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DVS-Berichteband-351-Leseprobe

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Legierung aus Blei und Zinn<br />

Die Herstellung einer Labial- oder einer Lingualpfeife ist auch heute noch handwerkliche Arbeit. Ausgenommen davon<br />

ist nur das Umformen des gegossenen Blechs zur Pfeife. Die Herstellung beginnt am Schmelzofen (Bild 3), in<br />

dem nach dem persönlichen Rezept der Orgelbauer seine Blei-Zinn-Legierung erschmilzt. Auf einem Band entsteht<br />

ein Gießblech (Bild 4), dessen Dicke mit handwerklicher Kunst eingestellt wird. Aus statischen Gründen kann bei<br />

langen Pfeifen eine nach oben zugehende Verdünnung notwendig sein.<br />

Nach dem Umformen des Blechs zu einer Pfeife werden die Längs- und Rundnähte in Handarbeit weichgelötet<br />

(Bild 5). Das Weichlot mit der geringsten Arbeitstemperatur hat die eutektische Zusammensetzung aus 63% Zinn<br />

und 37% Blei. Die Löttemperatur beträgt 168°C. Im 3. Jahrhundert v. Chr. baute der griechische Mechaniker Ktesibios<br />

eine Wasserorgel, im 1. Jahrhundert n. Chr. beschrieb Plinius eine Legierung aus Blei und Zinn zum Löten. Die<br />

Kirche entdeckte im 14. Jahrhundert die Orgel als Ausdruck ihrer Macht. Am Anfang des 18. Jahrhunderts machte<br />

Johann Sebastian Bach die Orgel zur Königin der Instrumente. Im 21. Jahrhundert wird sie Weltkulturgut. Als „Immaterielles<br />

Kulturerbe“ wird daraus die Verpflichtung, alte handwerkliche Kunst zu erhalten und sie den nächsten<br />

Generationen zu übergeben.<br />

Bild 4. Herstellung<br />

des Gießblechs.<br />

Bild 5. Die Längs- und Rundnähte<br />

der Orgelpfeifen werden in Handarbeit<br />

weichgelötet. (Bilder: Schmidt)<br />

Literatur<br />

[1] Schweitzer, A.: Kultur und Ethik. Verlag C.H. Beck, München 1990.<br />

[2] Zweig, S.: Die Monotonisierung der Welt. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1988.<br />

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