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finetobacco<br />
FREUDE AM LEBEN. SPASS AM GENUSS.<br />
[+]<br />
01 | März | April | Mai 2024 | 5,- €<br />
GENUSS ALS PASSION<br />
Butler – Sommelier – Ambassador. Individuell, aber immer mit ganz viel Leidenschaft.<br />
ZIGARRE<br />
Coffee Break –<br />
mach mal Pause<br />
PFEIFENTABAK<br />
Neue, frische<br />
Rauchwolken<br />
SPIRITUOSEN<br />
Hochprozentiges<br />
aus der Traube
MACK&SCHÜHLE AG, WWW.MUS.DE
EDITORIAL<br />
» FRÜHLINGSERWACHEN!<br />
GENUSSVIELFALT ZEIGT SICH<br />
AUF BESTEN SEITEN.«<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
mit den ersten Sonnenstrahlen nach<br />
gefühlt ewiger Grauzone am Himmel<br />
erwacht unser Genussverlangen<br />
auf andere Art. Schön waren die<br />
Stunden zuhause oder bei Freunden,<br />
aber nun zieht es uns raus. Die<br />
Terrassen rufen, die Zigarrenrunde<br />
im Freien, der Sundowner im Garten<br />
oder es lädt sogar schon der Biergarten<br />
ein. Wir wünschen auf jeden<br />
Fall viel Vergnügen und Muße. Als<br />
Lektüre empfehlen wir diese Ausgabe<br />
von FINE TOBACCO, die reichlich<br />
Abwechslung bietet.<br />
Besuchen Sie mit uns die ausgezeichneten<br />
Bar-Locations in München<br />
und Paris. Lassen Sie sich in<br />
die passionierten Welten eines<br />
Zigarrensommeliers, einer Butler-<br />
Academy und eines Brand-Ambassadors<br />
entführen. Ganz besondere Einblicke,<br />
die Sie überraschen werden.<br />
Ein Brandy Special liefert Inspiration<br />
für die nächsten Freundestreffen.<br />
Wer diese herausragenden Köstlichkeiten<br />
kredenzt, ist mit Sicherheit<br />
ganz weit vorne im Ranking „Bester<br />
Gastgeber“.<br />
Natürlich darf auch Kuba nicht<br />
fehlen, denn unsere beliebte Serie<br />
„Hecho a Mano“ liefert echtes Know-<br />
How. Ein Abstecher nach Mexico<br />
bringt uns die Kombination von Tequilla<br />
und Zigarre näher. Spannend!<br />
Weitere schöne Pairings schließen<br />
sich an und geben Ideen.<br />
In der aktuelle Zigarren-Gala, mit<br />
den wunderschönen Foto-Kreationen<br />
aus unserem Studio, laden wir<br />
Sie ein, unter dem Motto „Pause -<br />
Perla - Panetela“, ein genussvolles<br />
Coffee-Break mit den Kleinsten<br />
im Sortiment zu absolvieren. Die<br />
schlanke, elegante Panetela eignet<br />
sich dafür ebenso wie die kompakte<br />
Perla.<br />
Ein ganz besonderes Leseerlebnis<br />
bereitet Ihnen Elmar Schalk mit<br />
seiner Geschichte über Frida Kahlo,<br />
der bedeutenden mexikanischen<br />
Malerin, die mit ihren Werken die<br />
volkstümlichen Entfaltung des Surrealismus<br />
verkörperte. Motive mit<br />
Tiefgang, aber auch mit Nähe zum<br />
Genuss.<br />
Und last but not least sendet Jens<br />
Meyer „Neue Rauchwolken“ aus der<br />
Welt des Pfeifentabaks.<br />
Tauchen Sie also ein in diese bunte,<br />
abwechslungsreiche und kreative<br />
Genussmischung von FINE TOBACCO,<br />
Ihrer Lektüre für die schönen<br />
Stunden auf der Terrasse oder im<br />
Garten. In diesem Sinne wünschen<br />
wir viele Lesevergnügen und Sonne<br />
im Herzen.<br />
Es grüßt herzlich<br />
Ihr<br />
Bodo Meinsen<br />
Verleger/ Chefredakteur<br />
FINE TOBACCO<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 3
INHALT<br />
48-49<br />
Kikis Reisenotizen<br />
SINGAPUR –<br />
BERAUSCHENDE AFFÄREN<br />
06- 09<br />
barart<br />
VIER JAHRESZEITEN BAR<br />
UND PRINCE DE GALLES<br />
14-20<br />
Titelstory<br />
WENN PASSION IM<br />
BERUF LEBT, DANN LEBT<br />
AUCH DER GENUSS<br />
34-37<br />
Serie<br />
HECHO A MANO TEIL 9<br />
10-13<br />
Magazin<br />
DAS KALEIDOSKOP<br />
GUTEN GESCHMACKS<br />
38-41<br />
Story<br />
DER GESCHMACK<br />
MEXIKOS<br />
42-47<br />
Fine Pairings<br />
TRAU(B)EN SIE UNS!<br />
4<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
IMPRESSUM<br />
62-65<br />
Pfeife<br />
FRISCHE<br />
RAUCHWOLKEN<br />
INHALT<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+ ] <strong>01|24</strong><br />
50-60<br />
Zigarre<br />
COFFEE BREAK<br />
PERLA • PANETELA<br />
HERAUSGEBER + VERLEGER<br />
Bodo Meinsen<br />
VERLAG<br />
MMM Medien Marketing Meinsen<br />
Inhaber: Bodo Meinsen<br />
Chiemseering 11<br />
D-85551 Kirchheim bei München<br />
Tel.: +49(0)89-90 52 90 72<br />
Fax: +49(0)89-90 52 90 73<br />
Redaktion: Der Genussverlag<br />
Heinz Putschies<br />
Im Kefferbach 60<br />
D-54584 Jünkerath<br />
Tel.: +49(0)6597-1259862<br />
CHEFREDAKTEUR<br />
Bodo Meinsen (V.i.S.d.P.)<br />
meinsen@genussverlag.com<br />
GRAFIK DESIGN<br />
Sigrid Lupfer<br />
ART-DIRECTION<br />
Heinz Putschies<br />
putschies@genussverlag.com<br />
MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />
Kiki Baron, Jens Meyer, Michael Peter,<br />
Claudia Puszkar, Stephan Rack,<br />
Wolfgang Specht, Elmar Schalk<br />
BILDREDAKTION<br />
Heinz Putschies<br />
putschies@genussverlag.com<br />
FOTOGRAFEN DIESER AUSGABE<br />
Adobe Stock, Nina Bauer,<br />
Studio Jan Roeder<br />
58-63<br />
Portrait<br />
FRIDA KAHLO<br />
TITELFOTO<br />
The International Butler Academy<br />
REDAKTIONSASSISTENZ<br />
Petra Kammerstetter<br />
ANZEIGENLEITUNG<br />
Bodo Meinsen<br />
VERTRIEB & ABONNEMENT-BESTELLSERVICE<br />
MMM Medien Marketing Meinsen<br />
Fax: +49(0)89 - 90 52 90 73<br />
E-Mail: petra@medien-marketing-meinsen.de<br />
DRUCK<br />
Bonifatius GmbH Druck | Buch | Verlag<br />
Karl-Schurz-Str. 26, 33100 Paderborn<br />
26-33<br />
Special<br />
BRANDYS, GRAPPAS,<br />
COGNAS & CO.<br />
ABONNEMENT-JAHRESBEZUGSGEBÜHR<br />
20,00 Euro (4 Ausgaben)<br />
Anzeigenpreisliste auf Anfrage.<br />
Alle Rechte vorbehalten. FINE TOBACCO[+] und<br />
alle darin enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich<br />
geschützt.<br />
Eine Verbreitung ist nur mit ausdrücklicher<br />
Genehmigung des Verlages zulässig. Für<br />
unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial<br />
wird keine Haftung übernommen.<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 5
BARART<br />
DRINKS<br />
AMBIENTE<br />
STYLE<br />
Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski München<br />
Maximilianstrasse 17 · 80539 München<br />
Telefon: +49 89 2125 0<br />
E-Mail: reservation.vierjahreszeiten@kempinski.com<br />
www.kempinski.com/de/hotel-vier-jahreszeiten<br />
6<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
DIE JAHRESZEITEN BAR DES<br />
HOTEL VIER JAHRESZEITEN IN MÜNCHEN<br />
Maximilian II. von Bayern ist der Namensgeber<br />
für die prachtvolle Maximilianstraße,<br />
an der eines der ältesten<br />
Grandhotels der Welt beheimatet<br />
ist. Der König von Bayern ließ das<br />
Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski<br />
München errichten, um Gäste aus aller<br />
Welt in den über 300 Zimmern und<br />
Suiten unterbringen zu können.<br />
Das Fünf-Sterne-Luxushotel bietet<br />
alles, was das sich Besucher<br />
wünschen: Zimmer und Suiten im<br />
modernen und doch traditionellen<br />
Design, eine Luxus Spa und kulinarische<br />
Highlights in den Restaurants<br />
und Bars des Grandhotels.<br />
Barmanager Aleksandar Vujin (3. von rechts) und sein Team<br />
Ein besonderer Glanzpunkt ist die<br />
Jahreszeiten Bar, die diskret im Art<br />
Deco-Interieur des Hotel Vier Jahreszeiten<br />
Kempinski versteckt liegt. Als<br />
Hausgast oder externer Besucher<br />
kann man in dieser Bar und im Bereich<br />
der Lobby beispielsweise Café<br />
trinken und Trüffelpommes speisen.<br />
Darüber hinaus bietet die klassische<br />
American Bar umfangreiche Kollektion<br />
von Signature- Cocktails, Champagner-Cuvées,<br />
Brandy-Jahrgängen,<br />
Whisky Variationen und anderen<br />
erstklassigen Spirituosen.<br />
Der Barmanager und somit Gastgeber<br />
der Jahreszeiten Bar ist Aleksandar<br />
Vujin, der seit 2021 als Chef<br />
des Barteams fungiert. Der bekennende<br />
Single Malt Whisky-Fan legt<br />
bei der Auswahl seiner Produkte viel<br />
Wert auf Qualität und setzt zudem mit<br />
seinem Team partiell Spirituosen und<br />
Sirups selbst an, um seinen Gästen<br />
ein noch besseres Geschmackserlebnis<br />
präsentieren zu können.<br />
Aficionados haben die Möglichkeit<br />
sich in die Kempinski Cigar Lounge by<br />
Zechbauer zurückzuziehen. Auf einer<br />
Fläche von über 40 Quadratmetern<br />
mit einer hochwertigen Ventilation<br />
stehen beste Zigarren rund um die<br />
Uhr zur Verfügung: Lieferant ist Max<br />
Zechbauer, Deutschlands traditionsreiches<br />
Zigarren-Spezialgeschäft mit<br />
Royal Bavarian Flair<br />
Sitz in München. Das Unternehmen,<br />
das bereits in der siebten Generation<br />
geführt wird, hat direkt neben der<br />
Lounge einen Cigar-Store eröffnet –<br />
die Lounge und Shop sind verbunden.<br />
Für Barmanager Aleksandar Vujin<br />
ist dies ein weiteres Angebot für hochwertigen<br />
Genuss für seine Gäste –<br />
beim Besuch von Fine Tobacco vor Ort<br />
waren wir begeistert.<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 7
BARART<br />
LE PATIO IN PRINCE DE GALLES<br />
Begehrt das Viertel im Golden<br />
Dreieck an der Champs-Elysées, ikonisch<br />
die Architektur des Prince de<br />
Galles an der Avenue George V.: Das<br />
Hotel, Mitglied von Marriott The Luxury<br />
Collection, wurde zu Beginn der<br />
Art-Déco-Epoche von André Arfvidon<br />
erbaut und 1929 eröffnet. In den 10er<br />
Jahren war es der weltberühmte Architekt<br />
und Interior Designer Pierre-Yves<br />
Rochon, der dem Bauwerk<br />
neues Innenleben bescherte. Das<br />
glamouröse Update ist Reminiszenz<br />
an das gradlinige Design des Art-Décos<br />
und betont wertvolle Materialien.<br />
Was einem gleich beim Eintritt in die<br />
Halle ins Auge fällt: schwarzer Marmor<br />
zu Füßen, die Möbel aus Makassar-<br />
Ebenholz und an der Decke ein<br />
handgefertigter Kronleuchter von<br />
Maison Delisle.<br />
Auch in den Bädern der eleganten<br />
Zimmer und großräumigen Suiten<br />
glänzt schwarzer Marmor. Viele<br />
verfügen über einen Balkon, die am<br />
höchsten gelegenen mit Blick über<br />
die Dächer von Paris. Wie die grandiose<br />
Suite Lalique by Patrick Hellmann,<br />
zu der eine weitläufige Terrasse gehört.<br />
Der deutsche Modedesigner<br />
stattete anschließend das Schlosshotel<br />
im Grunewald aus. Zusammen mit<br />
dem Pariser Glashersteller schuf er<br />
im Prince de Galles eine einzigartige<br />
Wohnwelt, hauptsächlich in Schwarz<br />
und Gold. Helle Prunkstücke sind<br />
skulpturale Vasen, Bas-Reliefs und<br />
verzierte Tische.<br />
Die beiden Restaurants zollen<br />
ebenfalls dem dunkel gehaltenen<br />
Art-Déco-Design Tribut. Kulinarisches<br />
Highlight ist das japanisch-koreanische<br />
Akira Back, betreut von Namenspatron<br />
und Sternechef, den das<br />
Hotel für sein erstes europäisches<br />
Projekt gewinnen konnte. Wer den<br />
Köchen bei ihrer Feinarbeit auf die<br />
Finger schauen möchte, nimmt am<br />
Tresen Platz. Für Restaurant & Bar<br />
1920 schreibt Norbert Taraye verantwortlich.<br />
Seine französische Bistro-Küche<br />
spielt gekonnt mit lokalen<br />
Produkten. Ein bildschöner Hingucker<br />
ist die freistehende Bar.<br />
Zwischen der Indoor-Gastronomie<br />
versteckt sich Le Patio. Der intime<br />
