Taxi Times München - März / April 2019
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TITELTHEMA<br />
MEHR ALS NUR<br />
ECKPUNKTE<br />
Der Bundesverband <strong>Taxi</strong> und Mietwagen e. V. (früher BZP) hat auf<br />
Scheuers Eckpunkte mit einer Gegenposition reagiert. Er fordert<br />
darin unter anderem einen fairen Wettbewerb.<br />
FAIRER WETTBEWERB FÜR DIE MOBILITÄT VON MORGEN<br />
Das Personenbeförderungsgesetz soll in der aktuellen<br />
Legislaturperiode novelliert werden. Diese Reform muss<br />
die Potenziale der Digitalisierung nutzen, die Verlässlichkeit<br />
der Personenbeförderung erhalten und gute<br />
Arbeitsbedingungen sicherstellen.<br />
Leitmotiv muss die Festlegung des Koalitionsvertrags<br />
sein, „dass ein fairer Ausgleich (level playing field)<br />
zwischen den unterschiedlichen Beförderungsformen<br />
gewahrt bleibt“.<br />
Die <strong>Taxi</strong>- und Mietwagen-Branche will diese Modernisierung<br />
mitgestalten. Das sind unsere wichtigsten<br />
Anforderungen an die Reform:<br />
Fairer Wettbewerb der Anbieter<br />
<strong>Taxi</strong>s sind Teil der Daseinsvorsorge und des öffentlichen<br />
Personennahverkehrs. Als solches sind sie verpflichtet,<br />
Beförderung für jedermann rund um die Uhr, flächendeckend<br />
und zu festen Preisen anzubieten. Um diese<br />
besondere Funktion auch weiterhin erfüllen zu können,<br />
müssen sie aktiv vor unfairem Wettbewerb geschützt<br />
werden.<br />
Die Rückkehrpflicht für auftragslose Mietwagen muss<br />
beibehalten werden. Das System <strong>Taxi</strong> als Teil der<br />
Daseinsvorsorge wäre mit dem Wegfall der Rückkehrpflicht<br />
am Ende. Wird die Rückkehrpflicht abgeschafft,<br />
öffnet die Politik alle Schleusen für Unternehmen wie<br />
Uber. Die Realität sähe dann folgendermaßen aus:<br />
• Unternehmen wie Uber können betriebswirtschaftlich<br />
entscheiden, wann und wo es lukrative Fahrten gibt, und<br />
nur diese Nachfrage bedienen. <strong>Taxi</strong>s können das nicht:<br />
Sie haben eine Betriebs- und Beförderungspflicht und<br />
müssen rund um die Uhr jeglichen Bedarf abdecken, ob<br />
lukrativ oder nicht.<br />
• Unternehmen wie Uber handeln nach dem klassischen<br />
Marktprinzip: Angebot und Nachfrage. Ist die Nachfrage<br />
groß, steigt der Preis. Eine Uber-Fahrt am Silvesterabend<br />
ist bei gleicher Strecke mindestens doppelt so teuer wie<br />
an normalen Tagen. Das können <strong>Taxi</strong>s nicht, sie müssen<br />
immer und überall denselben Preis anbieten, der<br />
behördlich festgeschrieben ist.<br />
• Unternehmen wie Uber übernehmen keine Verantwortung<br />
als Arbeitgeber. Sie stellen sich als eine Vermittlungsplattform<br />
dar, die 25 % vom Ertrag der von ihr<br />
vermittelten Fahrten bekommt. Ob der Fahrer angestellt<br />
ist – und wenn ja, unter welchen Bedingungen – oder ob<br />
er seine Pausen und Arbeitszeiten einhält, wird von<br />
Unternehmen wie Uber nicht überprüft. Das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
hingegen ist Arbeitgeber: Es übernimmt Verantwortung,<br />
zahlt Mindestlohn und Abgaben für seine Angestellten<br />
sowie Steuern.<br />
• Unternehmen wie Uber unterliegen nicht dem<br />
Konzessionsrecht. Die Anzahl der Autos ist durch den<br />
Staat nicht regulierbar. Bei <strong>Taxi</strong>s ist das anders: Hier<br />
werden Konzessionen vergeben. Wenn man die Rückkehrpflicht<br />
abschafft, wird es zu einem Verkehrskollaps in<br />
unseren Städten kommen, denn die Anzahl der herumfahrenden<br />
und nach Kunden suchenden „Mietwagen“ wird<br />
sprunghaft ansteigen – und die Politik kann (dann)<br />
nichts mehr dagegen unternehmen. Zu beobachten ist<br />
dieses Phänomen bereits in vielen Städten wie z. B. in<br />
New York, San Francisco und Amsterdam.<br />
Der Erhalt der Rückkehrpflicht ist Arbeitsschutz,<br />
Verbraucherschutz und Umweltschutz. Er ist die zentrale<br />
Forderung des <strong>Taxi</strong>gewerbes. Einen fairen Wettbewerb<br />
kann es nur mit Erhalt der Rückkehrpflicht geben.<br />
Kommunale Aufsichtsbehörden müssen – mehr als<br />
bisher – durch regelmäßige Kontrollen sicherstellen,<br />
dass die Regeln für die Personenbeförderung eingehalten<br />
werden. Die Kontingentierung der Lizenzen einerseits<br />
und die Überprüfung der Berufszugangsvoraussetzungen<br />
nach dem „Hamburger Modell“ andererseits sind wichtige<br />
Grundpfeiler, die einen fairen Wettbewerb sicherstellen.<br />
Gute Arbeit für Fahrerinnen und Fahrer<br />
Um auch in Zukunft einen flächendeckenden <strong>Taxi</strong>service<br />
anbieten zu können, muss das <strong>Taxi</strong>gewerbe weiterhin ein<br />
attraktiver Arbeitgeber sein. Sichere und gute Arbeitsplätze<br />
gibt es nicht mit Dumping-Löhnen. Dumping-Anbietern,<br />
die ihre Fahrer in eine prekäre Selbstständigkeit<br />
mit Dumping-Löhnen zwingen, darf nicht der Weg bereitet<br />
werden. Für <strong>Taxi</strong>fahrer und Mietwagenfahrer sollten<br />
gleiche Voraussetzungen gelten.<br />
Mehr Sicherheit für alle Fahrgäste<br />
Jede Person, die Menschen in ihrem Fahrzeug gewerbsmäßig<br />
befördert, muss dazu nachprüfbar qualifiziert sein.<br />
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