2018-02-vdoe-position
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FOKUS
INTERVIEW ERNÄHRUNGSPOLITIK
Julia Klöckner: „Gut und gesund
schließen sich nicht aus“
Julia Klöckner, seit März neue Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft,
hat bei allen, die im Umfeld des Themas Ernährung engagiert und interessiert sind,
viele Hoffnungen geweckt. Lebensmittel wertschätzen, gesunde Ernährung und
Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung stehen schließlich von ihrer ersten
Stunde als Ministerin an ganz oben auf ihrer Prioritätenliste. „In den ersten 100
Tagen haben wir die Weichen gestellt, um bis zum Ende der Legislaturperiode wichtige
Ziele in der Ernährungs- und Landwirtschaftspolitik zu erreichen“, sagt Klöckner
Ende Juni in der Bilanz ihrer ersten Monate im Amt. Noch ist denn auch tatsächlich
das Meiste, was in ihrer 100-Tage-Bilanz zu lesen ist, nicht viel mehr als wohlklingende
Ankündigungspolitik. Im Interview mit der POSITION macht Klöckner zu einigen
Themen erstaunlich klare Ansagen. Bei anderen Themen kann jeder, der zwischen
den Zeilen zu lesen vermag, den Wind der Realität spüren, der der Ministerin jetzt
schon entgegenweht. Ihre ausweichende Aussage zur Frage nach der Einführung
eines Schulfachs Ernährung könnte man durchaus als Abgesang auf diese Idee interpretieren.
Bei allem guten Willen der Ministerin, der in diesem Interview spürbar
wird, ist das Gespräch trotzdem auch exemplarisch für die Schwierigkeiten und
Hürden moderner Ernährungspolitik.
POSITION: Sehr verehrte Frau Ministerin,
was bedeutet Ihnen „gut essen und trinken”?
Klöckner: Für mich bedeutet „gut essen
und trinken“ in erster Linie Genuss, Ge -
selligkeit und Gemeinschaft. Begegnun -
gen beim gemeinsamen Essen und Trinken
haben etwas Verbindendes und Ent -
spannendes! Gemeinsame Mahlzeiten,
zusammen an einem Tisch zu sitzen – das
ist tief in unserer Kultur verwurzelt und
gleichzeitig Ausdruck unserer regionalen
Vielfalt. Dabei muss ja nicht immer etwas
ganz Ausgefallenes auf den Tisch kommen.
Ich mag es gerne unkompliziert: frisches,
herzhaftes Brot, Schinken und
Käse, Gurken, Tomaten und ein Glas
Wein. Und ehrlich gesagt: Menschen, die
nicht gerne essen und trinken, sind mir
suspekt (lacht).
sind im Vergleich zu Rohwaren oftmals
teurer. Wer mit frischen Lebensmitteln
selbst kocht, kann sich gesund und durchaus
günstig ernähren. Ich kaufe meine
Lebensmittel gerne aus der Region. Wir
haben in meiner Heimat Bad Kreuznach
einen schönen Markt und regionale
Vermarktungskonzepte. Gut und gesund
schließen sich nicht aus.
POSITION: Bleibt im hektischen Alltag
einer Ministerin überhaupt Zeit für das
gute Essen und Trinken – oder driftet man
notgedrungen häufiger ins Snacking und
zum Fast Food ab?
Klöckner: Da sprechen Sie was an, er -
wischt! Natürlich bekomme ich das nicht
immer so hin, wie es bestenfalls immer
sein sollte. Ich versuche mir aber auch in
hektischen Phasen das Snacking zu verkneifen.
Wichtig ist, dass man sich das
bewusst macht. Ich habe immer Obst oder
Nüsse für den Heißhunger dabei. Und
wenn ich was esse, dann nehme ich mir
die Zeit dazu. Aber ein gutes Stück
Kuchen, das ist zur Belohnung auch drin.
POSITION: So manches, was auf Sie als
Ministerin zukommt, dürfte Ihnen aus je -
ner Zeit zwischen 2009 und 2011 bekannt
sein, in der Ilse Aigner Ernährungs- und
Verbraucherministerin war und Sie ihr als
POSITION: Machen Sie einen Unterschied
zwischen „gutem” und „gesundem” Es -
sen und Trinken?
Klöckner: Zuerst einmal ist es gut, dass
eine gute und gesunde Ernährung keine
Frage des Geldbeutels ist. Fertigprodukte
Foto: © BMEL/Felix Zahn/photothek.net
Bundesministerin Klöckner auf der Weg zur Pressekonferenz zu ihrer 100-Tage-Bilanz
in der Markthalle Neun in Berlin
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