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faktor Gesundheit Winter 2019

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www.mehralseinmagazin.de <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> Nr. 25 5 Euro<br />

› MEHR ALS EIN MAGAZIN<br />

GESUNDHEıT<br />

Schwerpunkt<br />

Plastische Chirurgie<br />

UMG Spezial ab S. 48


JAN FÖRSTER Dipl.-Finw.(FH)<br />

Steuerberater<br />

Miriam Engel Dipl.-Kffr.<br />

Steuerberaterin<br />

TATJANA WUCHERPFENNIG B.Sc.<br />

Steuerberaterin<br />

Immer die richtige Finanzmedikation<br />

Damit Abgaben nicht zur bitteren Pille werden, finden Mediziner in Quattek &<br />

Partner ihren „Facharzt“ unter den Steuerberatern. Wir verstehen uns als wirtschaftliche<br />

Wegbegleiter der Heilberufe. Unser Rezept für das monetäre Wohlergehen:<br />

effektive Finanzdiagnostik und wirksame Therapien von der Praxisübernahme<br />

über den laufenden Betrieb bis hin zur Nachfolgeregelung.<br />

Steuerprognosen, Liquiditäts- und Planrechnungen sowie Branchen- und Mehrjahresvergleiche<br />

helfen uns, Probleme frühzeitig zu erkennen und eine entsprechende<br />

„Medikation“ vorzunehmen. Die Ergebnissituation fassen wir nachvollziehbar<br />

in speziellen Quartalsberichten und Überschussrechnungen zusammen.<br />

Als Spezialisten auf dem Gebiet der Heilberufe betreuen wir mit besonders ausgebildeten<br />

und motivierten Mitarbeitern eine Vielzahl von niedergelassenen Medizinern<br />

der verschiedensten Fachrichtungen und Praxen unterschiedlichster<br />

Größenordnungen und Organisationsformen.<br />

Jürgen Hollstein Dipl.-Kfm.<br />

Steuerberater<br />

Roland Haever Dipl.-Kfm.<br />

Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />

Fritz Güntzler Dipl.-Kfm.<br />

Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />

Johann-Karl Vietor Dipl.-Kfm.<br />

Steuerberater<br />

Thorsten Kumpe Dipl.-Kfm.<br />

Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />

Miriam Engel Dipl.-Kffr.<br />

Steuerberaterin<br />

Lutz Becker<br />

Rechtsanwalt<br />

In Kooperation mit<br />

Quattek & Partner Steuerberatungsgesellschaft mbB · Nikolausberger Weg 49 · 37073 Göttingen · Tel. (05 51) 49 70 1-0 · www.quattek.de


editorial<br />

Mal Hand aufs Herz: Woran denken Sie, wenn Sie den Begriff Schönheits-OP hören?<br />

An Botox, Brustvergrößerung und Fettabsaugung? Da sind Sie nicht allein! Und<br />

tatsächlich gehören diese Eingriffe zu den häufigsten in Deutschland.<br />

Doch hinter dem übergreifenden Fachgebiet Plastische Chirurgie verbirgt sich<br />

weit mehr. Um hier einmal etwas Licht ins Dunkel zu bringen, haben wir das Thema in dieser<br />

Ausgabe für Sie ausgiebig durchleuchtet und erstaunliche Erkenntnisse zutage gefördert.<br />

Begonnen mit der unterhaltsamen und durchaus blutrünstigen Geschichte der Plastischen<br />

Chirurgie – von der ersten Nasenoperation in der Antike bis hin zu Nasen à la carte oder dem<br />

Heranzüchten eines neuen Ohrs im eigenen Unterarm. Klingt fiktiv? Gibt es aber wirklich!<br />

Und noch vieles mehr ..., wie Sie in unserem Beitrag ,Eine Reise in die Zukunft‘ über die neuesten<br />

Möglichkeiten zur Verbesserung der Lebenssituation vieler Menschen ab Seite 28 lesen können.<br />

Außerdem haben wir die aktuellsten Zahlen für Sie: Wie viele Männer und Frauen legen sich<br />

jährlich tatsächlich unter das Messer? Welche sind die beliebtesten Schönheits-OPs? Was bewegt<br />

Menschen zu diesem Schritt? Und welchen Stellenwert nehmen Eingriffe dieser Art in unserer<br />

Gesellschaft heute ein?<br />

Natürlich kommen auch wieder einige der führenden Experten auf diesem Gebiet aus unserer<br />

Region zu Wort – wie zum Beispiel Claudia Choi-Jacobshagen. Die Chefärztin der Abteilung<br />

Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie am Evangelischen Krankenhaus Weende<br />

möchte Mut machen und aufklären, welche großartigen Möglichkeiten ihr Fachgebiet<br />

beispielsweise für Frauen nach einer Brustkrebsoperation bereithält. Ich wünsche Ihnen eine<br />

erkenntnisreiche Lektüre sowie eine wunderbare <strong>Winter</strong>zeit – und bleiben Sie gesund!<br />

COVER-FOTO: 123RF_ KATISA / FOTO EDITORIAL: LUKA GORJUP<br />

Ihre Elena Schrader<br />

– Chefredakteurin –<br />

schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: <strong>faktor</strong> – das Entscheider-Magazin für die Region Göttingen, Entscheider Medien GmbH, Berliner Straße 10, 37073 Göttingen,<br />

Tel. 0551 3098390, Fax 0551 30983911, info@<strong>faktor</strong>-magazin.de, www.<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

Übrigens: Ab Seite 48 wartet noch ein Heft<br />

im Heft auf Sie – unser UMG Spezial !<br />

Herausgeber Marco Böhme (V.i.S.d.P.) Chefredakteurin Elena Schrader Redaktion Sven Grünewald, Claudia Klaft, Stefan Liebig, Lea van der Pütten, Carolin<br />

Schäufele Lektorat CoLibris-Lektoratsbüro Dr. Barbara Welzel Vertrieb Horst Wolf Art-Direktion & Layout Julia Braun Druckerei Silber Druck OHG<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong> 3


DIE WISSENSCHAFT HAT FESTGESTELLT<br />

4<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong>


FOTO: STOCK.ADOBE.COM<br />

Auch Hühner mögen schöne Menschen<br />

Wissenschaftler der Universität Stockholm trainierten Hühner darauf, durchschnittliche<br />

weibliche, aber nicht männliche menschliche Gesichter zu erkennen<br />

(und umgekehrt). Im darauf folgenden Test pickten die Tiere wesentlich<br />

heftiger, wenn sie Gesichter sahen, die auch menschliche Probanden als besonders<br />

schön beurteilt hatten. Die Forscher schließen daraus, dass Hühner und<br />

Menschen ein gemeinsames Schönheitsideal teilen, das folglich aus den allgemeinen<br />

Eigenschaften des Nervensystems entsteht. Für diese Arbeit erhielten<br />

sie 2003 den Ig-Nobelpreis, eine Auszeichnung der Harvard University für<br />

besonders abstruse Forschungsergebnisse.<br />

Quelle: Spektrum der Wissenschaft<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong> 5


NEUIGKEITEN<br />

FOTO: EKW<br />

Azubis am Drücker<br />

Machtübernahme im EKW<br />

Nach rund drei Jahren Beschäftigung<br />

mit den aktuellen Pflegestandards<br />

und medizinischen<br />

Hintergründen haben die 18 Auszubildenden<br />

zum <strong>Gesundheit</strong>s­<br />

und Krankenpfleger des<br />

Evangelischen Krankenhauses<br />

Göttingen­Weende für drei<br />

Wochen die geriatrische Station<br />

übernommen. Ziel der ‚Schülerstation‘<br />

war es, dass die Azubis ihr<br />

bisheriges Wissen vertiefen und<br />

umsetzen konnten. Sie verantworteten<br />

dabei den Sta tions ablauf,<br />

evaluierten Prozesse und passten<br />

diese an. Begleitet wurden sie<br />

dabei von je einer examinierten<br />

Pflegekraft pro Dienst.<br />

FOTO: FOTOSTUBE HORNIG<br />

Digitalisierung<br />

Labor für eine gesunde Zukunft<br />

in Göttingen<br />

Im Rahmen der Ausschreibung ‚Zukunftslabore Digitalisierung‘ des<br />

Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur hat sich<br />

ein Forschungsverbund unter der Projektleitung der Universitätsmedizin<br />

Göttingen mit seinem Konzept für das im Oktober <strong>2019</strong> gestartete<br />

‚Zukunftslabor <strong>Gesundheit</strong>‘ erfolgreich durchgesetzt und wird nun für<br />

eine Laufzeit von fünf Jahren mit rund 3,7 Millionen Euro gefördert.<br />

Das ‚Zukunftslabor <strong>Gesundheit</strong>‘ soll anwendungsbezogene Antworten<br />

zur Förderung innovativer Lösungen liefern, um digitale Technologien<br />

für die Versorgung und die Pflege zu etablieren.<br />

Hautärztliche Sprechstunde<br />

Neuer Hautarzt im MEC<br />

am Göttinger Bahnhof<br />

Das Team des medizinischen Experten-Centers MEC verstärkt sich.<br />

Bisher sind 18 Ärzte der verschiedensten Fachrichtungen in der<br />

Bahnhofsallee 1d tätig – ab sofort gibt es mit Thomas Neumann (Foto)<br />

Verstärkung im Bereich der Dermatologie. Zusätzlich zu Thomas Fuchs,<br />

der die Dermatologie mit Schwerpunkt im Bereich der Allergologie vertritt,<br />

bietet Neumann jeden Freitag eine hautärztliche Sprechstunde an,<br />

in der es bevorzugt um die Beurteilung und Abklärung von Muttermalen,<br />

Ekzemen, Neurodermitis, Psoriasis und natürlich auch um die<br />

Früherkennung von Hautkrebs geht. Dies sind nur einige Aspekte, die<br />

der ansonsten in Hann. Münden tätige Hautarzt am Göttinger Bahnhof<br />

allen Interessierten anbietet. Eine Abrechnung mit gesetzlichen Krankenversicherern<br />

ist allerdings nicht möglich. Infos und Termine unter:<br />

Tel. 0551 820 74 263.<br />

FOTO: STOCK.ADOBE.COM<br />

6<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong>


NEUIGKEITEN<br />

FOTO: STOCK.ADOBE.COM FOTO: ST. MARTINI<br />

Wechsel in Duderstadt<br />

Neuer Anästhesie-Chefarzt<br />

für St. Martini<br />

Es gibt einen Neuen. Seit dem 1. Juli leitet<br />

Michael Pauli-Magnus die Anästhesie<br />

und Intensivmedizin am St. Martini Krankenhaus in Duder stadt.<br />

Der 45-jährige promovierte Facharzt für Anästhesiologie mit den Zusatzbezeichnungen<br />

Notfallmedizin und Intensivmedizin und einem<br />

Masterabschluss in Hospitalmanagement möchte die Weiterentwicklung<br />

der Abteilung und des Standortes insbesondere auch mit Blick<br />

auf die anstehenden Infrastrukturmaßnahmen und die sich in diesem<br />

Zusammenhang wandelnden Arbeitsprozesse mitgestalten. Zuletzt<br />

war er als leitender Oberarzt und stellvertretender Chefarzt in der<br />

Klinik für Anästhesie, Schmerztherapie, Intensiv- und Notfall medizin<br />

der DRK Kliniken Berlin insbesondere für Management und Koordination<br />

der zehn Operationssäle sowie die Restrukturierung des<br />

Medizinischen Aufnahmezentrums verantwortlich.<br />

,ProBeweis‘<br />

Holzmindener Krankenhaus macht sich stark gegen Gewalt<br />

FOTO: EICHSFELD KLINIKUM<br />

Eichsfeld Klinikum spendet<br />

Betten für Afghanistan<br />

Große Lkw sind auf dem Wirtschaftshof im<br />

Eichsfeld Klinikum keine Seltenheit – und doch:<br />

Im Haus Reifenstein fand in diesem Sommer eine<br />

nicht alltägliche Verladeaktion statt. Rund 50 voll<br />

funktionsfähige Patientenbetten einschließlich<br />

Zubehör wurden durch das Eichsfeld Klinikum mit<br />

einer Hilfssendung als Spende nach Afghanistan<br />

geliefert. Der Kontakt lief über ‚Medizinische Hilfe<br />

für Afghanistan e. V.‘. In drei Krankenhäusern in<br />

Kabul, Herat und Kandahar sind die ausrangierten<br />

Betten höchst willkommen.<br />

Gewalt ist eines der größten <strong>Gesundheit</strong>srisiken<br />

für Kinder und Erwachsene. Oft werden<br />

die Taten von häuslicher oder sexueller<br />

Gewalt verschwiegen, da sich die Betroffenen<br />

schämen und sich daher auch nicht<br />

direkt zu einer polizeilichen Anzeige entschließen.<br />

Das Agaplesion Evangelisches<br />

Krankenhaus Holzminden ist deshalb im<br />

Netzwerk ‚ProBeweis‘ aktiv. Das Krankenhaus<br />

Holzminden wie auch die 37 weiteren<br />

Partnerkliniken des Netzwerkes stellen eine<br />

sichere und professionelle Anlaufstelle für<br />

die Betroffenen dar. „In unserer Notaufnahme<br />

oder der gynäkologischen Abteilung erhalten<br />

Betroffene jederzeit eine kostenlose<br />

ärztliche Untersuchung, die Verletzungen<br />

oder Spuren gerichtsverwertbar sichert“, erklärt<br />

Marko Ellerhoff, Geschäftsführer des<br />

Krankenhauses. Die gesammelten Spuren<br />

und Materialien werden im Anschluss drei<br />

Jahre lang eingelagert. So können sich die<br />

Betroffene später immer noch zu einer Anzeige<br />

entschließen und die entsprechenden<br />

Beweise einreichen.<br />

Weitere Infos gibt’s unter:<br />

www.probeweis.de<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong> 7


NEUIGKEITEN<br />

Revolution<br />

Fingernägelschneiden<br />

leicht gemacht<br />

FOTO: OTTO BOCK<br />

Verdienstkreuz Erster Klasse<br />

Höchste Ehre für<br />

Unternehmer, Visionär<br />

und Philanthrop Hans<br />

Georg Näder<br />

Der Firma Steinbock Technik aus Göttingen ist eine kleine Revolution<br />

gelungen, die vielen beeinträchtigten Menschen das Leben<br />

erleichtert: Klippfixx. Das Gerät wird einfach mit der mitgelieferten<br />

Schraubzwinge an einem Tisch befestigt. Anschließend nur<br />

noch das Fußpedal aufstellen, und schon startet die Nagelpflege.<br />

Mit diesem kleinen Produkt soll es Menschen, die unter Rheuma,<br />

Arthrose, altersbedingter Muskelschwäche oder einer Halbseitenlähmung<br />

leiden, ermöglicht werden, sich wieder selbstständig die<br />

Fingernägel zu schneiden und so ein Stück Lebensqualität und<br />

Selbstbestimmung zurückzubekommen. Lobenswert!<br />

FOTO: KLIPPFIX<br />

Bundespräsident Frank-Walter<br />

Steinmeier hat Hans Georg Näder<br />

das Verdienstkreuz Erster Klasse des<br />

Verdienstordens der Bundesrepublik<br />

Deutschland verliehen. Der Vorsitzende<br />

des Verwaltungsrates und<br />

Eigentümer von Ottobock erhielt die<br />

Auszeichnung aufgrund seines langjährigen<br />

Einsatzes für den medizinischen<br />

Fortschritt und auch aufgrund<br />

seines gesellschaftlichen Engagements.<br />

„Ich freue mich außerordentlich<br />

über diese Ehrung. Mein Dank<br />

gilt dabei vor allem den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern bei Ottobock<br />

und allen, die unser gesellschaftliches<br />

Engagement als Familie<br />

unterstützen. Gemeinsam helfen wir<br />

jeden Tag Menschen dabei, ihre<br />

Mobilität zu erhalten oder zurück zugewinnen“,<br />

so Näder.<br />

FOTO: UMG CHRISTOPH MISCHKE<br />

Entschlüsselt<br />

Fortschritte bei der Glasknochenkrankheit<br />

Extrem brüchig wie Glas sind die Knochen von Menschen mit der<br />

genetisch bedingten Erkrankung Osteogenesis imperfecta. Von der<br />

‚Glas knochenkrankheit‘ sind besonders Kinder betroffen – aber auch<br />

Erwachsene. Ein internationales Forscherteam unter Federführung von<br />

Bernd Wollnik (Foto), Direktor des Instituts für Humangenetik an der<br />

Universitätsmedizin Göttingen, konnte nun ein Gen entschlüsseln, das<br />

Hinweise auf einen möglichen Behandlungsansatz liefert. Bisher ist<br />

eine Heilung dieser Krankheit noch nicht möglich.<br />

8<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong>


PROFIL<br />

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Das traditionsreiche Rückenfachgeschäft<br />

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Göttingen bietet Ihnen in angenehmer<br />

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Arbeitsplatzlösungen mit ausgesuchten Produkten<br />

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Wir sind ein Ergonomie­Fachgeschäft mit<br />

über 30 Jahren Erfahrung für den Bereich<br />

Rücken. Wir erstellen Bürokonzepte, die auch<br />

Themen wie Licht, Akustik und Stressreduzierung<br />

am Arbeitsplatz mit einschließen.<br />

Wir arbeiten mit dem Schwerpunkt Sitzergonomie<br />

bundesweit. In unserem Beratungszentrum<br />

können Sie unter fachlicher<br />

Anleitung eine ausgesuchte Auswahl an unterschiedlichen<br />

Sitzmöbeln und Sitz­Steh­<br />

Arbeits plätzen ausprobieren. Wir arbeiten<br />

mit führenden Herstellern und Manufakturen<br />

zusammen, um Ihnen u. a. auch spezielle<br />

Sonderlösungen anbieten zu können.<br />

Wir kommen auch zu Ihnen nach Hause<br />

oder in Ihre Firma. Sprechen Sie uns an<br />

und profitieren Sie von unseren Ideen.<br />

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37077 Göttingen<br />

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NEUIGKEITEN<br />

FOTO: EKW<br />

TÜV bestanden<br />

Patientenversorgung<br />

auf hohem Niveau<br />

FOTO: HELIOS<br />

Das Evangelische Krankenhaus Göttingen-Weende (EKW) erhält die vierte<br />

erfolgreiche Gesamthaus-Zertifizierung ‚TÜV für Krankenhäuser‘. Mit<br />

diesem Siegel wurde das EKW erneut für seinen hohen Qualitätsstandard<br />

in der Patientenversorgung ausgezeichnet. Das im Jahre 2010 erstmalig<br />

erhaltene Zertifikat steht seitdem für eine Patientenbetreuung, die nach<br />

gesicherten Qualitätsstandards erfolgt. Damit schafft es auch weiterhin<br />

Vertrauen und Sicherheit für Patienten, Beschäftigte und Einweiser.<br />

Helios Albert-Schweitzer-Klinik<br />

Wechsel an der Spitze der Geburtshilfe in Northeim<br />

Seit Juli leitet Ford Cheikh Baker (Foto, l.) die Gynäkologie und Geburtshilfe<br />

der Helios Albert-Schweitzer-Klinik Northeim. Damit löst er den bisherigen<br />

gynäkologischen Chefarzt Josef Fasunek (r.) ab, der sich nach 14 Jahren<br />

Chef arzttätigkeit in den Ruhestand verabschiedet. Ford Cheikh Baker war<br />

zuvor am Mutterhaus der Borromäerinnen in Trier als gynäkologischer<br />

Oberarzt tätig. Neben dem Fortführen der erfolgreichen Entwicklung der<br />

Geburtshilfe wird er das gynäkologische Leistungsspektrum bei der Behandlung<br />

von Krebserkrankungen ausbauen und dadurch vor allem den operativen<br />

Bereich der Gynäkologie weiter stärken.<br />

FOTO: HELIOS<br />

Auf dem neusten Stand<br />

Helios Kliniken gehen<br />

online<br />

Von Akupunktur bis zur Zystektomie<br />

– das neue Online­Magazin<br />

der Helios Kliniken liefert wissenswerte<br />

Informationen, Experteninterviews<br />

und spannende Hintergrundgeschichten<br />

zu den verschiedensten<br />

<strong>Gesundheit</strong>sthemen.<br />

Neben aktueller Berichterstattung<br />

beleuchtet die Helios­eigene<br />

Redaktion regelmäßig ausgewählte<br />

Schwerpunktthemen besonders<br />

intensiv. Einen ersten Vorgeschmack<br />

auf die Bandbreite an Themen und<br />

Artikelformaten gibt es ab sofort<br />

mit den Auftakt­Dossiers ‚Gesunder<br />

Schlaf‘ und ‚Notfallmedizin‘.<br />

Weitere Infos unter:<br />

www.helios- gesundheit.de/magazin<br />

10<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong>


ANZEIGE<br />

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

PROFIL<br />

Stephan Müller, Katrin Züchner, Adrian Schulz und Dirk Schulz<br />

Kompetente Unterstützung bei<br />

• Berufseinstieg<br />

• Praxisgründung<br />

• Praxisübernahme<br />

• Praxisfinanzierung<br />

• Praxisabgabe<br />

• Risk Management<br />

Unternehmensberatung für Zahnheilberufe<br />

Selbstständigkeit und Betriebswirtschaftslehre<br />

? Obwohl die Mehrheit<br />

der Zahnärztinnen und -ärzte in<br />

Deutschland selbstständig tätig ist, haben<br />

wirtschaftliche Inhalte im Studium der<br />

Zahnmedizin keinen Platz. An dieser Stelle<br />

kommt Dirk Schulz ins Spiel, Geschäfts führer<br />

von SMS – Unternehmensberatung für<br />

Zahnheilberufe. Seit über 25 Jahren begleitet<br />

er ausschließlich (Fach-)Zahnärzte in ganz<br />

Deutschland vom Studium bis in den Ruhestand.<br />

SCHON STUDIENABGÄNGERN STEHT<br />

ER bei allen Fragen rund um den Berufsstart<br />

mit Rat und Tat zur Seite. Wie finde ich eine<br />

Assistenzstelle? Was muss in meinem ersten<br />

Arbeitsvertrag stehen? Welche Absicherungen<br />

sind am Anfang notwendig? Welches Gehalt<br />

ist angemessen? Worauf ist zu achten?<br />

Nach Abschluss der Assistenzzeit gibt es<br />

keine Standardlösungen. „Für die weitere<br />

Entwicklung klären wir die persönlichen<br />

Präferenzen, damit wir die Beratung opti mal<br />

ausrichten können“, so Schulz. Die Entscheidung<br />

für eine Anstellung oder die<br />

Selbstständigkeit sollte wohlüberlegt und<br />

gut geplant sein.<br />

Nach wie vor ist eine Selbstständigkeit in<br />

fast allen Fällen lohnend, wobei der Standortwunsch<br />

des Zahnarztes ausschlaggebend<br />

ist. Im Falle einer Neugründung erstellt das<br />

Team von SMS unter anderem eine fundierte<br />

Standort analyse und ermittelt den erforderlichen<br />

Mindestumsatz. Inzwischen überwiegt<br />

aller dings die Zahl der Praxisübernahmen,<br />

bei denen Schulz die Kaufvertragsverhandlungen<br />

mit allem Drum und Dran begleitet.<br />

In jedem Fall wird gemeinsam mit der Zahnärztin<br />

oder dem Zahnarzt ein tragfähiger<br />

Businessplan erstellt. Auch bei den Mietvertragsverhandlungen<br />

und den Finanzierungsgesprächen<br />

ist besonderes Knowhow und ein<br />

Auge für Details notwendig. So kann insbesondere<br />

im Dialog mit Banken über die Einbindung<br />

von öffentlichen Fördermitteln bares<br />

Geld gespart werden. Abgerundet wird dieses<br />

Gesamtpaket mit einem maßgeschneiderten<br />

Absicherungskonzept über den hauseigenen<br />

Maklerdienst.<br />

NACH DEM SCHRITT IN DIE SELBST-<br />

STÄNDIGKEIT wird in regelmäßigen Abständen<br />

der Praxiserfolg mit den Planzahlen<br />

abgeglichen, um bei möglichen Fehlentwicklungen<br />

frühzeitig gegensteuern zu können.<br />

In vielen Fällen steht einige Jahre nach der<br />

erfolgreichen Niederlassung die Aufnahme<br />

einer weiteren Kollegin oder eines Kollegen<br />

an. Hier schließt sich der Kreis zu der Begleitung<br />

und Vermittlung junger Assistenzärztinnen<br />

und -ärzten.<br />

Bei seiner Arbeit kann sich der zertifizier te<br />

Zahnärzteberater neben seinen eigenen langjährigen<br />

Erfahrungen auch auf die Exper ti se<br />

verschiedenster ausgewählter Fachleute<br />

verlassen. So zählen zu dem von ihm gegründeten<br />

„Expertennetzwerk Heilberufe“<br />

Fachanwälte für Medizinrecht, auf Zahnheilberufe<br />

spezialisierte Steuer berater, Praxiseinrichter,<br />

Banken und weitere Dienstleister<br />

im <strong>Gesundheit</strong>swesen. „Auf diese Weise<br />

können wir unseren Zahnärztinnen und<br />

Zahnärzten in allen finanz-, steuer- und vertragsrechtlichen<br />

Fragen eine ganzheitliche<br />

Beratung anbieten“, erklärt Schulz. Mit dieser<br />

bewährten Strategie hat er inzwischen<br />

über 700 Zahnärztinnen und -ärzte erfolgreich<br />

in die Selbständigkeit begleitet.<br />

info@sms-goettingen.de


Bestens gewappnet für<br />

das nächste Jahrzehnt<br />

Die Ärzte am Göttinger Bahnhof installieren die neueste MRT-Generation.<br />

TEXT MARGARETA VOGEL FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Gleich zwei MRT-Geräte haben<br />

die beiden Geschäftsführer<br />

Friedemann Baum und Uwe<br />

Fischer in den vergangenen<br />

Wochen in den Räumen ihrer Praxis am<br />

Göttinger Bahnhof, die sowohl das Brustzentrum<br />

Göttingen als auch die Praxis für<br />

moderne Schnittbild diagnostik umfasst,<br />

installiert. Damit sind die letzten Weichen<br />

gestellt, um auch in den kommenden Jahren<br />

eine moderne und innovative Diagnostik<br />

anbieten zu können – nachdem bereits<br />

im vergangenen Jahr ein Mammografiesystem<br />

der jüngsten Generation installiert<br />

worden war. „Wir haben seit unserer Eröffnung<br />

im Jahr 2003 immer angestrebt,<br />

unseren Patienten auf dem Gebiet der<br />

bildgebenden Diagnostik die modernste<br />

und schonendste Technologie anbieten zu<br />

können“, betont Baum. „Mit den neuen<br />

MRT-Systemen, einem 1.5-Tesla- und<br />

einem 3.0-Tesla-Magneten, können wir<br />

auch in Zukunft hochwertige High-End-<br />

Untersuchungen der verschiedenen Körperregionen<br />

durchführen.“<br />

DIE ZWEI NEUEN HOCHLEISTUNGSSYS­<br />

TEME der Firma Siemens aus Erlangen<br />

erlauben eine Verkürzung der Untersuchungszeiten<br />

und eine noch höhere<br />

Auflösung und Bildschärfe in der Darstellung<br />

feinster Strukturen. „Hierdurch ergeben<br />

sich insbesondere in der Diagnostik<br />

der verschiedenen Gelenke sowie in der<br />

Früherkennung von Prostata- und Brustkrebs<br />

Vorteile“, erläutert der Radiologe<br />

Vosshenrich, der in erster Linie am<br />

3T-MRT tätig ist. „Darüber hinaus bietet<br />

das 3T-System deutliche Vorteile in der<br />

MR-Abbildung der Hirnstrukturen.“<br />

Zusätzlich können nun auch Untersuchungen<br />

angeboten werden, die mit der<br />

älteren Gerätegeneration nicht so gut<br />

möglich waren. „Dies betrifft zum Beispiel<br />

die quantitative Bestimmung des<br />

Fettgehaltes in der Leber oder computergestützte<br />

Auswertungen von Hirnstrukturen,<br />

die zur Erkennung und Unterscheidung<br />

von Demenzerkrankungen wichtig<br />

sind“, erklärt der Neuroradiologe Michael<br />

Knauth. „Für die nächsten Jahre sind wir<br />

12<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong>


Ein starkes Team blickt in die Zukunft: Dr. Ulla Ritter, Prof. Dr. Rolf Vosshenrich, Dr. Susanne Luftner-Nagel,<br />