Innenhof wartet mit Sitzecken, Cabanas<br />
und Palmen auf. Im Winter verwandelt<br />
er sich in Zusammenarbeit<br />
mit Modehaus Moncler zu einer Art<br />
offenen Hüttenzauber. Im Sommer<br />
kommt eher Cote d‘Azur-Gefühl auf.<br />
Bewirtet wird er auf Wunsch von beiden<br />
Restaurants. Natürlich auch von<br />
der Bar, speziell zur Cocktailstunde.<br />
Zudem sitzt man hier wunderbar zum<br />
opulenten Sonntagsbrunch. Und es<br />
darf geraucht werden. Zigarren-Aficionados<br />
können aus einer Top-Selektion<br />
wählen.<br />
DRINKS<br />
AMBIENTE<br />
STYLE<br />
8<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
Prince de Galles, a Luxury Collection Hotel, Paris<br />
33 Avenue George V, 75008 Paris Frankreich<br />
Tel.: +33-1-53237848 (gebührenfrei) Fax: +33 1-53234336<br />
www.marriott.com/de/hotels/<br />
parlc-prince-de-galles-a-luxury-collection-hotel-paris<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 9
MAGAZIN<br />
Empfehlenswertes für echte Genießer:<br />
Spirituosen, Informatives und mehr...<br />
Bruichladdich Eighteen und Thirty<br />
The Bruichladdich Eighteen ist der<br />
erste permanente 18-jährige Single<br />
Malt im Bruichladdich- Portfolio. Als<br />
die Brennerei im Jahr 2001 wiedereröffnet<br />
wurde, machte sich das Team<br />
von Bruichladdich auf den Weg, das<br />
Konzept des Terroirs in die Whiskywelt<br />
einzuführen.<br />
Auf der Suche nach Geschmack<br />
und zur Unterstützung der Landwirtschaft<br />
auf Islay begann Bruichladdich<br />
im Jahr 2004 mit einem Landwirt<br />
zusammenzuarbeiten. Dieser Pionierversuch<br />
hat sich inzwischen auf<br />
20 wichtige landwirtschaftliche Partner<br />
ausgeweitet, die über 50 % der<br />
Gerste für die Gesamtproduktion der<br />
Brennerei anbauen.<br />
The Bruichladdich Eighteen reift<br />
ausschließlich auf Islay, hauptsächlich<br />
in Ex-Bourbon-Fässern und einer<br />
kleinen Anzahl von Weinfässern.<br />
Vollmundig und wunderbar duftend,<br />
mit Noten von Honig, Karamell und<br />
Zitrusfrüchten in der Nase und einer<br />
Mischung aus tropischen Früchten<br />
und gerösteter Eiche am Gaumen.<br />
Bruichladdich Eighteen 50 vol%, 0,7 Liter.<br />
UVP 169 €<br />
The Bruichladdich Thirty ist die<br />
Geschichte der Wiederauferstehung<br />
der Destillerie auf den Hebriden. Die<br />
Geschichte von Bruichladdich wäre<br />
1994 beinahe zu Ende gegangen, als<br />
die Türen der Brennerei geschlossen,<br />
der Standort eingemottet und<br />
die Arbeiter entlassen wurden. In den<br />
folgenden sieben Jahren bewahrten<br />
die beiden verbliebenen Mitarbeiter<br />
die Fässer auf, die in den Tiefen der<br />
Lagerhäuser weiter reiften, bevor die<br />
Brennerei 2001 wieder in Betrieb genommen<br />
wurde.<br />
Der Bruichladdich Thirty ist ein<br />
limitierter und raffinierter Single<br />
Malt Scotch Whisky, der mit 43,2%<br />
abgefüllt wird und die Süße von<br />
gerösteter Eiche, Honig und sanfter<br />
Vanille in den Vordergrund stellt. Ein<br />
Hauch von dunkler Schokolade ergänzt<br />
das elegante, blumige Profil<br />
der Spirituose.<br />
Bruichladdich Thirty 43,2 vol%, 0,7 Liter.<br />
UVP 1.700 €<br />
10<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
Mossburn Speyside Blended Malt Scotch Whisky<br />
Hinter Mossburn steht der Master Blender Neil Macleod Mathieson, der<br />
seit über 40 Jahren in der Spirituosenszene aktiv ist. Als Mitgründer von<br />
Mossburn half er maßgeblich die Firma und deren beiden Brennereien in<br />
Schottland aufzubauen - die ersten Abfüllungen unter dem eigenen Namen<br />
Mossburn wurden im Jahr 2017 auf den Markt gebracht.<br />
Die Signature Casks Blended Malts von Mossburn werden aus eigenen<br />
gesammelten Lagerbeständen ausgewählt und geblendet. Sie präsentieren<br />
die klassischen regionalen Aromen und auch typische Merkmale der<br />
ausgewogenen und komplexen Scotch Malt Whiskys. Die Whiskys reifen vor<br />
ihrem ersten Blend zuerst in amerikanischen Eichenfässern. Anschließend<br />
erhalten sie eine zweite Reife in speziellen Mossburn-Fässern. Grundsätzlich<br />
werden die Abfüllungen weder kühlgefiltert noch mit Farbstoffen<br />
versetzt.<br />
Dieser Mossburn Speyside erhielt im zweiten Reifeschritt eine Reifung<br />
in erstmals eingesetzten Oloroso Sherry-Fässern und zum Abschluss eine<br />
Lagerung in einem Fass aus amerikanischer Eiche, das vorher besonders<br />
intensiv ausgebrannt wurde. Mossburn präsentiert das Vorgehen bei der<br />
Fassreifung wunderbar transparent auf den Etiketten und den Verpackungen<br />
der Flaschen.<br />
Der Mossburn Signature Speyside bietet in der Nase eine angenehme<br />
Holznote, die durch Vanille und Noten von Oloroso Sherry ergänzt werden.<br />
Im Geschmack üppig mit Zitrusnoten, Aromen von weißem Pfeffer und ein<br />
Hauch exotischer Früchte.<br />
Mossburn Speyside Blended Malt Scotch 46 vol%, 0,7 Liter. UVP 39,99 € | www.marussiabeverages.de<br />
VAUEN präsentiert ihre Neuheiten<br />
für Frühjahr/Sommer 2024 diesmal<br />
unter dem Motto „Pairing“. In einer<br />
Welt, in der die Hektik des Alltags an<br />
jeder Straßenecke spürbar ist, lädt<br />
die traditionsreiche Pfeifenmanufaktur<br />
dazu ein, sich bewusst Zeit für die<br />
schönen Dinge des Lebens zu nehmen.<br />
Seit 1848 widmet sich VAUEN<br />
der handwerklichen Herstellung von<br />
Meisterstücken für Genießerinnen<br />
und Genießer weltweit.<br />
Die Idee hinter "Pairing" ist es, die<br />
Freude am Genuss in unserer Gesellschaft<br />
zu fördern und zu bewahren.<br />
Der Prospekt vereint die handgefertigten<br />
Neuheiten von VAUEN mit Produkten<br />
von leidenschaftlichen Herstellern,<br />
darunter Winzer, Barkeeper<br />
und Chocolatier. Diese Symbiose verspricht<br />
ein einzigartiges Erlebnis für<br />
die Sinne.<br />
The innovative smoking experience<br />
Die Pfeifenmanufaktur VAUEN setzt auf bewussten Genuss im hektischen Alltag<br />
die Designerpfeife Felix mit ihrem<br />
formvollendeten Design, sowie die<br />
Weißpunktserie Jay, die das lebhafte<br />
Flair der 20er Jahre in das Jahr<br />
2024 zaubert. Als besondere Neuheit<br />
präsentiert VAUEN das Rauchgerät<br />
JUCAN, das mit raffinierter Innovation<br />
und technischen Features beeindruckt.<br />
Nehmen Sie sich Zeit zum<br />
Durchschmökern der Neuheiten und<br />
freuen Sie sich auf Ihren nächsten<br />
Genussmoment.<br />
Innovation trifft Handwerkskunst.<br />
JUCAN® steht für eine neue Kategorie<br />
in der Welt des Rauchgenusses.<br />
„The innovative smoking experience“.<br />
Moderne Formen, nützliche Features<br />
und vielfältig einsetzbar. Perfekt<br />
für den Genuss jeglicher Art. Das<br />
"all-inclusive-package" ermöglicht<br />
die Aufbewahrung eines zusätzlichen<br />
6mm Filters. Der eigens<br />
Zu den Highlights zählen unter entwickelte Stopfer ist stets griffbereit,<br />
und im Deckel befindet sich anderem die neue Jahrespfeife, www.vauen.de<br />
ein Depot für die extra Portion. Der<br />
6mm Aktivkohlefilter sorgt dabei<br />
für angenehmen Rauch, besseren<br />
Geschmack und volle Wirkung.<br />
Das exklusive Aluminium-Case<br />
ist nicht nur wasserdicht, sondern<br />
auch geruchsdicht. Get ready and<br />
enjoy! Die JUCAN gibt es in drei<br />
Ausführungen –<br />
schwarz matt,<br />
braun matt<br />
und schwarz/<br />
braun sandgestrahlt<br />
zu<br />
einem UVP<br />
von 169€.<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 11
MAGAZIN<br />
The Dalmore Single Malt Whisky im China Club Berlin<br />
Am Abend des 23. Januar 2024 wurde eine der weltweit<br />
auf 150 Stück limitierten „The Dalmore Cask<br />
Curation Sherry Collection“ im Wert von 35.500 Euro<br />
an den China Club Berlin übergeben. Die Single Malt<br />
Scotch Whisky des dreiteiligen Sets reiften 26, 28<br />
und 43 Jahre, einen Großteil davon in ausgewählten<br />
Sherry-Fässern von Gonzáles Byass. The Dalmore<br />
würdigt mit dieser auf 150 Stück weltweit limitierten<br />
Serie sowohl den langjährigen Partner aus Spanien,<br />
als auch die Whiskymacher Richard Paterson als Master<br />
Blender und Greg Glass als Master Whisky Maker.<br />
In dem exklusiven Privatclub „China Club“ können<br />
diese besonderen Raritäten kostenpflichtig verkostet<br />
werden - wenn man dann als Member Zugang hat. Es<br />
gibt aber in Berlin mit dem Hotel eine Alternative, um<br />
andere außergewöhnliche Dalmore Raritäten zu genießen:<br />
Im Luxushotel de Rome in Berlin am historischen Bebelplatz<br />
bietet der Barbereich für uns Aficionados ein<br />
doppeltes Vergnügen: Die hier angebotenen Dalmore-Varianten<br />
bieten eine Range von 12 bis 40 Jahre<br />
gereiften Dalmore Whiskys - dazu so beliebte Varianten,<br />
wie den Cigar Malt, King Alexander und Dalmore<br />
Quintessence.<br />
Dazu findet man darüber hinaus im Dalmore Humidor<br />
ein interessantes Angebot von Zigarren. Der Barmanager<br />
berät die Gäste gerne bei der Auswahl der perfekten<br />
Zigarre zum ausgewählten Dalmore Whisky.<br />
Steinhauser - Alte Bodensee Hausbrennerei<br />
Bereits in der 6. Generation werden<br />
bei der Familie Steinhauser am<br />
Bodensee „Edle Destillate“ gebrannt.<br />
Wo im Jahre 1828 noch eine kleine<br />
Brennerei stand, befindet sich heute<br />
einer der modernsten Brennereianlagen<br />
Europas.<br />
An der Qualität der verwendeten<br />
Früchte und der sorgfältigen Verarbeitung<br />
hat sich seit fast 200 Jahren<br />
nichts geändert. Nur ausgewähltes<br />
Obst aus der Region wird zu den<br />
Edelbränden verarbeitet. Der nach<br />
der ersten Destillation gewonnene<br />
Rohbrand wird anschließend auf<br />
den originalen Steinhauser-Kupferbrennblasen<br />
nochmals fein gebrannt,<br />
sodass diese Brände aromatisch<br />
und mild werden. Die „Alte<br />
Himbeere“ ist besonders spannend,<br />
da wir hier durch die Fasslagerung<br />
über einen sogenannten Zigarrenbrand<br />
sprechen. Familie Steinhauser<br />
lagert den im ersten Schritt gewonnenen<br />
Himbeergeist in einem Portweinfass<br />
bis zu 18 Monaten. Das Ergebnis<br />
sieht mit der Bernsteinfarbe<br />
im Glas ansprechend aus und in der<br />
Nase erlebt man intensive Aromen<br />
und eine leichte Portweinsüße. Im<br />
Geschmack zeigt sich nun die volle<br />
Aromatik dieses Edelbrandes: von<br />
getrockneten Früchten, über vollreife<br />
Himbeeren bis zum aromatischen<br />
Einfluss des Portweinfasses.<br />
Steinhauser Alte Himbeere 40 vol%, 0,5 Liter.<br />
UVP 31,95€ | Online verfügbar über<br />
www.steinhauser-bodensee.de<br />
12<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
Ein Fest der Rekorde<br />
ENJOY<br />
SMOKING<br />
Zigarettenspitzen<br />
mit Filter<br />
Rückblick auf das 24. Festival del Habano<br />
Schon mit der Teilnehmerzahl ging es los –<br />
sage und schreibe 2.900 Personen aus 108 Ländern<br />
hatten sich zur 24. Ausgabe des Festival del<br />
Habano in der Hauptstadt Cubas angemeldet: ein<br />
neuer Teilnehmerrekord!<br />
Sie besuchten während der fünftägigen Veranstaltung<br />
die besten Tabakplantagen Cubas im Anbaugebiet<br />
Pinar del Rio, erfuhren Neues und Interessantes<br />
aus der Welt der Habanos in vielfältigen Seminaren,<br />
