Jahrhundert<br />
ist heute das todschicke Boutique-Hotel Can Bordoy im Herzen<br />
von Palma de Mallorca. Eine Hotelschönheit, die aus der Reihe<br />
tanzt und dabei ganz geschmeidig bleibt.<br />
Der Gast erwacht in einer Schönheit aus einer anderen<br />
Zeit, gleichzeitig gepaart mit Designelementen aus<br />
dem Hier und Jetzt. Zusammen ergeben sie eine Symbiose,<br />
die unfassbar ansprechend ist, weil sie nicht nur<br />
fotogen durch die sozialen Medien geistern kann, sondern<br />
gleichzeitig eine Ruhe ausstrahlt, die den Alltag<br />
in die Sparte Erinnerung verschiebt.<br />
Dass das Can Bordoy im Lonja-Viertel von Palma ein Hipster-Paradies<br />
hinter weiß gekalkten Mauern ist, lässt sich gleich im Innenhof erkennen,<br />
über den man das Hotel betritt. Mr. B, der Haushund, beschnüffelt uns<br />
neuen Gäste wie bei einem Begrüßungsritual und gibt sich mit der Erkenntnis<br />
zufrieden, dass wir nun zur großen Familie gehören. Freudiges<br />
Schwanzwedeln inklusive. Doch einen Moment innehalten lohnt, denn<br />
schon der kleine Hof ist geprägt von avantgardistischen Outdoor-Möbeln,<br />
die eher Kunstwerke sind als Sitzgelegenheiten.<br />
Von dort aus geht es automatisch zur Bar, denn eine »echte« Rezeption<br />
gibt es nicht. Der Check-in geschieht in den »Suiten«. Gemütlich sozusagen.<br />
Ohne Stress. Dafür sorgt die gute Seele des Hotels oder Lady of<br />
the House, Klementyna. Aber wer auf dieses Prozedere in der Traveller’s<br />
Suite (der kleinsten Kategorie) wartet, muss sich etwas wundern, dass<br />
das samtreiche Zimmer mit dem dunklen Holzboden nun Suite heißt.<br />
Es ist ehrlich gesagt nicht größer als ein Zimmerchen im Motel One.<br />
Und dort würde einem niemals dieses Attribut durch den Kopf geistern.<br />
Doch natürlich ist es hier alles viel schöner. Die Möbel sind aus<br />
dunklem Holz, die Wände sind in dunklen Farben gehalten. Die Wand<br />
zwischen Bad und Bett ist ein schwerer Samtvorhang, der gleichzeitig<br />
auch als Kleiderschranktür fungiert. Die Minibar versteckt sich in einem<br />
Designerwerk, das nicht nur einen Kühlschrank verbirgt, sondern auch<br />
ein Radio. Ein wirklich wunderschöner Hingucker. Da klopft es. Klementyna<br />
hat frische Blümchen zum Check-in mitgebracht. Wie herzlich.<br />
130<br />
sommer <strong>2019</strong>
»Wir wollen für die<br />
Gäste ihr privates<br />
Zuhause in Palmas<br />
Altstadt sein. Ein<br />
Rückzugsort, an dem<br />
sie sich beinahe wie<br />
im eigenen Heim<br />
verhalten können.«<br />
Jawohl! Und deswegen<br />
lohnt es sich,<br />
mit einem Gläschen<br />
Gin Tonic auf der<br />
Dachterrasse die Füße<br />
hochzulegen und die<br />
Aussicht zu genießen.<br />
Hotel Can Bordoy Palma<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
131
NEUE HOTELS<br />
»Luxury is all about comfort« – so lautet die Devise des Hoteleigentümers. Wir würden sagen, das ist ihm sehr gelungen.<br />
Allein die Möglichkeit, zu jeder Tageszeit Frühstück zu bekommen, entspannt den Gast und lässt ihn endlich mal ausschlafen.<br />
132<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
Mr. B, der Haushund, beschnüffelt uns<br />
neuen Gäste wie bei einem Begrüßungsritual<br />
und gibt sich mit der Erkenntnis zufrieden,<br />
dass wir nun zur großen Familie gehören<br />
Fotos: Art Sanchez Alta (4), PR (2), Illustration: Kapreski/Shutterstock.com<br />
Einst waren die »Suiten« Klassenzimmer. Denn das ehrwürdige Herrenhaus<br />
beherbergte eine christliche Schule. Viel Fantasie wird nicht<br />
benötigt, sich Kinder vorzustellen, die sich durch das eckige Schneckentreppenhaus<br />
nach oben und über den knarzigen Boden in die<br />
Räume schoben. Die mundgeblasenen Fenster werden die eine oder<br />
andere Geschichte zu erzählen haben. Gott, was wären die Kleinen<br />
begeistert, wenn sie wüssten, dass sich heute auf dem Dach ihrer ehemaligen<br />
Schule ein Planschbecken befindet, das sich exzellent für ein<br />
ausgedehntes Fußbad eignet.<br />
Und das ist keinesfalls zynisch gemeint, denn der kleine Pool ist<br />
nicht tiefer als ein paar Zentimeter. Dafür ist der Boden aus Glas und<br />
kann vom Treppenhaus eingesehen werden. Fotogen – in der Tat. Für<br />
Kinder ebenfalls gut geeignet. Ansonsten wunderbares Chichi für die<br />
Instagram-Crowd, die ihre halbnackte Freundin beim einzig möglichen<br />
Schwimmzug ablichten möchte. Nichtsdestotrotz lässt sich auf<br />
dem Dach wundervoll unter der balearischen Sonne entspannen. Dabei<br />
kann der Blick wahlweise auf die Kathedrale fallen oder aber auf<br />
das Mittelmeer, dessen Rauschen vom geschäftigen Treiben der Stadt<br />
übertönt wird.<br />
Wer mit einem wahrscheinlichen Kater nach einem Degustationsmenü<br />
im hauseigenen Restaurant aufwacht, kann hier langsam zu Sinnen<br />
kommen. Das ist eine wundervolle Option. Doch die wahre Geheimwaffe<br />
des Hotels befindet sich im Erdgeschoss. Es ist sozusagen<br />
die Dreifaltigkeit des gelungenen Urlaubs. Zum einen haben wir hier<br />
das niedliche Spa, das zwar klein, aber durchaus entspannend ist. Zum<br />
anderen ist da der wunderschöne Garten, der zum stundenlangen Verweilen<br />
einlädt. Entweder an einem der Bistrotische unter Palmen bei<br />
Ensaimada und einem Café con leche oder aber am beheizten Pool, der<br />
365 Tage im Jahr Gäste zum Baden lockt. Hübsch, wirklich hübsch.<br />
Doch jetzt müssen wir über die Küche sprechen, denn die überzeugt<br />
noch mehr als das Interieur, das sicherlich für zahlreiche Aha-Momente<br />
sorgt und durch und durch stilvoll ist. Und so sehr, wie jedes Möbelstück<br />
