09.09.2019 Aufrufe

syndicom magazin Nr. 12

Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

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30<br />

Aus dem<br />

Leben von ...<br />

«Ich habe früh angefangen, mich gegen<br />

solche Ungerechtigkeiten zu engagieren»<br />

Regula Fallegger, 1971 geboren, begann<br />

nach der Geburt ihres ersten Kindes als<br />

Frühzustellerin bei der Presto Presse-<br />

Vertriebs AG. Seit 17 Jahren arbeitet<br />

die vierfache Mutter für das Unternehmen.<br />

Die Obwaldnerin engagierte sich<br />

auch als <strong>syndicom</strong>- und Peko-Mitglied.<br />

Im August hat sie die Stelle gewechselt.<br />

Sie arbeitet nun – wie bereits vor<br />

20 Jahren – bei der Spitex und als Verkäuferin.<br />

Bei Presto arbeitet sie weiterhin<br />

auf Abruf. Der Grund: So kann sie<br />

in der Peko bleiben und weiterhin gegen<br />

eine Verschlechterung der Anstellungsbedingungen<br />

kämpfen.<br />

Text: Basil Weingartner<br />

Bild: Alexander Egger<br />

«Die erste Aufwertung<br />

seit Jahrzehnten»<br />

Dass man im Leben kämpfen muss,<br />

habe ich früh gemerkt. Mit meinen<br />

Eltern und meinen sieben Geschwistern<br />

lebte ich auf einem Bergbauernhof.<br />

Gekrampft haben wir jeden Tag.<br />

Krampfen tue ich auch heute. <strong>12</strong> Jahre<br />

lang hatte ich keinen einzigen<br />

Sonntag frei. Über sechshundert<br />

Sonntage am Stück stand ich mitten<br />

in der Nacht auf – um Zeitungen auszutragen.<br />

Früher begann meine Tour<br />

um halb drei in der Nacht. Fertig war<br />

ich meistens gegen 8 Uhr. Ich mochte<br />

die Ruhe in der Nacht.<br />

Seit einem Jahr beginnen die<br />

Touren erst um 4. Grund dafür ist die<br />

Schliessung des Ringier-Druckzentrums<br />

in Adligenswil. Seither kommen<br />

alle Zeitungen von weiter weg –<br />

und treffen später in der Region ein.<br />

Für die Angestellten ist das ein Problem.<br />

Denn die Zeitungen müssen<br />

rascher ausgetragen werden. Eine<br />

Tour dauert nur noch 90 Minuten.<br />

Da rentiert sich der Arbeitseinsatz<br />

kaum noch. Ich habe deshalb nur<br />

noch unter der Woche Touren übernommen.<br />

Die verkürzte Arbeitszeit<br />

war nur eine von vielen Verschlechterungen,<br />

die es in den 17 Jahren gab,<br />

die ich für Presto arbeite.<br />

Presto verteilt für verschiedene<br />

Medienhäuser die Zeitungen in die<br />

Haushalte. Wir Mitarbeitenden tun<br />

dies in deren Auftrag, mit unserem<br />

eigenen Auto. Früher wurde auch<br />

der Anfahrtsweg zum Lager bezahlt,<br />

doch diese Kilometerabgeltungen<br />

wurden gestrichen. Früh begann ich<br />

mich wegen solcher Ungerechtigkeiten<br />

zu engagieren. Ich sitze in der<br />

fünfköpfigen Peko, die über 1000<br />

ZeitungsverträgerInnen in der gesamten<br />

Innerschweiz vertritt. Die<br />

Organisa tion der Angestellten ist<br />

schwierig. Dies nicht zuletzt deshalb,<br />

weil sich Presto weigert, die Peko<br />

und ihre Tätigkeit den Angestellten<br />

bekannt zu machen. Und weil jeder<br />

seine eigenen Touren hat, treffen wir<br />

unsere ArbeitskollegInnen auch auf<br />

der Arbeit eigentlich nie.<br />

Das Fass zum Überlaufen brachte<br />

die vor Kurzem kommunizierte Einstellung<br />

der Zentralschweiz am Sonntag.<br />

Deswegen werden weniger Sonntagszusteller<br />

gebraucht. 350 haben<br />

die Kündigung oder Änderungskündigungen<br />

erhalten. Trotzdem weigerte<br />

sich die Presto AG, eine Mitarbeiterinformation<br />

durchzuführen und<br />

sich unseren Fragen zu stellen. Mich<br />

persönlich betraf das zwar nicht<br />

mehr direkt. Ich spürte aber, dass ich<br />

für die anderen kämpfen will und<br />

muss. Ich bin ihnen das schuldig.<br />

So nahmen wir mit <strong>syndicom</strong><br />

Kontakt auf, wo viele von uns Mitglied<br />

sind. Gemeinsam nahmen wir<br />

Verhandlungen auf – und über gaben<br />

der Geschäftsführung unsere Forderungen.<br />

Die waren ziemlich verblüfft.<br />

Wir konnten daraufhin für die Entlassenen<br />

Abgeltungen herausholen –<br />

und für jene, die ihren Job behalten<br />

konnten, voraussichtlich vertragliche<br />

Verbesserungen. Es wären die<br />

ersten Verbesserungen seit Jahrzehnten<br />

– die vier bisherigen Vertragsänderungen<br />

waren stets zuungunsten<br />

von uns Angestellten.<br />

<strong>syndicom</strong>.ch: Meine Arbeitswelt,<br />

Früh- und Drucksachenzustellung

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