Fachzeitschrift ÖGS 05/06/2019
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Heutiger Stand des höherfrequenten Hämmerns<br />
(HFMI) mit beispielhaften Anwendungen aus<br />
der Praxis<br />
■■<br />
Peter Gerster, Gerster Engineering Consulting, Ehingen/<br />
Donau, Deutschland; Frank Schäfers, PITEC Deutschland<br />
GmbH, Duisburg, Deutschland<br />
Mit dem Einsatz der ab ca. 2002 in den USA entwickelten<br />
Technologie „Ultrasonic Impact Treatment“ (UIT) der Firma<br />
Applied Ultrasonics fand das höherfrequente Hämmern in<br />
Europa im Jahr 2004 seinen Einzug. Durch die anfängliche<br />
Skepsis der Wissenschaft und der Industrie wurde diese<br />
Technologie nur zögernd in der Praxis eingesetzt. Nachdem<br />
mittlerweile hervorragende Ergebnisse bezüglich der Erhöhung<br />
der Ermüdungsfestigkeit und somit zur Verbesserung<br />
der Lebensdauer, vor allem bei Schweißkonstruktionen,<br />
international vorliegen, setzt sich diese Technologie in der<br />
Praxis immer mehr durch. Der Bericht befasst sich mit dem<br />
heutigen Stand dieser Technologie.<br />
eingesetzten Verfahrens PIT soll der Stand dieser Technologie<br />
erläutert werden.<br />
Der englischsprachige Begriff Pneumatic Impact Treatment<br />
(PIT) bezeichnet ein Nachbehandlungsverfahren, mit dem<br />
durch höherfrequentes Hämmern der Oberfläche von Bauteilen<br />
eine Steigerung der Ermüdungsfestigkeit erzielt wird.<br />
Im Speziellen wird die Methode bei Schweißverbindungen<br />
angewendet. Die Wirkungsweise beruht dabei auf einer<br />
Reduktion der geometrischen Kerbwirkung am Nahtübergang,<br />
einem Aufbau von Druckeigenspannungen und einer<br />
Verfestigung des Materials im nachbehandelten Bereich.<br />
Dieses Verfahren zeichnet sich durch die einfache Bedienbarkeit<br />
und eine hohe Reproduzierbarkeit insbesondere für<br />
industrielle Anwendungen im Anlagen-, Behälter-, Maschinenoder<br />
Stahlbau, Schienenfahrzeugbau, usw. aus. Bild 1 zeigt<br />
die erforderliche Ausrüstung (Handgerät mit Steuergerät).<br />
1 Einleitung<br />
Dass man mittels Hämmern Druckeigenspannungen erzeugt,<br />
die sich positiv auf die Schwingfestigkeit auswirken, ist schon<br />
sehr lange bekannt. Jedoch war die Wirkung der hierzu verwendeten,<br />
herkömmlichen Luftmeißel oder auch Nadelhammer<br />
so ungleichmäßig und oft auch nur oberflächennah,<br />
dass dieses Hämmern wegen der mangelnden<br />
Reproduzierbarkeit nie anerkannt wurde.<br />
Erst durch die Entwicklung des höherfrequenten Hämmerns<br />
(in Deutschland bekannt unter HFH, international unter<br />
HFMI für High Frequency Mechanical Impact) wurde diese<br />
Technologie zur Erhöhung der Druckeigenspannungen von<br />
der Wissenschaft anerkannt und dann auch in der Praxis immer<br />
mehr eingesetzt. Am Beispiel des weltweit am meisten<br />
Bild 1: PIT Ausrüstung<br />
2 Ermüdungsfestigkeit<br />
Unter Materialermüdung wird eine Schädigung oder ein<br />
Versagen von Bauteilen und Werkstoffen unter zyklischer<br />
Beanspruchung verstanden. Es bilden sich dabei Anrisse<br />
bevorzugt an Kerben, Fehlstellen oder hochbeanspruchten<br />
Zonen, welche sich fortlaufend vergrößern und schließlich<br />
zum Versagen oder Ausfall der Komponente führen. [1]<br />
Im Allgemeinen steigt die Ermüdungsfestigkeit mit zunehmender<br />
statischer Festigkeit eines Werkstoffs. Im Fall von<br />
geometrischen Unregelmäßigkeiten wie Kerben, welche<br />
konstruktionsbedingt oder durch Unregelmäßigkeiten in<br />
Schweißverbindungen (Kerben im Wurzel- u/o Decklagenbereich,<br />
Bindefehler usw.) entstehen können, ist dieser Zusammenhang<br />
durch die zunehmende Kerbempfindlichkeit hochfester<br />
Materialien, nur bedingt erfüllt.<br />
Aus diesem Grund ist das Ermüdungsverhalten geschweißter<br />
Stahlverbindungen nach aktuellen Richtlinien [2] und<br />
Empfehlungen [3][4] generell unabhängig von der Streckgrenze<br />
des verwendeten Grundmaterials. Bedingt durch die ständig<br />
wachsenden Forderungen nach einer erhöhten Leichtbauweise<br />
und einer Steigerung der Lebensdauer von Komponenten<br />
und Strukturen, ist jedoch eine Verbesserung des<br />
Ermüdungsfestigkeitsverhaltens unerlässlich. Dies kann<br />
beispielsweise durch den Einsatz einer PIT-Nachbehandlung<br />
sowohl bei höher- und hochfesten, aber auch niederfesten<br />
Grundmaterialien erzielt werden.<br />
3 Verfahrensbeschreibung<br />
Das PIT-Verfahren ist ein pneumatisch betriebenes, höherfrequentes<br />
Hämmerverfahren, welches zur mechanischen<br />
Nachbehandlung von geschweißten Verbindungen und<br />
80 SCHWEISS- und PRÜFTECHNIK <strong>05</strong>-<strong>06</strong>/<strong>2019</strong>