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Dossierthema: Glück

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Thema | Dossier<br />

Glück<br />

Glück hat damit zu tun,<br />

wie man sein Leben<br />

führt<br />

Martin Werder<br />

Illustrationen: Die Redaktion dankt den Schülerinnen, den Schülern und den Lehrpersonen der<br />

HeilpädagogischenSchule (HPS) der Region Thun herzlich für ihre Zeichnungen und Beiträge für diese Ausgabe.<br />

Kaum ein Thema hat die Menschen so beschäftigt wie das Streben nach Glück.<br />

Der Begriff steht meist nicht alleine, sondern wird oft an das Erreichen von Erfolg, Reichtum,<br />

Macht oder Liebe gekoppelt. Glück lässt sich jedoch nicht fassen und trotz allen Bestrebungen<br />

nicht in materiellen Gütern anlegen. Kinder haben eine andere Perspektive. Sie zeigen uns,<br />

dass das Glück auch in den kleinen Freuden des Alltags liegen kann.<br />

Was würden wir mit einem Klumpen Gold tun? Würde<br />

unser Leben dadurch glücklicher? Das Märchen vom<br />

Hans im Glück 1 schildert das Leben eines Menschen, der<br />

von einem Hochgefühl zum nächsten taumelt. Mit einem<br />

Klumpen Gold verabschiedet er sich von seinem Herrn<br />

und tauscht sein Vermögen bei der nächstbesten Gelegenheit<br />

gegen ein Pferd ein. Als das Pferd ihn abwirft,<br />

tauscht er dieses gegen eine Kuh ein. Mit jedem Handel<br />

erhöht sich sein Glück, weil er damit seine unmittelbaren<br />

Bedürfnisse befriedigen kann. «So glücklich wie ich, gibt<br />

es keinen unter der Sonne!», ruft Hans, obschon er am<br />

Ende ohne Besitz dasteht.<br />

1 Grimm, Jakob, Grimm, Wilhelm (2001):<br />

Ausgewählte Kinder- und Hausmärchen. Stuttgart.<br />

2 Pieper, Annemarie (2001):<br />

Glückssache. Die Kunst gut zu leben. Hamburg, S. 17.<br />

3 Ebenda, S. 28.<br />

4 Ebenda, S. 31.<br />

5 Nietzsche, Friedrich (1980): Sämtliche Werke,<br />

Bd. 3. Kritische Studienausgabe. Berlin, S. 648.<br />

6 Camus, Albert (1972): Tagebücher 1935–1959. Tagebuch 1.<br />

Reinbek, S. 13.<br />

Wer nichts hat, woran er sich bindet, der ist frei.<br />

Es ist der Traum der völligen Ungebundenheit und eines<br />

besitzlosen unbeschwerten Daseins. Hans im Glück ist<br />

die Geschichte einer Figur, die sich nach Herzenslust und<br />

unbeschwert Wünsche erfüllt.<br />

Aber das Märchen beschreibt auch die Geschichte<br />

eines Ausstiegs. Diesen Traum, alles hinter sich zu lassen,<br />

haben schon viele geträumt.<br />

Flüchtigkeit des Glücks<br />

Wie wollen wir unser Leben ordnen, damit wir glücklich<br />

werden? Auch wenn wir nicht jedem Glücksmoment nachjagen,<br />

ist Glück eine Art Grundprinzip, nach dem wir handeln<br />

und unser Leben gestalten. Der Begriff bezeichnet<br />

sowohl eine günstige Fügung des Schicksals als auch<br />

einen Zustand des Wohlbefindens und der Lebenszufriedenheit.<br />

«Glück ist der grösste gemeinsame Nenner der<br />

Menschheit, es besteht kein Zweifel daran, dass alle Menschen<br />

nach Glück streben», schreibt die Philosophin Annemarie<br />

Pieper. 2 Jeder Mensch habe «ein Glückskonzept»,<br />

an dem er sich orientiert, um «die Vorstellung eines<br />

guten Lebens» zu verwirklichen. 3 Oft verbinden wir Glück<br />

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