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Life Channel Magazin Januar 2020

Ersehnt und abgelehnt. Abschied und Neuanfang. Ruhe und Aktion. Abbruch und Aufbruch. Freud und Leid. Altes und Neues. Sicherheit und Unsicherheit. Kaum ein Wort beinhaltet mehr Gegensätze als das Wort «Pensionierung». Wir haben bei drei Personen nachgefragt, was die Pensionierung bei ihnen bewirkt hat.

Ersehnt und abgelehnt. Abschied und Neuanfang. Ruhe und Aktion. Abbruch und Aufbruch. Freud und Leid. Altes und Neues. Sicherheit und Unsicherheit. Kaum ein Wort beinhaltet mehr Gegensätze als das Wort «Pensionierung». Wir haben bei drei Personen nachgefragt, was die Pensionierung bei ihnen bewirkt hat.

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Elsbeth Schwarz (66)<br />

| THEMA<br />

Letzter Beruf vor Pensionierung<br />

Administrative Leiterin Spitex<br />

Jetzige Tätigkeit<br />

Grossmutter / Sozialkommission / Frauenverein<br />

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Es ist wirklich ein markanter Abschnitt, wie wenn man in die Schule kommt. Es fragen viele:<br />

«Freust du dich?» – Aber man weiss nicht genau, was dieser Abschnitt mit einem macht. Dankbar<br />

bin ich, dass ich die Lebens-Arbeitszeit gesund und gut abschliessen konnte. Aber auch, als Frau<br />

mit 64 Jahren aufhören zu können. In Bezug auf die Sicht nach vorn waren Fragen da: Wie teile ich<br />

meine Zeit gut ein? Wo kann ich mehr Gelassenheit einbauen?<br />

Ich habe mehr Zeit zum Lesen, Klavierspielen und Handarbeiten, die ich schätze. Es gibt aber auch<br />

mehr Raum, um mir Sorgen zu machen. Ich vermisste die Kontakte bei der Arbeit. Geniesse aber<br />

die Hütetage mit den fünf Enkelkindern, ohne mit den Arbeitstagen in Konflikt zu kommen.<br />

Beförderung trifft eher zu. Das Bewusstsein nun «alt» zu sein mit der tieferen Belastungsgrenze<br />

und der grösseren Erholungszeit fährt ein. Bei mir kam die Diagnose «Diabetes 2» nach einem<br />

halben Jahr dazu. Dies beförderte mich ohne Vorwarnung in einen neuen Abschnitt, wo sich einiges<br />

um mich selber drehte. Wie bewege ich mich mehr, was darf ich nicht mehr essen? Eine Traurigkeit<br />

legte sich auf mich und ich fragte Gott: «Was soll das?» Doch heute kann ich sagen, ich konnte eine<br />

Veränderung einleiten und fühle mich gesünder als vorher.<br />

Da ich nur Teilzeit ausser Haus gearbeitet habe, hat sich meine Identität nicht so verändert. Eine<br />

Herausforderung ist die Tagesgestaltung, da der Arbeitsrhythmus fehlt. Ich geniesse es, die freie<br />

Zeit mit der Familie zu verbringen, mehr Raum für Besuche zu haben, kreativ zu sein und mit meinem<br />

Mann Zeit zu verbringen.<br />

Andreas Schweizer (71)<br />

Letzter Beruf vor Pensionierung<br />

Wirtschafts-Informatiker<br />

Jetzige Tätigkeit<br />

Wegbegleitung / Schulprojekt «Generationen im Klassenzimmer» / Wandergruppe /<br />

#MonDay (ungeplantes Reisen an Montagen mit spontanen Treffen)<br />

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Ich schaue nach vorne, definitiv! Ich geniesse aber gelegentlich staunend den nostalgischen Blick<br />

zurück.<br />

Im ersten Moment war die Pensionierung ein Schock. Der grösste Teil meiner täglichen Begegnungen<br />

war weg. Kein gemeinsamer Kaffee, keine Kollegen- und Kundengespräche, ein grosser<br />

Teil der bisherigen Lebensbühne verschwunden, niemand da, der mich oder meine Arbeit braucht.<br />

Das musste ich zuerst verdauen.<br />

Ganz klar «Beförderung». Ein Finanzberater sagte mir vorbereitend: «Bisher gings ums Aufbauen,<br />

ab Pensionierung heisst es vom Aufgebauten zehren». Natürlich meinte er dies finanziell, ich aber<br />

nahm den Satz als Leitsatz fürs neue Leben, für alle Lebensbereiche. Nicht «Aufbauen», sondern<br />

vom Aufgebauten «zehren» und teilen, das ist jetzt meine Devise.<br />

Die Identität ist dieselbe. Ich bin und bleibe mich selbst, bin zufrieden mit dem, was ich habe und<br />

bin. Meine Ziele, die haben sich geändert, statt «Beschaffen» heisst es nun «Geniessen» und<br />

«Teilen». Konkret teile ich meine Erfahrung, meine Zeit, mein Staunen, meine Gelassenheit, meine<br />

Lebensfreude. Ich teile dies in Freiwilligenarbeit mit den Menschen, die noch in der Phase «Aufbauen»<br />

sind.

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