aus aller Welt zusammengetragen wurde, um zu diesem bildschönen<br />
Hotel zu verschmelzen, hat sich Küchenchef Andrés Benítez ins<br />
Zeug gelegt, um ein unvergessliches Geschmackserlebnis zu zaubern.<br />
Das fängt schon beim Frühstück an. Das wiederum – und das ist der<br />
Superduperpluspunkt des Hotels – wird den ganzen Tag lang á la carte<br />
serviert. Egal, zu welcher Uhrzeit. Toll, oder? Aber am Abend, da<br />
lohnt es sich schon, auf den Avocadotoast zu verzichten und sich dem<br />
Benítez-Menü hinzugeben. Nicht nur, weil das preislich unschlagbar<br />
ist, sondern auch, weil es geschmacklich verführt, überrascht, verzaubert<br />
und dahinschmelzen lässt. Und wer dann noch mit den Weinen<br />
des allwissenden Sommeliers Emi verzückt wird, der kann sich glücklich<br />
schätzen, dieses zauberhafte Hotel gewählt zu haben. Denn auch<br />
für die wunderbaren begleitenden Tropfen gilt vor allem ein Prädikat:<br />
samtweich.<br />
INFO<br />
Hotel Can Bordoy, Carrer del Forn de la Glòria, 14,<br />
07012 Palma, Spanien<br />
Die Raten beginnen – je nach Suite und Saison – ab € 580 pro<br />
Nacht. www.canbordoy.com<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
133
LIEBLINGSHOTELS<br />
N E<br />
U<br />
134<br />
sommer <strong>2019</strong>
Fotos: Accor/Warren Baverstock, Accor/John Mc Dermott, Ikos Resorts, Dana Allen, Marriott International, Linda Ruckes, VillaVerde Aparthotel/Guenter Standl<br />
Raffles Maldives Meradhoo<br />
Unvergleichliche Ausblicke auf den Indischen Ozean, absolute Ungestörtheit<br />
und weißer Sandstrand, der das kristallklare Wasser säumt: Das Raffles Maldives<br />
Meradhoo ist ein verstecktes Juwel im größten und gleichzeitig abgeschiedensten<br />
Atoll im Süden der Malediven. Und jetzt heißt es ganz stark<br />
sein, sonst möchte man sofort los: Jede der 21 Luxusvillen verfügt über eine<br />
Terrasse mit Outdoor-Dusche, einen eigenen Pool und einen Glasboden, der<br />
spektakuläre Ausblicke in die Unterwasserwelt gewährt. Und ein 24-Stunden-<br />
Butler-Service ist dabei nur die Kirsche auf der Sahnetorte. Oder ist die Kirsche<br />
eher das Spa, oder aber das Kaviar-Frühstück auf der Sandbank? Beach<br />
Villa mit Frühstück ab € 1.643, www.raffles.com<br />
Moxy Copenhagen Sydhaven<br />
Cool, cooler, Moxy. Die junge, bunte und quirlige Marke der Marriott-Gruppe<br />
hat ein neues Baby. In Kopenhagen. Genauer in Sydhavnen, einer dynamischen<br />
Gegend und nur wenige Gehminuten vom Hafenbad Sluseholmen<br />
entfernt, wo man am sonnigen Morgen ein paar erfrischende Züge schwimmen<br />
kann. Wer das Hotel betritt, wird fröhlich empfangen. Einerseits durch<br />
die Graffiti-Kunstwerke an den Wänden und andererseits, weil der Checkin<br />
direkt an der Bar passiert. Cocktail inklusive. Auch schön: Die TVs sind<br />
Netflix-fähig, und mit einer App kann man gemütlich und einfach ein- und<br />
auschecken. DZ ab € 129, www.moxyhotels.com<br />
Anderssons At Ongava<br />
Eine neue Lodge im 30.000 Hektar großen Ongava-Wildreservat hat im April<br />
seine ersten Gäste empfangen. An der südlichen Grenze des Etosha-Nationalparks,<br />
im Norden von Namibia, ist hiermit ein neuer Treffpunkt für<br />
Wildlife-Enthusiasten entstanden. Denn wer hier verweilt, der kann in aller<br />
Seelenruhe die tierischen Mitbewohner beobachten. Sei es aus dem Infinity<br />
Pool, dem Foto-Hide – einem abgesenkten Versteck auf Wasserhöhe zum<br />
Beobachten und Fotografieren – oder der eigenen Terrasse von einem der<br />
neun Suiten. Ein faszinierendes Plätzchen Erde, eine Premium-Lodge und ein<br />
Ort, wo sich Spitzmaulnashörner noch wunderbar beobachten lassen. Suite<br />
ab € 480 pro Nacht pro Person inkl. Vollpension, www.ongava.com<br />
VillaVerde Aparthotel Meran<br />
Sehr charmant ist das neue VillaVerde Aparthotel in Algund bei Meran. Das<br />
Hotel besteht aus einer Jugendstilvilla und einem modernen Neubau. Hier<br />
wohnen die Gäste in 35 hellen, voll ausgestatteten Wohlfühl-Apartments,<br />
entspannen im Salone-Spa, schwimmen im beheizten Pool oder im Naturbadeteich<br />
oder genießen das liebevoll zubereitete Frühstück. Hinter dem<br />
Hotel-Schmuckstück stehen drei Damen und ihre kreativen Ideen. Heidi und<br />
ihre Töchter Judith und Paula setzen auf handverlesene Details und haben<br />
mit ihren Fundstücken etwas Wunderschönes geschaffen. Ein Ort zum Wohlfühlen,<br />
zu dem man immer wieder kommen möchte. Apartment ab € 259 die<br />
Nacht, für 2 Personen inkl. Frühstück, www.villaverde-meran.com<br />
135
LIEBLINGSHOTELS<br />
Casa Cook Chania<br />
Das ist jetzt die dritte Instagram-Oase von Thomas Cook namens Casa Cook. Nach Rhodos und Kos ist es nun die griechische<br />
Insel Kreta. Das 106-Zimmer-Retreat liegt fotogen eingebettet an einer unberührten Küstenlinie von Kreta, und im Gegensatz zu<br />
den anderen beiden Häusern sind hier Kinder willkommen. Im gesamten Hotel verschmilzt minimalistischer Midcentury-Stil<br />
mit ausgewählten Designelementen. Für Social-Media-aktive Familien, die eine stilvolle Umgebung schätzen.<br />
DZ ab € 207 pro Nacht inkl. Frühstück. www.casacook.com<br />
Ikos Aria auf Kos<br />
Es ist ein Konzept, das insbesondere für Familien reizvoll ist. All-inclusive auf ganz hohem Niveau. Ikos hat bereits drei Hotels mit<br />
diesem Konzept. Das neueste befindet sich in Kefalos, im Südwesten der Insel Kos. Ein wirklich traumhafter Standort in einer herrlichen<br />
Bucht mit einem weitläufigen Privatstrand. Abends darf man zwischen acht Restaurants wählen oder aber in kooperierenden<br />
Tavernen außerhalb dinieren. Denn auch das gehört zum All-inclusive-Konzept. Und wer jetzt eine Bettenburg mit Rambazamba<br />
