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Leseprobe stahl und eisen 09/2019

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ISSN 0340-4803<br />

9/<strong>2019</strong><br />

September <strong>2019</strong><br />

Zeitschrift für die<br />

Herstellung <strong>und</strong><br />

Verarbeitung von<br />

Eisen <strong>und</strong> Stahl<br />

Maenken Kommunikation GmbH<br />

Von-der-Wettern-Straße 25 · 51149 Köln<br />

PVSt, Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt, 6447


GLÄNZEND IN FORM<br />

SMS Mevac: RH-Technologie<br />

Leichter, sicherer, umweltfre<strong>und</strong>licher. Hochfeste<br />

Mehrphasenstähle für den modernen Automobilbau<br />

sind das Ergebnis unserer sek<strong>und</strong>ärmetallurgischen<br />

Technologiekompetenz. Ihr Vorteil: Gewicht<strong>und</strong><br />

Kostenersparnis sowie nachhaltige, sichere <strong>und</strong><br />

stabile Produktion moderner Autos.<br />

Unser umfassendes Know-how innerhalb der leistungsfähigsten<br />

Verfahren <strong>und</strong> Prozessrouten verbessert<br />

die Stahlqualität erheblich <strong>und</strong> sichert unseren<br />

K<strong>und</strong>en den entscheidenden Mehrwert in deren<br />

Märkten.<br />

Leading partner in the world of metals<br />

www.sms-group.com


Vom Wind des Wandels<br />

zum perfekten Sturm?<br />

konstant ist nur der Wandel, denn wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit. In der<br />

aktuellen Ausgabe können Sie das beispielsweise im Firmenportrait über Lechler ab Seite<br />

56 nachlesen. Angefangen hat das Unternehmen 1879 – noch zwei Jahre vor der Erstausgabe<br />

von <strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> – als Handelshaus für diverse Schutzanstriche sowie Dichtungen für die<br />

aufstrebende Automobilindustrie. Heute ist Lechler ein Spezialist für Düsen- <strong>und</strong> Sprühsysteme,<br />

der Unternehmen der Stahlindustrie bei der Steigerung ihrer Energieeffizienz unterstützen<br />

kann. Das wiederum trägt ganz zeitgemäß dazu bei, den CO 2<br />

-Ausstoß zu reduzieren. Wie wichtig<br />

das Thema ist, zeigt auch „KlimPro-Industrie“ (Seite 10) auf: Das B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Bildung <strong>und</strong> Forschung will über die derart abgekürzte Richtlinie u.a. Projekte der Eisen- <strong>und</strong><br />

Stahlindustrie fördern, die Prozessemissionen vermeiden sollen. Im Gegenzug dazu unterstützt<br />

die EU durch den „Recherchefonds für Kohle <strong>und</strong> Stahl“ übrigens weiterhin Projekte zur<br />

Kohleverstromung, wie neulich in unseren Online-News auf <strong>stahl</strong><strong>eisen</strong>.de stand. Dennoch:<br />

Der Wind des politischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Wandels weht dominant aus der ökologischen<br />

Richtung, wie Sie beispielhaft zur vielfach geforderten „CO 2<br />

-Steuer“ auf Seite 18 <strong>und</strong> im Stahlgezwitscher<br />

auf Seite 81 mit Tweets von Guido Kerkhoff oder Sebastian Grieme nachlesen<br />

können. In einem solchen Umfeld bauen clevere Unternehmen sprichwörtliche Mühlen (wie<br />

beispielsweise eine Methanol-Pilotanlage, siehe Seite 31) statt Mauern.<br />

Torsten Paßmann,<br />

Redaktionsleiter<br />

Gleichzeitig muss sich die Branche wetter- bis sturmfest machen, wie zum wiederholten Male<br />

der aktuelle, sich erneut eintrübende BMWi-Ausblick (S. 63) <strong>und</strong> speziell die jüngsten Pflichtveröffentlichungen<br />

börsennotierter Konzerne andeuten (S. 58). Die Autokonjunktur als einer<br />

der zentralen Abnehmer stottert <strong>und</strong> schon hakt es andernorts. Andritz plant „Anpassungen“,<br />

was zum Stellenabbau bei Tochter Schuler führen soll, thyssenkrupp hadert mit Grobblech<br />

<strong>und</strong> Saar<strong>stahl</strong>, wo man sich einerseits über neue Azubis freut, führt andererseits Kurzarbeit<br />

ein. ArcelorMittal hatte u.a. für Bremen bereits im Mai eine Produktionskürzung angekündigt.<br />

(Ausgabe 6/19).<br />

Aus dem „Wind des Wandels“ der gesellschaftspolitischen Forderungen kann sich bei einer weiter<br />

nachlassenden Wirtschaft <strong>und</strong> eines zusätzlichen Preisdrucks durch Import<strong>stahl</strong> schnell ein<br />

„perfekter Sturm“ formen, der die europäische Industrie schädlich durcheinanderwirbelt <strong>und</strong><br />

in Teilen sogar hinwegfegt. Vom Gr<strong>und</strong>satz her bin ich weiterhin überzeugt, dass die Branche<br />

dank ihrer Innovationskraft bestehen kann. Aber dann muss auch die Politik ihr Scherflein<br />

dazu beitragen. Wer in Europa die Rahmenbedingungen verschärft, muss importierten Stahl<br />

mit den gleichen Maßstäben messen.<br />

Quer über das Heft<br />

verteilt finden Sie<br />

eine Reihe von<br />

QR-Codes, die Sie mit<br />

Ihrem Smartphone<br />

scannen können.<br />

Dahinter verbergen<br />

sich zahlreiche<br />

nützliche Links.<br />

Glück auf!<br />

torsten.passmann@<strong>stahl</strong><strong>und</strong><strong>eisen</strong>.de<br />

PS: Im Sinne der Zukunftsplanung, genauer: um das unternehmerische Erbe auch für Generationen<br />

zu bewahren, kann sich die Gründung einer Stiftung anbieten. Einen ersten Eindruck,<br />

worauf es ankommt, gewährt Ihnen Stiftungsexperte Tobias Karow auf den Seiten 64 <strong>und</strong> 65.<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 139 (<strong>2019</strong>) Nr. 9<br />

