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buchreport.spezial 07/2019

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uchreport.<strong>spezial</strong> <strong>2019</strong><br />

Hörbuch<br />

9<br />

ren erneut zulegen und ein deutlich zweistelliges<br />

Umsatzplus einfahren.<br />

Die Random House-Gruppe ist mit<br />

ihren Hörbuchverlagen – darunter der Hörverlag<br />

als umsatzstärkstes Label – nach wie<br />

vor unumstrittener Marktführer und hatte<br />

2018 im physischen Geschäft nur geringe<br />

Einbußen. Der im vergangenen Jahr übernommene<br />

Audio Verlag hat als einziges<br />

RH-Audiolabel sogar ein kleines Plus erzielen<br />

können.<br />

»CD-Geschäft nur leicht rückgängig«<br />

Bei den Hörbuchverlagen in Deutschland<br />

fallen die Einschätzungen zur weiteren<br />

Marktentwicklung fast ausnahmslos optimistisch<br />

aus. Und ungeachtet des zunehmend<br />

wachsenden Digitalvertriebs weisen<br />

die Verlage auch auf die weiterhin große<br />

Bedeutung der physischen Hörbücher und<br />

Hörspiele auf CD hin:<br />

■Robert Wildgruber, Verlagsleiter von Random<br />

House Audio, cbj audio und Der Hörverlag,<br />

erklärt übereinstimmend mit den<br />

Media-Control-Zahlen, dass man trotz der<br />

Zuwächse im Digitalgeschäft – vor allem<br />

mit Downloads – lediglich einen „moderaten“<br />

Rückgang der CD-Verkäufe verzeichne.<br />

■Lübbe Audio verdankt sein Wachstum<br />

laut Leiter Marc Sieper zwar vornehmlich<br />

dem Digitalgeschäft, das 2018 eine „unglaublich<br />

positive Entwicklung“ erfahren<br />

habe, die aber kaum zulasten des physischen<br />

Geschäfts gehe, „das nur einen leichten<br />

Rückgang“ zeige.<br />

■Hörbuch-Hamburg-Geschäftsführer Johannes<br />

Stricker sieht ebenfalls das große Poten -<br />

zial fürs digitale Hörbuch angesichts jährlich<br />

zweistelliger Wachstumsraten, zeigt sich<br />

gleichzeitig aber überzeugt, dass auch das<br />

physische Hörbuch in Zukunft eine Rolle<br />

spielen werde, denn die typischen Kunden<br />

des stationären Buchhandels seien Vielhörer<br />

und -käufer.<br />

■Auch Theresia Singer, Geschäftsführerin<br />

des Kölner Hörbuchverlags Headroom,<br />

schätzt die aktuelle Marktentwicklung in<br />

der Warengruppe Hörbuch „sehr positiv“<br />

ein: „Wir verzeichnen eine Steigerung des<br />

Umsatzes nicht nur im digitalen Bereich,<br />

sondern erstaunlicherweise auch im traditionellen,<br />

sprich CD-Vertrieb.“<br />

Allerdings gibt es auch Gegenbeispiele:<br />

Die Westermann-Gruppe etwa hat kürzlich<br />

ihr Hörbuchlabel Audio Media eingestellt<br />

Zur Diskussion: Streaming<br />

Hörbuch Hamburg-Geschäftsführer<br />

Johannes Stricker sieht<br />

das Streaming als Vertriebsmodell<br />

für Hörbücher kritisch.<br />

In einem Gastbeitrag formuliert<br />

er seine Einwände:<br />

„Bei Flatrate/Streaming muss<br />

man generell zwischen zwei<br />

Modellen unterscheiden:<br />

■ Modelle, die nach sogenannter<br />

„Fixed Fee Basis“<br />

(oder „Net Price Model“) die<br />

Urheber und Verlage vergüten Johannes Stricker<br />

(z.B. BookBeat und Nextory)<br />

■ Modelle, die nach dem sogenannten „Pool Model“ (oder „Revenue<br />

Share Model“) abrechnen (Spotify, Napster, Deezer usw.).<br />

Bei der-Fixed-Fee Basis bestimmt der Verlag den Preis bzw. den<br />

Erlös des Hörbuchs, während bei den Pool-basiert abrechnenden<br />

Diensten der Verlag keinerlei Einflussmöglichkeit auf den Erlös hat.<br />

Hier werden Front- wie Backlist, Spitzentitel oder Sleeper über<br />

einen Kamm geschert und es ist immer unklar, was am Ende für<br />

die Produzenten und Urheber nach Abzug der Margen für die Plattformkonzerne<br />

und den Vertrieb übrig bleibt.<br />

Für den Service ist dieses Modell natürlich risikolos. Ob der<br />

Hörer nun ein einziges Hörbuch hört oder drei – der Anbieter<br />

behält seine fixen Share, die Verlage erhalten im letzteren Fall dann<br />

aber nur noch ein Drittel der Einkünfte.<br />

Darüber hinaus bedeuten „All you can hear“-Modelle à la<br />

Spotify mittelfristig eine Verringerung des Umsatzes. Kurzfristig<br />

gewinnt man zwar neue, vor allem jüngere und musiknahe Hörer,<br />

mittelfristig wird man diese Hörer aber nicht davon überzeugen können,<br />

zu wechseln und für ein ähnliches Angebot mehr zu bezahlen.<br />

Hörbücher sind in der Produktion wesentlich teurer als E-Books<br />

Wir werden zwar viele neue, vor allem musiknahe Hörer durch<br />

Streaming-Angebote bei Spotify und Napster gewinnen können,<br />

diese werden aber dauerhaft nicht bereit sein, einen angemessenen<br />

Preis für unsere Produktionen zu zahlen.<br />

Und Hörbücher zu machen hat nun mal seinen Preis. Es ist<br />

wesentlich teurer und aufwendiger, ein Audiobook zu produzieren<br />

als ein E-Book herzustellen.<br />

Am Ende haben Angebote, bei denen nur Centbeträge bei den<br />

Urhebern und Produzenten landen, einen negativen Einfluss auf<br />

den Branchenumsatz und damit letztlich auf die Qualität und die<br />

Vielfalt der Inhalte und Geschichten.<br />

Deshalb stehe ich – bei allen Vorteilen hinsichtlich der Gewinnung<br />

neuer Hörer, die Hörbuchangebote bei Musikportalen wie Spotify<br />

und Napster bieten mögen – diesen auf Pool-Basis abrechnenden<br />

Streamingportalen sehr kritisch gegenüber. Wohl wissend, dass am<br />

Ende der Kunde entscheidet, was für ihn das beste Angebot ist.“

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