EYECOM 01|2020
DIE EYEWEARE-COMMUNITY
DIE EYEWEARE-COMMUNITY
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
leitsichtgläser sind eigentlich eine physikalische Unmöglichkeit.<br />
Sie funktionieren nur aufgrund von mehr oder weniger großen<br />
Kompromissen. Was aber auch immer bedeutet: Sie sind umso<br />
besser und verträglicher, je kleiner die unvermeidlichen Fehler sind.<br />
Für die Oberflächen aller Progressivgläser gilt seit jeher der so genannte<br />
„Satz von Minkwitz“. Dieser besagt, dass der Flächenastigmatismus eines<br />
Gleitsichtglases von der Mittellinie zur Peripherie hin zunimmt, die Breite<br />
des Progressionsbereichs mit der Höhe der Addition abnimmt und dass<br />
der Progressionsbereich umso breiter wird, je länger der Progressionskanal<br />
ist. Damit beschreibt er die Rahmenbedingungen, innerhalb derer sich die<br />
Konstrukteure von Gleitsichtgläsern in aller Welt die „richtigen“ – also am<br />
wenigsten störendsten - Kompromisse heraussuchen und miteinander kombinieren<br />
müssen. Ein Progressivglas mit „minus 1, Add 1,5“ funktioniert mit<br />
jedem Gleitsichtglas-Design der Welt. Aber je höher Fernwert, Astigmatismus<br />
und vor allem die Addition werden, umso komplizierter wird die Vermeidung<br />
störender Aberrationen und unerwünschter Effekte.<br />
Für ihre Forschung verwendeten die Produktentwickler von Novacel und<br />
Leica Eyecare die so genannten „Volterra-Reihen“, die am Ende auch in die<br />
Namensgebung einflossen. Diese mathematischen Funktionen gehen auf<br />
den italienischen Mathematiker und Physiker Vito Volterra (1860-1940)<br />
zurück und ermöglichen die Linearisierung eines ursprünglich nicht-linearen<br />
Signals. Diese Erkenntnisse wurden bislang vor allem für Schallwellen<br />
in der Akustik verwendet; sie funktionieren aber auch mit Lichtwellen. Mit<br />
„Nicht-Linearität“ bezeichnet man in der Mathematik die Besonderheit des<br />
Nicht-Erfüllens des Überlagerungsprinzips, wenn also ein Ausgangssignal<br />
nicht proportional zum Eingangssignal ist.<br />
Vito Volterra, 1860-1940<br />
Dank der Anwendung der Volterra-Reihen im Rahmen der mehrjährigen Forschung<br />
und Entwicklungsarbeit für „Variovid Volterra“ war es möglich, die<br />
aus dem Satz von Minkwitz resultierenden Aberrationen erheblich zu reduzieren.<br />
Die so genannte „ÉO-tech“-Technologie ist ein patentierter Algorithmus<br />
zur Berechnung progressiver Oberflächen, der ausgehend von einer bestimmten<br />
Geometrie eine Vielzahl von umgekehrten Oberflächen vorschlägt<br />
und schließlich das optische Profil auswählt, das den Bedürfnissen des Brillenträgers<br />
am ehesten entspricht. Dieses Verfahren verringert die störenden<br />
Aberrationen um bis zu 65 Prozent, was die Spontanverträglichkeit und den<br />
Sehkomfort massiv erhört.<br />
Selbstbewusst bezeichnet der Hersteller sein neues Produkt als „das Ende<br />
des Gleitsichtglases“ und als „perfekte Symbiose aus Notwendigkeit und Innovation,<br />
Performance und Genialität“: Variovid Volterra soll seinen Trägern<br />
das Gefühl geben, ein Einstärkenglas zu tragen. Das entspricht auch dem<br />
Anspruch der Kernmarke Leica an all ihre Produkte wie Kameras, Ferngläser,<br />
Mikroskope und Messinstrumente: Sie sollen nicht nur gut verkäuflich sein,<br />
sondern möglichst in jeder Hinsicht die Spitze des jeweiligen Produktsegments<br />
markieren.<br />
Wahrnehmungswerte in 2D: Linearisierung der<br />
Kräfte beim Variovid Volterra = keine optischen Aberrationen<br />
Auf der Pariser SILMO im Herbst 2019 wurde das neue Glas erstmals der<br />
Branchenöffentlichkeit vorgestellt und gewann als herausragende Innovation<br />
auch gleich den begehrten „Silmo d’Or“ in der Kategorie „Brillengläser“.<br />
Auf der Münchner opti im Januar 2020 werden die Augenoptiker in<br />
Deutschland die Gelegenheit haben, die neue Technologie kennenzulernen.<br />
Sie steht nicht nur für ein neues Brillenglas, sondern für eine weitere Möglichkeit,<br />
sich auf einem sich wandelnden Markt nicht mit ruinösen Preiswettbewerben,<br />
sondern mit augenoptischer Fachkompetenz zu profilieren. Denn<br />
wer die Produktpolitik und Fachhandelstreue von Novacel kennt, weiß auch:<br />
Diese Gläser wird es immer nur bei Spitzen-Augenoptikern geben.<br />
www.leica-eyecare.com<br />
opti ’20 · Halle C5 · Stand 321<br />
Wahrnehmungswerte in 3D: Links bei einem konventionellen<br />
Freeform-Gleitsichtglas: Inversion der Sphäre = optische Aberrationen<br />
Rechts bei Variovid Volterra:<br />
Linearisierung der Kräfte = keine optischen Aberrationen<br />
WWW.EYE-COM.NET<br />
53