3


6<br />

44<br />

Oliver Falk<br />

Stefan Berger<br />

Almut Albiez<br />

Namen + Nachrichten<br />

Personalia der jüngsten Vergangenheit: u.a. Danieli Germany,<br />

Klöckner & Co. <strong>und</strong> Steuler KCH mit neuer Führung,<br />

Bertha-Benz-Preis vergeben<br />

Roboter zur Wartung<br />

des Pfannenschiebers<br />

Ein neuartiges System verbessert die Qualität<br />

<strong>und</strong> Wiederholbarkeit der Vorgänge wie auch die<br />

Bedingungen für die Arbeiter.<br />

INHALT<br />

Ausgabe 9/<strong>2019</strong><br />

AKTUELLES<br />

6 Namen + Nachrichten: Danieli Germany,<br />

Klöckner & Co, DStV <strong>und</strong> mehr<br />

34 Messen <strong>und</strong> Konferenzen: EMO, ESSC<br />

& Duplex, Stahl Tag <strong>2019</strong>, CastForge,<br />

Deburring Expo<br />

Titelbild:<br />

Automatisierung<br />

<strong>und</strong> Digitalisierung<br />

können traditionelle<br />

Prozesse verbessern,<br />

auch wenn Originalbauteile<br />

brechen<br />

oder veraltet sind.<br />

Foto: shutterstock<br />

10 Wirtschaft + Industrie: KlimPro-Industrie,<br />

British Steel, CO 2<br />

-Steuer <strong>und</strong> mehr<br />

19 Ländermeldungen: Bulgarien, China,<br />

Taiwan <strong>und</strong> mehr<br />

TECHNIK + TRENDS<br />

Industrie 4.0 / Industry 4.0<br />

24 Using Interpretable Machine Learning to<br />

Predict the Electrical Energy Consumption<br />

of an Electric Arc Furnace<br />

Vorhersage zum Energieverbrauchs eines<br />

Elektrolichtbogenofens mittels Machine<br />

Learning<br />

Leo S. Carlsson, Peter B. Samuelsson, Pär G. Jönsson<br />

30 Projekt AddSteel: Neue Stahlwerkstoffe für<br />

den 3D-Druck<br />

INNOVATION + ENTWICKLUNG<br />

38 Deep Learning als neuer Ansatz für die<br />

Qualitätskontrolle in der Stahlproduktion<br />

Jasper Wognum, Johan Bernard<br />

Metallurgie / Metallurgy<br />

40 A Robot performs the Maintenance<br />

of the Ladle Sliding Gate<br />

Ein Roboter führt die Wartung des<br />

Pfannenschiebers durch<br />

Valentina Colla, Ruben Matino, Andrea Faes,<br />

Mauro Schivalocchi, L. Romaniello, A. Schröder<br />

47 SMS Concast <strong>und</strong> Kollmorgen entwickeln<br />

servomotorisch angetriebene Oszillation<br />

48 Obsoleszenzmanagement in der<br />

Stahlherstellung<br />

Jonathan Wilkins<br />

32 TU Wien: Computersimulation zu<br />

Verschleiß <strong>und</strong> Materialversagen<br />

Florian Aigner<br />

4 <strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 139 (<strong>2019</strong>) Nr. 9


58<br />

78<br />

Lösungsansätze für<br />

mehr Energieeffizienz<br />

Mit verschiedenen Sprüh- <strong>und</strong> Düsensystemen unterstützt<br />

Lechler Stahlhersteller in der ganzen Welt auf dem Weg zu<br />

„grünem Stahl“.<br />

QR-Codes in der Praxis<br />

Die kleinen Code-Quadrate lassen sich vielfältig anwenden,<br />

sei es im Marketing, in der Logistik oder zur Mitarbeiterinformation.<br />

UNTERNEHMEN + MÄRKTE<br />

50 Schmidtke & Sohn <strong>und</strong> Pallas<br />

machen fit für den Extremeinsatz<br />

56 Unternehmensportrait Lechler:<br />

Lösungsansätze für Energieeffizienz<br />

58 Pflichtveröffentlichungen zeigen:<br />

Die Branche steht unter Druck<br />

62 Bericht aus China: Wachsender<br />

staatlicher Konsolidierungsdruck<br />

RECHT + SERVICE<br />

64 Gründen statt vererben: Meine Stiftung,<br />

mein Fußabdruck<br />

Tobias Karow<br />

67 Rechtstipp: Diskriminierungsschutz<br />

nach AGG für den GmbH-Geschäftsführer<br />

Gunter M. Hoffmann<br />

BERUF + KARRIERE<br />

68 Effektive Strategieplanung <strong>und</strong> -umsetzung:<br />

„Hoshin Kanri“ als Mittel<br />

Daniela Kudernatsch<br />

PRISMA<br />

74 Fahrradständer aus Edel<strong>stahl</strong> Rostfrei<br />

DIGITAL<br />

78 QR-Codes in der Praxis<br />

Nils Engelking<br />

80 DESI-Index<br />

81 Stahlgezwitscher<br />

STANDARDS<br />

3 Editorial<br />

78 Termine<br />

78 Mitglieder Stahlinstitut VDEh<br />

82 Inserentenverzeichnis<br />

82 Themen im nächsten Heft<br />

82 Impressum<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 139 (<strong>2019</strong>) Nr. 9<br />

5


AKTUELLES<br />

Namen + Nachrichten<br />

Stefan Berger leitet jetzt Danieli Germany<br />

Das italienische Unternehmen Danieli,<br />

einer der drei großen Hersteller<br />

von Anlagen für die Stahl- <strong>und</strong><br />

NE-Metallindustrie, hat in der Tochtergesellschaft<br />

Danieli Germany mit<br />

Standorten in Meinerzhagen, Kassel<br />

<strong>und</strong> Duisburg die Führung neu<br />

aufgestellt: Seit Juli ist Stefan Berger<br />

als neuer Geschäftsführer verantwortlich.<br />

Er löst den bisherigen<br />

Geschäftsführer Jörg Schröder ab.<br />

Nach seinem Maschinenbaustudium<br />

an der BEUTH Hochschule<br />

für Technik in Berlin (ehemals<br />

TFH) arbeitete Berger 24 Jahre bei<br />

dem deutschen Anlagenbauer SMS<br />

group. Dort startete er zunächst als<br />

Montageingenieur im Geschäftsbereich<br />

Flach auf Baustellen in<br />

Deutschland, Taiwan <strong>und</strong> Japan,<br />

bevor er 1996 als Projektingenieur<br />

in den technischen Vertrieb<br />

von Warmbandstraßen wechselte<br />

<strong>und</strong> im Jahr 2001 dann die Leitung<br />

der Abteilung übernahm.<br />

Im Jahr 2015 stieg Berger bei Danieli<br />

Germany ein <strong>und</strong> war dort<br />

in der Position als Executive Vice<br />

President für den Produktbereich<br />

armflachalzerke bei anieli<br />

Wean United verantwortlich.<br />

Danieli<br />

www.danieli.com<br />

Stefan Berger stieg 2015 bei<br />

Danieli Germany ein.<br />

Foto: Danieli Germany<br />

Almut Albiez erhält Bertha-Benz-Preis <strong>2019</strong> für Leichtbauforschung<br />

Der Leichtbau gilt als Schlüsseltechnologie<br />

in Branchen wie der<br />

Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt oder der<br />

Automobilindustrie. Für entsprechende<br />

Anwendungen könnten<br />

die Forschungsergebnisse von Dr.-<br />

Ing. Almut Albiez f<strong>und</strong>amental<br />

neue Chancen eröffnen. Für ihre<br />

Dissertation „Mechanische Charakterisierung<br />

<strong>und</strong> Untersuchung des<br />

Verformungsverhaltens hochfester<br />

Strukturen mit 3D-Mikroarchitektur“<br />

ist sie deshalb mit dem diesjährigen<br />

Bertha-Benz-Preis ausgezeichnet<br />

worden. Angefertigt<br />

wurde die Arbeit am IAM-WBM,<br />

dem Institut für Angewandte Materialien<br />

– Werkstoff- <strong>und</strong> Biomechanik<br />

des Karlsruher Instituts für<br />

Technologie (KIT).<br />

Dank Albiez wissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse können künftig Instabilitätspunkte<br />

maßgeschneidert<br />

konstruktiv verstärkt werden. Vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> ökologischer<br />

