faktor Gesundheit Winter 2019
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› MEHR ALS EIN MAGAZIN
GESUNDHEıT
Schwerpunkt
Plastische Chirurgie
UMG Spezial ab S. 48
JAN FÖRSTER Dipl.-Finw.(FH)
Steuerberater
Miriam Engel Dipl.-Kffr.
Steuerberaterin
TATJANA WUCHERPFENNIG B.Sc.
Steuerberaterin
Immer die richtige Finanzmedikation
Damit Abgaben nicht zur bitteren Pille werden, finden Mediziner in Quattek &
Partner ihren „Facharzt“ unter den Steuerberatern. Wir verstehen uns als wirtschaftliche
Wegbegleiter der Heilberufe. Unser Rezept für das monetäre Wohlergehen:
effektive Finanzdiagnostik und wirksame Therapien von der Praxisübernahme
über den laufenden Betrieb bis hin zur Nachfolgeregelung.
Steuerprognosen, Liquiditäts- und Planrechnungen sowie Branchen- und Mehrjahresvergleiche
helfen uns, Probleme frühzeitig zu erkennen und eine entsprechende
„Medikation“ vorzunehmen. Die Ergebnissituation fassen wir nachvollziehbar
in speziellen Quartalsberichten und Überschussrechnungen zusammen.
Als Spezialisten auf dem Gebiet der Heilberufe betreuen wir mit besonders ausgebildeten
und motivierten Mitarbeitern eine Vielzahl von niedergelassenen Medizinern
der verschiedensten Fachrichtungen und Praxen unterschiedlichster
Größenordnungen und Organisationsformen.
Jürgen Hollstein Dipl.-Kfm.
Steuerberater
Roland Haever Dipl.-Kfm.
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater
Fritz Güntzler Dipl.-Kfm.
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater
Johann-Karl Vietor Dipl.-Kfm.
Steuerberater
Thorsten Kumpe Dipl.-Kfm.
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater
Miriam Engel Dipl.-Kffr.
Steuerberaterin
Lutz Becker
Rechtsanwalt
In Kooperation mit
Quattek & Partner Steuerberatungsgesellschaft mbB · Nikolausberger Weg 49 · 37073 Göttingen · Tel. (05 51) 49 70 1-0 · www.quattek.de
editorial
Mal Hand aufs Herz: Woran denken Sie, wenn Sie den Begriff Schönheits-OP hören?
An Botox, Brustvergrößerung und Fettabsaugung? Da sind Sie nicht allein! Und
tatsächlich gehören diese Eingriffe zu den häufigsten in Deutschland.
Doch hinter dem übergreifenden Fachgebiet Plastische Chirurgie verbirgt sich
weit mehr. Um hier einmal etwas Licht ins Dunkel zu bringen, haben wir das Thema in dieser
Ausgabe für Sie ausgiebig durchleuchtet und erstaunliche Erkenntnisse zutage gefördert.
Begonnen mit der unterhaltsamen und durchaus blutrünstigen Geschichte der Plastischen
Chirurgie – von der ersten Nasenoperation in der Antike bis hin zu Nasen à la carte oder dem
Heranzüchten eines neuen Ohrs im eigenen Unterarm. Klingt fiktiv? Gibt es aber wirklich!
Und noch vieles mehr ..., wie Sie in unserem Beitrag ,Eine Reise in die Zukunft‘ über die neuesten
Möglichkeiten zur Verbesserung der Lebenssituation vieler Menschen ab Seite 28 lesen können.
Außerdem haben wir die aktuellsten Zahlen für Sie: Wie viele Männer und Frauen legen sich
jährlich tatsächlich unter das Messer? Welche sind die beliebtesten Schönheits-OPs? Was bewegt
Menschen zu diesem Schritt? Und welchen Stellenwert nehmen Eingriffe dieser Art in unserer
Gesellschaft heute ein?
Natürlich kommen auch wieder einige der führenden Experten auf diesem Gebiet aus unserer
Region zu Wort – wie zum Beispiel Claudia Choi-Jacobshagen. Die Chefärztin der Abteilung
Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie am Evangelischen Krankenhaus Weende
möchte Mut machen und aufklären, welche großartigen Möglichkeiten ihr Fachgebiet
beispielsweise für Frauen nach einer Brustkrebsoperation bereithält. Ich wünsche Ihnen eine
erkenntnisreiche Lektüre sowie eine wunderbare Winterzeit – und bleiben Sie gesund!
COVER-FOTO: 123RF_ KATISA / FOTO EDITORIAL: LUKA GORJUP
Ihre Elena Schrader
– Chefredakteurin –
schrader@faktor-magazin.de
IMPRESSUM
Herausgeber: faktor – das Entscheider-Magazin für die Region Göttingen, Entscheider Medien GmbH, Berliner Straße 10, 37073 Göttingen,
Tel. 0551 3098390, Fax 0551 30983911, info@faktor-magazin.de, www.faktor-magazin.de
Übrigens: Ab Seite 48 wartet noch ein Heft
im Heft auf Sie – unser UMG Spezial !
Herausgeber Marco Böhme (V.i.S.d.P.) Chefredakteurin Elena Schrader Redaktion Sven Grünewald, Claudia Klaft, Stefan Liebig, Lea van der Pütten, Carolin
Schäufele Lektorat CoLibris-Lektoratsbüro Dr. Barbara Welzel Vertrieb Horst Wolf Art-Direktion & Layout Julia Braun Druckerei Silber Druck OHG
GESUNDHEıT 2 | 2019 3
DIE WISSENSCHAFT HAT FESTGESTELLT
4
GESUNDHEıT 2 | 2019
FOTO: STOCK.ADOBE.COM
Auch Hühner mögen schöne Menschen
Wissenschaftler der Universität Stockholm trainierten Hühner darauf, durchschnittliche
weibliche, aber nicht männliche menschliche Gesichter zu erkennen
(und umgekehrt). Im darauf folgenden Test pickten die Tiere wesentlich
heftiger, wenn sie Gesichter sahen, die auch menschliche Probanden als besonders
schön beurteilt hatten. Die Forscher schließen daraus, dass Hühner und
Menschen ein gemeinsames Schönheitsideal teilen, das folglich aus den allgemeinen
Eigenschaften des Nervensystems entsteht. Für diese Arbeit erhielten
sie 2003 den Ig-Nobelpreis, eine Auszeichnung der Harvard University für
besonders abstruse Forschungsergebnisse.
Quelle: Spektrum der Wissenschaft
GESUNDHEıT 2 | 2019 5
NEUIGKEITEN
FOTO: EKW
Azubis am Drücker
Machtübernahme im EKW
Nach rund drei Jahren Beschäftigung
mit den aktuellen Pflegestandards
und medizinischen
Hintergründen haben die 18 Auszubildenden
zum Gesundheits
und Krankenpfleger des
Evangelischen Krankenhauses
GöttingenWeende für drei
Wochen die geriatrische Station
übernommen. Ziel der ‚Schülerstation‘
war es, dass die Azubis ihr
bisheriges Wissen vertiefen und
umsetzen konnten. Sie verantworteten
dabei den Sta tions ablauf,
evaluierten Prozesse und passten
diese an. Begleitet wurden sie
dabei von je einer examinierten
Pflegekraft pro Dienst.
FOTO: FOTOSTUBE HORNIG
Digitalisierung
Labor für eine gesunde Zukunft
in Göttingen
Im Rahmen der Ausschreibung ‚Zukunftslabore Digitalisierung‘ des
Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur hat sich
ein Forschungsverbund unter der Projektleitung der Universitätsmedizin
Göttingen mit seinem Konzept für das im Oktober 2019 gestartete
‚Zukunftslabor Gesundheit‘ erfolgreich durchgesetzt und wird nun für
eine Laufzeit von fünf Jahren mit rund 3,7 Millionen Euro gefördert.
Das ‚Zukunftslabor Gesundheit‘ soll anwendungsbezogene Antworten
zur Förderung innovativer Lösungen liefern, um digitale Technologien
für die Versorgung und die Pflege zu etablieren.
Hautärztliche Sprechstunde
Neuer Hautarzt im MEC
am Göttinger Bahnhof
Das Team des medizinischen Experten-Centers MEC verstärkt sich.
Bisher sind 18 Ärzte der verschiedensten Fachrichtungen in der
Bahnhofsallee 1d tätig – ab sofort gibt es mit Thomas Neumann (Foto)
Verstärkung im Bereich der Dermatologie. Zusätzlich zu Thomas Fuchs,
der die Dermatologie mit Schwerpunkt im Bereich der Allergologie vertritt,
bietet Neumann jeden Freitag eine hautärztliche Sprechstunde an,
in der es bevorzugt um die Beurteilung und Abklärung von Muttermalen,
Ekzemen, Neurodermitis, Psoriasis und natürlich auch um die
Früherkennung von Hautkrebs geht. Dies sind nur einige Aspekte, die
der ansonsten in Hann. Münden tätige Hautarzt am Göttinger Bahnhof
allen Interessierten anbietet. Eine Abrechnung mit gesetzlichen Krankenversicherern
ist allerdings nicht möglich. Infos und Termine unter:
Tel. 0551 820 74 263.
FOTO: STOCK.ADOBE.COM
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GESUNDHEıT 2 | 2019
NEUIGKEITEN
FOTO: STOCK.ADOBE.COM FOTO: ST. MARTINI
Wechsel in Duderstadt
Neuer Anästhesie-Chefarzt
für St. Martini
Es gibt einen Neuen. Seit dem 1. Juli leitet
Michael Pauli-Magnus die Anästhesie
und Intensivmedizin am St. Martini Krankenhaus in Duder stadt.
Der 45-jährige promovierte Facharzt für Anästhesiologie mit den Zusatzbezeichnungen
Notfallmedizin und Intensivmedizin und einem
Masterabschluss in Hospitalmanagement möchte die Weiterentwicklung
der Abteilung und des Standortes insbesondere auch mit Blick
auf die anstehenden Infrastrukturmaßnahmen und die sich in diesem
Zusammenhang wandelnden Arbeitsprozesse mitgestalten. Zuletzt
war er als leitender Oberarzt und stellvertretender Chefarzt in der
Klinik für Anästhesie, Schmerztherapie, Intensiv- und Notfall medizin
der DRK Kliniken Berlin insbesondere für Management und Koordination
der zehn Operationssäle sowie die Restrukturierung des
Medizinischen Aufnahmezentrums verantwortlich.
,ProBeweis‘
Holzmindener Krankenhaus macht sich stark gegen Gewalt
FOTO: EICHSFELD KLINIKUM
Eichsfeld Klinikum spendet
Betten für Afghanistan
Große Lkw sind auf dem Wirtschaftshof im
Eichsfeld Klinikum keine Seltenheit – und doch:
Im Haus Reifenstein fand in diesem Sommer eine
nicht alltägliche Verladeaktion statt. Rund 50 voll
funktionsfähige Patientenbetten einschließlich
Zubehör wurden durch das Eichsfeld Klinikum mit
einer Hilfssendung als Spende nach Afghanistan
geliefert. Der Kontakt lief über ‚Medizinische Hilfe
für Afghanistan e. V.‘. In drei Krankenhäusern in
Kabul, Herat und Kandahar sind die ausrangierten
Betten höchst willkommen.
Gewalt ist eines der größten Gesundheitsrisiken
für Kinder und Erwachsene. Oft werden
die Taten von häuslicher oder sexueller
Gewalt verschwiegen, da sich die Betroffenen
schämen und sich daher auch nicht
direkt zu einer polizeilichen Anzeige entschließen.
Das Agaplesion Evangelisches
Krankenhaus Holzminden ist deshalb im
Netzwerk ‚ProBeweis‘ aktiv. Das Krankenhaus
Holzminden wie auch die 37 weiteren
Partnerkliniken des Netzwerkes stellen eine
sichere und professionelle Anlaufstelle für
die Betroffenen dar. „In unserer Notaufnahme
oder der gynäkologischen Abteilung erhalten
Betroffene jederzeit eine kostenlose
ärztliche Untersuchung, die Verletzungen
oder Spuren gerichtsverwertbar sichert“, erklärt
Marko Ellerhoff, Geschäftsführer des
Krankenhauses. Die gesammelten Spuren
und Materialien werden im Anschluss drei
Jahre lang eingelagert. So können sich die
Betroffene später immer noch zu einer Anzeige
entschließen und die entsprechenden
Beweise einreichen.
Weitere Infos gibt’s unter:
www.probeweis.de
GESUNDHEıT 2 | 2019 7
NEUIGKEITEN
Revolution
Fingernägelschneiden
leicht gemacht
FOTO: OTTO BOCK
Verdienstkreuz Erster Klasse
Höchste Ehre für
Unternehmer, Visionär
und Philanthrop Hans
Georg Näder
Der Firma Steinbock Technik aus Göttingen ist eine kleine Revolution
gelungen, die vielen beeinträchtigten Menschen das Leben
erleichtert: Klippfixx. Das Gerät wird einfach mit der mitgelieferten
Schraubzwinge an einem Tisch befestigt. Anschließend nur
noch das Fußpedal aufstellen, und schon startet die Nagelpflege.
Mit diesem kleinen Produkt soll es Menschen, die unter Rheuma,
Arthrose, altersbedingter Muskelschwäche oder einer Halbseitenlähmung
leiden, ermöglicht werden, sich wieder selbstständig die
Fingernägel zu schneiden und so ein Stück Lebensqualität und
Selbstbestimmung zurückzubekommen. Lobenswert!
FOTO: KLIPPFIX
Bundespräsident Frank-Walter
Steinmeier hat Hans Georg Näder
das Verdienstkreuz Erster Klasse des
Verdienstordens der Bundesrepublik
Deutschland verliehen. Der Vorsitzende
des Verwaltungsrates und
Eigentümer von Ottobock erhielt die
Auszeichnung aufgrund seines langjährigen
Einsatzes für den medizinischen
Fortschritt und auch aufgrund
seines gesellschaftlichen Engagements.
„Ich freue mich außerordentlich
über diese Ehrung. Mein Dank
gilt dabei vor allem den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern bei Ottobock
und allen, die unser gesellschaftliches
Engagement als Familie
unterstützen. Gemeinsam helfen wir
jeden Tag Menschen dabei, ihre
Mobilität zu erhalten oder zurück zugewinnen“,
so Näder.
FOTO: UMG CHRISTOPH MISCHKE
Entschlüsselt
Fortschritte bei der Glasknochenkrankheit
Extrem brüchig wie Glas sind die Knochen von Menschen mit der
genetisch bedingten Erkrankung Osteogenesis imperfecta. Von der
‚Glas knochenkrankheit‘ sind besonders Kinder betroffen – aber auch
Erwachsene. Ein internationales Forscherteam unter Federführung von
Bernd Wollnik (Foto), Direktor des Instituts für Humangenetik an der
Universitätsmedizin Göttingen, konnte nun ein Gen entschlüsseln, das
Hinweise auf einen möglichen Behandlungsansatz liefert. Bisher ist
eine Heilung dieser Krankheit noch nicht möglich.
8
GESUNDHEıT 2 | 2019
PROFIL
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NEUIGKEITEN
FOTO: EKW
TÜV bestanden
Patientenversorgung
auf hohem Niveau
FOTO: HELIOS
Das Evangelische Krankenhaus Göttingen-Weende (EKW) erhält die vierte
erfolgreiche Gesamthaus-Zertifizierung ‚TÜV für Krankenhäuser‘. Mit
diesem Siegel wurde das EKW erneut für seinen hohen Qualitätsstandard
in der Patientenversorgung ausgezeichnet. Das im Jahre 2010 erstmalig
erhaltene Zertifikat steht seitdem für eine Patientenbetreuung, die nach
gesicherten Qualitätsstandards erfolgt. Damit schafft es auch weiterhin
Vertrauen und Sicherheit für Patienten, Beschäftigte und Einweiser.
Helios Albert-Schweitzer-Klinik
Wechsel an der Spitze der Geburtshilfe in Northeim
Seit Juli leitet Ford Cheikh Baker (Foto, l.) die Gynäkologie und Geburtshilfe
der Helios Albert-Schweitzer-Klinik Northeim. Damit löst er den bisherigen
gynäkologischen Chefarzt Josef Fasunek (r.) ab, der sich nach 14 Jahren
Chef arzttätigkeit in den Ruhestand verabschiedet. Ford Cheikh Baker war
zuvor am Mutterhaus der Borromäerinnen in Trier als gynäkologischer
Oberarzt tätig. Neben dem Fortführen der erfolgreichen Entwicklung der
Geburtshilfe wird er das gynäkologische Leistungsspektrum bei der Behandlung
von Krebserkrankungen ausbauen und dadurch vor allem den operativen
Bereich der Gynäkologie weiter stärken.
FOTO: HELIOS
Auf dem neusten Stand
Helios Kliniken gehen
online
Von Akupunktur bis zur Zystektomie
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10
GESUNDHEıT 2 | 2019
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FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA
PROFIL
Stephan Müller, Katrin Züchner, Adrian Schulz und Dirk Schulz
Kompetente Unterstützung bei
• Berufseinstieg
• Praxisgründung
• Praxisübernahme
• Praxisfinanzierung
• Praxisabgabe
• Risk Management
Unternehmensberatung für Zahnheilberufe
Selbstständigkeit und Betriebswirtschaftslehre
? Obwohl die Mehrheit
der Zahnärztinnen und -ärzte in
Deutschland selbstständig tätig ist, haben
wirtschaftliche Inhalte im Studium der
Zahnmedizin keinen Platz. An dieser Stelle
kommt Dirk Schulz ins Spiel, Geschäfts führer
von SMS – Unternehmensberatung für
Zahnheilberufe. Seit über 25 Jahren begleitet
er ausschließlich (Fach-)Zahnärzte in ganz
Deutschland vom Studium bis in den Ruhestand.
SCHON STUDIENABGÄNGERN STEHT
ER bei allen Fragen rund um den Berufsstart
mit Rat und Tat zur Seite. Wie finde ich eine
Assistenzstelle? Was muss in meinem ersten
Arbeitsvertrag stehen? Welche Absicherungen
sind am Anfang notwendig? Welches Gehalt
ist angemessen? Worauf ist zu achten?
Nach Abschluss der Assistenzzeit gibt es
keine Standardlösungen. „Für die weitere
Entwicklung klären wir die persönlichen
Präferenzen, damit wir die Beratung opti mal
ausrichten können“, so Schulz. Die Entscheidung
für eine Anstellung oder die
Selbstständigkeit sollte wohlüberlegt und
gut geplant sein.
Nach wie vor ist eine Selbstständigkeit in
fast allen Fällen lohnend, wobei der Standortwunsch
des Zahnarztes ausschlaggebend
ist. Im Falle einer Neugründung erstellt das
Team von SMS unter anderem eine fundierte
Standort analyse und ermittelt den erforderlichen
Mindestumsatz. Inzwischen überwiegt
aller dings die Zahl der Praxisübernahmen,
bei denen Schulz die Kaufvertragsverhandlungen
mit allem Drum und Dran begleitet.
In jedem Fall wird gemeinsam mit der Zahnärztin
oder dem Zahnarzt ein tragfähiger
Businessplan erstellt. Auch bei den Mietvertragsverhandlungen
und den Finanzierungsgesprächen
ist besonderes Knowhow und ein
Auge für Details notwendig. So kann insbesondere
im Dialog mit Banken über die Einbindung
von öffentlichen Fördermitteln bares
Geld gespart werden. Abgerundet wird dieses
Gesamtpaket mit einem maßgeschneiderten
Absicherungskonzept über den hauseigenen
Maklerdienst.
NACH DEM SCHRITT IN DIE SELBST-
STÄNDIGKEIT wird in regelmäßigen Abständen
der Praxiserfolg mit den Planzahlen
abgeglichen, um bei möglichen Fehlentwicklungen
frühzeitig gegensteuern zu können.
In vielen Fällen steht einige Jahre nach der
erfolgreichen Niederlassung die Aufnahme
einer weiteren Kollegin oder eines Kollegen
an. Hier schließt sich der Kreis zu der Begleitung
und Vermittlung junger Assistenzärztinnen
und -ärzten.
Bei seiner Arbeit kann sich der zertifizier te
Zahnärzteberater neben seinen eigenen langjährigen
Erfahrungen auch auf die Exper ti se
verschiedenster ausgewählter Fachleute
verlassen. So zählen zu dem von ihm gegründeten
„Expertennetzwerk Heilberufe“
Fachanwälte für Medizinrecht, auf Zahnheilberufe
spezialisierte Steuer berater, Praxiseinrichter,
Banken und weitere Dienstleister
im Gesundheitswesen. „Auf diese Weise
können wir unseren Zahnärztinnen und
Zahnärzten in allen finanz-, steuer- und vertragsrechtlichen
Fragen eine ganzheitliche
Beratung anbieten“, erklärt Schulz. Mit dieser
bewährten Strategie hat er inzwischen
über 700 Zahnärztinnen und -ärzte erfolgreich
in die Selbständigkeit begleitet.
info@sms-goettingen.de
Bestens gewappnet für
das nächste Jahrzehnt
Die Ärzte am Göttinger Bahnhof installieren die neueste MRT-Generation.
TEXT MARGARETA VOGEL FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
Gleich zwei MRT-Geräte haben
die beiden Geschäftsführer
Friedemann Baum und Uwe
Fischer in den vergangenen
Wochen in den Räumen ihrer Praxis am
Göttinger Bahnhof, die sowohl das Brustzentrum
Göttingen als auch die Praxis für
moderne Schnittbild diagnostik umfasst,
installiert. Damit sind die letzten Weichen
gestellt, um auch in den kommenden Jahren
eine moderne und innovative Diagnostik
anbieten zu können – nachdem bereits
im vergangenen Jahr ein Mammografiesystem
der jüngsten Generation installiert
worden war. „Wir haben seit unserer Eröffnung
im Jahr 2003 immer angestrebt,
unseren Patienten auf dem Gebiet der
bildgebenden Diagnostik die modernste
und schonendste Technologie anbieten zu
können“, betont Baum. „Mit den neuen
MRT-Systemen, einem 1.5-Tesla- und
einem 3.0-Tesla-Magneten, können wir
auch in Zukunft hochwertige High-End-
Untersuchungen der verschiedenen Körperregionen
durchführen.“
DIE ZWEI NEUEN HOCHLEISTUNGSSYS
TEME der Firma Siemens aus Erlangen
erlauben eine Verkürzung der Untersuchungszeiten
und eine noch höhere
Auflösung und Bildschärfe in der Darstellung
feinster Strukturen. „Hierdurch ergeben
sich insbesondere in der Diagnostik
der verschiedenen Gelenke sowie in der
Früherkennung von Prostata- und Brustkrebs
Vorteile“, erläutert der Radiologe
Vosshenrich, der in erster Linie am
3T-MRT tätig ist. „Darüber hinaus bietet
das 3T-System deutliche Vorteile in der
MR-Abbildung der Hirnstrukturen.“
Zusätzlich können nun auch Untersuchungen
angeboten werden, die mit der
älteren Gerätegeneration nicht so gut
möglich waren. „Dies betrifft zum Beispiel
die quantitative Bestimmung des
Fettgehaltes in der Leber oder computergestützte
Auswertungen von Hirnstrukturen,
die zur Erkennung und Unterscheidung
von Demenzerkrankungen wichtig
sind“, erklärt der Neuroradiologe Michael
Knauth. „Für die nächsten Jahre sind wir
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GESUNDHEıT 2 | 2019
Ein starkes Team blickt in die Zukunft: Dr. Ulla Ritter, Prof. Dr. Rolf Vosshenrich, Dr. Susanne Luftner-Nagel,
Dr. Friedemann Baum, Prof. Dr. Katharina Marten-Engelke, Prof. Dr. Uwe Fischer, Nadja Meiser und Prof. Dr. Michael Knauth
damit für Weiterentwicklungen auf dem
Software-Sektor bestens präpariert.“
Außerdem ist für den Bereich der Brustkrebsdiagnostik
geplant, zusammen mit
der Firma Siemens automatisierte Auswerteprogramme
auf dem Boden der künstlichen
Intelligenz zu entwickeln. „Damit
könnte auch anderen Anwendern geholfen
werden, Befunde leichter zu erkennen und
klarer zu bewerten“, sagt Geschäftsführer
Uwe Fischer, der darin ein zusätzliches
Entwicklungspotenzial sieht, das für die
nächsten Jahre ins Auge gefasst wurde.
