Fachzeitschrift ÖGS 05/06/2019
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Welt der Normen und Regelwerke<br />
Die wesentlichen Änderungen der neu überarbeiteten ÖNORM EN 1090-2<br />
Ausgabe 2018-09-15 für die Ausführung von Stahltragwerken - Bericht 4<br />
Wie schon in drei letzten Ausgaben der Schweiß- und<br />
Prüftechnik begonnen, möchte ich in dieser Ausgabe<br />
fortführend, über einige weitere wesentlichen Änderungen<br />
der neu überarbeiteten ÖNORM EN 1090-2 Ausgabe<br />
2018-09-15 berichten.<br />
Qualifizierung der Schweißer und Bediener:<br />
Schweißer müssen nach EN ISO 96<strong>06</strong>-1 (früher EN 287-1)<br />
und Bediener von Schweißeinrichtungen nach EN ISO 14732<br />
(früher EN 1418) qualifiziert sein. Werden Bauteile der Ausführungsklasse<br />
EXC1 geschweißt, wo die schweißtechnischen<br />
„elementaren“ Qualitätsanforderungen nach EN ISO<br />
3834-4 zu erfüllen sind,dürfen für die Verlängerungsmethode<br />
nach EN ISO 96<strong>06</strong>-1 nur 9.3 a) und 9.3.b) und bei den Bedienerprüfungen<br />
nach EN ISO 14732 nur die Methoden 5.3a) und<br />
5.3b) angewandt werden.<br />
Schweißer, welche Betonstahl schweißen, müssen eine<br />
Schweißerqualifizierung nach EN ISO 17660-1 oder EN ISO<br />
17660-2 vorweisen können. Eine Qualifikation nach EN ISO<br />
96<strong>06</strong>-1 wäre dafür nicht ausreichend, ist aber die Grundvoraussetzung,<br />
um eine Betonstahlprüfung zu absolvieren!<br />
Dass die Aufzeichnungen von allen Qualifizierungsprüfungen<br />
von Schweißern und Bedienern von Schweißeinrichtungen<br />
dokumentiert und verfügbar sein müssen, ist auch<br />
in der neuen EN 1090-2 Ausgabe 2018-09-15 geregelt.<br />
Diese Regelung ist nun umso wichtiger, da nun explizit in<br />
der Norm angeführt wird, dass auch Schweißaufsichtspersonen<br />
als Prüfer von Schweißer- bzw. Bedienerqualifizierungen<br />
tätig sein können. In der Praxis bedeutet dies, dass<br />
es schriftliche Aufzeichnungen und eine Dokumentation<br />
von der Überwachung während der Schweißung, inkl. Ansatzstelle,<br />
Sichtprüfung der ersten Lage bei Mehrlagenschweißungen,<br />
den jeweiligen zerstörungsfreien- und<br />
zerstörenden Prüfungen und von der Theorieprüfung für<br />
jede einzelne Schweißerprüfung , geben muss. Die Kontrolle<br />
dieser Dokumentation sollte von der notifizierten Zertifizierungsstelle<br />
beim Audit überprüft werden. Wie das für<br />
Deutschland gültige DVS Merkblatt 0700 „Voraussetzungen<br />
zum Erwerb der Berechtigung, betriebseigene Schweißerund/oder<br />
Bedienerprüfungsbescheinigungen als Hersteller<br />
auszustellen“, wird auch in Österreich angedacht, ein ähnliches<br />
Dokument zu erstellen. Werden die Schweißerprüfungen<br />
durch eine akkreditierte Personenzertifizierungsstelle<br />
nach EN ISO 17024 durchgeführt und Schweißerzertifikate<br />
ausgestellt, entfallen diese Aufzeichnungs- und Dokumentationspflichten<br />
für den Hersteller, denn dies muss in<br />
diesem Falle die Personenzertifizierungsstelle durchführen,<br />
welche dazu meist automatisierte Datenbanken nutzt.<br />
Hohlprofilanschlüsse<br />
Die speziellen Qualifikationsanforderungen für Schweißer,<br />
welche Hohlprofilanschlüsse mit Abzweigwinkeln < 60°, wie<br />
in EN 1993-1-8 definiert, schweißen, wird in der ÖNORM EN<br />
1090-2 Ausgabe 2018-09-15 genauer beschrieben und festgelegt<br />
als in der Vorgängernorm. Die Maße der Prüfstücke,<br />
die Einzelheiten und Position der Schweißnähte müssen mit<br />
den tatsächlich zu schweißenden Bauteilen übereinstimmen.<br />
Beim Anschluss von einem Rundrohr auf anderes<br />
Rundrohr sind an vier vorgegebenen Positionen Proben zu<br />
entnehmen. Beim Anschluss von einem Rundrohr auf ein<br />
quadratisches bzw. rechteckiges Hohlprofil sind an zwei vorgegebenen<br />
Positionen Proben zu entnehmen. Prüfstücke<br />
sind durch Sichtprüfung gemäß ÖNORM EN ISO 17637 und<br />
makroskopische Prüfung nach ÖNORM EN ISO 17639 zu<br />
untersuchen und als Nachweis schriftlich zu dokumentieren.<br />
In der Praxis wurden diese Qualifikationsanforderungen für<br />
Schweißer leider von sehr vielen Herstellern bisher nicht<br />
durchgeführt, obwohl dies z.B. bei fast allen Fachwerken aus<br />
Hohlprofilen zutrifft. Der informative Anhang E – Geschweißte<br />
Hohlprofilverbindungen wurde nur geringfügig verändert.<br />
Schweißaufsicht:<br />
Bezüglich der Schweißaufsicht kam eine Regelung für die<br />
EXC1 dazu, dass für eine ausreichende Aufsicht während der<br />
Ausführung der Schweißarbeiten gesorgt werden muss, so<br />
wie dies in der ÖNORM EN ISO 3834-4 festgelegt ist. Diese<br />
Regelung wurde notwendig, da es immer wieder die Meinung<br />
gab, in der EXC1 bräuchte man keine Schweißaufsicht.<br />
Richtigerweise benötigt die Schweißaufsicht keine „spezielle<br />
Qualifikation“ für die EXC1, wobei diese aber im Qualitätssystem<br />
sehr wohl beschrieben, benannt und autorisiert<br />
sein muss.<br />
Neu aufgenommen in die ÖNORM EN 1090-2 Ausgabe 2018-<br />
09-15 wurden auch die zusätzlichen technischen Kenntnisse<br />
des Schweißaufsichtspersonals mit Verantwortung für die<br />
Koordinierung des Schweißens von Betonstahl gemäß<br />
ÖNORM EN ISO 17660-1 Anhang B. Diese Zusatzausbildung<br />
für Schweißaufsichtspersonen gemäß EWF 544-01 dauert<br />
3 Tage und wird in Österreich derzeit nur von der SteelCERT<br />
GmbH in Autal bei Graz angeboten!<br />
Die in den Tabellen 14 und 15 geforderten technische<br />
Kenntnisse B (techn. Basiskenntnisse), S (techn. spezielle<br />
92 SCHWEISS- und PRÜFTECHNIK <strong>05</strong>-<strong>06</strong>/<strong>2019</strong>