Dr. Friedemann Baum, Prof. Dr. Katharina Marten-Engelke, Prof. Dr. Uwe Fischer, Nadja Meiser und Prof. Dr. Michael Knauth<br />

damit für Weiterentwicklungen auf dem<br />

Software-Sektor bestens präpariert.“<br />

Außerdem ist für den Bereich der Brustkrebsdiagnostik<br />

geplant, zusammen mit<br />

der Firma Siemens automatisierte Auswerteprogramme<br />

auf dem Boden der künstlichen<br />

Intelligenz zu entwickeln. „Damit<br />

könnte auch anderen Anwendern geholfen<br />

werden, Befunde leichter zu erkennen und<br />

klarer zu bewerten“, sagt Geschäftsführer<br />

Uwe Fischer, der darin ein zusätzliches<br />

Entwicklungspotenzial sieht, das für die<br />

nächsten Jahre ins Auge gefasst wurde.<br />

EIN WEITERER WESENTLICHER VOR­<br />

TEIL der beiden jetzt installierten<br />

MR-Systeme ist, dass sie beide einen großen<br />

Innendurchmesser aufweisen, sodass<br />

der Liegekomfort in der Untersuchungsröhre<br />

noch weiter erhöht werden konnte.<br />

Und was wäre eine Neuinstallation, wenn<br />

nicht auch das räumliche Ambiente auf einen<br />

ganz neuen Standard aufgerüstet worden<br />

wäre? Das Innendekor weist in den<br />

neuen Untersuchungsräumen hinterleuchtete<br />

Panoramaimpressionen einer Waldlandschaft<br />

auf – dies schafft für Patienten<br />

wie für MTRA und Ärzte eine angenehme<br />

und beruhigende Grundstimmung.<br />

FÜR DAS INZWISCHEN AUF 20 MIT­<br />

ARBEITER angewachsene Team, das im<br />

Brust zentrum Göttingen und in der Praxis<br />

für moderne Schnittbilddiagnostik tätig<br />

ist, bedeuten die Neuanschaffungen<br />

des Mammografiegerätes im Vorjahr und<br />

der zwei Ganzkörper-MRT im Jahr <strong>2019</strong><br />

also nicht nur eine Erweiterung ihres<br />

Untersuchungs angebotes, sondern auch<br />

eine Verbesserung der Detaildarstellung<br />

und damit eine Präzisierung der erhobenen<br />

Befunde.<br />

Praxis für Moderne<br />

Schnittbild Diagnostik<br />

Bahnhofsallee 1d<br />

37081 Göttingen<br />

Tel. 0551 8207422<br />

info@diagnostik-goettingen.de<br />

www.diagnostik-goettingen.de<br />

Diagnostisches Brustzentrum<br />

Göttingen<br />

Bahnhofsallee 1d<br />

37081 Göttingen<br />

Tel. 0551 820740<br />

info@brustzentrum-goettingen.de<br />

www.brustzentrum-goettingen.de<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong> 13


Wertschätzung ist das A und O<br />

Bei Quattek & Partner wird vieles möglich gemacht: vor allem für die <strong>Gesundheit</strong> der Angestellten.<br />

TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Am Empfangstresen der Steuerkanzlei<br />

Quattek & Partner wird jeder<br />

mit einem Lächeln begrüßt. Eine<br />

angenehme Atmosphäre liegt buchstäblich<br />

im Raum. Im Besprechungszimmer gibt es<br />

Kaffee und Kekse – auch mit einem Lächeln<br />

serviert. „Wertschätzung findet bei<br />

uns auf allen Ebenen statt“, sagt Miriam<br />

Engel (Foto), seit 2011 Partnerin der<br />

Kanzlei. „Wir versuchen, in der Kanzlei<br />

vieles möglich zu machen“ sagt die Steuerberaterin,<br />

die alljährlich die <strong>Gesundheit</strong>swoche<br />

bei Quattek & Partner organisiert.<br />

EIGENTLICH HÄTTE SIE einen ‚cooleren‘<br />

Namen verdient: Denn in dieser speziellen<br />

Woche geht es nicht um langweilige Vorsor<br />

ge untersuchungen, sondern um spannende<br />

Themen rund ums Wohlbefinden: Wie<br />

können wir uns im Büro gesünder ernähren?<br />

Wie reduzieren wir Stress? Oder wie<br />

in diesem Jahr: Wie funktioniert eigentlich<br />

gutes Zeitmanagement? Dazu lud die<br />

Kanzlei Zach Davis, Speaker und Bestsellerautor,<br />

ein, um über Zeitintel ligenz<br />

nachzudenken. Denn permanente Ablenkungen<br />

im Arbeitsalltag halten uns davon<br />

ab, in Phasen konzentrierten Arbeitens zu<br />

kommen, durch welche wir produktiver<br />

sein können und zudem weniger gestresst<br />

sind. „An diesem Tag habe auch ich noch<br />

viel lernen können“, erinnert sich Engel.<br />

Und um noch eine Stufe weiterzugehen,<br />

kam noch Coach Vanessa Freitag für einen<br />

Tag in die Kanzlei und sprach über<br />

Glück und den Weg dorthin. Manchmal<br />

reicht ein kurzes Inne halten oder eine<br />

Zen­Meditation, um im Arbeitsalltag<br />

wieder Kraft schöpfen zu können.<br />

Welche Themen relevant sind, entscheiden<br />

vor allem die Angestellten. „Wir sind<br />

natürlich ein Wirtschaftsunternehmen.<br />

Aber uns geht es nicht nur um Umsatz.<br />

Wir möchten zufriedene Mandanten und<br />

zufriedene Angestellte – denn das eine bedingt<br />

das andere“, so Engel. „Wir als<br />

Chefs müssen das vorleben und es schaffen,<br />

dass unsere Mitarbeiter genügend Freiraum<br />

spüren.“ Es ist ein Familien gedanke,<br />

der in den Räumen von Quattek & Partner<br />

gelebt wird. Dafür wurde extra ein monatlicher<br />

hauseigener TÜV – TeamÜbergreifende<br />

Veranstaltungen – ins Leben<br />

gerufen. Auch hierbei wird sozusagen<br />

basis demokratisch entschieden, welche<br />

Highlights die nächsten sein sollen. Ein<br />

Kaffee­Seminar bei Contigo, Rennrodeln<br />

in Oberhof, Altstadtlauf, Brockenaufstieg,<br />

Grillen im Sommer und Weihnachtsmarkt<br />

im <strong>Winter</strong> – die Ideen gehen scheinbar nie<br />

aus.<br />

„UNSER ZIEL SIND lebenslange Arbeitsverhältnisse<br />

– und dass unsere Mitarbeiter<br />

gern bei uns sind“, sagt die Partner­<br />

Steuerberaterin und erinnert sich an eine<br />

ehemalige Mitarbeiterin, die erst mit<br />

80 Jahren in Rente ging, weil sie ihre Arbeit<br />

dort liebte. ƒ<br />

14<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong>


ANZEIGE<br />

Sechs Fragen an Stefan Burghardt,<br />

Gründer der Anwaltskanzlei RKM medic<br />

Vor einem Jahr hat Stefan Burghardt die Göttinger Medizinkanzlei RKM medic gegründet.<br />

Gemeinsam mit der Burghardt Consulting GmbH und der RKM Data GmbH hat er damit<br />

einen Beratungsschwerpunkt in der <strong>Gesundheit</strong>sbranche etabliert.<br />

PROFIL<br />

Stefan Burghardt<br />

Sie haben sich vor gut einem Jahr für die<br />

Freiberuflichkeit entschieden, warum?<br />

Ich war viele Jahre in verschiedenen Fachund<br />

Führungspositionen im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />

tätig. So konnte ich jede Menge<br />

Berufserfahrung und Branchenexpertise<br />

sammeln, ein gutes Verständnis für Fragestellungen<br />

entwickeln, was es heißt, Beratungsleistungen<br />

optimal und kundenorientiert<br />

anzubieten. Das wollte ich nun in<br />

eigener Verantwortung umsetzen.<br />

Was meinen Sie damit?<br />

Bei der juristischen Beratung ist neben<br />

fundiertem juristischem Know-how auch<br />

ein gesunder Pragmatismus gefragt. Berate<br />

ich beispielsweise medizinische Unternehmen<br />

in arbeitsrechtlichen Fragen, weiß ich<br />

aufgrund meiner langjährigen Erfahrung<br />

als Personalleiter, was unternehmensintern<br />

tatsächlich umsetzbar ist und was nur<br />

rechtliche Theorie bleibt. Die rechtliche<br />

Theorie behalte ich dann für mich.<br />

Was sind die Beratungsschwerpunkte von<br />

RKM medic?<br />

Meine Beratungsschwerpunkte liegen im<br />

Medizinrecht, Gesellschaftsrecht und Arbeitsrecht.<br />

Dieses interdisziplinäre Verständnis<br />

hilft mir häufig bei der Gestaltung<br />

von Praxisübergaben oder Unternehmensverkäufen.<br />

Da bestehen mit allen genannten<br />

Rechtsgebieten Berührungspunkte. Das<br />

kann ich dann alles aus einer Hand bieten.<br />

Was waren die Herausforderungen in<br />

ihrem ersten Jahr?<br />

Eine große Herausforderung war die Bewältigung<br />

der Vielzahl von administrativen<br />

Themen, die ein Aufbau von Unternehmen<br />

mit sich bringt. Glücklicherweise hatte ich<br />

durch die Gemeinschaft mit der Anwaltskanzlei<br />

RKM hier große Unterstützung.<br />

Sie haben noch weitere Unternehmen?<br />

Mein Ansatz war es von Anfang an, einen<br />

ganzheitlichen Beratungsansatz anzubieten.<br />

Daher gibt es neben der Anwaltskanzlei<br />

RKM medic noch die RKM Data GmbH<br />

für den Datenschutz und die Burghardt<br />

Consulting GmbH als klassische Unternehmensberatung.<br />

Alle drei Unternehmen sind<br />

inhaltlich miteinander verzahnt.<br />

Bleibt eigentlich noch Zeit für private Dinge?<br />

Meine Familie ist mir sehr wichtig. Daher<br />

versuche ich, die verbleibende Zeit mit ihr<br />

zu verbringen. Ferner habe ich das Weitwandern<br />

für mich entdeckt und bereits die<br />

ersten 24-Stunden-Touren absolviert.<br />

KONTAKT<br />

RKM medic<br />

Anwaltskanzlei für<br />

medizinische Unternehmen und Berufe<br />

Bertha-von-Suttner-Str. 9<br />

37085 Göttingen<br />

Tel. 0551 70728-0<br />

www.rkm-medic.de


16<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong>


Mehr als nur<br />

Schnipp-Schnapp<br />

Die vier beeindruckenden Leistungen der Plastischen Chirurgie<br />

TEXT CAROLIN SCHÄUFELE<br />

FOTOS STOCK.ADOBE.COM<br />

Der Trend ist ungebrochen –<br />

Schönheitsoperationen. Mit<br />

Argusaugen sitzen wir vor<br />

den Bildschirmen und Zeitungen,<br />

vergleichen Vorher- und Nachher-<br />

Bilder von Stars und Sternchen. Hat sie<br />

oder er was machen lassen? Und wenn ja,<br />

was? Ist es gut geworden? Ganz klammheimlich<br />

erwischen wir uns bei dem<br />

Gedanken, vielleicht selbst einmal Botox<br />

und Co. auszuprobieren. Aber natürlich<br />

nur ganz wenig, schließlich soll es ja<br />

keiner merken, man will nur ein bisschen<br />

frischer, jünger wirken.<br />

Weit über 77.000 ästhetisch-chirurgische<br />

Eingriffe zählte die Deutsche Gesellschaft<br />

der Plastischen, Rekonstruktiven<br />

und Ästhetischen Chirurgen allein im<br />

Jahr 2018 – nur von einem Trend zu sprechen,<br />

fällt dabei schwer. Die Eingriffe<br />

erfreuen sich wachsender Beliebtheit, bei<br />

Männern und Frauen.<br />

WER BEI PLASTISCHER CHIRURGIE<br />

allerdings ausschließlich an klassische<br />

Schönheitsoperationen wie Facelifting,<br />

Bauchdeckenstraffung, Brustvergrößerung<br />

oder -verkleinerung denkt, der liegt falsch.<br />

Denn tatsächlich umfasst die Plastische<br />

Chirurgie noch ganz andere Bereiche. Bereiche,<br />

die nicht in erster Linie der reinen<br />

Schönheit dienen, sondern medizinische<br />

Notwendigkeit besitzen. „Es geht um die<br />

Wiederherstellung der intakten äußeren<br />

Form des menschlichen Körpers, inklusive<br />

damit verbundener Funktionen“, definiert<br />

die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische<br />

Chirurgie.<br />

Unfallverletzungen, Schäden nach Tumoroperationen,<br />

Verbrennungen oder<br />

angeborene Fehlbildungen sind solche<br />

Fälle, die durch chirurgische Eingriffe<br />

behandelt und behoben werden.<br />

Und so haben sich in den vergangenen<br />

Jahren die Bereiche Handchirurgie, Verbrennungschirurgie<br />

und Rekonstruktive<br />

und Ästhetische Chirurgie herausgebildet.<br />

Mit teils unglaublichen Auswüchsen ...<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong> 17


PLASTISCHE CHIRURGIE<br />

REKONSTRUKTIVE CHIRURGIE<br />

stellt Funktionen des Körpers nach<br />

Verletzungen, Tumorentfernungen<br />

oder Fehlbildungen wieder her.<br />

HANDCHIRURGIE<br />

beschäftigt sich mit Verletzungen,<br />

Fehlbildungen und Erkrankungen von<br />

Hand und Unterarm.<br />

VERBRENNUNGSCHIRURGIE<br />

beschäftigt sich mit der Behandlung<br />

von Verbrennungen.<br />

ÄSTHETISCHE CHIRURGIE<br />

nimmt Eingriffe ohne medizinische<br />

Notwendigkeit vor, die auf Wunsch<br />

des Patienten erfolgen.<br />

Exkurs: Abstammung der<br />

Begrifflichkeiten<br />

Plastisch, ästhetisch, kosmetisch:<br />

Diese drei Begriffe tauchen im<br />

Bereich der Chirurgie immer wieder<br />

auf, können jedoch nicht immer klar<br />

voneinander abgegrenzt werden.<br />

Das Wort ,plastisch‘ stammt von dem<br />

griechischen Wort ,plastikos‘ ab, was so<br />

viel bedeutet wie ,zum Bilden, Formen,<br />

Gestalten‘. Heute steht der Begriff auch<br />

für ,modellierfähig, knetbar, formbar‘<br />

und wird im medizinischen Bereich<br />

für eine formende, bildende Operation<br />

genutzt. ,Ästhetisch‘ stammt ebenfalls<br />

aus dem Griechischen, von dem<br />

Wort ,aisthetikós‘, was ,wahrnehmen‘<br />

bedeutet. Heute steht der Begriff<br />

für ,stilvoll, schön, geschmackvoll,<br />

ansprechend‘. Auch ,kosmetisch‘ hat<br />

griechische Wurzeln, die Übersetzung<br />

lautet ,zum Schmücken, Putzen‘,<br />

was die tiefere Bedeutung des<br />

oberflächlichen, äußerlichen oder<br />

vordergründigen Vorgehens aufgreift.<br />

KLINGT NACH FRANKENSTEINS<br />

VERSUCHSLABOR?<br />

Die Rekonstruktive und die Ästhetische<br />

Chirurgie haben viele Berührungspunkte,<br />

im Ansatz jedoch verschiedene Hintergründe.<br />

Denn die Korrektur oder Rekonstruktion<br />

von Körperteilen oder -funktionen<br />

hat häufig auch eine ästhetische<br />

Komponente.<br />

So hat ein US-amerikanischer Chirurg<br />

einer Soldatin, die ihr linkes Ohr bei einem<br />

Unfall verloren hat, ein neues angenäht,<br />

das vorher unter der Haut ihres<br />

linken Arms gewachsen war. Er entnahm<br />

ihr dazu Rippenknorpelgewebe, formte<br />

daraus ein Ohr und pflanzte es unter die<br />

Haut ihres Unterarms, damit sich Haut,<br />

Nerven und neue Blutgefäße bildeten. Anschließend<br />

verpflanzte er das ,neue‘ Ohr,<br />

sodass sie neben dem Gefühl, einen vollständigen<br />

Körper zu haben, mit der Muschel<br />

auch wieder wesentlich besser hören<br />

konnte. (Mehr dieser spannenden Erkenntnisse<br />

zu den neuesten Fortschritten<br />

der Wissenschaft gibt es ab Seite 28.)<br />

Die Rekonstruktive Chirurgie setzt genau<br />

an diesen Punkten an: Sie korrigiert<br />

Haut, Weichteile, Muskeln, Sehnen und<br />

periphere Nerven sowie Knochen und<br />

Knorpel. Krebspatienten nach einer Tumoroperation,<br />

Unfallopfer, die Gliedmaßen<br />

verloren haben, Fehlbildungen seit Geburt<br />

wie eine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte<br />

oder auch die Korrektur von Narben – die<br />

Liste der Einsatzgebiete ist lang.<br />

Durch die rasante Entwicklung der medizinischen<br />

Möglichkeiten sind die Ergebnisse<br />

unübersehbar besser. Gerade<br />

Krebspatienten profitieren davon. Bei der<br />

umfassenden Entfernung von Tumoren<br />

verliert der Patient oft ganze Bereiche von<br />

Körperteilen wie ein Auge oder die Nase,<br />

was mit der Wiederherstellungschirurgie<br />

aufgefangen werden kann. Für viele<br />

Brustkrebspatientinnen, bei denen eine<br />

umfassende Operation notwendig war,<br />

stellt die Brustrekonstruktion eine Möglichkeit<br />

dar, um das eigene Körpergefühl<br />

wieder zu verbessern.<br />

Wiederherstellungschirurgie hat also<br />

nicht nur eine physische Notwendigkeit,<br />

sondern auch eine psychische: sich vor<br />

Selbstzweifeln, depressiven Stimmungen,<br />

sozialer Ausgegrenztheit zu schützen.<br />

Etwas anders sieht es mit der Ästhetischen<br />

Chirurgie oder Schönheitschirurgie<br />

18<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong>


aus. Sie dient ausschließlich der eigenen Schönheit. Selbstzweifel,<br />

der äußere Anspruch und mögliche soziale Ablehnung sind<br />

Gründe, um den eigenen Körper ,besser‘ machen zu wollen. Ob<br />

der Höcker an der Nase, Fettpolster an ungeeigneten Stellen<br />

oder Falten: Hier kann die Ästhetische Chirurgie helfen. Nasen<br />

werden begradigt, Fett abgesaugt und Falten mit Botox stillgelegt<br />

oder mit Hyaluron aufgefüllt. Und schon passt das Spiegelbild<br />

viel besser zu mir – ich fühle mich wohl.<br />

DIE WELT ,BEGREIFEN‘<br />

Ein weiteres Spezialgebiet der Chirurgie ist die Handchirurgie,<br />

entstanden durch eine Verschmelzung von Chirurgie<br />

und Orthopädie. Die Hand ist ein kleines, aber ungemein<br />

wichtiges Organ. Ihr wird sogar nachgesagt, dass<br />

sie eine wichtige Rolle im Evolutionsprozess hat.<br />

Hand und Gehirn – dieses Zusammenspiel und<br />

die Einmaligkeit ihres Aufbaus macht den Menschen<br />

aus. Umso wichtiger ist es, dass dieses<br />

,Werkzeug‘ durch das Zusammenspiel der<br />

anatomischen Struktur von Knochen, Gelenken,<br />

Muskeln und Sehnen, Nerven und Blutgefäßen<br />

auch seine Funktionen erfüllen<br />

kann: Greifen, Fassen, Malen, Tippen,<br />

Schreiben, Schneiden und vieles mehr.<br />

Wer sich an der Hand verletzt<br />

oder erkrankt, sollte einen Arzt<br />

mit umfangreichen Kenntnissen<br />

über deren Aufbau aufsuchen,<br />

der also genauestens über die<br />

Feinstrukturen Bescheid weiß.<br />

Durch die Entwicklung von<br />

mikrochirurgischen Techniken<br />

und OP-Material wie Mikroskopen<br />

und Instrumenten sind Ärzte<br />

mittlerweile in der Lage, feinste Nerven<br />

und Gefäße wieder zu rekonstruieren oder<br />

abgetrennte Finger wieder anzunähen. Doch nicht<br />

nur die Hand wird in der Hand chirurgie betreut,<br />

auch der Arm bis hinauf zur Schulter fällt in diesen<br />

medizinischen Bereich.<br />

1,5 BIS 4 MM SCHUTZSCHICHT – UNSERE HAUT<br />

Die Haut ist das größte und empfindlichste Sinnesorgan,<br />

das wir haben. Es ist nicht nur die Abgrenzung<br />

von innen und außen, es übernimmt auch Funktionen im<br />

Bereich Stoffwechsel und Wärmeregulation. Hautkontakte<br />

sind beispielsweise lebenswichtig für uns Menschen, nicht nur<br />

für Kinder.<br />

Umso wichtiger, dass unser Schutz vor der Umwelt auch funktioniert.<br />

Wird die Haut jedoch durch Verbrennungen, Verätzungen<br />

oder Verbrühungen verletzt, dann ist schnelle Hilfe angesagt.<br />

Und hier kommt die Verbrennungschirurgie ins Spiel, der<br />

vierte Teilbereich der Plastischen Chirurgie.<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong> 19


Meist hat die Verbrennungschirurgie<br />

mit Notfällen zu tun. Als erste Maßnahmen<br />

bei der Behandlung gelten die Kreislaufstabilisierung<br />

und die Versorgung mit<br />

Schmerzmitteln sowie der Schutz vor Unterkühlung<br />

und Verkeimung der Wunde.<br />

Verbrennungen der Haut gehen mit einer<br />

aufwendigen Patientenversorgung einher,<br />

die sich zur Wiederherstellung der Bewegungsfunktionen<br />

auch um eine ästhetische<br />

Behandlung kümmert. Entstellende<br />

Narben werden beseitigt. Was viele nicht<br />

wissen: Seit den 1960er-Jahren wurde in<br />

der Bundesrepublik ein Netz von Verbrennungszentren<br />

aufgebaut, das Brandopfern<br />

schnelle und umfassende Hilfe<br />

bietet.<br />

SECHS JAHRE WEITERBILDUNG<br />

Wer Facharzt für Plastische, Rekonstruktive<br />

und Ästhetische Chirurgie werden<br />

möchte, hat als Mediziner einen langen<br />

Weg vor sich. Nach dem sechsjährigen<br />

Medizinstudium folgen weitere sechs<br />

Jahre der Weiterbildung mit unterschiedlichen<br />

Stationen in der Plastischen,<br />

Rekonstruktiven und Ästhetischen<br />

Chirurgie, der Notaufnahme und<br />

der Intensivmedizin.<br />

Der Begriff Schönheitschirurg<br />

ist übrigens nicht geschützt.<br />

Praxen und Kliniken, die den<br />

Begriff Schönheitschirurgie<br />

im Namen führen,<br />

brauchen nicht unbedingt<br />

eine Zulassung,<br />

die garantiert, dass sie durch staatliche<br />

Behörden kontrolliert werden. Anders<br />

bei niedergelassenen Ärzten, die<br />

plastische Operationen anbieten. Sie unterstehen<br />

der Berufsaufsicht durch die<br />

Ärztekammer und haften für die von ihnen<br />

durchgeführten Eingriffe. Sicher häufig<br />

gar nicht schlecht, eine Absicherung<br />

zu haben. Wer das nicht glaubt, sollte im<br />

Internet unter dem Begriff ,Plastic Surgery<br />

Gone Wrong‘ suchen. (Mehr zum<br />

Thema Schönheitschirurgie gibt es im Interview<br />

mit der Expertin ab Seite 40.)<br />

PLASTISCHE CHIRURGIE IST GAR NICHT<br />

SO NEU<br />

Die Anfänge der Plastischen Chirurgie<br />

liegen übrigens ziemlich weit zurück.<br />

Erstmals 1350 v. Chr. wurden plastische<br />

Chirur gen in Indien erwähnt, die eine<br />

menschliche Körperoberfläche rekonstruierten.<br />

Ägyptische Chirurgen entwickel ten<br />

bereits eine wiederherstellende Gesichtschirurgie<br />

– an Mumien fand man operativ<br />

wiederangebrachte Ohren. Zwischen<br />

1200 und 1700 v. Chr. tauchte in Indien<br />

das erste Mal der Begriff Nasen operation<br />

auf. Damals wurde Dieben und Ehebrechern<br />

als drakonische Strafe die Nase abgeschnitten.<br />

Die Wiederherstellung dieses<br />

Körperteils war für eine Rehabilitierung<br />

in die Gesellschaft Voraussetzung. (Mehr<br />

zur Geschichte finden Sie ab Seite 22.)<br />

Schon damals war die körperliche Unversehrtheit<br />

ein nicht zu unterschätzender<br />

gesellschaftlicher Faktor. So wie heute. ƒ<br />

20<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong>


PROFIL<br />

ANZEIGE<br />

FOTO: R+MEDITRANSPORT<br />

Anders als die anderen R+ MediTransport setzt auf ein rundum gutes Arbeitsklima.<br />