EIN WEITERER WESENTLICHER VOR
TEIL der beiden jetzt installierten
MR-Systeme ist, dass sie beide einen großen
Innendurchmesser aufweisen, sodass
der Liegekomfort in der Untersuchungsröhre
noch weiter erhöht werden konnte.
Und was wäre eine Neuinstallation, wenn
nicht auch das räumliche Ambiente auf einen
ganz neuen Standard aufgerüstet worden
wäre? Das Innendekor weist in den
neuen Untersuchungsräumen hinterleuchtete
Panoramaimpressionen einer Waldlandschaft
auf – dies schafft für Patienten
wie für MTRA und Ärzte eine angenehme
und beruhigende Grundstimmung.
FÜR DAS INZWISCHEN AUF 20 MIT
ARBEITER angewachsene Team, das im
Brust zentrum Göttingen und in der Praxis
für moderne Schnittbilddiagnostik tätig
ist, bedeuten die Neuanschaffungen
des Mammografiegerätes im Vorjahr und
der zwei Ganzkörper-MRT im Jahr 2019
also nicht nur eine Erweiterung ihres
Untersuchungs angebotes, sondern auch
eine Verbesserung der Detaildarstellung
und damit eine Präzisierung der erhobenen
Befunde.
Praxis für Moderne
Schnittbild Diagnostik
Bahnhofsallee 1d
37081 Göttingen
Tel. 0551 8207422
info@diagnostik-goettingen.de
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Diagnostisches Brustzentrum
Göttingen
Bahnhofsallee 1d
37081 Göttingen
Tel. 0551 820740
info@brustzentrum-goettingen.de
www.brustzentrum-goettingen.de
GESUNDHEıT 2 | 2019 13
Wertschätzung ist das A und O
Bei Quattek & Partner wird vieles möglich gemacht: vor allem für die Gesundheit der Angestellten.
TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
Am Empfangstresen der Steuerkanzlei
Quattek & Partner wird jeder
mit einem Lächeln begrüßt. Eine
angenehme Atmosphäre liegt buchstäblich
im Raum. Im Besprechungszimmer gibt es
Kaffee und Kekse – auch mit einem Lächeln
serviert. „Wertschätzung findet bei
uns auf allen Ebenen statt“, sagt Miriam
Engel (Foto), seit 2011 Partnerin der
Kanzlei. „Wir versuchen, in der Kanzlei
vieles möglich zu machen“ sagt die Steuerberaterin,
die alljährlich die Gesundheitswoche
bei Quattek & Partner organisiert.
EIGENTLICH HÄTTE SIE einen ‚cooleren‘
Namen verdient: Denn in dieser speziellen
Woche geht es nicht um langweilige Vorsor
ge untersuchungen, sondern um spannende
Themen rund ums Wohlbefinden: Wie
können wir uns im Büro gesünder ernähren?
Wie reduzieren wir Stress? Oder wie
in diesem Jahr: Wie funktioniert eigentlich
gutes Zeitmanagement? Dazu lud die
Kanzlei Zach Davis, Speaker und Bestsellerautor,
ein, um über Zeitintel ligenz
nachzudenken. Denn permanente Ablenkungen
im Arbeitsalltag halten uns davon
ab, in Phasen konzentrierten Arbeitens zu
kommen, durch welche wir produktiver
sein können und zudem weniger gestresst
sind. „An diesem Tag habe auch ich noch
viel lernen können“, erinnert sich Engel.
Und um noch eine Stufe weiterzugehen,
kam noch Coach Vanessa Freitag für einen
Tag in die Kanzlei und sprach über
Glück und den Weg dorthin. Manchmal
reicht ein kurzes Inne halten oder eine
ZenMeditation, um im Arbeitsalltag
wieder Kraft schöpfen zu können.
Welche Themen relevant sind, entscheiden
vor allem die Angestellten. „Wir sind
natürlich ein Wirtschaftsunternehmen.
Aber uns geht es nicht nur um Umsatz.
Wir möchten zufriedene Mandanten und
zufriedene Angestellte – denn das eine bedingt
das andere“, so Engel. „Wir als
Chefs müssen das vorleben und es schaffen,
dass unsere Mitarbeiter genügend Freiraum
spüren.“ Es ist ein Familien gedanke,
der in den Räumen von Quattek & Partner
gelebt wird. Dafür wurde extra ein monatlicher
hauseigener TÜV – TeamÜbergreifende
Veranstaltungen – ins Leben
gerufen. Auch hierbei wird sozusagen
basis demokratisch entschieden, welche
Highlights die nächsten sein sollen. Ein
KaffeeSeminar bei Contigo, Rennrodeln
in Oberhof, Altstadtlauf, Brockenaufstieg,
Grillen im Sommer und Weihnachtsmarkt
im Winter – die Ideen gehen scheinbar nie
aus.
„UNSER ZIEL SIND lebenslange Arbeitsverhältnisse
– und dass unsere Mitarbeiter
gern bei uns sind“, sagt die Partner
Steuerberaterin und erinnert sich an eine
ehemalige Mitarbeiterin, die erst mit
80 Jahren in Rente ging, weil sie ihre Arbeit
dort liebte. ƒ
14
GESUNDHEıT 2 | 2019
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Sechs Fragen an Stefan Burghardt,
Gründer der Anwaltskanzlei RKM medic
Vor einem Jahr hat Stefan Burghardt die Göttinger Medizinkanzlei RKM medic gegründet.
Gemeinsam mit der Burghardt Consulting GmbH und der RKM Data GmbH hat er damit
einen Beratungsschwerpunkt in der Gesundheitsbranche etabliert.
PROFIL
Stefan Burghardt
Sie haben sich vor gut einem Jahr für die
Freiberuflichkeit entschieden, warum?
Ich war viele Jahre in verschiedenen Fachund
Führungspositionen im Gesundheitswesen
tätig. So konnte ich jede Menge
Berufserfahrung und Branchenexpertise
sammeln, ein gutes Verständnis für Fragestellungen
entwickeln, was es heißt, Beratungsleistungen
optimal und kundenorientiert
anzubieten. Das wollte ich nun in
eigener Verantwortung umsetzen.
Was meinen Sie damit?
Bei der juristischen Beratung ist neben
fundiertem juristischem Know-how auch
ein gesunder Pragmatismus gefragt. Berate
ich beispielsweise medizinische Unternehmen
in arbeitsrechtlichen Fragen, weiß ich
aufgrund meiner langjährigen Erfahrung
als Personalleiter, was unternehmensintern
tatsächlich umsetzbar ist und was nur
rechtliche Theorie bleibt. Die rechtliche
Theorie behalte ich dann für mich.
Was sind die Beratungsschwerpunkte von
RKM medic?
Meine Beratungsschwerpunkte liegen im
Medizinrecht, Gesellschaftsrecht und Arbeitsrecht.
Dieses interdisziplinäre Verständnis
hilft mir häufig bei der Gestaltung
von Praxisübergaben oder Unternehmensverkäufen.
Da bestehen mit allen genannten
Rechtsgebieten Berührungspunkte. Das
kann ich dann alles aus einer Hand bieten.
Was waren die Herausforderungen in
ihrem ersten Jahr?
Eine große Herausforderung war die Bewältigung
der Vielzahl von administrativen
Themen, die ein Aufbau von Unternehmen
mit sich bringt. Glücklicherweise hatte ich
durch die Gemeinschaft mit der Anwaltskanzlei
RKM hier große Unterstützung.
Sie haben noch weitere Unternehmen?
Mein Ansatz war es von Anfang an, einen
ganzheitlichen Beratungsansatz anzubieten.
Daher gibt es neben der Anwaltskanzlei
RKM medic noch die RKM Data GmbH
für den Datenschutz und die Burghardt
Consulting GmbH als klassische Unternehmensberatung.
Alle drei Unternehmen sind
inhaltlich miteinander verzahnt.
Bleibt eigentlich noch Zeit für private Dinge?
Meine Familie ist mir sehr wichtig. Daher
versuche ich, die verbleibende Zeit mit ihr
zu verbringen. Ferner habe ich das Weitwandern
für mich entdeckt und bereits die
ersten 24-Stunden-Touren absolviert.
KONTAKT
RKM medic
Anwaltskanzlei für
medizinische Unternehmen und Berufe
Bertha-von-Suttner-Str. 9
37085 Göttingen
Tel. 0551 70728-0
www.rkm-medic.de
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GESUNDHEıT 2 | 2019
Mehr als nur
Schnipp-Schnapp
Die vier beeindruckenden Leistungen der Plastischen Chirurgie
TEXT CAROLIN SCHÄUFELE
FOTOS STOCK.ADOBE.COM
Der Trend ist ungebrochen –
Schönheitsoperationen. Mit
Argusaugen sitzen wir vor
den Bildschirmen und Zeitungen,
vergleichen Vorher- und Nachher-
Bilder von Stars und Sternchen. Hat sie
oder er was machen lassen? Und wenn ja,
was? Ist es gut geworden? Ganz klammheimlich
erwischen wir uns bei dem
Gedanken, vielleicht selbst einmal Botox
und Co. auszuprobieren. Aber natürlich
nur ganz wenig, schließlich soll es ja
keiner merken, man will nur ein bisschen
frischer, jünger wirken.
Weit über 77.000 ästhetisch-chirurgische
Eingriffe zählte die Deutsche Gesellschaft
der Plastischen, Rekonstruktiven
und Ästhetischen Chirurgen allein im
Jahr 2018 – nur von einem Trend zu sprechen,
fällt dabei schwer. Die Eingriffe
erfreuen sich wachsender Beliebtheit, bei
Männern und Frauen.
WER BEI PLASTISCHER CHIRURGIE
allerdings ausschließlich an klassische
Schönheitsoperationen wie Facelifting,
Bauchdeckenstraffung, Brustvergrößerung
oder -verkleinerung denkt, der liegt falsch.
Denn tatsächlich umfasst die Plastische
Chirurgie noch ganz andere Bereiche. Bereiche,
die nicht in erster Linie der reinen
Schönheit dienen, sondern medizinische
Notwendigkeit besitzen. „Es geht um die
Wiederherstellung der intakten äußeren
Form des menschlichen Körpers, inklusive
damit verbundener Funktionen“, definiert
die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische
Chirurgie.
Unfallverletzungen, Schäden nach Tumoroperationen,
Verbrennungen oder
angeborene Fehlbildungen sind solche
Fälle, die durch chirurgische Eingriffe
behandelt und behoben werden.
Und so haben sich in den vergangenen
Jahren die Bereiche Handchirurgie, Verbrennungschirurgie
und Rekonstruktive
und Ästhetische Chirurgie herausgebildet.
Mit teils unglaublichen Auswüchsen ...
GESUNDHEıT 2 | 2019 17
PLASTISCHE CHIRURGIE
REKONSTRUKTIVE CHIRURGIE
stellt Funktionen des Körpers nach
Verletzungen, Tumorentfernungen
oder Fehlbildungen wieder her.
HANDCHIRURGIE
beschäftigt sich mit Verletzungen,
Fehlbildungen und Erkrankungen von
Hand und Unterarm.
VERBRENNUNGSCHIRURGIE
beschäftigt sich mit der Behandlung
von Verbrennungen.
ÄSTHETISCHE CHIRURGIE
nimmt Eingriffe ohne medizinische
Notwendigkeit vor, die auf Wunsch
des Patienten erfolgen.
Exkurs: Abstammung der
Begrifflichkeiten
Plastisch, ästhetisch, kosmetisch:
Diese drei Begriffe tauchen im
Bereich der Chirurgie immer wieder
auf, können jedoch nicht immer klar
voneinander abgegrenzt werden.
Das Wort ,plastisch‘ stammt von dem
griechischen Wort ,plastikos‘ ab, was so
viel bedeutet wie ,zum Bilden, Formen,
Gestalten‘. Heute steht der Begriff auch
für ,modellierfähig, knetbar, formbar‘
und wird im medizinischen Bereich
für eine formende, bildende Operation
genutzt. ,Ästhetisch‘ stammt ebenfalls
aus dem Griechischen, von dem
Wort ,aisthetikós‘, was ,wahrnehmen‘
bedeutet. Heute steht der Begriff
für ,stilvoll, schön, geschmackvoll,
ansprechend‘. Auch ,kosmetisch‘ hat
griechische Wurzeln, die Übersetzung
lautet ,zum Schmücken, Putzen‘,
was die tiefere Bedeutung des
oberflächlichen, äußerlichen oder
vordergründigen Vorgehens aufgreift.
KLINGT NACH FRANKENSTEINS
VERSUCHSLABOR?
Die Rekonstruktive und die Ästhetische
Chirurgie haben viele Berührungspunkte,
im Ansatz jedoch verschiedene Hintergründe.
Denn die Korrektur oder Rekonstruktion
von Körperteilen oder -funktionen
hat häufig auch eine ästhetische
Komponente.
So hat ein US-amerikanischer Chirurg
einer Soldatin, die ihr linkes Ohr bei einem
Unfall verloren hat, ein neues angenäht,
das vorher unter der Haut ihres
linken Arms gewachsen war. Er entnahm
ihr dazu Rippenknorpelgewebe, formte
daraus ein Ohr und pflanzte es unter die
Haut ihres Unterarms, damit sich Haut,
Nerven und neue Blutgefäße bildeten. Anschließend
verpflanzte er das ,neue‘ Ohr,
sodass sie neben dem Gefühl, einen vollständigen
Körper zu haben, mit der Muschel
auch wieder wesentlich besser hören
konnte. (Mehr dieser spannenden Erkenntnisse
zu den neuesten Fortschritten
der Wissenschaft gibt es ab Seite 28.)
Die Rekonstruktive Chirurgie setzt genau
an diesen Punkten an: Sie korrigiert
Haut, Weichteile, Muskeln, Sehnen und
periphere Nerven sowie Knochen und
Knorpel. Krebspatienten nach einer Tumoroperation,
Unfallopfer, die Gliedmaßen
verloren haben, Fehlbildungen seit Geburt
wie eine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte
oder auch die Korrektur von Narben – die
Liste der Einsatzgebiete ist lang.
Durch die rasante Entwicklung der medizinischen
Möglichkeiten sind die Ergebnisse
unübersehbar besser. Gerade
Krebspatienten profitieren davon. Bei der
umfassenden Entfernung von Tumoren
verliert der Patient oft ganze Bereiche von
Körperteilen wie ein Auge oder die Nase,
was mit der Wiederherstellungschirurgie
aufgefangen werden kann. Für viele
Brustkrebspatientinnen, bei denen eine
umfassende Operation notwendig war,
stellt die Brustrekonstruktion eine Möglichkeit
dar, um das eigene Körpergefühl
wieder zu verbessern.
Wiederherstellungschirurgie hat also
nicht nur eine physische Notwendigkeit,
sondern auch eine psychische: sich vor
Selbstzweifeln, depressiven Stimmungen,
sozialer Ausgegrenztheit zu schützen.
Etwas anders sieht es mit der Ästhetischen
Chirurgie oder Schönheitschirurgie
18
GESUNDHEıT 2 | 2019
aus. Sie dient ausschließlich der eigenen Schönheit. Selbstzweifel,
der äußere Anspruch und mögliche soziale Ablehnung sind
Gründe, um den eigenen Körper ,besser‘ machen zu wollen. Ob
der Höcker an der Nase, Fettpolster an ungeeigneten Stellen
oder Falten: Hier kann die Ästhetische Chirurgie helfen. Nasen
werden begradigt, Fett abgesaugt und Falten mit Botox stillgelegt
oder mit Hyaluron aufgefüllt. Und schon passt das Spiegelbild
viel besser zu mir – ich fühle mich wohl.
DIE WELT ,BEGREIFEN‘
Ein weiteres Spezialgebiet der Chirurgie ist die Handchirurgie,
entstanden durch eine Verschmelzung von Chirurgie
und Orthopädie. Die Hand ist ein kleines, aber ungemein
wichtiges Organ. Ihr wird sogar nachgesagt, dass
sie eine wichtige Rolle im Evolutionsprozess hat.
Hand und Gehirn – dieses Zusammenspiel und
die Einmaligkeit ihres Aufbaus macht den Menschen
aus. Umso wichtiger ist es, dass dieses
,Werkzeug‘ durch das Zusammenspiel der
anatomischen Struktur von Knochen, Gelenken,
Muskeln und Sehnen, Nerven und Blutgefäßen
auch seine Funktionen erfüllen
kann: Greifen, Fassen, Malen, Tippen,
Schreiben, Schneiden und vieles mehr.
Wer sich an der Hand verletzt
oder erkrankt, sollte einen Arzt
mit umfangreichen Kenntnissen
über deren Aufbau aufsuchen,
der also genauestens über die
Feinstrukturen Bescheid weiß.
Durch die Entwicklung von
mikrochirurgischen Techniken
und OP-Material wie Mikroskopen
und Instrumenten sind Ärzte
mittlerweile in der Lage, feinste Nerven
und Gefäße wieder zu rekonstruieren oder
abgetrennte Finger wieder anzunähen. Doch nicht
nur die Hand wird in der Hand chirurgie betreut,
auch der Arm bis hinauf zur Schulter fällt in diesen
medizinischen Bereich.
1,5 BIS 4 MM SCHUTZSCHICHT – UNSERE HAUT
Die Haut ist das größte und empfindlichste Sinnesorgan,
das wir haben. Es ist nicht nur die Abgrenzung
von innen und außen, es übernimmt auch Funktionen im
Bereich Stoffwechsel und Wärmeregulation. Hautkontakte
sind beispielsweise lebenswichtig für uns Menschen, nicht nur
für Kinder.
Umso wichtiger, dass unser Schutz vor der Umwelt auch funktioniert.
Wird die Haut jedoch durch Verbrennungen, Verätzungen
oder Verbrühungen verletzt, dann ist schnelle Hilfe angesagt.
Und hier kommt die Verbrennungschirurgie ins Spiel, der
vierte Teilbereich der Plastischen Chirurgie.
GESUNDHEıT 2 | 2019 19
Meist hat die Verbrennungschirurgie
mit Notfällen zu tun. Als erste Maßnahmen
bei der Behandlung gelten die Kreislaufstabilisierung
und die Versorgung mit
Schmerzmitteln sowie der Schutz vor Unterkühlung
und Verkeimung der Wunde.
Verbrennungen der Haut gehen mit einer
aufwendigen Patientenversorgung einher,
die sich zur Wiederherstellung der Bewegungsfunktionen
auch um eine ästhetische
Behandlung kümmert. Entstellende
Narben werden beseitigt. Was viele nicht
wissen: Seit den 1960er-Jahren wurde in
der Bundesrepublik ein Netz von Verbrennungszentren
aufgebaut, das Brandopfern
schnelle und umfassende Hilfe
bietet.
SECHS JAHRE WEITERBILDUNG
Wer Facharzt für Plastische, Rekonstruktive
und Ästhetische Chirurgie werden
möchte, hat als Mediziner einen langen
Weg vor sich. Nach dem sechsjährigen
Medizinstudium folgen weitere sechs
Jahre der Weiterbildung mit unterschiedlichen
Stationen in der Plastischen,
Rekonstruktiven und Ästhetischen
Chirurgie, der Notaufnahme und
der Intensivmedizin.
Der Begriff Schönheitschirurg
ist übrigens nicht geschützt.
Praxen und Kliniken, die den
Begriff Schönheitschirurgie
im Namen führen,
brauchen nicht unbedingt
eine Zulassung,
die garantiert, dass sie durch staatliche
Behörden kontrolliert werden. Anders
bei niedergelassenen Ärzten, die
plastische Operationen anbieten. Sie unterstehen
der Berufsaufsicht durch die
Ärztekammer und haften für die von ihnen
durchgeführten Eingriffe. Sicher häufig
gar nicht schlecht, eine Absicherung
zu haben. Wer das nicht glaubt, sollte im
Internet unter dem Begriff ,Plastic Surgery
Gone Wrong‘ suchen. (Mehr zum
Thema Schönheitschirurgie gibt es im Interview
mit der Expertin ab Seite 40.)
PLASTISCHE CHIRURGIE IST GAR NICHT
SO NEU
Die Anfänge der Plastischen Chirurgie
liegen übrigens ziemlich weit zurück.
Erstmals 1350 v. Chr. wurden plastische
Chirur gen in Indien erwähnt, die eine
menschliche Körperoberfläche rekonstruierten.
Ägyptische Chirurgen entwickel ten
bereits eine wiederherstellende Gesichtschirurgie
– an Mumien fand man operativ
wiederangebrachte Ohren. Zwischen
1200 und 1700 v. Chr. tauchte in Indien
das erste Mal der Begriff Nasen operation
auf. Damals wurde Dieben und Ehebrechern
als drakonische Strafe die Nase abgeschnitten.
Die Wiederherstellung dieses
Körperteils war für eine Rehabilitierung
in die Gesellschaft Voraussetzung. (Mehr
zur Geschichte finden Sie ab Seite 22.)
Schon damals war die körperliche Unversehrtheit
ein nicht zu unterschätzender
gesellschaftlicher Faktor. So wie heute. ƒ
20
GESUNDHEıT 2 | 2019
PROFIL
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FOTO: R+MEDITRANSPORT
Anders als die anderen R+ MediTransport setzt auf ein rundum gutes Arbeitsklima.
