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LERNEN MIT ZUKUNFT September 2019

Impulsmagazin für Erwachsene, Anregungen zum Nachdenken

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information & interview<br />

Wann schreibst du am liebsten und<br />

wieviel Zeit investierst du in deine<br />

kreative Arbeit?<br />

Ich verfasse meine Texte gern früh<br />

morgens am Schreibtisch, während Zugoder<br />

U-Bahn-Fahrten, und in willkürlich<br />

ausgesuchten Cafés, in denen mich<br />

niemand kennt. Die Gedanken drehen<br />

sich jedoch auch außerhalb der Schreibzeiten<br />

vielfach um Figuren, Handlungsabläufe<br />

und originelle Wendungen. Da<br />

ich darüber hinaus auch als Musiker und<br />

Songtexter aktiv bin, bedarf es nicht nur<br />

eines guten Zeitmanagements, sondern<br />

auch einer besonders verständnisvollen<br />

Frau an meiner Seite.<br />

Warum hast du dir das hartumkämpfte<br />

Krimigenre ausgesucht?<br />

Eine gute Erzählung lebt davon, dass der<br />

Adressat wissen will, wie sie ausgeht.<br />

Das gilt für's Gschichtl am Stammtisch<br />

genauso wie für die Handlung eines<br />

Buches. Die auf Spannung bedachte<br />

Konstruktion eines Kriminalromans<br />

bietet dem Schriftsteller einen idealen<br />

Rahmen, um seine Gedanken transportieren<br />

zu können. Egal ob Humorvolles,<br />

Historisches, Wissenschaftliches,<br />

Gesellschaftskritisches, Philosophisches,<br />

Politisches oder zutiefst Persönliches - In<br />

einem Krimi lassen sich Inhalte so verpacken,<br />

dass sie auch gelesen werden. Und<br />

das will schließlich jeder Autor.<br />

„Der Knochentandler“ ist dein zweiter<br />

Roman mit Erik „Erki“ Neubauer,<br />

dem ewigen Studenten. Hast du für<br />

diesen außergewöhnlichen Charakter<br />

ein reales Vorbild gehabt?<br />

Vielleicht dich selbst?<br />

Um halbwegs glaubwürdig schreiben<br />

zu können, muss man meines Erachtens<br />

nicht nur auf Orte und Stimmungen<br />

zurückgreifen, die einem vertraut sind,<br />

sondern auch bei den handelnden<br />

Figuren ein Stück von sich selbst mit<br />

hinein verpacken. Das Personal meiner<br />

Krimis ist dem realen Leben jener Teile<br />

von Ostösterreich entlehnt, in denen<br />

ich aufgewachsen bin und lebe. Die<br />

agierenden Personen spiegeln sowohl<br />

vergangene als auch aktuelle Eindrücke<br />

wider. Ich übernehme Menschen aber niemals eins zu eins. Auch<br />

nicht mich. Vieles wird durch Fiktion ergänzt. Gut ist ein Text vermutlich<br />

ohnehin nur dann, wenn Leserin und Leser Teile von sich<br />

selbst in den handelnden Figuren entdecken können.<br />

Im Knochentandler wacht Erik noch relativ betrunken<br />

neben einem Totenkopf auf, was war dein unangenehmstes<br />

Aufwachen bisher?<br />

Oft sind die besten Geschichten ausgerechnet jene, an die man<br />

sich nicht mehr erinnern kann. Ich denke, hier schlummert in so<br />

manchem Kopf unwiederbringlich verlorengegangenes Material<br />

für großartige Romane. Leider auch bei mir.<br />

Dein Schreibstil ist sehr humorvoll, bist du privat auch ein<br />

lustiger Mensch?<br />

Um über Mord und Totschlag schreiben zu können braucht man<br />

entweder viel Humor oder einen guten Psychiater.<br />

Wird es ein Wiedersehen mit Erik geben?<br />

Das Manuskript für einen dritten Kriminalroman mit Erik "Erki"<br />

Neubauer steht kurz vor der Fertigstellung. Das Buch wird im<br />

Frühjahr 2020 im Emons-Verlag erscheinen.<br />

Toll! Kannst du uns verraten um was es im nächsten Buch<br />

gehen wird?<br />

Sex & Drugs & Rock'n'Roll - und das mitten im beschaulichen<br />

Wien.<br />

Bummelstudent "Erki" Neubauer jobbt als Ferialpraktikant im<br />

Archiv eines lokalen Radiosenders. Als er den Song einer vergessenen<br />

Wiener Band der Siebzigerjahre zu neuem Leben erweckt,<br />

brechen jahrzehntelang verdrängte Konflikte wieder auf. Im<br />

Bestreben, mehr zur Bandgeschichte zu erfahren, sticht Erki in ein<br />

Wespennest aus alten Rivalitäten, Hass und Eifersucht. Er wird<br />

Zeuge eines Mordes und gerät schließlich selbst zwischen die<br />

Fronten.<br />

Passend zum Grundthema der Geschichte habe ich einen Song<br />

geschrieben, den ich mit befreundeten Musikern demnächst<br />

einspielen möchte. Die Aufnahme soll dann gemeinsam mit dem<br />

Buch erscheinen.<br />

Jetzt noch unsere sauschwere Buchteufel-Frage: Nenne uns<br />

deine drei Lieblingsbücher.<br />

Da ich mir ohnehin nie merke, welche Bücher ich schon alle in<br />

meinem Leben verschlungen habe, erkläre ich immer die drei<br />

Werke, die ich gerade lese, zu meinen Lieblingsbüchern. Zurzeit<br />

sind das "Wien Pop" von Walter Gröbchen, Thomas Miessgang,<br />

Florian Obkircher und Gerhard Stöger; "White Tears" von Hari<br />

Kunzru; und die Gregg Allman Biographie "My Cross To Bear".<br />

Alle drei Titel haben mit meinem nächsten Wien-Krimi zu tun, der<br />

nicht nur sehr humorvoll, sondern auch außergewöhnlich musikalisch<br />

werden wird.<br />

Vielen Dank für das Interview.<br />

41 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>

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