erwartet, der irrt. Die 374 Zimmer sind allesamt stilvoll eingerichtet, haben Panoramablick, und es gibt keine laut anfeuernden<br />
Animateure am Strand oder an den Pools. DZ ab € 256 pro Nacht all-inclusive. www.ikosresorts.com<br />
136 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2019</strong>
NEUSEELAND<br />
Eine Nacht im<br />
GLASHAUS<br />
PurePods nennen sich die kleinen Glashäuschen, von denen sich sieben zwischen<br />
Christchurch und Kaikoura an den schönsten Orten in der grünen Natur der Südinsel<br />
wiederfinden. Nachts lassen sich aus dem gemütlichen Bett oder durch das Teleskop die<br />
Sterne beobachten, Strom spendet die Solaranlage. Einfach wunderschön.<br />
www.purepods.com<br />
COLA<br />
FÜRS KARMA<br />
Es bleibt einfach das erfrischendste<br />
Getränk der Welt:<br />
Cola. Doch von den Millionen<br />
Litern Cola, die jede Minute<br />
(!!!) auf der Erde konsumiert<br />
werden, landet nur wenig des<br />
Profits bei den Bauern der<br />
Cola-Nüsse, die vor allem<br />
aus Afrika kommen. Dagegen<br />
setzt sich »Karma Cola«<br />
aus Neuseeland ein, die mit<br />
ihrer Cola und anderen Erfrischungsgetränken<br />
die Bauern,<br />
Gemeinden und Schulen in<br />
Sierra Leone unterstützen. Da<br />
schmeckt die Cola doch gleich<br />
noch viel erfrischender.<br />
www.karmacola.co.uk<br />
Fotos: AJ Hackett, Karma Cola, PurePods (2)<br />
Adrenalin-Junkies aufgepasst<br />
Queenstown ist allbekannt als die Abenteuer-Hauptstadt Neuseelands –<br />
seit letztem Jahr treibt eine neue Attraktion diesen Ruf noch auf die Spitze:<br />
das menschliche Katapult im Nevis Valley. Das »Nevis Catapult« schießt in<br />
1,5 Sekunden mit fast 100 Kilometern pro Stunde über das spektakuläre Tal<br />
unweit von Queenstown hinweg. Eingespannt darin: die Adrenalinsüchtigsten<br />
der Adrenalinsüchtigsten. Der Sprung – oder besser der Wurf –<br />
kostet 255 NZ-Dollar (ca. E 145). www.bungy.co.nz<br />
Ì WANDERPARADIES: Wilde, grüne Landschaften und schroffe Vulkane – Neuseeland ist ein Eldorado für Wanderfreunde. Leider sind viele<br />
Wege kein Geheimtipp mehr und besonders zur Hochsaison gut besucht. Deswegen verrät unsere Autorin Marie Tysiak ihre ganz persönlichen<br />
Wander-Highlights auf der Nord- und Südinsel. Die drei spektakulären Routen führten sie über dampfende Vulkankrater, zu einem See<br />
voller Eisschollen und vorbei an bunten Blumenwiesen. Wo diese Routen zu finden sind, verrät sie ab S. 138.<br />
frühling 2016<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
137
NEUSEELAND<br />
WUNDERSCHÖNES,<br />
WILDES<br />
Wanderparadies<br />
Foto: Radek94/Shutterstock.com<br />
138<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
Neuseeland ist wanderbar. Und wiiiiiie!<br />
Das grüne Outdoor-Paradies hat einige der spektakulärsten Wanderwege der Welt<br />
auf Lager. Neun dieser mehrtägigen Prachtwege sind zu einem Netz namens »Great<br />
Walks« zusammengefasst. Doch leider erfreuen sie sich immer größerer Beliebtheit,<br />
und die Hütten auf der Strecke sind nicht selten Monate im Voraus ausgebucht.<br />
Deswegen zeige ich meine drei (anspruchsvollen) Lieblingsrouten, für die keine<br />
große Vorreservierung benötigt wird – und die nicht minder spektakulär sind.<br />
text & fotos<br />
BMarie Tysiak<br />
sommer <strong>2019</strong> 139
USA NEUSEELAND | New York<br />
140<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
Eisbrecher: Wer sich traut, hüpft nach<br />
dem harten Wandertag in den eiskalten<br />
Lake Crucible. Die <strong>Sommer</strong>sonne schmilzt<br />
das ewige Gletschereis, lautstark<br />
kracht es in den See.<br />
GILLESPIE PATH<br />
Makarora, Südinsel<br />
Drei-Tages-Wanderung<br />
Diese Wanderung ist einfach nur unglaublich – und selbst unter Neuseeländern<br />
noch ein echter Geheimtipp. Auch ich habe wieder nur<br />
durch Zufall von der Tour erfahren, als ich an der Touristeninfo in<br />
Makarora eine kurze Pause einlegte. Als der nette Herr in der Touristeninfo<br />
mir das Faltblatt mit der genauen Beschreibung der Route<br />
in die Hand drückte, war ich sofort Feuer und Flamme: Flussdurchquerungen,<br />
eine Passüberquerung auf 1.600 Metern, ein See, in dem<br />
Gletschereis schwimmt, drei Tage Natur pur – und die Rückreise mit<br />
einer kleinen Propeller-Maschine!<br />
Und so kam es, dass ich am nächsten Morgen das Auto in Makarora<br />
stehen ließ und mich zu Fuß in den Mount Aspiring Nationalpark<br />
begab. Das Unesco-Weltnaturerbe-Schutzgebiet ist von alpiner Landschaft<br />
geprägt, die von türkisen Bergflüssen durchzogen wird. Gleich<br />
zu Beginn muss der Makarora River durchquert werden – nasse Füße<br />
sind unausweichlich. Die Touristeninformation informiert vorab über<br />
den Wasserstand, ansonsten können Jet-Boote für die Überfahrt eingesetzt<br />
werden. Und schwupps – einmal den Fluss überquert – befindet<br />
man sich auch schon in der absoluten Idylle des Nationalparks,<br />
wo es für die nächsten drei Tage keine Autos, Häuser oder jegliche<br />
Zivilisation gibt. Der schmale Pfad führt das Tal entlang (Young Valley),<br />
zu beiden Seiten erheben sich die grünen Giganten, zur Linken<br />
rauscht einem der Young River entgegen. Er wird von Gletscherwasser<br />
aus den Bergen gespeist – das gibt ihm eine leuchtend türkisblaue<br />
Färbung. Sattgrüne Wiesen, die mit Wildblumen übersäht sind, laden<br />
zum Picknick am Ufer ein. Kurz vor Ende der Tagesetappe geht’s noch<br />
mal steil bergauf zur »Young Hut« – dem Lager für die Nacht. Die<br />