R+ MediTransport
Offene Türen, Transparenz und Potenzialentfaltung anstatt Micro-Controlling und starre Strukturen
Es ist nicht so wie bei anderen Krankentransport-
oder Rettungsdienstunternehmen.
Wer die Räumlichkeiten
von R+ MediTransport betritt, steht
direkt in der Kaffeeküche, einer Art Zentrum
der Gemeinschaft und Treffpunkt
der Teammitglieder. Hier wird gemeinsam
gekocht, gegessen, hier werden die Besprechungen
abgehalten. Für Geschäftsführer
Florian Reinhold ist das ein Baustein für
ein gutes Arbeitsklima: „Die Umgestaltung
unserer Räumlichkeiten am Hauptsitz
war nur der Start eines großen Projektes.
Vielmehr arbeiten wir an einer neuen Führungs-
und Unternehmenskultur.“ Reinhold
sind bei der Führung des Familienunternehmens
mit Hauptsitz in Gieboldehausen
Dinge wie Offenheit und Respekt wichtig.
Führung will er bei R+ MediTransport als
Coaching verstanden wissen. Für die Mitarbeiter
muss der Weg bereitet werden, damit
sie ihren Job gut machen können.
BEREITS SEIT 1954 BIETET DER
FAMILIEN BETRIEB Krankenbeförderung
rund um die Uhr. Schon seit 1984 ist der
qualifizierte Krankentransport – als Teil des
Rettungswesens – das Kerngeschäft des
südniedersächsischen Unternehmens.
R+ MediTransport befindet sich noch
mittendrin im Prozess der Leitbildfindung.
„Wir haben nach dem Sinn unserer Arbeit
gefragt und Werte für unsere Zusammenarbeit
im Team gesucht“, erklärt Reinhold.
Teamfähigkeit, Ehrlichkeit und Vertrauen
sind drei der insgesamt sechs Werte, die
der Zusammenarbeit einen Rahmen geben
sollen. Ein weiteres Ergebnis aus den Kulturveranstaltungen
sei, dass für das Team
die Sinnstiftung insbesondere in einem
Lächeln des Kunden liege. „Dafür arbeiten
wir.“ Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
wollen sich zukünftig auch über die eigentliche
Arbeit hinaus sozial engagieren
können. Neben Persönlichkeitsentwicklung,
dem Know-why, ist bei R+ MediTransport
aber auch das medizinisch-fachliche Knowhow
von größter Bedeutung, das in der eigenen
Fortbildungsakademie vermittelt wird.
REINHOLD HAT SICH IM RAHMEN seiner
Tätigkeit im Vorstand des Landesverbandes
privater Rettungsdienste in Norddeutschland
e. V. für einen Tarifvertrag der
privaten Rettungsdienste mit einem Tarifpartner
eingesetzt. „Am 1. Juli dieses Jahres
haben wir ihn erfolgreich abgeschlossen.“
GANZ NACH DEM VORBILD in Gieboldehausen
sollen auch die anderen Standorte
in den Landkreisen Northeim und Goslar
umgebaut werden. Im kommenden Jahr
folgt ein Neubau in Northeim.
KONTAKT
R+ MediTransport
Herzberger Landstraße 6
37434 Gieboldehausen
Tel. 05528 2019233
www.rplus-gruppe.de
TEXT: CAROLIN SCHÄUFELE
Ein blutiger Ritt
durch die Geschichte
Nase ab und Fett weg – der lange Weg der Plastischen Chirurgie
von der Rekonstruktion zur Schönheit
TEXT CLAUDIA KLAFT
ILLUSTRATIONEN STOCK.ADOBE.COM
Die indische Methode Als erster Nasenrekonstrukteur
in der Geschichte entnimmt
der Chirurg Sushruta für die Nasenformung
ein blutversorgendes Gefäßteil aus der Stirn.
Ehebruch – Nase ab! So ist das ten (Hasenscharten) beschreibt, darauf
im alten, alten Indien viele Hundert
Jahre vor Christus. Wie gut, kannt ist auch die weitere Rekonstruk-
zurück? Wer weiß das schon. Recht unbe-
dass Chirurg Sushruta Hilfe tionsgeschichte, bis im 15. Jahrhundert …
bietet, indem er für die Nasenformung
ein blutversorgendes Gefäßteil aus der … DUELLE, SYPHILIS UND KRIEGE
Stirn entnimmt. Dokumentiert in der Abhandlung
‚Sushruta Samita‘ geht er mit
dieser ‚indischen Methode‘ als erster
Nasenrekonstrukteur in die Geschichte
ein. Ob alle Patienten aufatmen können,
bleibt angesichts der fehlenden Anästhetika
und Sterilität fraglich. In der Antike
lindert man Schmerzen versuchsweise
mit …
ZUR VERMEHRTEN NASEN-NACHFRAGE
FÜHREN. Ihrer nimmt sich der sizilianische
Arzt Antonio Branca an, der die
‚indische‘ zur ‚italienischen Methode‘
weiterentwickelt. Oberarm statt Stirn: Er
formt Nasen aus dem gestielten Armlappen
(Distanzlappen) und fixiert den Arm
des Patienten an dessen Nase, um die
Durchblutung bis zum Anwachsen des
… MOHN, OPIUM, ALRAUNE ODER
Hautlappens sicherzustellen. Dieses Verfahren
greift später der italienische Chirurg
MANDRAGORA-WEIN. Vielleicht greifen
auch der griechische Arzt Hippokrates, der
400 Jahre v. Chr. Nasen korrigiert, oder
der römische Mediziner Aulus Cornelius
Celsus, der 50 Jahre n. Chr. Operationsmethoden
von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalziert
Gaspare Tagliacozzi auf und publi-
es 1597 in seinem Werk ‚De cortorum
chirurgica‘. Es ist der Grundstein
der modernen Plastischen Chirurgie. Leider
findet Tagliacozzi ein unrühmliches
Ende, denn …
22
GESUNDHEıT 2 | 2019
GESUNDHEıT 2 | 2019 23
Der Nasen-Joseph: Als Pionier in Sachen Schönheits-OPs entwickelte der Berliner Chirurg Jacques Joseph (1865 – 1934) zahlreiche
Spezialinstrumente wie kleine Sägen und Skalpelle, die teilweise heute noch in Operationssälen zu finden sind.
… „GOTTGEWOLLT IST DAS AUSSEHEN
DES MENSCHEN!“ schreit die katholische
Kirche und verdammt seine Seele. Fortan
hindern Religion, Pest und Krieg den medizinischen
Fortschritt. In Schwung
kommt die Rekonstruktions-Chirurgie
wieder im 19. Jahrhundert, als Antiseptika
sterile Operationen ermöglichen und
ab 1847 Äther wie …
… KOKAIN ZUR SCHMERZFREIEN BE-
HANDLUNG EINGESETZT WERDEN.
Na ja, der gut dosierte Einsatz muss geübt
werden. Doch die Ärzte prägen Neues: So
wird der Begriff Plastische Chirurgie 1838
erstmals von Eduard Zeis formuliert.
Und von Johann Friedrich Dieffenbach
1845 als eigenständiges Gebiet in seinem
Standardwerk ‚Die operative Chirurgie‘
definiert. Neben der etablierten Rekonstruktionschirurgie
nimmt eine weitere
Säule ihren Anfang: Die …
… VERBRENNUNGSCHIRURGIE: Der Genfer
Chirurg Jacques Louis Reverdin ver-
pflanzt 1869 Anteile der Epidermis auf gesunde
Granulation, und Carl Thiersch, Direktor
der Chirurgischen Universitätsklinik
Leipzig, begründet 1886 die Spalthauttransplantation.
Plastisch nimmt 1895 der
Onkologe Vincenz Czerny die erste …
… BRUSTVERGRÖSSERUNG MIT KÖRPER-
EIGENEM FETTGESCHWULST (Lipom) an
einer brustamputierten Krebspatientin
vor. Doch die Durchblutung ist ungenügend,
der Versuch scheitert wie auch
weitere Experimente zu dieser Zeit mit
Rinderknorpel oder Glaskugeln. Der
Wunsch, ,normal‘ auszusehen, ist vorhanden.
Und führt 1896 zur ‚Ästhetischen
Chirurgie‘ als eigenständige Säule der
‚Plastischen‘, als eine Mutter klagt …
… „MOBBING! Mein Sohn wird gehänselt,
weil er abstehende Ohren hat.“ Damit
liegt sie Jacques Joseph in den Ohren,
einem Assistenzarzt an der Berliner Charité.
Er überlegt: Ein Eingriff in einen gesunden
Körper, weil die Seele leidet? Und
24
GESUNDHEıT 2 | 2019
Auf die Schnelle ohne Delle:
Einer der ersten Anbieter für
Nasenkorrekturen garantierte 1931 sogar
den bleibenden Erfolg seiner Methode:
schnell, sicher, schmerzfrei – und ganz ohne
Operation. Für eine formschöne Nase sollte
der Kunde sich nur ein paar Schnüre um den
Kopf schnallen. Ob die Anzeige hielt, was sie
versprach, ist nicht dokumentiert.
lässt sich darauf ein. Die Ohren sind angelegt,
der Junge glücklich. Dies gilt als
Beginn der Schönheitsoperationen in
Deutschland. Stolz präsentiert Joseph den
Fall bei der Berliner Medizinischen Gesellschaft,
erntet Ruhm …
… UND DIE KÜNDIGUNG SEINES VER-
ÄRGERTEN CHEFS. Der 31-Jährige eröffnet
daraufhin seine eigene Praxis und
setzt weitere Maßstäbe: 1904 operiert er
intranasal (durch die Nasenlöcher) ohne
sichtbare Narben, ersetzt Knorpel und
Knochen durch Elfenbein und designt
seine eigenen OP-Instrumente wie das
Raspatorium, genannt ,der Joseph‘. Zwei
Jahre später führt ,der Pionier der Ästhetischen
Chirurgie‘ Erich Lexer die erste
erfolgreiche Gesichtsstraffung durch.
Doch die folgende Zeit stellt alle Ärzte
vor besondere Herausforderungen: …
… KRIEG! Schreckliche Verstümmelungen
und Wunden, oft mit unvorstellbaren
Ausmaßen. Während in Großbritannien
Harold Gillies (,Vater der Plastischen
Chirurgie‘) zum Pionier der Gesichtsrekonstruktionen
wird, indem er neue
Methoden für den Transplantationsprozess
entwickelt, eröffnet die Berliner Charité
unter der Leitung von Joseph 1916
eine Abteilung für Gesichtsplastik, „um
die Lebensqualität der Männer zu verbessern.“
Schönheits-OPs …
… WIE AM FLIESSBAND. Eine schwere,
dennoch erkenntnisreiche Zeit. Obwohl
er Jude ist, bekommt Joseph 1919 den
Professorentitel und das Eiserne Kreuz
verliehen. Auch nach Auflösung der Abteilung
1922 behandelt der ,Vater der
ästhetischen Nasenkorrektur‘ Patienten
aus Europa, USA und Indien. 1931 erscheint
sein Buch ‚Nasenplastik und sonstige
Gesichtsplastiken nebst Mamma plastik‘.
1933 muss er seine Karriere beenden,
ein Jahr später verstirbt er. Es heißt, dass
am Ende der Weimarer Republik die
Schönheits-Chirurgie ein interessantes …
… GRENZGEBIET ZWISCHEN KOSMETIK
UND PSYCHOANALYSE sei, das – wenn
wissenschaftlich erschlossen – reiche
Früch te bringt. Zeit für die Ernte ist erst
nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Handchirurgie,
begründet 1944 von Sterling
Bunnell (USA), entwickelt sich zur eigenen
Säule. Sein umfangreiches Werk ‚Surgery
of the hand‘ wird zur ,Bibel der
Handchirurgie‘. 20 Jahre später führen
moderne Mikroskope nicht nur dieses
Fachgebiet nach vorne. Auch die Mikrochirurgie,
mithilfe derer Blutgefäße und
Nervenzellen zusammengefügt werden,
Nasen à la carte: In einem Album
mit Vorher-Nachher-Fotos konnten
sich die Patienten von Chirurg
Jacques Joseph (o. l.) ihre Traumnase
aus suchen. Auch die individuelle Persönlichkeit
seiner Kunden hatte der Arzt damals
bereits stets im Blick.
GESUNDHEıT 2 | 2019 25
FOTO/ILLUSTRATION: STOCK.ADOBE.COM
Revolution in der Brust: Anfang der
1960er-Jahre entwickelten die Chirurgen
Frank Gerow und Thomas Cronin aus Houston,
Texas, das erste mit Silikongel gefüllte
Implantat für die Brust.
bringt große Fortschritte. Ab den
1950er-Jahren experimentieren Ärzte mit
erneuten Möglichkeiten zur Brustvergrößerung,
zum Beispiel mit Paraffin, …
… BIENENWACHS ODER POLYETHYLEN.
Schwere Komplikationen inklusive. Die
ersten festen, dennoch unausgereiften
Brust-Implantate werden 1951 eingesetzt.
Was geht, was geht nicht? Ein Fachjournal
für Plastische Chirurgie gründet sich.
In den 1960er-Jahren transplantiert John
Cobbett (UK) eine Fußzehe als Daumenersatz.
1961 werden von Thomas Cronin
und Frank Gerow (USA) Silikonimplantate
entwickelt und eingesetzt – mit gesundheitsschädlichen
Langzeitfolgen. Die
Idee dazu lieferte ihnen ein Blutbeutel. Ich
spanne einen Bogen: Was drin ist, muss
raus, reden wir über …
… FETT. Nach ersten Absaugversuchen in
den 1960er-Jahren stellt sich 1980 endlich
der Erfolg ein. Großes Aufsehen erregt
2005 die erste Gesichtstransplantation
an einem lebenden Menschen, die
bisherige Grenzen sprengt. Immer schneller
schreitet die Entwicklung voran, die
OPs werden sicherer und – gefragter.
Käufliche Schönheit wird …
… ZUM MASSENPRODUKT. Für geprüfte
Qualität führt die Bundesärztekammer
1987 Zusatzausbildungen ein – Plastische
Operationen für MKG-Chirurgen und
HNO-Ärzte sowie Plastische Chirurgie
für Fachärzte – und weitet diese 1992 auf
drei Jahre aus und erkennt die Plastische
Chirurgie als eigenständige Facharztausbildung
an. Der Begriff Schönheitschirurg
bleibt jedoch ungeschützt …
… UND MANCHE OP HAT UNSCHÖNE
FOLGEN. Dennoch erliegen viele dem täglich
flüsternden Spiegel: „Aber hinter
Insta gram und Co. sind Menschen, die
viel schöner sind als Ihr.“ Meine Idee: Im
besten Jungbrunnen-Moment lassen wir
uns 3D-scannen und schicken unseren
Avatar auf die Bussi-Partys, während wir
zu Hause unser Gegenüber mit den Segelohren
„einfach nur süß“ finden. ƒ
26
GESUNDHEıT 2 | 2019
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Gefühl, zu sehen, wenn
man in einem großen
Team das Wissen der
Ästhetik einfließen
lassen und so einem
Unfall- oder Kriegsopfer
Lebensqualität
zurückgeben kann.“
Gunther Felmerer
28
GESUNDHEıT 2 | 2019
Reise in
die Zukunft
Ein Fortschritt jagt den nächsten. Hand in Hand setzen sich
Ärzte und Wissenschaftler im Bereich der Plastischen Chirurgie
für eine Verbesserung der Lebenssituation vieler Menschen ein –
dabei geht es um weit mehr als nur um die Ästhetik.
TEXT STEFAN LIEBIG
WUSSTEN SIE SCHON, DASS …
... ES MÖGLICH IST, EIN OHR IM ARM
WACHSEN ZU LASSEN?
FOTO: OTTOBOCK
Hand aufs Herz: Woran denken
Sie spontan, wenn Sie den Begriff
„Plastische Chirur gie“
hören? Brustvergrößerung,
Facelifting, Nasen-OP, Fettabsaugung –
waren die Umfrageergebnisse einer nicht
ganz repräsentativen Umfrage des Autors
dieses Beitrags. „Aber es geht in der Plastischen
Chirurgie längst nicht nur um
Schönheitseingriffe, sondern vielmehr
auch um die Wiederherstellung nach
Krankheiten oder Unfällen“, sagt Claudia
Choi-Jacobshagen, Chefärztin der Klinik
für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive
Chirurgie am Evangelischen
Krankenhaus Göttingen-Weende (EKW).
Sie verweist auf die vielen Rekonstruktionen
nach Verbrennungen, Unfällen oder
Krebsoperationen.
Mit modernsten Techniken setzen die
Mediziner alles daran, den Patienten zu
helfen und verletzte oder verlorene Funktionen
und Gewebe möglichst originalgetreu
wiederherzustellen. „Erst in den
letzten Jahren erkennen die Menschen
mehr und mehr, dass wir als spezialisierte
Ärzte nicht nur menschliche Eitelkeiten
befriedigen, sondern sehr oft Patienten in
schlimmen Notlagen helfen“, sagt auch
Gunther Felmerer von der Klinik für Unfallchirurgie,
Orthopädie und Plastische
Chirurgie bei der Universitätsmedizin
Göttingen (UMG).
FELMERER ÜBERTREIBT NICHT, wenn er
von Patienten in Not spricht. Denn sehr
häufig versorgt der Leiter des Schwerpunktbereichs
Plastische Chirurgie mit
seinem interdisziplinären Team Kriegsopfer,
die einen Arm oder ein Bein verloren
haben. Zu diesem Team gehören unter
anderem Orthobioniker Frank Braatz
und Assistenzärztin Jennifer Ernst. Sie
behandeln die oft nur unzureichend versorgten
Verstümmelungen der Patienten
und bereiten diese für die Anpassung an
eine hochmoderne Prothese vor.
Doch längst sind diese kein lebloses
Material mehr, das nur wenige Funktionen
erfüllt. Vielmehr arbeiten Experten
inzwischen an der Verbindung der durch
den Unfall abgetrennten Nervenbahnen
Plastische Chirurgen des
Armeekrankenhauses El Paso
haben einer Soldatin ein neues
Ohr verpflanzt, das sie zuvor
ein Jahr lang in deren Unterarm
herangezüchtet haben. Dafür
entnahmen sie Gewebe aus ihrem
Rippenknorpel, vermehrten es im
Labor und modellierten es. Dann
verpflanzten sie das Imitat in den
Arm – die Konturen waren unter
der Haut deutlich zu erkennen. Das
Ohr verfügt über frische Arterien,
Venen und einen frischen Nerv,
sodass es auch wieder Gespür hat.
Ob alle Prognosen in Erfüllung
gehen, lässt sich jedoch erst nach
einigen Jahren mit Bestimmtheit
sagen. Der richtige Mix ist auch mit
modernster Labortechnik schwierig,
denn Körpergewebe besteht immer
aus mehreren verschiedenen
Zelltypen, und die Versorgung mit
Blut- und Nervenbahnen ist extrem
kompliziert. Funktionsausfall oder
Wucherungen können auftreten.
GESUNDHEıT 2 | 2019 29
WUSSTEN SIE SCHON, DASS …
mit den Hightech-Prothesen. Sowohl bei
dem neuen Körperendglied als auch bei
dem künstlichen Ersatz kommt es auf
Teamwork von Chirurgen, Orthobionikern
und einer ganzen Reihe weiterer Experten
an. Neben der reinen Funktionalität
spielt in der heutigen Zeit auch die
Optik eine immer wichtigere Rolle. Im
Idealfall ist es kaum noch zu erkennen,
dass der Patient eine neue Hand oder ein
neues Bein trägt. „Das ist ein erfüllendes
Gefühl, zu sehen, wenn man in einem
großen Team das Wissen der Ästhetik
einfließen lassen und so einem Unfalloder
Kriegsopfer Lebensqualität zurückgeben
kann“, so Felmerer über die
motivierenden Momente als Plastischer
Chirurg, wenn ein Mensch sich dank professioneller
Versorgung wieder weitgehend
schmerzfrei und natürlich bewegt.
... es bereits Organe und Gewebe
aus dem 3D-Drucker gibt?
Was sich vor wenigen Jahren noch wie der Plot für einen Film anhörte,
rückt immer näher an die Realität: Wissenschaftler entwickeln Methoden,
Organe per 3D-Druck erzeugen zu können. Ist das ein Meilenstein für die
Transplantationsmedizin oder überschreiten Mediziner damit ethische Grenzen?
Diese Frage wird wohl zu heißen Diskussionen in Ethikräten führen. Aus
wissenschaftlicher Sicht ist diese innovative Technik aber zweifellos eine große
Chance, die Hoffnung für viele wartende Patienten bieten könnte. So konnten
amerikanische Forscher bereits 2014 Gesichtsrekonstruktionen realisieren,
2018 fand die erste Gesichtstransplantation statt, und kürzlich druckten die
Forscher erstmals eine funktionsfähige linke Herzkammer aus Kollagen und
Herzmuskelzellen. Nicht ganz so erfolgreich war ein israelischer Wissenschaftler,
dessen ,Mini-Herz‘ noch nicht funktionstüchtig war. Formstabilität und
Detailgenauigkeit sind die wesentlichen Aspekte des 3D-Drucks. Für die
realitätsnahe Reproduktion von Organen und Geweben werden auch
Biomaterialien wie Algenextrakte oder Kollagen getestet. Ihnen fehlt im
Unterschied zu Kunststoff, Metall oder Epoxidharz noch die Dauerhaftigkeit.
NATÜRLICH SIND SOLCHE ERFOLGE
nicht alleine von der UMG zu erzielen.
Denn wo die Chirurgie aufhört, setzt
nahtlos ein anders Fachgebiet an: Zur optimalen
Versorgung gehören auch die
hochmodernen und individuellen Prothesen
und Orthesen. Hier setzen die Mediziner
auf die Zusammenarbeit mit dem
Global Player Ottobock aus Duderstadt.
In dessen Entwicklungsabteilung werden
komplexe Komponenten von Hilfsmitteln
erforscht und konstruiert, und es
wird mit Hochdruck an Verbesserungen
gearbeitet. Moderne myoelektrische
Arm prothesen werden über verbliebene
Muskelaktivität im Stumpf gesteuert.
Über im Prothesenschaft integrierte Elektroden
werden diese Anspannungen der
Muskulatur an die Motoren der Komponenten
weitergeleitet, und dies führt dann
beispielsweise zum Schließen der Hand.
Entwickler können bereits eine vereinfachte
und intuitivere Steuerung von Prothesen
zur Verfügung stellen, zum Teil
können dadurch sogar Phantomschmerzen
eingedämmt werden – und sie kommen
dem Durchbruch im Bereich des
Fühlens immer näher. So können die
Patien ten hoffen, bald wieder Temperaturen
oder Druck empfinden zu können.
