buchreport.spezial 07/2019

uchreport.spezial 2019
Hörbuch
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■Im Juni/Juli steht Westenberger drei
Wochen lang auch der prominente Tisch im
Eingangsbereich der Buchhandlung für die
Hörbuchpräsentation zur Verfügung.
Anregung und Orientierung
Prominente Präsentationsflächen wie diese
bleiben im Handel derweil hart umkämpft.
„Wir haben selten Möglichkeiten der Einflussnahme“,
sagt Theresia Singer, Geschäftsführerin
des Kölner Verlags Headroom:
„Aber jetzt konnten wir einen Kölner
Buchladen überzeugen, ein Schaufenster
mit unserer ‚Abenteuer & Wissen‘-Reihe
auszustatten, zu der wir Materialien geliefert
und Ware in Kommission bereitgestellt
haben.“ Der Effekt: Die Aktionsware verkaufte
sich deutlich über dem Schnitt.
Argon-Geschäftsführer Kilian Kissling
sieht vor allem bei der Sortierung noch
Nachholbedarf. Seine Beispiele:
■Kinderbuch: Hier werden Hörbücher vielerorts
noch ohne Alterssortierung in einem
Regal oder in einer Drehsäule gesammelt,
oft zusammen mit Kindermusik, die eigentlich
getrennt präsentiert werden sollte. Für
die Kunden erschwert das die Orientierung.
■Sachbuch/Lebenshilfe: Die Hörbuchabteilung
ist oft an die Belletristik gekoppelt. Es
gibt aber sehr erfolgreiche Sachbuchgenres,
die der Kunde dort gar nicht erwartet. Verlagsbestseller
wie der Lebenshilfe-Titel „Magic
Cleaning“ haben so im Handel kaum eine
Chance. So blieb der Umsatzanteil der
Sortimente an diesem Hörbuch minimal.
Mehr Mut zum Formate-Mix
Orientierung ist das eine, formatübergreifende
Angebote zum selben Autor das andere:
Doppelplatzierung von Buch und Hörbuch
halten die meisten Verlage für sehr
empfehlenswert. „Unsere Kunden sind
längst den Schubladen entstiegen und bewegen
sich geschmeidig zwischen analog und
digital, zwischen Lesen und Hören. Da ergibt
es Sinn, Impulse an unterschiedlichen
Stellen zu setzen“, so Völker-Sieber. Gerade
bei Bestsellerautoren animierten Hörbuchausgaben
neben den Print-Titeln zur spontanen
Mitnahme und zu Doppelkäufen.
Auch bei Graff in Braunschweig werden
ausgewählte Hörbücher in den anderen Abteilungen
präsentiert, vor allem in der Belletristik-Abteilung
oder bei den aktuellen
SPIEGEL-Bestsellern.
Bühnenreifes Hören
Mehr Sichtbarkeit können aber auch Veranstaltungen
bieten, die den Höreindruck in
den Mittelpunkt stellen. Für Schauspieler,
Sprecher und Verleger Jens Wawrczeck ist
das bereits Alltag: 2008 hat er sein Hörbuchlabel
Audoba gegründet, um vergessene Perlen
wieder in den Handel zu bringen. Auch
Bühnenperformances sind für Wawrczeck,
bekannt als Stimme des Peter Shaw in „Die
drei ???“, seit zwei Jahren fester Bestandteil
der Verlagsarbeit. Sein Ziel: mit einem sorgfältig
zusammengestellten Programm eine
persönliche Bindung zum Publikum herzustellen
und damit auch für die Hörbücher zu
werben. Auch in Buchhandlungen tritt
Wawrczeck auf. Allerdings reagierten gerade
die Filialisten eher spröde auf das Angebot,
obwohl gerade die Performances den Verkauf
der Hörtitel ankurbeln.
Wawrczeck sieht hier noch viel Luft nach
oben. Sein Tipp: sich mit Leuten zusammentun,
die Erfahrung haben, gemeinsam
darüber nachdenken, was möglich ist, und
offen für Neues sein.
Eva Killy killy@buchreport.de
Hörbuch live:
Zum Schauplatz einer Hörbuchaufnahme
wurde die
Duisburger Buchhandlung
Lesezeichen (oben). Mit
dem Projekt will Verleger
Werner Boschmann (r., mit
„WAZ“-Redakteur Lars von
der Gönna) die Ruhrgebiets-
Atmosphäre einfangen.
Sprecher und Audoba-Verleger
Jens Wawrczeck (u.)
fasziniert mit seinen Performances
normalerweise
auf großen Bühnen. Seit
rund zwei Jahren tritt er
zudem in Buchhandlungen
auf, so auch Ende Mai in
der Baden-Badener Buchhandlung
Straß.