R+ MediTransport<br />

Offene Türen, Transparenz und Potenzialentfaltung anstatt Micro-Controlling und starre Strukturen<br />

Es ist nicht so wie bei anderen Krankentransport-<br />

oder Rettungsdienstunternehmen.<br />

Wer die Räumlichkeiten<br />

von R+ MediTransport betritt, steht<br />

direkt in der Kaffeeküche, einer Art Zentrum<br />

der Gemeinschaft und Treffpunkt<br />

der Teammitglieder. Hier wird gemeinsam<br />

gekocht, gegessen, hier werden die Besprechungen<br />

abgehalten. Für Geschäftsführer<br />

Florian Reinhold ist das ein Baustein für<br />

ein gutes Arbeitsklima: „Die Umgestaltung<br />

unserer Räumlichkeiten am Hauptsitz<br />

war nur der Start eines großen Projektes.<br />

Vielmehr arbeiten wir an einer neuen Führungs-<br />

und Unternehmenskultur.“ Reinhold<br />

sind bei der Führung des Familienunternehmens<br />

mit Hauptsitz in Gieboldehausen<br />

Dinge wie Offenheit und Respekt wichtig.<br />

Führung will er bei R+ MediTransport als<br />

Coaching verstanden wissen. Für die Mitarbeiter<br />

muss der Weg bereitet werden, damit<br />

sie ihren Job gut machen können.<br />

BEREITS SEIT 1954 BIETET DER<br />

FAMILIEN BETRIEB Krankenbeförderung<br />

rund um die Uhr. Schon seit 1984 ist der<br />

qualifizierte Krankentransport – als Teil des<br />

Rettungswesens – das Kerngeschäft des<br />

südniedersächsischen Unternehmens.<br />

R+ MediTransport befindet sich noch<br />

mittendrin im Prozess der Leitbildfindung.<br />

„Wir haben nach dem Sinn unserer Arbeit<br />

gefragt und Werte für unsere Zusammenarbeit<br />

im Team gesucht“, erklärt Reinhold.<br />

Teamfähigkeit, Ehrlichkeit und Vertrauen<br />

sind drei der insgesamt sechs Werte, die<br />

der Zusammenarbeit einen Rahmen geben<br />

sollen. Ein weiteres Ergebnis aus den Kulturveranstaltungen<br />

sei, dass für das Team<br />

die Sinnstiftung insbesondere in einem<br />

Lächeln des Kunden liege. „Dafür arbeiten<br />

wir.“ Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

wollen sich zukünftig auch über die eigentliche<br />

Arbeit hinaus sozial engagieren<br />

können. Neben Persönlichkeitsentwicklung,<br />

dem Know-why, ist bei R+ MediTransport<br />

aber auch das medizinisch-fachliche Knowhow<br />

von größter Bedeutung, das in der eigenen<br />

Fortbildungsakademie vermittelt wird.<br />

REINHOLD HAT SICH IM RAHMEN seiner<br />

Tätigkeit im Vorstand des Landesverbandes<br />

privater Rettungsdienste in Norddeutschland<br />

e. V. für einen Tarifvertrag der<br />

privaten Rettungsdienste mit einem Tarifpartner<br />

eingesetzt. „Am 1. Juli dieses Jahres<br />

haben wir ihn erfolgreich abgeschlossen.“<br />

GANZ NACH DEM VORBILD in Gieboldehausen<br />

sollen auch die anderen Standorte<br />

in den Landkreisen Northeim und Goslar<br />

umgebaut werden. Im kommenden Jahr<br />

folgt ein Neubau in Northeim.<br />

KONTAKT<br />

R+ MediTransport<br />

Herzberger Landstraße 6<br />

37434 Gieboldehausen<br />

Tel. 05528 <strong>2019</strong>233<br />

www.rplus-gruppe.de<br />

TEXT: CAROLIN SCHÄUFELE


Ein blutiger Ritt<br />

durch die Geschichte<br />

Nase ab und Fett weg – der lange Weg der Plastischen Chirurgie<br />

von der Rekonstruktion zur Schönheit<br />

TEXT CLAUDIA KLAFT<br />

ILLUSTRATIONEN STOCK.ADOBE.COM<br />

Die indische Methode Als erster Nasenrekonstrukteur<br />

in der Geschichte entnimmt<br />

der Chirurg Sushruta für die Nasenformung<br />

ein blutversorgendes Gefäßteil aus der Stirn.<br />

Ehebruch – Nase ab! So ist das ten (Hasenscharten) beschreibt, darauf<br />

im alten, alten Indien viele Hundert<br />

Jahre vor Christus. Wie gut, kannt ist auch die weitere Rekonstruk-<br />

zurück? Wer weiß das schon. Recht unbe-<br />

dass Chirurg Sushruta Hilfe tionsgeschichte, bis im 15. Jahrhundert …<br />

bietet, indem er für die Nasenformung<br />

ein blutversorgendes Gefäßteil aus der … DUELLE, SYPHILIS UND KRIEGE<br />

Stirn entnimmt. Dokumentiert in der Abhandlung<br />

‚Sushruta Samita‘ geht er mit<br />

dieser ‚indischen Methode‘ als erster<br />

Nasenrekonstrukteur in die Geschichte<br />

ein. Ob alle Patienten aufatmen können,<br />

bleibt angesichts der fehlenden Anästhetika<br />

und Sterilität fraglich. In der Antike<br />

lindert man Schmerzen versuchsweise<br />

mit …<br />

ZUR VERMEHRTEN NASEN-NACHFRAGE<br />

FÜHREN. Ihrer nimmt sich der sizilianische<br />

Arzt Antonio Branca an, der die<br />

‚indische‘ zur ‚italienischen Methode‘<br />

weiterentwickelt. Oberarm statt Stirn: Er<br />

formt Nasen aus dem gestielten Armlappen<br />

(Distanzlappen) und fixiert den Arm<br />

des Patienten an dessen Nase, um die<br />

Durchblutung bis zum Anwachsen des<br />

… MOHN, OPIUM, ALRAUNE ODER<br />

Hautlappens sicherzustellen. Dieses Verfahren<br />

greift später der italienische Chirurg<br />

MANDRAGORA-WEIN. Vielleicht greifen<br />

auch der griechische Arzt Hippokrates, der<br />

400 Jahre v. Chr. Nasen korrigiert, oder<br />

der römische Mediziner Aulus Cornelius<br />

Celsus, der 50 Jahre n. Chr. Operationsmethoden<br />

von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalziert<br />

Gaspare Tagliacozzi auf und publi-<br />

es 1597 in seinem Werk ‚De cortorum<br />

chirurgica‘. Es ist der Grundstein<br />

der modernen Plastischen Chirurgie. Leider<br />

findet Tagliacozzi ein unrühmliches<br />

Ende, denn …<br />

22<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong>


GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong> 23


Der Nasen-Joseph: Als Pionier in Sachen Schönheits-OPs entwickelte der Berliner Chirurg Jacques Joseph (1865 – 1934) zahlreiche<br />

Spezialinstrumente wie kleine Sägen und Skalpelle, die teilweise heute noch in Operationssälen zu finden sind.<br />

… „GOTTGEWOLLT IST DAS AUSSEHEN<br />

DES MENSCHEN!“ schreit die katholische<br />

Kirche und verdammt seine Seele. Fortan<br />

hindern Religion, Pest und Krieg den medizinischen<br />

Fortschritt. In Schwung<br />

kommt die Rekonstruktions-Chirurgie<br />

wieder im 19. Jahrhundert, als Antiseptika<br />

sterile Operationen ermöglichen und<br />

ab 1847 Äther wie …<br />

… KOKAIN ZUR SCHMERZFREIEN BE-<br />

HANDLUNG EINGESETZT WERDEN.<br />

Na ja, der gut dosierte Einsatz muss geübt<br />

werden. Doch die Ärzte prägen Neues: So<br />

wird der Begriff Plastische Chirurgie 1838<br />

erstmals von Eduard Zeis formuliert.<br />

Und von Johann Friedrich Dieffenbach<br />

1845 als eigenständiges Gebiet in seinem<br />

Standardwerk ‚Die operative Chirurgie‘<br />

definiert. Neben der etablierten Rekonstruktionschirurgie<br />

nimmt eine weitere<br />

Säule ihren Anfang: Die …<br />

… VERBRENNUNGSCHIRURGIE: Der Genfer<br />

Chirurg Jacques Louis Reverdin ver-<br />

pflanzt 1869 Anteile der Epidermis auf gesunde<br />

Granulation, und Carl Thiersch, Direktor<br />

der Chirurgischen Universitätsklinik<br />

Leipzig, begründet 1886 die Spalthauttransplantation.<br />

Plastisch nimmt 1895 der<br />

Onkologe Vincenz Czerny die erste …<br />

… BRUSTVERGRÖSSERUNG MIT KÖRPER-<br />

EIGENEM FETTGESCHWULST (Lipom) an<br />

einer brustamputierten Krebspatientin<br />

vor. Doch die Durchblutung ist ungenügend,<br />

der Versuch scheitert wie auch<br />

weitere Experimente zu dieser Zeit mit<br />

Rinderknorpel oder Glaskugeln. Der<br />

Wunsch, ,normal‘ auszusehen, ist vorhanden.<br />

Und führt 1896 zur ‚Ästhetischen<br />

Chirurgie‘ als eigenständige Säule der<br />

‚Plastischen‘, als eine Mutter klagt …<br />

… „MOBBING! Mein Sohn wird gehänselt,<br />

weil er abstehende Ohren hat.“ Damit<br />

liegt sie Jacques Joseph in den Ohren,<br />

einem Assistenzarzt an der Berliner Charité.<br />

Er überlegt: Ein Eingriff in einen gesunden<br />

Körper, weil die Seele leidet? Und<br />

24<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong>


Auf die Schnelle ohne Delle:<br />

Einer der ersten Anbieter für<br />

Nasenkorrekturen garantierte 1931 sogar<br />

den bleibenden Erfolg seiner Methode:<br />

schnell, sicher, schmerzfrei – und ganz ohne<br />

Operation. Für eine formschöne Nase sollte<br />

der Kunde sich nur ein paar Schnüre um den<br />

Kopf schnallen. Ob die Anzeige hielt, was sie<br />

versprach, ist nicht dokumentiert.<br />

lässt sich darauf ein. Die Ohren sind angelegt,<br />

der Junge glücklich. Dies gilt als<br />

Beginn der Schönheitsoperationen in<br />

Deutschland. Stolz präsentiert Joseph den<br />

Fall bei der Berliner Medizinischen Gesellschaft,<br />

erntet Ruhm …<br />

… UND DIE KÜNDIGUNG SEINES VER-<br />

ÄRGERTEN CHEFS. Der 31-Jährige eröffnet<br />

daraufhin seine eigene Praxis und<br />

setzt weitere Maßstäbe: 1904 operiert er<br />

intranasal (durch die Nasenlöcher) ohne<br />

sichtbare Narben, ersetzt Knorpel und<br />

Knochen durch Elfenbein und designt<br />

seine eigenen OP-Instrumente wie das<br />

Raspatorium, genannt ,der Joseph‘. Zwei<br />

Jahre später führt ,der Pionier der Ästhetischen<br />

Chirurgie‘ Erich Lexer die erste<br />

erfolgreiche Gesichtsstraffung durch.<br />

Doch die folgende Zeit stellt alle Ärzte<br />

vor besondere Herausforderungen: …<br />

… KRIEG! Schreckliche Verstümmelungen<br />

und Wunden, oft mit unvorstellbaren<br />

Ausmaßen. Während in Großbritannien<br />

Harold Gillies (,Vater der Plastischen<br />

Chirurgie‘) zum Pionier der Gesichtsrekonstruktionen<br />

wird, indem er neue<br />

Methoden für den Transplantationsprozess<br />

entwickelt, eröffnet die Berliner Charité<br />

unter der Leitung von Joseph 1916<br />

eine Abteilung für Gesichtsplastik, „um<br />

die Lebensqualität der Männer zu verbessern.“<br />

Schönheits-OPs …<br />

… WIE AM FLIESSBAND. Eine schwere,<br />

dennoch erkenntnisreiche Zeit. Obwohl<br />

er Jude ist, bekommt Joseph 1919 den<br />

Professorentitel und das Eiserne Kreuz<br />

verliehen. Auch nach Auflösung der Abteilung<br />

1922 behandelt der ,Vater der<br />

ästhetischen Nasenkorrektur‘ Patienten<br />

aus Europa, USA und Indien. 1931 erscheint<br />

sein Buch ‚Nasenplastik und sonstige<br />

Gesichtsplastiken nebst Mamma plastik‘.<br />

1933 muss er seine Karriere beenden,<br />

ein Jahr später verstirbt er. Es heißt, dass<br />

am Ende der Weimarer Republik die<br />

Schönheits-Chirurgie ein interessantes …<br />

… GRENZGEBIET ZWISCHEN KOSMETIK<br />

UND PSYCHOANALYSE sei, das – wenn<br />

wissenschaftlich erschlossen – reiche<br />

Früch te bringt. Zeit für die Ernte ist erst<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Handchirurgie,<br />

begründet 1944 von Sterling<br />

Bunnell (USA), entwickelt sich zur eigenen<br />

Säule. Sein umfangreiches Werk ‚Surgery<br />

of the hand‘ wird zur ,Bibel der<br />

Handchirurgie‘. 20 Jahre später führen<br />

moderne Mikroskope nicht nur dieses<br />

Fachgebiet nach vorne. Auch die Mikrochirurgie,<br />

mithilfe derer Blutgefäße und<br />

Nervenzellen zusammengefügt werden,<br />

Nasen à la carte: In einem Album<br />

mit Vorher-Nachher-Fotos konnten<br />

sich die Patienten von Chirurg<br />

Jacques Joseph (o. l.) ihre Traumnase<br />

aus suchen. Auch die individuelle Persönlichkeit<br />

seiner Kunden hatte der Arzt damals<br />

bereits stets im Blick.<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong> 25


FOTO/ILLUSTRATION: STOCK.ADOBE.COM<br />

Revolution in der Brust: Anfang der<br />

1960er-Jahre entwickelten die Chirurgen<br />

Frank Gerow und Thomas Cronin aus Houston,<br />

Texas, das erste mit Silikongel gefüllte<br />

Implantat für die Brust.<br />

bringt große Fortschritte. Ab den<br />

1950er-Jahren experimentieren Ärzte mit<br />

erneuten Möglichkeiten zur Brustvergrößerung,<br />

zum Beispiel mit Paraffin, …<br />

… BIENENWACHS ODER POLYETHYLEN.<br />

Schwere Komplikationen inklusive. Die<br />

ersten festen, dennoch unausgereiften<br />

Brust-Implantate werden 1951 eingesetzt.<br />

Was geht, was geht nicht? Ein Fachjournal<br />

für Plastische Chirurgie gründet sich.<br />

In den 1960er-Jahren transplantiert John<br />

Cobbett (UK) eine Fußzehe als Daumenersatz.<br />

1961 werden von Thomas Cronin<br />

und Frank Gerow (USA) Silikonimplantate<br />

entwickelt und eingesetzt – mit gesundheitsschädlichen<br />

Langzeitfolgen. Die<br />

Idee dazu lieferte ihnen ein Blutbeutel. Ich<br />

spanne einen Bogen: Was drin ist, muss<br />

raus, reden wir über …<br />

… FETT. Nach ersten Absaugversuchen in<br />

den 1960er-Jahren stellt sich 1980 endlich<br />

der Erfolg ein. Großes Aufsehen erregt<br />

2005 die erste Gesichtstransplantation<br />

an einem lebenden Menschen, die<br />

bisherige Grenzen sprengt. Immer schneller<br />

schreitet die Entwicklung voran, die<br />

OPs werden sicherer und – gefragter.<br />

Käufliche Schönheit wird …<br />

… ZUM MASSENPRODUKT. Für geprüfte<br />

Qualität führt die Bundesärztekammer<br />

1987 Zusatzausbildungen ein – Plastische<br />

Operationen für MKG-Chirurgen und<br />

HNO-Ärzte sowie Plastische Chirurgie<br />

für Fachärzte – und weitet diese 1992 auf<br />

drei Jahre aus und erkennt die Plastische<br />

Chirurgie als eigenständige Facharztausbildung<br />

an. Der Begriff Schönheitschirurg<br />

bleibt jedoch ungeschützt …<br />

… UND MANCHE OP HAT UNSCHÖNE<br />

FOLGEN. Dennoch erliegen viele dem täglich<br />

flüsternden Spiegel: „Aber hinter<br />

Insta gram und Co. sind Menschen, die<br />

viel schöner sind als Ihr.“ Meine Idee: Im<br />

besten Jungbrunnen-Moment lassen wir<br />

uns 3D-scannen und schicken unseren<br />

Avatar auf die Bussi-Partys, während wir<br />

zu Hause unser Gegenüber mit den Segelohren<br />

„einfach nur süß“ finden. ƒ<br />

26<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong>


und deshalb für die Früherkennung von Brustkrebs<br />

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„Das ist ein erfüllendes<br />

Gefühl, zu sehen, wenn<br />

man in einem großen<br />

Team das Wissen der<br />

Ästhetik einfließen<br />

lassen und so einem<br />

Unfall- oder Kriegsopfer<br />

Lebensqualität<br />

zurückgeben kann.“<br />

Gunther Felmerer<br />

28<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong>


Reise in<br />

die Zukunft<br />

Ein Fortschritt jagt den nächsten. Hand in Hand setzen sich<br />

Ärzte und Wissenschaftler im Bereich der Plastischen Chirurgie<br />

für eine Verbesserung der Lebenssituation vieler Menschen ein –<br />

dabei geht es um weit mehr als nur um die Ästhetik.<br />

TEXT STEFAN LIEBIG<br />

WUSSTEN SIE SCHON, DASS …<br />

... ES MÖGLICH IST, EIN OHR IM ARM<br />

WACHSEN ZU LASSEN?<br />

FOTO: OTTOBOCK<br />

Hand aufs Herz: Woran denken<br />

Sie spontan, wenn Sie den Begriff<br />

„Plastische Chirur gie“<br />

hören? Brustvergrößerung,<br />

Facelifting, Nasen-OP, Fettabsaugung –<br />

waren die Umfrageergebnisse einer nicht<br />

ganz repräsentativen Umfrage des Autors<br />

dieses Beitrags. „Aber es geht in der Plastischen<br />

Chirurgie längst nicht nur um<br />

Schönheitseingriffe, sondern vielmehr<br />

auch um die Wiederherstellung nach<br />

Krankheiten oder Unfällen“, sagt Claudia<br />

Choi-Jacobshagen, Chefärztin der Klinik<br />

für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive<br />

Chirurgie am Evangelischen<br />

Krankenhaus Göttingen-Weende (EKW).<br />

Sie verweist auf die vielen Rekonstruktionen<br />

nach Verbrennungen, Unfällen oder<br />

Krebsoperationen.<br />

Mit modernsten Techniken setzen die<br />

Mediziner alles daran, den Patienten zu<br />

helfen und verletzte oder verlorene Funktionen<br />

und Gewebe möglichst originalgetreu<br />

wiederherzustellen. „Erst in den<br />

letzten Jahren erkennen die Menschen<br />

mehr und mehr, dass wir als spezialisierte<br />

Ärzte nicht nur menschliche Eitelkeiten<br />

befriedigen, sondern sehr oft Patienten in<br />

schlimmen Notlagen helfen“, sagt auch<br />

Gunther Felmerer von der Klinik für Unfallchirurgie,<br />

Orthopädie und Plastische<br />

Chirurgie bei der Universitätsmedizin<br />

Göttingen (UMG).<br />

FELMERER ÜBERTREIBT NICHT, wenn er<br />

von Patienten in Not spricht. Denn sehr<br />

häufig versorgt der Leiter des Schwerpunktbereichs<br />

Plastische Chirurgie mit<br />

seinem interdisziplinären Team Kriegsopfer,<br />

die einen Arm oder ein Bein verloren<br />

haben. Zu diesem Team gehören unter<br />

anderem Orthobioniker Frank Braatz<br />

und Assistenzärztin Jennifer Ernst. Sie<br />

behandeln die oft nur unzureichend versorgten<br />

Verstümmelungen der Patienten<br />

und bereiten diese für die Anpassung an<br />

eine hochmoderne Prothese vor.<br />

Doch längst sind diese kein lebloses<br />

Material mehr, das nur wenige Funktionen<br />

erfüllt. Vielmehr arbeiten Experten<br />

inzwischen an der Verbindung der durch<br />

den Unfall abgetrennten Nervenbahnen<br />

Plastische Chirurgen des<br />

Armeekrankenhauses El Paso<br />

haben einer Soldatin ein neues<br />

Ohr verpflanzt, das sie zuvor<br />

ein Jahr lang in deren Unterarm<br />

herangezüchtet haben. Dafür<br />

entnahmen sie Gewebe aus ihrem<br />

Rippenknorpel, vermehrten es im<br />

Labor und modellierten es. Dann<br />

verpflanzten sie das Imitat in den<br />

Arm – die Konturen waren unter<br />

der Haut deutlich zu erkennen. Das<br />

Ohr verfügt über frische Arterien,<br />

Venen und einen frischen Nerv,<br />

sodass es auch wieder Gespür hat.<br />

Ob alle Prognosen in Erfüllung<br />

gehen, lässt sich jedoch erst nach<br />

einigen Jahren mit Bestimmtheit<br />

sagen. Der richtige Mix ist auch mit<br />

modernster Labortechnik schwierig,<br />

denn Körpergewebe besteht immer<br />

aus mehreren verschiedenen<br />

Zelltypen, und die Versorgung mit<br />

Blut- und Nervenbahnen ist extrem<br />

kompliziert. Funktionsausfall oder<br />

Wucherungen können auftreten.<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong> 29


WUSSTEN SIE SCHON, DASS …<br />

mit den Hightech-Prothesen. Sowohl bei<br />

dem neuen Körperendglied als auch bei<br />

dem künstlichen Ersatz kommt es auf<br />

Teamwork von Chirurgen, Orthobionikern<br />

und einer ganzen Reihe weiterer Experten<br />

an. Neben der reinen Funktionalität<br />

spielt in der heutigen Zeit auch die<br />

Optik eine immer wichtigere Rolle. Im<br />

Idealfall ist es kaum noch zu erkennen,<br />

dass der Patient eine neue Hand oder ein<br />

neues Bein trägt. „Das ist ein erfüllendes<br />

Gefühl, zu sehen, wenn man in einem<br />

großen Team das Wissen der Ästhetik<br />

einfließen lassen und so einem Unfalloder<br />

Kriegsopfer Lebensqualität zurückgeben<br />

kann“, so Felmerer über die<br />

motivierenden Momente als Plastischer<br />

Chirurg, wenn ein Mensch sich dank professioneller<br />

Versorgung wieder weitgehend<br />

schmerzfrei und natürlich bewegt.<br />

... es bereits Organe und Gewebe<br />

aus dem 3D-Drucker gibt?<br />

Was sich vor wenigen Jahren noch wie der Plot für einen Film anhörte,<br />

rückt immer näher an die Realität: Wissenschaftler entwickeln Methoden,<br />

Organe per 3D-Druck erzeugen zu können. Ist das ein Meilenstein für die<br />

Transplantationsmedizin oder überschreiten Mediziner damit ethische Grenzen?<br />

Diese Frage wird wohl zu heißen Diskussionen in Ethikräten führen. Aus<br />

wissenschaftlicher Sicht ist diese innovative Technik aber zweifellos eine große<br />

Chance, die Hoffnung für viele wartende Patienten bieten könnte. So konnten<br />

amerikanische Forscher bereits 2014 Gesichtsrekonstruktionen realisieren,<br />

2018 fand die erste Gesichtstransplantation statt, und kürzlich druckten die<br />

Forscher erstmals eine funktionsfähige linke Herzkammer aus Kollagen und<br />

Herzmuskelzellen. Nicht ganz so erfolgreich war ein israelischer Wissenschaftler,<br />

dessen ,Mini-Herz‘ noch nicht funktionstüchtig war. Formstabilität und<br />

Detailgenauigkeit sind die wesentlichen Aspekte des 3D-Drucks. Für die<br />

realitätsnahe Reproduktion von Organen und Geweben werden auch<br />

Biomaterialien wie Algenextrakte oder Kollagen getestet. Ihnen fehlt im<br />

Unterschied zu Kunststoff, Metall oder Epoxidharz noch die Dauerhaftigkeit.<br />