Nachhaltigkeit <strong>und</strong> notwendiger<br />

Ressourcenschonung ist eine Anwendung<br />

besonders in mobilen<br />

Systemen denkbar, da Leichtbaukonstruktionen<br />

eine signifikante<br />

Material- <strong>und</strong> Energieeinsparung<br />

ermöglichen.<br />

Mit dem Bertha-Benz-Preis<br />

zeichnet die Daimler <strong>und</strong> Benz<br />

Stiftung jährlich eine Ingenieurswissenschaftlerin<br />

aus, die in<br />

Deutschland eine herausragende<br />

Promotion mit dem akademischen<br />

Grad Dr.-Ing. abgeschlossen hat.<br />

Mit der Auszeichnung möchte<br />

die Stiftung auf die Leistungen<br />

von Frauen in den Ingenieurswissenschaften<br />

hinw<strong>eisen</strong> <strong>und</strong><br />

sie ermuntern, ein Studium in<br />

diesen Disziplinen aufzunehmen<br />

<strong>und</strong> eine wissenschaftliche Karriere<br />

einzuschlagen. Dotiert ist der<br />

Preis mit 10 000 Euro.<br />

Daimler <strong>und</strong> Benz Stiftung<br />

www.daimler-benz-stiftung.de<br />

Steuler-KCH Materials jetzt mit drei Geschäftsführern<br />

Die neuen Geschäftsführer Ulf<br />

Frohneberg <strong>und</strong> Christian Dutschke<br />

erweitern <strong>und</strong> komplettieren den<br />

Führungskreis von Steuler-KCH Materials.<br />

Neben Arne Pochert werden<br />

somit zwei weitere Personen aus<br />

internen Kr<strong>eisen</strong> mit der Führung<br />

des operativen Geschäfts betraut.<br />

Frohneberg, der seit 2015 im Steuler-Konzern<br />

die Gesamtverantwortung<br />

für den Geschäftsbereich Refractory<br />

Linings innehat, soll auch<br />

weiterhin die Feuerfestaktivitäten<br />

der Steuler-Gruppe vorantreiben.<br />

Dutschke verantwortet seit 2004 die<br />

Produktions- <strong>und</strong> Entwicklungseinheiten,<br />

welche heute dem Feld der<br />

Surface Protection Linings zugeordnet<br />

sind. Auch er werde nach Angaben<br />

des Unternehmens diese Aufgaben<br />

in Personalunion weiterführen.<br />

Andreas Grimm legte sein Mandat als<br />

Geschäftsführer nieder, bleibt jedoch<br />

Prokurist der Gesellschaft.<br />

Steuler-KCH Materials<br />

www.steuler-kch.de<br />

6<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 139 (<strong>2019</strong>) Nr. 9


DStV <strong>und</strong> bauforum<strong>stahl</strong>: Führung bestätigt, Alain Witry zurück<br />

Alain Witry<br />

Bei der Mitgliederversammlung<br />

des Verbandes bauforum<strong>stahl</strong><br />

<strong>und</strong> des Deutschen Stahlbauverbands<br />

(DStV) Mitte Juli in<br />

Hamburg wurden die führenden<br />

Köpfe in ihren Ämtern bestätigt:<br />

Stephan Lemgen als Vorsitzender<br />

von bauforum<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> Reiner<br />

Temme als DStV-Präsident. Nach<br />

seinem Ausscheiden im Jahr 2015<br />

wurde Alain Witry, Geschäftsführer<br />

von ArcelorMittal Commercial<br />

Long Deutschland, als stellvertretender<br />

Vorsitzender erneut in den<br />

Vorstand von bauforum<strong>stahl</strong> berufen.<br />

Er löst seinen Konzernkollegen<br />

Georges Axmann ab.<br />

Witry absolvierte sein Studium<br />

zum Diplom-Ingenieur im<br />

Stephan Lemgen<br />

Bereich des konstruktiven Stahlbaus<br />

an der RWTH Aachen. Sein<br />

beruflicher Einstieg erfolgte bei<br />

der Forschungsabteilung des luxemburgischen<br />

Arcelor-Vorgängers<br />

ARBED. Weitere Stationen führten<br />

ihn für sechs Jahre nach Südostasien<br />

<strong>und</strong> die Pazifikegion dann<br />

für vier Jahre in den Mittleren<br />

Osten. Es folgten leitende Positionen<br />

in Luxemburg <strong>und</strong> den<br />

Niederlanden. 2012 wurde ihm<br />

der Vertrieb von Langprodukten<br />

in Westeuropa <strong>und</strong> Skandinavien<br />

für die kaufmännische Abteilung<br />

von ArcelorMittal übertragen. Seit<br />

2014 ist Witry Geschäftsführer<br />

ArcelorMittal Commercial Long<br />

Deutschland in Köln.<br />

Reiner Temme<br />

Für sein erneutes Engagement<br />

macht Witry vor allem die aktuellen<br />

Industrietrends verantwortlich:<br />

„Die Abläufe in der bestehenden<br />

Stahllieferkette werden sich<br />

durch die Digitalisierung sowie<br />

durch hochleistungsfähige Netzwerke<br />

in absehbarer Zukunft stark<br />

verändern.“ Bauforum<strong>stahl</strong> sei für<br />

ihn eine geeignete Plattform, „um<br />

die Vernetzung innerhalb der bestehenden<br />

Lieferketten zu fördern<br />

<strong>und</strong> die Vorteile der Stahlbauweise<br />

modern <strong>und</strong> k<strong>und</strong>ennah in allen<br />

Segmenten zu kommunizieren.“<br />

bauforum<strong>stahl</strong><br />

www.bauforum<strong>stahl</strong>.de<br />

Klöckner & Co. stellt Vorstand neu auf<br />

Der Stahl- <strong>und</strong> Metallhändler<br />

Klöckner & Co hat sein Führungsteam<br />

neu aufgestellt. Jens<br />

Wegmann, der seit 2017 dem<br />

Vorstand des Konzerns angehörte,<br />

schied Ende Juli aus der Gesellschaft<br />

aus. Seine Aufgaben als<br />

COO übernehmen in Europa Gisbert<br />

Rühl, CEO der Gesellschaft,<br />

<strong>und</strong> in den USA John Ganem, der<br />

seit mehreren Jahren das operative<br />

Geschäft der US-Tochter<br />

Kloeckner Metals Corporation<br />

leitet. Oliver Falk übernimmt die<br />

Funktion des CFO, die übergangsweise<br />

auch von Rühl bekleidet<br />

wurde. Falk ist seit mehr als 25<br />

Jahren in leitenden Positionen im<br />

Oliver Falk, neuer CFO beim Stahl<strong>und</strong><br />

Metallhändler Klöckner & Co<br />

Foto: Klöckner & Co<br />

Konzern tätig <strong>und</strong> aktuell CFO<br />

von Kloeckner Metals Europe.<br />

Pressemeldungen zufolge wurde<br />

im Zuge der Neuaufstellung<br />

des Vorstands eine weitere Dezentralisierung<br />

der Aktivitäten<br />

beschlossen. Mit diesem Schritt<br />

möchte Klöckner & Co die unterschiedlichen<br />

Strukturen in<br />

den Ländern noch stärker organisatorisch<br />

berücksichtigen. Im<br />

Gegenzug führe dies zu einer<br />

Reduktion der Zuständigkeiten<br />

auf der Ebene der Konzernholding,<br />

die sich zukünftig auf die<br />

Kernfunktionen sowie die Ausgestaltung<br />

<strong>und</strong> Steuerung der Digitalisierungsstrategie<br />

fokussiere.<br />

Klöckner & Co<br />

www.kloeckner.com<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 139 (<strong>2019</strong>) Nr. 9<br />