Holzhütte mit geräumiger Küche bietet Platz für 20 Wanderer, die des<br />
Abends gemütlich auf der Terrasse beisammensitzen. Manch ambitionierter<br />
Wanderfreund hat sogar Bier im Gepäck, das der kalte Fluss<br />
noch mal schön runterkühlt vom heißen <strong>Sommer</strong>tag.<br />
Wie sooft war ich eine der letzten Wanderer, die am nächsten Morgen<br />
bei strahlendem Sonnenschein starteten – doch hatte ich auf dem<br />
teils steilen Weg bergauf schnell einige der neuen Bekanntschaften<br />
aus der Wanderhütte überholt. Praktischerweise muss man keine Unmengen<br />
Wasser mit sich tragen, denn man kann seine Trinkflasche<br />
im Fluss auffüllen. Bis der Weg über eine schmale Brücke den Fluss<br />
quert, um sich einmal über den Pass den Weg ins Nachbartal für den<br />
Rückweg bahnt. Der Anstieg zum namensgebende Gillespie Pass ist<br />
steil – doch das Panorama auf 1.600 Metern ist atemberaubend: Gletscher<br />
zu beiden Seiten, stapft man durch den Schnee, der 2.192 Meter<br />
hohe Mount Awful scheint majestätisch und doch zum Greifen nah.<br />
Doch dieser Blick sollte nicht das einzige Highlight auf dieser Tour<br />
bleiben. Vom schattenspendenden Siberia Valley nun wieder gen Makarora<br />
zurückführend, birgt ein kleiner (aber höchst anstrengender!)<br />
Abstecher ein wahres Wunder: Ein Seitenarm führt zu einem See, der<br />
den bezeichnenden Namen Lake Crucible trägt. »Schmelztiegel« wird<br />
er deswegen genannt, weil im Frühjahr unzählige Schollen Gletschereis<br />
in dem vom Mount Alba (2.360 Meter) eingebetteten Bergsee schwimmen.<br />
Oben angekommen, blickt man wie in einen Kessel zum See hinab.<br />
Immer wieder kracht lautstark Eis von der umliegenden Bergflanke<br />
dazu, bei herrlichstem Sonnenschein. Absolut magisch. Sie können‘s<br />
glauben oder nicht – aber ich war in diesem See baden. Ungefähr drei<br />
Sekunden, ganz am Rand, aber immerhin. Ich war drin.<br />
Und es wurde immer besser: An der Siberia Hut angekommen,<br />
suchte ich den Hüttenwart auf, der hier im <strong>Sommer</strong> lebt. Ich hatte<br />
Glück – und mein Plan ging auf. Denn: Wer möchte, kann (anstelle<br />
den Siberia Stream zurück nach Makarora zu folgen) den letzten Wandertag<br />
durch einen 20-minütigen Flug verkürzen. Einige Abenteurer<br />
lassen sich direkt ins Tal fliegen, um von hier die Wanderung zum<br />
wunderschönen Bergsee zu starten. Für 50 neuseeländische Dollar pro<br />
Person darf man den Piloten auf seinem Rückflug begleiten. Und so<br />
saß ich am nächsten Morgen in der kleinen Propeller-Maschine – und<br />
blickte hinab auf das wilde Tal und die hohen Berge zu seinen Seiten.<br />
Das alles hatte ich in den letzten zwei Tagen zu Fuß geschafft – und<br />
dieses unberührte Fleckchen Neuseeland mit dem treffenden Namen<br />
Mount Aspiring kennengelernt.<br />
sommer <strong>2019</strong> 141<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
MOUNT HIKURANGI<br />
East Cape, Nordinsel<br />
Zwei-Tages-Wanderung<br />
Der östlichste Punkt Neuseelands liegt am East Cape der Nordinsel.<br />
Die Berge sind rau, die wellenumspülten Küstenabschnitte übersäht<br />
mit Treibholz. Nur wenige Menschen, hauptsächlich maorischer Abstammung,<br />
leben hier. Ich war schon auf dem Weg nach Gisborne,<br />
als ich bei einem Stopp an der Tankstelle den heißen Tipp bekam:<br />
die Besteigung des Mount Hikurangi. Luke, den ich an der Tankstelle<br />
traf, wohnte unweit des Startpunkts der Wanderung und hatte mich<br />
schnell überzeugt. Denn: Auf dem Gipfel des 1.754-Meter-Berges, der<br />
für die Maoris heilig ist, sieht man den Sonnenaufgang als erster<br />
Mensch für diesen Tag – weil unweit östlich bereits die Datumsgrenze<br />
liegt. Er erklärte mir den Weg zum kleinen Parkplatz, von wo die Wanderung<br />
startet. Weitere Infos, die ich bekam: Kurz vorm Gipfel steht<br />
eine Hütte. Dort kann man nächtigen, um dann in aller Herrgottsfrühe<br />
– zeitig für den Sonnenaufgang – auf dem Gipfel zu sein.<br />
Und so fuhr ich wieder zurück zum Kap, bog ins Inland ein und holperte<br />
über Schotterstraßen und baufällig wirkende Brücken das düstere<br />
Tapuaeroa Valley entlang. Es war meine erste mehrtägige Wandertour –<br />
und völlig ungeplant. Das Auto ließ ich wie angewiesen an der Pakihiroa<br />
Station am Ende der Straße stehen. Bis zur kleinen Wanderhütte mit ein<br />
paar Hochbetten und einem Kamin benötigte ich keine vier Stunden.<br />
Der Weg ist einfach, die Landschaft traumhaft. Dichte Wälder überziehen<br />
die Hügel, die in steinerne Gipfel münden. Ab und an traf ich eine<br />
Herde Schafe. Und oben in der Hütte dann überraschenderweise auf<br />
zwei andere Wanderer, die mich auf meiner nächtlichen Tour (drei Stunden<br />
pro Weg) auf den Gipfel begleiteten. Zum Glück …<br />
Denn mit dieser ersten Gipfelbesteigung hatte ich meine Latte<br />
gleich ziemlich hochgelegt. Zwar misst der Mount Hikurangi nicht<br />
mal 2.000 Meter, doch ist auch seine Spitze ein undankbarer Brocken<br />
aus blankem Stein. Diesen im Dämmerlicht zu bezwingen, war ein<br />
großes Abenteuer. Umso glücklicher war ich, dass ich gerade zeitig<br />
für den Sonnenaufgang dort oben hoch über dem Wolkenungestüm<br />
ankam. Dieser Trip wird für mich immer unvergessen bleiben – der<br />
Abenteuerfaktor, die lieben Begleiter, die wilde und traumhafte Natur<br />
dort oben. Mount Hikurangi ist einfach ein Erlebnis.<br />
142<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
NEUSEELAND<br />
Der frühe Vogel: Um<br />
drei Uhr nachts geht's<br />
im Dunkeln den rauen<br />
Gipfel des Mount<br />
Hikurangi hinauf. Der<br />