Daniela Wüstefeld, Ergotherapeutin bei
Ottobock, arbeitet seit fünf Jahren regelmäßig
mit dem Team um Felmerer zusammen.
Im 14-tägigen Turnus findet
eine gemeinsame interdisziplinäre Spezialsprechstunde
für Amputationsmedizin in
der UMG statt. Im Patient Care Center
Duderstadt/Berlin kümmert sie sich in
Zusammenarbeit mit ihren Kollegen der
Orthopädietechnik um die Anpassung der
Prothese. Vor und nach der Operation
werden die Patienten auf die Prothese
vorbereitet, und während der Anpassung
finden Trainingseinheiten statt, in denen
das Greifen, Halten und Loslassen von
Gegenständen mit der Prothese geübt
wird. „Wir leben dieses Teamwork und
arbeiten hier ohne Hierarchien und interdisziplinär
zum Wohl der Patienten“, sagt
Wüstefeld und betont, wie intensiv die
FOTO: OTTOBOCK
30
GESUNDHEıT 2 | 2019
FOTOS: UMG
Lebensqualität durch Fortschritt Bei einem Arbeitsunfall vor über 15 Jahren verlor der Patient seinen rechten Arm – heute lebt er dank
modernster Technik und intensiver Betreuung durch die UMG endlich wieder schmerzfrei und kann eine Prothese nutzen.
WUSSTEN SIE SCHON, DASS …
... Instagram Sie unters Messer
bringen kann?
Rückmeldungen der Betroffenen in die
weitere Therapie eingebunden werden.
„Diese gegenseitige Befruchtung der Fachgebiete
führt zu unglaublichen Fortschritten
in der Therapie, von der auch künftige
Patienten profitieren“, sagt Felmerer,
der zudem eine immer vielfältigere Wahrnehmung
seines Fachgebiets in den Medien
und sogar bei den Kollegen – zum
Beispiel in der Unfallchirurgie – feststellt.
EIN ASPEKT, DER AUCH CLAUDIA
CHOI-JACOBSHAGEN vom EKW sehr am
Herzen liegt: „Es geht bei uns nicht nur
um Schönheit, sondern oft um Lebensqualität.“
Natürlich gebe es auch „reine
Schönheitsbehandlungen“, aber die Eingriffe
mit medizinischer Indikation, die
häufig von der Krankenkasse übernommen
würden, bildeten die Mehrzahl. Das
breite Spektrum reicht von der Oberlidstraffung
und Brustvergrößerung über
Tumorentfernungen mit den entsprechenden
Rekonstruktionen bis hin zur Fettabsaugung
oder der Versorgung chronischer
Wunden. Aufgrund der sich rasant
entwickelnden Behandlungsmethoden und
Hilfsmittel sieht Choi-Jacobshagen die
Plastische Chirurgie als „innovatives
Fachgebiet mit individuellen Lösungen“.
Sie setzt am EKW auf vier Säulen der
Plastischen Chirurgie zum Wohle der Patienten:
Die Rekonstruktive, die Ästhetische,
die Hand- und die Verbrennungschirurgie.
Jede Säule stünde zwar für sich,
doch alle griffen auch sehr eng ineinander.
Sie erklärt dies am Beispiel einer schweren
Verbrennung an der Hand, die ästhetisch
und funktionell rekonstruiert werden
müsse. Die Plastische Chirurgie habe sich
in den letzten Jahrzehnten enorm weiterentwickelt.
Verschiedene Transplantationstechniken,
hierunter auch die Mikrochirurgie
seien eine wichtige Methode,
funktionsfähigen Haut- und Gewebeersatz
von einem Körperbereich zum anderen zu
verpflanzen. „Es ist auch beeindruckend,
wie erfolgreich wir inzwischen angezüch-
2,3 Prozent der befragten
Patientinnen, die sich einer
ästhetisch-plastischen Behandlung
unterzogen hatten, gaben an,
sie seien durch soziale Medien
zu einer Schönheitsoperation
motiviert worden. Jede Zehnte
(10,8 Prozent) konsultierte bei der
Suche nach Informationen zur
Plastischen Chirurgie Instagram,
Facebook oder andere soziale
Plattformen. Das zeigen aktuelle
Daten der Deutschen Gesellschaft
für Ästhetisch-Plastische Chirurgie
(DGÄPC). „Ein bisher nur subjektiv
gefühlter Trend, wie der Selfie-
Boom, lässt sich nun erstmalig durch
valide Zahlen unserer jährlichen
DGÄPC-Umfrage untermauern“,
sagt Präsident Harald Kaisers. Da es
sich bei den Betroffenen vor allem
um junge Patientinnen handelt,
sei eine eingehende Beratung vor
dem Eingriff besonders wichtig.
GESUNDHEıT 2 | 2019 31
FOTOS: EKW
Präsision gefragt EKW-Chefärztin Claudia Choi-Jacobshagen bei einer mikrochirurgischen Operation am OP-Mikroskop
tetes Gewebe als Haut ersatz oder Zellspray
zur Beseitigung von Pigmentstörungen
einsetzen“, so Choi- Jacobshagen. Diese
und andere futuristisch anmutende Methoden,
wie der Einsatz von Siebplatten in
Verbindung mit einem Vakuum, ermöglichen
in Weende das schmerzfreie Ansaugen
von Hautzellen. Diese wiederum sind
dann die Grundlage für Transplantationen
oder das oben genannte Zellspray. Auch
der große Nutzen von Fetttransplantationen
in der Wundheilung, Arthrosetherapie
und Geweberekonstruktion wird erfolgreich
angewendet.
MODERNE METHODEN, die nur sogenannte
minimalinvasive (= möglichst geringfügige)
Eingriffe erfordern, dienen einer
narben- und schmerzarmen Behandlung.
„Unser sehr junges Fachgebiet entwickelt
sich stetig weiter. Daher bin ich
selbst gespannt, wohin die Reise geht“,
sagt Choi-Jacobshagen und blickt voller
Neugier in die Zukunft ihrer Disziplin. ƒ
WUSSTEN SIE SCHON, DASS …
... ROBOTER MITTLERWEILE AUCH OPERIEREN?
Werden Lymphknoten entfernt, zum Beispiel wegen einer Brustkrebserkrankung,
wird Gewebswasser nicht mehr richtig entsorgt: Ein Lymphödem kann
entstehen, und der betroffene Körperteil schwillt an. Dank modernster
Forschungsergebnisse können den Betroffenen Lymphknoten aus dem
Bauchraum entnommen werden, um sie an die sogenannte Empfängerstelle
zu transplantieren. Das Fettgewebe wird mittransplantiert, weil es neue
Lymphgefäße ausbilden kann. Die Operationstechnik wurde in den 1980er-
Jahren von einer belgischen Ärztin entwickelt, kommt aber bisher nur in
wenigen Kliniken – unter anderem an der UMG – zum Einsatz. Möglich ist
der Eingriff mithilfe mikrochirurgischer Techniken per OP-Roboter unter
dem Mikroskop: Die Operation erfordert feinste Werkzeuge und eine ruhige
Hand. Allgemeinchirurgen können die Vorarbeit leisten, doch die feinen
Blutgefäße können nur sehr erfahrene plastische Chirurgen annähen.
Nach der Transplantation stehen die Chancen der Betroffenen gut, ein
Leben ohne oder mit relativ wenig Lymphdrainagen führen zu können.
32
GESUNDHEıT 2 | 2019
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Die Zahlen sprechen für sich: In einem weltweiten Ranking der meisten Schönheits-OPs
pro Jahr hält sich Deutschland mit inzwischen über 77.500 durchgeführten Behandlungen seit
Jahren unter den Top Ten – Tendenz steigend. Warum dies so ist und wo die wirklichen
Vor- und Nachteile liegen, erklärt Facharzt und Schönheits-Experte Hafiez Said im Interview.
INTERVIEW CAROLIN SCHÄUFELE
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
Brust, Bauch, Gesicht oder Beine, nichts
wird ausgelassen. Hafiez Said, Facharzt
für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive
Chirurgie, ist leitender Arzt im
Agaplesion Krankenhaus Neu Bethlehem
und unter anderem für die klassischen
Schönheitsoperationen zuständig.
Schon mit Abschluss seines Medizinstudiums
hatte er den klaren Wunsch, in
die Ästhetische Chirurgie zu gehen. Seit
2014 ist der gebürtige Syrer nun am
Krankenhaus in Göttingen tätig. Im
Interview verrät er, was für ihn wahre
Schönheit ausmacht und was er vor diesem
Hintergrund seinen Patienten rät.
Wie wichtig ist Ihnen Schönheit?
Ich liebe Perfektion! Denn in der Perfektion
liegt für mich Schönheit. Auch im
privaten Bereich. Ich schätze es, wenn alles
wohl organisiert und sortiert ist. Das
macht meiner Meinung nach auch einen
guten Schönheitschirurgen aus. Es reicht
nicht, nur Ahnung von Plastischer und
Ästhetischer Chirurgie zu haben, man
muss ein Talent dafür besitzen, die Dinge
zu vervollständigen und künstlerisch zu
betrachten.
Was verbirgt sich denn eigentlich hinter
dem Begriff Schönheitsoperation?
Der Begriff Schönheitschirurgie ist weit
verbreitet, er ist im Grunde ein Sammelbegriff
für plastische und ästhetische Eingriffe.
Die Plastische Chirurgie befasst
sich mit dem äußeren Erscheinungsbild
des Menschen und stellt sowohl fehlende
normale Formen als auch verloren gegan
34
GESUNDHEıT 2 | 2019
GESUNDHEıT 2 | 2019 35
Gewissenhaft Schönheitschirurg Hafiez Said legt stets selbst Hand an und großen Wert auf die Zufriedenheit jedes einzelnen Patienten.
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gene Funktionen wieder her. Wir sprechen
von einem rein plastischen Eingriff,
wenn es eine medizinische Indikation gibt,
wie zum Beispiel die Wiederherstellung
der weiblichen Brust nach einer Brustkrebsoperation
oder bei einer Fehlbildung die
Korrektur der abstehenden Ohren oder
auch die Korrektur einer Brust asymmetrie.
Wohingegen die Ästhetische Chirurgie
keine medizinische Notwendigkeit hat.
Dieser rein ästhetische Eingriff wird nur
aufgrund des Wunsches des Patienten
vorgenommen. Ästhetische Eingriffe sind
beispielsweise Fettabsaugungen, Brustund
Lidstraffungen oder Facelifting.
Was sind die Pros und Kontras solcher
Eingriffe?
Ganz einfach gesagt: Attraktive und gu t
aussehende Menschen haben es im Leben
leichter, die Attraktivität beziehungsweise
das gute Aussehen verleiht ihnen Selbstbewusstsein
und spielt für den beruflichen
wie privaten Erfolg eine wichtige
Rolle. Und das ist für mich das Ziel eines
ästhe tischen Eingriffs: Akzeptanz, Selbstbewusstsein
und eine Verbesserung der
Lebensqualität.
Viele Menschen leiden unter ihrem
Aussehen, sie trauen sich nicht, ins
Schwimmbad oder in die Sauna zu gehen,
und stehen unter psychischem
Druck von außen. Manche haben sogar
Hemmungen, sich zu Hause bei ihrem
Partner frei zu geben – und das wirkt
sich extrem negativ auf ihre Lebensqualität
aus. Durch eine Schönheitsoperation
verbessert sich ihr körperliches
Bewusstsein, ihr Selbstwertgefühl steigt,
und dies unterstützt nicht nur die körperliche
Gesundheit, sondern auch das seelische
Wohl befinden.
36
GESUNDHEıT 2 | 2019
» Ich bin ein konservativer Chirurg, der Wert darauf legt,
dass das Erscheinungsbild des Patienten stimmig ist. «
Das klingt gut. Aber gibt es auch
Nachteile?
Natürlich, da wären einmal die Kosten zu
nennen und mögliche Komplikationen,
die natürlich bei jeder Operation auftreten
können. Deshalb ist es ungemein
wichtig, dass jeder Schönheitschirurg seine
Patienten ausführlich berät und mit
ihnen über deren Erwartungen spricht.
Sie haben das Thema Kosten angesprochen:
Was muss man denn für
eine Operation veranschlagen?
Die Kosten einer rein ästhetischen Schönheitsoperation
hängen von Art und Umfang
der geplanten Maßnahmen ab. Wir
rechnen nach Pauschalen ab. Sobald klar
ist, was für ein Eingriff vorgenommen
werden soll, kann ich anhand einer Tabelle
nachschlagen, welche Kosten anfallen.
Bei Fettabsaugungen bewegen sie sich
beispielsweise zwischen 1.500 und 4.000
Euro, eine BrustOP liegt zwischen 4.500
und 6.500 Euro und eine Nasenkorrektur
zwischen 2.000 und 5.000 Euro.
Das Thema SchönheitsOP war lange
eher ein Tabuthema, niemand hat
gern öffentlich darüber gesprochen.
Was hat sich geändert?
Mittlerweile gehen die Menschen viel offener
mit diesem Thema um als noch vor
20 Jahren. Heute kommen die Patienten
mit der ganzen Familie zu mir in die Praxis
oder bringen ihre Freunde und Freundinnen
mit, um sich über die Möglichkeiten
zu informieren. Eine Schönheitsoperation
wird nicht mehr versteckt, wie es noch
vor einigen Jahren der Fall war.
Mit welchen Vorstellungen kommen
Ihre Patientinnen und Patienten zu
ihnen?
Das ist ganz unterschiedlich. Die meisten
Patienten kommen mit realistischen Einschätzungen
ihrer Wünsche zu uns, die
wir gut umsetzen können. Aber nicht selten
kommen Patienten auch mit überzogenen
Vorstellungen. Sie wünschen sich
beispielsweise übertrieben aufgespritzte
Lippen oder auffällig vergrößerte Brüste.
Das lehne ich ab. Ich bin ein konservativer
Chirurg, der Wert darauf legt, dass
das gesamte Erscheinungsbild des Patienten
stimmig ist. In meinem Implantaten
Lager finden Sie zum Beispiel auch keine
Brustsilikonimplantate, die schwerer als
500 Gramm sind. Oder auch keine sogenann
ten ExtraHighProfileSilikonprothe
sen.
Die Patienten, die zu mir kommen, erhalten
eine ausführliche Beratung über
die Möglichkeiten, die ich ihnen anbiete.
Wenn ihre Vorstellung sich mit meiner
deckt, dann operiere ich. Falls wir keinen
gemeinsamen Nenner finden und ich
die Vorstellung der Patienten fachlich
nicht vertreten kann, dann teile ich ihnen
mit, dass ich nicht der richtige Arzt
für sie bin.
Wenn Sie Patienten, wie eben beschrie
ben, auch wieder wegschicken, ist
das Verhältnis von Arzt und Patient
anscheinend für Sie sehr wichtig.
Ja, das ist mir wirklich sehr wichtig. Für
mich muss das Verhältnis zwischen Arzt
und Patient stimmen. Tut es das nicht, ist
das auch keine gute Voraussetzung für ein
optimales Ergebnis nach der Operation.
Ich gehe so weit, dass ich meine Patienten
mögen und ich ihnen – so, wie sie mir –
vertrauen können muss.
Und was, wenn ein Eingriff nicht nach
Vorstellung eines Patienten verläuft?
Ich lege großen Wert darauf, dass meine
Patienten zufrieden sind. Unzufriedenheit
ist bei uns Ausnahme. Ist aber ein
Patient allgemein nach einer Schönheitsoperation
nicht zufrieden, dann
muss sich der Arzt Zeit nehmen und genau
zuhören, was den Patienten stört.
Wenn der Arzt der Meinung ist, dass der
Betroffene mit seiner Kritik fachlich
richtig liegt, muss er das akzeptieren
und eventuell eine Korrektur durchführen.
Ist der Arzt aber der Meinung, dass
die Kritik überzogen ist, muss er auch
hier Zeit investieren und versuchen, mit
dem Patienten zu reden und ihn mit
Geduld und Diplomatie davon zu überzeugen,
dass eine Korrektur nicht sinnvoll
ist.
Wenn man sich für eine Schönheitsoperation
entschieden hat, wie finde
ich einen guten Arzt?
Informieren Sie sich, bei Freunden, Bekannten
und im Internet. Suchen Sie nach
guten Spezialisten in hoch spezialisierten
Kliniken. Als Erstes sollte der Arzt eine
professionelle fachliche Beratung anbieten,
bei der er realistisch die bestehenden
Möglichkeiten benennt und Vorher/
NachherErgebnisse zeigt.
Vielen Dank für das Gespräch!
GESUNDHEıT 2 | 2019 37
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Weniger Pfunde,
mehr Lebensqualität
Fettleibige Menschen begegnen in unserer Gesellschaft häufig Vorurteilen.
Die Ernährungs- und Stoffwechselkrankheit Adipositas ist aber potenziell tödlich.
Einzige Heilungschance ist eine Operation.
Im Evangelischen Krankenhaus Göttingen-Weende verhilft die Adipositaschirurgie übergewich tigen
Patienten durch einen minimalinvasiven Eingriff zu mehr Gesundheit. Und die Abteilung für
Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie entfernt erschlaffte Haut.
Dr. Bernhard Schupfner,
Leiter der Adipositas-Chirurgie am
Ev. Krankenhaus Göttingen-Weende
Andreas K. nahm nach der OP innerhalb
von zwei Jahren 69 Kilo ab.
Zwei Stunden dauerte die Operation,
die aus ihm einen anderen Menschen
gemacht hat. Dr. Bernhard Schupfner, Leiter
der AdipositasChirurgie im EKW, legte
dem hochgradig fettleibigen 47Jährigen
bei dem minimalinvasiven Eingriff einen
sogenannten Magenbypass an.
„Gleich in den ersten zwei Wochen nach
dem Eingriff verlor ich 20 Kilogramm“, sagt
Andreas K. Danach verlief die Gewichtsabnahme
etwas langsamer. Heute – nach
zwei Jahren – wiegt er 81 Kilogramm, 69
weniger als vor der Behandlung.
Weniger körperliche Beschwerden
Für den 1,80 Meter großen Südniedersachsen
war die OP ein großer Erfolg. Die
körperlichen Beschwerden, die ihn vorher
geplagt hatten, sind weitgehend verschwunden.
„Früher machte ich selbst im
schönsten Anzug keine gute Figur mehr“,
erzählt er. Um Sticheleien und abschätzigen
Blicken zu entgehen, hielt er sich meist
im Hintergrund. „Mein Leben wurde mit
zunehmendem Körpergewicht immer beschwerlicher“,
erinnert sich der Mann. Er
hatte nachts Atemaussetzer, musste eine
Atemmaske tragen. Auch bei körperlicher
Anstrengung geriet der gelernte Tischler
schnell außer Atem. „Kein Wunder“, meint
Andreas K., „ich trug ja einen 69 Kilogramm
schweren Rucksack mit mir herum.“
Das Körpergewicht beanspruchte auch
die Gelenke stark. Der Blutdruck stieg, das
Risiko eines Herzinfarkts und Schlag anfalls
nahm zu. Diabetes drohte. „Wenn Sie jetzt
nichts ändern, sind Sie bald tot, sagte mein
Hausarzt“, so K. Durch die extreme Gewichtszunahme
gab er seine Hobbys auf
und blieb fast nur noch zu Hause. Depressive
Verstimmungen wurden zum Begleiter.
„Das Einzige, was mir noch blieb, war das
Essen“, erzählt er. Ein Teufelskreis.
Ein halbes Jahr bereitete sich der 47Jährige
auf den Eingriff vor. Zweimal in der Woche
trieb er jeweils für eine Stunde Reha sport,
machte Sitzballgymnastik, Dehn und Balanceübungen.
Monatlich ging er zur Ernährungsberatung.
Während der Vorbereitungszeit
verlor er die ersten acht Kilo.
„Kurz nachdem ich aus der Vollnarkose
erwacht war, machte ich schon die ersten
Schritte ums Bett herum“, erinnert sich
Andreas K. Schmerzen hatte er kaum.
Nachbetreuung ist sehr wichtig
Bereits nach fünf Tagen wurde er aus dem
Weender Krankenhaus entlassen. „Ganz
wichtig ist die Nachbetreuung“, betont
Dr. Schupfner. In den ersten beiden Jah
PROFIL
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FOTO: EKW
Dr. Bernhard Schupfner erklärt einem Patienten die Schritte einer Adipositas-Operation.
ren sieht er seine Patienten alle drei bis
sechs Monate zur Nachsorge. Auch sein
Essverhalten hat sich geändert. „Nach der
Operation ist man schon nach wenigen
Bissen satt“, erklärt er. Damit es nicht zu
Mangelerscheinungen kommt, nimmt er
zusätzlich zu eiweißreicher Kost wie Fisch,
Fleisch oder fettarmem Käse, Kautabletten
mit Vitaminen sowie Mikronährstoffe und
Eiweißpulver zu sich. Dazu gibt es viel Gemüse.
Auf Kohlenhydrate verzichtet er weitgehend.
Um in Form zu bleiben, geht er weiterhin
zum Rehasport. Er ist froh, dass die starke
Gewichtsabnahme bei ihm nicht zu unangenehmen
Folgen geführt hat. „Es kann nach
der Operation passieren, dass die erschlaffte
Haut bzw. das Weichteil gewebe am
Körper wie eine Schürze herunterhängt“,
erklärt Dr. Lea Zachau, Fachärztin für Plastische
und Ästhetische Chirurgie im Evangelischen
Krankenhaus Göttingen Weende.
„Die erschlaffte Haut lässt sich operativ sehr
gut von uns entfernen.“ Die Krankenkassen
übernehmen häufig auf Antrag die Kosten.
„Bei mir war ein solcher Eingriff zum Glück
nicht erforderlich“, sagt Andreas K., der für
sein neues aktives Leben dankbar ist.
Voraussetzungen für eine Magenbypass-OP
Die Operation kann nur bei Patienten
durchgeführt werden, bei denen die
Adipositas nicht durch eine noch unbehandelte
psychische Erkrankung – etwa
eine Depres sion oder eine Essstörung –
bedingt ist. Ein Psychiater klärt das ab.
Krankenkassen übernehmen den Eingriff
ab einem BodyMassIndex (BMI) von 30
(kg/m 2 ), wenn es eine Begleiterkrankung,
etwa einen insulinpflichtigen Diabetes,
gibt. Im EKW sind die meisten der bisher
in dieser hier noch jungen Disziplin operierten
Patienten jünger als 60 Jahre, etwa
die Hälfte sogar jünger als 30 Jahre gewesen.
Der durchschnittliche BMI lag um die
50 (kg/m 2 ).
