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FOKUS

BERUFSPOLITIK

#aufschreiernährungsberatung

Berufspolitik gehört zu den zentralen Aufgaben des VDOE als Berufsverband. Wie

wichtig die berufspolitische Vertretung der Mitgliederinteressen ist, konnten wir in

den vergangenen Wochen hautnah erleben: Anfang April ging durch die Berufs -

gruppe der Ernährungsfachkräfte ein Aufschrei, der sich unter dem Hashtag #aufschreiernährungsberatung

in den sozialen Medien viel Gehör verschafft hat. Anlass

der Aufregung war ein Detail des SPD-Vorschlags, die Hartz IV-Grundsicherung durch

ein „solidarisches Grundeinkommen“ (SGE) zu ersetzen und parallel dazu Arbeits -

plätze insbesondere für Langzeitarbeitslose im öffentlichen Sektor zu schaffen. Zu

den möglichen geförderten Tätigkeiten (vergütet mit dem Mindestlohn von 8,84

Euro pro Stunde) wurden Babysitting, Betreuung von Älteren, Einkaufsdienste für

Behinderte, Flüchtlingshilfe und Ernährungsberatung (!) genannt.

Inzwischen ist die Welle der Empörung

darüber in den sozialen Medien zwar wieder

abgeebbt. Dafür haben sich aber die

wichtigsten Berufs- und Fachverbände kritisch

zum Sachverhalt geäußert und durch

Stellungnahmen und offene Briefe gegen

die Idee verwehrt, dass eine anspruchsvolle

Tätigkeit wie Ernährungsberatung von

Menschen ohne jede Ausbildung und

fachliche Voraussetzung durchgeführt

werden könnte. Dabei hat sich der Berufs -

Verband Oecotrophologie (VDOE) als

größter und wichtigster Zusammenschluss

von Ernährungswissenschaftlern und qualifizierten

Ernährungsfachkräften als erster

mit einer kritischen Stellungnahme zu

Wort gemeldet. Darin fordert der VDOE,

die Idee der Beschäftigung von Langzeit -

arbeitslosen aus dem SPD-Konzept des

SGE ersatzlos zu streichen. In der Stellung -

nahme heißt es unter anderem: „Der Be -

rufsVerband Oecotrophologie e. V. (VDOE)

fordert un bedingt die Streichung dieser

Tätigkeit und Definition aus dem Konzept

Mehr Infos und

Hintergrund:

l VDOE-Stellungnahme zum SGE:

https://bit.ly/2tlwKsa

l Blogpost von Dr. Friedhelm Mühl -

eib im tellerrandblog: http://www.

tellerrandblog.de/75609-2/

l Interview mit Dr. Andrea Lambeck

im tellerrandblog: http://www.

tellerrandblog.de/75630-2/

l #aufschreiernährungsberatung auf

Twitter und Facebook

und stellt dazu klar: Ernährungsberatung

ist eine anspruchs- und verantwortungsvolle

Tätigkeit mit dem Ziel, eine nachhaltige

Verbesserung des

Ernährungsver haltens

in kleinen und alltagstauglichen

Schrit ten

nachhaltig zu erreichen

sowie Fehlernäh -

rung zu vermeiden.

Weder die inhaltlichen

(vor allem ernährungsphysiologischen

und

lebensmittelwissenschaftlichen)

noch die

methodischen Kom -

peten zen zur Ausfüh -

rung dieser Beratung Foto: © muehleib

können „im Schnell -

kurs“ erlernt werden.

Gut vermittelte Grund -

kenntnisse, wie im Kon zept genannt, reichen

für diese verantwortungsvolle Tätig -

keit nicht aus!“ Insbeson dere im Kontext

eines gesellschaftlichen Nutzens vermisst

der VDOE Aspekte der Ver braucher- beziehungsweise

Patientensicherheit, die bei

das Gemein wohl betreffenden Ent schei -

dungen stets oberste Priorität erfahren

sollten und für deren Umsetzung sich der

BerufsVerband Oecotrophologie und seine

Mitglieder als Partner anbieten.

Für Dr. Andrea Lambeck, Geschäftsführe -

rin des VDOE, ist die Diskussion mit der

Stellungnahme jedoch längst nicht erledigt.

Im Gegenteil: Sie will die Debatte

nutzen, um über den gegebenen Anlass

hinaus eine breite Debatte über den

gesellschaftlichen Stellenwert qualifizier-

ter Ernährungsberatung und -therapie zu

entfachen. Wie das im Detail aussehen

kann, skizziert sie im Gespräch mit Dr.

Friedhelm Mühleib: „Aus unserer Sicht ist

es jetzt unbedingt wichtig, Entscheider in

Politik und Verwaltung mit unserem

Anliegen zu konfrontieren. Konkret heißt

das: Wir wollen einerseits die zuständigen

Ministerien – Bundesgesundheits ministe -

rium, Verbraucherschutzministerium und

Ernährungsministerium – für das Thema

sensibilisieren. Andererseits müssen wir

Abgeordnete aus den Ausschüssen für

Ver braucherschutz, für Gesundheit und

für Ernährung als Partner für unsere Sache

Der Protest der Ernährungsfachkräfte konnte sich in den

sozialen Medien erfolgreich Gehör verschaffen.

gewinnen, damit das Thema im politi-

i

schen Bereich Fahrt aufnimmt. Gleich -

zeitig fordert Lambeck alle anderen Ak -

teure im Bereich der Ernährungsbe ra tung

und -therapie zu gemeinschaftlichem

Handeln auf: „Wir wollen und können das

als VDOE gar nicht alleine stemmen – wir

brauchen eine konzertierte Aktion von

allen Kräften, die im Ernährungsbereich

unterwegs sind. Den Schulterschluss unter

anderem mit den Diätassistenten und der

Deut schen Gesellschaft für Ernährung

(DGE) sowie mit QUETHEB haben wir

schon. Wir wollen noch weitere Ver -

bündete gewinnen, um maximale Öffent -

lich keit für unser Anliegen zu schaffen

und breite Kreise der Bevölkerung darauf

aufmerksam zu machen.“

Dr. Friedhelm Mühleib

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