Berg ist für die Maoris<br />
heilig – und erst seit<br />
wenigen Jahren zur<br />
Besteigung freigegeben.<br />
Unterhalb des<br />
Gipfels markiert eine<br />
Totemstätte den Ort,<br />
an dem der Legende<br />
nach das Kanu des<br />
Helden Maui ruht.<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
143
TONGARIRO ALPINE CROSSING<br />
National Park Village, Nordinsel<br />
Tageswanderung<br />
144<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2019</strong>
NEUSEELAND<br />
Zugegeben – diese Wanderung ist alles andere als ein Geheimtipp.<br />
An manchen schönen <strong>Sommer</strong>tagen laufen über 700 Menschen diesen<br />
Weg. Doch: Das Tongariro Alpine Crossing ist einmalig. Diese knapp<br />
20 Kilometer lange Tageswanderung bei National Park Village vereint<br />
einige der spektakulärsten Landschaftserlebnisse der vulkanischen<br />
Nordinsel. Das Dorf trägt seinen Namen nicht von ungefähr, denn<br />
der Tongariro Nationalpark ist der älteste Nationalpark Neuseelands<br />
und der viertälteste weltweit, Unesco-Weltkultur- und -naturerbe und<br />
Drehort unzähliger Herr-der-Ringe-Szenen. Aber alles der Reihe nach.<br />
Auch wenn sich täglich so viele Touristen auf den Weg machen – einfach<br />
ist diese Wanderung nicht. Es geht durch hochalpines Gebirge, bis<br />
auf knapp 2.300 Meter Höhe. Gute Vorbereitung ist die halbe Miete, zunächst<br />
muss die Wetterprognose stimmen. Just an dem Tag, den ich für<br />
diese Traumwanderung eingeplant hatte, sollte es regnen und gewittern.<br />
Also schob ich einen Spa-Tag im Chateau-Tongariro-Hotel ein und wartete<br />
– für den nächsten Tag war strahlender Sonnenschein angesagt. Ich<br />
verrate so viel: Das Warten hat sich mehr als gelohnt.<br />
Mit Wanderausrüstung und ausreichend Verpflegung ging es ganz früh<br />
morgens bei Sonnenaufgang von einem kleinen Parkplatz (Mangatepopo<br />
Carpark) am Ende einer Sackgasse inmitten des Nationalparks los.<br />
Noch im Halbdunkeln stapfte ich den schmalen Pfad entlang, kurz darauf<br />
wurde die Ebene aus Vulkangeröll erhellt. Schließlich tauchte am<br />
Horizont der mächtige Mount-Ruapehu-Schichtvulkan (2.797 Meter)<br />
auf, auch im Hochsommer mit Schnee bedeckt. Er diente in J. R. R.<br />
Tolkiens Verfilmung von »Herr der Ringe« als Mordor. Als es heller<br />
wurde und schließlich der erste Anstieg anstand, kam der zweite aktive<br />
Vulkankegel in Sicht: Mount Ngauruhoe (2.291 Meter). Dieser<br />
spitz zulaufende Gipfel hat den einfachen Spitznamen »Mount Doom«<br />
– denn ihn kennen wir aus den Kultfilmen als den Schicksalsberg, in<br />
dessen Krater Frodo den Ring werfen muss. Wer Glück und vor allem<br />
die Energie hat, der kann ihn erklimmen (drei Stunden extra Wanderzeit).<br />
Man sieht, wie es oben am Krater gewaltig dampft – der Vulkan<br />
ist nach wie vor aktiv. Als ich dort war, war er zur Besteigung freigegeben,<br />
das ist nicht immer der Fall. Mein Tipp an alle Abenteurer: Wenn<br />
Explosiv: Der Mount Ngauruhoe – Herr-der-<br />
Ringe-Fans als Schicksalsberg bekannt – ist<br />
aktiv, heiße Steine an seinem Kraterrand<br />
zeugen von seinem heißen Kern. Der Mount<br />
Ruapehu im Hintergrund ist nicht minder<br />
aktiv. Er diente in der Verfilmung von J. R. R.<br />
Tolkien als Drehort für Mordor.<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
145
NEUSEELAND<br />
Aussichtsreich: Beim Tongariro Alpine Crossing wandert man an einem<br />
Tag an drei aktiven Vulkanen, bunten Seen und rauchenden Löchern<br />
vorbei. Überall scheint der perfekte Fotostopp zu sein.<br />
es der Vulkan und die eigene Kraft erlaubt – ab nach oben! Der Anstieg<br />
ist mühsam, schnell steht die Sonne viel zu hoch am Himmel, unzählige<br />
Lavasteinchen finden immer wieder den Weg in die Wanderschuhe.<br />
Doch wer es durch das Geröll bis nach oben geschafft hat, der wird<br />
belohnt. Zwar weht ein eisiger Wind, doch an vielen Stellen werden<br />
die Steine von der unterirdischen Aktivität des Vulkans gewärmt. So<br />
saß ich also am Gipfel, zwischen Eis und Schnee, aß mein Frühstück<br />
und wurde von unten gut durchgeheizt. Vor mir erstreckte sich ein<br />
360-Grad-Panorama der Superlative: rauchende Vulkankegel umgeben<br />
von rauen Lavaströmen, dazwischen azurblau leuchtende Kraterseen.<br />
Nach und nach trudelten weitere Wanderer ein, jedes Mal war es mir<br />
eine Freude, ihr Strahlen beim Erreichen des Gipfels zu erwidern.<br />
Wieder unten angekommen, passiert man zur Linken eine weite<br />
Ebene: Ohne viel Fantasie fühlt man sich wie in Mordor, die Drehorte<br />
liegen verstreut im ganzen Nationalpark. Zum Glück traf ich nicht<br />
auf kämpfende Fabelwesen in der Schlacht, auch wenn die Landschaft<br />
mit Erreichen des Red Craters völlig surreal wird. Gleich drei Vulkane<br />
reihen sich auf, unterschiedlichster Form und Farbe. Am roten Kraterrand<br />
angekommen, ist der höchste Punkt der Wanderung erreicht<br />
(1.886 Meter) – je nachdem, ob man am Anfang den Gipfel bestiegen<br />
hat. Auf der anderen Seite, wenn der Weg wieder abfällt, wartet Unglaubliches:<br />
die Emerald Lakes und der Blue Lake.<br />
Während man aufpassen muss, beim Bergab-Gehen nicht zu stolpern,<br />
will man eigentlich jeden Meter stehen bleiben und ein neues<br />
Foto von dieser Traumkulisse schießen: Türkis und smaragdgrün<br />
leuchten die drei Emerald Lakes zwischen rotem Vulkangeröll. Wo vor<br />
Millionen von Jahren kleine Explosionen Löcher hinterließen, konnten<br />
sich über die Zeit Seen bilden. Die verschiedenen Mineralien der umliegenden<br />
Lavasteine haben sich im Wasser aufgelöst – und schenken<br />