KONTAKT
Ev. Krankenhaus Göttingen-Weende
Allgemein, Viszeral, Thorax und
Minimalinvasive Chirurgie,
Sektion für Adipositas und Metabolische
Chirurgie
Dr. Bernhard Schupfner
An der Lutter 24
37075 Göttingen
Tel. 0551 5034 1101
ach-amb@ekweende.de
www.ekweende.de
Macht Frauen Mut
Die Amputation der Brust nach einer Brustkrebserkrankung ist physisch und psychisch
belastend. Viele Frauen fühlen sich in ihrer weiblichen Identität verletzt. Ein Wiederaufbau der
Brust kann helfen. Doch die meisten wissen gar nicht, was alles möglich ist – eine Tatsache,
die Claudia Choi-Jacobshagen, Chefärztin der Abteilung für Plastische, Ästhetische und
Rekonstruktive Chirurgie am Evangelischen Krankenhaus Weende, ändern möchte.
TEXT CAROLIN SCHÄUFELE
FOTOS ALCIRO THEODORO DA SILVA
40
GESUNDHEıT 2 | 2019
GESUNDHEıT 2 | 2019 41
» Es ist mir persönlich ein sehr wichtiges Anliegen:
Die Frauen sollten mehr Mut haben, sich zu informieren,
und mehr nachfragen, was möglich ist. «
Dr. med. Claudia Y. Choi-Jacobshagen
Chefärztin
Klinik für Plastische, Ästhetische
und Rekonstruktive Chirurgie /
Operatives Brustzentrum
Evangelisches Krankenhaus
Göttingen-Weende
An der Lutter 24
37075 Göttingen
Tel. 0551 50341302
www.ekweende.de
Viele Frauen wissen gar nicht,
dass die Rekonstruktion der
Brust nach einer Krebsoperation
mit zum Behandlungsplan
gehört“, erklärt Claudia
ChoiJacobs hagen und sieht darin einen
persönlichen Auftrag, der über ihre Arbeit
hinausgeht. Die Chefärztin leitet seit sechs
Jahren die Abteilung für Plastische, Ästhetische
und Rekonstruktive Chirurgie am
Evangelischen Krankenhaus Weende (EKW),
die einen Arbeitsschwerpunkt in der Rekonstruktion
nach einer Tumoroperation
bei Brustkrebs hat. Viele Frauen würden
sich nach einer Amputation einer oder
beider Brüste eine Wiederherstellung
zwar wünschen, „die meisten wissen jedoch
gar nicht, was alles möglich ist“, so
die Expertin. „Es gibt einfach noch zu
wenig Aufklärungsarbeit.“ Dabei werden
die Kosten dafür sogar von den Krankenkassen
übernommen.
KONTAKT
SILIKON UND EIGENGEWEBE: Das sind
die beiden Materialien, mit denen eine
neue Brust aufgebaut wird. „Silikonkissen
dürften den meisten bekannt sein.
Das Fremdmaterial verursacht im späteren
Verlauf allerdings häufig Probleme“,
erläutert ChoiJacobs hagen. „Wesentlich
schöner für eine Brustrekonstruktion ist
natürlich Eigengewebe.“ Die Ergebnisse
nach der OP sind meist ästhetisch besser
und die wiederhergestellte Brust fühlt sich
genauso weich und natürlich an wie eine
echte. Die Chefärztin betont vor allem die
Vorteile dieser Variante bei einer einseiti
gen Amputation, denn mit der Verwendung
von Eigengewebe sei es wesentlich
einfacher, ein symmetrisches Ergebnis zu
erzielen.
FÜR DEN WIEDERAUFBAU mit Eigengewebe
gibt es prinzipiell zwei Methoden:
Für die erste werden Fettzellen abgesaugt,
aufbereitet und in den Brustbereich
gespritzt. Bei Tumorpatientinnen sei man
mit dieser in anderen Bereichen gut etablierten
Methode allerdings noch zurückhaltend,
so ChoiJacobs hagen, da es noch
nicht ausreichend Langzeitstudien bei
diesem Patientenkollektiv gebe.
Die zweite Methode sieht vor, Fettgewebe
– also keine Fettzellen, sondern
das komplette Gewebe – an Bauch oder
Ober schenkel zu entnehmen und zu verpflanzen.
Dazu werden die das Gewebe
ver sorgenden Venen und Arterien mit freigelegt,
die dann durch mikrochirurgische
Gefäßnähte mit den entsprechenden Blutgefäßen
im Brustbereich verbunden werden.
Die Brust wird dann geformt, und da
das Gewebe durchblutet ist, ergibt sich ein
sehr natürliches Ergebnis. „Das Ganze hat
zudem auch den positiven Effekt, dass man
überschüssiges Fettgewebe an unlieb samen
Stellen loswird“, sagt ChoiJacobs hagen.
Das Verfahren der Eigengewebsverpflanzung
sei internationaler Goldstandard
in der Eigengewebsrekonstruktion.
Was bleibt, sei eine versteckte Narbe in
der Bikinizone oder am Bein.
„Wir arbeiten mit minimalinvasiven
und mikrochirurgischen Techniken, die
42
GESUNDHEıT 2 | 2019
Im Einsatz Chefärztin Claudia Choi-Jacobs hagen liegt es persönlich am Herzen, ihren Patientinnen ein gutes Körpergefühl zu geben.
gerade im Bereich der Transplantation ihren
Einsatz finden“, erläutert die Ärztin.
Die Transplantation von Eigengewebe sei
ein hochkomplexer Eingriff, im EKW jedoch
eine StandardOP, die einmal pro
Woche durchgeführt werde. Das mache
auch die Expertise ihrer Arbeit aus. „Natürlich
gibt es wie bei jedem operativen
Eingriff Risiken. Es könnte beispielsweise
zu einer Thrombose kommen. Deshalb
gibt es bei uns eine engmaschige Kontrolle.“
Einmal pro Stunde werde in der kritischen
Phase nach den Patientinnen geschaut
und das Operationsergebnis überprüft,
sodass man bei eventuellen Komplikationen
sofort reagieren könnte.
NICHT ALLE FRAUEN entscheiden sich
nach einer Brustkrebsoperation für einen
Wiederaufbau der abgenommenen Brust,
erklärt ChoiJacobshagen, da gebe es verschiedenste
Gründe, einen solchen Eingriff
nicht vornehmen zu lassen. „Wichtig
ist mir, dass die Menschen gut informiert
sind. Ich kläre alle meine Patientinnen
über die verschiedenen Möglichkeiten auf
und bespreche dann ganz individuell mit
ihnen, was meiner Meinung nach am
sinnvollsten erscheint. Dann entscheiden
die Frauen, was sie machen möchten.“
MIT ALLEN INFORMATIONEN ÜBER die
Möglichkeiten der Rekonstruktion einer
Brust würden sich doch viele Frauen für
einen Wiederaufbau entscheiden: „Sie
fühlen sich nicht vollständig, denn die
Brust ist für Frauen ein wichtiges Körperteil.“
Durch das Fehlen einer oder
beider Brüste würde die Integrität, das
Wohlbefinden im eigenen Körper, häufig
gestört. Viele der Frauen könnten auch
durch den Wiederaufbau ihrer Brust mit
dem Thema der Erkrankung besser abschließen.
„Sie werden nicht jeden Morgen
vor dem Spiegel durch das gestörte
Körperbild an die Brustkrebserkrankung
erinnert.“ Die meisten Frauen wählen
die Eigengewebsrekonstruktion, manche
würden sich für eine Interimslösung mit
Prothesen entscheiden, die dann nach
einiger Zeit durch Eigengewebe ausgetauscht
werden würden.
ChoiJacobshagen geht bei der Rekonstruktion
der Brust ganz konkret auf die
Wünsche der Frauen ein. Es gebe Frauen,
die sich eher eine größere oder eine kleinere
Brust wünschen. Bei einer einseitigen
Erkrankung werde dann auch die Anpassung
der zweiten Brust an die ,neue‘ Brust
durchgeführt. „Es ist mir persönlich ein
sehr wichtiges Anliegen: Die Frauen sollten
mehr Mut haben, sich zu informieren,
und mehr nachfragen, was möglich ist.“ ƒ
GESUNDHEıT 2 | 201943
Wer hätte das gedacht...?
Mit über 77.500 durchgeführten
Behandlungen und Operationen – Tendenz steigend –
hält sich Deutschland seit Jahren unter den
Top Ten des weltweiten Rankings der
meisten Schönheits-OPs.
Wenn, dann richtig !
Männer bevorzugen operative
Eingriffe – 2019 ganz oben auf der
Liste: Fettabsaugung.
Frauen entscheiden sich
sechsmal so häufig für
einen ästhetischen
Eingriff als Männer.
Neben der Fettabsaugung am
Knöchel, den Wadenimplantaten
und Zehenverkürzungen sind vor
allem die Nabelkorrektur und die
Grübchenerstellung weitere weniger
bekannte Schönheitsoperationen.
Immer mehr Frauen kommen mit
bildbearbeiteten Selfies in die Praxis – als
Vorbild für ihre geplante Schönheits-OP.
FOTO: STOCK.ADOBE.COM
44
GESUNDHEıT 2 | 2019
Durchschnittsalter von Patienten in der
Ästhetisch-Plastischen Chirurgie: 43,1 Jahre
Nicht etwa in den USA legen sich
die meisten im Pro-Kopf-Vergleich
für die Schönheit unters Messer, die
Schweiz ist mit 215,6 Operationen
Jeder Arzt kann sich heute
Schönheitschirurg nennen.
Der Begriff ist nicht geschützt,
ebenso wenig wie Journalist,
Reiseleiter oder Volkswirt.
pro 100.000 Personen führend.
Nummer Eins
der am häufigsten nach gefragten
Behandlungen 2019 bei Frauen:
die nicht invasive
Faltenbehandlung.
Und dies mit weitem Vorsprung vor den
operativen Eingriffen auf Platz 2 und 3:
der Brustvergrößerung und der
Fettabsaugung.
Doppelt so viele
Männer wie Frauen erzählen
niemanden von ihrem Eingriff,
während Frauen häufig mit
Freunden und Familie über die
Schönheitsoperation sprechen.
Laut aktueller Daten der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-
Plastische Chirurgie gaben 2,3 Prozent aller befragten Patientinnen,
die sich einer ästhetisch-plastischen Behandlung unterzogen hatten, an,
sie seien durch soziale Medien zu einer Schönheitsoperation motiviert
worden. Jede Zehnte konsultierte bei der Suche nach Informationen zur
Plastischen Chirurgie Instagram, Facebook oder andere
soziale Plattformen.
15,9 Prozent aller Patienten sehen sich durch
ihre persönliche Umgebung zu einer ästhetischplastischen
Behandlung motiviert.
QUELLE: DGÄPC-STATISTIK 2018–2019
GESUNDHEıT 2 | 2019 45
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Klinikum Werra-Meißner GmbH
Eine hohe Qualität ist der Grundstein unseres täglichen Handelns
Krankenhäuser in ländlichen Bereichen
sehen sich heutzutage großen
Herausforderungen gegenüber. Ein
besonderer Aspekt ist die Anwerbung von
Fachkräften, vor allem von Ärzten. Außerdem
müssen diese Kliniken sehr breit aufgestellt
sein, um auf alle möglichen und
potenziellen Erkrankungen der Bevölkerung
reagieren zu können. Das Klinikum Werra-
Meißner GmbH mit den Standorten Eschwege
und Witzenhausen ist das, wie die
Geschäftsführerin Dr. Claudia Fremder im
Interview erklärt.
Frau Dr. Fremder, mit welchem Ziel tritt
die Gesundheitsholding an?
Wir bieten ein umfangreiches und differenziertes
medizinisches Leistungsspektrum
entsprechend den Bedürfnissen der Bevölkerung
im Werra-Meißner-Kreis. Dabei
orientieren wir uns stets an den Leitlinien
und gesetzlichen Richtlinien für Medizin
und Pflege. Unser Anliegen ist es, auch in
Kooperation mit niedergelassenen Ärzten,
eine sektorenübergreifende Versorgung für
alle Patienten anzubieten.
Was zeichnet das Krankenhaus aus?
Das Klinikum Werra-Meißner stellt mit
seinen Krankenhäusern in Witzenhausen
und Eschwege die medizinische Grundund
Regelversorgung in der Region Werra-
Meißner und darüber hinaus sicher. Als
kommunales Krankenhaus mit mehr als
500 Betten beschäftigen wir an beiden
Klinikstandorten über 1.000 Mitarbeitende
und versorgen rund 19.000 stationäre
und 36.000 ambulante Patienten pro Jahr.
Das Klinikum Werra-Meißner ist Akademisches
Lehrkrankenhaus der Georg- August-
Universität Göttingen. Wir sind ein mittelgroßes
Krankenhaus mit einem breiten
Leistungsspektrum und können dabei
eine familiäre und persönliche Versorgung
anbieten.
Ein wichtiges Thema für Patienten ist die
Notfallversorgung: Welches Spektrum
deckt Ihr Krankenhaus ab?
Bezogen auf die gestufte Notfallversorgung
decken wir in Witzenhausen die Basisnotfallversorgung
ab, in Eschwege können wir
ab 2020 die erweiterte Notfallversorgung
anbieten, da wir hierfür alle Voraussetzungen
erfüllen.
Konkret bedeutet das, dass wir in Witzenhausen
internistische und chirurgische
Notfälle behandeln und auch eine Intensivstation
vorhalten. In Eschwege behandeln
wir ebenfalls internistische und chirurgische
Notfälle, aber zusätzlich auch neurologische
und gynäkologische Notfälle. In
Eschwege haben wir 24/7 – also rund um
die Uhr – ein Herz katheterlabor für akute
Herzinfarkte und ab 2020 auch eine Intensivstation
mit zehn Beatmungsbetten.
Gibt es neben dem regulären Krankenhausbetrieb
auch weitere gesundheitliche
Angebote für Patienten?
Wir arbeiten mit Partnern im Gesundheitswesen
zusammen, um unseren Patienten
an unseren Standorten eine Vielzahl medizinischer
Leistungen anbieten zu können.
Einige unserer Kooperationspartner sind in
den Behandlungsprozess direkt eingebunden,
wie zum Beispiel die PHV Dialysepartner
oder die freiberuflichen, selbstständig
tätigen Hebammen.
PROFIL
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FOTO: KLINIKUM WERRA-MEISSNER
Das Klinikum Werra-Meißner an der Elsa-Brandström-Straße in Eschwege
In Witzenhausen betreiben wir eine
stationäre Palliativmedizin in Kooperation
mit niedergelassenen Ärzten. Und
wir bieten über unsere PRN ergo- und
physiotherapeu tische Leistungen für jedermann
an. Außer dem gehört ein medizinisches
Versorgungszentrum dazu.
Sie kooperieren mit der Universitätsmedizin
Göttingen. Warum und wie sieht
diese Kooperation aus?
Als Lehrkrankenhaus in Kooperation mit
der Universitätsmedizin Göttingen bieten
wir das Praktische Jahr für Medizinstudenten
an. Wir beteiligen uns mit Engagement
an der Ausbildung des ärztlichen Nachwuchses
und fördern den Wissens- und
Erfahrungstransfer zwischen Forschung,
Lehre und Patientenorientierung.
Wir sind auch in der medizinischen Leistungserbringung
mit der Universitätsmedizin
Göttingen verknüpft.
Im Herbst 2018 haben Sie ein neues
Zentrum für Herz- und Gefäßmedizin
eröffnet. Wie sind die Erfahrungen?
Patienten, die Gefäßerkrankungen haben,
haben diese meist in mehreren Regionen
ihres Körpers, sodass sie von verschiedenen
medizinischen Fachabteilungen behandelt
werden müssen. Um hier die Wege
für die Behandlung zu verkürzen und die
Abläufe zu vereinfachen (auch für niedergelassene
Ärzte), arbeiten bei uns die erforderlichen
Abteilungen eng zusammen.
Fachkräftemangel ist vor allem im
Gesundheitswesen ein Thema. Wie ist die
personelle Situation?
Wir schätzen uns glücklich, dass wir in
der Pflege ausreichend Bewerbungen vorliegen
haben und wir alle Vakanzen besetzen
können. Dennoch freuen wir uns über
zusätz liche Bewerbungen in der Pflege. Wir
würden uns auch freuen, wenn wir weitere
Ärzte anstellen könnten, die sich von der
Arbeitsatmosphäre in unserem Klinikum
und von der Lebensqualität im Werra-Meißner
Kreis überzeugen lassen.
Vielen Dank für das Gespräch!
INTERVIEW: CAROLIN SCHÄUFELE
KONTAKT
Klinikum Werra-Meißner GmbH
Elsa-Brändström-Str. 1
37269 Eschwege
Tel. 05651 82-0
www.klinikum-werra-meissner.de
UMG SPEZIAL
Universitätsmedizin Göttingen
48
SPEZIAL
Eine bewegte Zeit. Bis zum Jahr 2037 soll die Universitätsmedizin
Göttingen eine vollständige Verwandlung erleben: Sämtliche alten
Gebäude verschwinden und werden durch Neubauten ersetzt.
Und die Führungsspitze, die diese enormen Vorhaben vorantreiben
soll, ist seit jüngster Zeit auch noch neu besetzt. Grund genug,
einmal den Status Quo ins rechte Licht zu setzen.
FOTO ALCIRO THEODORO DA SILVA
SPEZIAL 49
UMG Universitätsmedizin Göttingen
„National sehe ich uns
unter den Top 10“
Im August 2019 hat Wolfgang Brück die Nachfolge von Heyo K. Kroemer als Sprecher des
Vorstandes der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) angetreten. Im Interview spricht er über
die großen Fußstapfen seines Vorgängers, seine persönlichen Ziele für die zukünftige
Personalpolitik und die wissenschaftliche Profilierung der UMG.
INTERVIEW SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
Herr Brück, mal Hand aufs Herz: Wie groß
sind die Fußstapfen, die Heyo K. Kroemer als
Ihr Vorgänger hinterlassen hat?
Er hat die UMG extrem geprägt. Bevor
Herr Kroemer nach Göttingen kam, waren
wir ein wenig von der Landkarte der
deutschen Universitätsmedizin verschwunden,
und es ist sein Verdienst, die UMG
wieder sichtbar gemacht zu haben, und
zwar prominent – durch seine Art der
Kommunikation, etwa als Präsident des
deutschen Medizinischen Fakultätentages,
aber auch durch die Besetzung bestimmter
wissenschaftlicher Felder. Das gerade entstehende
Heart-and-Brain-Gebäude geht
auf seine Initiative zurück, weil er den Bereich
der Organ-Organ-Interaktionen für
zukunftsfähig erachtet hat. Diesen Weg
will ich weitergehen. Im Moment hat
Göttingen drei Forschungsschwerpunkte:
Neurowissenschaft, Herz-Kreislauf-Medizin
und Onkologie. Von den anderen 35
deutschen Unikliniken haben 30 ebensolche
Schwerpunkte. Mein Ziel ist, dass wir
Gemeinsamkeiten in den drei Schwerpunkten
suchen und daraus neue Alleinstellungsmerkmale
für uns entwickeln.
Die Universitätsmedizin hat immer viel Wert
auf ihre Eigenständigkeit gelegt. Nun haben
wir gerade zufällig die Situation, dass sowohl
UMG-Vorstand als auch Uni-Präsidium
neu besetzt werden – wie wollen Sie das
Verhältnis zur Unileitung ausgestalten?
Wir hatten in den letzten Jahren eine sehr
gute Kooperation mit der Universität, die
wir unbedingt fortsetzen müssen. Wir erstellen
derzeit eine Strategie 2025. Wenn
die Universität wieder in beruhigtem Fahrwasser
ist und einen neuen Präsidenten
oder eine neue Präsidentin gewählt hat,
müssen wir uns gemeinsam so hervorragend
aufstellen, dass wir 2026 eine Chance in
einer möglichen neuen Exzellenzinitiative
des Bundes haben. Wir müssen dafür aber
auch sehr eng mit den Max-Planck-Instituten
und dem Deutschen Primatenzentrum
hier am Göttingen Campus
zusammen arbeiten. Gleichzeitig sind wir
auf die Eigenständigkeit der UMG auch
stolz und kommunizieren sie so nach außen.
Dass wir finanziell autonom sind und
selbst berufen können, macht die UMG
für Externe attraktiv.
Können Sie schon etwas zu den Eckpunkten
der Strategie 2025 sagen?
Die strategischen Überlegungen werden
nicht nur die Entwicklung neuer wissenschaftlicher
Schwerpunkte betreffen, sondern
auch die Krankenversorgung, die
Internationalisierung, das Personal und
den Nachwuchs, also insgesamt sehr umfassend
sein. Im Bereich Wissenstransfer
und Ausgründungen haben wir noch
Nachholbedarf, da wollen wir uns deutlich
weiterentwickeln.
Personal ist ein gutes Stichwort. Die
Universitätsmedizin hat im Laufe der Zeit
verschiedene Tätigkeitsbereiche in Tochtergesellschaften
ausgelagert. Dadurch gibt es
50
SPEZIAL
UMG Universitätsmedizin Göttingen
etwa in der UMG Gastronomie das Problem
einer Parallelgesellschaft aus alten und
neuen Tarifverträgen und, so der Vorwurf,
ungleicher Bezahlung für die gleiche Tätigkeit.
Es gibt andere Kliniken, die solche
Teilbereiche nicht ausgegliedert haben.
Wie soll es mit den Tochtergesellschaften
weitergehen?
Auf der einen Seite unterliegt die UMG
einem starken wirtschaftlichen Druck.
Letztes Jahr haben wir Minuszahlen geschrieben
– dieses Jahr wird es wahrscheinlich
besser aussehen, aber wir werden
trotzdem nicht auf eine „schwarze
Null“ kommen. Wir müssen uns daher
wirtschaftlich konsolidieren, um auch gegenüber
der Landesregierung in Hannover
das Vertrauen beizubehalten. Auf der
anderen Seite hat es gerade bei der UMG
Gastronomie durch den neuen Haustarif
eine deutliche Angleichung gegeben, etwas
Ähnliches erwarten wir dieses Jahr
für die Klinikservice GmbH. Langfristig
müssen wir uns grundsätzlich überlegen,
wie wir damit umgehen. Es gibt allgemein
die Tendenz, solche Tochtergesellschaften
wieder einzugliedern. Das passiert derzeit
etwa an der Charité. Ich habe in der Findungskommission
betont, dass es für gleiche
Arbeit auch gleiches Geld geben muss.
In den kommenden Jahren werden wir
dazu Pläne präsentieren.
Wie steht die UMG im Vergleich zu anderen
Unikliniken da?
Es gibt zwei Vorteile, die die UMG hat.
Einer ist unser Personal. Wir haben zum
Beispiel inzwischen sehr viele Leitungspositionen
in Kliniken und Instituten neu
besetzt, und wenn die letzten Neuberufungen
abgeschlossen sind, haben wir
in den nächsten fünf Jahren keine Wechsel.
