Christian Jenewein, Wir Kinder vom 64er O-Dorf Leseprobe
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Ein Neubau (links) und ein bis heute erhaltener Altbau rechts<br />
Zumindest bis zu jenem Zeitpunkt, als die Bauarbeiter bemerkten, dass<br />
wir ihre Schalbretter für unser Baumhaus geklaut hatten und sie selbige<br />
wieder für sich und ihre Baustelle beanspruchten. Diese unnötigen<br />
Räuber zerstörten brutal unsere Burg! Und das auch noch auf besonders<br />
hinterhältige Art, indem sie warteten, bis wir hehren Ritter in der<br />
Schule saßen und unsere Burg nicht einmal verteidigen konnten!<br />
Wobei wir natürlich froh waren, den Händen der Bauarbeiter, die<br />
wie Schraubstöcke aussahen, nicht wirklich je untergekommen zu sein.<br />
Zu dieser Zeit hätten wir uns damit abfinden müssen, eine gescheuert<br />
zu bekommen, dass es uns aus den Schuhen gehoben hätte. Dann<br />
weinend nach Hause zu laufen und dies den Eltern zu erzählen, wäre<br />
nicht nur sinnlos gewesen, sondern hätte für so manchen eine „Draufgabe“<br />
aus Mutter- oder/und Vaterhand gegeben. Vom nachfolgenden<br />
Hausarrest als Strafverschärfung ganz zu schweigen. Oder es hätte womöglich<br />
gar eine künftige „elterliche Begleitung“ auf dem „ordentlichen“<br />
Schulweg gegeben, was den völligen Gesichtsverlust bei Gleichgesinnten<br />
bedeutet hätte.<br />
Das Wegziehen aus dem O-<strong>Dorf</strong> wäre unvermeidbar gewesen. So<br />
zumindest unsere damalige Ansicht als Kind.<br />
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