rollten ihre eigenen Cigarren direkt in einer Cigarrenmanufaktur<br />
oder probierten Habanos in Kombination<br />
mit Champagner, Tequila, Rum, Portwein oder feinen<br />
Rotweinen, besichtigten die Cigarrenmanufakturen in<br />
Havanna und feierten die neuesten Habanos auf glamourösen<br />
Abendveranstaltungen. Auf einer internationalen<br />
Ausstellung präsentierten 79 Aussteller aus<br />
11 Ländern ihre Produkte rund um die Cigarre.<br />
Auch über die Zahlen zur Geschäftsentwicklung<br />
von Habanos s.a. wurde informiert. Und hier gab es<br />
einen neuen Rekord zu vermelden: Im Jahr 2023 legte<br />
der Umsatz mit Habanos währungsbereinigt um 31%<br />
auf 721 Mio. US-Dollar zu. China ist, gemessen an den<br />
Einnahmen, zum weltweit wichtigsten Markt für cubanische<br />
Cigarren geworden. Der zweitgrößte Markt nach<br />
Wert ist Spanien, gefolgt von der Schweiz, Deutschland<br />
und Großbritannien, die die Top Five abrunden. Ein<br />
anderes Bild ergibt sich, wenn man nur das Volumen<br />
betrachtet. Gemessen an den versendeten Mengen ist<br />
Spanien der größte Markt für Habanos, gefolgt von<br />
Frankreich, China, Deutschland und der Schweiz. Wenn<br />
man die Welt nach Regionen aufschlüsselt, entfallen 56<br />
Prozent der Habanos-Verkäufe auf Europa, gefolgt von<br />
21 Prozent für die Region Asien/Pazifik. Auf Nord- und<br />
Südamerika entfallen 13 Prozent, und 10 Prozent des<br />
Absatzes kommen aus Afrika und dem Nahen Osten.<br />
Das weltweite Netz von Verkaufsstellen wuchs<br />
ebenfalls im Vergleich zu 2022. Dazu zählen nun<br />
insgesamt 159 La Casas del Habano, 1.280 Habanos<br />
Specialists, 2.669 Habanos Point-Geschäfte,<br />
17 Cohiba Atmosphere Lounges und 589 Habanos<br />
Lounges und Terraces.<br />
Die renommierte Auszeichnung „Hombre del<br />
Habano“ ging in der Kategorie Produktion an Ana<br />
Isel Mederos aus der Cohiba-Manufaktur „El Laguito“,<br />
an den Geschäftsmann Mohammed Mohebi<br />
in der Kategorie Handel und an Annie Lorenzo, die<br />
Herausgeberin des renommierten Cigarrenmagazins<br />
„L’amateur de cigare“ in der Kategorie Kommunikation.<br />
Die Habanos World Challenge gewann das kanadische<br />
Team mit Aaron Ignacio und Philip Ramos.<br />
In diesem Wettbewerb geht es nicht nur um theoretisches<br />
Wissen rund um das große Habanos-Sortiment,<br />
die Kultivierung des Tabaks und die Fertigung<br />
von Cigarren, sondern auch um den perfekten Cigarrenservice<br />
und die Empfehlung passender Getränke<br />
zu den Cigarren.<br />
Einer der Höhepunkte der Gala, an der wie bereits<br />
im Vorjahr auch der cubanische Präsident Miguel<br />
Díaz Canel teilnahm, war die Versteigerung der<br />
exklusiven Humidore, die den sechs globalen Habanos-Marken<br />
gewidmet sind: Cohiba, Montecristo,<br />
Romeo y Julieta, Partagás, Hoyo de Monterrey und<br />
H.Upmann. Mit insgesamt 17,8 Mio. € erreicht die<br />
Auktion einen spektakulären neuen Rekord und<br />
übertraf das Ergebnis von 2023 deutlich. Allein der<br />
Cohiba-Humidor erzielte 4,5 Mio. Euro. Wie üblich,<br />
wird der Erlös der Auktion vollständig an das cubanische<br />
Gesundheitswesen gespendet.<br />
Brenner &<br />
Mundstück<br />
in diversen<br />
Varianten<br />
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Kieselgelfilter<br />
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Schadstoffreduktion
TITELSTORY<br />
Den Start mach Matthias<br />
Martens, der<br />
bereits vor 20 Jahren<br />
eines unserer Titelbilder<br />
schmückte. Anlass war seine Finalteilnahme<br />
an der Weltmeisterschaft<br />
der Cigarrensommeliers. Auch wenn<br />
er heute mehr hinter den Kulissen bei<br />
hochrangigen Events seine Erfahrungen<br />
und sein Können einbringt, so hat<br />
ihn die Liebe zur Cigarre und die Passion,<br />
Genusswissen nahe zu bringen, nie<br />
ganz losgelassen.<br />
Genuss als Passion -<br />
vom Glück nie gearbeitet<br />
zu haben<br />
Der Cigarrensommelier a.D. Matthias<br />
Martens lädt zur Zeitreise ein<br />
Text: Matthias Martens,<br />
Fotos: The Grand, Berlin<br />
Ich würde mich durchaus nicht<br />
als faulen Grundcharakter bezeichnen,<br />
aber irgendwann ist mir aufgefallen,<br />
dass ich nie im Leben wirklich<br />
gearbeitet habe. Spätestens als das<br />
Studium an der philosophisch-theologischen<br />
Fakultät nach einigen<br />
Semestern die Schlacht gegen die<br />
Nachtarbeit in den vielen Bars und<br />
Kneipen der kleinen Studentenstadt<br />
verloren hatte – damals noch auf<br />
Grund des Unterhaltungswerts, nicht<br />
wegen der Passion für hochwertige<br />
Genussprodukte, wurde mir klar, dass<br />
ich Außergewöhnliches leisten kann,<br />
wenn es sich nicht wie Arbeit anfühlt.<br />
Außergewöhnlich was Einsatzzeiten<br />
angeht und auch wenn es um die<br />
qualitativ-empathische Leistung am<br />
Gast und im Service geht. Wochenende<br />
langes Tanzflächenschleppen<br />
während der spät noch nachgeholten<br />
Ausbildung zum Hotelfachmann,<br />
monatelange Doppelschichten auf<br />
dem Kreuzfahrtschiff und später das<br />
weltklugelschwere Gewicht des Michelinsterns<br />
auf dem Rücken, nichts<br />
fühlte sich so anstrengend an, dass<br />
ich auch nur auf die Idee kam, arbeitend<br />
unterwegs zu sein. Als Gegengewicht<br />
reichten die Dekolletés der<br />
Brautjungfern, die Häfen der Welt und<br />
die großen Weine, der goldene Kaviar,<br />
die Sterne, die ich im reifen Champagner<br />
verkosten durfte. Und die Dankbarkeit<br />
und Zufriedenheit der Gäste<br />
14<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
„WENN PASSION IM<br />
BERUF LEBT, DANN LEBT<br />
AUCH DER GENUSS“<br />
FINE TOBACCO hat sich seit 20 Jahren dem wahren Genuss verschrieben. Unsere<br />
Passion ist es, den vielen einzigartigen Facetten aus verschiedenen Genusswelten<br />
eine Plattform zu geben. Auf dem Weg begegnen wir immer wieder ganz feinen<br />
Menschen, die ihre Passion leben. Unterschiedlich, individuell, aber immer<br />
mit ganz viel Leidenschaft. Wie unterschiedlich das sein kann, stellen wir in<br />
drei Beispielen vor. Ein Cigarrensommelier a.D. nimmt uns mit auf seine Zeitreise.<br />
Einblicke in eine berühmte Butler Academy werden überraschen und<br />
ein Brand Ambassador für edlen Rum glänzt mit Emotionen.<br />
– und damit meine ich nicht in erster-<br />
Linie das Trinkgeld.<br />
raucht, aber dass ich gleich zweimal<br />
auf der Weltmeisterschaft der Cigarrensommeliers<br />
landen sollte war erst<br />
Glück und dann der Wille nochmal umsonst<br />
nach Kuba zu kommen. Die erste<br />
Meisterschaft verlor ich sang und<br />
klanglos in der Vorrunde, mit dem Gefühl<br />
eines White Card Holders in Wimbledon.<br />
Die zweite mit Verve im Finale.<br />
Ob ich selbst, die schöne Russin oder<br />
die Kubaner daran schuld waren, wurde<br />
im deutschen Team lang diskutiert,<br />
ohne Ergebnis. Das ist jetzt über 20<br />
Jahre her und selten war ich so stolz,<br />
Seitdem habe ich auf der ganzen<br />
Welt Zigarren angezündet, Tabak-<br />
Know-How vermittelt und am liebsten<br />
Zigarren mit anderen feinen Produkten<br />
kombiniert. Zwar hat mich Dr. Maxens<br />
Lieblingsvariante – eine gereifte Hoyo<br />
des Dieux mit Kalbsleber klassisch –<br />
nie so ganz überzeugt, aber ich erinnere<br />
mich an viele Weine, Spirituosen,<br />
Der Zufallsgriff in die Zigarrenkiste<br />
Zur Zigarre kam ich rein zufällig,<br />
dank der Überredungskunst des<br />
Berliner Zigarrenpapstes Dr. Herzog.<br />
Zwar hatte ich vorher schon mit viel<br />
Genuss bevorzugt Kubanerinnen ge-<br />
als ich danach quer über das Cover<br />
dieser Zeitschrift qualmen durfte.<br />
Blauer Dunst vom Nordkap<br />
bis in die Karibik.<br />
Schokolade, Cocktails und fast alles,<br />
was man parallel zur Zigarre essen<br />
und trinken kann, die nicht nur die Zigarre<br />
selbst sondern auch die gesamte<br />
Situation veredelten, ja ganz neue<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 15
TITELSTORY<br />
Fenster im Genussmoment öffneten.<br />
Zwar hat es mich seit einigen Jahren<br />
wieder in die Gastgeberrolle zurückgezogen<br />
und ich rauche streng genommen<br />
nur noch privat, aber ich werde<br />
immer noch nicht müde zu predigen,<br />
dass die Situation als dritter Einfluss<br />
auf jede Genusskombination absolut<br />
entscheidend sein kann. Versuchen<br />
Sie doch mal eine 10 Jahre alte Cohiba<br />
Lanceros mit einem 45er Chateau Latour<br />
nachmittags in der prallen Sonne<br />
in Südfrankreich oder eine kleine Flor<br />
de Selva mit Roséweinschorle auf Eis<br />
mit Minzblatt am Kamin in Gstaad am<br />
Weihnachtsabend bewusst zu genießen.<br />
Oder tauschen Sie einfach die Momente<br />
aus. Viel Spaß beim Rauchen,<br />
Trinken und Kombinieren wünscht Ihnen<br />
Ihr Cigarrensommelier a.D.Matthias<br />
Martens.<br />
Im beschaulichen Simpelveld in<br />
der Nähe von Maastrich findet man die<br />
Butler Academy. Der Ruf ist international<br />
und hervorragend. Hier wird die<br />
berufliche Passion mit Hingabe zelebriert.<br />
Die Ausbildung zur Butlerin oder<br />
zum Butler ist hart, aber sie dankt es<br />
mit Erfüllung. Gründer Robert Wennekes<br />
hatte die britische Autorin Tamsin<br />
Walker zu Gast, die ihre Erlebnisse eindrucksvoll<br />
schildert.<br />
„Wer kein Dienstherz hat,<br />
wird scheitern“<br />
Text: Tamsin Walker UK, Fotos: TIBA<br />
The International Butler Academy<br />
Einblicke in die wohl berühmteste<br />
und anstrengendste Ausbildungsinstitution<br />
für den Butler-Beruf, die viel<br />
mehr Berufung ist und mit absoluter<br />
Passion in Verbindung steht: The International<br />
Butler Academy in Simpelveld<br />
in den Niederlande.<br />
Die Forscherin, Autorin, Publizistin<br />
und Dokumentarfilmerin Tamsin Walker<br />
(Vereinigtes Königreich) war für ein<br />
komplettes Schulungsprogramm zu<br />
Gast an der International Butler Academy.<br />
Gerne präsentieren wir ihre Erfahrungen<br />
und Eindrücke über Passion<br />
und Bereitschaft.<br />
Imposant erhebt sich aus dem<br />
Flachland der Niederlande, in der Nähe<br />
von Maastricht, nahe der deutschen<br />
Grenze, ein altes Anwesen, in dem<br />
16<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
eine ebenso alte Tradition gepflegt<br />
wird, wenn auch mit einem modernen<br />
Touch. Die International Butler Academy<br />
ist eine erstklassige Schule, die<br />
sehr stolz darauf ist, eine ausgewählte<br />
Anzahl erstklassiger Butler auszubilden,<br />
die den reichsten und berühmtesten<br />
der Welt ihre Dienste leisten. Beim<br />
Betreten des Gebäudes stellt sich zunächst<br />
das Gefühl geordneter Ruhe<br />
ein. Eine Reihe schwarz gekleideter,<br />
unaufdringlicher Charaktere heißen<br />
Sie herzlich willkommen, mit einer zurückhaltenden<br />
Höflichkeit, die sofort<br />
eine Grenze zwischen ihnen und ihren<br />
Besuchern zieht. Sie strahlen Distanz<br />
aus, gepaart mit einer offensichtlichen<br />
Bereitschaft zu gefallen, was für den<br />
Ahnungslosen fast einschüchternd<br />
wirkt. Es ist tatsächlich eine andere<br />
zu zitieren, „hervorragender“ Ausbildung<br />
ist Scheitern kein Gedanke, mit<br />
dem sich die meisten angehenden Butler,<br />