Zudem gibt es innerhalb der Medizinischen
Fakultät eine gute Kooperation
ohne irgendwelche Grabenkämpfe. Der
zweite Vorteil ist, dass wir ein komplett
neues Klinikum bauen können. Das ist
enorm wichtig für uns und unsere Zu-
Zur Person
Wolfgang Brück hat in Mainz Medizin
studiert und anschließend in Göttingen
seine Facharztweiterbildung zum Neuropathologen
gemacht. Nach einem Aufenthalt
in Wien wurde er als Professor an
die CharitéUniversitätsmedizin nach
Berlin gerufen, wo er von 1997 bis 2002
tätig war. 2002 übernahm er die Leitung
des Instituts für Neuropathologie an der
Univer sitätsmedizin Göttingen (UMG),
an der er den Forschungsschwerpunkt
Multiple Sklerose etablierte.
In seiner Göttinger Zeit war Brück schon
öfter in Leitungsfunktionen der UMG tätig
– sei es in Ämtern an der Fakultät, als
Vertreter des Vorstandes Krankenversorgung,
als kommissarischer Vorstand
Forschung und Lehre oder dann als Vertreter
von Heyo K. Kroemer. Seit August
2019 ist er der neue Sprecher des Vorstandes
der UMG, Vorstand Forschung
und Lehre und Dekan der Medizinischen
Fakultät.
SPEZIAL 51
UMG Universitätsmedizin Göttingen
» Mit dem Gesundheitscampus Göttingen
haben wir zumindest für Südniedersachsen eine
kunftsfähigkeit. Damit sind wir nach wie
vor sehr attraktiv, wie wir in den Berufungen
sehen, und das, obwohl wir in Göttingen
keine Exzellenzuniversität geworden
sind.
National sehe ich uns unter den Top 10
der Universitätsmedizinen, bei den Drittmitteleinwerbungen
sind wir noch weiter
vorne, und mit dem gewonnenen Exzellenzcluster
werden wir national und auch
international als führender Standort in
den Neuro- und Herz-Kreislauf-Wissenschaften
sowie der hochauflösenden Mikroskopie
wahrgenommen. Dies wird durch
den neuen Schwerpunkt der Interaktion
zwischen Herz und Hirn unterstützt.
In Ihren Tätigkeitsbereich im Vorstand fällt
auch die Zuständigkeit für die Lehre. Lassen
Sie uns da über drei Aspekte sprechen.
Zunächst das Thema Digitalisierung. Im
Masterplan Medizinstudium 2020 taucht der
Begriff gar nicht auf, und die Universitätsmedizin
Mainz ist bislang die einzige, die ein
Wahlbereichscurriculum für digitale Medizin
hat. Wie wollen Sie das Thema besetzen?
Digitalisierung vollzieht sich in verschiedenen
Bereichen: In der Krankenversorgung
rollen wir seit diesem Jahr ein
neues Krankenhausinformationssystem
mit einer komplett digitalisierten Patientenakte
aus, das bis Ende 2020 in allen
unseren Kliniken Einzug hält. Dann haben
wir intern ein papierloses Krankenhaus.
Die Digitalisierung des Studiums
steckt leider noch in den Kinderschuhen.
An der Eidgenössischen Technischen
Vorreiterrolle in diese Richtung.
Es wird zukünftig immer wichtiger werden, seinen
eigenen Nachwuchs auszubilden. «
Hochschule in Zürich gibt es jetzt einen
ganz neuen Studiengang „Digitale Medizin“,
der parallel zum normalen Medizinstudium
läuft. Da sind wir im Vergleich
noch sehr konventionell. Wir haben
jetzt eine Medizininformatikerin gewinnen
können, deren Schwerpunkt die
Digitalisierung und auch der Umgang
mit riesigen Datenmengen ist, die in der
Patientenversorgung anfallen. Wir sind
also am Thema dran.
Und wie sieht es mit genderspezifischer
Medizin aus? Hier ist die Charité mit einem
eigenen Institut ein Vorreiter, in der breiten
Masse der Universitätsmedizinen spielt das
Thema aber oft kaum eine Rolle.
Ich sehe auch da noch einen großen
Bedarf in der Sensibilisierung der Studierenden.
Frauen bekommen beispielsweise
fünfmal häufiger Multiple Sklerose als
Männer, und man weiß nicht, wieso. So
etwas kommt im Studium zu kurz, weil
wir ein sehr straffes Curriculum haben,
das sich auf Kerndisziplinen beschränkt.
Das ist ausbaufähig, und zwar sowohl im
Studium als auch in der praktischen
Medizinerausbildung.
Der dritte Aspekt betrifft den Gesundheitscampus,
der gemeinsam mit der Hochschule
HAWK aufgebaut wurde. Damals war das
eine bundesweit einzigartige Kooperation
einer Uniklinik mit einer Fachhochschule.
Wie soll der Campus weiterentwickelt werden?
Nach einer gewissen Anlaufzeit stellen
wir fest, dass die Studiengänge heute ausgebucht
sind. An der Nachfrage erkennt
man den erheblichen Bedarf, und ich
glaube, dass die Gesundheitswirtschaft in
Niedersachsen das Potenzial hat, neben
den Themen Mobilität, Landwirtschaft
und Tourismus zu einer der Schwerpunktbranchen
zu werden. Mit dem Gesundheitscampus
Göttingen haben wir zumindest
für Südniedersachsen eine Vorreiterrolle
in diese Richtung. Es wird zukünftig
immer wichtiger werden, seinen eigenen
Nachwuchs auszubilden. Niedersachsen
und besonders diese Region brauchen
diese Höherqualifizierten im Gesundheitsbereich,
weil sie in die Peripherie
hinausgehen und viele Versorgungsleistungen
übernehmen müssen, die früher
von Familien geleistet wurden. Dafür hat
der Gesundheitscampus Göttingen eine
ganz zentrale Bedeutung.
Perspektivisch wird als Nächstes der
Heb ammenstudiengang dazukommen,
doch bislang sind das meist nur
Bachelorstu diengänge. Hier müssen wir
weiter akademisieren und auch Masterstudiengänge
sowie Promotionen anbieten
und die Arbeitsumgebung attraktiver
für Professuren machen. Das heißt, dass
Professoren an der HAWK zudem eine
Zugehörigkeit zur UMG haben – und
umgekehrt, also dass beide Einrichtungen
gemeinsam Berufungen durchführen
können. Hier können wir noch viel mehr
gemeinsam tun. Dasselbe gilt für die Kooperation
mit lokalen Unternehmen.
Herr Brück, vielen Dank für das Gespräch!
Übrigens
Mehr zum Menschen Wolfgang Brück
gibt es in der aktuellen faktor-Winter
aus gabe zu lesen oder online unter:
www.faktor-magazin.de/derroutinier
52
SPEZIAL
UMG Universitätsmedizin Göttingen
UMG in Zahlen (Stand:
2018)
7.880 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, davon 1.000 Ärztinnen und
Ärzte sowie 2.000 Pflegekräfte
727,9 Mio. €
Betriebserträge
größter Arbeitgeber und größte
Ausbildungsstätte der Region
3.700 Studierende und
Absolvierende in Humanmedizin,
Zahnmedizin, Molekularer Medizin,
Cardiovascular Science
54
SPEZIAL
UMG Universitätsmedizin Göttingen
63,7 Mio. €
verausgabte Drittmittel
118 Professorinnen
und Professoren
650 Schülerinnen, Schüler
und Auszubildende
8 Schulen für Fachberufe
im Gesundheitswesen
LEISTUNGSZAHLEN DER UMG
• 1.440 aufgestellte Betten
• rund 30 Kliniken und klinische Abteilungen
• 65.440 stationäre und teilstationäre Patienten
• 223.600 ambulante Fälle
141,6 Mio. €
Zuschuss des Bundeslandes
Niedersachsen für Forschung
und Lehre
SPEZIAL 55
UMG Universitätsmedizin Göttingen
Voll ins Schwarze getroffen
Das Leuchtturmprojekt Gesundheitscampus Göttingen – eine Kooperation der
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst und der Universitätsmedizin
Göttingen – ist erwachsen geworden. Die starke Nachfrage nach den Studienplätzen zeigt,
dass das Projekt den Fachkräftebedarf im Gesundheitsbereich voll getroffen hat.
TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA & HAWK/MARIUS MAASEWERD
Als zum Wintersemester 2016/17
der Gesundheitscampus Göttingen
mit den ersten Studiengängen
startete, war das Projekt
bundesweit einmalig: Eine Kooperation
einer Fachhochschule und einer Universitätsmedizin
mit dem Ziel, neue, stärker
akademisierte Studiengänge in Gesundheitsberufen
aufzubauen, hatte es
bis dahin nicht gegeben. Der Versuch
wurde ein voller Erfolg – wie sich an der
hohen Auslastung und Nachfrage nach
den Studienplätzen ablesen lässt.
„Wir haben mit der Gründung des
Campus die Studiengänge sehr schnell
aufgebaut, und alle sind ausgelastet“, so
HAWK-Präsident Marc Hudy. „Wir sehen
an den Zahlen, dass wir nicht am
Markt vorbei entwickeln, sondern den
Bedarf treffen.“ Der seit diesem Wintersemester
2019/20 neu angebotene Studien
gang Soziale Arbeit im Gesundheitswesen
ist beispielsweise gleich zu 100 Prozent
ausgelastet gewesen. „Das hat man
selten, wenn man neue Angebote schafft.“
IN NUR DREI JAHREN ist die Gesamtstudierendenzahl
auf dem Gesundheitscampus
von null auf 300 gestiegen – die
den Campus tragende HAWK-Fakultät
Naturwissenschaften und Technik hat damit
ihre Studierendenzahlen auf rund
900 gesteigert. Es handelt sich dabei um
Netto- Zugewinne an Studierenden. „Die
Auslastung unserer anderen Gesundheitsstudiengänge
in Hildesheim und Holzminden
ist weiterhin stabil, eine Konkurrenz
durch die neuen Studiengänge stellen
wir nicht fest“, so Hudy.
Offenbar trifft im Gesundheitscampus
die veränderte Nachfrage seitens der Gesundheitswirtschaft
auf eine ebenso stark
ausgeprägte Nachfrage junger Menschen.
Eine Gemengelage mit Perspektive,
so sieht es Wolfgang Brück, Vorstandsvorsitzender
der Universitätsmedizin
56
SPEZIAL
UMG Universitätsmedizin Göttingen
Göttingen (UMG). Der Gesundheitscampus
habe eine Vorreiterrolle in der Anpassung
an die veränderten medizinischen
Bedarfe der Zukunft – insbesondere für
Südniedersachsen. „Es wird zukünftig
immer wichtiger werden, seinen eigenen
Nachwuchs auszubilden“, so Brück im
faktor-Interview (siehe auch Seite 50).
„Wir brauchen diese Höherqualifizierten
im Gesundheitsbereich, weil sie in die Peripherie
hinausgehen und viele Versorgungsleistungen
übernehmen müssen, die früher
von Familien geleistet wurden. Dafür ist
der Gesundheitscampus ganz zentral.“
DER CAMPUS IST INZWISCHEN auch
seinen Kinderschuhen entwachsen. 2016
wurde ein Gründungsdirektorium mit
Mitgliedern aus UMG und HAWK eingerichtet,
um sich zu koordinieren. „Inzwischen
stimmen wir uns immer mehr auf
einer operativen Ebene ab, während die
präsidiale Ebene sich eher zurückzieht“,
sagt Hudy feststellend. Die eigentliche
Gründungsphase sei schon seit rund einem
Jahr vorbei. „Wir brauchen das Gründungsdirektorium
nicht mehr lange, weil
wir ein gut laufendes gemeinsames Studien
angebot haben. Daher erarbeiten wir
gerade einen neuen Kooperationsvertrag.“
Dabei war es ein intensiver, anspruchsvoller
Prozess, so weit zu kommen. Die
Routinen und Gepflogenheiten an der
medizinischen Fakultät und der Fachhochschule
waren unterschiedlich, mussten
aber auf einen Nenner gebracht werden.
So beginnt etwa die Ausbildung im
dualen Studiengang Pflege an der UMG
vor dem Lehrbeginn an der HAWK.
„Dieses Jahr ist erstmals eine große
Gruppe der Pflege-Bachelor zu unserer
Erstsemesterbegrüßung auf den Zietenterrassen
gefahren. Eine Kleinigkeit, aber
auch wichtiges Signal, dass das zusammenwächst“,
so Hudy. Oder das Beispiel
Berufungsverfahren: Es wurden sehr
BACHELOR-STUDIENGÄNGE DES
GESUNDHEITSCAMPUS
Pflege (dual) (seit WS 2016/2017)
Therapiewissenschaften
(Logo- und Physiotherapie; dual)
(seit WS 2016/2017)
Mediziningenieurwesen
(seit WS 2017/2018)
Soziale Arbeit im Gesundheitswesen
(ab WS 2019/2020)
SPEZIAL 57
UMG Universitätsmedizin Göttingen
Blick in die Zukunft
HAWK-Präsident Marc Hudy
verspricht sich vom neuen Gesundheitscampus
einen potenziellen Problemlöser für regionale
Herausforderungen im Medizinbereich.
große Kommissionen gebildet, je zur
Hälfte von der HAWK und UMG besetzt.
„Es sind letztlich mehr Leute zu beteiligen.
Aber es lohnt sich“, so Hudy.
Der Lohn der Mühen ist ein – soweit
bekannt – immer noch einzigartiges Projekt.
In der Hochschulrektorenkonferenz
werde vermehrt über solche Kooperationen
gesprochen, so Hudy. Aber auf einer
praktischen Ebene ist die Umsetzung wie
in Göttingen immer noch einzigartig. Präsident
Hudy beobachtet beispielsweise in
den Berufungsverfahren, dass das Alleinstellungsmerkmal
zieht. „So haben wir
eine Professorin gewinnen können, die
explizit gekommen ist, weil sie eine solche
Kooperation mit einer Universitätsmedizin
in Süddeutschland nicht gehabt
hat.“
DIE ENTWICKLUNG des Gesundheitscampus
geht derweil ungebrochen mit
dem Aufbau neuer Studiengänge weiter.
Perspektivisch wird als Nächstes der
Hebammenstudiengang dazukommen.
Aber auch die Akademisierung mit entsprechenden
Höherqualifizierungen wird
weitergehen: In einem nächsten Schritt
wird der erste Masterstudiengang Mediziningenieurwesen
für den Gesundheitscampus
Göttingen entwickelt. Auch über
Promotionen denkt die UMG laut nach
sowie über gemeinsame Berufungsverfahren
mit der HAWK und eine stärkere Vernetzung
der Professoren von HAWK und
UMG. Zudem über eine stärkere Kooperation
mit den starken Unternehmen der
regionalen Gesundheitswirtschaft.
MARC HUDY SIEHT im Gesundheitscampus
ein enormes regionales Potenzial. „In
fünf Jahren werden wir voraussichtlich
nicht nur rund 700 Studierende haben,
sondern auch gemeinsam mit der UMG
aktiv Forschung betreiben.“ Der Gesundheitscampus
kann sich zu einem Problemlöser
im Medizinbereich entwickeln, der
gezielt Lösungen entwickelt, die dann regional
eingesetzt werden können. „Genau
das versprechen wir uns davon: dass
man gleich an den Gesundheitscampus
denkt, wenn eine Lösung gesucht wird.“ƒ
STUDIERENDENZAHLEN
Studierende Gesundheitscampus:
rund 300 (Stand: Oktober 2019)
Zielgröße Studierende Gesundheitscampus
im ausgebauten Zustand:
rund 725
Studierende HAWK-Fakultät Naturwissenschaften
und Technik
(organisatorisches Dach des Gesundheitscampus
Göttingen): rund 900
Studierende medizinische Fakultät Uni
Göttingen (Human-, Zahnmedizin,
Molekulare Medizin): rund 3.100
58
SPEZIAL
UMG Universitätsmedizin Göttingen
Ein steiniger Weg
Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und das Städtische Klinikum Braunschweig
sind dabei, eine Lehrkooperation unter Dach und Fach zu bringen. Steht die Allianz, greift ein
Rädchen ins andere – und es können an der UMG mehr Ärzte pro Jahr ausgebildet werden.
TEXT SVEN GRÜNEWALD
»Im Rahmen der
Personalentwicklung
sehen wir die Chance,
besser neue Mitarbeiter
zu gewinnen, indem
wir unseren eigenen
Nachwuchs ausbilden.“
Der Ärztemangel ist ein seit vielen
Jahren bekanntes Problem,
das sich zukünftig noch
verschärfen wird. Ein wesentlicher
Grund ist der Umstand, dass rund
drei Viertel aller Medizinstudierenden
weiblich sind – von denen bekannt ist,
dass viele später in Teilzeit arbeiten wollen.
Gleichzeitig gibt es immer weniger
Ärzte auf dem Land und differenzieren
sich medizinische Berufsbilder stärker
aus. Diese Entwicklung lässt sich beispielhaft
am Gesundheitscampus Göttingen
ablesen. Doch mit einem simplen Beschluss,
die Zahl der Studienplätze für
Medizin zu erhöhen, ist es nicht getan.
DIE ZAHL DER STUDIENPLÄTZE, die
eine medizinische Fakultät anbieten kann,
hängt von zwei Faktoren ab: Im vorklinischen
Bereich, das heißt den ersten vier
Semestern, wird die Studienplatzkapazität
von der Anzahl der Lehrenden bestimmt,
während sie in den darauffolgenden
sechs Semestern, dem sogenannten
klinischen Bereich, ganz wesentlich von
der Zahl der Patienten abhängt, die ein
angehender Mediziner mindestens betreuen
muss. Und bei den Patienten hat
die Universitätsmedizin Göttingen ein
Mengenproblem – es gibt schlicht zu wenige,
um die volle Anzahl Medizinstudienanfänger
angemessen auszubilden. Daher
gibt es in Göttingen das Phänomen der
sogenannten Teilstudienplätze – gegenwärtig
sind es zwischen 30 und 60. Diesen
Studierenden kann bislang nur ein
Studienplatz bis zum Ende des vorklinischen
Bereichs angeboten werden, dann
müssen sie sehen, wo sie bleiben, sprich
an andere Hochschulen wechseln.
ÜBER DIE KOOPERATION MIT dem
Städtischen Klinikum Braunschweig soll
sich das bereits zum kommenden Wintersemester
2020/21 ändern, wenn dann in
einem ersten Schritt die Teilstudierenden
ab dem siebten Semester das Klinikum
Braunschweig kennenlernen. Ab dem
Winter semester 2021/22 sollen dann dieselben
Teilstudierenden in Braunschweig
weitermachen und ausgebildet werden –
während sie formal weiterhin in Göttingen
eingeschrieben sind. Niedersachsen
verspricht sich von der Aufstockung der
Medizinstudienplätze durch solche Ko
60
SPEZIAL
UMG Universitätsmedizin Göttingen
FOTO: PETER SIERIGK
Thomas Bartkiewicz, ärztlicher Direktor
des Städtischen Klinikums Braunschweig
ILLUSTRATIONEN: STOCK.ADOBE.COM
operationen eine Verbesserung der
Versorgungs situation, und auch in Braunschweig
sieht man ein großes Potenzial in
der Zusammenarbeit mit der UMG: „Im
Rahmen der Personalentwicklung sehen
wir die Chance, besser neue Mit arbeiter
zu ge win nen, indem wir unseren eigenen
Nachwuchs ausbilden“, so Thomas Bartkiewicz,
ärztlicher Direktor des Städtischen
Klinikums.
ÄHNLICH WIE DIE UMG ist das Städtische
Klinikum ein Maximalversorger mit
dem Versorgungsgrad einer Universität
und ebenfalls rund 65.000 Patienten pro
Jahr. „Künftig sind wir nicht nur Maximalversorger,
sondern unsere Leistungen
in der Patientenversorgung werden auch
mit dem Label einer universitären Institution
veredelt. Das ist strategisch für uns
wichtig“, so Bartkiewicz.
Derzeit befinden sich das Klinikum und
die UMG noch in der Feinabstimmung
der Kooperationsvereinbarung. Unter anderem
geht es um die Finanzen, die das
Land über die UMG den Braunschweigern
zusätzlich zur Verfügung stellen
muss, damit dort die nötige Infrastruktur
beispielsweise in Form von Unterrichtsräumen
geschaffen und der zusätzliche
Aufwand für die Ausbildung abgedeckt
werden kann – von rund zehn Millionen
Euro jährlich ist die Rede. „Der Weg ist
steinig“, räumt Thomas Bartkiewicz ein,
denn alle Aufwendungen für Lehre und
Forschung müssen gegenfinanziert sein
und dürfen nicht aus den Mitteln für die
Patientenversorgung kommen. Bis Februar
2020 soll die Vereinbarung stehen,
dann kann der UMGCampus Braunschweig
gegründet werden.
AUCH IN DER INHALTLICHEN Ausgestaltung
der Lehrkooperation gibt es
noch offene Fragen. Insbesondere geht es
darum, wie UMG und Städtisches Klinikum
das hohe Niveau einer universitären
Medizinerausbildung gewährleisten können,
denn an solchen Kooperationen – so
weit verbreitet sie inzwischen in Deutschland
sind – regt sich auch Kritik. Befürchtet
wird, dass in den kooperierenden Kliniken
die Einheit aus Lehre, Forschung
und Patientenversorgung nicht mehr gewährleistet
werden kann und so eine Medizinerausbildung
light entsteht.
Sorgen, die Thomas Bartkiewicz nicht
teilt. „Viele unserer Chef und Oberärzte
sind habilitiert und lehren an Hochschulen.
Darauf ruhen wir uns aber nicht aus,
sondern werden bedarfsorientiert unser
Personal didaktisch schulen.“ Eine Überlegung
ist auch, die in Braunschweig dann
in der Medizinerausbildung Lehrenden
an der UMG anzustellen, so der neue
Vorstandsvorsitzende der UMG, Wolfgang
Brück.
„AUFGRUND UNSERER SEHR guten
Möglichkeiten als Maximalversorger und
durch unser erfahrenes Personal können
wir die Ausbildung auf einem qualitativen
Niveau organisieren, mit dem wir uns hinter
einer Universität nicht zu verstecken
brauchen“, ist sich Bartkiewicz sicher.
Zentral dafür sei jedoch die Klärung der
Budgetfragen. Und noch einen Standortvorteil
sieht der ärztliche Direktor in
Braunschweig: die starke Braunschweiger
Forschungslandschaft mit der TU Braunschweig
und dem HelmholtzZentrum
für Infektionsforschung. Beide sollen in
die Kooperation mit eingebunden werden.