NATÜRLICH SIND SOLCHE ERFOLGE<br />

nicht alleine von der UMG zu erzielen.<br />

Denn wo die Chirurgie aufhört, setzt<br />

nahtlos ein anders Fachgebiet an: Zur optimalen<br />

Versorgung gehören auch die<br />

hochmodernen und individuellen Prothesen<br />

und Orthesen. Hier setzen die Mediziner<br />

auf die Zusammenarbeit mit dem<br />

Global Player Ottobock aus Duderstadt.<br />

In dessen Entwicklungsabteilung werden<br />

komplexe Komponenten von Hilfsmitteln<br />

erforscht und konstruiert, und es<br />

wird mit Hochdruck an Verbesserungen<br />

gearbeitet. Moderne myoelektrische<br />

Arm prothesen werden über verbliebene<br />

Muskelaktivität im Stumpf gesteuert.<br />

Über im Prothesenschaft integrierte Elektroden<br />

werden diese Anspannungen der<br />

Muskulatur an die Motoren der Komponenten<br />

weitergeleitet, und dies führt dann<br />

beispielsweise zum Schließen der Hand.<br />

Entwickler können bereits eine vereinfachte<br />

und intuitivere Steuerung von Prothesen<br />

zur Verfügung stellen, zum Teil<br />

können dadurch sogar Phantomschmerzen<br />

eingedämmt werden – und sie kommen<br />

dem Durchbruch im Bereich des<br />

Fühlens immer näher. So können die<br />

Patien ten hoffen, bald wieder Temperaturen<br />

oder Druck empfinden zu können.<br />

Daniela Wüstefeld, Ergotherapeutin bei<br />

Ottobock, arbeitet seit fünf Jahren regelmäßig<br />

mit dem Team um Felmerer zusammen.<br />

Im 14-tägigen Turnus findet<br />

eine gemeinsame interdisziplinäre Spezialsprechstunde<br />

für Amputationsmedizin in<br />

der UMG statt. Im Patient Care Center<br />

Duderstadt/Berlin kümmert sie sich in<br />

Zusammenarbeit mit ihren Kollegen der<br />

Orthopädietechnik um die Anpassung der<br />

Prothese. Vor und nach der Operation<br />

werden die Patienten auf die Prothese<br />

vorbereitet, und während der Anpassung<br />

finden Trainingseinheiten statt, in denen<br />

das Greifen, Halten und Loslassen von<br />

Gegenständen mit der Prothese geübt<br />

wird. „Wir leben dieses Teamwork und<br />

arbeiten hier ohne Hierarchien und interdisziplinär<br />

zum Wohl der Patienten“, sagt<br />

Wüstefeld und betont, wie intensiv die<br />

FOTO: OTTOBOCK<br />

30<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong>


FOTOS: UMG<br />

Lebensqualität durch Fortschritt Bei einem Arbeitsunfall vor über 15 Jahren verlor der Patient seinen rechten Arm – heute lebt er dank<br />

modernster Technik und intensiver Betreuung durch die UMG endlich wieder schmerzfrei und kann eine Prothese nutzen.<br />

WUSSTEN SIE SCHON, DASS …<br />

... Instagram Sie unters Messer<br />

bringen kann?<br />

Rückmeldungen der Betroffenen in die<br />

weitere Therapie eingebunden werden.<br />

„Diese gegenseitige Befruchtung der Fachgebiete<br />

führt zu unglaublichen Fortschritten<br />

in der Therapie, von der auch künftige<br />

Patienten profitieren“, sagt Felmerer,<br />

der zudem eine immer vielfältigere Wahrnehmung<br />

seines Fachgebiets in den Medien<br />

und sogar bei den Kollegen – zum<br />

Beispiel in der Unfallchirurgie – feststellt.<br />

EIN ASPEKT, DER AUCH CLAUDIA<br />

CHOI-JACOBSHAGEN vom EKW sehr am<br />

Herzen liegt: „Es geht bei uns nicht nur<br />

um Schönheit, sondern oft um Lebensqualität.“<br />

Natürlich gebe es auch „reine<br />

Schönheitsbehandlungen“, aber die Eingriffe<br />

mit medizinischer Indikation, die<br />

häufig von der Krankenkasse übernommen<br />

würden, bildeten die Mehrzahl. Das<br />

breite Spektrum reicht von der Oberlidstraffung<br />

und Brustvergrößerung über<br />

Tumorentfernungen mit den entsprechenden<br />

Rekonstruktionen bis hin zur Fettabsaugung<br />

oder der Versorgung chronischer<br />

Wunden. Aufgrund der sich rasant<br />

entwickelnden Behandlungsmethoden und<br />

Hilfsmittel sieht Choi-Jacobshagen die<br />

Plastische Chirurgie als „innovatives<br />

Fachgebiet mit individuellen Lösungen“.<br />

Sie setzt am EKW auf vier Säulen der<br />

Plastischen Chirurgie zum Wohle der Patienten:<br />

Die Rekonstruktive, die Ästhetische,<br />

die Hand- und die Verbrennungschirurgie.<br />

Jede Säule stünde zwar für sich,<br />

doch alle griffen auch sehr eng ineinander.<br />

Sie erklärt dies am Beispiel einer schweren<br />

Verbrennung an der Hand, die ästhetisch<br />

und funktionell rekonstruiert werden<br />

müsse. Die Plastische Chirurgie habe sich<br />

in den letzten Jahrzehnten enorm weiterentwickelt.<br />

Verschiedene Transplantationstechniken,<br />

hierunter auch die Mikrochirurgie<br />

seien eine wichtige Methode,<br />

funktionsfähigen Haut- und Gewebeersatz<br />

von einem Körperbereich zum anderen zu<br />

verpflanzen. „Es ist auch beeindruckend,<br />

wie erfolgreich wir inzwischen angezüch-<br />

2,3 Prozent der befragten<br />

Patientinnen, die sich einer<br />

ästhetisch-plastischen Behandlung<br />

unterzogen hatten, gaben an,<br />

sie seien durch soziale Medien<br />

zu einer Schönheitsoperation<br />

motiviert worden. Jede Zehnte<br />

(10,8 Prozent) konsultierte bei der<br />

Suche nach Informationen zur<br />

Plastischen Chirurgie Instagram,<br />

Facebook oder andere soziale<br />

Plattformen. Das zeigen aktuelle<br />

Daten der Deutschen Gesellschaft<br />

für Ästhetisch-Plastische Chirurgie<br />

(DGÄPC). „Ein bisher nur subjektiv<br />

gefühlter Trend, wie der Selfie-<br />

Boom, lässt sich nun erstmalig durch<br />

valide Zahlen unserer jährlichen<br />

DGÄPC-Umfrage untermauern“,<br />

sagt Präsident Harald Kaisers. Da es<br />

sich bei den Betroffenen vor allem<br />

um junge Patientinnen handelt,<br />

sei eine eingehende Beratung vor<br />

dem Eingriff besonders wichtig.<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong> 31


FOTOS: EKW<br />

Präsision gefragt EKW-Chefärztin Claudia Choi-Jacobshagen bei einer mikrochirurgischen Operation am OP-Mikroskop<br />

tetes Gewebe als Haut ersatz oder Zellspray<br />

zur Beseitigung von Pigmentstörungen<br />

einsetzen“, so Choi- Jacobshagen. Diese<br />

und andere futuristisch anmutende Methoden,<br />

wie der Einsatz von Siebplatten in<br />

Verbindung mit einem Vakuum, ermöglichen<br />

in Weende das schmerzfreie Ansaugen<br />

von Hautzellen. Diese wiederum sind<br />

dann die Grundlage für Transplantationen<br />

oder das oben genannte Zellspray. Auch<br />

der große Nutzen von Fetttransplantationen<br />

in der Wundheilung, Arthrosetherapie<br />

und Geweberekonstruktion wird erfolgreich<br />

angewendet.<br />

MODERNE METHODEN, die nur sogenannte<br />

minimalinvasive (= möglichst geringfügige)<br />

Eingriffe erfordern, dienen einer<br />

narben- und schmerzarmen Behandlung.<br />

„Unser sehr junges Fachgebiet entwickelt<br />

sich stetig weiter. Daher bin ich<br />

selbst gespannt, wohin die Reise geht“,<br />

sagt Choi-Jacobshagen und blickt voller<br />

Neugier in die Zukunft ihrer Disziplin. ƒ<br />

WUSSTEN SIE SCHON, DASS …<br />

... ROBOTER MITTLERWEILE AUCH OPERIEREN?<br />

Werden Lymphknoten entfernt, zum Beispiel wegen einer Brustkrebserkrankung,<br />

wird Gewebswasser nicht mehr richtig entsorgt: Ein Lymphödem kann<br />

entstehen, und der betroffene Körperteil schwillt an. Dank modernster<br />

Forschungsergebnisse können den Betroffenen Lymphknoten aus dem<br />

Bauchraum entnommen werden, um sie an die sogenannte Empfängerstelle<br />

zu transplantieren. Das Fettgewebe wird mittransplantiert, weil es neue<br />

Lymphgefäße ausbilden kann. Die Operationstechnik wurde in den 1980er-<br />

Jahren von einer belgischen Ärztin entwickelt, kommt aber bisher nur in<br />

wenigen Kliniken – unter anderem an der UMG – zum Einsatz. Möglich ist<br />

der Eingriff mithilfe mikrochirurgischer Techniken per OP-Roboter unter<br />

dem Mikroskop: Die Operation erfordert feinste Werkzeuge und eine ruhige<br />

Hand. Allgemeinchirurgen können die Vorarbeit leisten, doch die feinen<br />

Blutgefäße können nur sehr erfahrene plastische Chirurgen annähen.<br />

Nach der Transplantation stehen die Chancen der Betroffenen gut, ein<br />

Leben ohne oder mit relativ wenig Lymphdrainagen führen zu können.<br />

32<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong>


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Die Zahlen sprechen für sich: In einem weltweiten Ranking der meisten Schönheits-OPs<br />

pro Jahr hält sich Deutschland mit inzwischen über 77.500 durchgeführten Behandlungen seit<br />

Jahren unter den Top Ten – Tendenz steigend. Warum dies so ist und wo die wirklichen<br />

Vor- und Nachteile liegen, erklärt Facharzt und Schönheits-Experte Hafiez Said im Interview.<br />

INTERVIEW CAROLIN SCHÄUFELE<br />

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Brust, Bauch, Gesicht oder Beine, nichts<br />

wird ausgelassen. Hafiez Said, Facharzt<br />

für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive<br />

Chirurgie, ist leitender Arzt im<br />

Agaplesion Krankenhaus Neu Bethlehem<br />

und unter anderem für die klassischen<br />

Schönheitsoperationen zuständig.<br />

Schon mit Abschluss seines Medizinstudiums<br />

hatte er den klaren Wunsch, in<br />

die Ästhetische Chirurgie zu gehen. Seit<br />

2014 ist der gebürtige Syrer nun am<br />

Krankenhaus in Göttingen tätig. Im<br />

Interview verrät er, was für ihn wahre<br />

Schönheit ausmacht und was er vor diesem<br />

Hintergrund seinen Patienten rät.<br />

Wie wichtig ist Ihnen Schönheit?<br />

Ich liebe Perfektion! Denn in der Perfektion<br />

liegt für mich Schönheit. Auch im<br />

privaten Bereich. Ich schätze es, wenn alles<br />

wohl organisiert und sortiert ist. Das<br />

macht meiner Meinung nach auch einen<br />

guten Schönheitschirurgen aus. Es reicht<br />

nicht, nur Ahnung von Plastischer und<br />

Ästhetischer Chirurgie zu haben, man<br />

muss ein Talent dafür besitzen, die Dinge<br />

zu vervollständigen und künstlerisch zu<br />

betrachten.<br />

Was verbirgt sich denn eigentlich hinter<br />

dem Begriff Schönheitsoperation?<br />

Der Begriff Schönheitschirurgie ist weit<br />

verbreitet, er ist im Grunde ein Sammelbegriff<br />

für plastische und ästhetische Eingriffe.<br />

Die Plastische Chirurgie befasst<br />

sich mit dem äußeren Erscheinungsbild<br />

des Menschen und stellt sowohl fehlende<br />

normale Formen als auch verloren gegan­<br />

34<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong>


GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong> 35


Gewissenhaft Schönheitschirurg Hafiez Said legt stets selbst Hand an und großen Wert auf die Zufriedenheit jedes einzelnen Patienten.<br />

KONTAKT<br />

Praxis Dr. Hafiez Said<br />

Waldweg 1<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 494280<br />

plastische-chirurgie@neubethlehem.de<br />

gene Funktionen wieder her. Wir sprechen<br />

von einem rein plastischen Eingriff,<br />

wenn es eine medizinische Indikation gibt,<br />

wie zum Beispiel die Wiederherstellung<br />

der weiblichen Brust nach einer Brustkrebsoperation<br />

oder bei einer Fehlbildung die<br />

Korrektur der abstehenden Ohren oder<br />

auch die Korrektur einer Brust asymmetrie.<br />

Wohingegen die Ästhetische Chirurgie<br />

keine medizinische Notwendigkeit hat.<br />

Dieser rein ästhetische Eingriff wird nur<br />

aufgrund des Wunsches des Patienten<br />

vorgenommen. Ästhetische Eingriffe sind<br />

beispielsweise Fettabsaugungen, Brustund<br />

Lidstraffungen oder Facelifting.<br />

Was sind die Pros und Kontras solcher<br />

Eingriffe?<br />

Ganz einfach gesagt: Attraktive und gu t<br />

aussehende Menschen haben es im Leben<br />

leichter, die Attraktivität beziehungsweise<br />

das gute Aussehen verleiht ihnen Selbstbewusstsein<br />

und spielt für den beruflichen<br />

wie privaten Erfolg eine wichtige<br />

Rolle. Und das ist für mich das Ziel eines<br />

ästhe tischen Eingriffs: Akzeptanz, Selbstbewusstsein<br />

und eine Verbesserung der<br />

Lebensqualität.<br />

Viele Menschen leiden unter ihrem<br />

Aussehen, sie trauen sich nicht, ins<br />

Schwimmbad oder in die Sauna zu gehen,<br />

und stehen unter psychischem<br />

Druck von außen. Manche haben sogar<br />

Hemmungen, sich zu Hause bei ihrem<br />

Partner frei zu geben – und das wirkt<br />

sich extrem negativ auf ihre Lebensqualität<br />

aus. Durch eine Schönheitsoperation<br />

verbessert sich ihr körperliches<br />

Bewusstsein, ihr Selbstwertgefühl steigt,<br />

und dies unterstützt nicht nur die körperliche<br />

<strong>Gesundheit</strong>, sondern auch das seelische<br />

Wohl befinden.<br />

36<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong>


» Ich bin ein konservativer Chirurg, der Wert darauf legt,<br />

dass das Erscheinungsbild des Patienten stimmig ist. «<br />

Das klingt gut. Aber gibt es auch<br />

Nachteile?<br />

Natürlich, da wären einmal die Kosten zu<br />

nennen und mögliche Komplikationen,<br />

die natürlich bei jeder Operation auftreten<br />

können. Deshalb ist es ungemein<br />

wichtig, dass jeder Schönheitschirurg seine<br />

Patienten ausführlich berät und mit<br />

ihnen über deren Erwartungen spricht.<br />

Sie haben das Thema Kosten angesprochen:<br />

Was muss man denn für<br />

eine Operation veranschlagen?<br />

Die Kosten einer rein ästhetischen Schönheitsoperation<br />

hängen von Art und Umfang<br />

der geplanten Maßnahmen ab. Wir<br />

rechnen nach Pauschalen ab. Sobald klar<br />

ist, was für ein Eingriff vorgenommen<br />

werden soll, kann ich anhand einer Tabelle<br />

nachschlagen, welche Kosten anfallen.<br />

Bei Fettabsaugungen bewegen sie sich<br />

beispielsweise zwischen 1.500 und 4.000<br />

Euro, eine Brust­OP liegt zwischen 4.500<br />

und 6.500 Euro und eine Nasenkorrektur<br />

zwischen 2.000 und 5.000 Euro.<br />

Das Thema Schönheits­OP war lange<br />

eher ein Tabuthema, niemand hat<br />

gern öffentlich darüber gesprochen.<br />

Was hat sich geändert?<br />

Mittlerweile gehen die Menschen viel offener<br />

mit diesem Thema um als noch vor<br />

20 Jahren. Heute kommen die Patienten<br />

mit der ganzen Familie zu mir in die Praxis<br />

oder bringen ihre Freunde und Freundinnen<br />

mit, um sich über die Möglichkeiten<br />

zu informieren. Eine Schönheitsoperation<br />

wird nicht mehr versteckt, wie es noch<br />

vor einigen Jahren der Fall war.<br />

Mit welchen Vorstellungen kommen<br />

Ihre Patientinnen und Patienten zu<br />

ihnen?<br />

Das ist ganz unterschiedlich. Die meisten<br />

Patienten kommen mit realistischen Einschätzungen<br />

ihrer Wünsche zu uns, die<br />

wir gut umsetzen können. Aber nicht selten<br />

kommen Patienten auch mit überzogenen<br />

Vorstellungen. Sie wünschen sich<br />

beispielsweise übertrieben aufgespritzte<br />

Lippen oder auffällig vergrößerte Brüste.<br />

Das lehne ich ab. Ich bin ein konservativer<br />

Chirurg, der Wert darauf legt, dass<br />

das gesamte Erscheinungsbild des Patienten<br />

stimmig ist. In meinem Implantaten­<br />

Lager finden Sie zum Beispiel auch keine<br />

Brustsilikonimplantate, die schwerer als<br />

500 Gramm sind. Oder auch keine sogenann<br />

ten Extra­High­Profile­Silikonprothe<br />

sen.<br />

Die Patienten, die zu mir kommen, erhalten<br />

eine ausführliche Beratung über<br />

die Möglichkeiten, die ich ihnen anbiete.<br />

Wenn ihre Vorstellung sich mit meiner<br />

deckt, dann operiere ich. Falls wir keinen<br />

gemeinsamen Nenner finden und ich<br />

die Vorstellung der Patienten fachlich<br />

nicht vertreten kann, dann teile ich ihnen<br />

mit, dass ich nicht der richtige Arzt<br />

für sie bin.<br />

Wenn Sie Patienten, wie eben beschrie ­<br />

ben, auch wieder wegschicken, ist<br />

das Verhältnis von Arzt und Patient<br />

anscheinend für Sie sehr wichtig.<br />

Ja, das ist mir wirklich sehr wichtig. Für<br />

mich muss das Verhältnis zwischen Arzt<br />

und Patient stimmen. Tut es das nicht, ist<br />

das auch keine gute Voraussetzung für ein<br />

optimales Ergebnis nach der Operation.<br />

Ich gehe so weit, dass ich meine Patienten<br />

mögen und ich ihnen – so, wie sie mir –<br />

vertrauen können muss.<br />

Und was, wenn ein Eingriff nicht nach<br />

Vorstellung eines Patienten verläuft?<br />

Ich lege großen Wert darauf, dass meine<br />

Patienten zufrieden sind. Unzufriedenheit<br />

ist bei uns Ausnahme. Ist aber ein<br />

Patient allgemein nach einer Schönheitsoperation<br />

nicht zufrieden, dann<br />

muss sich der Arzt Zeit nehmen und genau<br />

zuhören, was den Patienten stört.<br />

Wenn der Arzt der Meinung ist, dass der<br />

Betroffene mit seiner Kritik fachlich<br />

richtig liegt, muss er das akzeptieren<br />

und eventuell eine Korrektur durchführen.<br />

Ist der Arzt aber der Meinung, dass<br />

die Kritik überzogen ist, muss er auch<br />

hier Zeit investieren und versuchen, mit<br />

dem Patienten zu reden und ihn mit<br />

Geduld und Diplomatie davon zu überzeugen,<br />

dass eine Korrektur nicht sinnvoll<br />

ist.<br />

Wenn man sich für eine Schönheitsoperation<br />

entschieden hat, wie finde<br />

ich einen guten Arzt?<br />

Informieren Sie sich, bei Freunden, Bekannten<br />

und im Internet. Suchen Sie nach<br />

guten Spezialisten in hoch spezialisierten<br />

Kliniken. Als Erstes sollte der Arzt eine<br />

professionelle fachliche Beratung anbieten,<br />

bei der er realistisch die bestehenden<br />

Möglichkeiten benennt und Vorher­/<br />

Nachher­Ergebnisse zeigt.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong> 37


ANZEIGE<br />

Weniger Pfunde,<br />

mehr Lebensqualität<br />

Fettleibige Menschen begegnen in unserer Gesellschaft häufig Vorurteilen.<br />

Die Ernährungs- und Stoffwechselkrankheit Adipositas ist aber potenziell tödlich.<br />

Einzige Heilungschance ist eine Operation.<br />

Im Evangelischen Krankenhaus Göttingen-Weende verhilft die Adipositaschirurgie übergewich tigen<br />

Patienten durch einen minimalinvasiven Eingriff zu mehr <strong>Gesundheit</strong>. Und die Abteilung für<br />

Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie entfernt erschlaffte Haut.<br />

Dr. Bernhard Schupfner,<br />

Leiter der Adipositas-Chirurgie am<br />

Ev. Krankenhaus Göttingen-Weende<br />

Andreas K. nahm nach der OP innerhalb<br />

von zwei Jahren 69 Kilo ab.<br />

Zwei Stunden dauerte die Operation,<br />

die aus ihm einen anderen Menschen<br />

gemacht hat. Dr. Bernhard Schupfner, Leiter<br />

der Adipositas­Chirurgie im EKW, legte<br />

dem hochgradig fettleibigen 47­Jährigen<br />

bei dem minimalinvasiven Eingriff einen<br />

sogenannten Magenbypass an.<br />

„Gleich in den ersten zwei Wochen nach<br />

dem Eingriff verlor ich 20 Kilogramm“, sagt<br />

Andreas K. Danach verlief die Gewichtsabnahme<br />

etwas langsamer. Heute – nach<br />

zwei Jahren – wiegt er 81 Kilogramm, 69<br />

weniger als vor der Behandlung.<br />

Weniger körperliche Beschwerden<br />

Für den 1,80 Meter großen Südniedersachsen<br />

war die OP ein großer Erfolg. Die<br />

körperlichen Beschwerden, die ihn vorher<br />

geplagt hatten, sind weitgehend verschwunden.<br />

„Früher machte ich selbst im<br />

schönsten Anzug keine gute Figur mehr“,<br />

erzählt er. Um Sticheleien und abschätzigen<br />

Blicken zu entgehen, hielt er sich meist<br />

im Hintergrund. „Mein Leben wurde mit<br />

zunehmendem Körpergewicht immer beschwerlicher“,<br />

erinnert sich der Mann. Er<br />

hatte nachts Atemaussetzer, musste eine<br />

Atemmaske tragen. Auch bei körperlicher<br />

Anstrengung geriet der gelernte Tischler<br />

schnell außer Atem. „Kein Wunder“, meint<br />

Andreas K., „ich trug ja einen 69 Kilogramm<br />

schweren Rucksack mit mir herum.“<br />

Das Körpergewicht beanspruchte auch<br />

die Gelenke stark. Der Blutdruck stieg, das<br />

Risiko eines Herzinfarkts und Schlag anfalls<br />

nahm zu. Diabetes drohte. „Wenn Sie jetzt<br />

nichts ändern, sind Sie bald tot, sagte mein<br />

Hausarzt“, so K. Durch die extreme Gewichtszunahme<br />

gab er seine Hobbys auf<br />

und blieb fast nur noch zu Hause. Depressive<br />

Verstimmungen wurden zum Begleiter.<br />

„Das Einzige, was mir noch blieb, war das<br />

Essen“, erzählt er. Ein Teufelskreis.<br />

Ein halbes Jahr bereitete sich der 47­Jährige<br />

auf den Eingriff vor. Zweimal in der Woche<br />

trieb er jeweils für eine Stunde Reha sport,<br />

machte Sitzballgymnastik, Dehn­ und Balanceübungen.<br />

Monatlich ging er zur Ernährungsberatung.<br />

Während der Vorbereitungszeit<br />

verlor er die ersten acht Kilo.<br />

„Kurz nachdem ich aus der Vollnarkose<br />

erwacht war, machte ich schon die ersten<br />

Schritte ums Bett herum“, erinnert sich<br />

Andreas K. Schmerzen hatte er kaum.<br />

Nachbetreuung ist sehr wichtig<br />

Bereits nach fünf Tagen wurde er aus dem<br />

Weender Krankenhaus entlassen. „Ganz<br />

wichtig ist die Nachbetreuung“, betont<br />

Dr. Schupfner. In den ersten beiden Jah­


PROFIL<br />

ANZEIGE<br />

FOTO: EKW<br />

Dr. Bernhard Schupfner erklärt einem Patienten die Schritte einer Adipositas-Operation.<br />

ren sieht er seine Patienten alle drei bis<br />

sechs Monate zur Nachsorge. Auch sein<br />

Essverhalten hat sich geändert. „Nach der<br />

Operation ist man schon nach wenigen<br />

Bissen satt“, erklärt er. Damit es nicht zu<br />

Mangelerscheinungen kommt, nimmt er<br />

zusätzlich zu eiweißreicher Kost wie Fisch,<br />

Fleisch oder fettarmem Käse, Kautabletten<br />

mit Vitaminen sowie Mikronährstoffe und<br />

Eiweißpulver zu sich. Dazu gibt es viel Gemüse.<br />

Auf Kohlenhydrate verzichtet er weitgehend.<br />

Um in Form zu bleiben, geht er weiterhin<br />

zum Rehasport. Er ist froh, dass die starke<br />

Gewichtsabnahme bei ihm nicht zu unangenehmen<br />

Folgen geführt hat. „Es kann nach<br />

der Operation passieren, dass die erschlaffte<br />

Haut bzw. das Weichteil gewebe am<br />

Körper wie eine Schürze herunterhängt“,<br />

erklärt Dr. Lea Zachau, Fachärztin für Plastische<br />

und Ästhetische Chirurgie im Evangelischen<br />

Krankenhaus Göttingen­ Weende.<br />

„Die erschlaffte Haut lässt sich operativ sehr<br />

gut von uns entfernen.“ Die Krankenkassen<br />

übernehmen häufig auf Antrag die Kosten.<br />

„Bei mir war ein solcher Eingriff zum Glück<br />

nicht erforderlich“, sagt Andreas K., der für<br />

sein neues aktives Leben dankbar ist.<br />

Voraussetzungen für eine Magenbypass-OP<br />

Die Operation kann nur bei Patienten<br />

durchgeführt werden, bei denen die<br />

Adipositas nicht durch eine noch unbehandelte<br />

psychische Erkrankung – etwa<br />

eine Depres sion oder eine Essstörung –<br />

bedingt ist. Ein Psychiater klärt das ab.<br />

Krankenkassen übernehmen den Eingriff<br />

ab einem Body­Mass­Index (BMI) von 30<br />

(kg/m 2 ), wenn es eine Begleiterkrankung,<br />

etwa einen insulinpflichtigen Diabetes,<br />

gibt. Im EKW sind die meisten der bisher<br />

in dieser hier noch jungen Disziplin operierten<br />

Patienten jünger als 60 Jahre, etwa<br />

die Hälfte sogar jünger als 30 Jahre gewesen.<br />

Der durchschnittliche BMI lag um die<br />

50 (kg/m 2 ).<br />

KONTAKT<br />

Ev. Krankenhaus Göttingen-Weende<br />

Allgemein­, Viszeral­, Thorax­ und<br />

Minimalinvasive Chirurgie,<br />

Sektion für Adipositas und Metabolische<br />

Chirurgie<br />

Dr. Bernhard Schupfner<br />

An der Lutter 24<br />

37075 Göttingen<br />

Tel. 0551 5034 1101<br />

ach-amb@ekweende.de<br />

www.ekweende.de


Macht Frauen Mut<br />

Die Amputation der Brust nach einer Brustkrebserkrankung ist physisch und psychisch<br />

belastend. Viele Frauen fühlen sich in ihrer weiblichen Identität verletzt. Ein Wiederaufbau der<br />