7


AKTUELLES<br />

Wirtschaft + Industrie<br />

Besteuerung von CO 2<br />

-Emissionen steuerverfassungsrechtlich<br />

ausgeschlossen – andere Optionen möglich<br />

Wie eine „CO 2<br />

-Steuer“ steuersystematisch<br />

einzusortieren wäre,<br />

hat jüngst der wissenschaftliche<br />

Dienst des B<strong>und</strong>estages untersucht.<br />

In der Ausarbeitung (Az.<br />

WD 4 - 3000 - <strong>09</strong>4/19) kommt er<br />

dabei u.a. zu der Erkenntnis, dass<br />

„aus dem Diskurs noch nicht klar“<br />

werde, was genau unter dem „viel<br />

diskutierten Begriff“zu verstehen<br />

sei. Aus verfassungsrechtlichen<br />

Gründen scheide eine Besteuerung<br />

von CO 2<br />

-Emissionen jedenfalls aus,<br />

da es sich weder um den Verbrauch<br />

eines Verbrauchsguts, noch einen<br />

Rechts- bzw. Wirtschaftsvorgang<br />

oder den Besitz einer Sache handele.<br />

Eine Besteuerung einer<br />

CO 2<br />

-Emission ließe sich zudem<br />

keinem bestehenden Steuertypus<br />

zuordnen <strong>und</strong> sei mithin steuerverfassungsrechtlich<br />

ausgeschlossen.<br />

Ein zulässiges Mittel in Form<br />

einer Verbrauchsteuer wäre es, an<br />

Güter wie Kohle, Erdgas oder Diesel<br />

anzuknüpfen, deren Verbrauch<br />

zu CO 2<br />

-Emissionen führt.<br />

Zu einer ähnlichen Einschätzung<br />

kommt Prof. Dr. jur. Stefan<br />

Klinski von der Hochschule für<br />

Wirtschaftsrecht Berlin in einem<br />

Gutachten für das Öko-Institut.<br />

Sofern die CO 2<br />

-Emissionen nicht<br />

Steuergegenstand, sondern Bemessungsgröße<br />

seien, sei die Einführung<br />

eines CO 2<br />

-Zuschlags zur Energiesteuer<br />

verfassungsrechtlich<br />

unbedenklich. Dieser Zuschlag<br />

könne „auf sehr einfache Weise<br />

eingeführt <strong>und</strong> unbürokratisch<br />

umgesetzt werden“ <strong>und</strong> von „diesem<br />

entscheidenden Vorteil gegenüber<br />

anderen Vorschlägen“ sollte<br />

sich die Politik nicht durch „juristische<br />

Vorbehalte“ ablenken lassen,<br />

so Klinski. Im Gegenzug weist<br />

der B<strong>und</strong>esverband der Deutschen<br />

Industrie (BDI) mit dem 16 Seiten<br />

umfassenden Papier „Maßstäbe<br />

einer CO 2<br />

-Bepreisung“ auf die<br />

Gefährdung von Arbeitsplätzen<br />

<strong>und</strong> der Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Industrie hin <strong>und</strong> warnt vor<br />

Schnellschüssen.<br />

Bis dato ist der einzige Rechtsmechanismus,<br />

der an CO 2<br />

-Emissionen<br />

als solche anknüpft <strong>und</strong> den<br />

CO 2<br />

Preis auch direkt beeinflussen<br />

soll bz. beeinflusst der EUEmissionshandel.<br />

In diesem sind 1 870<br />

deutsche Anlagen erfasst, die im<br />

Jahr 2018 zusammen knapp 422<br />

Mio. t Kohlendioxid-Äquivalente<br />

(Mio. t CO 2<br />

-Äq) emittierten. Mit<br />

r<strong>und</strong> 298 Mio. t CO 2<br />

-Äq stammte<br />

der Löwenanteil von r<strong>und</strong> 70 %<br />

der Emissionen aus 939 Energieanlagen.<br />

Die 931 deutschen Industrieanlagen<br />

verursachten mit<br />

r<strong>und</strong> 124 Mio. t CO 2<br />

-Äq indes nur<br />

r<strong>und</strong> 30 % der Emissionen. Von<br />

dieser eilmenge entfielen <br />

auf die Eisen- <strong>und</strong> Stahlindustrie<br />

(etwa 38 Mio. t Kohlendioxid),<br />

29 % auf die mineralverarbeitende<br />

Industrie sowie 20 bzw. 14 %<br />

auf die affinerien <strong>und</strong> die chemische<br />

Industrie.<br />

Wissenschaftliche Dienste<br />

www.b<strong>und</strong>estag.de<br />

Additive Fertigung ist in Unternehmen angekommen<br />

Die additive Fertigung als Hilfsmittel<br />

bei der Produktentwicklung ist<br />

mittlerweile Alltag in Unternehmen.<br />

Das ist eine der Kernaussagen<br />

aus einer Studie des Vereins Deutscher<br />

Ingenieure mit 527 Teilnehmern.<br />

Für die Fertigung von Prototypen<br />

<strong>und</strong> Pilotserien setzen bereits<br />

r<strong>und</strong> 72 % auf Additive Manufacturing<br />

<strong>und</strong> weitere 16 % sehen diesen<br />

Anwendungsfall in zwei Jahren.<br />

Damit können lediglich weniger als<br />

13 % der Befragten kein Einsatzpotenzial<br />

für den 3D-Druck in ihrer<br />

Organisation vorstellen. Darüber<br />

hinaus nutzt bereits r<strong>und</strong> ein Drittel<br />

die additive Fertigung für die<br />

Produktion kompletter Endprodukte<br />

des eigenen Unternehmens oder<br />

wird dies innerhalb der kommen<br />

zwei Jahre umsetzen. Geht es um<br />

Ersatzteilmanagement, steigt der<br />

gemeinsame Wert auf 44 %. Durchgeführt<br />

wurde die Studie von der<br />

(Geplanter) Einsatz von 3D-Druck-Verfahren in Unternehmen<br />

Die Möglichkeit, AM für Prototypen, Fertigungsmittel <strong>und</strong> Endprodukte<br />

einzusetzen, sind bekannt <strong>und</strong> werden genutzt.<br />

RWTH Aachen mit dem VDI unter<br />

Ingenieuren quer durch alle Branchen.<br />

Dabei arbeitete r<strong>und</strong> die Hälfte<br />

der Befragten in Unternehmen<br />

mit über 1 000 Mitarbeitern bzw.<br />

dem Anlagen- <strong>und</strong> Maschinenbau<br />

sowie dem Fahrzeugbau.<br />

Verein Deutscher Ingenieure<br />

www.vdi.de<br />

Quelle: RWTH Aachen <strong>und</strong> VDI, N=527 Teilnehmer<br />

18<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 139 (<strong>2019</strong>) Nr. 9