die die Schule besuchen, beschäftigen<br />
wollen. Und meist verlassen sie<br />
die Schule mit ihrem Abschlusszeugnis,<br />
einem Koffer voller Wissen und<br />
der Aussicht auf eine Erwerbstätigkeit<br />
in einem Luxushaus an einem ebenso<br />
luxuriösen Ort irgendwo auf der Welt.<br />
Die Liebe zu den Menschen und die<br />
Bereitschaft, zu gefallen<br />
Für viele ist der Sprung in den privaten<br />
Dienst von gewaltigem Ausmaß.<br />
Die Studenten, sowohl Männer als<br />
auch Frauen, sind zwischen 20 und<br />
60 Jahre alt, kommen aus allen Teilen<br />
der Welt und bringen Karrierewege<br />
mit, die vom Gärtner bis zum Anwalt<br />
Welt. Aber worum geht es in der Welt<br />
des modernen Butlers? „Es geht darum,<br />
einen Service anzubieten“, sagt<br />
Robert Wennekes, der die Akademie<br />
gegründet und leitet. Auch wenn das<br />
einfach klingt, wird schnell klar, dass<br />
der „Dienst“, auf den er anspielt, eine<br />
allumfassende Lebensweise ist, eine<br />
Denkweise, in die angehende Butler<br />
je nach ihrer eigenen Einstellung zum<br />
Job entweder hineingedrängt oder hineingedrängt<br />
werden. Mir wurde gesagt,<br />
dass es die richtige Einstellung ist, die<br />
einen hervorragenden Butler aus der<br />
Masse hervorhebt.<br />
Nur die richtige Einstellung<br />
bringt den Erfolg<br />
„Natürlich bringen wir unseren<br />
Schülern die technischen Aspekte des<br />
Butlerberufs bei, aber worauf wir uns<br />
wirklich konzentrieren, ist die Einstellung.<br />
Ohne die richtige Einstellung wird<br />
man keinen Erfolg haben“, sagt Wennekes,<br />
selbst seit vielen Jahren Butler.<br />
Als er seinen Frack und seine weißen<br />
Handschuhe an den Nagel hängte, um<br />
eine Vermittlungsagentur für Butler<br />
und Gutsverwalter zu leiten, wurde<br />
ihm bald klar, dass die Nachfrage nach<br />
qualifiziertem Personal das Angebot<br />
bei weitem überstieg. Als stets pragmatischer<br />
Mensch und überzeugter<br />
Anhänger des „Allerbesten“ sah Herr<br />
Wennekes also nur eine Lösung für<br />
das Problem. „Mir wurde klar, dass ich<br />
diese Top-Leute selbst ausbilden könnte,<br />
wenn ich sie nicht für die Top-Jobs<br />
finden könnte.“ Und genau das hat er<br />
getan.<br />
Die Schule öffnete ihre Pforten für<br />
die erste Aufnahme williger Bediensteter<br />
im Jahr 2000 und bietet seitdem<br />
drei Kurse pro Jahr an. Bei der Begegnung<br />
mit Herrn Wennekes wird deutlich,<br />
dass er Dummköpfe nicht gerne<br />
duldet und auch keinerlei Anzeichen<br />
von Inkompetenz, Faulheit oder Inflexibilität<br />
duldet. „Viele der Studenten,<br />
die hierher kommen, denken, sie seien<br />
flexibel, aber ihre Wahrnehmung<br />
von Flexibilität unterscheidet sich von<br />
meiner. Sie glauben vielleicht, dass sie<br />
flexibel sind, wenn sie jeden Tag von 9<br />
bis 18 Uhr arbeiten, aber wenn ich sie<br />
darum bitte 16 Stunden am Tag arbeiten,<br />
würden sie wahrscheinlich nein<br />
sagen. Nun, vielleicht sagen sie bei<br />
ihrer Ankunft an der Akademie „Nein“,<br />
aber wenn sie nach 10 Wochen harter<br />
Ausbildung und schlaflosen Nächten<br />
wieder abreisen, tun sie dies mit einem<br />
völlig neuen Verständnis des Wortes<br />
„Dienst“. „Wer kein Dienstherz hat, wird<br />
scheitern“, stellt Wennekes rundheraus<br />
fest.<br />
Aber bei Kosten von 15.500 Euro für<br />
zehn Wochen harter und, um den Chef<br />
reichen. Im Gespräch mit ihnen wird<br />
deutlich, dass ihnen die Liebe zu den<br />
Menschen und die Bereitschaft, ihnen<br />
zu gefallen, gemeinsam sind. Während<br />
für so viele Menschen auf der Welt alles,<br />
was wir tun können, jeden Abend<br />
ein Familienessen auf die Beine stellt,<br />
gehören diese Menschen zu einer Welt<br />
für sich. Sie sehen keine Hindernisse<br />
dafür, einen großen Teil ihrer eigenen<br />
Existenz aufzugeben, um für jemand<br />
anderen allgegenwärtig zu sein. Der<br />
Gedanke, ihre freien Tage oder Urlaube<br />
streichen zu müssen, um für ihren<br />
Herrn und Herrn da zu sein, lässt sie<br />
nicht irritieren, sie haben kein Problem<br />
damit, dass ihr eigenes Leben hinter<br />
dem eines anderen zurückbleibt, kurz<br />
gesagt, sie sind es einfach bereit, ein<br />
Leben in Knechtschaft zu führen. Und<br />
obwohl dieses Leben im 21. Jahrhundert<br />
weit entfernt ist von dem der Butler<br />
„unter der Treppe“, die wir aus Filmen<br />
wie P.G. Woodhouse oder Filmen<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 17
TITELSTORY<br />
wie „Was vom Tag übrig bleibt“ und<br />
„Gosford Park“ kennen, gibt es sie doch<br />
natürlich Ähnlichkeiten.Die Welt des<br />
modernen Butlings ist klein und intim,<br />
aber nicht verschlossen. „Es gibt viele<br />
reiche Leute da draußen, die gutes<br />
Personal suchen“, versichert mir Wennekes.<br />
Was sie wollen, sind Loyalität,<br />
Qualität, Engagement und Diskretion.<br />
Genau das ist es.<br />
The International Butler Academy<br />
Huize Damiaan<br />
Pater Damiaanstraat 38<br />
NL - 6369 SV Simpelveld<br />
www.butlerschool.com<br />
Voller Überzeugung und Engagement<br />
ist Benjamin Braun unterwegs.<br />
Meist mit dem Fahrrad, denn ihn schrecken<br />
selbst über 2.500 Kilometer nicht<br />
auf dem Sattel. Konsequentes Denken<br />
und Handeln zeichnen Benjamin Braun<br />
aus. Er liebt es, seine Überzeugungen<br />
miteinander zu verbinden. Umwelt<br />
und Natur, nachhaltige Produktion und<br />
Konsum, sowie die Lust auf Genuss mit<br />
einem hervorragenden Rum und einer<br />
Cigarre aus Nicaragua sind für ihn keine<br />
Gegensätze, sondern eine willkommene<br />
Mischung für Menschen mit Passion.<br />
ZU HAUSE IST EIN GEFÜHL<br />
Text und Fotos: Benjamin Braun<br />
Benjamin Braun ist Brand Ambassador<br />
und ausgewiesener Experte für<br />
alles, was eine Bar wertvoll macht und<br />
den Gästen höchsten Genuss bereitet. Er<br />
berichtet über den Beruf des Markenbotschafters<br />
und die Passion dahinter.<br />
Schön, dass ich heute ein wenig<br />
über meine Passion, meine Leidenschaft<br />
in Bezug auf meinen Beruf sprechen<br />
darf. Doch was ist das eigentlich,<br />
Passion, oder Leidenschaft - für etwas<br />
oder jemanden?<br />
Leidenschaft, oder gesteigert, aber<br />
als Begriff immer weniger gebräuchlich:<br />
Inbrunst, ist eine das Gemüt,<br />
das Denken, Gefühl und Wollen völlig<br />
ergreifende Emotion. Der Begriff beschreibt<br />
darüber hinaus die intensive,<br />
mitunter affektartige Verfolgung von<br />
Zielen, Neigungen, wie auch eine gesteigerter<br />
Vorliebe, eine außergewöhnliche<br />
Hingabe, überbordende Anstrengung,<br />
ein besonders starkes Interesse<br />
18<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
oder ein Über-sich-Hinauswachsen.<br />
Im heutigen Alltagssprachgebrauch ist<br />
„Leidenschaft“ mitunter wertfrei, meist<br />
sogar positiv konnotiert.“<br />
Für mich, als Markenbotschafter<br />
Deutschland für die Rum Marke “Flor<br />
de Caña” aus Nicaragua und Markenrepräsentant<br />
für Österreich, geht es<br />
immer um Menschen.<br />
Seien es alle Menschen, die dazu<br />
beitragen, dass unser preisgekrönter,<br />
nachhaltig produzierter Rum vom<br />
Zuckerrohrfeld bis in die Flasche bei<br />
Ihnen auf dem Tisch gelangt, oder die<br />
Menschen mit denen ich jeden Tag arbeiten,<br />
kreativ sein und kommunizieren<br />
darf. Diejenigen Menschen, die sich<br />
bewusst für eine Alternative abseits<br />
der anderen Marken entscheiden.<br />
Also pro Umwelt, pro keine künstlichen<br />
Zusätze oder Zugaben von Zucker,<br />
pro Nachhaltigkeit in Punkte Nutzung<br />
des Rohstoffes, Umgang mit den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern, oder<br />
pro „Fair Trade & CO2 neutral“ zertifiziertes<br />
Produkt. Durch die Produktion in<br />
einem Unternehmen, was mittlerweile<br />
seit 1890 in der 5. Generation familiengeführt<br />
ist, sind wir unabhängig von<br />
Entscheidungen von Geldgebern oder<br />
Funktionären. So stellen wir sicher, alle<br />
Bereiche definieren und kontrollieren<br />
zu können, die zur Herstellung unserer<br />
Rums entscheidend sind.Diese Art und<br />
Weise der Transparenz und der Aufrichtigkeit<br />
ist genau DAS, was ich jeden Tag<br />
in meinen Gesprächen mit den Menschen<br />
umsetze, die sich für unseren<br />
Rum entscheiden, oder noch entscheiden<br />
werden. Das ist, was mich antreibt<br />
- in „meinem“ Universum gemeinsam<br />
mit unseren Freunden, Kollegen und<br />
Kunden ein bisschen mit dafür zu sorgen,<br />
dass es eine bessere Welt wird.<br />
Meiner Meinung nach ist es extrem<br />
wichtig sicherzustellen, dass alle<br />
Seiten davon profitieren wenn unsere<br />
Rums im Hotel, den gehobenen Restaurants<br />
und Bars, oder an allen anderen<br />
Orten, an denen es um Genuss und<br />
Qualität geht. Auch das ist eine Form<br />
von Nachhaltigkeit. Mich begeistern<br />
insbesondere Bartenderinnen und<br />
Bartender, die meine Passion teilen<br />
und ihrerseits die Möglichkeit nutzen,<br />
die unsere Marke bietet und vielfältige,<br />
oft saisonale und regionale Zutaten benutzen,<br />
um nachhaltige und wahnsinnig<br />
gut schmeckende Cocktails zuzubereiten.<br />
Vor allem die junge Generation<br />
von Bartenderinnen und Bartendern<br />
sind es, die sich sehr genau mit Techniken<br />
der Zubereitung, Möglichkeiten<br />
der Konservierung von Geschmäckern<br />
und Methoden zur Filterung beschäftigen;<br />
und eben mit den Produkten die<br />
sie dafür verwenden wollen. Zu meiner<br />
Zeit als junger Bartender gab es dafür<br />
kein starkes Bewusstsein und auch<br />
keine Plattform auf der Austausch<br />
und Motivation geteilt und unterstützt<br />
wurden. Im Rahmen unseres globalen<br />
Wettbewerbes, der „Sustainable<br />
Cocktail Challenge (SCC)“ bieten wir<br />
so eine Plattform - auf der Kreativität<br />
und Nachhaltigkeit auf Genuss und guten<br />
Geschmack treffen. Ein Gewinn für<br />
alle die daran teilnehmen! ( www.flordecanachallenge.com<br />
)<br />
Aktionen wie die SCC und immer<br />
diese „etwas andere“ Art und Weise im<br />
Umgang miteinander sind es, warum<br />
ich mich jeden Tag darüber freue, dass<br />
ich für und mit einer so einzigartigen<br />
Marke arbeiten darf. Das macht es mir<br />
in Bezug auf meine Selbstwahrnehmung<br />
meines Berufes leicht für etwas<br />
stehen zu können, was ich ehrlich und<br />
aufrichtig selbst extrem toll finde.<br />
In diesem Jahr darf ich das zweite<br />
Mal in Folge mit dem Fahrrad (eine<br />
meiner anderen nachhaltigen Passionen..)<br />
durch Deutschland fahren - um<br />
Unsere filterlose Weißpunktserie Lessing mit ihrem gelben<br />
Mundstück verkörpert nicht nur Stil, sondern auch ein<br />
ungefiltertes Raucherlebnis. Extravagant anders.<br />
Jetzt neu im Fachhandel.<br />
www.vauen.de | Handmade in Germany since 1848
TITELSTORY<br />
über unser Rum Portfolio, nachhaltige<br />
Fortbewegung und unseren Cocktailwettbewerb<br />
zu sprechen. Geplant sind<br />
dieses Jahr 22 Städte und 2500 km. Wer<br />
dabei sein möchte folgt mir gerne auf Instagram:<br />
https://www.instagram.com/<br />
benny_rum_flordecana?igsh=OGQ5ZDc2ODk2ZA%3D%3D&utm_source=qr<br />