Brust kann helfen. Doch die meisten wissen gar nicht, was alles möglich ist – eine Tatsache,<br />

die Claudia Choi-Jacobshagen, Chefärztin der Abteilung für Plastische, Ästhetische und<br />

Rekonstruktive Chirurgie am Evangelischen Krankenhaus Weende, ändern möchte.<br />

TEXT CAROLIN SCHÄUFELE<br />

FOTOS ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

40<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong>


GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong> 41


» Es ist mir persönlich ein sehr wichtiges Anliegen:<br />

Die Frauen sollten mehr Mut haben, sich zu informieren,<br />

und mehr nachfragen, was möglich ist. «<br />

Dr. med. Claudia Y. Choi-Jacobshagen<br />

Chefärztin<br />

Klinik für Plastische, Ästhetische<br />

und Rekonstruktive Chirurgie /<br />

Operatives Brustzentrum<br />

Evangelisches Krankenhaus<br />

Göttingen-Weende<br />

An der Lutter 24<br />

37075 Göttingen<br />

Tel. 0551 50341302<br />

www.ekweende.de<br />

Viele Frauen wissen gar nicht,<br />

dass die Rekonstruktion der<br />

Brust nach einer Krebsoperation<br />

mit zum Behandlungsplan<br />

gehört“, erklärt Claudia<br />

Choi­Jacobs hagen und sieht darin einen<br />

persönlichen Auftrag, der über ihre Arbeit<br />

hinausgeht. Die Chefärztin leitet seit sechs<br />

Jahren die Abteilung für Plastische, Ästhetische<br />

und Rekonstruktive Chirurgie am<br />

Evangelischen Krankenhaus Weende (EKW),<br />

die einen Arbeitsschwerpunkt in der Rekonstruktion<br />

nach einer Tumoroperation<br />

bei Brustkrebs hat. Viele Frauen würden<br />

sich nach einer Amputation einer oder<br />

beider Brüste eine Wiederherstellung<br />

zwar wünschen, „die meisten wissen jedoch<br />

gar nicht, was alles möglich ist“, so<br />

die Expertin. „Es gibt einfach noch zu<br />

wenig Aufklärungsarbeit.“ Dabei werden<br />

die Kosten dafür sogar von den Krankenkassen<br />

übernommen.<br />

KONTAKT<br />

SILIKON UND EIGENGEWEBE: Das sind<br />

die beiden Materialien, mit denen eine<br />

neue Brust aufgebaut wird. „Silikonkissen<br />

dürften den meisten bekannt sein.<br />

Das Fremdmaterial verursacht im späteren<br />

Verlauf allerdings häufig Probleme“,<br />

erläutert Choi­Jacobs hagen. „Wesentlich<br />

schöner für eine Brustrekonstruktion ist<br />

natürlich Eigengewebe.“ Die Ergebnisse<br />

nach der OP sind meist ästhetisch besser<br />

und die wiederhergestellte Brust fühlt sich<br />

genauso weich und natürlich an wie eine<br />

echte. Die Chefärztin betont vor allem die<br />

Vorteile dieser Variante bei einer einseiti­<br />

gen Amputation, denn mit der Verwendung<br />

von Eigengewebe sei es wesentlich<br />

einfacher, ein symmetrisches Ergebnis zu<br />

erzielen.<br />

FÜR DEN WIEDERAUFBAU mit Eigengewebe<br />

gibt es prinzipiell zwei Methoden:<br />

Für die erste werden Fettzellen abgesaugt,<br />

aufbereitet und in den Brustbereich<br />

gespritzt. Bei Tumorpatientinnen sei man<br />

mit dieser in anderen Bereichen gut etablierten<br />

Methode allerdings noch zurückhaltend,<br />

so Choi­Jacobs hagen, da es noch<br />

nicht ausreichend Langzeitstudien bei<br />

diesem Patientenkollektiv gebe.<br />

Die zweite Methode sieht vor, Fettgewebe<br />

– also keine Fettzellen, sondern<br />

das komplette Gewebe – an Bauch oder<br />

Ober schenkel zu entnehmen und zu verpflanzen.<br />

Dazu werden die das Gewebe<br />

ver sorgenden Venen und Arterien mit freigelegt,<br />

die dann durch mikrochirurgische<br />

Gefäßnähte mit den entsprechenden Blutgefäßen<br />

im Brustbereich verbunden werden.<br />

Die Brust wird dann geformt, und da<br />

das Gewebe durchblutet ist, ergibt sich ein<br />

sehr natürliches Ergebnis. „Das Ganze hat<br />

zudem auch den positiven Effekt, dass man<br />

überschüssiges Fettgewebe an unlieb samen<br />

Stellen loswird“, sagt Choi­Jacobs hagen.<br />

Das Verfahren der Eigengewebsverpflanzung<br />

sei internationaler Goldstandard<br />

in der Eigengewebsrekonstruktion.<br />

Was bleibt, sei eine versteckte Narbe in<br />

der Bikinizone oder am Bein.<br />

„Wir arbeiten mit minimalinvasiven<br />

und mikrochirurgischen Techniken, die<br />

42<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong>


Im Einsatz Chefärztin Claudia Choi-Jacobs hagen liegt es persönlich am Herzen, ihren Patientinnen ein gutes Körpergefühl zu geben.<br />

gerade im Bereich der Transplantation ihren<br />

Einsatz finden“, erläutert die Ärztin.<br />

Die Transplantation von Eigengewebe sei<br />

ein hochkomplexer Eingriff, im EKW jedoch<br />

eine Standard­OP, die einmal pro<br />

Woche durchgeführt werde. Das mache<br />

auch die Expertise ihrer Arbeit aus. „Natürlich<br />

gibt es wie bei jedem operativen<br />

Eingriff Risiken. Es könnte beispielsweise<br />

zu einer Thrombose kommen. Deshalb<br />

gibt es bei uns eine engmaschige Kontrolle.“<br />

Einmal pro Stunde werde in der kritischen<br />

Phase nach den Patientinnen geschaut<br />

und das Operationsergebnis überprüft,<br />

sodass man bei eventuellen Komplikationen<br />

sofort reagieren könnte.<br />

NICHT ALLE FRAUEN entscheiden sich<br />

nach einer Brustkrebsoperation für einen<br />

Wiederaufbau der abgenommenen Brust,<br />

erklärt Choi­Jacobshagen, da gebe es verschiedenste<br />

Gründe, einen solchen Eingriff<br />

nicht vornehmen zu lassen. „Wichtig<br />

ist mir, dass die Menschen gut informiert<br />

sind. Ich kläre alle meine Patientinnen<br />

über die verschiedenen Möglichkeiten auf<br />

und bespreche dann ganz individuell mit<br />

ihnen, was meiner Meinung nach am<br />

sinnvollsten erscheint. Dann entscheiden<br />

die Frauen, was sie machen möchten.“<br />

MIT ALLEN INFORMATIONEN ÜBER die<br />

Möglichkeiten der Rekonstruktion einer<br />

Brust würden sich doch viele Frauen für<br />

einen Wiederaufbau entscheiden: „Sie<br />

fühlen sich nicht vollständig, denn die<br />

Brust ist für Frauen ein wichtiges Körperteil.“<br />

Durch das Fehlen einer oder<br />

beider Brüste würde die Integrität, das<br />

Wohlbefinden im eigenen Körper, häufig<br />

gestört. Viele der Frauen könnten auch<br />

durch den Wiederaufbau ihrer Brust mit<br />

dem Thema der Erkrankung besser abschließen.<br />

„Sie werden nicht jeden Morgen<br />

vor dem Spiegel durch das gestörte<br />

Körperbild an die Brustkrebserkrankung<br />

erinnert.“ Die meisten Frauen wählen<br />

die Eigengewebsrekonstruktion, manche<br />

würden sich für eine Interimslösung mit<br />

Prothesen entscheiden, die dann nach<br />

einiger Zeit durch Eigengewebe ausgetauscht<br />

werden würden.<br />

Choi­Jacobshagen geht bei der Rekonstruktion<br />

der Brust ganz konkret auf die<br />

Wünsche der Frauen ein. Es gebe Frauen,<br />

die sich eher eine größere oder eine kleinere<br />

Brust wünschen. Bei einer einseitigen<br />

Erkrankung werde dann auch die Anpassung<br />

der zweiten Brust an die ,neue‘ Brust<br />

durchgeführt. „Es ist mir persönlich ein<br />

sehr wichtiges Anliegen: Die Frauen sollten<br />

mehr Mut haben, sich zu informieren,<br />

und mehr nachfragen, was möglich ist.“ ƒ<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong>43


Wer hätte das gedacht...?<br />

Mit über 77.500 durchgeführten<br />

Behandlungen und Operationen – Tendenz steigend –<br />

hält sich Deutschland seit Jahren unter den<br />

Top Ten des weltweiten Rankings der<br />

meisten Schönheits-OPs.<br />

Wenn, dann richtig !<br />

Männer bevorzugen operative<br />

Eingriffe – <strong>2019</strong> ganz oben auf der<br />

Liste: Fettabsaugung.<br />

Frauen entscheiden sich<br />

sechsmal so häufig für<br />

einen ästhetischen<br />

Eingriff als Männer.<br />

Neben der Fettabsaugung am<br />

Knöchel, den Wadenimplantaten<br />

und Zehenverkürzungen sind vor<br />

allem die Nabelkorrektur und die<br />

Grübchenerstellung weitere weniger<br />

bekannte Schönheitsoperationen.<br />

Immer mehr Frauen kommen mit<br />

bildbearbeiteten Selfies in die Praxis – als<br />

Vorbild für ihre geplante Schönheits-OP.<br />

FOTO: STOCK.ADOBE.COM<br />

44<br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong>


Durchschnittsalter von Patienten in der<br />

Ästhetisch-Plastischen Chirurgie: 43,1 Jahre<br />

Nicht etwa in den USA legen sich<br />

die meisten im Pro-Kopf-Vergleich<br />

für die Schönheit unters Messer, die<br />

Schweiz ist mit 215,6 Operationen<br />

Jeder Arzt kann sich heute<br />

Schönheitschirurg nennen.<br />

Der Begriff ist nicht geschützt,<br />

ebenso wenig wie Journalist,<br />

Reiseleiter oder Volkswirt.<br />

pro 100.000 Personen führend.<br />

Nummer Eins<br />

der am häufigsten nach gefragten<br />

Behandlungen <strong>2019</strong> bei Frauen:<br />

die nicht invasive<br />

Faltenbehandlung.<br />

Und dies mit weitem Vorsprung vor den<br />

operativen Eingriffen auf Platz 2 und 3:<br />

der Brustvergrößerung und der<br />

Fettabsaugung.<br />

Doppelt so viele<br />

Männer wie Frauen erzählen<br />

niemanden von ihrem Eingriff,<br />

während Frauen häufig mit<br />

Freunden und Familie über die<br />

Schönheitsoperation sprechen.<br />

Laut aktueller Daten der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-<br />

Plastische Chirurgie gaben 2,3 Prozent aller befragten Patientinnen,<br />

die sich einer ästhetisch-plastischen Behandlung unterzogen hatten, an,<br />

sie seien durch soziale Medien zu einer Schönheitsoperation motiviert<br />

worden. Jede Zehnte konsultierte bei der Suche nach Informationen zur<br />

Plastischen Chirurgie Instagram, Facebook oder andere<br />

soziale Plattformen.<br />

15,9 Prozent aller Patienten sehen sich durch<br />

ihre persönliche Umgebung zu einer ästhetischplastischen<br />

Behandlung motiviert.<br />

QUELLE: DGÄPC-STATISTIK 2018–<strong>2019</strong><br />

GESUNDHEıT 2 | <strong>2019</strong> 45


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Klinikum Werra-Meißner GmbH<br />

Eine hohe Qualität ist der Grundstein unseres täglichen Handelns<br />

Krankenhäuser in ländlichen Bereichen<br />

sehen sich heutzutage großen<br />

Herausforderungen gegenüber. Ein<br />

besonderer Aspekt ist die Anwerbung von<br />

Fachkräften, vor allem von Ärzten. Außerdem<br />

müssen diese Kliniken sehr breit aufgestellt<br />

sein, um auf alle möglichen und<br />

potenziellen Erkrankungen der Bevölkerung<br />

reagieren zu können. Das Klinikum Werra-<br />

Meißner GmbH mit den Standorten Eschwege<br />

und Witzenhausen ist das, wie die<br />

Geschäftsführerin Dr. Claudia Fremder im<br />

Interview erklärt.<br />

Frau Dr. Fremder, mit welchem Ziel tritt<br />

die <strong>Gesundheit</strong>sholding an?<br />

Wir bieten ein umfangreiches und differenziertes<br />

medizinisches Leistungsspektrum<br />

entsprechend den Bedürfnissen der Bevölkerung<br />

im Werra-Meißner-Kreis. Dabei<br />

orientieren wir uns stets an den Leitlinien<br />

und gesetzlichen Richtlinien für Medizin<br />

und Pflege. Unser Anliegen ist es, auch in<br />

Kooperation mit niedergelassenen Ärzten,<br />

eine sektorenübergreifende Versorgung für<br />

alle Patienten anzubieten.<br />

Was zeichnet das Krankenhaus aus?<br />

Das Klinikum Werra-Meißner stellt mit<br />

seinen Krankenhäusern in Witzenhausen<br />

und Eschwege die medizinische Grundund<br />

Regelversorgung in der Region Werra-<br />

Meißner und darüber hinaus sicher. Als<br />

kommunales Krankenhaus mit mehr als<br />

500 Betten beschäftigen wir an beiden<br />

Klinikstandorten über 1.000 Mitarbeitende<br />

und versorgen rund 19.000 stationäre<br />

und 36.000 ambulante Patienten pro Jahr.<br />

Das Klinikum Werra-Meißner ist Akademisches<br />

Lehrkrankenhaus der Georg- August-<br />

Universität Göttingen. Wir sind ein mittelgroßes<br />

Krankenhaus mit einem breiten<br />

Leistungsspektrum und können dabei<br />

eine familiäre und persönliche Versorgung<br />

anbieten.<br />

Ein wichtiges Thema für Patienten ist die<br />

Notfallversorgung: Welches Spektrum<br />

deckt Ihr Krankenhaus ab?<br />

Bezogen auf die gestufte Notfallversorgung<br />

decken wir in Witzenhausen die Basisnotfallversorgung<br />

ab, in Eschwege können wir<br />

ab 2020 die erweiterte Notfallversorgung<br />

anbieten, da wir hierfür alle Voraussetzungen<br />

erfüllen.<br />

Konkret bedeutet das, dass wir in Witzenhausen<br />

internistische und chirurgische<br />

Notfälle behandeln und auch eine Intensivstation<br />

vorhalten. In Eschwege behandeln<br />

wir ebenfalls internistische und chirurgische<br />

Notfälle, aber zusätzlich auch neurologische<br />

und gynäkologische Notfälle. In<br />

Eschwege haben wir 24/7 – also rund um<br />

die Uhr – ein Herz katheterlabor für akute<br />

Herzinfarkte und ab 2020 auch eine Intensivstation<br />

mit zehn Beatmungsbetten.<br />

Gibt es neben dem regulären Krankenhausbetrieb<br />

auch weitere gesundheitliche<br />

Angebote für Patienten?<br />

Wir arbeiten mit Partnern im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />

zusammen, um unseren Patienten<br />

an unseren Standorten eine Vielzahl medizinischer<br />

Leistungen anbieten zu können.<br />

Einige unserer Kooperationspartner sind in<br />

den Behandlungsprozess direkt eingebunden,<br />

wie zum Beispiel die PHV Dialysepartner<br />

oder die freiberuflichen, selbstständig<br />

tätigen Hebammen.


PROFIL<br />

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FOTO: KLINIKUM WERRA-MEISSNER<br />

Das Klinikum Werra-Meißner an der Elsa-Brandström-Straße in Eschwege<br />

In Witzenhausen betreiben wir eine<br />

stationäre Palliativmedizin in Kooperation<br />

mit niedergelassenen Ärzten. Und<br />

wir bieten über unsere PRN ergo- und<br />

physiotherapeu tische Leistungen für jedermann<br />

an. Außer dem gehört ein medizinisches<br />

Versorgungszentrum dazu.<br />

Sie kooperieren mit der Universitätsmedizin<br />

Göttingen. Warum und wie sieht<br />

diese Kooperation aus?<br />

Als Lehrkrankenhaus in Kooperation mit<br />

der Universitätsmedizin Göttingen bieten<br />

wir das Praktische Jahr für Medizinstudenten<br />

an. Wir beteiligen uns mit Engagement<br />

an der Ausbildung des ärztlichen Nachwuchses<br />

und fördern den Wissens- und<br />

Erfahrungstransfer zwischen Forschung,<br />

Lehre und Patientenorientierung.<br />

Wir sind auch in der medizinischen Leistungserbringung<br />

mit der Universitätsmedizin<br />

Göttingen verknüpft.<br />

Im Herbst 2018 haben Sie ein neues<br />

Zentrum für Herz- und Gefäßmedizin<br />

eröffnet. Wie sind die Erfahrungen?<br />

Patienten, die Gefäßerkrankungen haben,<br />

haben diese meist in mehreren Regionen<br />

ihres Körpers, sodass sie von verschiedenen<br />

medizinischen Fachabteilungen behandelt<br />

werden müssen. Um hier die Wege<br />

für die Behandlung zu verkürzen und die<br />

Abläufe zu vereinfachen (auch für niedergelassene<br />

Ärzte), arbeiten bei uns die erforderlichen<br />

Abteilungen eng zusammen.<br />

Fachkräftemangel ist vor allem im<br />

<strong>Gesundheit</strong>swesen ein Thema. Wie ist die<br />

personelle Situation?<br />

Wir schätzen uns glücklich, dass wir in<br />

der Pflege ausreichend Bewerbungen vorliegen<br />

haben und wir alle Vakanzen besetzen<br />

können. Dennoch freuen wir uns über<br />

zusätz liche Bewerbungen in der Pflege. Wir<br />

würden uns auch freuen, wenn wir weitere<br />

Ärzte anstellen könnten, die sich von der<br />

Arbeitsatmosphäre in unserem Klinikum<br />

und von der Lebensqualität im Werra-Meißner<br />

Kreis überzeugen lassen.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

INTERVIEW: CAROLIN SCHÄUFELE<br />

KONTAKT<br />

Klinikum Werra-Meißner GmbH<br />

Elsa-Brändström-Str. 1<br />

37269 Eschwege<br />

Tel. 05651 82-0<br />

www.klinikum-werra-meissner.de


UMG SPEZIAL<br />

Universitätsmedizin Göttingen<br />

48<br />

SPEZIAL


Eine bewegte Zeit. Bis zum Jahr 2037 soll die Universitätsmedizin<br />

Göttingen eine vollständige Verwandlung erleben: Sämtliche alten<br />

Gebäude verschwinden und werden durch Neubauten ersetzt.<br />

Und die Führungsspitze, die diese enormen Vorhaben vorantreiben<br />

soll, ist seit jüngster Zeit auch noch neu besetzt. Grund genug,<br />

einmal den Status Quo ins rechte Licht zu setzen.<br />

FOTO ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

SPEZIAL 49


UMG Universitätsmedizin Göttingen<br />

„National sehe ich uns<br />

unter den Top 10“<br />

Im August <strong>2019</strong> hat Wolfgang Brück die Nachfolge von Heyo K. Kroemer als Sprecher des<br />

Vorstandes der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) angetreten. Im Interview spricht er über<br />

die großen Fußstapfen seines Vorgängers, seine persönlichen Ziele für die zukünftige<br />

Personalpolitik und die wissenschaftliche Profilierung der UMG.<br />

INTERVIEW SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Herr Brück, mal Hand aufs Herz: Wie groß<br />

