2018-02-vdoe-position
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FOKUS
BERUFSPOLITIK
#aufschreiernährungsberatung
Berufspolitik gehört zu den zentralen Aufgaben des VDOE als Berufsverband. Wie
wichtig die berufspolitische Vertretung der Mitgliederinteressen ist, konnten wir in
den vergangenen Wochen hautnah erleben: Anfang April ging durch die Berufs -
gruppe der Ernährungsfachkräfte ein Aufschrei, der sich unter dem Hashtag #aufschreiernährungsberatung
in den sozialen Medien viel Gehör verschafft hat. Anlass
der Aufregung war ein Detail des SPD-Vorschlags, die Hartz IV-Grundsicherung durch
ein „solidarisches Grundeinkommen“ (SGE) zu ersetzen und parallel dazu Arbeits -
plätze insbesondere für Langzeitarbeitslose im öffentlichen Sektor zu schaffen. Zu
den möglichen geförderten Tätigkeiten (vergütet mit dem Mindestlohn von 8,84
Euro pro Stunde) wurden Babysitting, Betreuung von Älteren, Einkaufsdienste für
Behinderte, Flüchtlingshilfe und Ernährungsberatung (!) genannt.
Inzwischen ist die Welle der Empörung
darüber in den sozialen Medien zwar wieder
abgeebbt. Dafür haben sich aber die
wichtigsten Berufs- und Fachverbände kritisch
zum Sachverhalt geäußert und durch
Stellungnahmen und offene Briefe gegen
die Idee verwehrt, dass eine anspruchsvolle
Tätigkeit wie Ernährungsberatung von
Menschen ohne jede Ausbildung und
fachliche Voraussetzung durchgeführt
werden könnte. Dabei hat sich der Berufs -
Verband Oecotrophologie (VDOE) als
größter und wichtigster Zusammenschluss
von Ernährungswissenschaftlern und qualifizierten
Ernährungsfachkräften als erster
mit einer kritischen Stellungnahme zu
Wort gemeldet. Darin fordert der VDOE,
die Idee der Beschäftigung von Langzeit -
arbeitslosen aus dem SPD-Konzept des
SGE ersatzlos zu streichen. In der Stellung -
nahme heißt es unter anderem: „Der Be -
rufsVerband Oecotrophologie e. V. (VDOE)
fordert un bedingt die Streichung dieser
Tätigkeit und Definition aus dem Konzept
Mehr Infos und
Hintergrund:
l VDOE-Stellungnahme zum SGE:
https://bit.ly/2tlwKsa
l Blogpost von Dr. Friedhelm Mühl -
eib im tellerrandblog: http://www.
tellerrandblog.de/75609-2/
l Interview mit Dr. Andrea Lambeck
im tellerrandblog: http://www.
tellerrandblog.de/75630-2/
l #aufschreiernährungsberatung auf
Twitter und Facebook
und stellt dazu klar: Ernährungsberatung
ist eine anspruchs- und verantwortungsvolle
Tätigkeit mit dem Ziel, eine nachhaltige
Verbesserung des
Ernährungsver haltens
in kleinen und alltagstauglichen
Schrit ten
nachhaltig zu erreichen
sowie Fehlernäh -
rung zu vermeiden.
Weder die inhaltlichen
(vor allem ernährungsphysiologischen
und
lebensmittelwissenschaftlichen)
noch die
methodischen Kom -
peten zen zur Ausfüh -
rung dieser Beratung Foto: © muehleib
können „im Schnell -
kurs“ erlernt werden.
Gut vermittelte Grund -
kenntnisse, wie im Kon zept genannt, reichen
für diese verantwortungsvolle Tätig -
keit nicht aus!“ Insbeson dere im Kontext
eines gesellschaftlichen Nutzens vermisst
der VDOE Aspekte der Ver braucher- beziehungsweise
Patientensicherheit, die bei
das Gemein wohl betreffenden Ent schei -
dungen stets oberste Priorität erfahren
sollten und für deren Umsetzung sich der
BerufsVerband Oecotrophologie und seine
Mitglieder als Partner anbieten.
Für Dr. Andrea Lambeck, Geschäftsführe -
rin des VDOE, ist die Diskussion mit der
Stellungnahme jedoch längst nicht erledigt.
Im Gegenteil: Sie will die Debatte
nutzen, um über den gegebenen Anlass
hinaus eine breite Debatte über den
gesellschaftlichen Stellenwert qualifizier-
ter Ernährungsberatung und -therapie zu
entfachen. Wie das im Detail aussehen
kann, skizziert sie im Gespräch mit Dr.
Friedhelm Mühleib: „Aus unserer Sicht ist
es jetzt unbedingt wichtig, Entscheider in
Politik und Verwaltung mit unserem
Anliegen zu konfrontieren. Konkret heißt
das: Wir wollen einerseits die zuständigen
Ministerien – Bundesgesundheits ministe -
rium, Verbraucherschutzministerium und
Ernährungsministerium – für das Thema
sensibilisieren. Andererseits müssen wir
Abgeordnete aus den Ausschüssen für
Ver braucherschutz, für Gesundheit und
für Ernährung als Partner für unsere Sache
Der Protest der Ernährungsfachkräfte konnte sich in den
sozialen Medien erfolgreich Gehör verschaffen.
gewinnen, damit das Thema im politi-
i
schen Bereich Fahrt aufnimmt. Gleich -
zeitig fordert Lambeck alle anderen Ak -
teure im Bereich der Ernährungsbe ra tung
und -therapie zu gemeinschaftlichem
Handeln auf: „Wir wollen und können das
als VDOE gar nicht alleine stemmen – wir
brauchen eine konzertierte Aktion von
allen Kräften, die im Ernährungsbereich
unterwegs sind. Den Schulterschluss unter
anderem mit den Diätassistenten und der
Deut schen Gesellschaft für Ernährung
(DGE) sowie mit QUETHEB haben wir
schon. Wir wollen noch weitere Ver -
bündete gewinnen, um maximale Öffent -
lich keit für unser Anliegen zu schaffen
und breite Kreise der Bevölkerung darauf
aufmerksam zu machen.“
Dr. Friedhelm Mühleib
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