Wenn ich nicht mit dem Fahrrad unterwegs<br />
bin, reise ich durch Deutschland<br />
und Österreich, spreche über Rum<br />
und die Möglichkeiten die unser Portfolio<br />
bietet. Sei es pur, auf Eis oder in<br />
Cocktails. Natürlich auch in der Kombination<br />
mit Zigarren aus Nicaragua.<br />
Ich selbst bin großer Freund von der<br />
Marke „Joya de Nicaragua“. Ebenfalls<br />
familiengeführt machen sie dort wahnsinnig<br />
vielfältige und tolle Zigarren!<br />
Am Ende des Tages bin ich sehr froh<br />
und dankbar einen Teil von etwas ganz<br />
Besonderem sein zu dürfen. Denn das<br />
alles geht nur gemeinsam mit den richtigen<br />
Menschen. Durch dieses Gefühl der<br />
Gemeinsamkeit fühlt es sich sehr wie ein<br />
„zu Hause“ an. Ein extrem starkes Gefühl,<br />
was man nicht einfach so bekommt - sondern<br />
es selbst mit kreieren und definieren<br />
darf, kann und muss. Das alles machen<br />
die Menschen, die von vielen Seiten aus<br />
daran beteiligt sind. Ich darf einer davon<br />
sein - und bin es extrem gern.<br />
Dankeschön an das Fine Tobacco<br />
Magazin für die Möglichkeit, über meine<br />
Passion und meinen Beruf zu schreiben!<br />
Zum Autor:<br />
Benjamin Braun, Jahrgang 1977, geboren<br />
in Frankfurt am Main, Bartender<br />
seit über 25 Jahren in über 15 Ländern<br />
auf 3 Kontinenten. Tätig in der Spirituosen<br />
Industrie seit über 10 Jahren. Seit<br />
knapp 3 Jahren für die Rum Marke Flor<br />
de Caña tätig in Deutschland und Österreich<br />
( www.flordecana.com ). Rum<br />
& Zigarren Fan. Fährt gerne Fahrrad in<br />
seiner Freizeit - dieses Jahr in Deutschland,<br />
Österreich, Spanien, Griechenland,<br />
Polen und der Ukraine.bbraun@flordecana.com,<br />
www.flordecana.com<br />
Wir bedanken uns bei unseren<br />
Gastautoren und für die wunderbaren<br />
Geschichten über Passion und Leidenschaft.<br />
Sicher gibt es noch viele weitere<br />
Beispiele und wahrscheinlich hat jede<br />
und jeder selbst wunderbare Erfahrungen,<br />
die es wert wären, hier präsentiert<br />
zu werden. Wir haben uns über die drei<br />
individuellen Einblicke gefreut. Sie auch?<br />
20<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
GENUSSOASEN<br />
22<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
Das Schlössl – die Genussoase<br />
im Herzen der Südpfalz<br />
»GUDD GESS –<br />
GUDD GETRUNK –<br />
GUDD GESCHLOOF«<br />
Wenn man mit Theo Düppre und seiner Frau Margit in Ihrem Hotel und Restaurant „Schlössl“<br />
zusammensitzt, dann spürt man schnell die Freude der beiden besondere Dinge zu finden,<br />
diese zu entwickeln und voranzutreiben. Das Schlössl ist das gemeinsame Herzensprojekt<br />
des Paares. Bei einer Fahrradtour auf der Weinstraße in der Nähe von Bad Bergzabern entdeckten<br />
sie die faszinierende Immobilie aus dem Jahr 1740 mit viel Platz für eine opulente<br />
Gartenanlage. Es folgten die üblichen Formalien einer Besichtigung, die Ausarbeitung<br />
eines Projektplans und der finale Abschluss eines Kaufvertrages, der natürlich auch ein<br />
Startschuss war – für viel Arbeit, um das heutige Kleinod mit der Überschrift „Luxuriös<br />
und Romantisch“ zu schaffen: eine kleine, aber eigene Welt der gehobenen Hotellerie<br />
und Gastronomie in der direkten Nähe zum Elsass. Mit Inge Fischer – die Schwester von<br />
Margit Düppre – hat sich das Duo zum Trio erweitert: Frau Fischer leitet das gesamte<br />
Schlössl-Team vor Ort und steht mit ihrer Freude am Service für das besondere Genusserlebnis<br />
im Schlössl.<br />
Text: Stephan Rack<br />
»Im Schlössl steckt unser ganzes<br />
Herzblut, unsere Leidenschaft und<br />
unser Streben, feinsten Genuss mit<br />
historisch wertvollem, sensibel<br />
modernisiertem Ambiente zu<br />
verbinden«<br />
Margit Düppre (rechts) und<br />
Inge Fischer<br />
In der langen Geschichte<br />
des Herrenhauses wurde<br />
es als Sommersitz,<br />
Amtssitz, Zollhaus und<br />
Grafensitz genutzt und in der<br />
fünfjährigen Sanierungs- und<br />
Restaurationsphase wurde mit<br />
viel Geld und noch mehr Geschmack<br />
der Rahmen für die Genussoase<br />
Schlössl geschaffen.<br />
Herausragend ist sicherlich die<br />
erhaltene Panoramatapete aus<br />
den Jahren 1820 bis 1825 zu erwähnen,<br />
die italienischen Landschaften<br />
präsentiert und heute<br />
im Haus hinter schützenden<br />
Glasscheiben zu besichtigen ist.<br />
Außergewöhnlich auch die kleine<br />
Geschichte zum Austausch<br />
der defekten Dachziegel, bei der<br />
das Ehepaar Düppre - wiederum<br />
bei einer Fahrradtour - im Elsass<br />
eine Manufaktur entdeckten, die<br />
neue (und bezahlbare) Dachziegel<br />
im Stil des 19. Jahrhunderts<br />
für das Schlössl herstellen<br />
konnte.<br />
Das Hotel bietet sieben elegant<br />
eingerichtete Zimmer und eine<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 23
GENUSSOASEN<br />
Junior Suite. Die Räume werden<br />
schwerpunktmäßig in der Hauptsaison<br />
in Verbindung mit der Restauration<br />
angeboten.<br />
Herausragend ist beim Genuss<br />
eines pfälzischen Frühstücks in<br />
der Orangerie, der wunderbare<br />
Blick auf den Barockgarten. Man<br />
findet strenge barocke Symmetrie<br />
im Zusammenspiel mit verspielter<br />
Natürlichkeit.<br />
Das Restaurant heißt nach Mundart<br />
„Gudd Gess“ und steht dafür<br />
die Gäste mit gehobener Gastronomie<br />
zu verwöhnen. Dabei stehen<br />
das Wohlfühlen, Treffen und<br />
Genießen im Fokus. Im Weinkeller<br />
des Hauses wird eine Auswahl<br />
von Top-Weinen aus aller<br />
Welt vorgehalten. Darüber hinaus<br />
biete das Schlössl eine breite<br />
Vielzahl von regionalen Weinen<br />
der weiteren Umgebung - insgesamt<br />
werden gut 200 verschiedene<br />
Weine angeboten. Die aktuelle<br />
Weinkarte ist übrigens auf<br />
der Homepage als Download verfügbar<br />
und bietet bereits in der<br />
Planung eines Besuches höchste<br />
Vorfreude.<br />
»Das Schlössl mag auf der Weltkarte<br />
nur ein kleiner Punkt sein –<br />
Für uns ist es die Welt, die wir<br />
mit unseren Freunden und Gästen<br />
teilen möchten«<br />
Theo Düppre (links mit FT-Redakteur<br />
Stephan Rack)<br />
Freunde, die hinter der „Brennhäusle<br />
UG“ stehen, über deren<br />
Produkte Fine Tobacco bereits<br />
berichtet hat.<br />
Bei meinem Besuch Anfang März<br />
haben wir den „Pfälzer Brauni“<br />
probiert, den ich mit voller Überzeugung<br />
empfehlen kann. Es<br />
handelt sich um einen Spätburgunder<br />
Trester vom Weingut Petri<br />
aus dem Jahr 2017, der noch<br />
im Fass reifen durfte.<br />
Schlössl Oberotterbach<br />
Weinstraße 6, 76889 Oberotterbach<br />
Telefon: +49 6342 923 23-0<br />
E-Mail: info@schloessl-suedpfalz.de<br />
https://schloessl-suedpfalz.de<br />
Das Gewölbe des ehemaligen<br />
Herrenhauses bietet Platz für<br />
knapp 100 Personen und wird<br />
aufgrund des außergewöhnlichen<br />
Ambientes in der Region als<br />
Lokation für Hochzeiten und Familienfeiern<br />
geschätzt.<br />
24<br />
Eine Brennerei im Haus<br />
Neben dem Wein und anderen Getränken<br />
bietet das Schlössl auch<br />
hervorragende Obst- und Edelbrände<br />
- nicht nur im Ausschank,<br />
sondern das Haus hat eine eigene<br />
gemütliche Brennerei, die keine<br />
Hotelbar vermissen lässt.<br />
Die Anlage in Oberotterbach<br />
wird von dem Freundeskreis<br />
der Brennhäusle UG betrieben.<br />
In regelmäßigen Treffen werden<br />
vor Ort von dem Brennerteam<br />
die notwendigen Arbeitsschritte<br />
geleistet, die von der Ernte<br />
der Früchte bis zur eigentlichen<br />
Destillation der Brände reichen.<br />
Theo Düppre ist einer der sechs<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 25
SPECIAL•BRANDY<br />
Hochprozentige Genüsse aus der Traube<br />
BRANDYS, GRAPPAS,<br />
COGNACS, TRESTER,<br />
PISCO UND MEHR<br />
Ein guter Digestif ist für viele Genießer der krönende Abschluss eines<br />
guten Essens im Restaurant: ein Grappa beim Italiener, der Brandy<br />
in der spanischen Bodega, der Cognac oder Marc beim Franzosen. Doch was<br />
verbindet diese unterschiedlichen Genüsse und was sind ihre Besonderheiten?<br />
Dieser Frage wollen wir hier nachgehen.<br />
Alle diese Spirituosen haben ihren Ursprung im Wein. Der war<br />
vermutlich schon Begleiter beim Speisen und ist auch die Grundlage<br />
von Brandy, Cognac, Grappa und Marc.<br />
Text: Michael Peter, Stephan Rack und Wolfgang Specht<br />
26<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
B<br />
randy ist die all ge <br />
meine Bezeichnung<br />
für eine Spirituose, die<br />
aus Wein destilliert wird. Die deutsche<br />
Bezeichnung dafür ist Weinbrand.<br />
Das Destillat aus Wein ist wie jedes<br />
andere Alkoholdestillat zunächst klar<br />
wie Wasser. Zu der gold-gelben oder<br />
gold-braunen Farbe kommt Brandy<br />
erst durch die Lagerung in Fässern.<br />
Entdeckt wurde dies in der frühen<br />
Neuzeit, als es einen regen Handel mit<br />
Weinen aus Bordeaux und der angrenzenden<br />
Region um die Stadt Cognac<br />
und dem südlicheren Armagnac nach<br />
England gab.<br />
Holzfässer waren die „Container“<br />
für die Weine auf der langen Fahrt mit<br />
Seglern und Pferdefuhrwerken. Der<br />
leichte und säuerliche Weißwein „kippte“<br />
oftmals während der Reise und war<br />
bei der Ankunft ungenießbar. Die Lösung<br />
des Problems lag in der Destillation<br />
des Weins: er war hochprozentiger<br />
und damit haltbarer. Dieser „Brandy“<br />
wurde von den Engländern später nach<br />
dem Hauptherkunftsort „Cognac“ genannt,<br />
eine Bezeichnung, die bald in<br />
ganz Europa für Destillate aus Wein<br />
verwendet wurde.<br />
Irgendwann entdeckten die Abnehmer<br />
in England, dass länger auf<br />
Holz gelagerter Brandy besser und<br />
milder schmeckt und außerdem eine<br />
gold-braune Farbe annimmt. Damit<br />
war ein Effekt der Lagerung in Fässern<br />
entdeckt: der klare Rohbrand aus Wein<br />
kann im Holzfass veredelt werden.<br />
Aromen und Farbe des Holzes gehen<br />
in den „Brandy“ über, gleichzeitig<br />
zersetzen sich durch Kontakt mit<br />
Sauerstoff scharf schmeckende flüchtige<br />
Aromabestandteile und der Brand<br />
wird milder.<br />
Im 19. Jahrhundert erkannte man in<br />
Frankreich den Wert des Namens „Cognac“<br />
als Marke und begann ihn markenrechtlich<br />
zu schützen. Mittlerweile<br />
hat Frankreich „Cognac“ ebenso wie<br />
„Armagnac“ weltweit als Herkunftsbezeichnung<br />
geschützt und gleichzeitig<br />
strenge Qualitätsrichtlinien erlassen.<br />
Nur Brände aus den beiden „Appellationen“,<br />
die die Qualitätsregeln einhalten,<br />
Armagnac, Brandy, Cognac, Weinbrand –<br />
der lange Weg zum Hochgenuss<br />
dürfen die begehrten und prestigeträchtigen<br />
Namen verwenden.<br />
Alle anderen Brände aus Wein<br />
tragen die Bezeichnung „Brandy“, auch<br />
wenn sie aus Frankreich stammen.<br />
Exzellente Brandys kommen unter<br />
anderem aus Spanien, wo andere<br />
Regeln als im französischen Cognac<br />
oder Armagnac gelten.<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 27
SPECIAL•BRANDY<br />
Während in den französischen Appellationen<br />
vorgeschrieben ist, dass nur<br />
bestimmte Rebsorten aus der Region<br />
