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MQ Winter 2019

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MUSIK IN DEN 60ER- UND 70ER-JAHREN

Nachdem die Kapelle Haferkamp irgendwann

für Schützenfeste nicht mehr zur

Verfügung stand, war die Bahn frei für

die Mattocks. Die Band hatte inzwischen

genug Erfahrung gesammelt und besaß

inzwischen auch eine gute Anlage.

Schützenfeste in Klein-Mimmelage,

Menslage und Nortrup oder Engagements

bei Düker in Ankum und Aßmann

in Nortrup waren die ersten größeren

öffentlichen Stationen. Zeitzeugen

erinnern sich mit Begeisterung an diese

Auftritte.

Dort konnten sie erstmals live die Songs

von den Beatles, Stones oder Manfred

Mann hören und von anderen Schallplatten,

die sie selbst zu Hause hatten.

Und besonders gut gefielen der typische,

mehrstimmige Gesang der Mattocks

oder zum Beispiel bei Songs von

Creedence Clearwater Revival („Proud

Mary“und „Cotton Fields“) die passend

markige Stimme von Klaus Schlüwe.

Ein Akkordeon

als Ablenkungsmanöver

Dieter Schlüwe beschreibt: „Die konservativen

Veranstalter und das konservative

Publikum aus der ländlichen Gegend

waren anfangs skeptisch. Ich nahm

deshalb immer mein Akkordeon mit

zu unseren ersten Auftritten an einem

neuen Ort. Dort stellte ich es gut sichtbar

als erstes auf die Bühne. Dieses Instrument

kannten die Saalbetreiber und es

sorgte erstmal für Ruhe beim Aufbau. Ein

Problem ganz anderer Art lösten wir auf

unsere Weise: Damals war es üblich, dass

die Musiker regelmäßig am Abend mit

Schnaps versorgt wurden. Das war überhaupt

nicht unser Ding. Wir mussten

aber so tun, als ob wir das mitmachten

und so landete der meiste Korn nicht in

unseren Mägen, sondern in einem versteckten

Becher hinter der Bühne.“

Dieter Schlüwe erzählt weiter: „Mit der

Zeit dominierte in unserem Programm

immer mehr aktuelle englischsprachige

Beatmusik. Selbstverständlich von

den Beatles, weiterhin von den Hollies,

Searchers, Shadows, Monkees oder Cliff

Richard. Die neuen Hits einzuüben war

nicht einfach. Wir hatten keine Tonbandgeräte

für Radioaufnahmen und die

aktuellen Hits waren meist erst spät als

Single in Quakenbrück erhältlich. Also

setzten wir uns vor das Radio. Wir lauschten

der Hitparade auf NDR oder Radio

Luxemburg. Einer schrieb die Texte mit,

die anderen machten sich Notizen zu

Rhythmen, Tonarten und Harmonien und

schließlich übten wir die Songs gemeinsam

aus der Erinnerung ein. Das funktionierte

recht gut und so versorgten wir

abends unser Publikum mit bekannten

Songs, aber auch mit den allerneuesten

Hits. So wurde es für sie nie langweilig.

Später brachte unser neuer Bassist

Hermann Lampe aus Quakenbrück einen

der ersten Cassettenrecorder mit, der bei

den Proben manches erleichterte. Unsere

Freunde aus der Nortruper Nachbarschaft,

Gundolf Ermeling, der Sohn des

Ortsbrandmeisters, Josef Wegener, der

älteste Sohn des Malermeisters und

Jürgen Rottbrand, dessen Vater damals in

der Molkerei arbeitete, halfen uns beim

Aufbau vor Ort. Am Wochenende war es

für sie eine aufregende Abwechselung

bei den Proben und Auftritten mit dabei

zu sein und helfen zu können.

Die Joe Cramer

Combo als

Konkurrent

Mit dem Ausklang der Sechzigerjahre

lagen die wirklich angesagten Locations

für den Jugendtanz allerdings immer

noch fest in der musikalischen Hand einer

sehr populären Band: der Joe Cramer

Combo aus Neuenkirchen-Vörden. Diese

Kapelle bot ein Programm aus Beatmusik

und traditioneller Tanzmusik für den

beliebten Paartanz. Irgendwann war die

Zeit für Joe und seine Jungs allerdings

Briefkopf der Mattocks

auch vorbei und es öffneten sich für uns

die Pforten zu den großen Sälen beim

Samba Franz in Üffeln, bei Aßmann in

Nortrup und bei Welling in Neuenkirchen.

Schon bald bekamen wir einen lukrativen

Monatsvertrag und verdienten

mit den Mattocks 750 DM (geteilt durch

fünf) am Abend. Dies war eine Menge

Geld, wenn man bedenkt, dass ein

Lehrling bei der Post im ersten Lehrjahr

80 DM im Monat plus Kost und Logis

bekam. Richtig los ging es aber erst nach

dem Gewinn eines Beat-Wettbewerbs,

bei dem die Mattocks den zweiten Platz

belegten.”

Als Dieter Bohlen

Noch Ein

„Urvogel“ war

Dieter Schlüwe erzählt weiter: „Aus meiner

Lehre in Oldenburg kannte ich den

Musikalienhändler Rico Fischmann in

Oldenburg. Dort hatte ich später ab und

an als Verkäufer ausgeholfen und über

diese Verbindung lernte ich auch Dieter

Bohlen kennen.

Damals waren wir die einzige Band weit

und breit, die über eine wirklich gute

Anlage verfügte. Dieter Bohlen versuchte

sich im Progressivrock mit einer Band namens

Urvogel, hatte aber keine Anlage.“

„Wir klingen wie Frumpy“ (einer damals

sehr erfolgreichen Hamburger Band mit

der fantastischen Sängerin Inga Rumpf

und LP-Veröffentlichungen im Vereinigten

Königreich), konnte man in seiner

Band-Bio und seiner Presseinformation

lesen. Dort war auch die (angeblich eigene)

Anlage aufgelistet, die exakt mit der

Anlage der Mattocks übereinstimmte.

Ausgabe Winter 2019 mq + | 25

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