sind die Fußstapfen, die Heyo K. Kroemer als<br />

Ihr Vorgänger hinterlassen hat?<br />

Er hat die UMG extrem geprägt. Bevor<br />

Herr Kroemer nach Göttingen kam, waren<br />

wir ein wenig von der Landkarte der<br />

deutschen Universitätsmedizin verschwunden,<br />

und es ist sein Verdienst, die UMG<br />

wieder sichtbar gemacht zu haben, und<br />

zwar prominent – durch seine Art der<br />

Kommunikation, etwa als Präsident des<br />

deutschen Medizinischen Fakultätentages,<br />

aber auch durch die Besetzung bestimmter<br />

wissenschaftlicher Felder. Das gerade entstehende<br />

Heart-and-Brain-Gebäude geht<br />

auf seine Initiative zurück, weil er den Bereich<br />

der Organ-Organ-Interaktionen für<br />

zukunftsfähig erachtet hat. Diesen Weg<br />

will ich weitergehen. Im Moment hat<br />

Göttingen drei Forschungsschwerpunkte:<br />

Neurowissenschaft, Herz-Kreislauf-Medizin<br />

und Onkologie. Von den anderen 35<br />

deutschen Unikliniken haben 30 ebensolche<br />

Schwerpunkte. Mein Ziel ist, dass wir<br />

Gemeinsamkeiten in den drei Schwerpunkten<br />

suchen und daraus neue Alleinstellungsmerkmale<br />

für uns entwickeln.<br />

Die Universitätsmedizin hat immer viel Wert<br />

auf ihre Eigenständigkeit gelegt. Nun haben<br />

wir gerade zufällig die Situation, dass sowohl<br />

UMG-Vorstand als auch Uni-Präsidium<br />

neu besetzt werden – wie wollen Sie das<br />

Verhältnis zur Unileitung ausgestalten?<br />

Wir hatten in den letzten Jahren eine sehr<br />

gute Kooperation mit der Universität, die<br />

wir unbedingt fortsetzen müssen. Wir erstellen<br />

derzeit eine Strategie 2025. Wenn<br />

die Universität wieder in beruhigtem Fahrwasser<br />

ist und einen neuen Präsidenten<br />

oder eine neue Präsidentin gewählt hat,<br />

müssen wir uns gemeinsam so hervorragend<br />

aufstellen, dass wir 2026 eine Chance in<br />

einer möglichen neuen Exzellenzinitiative<br />

des Bundes haben. Wir müssen dafür aber<br />

auch sehr eng mit den Max-Planck-Instituten<br />

und dem Deutschen Primatenzentrum<br />

hier am Göttingen Campus<br />

zusammen arbeiten. Gleichzeitig sind wir<br />

auf die Eigenständigkeit der UMG auch<br />

stolz und kommunizieren sie so nach außen.<br />

Dass wir finanziell autonom sind und<br />

selbst berufen können, macht die UMG<br />

für Externe attraktiv.<br />

Können Sie schon etwas zu den Eckpunkten<br />

der Strategie 2025 sagen?<br />

Die strategischen Überlegungen werden<br />

nicht nur die Entwicklung neuer wissenschaftlicher<br />

Schwerpunkte betreffen, sondern<br />

auch die Krankenversorgung, die<br />

Internationalisierung, das Personal und<br />

den Nachwuchs, also insgesamt sehr umfassend<br />

sein. Im Bereich Wissenstransfer<br />

und Ausgründungen haben wir noch<br />

Nachholbedarf, da wollen wir uns deutlich<br />

weiterentwickeln.<br />

Personal ist ein gutes Stichwort. Die<br />

Universitätsmedizin hat im Laufe der Zeit<br />

verschiedene Tätigkeitsbereiche in Tochtergesellschaften<br />

ausgelagert. Dadurch gibt es<br />

50<br />

SPEZIAL


UMG Universitätsmedizin Göttingen<br />

etwa in der UMG Gastronomie das Problem<br />

einer Parallelgesellschaft aus alten und<br />

neuen Tarifverträgen und, so der Vorwurf,<br />

ungleicher Bezahlung für die gleiche Tätigkeit.<br />

Es gibt andere Kliniken, die solche<br />

Teilbereiche nicht ausgegliedert haben.<br />

Wie soll es mit den Tochtergesellschaften<br />

weitergehen?<br />

Auf der einen Seite unterliegt die UMG<br />

einem starken wirtschaftlichen Druck.<br />

Letztes Jahr haben wir Minuszahlen geschrieben<br />

– dieses Jahr wird es wahrscheinlich<br />

besser aussehen, aber wir werden<br />

trotzdem nicht auf eine „schwarze<br />

Null“ kommen. Wir müssen uns daher<br />

wirtschaftlich konsolidieren, um auch gegenüber<br />

der Landesregierung in Hannover<br />

das Vertrauen beizubehalten. Auf der<br />

anderen Seite hat es gerade bei der UMG<br />

Gastronomie durch den neuen Haustarif<br />

eine deutliche Angleichung gegeben, etwas<br />

Ähnliches erwarten wir dieses Jahr<br />

für die Klinikservice GmbH. Langfristig<br />

müssen wir uns grundsätzlich überlegen,<br />

wie wir damit umgehen. Es gibt allgemein<br />

die Tendenz, solche Tochtergesellschaften<br />

wieder einzugliedern. Das passiert derzeit<br />

etwa an der Charité. Ich habe in der Findungskommission<br />

betont, dass es für gleiche<br />

Arbeit auch gleiches Geld geben muss.<br />

In den kommenden Jahren werden wir<br />

dazu Pläne präsentieren.<br />

Wie steht die UMG im Vergleich zu anderen<br />

Unikliniken da?<br />

Es gibt zwei Vorteile, die die UMG hat.<br />

Einer ist unser Personal. Wir haben zum<br />

Beispiel inzwischen sehr viele Leitungspositionen<br />

in Kliniken und Instituten neu<br />

besetzt, und wenn die letzten Neuberufungen<br />

abgeschlossen sind, haben wir<br />

in den nächsten fünf Jahren keine Wechsel.<br />

Zudem gibt es innerhalb der Medizinischen<br />

Fakultät eine gute Kooperation<br />

ohne irgendwelche Grabenkämpfe. Der<br />

zweite Vorteil ist, dass wir ein komplett<br />

neues Klinikum bauen können. Das ist<br />

enorm wichtig für uns und unsere Zu-<br />

Zur Person<br />

Wolfgang Brück hat in Mainz Medizin<br />

studiert und anschließend in Göttingen<br />

seine Facharztweiterbildung zum Neuropathologen<br />

gemacht. Nach einem Aufenthalt<br />

in Wien wurde er als Professor an<br />

die Charité­Universitätsmedizin nach<br />

Berlin gerufen, wo er von 1997 bis 2002<br />

tätig war. 2002 übernahm er die Leitung<br />

des Instituts für Neuropathologie an der<br />

Univer sitätsmedizin Göttingen (UMG),<br />

an der er den Forschungsschwerpunkt<br />

Multiple Sklerose etablierte.<br />

In seiner Göttinger Zeit war Brück schon<br />

öfter in Leitungsfunktionen der UMG tätig<br />

– sei es in Ämtern an der Fakultät, als<br />

Vertreter des Vorstandes Krankenversorgung,<br />

als kommissarischer Vorstand<br />

Forschung und Lehre oder dann als Vertreter<br />

von Heyo K. Kroemer. Seit August<br />

<strong>2019</strong> ist er der neue Sprecher des Vorstandes<br />

der UMG, Vorstand Forschung<br />

und Lehre und Dekan der Medizinischen<br />

Fakultät.<br />

SPEZIAL 51


UMG Universitätsmedizin Göttingen<br />

» Mit dem <strong>Gesundheit</strong>scampus Göttingen<br />

haben wir zumindest für Südniedersachsen eine<br />

kunftsfähigkeit. Damit sind wir nach wie<br />

vor sehr attraktiv, wie wir in den Berufungen<br />

sehen, und das, obwohl wir in Göttingen<br />

keine Exzellenzuniversität geworden<br />

sind.<br />

National sehe ich uns unter den Top 10<br />

der Universitätsmedizinen, bei den Drittmitteleinwerbungen<br />

sind wir noch weiter<br />

vorne, und mit dem gewonnenen Exzellenzcluster<br />

werden wir national und auch<br />

international als führender Standort in<br />

den Neuro- und Herz-Kreislauf-Wissenschaften<br />

sowie der hochauflösenden Mikroskopie<br />

wahrgenommen. Dies wird durch<br />

den neuen Schwerpunkt der Interaktion<br />

zwischen Herz und Hirn unterstützt.<br />

In Ihren Tätigkeitsbereich im Vorstand fällt<br />

auch die Zuständigkeit für die Lehre. Lassen<br />

Sie uns da über drei Aspekte sprechen.<br />

Zunächst das Thema Digitalisierung. Im<br />

Masterplan Medizinstudium 2020 taucht der<br />

Begriff gar nicht auf, und die Universitätsmedizin<br />

Mainz ist bislang die einzige, die ein<br />

Wahlbereichscurriculum für digitale Medizin<br />

hat. Wie wollen Sie das Thema besetzen?<br />

Digitalisierung vollzieht sich in verschiedenen<br />

Bereichen: In der Krankenversorgung<br />

rollen wir seit diesem Jahr ein<br />

neues Krankenhausinformationssystem<br />

mit einer komplett digitalisierten Patientenakte<br />

aus, das bis Ende 2020 in allen<br />

unseren Kliniken Einzug hält. Dann haben<br />

wir intern ein papierloses Krankenhaus.<br />

Die Digitalisierung des Studiums<br />

steckt leider noch in den Kinderschuhen.<br />

An der Eidgenössischen Technischen<br />

Vorreiterrolle in diese Richtung.<br />

Es wird zukünftig immer wichtiger werden, seinen<br />

eigenen Nachwuchs auszubilden. «<br />

Hochschule in Zürich gibt es jetzt einen<br />

ganz neuen Studiengang „Digitale Medizin“,<br />

der parallel zum normalen Medizinstudium<br />

läuft. Da sind wir im Vergleich<br />

noch sehr konventionell. Wir haben<br />

jetzt eine Medizininformatikerin gewinnen<br />

können, deren Schwerpunkt die<br />

Digitalisierung und auch der Umgang<br />

mit riesigen Datenmengen ist, die in der<br />

Patientenversorgung anfallen. Wir sind<br />

also am Thema dran.<br />

Und wie sieht es mit genderspezifischer<br />

Medizin aus? Hier ist die Charité mit einem<br />

eigenen Institut ein Vorreiter, in der breiten<br />

Masse der Universitätsmedizinen spielt das<br />

Thema aber oft kaum eine Rolle.<br />

Ich sehe auch da noch einen großen<br />

Bedarf in der Sensibilisierung der Studierenden.<br />

Frauen bekommen beispielsweise<br />

fünfmal häufiger Multiple Sklerose als<br />

Männer, und man weiß nicht, wieso. So<br />

etwas kommt im Studium zu kurz, weil<br />

wir ein sehr straffes Curriculum haben,<br />

das sich auf Kerndisziplinen beschränkt.<br />

Das ist ausbaufähig, und zwar sowohl im<br />

Studium als auch in der praktischen<br />

Medizinerausbildung.<br />

Der dritte Aspekt betrifft den <strong>Gesundheit</strong>scampus,<br />

der gemeinsam mit der Hochschule<br />

HAWK aufgebaut wurde. Damals war das<br />

eine bundesweit einzigartige Kooperation<br />

einer Uniklinik mit einer Fachhochschule.<br />

Wie soll der Campus weiterentwickelt werden?<br />

Nach einer gewissen Anlaufzeit stellen<br />

wir fest, dass die Studiengänge heute ausgebucht<br />

sind. An der Nachfrage erkennt<br />

man den erheblichen Bedarf, und ich<br />

glaube, dass die <strong>Gesundheit</strong>swirtschaft in<br />

Niedersachsen das Potenzial hat, neben<br />

den Themen Mobilität, Landwirtschaft<br />

und Tourismus zu einer der Schwerpunktbranchen<br />

zu werden. Mit dem <strong>Gesundheit</strong>scampus<br />

Göttingen haben wir zumindest<br />

für Südniedersachsen eine Vorreiterrolle<br />

in diese Richtung. Es wird zukünftig<br />

immer wichtiger werden, seinen eigenen<br />

Nachwuchs auszubilden. Niedersachsen<br />

und besonders diese Region brauchen<br />

diese Höherqualifizierten im <strong>Gesundheit</strong>sbereich,<br />

weil sie in die Peripherie<br />

hinausgehen und viele Versorgungsleistungen<br />

übernehmen müssen, die früher<br />

von Familien geleistet wurden. Dafür hat<br />

der <strong>Gesundheit</strong>scampus Göttingen eine<br />

ganz zentrale Bedeutung.<br />

Perspektivisch wird als Nächstes der<br />

Heb ammenstudiengang dazukommen,<br />

doch bislang sind das meist nur<br />

Bachelorstu diengänge. Hier müssen wir<br />

weiter akademisieren und auch Masterstudiengänge<br />

sowie Promotionen anbieten<br />

und die Arbeitsumgebung attraktiver<br />

für Professuren machen. Das heißt, dass<br />

Professoren an der HAWK zudem eine<br />

Zugehörigkeit zur UMG haben – und<br />

umgekehrt, also dass beide Einrichtungen<br />

gemeinsam Berufungen durchführen<br />

können. Hier können wir noch viel mehr<br />

gemeinsam tun. Dasselbe gilt für die Kooperation<br />

mit lokalen Unternehmen.<br />

Herr Brück, vielen Dank für das Gespräch!<br />

Übrigens<br />

Mehr zum Menschen Wolfgang Brück<br />

gibt es in der aktuellen <strong>faktor</strong>-<strong>Winter</strong> ­<br />

aus gabe zu lesen oder online unter:<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/derroutinier<br />

52<br />

SPEZIAL


UMG Universitätsmedizin Göttingen<br />

UMG in Zahlen (Stand:<br />

2018)<br />

7.880 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter, davon 1.000 Ärztinnen und<br />

Ärzte sowie 2.000 Pflegekräfte<br />

727,9 Mio. €<br />

Betriebserträge<br />

größter Arbeitgeber und größte<br />

Ausbildungsstätte der Region<br />

3.700 Studierende und<br />

Absolvierende in Humanmedizin,<br />

Zahnmedizin, Molekularer Medizin,<br />

Cardiovascular Science<br />

54<br />

SPEZIAL


UMG Universitätsmedizin Göttingen<br />

63,7 Mio. €<br />

verausgabte Drittmittel<br />

118 Professorinnen<br />

und Professoren<br />

650 Schülerinnen, Schüler<br />

und Auszubildende<br />

8 Schulen für Fachberufe<br />

im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />

LEISTUNGSZAHLEN DER UMG<br />

• 1.440 aufgestellte Betten<br />

• rund 30 Kliniken und klinische Abteilungen<br />

• 65.440 stationäre und teilstationäre Patienten<br />

• 223.600 ambulante Fälle<br />

141,6 Mio. €<br />

Zuschuss des Bundeslandes<br />

Niedersachsen für Forschung<br />

und Lehre<br />

SPEZIAL 55


UMG Universitätsmedizin Göttingen<br />

Voll ins Schwarze getroffen<br />

Das Leuchtturmprojekt <strong>Gesundheit</strong>scampus Göttingen – eine Kooperation der<br />

HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst und der Universitätsmedizin<br />

Göttingen – ist erwachsen geworden. Die starke Nachfrage nach den Studienplätzen zeigt,<br />

dass das Projekt den Fachkräftebedarf im <strong>Gesundheit</strong>sbereich voll getroffen hat.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA & HAWK/MARIUS MAASEWERD<br />

Als zum <strong>Winter</strong>semester 2016/17<br />

der <strong>Gesundheit</strong>scampus Göttingen<br />

mit den ersten Studiengängen<br />

startete, war das Projekt<br />

bundesweit einmalig: Eine Kooperation<br />

einer Fachhochschule und einer Universitätsmedizin<br />

mit dem Ziel, neue, stärker<br />

akademisierte Studiengänge in <strong>Gesundheit</strong>sberufen<br />

aufzubauen, hatte es<br />

bis dahin nicht gegeben. Der Versuch<br />

wurde ein voller Erfolg – wie sich an der<br />

hohen Auslastung und Nachfrage nach<br />

den Studienplätzen ablesen lässt.<br />

„Wir haben mit der Gründung des<br />

Campus die Studiengänge sehr schnell<br />

aufgebaut, und alle sind ausgelastet“, so<br />

HAWK-Präsident Marc Hudy. „Wir sehen<br />

an den Zahlen, dass wir nicht am<br />

Markt vorbei entwickeln, sondern den<br />

Bedarf treffen.“ Der seit diesem <strong>Winter</strong>semester<br />

<strong>2019</strong>/20 neu angebotene Studien<br />

gang Soziale Arbeit im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />

ist beispielsweise gleich zu 100 Prozent<br />

ausgelastet gewesen. „Das hat man<br />

selten, wenn man neue Angebote schafft.“<br />

IN NUR DREI JAHREN ist die Gesamtstudierendenzahl<br />

auf dem <strong>Gesundheit</strong>scampus<br />

von null auf 300 gestiegen – die<br />

den Campus tragende HAWK-Fakultät<br />

Naturwissenschaften und Technik hat damit<br />

ihre Studierendenzahlen auf rund<br />

900 gesteigert. Es handelt sich dabei um<br />

Netto- Zugewinne an Studierenden. „Die<br />

Auslastung unserer anderen <strong>Gesundheit</strong>sstudiengänge<br />

in Hildesheim und Holzminden<br />

ist weiterhin stabil, eine Konkurrenz<br />

durch die neuen Studiengänge stellen<br />

wir nicht fest“, so Hudy.<br />

Offenbar trifft im <strong>Gesundheit</strong>scampus<br />

die veränderte Nachfrage seitens der <strong>Gesundheit</strong>swirtschaft<br />

auf eine ebenso stark<br />

ausgeprägte Nachfrage junger Menschen.<br />

Eine Gemengelage mit Perspektive,<br />

so sieht es Wolfgang Brück, Vorstandsvorsitzender<br />

der Universitätsmedizin<br />

56<br />

SPEZIAL


UMG Universitätsmedizin Göttingen<br />

Göttingen (UMG). Der <strong>Gesundheit</strong>scampus<br />

habe eine Vorreiterrolle in der Anpassung<br />

an die veränderten medizinischen<br />

Bedarfe der Zukunft – insbesondere für<br />

Südniedersachsen. „Es wird zukünftig<br />

immer wichtiger werden, seinen eigenen<br />

Nachwuchs auszubilden“, so Brück im<br />

<strong>faktor</strong>-Interview (siehe auch Seite 50).<br />

„Wir brauchen diese Höherqualifizierten<br />

im <strong>Gesundheit</strong>sbereich, weil sie in die Peripherie<br />

hinausgehen und viele Versorgungsleistungen<br />

übernehmen müssen, die früher<br />

von Familien geleistet wurden. Dafür ist<br />

der <strong>Gesundheit</strong>scampus ganz zentral.“<br />

DER CAMPUS IST INZWISCHEN auch<br />

seinen Kinderschuhen entwachsen. 2016<br />

wurde ein Gründungsdirektorium mit<br />

Mitgliedern aus UMG und HAWK eingerichtet,<br />

um sich zu koordinieren. „Inzwischen<br />

stimmen wir uns immer mehr auf<br />

einer operativen Ebene ab, während die<br />

präsidiale Ebene sich eher zurückzieht“,<br />

sagt Hudy feststellend. Die eigentliche<br />

Gründungsphase sei schon seit rund einem<br />

Jahr vorbei. „Wir brauchen das Gründungsdirektorium<br />

nicht mehr lange, weil<br />

wir ein gut laufendes gemeinsames Studien<br />

angebot haben. Daher erarbeiten wir<br />

gerade einen neuen Kooperationsvertrag.“<br />

Dabei war es ein intensiver, anspruchsvoller<br />

Prozess, so weit zu kommen. Die<br />

Routinen und Gepflogenheiten an der<br />

medizinischen Fakultät und der Fachhochschule<br />

waren unterschiedlich, mussten<br />

aber auf einen Nenner gebracht werden.<br />

So beginnt etwa die Ausbildung im<br />

dualen Studiengang Pflege an der UMG<br />

vor dem Lehrbeginn an der HAWK.<br />

„Dieses Jahr ist erstmals eine große<br />

Gruppe der Pflege-Bachelor zu unserer<br />

Erstsemesterbegrüßung auf den Zietenterrassen<br />

gefahren. Eine Kleinigkeit, aber<br />

auch wichtiges Signal, dass das zusammenwächst“,<br />

so Hudy. Oder das Beispiel<br />

Berufungsverfahren: Es wurden sehr<br />

BACHELOR-STUDIENGÄNGE DES<br />

GESUNDHEITSCAMPUS<br />

Pflege (dual) (seit WS 2016/2017)<br />

Therapiewissenschaften<br />

(Logo- und Physiotherapie; dual)<br />

(seit WS 2016/2017)<br />

Mediziningenieurwesen<br />

(seit WS 2017/2018)<br />

Soziale Arbeit im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />

(ab WS <strong>2019</strong>/2020)<br />

SPEZIAL 57


UMG Universitätsmedizin Göttingen<br />

Blick in die Zukunft<br />

HAWK-Präsident Marc Hudy<br />

verspricht sich vom neuen <strong>Gesundheit</strong>scampus<br />

einen potenziellen Problemlöser für regionale<br />

Herausforderungen im Medizinbereich.<br />

große Kommissionen gebildet, je zur<br />

Hälfte von der HAWK und UMG besetzt.<br />

„Es sind letztlich mehr Leute zu beteiligen.<br />

Aber es lohnt sich“, so Hudy.<br />

Der Lohn der Mühen ist ein – soweit<br />

bekannt – immer noch einzigartiges Projekt.<br />

In der Hochschulrektorenkonferenz<br />

werde vermehrt über solche Kooperationen<br />

gesprochen, so Hudy. Aber auf einer<br />

praktischen Ebene ist die Umsetzung wie<br />

in Göttingen immer noch einzigartig. Präsident<br />

Hudy beobachtet beispielsweise in<br />

den Berufungsverfahren, dass das Alleinstellungsmerkmal<br />

zieht. „So haben wir<br />

eine Professorin gewinnen können, die<br />

explizit gekommen ist, weil sie eine solche<br />

Kooperation mit einer Universitätsmedizin<br />

in Süddeutschland nicht gehabt<br />

hat.“<br />

DIE ENTWICKLUNG des <strong>Gesundheit</strong>scampus<br />

geht derweil ungebrochen mit<br />

dem Aufbau neuer Studiengänge weiter.<br />

Perspektivisch wird als Nächstes der<br />

Hebammenstudiengang dazukommen.<br />

Aber auch die Akademisierung mit entsprechenden<br />

Höherqualifizierungen wird<br />

weitergehen: In einem nächsten Schritt<br />

wird der erste Masterstudiengang Mediziningenieurwesen<br />

für den <strong>Gesundheit</strong>scampus<br />

Göttingen entwickelt. Auch über<br />

Promotionen denkt die UMG laut nach<br />

sowie über gemeinsame Berufungsverfahren<br />

mit der HAWK und eine stärkere Vernetzung<br />

der Professoren von HAWK und<br />

UMG. Zudem über eine stärkere Kooperation<br />

mit den starken Unternehmen der<br />

regionalen <strong>Gesundheit</strong>swirtschaft.<br />

MARC HUDY SIEHT im <strong>Gesundheit</strong>scampus<br />

ein enormes regionales Potenzial. „In<br />

fünf Jahren werden wir voraussichtlich<br />

nicht nur rund 700 Studierende haben,<br />

sondern auch gemeinsam mit der UMG<br />

aktiv Forschung betreiben.“ Der <strong>Gesundheit</strong>scampus<br />

kann sich zu einem Problemlöser<br />

im Medizinbereich entwickeln, der<br />

gezielt Lösungen entwickelt, die dann regional<br />

eingesetzt werden können. „Genau<br />

das versprechen wir uns davon: dass<br />

man gleich an den <strong>Gesundheit</strong>scampus<br />

denkt, wenn eine Lösung gesucht wird.“ƒ<br />

STUDIERENDENZAHLEN<br />

Studierende <strong>Gesundheit</strong>scampus:<br />

rund 300 (Stand: Oktober <strong>2019</strong>)<br />

Zielgröße Studierende <strong>Gesundheit</strong>scampus<br />

im ausgebauten Zustand:<br />

rund 725<br />

Studierende HAWK-Fakultät Naturwissenschaften<br />

und Technik<br />

(organisatorisches Dach des <strong>Gesundheit</strong>scampus<br />

Göttingen): rund 900<br />

Studierende medizinische Fakultät Uni<br />

Göttingen (Human-, Zahnmedizin,<br />

Molekulare Medizin): rund 3.100<br />

58<br />

SPEZIAL


UMG Universitätsmedizin Göttingen<br />

Ein steiniger Weg<br />

Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und das Städtische Klinikum Braunschweig<br />

sind dabei, eine Lehrkooperation unter Dach und Fach zu bringen. Steht die Allianz, greift ein<br />

Rädchen ins andere – und es können an der UMG mehr Ärzte pro Jahr ausgebildet werden.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD<br />

»Im Rahmen der<br />

Personalentwicklung<br />

sehen wir die Chance,<br />

besser neue Mitarbeiter<br />

zu gewinnen, indem<br />

wir unseren eigenen<br />

Nachwuchs ausbilden.“<br />

Der Ärztemangel ist ein seit vielen<br />

Jahren bekanntes Problem,<br />

das sich zukünftig noch<br />

verschärfen wird. Ein wesentlicher<br />

Grund ist der Umstand, dass rund<br />

drei Viertel aller Medizinstudierenden<br />

weiblich sind – von denen bekannt ist,<br />

dass viele später in Teilzeit arbeiten wollen.<br />

Gleichzeitig gibt es immer weniger<br />

Ärzte auf dem Land und differenzieren<br />

sich medizinische Berufsbilder stärker<br />

aus. Diese Entwicklung lässt sich beispielhaft<br />

am <strong>Gesundheit</strong>scampus Göttingen<br />

ablesen. Doch mit einem simplen Beschluss,<br />

die Zahl der Studienplätze für<br />

Medizin zu erhöhen, ist es nicht getan.<br />

DIE ZAHL DER STUDIENPLÄTZE, die<br />

eine medizinische Fakultät anbieten kann,<br />

hängt von zwei Faktoren ab: Im vorklinischen<br />

Bereich, das heißt den ersten vier<br />

Semestern, wird die Studienplatzkapazität<br />

von der Anzahl der Lehrenden bestimmt,<br />

während sie in den darauffolgenden<br />

sechs Semestern, dem sogenannten<br />

klinischen Bereich, ganz wesentlich von<br />

der Zahl der Patienten abhängt, die ein<br />

angehender Mediziner mindestens betreuen<br />

muss. Und bei den Patienten hat<br />

die Universitätsmedizin Göttingen ein<br />

Mengenproblem – es gibt schlicht zu wenige,<br />

um die volle Anzahl Medizinstudienanfänger<br />

angemessen auszubilden. Daher<br />

gibt es in Göttingen das Phänomen der<br />

sogenannten Teilstudienplätze – gegenwärtig<br />

sind es zwischen 30 und 60. Diesen<br />

Studierenden kann bislang nur ein<br />

Studienplatz bis zum Ende des vorklinischen<br />

Bereichs angeboten werden, dann<br />

müssen sie sehen, wo sie bleiben, sprich<br />

an andere Hochschulen wechseln.<br />

ÜBER DIE KOOPERATION MIT dem<br />

Städtischen Klinikum Braunschweig soll<br />

sich das bereits zum kommenden <strong>Winter</strong>semester<br />

2020/21 ändern, wenn dann in<br />

einem ersten Schritt die Teilstudierenden<br />

ab dem siebten Semester das Klinikum<br />

Braunschweig kennenlernen. Ab dem<br />

<strong>Winter</strong> semester 2021/22 sollen dann dieselben<br />

Teilstudierenden in Braunschweig<br />

weitermachen und ausgebildet werden –<br />

während sie formal weiterhin in Göttingen<br />

eingeschrieben sind. Niedersachsen<br />

verspricht sich von der Aufstockung der<br />

Medizinstudienplätze durch solche Ko­<br />

60<br />

SPEZIAL


UMG Universitätsmedizin Göttingen<br />

FOTO: PETER SIERIGK<br />

Thomas Bartkiewicz, ärztlicher Direktor<br />

des Städtischen Klinikums Braunschweig<br />

ILLUSTRATIONEN: STOCK.ADOBE.COM<br />

operationen eine Verbesserung der<br />

Versorgungs situation, und auch in Braunschweig<br />

sieht man ein großes Potenzial in<br />

der Zusammenarbeit mit der UMG: „Im<br />

Rahmen der Personalentwicklung sehen<br />

wir die Chance, besser neue Mit arbeiter<br />

zu ge win nen, indem wir unseren eigenen<br />

Nachwuchs ausbilden“, so Thomas Bartkiewicz,<br />

ärztlicher Direktor des Städtischen<br />

Klinikums.<br />

ÄHNLICH WIE DIE UMG ist das Städtische<br />

Klinikum ein Maximalversorger mit<br />

dem Versorgungsgrad einer Universität<br />

und ebenfalls rund 65.000 Patienten pro<br />

Jahr. „Künftig sind wir nicht nur Maximalversorger,<br />

sondern unsere Leistungen<br />

in der Patientenversorgung werden auch<br />

mit dem Label einer universitären Institution<br />

veredelt. Das ist strategisch für uns<br />

wichtig“, so Bartkiewicz.<br />

Derzeit befinden sich das Klinikum und<br />

die UMG noch in der Feinabstimmung<br />

der Kooperationsvereinbarung. Unter anderem<br />

geht es um die Finanzen, die das<br />

Land über die UMG den Braunschweigern<br />

zusätzlich zur Verfügung stellen<br />

muss, damit dort die nötige Infrastruktur<br />

beispielsweise in Form von Unterrichtsräumen<br />

geschaffen und der zusätzliche<br />

Aufwand für die Ausbildung abgedeckt<br />

werden kann – von rund zehn Millionen<br />

Euro jährlich ist die Rede. „Der Weg ist<br />

steinig“, räumt Thomas Bartkiewicz ein,<br />

denn alle Aufwendungen für Lehre und<br />

Forschung müssen gegenfinanziert sein<br />

und dürfen nicht aus den Mitteln für die<br />

Patientenversorgung kommen. Bis Februar<br />

2020 soll die Vereinbarung stehen,<br />

dann kann der UMG­Campus Braunschweig<br />

gegründet werden.<br />

AUCH IN DER INHALTLICHEN Ausgestaltung<br />

der Lehrkooperation gibt es<br />

noch offene Fragen. Insbesondere geht es<br />

darum, wie UMG und Städtisches Klinikum<br />

das hohe Niveau einer universitären<br />

Medizinerausbildung gewährleisten können,<br />

denn an solchen Kooperationen – so<br />

weit verbreitet sie inzwischen in Deutschland<br />

sind – regt sich auch Kritik. Befürchtet<br />

wird, dass in den kooperierenden Kliniken<br />

die Einheit aus Lehre, Forschung<br />

und Patientenversorgung nicht mehr gewährleistet<br />

werden kann und so eine Medizinerausbildung<br />

light entsteht.<br />

Sorgen, die Thomas Bartkiewicz nicht<br />

teilt. „Viele unserer Chef­ und Oberärzte<br />

sind habilitiert und lehren an Hochschulen.<br />

Darauf ruhen wir uns aber nicht aus,<br />

sondern werden bedarfsorientiert unser<br />

Personal didaktisch schulen.“ Eine Überlegung<br />

ist auch, die in Braunschweig dann<br />

in der Medizinerausbildung Lehrenden<br />

an der UMG anzustellen, so der neue<br />

Vorstandsvorsitzende der UMG, Wolfgang<br />

Brück.<br />

„AUFGRUND UNSERER SEHR guten<br />

Möglichkeiten als Maximalversorger und<br />

durch unser erfahrenes Personal können<br />

wir die Ausbildung auf einem qualitativen<br />

Niveau organisieren, mit dem wir uns hinter<br />

einer Universität nicht zu verstecken<br />

brauchen“, ist sich Bartkiewicz sicher.<br />

Zentral dafür sei jedoch die Klärung der<br />

Budgetfragen. Und noch einen Standortvorteil<br />

sieht der ärztliche Direktor in<br />

Braunschweig: die starke Braunschweiger<br />

Forschungslandschaft mit der TU Braunschweig<br />

und dem Helmholtz­Zentrum<br />

für Infektionsforschung. Beide sollen in<br />

die Kooperation mit eingebunden werden.<br />

ƒ<br />

SPEZIAL 61


UMG Universitätsmedizin Göttingen<br />

Die UMG von morgen<br />

Die Masterplanung bis 2037 für das Areal an der Robert-Koch-Straße<br />

FOTO UMG<br />

Lehre / Studium<br />

Ver- und<br />

Entsorgung<br />

Forschung<br />

Forschung<br />

62<br />

SPEZIAL


UMG Universitätsmedizin Göttingen<br />

Haupteingangsbereich<br />

Krankenversorgung<br />

ein neues<br />

Bettenhaus<br />

zentraler<br />

OP-Bereich /<br />

Notfallzentrum<br />

Administration<br />

drei Parkhäuser<br />

und eine<br />

Tiefgarage<br />

SPEZIAL 63


UMG Universitätsmedizin Göttingen<br />

Eine Landmarke<br />

verschwindet<br />

Bis zum Jahr 2037 durchläuft die Universitätsmedizin Göttingen eine vollständige<br />