verwendet werden dürfen, ist bei der<br />
spanischen DOP „Brandy de Jerez“ nur<br />
festgelegt, dass der Brandy in der genannten<br />
Region produziert werden muss<br />
– welche Trauben dabei verwendet werden,<br />
ist nicht festgelegt. Gereift wird der<br />
Brandy in ehemaligen Sherry-Fässern,<br />
was ihm eigenständige Aromen verleiht.<br />
Ein weiterer Unterschied liegt im Solera-<br />
Verfahren, bei dem der Brandy stets verschiedene<br />
Fassreihen durchläuft (siehe<br />
Kasten Seite 31).<br />
In Frankreich werden die Fässer<br />
hingegen jahrgangsweise gelagert und<br />
erst zur Abfüllung von den Kellermeistern<br />
zu einer Cuvée vereinigt. Cognacs<br />
und Armagnacs – insbesondere die<br />
älteren VSOP und XO tragen daher oft<br />
die individuelle „Handschrift“ des Kellermeisters.<br />
Die spanischen Reservas<br />
und Gran Reservas ergeben bei dem<br />
unterschiedlichen Verfahren ebenfalls<br />
hervorragende Geschmacksqualitäten<br />
– es gibt eben immer verschiedene<br />
Wege, um exquisite Genüsse hervorzubringen.Bei<br />
Brandys ist weltweit die<br />
Reifung im Holzfass üblich. Eine Ausnahme<br />
bildet der „Pisco“ aus Peru, für<br />
den eine Fassreifung auf Holz sogar<br />
ausdrücklich untersagt ist!<br />
Bei Brandys darf zur Steuerung<br />
und Vereinheitlichung der Farbe Zuckerkulör<br />
zugesetzt werden. Dies<br />
muss auf dem Etikett angegeben werden.<br />
Grappa, Marc und Trester – eine<br />
starke Entwicklung des Genusses<br />
Bei der Herstellung von Wein fallen viele<br />
Reste an wie Schalen, Stängel und<br />
Hefen, der sogenannte Trester. Da dieser<br />
Zucker, und teilweise schon Alkohol<br />
enthält, kamen die Weinbauern auf<br />
die Idee, diese Reste zu vergären und<br />
zu destillieren. Die erste Erwähnung<br />
stammt aus dem Italien des 15. Jahrhunderts,<br />
als ein Notar seinen Nachfahren<br />
größere Mengen „aquavit“ und<br />
„grape“ vermachte.<br />
Tresterbrände gibt es als klare<br />
Spirituose, aber auch immer öfter als<br />
gold-gelbes, fassgereiftes Getränk. Es<br />
gibt sie unter verschiedenen Bezeichnungen<br />
in allen Weinbauregionen:<br />
„Grappa“ in Italien, „Marc“ in Frankreich,<br />
„Orujo“ in Spanien, „Bagaceira“<br />
in Portugal, „Tsipouro“ in Griechenland,<br />
aber „Raki“ auf Kreta und schließlich<br />
„Törköly“ auf Ungarisch.<br />
Besonders unter den italienischen<br />
Grappas und französische Marcs finden<br />
sich Produkte höchster Qualität,<br />
aber auch die deutschen Trester haben<br />
in den letzten Jahren eine rasante<br />
Entwicklung ihrer Qualität erfahren.<br />
Am bekanntesten ist der italienische<br />
Grappa. Grappa ist eine geschützte Herkunftsbezeichnung<br />
und nur in Italien<br />
und dem Schweizer Tessin destillierter<br />
Trester darf sich so nennen. Zusätzlich<br />
gibt es ebenfalls geschützte regionale<br />
Bezeichnungen wie „Grappa di Barolo“,<br />
„Grappa del Veneto“ oder „Südtiroler<br />
Grappa“. Oft wird Grappa „sortenrein“<br />
aus dem Trester bestimmter Rebsorten<br />
gebrannt, so dass man Grappa<br />
von „Moscato“, „Gewürztraminer“,<br />
„Sauvignon“ und viele mehr bekommt.<br />
Ähnliches gilt für den in Deutschland<br />
weniger bekannten „Marc“ aus Frankreich,<br />
von dem man am ehesten noch<br />
den „Marc de Champagne“ als Zutat für<br />
Trüffelpralinen kennt.<br />
28<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
Das Geschäft mit Grappa und anderen<br />
Tresterbränden ist überwiegend<br />
in der Hand kleiner, familiärer Brennereien.<br />
Große, internationale Marken wie<br />
beim Cognac oder Brandy de Jerez gibt<br />
es nicht. Auch einheitliche Qualitätsspezifikationen<br />
wie XO oder Gran Reserva<br />
fehlen. Lange Zeit wurde Trester<br />
nur „rund um den Kirchturm“ verkauft<br />
oder für den Eigenbedarf verwendet.<br />
Für Genießer, die gerne auf Entdeckungsreise<br />
gehen, gibt es beim Trester<br />
also noch viel zu entdecken.<br />
Roner – Spitzengrappa<br />
als Familientradition<br />
Südtirol ist nicht nur für Alpinisten und<br />
Bergwanderer ein beliebtes Ziel, auch<br />
Genießer kommen in diesem traditionsreichen<br />
Obst und Weinanbaugebiet<br />
auf ihre Kosten.<br />
Schon vor geraumer Zeit haben<br />
Südtiroler Winzer den Schritt vom<br />
Massenwein zu Qualitätsprodukten<br />
getan und überzeugen Weinkenner auf<br />
der ganzen Welt mit ihren frischen und<br />
mineraligen Weinen. Das Terroir ist allerdings<br />
herausfordernd: steile Hänge,<br />
kleine Anbauflächen, unterschiedliche<br />
Böden und all das an der Schnittstelle<br />
zwischen den kühlen Alpen und der<br />
mediterranen Hitze. Obwohl eines der<br />
kleinsten Weinanbaugebiete Italiens,<br />
werden hier über 20 Rebsorten angebaut.<br />
Eine der häufiger angebauten<br />
Varietäten ist der Gewürztraminer, benannt<br />
nach dem kleinen Ort Tramin an<br />
der Südtiroler Weinstraße.<br />
Hier ist seit 1946 die Familien<br />
Bren nerei Roner beheimatet, mittlerweile<br />
von der 3. und 4. Generation der<br />
Familie geleitet. In einem Obst und<br />
Weinbaugebiet im wahrsten Sinne<br />
naheliegend ist die Beschäftigung mit<br />
Destillaten aus diesen Früchten. Im<br />
Verlauf von fast 80 Jahren hat sich die<br />
Familie eine hohe Expertise in der Produktion<br />
von Obstbränden und Grappas<br />
erworben und kann mit Stolz von sich<br />
sagen, die meistprämierte Brennerei<br />
Italiens zu betreiben.<br />
Für die Destillate baut die Familie<br />
auch eigene Äpfel und Birnen an und<br />
betreibt zudem ein eigenes Weingut, so<br />
dass von der Traube bis zum Grappa alles<br />
aus einer Hand stammt. Die Vielfalt<br />
der Rebsorten, die in Südtirol angebaut<br />
werden, bringt es mit sich, dass von<br />
der Familie Roner eine Vielzahl sortenreiner<br />
Grappas erhältlich ist, teils als<br />
weiße Destillate, teils als im Holzfass<br />
ausgebaute und gereifte Spezialitäten.<br />
Das Spitzenprodukt dieser hochklassigen<br />
Range von Grappas ist zweifellos<br />
der Roner Gewürztraminer Riserva.<br />
Nun ist diese Rebsorte bekannt<br />
für die besonders aromatischen Weine,<br />
die aus ihr entstehen: das „Gewürz“<br />
im Namen kommt nicht von ungefähr.<br />
Nach sorgfältiger Destillation des Tres<br />
Roner Grappa Gewürztraminer Riserva<br />
40 vol%, 0,7 Liter, UVP 89,99 €<br />
ters und anschließender 18monatiger<br />
Lagerung im Eichenfass entfaltet sich<br />
an der Nase eine harmonische Vielfalt<br />
sowohl blumiger wie fruchtiger Aromen.<br />
Im Mund entfaltet sich ein voller<br />
und dichter Geschmack mit Noten von<br />
Aprikose, Vanille und Zimt. Es ist eine<br />
Kunst, die Fassreifung so zu gestalten,<br />
dass das Holz den Geschmack der Rebsorte<br />
nicht überlagert, sondern mit ihm<br />
eine harmonische Verbindung eingeht.<br />
Das ist bei diesem Grappa vollkommen<br />
gelungen und daher ist er ein idealer<br />
Digestif nach einer guten Mahlzeit.<br />
Die edle Flasche und die Holzschatulle<br />
mit Glasverschluss machen diesen<br />
Grappa zudem zu einem gelungenen<br />
Präsent für Genussmenschen<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 29
SPECIAL•BRANDY<br />
Anne Sarteaux<br />
„Ich hätte gar zu gern geraucht und<br />
einen Meukow mir bestellt…“<br />
Die Kulturbeflissenen unter unseren<br />
Lesern werden es erkannt haben –<br />
die Überschrift stammt aus dem Gedicht<br />
„Winterflug 1929“ von Joachim<br />
Ringelnatz. Der Autor dürfte bekannt<br />
sein, rauchen ist auch bekannt. Aber<br />
was bitte sehr ist ein Meukow? Hier<br />
kommt die Antwort: Im Jahr 1850 wurden<br />
Auguste-Christophe und Gustav<br />
Meukow, zwei Brüder aus Schlesien,<br />
nach Frankreich geschickt, um Brandy<br />
für den russischen Zaren Alexander II<br />
zu beschaffen. Nach mehreren Reisen<br />
und unzufrieden mit der Qualität der<br />
angebotenen Branntweine, beschlossen<br />
sie 1862, in der Stadt Cognac ein<br />
Handelsbüro zu eröffnen und ihren Zaren<br />
mit eigenen Produkten zu beliefern.<br />
MEUKOW & Co war geboren.<br />
Im Jahr 1865 erwarb Henri Bouraud<br />
Anteile und wurde Teilhaber der<br />
Gebrüder Meukow. 1874 übergab Bouraud<br />
seinen Anteil am Unternehmen<br />
an den Schotten Thomas Alexander<br />
Shepherd. In den folgenden Jahren<br />
wechselten mehrfach die Eigentumsverhältnisse.<br />
1979 schließlich schloss<br />
sich Meukow der unabhängigen Familiengruppe<br />
Compagnie de Guyenne an,<br />
die 1969 von Michel Coste gegründet<br />
worden war.<br />
Um die Präsenz der Marke zu stärken,<br />
suchte Michel Coste nach einem<br />
starken Symbol, das die Qualität seiner<br />
Cognacs betont und Meukow gleichzeitig<br />
von anderen Marken abgrenzt. Dazu<br />
designte er 1993 die mehrfach prämierte<br />
Flasche „Félin“ (Raubkatze), geschmückt<br />
mit einem Panther, der zum<br />
Symbol der Marke wurde. Der Panther<br />
verkörpert perfekt das Gleichgewicht<br />
von Stärke, Eleganz und Geschmeidigkeit,<br />
die die wesentlichen Eigenschaften<br />
des Meukow-Cognacs sind.<br />
Anne Sarteaux ist die Kellermeisterin<br />
des Hauses. Um den besonderen<br />
Meukow-Stil zu erreichen und zu erhalten,<br />
wählt Anne Sarteaux nur die besten<br />
Eaux-de-Vies aus und komponiert<br />
daraus den typischen Meukow-Cognac<br />
MEUKOW Cognac VSOP<br />
Die erstaunliche Samtigkeit des Meukow<br />
VSOP Cognac (mindestens 4 Jahre<br />
in Eichenfässern gelagert) ist das Resultat<br />
einer äußerst sorgfältigen Auswahl<br />
verschiedener Eaux-de-Vies. Der<br />
VSOP besitzt eine bernstein-goldene<br />
Farbe und bietet Aromen reifer Früchte,<br />
getrockneter Trauben mit Noten von<br />
Walnüssen. Am Gaumen zeigt sich ein<br />
komplexer, gehaltvoller Körper mit einem<br />
sanften Zimt-Hauch, der durch<br />
weitere würzige Aromen sehr angenehm<br />
und kräftig wirkt.<br />
MEUKOW Cognac XO<br />
Sehr edel präsentiert sich dieser Cognac<br />
(mindestens 10 Jahre in Eichenfässern<br />
gelagert) in einem reichen<br />
Meukow Cognac XO, 40 Vol%,<br />
0,7 Liter, UVP 119,99 €<br />
Meukow Cognac VSOP, 40 Vol%,<br />
0,7 Liter, UVP: 36,99 €<br />
Mahagoniton. Das Bouquet dieses außergewöhnlichen<br />
Cognacs wird von<br />
nussig-süßen Noten dominiert, zu welchen<br />
sich Vanille und Zimt gesellen. Am<br />
Gaumen entdeckt man sofort eine einladende,<br />
angenehme Frucht, die einen<br />
sehr weichen, äußerst vielschichtig<br />
komplexen Körper trägt. Das Finish ist<br />
langanhaltend und besticht mit einer<br />
unglaublichen Komplexität.<br />
Carlos I – In Spanien geboren,<br />
für die Welt gemacht<br />
Sie dürfen natürlich in unserer Brandy<br />
Story nicht fehlen – die exquisiten Angebote<br />
von Carlos I aus dem Hause Osborne.<br />
Die Geschichte von Carlos I geht auf<br />
das Jahr 1889 zurück, als ein Kellermeister<br />
in der Stadt Jerez im Südwesten<br />
Spaniens in einem Winkel seiner<br />
Bodega eine Reihe geheimnisvoller Fässer<br />
fand. Ihm war schnell bewusst, dass<br />
sie den köstlichsten Brandy enthielten,<br />
den er je probiert hatte. „Dieses Aroma<br />
wird die Welt erobern“, dachte er und<br />
machte sich daran, das Geheimnis des<br />
Geschmacks zu ergründen und zu bewahren.<br />