ihnen zauberhafte Farben!<br />
Ganz fasziniert von diesem Anblick, dauerte es seine Weile, bis ich<br />
am Horizont den weiteren See entdeckte: Blue Lake. In einer perfekt<br />
kreisrunden Senke (die man wenig später passiert) liegt der tiefblaue<br />
See – zum Baden verlockend. Doch aufgrund der Mineralien darf leider<br />
in keinem der Seen geschwommen werden.<br />
Durch einen dichten, zauberhaften Regenwald verläuft der Weg<br />
zum Endpunkt der Tour am Ketetahi Carpark (auf 800 Metern Höhe)<br />
– wo Shuttle-Busse einen wieder zu seinem Auto am Startpunkt bringen.<br />
Wer möchte, kann nach den Emerald Lakes auch wieder den gleichen<br />
Weg zurück nehmen und spart sich so den Shuttle-Bus.<br />
INFO<br />
Gillespie Path. Drei- bis Vier-Tages-Wanderung mit Start und<br />
Ende in Makarora, Tagesetappen von 12 bis 22 Kilometer,<br />
optionaler, aber absolut zu empfehlender Abstecher zum Lake<br />
Crucible. http://auf.reise/makarora<br />
Mount Hikurangi. Zwei-Tages-Wanderung ab Pakihiroa Station,<br />
bis zur Hütte drei bis vier Stunden (erfahrene Wanderer deutlich<br />
weniger), Gipfelbesteigung zwei bis drei Stunden. Vor Beginn<br />
sollte unbedingt auf Wetterwarnungen geachtet werden, die Hütte<br />
kann reserviert werden. Besonderer Tipp: Zum Neujahr feiern die<br />
Maoris an der Totemstätte unterhalb des Gipfels ihr Neujahrsfest<br />
mit traditionellen Tänzen und Feierlichkeiten. Besucher können<br />
dem Spektakel beiwohnen. http://auf.reise/hikurangi<br />
Tageswanderung im Tongariro Nationalpark, 19,4 Kilometer<br />
(ca. sieben Stunden) ohne Mount Ngauruhoe, Gipfelbesteigung<br />
für erfahrene Wanderer empfohlen (+ drei Stunden).<br />
Aber: Es handelt sich hierbei um aktive Vulkane,<br />
also immer vorab die Webseite checken:<br />
http://auf.reise/tongariro<br />
Den <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>-Guide finden<br />
Sie unter www.<strong>reisen</strong>exclusiv.com/<br />
guide-neuseeland<br />
146 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2019</strong>
SERVICE<br />
Gut gerüstet<br />
für den ROADTRIP<br />
Das Auto ist beladen, dem <strong>Sommer</strong>-Roadtrip durch Europa steht nichts<br />
mehr im Wege! Doch aufgepasst: Doch nicht überall gelten die<br />
gleichen verpflichtenden Reiseausstattungen für das Auto. In vielen<br />
osteuropäischen Ländern und Spanien muss beispielsweise ein Ersatzreifen<br />
samt Schraub-Set mit ins Gepäck, auch das Mitführen eines<br />
Feuerlöschers und Ersatzlampen ist in vielen Ländern im Balkan Pflicht.<br />
Und in den Niederlanden gilt, so viele Warnwesten an Bord zu haben wie<br />
Passagiere. Also: Um Ärger zu vermeiden, lohnt ein Blick in die Reiseausstattung<br />
und die gesetzlichen Pflichten des Urlaubslandes. Gute Fahrt!<br />
GEWUSST, WO<br />
Das Kartenangebot von<br />
Apple Maps ist in Deutschland<br />
noch recht überschaubar<br />
– ganz anders<br />
im Heimatland USA zum<br />
Beispiel. Aber: Ganz neu<br />
ist über die in iPhones und<br />
iPads vorinstallierte App nun<br />
eine Innenkarte des Frankfurter<br />
Flughafens verfügbar.<br />
Für Terminal 1 und 2 sind<br />
sämtliche Gates, Check-in-<br />
Schalter, Gepäckausgaben,<br />
Aufzüge, Geldautomaten,<br />
Geschäfte und Restaurants<br />
verzeichnet. Und ja – auch<br />
der Weg zu den nächsten<br />
Toiletten verrät Apple Maps.<br />
Ähnliche Karten gibt es<br />
bereits für die Berliner Flughäfen<br />
Schönefeld und Tegel.<br />
Fotos: galichstudio/Shutterstock.com, kozirsky/Shutterstock.com, Kametaro/Shutterstock.com<br />
Ab in die City!<br />
Diese drei europäischen Flughäfen sind Spitzenreiter, wenn es darum geht,<br />
schnell in der City zu sein: In Kopenhagen fährt die fahrerlose Metro in elf<br />
Minuten ins beliebte Viertel Christianshavn – das schafft selbst das Taxi<br />
nicht. Auch in Zürich ist man gleich inmitten des Geschehens. Ein Fernverkehrsbahnhof<br />
bringt Reisende schnell weiter, zum Hauptbahnhof der schönen<br />
Alpenstadt sind es etwa zehn Minuten Zugfahrt. Im Nachbarland in Wien<br />
bringt der City Airport Train (CAT) Fluggäste per Express<br />
in 16 Minuten ins Herz der Stadt.<br />
PANIK-ATTACKE WAR GESTERN: Unsere Autorin Simone Sever leidet unter panischer Flugangst – so wie viele in Deutschland. Sie hat sich<br />
nun ihrer Angst gestellt – und an einem Seminar gegen Flugangst teilgenommen. Ob sie beim Abschlussflug wie üblich geweint hat, lesen Sie<br />
ab S. 148<br />
frühling 2016<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
147
SERVICE<br />
text Simone Sever<br />
FÜR DIE EINEN IST ES PURE ENTSPANNUNG. FÜR ANDERE MITTEL<br />
ZUM ZWECK. ABER 40 PROZENT ALLER FLUGPASSAGIERE – SO VERRATEN<br />
STATISTIKEN – LEIDEN WÄHREND EINER FLUGREISE MEHR ODER WENIGER PANISCH.<br />
REISEN-<strong>EXCLUSIV</strong>-AUTORIN SIMONE SEVER HAT BEI IHREN FLUGREISEN<br />
STETS IHREN TREUESTEN BEGLEITER MIT IM GEPÄCK:<br />
DIE FLUGANGST. EIN LUFTHANSA-SEMINAR SOLL HELFEN.<br />
148
Die Panik sitzt mir im Nacken. Der Schweiß steht auf der Stirn.<br />
Lava fließt unter meiner Haut. Steht bei mir ein Flug auf dem Terminkalender,<br />
fährt mein Magen bereits auf dem Weg zum Flughafen<br />
Achterbahn. Ich leide unter Flugangst, die an manchen<br />
Tagen so schwer wiegt wie mindestens 100 Kilo Übergepäck in<br />
der günstigsten Buchungskategorie. Auf langen Strecken helfen<br />
mir vom Arzt verschriebene Tabletten, auf Kurzstrecken hilft Alkohol.<br />
Morgens um sechs Uhr ist das nur nicht wirklich eine Option.<br />
Ich gebe beim Einsteigen in die Maschine Bescheid, dass<br />