Ländermeldungen<br />

BULGARIEN<br />

Alcomet weiht<br />

Strangpresse Hybrex<br />

25 von SMS group<br />

ein<br />

Die neue<br />

Strangpresslinie<br />

mit der Hybrex 25<br />

im Werk bei Alcomet<br />

in Schumen, Bulgarien<br />

Das Unternehmen Alcomet mit<br />

Sitz im ostbulgarischen Schumen<br />

hat seine neue Strangpresse<br />

Hybrex 25 von der SMS group<br />

eingeweiht. Nach Angaben des<br />

Düsseldorfer Anlagenbauers verfügt<br />

diese neue Generation von<br />

Strangpressen über eine innovative<br />

hybride Antriebstechnologie,<br />

die im Vergleich zu herkömmlichen<br />

Strangpressen den Energieverbrauch<br />

deutlich reduziert.<br />

Mit einer solchen Presse schaffe<br />

Alcomet die Voraussetzung für<br />

eine Ecoplants-Lösung <strong>und</strong> habe<br />

zugleich die Möglichkeit, seine<br />

Langzeitstrategie zu erweitern,<br />

heißt es in einer Pressemitteilung<br />

der SMS group.<br />

Joachim Schmidt, Head of Project<br />

Management bei der SMS group,<br />

merkte an: „Die Teams von Alcoment<br />

<strong>und</strong> SMS group konnten die Presse<br />

in Rekordzeit errichten <strong>und</strong> wurden<br />

für die äußerst professionelle Herangehensweise<br />

<strong>und</strong> Durchführung<br />

der Arbeiten gewürdigt. Daraus hat<br />

sich eine erfolgreiche <strong>und</strong> dauerhafte<br />

Partnerschaft der beiden Projektteams<br />

entwickelt.“ Alcomet produziert<br />

komlee Przisionsrofile für<br />

ein breites Anwendungsspektrum.<br />

Dabei handelt es sich sowohl um<br />

Standardrofile als auch um k<strong>und</strong>ensezifische<br />

Sonderrofile für<br />

vielerlei industrielle Anwendungen.<br />

CHINA<br />

Warmbreitbandstraße<br />

für Baosteel<br />

Zhanjiang <strong>und</strong><br />

Kooperationsvertrag<br />

mit Primetals<br />

Baosteel Zhanjiang, eine Tochtergesellschaft<br />

des chinesischen<br />

Konzerns Baoshan Iron and Steel,<br />

hat Primetals Technologies mit der<br />

Foto: SMS group<br />

Lieferung von Digitalisierungspaketen,<br />

Automationstechnik <strong>und</strong><br />

elektrotechnischen Anlagen für<br />

eine neue Warmbreitbandstraße<br />

beauftragt, die im Werk Zhanjiang<br />

in der südchinesischen Provinz<br />

Guangdong errichtet werden<br />

soll. In der entsprechenden Pressemeldung<br />

heißt es, die Integration<br />

von Industrie-4.0-Lösungen sei<br />

ein wichtiger Schritt in Richtung<br />

des gesetzten Ziels, „die weltweit<br />

modernste Warmbreitbandstraße<br />

mit intelligenter Technik zu errichten“.<br />

Des Weiteren wurde ein<br />

Kooperationsvertrag zur gemeinschaftlichen<br />

Entwicklung moderner<br />

Industrie-4.0-Lösungen im<br />

Warmwalzbereich unterzeichnet.<br />

Mithilfe der Industrie-4.0-Lösungen<br />

von Primetals Technologies<br />

soll die Warmbreitbandstraße<br />

für die Digitalisierung vorbereitet<br />

werden. Um Wirkungsgrad,<br />

Stabilität <strong>und</strong> Produktqualität<br />

des Walzprozesses zu verbessern,<br />

habe Primetals ihr Qualitätsmanagementsystem<br />

der Through-Process-Optimization<br />

(TPO) integriert.<br />

udem soll eine Profil Planheits<br />

<strong>und</strong> Konturregelung (APX) Modellierungsfunktionen,<br />

künstliche<br />

Intelligenz <strong>und</strong> eine Optimierung<br />

der Profilverteilung in den Prozess<br />

mit einbeziehen. Zwecks Verfügbarkeit<br />

<strong>und</strong> Produktivität setze<br />

Primetals darüber hinaus technologische<br />

Package Units zusammen<br />

mit Bildverarbeitungsprogrammen<br />

ein. Basis-Automatisierung,<br />

Messgeräte, Motoren <strong>und</strong> Antriebe<br />

ergänzen den Lieferumfang.<br />

Die neue Warmbreitbandstraße ist<br />

die zweite Anlage, die bei Baosteel<br />

in Zhanjiang errichtet wird. Sie hat<br />

eine Produktionskapazität von 4,5<br />

Millionen Jahrestonnen <strong>und</strong> produziert<br />

Coils mit einer Breite von<br />

720 bis 1 780 mm <strong>und</strong> einer Dicke<br />

zwischen 1,2 <strong>und</strong> 12,7 mm. Das<br />

aktuelle Projekt soll voraussichtlich<br />

Ende 2022 abgeschlossen sein.<br />

Benxi Iron & Steel<br />

beauftragt Kocks<br />

für RSB-Lieferung<br />

Die Benxi Iron & Steel Group beauftragte<br />

den Anlagenbauer Kocks<br />

aus Hilden mit der Lieferung eines<br />

Reduzier- <strong>und</strong> Sizingblocks (RSB)<br />

der Variante 370 ++/4 in 5.0 Ausführung.<br />

Benxi gehört zu Bengang Steel Plates,<br />

einer chinesischen Holdinggesellschaft<br />

mit Sitz in der Provinz<br />

Liaoning. Mit der Maßnahme<br />

beabsichtige Benxi, seinen Anteil<br />

am Bereich der hochwertigen<br />

Lagerstähle <strong>und</strong> Stählen für die<br />

Automobilindustrie weiter auszubauen.<br />

Der 3-Walzen-Block von<br />

Kocks soll hierfür das bestehende<br />

2-Walzen-System ersetzen <strong>und</strong><br />

zukünftig gerade Stäbe mit einer<br />

Schrittweite zwischen 12 <strong>und</strong> 80<br />

mm auf das Kühlbett fertig walzen.<br />

Die Inbetriebnahme ist für die<br />

zweite Jahreshälte 2020 geplant.<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 139 (<strong>2019</strong>) Nr. 9 19


