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Die Tagesmutter<br />

Jutta Lammert betreut schon seit 23 Jahren Tageskinder<br />

Christel Zidi<br />

Tom Linke<br />

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“<br />

Johann Wolfgang von Goethe<br />

Es ist ein schöner, warmer Sommertag. Tagesmutter<br />

Jutta Lammert erwartet mich zum Interview.<br />

Schon aus einiger Entfernung höre ich Kinderlachen.<br />

So folge ich den Kinderstimmen und gelange in<br />

einen etwas wilden, großen Garten. Drei kleine Jungs<br />

kommen zaghaft nach, als Jutta Lammert und ihr Mann<br />

mich freundlich begrüßen. Jutta Lammert hat den Jungs<br />

schon erzählt, dass ich komme. Meinen Namen konnten<br />

sie sich allerdings nicht merken, deshalb haben sie<br />

auf „Heidi“ gewartet. Und auch wenn ich nicht Heidi<br />

bin, ist die Scheu schnell überwunden. Als wir nach ein<br />

paar Minuten zum Kaffeetisch gehen, hat ein Junge sein<br />

Händchen in meine Hand gelegt. Obwohl ich plattdeutsch<br />

besser als Kleinkindersprache verstehe, kommt<br />

auch mit den knapp Dreijährigen schnell eine Unterhaltung<br />

in Gang.<br />

Die 49-Jährige Tagesmutter konzentriert sich auf unser<br />

Gespräch. Trotzdem schweifen ihre Augen immer wieder<br />

zu „ihren“ Kindern. Keine Minute lässt sie sie aus den<br />

Augen. Verantwortungsgefühl und Fürsorglichkeit – diese<br />

beiden soft skills konnte ich schon am Telefon raushören,<br />

als ich mit ihr einen Termin vereinbarte. Den Tagesablauf<br />

der Kinder wollte sie auf gar keinen Fall durcheinander<br />

bringen.<br />

„Wir Tagesmütter<br />

arbeiten den Kindergärten<br />

quasi zu“<br />

Neue Kinder<br />

„Vier meiner Tageskinder gehen nach den Ferien in den<br />

Kindergarten, zwei bleiben“, erklärt sie. Dann kommen<br />

vier neue Kinder hinzu. Auf meine Frage, ob es ihr denn<br />

nicht schwerfällt, die Kinder loszulassen, antwortet sie: „Ich<br />

habe gelernt, damit umzugehen.“ Schon einige Wochen<br />

vorher arbeitet sie auf diese ‘Ablösesituation’ hin, damit die<br />

Situation für die Kinder völlig normal, sogar mit großer<br />

Freude verbunden ist. „Genau das ist aber auch mein Job.<br />

Jedes Kind ist anders. Als Tagesmutter ist man unheimlich<br />

nah dran an den jeweiligen Bedürfnissen. Die Kinder müssen<br />

einen Schritt weiter gehen, eine neue Situation kennenlernen.“<br />

Solche Übergänge hat man als ein Erwachsener<br />

schon viele Male erlebt - wie man damit umgeht, erlernt<br />

man als Kleinkind. Auch ihren eigenen Kindern, 21 und<br />

25 Jahre alt, hat sie „Flügel“ gegeben. Nach Auslandsaufenthalten<br />

wohnen die beiden in Köln und Essen.<br />

Die vier Kinder, die im August neu zu ihr kommen, sind<br />

alle 12 Monate alt sind. Das bedeutet, dass die Kleinen<br />

noch nicht richtig laufen können. Aus diesem Grunde hat<br />

ihr Mann Reiner ihr jetzt einen Vierer-Kinderbus gekauft.<br />

Schließlich geht es jeden Tag mit den Kindern nach<br />

draußen, meistens in den Garten. Dort können die Kinder<br />

alle Spielgeräte nutzen. „Kinder gehören nach draußen“,<br />

erklärt sie, „Das Draußenspielen untereinander macht<br />

Kinder stark.“<br />

42 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>

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