Wintersport 2019/20
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Snowboard<br />
SPORT C <strong><strong>20</strong>19</strong><br />
39<br />
Edwin und Jasmin Coratti<br />
Gemeinsam sind wir stärker<br />
Er ist ein etablierter Fahrer in der Weltklasse,<br />
der bisher 2 Weltcup-Rennen<br />
gewonnen hat. Sie ist die aufstrebende,<br />
10 Jahre jüngere Schwester, die<br />
alle Voraussetzungen mitbringt, es<br />
ebenfalls ins sportliche Rampenlicht<br />
zu schaffen.<br />
Edwin (28) und Jasmin Coratti (18)<br />
aus Pleif in Langtaufers im westlichsten<br />
Zipfel Südtirols.<br />
Edwin Coratti<br />
Es liegt eine turbulente Zeit hinter der<br />
Familie Coratti. Im Juni <strong>20</strong>18 verstarb<br />
Vater Emilio bei Arbeiten zu Hause<br />
an einem Herzinfarkt. Er, der seinen<br />
Kindern Edwin und Jasmin nicht nur<br />
im Snowboard alles beigebracht hatte,<br />
war auf einmal nicht mehr da. Es<br />
wirkte sich aus auf Edwins Leistungen<br />
zu Saisonbeginn <strong>20</strong>18/19: In den ersten<br />
3 Weltcuprennen landete er weit<br />
jenseits einer Platzierung unter den<br />
Top 16. „Ich war mit den Gedanken,<br />
überall, nur nicht beim Snowboarden.<br />
Ich hatte den gesamten Sommer und<br />
Herbst mit der Situation um unseren<br />
verstorbenen Tata zu kämpfen, konnte<br />
mich nicht konzentrieren. Erst zu<br />
Weihnachten, als wir ohne ihn die<br />
Feiertage verbrachten, dachte ich mir:<br />
Reiß dich zusammen. Unser Vater<br />
hätte alles gewollt, nur nicht, dass wir<br />
uns gehen lassen, dass wir aufhören zu<br />
kämpfen.“<br />
Über den Jahreswechsel legte Edwin<br />
Coratti den Schalter um. Er<br />
ging nicht etwa wie besessen zum<br />
Training, sondern ließ es gemütlich<br />
angehen, ging mit Freunden zum<br />
Spaß-Brettlfahren, kam so auf andere<br />
Gedanken und präsentierte sich ab<br />
Ende Jänner als „neuer“ Coratti.<br />
In Rogla schüttelte er die schwere<br />
Vergangenheit ab und kam dort im<br />
Parallel-Riesentorlauf zu seinem<br />
2. Weltcupsieg, vor Teamkollege<br />
Daniele Bagozza. Es folgten weitere<br />
Top-Platzierungen, wobei vor allem<br />
der 7. Rang bei der WM in Park City<br />
(Parallel-Riesentorlauf) ins Auge<br />
sticht.<br />
Mit der Vergangenheit ist Edwin Coratti<br />
im Reinen. Und was kommt jetzt?<br />
An einen ähnlichen Stotterstart wie im<br />
Vorjahr glaubt er nicht. „Ich habe in<br />
jeglicher Hinsicht top trainiert bisher,<br />
auch vom Material her passt alles<br />
perfekt. Ziele, die ich mir setze für die<br />
neue Saison? Im Slalom wieder besser<br />
zu fahren als zuletzt. Und ähnlich wie<br />
vor 2 Jahren in der Parallel-Gesamtwertung<br />
eine gute Rolle zu spielen.“<br />
Damals wurde Coratti Gesamt-Dritter<br />
hinter Nevin Galmarini und Teamkollege<br />
Roland Fischnaller, in der<br />
Riesentorlaufwertung Zweiter hinter<br />
Galmarini und im Slalom Fünfter.<br />
Das Potenzial dazu hat das 1,70 m<br />
große und 85 kg schwere Kraftpaket<br />
zweifellos. Und wie charakterisiert er<br />
seine junge Schwester, der er auch die<br />
Bretter als Servicemann herrichtet?<br />
„Natürlich muss Jasmin noch viel<br />
lernen. Sie hat extrem viel Biss, einen<br />
schnellen Schwung, allerdings ist<br />
ihre Fehlerquote verbesserungsfähig.<br />
Ich bin überzeugt, dass sie heuer im<br />
Europacup eine starke Saison fahren<br />
kann, zudem steht die Junioren-WM<br />
als Saison-Höhepunkt vor der Tür.<br />
Dort kann sie in Ruhe Rennpraxis<br />
sammeln, ehe sie fix ins Weltcup-<br />
Becken hineingeworfen wird. Zudem<br />
macht sie an der Malser Sportoberschule<br />
im Juni <strong>20</strong><strong>20</strong> die Matura,<br />
also ist das auch mindestens gleich<br />
wichtig.“<br />
Jasmin Coratti<br />
Sie hat ihren ersten Titel des Jahres<br />
schon gewonnen: Jasmin Coratti<br />
wurde bei der Sporthilfe Gala im<br />
Oktober in Meran mit dem Titel der<br />
besten Nachwuchssportlerin <strong><strong>20</strong>19</strong> mit<br />
dem Ossi-Pircher-Preis ausgezeichnet.<br />
Für einmal stand die 18-Jährige im<br />
Ballkleid, und nicht im Rennanzug,<br />
im Fokus. Ab Dezember will sie auf<br />
der Piste für Aufmerksamkeit sorgen.<br />
Ihr großes Hauptaugenmerk gilt dem<br />
Ein starkes Team:<br />
Edwin und Jasmin Coratti<br />
Europacup, aber bei den Weltcups in<br />
Cortina und am Karerpass-Carezza<br />
vor Weihnachten wird sie auch in den<br />
Weltcup hineinschnuppern können.<br />
Als Bronze-Gewinnerin bei der Junioren-WM<br />
<strong><strong>20</strong>19</strong> hat Jasmin Coratti<br />
schon gezeigt, dass hier ein großes Talent<br />
heranwächst. Noch gehört sie zur<br />
B-Gruppe der Nationalmannschaft.<br />
Das könnte und sollte sich schnell ändern,<br />
denn hinter der einzigen Dame<br />
von Weltklasseformat, Nadya Ochner,<br />
klafft ein großes Loch, das es zu füllen<br />
gilt. Jasmin Coratti ist gemeinsam<br />
mit Sindy Schmalzl und Aline Moroder<br />
eine von 3 Südtirolerinnen, die<br />
alle Voraussetzungen mitbringen, es<br />
zu stopfen.<br />
EDWIN CORATTI<br />
Geburtsdatum und -ort:<br />
19. Juni 1991 in Schlanders<br />
Wohnort: Pleif in Langtaufers<br />
Sportgruppe: Polizei<br />
JASMIN CORATTI<br />
Geburtsdatum und -ort:<br />
5. August <strong>20</strong>01 in Schlanders<br />
Wohnort: Pleif in Langtaufers<br />
Verein: SC Vinschger Oberland