Christian Jenewein, Wir Kinder vom 64er O-Dorf Leseprobe
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Winterspielen 1964 übersiedelte die Feuerwehr in die neuen Räumlichkeiten<br />
in der Schützenstraße. Die Feuerwehr befand sich am Ende der<br />
Schützenstraße Richtung Osten und war generell ein Ort, der viele Jugendliche<br />
begeisterte. In weiterer Folge gab sie diesen als freiwillige<br />
Feuerwehrmänner eine besondere Aufgabe und zeichnete bei vielen<br />
Jungs dafür verantwortlich, dass sie in einem tollen Team lernten, was<br />
Gemeinschaft und Einsatz für das Wohl aller bedeuteten.<br />
Nicht zuletzt lag dies wohl auch am Langzeitkommandanten Kurt<br />
Schmarl, der es wie kein anderer verstand, die Jugend so zu führen und<br />
zu begeistern, dass sie sehr rasch begriffen, um was es wirklich ging.<br />
Seine entschiedene Strenge und gleichzeitig geduldige Nachsicht weckten<br />
bei vielen Burschen richtige Begeisterung „für ihren Kurt“. Dass seine<br />
beiden eigenen Söhne, Elmar und Jürgen, auch in etwa in unserem<br />
Alter waren, trug natürlich auch dazu bei, dass nicht wenige Kurt ein<br />
bisschen als „Ersatzvater“ wahrnahmen. Er verstand es einfach zu begeistern!<br />
Wie weit das Verständnis von Kurt reichte, spiegelt meine kurze<br />
Mitgliedschaft bei der FF wider. Ich war erst kurz zuvor als Probefeuerwehrmann<br />
aufgenommen worden und verbrachte mit Begeisterung<br />
viel Zeit bei der Feuerwehr. Eines Tages bat mich ein schon älterer<br />
Kamerad, der keinen Führerschein besaß und – aus heutiger Sicht –<br />
nicht ganz hell im Kopf war, ihn mit dem Kommandofahrzeug zum<br />
Einkaufen zu chauffieren. Klar, dass ich der Aufforderung gern folgte:<br />
ich mit einem Range Rover mit Blaulicht am Dach! Irgendwann während<br />
der Fahrt forderte er mich auf, das Blaulicht einzuschalten. Auch<br />
das brauchte er mir nicht zweimal zu sagen. Er betätigte den Einschaltknopf<br />
für das Blaulicht – und ich demgemäß das Gaspedal. <strong>Wir</strong> rasten<br />
– vollkommen sinnlos – mit Blaulicht quer durch die Stadt. Und es<br />
kam, wie es kommen musste. Prompt begegneten wir dem damaligen<br />
Kommandanten der Berufsfeuerwehr Innsbruck, BR Angermayr, der<br />
in seinem Dienstfahrzeug unterwegs war. Sofort forderte er uns über<br />
Funk auf, ihm zu berichten, was denn los sei und warum wir mit Blaulicht<br />
fuhren. Sowohl ich als auch der „ältere Feuerwehrmann“ waren<br />
plötzlich hilflos und stumm. Keine Antwort von uns, schon gar nicht<br />
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