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Das Artland-Magazin.
Teenagerzeiten
Man muss schon eine Weile gelebt haben, bevor man seine Erinnerungen
mit Menschen teilen kann.
Auf der Straße treffe ich hin und wieder Schulkameraden, längst sind wir
ältere Männer mit Familie und sogar bereits Großväter, aber in unseren
Gesichtern scheinen noch die Jungs durch, die wir mal waren. Meistens
reden wir nur kurz, lachen und trennen uns, aber ich habe dann sofort
Bilder und Geschichten aus unserer Jugendzeit vor Augen.
Jugendfreundschaften beginnen ohne
Berechnung. Man steht zusammen,
unterhält sich, entdeckt Gemeinsamkeiten
und verabredet sich. Kaum
jemand weiß in jungen Jahren, was
man aus seinem Leben machen wird –
alles ist möglich. Eventuell zieht man in
eine andere Stadt, verliert sich aus den
Augen, aber sonderbarerweise kommt
beim nächsten Treffen die alte Vertrautheit
umgehend zurück. Jugendfreunde
können Dinge erzählen, die
man selbst vergessen oder verdrängt
hat und wenn das geschieht, dann wird
es ein heiteres Zusammenkommen.
Jedenfalls ist es bei mir und meinen
Jugendfreunden so.
Als im Sommer 2014 unser Bahnhof
saniert wurde, war ich beinahe jeden
Tag auf der Baustelle und habe Fotos
gemacht. Ich hänge sehr an diesem Gebäude,
das im Jugendstil erbaut wurde.
Als Teenager habe ich in ihm viel Zeit
verbracht, denn die Eltern meines
Freundes Jörg Gehlert hatten in dem
Bahnhof eine Gaststätte und bewohnten
damals gut die Hälfte des Gebäudes.
Mein Kumpel hatte sein Zimmer
direkt unter dem Dach. Im Vorraum
stand ein Kicker und im Nebenzimmer,
welches das größte Zimmer war, hatten
er und sein Bruder Ralf einen Probenraum.
Beide waren Musiker, Jörg spielte
Schlagzeug und sein Bruder Gitarre
und Klavier.
Wir gelangten von dem Dachboden
auch in den Bereich der Kuppel, die
sich über der Eingangshalle befindet.
Das war schon etwas Besonderes, denn
die Kuppel durfte man nicht betreten,
sie hätte unser Gewicht nicht tragen
können. Die Decke war riesig, das halbmondähnliche
Gewölbe war mit Draht
und Stahlseilen an der Dachkonstruktion
gesichert. Doch wir betrachteten
das alles als Abenteuer, und so balancierten
wir flink wie ein Wiesel über die
Dachbalken und Holzbohlen, um jede
Ecke des Dachbodens zu erkunden.
Es ergab sich, dass uns an einem herrlichen
Sommertag aus mir unerklärlichen
Gründen ein Anfall von Langeweile, gepaart
mit einer Prise Übermut überkam
und wir irgendwie auf die Idee kamen,
die große Bahnhofsuhr zu verstellen.
„Eine Bahnhofsuhr muss stets die korrekte
Zeit anzeigen. Auf diese Uhren kann
man sich verlassen!,“ hörten wir immer
mal wieder von Bahnarbeitern, wenn sie
in einem der Warteräume ihren Kaffee
oder ein gelegentliches Bierchen tranken.
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