09.09.2019 Aufrufe

syndicom magazin Nr. 12

Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

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20 Arbeitswelt<br />

«Die Kühnheit der KollegInnen in der Redaktion könnte<br />

die Machtverhältnisse im Gruppo CdT verändern.» Nicola Morellato<br />

Corriere: Das will die Redaktion<br />

Nach einer Umstrukturierung, die neun Stellen gekostet hat,<br />

wird beim Corriere del Ticino eine Redaktionskommission<br />

gebildet. Damit das Personal nicht mehr die Rechnung für<br />

unkluge Führungsentscheidungen bezahlen muss.<br />

Der neue Newsroom beim Corriere del Ticino. (© CdT)<br />

Sieben Entlassungen und zwei Frühpensionierungen:<br />

In der <strong>12</strong>8-jährigen<br />

Geschichte des Corriere del Ticino<br />

(CdT) hat es das noch nicht gegeben.<br />

Ende Mai kündigte die älteste Tageszeitung<br />

des Tessins eine Umstrukturierung<br />

an, die nicht mehr weit von<br />

einer Massenentlassung (zehn Stellenstreichungen)<br />

entfernt ist. Dies<br />

schockierte auch die Tessiner Öffentlichkeit<br />

nur ein Jahr nach dem Konkurs<br />

des Giornale del Popolo. Der Gruppo<br />

Corriere del Ticino kontrolliert u. a.<br />

das grösste Druckzentrum im Tessin,<br />

wo auch die Zeitschriften von Coop<br />

und Migros gedruckt werden. In seiner<br />

Mitteilung beruft sich der Stiftungsrat<br />

der Gruppe auf den Rückgang<br />

im Werbemarkt – kurz: alle<br />

gehen so vor. Aber die Rechnung, auch<br />

für unkluge Führungsentscheide, zahlen<br />

in der Regel die Mitarbeitenden.<br />

Unbeantwortete Fragen<br />

Auch beim CdT. Entlassen wurden ein<br />

Chefredaktor, Vater von drei Kindern,<br />

zwei Journalistinnen, die nach dem<br />

Mutterschaftsurlaub in Teilzeit arbeiten,<br />

eine Empfangsdame und eine Archivarin<br />

in Teilzeit, eine Praktikantin,<br />

deren Vertrag nicht verlängert wird.<br />

Herzlichen Glückwunsch zu dieser<br />

Wahl! Gab es wirklich keine Alternativen<br />

unter den vielen Leuten, die demnächst<br />

das Vorruhestandsalter erreichen<br />

(in den nächsten fünf Jahren<br />

etwa ein Dutzend), statt Familienväter<br />

und Mütter mit Teilzeitpensum zu<br />

wählen? Waren wirklich keine Rationalisierungen<br />

möglich im überdimensionierten<br />

Kader (etwa zehn Personen<br />

unter den rund 200 Mitarbeitenden<br />

der Gruppe tragen den Titel «Direktor»)<br />

oder bei den strukturellen Investitionen<br />

(z. B. dem millionenschweren<br />

«Newsroom»)?<br />

Reaktion der Arbeitnehmenden<br />

Sofort forderte <strong>syndicom</strong> den Widerruf<br />

der Entlassungen sowie Konsultationen<br />

zu alternativen Sparmassnahmen.<br />

Der Verwaltungsrat lehnte sofort<br />

ab und schloss den Dialog aus. Inzwischen<br />

haben die RedaktorInnen des<br />

CdT jedoch reagiert: eine Petition zur<br />

Einsetzung einer Redaktionskommission<br />

wurde unterzeichnet, mit dem<br />

Ziel, bei betrieblichen Entscheidungen<br />

mitreden zu können. Trotz grosser<br />

Widerstände bei der Führung<br />

scheint dank dem Druck aus der Öffentlichkeit<br />

und der externen Unterstützung<br />

der Gewerkschaft der Dialog<br />

aufgenommen zu werden. Wenn die<br />

Bemühungen gelingen, könnte die<br />

Kühnheit der KollegInnen in der Redaktion<br />

die Machtverhältnisse in der<br />

gesamten Gruppe verändern. Wenn<br />

alle Mitarbeitenden der CdT-Gruppe<br />

(auch der Druckerei) beschliessen,<br />

sich durch Personalkommissionen in<br />

Vertretungsgruppen zu organisieren,<br />

würden sie endlich über angemessene<br />

Mittel verfügen, um sich Gehör zu verschaffen<br />

und respektiert zu werden.<br />

Das könnte eine Wiederholung der Ereignisse<br />

vom letzten Mai vermeiden.<br />

Nicola Morellato, Regionalsekretär<br />

Neue Garantien für das<br />

Arbeitszeitsystem<br />

«mytime» 2.0<br />

Matteo Antonini ist Leiter des Sektors Logistik und<br />

Mitglied der <strong>syndicom</strong>-Geschäftsleitung<br />

Ab September wird das Arbeitszeitsystem<br />

«mytime» 2.0 für Paketboten und<br />

-botinnen der Post nur ein Jahr nach<br />

seiner Einführung neu gestaltet. Das<br />

System wird auch den Inhalt ändern.<br />

Dies ist ein vorteilhafter Paradigmenwechsel<br />

für die Mitarbeitenden, die<br />

nach mehr als einem Jahrzehnt Konzepte<br />

wie Stichtage, Vergleiche mit<br />

dem Amtsinhaber, Saisonberechnungen<br />

etc. vergessen können.<br />

<strong>syndicom</strong> konnte diese Änderung<br />

auch mit wichtigen Garantien versehen,<br />

zum Beispiel der Reduzierung<br />

des Auslagerungsrisikos, einer nicht<br />

nur auf Produktivität und Schnelligkeit<br />

basierten Personalführung sowie<br />

bei Bedarf Massnahmen zur Entlastung<br />

des Betriebspersonals über 55<br />

Jahre.<br />

Die explosionsartige Zunahme der<br />

Paketzahlen und neue Postprodukte<br />

wie «Same-Day Delivery» werden für<br />

die Mitarbeitenden eine grosse Herausforderung<br />

darstellen. «mytime» 2.0<br />

ist auch eine Antwort auf diese Veränderungen.<br />

<strong>syndicom</strong> konnte rückwirkende<br />

Zahlungen in Höhe von mehreren Millionen<br />

Franken verhandeln. Möglich<br />

wurde dies durch eine starke Mobilisierung<br />

der Basis und durch die Tatsache,<br />

dass Hunderte von Zustellerinnen<br />

und Zustellern aus der ganzen<br />

Schweiz der Gewerkschaft <strong>syndicom</strong><br />

und ihrer Delegation ein klares Verhandlungsmandat<br />

erteilt haben.<br />

Details auf <strong>syndicom</strong>.ch/mytime

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