ich unter Flugangst leide. Muss ich aber meist gar nicht, denn<br />
die Crew sieht mir das schon von Weitem an.<br />
AUGEN AUF BEI DER BERUFSWAHL!<br />
Weinen hilft. Ich weine viel im Flieger. Beim Start, weil ich es<br />
irgendwie schrecklich und schön gleichermaßen finde. Und in<br />
10.000 Metern Flughöhe.<br />
Ich weine bei dunklen Wolken und klarer Sicht. Ich lache und<br />
weine mit meinen Sitznachbarn über mich und meine Angst.<br />
»Augen auf bei der Berufswahl!«, das höre ich immer wieder. Es<br />
haben sich unerwartete Freundschaften zwischen 7D und 7F<br />
gefunden.<br />
Die Angst war nicht immer da. Ich weiß noch nicht mal, wann<br />
sie mich genau überkam. War es der Flug mit einer Propellermaschine<br />
über offenes Meer? Oder doch eher die Luftlöcher über<br />
der afrikanischen Wüste? Oder waren es die heftigen Turbulenzen<br />
während einer stürmischen Landung? Was auch immer meine<br />
Flugangst ausgelöst hat, es frisst mich auf. Dabei warten die<br />
nächsten Reiseziele schon: Portugal, die Karibik, Wien … Der<br />
Weg ist mein Ziel. Also genug mit der Heulerei!<br />
Den Hebel an der richtigen<br />
Stelle ansetzen: Das haben<br />
gemeinsam mit unserer Autorin<br />
Simone gleich neun Teilnehmer<br />
beim Anti-Flugangst-Seminar<br />
versucht. Zwei der Teilnehmer<br />
sind aus Angst noch nie in ihrem<br />
Leben geflogen. Doch das sollte<br />
sich ändern.<br />
sommer <strong>2019</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
149
SERVICE<br />
DIE ERSTEN TRÄNEN FLIESSEN,<br />
BEVOR ES ÜBERHAUPT LOSGEHT …<br />
Ich habe mich angemeldet zum »Seminar für entspanntes Fliegen« bei<br />
flugangst.de, Texter-Millott in Zusammenarbeit mit Lufthansa, und sitze<br />
nun mit acht weiteren Teilnehmern und Teilnehmerinnen im Kreis.<br />
Zu unseren Füßen liegt ein Dankes-Postkarten-Meer ehemaliger Teilnehmer<br />
– Urlaubsgrüße, die jeder in unserer Gruppe bewundert.<br />
Wir sind sechs Frauen und drei Männer. Vier wollen im Job den<br />
nächsten Schritt gehen und müssen sich ihren Flugängsten stellen.<br />
Bei drei anderen ist es die Liebe, die Flügel verleihen soll.<br />
Zwei der Anwesenden sind noch niemals geflogen. Die ersten<br />
Tränen fließen bereits, bevor wir uns mit Namen kennen, eine Art<br />
Vertrauensbeweis für Verbündete in gemeinsamer Angst.<br />
Hier und heute ist nichts peinlich. Wir packen unsere Ängste gemeinsam<br />
auf den Tisch und in Worte und stellen schnell fest, dass<br />
es nicht nur Turbulenzen sind, die uns mächtig aus dem Gleichgewicht<br />
bringen. Eine Teilnehmerin befürchtet Panikattacken high in<br />
the sky, einem anderen raubt es buchstäblich den Atem. Kontrollverlust,<br />
Unverständnis, Nichtwissen. Wie um alles in der Welt kann<br />
so ein Riesenvogel fliegen? 176 Tonnen getragen von Luft?<br />
WISSEN IST MACHT<br />
Lufthansa-Flugkapitän Matthias Winkelmann erläutert uns mit<br />
einfachen Skizzen simple physikalische Gesetze von Luftbewegungen,<br />
Auftrieb und Schubkraft. Wir lernen, warum ein Flugzeug<br />
fliegen kann. Und staunen. Wir gehen gemeinsam den Flugablauf<br />
und die einhergehenden Kabinengeräusche bei Start, Steigflug<br />
und Sinkflug durch. Wir sind überrascht, dass etwa ein A320 mit<br />
nur einem Triebwerk fliegen kann. Ich hatte ja keine Ahnung.<br />
Um ein besseres Gefühl zu bekommen, besichtigen wir eine<br />
Maschine am Boden. Wir dürfen uns alles anschauen und sogar<br />
im Cockpit Platz nehmen.<br />
Doch bereits das Betreten der Maschine löst bei einigen der Seminaristen<br />
Unwohlsein aus. Geräusche schrauben den Stresspegel in unbekannte<br />
Galaxien. Der typische Kabinengeruch und die Enge machen<br />
zu schaffen, und im Kopfkino laufen Endzeitszenarien in Cinemascope.<br />
Schon rast der Puls, die Hände schwitzen. Der Teufelskreis der Angst<br />
nimmt seinen Lauf. Dabei haben wir noch nicht mal abgehoben.<br />
DER ANGST EINEN NAMEN GEBEN<br />
Die leitende Psychologin Dr. Del Fabro-Güntsch ist eine zierliche<br />
und feine Person, an der sich unsere Angst jedoch schnell<br />
die Zähne ausbeißen wird, denn Frau Fabro-Güntsch hat ein<br />
paar Techniken mitgebracht, mit denen wir unseren Flugängsten<br />
entgegentreten können. Wir lernen, uns selbst zu beruhigen, indem<br />
wir richtig atmen. Feuerwehrübungen, also Anleitungen zu<br />
progressiver Muskelentspannung, sind bewehrte Angstbewältigungsstrategien.<br />
Innere Dialoge und das neue Fachwissen helfen,<br />
positives Fokussieren auf ein Traumziel ebenso. Die Angst,<br />
so erklärt Dr. Del Fabro-Güntsch, ist eine kleine Primadonna, die<br />
uns beherrschen will. Sie wird nicht freiwillig und plötzlich auf<br />
Nimmerwiedersehen verschwinden. Aber wir können sie an die<br />
Leine nehmen.<br />
MIT DER PRIMADONNA NACH BORA-BORA<br />
Am Nachmittag des zweiten und letzten Tages unseres Seminars<br />
ist die Nervosität spürbar. Der innerdeutsche Abschluss-Hin- und<br />
Rückflug steht an. Die Primadonna hat es sich bei den meisten<br />
der Teilnehmer auf den Schultern bequem gemacht und flüstert<br />
unaufhörlich Worte wie: »Absturz, Triebwerkausfall, Turbulenzen<br />
…« in die Ohren. Frau Dr. Del Fabro-Güntsch atmet mit uns und<br />
erinnert an die Übungen der progressiven Muskelentspannung.<br />
Tränen fließen, Zweifel kommen hoch.<br />
Dennoch gehen wir allesamt in Begleitung zweier Psychologinnen<br />
und einer das Seminar begleitenden Flugbegleiterin um 11.35<br />
Uhr an Bord. Neben mir auf 31C sitzt Steffi. Es ist ihr Erstflug. Sie<br />
ist sich nicht wirklich sicher, ob die Entscheidung, es zu wagen,<br />
wirklich richtig war. Doch da rollt die Maschine schon los und gibt<br />
