09.09.2019 Aufrufe

syndicom magazin Nr. 12

Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

«Mit der zunehmenden Künstlichen Intelligenz wird der Weg<br />

wichtiger als das Ziel – und das ist gut so.» Michael Moser<br />

19<br />

Kreative Köpfe sollen für den<br />

kreativen Prozess bezahlt werden<br />

Mit jedem Programm-Update erleichtert Künstliche Intelligenz<br />

das Arbeiten in der grafischen Branche – und überlässt uns<br />

andere Wege, den Mehrwert zu erschaffen.<br />

Prozesse wie Bildretuschen oder<br />

-kombi nationen, die vor ein paar Jahren<br />

noch Stunden dauerten, brauchen<br />

heute nur noch wenige Klicks, und immer<br />

mehr mühsame Fleissarbeit wird<br />

von klugen Algorithmen übernommen.<br />

Dass hier Künstliche Intelligenz<br />

mitspielt, ist einem oft gar nicht bewusst,<br />

aber die Unterstützung ist bei<br />

der täglichen Arbeit nicht mehr wegzudenken.<br />

Wer sich anschaut, wie vor<br />

Photoshop und Co. gearbeitet wurde,<br />

wird sich der Dimen sionen schnell bewusst.<br />

Wer auf diese Hilfsmittel verzichten<br />

will, realisiert unverzüglich,<br />

dass das kaum mehr machbar ist.<br />

In der Konsequenz wird nicht nur<br />

immer mehr möglich, sondern die<br />

anfallende Arbeit kann auch immer<br />

schneller und von immer weniger Personen<br />

ausgeführt werden. Man könnte<br />

fast meinen, dass sich die Branche<br />

so weit automatisieren will, bis sie<br />

ganz ohne Personal auskommt. Die<br />

eine oder andere Firma scheint tatsächlich<br />

dorthin zu wollen.<br />

Daneben aber besteht ein viel grösserer<br />

und auch viel spannenderer und<br />

lukrativerer Markt mit Kunden, die<br />

nicht einfach ein fertiges Produkt, ob<br />

gedruckt oder digital, brauchen, sondern<br />

die das kreative Denken der Leute<br />

der grafischen Branche auf dem<br />

Weg der Erstellung benötigen. Die<br />

grafische Branche wird hier gerade<br />

neu erfunden. Nicht nur das finale<br />

Produkt ist die Dienstleistung, sondern<br />

immer mehr zählt der Weg dahin.<br />

Nicht zufällig schiessen Studiengän<br />

ge wie Design Thinking wie Pilze<br />

aus dem Boden und kaufen Beratungsfirmen<br />

in grossem Stil Werbeagenturen<br />

mit ihren kreativen Köpfen auf.<br />

Für <strong>syndicom</strong> als Trägerin der Berufsbilder<br />

der grafischen Branche bedeutet<br />

diese Entwicklung und das Zunehmen<br />

der Künstlichen Intelligenz,<br />

dass sich auch die Ausbildungen weiterentwickeln<br />

müssen. Für die laufende<br />

Revision des Berufsbildes Polygraf<br />

bedeutet dies, dass ein Polygraf in Zukunft<br />

nicht nur umsetzen muss – das<br />

übernimmt immer mehr die KI –, sondern<br />

der Mehrwert, den eine Polygrafin<br />

schaffen wird, findet immer mehr<br />

auf dem Weg zum Produkt statt.<br />

Wenn die Branche es schafft, die<br />

Dienstleistungen, die auf dem Weg<br />

zum finalen Produkt erbracht werden,<br />

klug zu vermarkten und auch zu verrechnen,<br />

wird sich das Potenzial der<br />

Branche um ein Vielfaches erweitern.<br />

Michael Moser<br />

Die grafische Industrie wird gerade neu erfunden – auch in den Berufsbildern. (© <strong>syndicom</strong>)<br />

Die <strong>syndicom</strong>-Kurse der grafischen Branche<br />

werden ausgeschrieben auf Helias.ch<br />

Lena & Tobi: wenn die<br />

Algorithmen<br />

Vornamen bekommen<br />

Stephanie Vonarburg leitet die Branche Presse<br />

und elektronische Medien und ist Mitglied der GL.<br />

Die beiden Algorithmen – «Roboterjournalisten»<br />

– von Keystone-SDA und<br />

Tamedia: nehmen sie den Medienschaffenden<br />

die Arbeit weg? Bereits<br />

vor Jahren wurden Wetterprognosen<br />

und TV-Programme automatisiert.<br />

Die Leute haben neue Tätigkeiten<br />

über nom men – oder ihre Stellen verloren.<br />

In beiden Betrieben versichern<br />

nun die Verantwortlichen, dass die<br />

Programme niemanden ersetzen. Tamedia<br />

möchte mit automatisierten<br />

Texten primär in Wirtschaft und Sport<br />

zusätzliche Leistungen anbieten. SDA<br />

setzt bei Abstimmungen und Wahlen<br />

auf Hilfe bei grossen Datenmengen.<br />

Die Vorarbeiten sind aber aufwendig,<br />

Satz strukturen und Textbausteine<br />

sind zu entwickeln. Und was weiterhin<br />

nur Menschen leisten können, sind<br />

kritische Einordnung und Kontextualisierung.<br />

Zum Sparen taugt die automatische<br />

Produktion also nicht. Tatsächlich<br />

kann sie einen publizistischen<br />

Mehrwert darstellen.<br />

Als Gewerkschaft kämpfen wir<br />

nicht gegen Neuerungen. Wir fordern,<br />

dass ihre Einführung im Interesse der<br />

Medienschaffenden und des Journalismus<br />

gestaltet wird: Die Redaktionen<br />

müssen frühzeitig einbezogen<br />

werden. Gegenüber der Leserschaft ist<br />

Transparenz herzustellen. Entwicklung<br />

und Anwendung müssen in die<br />

Ausbildung integriert werden. Damit<br />

Lena & Tobi nicht zu Feinden des Journalismus<br />

herangezüchtet werden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!