ƒ
SPEZIAL 61
UMG Universitätsmedizin Göttingen
Die UMG von morgen
Die Masterplanung bis 2037 für das Areal an der Robert-Koch-Straße
FOTO UMG
Lehre / Studium
Ver- und
Entsorgung
Forschung
Forschung
62
SPEZIAL
UMG Universitätsmedizin Göttingen
Haupteingangsbereich
Krankenversorgung
ein neues
Bettenhaus
zentraler
OP-Bereich /
Notfallzentrum
Administration
drei Parkhäuser
und eine
Tiefgarage
SPEZIAL 63
UMG Universitätsmedizin Göttingen
Eine Landmarke
verschwindet
Bis zum Jahr 2037 durchläuft die Universitätsmedizin Göttingen eine vollständige
Verwandlung: Die alten Gebäude verschwinden und werden für über eine Milliarde Euro
durch Neubauten ersetzt – und das während des weiterhin laufenden Betriebs.
TEXT SVEN GRÜNEWALD
Die Göttinger Universitätsmedizin
(UMG) ist eine weithin
sichtbare Landmarke – ein
schneeweißes, in den letzten
knapp 50 Jahren seiner Existenz etwas
angegrautes riesiges Gebäude, und darauf
zahlreiche schwarze quaderförmige Hüte,
die deutlich an die Steinhüte der Moai-
Statuen der Osterinseln erinnern. Wo
heute noch der eine zentrale huttragende
Trumm die Universitätsklinik dominiert,
soll es nach den gegenwärtigen Planungen
in knapp 20 Jahren deutlich anders aussehen:
Die Zufahrt von der Robert- Koch-
Straße soll bestehen bleiben, sie führt aber
zu einer langen Stichstraße, einer West-
Ost-Achse, die von zahlreichen einzelnen
Gebäuden gesäumt ist. Hier soll der neue
UMG-Medizincampus entstehen.
DER GRUND FÜR DEN KOMPLETTNEU-
BAU mit einem Investitionsvolumen von
geschätzten 1,1 Milliarden Euro: Weite
Teile des Klinikums sind nach beinahe
50 Jahren Betrieb aus technischen, wirtschaftlichen
und organisatorischen Gründen
dringend modernisierungsbedürftig.
Eine Sanierung war aufgrund der Mehrkosten
von geschätzten 300 Millionen
Euro nicht infrage gekommen. Die UMG
ist mit ihrem Sanierungsstau nicht allein
– die Medizinische Hochschule Hannover
(MHH) steht vor denselben Problemen,
weshalb das Land Niedersachsen ein großes
In vestitionsprogramm aufgelegt hat.
Die Landesregierung schätzt den Investitionsbedarf
beider Kliniken zusammen auf
rund 2,1 Milliarden Euro. Auch, wenn es
eine finanzielle Sonderbelastung des Haushalts
darstellt: Das Land profitiert vom
Niedrigzinsniveau – günstiger wird es nie
neue Infrastruktur bauen können.
FÜR DIE PLANUNGEN DES NEUEN Medizincampus
der UMG und auch des Neubaus
der MHH aus dem Sondervermögen
hat das Land Niedersachsen inzwischen
eine Bau-Dachgesellschaft ins Leben gerufen,
die Aufsichts- und Kontrollfunktionen
hat. An den beiden Standorten in
Göttingen und in Hannover werden nun
die Gründungen eigener Baugesellschaften
vor bereitet, die jeweils die Planungen und
Umsetzungen vor Ort durchführen sollen.
Die Vorbereitungen für den Neubau des
Bettenhauses samt Hubschrauberlandeplatz
und gleichzeitig auch des neuen OP-
Trakts und der Notaufnahme laufen derweil
auf Hochtouren. Die Zufahrt zum
Klinikum über die Robert-Koch-Straße
ist inzwischen nicht mehr möglich, da das
Pumpwerk und die Brücke zum Haupteingang
abgerissen werden, um Platz für
den Neubau zu schaffen. Die neue Zufahrt
zur Notaufnahme ist über die Zimmermannstraße
möglich. Der Spatenstich
für den ersten Neubauabschnitt soll
Anfang 2021 erfolgen, das Bettenhaus
mit dem neuen OP-Trakt soll dann nach
den gegenwärtigen Vorstellungen im Jahr
2023/24 fertiggestellt sein.
NACH UND NACH SOLLEN DANN weitere
Gebäude auf dem UMG-Areal entstehen
und im fertiggestellten Zustand
den neuen UMG-Medizincampus bilden,
der Patientenbetreuung, Medizinerausbildung
und Forschung umfasst. ƒ
64
SPEZIAL
PROFIL
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FOTO: UMG BGM
Das BGM-Team der UMG
(v.l.) Felicitas Horstmann,
Leandro Buttaro, Sabrina
Rudolph und Lia Biermann
Für mich. Für dich. Für uns.
Das Betriebliche Gesundheitsmanagement an der Universitätsmedizin Göttingen stellt sich vor
Seit zwei Jahren gibt es an der Universitätsmedizin
Göttingen (UMG) den
Bereich Betriebliches Gesundheitsmanagement
(BGM), der sich unter dem
Slogan „Für mich. Für dich. Für uns.“ mit
einer Vielzahl gesundheitsförderlicher Angebote
für die Gesundheit und das Wohlbefinden
der rund 8000 Mitarbeitenden
an der UMG einsetzt. Neben zahlreichen
Maßnahmen zur individuellen Gesundheitsförderung
wie etwa Bewegungsangeboten
(Gesund heitssport, bewegte Pause) und
Workshops zu Ernährungsverhalten, Stressmanagement
oder auch Resilienz fokus siert
das BGM der UMG insbesondere auf die
gesundheitsförder lichen Arbeits verhältnisse
an der UMG. Die Ange bote erstrecken sich
von Beratungen zur ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung
in Ko operation mit dem
Betriebsärztlichen Dienst über Massage
angebote bis hin zu BGMWillkommensbeuteln
für neue Mit arbeitende. Besondere
Aufmerksamkeit erhält zudem das
soziale Miteinander der vielen Teams und
Ab teilungen an der UMG. Ziele wie die
Verbesserung der Kollegialität und der sozialen
Unterstützung werden mit spezifischen
Angeboten für Mitarbeitende und
Führungskräfte verfolgt. Neben speziellen
Angeboten zur Team entwicklung und Kollegialität
werden vor allem gemeinsame Veranstaltungsteilnahmen
– insbesondere bei
den Göttinger Sport events (Tour d’Energie,
Altstadtlauf etc.) – aktiv unterstützt. So werden
zum Beispiel gemeinsame Vorbereitungskurse
und Trainingsmöglichkeiten
an ge bo ten. Vielfältige weitere Angebote im
Bereich Freizeit und Sport (z. B. Nutzung
des Hochschulsports und des FIZ, Eiswiese
etc.) ergänzen die allgemeinen Angebote
des BGM.
DAS BGM VERFOLGT einen grundsätzlich
partizipativen und mitarbeiterorientierten
Ansatz, der die Vielfalt der verschiedenen
Berufe und Arbeitsplätze mit ihren unterschiedlichen
Anforderungen und Belastungen
berücksichtigt. Sabrina Rudolph,
Leiterin des BGM, stellt deshalb besonders
heraus: „Um das Angebot im BGM
möglichst zielgerichtet gestalten zu können,
analysieren und evaluieren wir auf der
Grundlage eines beteiligungsorientierten
Ansatzes die spezifischen Belastungen
und Anforderungen in einzelnen Bereichen
gemeinsam mit den Mitarbeitenden. Dadurch
können wir sicherstellen, dass wir
gesundheitsförder liche Angebote passgenau
auf die jeweiligen Bedürfnisse der
einzelnen Abteilungen abstimmen.“
Infos unter: http://go.umg.eu/bgm
KONTAKT
UNIVERSITÄTSMEDIZIN GÖTTINGEN
Betriebliches Gesundheitsmanagement
Geschäftsbereich Personal
VonBarStr. 2–4
37075 Göttingen
Tel. 0551 3965228
sabrina.rudolph@med.uni-goettingen.de
http://go.umg.eu/bgm
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Innovative Herzmedizin
Dank individuell optimierter Therapien werden herzkranke Patienten
bei guter Lebensqualität immer älter.
„Sowohl operative als auch
nicht operative Verfahren
und präventive Maßnahmen
gehören zu der modernen
Herzmedizin, die von der
interdisziplinären Zusammenarbeit
aller beteiligten
Spezialdisziplinen geprägt ist.“
PROF. DR. GERD HASENFUSS
Allein in Deutschland leiden zwischen
zwei bis drei Millionen Menschen
an einer Herzschwäche, jährlich
kommen 300.000 neue Krankheitsfälle
dazu. Der kontinuierliche Anstieg ist dabei
nicht nur der demografischen Entwicklung
geschuldet, sondern auch der verbesserten
Notfallversorgung von Menschen mit
akuten Herzerkrankungen wie dem Herzinfarkt.
Dank individuell optimierter Therapien
werden herzkranke Patienten bei guter
Lebensqualität immer älter.
Enormer technischer Fortschritt und
zunehmende wissenschaftliche Expertise
haben zu einer stetigen Weiterentwicklung
der Herzmedizin geführt. Diese zeichnet
sich durch interdisziplinäre Konzepte,
minimalinvasive Techniken und eine
individualisierte evidenzbasierte Medizin
aus. Herzmedizin meint hierbei alle Diagnose
und Behandlungsverfahren, die zu
einer Verbesserung der Lebensqualität
und Lebenserwartung von Patienten mit
HerzKreislaufErkrankungen oder mit entsprechenden
Risikofaktoren führen.
„Sowohl operative als auch nicht operative
Verfahren und präventive Maßnahmen
gehören zu der modernen Herzmedizin,
die von der interdisziplinären Zusammenarbeit
aller beteiligten Spezialdisziplinen
geprägt ist“, sagt Prof. Dr. Gerd Hasenfuß,
Vorsitzender des Herzzentrums der Universitätsmedizin
Göttingen.
Im Herzzentrum der Universitätsmedizin
Göttingen arbeiten vierzehn Kliniken und
Institute sowie die Geschäftseinheit Pflegedienst
der Universitätsmedizin Göttingen
aus den Gebieten Herz, Gefäße, Lunge und
Niere zusammen. Seit seiner Eröffnung am
20. Dezember 2001 hat sich das HZG zu
einem der führenden Spitzenzentren für
HerzKreislaufMedizin in Euro pa entwickelt.
In enger interdisziplinärer Zusammenarbeit
bietet es seinen Patienten das gesamte
Spektrum der modernen Diagnostikund
Therapieverfahren.
PROFIL
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FOTO: UMG/KIMMEL
(Abb. 1) Seit Januar dieses Jahres verfügt das Herzzentrum Göttingen über den derzeit schnellsten und strahlungsärmsten
HerzComputertomografen in Südniedersachsen und Nordhessen (v. l. Prof. Dr. Christian Ritter, Leitender Oberarzt des Instituts
für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der UMG, PD Dr. Tim Seidler, Leitender Oberarzt der Klinik für Kardiologie und
Pneumologie der UMG, Prof. Dr. Joachim Lotz, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der UMG).
DIAGNOSTISCHE VERFAHREN
Durch die stetige Weiterentwicklung der
kardiovaskulären Bildgebung am Herzforschungsstandort
Göttingen wurden die
diagnostischen Möglichkeiten in der Praxis
kontinuierlich verbessert. Inzwischen
müssen immer weniger Untersuchungen
invasiv per Herzkatheter erfolgen, bei
gleichbleibender diagnostischer Präzision.
Für den Patienten wird das passende Verfahren
gewählt, um eine schnelle, genaue
und schonende Diagnose zu gewährleisten.
Stress-MRT
Mithilfe der Magnetresonanztomografie
können nicht nur Vorgänge des Herzens gut
dargestellt werden, sondern auch eine Gewebedifferenzierung
sowie eine Beurteilung
der Herzfunktion strahlungsfrei erfolgen.
Seit 2014 steht dem Herzzentrum Göttingen
ein EchtzeitMRTGerät zur Verfügung.
Die Göttinger Technologie ermöglicht eine
bislang unerreichte zeitliche wie räumliche
Auflösung der MRTBildgebung in Echtzeit.
Anstatt einzelner Bilder kann die MRT das
schlagende Herz mit einer zeitlichen Auflösung
von 30 Millisekunden aufnehmen und
daraus eine Bildserie oder einen MRTFilm
mit 30 Bildern pro Sekunde erstellen. Dies
kommt vor allem Patienten zugute, die wegen
ihrer Erkrankung nicht mehr in der Lage
sind, mehrere Sekunden den Atem anzuhalten,
sowie Kindern, die bislang in Narkose
versetzt werden mussten. Die Technologie
ermöglicht darüber hinaus eine StressMRT
mithilfe eines Fahrradergometers. Während
der Untersuchung tritt der Patient liegend in
die Pedale, um eine körperliche Belastungssituation
hervorzurufen.
Cardio-CT
Die Computertomografie des Herzens (kurz
CardioCT, Abb. 1) ist eine neue Methode,
um Gefäßverkalkungen und verengungen
des Herzens nachzuweisen, ohne einen
direkten Eingriff in den Körper vorzu nehmen.
Mithilfe der Röntgenröhre, die um den in
Rückenlage liegenden Patienten rotiert,
wird das Herz mit hoher Geschwindigkeit
und in mehreren Schichten aufgenommen.
Dies geschieht durch Röntgenstrahlen, die
durch den Körper des Patienten geschickt
und abgeschwächt in den Detektoren hinter
dem Patienten aufgezeichnet werden. Aus
den einzelnen Schnittbildern berechnet der
Computer dreidimensionale Querschnittund
Schichtaufnahmen des Herzens.
Die Effizienz des CardioCTEinsatzes
wurde 2018 in einer Studie aus Großbritannien
bestätigt: Im FünfJahresVergleich
führte die kombinierte Behandlung aus
Standardtherapie und CardioCT zu einer
deutlich höheren Überlebensrate der Patienten
als die Standardtherapie alleine.
„Schon seit neun Jahren arbeiten wir in der
kardiovaskulären Bildgebung am Herzzentrum
routinemäßig mit dem CardioCT. Das
Verfahren erwies sich als wertvolle Ergänzung
und sichere Methode für die Diagnostik
der koronaren Herzkrankheit“, sagt
Prof. Dr. Joachim Lotz, Direktor des Instituts
für Diagnostische und Interventionelle
Radiologie der UMG. „Seit Januar dieses
Jahres verfügen wir zusätzlich über den
derzeit schnellsten und strahlungsärmsten
HerzComputertomografen in Südniedersachsen
und Nordhessen.“
Myokardszintigrafie
Ein nuklearmedizinisches Untersuchungsverfahren
zur Darstellung der Durchblutung
des Herzmuskels ist die Myokardszintigrafie.
Sie wird sowohl unter Ruhe als auch unter
Belastungsbedingungen durchgeführt und
erlaubt visuelle und quantitative Auswertungen
der Herzmuskeldurchblutung, der
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(Abb. 3) CardioBand.
Bild: Edwards Lifesciences Corporation
FOTO: HZG/LANGE
(Abb. 2) Führen den Eingriff gemeinsam durch: Prof. Dr. Ingo Kutschka (l.), Direktor der
Klinik für Thorax, Herz und Gefäßchirurgie der UMG, und Prof. Dr. Claudius Jacobshagen (r.),
Leitender Oberarzt und stellvertretender Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der
UMG, während des Einsetzens eines TrikuspidalklappenCardioBands.
Herzwandbewegung und der Pumpfunktion.
Zunächst wird der Patient durch eine Ergometrie
oder durch ein Medikament belastet.
Wenn die maximale Belastung erreicht ist,
wird eine geringe Menge eines radioaktiven
Arzneimittels (Thallium) in eine Vene injiziert.
Dieses verteilt sich entsprechend der
Durchblutung in den Herzmuskelzellen. Anschließend
kann das Thallium mithilfe einer
hochempfindlichen GammaKamera sichtbar
gemacht werden. ›
Während die kardiovaskuläre Bildgebung
auf immer mehr Krankheitsbilder optimiert
und die Diagnostik von Herz erkrankungen
deutlich vereinfacht wird, werden die therapeutischen
Maßnahmen stetig komplexer
und spezifischer. Bestätigt sich der Verdacht
einer Herzerkrankung, ist es besonders
wichtig, für jedes Stadium und Krankheitsbild
die passende Behandlung zu
wählen. Am Herzzentrum Göttingen steht
für jeden Patienten die richtige Therapieoption
zur Verfügung.
THERAPEUTISCHE VERFAHREN
Minimalinvasive, katheter gestützte
Verfahren
Bei defekten Herzklappen
Resultiert die Herzerkrankung aus einer
Fehlfunktion einer Herzklappe, können minimalinvasive,
kathetergestützte Verfahren
helfen. Mithilfe der MitraClipTherapie wird
eine Verbindung in der Mitte der beiden
Mitralsegel geschaffen, um die Undichtigkeit
der Herzklappe zu vermindern. Unter
stetiger Echokontrolle wird der Clip mittels
Herzkatheter exakt an der undichtesten
Stelle zwischen den Segeln der Mitralklappe
positioniert.
Mit einem sogenannten CardioBand
(Abb. 2+3) wird der krankhaft erweiterte
Ring der Mitralklappe gerafft und so die
Undichtigkeit beseitigt. Mithilfe eines präzisen
Navigationskatheters werden bis zu
15 einzelne Ankerschrauben halbmondförmig
im Bindegewebe des Klappenrings im
Herzen befestigt. Anschließend wird das
Band so weit gerafft, bis die Klappensegel
die Gefäßöffnung wieder abdecken können.
Als erstes Universitätsklinikum in Niedersachsen
versorgt die UMG seit diesem Jahr
auch Patienten mit einer undichten Trikuspidalklappe
durch das minimalinvasive
CadioBandVerfahren. Bislang konnte die
Erkrankung der Trikuspidalklappe nur chirurgisch
behandelt werden.
Ist die Aortenklappe betroffen und verkalkt,
kann diese durch eine künstliche
Klappe ersetzt werden. Die Trans katheter
AortenklappenImplantation (TAVI) erfolgt
am schlagenden Herzen. Dabei wird eine
klein zusammengefaltete, biologische Aortenklappe
mithilfe eines Katheters in die linke
Herzkammer an die Stelle der Verkalkung
geführt. Anschließend wird sie aufgespannt,
sodass sie die alte, defekte Klappe an die
Gefäßwand drückt und die Funktion der betroffenen
Klappe übernimmt.
Wenn der Druck zu hoch ist
Während die genannten Verfahren nur bei
einer systolischen Herzinsuffizienz infrage
kommen, bei der sich das Herz nicht mehr
vollständig zusammenziehen kann, gab es
bislang nur wenige Möglichkeiten zur Therapie
der diastolischen Herzinsuffizienz.
Bei dieser verliert die linke Herzhälfte an
Elastizität, sodass sie mit einem höheren
Widerstand gefüllt werden muss, ehe das
Blut in den Körperkreislauf weitergepumpt
werden kann. Der dadurch entstehende
Blutrückstau in die Lungen führt zur Entstehung
von Luftnot. Zur Entlastung der
Lungenstrombahn ist seit Neuestem das
InterAtrial Shunt Device (IASD)System
für die tägliche Praxis zugelassen. Bei einem
minimalinvasiven Eingriff wird eine
kleine Öffnung in der Vorhofscheidewand
geschaffen, in der das IASD platziert wird
und eine Verbindung zwischen linkem und
rechtem Herzvorhof bildet. Dadurch wird
ein Druckabfall des linken Vorhofs sowohl
in Ruhe als auch bei Aktivität ermöglicht.
PROFIL
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FOTO: HZG/SCHMIDT
Chirurgische Verfahren
Bei vielen Patienten bietet nur der chirurgisch
korrigierende Eingriff an der Herzklappe
Aussicht auf Heilung. Neben der
Standardmethode, der Operation am
offenen Herzen mit Durchtrennung des
Brustbeins, haben sich in den letzten Jahren
auch in der Herzchirurgie zunehmend
minimalinvasive Verfahren etabliert. Hierdurch
können die Eingriffe schonender
durchgeführt werden.
Minimalinvasive Herzklappen-OP
Bei einer Operation an der Mitralklappe
wird auf der rechten Seite des Brustkorbs
ein kleiner Schnitt gemacht und die Operation
zwischen zwei Rippen hindurch
ausgeführt. Die Sicht auf das Operationsfeld
wird durch modernste endoskopische
3DVideotechnik gewährleistet. Wenn
mög lich, versuchen die Ärzte, den Defekt
an der Herzklappe zu beheben und diese
zu erhalten. Ist die Rekonstruktion der
Klappe nicht mehr möglich, wird eine mechanische
oder biologische Herzklappenprothese
eingesetzt.
Unterstützung für das schwache Herz
Trotz intensiver Behandlung kann eine Herzschwäche
lebensbedrohlich werden, sodass
eine Herztransplantation nötig ist. Eine
Möglichkeit, die oft jahrelange Wartezeit
bis zur Transplantation zu überbrücken, ist
die chirurgische Implantation eines Linksherzunterstützungssystems
(LVAD, Abb. 4),
einer mechanischen Pumpe. Der LVADEinsatz
kann auch als Dauer lösung dienen,
wenn für den Patienten keine Herztransplantation
infrage kommt. Das Gerät ist mit
dem Herzen verbunden und entlastet es
durch kontinuierliches Pumpen von Blut aus
der linken Herzkammer in die Aorta, sodass
sauerstoffreiches Blut in den Körper gelangt.
„Die Entscheidung, welches Verfahren für
den einzelnen Patienten am besten geeignet
ist, wird am Herzzentrum der Universitätsmedizin
Göttingen vom Herzteam
aus Kardiologen und Herzchirurgen gemeinsam
getroffen. Somit wird eine bestmögliche,
individuelle Behandlung der
verschiedenen Stadien der Herzschwäche
gewährleistet – im Sinne einer individualisierten
Herzmedizin“, sagt Prof. Dr. Ingo
Kutschka, Direktor der Klinik für Thorax,
Herz und Gefäßchirurgie der UMG.
(Abb. 5) Interdisziplinäres Team: Visiten werden
unter anderem gemeinsam von Kardiologen
und Herzchirurgen durchgeführt. Welche
Behandlung für den Patienten am besten ist,
wird in enger Absprache mit allen beteiligten
Abteilungen entschieden (Mitte: Prof. Dr. Gerd
Hasenfuß, Direktor der Klinik für Kardiologie
und Pneumologie und Vorsitzender des Herzzentrums
der UMG; r.: Prof. Dr. Ingo Kutschka,
Direktor der Klinik für Thorax, Herz und
Gefäßchirurgie).