Gas, wird schneller und lauter und ist plötzlich airborne, als es aus<br />
Steffi herausplatzt: »Ich schaffe das!«<br />
BEIM RÜCKFLUG IST DAS GEMÜT<br />
SCHON VIEL ENTSPANNTER<br />
Es ist ein mutiger Befreiungsruf, der uns bis Frankfurt trägt. Der<br />
Rückflug nur eine Stunde später ist fast schon Normalität. Die<br />
gefürchteten Gerüche und Geräusche werden jetzt vom Genuss<br />
überflügelt: die Welt von oben betrachten, die Sonne sehen, wissen,<br />
dass ein Flugzeug Turbulenzen aushalten kann, und endlich<br />
von fernen Zielen nicht mehr nur noch träumen.<br />
Vielleicht können die Primadonna und ich ja auch eines Tages<br />
eine Postkarte schicken von meiner Trauminsel Tahiti. Denn eines<br />
habe ich gelernt: Die Primadonna wird mich weiterhin auf meinen<br />
Flügen begleiten. Es ist dann nur die Frage, ob ich ihr noch zuhören<br />
werde.<br />
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Fotos: Simone Sever (4), Lufthansa (2)<br />
INFO<br />
Die Seminare für entspanntes Fliegen in Kooperation mit Lufthansa<br />
finden an insgesamt neun deutschen Flughäfen (z. B. Hamburg,<br />
Frankfurt, München) statt. Die Kosten für ein Seminarwochenende<br />
inklusive Verpflegung und innerdeutschem Abschlussflug betragen<br />
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1, 80801 München, Tel. 0 89 39 17 39.<br />
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Fax: 02236 848824<br />
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edlen Rituals-Produkten ausgestattet. Mit Wiens schnellstem Lift geht es in acht Metern pro<br />
Sekunde hoch hinaus: 220 Meter über dem Erdboden bietet das 57 Restaurant & Lounge<br />
einen spektakulären Ausblick auf Wien und Donau. Eine Etage darüber befindet sich Österreichs<br />
höchste Bar – der beste Ort, um bei einem Cocktail »Top of Vienna« zu sein, und idealer<br />
Startpunkt für die Erkundung von Österreichs Hauptstadt. So lässt sich Wien erleben!<br />
Wir verlosen 2 Übernachtungen mit Frühstück im Meliá Vienna<br />
inklusive Begrüßungs-Cocktail in der Rooftop-Bar und ein Set von<br />
»The Ritual of Dao«. On Top gibt’s zwei Welcome-Bags von wien.info<br />
mit je einer 48h Vienna City Card und 2 Gastro-Vouchern für das<br />
Würstl-Lokal Bitzinger und den Kochsalon Wrenkh.<br />
Für Ihre Teilnahme am Gewinnspiel beantworten Sie eine<br />
Frage unter <strong>reisen</strong>exclusiv.com/gewinnspiel-melia-vienna.<br />
Einsendeschluss ist der 15. August <strong>2019</strong>.<br />
Meliá Vienna, Donau-City-Straße 7, 1220 Wien, Österreich<br />
www.melia.com, www.wien.info, www.rituals.com<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
Rituals-Set »The Ritual of Dao«<br />
Chefredakteurin<br />
Jennifer Latuperisa-Andresen<br />
Art Director<br />
Alessandro Riggio<br />
Redaktion<br />
Linda Ruckes,<br />
Frank Störbrauck, Marie Tysiak<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />
Sinan Altinova<br />
Jan Malte Andresen<br />
Madeline Böse<br />
Celina Fuhrmann<br />
Norbert Eisele-Hein<br />
Ralf Johnen<br />
Susanne Jung<br />
Thorsten Keller<br />
Patrick Lettmann<br />
Miriam Schröer<br />
Simone Sever<br />
Stefan Weißenborn<br />
Verena Wolff<br />
Ala Zander<br />
Anzeigenleitung<br />
Susanne Gorny, sg@ella-verlag.de<br />
Anzeigen<br />
Andrea Vogel, av@ella-verlag.de<br />
Marketing & Kooperationen<br />
Margot Cremer,<br />
mcremer@ella-verlag.de<br />
Korrekturen<br />
Bärbel Philipp, textperlen.de<br />
Dokumentation<br />
Sebastian Heimer, Johanna Misfeld<br />
Titelbild Jared Rice<br />
Druck Bonifatius, Paderborn<br />
Vertrieb<br />
VU Verlagsunion KG, Hamburg
KULINARISCH REISEN<br />
4 x <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> für € 29<br />
plus ein Kochbuch Ihrer Wahl<br />
Kochbuch<br />
REISEHUNGER<br />
Hilft gegen Fernweh. Bei<br />
ihrer kulinarischen Reise<br />
von USA nach Singapur<br />
hat Food-Bloggerin Nicole<br />
Stich in acht Ländern<br />
Station gemacht und ihre<br />
besten Rezepte und Fotos<br />
mitgebracht. 192 Seiten,<br />
Gräfe und Unzer Verlag<br />
Kochbuch<br />
STREET FOOD<br />
Die Vielfalt des modernen<br />
Street Foods entdecken:<br />
Das Kochbuch bietet<br />
einen kulinarischen Streifzug<br />
durch die Straßenküchen<br />
dieser Welt.<br />
168 Seiten, Hölker Verlag<br />
Kochbuch<br />
UNTERWEGS ZU<br />
HAUSE<br />
Insgesamt 90 Lieblingsrezepte<br />
von nah und fern<br />
haben Kerstin & Larissa<br />
Brachvogel von ihren Reisen<br />
rund um den Globus mitgebracht.<br />
240 Seiten, Gräfe<br />
und Unzer Verlag<br />
Kochbuch<br />
NEW NORDIC<br />
Ein Streifzug durch die<br />
moderne Küche Skandinaviens.<br />
Kulinarisch genießen<br />
mit traditionellen<br />
Lebensmitteln aus dem<br />
Norden. 264 Seiten,<br />
Hölker Verlag<br />
✔ 4 Ausgaben <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> für € 29 statt € 31,60<br />
✔ Geschenk nach Wahl* ✔ Kostenfreie Zustellung<br />
✔ Jederzeit kündbar nach Ablauf der Bezugsdauer (4 Ausgaben)<br />
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www.<strong>reisen</strong>exclusiv.com/abo/<br />
oder anrufen: + 49 (0)2236 84880<br />
*Angebot gültig innerhalb Deutschlands, solange der Vorrat reicht.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> erscheint im ella Verlag, Emil-Hoffmann-Str. 55-59,<br />
50996 Köln, HRA 28072.<br />
*Angebot gültig innerhalb Deutschlands, solange der Vorrat reicht.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> erscheint in der ella Verlag und Medien GmbH, Emil-Hoffmann-Str. 55-59, 50996 Köln.<br />
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