Verwandlung: Die alten Gebäude verschwinden und werden für über eine Milliarde Euro<br />

durch Neubauten ersetzt – und das während des weiterhin laufenden Betriebs.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD<br />

Die Göttinger Universitätsmedizin<br />

(UMG) ist eine weithin<br />

sichtbare Landmarke – ein<br />

schneeweißes, in den letzten<br />

knapp 50 Jahren seiner Existenz etwas<br />

angegrautes riesiges Gebäude, und darauf<br />

zahlreiche schwarze quaderförmige Hüte,<br />

die deutlich an die Steinhüte der Moai-<br />

Statuen der Osterinseln erinnern. Wo<br />

heute noch der eine zentrale huttragende<br />

Trumm die Universitätsklinik dominiert,<br />

soll es nach den gegenwärtigen Planungen<br />

in knapp 20 Jahren deutlich anders aussehen:<br />

Die Zufahrt von der Robert- Koch-<br />

Straße soll bestehen bleiben, sie führt aber<br />

zu einer langen Stichstraße, einer West-<br />

Ost-Achse, die von zahlreichen einzelnen<br />

Gebäuden gesäumt ist. Hier soll der neue<br />

UMG-Medizincampus entstehen.<br />

DER GRUND FÜR DEN KOMPLETTNEU-<br />

BAU mit einem Investitionsvolumen von<br />

geschätzten 1,1 Milliarden Euro: Weite<br />

Teile des Klinikums sind nach beinahe<br />

50 Jahren Betrieb aus technischen, wirtschaftlichen<br />

und organisatorischen Gründen<br />

dringend modernisierungsbedürftig.<br />

Eine Sanierung war aufgrund der Mehrkosten<br />

von geschätzten 300 Millionen<br />

Euro nicht infrage gekommen. Die UMG<br />

ist mit ihrem Sanierungsstau nicht allein<br />

– die Medizinische Hochschule Hannover<br />

(MHH) steht vor denselben Problemen,<br />

weshalb das Land Niedersachsen ein großes<br />

In vestitionsprogramm aufgelegt hat.<br />

Die Landesregierung schätzt den Investitionsbedarf<br />

beider Kliniken zusammen auf<br />

rund 2,1 Milliarden Euro. Auch, wenn es<br />

eine finanzielle Sonderbelastung des Haushalts<br />

darstellt: Das Land profitiert vom<br />

Niedrigzinsniveau – günstiger wird es nie<br />

neue Infrastruktur bauen können.<br />

FÜR DIE PLANUNGEN DES NEUEN Medizincampus<br />

der UMG und auch des Neubaus<br />

der MHH aus dem Sondervermögen<br />

hat das Land Niedersachsen inzwischen<br />

eine Bau-Dachgesellschaft ins Leben gerufen,<br />

die Aufsichts- und Kontrollfunktionen<br />

hat. An den beiden Standorten in<br />

Göttingen und in Hannover werden nun<br />

die Gründungen eigener Baugesellschaften<br />

vor bereitet, die jeweils die Planungen und<br />

Umsetzungen vor Ort durchführen sollen.<br />

Die Vorbereitungen für den Neubau des<br />

Bettenhauses samt Hubschrauberlandeplatz<br />

und gleichzeitig auch des neuen OP-<br />

Trakts und der Notaufnahme laufen derweil<br />

auf Hochtouren. Die Zufahrt zum<br />

Klinikum über die Robert-Koch-Straße<br />

ist inzwischen nicht mehr möglich, da das<br />

Pumpwerk und die Brücke zum Haupteingang<br />

abgerissen werden, um Platz für<br />

den Neubau zu schaffen. Die neue Zufahrt<br />

zur Notaufnahme ist über die Zimmermannstraße<br />

möglich. Der Spatenstich<br />

für den ersten Neubauabschnitt soll<br />

Anfang 2021 erfolgen, das Bettenhaus<br />

mit dem neuen OP-Trakt soll dann nach<br />

den gegenwärtigen Vorstellungen im Jahr<br />

2023/24 fertiggestellt sein.<br />

NACH UND NACH SOLLEN DANN weitere<br />

Gebäude auf dem UMG-Areal entstehen<br />

und im fertiggestellten Zustand<br />

den neuen UMG-Medizincampus bilden,<br />

der Patientenbetreuung, Medizinerausbildung<br />

und Forschung umfasst. ƒ<br />

64<br />

SPEZIAL


PROFIL<br />

ANZEIGE<br />

FOTO: UMG BGM<br />

Das BGM-Team der UMG<br />

(v.l.) Felicitas Horstmann,<br />

Leandro Buttaro, Sabrina<br />

Rudolph und Lia Biermann<br />

Für mich. Für dich. Für uns.<br />

Das Betriebliche <strong>Gesundheit</strong>smanagement an der Universitätsmedizin Göttingen stellt sich vor<br />

Seit zwei Jahren gibt es an der Universitätsmedizin<br />

Göttingen (UMG) den<br />

Bereich Betriebliches <strong>Gesundheit</strong>smanagement<br />

(BGM), der sich unter dem<br />

Slogan „Für mich. Für dich. Für uns.“ mit<br />

einer Vielzahl gesundheitsförderlicher Angebote<br />

für die <strong>Gesundheit</strong> und das Wohlbefinden<br />

der rund 8000 Mitarbeitenden<br />

an der UMG einsetzt. Neben zahlreichen<br />

Maßnahmen zur individuellen <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

wie etwa Bewegungsangeboten<br />

(Gesund heitssport, bewegte Pause) und<br />

Workshops zu Ernährungsverhalten, Stressmanagement<br />

oder auch Resilienz fokus siert<br />

das BGM der UMG insbesondere auf die<br />

gesundheitsförder lichen Arbeits verhältnisse<br />

an der UMG. Die Ange bote erstrecken sich<br />

von Beratungen zur ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung<br />

in Ko operation mit dem<br />

Betriebsärztlichen Dienst über Massage ­<br />

angebote bis hin zu BGM­Willkommensbeuteln<br />

für neue Mit arbeitende. Besondere<br />

Aufmerksamkeit erhält zudem das<br />

soziale Miteinander der vielen Teams und<br />

Ab teilungen an der UMG. Ziele wie die<br />

Verbesserung der Kollegialität und der sozialen<br />

Unterstützung werden mit spezifischen<br />

Angeboten für Mitarbeitende und<br />

Führungskräfte verfolgt. Neben speziellen<br />

Angeboten zur Team entwicklung und Kollegialität<br />

werden vor allem gemeinsame Veranstaltungsteilnahmen<br />

– insbesondere bei<br />

den Göttinger Sport events (Tour d’Energie,<br />

Altstadtlauf etc.) – aktiv unterstützt. So werden<br />

zum Beispiel gemeinsame Vorbereitungskurse<br />

und Trainingsmöglichkeiten<br />

an ge bo ten. Vielfältige weitere Angebote im<br />

Bereich Freizeit und Sport (z. B. Nutzung<br />

des Hochschulsports und des FIZ, Eiswiese<br />

etc.) ergänzen die allgemeinen Angebote<br />

des BGM.<br />

DAS BGM VERFOLGT einen grundsätzlich<br />

partizipativen und mitarbeiterorientierten<br />

Ansatz, der die Vielfalt der verschiedenen<br />

Berufe und Arbeitsplätze mit ihren unterschiedlichen<br />

Anforderungen und Belastungen<br />

berücksichtigt. Sabrina Rudolph,<br />

Leiterin des BGM, stellt deshalb besonders<br />

heraus: „Um das Angebot im BGM<br />

möglichst zielgerichtet gestalten zu können,<br />

analysieren und evaluieren wir auf der<br />

Grundlage eines beteiligungsorientierten<br />

Ansatzes die spezifischen Belastungen<br />

und Anforderungen in einzelnen Bereichen<br />

gemeinsam mit den Mitarbeitenden. Dadurch<br />

können wir sicherstellen, dass wir<br />

gesundheitsförder liche Angebote passgenau<br />

auf die jeweiligen Bedürfnisse der<br />

einzelnen Abteilungen abstimmen.“<br />

Infos unter: http://go.umg.eu/bgm<br />

KONTAKT<br />

UNIVERSITÄTSMEDIZIN GÖTTINGEN<br />

Betriebliches <strong>Gesundheit</strong>smanagement<br />

Geschäftsbereich Personal<br />

Von­Bar­Str. 2–4<br />

37075 Göttingen<br />

Tel. 0551 39­65228<br />

sabrina.rudolph@med.uni-goettingen.de<br />

http://go.umg.eu/bgm


ANZEIGE<br />

Innovative Herzmedizin<br />

Dank individuell optimierter Therapien werden herzkranke Patienten<br />

bei guter Lebensqualität immer älter.<br />

„Sowohl operative als auch<br />

nicht operative Verfahren<br />

und präventive Maßnahmen<br />

gehören zu der modernen<br />

Herzmedizin, die von der<br />

interdisziplinären Zusammenarbeit<br />

aller beteiligten<br />

Spezialdisziplinen geprägt ist.“<br />

PROF. DR. GERD HASENFUSS<br />

Allein in Deutschland leiden zwischen<br />

zwei bis drei Millionen Menschen<br />

an einer Herzschwäche, jährlich<br />

kommen 300.000 neue Krankheitsfälle<br />

dazu. Der kontinuierliche Anstieg ist dabei<br />

nicht nur der demografischen Entwicklung<br />

geschuldet, sondern auch der verbesserten<br />

Notfallversorgung von Menschen mit<br />

akuten Herzerkrankungen wie dem Herzinfarkt.<br />

Dank individuell optimierter Therapien<br />

werden herzkranke Patienten bei guter<br />

Lebensqualität immer älter.<br />

Enormer technischer Fortschritt und<br />

zunehmende wissenschaftliche Expertise<br />

haben zu einer stetigen Weiterentwicklung<br />

der Herzmedizin geführt. Diese zeichnet<br />

sich durch interdisziplinäre Konzepte,<br />

minimalinvasive Techniken und eine<br />

individualisierte evidenzbasierte Medizin<br />

aus. Herzmedizin meint hierbei alle Diagnose­<br />

und Behandlungsverfahren, die zu<br />

einer Verbesserung der Lebensqualität<br />

und Lebenserwartung von Patienten mit<br />

Herz­Kreislauf­Erkrankungen oder mit entsprechenden<br />

Risiko<strong>faktor</strong>en führen.<br />

„Sowohl operative als auch nicht operative<br />

Verfahren und präventive Maßnahmen<br />

gehören zu der modernen Herzmedizin,<br />

die von der interdisziplinären Zusammenarbeit<br />

aller beteiligten Spezialdisziplinen<br />

geprägt ist“, sagt Prof. Dr. Gerd Hasenfuß,<br />

Vorsitzender des Herzzentrums der Universitätsmedizin<br />

Göttingen.<br />

Im Herzzentrum der Universitätsmedizin<br />

Göttingen arbeiten vierzehn Kliniken und<br />

Institute sowie die Geschäftseinheit Pflegedienst<br />

der Universitätsmedizin Göttingen<br />

aus den Gebieten Herz, Gefäße, Lunge und<br />

Niere zusammen. Seit seiner Eröffnung am<br />

20. Dezember 2001 hat sich das HZG zu<br />

einem der führenden Spitzenzentren für<br />

Herz­Kreislauf­Medizin in Euro pa entwickelt.<br />

In enger interdisziplinärer Zusammenarbeit<br />

bietet es seinen Patienten das gesamte<br />

Spektrum der modernen Diagnostikund<br />

Therapieverfahren.


PROFIL<br />

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FOTO: UMG/KIMMEL<br />

(Abb. 1) Seit Januar dieses Jahres verfügt das Herzzentrum Göttingen über den derzeit schnellsten und strahlungsärmsten<br />

Herz­Computertomografen in Südniedersachsen und Nordhessen (v. l. Prof. Dr. Christian Ritter, Leitender Oberarzt des Instituts<br />

für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der UMG, PD Dr. Tim Seidler, Leitender Oberarzt der Klinik für Kardiologie und<br />

Pneumologie der UMG, Prof. Dr. Joachim Lotz, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der UMG).<br />

DIAGNOSTISCHE VERFAHREN<br />

Durch die stetige Weiterentwicklung der<br />

kardiovaskulären Bildgebung am Herzforschungsstandort<br />

Göttingen wurden die<br />

diagnostischen Möglichkeiten in der Praxis<br />

kontinuierlich verbessert. Inzwischen<br />

müssen immer weniger Untersuchungen<br />

invasiv per Herzkatheter erfolgen, bei<br />

gleichbleibender diagnostischer Präzision.<br />

Für den Patienten wird das passende Verfahren<br />

gewählt, um eine schnelle, genaue<br />

und schonende Diagnose zu gewährleisten.<br />

Stress-MRT<br />

Mithilfe der Magnetresonanztomografie<br />

können nicht nur Vorgänge des Herzens gut<br />

dargestellt werden, sondern auch eine Gewebedifferenzierung<br />

sowie eine Beurteilung<br />

der Herzfunktion strahlungsfrei erfolgen.<br />

Seit 2014 steht dem Herzzentrum Göttingen<br />

ein Echtzeit­MRT­Gerät zur Verfügung.<br />

Die Göttinger Technologie ermöglicht eine<br />

bislang unerreichte zeitliche wie räumliche<br />

Auflösung der MRT­Bildgebung in Echtzeit.<br />

Anstatt einzelner Bilder kann die MRT das<br />

schlagende Herz mit einer zeitlichen Auflösung<br />

von 30 Millisekunden aufnehmen und<br />

daraus eine Bildserie oder einen MRT­Film<br />

mit 30 Bildern pro Sekunde erstellen. Dies<br />

kommt vor allem Patienten zugute, die wegen<br />

ihrer Erkrankung nicht mehr in der Lage<br />

sind, mehrere Sekunden den Atem anzuhalten,<br />

sowie Kindern, die bislang in Narkose<br />

versetzt werden mussten. Die Technologie<br />

ermöglicht darüber hinaus eine Stress­MRT<br />

mithilfe eines Fahrradergometers. Während<br />

der Untersuchung tritt der Patient liegend in<br />

die Pedale, um eine körperliche Belastungssituation<br />

hervorzurufen.<br />

Cardio-CT<br />

Die Computertomografie des Herzens (kurz<br />

Cardio­CT, Abb. 1) ist eine neue Methode,<br />

um Gefäßverkalkungen und ­verengungen<br />

des Herzens nachzuweisen, ohne einen<br />

direkten Eingriff in den Körper vorzu nehmen.<br />

Mithilfe der Röntgenröhre, die um den in<br />

Rückenlage liegenden Patienten rotiert,<br />

wird das Herz mit hoher Geschwindigkeit<br />

und in mehreren Schichten aufgenommen.<br />

Dies geschieht durch Röntgenstrahlen, die<br />

durch den Körper des Patienten geschickt<br />

und abgeschwächt in den Detektoren hinter<br />

dem Patienten aufgezeichnet werden. Aus<br />

den einzelnen Schnittbildern berechnet der<br />

Computer dreidimensionale Querschnittund<br />

Schichtaufnahmen des Herzens.<br />

Die Effizienz des Cardio­CT­Einsatzes<br />

wurde 2018 in einer Studie aus Großbritannien<br />

bestätigt: Im Fünf­Jahres­Vergleich<br />

führte die kombinierte Behandlung aus<br />

Standardtherapie und Cardio­CT zu einer<br />

deutlich höheren Überlebensrate der Patienten<br />

als die Standardtherapie alleine.<br />

„Schon seit neun Jahren arbeiten wir in der<br />

kardiovaskulären Bildgebung am Herzzentrum<br />

routinemäßig mit dem Cardio­CT. Das<br />

Verfahren erwies sich als wertvolle Ergänzung<br />

und sichere Methode für die Diagnostik<br />

der koronaren Herzkrankheit“, sagt<br />

Prof. Dr. Joachim Lotz, Direktor des Instituts<br />

für Diagnostische und Interventionelle<br />

Radiologie der UMG. „Seit Januar dieses<br />

Jahres verfügen wir zusätzlich über den<br />

derzeit schnellsten und strahlungsärmsten<br />

Herz­Computertomografen in Südniedersachsen<br />

und Nordhessen.“<br />

Myokardszintigrafie<br />

Ein nuklearmedizinisches Untersuchungsverfahren<br />

zur Darstellung der Durchblutung<br />

des Herzmuskels ist die Myokardszintigrafie.<br />

Sie wird sowohl unter Ruhe­ als auch unter<br />

Belastungsbedingungen durchgeführt und<br />

erlaubt visuelle und quantitative Auswertungen<br />

der Herzmuskeldurchblutung, der


ANZEIGE<br />

(Abb. 3) CardioBand.<br />

Bild: Edwards Lifesciences Corporation<br />

FOTO: HZG/LANGE<br />

(Abb. 2) Führen den Eingriff gemeinsam durch: Prof. Dr. Ingo Kutschka (l.), Direktor der<br />

Klinik für Thorax­, Herz­ und Gefäßchirurgie der UMG, und Prof. Dr. Claudius Jacobshagen (r.),<br />

Leitender Oberarzt und stellvertretender Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der<br />

UMG, während des Einsetzens eines Trikuspidalklappen­CardioBands.<br />

Herzwandbewegung und der Pumpfunktion.<br />

Zunächst wird der Patient durch eine Ergometrie<br />

oder durch ein Medikament belastet.<br />

Wenn die maximale Belastung erreicht ist,<br />

wird eine geringe Menge eines radioaktiven<br />

Arzneimittels (Thallium) in eine Vene injiziert.<br />

Dieses verteilt sich entsprechend der<br />

Durchblutung in den Herzmuskelzellen. Anschließend<br />

kann das Thallium mithilfe einer<br />

hochempfindlichen Gamma­Kamera sichtbar<br />

gemacht werden. ›<br />

Während die kardiovaskuläre Bildgebung<br />

auf immer mehr Krankheitsbilder optimiert<br />

und die Diagnostik von Herz erkrankungen<br />

deutlich vereinfacht wird, werden die therapeutischen<br />

Maßnahmen stetig komplexer<br />

und spezifischer. Bestätigt sich der Verdacht<br />

einer Herzerkrankung, ist es besonders<br />

wichtig, für jedes Stadium und Krankheitsbild<br />

die passende Behandlung zu<br />

wählen. Am Herzzentrum Göttingen steht<br />

für jeden Patienten die richtige Therapieoption<br />

zur Verfügung.<br />

THERAPEUTISCHE VERFAHREN<br />

Minimalinvasive, katheter gestützte<br />

Verfahren<br />

Bei defekten Herzklappen<br />

Resultiert die Herzerkrankung aus einer<br />

Fehlfunktion einer Herzklappe, können minimalinvasive,<br />

kathetergestützte Verfahren<br />

helfen. Mithilfe der MitraClip­Therapie wird<br />

eine Verbindung in der Mitte der beiden<br />

Mitralsegel geschaffen, um die Undichtigkeit<br />

der Herzklappe zu vermindern. Unter<br />

stetiger Echokontrolle wird der Clip mittels<br />

Herzkatheter exakt an der undichtesten<br />

Stelle zwischen den Segeln der Mitralklappe<br />

positioniert.<br />

Mit einem sogenannten CardioBand<br />

(Abb. 2+3) wird der krankhaft erweiterte<br />

Ring der Mitralklappe gerafft und so die<br />

Undichtigkeit beseitigt. Mithilfe eines präzisen<br />

Navigationskatheters werden bis zu<br />

15 einzelne Ankerschrauben halbmondförmig<br />

im Bindegewebe des Klappenrings im<br />

Herzen befestigt. Anschließend wird das<br />

Band so weit gerafft, bis die Klappensegel<br />

die Gefäßöffnung wieder abdecken können.<br />

Als erstes Universitätsklinikum in Niedersachsen<br />

versorgt die UMG seit diesem Jahr<br />

auch Patienten mit einer undichten Trikuspidalklappe<br />

durch das minimalinvasive<br />

CadioBand­Verfahren. Bislang konnte die<br />

Erkrankung der Trikuspidalklappe nur chirurgisch<br />

behandelt werden.<br />

Ist die Aortenklappe betroffen und verkalkt,<br />

kann diese durch eine künstliche<br />

Klappe ersetzt werden. Die Trans katheter­<br />

Aortenklappen­Implantation (TAVI) erfolgt<br />

am schlagenden Herzen. Dabei wird eine<br />

klein zusammengefaltete, biologische Aortenklappe<br />

mithilfe eines Katheters in die linke<br />

Herzkammer an die Stelle der Verkalkung<br />

geführt. Anschließend wird sie aufgespannt,<br />

sodass sie die alte, defekte Klappe an die<br />

Gefäßwand drückt und die Funktion der betroffenen<br />

Klappe übernimmt.<br />

Wenn der Druck zu hoch ist<br />

Während die genannten Verfahren nur bei<br />

einer systolischen Herzinsuffizienz infrage<br />

kommen, bei der sich das Herz nicht mehr<br />

vollständig zusammenziehen kann, gab es<br />

bislang nur wenige Möglichkeiten zur Therapie<br />

der diastolischen Herzinsuffizienz.<br />

Bei dieser verliert die linke Herzhälfte an<br />

Elastizität, sodass sie mit einem höheren<br />

Widerstand gefüllt werden muss, ehe das<br />

Blut in den Körperkreislauf weitergepumpt<br />

werden kann. Der dadurch entstehende<br />

Blutrückstau in die Lungen führt zur Entstehung<br />

von Luftnot. Zur Entlastung der<br />

Lungenstrombahn ist seit Neuestem das<br />

InterAtrial Shunt Device (IASD)­System<br />

für die tägliche Praxis zugelassen. Bei einem<br />

minimalinvasiven Eingriff wird eine<br />

kleine Öffnung in der Vorhofscheidewand<br />

geschaffen, in der das IASD platziert wird<br />

und eine Verbindung zwischen linkem und<br />

rechtem Herzvorhof bildet. Dadurch wird<br />

ein Druckabfall des linken Vorhofs sowohl<br />

in Ruhe als auch bei Aktivität ermöglicht.


