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Magazin für die Sauerländer Lebensart

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Friedrich Merz: Meine Frau ist, als unsere<br />

jüngste Tochter in den Kindergarten<br />

kam, wieder voll berufstätig geworden,<br />

und in der Tat, wir haben unsere<br />

Kinder so erzogen, dass sie einerseits<br />

ein Gefühl dafür mitgenommen haben,<br />

dass Kinder Zeit und Zuwendung beider<br />

Elternteile brauchen, und dass auf<br />

der anderen Seite eine gute Ausbildung<br />

die Grundlage schafft, dass man später<br />

Beruf und Familie möglichst gut miteinander<br />

verbinden kann. Das ist uns<br />

auch ganz gut gelungen.<br />

<strong>WOLL</strong>: Frauenquote: ja oder nein?<br />

Friedrich Merz: Eher nein, und wenn,<br />

dann nur dort, wo es gar nicht anders<br />

geht.<br />

„Ich kann an die<br />

Schülerinnen und Schüler nur<br />

dringend appellieren:<br />

Schaut Euch die großen<br />

Chancen im Handwerk und<br />

in der beruflichen dualen<br />

Ausbildung an.“<br />

<strong>WOLL</strong>: Kommen wir zurück zum<br />

Thema Karriereplanung. Von Seiten<br />

der Unternehmen hört man, dass sie<br />

keine Fach- und Nachwuchskräfte<br />

bekommen. Auf der anderen Seite<br />

haben viele junge Menschen, gerade<br />

hier auf dem Land, es schwer, den<br />

richtigen Beruf zu finden, der ihnen<br />

Freude macht und mit dem sie genügend<br />

verdienen. Was muss sich Ihrer<br />

Meinung nach verändern?<br />

Friedrich Merz: Mein altes Thema<br />

wird ganz offensichtlich wieder sehr<br />

aktuell: Es fehlt in fast allen Betrieben<br />

der Nachwuchs im Handwerk und bei<br />

den Facharbeitern. Ich kann an die<br />

Schülerinnen und Schüler nur dringend<br />

appellieren: Schaut Euch die großen<br />

Chancen im Handwerk und in der<br />

beruflichen dualen Ausbildung an. Es<br />

gab schon seit langer Zeit nicht mehr so<br />

viele berufliche Möglichkeiten, bis hin<br />

zum eigenen Betrieb. Und den Eltern<br />

möchte ich gern den Rat geben: Der<br />

Mensch fängt nicht erst beim Abiturienten<br />

an, manche Kinder haben große<br />

handwerkliche Begabungen und dafür<br />

gibt es gerade im ländlichen Raum sehr<br />

gute Ausbildungsmöglichkeiten.<br />

<strong>WOLL</strong>: Bleibt dem Nachwuchs vom<br />

Lande nur die Flucht in die Stadt?<br />

Friedrich Merz: Nein, da bin ich völlig<br />

anderer Meinung. Natürlich gehen viele<br />

zum Studium oder zur Ausbildung<br />

in die großen Städte, aber die beruflichen<br />

Möglichkeiten in den ländlichen<br />

Regionen sind richtig gut. Wir haben<br />

sehr gute Betriebe mit großen Karrierechancen,<br />

wir haben überwiegend gute<br />

Schulen, Sport und Freizeit haben einen<br />

hohen Wert und wir bewegen uns<br />

fast staufrei zwischen Wohnort und<br />

Arbeitsplatz. Da wollte ich mit den<br />

Ballungsräumen nicht tauschen. Verbessern<br />

müssen wir sicher beständig das<br />

kulturelle Angebot, aber auch das kann<br />

sich vielerorts sehen lassen.<br />

<strong>WOLL</strong>: Ich habe das <strong>Sauerland</strong> verlassen,<br />

um in der Stadt zu arbeiten.<br />

Neben besseren Karrierechancen<br />

spielten noch weitere Faktoren eine<br />

wichtige Rolle zum Beispiel die<br />

schlechten Busverbindungen oder<br />

der zunehmende Ärztemangel. Wie<br />

kann man Ihrer Meinung nach das<br />

Leben auf dem Land wieder attraktiver<br />

machen?<br />

Friedrich Merz: Die Infrastruktur ist<br />

in der Tat ein Thema. Das beginnt mit<br />

dem Breitbandausbau und geht über<br />

den öffentlichen Personennahverkehr<br />

und die Verkehrsanbindung auf der<br />

Straße bis hin zur Ärzteversorgung.<br />

Aber wenn ich zurückschaue auf die<br />

Zeit, als ich als Abgeordneter begonnen<br />

habe, für die Region zu arbeiten, das ist<br />

jetzt ziemlich genau 30 Jahre her, dann<br />

hat sich in der Zeit bis heute vieles bereits<br />

verbessert. Ich würde sagen: Wir<br />

haben schon viel geschafft, es bleibt<br />

aber auch noch viel zu tun.<br />

<strong>WOLL</strong>: Herr Merz, wir bedanken<br />

uns ganz herzlich für das Interview<br />

und die eindeutigen Worte.<br />

Stephy Kesting aus Lennestadt-Oedingerberg arbeitet bei der kajdao GmbH in Dortmund und schreibt<br />

regelmäßig für das <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong>, Friedrich Merz und Carla Wengeler aus Sundern, Volontärin<br />

beim <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong>, beim Interview im Büro von Friedrich Merz.<br />

34 64 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>

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