EDUCATION 3.19
Dossierthema: Glück
Dossierthema: Glück
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Thema | Dossier<br />
Glück<br />
Glück hat damit zu tun,<br />
wie man sein Leben<br />
führt<br />
Martin Werder<br />
Illustrationen: Die Redaktion dankt den Schülerinnen, den Schülern und den Lehrpersonen der<br />
HeilpädagogischenSchule (HPS) der Region Thun herzlich für ihre Zeichnungen und Beiträge für diese Ausgabe.<br />
Kaum ein Thema hat die Menschen so beschäftigt wie das Streben nach Glück.<br />
Der Begriff steht meist nicht alleine, sondern wird oft an das Erreichen von Erfolg, Reichtum,<br />
Macht oder Liebe gekoppelt. Glück lässt sich jedoch nicht fassen und trotz allen Bestrebungen<br />
nicht in materiellen Gütern anlegen. Kinder haben eine andere Perspektive. Sie zeigen uns,<br />
dass das Glück auch in den kleinen Freuden des Alltags liegen kann.<br />
Was würden wir mit einem Klumpen Gold tun? Würde<br />
unser Leben dadurch glücklicher? Das Märchen vom<br />
Hans im Glück 1 schildert das Leben eines Menschen, der<br />
von einem Hochgefühl zum nächsten taumelt. Mit einem<br />
Klumpen Gold verabschiedet er sich von seinem Herrn<br />
und tauscht sein Vermögen bei der nächstbesten Gelegenheit<br />
gegen ein Pferd ein. Als das Pferd ihn abwirft,<br />
tauscht er dieses gegen eine Kuh ein. Mit jedem Handel<br />
erhöht sich sein Glück, weil er damit seine unmittelbaren<br />
Bedürfnisse befriedigen kann. «So glücklich wie ich, gibt<br />
es keinen unter der Sonne!», ruft Hans, obschon er am<br />
Ende ohne Besitz dasteht.<br />
1 Grimm, Jakob, Grimm, Wilhelm (2001):<br />
Ausgewählte Kinder- und Hausmärchen. Stuttgart.<br />
2 Pieper, Annemarie (2001):<br />
Glückssache. Die Kunst gut zu leben. Hamburg, S. 17.<br />
3 Ebenda, S. 28.<br />
4 Ebenda, S. 31.<br />
5 Nietzsche, Friedrich (1980): Sämtliche Werke,<br />
Bd. 3. Kritische Studienausgabe. Berlin, S. 648.<br />
6 Camus, Albert (1972): Tagebücher 1935–1959. Tagebuch 1.<br />
Reinbek, S. 13.<br />
Wer nichts hat, woran er sich bindet, der ist frei.<br />
Es ist der Traum der völligen Ungebundenheit und eines<br />
besitzlosen unbeschwerten Daseins. Hans im Glück ist<br />
die Geschichte einer Figur, die sich nach Herzenslust und<br />
unbeschwert Wünsche erfüllt.<br />
Aber das Märchen beschreibt auch die Geschichte<br />
eines Ausstiegs. Diesen Traum, alles hinter sich zu lassen,<br />
haben schon viele geträumt.<br />
Flüchtigkeit des Glücks<br />
Wie wollen wir unser Leben ordnen, damit wir glücklich<br />
werden? Auch wenn wir nicht jedem Glücksmoment nachjagen,<br />
ist Glück eine Art Grundprinzip, nach dem wir handeln<br />
und unser Leben gestalten. Der Begriff bezeichnet<br />
sowohl eine günstige Fügung des Schicksals als auch<br />
einen Zustand des Wohlbefindens und der Lebenszufriedenheit.<br />
«Glück ist der grösste gemeinsame Nenner der<br />
Menschheit, es besteht kein Zweifel daran, dass alle Menschen<br />
nach Glück streben», schreibt die Philosophin Annemarie<br />
Pieper. 2 Jeder Mensch habe «ein Glückskonzept»,<br />
an dem er sich orientiert, um «die Vorstellung eines<br />
guten Lebens» zu verwirklichen. 3 Oft verbinden wir Glück<br />
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