PROFIL<br />

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FOTO: HZG/SCHMIDT<br />

Chirurgische Verfahren<br />

Bei vielen Patienten bietet nur der chirurgisch<br />

korrigierende Eingriff an der Herzklappe<br />

Aussicht auf Heilung. Neben der<br />

Standardmethode, der Operation am<br />

offenen Herzen mit Durchtrennung des<br />

Brustbeins, haben sich in den letzten Jahren<br />

auch in der Herzchirurgie zunehmend<br />

minimalinvasive Verfahren etabliert. Hierdurch<br />

können die Eingriffe schonender<br />

durchgeführt werden.<br />

Minimalinvasive Herzklappen-OP<br />

Bei einer Operation an der Mitralklappe<br />

wird auf der rechten Seite des Brustkorbs<br />

ein kleiner Schnitt gemacht und die Operation<br />

zwischen zwei Rippen hindurch<br />

ausgeführt. Die Sicht auf das Operationsfeld<br />

wird durch modernste endoskopische<br />

3D­Videotechnik gewährleistet. Wenn<br />

mög lich, versuchen die Ärzte, den Defekt<br />

an der Herzklappe zu beheben und diese<br />

zu erhalten. Ist die Rekonstruktion der<br />

Klappe nicht mehr möglich, wird eine mechanische<br />

oder biologische Herzklappenprothese<br />

eingesetzt.<br />

Unterstützung für das schwache Herz<br />

Trotz intensiver Behandlung kann eine Herzschwäche<br />

lebensbedrohlich werden, sodass<br />

eine Herztransplantation nötig ist. Eine<br />

Möglichkeit, die oft jahrelange Wartezeit<br />

bis zur Transplantation zu überbrücken, ist<br />

die chirurgische Implantation eines Linksherzunterstützungssystems<br />

(LVAD, Abb. 4),<br />

einer mechanischen Pumpe. Der LVAD­Einsatz<br />

kann auch als Dauer lösung dienen,<br />

wenn für den Patienten keine Herztransplantation<br />

infrage kommt. Das Gerät ist mit<br />

dem Herzen verbunden und entlastet es<br />

durch kontinuierliches Pumpen von Blut aus<br />

der linken Herzkammer in die Aorta, sodass<br />

sauerstoffreiches Blut in den Körper gelangt.<br />

„Die Entscheidung, welches Verfahren für<br />

den einzelnen Patienten am besten geeignet<br />

ist, wird am Herzzentrum der Universitätsmedizin<br />

Göttingen vom Herzteam<br />

aus Kardiologen und Herzchirurgen gemeinsam<br />

getroffen. Somit wird eine bestmögliche,<br />

individuelle Behandlung der<br />

verschiedenen Stadien der Herzschwäche<br />

gewährleistet – im Sinne einer individualisierten<br />

Herzmedizin“, sagt Prof. Dr. Ingo<br />

Kutschka, Direktor der Klinik für Thorax­,<br />

Herz­ und Gefäßchirurgie der UMG.<br />

(Abb. 5) Interdisziplinäres Team: Visiten werden<br />

unter anderem gemeinsam von Kardiologen<br />

und Herzchirurgen durchgeführt. Welche<br />

Behandlung für den Patienten am besten ist,<br />

wird in enger Absprache mit allen beteiligten<br />

Abteilungen entschieden (Mitte: Prof. Dr. Gerd<br />

Hasenfuß, Direktor der Klinik für Kardiologie<br />

und Pneumologie und Vorsitzender des Herzzentrums<br />

der UMG; r.: Prof. Dr. Ingo Kutschka,<br />

Direktor der Klinik für Thorax­, Herz­ und<br />

Gefäßchirurgie).<br />

KONTAKT<br />

Universitätsmedizin Göttingen<br />

Herzzentrum Göttingen<br />

Tel. 0551 39­65044<br />

infocenter@med.uni-goettingen.de<br />

www.herzzentrum.umg.eu


ANZEIGE<br />

Starkes Netzwerk für<br />

den Patienten<br />

Thoraxchirurgie an der Universitätsmedizin Göttingen<br />

Der Bereich Thoraxchirurgie behandelt<br />

Patienten mit Erkrankungen<br />

der Lunge, des Mittelfells oder der<br />

Brustwand. Das gesamte OP-Spektrum der<br />

Thoraxchirurgie wird mit modernen Verfahren<br />

abgedeckt. Besondere Schwerpunkte<br />

unserer Klinik liegen in der Behandlung<br />

von Lungenkrebs, von Thymustumoren,<br />

von entzündlichen Erkrankungen der Lunge<br />

und des Brustfells.<br />

Neben dem Pflege- und Funktionsbereichspersonal<br />

gewährleisten fünf langjährig erfahrene<br />

und spezialisierte Ärzte eine hochwertige<br />

medizinisch-chirurgische Betreuung.<br />

LUNGENKREBS<br />

Nach wie vor ist unter den bösartigen Erkrankungen<br />

der Lungenkrebs bei Männern<br />

die häufigste, bei Frauen die zweithäufigste<br />

Todesursache. Die Operation ist trotz<br />

der immensen Fortschritte in der Krebsbehandlung<br />

bei der kurativen Behandlung<br />

des Lungenkrebses die wichtigste Säule. Damit<br />

in der Region Göttingen möglichst viele<br />

Menschen mit Lungenkrebs eine bestmögliche<br />

Behandlung bekommen können, wurde<br />

das Lungentumorzentrum Universität<br />

Göttingen gegründet, dessen chirurgischer<br />

Arm die Thoraxchirurgie darstellt. In diesem<br />

Zentrum werden die Kräfte der Universitätsmedizin<br />

Göttingen, der Lungenfachklinik<br />

Immenhausen und des Ev. Krankenhauses<br />

Göttingen-Weende inkl. der Lungenfachklinik<br />

in Lenglern gebündelt.<br />

Dieses Zentrum ist seit 2014 durch die<br />

Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert.<br />

Für die Patienten besteht die Sicherheit,<br />

dass das ärztliche und pflegerische Personal<br />

eine gute Ausbildung und viel Erfahrung hat<br />

und sich kontinuierlich weiterbildet. Behandlungsempfehlungen<br />

werden hier grundsätzlich<br />

durch ein Team verschiedener Fachrichtungen<br />

ausgesprochen. Durch die jährlich<br />

neu zu bestätigende Zertifizierung werden<br />

die Strukturqualität und die Ergebnisse der<br />

Behandlung überprüft. Dazu werden zum<br />

Beispiel die Patientenzahl, Komplikationen,<br />

die Langzeitergebnisse und die Einhaltung<br />

der Entscheidungs- und Behandlungsregeln<br />

kontrolliert.<br />

INTERDISZIPLINARITÄT<br />

Ein großes Anliegen ist die Interdisziplinarität,<br />

die in der Thoraxchirurgie an vielen<br />

Stellen gepflegt wird. Die Patienten sind auf<br />

einer Station untergebracht, auf der auch<br />

Ärzte der Lungenheilkunde tätig sind. So<br />

können die Patienten chirurgisch und internistisch<br />

in gleicher Weise betreut werden.<br />

Bei ausgedehnten Lungenkrebserkrankungen,<br />

die auch Organe neben der Lunge<br />

betreffen, kommt die enge Zu sam menarbeit<br />

mit allen chirurgischen Fachabteilungen<br />

zum Tragen. Solche Operationen<br />

werden gemeinsam mit den Ärzten der Unfall-<br />

und plastischen Chirur gie, der Neurochirurgie,<br />

der Herz- und Gefäßchirur gie<br />

oder der Viszeralchirurgie durchgeführt. So<br />

ist gewährleistet, dass für jeden Teilaspekt<br />

der Operation ein Spezialist an der OP teilnimmt.<br />

Abgesehen von der Kooperation mit<br />

dem Lungentumorzentrum besteht eine<br />

enge Zusammenarbeit mit dem zertifizierten<br />

Zentrum für Neuromuskuläre Erkrankungen<br />

der UMG. Patienten mit einer<br />

Myasthenia gravis, bei der eine vermehrte<br />

Muskel ermüdung durch Antikörper vorliegt,<br />

werden unter anderem hier behandelt.<br />

Wenn eine Vergrößerung der Thymusdrüse<br />

oder eine Myasthenia gravis vorliegt, wird<br />

gemeinsam entschieden, ob eine Entfernung<br />

des Gewebes aus dem Mittelfell und<br />

der Thymusdrüse anzuraten ist.


PROFIL<br />

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FOTO: : UMG/KIMMEL<br />

Auch bei Patienten mit Unfällen, die den<br />

Brustkorb betreffen, wird gemeinsam mit<br />

den Ärzten der Unfallchirurgie in entsprechenden<br />

Fällen eine operative Behandlung<br />

durchgeführt.<br />

Wenn Erkrankungen der Luftröhre zu<br />

Operationen zwingen, besteht eine Kooperation<br />

mit der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde.<br />

INDIVIDUALISIERUNG<br />

Natürlich werden Patienten entsprechend<br />

der geltenden Leitlinien und der aktuellen<br />

Forschung behandelt. Trotzdem nimmt der<br />

Grad an Individualisierung zu – die zunehmende<br />

Anzahl an OP-Techniken und die<br />

Berücksichtigung der Lebenssituation, der<br />

Lebensqualität und die Erwartungen des<br />

Patienten führen dazu. Die chirurgische<br />

Behandlung wird speziell auf den einzelnen<br />

Patienten zugeschnitten. Im Vorfeld wird<br />

möglichst genau überlegt, wie viel Lungengewebe<br />

entfernt werden muss oder kann,<br />

und es werden möglichst schonende Techniken<br />

angewandt.<br />

Der Individualisierungsgrad ist bei den<br />

entzündungsbedingten Erkrankungen besonders<br />

hoch. Wenn sich im Rahmen ei-<br />

ner Lungenentzündung im Brustkorb zwischen<br />

Lunge und Brustwand Flüssigkeiten<br />

ansammeln, müssen eventuell operative<br />

Maßnahmen durchgeführt werden, wie<br />

etwa die Einlage eines Wundschlauches,<br />

eine Brusthöhlenspiegelung oder eine Operation<br />

mit der Befreiung der Lunge von entzündungsbedingten<br />

Narbenplatten, die die<br />

Lunge fesseln.<br />

Die Notwendigkeit, das eine oder andere<br />

zu tun, ist nach genauer Untersuchung mit<br />

Röntgenbildern, Ultraschall oder Computertomografien<br />

festzulegen. Entscheidend sind<br />

auch der Zustand des Patienten, die Entzündungsstärke<br />

und die Erkrankungsdauer.<br />

Wenn diese Dinge erfolgen, gibt es meist<br />

gute Aussichten, die Entzündung erfolgreich<br />

zu behandeln und auch die ursprüngliche<br />

Lungenfunktion weitestgehend zu erhalten.<br />

TECHNIK FÜR DAS PATIENTENWOHL<br />

In den letzten 20 Jahren hat die technische<br />

Miniaturisierung auch in der Chirur gie Einzug<br />

gehalten, und es sind – ohne Einbuße<br />

der Behandlungsqualität – immer mehr<br />

Eingriffe in der minimalinvasiven Methode<br />

durchführbar. Eingriffe können unter<br />

Kamera sicht mittels dünner Instrumente<br />

über mehrere 1 cm große Öffnungen in der<br />

Brustwand durchgeführt werden. Die daraus<br />

resultierende Gewebeschonung führt zu<br />

einer schnelleren Erholung und kürzeren<br />

Kranken hausaufenthalten. Noch präziser<br />

kann mit dem da-Vinci ® -OP-Robotersystem<br />

gearbeitet wer den, das auch an der UMG<br />

eingesetzt wird.<br />

KONTAKT<br />

Universitätsmedizin Göttingen<br />

Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie<br />

Dr. Marc Hinterthaner<br />

Leiter Bereich Thoraxchirurgie<br />

Tel. 0551 39-66008<br />

www.thg.uni-goettingen.de


ANZEIGE<br />

Experten für kranke Gefäße<br />

Minimalinvasive Therapie bei Erkrankungen der Aorta (Hauptschlagader) und der arteriellen<br />

Gefäße an der Universitätsmedizin Göttingen<br />

Die Gefäßprothese (l.) wird der Anatomie der<br />

Aorta individuell angepasst. Hierzu werden<br />

die Gefäße der Patienten exakt vermessen und<br />

mithilfe von Simulationen zu einem 3D-Modell<br />

(r.) gefertigt.<br />

Im Oktober 2017 wurde in der Klinik<br />

für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie<br />

der Universitätsmedizin Göttingen ein<br />

neuer Behandlungsschwerpunkt für die<br />

minimalinvasive Behandlung von komplexen<br />

Erkrankungen der Aorta und peripheren<br />

Gefäße etabliert. Das bestehende<br />

Angebot des gefäßchirurgischen Bereichs<br />

(Leitung: Florian Elger, Foto) wurde seither<br />

weiter ausgebaut.<br />

ETWA 40 VON 100.000 MENSCHEN erkranken<br />

jährlich an einem Aortenaneurysma,<br />

einer Aussackung der Hauptschlagader.<br />

Je größer der Durchmesser des Aneurysmas<br />

ist, desto größer ist auch die Gefahr<br />

eines Risses (Ruptur). Insofern sollte ab einer<br />

bestimmten Größe und spätestens bei<br />

deutlichen Beschwerden eine offene Operation<br />

oder ein minimalinvasiver Eingriff<br />

zur Implantation einer Gefäßstütze (Stent)<br />

dringend in Erwägung gezogen werden.<br />

Der Einriss der Gefäßwand (Ruptur) stellt<br />

in den meisten Fällen einen lebensbedrohlichen<br />

Notfall dar.<br />

Liegt das Aneurysma im unteren Teil der<br />

Aorta, unterhalb des Abgangs der Nierengefäße<br />

(infrarenales Aortenaneurysma), ist<br />

eine minimalinvasive Stent-Implantation<br />

über einen Zugang an den Leistenschlagadern<br />

in der Regel gut durchführbar. Der<br />

prothetische Ersatz der Aorta im Rahmen<br />

einer offenen Operation erfordert im Langzeitverlauf<br />

zwar weniger Nachkontrollen als<br />

ein Stent, ist aber körperlich deutlich belastender<br />

und daher für jüngere und gesündere<br />

Patienten die Therapie der Wahl.<br />

KOMPLIZIERTER WIRD ES, wenn das<br />

Aneurysma auch Abschnitte der Hauptschlagader<br />

im Brustraum oder im oberen<br />

Bauchraum betrifft (thorakales Aortenaneurysma),<br />

da hier zahlreiche lebenswichtige<br />

Arterien – zum Beispiel für den Darm,<br />

die Leber oder die Nieren – entspringen. In<br />

diesen Fällen ist die klassische offene Operation<br />

sehr kompliziert und mit erheblichen<br />

Risiken verbunden. Für die Behandlung des<br />

thorakalen Aortenaneurysmas stehen heutzutage<br />

sogenannte „fenestrierte Stents“ zur<br />

Verfügung, die individuell auf den jeweiligen<br />

Patienten angepasst sind. Die Stents<br />

verfügen über kleine Öffnungen, über die<br />

weitere Stents zur Versorgung der Darmund<br />

Nierendurchblutung eingesetzt werden<br />

können. Das Risiko und die körperliche<br />

Belastung für den Patienten liegen deutlich<br />

unter dem einer offenen Operation.<br />

Die Planung und Implantation der patientenindividuellen<br />

Stents erfordert eine<br />

sehr hohe Expertise und optimale technische<br />

Ausstattung der behandelnden Klinik.<br />

Die Eingriffe werden unter anderem mithilfe<br />

von 3D-Modellen und moderner Computersoftware<br />

millimetergenau geplant.<br />

AN DER UNIVERSITÄTSMEDIZIN GÖT-<br />

TINGEN werden die hochkomplexen Eingriffe<br />

in hoher Zahl und mit sehr guten<br />

Ergebnissen in enger Zusammenarbeit von<br />

Spezialisten der Klinik für Thorax-, Herzund<br />

Gefäßchirurgie (Direktor: Prof. Dr.<br />

Ingo Kutschka) und des Instituts für Diagnostische<br />

und Interventionelle Radiologie<br />

(Direktor: Prof. Dr. Joachim Lotz) durchge-


PROFIL<br />

ANZEIGE<br />

FOTOS : UMG/KIMMEL<br />

Die prä- und postoperative Untersuchung gefäßchirurgischer Patienten wird in der Poliklinik der Klinik für Thorax-, Herz- und<br />

Gefäßchirurgie der Universitätsmedizin Göttingen durchgeführt.<br />

führt. Dies gilt ebenfalls für die schwierige<br />

Therapie einer Aortendissektion (Einriss der<br />

inneren Wandschichten der Schlagadern)<br />

und andere Pathologien im Bereich des<br />

Aortenbogens. Um die bestehenden Möglichkeiten<br />

zu erweitern, wird im Dezember<br />

<strong>2019</strong> einer der modernsten Hybrid-Operationssäle<br />

Deutschlands in Betrieb genommen,<br />

der mit aktuellster Röntgen- und Computertechnik<br />

ausgestattet ist. Die Patien ten<br />

profitieren von noch mehr Sicherheit und<br />

verkürzten Eingriffszeiten. Zudem können<br />

schwierige Eingriffe, beispielsweise am<br />

Aortenbogen, im Rahmen einer Narkose<br />

als Hybrid-Operation durchgeführt werden.<br />

Hierbei wird ein Teil der Operation offen<br />

chirurgisch unter Einsatz der Herz-Lungen-<br />

Maschine durchgeführt, der zweite Teil anschließend<br />

endovaskulär mit Stentimplantation<br />

unter Röntgendurchleuchtung.<br />

SEIT 2017 PROFITIEREN DIE PATIENTEN<br />

von einer weiteren technischen Entwicklung:<br />

Schon jetzt werden nahezu alle Eingriffe<br />

an den Hauptschlagadern mittels<br />

eines etwa nur 1 cm langen Schnitts in der<br />

Leistenregion perkutan durchgeführt. Das<br />

weitere Freilegen der Leistenschlagadern<br />

mit anschließender längerer Wundheilung<br />

entfällt, da die Leistenschlagadern mithilfe<br />

eines sogenannten Verschlusssystems nach<br />

dem Einsetzen des Stents wieder verschlossen<br />

werden. Dieses Vorgehen sorgt<br />

für eine geringe Wundfläche mit schneller<br />

Heilung und zügiger Genesung nach dem<br />

Eingriff. Die notwendige Aufenthaltsdauer<br />

in der Klinik reduziert sich damit in der Regel<br />

deutlich.<br />

Auch die übrigen Erkrankungen der Gefäße<br />

(Arterien und Venen) werden im Bereich<br />

Gefäßchirurgie der Klinik für Thorax-, Herzund<br />

Gefäßchirurgie der UMG auf höchstem<br />

Niveau, nach aktuellem Stand der Wissenschaft<br />

und möglichst minimalinvasiv<br />

durchgeführt. Weitere Behandlungsschwerpunkte<br />

liegen in der Behandlung der Schaufensterkrankheit<br />

(pAVK), der hirnversorgenden<br />

Gefäße und der Shuntchirurgie.<br />

„NEBEN EINER OPTIMALEN operativen<br />

Versorgung setzen wir uns eine schnelle<br />

Genesung der Patientinnen und Patienten<br />

und das Vermeiden von langer Immobilität<br />

als Ziel. Herausragende Pflegekräfte,<br />

Wundmanager und Physiotherapeuten sorgen<br />

während des stationären Aufenthaltes<br />

für optimale Bedingungen. Es besteht eine<br />

exzellente Zusammenarbeit mit den assozi-<br />

ierten Fachabteilungen der UMG, um auch<br />

bei schwierigen Fällen oder komplizierten<br />

Begleiterkrankungen eine optimale Behandlung<br />

zu gewährleisten. Zudem gibt es<br />

eine regelmäßig stattfindende Gefäßkonferenz,<br />

in der alle Patienten interdisziplinär<br />

diskutiert werden und in der die jeweiligen<br />

Therapien festgelegt werden“, sagt Florian<br />

Elger, Bereichsleiter Gefäßchirurgie der Klinik<br />

für Thorax-, Herz- und Gefäßchirur gie<br />

der UMG.<br />

KONTAKT<br />

Universitätsmedizin Göttingen<br />

Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie<br />

Florian Elger (Bereichsleiter Gefäßchirurgie)<br />

Tel. 0551 39-66004<br />

thgchir@med.uni-goettingen.de<br />

thg.uni-goettingen.d


ANZEIGE<br />

PROFIL<br />

Zum Wohl der Patienten<br />

Klinikdirektor Prof. Dr. Dirk<br />

Beutner behält bei der<br />

Aus- und Weiterbildung,<br />

Forschung und Krankenversorgung<br />

stets die<br />

Zukunft im Blick.<br />

FOTO: UMG (HNO KLINIK)<br />

Medizin mit Köpfchen<br />

Die Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde der UMG ist breit aufgestellt.<br />

Die Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde<br />

der Universitätsmedizin<br />

Göttingen (UMG) gilt als eine der<br />

deutschlandweit führenden spitzenmedizinischen<br />

Einrichtungen und ist von den<br />

drei eng ineinandergreifenden Bereichen<br />

Krankenversorgung, Forschung und Lehre<br />

geprägt.<br />

EIN TRADITIONELLER SCHWERPUNKT<br />

der Klinik liegt in der Erforschung und Behandlung<br />

von Krebserkrankungen des Kopf-<br />

Hals-Bereichs. Im zertifizierten Kopf- Hals-<br />

Tumorzentrum wird der Fokus nicht nur<br />

auf die Rolle des körpereigenen Immunsystems<br />

bei der Bekämpfung von Tumorerkrankungen<br />

gelegt, sondern auch auf einen<br />

chirurgischen Forschungsschwerpunkt:<br />

den Einsatz von Operationsrobotern wie<br />

dem da Vinci Xi. Mit diesem ist es möglich,<br />

auch in unzugänglichen, engen Regionen<br />

des Rachens extrem präzise und gleichzeitig<br />

schonend durch den Mund zu operieren.<br />

Bei komplexen Krebserkrankungen profitieren<br />

die Patienten von der Zusammenarbeit<br />

verschiedener Krebsexperten im interdisziplinären<br />

Universitäts-Krebszentrum G-CCC<br />

(Göttingen Comprehensive Cancer Center).<br />

EIN WEITERER SCHWERPUNKT der Klinik<br />

liegt in der Behandlung von Schwerhörigkeiten.<br />

Hier steht insbesondere die<br />

Wiederherstellung der Hörfähigkeit durch<br />

Cochlea-Implantate (CI) im Vordergrund.<br />

Mit einem CI werden die Fasern der Hörnerven<br />

elektrisch erregt und somit das Hören<br />

wiederhergestellt. Die Cochlea-Implantation<br />

ist aber nur eine Möglichkeit, mit<br />

denen die Spezialisten des Hörzentrums<br />

der UMG ihren Patienten verloren gegangenes<br />

Hören wiederherstellen können.<br />

DIE 29 ÄRZTINNEN UND ÄRZTE der<br />

auch überregional gefragten HNO-Klinik<br />

behandeln jährlich ca. 3.000 stationäre Patienten<br />

aller Altersgruppen und haben rund<br />

25.000 ambulante Patientenkontakte. Dabei<br />

besitzen die Medizinerinnen und Mediziner<br />

eine besondere Expertise bei der Versorgung<br />

schwerwiegender Erkrankungen sowie<br />

in medizinischen HNO-Notfällen jeder Art.<br />

Neben der Allergiebehandlung im Rahmen<br />

des zertifizierten Allergiezentrums Südniedersachsen<br />

gehören eine große Bandbreite<br />

von Spezialsprechstunden zum<br />

Konzept der Klinik. Hier informieren und<br />

beraten die HNO-Experten zu Themen wie<br />

Sprache und Stimme, kindlichen Hörstörungen,<br />

Hörimplantaten, Nasen und Nasennebenhöhlen<br />

sowie schlafbezogenen<br />

Atemstörungen ebenso wie zu plastischästhetischen<br />

Themen inklusive der Behandlung<br />

mit Botulinumtoxin.<br />

„Unsere Klinik richtet all ihre Kompetenzen<br />

in Aus- und Weiterbildung, Forschung<br />

und Krankenversorgung auf ein Ziel aus –<br />

unseren Patienten optimal zu helfen“, sagt<br />

der Klinikdirektor Prof. Dr. Dirk Beutner zusammenfassend.<br />

KONTAKT<br />

Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde der<br />

Universitätsmedizin Göttingen<br />

Robert-Koch-Straße 40<br />

37075 Göttingen<br />

Tel. 0551 39-63771<br />

hno.umg.eu


ANZEIGE<br />

Abbildung: Von links nach rechts sieht man, wie<br />

die Sonde in den Tumorknoten im Wirbelkörper<br />

eingeführt wird (1). Durch die Erhöhung der<br />

Temperatur sieht man, wie der Tumorknoten<br />

zerstört wird (2 und 3; die Sonde ist auf<br />

Teil abbildung 3 wieder entfernt). Durch den<br />

gleichen Arbeitskanal kann der zerstörte Bereich<br />

dann mit Zement wieder aufgefüllt werden (4).<br />

(mit freundlicher Genehmigung durch T. Krüger)<br />

PROFIL<br />

Neuartige Methode hilft<br />

Die Klinik für Neurochirurgie der UMG bietet mittels gezielter Radiofrequenz-Ablation<br />

eine Behandlung von Wirbelsäulenmetastasen an.<br />

Bis zu 85 Prozent der Patienten mit<br />

Krebserkrankungen leiden an umschriebenen<br />

Rückenschmerzen. Die<br />

Schmerzen werden häufig durch sogenannte<br />

Skelettmetastasen verursacht, also regionale<br />

Absiedlungen der Krebserkrankung in<br />

den Knochenstrukturen der Wirbelsäule.<br />

Dadurch beginnt sich die Knochengrundstruktur<br />

der Wirbelkörper aufzulösen. Das<br />

kann neben Schmerzen auch dazu führen,<br />

dass sich die Form der Wirbelsäule<br />

verändert. Zudem beeinträchtigt eine zunehmend<br />

aufgelöste Knochenstruktur naturgemäß<br />

auch die Stabilitätsfunktion der<br />

Wirbelsäule.<br />

DIE SCHMERZEN BEI EINER WIRBEL-<br />

SÄULENMETASTASIERUNG sind häufig<br />

von solch starker Ausprägung, dass<br />

sie trotz Schmerzmitteleinnahme zu einer<br />

sehr deutlichen Einschränkung der<br />

Lebens qualität führen. Mittels Computeroder<br />

Magnetresonanztomografie kann<br />

man herausfinden, ob und wie stark die<br />

Krebserkrankung die Knochenstrukturen<br />

der Wirbelsäule zerstört hat. Leider wird<br />

bei Krebsbefall der Wirbelsäule oft entschieden,<br />

dass die Patienten eine Bett ruhe<br />

einhalten sollten, um bewegungsabhängige<br />

Schmerzen, aber auch ein Einbrechen<br />

der befallenen Wirbel mit etwaigen neurologischen<br />

Ausfällen zu vermeiden. Diese<br />

Vorsichtsmaßnahme ist heute allerdings<br />

nur bedingt empfehlenswert, da sie mit einer<br />

weiteren Verschlechterung der Lebensqualität<br />

verbunden ist, ohne die Schmerzen<br />

grundlegend zu verbessern.<br />

IN SOLCHEN SITUATIONEN KANN DIE<br />

NEUARTIGE METHODE der sogenannten<br />

Radiofrequenzablation den Patienten<br />

schnell und ohne großen Aufwand zu einer<br />

deutlichen Verbesserung der Lebensqualität<br />

verhelfen. Unter Radiofrequenzabla tion<br />

ist die Hitzezerstörung des Tumor befalls<br />

zu verstehen (Abbildung). Die Daten, die<br />

in den letzten Jahren zur Überprüfung<br />

des Behandlungs erfolgs dieser Methode<br />

erhoben wurden, haben gezeigt, dass<br />

diese Eingriffe sehr sicher, hilfreich und<br />

gut verträglich sind. Daher schlagen neue,<br />

internationale Behandlungsleitlinien nun<br />

vor, eine solche Radiofrequenzablation<br />

bei schmerzhaften Wirbelsäulenmetastasen<br />

zu einer schnellen und andauernden<br />

Schmerzlinderung einzusetzen. Zumeist<br />

ist infolge der Schmerzreduktion bereits<br />

direkt nach dem Eingriff eine bessere<br />

Beweglichkeit möglich. Wird die Radiofrequenzablation<br />

mit der Einspritzung von<br />

Knochenzement in den befallenen Wirbel<br />

kombiniert, lässt sich zudem die Stabilität<br />

der Wirbelsäule verbessern und das Risiko<br />

einer Rückenmarkschädigung durch ein<br />

Zusammenbrechen des tumorbefallenen<br />

Wirbels reduzieren.<br />

DIESER MINIMALINVASIVE EINGRIFF<br />

zur zielgerichteten Zerstörung der oft<br />

knotig befallenen Regionen in den einzelnen<br />

Wirbeln wird seit <strong>2019</strong> in der Neurochirurgischen<br />

Klinik der Universitätsmedizin<br />

Göttingen als einzigem Zentrum<br />

in Südniedersachsen und Nordhessen<br />

durchgeführt.<br />

KONTAKT<br />

Klinik für Neurochirurgie<br />

Universitätsmedizin Göttingen<br />

Prof. Dr. med. V. Rohde<br />

Robert­Koch­Straße 40<br />

37075 Göttingen<br />

Tel. 0551 39­66033<br />

nchisekr@med.uni-goettingen.de<br />

www.neurochirurgie-uni-goettingen.de


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Moderne Medizin braucht Neugier, Forschergene, Teamgeist.<br />

Wo viele denken, kommt viel heraus.<br />

Universitäre Medizin in Göttingen ist innovativ.<br />

Hightech-Medizin, modernste Labore, genaueste Bildgebung,<br />

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Und Menschen, die das alles können.<br />

Dafür sind wir da.<br />

Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität<br />

Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen, Telefon 05 51 / 39 - 0<br />

www.universitaetsmedizin-goettingen.de

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