TECHNIK + TRENDS<br />

erkstofftechnik<br />

Computersimulation zu Verschleiß <strong>und</strong> Materialversagen<br />

„Metalle ohne Fehler<br />

ren unbrauchbar<br />

Autor:<br />

Dr. Florian Aigner,<br />

TU Wien<br />

aterialverschlei ird seit vielen ahren mit einfachen emirischen esetzen beschrieben.<br />

An der echnischen Universitt ien gelingt nun ein lick auf die tieferen Ursachen.<br />

enn ir in ein lugzeug steigen<br />

ünschen ir uns dass die<br />

Flugzeughülle nicht spröde <strong>und</strong><br />

zerbrechlich sondern biegsam<br />

<strong>und</strong> elastisch ist.“<br />

Carsten Gachot<br />

E<br />

gal ob ahnrad alzlager<br />

oder üftgelenk<br />

erschlei lsst<br />

sich nicht vermeiden.<br />

berall o aterialien<br />

in direkten ontakt geraten<br />

o ruck <strong>und</strong> eibung auftritt<br />

kommt es irgendann zum aterialversagen<br />

leine isse knnen<br />

unter bestimmten Bedingungen<br />

achsen vielleicht bricht dann ein<br />

ahn aus einem ahnrad heraus<br />

<strong>und</strong> muss ausgetauscht erden.<br />

ie ribologie die issenschaft<br />

von eibung <strong>und</strong> erschlei<br />

analysiert solche Vorgänge seit<br />

vielen Jahrzehnten. „Es gibt viele<br />

alte Erfahrungserte die uns bis<br />

heute helfen aterialverschlei<br />

sinnvoll vorherzusagen sagt Prof.<br />

Carsten Gachot vom Institut für<br />

onstruktionsissenschaften <strong>und</strong><br />

Produktenticklung der U ien.<br />

„Aber diese empirischen Gesetze<br />

reichen nicht aus. Wir müssen<br />

verstehen as bei eibung <strong>und</strong><br />

erschlei auf mikroskoischer<br />

Ebene geschieht. Erst dann knnen<br />

ir beisielseise sagen elche<br />

Metalle oder Legierungen bei<br />

elchem Einsatzzeck mglichst<br />

lange haltbar sein erden fhrt<br />

er fort.<br />

Carsten Gachot <strong>und</strong> seinem Mitarbeiter<br />

aus der von ihm geleiteten<br />

Carsten Gachot möchte mit seiner Forschungsgruppe an der T Wien die<br />

tieferen rsachen von Materialverschleiß erörtern.<br />

ribologieorschungsgrue r.<br />

Stefan Eder gelingt es mit ilfe<br />

von omutersimulationen ichtige<br />

etails von erschleiEffekten<br />

zu erklren. abei zeigt sich<br />

auch: Nicht jeder Fehler ist unerünscht.<br />

Im egenteil. iele<br />

Unregelmigkeiten die man als<br />

aterialfehler bezeichnet sind<br />

sogar unverzichtbar <strong>und</strong> verbessern<br />

die Eigenschaften des Materials<br />

ganz enorm.<br />

Kein Material ist perfekt<br />

„Wenn in Lehrbüchern ein Metall<br />

auf atomarer Skala dargestellt<br />

ird dann sieht man meistens<br />

erfekt regelmig angeordnete<br />

Atome eines neben dem anderen.<br />

ie irklichkeit sieht aber vllig<br />

anders aus fasst arsten achot<br />

zusammen. berall gibt es inzige<br />

ehler manchmal fehlt ein Atom<br />

oder ganze Atomebenen verschieben<br />

sich stelleneise gegeneinander.<br />

enn die berflche belastet<br />

ird dann ird die ornstruktur<br />

des Materials je nach Last <strong>und</strong><br />

Ausgangsmikrostruktur feiner<br />

<strong>und</strong> erduldet damit die äußere<br />

Belastung besser.<br />

ange eit hatte man nur die<br />

glichkeit erkstoffe auf makroskoischer<br />

Ebene zu überrüfen<br />

eta indem man versuchte den<br />

charakteristischen usammenhang<br />

zischen elastung <strong>und</strong><br />

erformung zu messen leine<br />

elastungen verformen das erkstück<br />

geringfügig eine doelt so<br />

große Belastung verformt es ungefhr<br />

doelt so stark. ei strkeren<br />

elastungen ist dieser usammenhang<br />

nicht mehr ganz linear <strong>und</strong><br />

irgendann gelangt man in einen<br />

ereich in dem die erformung<br />

bestehen bleibt auch enn keine<br />

belastende raft mehr einirkt.<br />

Wenn man die Belastungsrichtung<br />

Foto T Wien<br />

32<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 139 (<strong>2019</strong>) Nr. 9


umdreht dann erinnert sich<br />

das aterial in geissem Sinn<br />

ieder an seine ursrüngliche<br />

ikrostruktur <strong>und</strong> stellt diesen<br />

ustand ieder her. ittlereile<br />

ließen sich solche Dinge nun aber<br />

am Computer berechnen <strong>und</strong> für<br />

makroskoische Effekte die lngst<br />

bekannt sind vllig neue mikroskoische<br />

Erklrungen finden so<br />

achot. as gelingt uns mit ilfe<br />

von olekulardnamikSimulationen<br />

auf atomarer Ebene die mit<br />

heutigen Supercomputern durchführbar<br />

sind. Vor einigen Jahren<br />

aren die technischen glichkeiten<br />

dafür einfach noch nicht<br />

gegeben ergnzt er.<br />

Fehler sind gut<br />

as iel von arsten achots orschung<br />

ist es nicht ehler im aterial<br />

möglichst vollständig zu beseitigen.<br />

Im egenteil iele ichtige<br />

Eigenschaften von aterialien kmen<br />

erst durch diese vermeintlichen<br />

ehler zustande. enn ir<br />

in ein lugzeug steigen ünschen<br />

ir uns dass die lugzeughülle<br />

nicht srde <strong>und</strong> zerbrechlich<br />

sondern biegsam <strong>und</strong> elastisch ist<br />

erklrt achot. enau das ird<br />

aber erst durch mikroskoische<br />

Unregelmigkeiten auf atomarer<br />

Skala ermglicht enn ehler<br />

im etall eingebaut sind knnen<br />

diese ehler andern das aterial<br />

kann sich verformen <strong>und</strong> dadurch<br />

kann es auf ueren ruck reagieren<br />

ohne gleich zu versagen. Ein<br />

etall ganz ohne ehler re unbrauchbar.<br />

Auch enn zei aterialien<br />

aneinander reiben spielen Materialfehler<br />

eine ichtige olle arsten<br />

Gachots Team untersucht am<br />

omuter elche Effekte dabei<br />

auftreten – <strong>und</strong> die Ergebnisse<br />

assen ausgezeichnet zu eerimentellen<br />

ef<strong>und</strong>en die oft ebenfalls<br />

an der TU Wien durchgeführt<br />

erden. Eerimente bleiben<br />

unverzichtbar aber am omuter<br />

haben ir mehr reiheiten. a<br />

knnen ir die Eigenschaften des<br />

aterials ganz frei hlen eine<br />

Materialprobe mit genau diesen<br />

sezifischen Eigenschaften gezielt<br />

herzustellen re oft kaum mglich<br />

erklrt achot.<br />

So kann das ribologieeam<br />

genau angeben elche aterial-<br />

arameter elche erschleiEffekte<br />

mit sich bringen. Abhngig<br />

von der Art der elastung der<br />

Temperatur oder anderen Größen<br />

knnen unterschiedliche etalllegierungen<br />

die beste Lösung sein.<br />

iemand knne im Eeriment<br />

alle arianten durchrobieren so<br />

achot doch mit omuterUnterstützung<br />

habe nun für die Tribologie<br />

ein ganz neues sannendes<br />

aitel begonnen.<br />

Technische Universität Wien<br />

www.tuwien.at<br />

Der Schlüssel zum Erfolg<br />

Das Lieferantenverzeichnis der Stahlindustrie in neuer Auflage<br />

• Aktuelle Übersicht an internationalen Lieferkontakten<br />

bei 27 Kategorien <strong>und</strong> 120 Rubriken<br />

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<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 139 (<strong>2019</strong>) Nr. 9 33


