2019/45 - 70 Jahre Hohenzollerische Zeitung
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<strong>70</strong> <strong>Jahre</strong><br />
11<br />
Phönix aus der Asche<br />
Die Gründung der HZ steht für die Wiedergeburt der freien Presse nach der Diktatur<br />
Jung war die Republik, prekär<br />
nach wie vor die weltpolitische<br />
und die wirtschaftliche<br />
Lage, frisch aber die wiedererlangte<br />
Freiheit und groß der<br />
Hunger nach Informationen,<br />
die eine freie, unabhängige<br />
Presse liefern kann. Und so<br />
dürfte es in und um Hechingen<br />
als gute Nachricht angekommen<br />
sein, was August Pretzl am<br />
5. November 1949 „an die Leser<br />
„... geht mit dem<br />
heutigen Tage in<br />
Erfüllung“<br />
und Leserinnen in Stadt und<br />
Land“ kundtat: „Ein in den letzten<br />
<strong>Jahre</strong>n immer wieder einmütig<br />
laut gewordener<br />
Wunsch, wieder eine <strong>Hohenzollerische</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> besitzen zu<br />
können, geht mit dem heutigen<br />
Tage in Erfüllung.“<br />
Es war die Geburtsstunde<br />
der <strong>Hohenzollerische</strong>n <strong>Zeitung</strong><br />
unter diesem Namen. Dreimal<br />
in der Woche – montags, mittwochs<br />
und samstags – sollte sie<br />
zunächst erscheinen. Davor waren<br />
die <strong>Zeitung</strong>sleser im Altkreis<br />
Hechingen von dem in Tübingen<br />
erscheinenden Schwäbischen<br />
Tagblatt mit einem Lokalteil<br />
unter der Rubrik „Unsere<br />
hohenzollerische Heimat“ versorgt<br />
worden. Das „Tagblatt“<br />
hatte im Herbst 19<strong>45</strong> von den<br />
französischen Besatzern die Lizenz<br />
erhalten, eine <strong>Zeitung</strong> für<br />
Südwürttemberg und Hohenzollern<br />
herauszugeben.<br />
August Pretzl war prädestiniert,<br />
die neue Ära der Meinungs-<br />
und Pressefreiheit nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg in Hohenzollern<br />
einzuläuten. Denn<br />
er hatte in der Weimarer Republik<br />
bereits den „Zoller“ als Redakteur<br />
und Geschäftsführer in<br />
aufrechter Haltung geleitet, bis<br />
die Nationalsozialisten der HZ-<br />
Vorgängerzeitung im Februar<br />
1936 den Garaus machten.<br />
Pretzl, 1887 im niederbayerischen<br />
Dingolfing geboren, war<br />
nach dem Ersten Weltkrieg<br />
nach Hechingen gekommen,<br />
um den vom <strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
Preßverein AG herausgegebenen<br />
„Zoller“ ab August<br />
1919 verantwortlich zu leiten.<br />
Pretzl war nicht nur Redakteur<br />
und Verleger, sondern avancierte<br />
auch zum führenden Politiker<br />
der katholischen Zentrumspartei<br />
in Hechingen.<br />
August Pretzl, der Gründer der <strong>Hohenzollerische</strong>n <strong>Zeitung</strong>, war Redakteur,<br />
Verleger und engagierter Kommunalpolitiker<br />
Archivfoto<br />
Für sein demokratisches<br />
Selbstverständnis focht er auf<br />
allen Ebenen und knickte auch<br />
nicht ein, als die Nazis 1933 die<br />
Macht im Reich an sich gerissen<br />
und begonnen hatten, die<br />
Presse gleichzuschalten. Pretzl<br />
blieb seinen religiösen und politischen<br />
Überzeugungen treu<br />
und versuchte, den „Zoller“ zu<br />
retten. Beispielhaften Mut<br />
zeigte er im Juni 1934, als er<br />
„Der Zoller“ –<br />
1936 von den<br />
Nazis verboten<br />
trotz Verbotes die berühmte Papen-Rede<br />
veröffentlichte, in<br />
der sich der damalige Reichsvizekanzler<br />
gegen den umfassenden<br />
Machtanspruch der Nationalsozialisten<br />
wandte. Knapp<br />
zwei <strong>Jahre</strong> später wurde „Der<br />
Zoller“ freilich verboten, August<br />
Pretzl wurde die Ausübung<br />
des Schriftleiterberufes untersagt,<br />
die Druckerei in der Goldschmiedstraße<br />
3 wurde boykottiert<br />
und geschlossen. Pretzl<br />
musste die Branche wechseln<br />
und arbeitete als Verwalter im<br />
St.-Elisabeth-Krankenhaus.<br />
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