Den so entstandenen Brandy<br />
taufte er auf den Namen „Carlos I“, der<br />
erste König des vereinten Spaniens. Er<br />
wird symbolisiert durch den Lanzenreiter,<br />
der jede Flasche ziert.<br />
Die Bodegas, in denen Carlos I bis<br />
heute reift, liegen mitten im Herzen<br />
der Hafenstadt El Puerto de Santa<br />
María. Die Gegend weist in önologischer<br />
(weinbaukundlicher) Hinsicht<br />
30<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
ein einzigartiges Mikroklima auf. Im<br />
Zusammenspiel mit dem traditionellen<br />
Reifungssystem „Criaderas y Solera“,<br />
(siehe Kasten) bei dem die dynamische<br />
Reifung in ehemaligen Oloroso und<br />
Amontillado SherryFässern aus amerikanischer<br />
Eiche erfolgt, entsteht so<br />
eine unvergleichliche Harmonie der<br />
Aromen, von denen wir uns zwei Produktvarianten<br />
genauer angeschaut und<br />
verkostet haben:<br />
Carlos I PX<br />
Pedro Ximénez, kurz P.X., ist eine der<br />
drei Basisrebsorten für die SherryHerstellung.<br />
Für das Finishing des Carlos I<br />
P.X. werden handverlesene Fässer aus<br />
einer sogenannten P.X. Viejo Solera genutzt.<br />
Besonders alt ist hier keine Übertreibung:<br />
im Jahr 1905 wurde diese Solera<br />
gegründet. Teile der Sherrys aus<br />
dieser Zeit sind noch heute in den Fässern<br />
vorhanden und geben ihre ganze<br />
Kraft in den Brandy. Carlos I P.X begeistert<br />
mit samtigfruchtigem Geschmack,<br />
eleganten Nuancen von karamellisierter<br />
Eiche und Anklängen von Rosinen.<br />
Dieser Brandy wird am besten pur als<br />
Digestif genossen.<br />
Carlos I 1520<br />
Seinen Namen erhielt dieser Brandy<br />
zum Gedenken an die Krönung des spanischen<br />
Königs Carlos I zum Kaiser des<br />
Carlos I 1520, 41,1 Vol%, 0,7 Liter,<br />
UVP: 99,99 €<br />
Heiligen Römischen Reiches im Jahre<br />
1520. Dieser einzigartige Brandy ist ein<br />
Blend aus teilweise jahrhundertealten<br />
Soleras aus den Privatfässern der Familie<br />
Osborne. Ein einzigartiger Brandy<br />
voller Eleganz und Vielschichtigkeit.<br />
Die Farbe ist tiefes, leuchtendes<br />
Mahagoni. Ein sehr intensives Bouquet<br />
mit Noten von Edelholz und spürbaren<br />
Gewürzaromen schmeichelt der Nase.<br />
Im Geschmack sehr komplex mit einer<br />
weichen, ungewöhnlich samtigen Textur<br />
und sehr lange anhaltendem und<br />
wärmendem Nachklang.<br />
KURZ ERKLÄRT: DAS SOLERA VERFAHREN<br />
Das Solera-Verfahren ist ein Reifungssystem, bei dem junge und<br />
ältere Destillate gemischt werden. Fässer mit den Destillaten sind<br />
in mehreren Reihen übereinandergestapelt. In der obersten Reihe<br />
lagern die Fässer, die den jüngsten Brandy enthalten, während in<br />
der Reihe mit den dem Boden am nächsten liegenden Fässern,<br />
der älteste Brandy lagert. Abfüllfertige Brandys werden immer der<br />
untersten Fassreihe entnommen. Die entnommene Menge wird<br />
durch die gleiche Menge aus den Fässern der Reihe darüber ersetzt.<br />
Diese wird wiederum aus der zweiten Fassreihe aufgefüllt,<br />
was Schritt für Schritt zur obersten Reihe führt, die mit neuem<br />
Destillat ergänzt wird.<br />
Da die Fässer bei der Entnahme immer nur teilweise geleert werden,<br />
ist das finale Produkt der Soleras immer eine Mixtur, die sich<br />
aus der Summe der Brandys jedes einzelnen Jahrgangs zusammensetzt.<br />
Dies bewirkt einerseits, dass die nach diesem System<br />
hergestellten Brandys nicht mit einer Jahrgangsangabe etikettiert<br />
werden können und andererseits, dass die Qualität des Produkts<br />
von Jahr zu Jahr stets gleichmäßig bleibt, da geschmackliche<br />
Variationen durch unterschiedliche Ernte-Jahrgänge des Grundweines<br />
ausgeglichen werden.<br />
Carlos I PX, 40,3 Vol%, 0,7 Liter,<br />
UVP: 44,99 €<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 31
SPECIAL•BRANDY<br />
BAS-ARMAGNAC CHÂTEAU<br />
DE LACQUY 2010/2023 FOLLE BLANCHE<br />
Das Anwesen von Château de Lacquy mit eigenen Weinbergen<br />
liegt in der besten traditionsreichen Armagnac-Gegend der<br />
Gascogne im Südwesten Frankreichs und ist mit 300 Jahren<br />
der älteste Armagnac-Produzent in Familienbesitz.<br />
Für die Herstellung von hochwertigen Armagnacs benötigt man<br />
gute Bodenverhältnisse, die richtigen Rebsorten, sorgfältiges<br />
Klonen der Sorten sowie perfekte Weine für die Destillation.<br />
Diese Voraussetzungen sind allesamt bei Château de Lacquy<br />
vorhanden. Château de Lacquy Bas Armagnac 2010/2023 Folle<br />
Blanche zeigt sich in einer ansprechenden Bernsteinfarbe mit<br />
schönen Kupferreflexen.<br />
Am Gaumen zeigt er sich süß und fein, mit Noten von Java-<br />
Pfeffer, Zeder und einem Hauch Vanille. Der Abgang gestaltet<br />
sich mittellang mit schöner Süße. Château de Lacquy<br />
2010/2023 Folle Blanche 49 vol%, 0,7 Liter. UVP 89,95 €<br />
Online verfügbar über www.haromex.com<br />
ADEGA VELGA BRANDY 30 JAHRE<br />
Unter dem Namen Adega Velha destilliert die Quinta da<br />
Aveleda seit 1971 hochwertige Brandys und ist somit eine<br />
der ältesten Brandy-Destillerien in der Vinho-Verde-Region<br />
in Portugal. Die Brandys werden aus erlesenen Weinen<br />
destilliert und anschließend in Limousin-Eichenholzfässern<br />
gelagert. Dieses Premium-Produkt bietet Aromen von<br />
Orange, Vanille und Englischem Kuchen. Am Gaumen intensiv<br />
mit einer samtig-weichen Struktur und hochwertig in einer<br />
Box verpackt. Adega Velga Brandy 30 Jahre 40 vol%,<br />
0,5 Liter. UVP 99,99 €<br />
BACHE GABRIELSEN –<br />
COGNAC FINE CHAMPAGNE XO<br />
Die Wurzeln von Bache-Gabrielsen liegen in Norwegen, wo<br />
die Cognacs des Hauses marktführend sind. Ein echtes Preisleistungswunder<br />
des Hauses ist der Cognac Fine Champagne<br />
XO von Bache Gabrielsen. Diese XO-Qualität bietet wunderbare<br />
Geschmacksnoten von Zimt, Vanille und etwas Pfeffer -<br />
darüber hinaus Aromen von Trockenfrüchten, blumigen Noten<br />
und Citrus. Bache Gabrielsen – Cognac Fine Champagne<br />
XO 40 vol%, 0,7 Liter. UVP 60,99 €<br />
HARDY COGNAC –<br />
LALIQUE „FRÜHLING“<br />
Das Cognac-Haus Hardy hat mit der Jahreszeiten<br />
Edition ein Kunstwerk in zweierlei Hinsicht geschaffen:<br />
In kreativer Zusammenarbeit mit dem innovativen<br />
Glashersteller Lalique wurden vier verschiedene<br />
Karaffen entworfen, die mit unterschiedlichen Farben<br />
und Ornamenten für die Jahreszeiten stehen.<br />
Diese Ausgabe mit einem mandelgrünen Verschluss<br />
steht für den Frühling und enthält einen sehr raren<br />
Cognac, für den Armand Hardy am Ende des Zweiten<br />
Weltkrieges hochwertige Brände aus der „Grande<br />
Champagne“ gesichert hatte.<br />
Das Haus Hardy kann man als elegant und extravagant<br />
beschreiben - auf jeden Fall einzigartige Produkte,<br />
die begeistern und leider ihren Preis haben.<br />
Hardy Cognac – Lalique „Frühling“ 41 vol%, 0,7<br />
Liter. UVP 10.000 €, www.hardycognac.fr<br />
MOULIN ROUGE COGNAC XO<br />
Christophe J. Fillioux führt den über 60 Hektar großen Familienbetrieb<br />
Jean Fillioux im Gebiet der sogenannten Grande<br />
Champagne der Region Cognac in der fünften Generation.<br />
Im 19. Jahrhundert wurde auch das berühmte Pariser Kabarett Le<br />
Moulin Rouge gegründet. Um mehr als ein Jahrhundert Tradition,<br />
Savoir-faire und Schönheit zu würdigen und zu feiern, hat das<br />
Haus Cognacs Jean Fillioux den Cognac XO Moulin Rouge kreiert.<br />
Dieser alte, bernsteinfarbene Cognac bietet herrliche Aromen<br />
von Vanille, Orangenmarmelade, Birnen, Bananen, Zitrusfrüchten,<br />
altem Portwein und einem Hauch tropischer Früchte. So wie<br />
sein Namensgeber mit einem magischen Ballett aus Federn und<br />
Pailletten begeistert, so unterhält der Cognac die Geschmacksknospen<br />
mit seinen genussvollen Aromen. Moulin Rouge Cognac<br />
XO 40 vol%, 0,7 Liter. UVP 199 €, www.cognac-jeanfillioux.fr<br />
32<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
BAS ARMAGNAC CHÂTEAU DE LAUBADE –<br />
BOURBON CASK<br />
Diese auf 1.356 Flaschen limitierte Ausgabe ist das Ergebnis<br />
einer einfachen Destillation von Baco-Trauben und einer<br />
doppelten Reifung: zunächst reifte dieser Single Cask 6 Jahre<br />
in einem neuen Eichenholz-Fass aus der Gascogne.<br />
Danach erfolgte eine zweite Reifung für 12 Monate in einem<br />
Ex-Bourbon-Fass (Bardstown Bourbon Kentucky).<br />
Sowohl im Bouquet als auch am Gaumen kann man reiche und<br />
volle Aromen von kandierten Früchten, Gewürzen und feinem<br />
Eichenholz genießen. Bas Armagnac Château de Laubade -<br />
Bourbon Cask 50,5 vol%, 0,5 Liter. UVP 37,95 €<br />
HARDY COGNAC – LEGEND 1863<br />
Legend 1863 ist eine Hommage an die Welt des Cognacs und<br />
der Familie Hardy. Eine besondere Flasche mit einem attraktiven<br />
Design, das das Markensymbol eines Hahns zeigt.<br />
Eine feine Auswahl aus Bränden der Petite Champagne,<br />
dem Fins Bois und einem Hauch Borderies. Die eingesetzten<br />
Eaux-de-vies sind bis zu 12 Jahre alt und reiften in<br />
Limousin-Eichenfässern mit dunkler Röstung, um die Feinheit<br />
des Hardy-Stils zu bewahren. Hardy Cognac – Legend 1863<br />
40 vol%, 0,7 Liter. UVP 49 €, www.hardycognac.fr<br />
COGNAC LANDY XO N°1<br />
Dieser Cognac vereint Brände aus der Grande Champagne, Petite<br />
Champagne und der Fins Bois der Region Cognac. Destilliert wird<br />
in kleinen Kupferkesseln mit einem Fassungsvolumen von je 25 hl.<br />
In kühlen Kellern reift der junge Landy zunächst in 380-Liter-Fässern<br />
aus neuer Limousin-Eiche, die mit ihrem hohen Tanningehalt<br />
ideale Voraussetzungen für die Reife feiner Cognacs bieten. Nach<br />
etwa einem Jahr wird dann das Eau-de-Vie in ältere Fässer mit<br />
sanfterem Tannin umgefüllt - perfekt, um auf diese Weise keine<br />
übermäßigen Holzaromen zu entfalten. Am Gaumen präsentiert er<br />
sich mit einer außergewöhnlichen aromatischen Tiefe und guter<br />
Balance mit einem minutenlangen Nachklang.<br />
Cognac Landy XO N°1 40 vol%, 0,7 Liter. UVP 76,50 €<br />
LENUS NR.1 WEINBRAND 1994<br />
Dieses Edeldestillat ist das Ergebnis einer gemeinsamen<br />
Vision des Edelbrenners Hubertus Vallendar und<br />
des Winzers Joachim Heger aus Ihringen. Der Name<br />
Lenus bezieht sich dabei auf die weit zurückreichende<br />
Geschichte der Eifelregion.<br />
Von Joachim Heger im Barrique ausgebaute 1994er<br />
Burgunderweine wurden von Hubertus Vallendar<br />
sanft und schonend in einem mehrstufigen Verfahren<br />
destilliert und über 10 Jahre im Barrique gelagert.<br />
Dadurch entsteht ein Trunk mit vanillig-süßem,<br />
nussig-karamelligem Duft, am Gaumen findet<br />
man neben den durch den Barriqueausbau zugeführten<br />
Röstaromen Fruchtkomponenten wie Orange und<br />
leicht-würzige Noten wie Zimt. Lenus Nr.1 Weinbrand<br />
1994 40 vol%, 0,5 Liter. UVP 65,50 €,<br />
Online verfügbar über www. www.vallendar.de<br />
RIESLING-TRESTER VON BRENNHÄUSLE UG<br />
Die Riesling Trauben für diesen 2021ger Trester stammen aus<br />
dem traditionsreichem Pfälzer Weingut Petri und haben somit<br />
vom milden Klima und den mineralreichen Böden der Region<br />
profitieren können.<br />
Das Ergebnis ist nicht nur ein guter Wein, sondern ein aus den<br />
