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Magazin für die Sauerländer Lebensart

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Unterschätze nie ältere Damen!<br />

Ein Drogenabhängiger brauchte mal wieder Geld, was<br />

bei diesem Personenkreis nicht unüblich ist. Er wollte<br />

einen Kiosk überfallen, der von einer älteren Dame betrieben<br />

wurde, weshalb er dachte, dass er wohl leichtes<br />

Spiel haben werde. Am Tag des Überfalls betrat er<br />

maskiert den kleinen Laden und hielt eine Plastikpistole<br />

in der erhobenen Hand. Zunächst bekam die alte Dame<br />

einen ziemlichen Schrecken und dachte, ihr letztes<br />

Stündlein habe geschlagen. Dann sah sie aber, dass der<br />

vermeintliche Dieb zitterte wie Espenlaub. Ob aus Angst<br />

oder weil er länger nichts mehr geschnupft hatte, war<br />

nicht zu ergründen. Auf jeden Fall aber rief die Kioskbesitzerin<br />

sehr resolut und laut: „Du willst doch wohl<br />

nicht mich alte Frau überfallen? Schäm dich und scher<br />

dich zum Teufel!“<br />

Diese Ansage gab dem armen Würstchen den Rest<br />

und er lief, so schnell er konnte, davon. Er wurde aber<br />

kurz darauf geschnappt und wenig später dann auch<br />

verurteilt, obwohl ja eigentlich nichts passiert war. Aber<br />

da er den Rückzug nicht freiwillig angetreten hatte,<br />

sondern von der Frau verjagt worden war, bekam er eine<br />

geringe Strafe. Ob die Frau mit einer Tapferkeitsmedaille<br />

ausgezeichnet wurde, entzieht sich unserer Kenntnis.<br />

<strong>WOLL</strong> bedankt sich bei Willi Erdmann, dem ehemaligen<br />

Vorsitzenden Richter des Landgerichtes Arnsberg<br />

für die wahren Geschichten, die er unserer Redakteurin<br />

Gisela Wilms erzählt hat. Zum Abschluss der Serie „Der<br />

Richter und…“, kommt nun Willi Erdmann selbst zu<br />

Wort: Ich bin sehr gerne Richter gewesen, wenn auch die<br />

meisten von mir verhandelten Fälle alles andere als lustig<br />

waren. Aber mir war immer bewusst, wie wertvoll unser<br />

Rechtsstaat ist, der sich über Jahrhunderte entwickelt<br />

hat. Mit vielen Fehlern und unter großen Schmerzen<br />

ist er geboren worden. Es war fürchterlich, was zum<br />

Beispiel im Mittelalter unter Recht und Ordnung verstanden<br />

wurde. Oder in den Dreißigerjahren, wo nur<br />

noch von einem Unrechtsstaat geredet werden konnte.<br />

Aber dieser Rechtsstaat, so wie er jetzt ist, für den lohnt<br />

es sich, sich einzusetzen. Ein größerer Schutz für Bürger<br />

war nie gegeben, nicht nur gegenüber Tätern, sondern<br />

gegenüber allen Bereichen des täglichen Lebens, wozu<br />

auch der Staat und seine Behörden zählen. Das muss<br />

jedem Bürger, vor allem denjenigen, die ihn angreifen,<br />

vor Augen geführt werden. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> - 87

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