PRISMA<br />

Interview mit Thomas Kaiser, Geschäftsführer von „höfats“<br />

„Wer mit Feuer arbeitet,<br />

kommt an Stahl nicht vorbei“<br />

Autor:<br />

Niklas Reiprich<br />

Ähnlich wie der gleichnamige Berg in den Allgäuer Alpen, bewegt sich das Unternehmen<br />

„höfats“ gerade steil bergauf. Alleine in den vergangenen drei Jahren gewann das Team um<br />

die Gründer <strong>und</strong> Geschäftsführer Thomas Kaiser <strong>und</strong> Christian Wassermann mehr als 35<br />

internationale Designpreise. Ihre kreativen Produkte bewegen sich r<strong>und</strong> um das Thema<br />

offenes Feuer im Freien. Das Zusammenspiel von Technik <strong>und</strong> Design <strong>und</strong> die Vorzüge von<br />

Stahl erläutert Kaiser im Gespräch mit <strong>stahl</strong>-<strong>und</strong>-<strong>eisen</strong>-Redakteur Niklas Reiprich.<br />

Foto: hoefats<br />

2015 haben Christian<br />

Wassermann (l.) <strong>und</strong><br />

Thomas Kaiser das<br />

Unternehmen „höfats“<br />

gegründet. uvor<br />

hatten die beiden<br />

Fre<strong>und</strong>e Maschinenbau<br />

in Kempten <strong>und</strong><br />

anschließend Produktdesign<br />

in Berlin<br />

studiert. In den<br />

vergangenen drei<br />

Jahren gewannen sie<br />

mit ihren entwickelten<br />

Produkten mehr als 25<br />

internationale Designpreise.<br />

Kontakt:<br />

www.hoefats.com<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong>: Ihr Unternehmen<br />

vereint eine Design-Agentur<br />

mit kreativen Produktentwicklungen.<br />

Wie kam es dazu?<br />

Kaiser: Christian <strong>und</strong> ich haben<br />

gemeinsam in Kempten Maschinenbau<br />

studiert <strong>und</strong> im Anschluss<br />

Produkt-Design in Berlin. Durch<br />

unsere Doppelausbildung beherrschen<br />

wir das Spannungsfeld<br />

zwischen Design <strong>und</strong> Engineering.<br />

Das Agenturgeschäft haben<br />

wir ursprünglich gestartet, weil es<br />

als Dienstleistung in der Designbranche<br />

üblich ist. Parallel dazu<br />

haben wir eigene Produktideen<br />

entwickelt <strong>und</strong> vorangetrieben.<br />

So entstand höfats mit seinem<br />

heutigen Portfolio.<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong>: Auf welcher<br />

Idee basiert das Sortiment von<br />

höfats?<br />

Kaiser: Unsere erste Produktentwicklung<br />

war der hochfunktionale<br />

Holzkohlegrill „Cone“. Er lässt<br />

eine einfache <strong>und</strong> funktionale<br />

Hitzeregulierung zu <strong>und</strong> bringt<br />

ein optisch ansprechendes Design<br />

mit. Derartige Kombinationen sind<br />

im Grill- <strong>und</strong> Outdoorbereich sehr<br />

selten. Auch im Bereich der Feuerkörbe<br />

scheint es den meisten Anwendern<br />

zu reichen, eine Schale<br />

mit Holz zu füllen <strong>und</strong> zu entzünden.<br />

Für uns war das der Anlass,<br />

den multifunktionalen„Cube“ zu<br />

entwerfen. Die darin enthaltene<br />

Feuerschale bleibt schwerkraftbedingt<br />

immer im Lot <strong>und</strong> das Feuer<br />

kann beim Umdrehen des Würfels<br />

einfach gelöscht werden. In dem<br />

Zustand stellt er dann ein vielseitig<br />

nutzbares Outdoor-Möbel dar.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich geht es bei unseren<br />

Produkten um funktionalen Mehrwert<br />

<strong>und</strong> visuelle Innovation.<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong>: Welchen Stellenwert<br />

nimmt der Werkstoff Stahl<br />

für Sie ein<br />

Kaiser: Wer mit Feuer arbeitet,<br />

kommt an Stahl nicht vorbei.<br />

as aterial eist eine sehr filigrane<br />

<strong>und</strong> trotzdem tragfähige<br />

<strong>und</strong> belastbare Struktur auf. Wir<br />

wollen Produkte entwickeln, die<br />

möglichst langlebig sind <strong>und</strong> an<br />

denen man über lange Zeit Spaß<br />

hat. Durch unsere Erfahrungen<br />

im Maschinenbau <strong>und</strong> den Zugang<br />

zur Metallurgie kennen<br />

wir uns mit dem Werkstoff <strong>und</strong><br />

dessen Verarbeitung gut aus <strong>und</strong><br />

kennen seine Vorzüge. Für unsere<br />

Produkte gibt es keine ebenbürtige<br />

Alternative.<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong>: Ihre Produkte<br />

wurden vielfach ausgezeichnet,<br />

zuletzt die „Beer Box“ beim<br />

jüngsten Stahlinnovationspreis.<br />

Was hat die ur überzeugt<br />

Kaiser: Bei der „Beer Box“ war ausschlaggebend,<br />

dass der Materialwechsel<br />

den kompletten Mehrnutzen<br />

mitbringt. Eine Bierkiste aus<br />

Kunststoff ist lediglich ein Transportmittel<br />

für Flaschen. Wir haben<br />

einen Parameter – den Werkstoff<br />

– verändert <strong>und</strong> eine Kiste aus<br />

Corten-Stahl gefertigt. Dadurch ist<br />

sie alternativ als Transportmittel,<br />

Flaschenöffner, Feuerkorb, Grill<br />

oder Hocker nutzbar. Durch die<br />

Anlehnung an das Thema Bier<br />

werden natürlich vornehmlich positive<br />

Assoziationen geweckt <strong>und</strong><br />

die Menschen zum Schmunzeln<br />

gebracht. Das hat uns sicherlich<br />

geholfen.<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong>: Was ist in der<br />

