EYECOM 01|2020
DIE EYEWEARE-COMMUNITY
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Entwerfen, Herstellen-Lassen und Verkaufen von Brillen; sie interessiert<br />
auch und vor allem der Prozess, wie ein solches Produkt zu seinem Besitzer<br />
findet und ihn begeistert. Denn der Kauf einer Brille läuft bekanntlich<br />
vollkommen anders ab als der von Alltagsprodukten: Eine Brille zu kaufen<br />
ist im Idealfall ja nicht nur ein Griff in ein Regal, sondern ein kurzer oder<br />
auch langer Weg – und im Idealfall eine Entdeckungsreise, an deren Ende<br />
die ganz persönliche Brille gefunden wird. So gesehen ist ein eigenes<br />
Geschäft für einen Brillenhersteller auch eine Art Versuchslabor: Hier<br />
erfährt er unmittelbar, ob und wie seine Produkte funktionieren.<br />
Das Konzept des Flagship-Stores passt zu seinen Produkten: „Das<br />
Geschäft ist ein ganzes Universum der Nachhaltigkeit“, erklärt Mai-Britt<br />
Seaton mit leuchtenden Augen. „Hier gibt es Brillen, Kontaktlinsen, Zero<br />
Waste-Zubehör und Bio-Brillenseife.“ Unter dem Motto „Reduzieren und<br />
wiederverwenden“ wurde das Geschäft mit recycelten Möbeln, speziellen<br />
Dekorationen und Pflanzen eingerichtet. „Fast jeder Gegenstand hier<br />
hat eine eigene Geschichte, die viel weiter zurückreicht als bis zur Eröffnung<br />
des Ladens“, sagt Morten Seaton. „Zum Beispiel die Palme, die vorher<br />
im Wohnzimmer einer Familie stand, die sorgfältig aufgearbeiteten<br />
Sessel und Regale, oder die Kleiderbügel von einer alten Dame, die auf<br />
der anderen Straßenseite wohnt.“ Das Schrottmetall, aus dem die Theke<br />
gebaut wurde, haben liebe Freunde gestiftet.<br />
Trotzdem ist der Monkeyglasses-Store keine grüne Optiker-Idylle, in<br />
der bei Tee und Räucherstäbchen ein bisschen über Brillen geplaudert<br />
wird; technologisch ist der Flagship-Store absolut auf der Höhe der Zeit.<br />
Dabei ist Morten Seaton ein großer Verfechter so genannte „Mehrbrillen-Konzepte“:<br />
„Früher hatten die meisten Leute eine einzige Brille, die<br />
alle Zwecke abdecken musste“, sagt er, „heute kann ich meinen Kunden<br />
mit der passenden Brille die Arbeit am Computer erleichtern; ich kann<br />
ihnen die richtige Brille für das nächtliche Autofahren oder für die perfekte<br />
Golfrunde anfertigen, aber auch eine spezielle Sonnenbrille, mit<br />
der sie im Garten ein gutes Buch lesen können.“ Doch auch hier sind<br />
Eine Brille zu kaufen ist im Idealfall<br />
eine Entdeckungsreise, an deren Ende die<br />
ganz persönliche Brille gefunden wird.<br />
Produkte nur Mittel zum Zweck: „Wir haben die absolut besten Technologien,<br />
um Refraktionen durchzuführen, aber um am Ende optimale<br />
Lösung für unsere Kunden zu finden, kommt es immer auf die Interaktion<br />
zwischen zwei Menschen an. Nur wenn die Kunden sich sicher<br />
und wohl fühlen, kann daraus eine optimale Lösung werden – egal, ob<br />
am Ende eine Brille, Kontaktlinsen oder beides steht.“ Ein besonderes<br />
Symbol für das Unternehmen ist eine zweiflügelige alte Tür mit Sprossenfenstern,<br />
die früher einmal auf den Hinterhof des Gebäudes führte<br />
und die die beiden dänischen Unternehmer unbedingt erhalten wollten.<br />
Heute trennt sie den Laden vom Büro, und Mai-Britt Seaton freut<br />
sich, dass sie eine jahrzehntealte Geschichte erzählt: „Die wundervolle<br />
Patina dieser Tür erinnert uns jeden Tag daran, dass ein gut gefertigter<br />
Gegenstand viel mehr wert ist als minderwertige Produkte.“<br />
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