Drachenpost 113
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Düsseldorfer Drachenpost – Ausgabe 113 (1/2020) 39. Jahrgang
schen Gastwirte zu kämpfen? Aufschluss darüber
gibt Herr Ching Hu, Präsident des Vereins
der Chinesischen Gastronomie in Deutschland
e.V.
GDCF: Herr Hu, was verbirgt sich hinter dem
Namen Verein der Chinesischen Gastronomie
in Deutschland e.V.?
Hu: Der VGCD ist eine gemeinnützige Organisation,
die im August 2010 in Dortmund gegründet
wurde und heute ihren Sitz in Frankfurt hat. Wir
verstehen uns als Botschafter der chinesischen
(Ess-) Kultur und sind darüber hinaus Anlaufstelle
und Sprachrohr der über 10.000 China Restaurants
in Deutschland.
GDCF: Was bedeutet das konkret für Ihre
Mitglieder?
Hu: Seit Ende der 90er Jahre sind China Restaurants
im Umbruch begriffen. Traditionelle
Familienrestaurants weichen mehr und mehr
Buffet Restaurants. Gleichzeitig wurden in
den zurück liegenden Jahren auch mongolische
BBQ Restaurants immer beliebter. Von den geschätzt
250.000 Chinesen, die in Deutschland
leben, sind circa 70 % direkt oder indirekt in der
Gastronomie tätig. Unseren Mitgliedern bieten
wir daher z. B. Unterstützung bei der Erstellung
von Anforderungsprofilen und Hilfestellung bei
der Beantragung einer Arbeitserlaubnis für Spezialitätenköche.
Daneben bieten wir bei Bedarf
auch Rechtsberatung für chinesische Restaurants
in Deutschland an und haben einen Leitfaden
für die chinesische Küche in Deutschland
erstellt.
GDCF: Können Sie uns hierfür ein konkretes
Beispiel nennen?
Hu: Für chinesische Gastronomen wird es immer
schwieriger ausgebildete Köche aus China zu bekommen.
Diese finden Sie nicht einfach über die
Agentur für Arbeit. Oft stoßen chinesische Gastronomen
dort auf Unverständnis, wenn Sie einen
vorgeschlagenen Bewerber der Agentur ablehnen,
da dieser vereinfacht gesagt, als westlich ausgebildeter
Koch nicht über das Wissen eines klassischen
chinesischen Spezialitätenkoch verfügt. Daher
versuchen wir in Gesprächen mit den staatlichen
Stellen in Deutschland und China einen Konsens
zu finden, um dieses Dilemma zu überwinden.
Wir helfen dabei geeignete Spezialitätenköche in
China zu finden. Hier kooperieren wir mit der
Zentrale für Auslands- und Fachvermittlung, kurz
ZAV der Bundesagentur für Arbeit, da es oft vorkommt,
dass geeignete Kandidaten in China selbst
nach einer bestandenen Fachprüfung abgelehnt
werden. Immerhin müssen die Köche eine Prüfgebühr
in Höhe von 2.500 Yuan (ca. 320 €) entrichten
und im Vorfeld 26 Dokumente bei den Behörden
einreichen. Dass dies zu viel Frust in der Vergangenheit
geführt hat ist wohl verständlich.
GDCF: 80 % der Kandidaten aus China wird
im Vorfeld eine Arbeitserlaubnis in Deutschland
verwehrt. Das ist eine prekäre Situation
in der sich die chinesischen Gastronomen
befinden.
Hu: Da gebe ich Ihnen vollkommen Recht. Allerdings
scheinen sich die Verhältnisse in jüngster
Zeit zu bessern. Unsere Gespräche mit der ZAV
scheinen Früchte zu tragen. Es werden mittlerweile
mehr Arbeitsgenehmigungen erteilt. Allerdings
gibt es einen Bearbeitungsstau durch die
nun erfreuliche Antragswelle von Bewerbern.
Ich bin der festen Überzeugung, dass die Arbeit
des VGCD dazu beigetragen haben, Verfahren zu
beschleunigen und bessere Rahmenbedingungen
für alle zu schaffen.
Das Interview führte Michael Ruhland
Michael Ruhland, geboren
1960, kehrte Mitte der 80er
Jahre nach einem mehrjährigen
Studium in der VR China
nach Deutschland zurück und
lebt mit seiner chinesischen
Frau in Mettmann. Regelmäßige
Besuche in China vertiefen
seine Kenntnisse über Land und Leute und
machen ihn zu einem profunden China-Kenner.
In seiner Freizeit beschäftigt er sich mit der Zeit
des Boxeraufstands (www.boxeraufstand.com).
Sein besonderes Interesse gilt der modernen
chinesischen Kunst. Er ist seit vielen Jahren einer
der Stellvertretenden Vorsitzenden der GDCF
Düsseldorf. Kontakte: m.ruhland(at)gdcf-duesseldorf.de
und info(at)dcva.de
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