Zukunft von höfats zu erwarten?<br />

Kaiser: Es wird jedenfalls nicht<br />

langweilig! Wir werden uns im<br />

Bereich des offenen Feuers weiter<br />

austoben <strong>und</strong> die Kollektion kontinuierlich<br />

ausbauen. Die Marke soll<br />

zukünftig auf sämtlichen Kanälen<br />

im Handel sichtbar sein – auch<br />

auf internationaler Ebene. Unserer<br />

aktuellen Linie werden wir aber<br />

vollkommen treu bleiben <strong>und</strong><br />

weiterhin innovative Produkte<br />

anbieten, die sich vom Status Quo<br />

unterscheiden.<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> ielen Dank für<br />

das Gesprch<br />

niklas.reiprich@<strong>stahl</strong><strong>und</strong><strong>eisen</strong>.de<br />

76<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 139 (<strong>2019</strong>) Nr. 9


PRISMA<br />

Hiesige Firmen als Vorlage<br />

Henrichshütte zeigt die Fotogenität von Schrott<br />

Noch bis zum 22. September<br />

zeigt der gebürtige Remscheider<br />

Künstler Gerd Mittendorf in<br />

seiner neuen Ausstellung in der<br />

Hattinger Henrichshütte Fotografien<br />

zum hema Schrott. Auch<br />

Motive von Materialien bergischer<br />

Traditionsunternehmen sind Gegenstand<br />

seiner Arbeit. Um den<br />

Schrott gebührend zu präsentieren,<br />

setzt Mittendorf vor allem<br />

auf Effekte, die durch verschiedene<br />

äußere Bedingungen wie Regen,<br />

Sonne <strong>und</strong> unterschiedliche<br />

Lichtverhältnisse entstehen. Dabei<br />

investiert er viel Zeit in eine<br />

Aufnahme, eine Nachbearbeitung<br />

seiner Bilder lehnt er jedoch konsequent<br />

ab: „Authentizität bleibt<br />

für mich etwas Gr<strong>und</strong>sätzliches.<br />

Erzeugen auch durch Weglassen<br />

gilt in meiner otografie erklrte<br />

Mittendorf bei der Vernissage der<br />

Ausstellung. Ebenso verzichte er<br />

darauf, seine Fotos zu beschriften<br />

oder ihnen Titel zu geben.<br />

Seine Leidenschaft für die<br />

Schrottotografie sei zufllig entstanden,<br />

äußert Mittendorf in verschiedenen<br />

Medienberichten. Vor<br />

einigen Jahren seien dem 80-jährigen<br />

während eines Spaziergangs<br />

auf einem Firmengelände nahe<br />

seines Wohnortes Radevormwald<br />

gelagerte Metall-Teile aufgefallen.<br />

Diese haben ihn derart fasziniert,<br />

dass er sie romt fotografierte.<br />

Zu diesem Zeitpunkt sei ihm bewusst<br />

geworden, „dass Schrott<br />

ja eigentlich ein Wertstoff“ sei.<br />

Seine aktuellen Werke basieren<br />

daher auf seinen Impressionen<br />

der Schauplätze hiesiger Firmen,<br />

darunter die Stahl- <strong>und</strong> Feinverarbeitungsblechfirma<br />

Ickert <br />

Mazur sowie das Remscheider<br />

Stahl-, Walz- <strong>und</strong> Hammerwerk<br />

Diro<strong>stahl</strong>.<br />

LWL-Industriemuseum<br />

Henrichshütte Hattingen<br />

www.lwl-industriemuseum.de<br />

Gespiegeltes Selbstportrait von Gerd Mittendorf,<br />

hier vor industrieller Kulisse.<br />

Foto: Gerd Mittendorf<br />

. Geburtstag Robert Biewend <strong>und</strong> die isenhüttenk<strong>und</strong>e<br />

Ein entscheidender Wegbereiter der Disziplin<br />

Die Lehren zur Eisenhüttenk<strong>und</strong>e<br />

blicken auf eine lange Geschichte<br />

zurück. Als ein entscheidender<br />

Wegbereiter der Disziplin gilt der<br />

ehemalige Hochschullehrer Robert<br />

Biewend, dessen Studien <strong>und</strong> Publikationen<br />

die hiesige Eisenhüttenk<strong>und</strong>e<br />

als eigenständiges wissenschaftliches<br />

Fach etablieren.<br />

Aktuell jährt sich sein Geburtstag<br />

zum 175. Mal.<br />

Biewend entstammt einer traditionsreichen<br />

Familie aus Bergmännern,<br />

dessen Ursprung zu Beginn<br />

des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts vermutet<br />

wird. Durchweg im Mittelpunkt<br />

historischen Belegmaterials steht<br />

die Berg- <strong>und</strong> Hüttenschule in<br />

Clausthal. An der Institution im<br />

Oberharz schlugen viele Mitglieder<br />

der Familie die Lauf bahn zum<br />

Bergmann ein – so auch Biewend.<br />

Dort nahm er 1864 das Studium<br />

der Berg- <strong>und</strong> Hüttenk<strong>und</strong>e auf. Es<br />

folgten ein Bergreferendariat <strong>und</strong><br />

die Beförderung in den höheren<br />

Dienst eines Bergassessors. Als<br />

solcher wurde er 1877 als Lehrer<br />

erneut an die Akademie berufen<br />

<strong>und</strong> blieb dort, bis er 1903 aus<br />

ges<strong>und</strong>heitlichen Gründen emeritiert<br />

wurde. Nach zehn weiteren<br />

Jahren starb er in Clausthal.<br />

Bis zu seinem Ruhestand lehrte<br />

Biewend Hüttenk<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

Probierkunst, wurde 1885 zum<br />

Bergrat ernannt <strong>und</strong> etablierte<br />

kurzum als Professor den neu geschaffenen<br />

Lehrstuhl für Eisenhüttenk<strong>und</strong>e.<br />

Im Rahmen dessen<br />

teilte er sein Wissen in zahlreichen<br />

wissenschaftlichen Beiträgen <strong>und</strong><br />

Publikationen, darunter seinerzeit<br />

renommierte Fachzeitschriften<br />

wie das polytechnische Journal.<br />

Auch im historischen Archiv von<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> findet sich ein<br />

Beitrag Biewends zum „Verhütten<br />

von Zinkerzen“ aus dem Jahr 1894.<br />

ur iograhie ieends finden<br />

sich in den Schriften zur Geschichte<br />

der Bergakademie Clausthal keine<br />

weiteren Angaben.<br />

Heute taucht der Name Biewend<br />

vor allem im Zusammenhang<br />

mit der populären Familie<br />

Koch auf. Sein Cousin war der<br />

Nobelpreisträger Robert Koch,<br />

der gr<strong>und</strong>legende Beiträge zum<br />

Auf bau der Tropenmedizin in<br />

Deutschland geleistet hat. Verheiratet<br />

war Biewend mit dessen<br />

Schwester, Helene Koch, mit der er<br />

auch zwei Kinder zeugte.<br />

niklas.reiprich@<strong>stahl</strong><strong>und</strong><strong>eisen</strong>.de<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 139 (<strong>2019</strong>) Nr. 9 77

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