KONTAKT
Universitätsmedizin Göttingen
Herzzentrum Göttingen
Tel. 0551 3965044
infocenter@med.uni-goettingen.de
www.herzzentrum.umg.eu
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Starkes Netzwerk für
den Patienten
Thoraxchirurgie an der Universitätsmedizin Göttingen
Der Bereich Thoraxchirurgie behandelt
Patienten mit Erkrankungen
der Lunge, des Mittelfells oder der
Brustwand. Das gesamte OP-Spektrum der
Thoraxchirurgie wird mit modernen Verfahren
abgedeckt. Besondere Schwerpunkte
unserer Klinik liegen in der Behandlung
von Lungenkrebs, von Thymustumoren,
von entzündlichen Erkrankungen der Lunge
und des Brustfells.
Neben dem Pflege- und Funktionsbereichspersonal
gewährleisten fünf langjährig erfahrene
und spezialisierte Ärzte eine hochwertige
medizinisch-chirurgische Betreuung.
LUNGENKREBS
Nach wie vor ist unter den bösartigen Erkrankungen
der Lungenkrebs bei Männern
die häufigste, bei Frauen die zweithäufigste
Todesursache. Die Operation ist trotz
der immensen Fortschritte in der Krebsbehandlung
bei der kurativen Behandlung
des Lungenkrebses die wichtigste Säule. Damit
in der Region Göttingen möglichst viele
Menschen mit Lungenkrebs eine bestmögliche
Behandlung bekommen können, wurde
das Lungentumorzentrum Universität
Göttingen gegründet, dessen chirurgischer
Arm die Thoraxchirurgie darstellt. In diesem
Zentrum werden die Kräfte der Universitätsmedizin
Göttingen, der Lungenfachklinik
Immenhausen und des Ev. Krankenhauses
Göttingen-Weende inkl. der Lungenfachklinik
in Lenglern gebündelt.
Dieses Zentrum ist seit 2014 durch die
Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert.
Für die Patienten besteht die Sicherheit,
dass das ärztliche und pflegerische Personal
eine gute Ausbildung und viel Erfahrung hat
und sich kontinuierlich weiterbildet. Behandlungsempfehlungen
werden hier grundsätzlich
durch ein Team verschiedener Fachrichtungen
ausgesprochen. Durch die jährlich
neu zu bestätigende Zertifizierung werden
die Strukturqualität und die Ergebnisse der
Behandlung überprüft. Dazu werden zum
Beispiel die Patientenzahl, Komplikationen,
die Langzeitergebnisse und die Einhaltung
der Entscheidungs- und Behandlungsregeln
kontrolliert.
INTERDISZIPLINARITÄT
Ein großes Anliegen ist die Interdisziplinarität,
die in der Thoraxchirurgie an vielen
Stellen gepflegt wird. Die Patienten sind auf
einer Station untergebracht, auf der auch
Ärzte der Lungenheilkunde tätig sind. So
können die Patienten chirurgisch und internistisch
in gleicher Weise betreut werden.
Bei ausgedehnten Lungenkrebserkrankungen,
die auch Organe neben der Lunge
betreffen, kommt die enge Zu sam menarbeit
mit allen chirurgischen Fachabteilungen
zum Tragen. Solche Operationen
werden gemeinsam mit den Ärzten der Unfall-
und plastischen Chirur gie, der Neurochirurgie,
der Herz- und Gefäßchirur gie
oder der Viszeralchirurgie durchgeführt. So
ist gewährleistet, dass für jeden Teilaspekt
der Operation ein Spezialist an der OP teilnimmt.
Abgesehen von der Kooperation mit
dem Lungentumorzentrum besteht eine
enge Zusammenarbeit mit dem zertifizierten
Zentrum für Neuromuskuläre Erkrankungen
der UMG. Patienten mit einer
Myasthenia gravis, bei der eine vermehrte
Muskel ermüdung durch Antikörper vorliegt,
werden unter anderem hier behandelt.
Wenn eine Vergrößerung der Thymusdrüse
oder eine Myasthenia gravis vorliegt, wird
gemeinsam entschieden, ob eine Entfernung
des Gewebes aus dem Mittelfell und
der Thymusdrüse anzuraten ist.
PROFIL
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FOTO: : UMG/KIMMEL
Auch bei Patienten mit Unfällen, die den
Brustkorb betreffen, wird gemeinsam mit
den Ärzten der Unfallchirurgie in entsprechenden
Fällen eine operative Behandlung
durchgeführt.
Wenn Erkrankungen der Luftröhre zu
Operationen zwingen, besteht eine Kooperation
mit der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde.
INDIVIDUALISIERUNG
Natürlich werden Patienten entsprechend
der geltenden Leitlinien und der aktuellen
Forschung behandelt. Trotzdem nimmt der
Grad an Individualisierung zu – die zunehmende
Anzahl an OP-Techniken und die
Berücksichtigung der Lebenssituation, der
Lebensqualität und die Erwartungen des
Patienten führen dazu. Die chirurgische
Behandlung wird speziell auf den einzelnen
Patienten zugeschnitten. Im Vorfeld wird
möglichst genau überlegt, wie viel Lungengewebe
entfernt werden muss oder kann,
und es werden möglichst schonende Techniken
angewandt.
Der Individualisierungsgrad ist bei den
entzündungsbedingten Erkrankungen besonders
hoch. Wenn sich im Rahmen ei-
ner Lungenentzündung im Brustkorb zwischen
Lunge und Brustwand Flüssigkeiten
ansammeln, müssen eventuell operative
Maßnahmen durchgeführt werden, wie
etwa die Einlage eines Wundschlauches,
eine Brusthöhlenspiegelung oder eine Operation
mit der Befreiung der Lunge von entzündungsbedingten
Narbenplatten, die die
Lunge fesseln.
Die Notwendigkeit, das eine oder andere
zu tun, ist nach genauer Untersuchung mit
Röntgenbildern, Ultraschall oder Computertomografien
festzulegen. Entscheidend sind
auch der Zustand des Patienten, die Entzündungsstärke
und die Erkrankungsdauer.
Wenn diese Dinge erfolgen, gibt es meist
gute Aussichten, die Entzündung erfolgreich
zu behandeln und auch die ursprüngliche
Lungenfunktion weitestgehend zu erhalten.
TECHNIK FÜR DAS PATIENTENWOHL
In den letzten 20 Jahren hat die technische
Miniaturisierung auch in der Chirur gie Einzug
gehalten, und es sind – ohne Einbuße
der Behandlungsqualität – immer mehr
Eingriffe in der minimalinvasiven Methode
durchführbar. Eingriffe können unter
Kamera sicht mittels dünner Instrumente
über mehrere 1 cm große Öffnungen in der
Brustwand durchgeführt werden. Die daraus
resultierende Gewebeschonung führt zu
einer schnelleren Erholung und kürzeren
Kranken hausaufenthalten. Noch präziser
kann mit dem da-Vinci ® -OP-Robotersystem
gearbeitet wer den, das auch an der UMG
eingesetzt wird.
KONTAKT
Universitätsmedizin Göttingen
Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie
Dr. Marc Hinterthaner
Leiter Bereich Thoraxchirurgie
Tel. 0551 39-66008
www.thg.uni-goettingen.de
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Experten für kranke Gefäße
Minimalinvasive Therapie bei Erkrankungen der Aorta (Hauptschlagader) und der arteriellen
Gefäße an der Universitätsmedizin Göttingen
Die Gefäßprothese (l.) wird der Anatomie der
Aorta individuell angepasst. Hierzu werden
die Gefäße der Patienten exakt vermessen und
mithilfe von Simulationen zu einem 3D-Modell
(r.) gefertigt.
Im Oktober 2017 wurde in der Klinik
für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie
der Universitätsmedizin Göttingen ein
neuer Behandlungsschwerpunkt für die
minimalinvasive Behandlung von komplexen
Erkrankungen der Aorta und peripheren
Gefäße etabliert. Das bestehende
Angebot des gefäßchirurgischen Bereichs
(Leitung: Florian Elger, Foto) wurde seither
weiter ausgebaut.
ETWA 40 VON 100.000 MENSCHEN erkranken
jährlich an einem Aortenaneurysma,
einer Aussackung der Hauptschlagader.
Je größer der Durchmesser des Aneurysmas
ist, desto größer ist auch die Gefahr
eines Risses (Ruptur). Insofern sollte ab einer
bestimmten Größe und spätestens bei
deutlichen Beschwerden eine offene Operation
oder ein minimalinvasiver Eingriff
zur Implantation einer Gefäßstütze (Stent)
dringend in Erwägung gezogen werden.
Der Einriss der Gefäßwand (Ruptur) stellt
in den meisten Fällen einen lebensbedrohlichen
Notfall dar.
Liegt das Aneurysma im unteren Teil der
Aorta, unterhalb des Abgangs der Nierengefäße
(infrarenales Aortenaneurysma), ist
eine minimalinvasive Stent-Implantation
über einen Zugang an den Leistenschlagadern
in der Regel gut durchführbar. Der
prothetische Ersatz der Aorta im Rahmen
einer offenen Operation erfordert im Langzeitverlauf
zwar weniger Nachkontrollen als
ein Stent, ist aber körperlich deutlich belastender
und daher für jüngere und gesündere
Patienten die Therapie der Wahl.
KOMPLIZIERTER WIRD ES, wenn das
Aneurysma auch Abschnitte der Hauptschlagader
im Brustraum oder im oberen
Bauchraum betrifft (thorakales Aortenaneurysma),
da hier zahlreiche lebenswichtige
Arterien – zum Beispiel für den Darm,
die Leber oder die Nieren – entspringen. In
diesen Fällen ist die klassische offene Operation
sehr kompliziert und mit erheblichen
Risiken verbunden. Für die Behandlung des
thorakalen Aortenaneurysmas stehen heutzutage
sogenannte „fenestrierte Stents“ zur
Verfügung, die individuell auf den jeweiligen
Patienten angepasst sind. Die Stents
verfügen über kleine Öffnungen, über die
weitere Stents zur Versorgung der Darmund
Nierendurchblutung eingesetzt werden
können. Das Risiko und die körperliche
Belastung für den Patienten liegen deutlich
unter dem einer offenen Operation.
Die Planung und Implantation der patientenindividuellen
Stents erfordert eine
sehr hohe Expertise und optimale technische
Ausstattung der behandelnden Klinik.
Die Eingriffe werden unter anderem mithilfe
von 3D-Modellen und moderner Computersoftware
millimetergenau geplant.
AN DER UNIVERSITÄTSMEDIZIN GÖT-
TINGEN werden die hochkomplexen Eingriffe
in hoher Zahl und mit sehr guten
Ergebnissen in enger Zusammenarbeit von
Spezialisten der Klinik für Thorax-, Herzund
Gefäßchirurgie (Direktor: Prof. Dr.
Ingo Kutschka) und des Instituts für Diagnostische
und Interventionelle Radiologie
(Direktor: Prof. Dr. Joachim Lotz) durchge-
PROFIL
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FOTOS : UMG/KIMMEL
Die prä- und postoperative Untersuchung gefäßchirurgischer Patienten wird in der Poliklinik der Klinik für Thorax-, Herz- und
Gefäßchirurgie der Universitätsmedizin Göttingen durchgeführt.
führt. Dies gilt ebenfalls für die schwierige
Therapie einer Aortendissektion (Einriss der
inneren Wandschichten der Schlagadern)
und andere Pathologien im Bereich des
Aortenbogens. Um die bestehenden Möglichkeiten
zu erweitern, wird im Dezember
2019 einer der modernsten Hybrid-Operationssäle
Deutschlands in Betrieb genommen,
der mit aktuellster Röntgen- und Computertechnik
ausgestattet ist. Die Patien ten
profitieren von noch mehr Sicherheit und
verkürzten Eingriffszeiten. Zudem können
schwierige Eingriffe, beispielsweise am
Aortenbogen, im Rahmen einer Narkose
als Hybrid-Operation durchgeführt werden.
Hierbei wird ein Teil der Operation offen
chirurgisch unter Einsatz der Herz-Lungen-
Maschine durchgeführt, der zweite Teil anschließend
endovaskulär mit Stentimplantation
unter Röntgendurchleuchtung.
SEIT 2017 PROFITIEREN DIE PATIENTEN
von einer weiteren technischen Entwicklung:
Schon jetzt werden nahezu alle Eingriffe
an den Hauptschlagadern mittels
eines etwa nur 1 cm langen Schnitts in der
Leistenregion perkutan durchgeführt. Das
weitere Freilegen der Leistenschlagadern
mit anschließender längerer Wundheilung
entfällt, da die Leistenschlagadern mithilfe
eines sogenannten Verschlusssystems nach
dem Einsetzen des Stents wieder verschlossen
werden. Dieses Vorgehen sorgt
für eine geringe Wundfläche mit schneller
Heilung und zügiger Genesung nach dem
Eingriff. Die notwendige Aufenthaltsdauer
in der Klinik reduziert sich damit in der Regel
deutlich.
Auch die übrigen Erkrankungen der Gefäße
(Arterien und Venen) werden im Bereich
Gefäßchirurgie der Klinik für Thorax-, Herzund
Gefäßchirurgie der UMG auf höchstem
Niveau, nach aktuellem Stand der Wissenschaft
und möglichst minimalinvasiv
durchgeführt. Weitere Behandlungsschwerpunkte
liegen in der Behandlung der Schaufensterkrankheit
(pAVK), der hirnversorgenden
Gefäße und der Shuntchirurgie.
„NEBEN EINER OPTIMALEN operativen
Versorgung setzen wir uns eine schnelle
Genesung der Patientinnen und Patienten
und das Vermeiden von langer Immobilität
als Ziel. Herausragende Pflegekräfte,
Wundmanager und Physiotherapeuten sorgen
während des stationären Aufenthaltes
für optimale Bedingungen. Es besteht eine
exzellente Zusammenarbeit mit den assozi-
ierten Fachabteilungen der UMG, um auch
bei schwierigen Fällen oder komplizierten
Begleiterkrankungen eine optimale Behandlung
zu gewährleisten. Zudem gibt es
eine regelmäßig stattfindende Gefäßkonferenz,
in der alle Patienten interdisziplinär
diskutiert werden und in der die jeweiligen
Therapien festgelegt werden“, sagt Florian
Elger, Bereichsleiter Gefäßchirurgie der Klinik
für Thorax-, Herz- und Gefäßchirur gie
der UMG.
KONTAKT
Universitätsmedizin Göttingen
Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie
Florian Elger (Bereichsleiter Gefäßchirurgie)
Tel. 0551 39-66004
thgchir@med.uni-goettingen.de
thg.uni-goettingen.d
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PROFIL
Zum Wohl der Patienten
Klinikdirektor Prof. Dr. Dirk
Beutner behält bei der
Aus- und Weiterbildung,
Forschung und Krankenversorgung
stets die
Zukunft im Blick.
FOTO: UMG (HNO KLINIK)
Medizin mit Köpfchen
Die Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde der UMG ist breit aufgestellt.
Die Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
der Universitätsmedizin
Göttingen (UMG) gilt als eine der
deutschlandweit führenden spitzenmedizinischen
Einrichtungen und ist von den
drei eng ineinandergreifenden Bereichen
Krankenversorgung, Forschung und Lehre
geprägt.
EIN TRADITIONELLER SCHWERPUNKT
der Klinik liegt in der Erforschung und Behandlung
von Krebserkrankungen des Kopf-
Hals-Bereichs. Im zertifizierten Kopf- Hals-
Tumorzentrum wird der Fokus nicht nur
auf die Rolle des körpereigenen Immunsystems
bei der Bekämpfung von Tumorerkrankungen
gelegt, sondern auch auf einen
chirurgischen Forschungsschwerpunkt:
den Einsatz von Operationsrobotern wie
dem da Vinci Xi. Mit diesem ist es möglich,
auch in unzugänglichen, engen Regionen
des Rachens extrem präzise und gleichzeitig
schonend durch den Mund zu operieren.
Bei komplexen Krebserkrankungen profitieren
die Patienten von der Zusammenarbeit
verschiedener Krebsexperten im interdisziplinären
Universitäts-Krebszentrum G-CCC
(Göttingen Comprehensive Cancer Center).
EIN WEITERER SCHWERPUNKT der Klinik
liegt in der Behandlung von Schwerhörigkeiten.
Hier steht insbesondere die
Wiederherstellung der Hörfähigkeit durch
Cochlea-Implantate (CI) im Vordergrund.
Mit einem CI werden die Fasern der Hörnerven
elektrisch erregt und somit das Hören
wiederhergestellt. Die Cochlea-Implantation
ist aber nur eine Möglichkeit, mit
denen die Spezialisten des Hörzentrums
der UMG ihren Patienten verloren gegangenes
Hören wiederherstellen können.
DIE 29 ÄRZTINNEN UND ÄRZTE der
auch überregional gefragten HNO-Klinik
behandeln jährlich ca. 3.000 stationäre Patienten
aller Altersgruppen und haben rund
25.000 ambulante Patientenkontakte. Dabei
besitzen die Medizinerinnen und Mediziner
eine besondere Expertise bei der Versorgung
schwerwiegender Erkrankungen sowie
in medizinischen HNO-Notfällen jeder Art.
Neben der Allergiebehandlung im Rahmen
des zertifizierten Allergiezentrums Südniedersachsen
gehören eine große Bandbreite
von Spezialsprechstunden zum
Konzept der Klinik. Hier informieren und
beraten die HNO-Experten zu Themen wie
Sprache und Stimme, kindlichen Hörstörungen,
Hörimplantaten, Nasen und Nasennebenhöhlen
sowie schlafbezogenen
Atemstörungen ebenso wie zu plastischästhetischen
Themen inklusive der Behandlung
mit Botulinumtoxin.
„Unsere Klinik richtet all ihre Kompetenzen
in Aus- und Weiterbildung, Forschung
und Krankenversorgung auf ein Ziel aus –
unseren Patienten optimal zu helfen“, sagt
der Klinikdirektor Prof. Dr. Dirk Beutner zusammenfassend.
KONTAKT
Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde der
Universitätsmedizin Göttingen
Robert-Koch-Straße 40
37075 Göttingen
Tel. 0551 39-63771
hno.umg.eu
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Abbildung: Von links nach rechts sieht man, wie
die Sonde in den Tumorknoten im Wirbelkörper
eingeführt wird (1). Durch die Erhöhung der
Temperatur sieht man, wie der Tumorknoten
zerstört wird (2 und 3; die Sonde ist auf
Teil abbildung 3 wieder entfernt). Durch den
gleichen Arbeitskanal kann der zerstörte Bereich
dann mit Zement wieder aufgefüllt werden (4).
(mit freundlicher Genehmigung durch T. Krüger)
PROFIL
Neuartige Methode hilft
Die Klinik für Neurochirurgie der UMG bietet mittels gezielter Radiofrequenz-Ablation
eine Behandlung von Wirbelsäulenmetastasen an.
Bis zu 85 Prozent der Patienten mit
Krebserkrankungen leiden an umschriebenen
Rückenschmerzen. Die
Schmerzen werden häufig durch sogenannte
Skelettmetastasen verursacht, also regionale
Absiedlungen der Krebserkrankung in
den Knochenstrukturen der Wirbelsäule.
Dadurch beginnt sich die Knochengrundstruktur
der Wirbelkörper aufzulösen. Das
kann neben Schmerzen auch dazu führen,
dass sich die Form der Wirbelsäule
verändert. Zudem beeinträchtigt eine zunehmend
aufgelöste Knochenstruktur naturgemäß
auch die Stabilitätsfunktion der
Wirbelsäule.
DIE SCHMERZEN BEI EINER WIRBEL-
SÄULENMETASTASIERUNG sind häufig
von solch starker Ausprägung, dass
sie trotz Schmerzmitteleinnahme zu einer
sehr deutlichen Einschränkung der
Lebens qualität führen. Mittels Computeroder
Magnetresonanztomografie kann
man herausfinden, ob und wie stark die
Krebserkrankung die Knochenstrukturen
der Wirbelsäule zerstört hat. Leider wird
bei Krebsbefall der Wirbelsäule oft entschieden,
dass die Patienten eine Bett ruhe
einhalten sollten, um bewegungsabhängige
Schmerzen, aber auch ein Einbrechen
der befallenen Wirbel mit etwaigen neurologischen
Ausfällen zu vermeiden. Diese
Vorsichtsmaßnahme ist heute allerdings
nur bedingt empfehlenswert, da sie mit einer
weiteren Verschlechterung der Lebensqualität
verbunden ist, ohne die Schmerzen
grundlegend zu verbessern.
IN SOLCHEN SITUATIONEN KANN DIE
NEUARTIGE METHODE der sogenannten
Radiofrequenzablation den Patienten
schnell und ohne großen Aufwand zu einer
deutlichen Verbesserung der Lebensqualität
verhelfen. Unter Radiofrequenzabla tion
ist die Hitzezerstörung des Tumor befalls
zu verstehen (Abbildung). Die Daten, die
in den letzten Jahren zur Überprüfung
des Behandlungs erfolgs dieser Methode
erhoben wurden, haben gezeigt, dass
diese Eingriffe sehr sicher, hilfreich und
gut verträglich sind. Daher schlagen neue,
internationale Behandlungsleitlinien nun
vor, eine solche Radiofrequenzablation
bei schmerzhaften Wirbelsäulenmetastasen
zu einer schnellen und andauernden
Schmerzlinderung einzusetzen. Zumeist
ist infolge der Schmerzreduktion bereits
direkt nach dem Eingriff eine bessere
Beweglichkeit möglich. Wird die Radiofrequenzablation
mit der Einspritzung von
Knochenzement in den befallenen Wirbel
kombiniert, lässt sich zudem die Stabilität
der Wirbelsäule verbessern und das Risiko
einer Rückenmarkschädigung durch ein
Zusammenbrechen des tumorbefallenen
Wirbels reduzieren.
DIESER MINIMALINVASIVE EINGRIFF
zur zielgerichteten Zerstörung der oft
knotig befallenen Regionen in den einzelnen
Wirbeln wird seit 2019 in der Neurochirurgischen
Klinik der Universitätsmedizin
Göttingen als einzigem Zentrum
in Südniedersachsen und Nordhessen
durchgeführt.
KONTAKT
Klinik für Neurochirurgie
Universitätsmedizin Göttingen
Prof. Dr. med. V. Rohde
RobertKochStraße 40
37075 Göttingen
Tel. 0551 3966033
nchisekr@med.uni-goettingen.de
www.neurochirurgie-uni-goettingen.de
Schwarmintelligenz
Moderne Medizin braucht Neugier, Forschergene, Teamgeist.
Wo viele denken, kommt viel heraus.
Universitäre Medizin in Göttingen ist innovativ.
Hightech-Medizin, modernste Labore, genaueste Bildgebung,
internationale Forschungsverbünde.
Und Menschen, die das alles können.
Dafür sind wir da.
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen, Telefon 05 51 / 39 - 0
www.universitaetsmedizin-goettingen.de