Christian Jenewein, Wir Kinder vom 64er O-Dorf Leseprobe

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Hochhaus, An-der-Lan-Straße 39 – 8 –
Neu-Arzl Bis zum Zeitpunkt der Errichtung des Olympischen Dorfs (1961) bestand die südlich der Schützenstraße liegende und bis zum Inn reichende Fläche fast nur aus überwiegend unbewirtschafteten Sumpf- und Sauerrampfer-Wiesen. Einzig der alte Schießstand, der sich vom jetzigen China-Restaurant bis hin zum Kugelfangweg erstreckte, befand sich südlich der Schützenstraße. Das nördlich der Schützenstraße gelegene, sich bis zur Haller Straße erstreckende Wohngebiet entsprach dem Stadtteil Neu-Arzl, der als ein Ableger vom Dorf Arzl erst 1940 in die Landeshauptstadt eingemeindet wurde. Hochhäuser mit kontrastreichem Publikum Der neue, fast nur aus Hochhäusern bestehende Stadtteil, wurde vornehmlich mit kinderreichen Großfamilien besiedelt – vier und mehr Kinder waren keine Seltenheit, sondern eher (fast) die Regel. Die gesellschaftlichen Unterschiede sowie Interessen- und Bildungsniveaus konnten unterschiedlicher nicht sein. Da wohnte ein Hochschullehrer oder Tierarzt Tür an Tür mit einem Arbeiter der Müllabfuhr und dessen vier Kindern. In der nächsten Wohnung die Musikprofessorin, die den ganzen Tag entweder Klavier spielte oder Arien trällerte, und daneben der Straßenarbeiter, der sich nach seinem Nachtdienst ausschlafen wollte. Das Zusammenleben in den olympischen Wohntürmen verlief sicher nicht immer friktionsfrei, doch war der Stadtteil, so paradox es auch klingen mag, eine Art „Dorf“ – ein Dorf von sehr vielen Menschen auf engstem Hochhaus-Raum mit all seinen Vor- und Nachteilen. Wo jeder über jeden Bescheid wusste Meistens! Aber nicht immer, denn es gab natürlich auch „Dorfbewohner“, die wohl Tür an Tür lebten, aber dennoch das ganze Leben – 9 –
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