verpressten Trauben gewonnener Trester-Edelbrand mit intensiven<br />
Aromen von der Limette, Pfirsich und Citrus.<br />
Im Oktober 2023 wurde der Trester mit der Goldmedaille der DLG<br />
(Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) ausgezeichnet und<br />
überraschte die sechs Freunde der Brennhäusle UG außerordentlich<br />
positiv. Trester Riesling 43 vol%, 0,5 Liter. UVP 43,90 €<br />
Online verfügbar über www.brennhaeusle.de<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 33
SERIE•HECHO A MANO<br />
oben: Eine Mischungsmeisterin, Ligadora,<br />
an ihrem Arbeitsplatz.<br />
rechts: Die Blätter werden auch in der Fabrik<br />
teilweise noch in Fässern gelagert.<br />
34<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
Von Händen gefertigt – Das Entstehen einer Zigarre | Teil 9<br />
Auf die richtige<br />
Mischung kommt es an<br />
In der letzten Ausgabe drehte sich alles um kubanische Jungfrauen<br />
und die Vorbereitung der fermentierten und reifegelagerten Tabakblätter.<br />
Nachdem die Blätter entbündelt, befeuchtet und sortiert wurden, sind sie<br />
jetzt bereit, um zu einer Zigarre kombiniert zu werden. Seit der Ernte<br />
des ersten Blattes sind inzwischen etwa drei Jahre vergangen.<br />
Jeder der insgesamt 539 Arbeitsschritte oder Handgriffe, die für die<br />
Herstellung einer Habano notwendig sind, ist bedeutend. Was den<br />
Geschmack betrifft, geht es hier aber ganz besonders um die Wurst!<br />
Text: Claudia Puszkar<br />
Grundsätzlich halte ich<br />
es mit den Kubanern,<br />
die sagen, eine Zigarre schmeckt nach<br />
Tabak. Ich kann sagen, ob mir eine Zigarre<br />
schmeckt, an einem Tag, einem<br />
Ort und unter bestimmten Umständen.<br />
Aber natürlich schmecken Zigarren<br />
nach mehr, schmecken Zigarren, je<br />
nach Marke, Format und Herkunft, unterschiedlich.<br />
Wie ist das nun bei den kubanischen<br />
Zigarren, also den HABANOS? Es gibt<br />
insgesamt 27 verschiedene Habanos-Marken<br />
und jede dieser Marken<br />
hat ihre eigene Charakteristik, ihre<br />
spezifische Rezeptur. Die Mischung<br />
jeden Formats innerhalb jeder Marke<br />
ist festgelegt und soll auch genau<br />
diese Spezifik beibehalten. Darum<br />
kümmert sich in Kuba eine Institution<br />
mit dem Titel „Regulierungsbeirat für<br />
die geschützte Herkunftsbezeichnung<br />
(D.O.P.) für Habanos“. Diese vereinigt<br />
sämtliche in Kuba tätigen Organisationen,<br />
die für die gleichbleibende Qualität<br />
der Produktion verantwortlich sind.<br />
Sie umfasst damit alle Arbeitsprozesse<br />
der Tabakindustrie, angefangen von<br />
den Tabakplantagen bis hin zu den gerollten<br />
und verpackten Zigarren.<br />
Das hört sich etwas technisch an, aber<br />
am Ende geht es auch hier wieder um<br />
die in langen Jahren erworbene Erfahrung<br />
und das Wissen von Menschen,<br />
die den Geschmack und die Stärke jeder<br />
Marke und auch jeden Formats genau<br />
kennen und wissen, welche Tabake<br />
notwendig sind. Dies können nur Fachleute,<br />
Menschen, die sich schon viele<br />
Jahre mit Tabak beschäftigen. Dies<br />
lernt man nicht über Nacht. Es ist das<br />
Ergebnis jahrelanger Erfahrung.<br />
Für die Tabakmischungen der einzelnen<br />
Marken und Formate in den<br />
Zigarrenmanufakturen sind die Ligadores<br />
zuständig. So nennt man die<br />
Mischungsmeister. Ihr Wissen ist auch<br />
bei der Kreation einer neuen Mischung<br />
gefragt. In den Fabriken stellen sie<br />
sicher, dass die vom Regulierungsbeirat<br />
vorgegebenen Kriterien für den<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 35
SERIE•HECHO A MANO<br />
oben links: Je nach Art der<br />
Blätter werden sie auch<br />
zu Bündeln gelegt. Für Laien sind<br />
es nur kleine Tabakbündel,<br />
ein Fachmann kann genau sagen,<br />
um was für Blätter es sich handelt.<br />
oben rechts: Mit einem losen<br />
Faden zusammengehalten,<br />
liegen die Blätter auch<br />
zu Stapeln aufgeschichtet.<br />
links: Die Waage ist eines der<br />
wichtigsten Arbeitsgeräte<br />
in dieser Abteilung. Auch eine<br />
solche schon relativ alte Waage<br />
arbeitet noch präzise.<br />
rechts: Aber auch moderne<br />
Waagen kommen zum Einsatz.<br />
36<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
oben: Immer wieder werden<br />
die Blätter gesichtet und<br />
sortiert. Viele fleißige Hände<br />
und aufmerksame<br />
Augen sind hier am Werk.<br />
links: Genauestens muss festgehalten<br />
werden, welche<br />
Blätter wofür verwendet werden.<br />
unten links: Jederzeit muss<br />
ersichtlich sein, um welche<br />
Blätter es sich handelt, damit<br />
dann die richtige Zigarre<br />
gefertigt werden kann.<br />
Geschmack, die Stärke und das Aroma<br />
jeden Formates eingehalten werden.<br />
Sobald feststeht, welches Format von<br />
welcher Habanos-Marke gefertigt werden<br />
soll, ist der Mischungsmeister in<br />
der Lage, eine Liste der Tabakblätter<br />
zusammenzustellen, die für die Herstellung<br />
dieser Zigarre notwendig sind.<br />
Aber wie genau die Mischungsmeister<br />
arbeiten, ist eines der am besten gehüteten<br />
Geheimnisse.<br />
Im Zentrallager liegen die jeweiligen<br />
Ballen akkurat beschriftet nach<br />
Art der Blätter, Größe, Alter und, das<br />
wichtigste Kriterium, die Herkunft. Je<br />
nach Plantage unterscheiden sich die<br />
Blätter deutlich im Geschmack. Es ist<br />
ähnlich wie im Weinbau, auch da ist<br />
die Lage wichtig. Je nach Anbaufläche<br />
entstehen sehr unterschiedliche<br />
Geschmacksnuancen. Ob ein Normalsterblicher<br />
wie Sie und ich diese<br />
Unterschiede schmecken können, ist<br />
fraglich. Tabakfachleute können dies.<br />
Insider behaupten, dass man sogar<br />
einen Unterschied zwischen Blättern<br />
schmeckt, die auf zwei verschiedenen<br />
Straßenseiten gewachsen sind.<br />
Für bestimmte Marken werden also<br />
die Blätter bestimmter Plantagen verwendet.<br />
Um die Kontinuität zu wahren,<br />
entnimmt der Ligador zusätzlich regelmäßig<br />
Stichproben, um den Tabak<br />
zu testen. Und erstellt aus den Tabaken<br />
die jeweilige Mischung aus Blättern,<br />
die den Geschmack der Zigarre<br />
bestimmen. Die Waage ist hier ein<br />
wichtiges Arbeitsgerät. Die Mischungen,<br />
die in den Barajitas (ein Ausdruck<br />
aus dem Kartenspiel, der das Mischen<br />
der Karten bezeichnet) zusammengestellt<br />
werden, übergibt man dann<br />
täglich den Torcedores, die daraus die<br />
Zigarren fertigen.<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 37
STORY<br />
Der Geschmack<br />
MEXIKOS<br />
Es gibt viel zu genießen in Mexiko: Die Farben, das Essen, die Kultur…<br />
Wem aber der Sprung über den Atlantik zu weit ist, der macht es sich einfach zuhause<br />
mit den schönsten Exportartikeln des Landes gemütlich – Tequila und Zigarren.<br />
Text: Elmar Schalk Fotos: Nina Bauer<br />
38<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
Mexiko – vielbesungenes<br />
Land!<br />
Einst trällerten<br />
Tony Marshall, Roberto Blanco und<br />
Freddy Quinn den mittelamerikanischen<br />
Staat ins deutsche Wohnzimmer.<br />
Dort hängt das holzschnittartige<br />
Bild bis heute: „Kakteen werfen in der<br />
Abenddämmerung lange Schatten,<br />
Mariachis stimmen ein trauriges Lied<br />
über die Liebe an und eine glutäugige<br />
Señorita (namens Juanita) bringt<br />
ihrem Pepe (wahlweise Pedro) einen<br />
Tequila, während sich der Rauch seiner<br />
dunklen Zigarre mit dem Duft von<br />
Chili con Carne vermischt.“ Das karnevaleske<br />
Image dieses Landes ist eine<br />
festgebackene Mischung aus Mythos<br />
und Halbwahrheit, angereichert durch<br />
Hollywood-Western, Jugendliteratur<br />
und Tex-Mex-Lokale: Das dort beliebte<br />
Chili con Carne ist übrigens kein mexikanisches,<br />
sondern ein texanisches<br />
Gericht. Fairerweise muss man erwähnen,<br />
dass Texas bis 1845 zu Mexiko<br />
gehörte und seit je her ein reger<br />
Austausch mit dem Nachbarland USA<br />
herrscht. Zu den musikalischen Exportschlagern<br />
gehören die Mariachis,<br />
jene folkloristischen Bands, die mit<br />
Geige, Trompete, Guitarrón und Sombrero<br />
für ganz Mexiko stehen. Dabei<br />
sind sie so regional wie eine bayerische<br />
Blaskapelle, denn ihre Wurzeln<br />
haben sie im Bundesstaat Jalisco, wo<br />
auch der Tequila beheimatet ist.<br />
Göttliche Kommunikation<br />
Apropos Wurzeln: Der Kaktus ist gewissermaßen<br />
die deutsche Eiche Mexikos,<br />
denn er hat es 1822 aufs Staatswappen<br />
geschafft. Für die aztekischen<br />
Ureinwohner war die stachelige Pflanze<br />
eine multifunktionale Gottheit. Manche<br />
Arten dienten als Nahrungsmittel<br />
oder Wasserspender, andere lieferten<br />
Angelhaken oder halluzinogene Erlebnisse,<br />
wieder andere waren der perfekte<br />
Bio-Altar für Menschenopfer. Eine<br />
ebenso wichtige Rolle unter den indigenen<br />
Pflanzen spielte natürlich der<br />
Tabak. Schon die Maya-Priester (und<br />
später die Azteken) nahmen rauchenderweise<br />
Kontakt mit den Göttern auf,<br />
indem sie rustikale, zigarrenähnliche<br />
Gebilde entflammten. Mit einer so langen<br />
Rauchertradition verwundert es,<br />
dass heutzutage die Puros de México<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 39
STORY<br />
bei ihren Entdeckern in Europa nicht<br />
weitaus populärer sind. Vielleicht liegt<br />
es am Image, das ihnen immer noch<br />
anhaftet. Stark sollen sie sein und<br />
ungehobelt wie ein Campesino, ein<br />
mexikanischer Landarbeiter. Dieses<br />
Vorurteil resultiert nicht zuletzt aus<br />
dem Zigarrenboom der Neunziger, als<br />
die aufgeheizte Goldgräberstimmung<br />
der USA die produzierenden Nachbarländer<br />
in Brand setzte. Neben traditionellen<br />
Herstellern witterten selbsternannte<br />
Zigarrenfirmen das schnelle<br />
Geld und warfen Produkte in schwankender<br />
Qualität auf den Markt. Als sich<br />
dann der Hype und Zahl der mittelamerikanischen<br />
Produzenten wieder<br />
auf ein Normalmaß beruhigt hatte, war<br />
das Ansehen der mexikanischen Zigarre<br />
teilweise beschädigt.<br />
Vom Pulque zum Mezcal<br />
Mit solchen Imageproblemen musste<br />
sich der Tequila nicht herumschlagen.<br />
Nach der Mexikanischen Revolution<br />
zum Nationalgetränk erklärt, annektierte<br />
der Agavenschnaps den nordamerikanischen<br />
Kontinent, bevor er<br />
weltweit die Bars eroberte. Wie der<br />
Kaktus und der Tabak, hatte auch die<br />
Agave ihren festen Platz im präkolumbischen<br />
Olymp der Azteken. Sie bot<br />
vielfältige Verwendungsmöglichkeiten:<br />
Aus den Stacheln der Blattspitzen wurden<br />
Nähnadeln, aus den Pflanzenfasern<br />
Teppiche und das Herz lieferte einen<br />
süßen, dickflüssigen Saft, der nach<br />
wenigen Stunden Gärzeit so viel Alkohol<br />
enthielt wie unser Bier. Anfangs<br />
nur den indianischen Hohepriestern<br />
vorbehalten, entwickelte sich „Pulque“<br />
unter den spanischen Eroberern zum<br />
Bestseller und wird bis heute in Mexiko<br />
getrunken. Irgendwann stellte man<br />
fest, dass sich aus Pulque ein wohlschmeckender<br />
Schnaps brennen lässt.<br />
Als Namen setzte sich das indianische<br />
Wort für „Agavenherz“ durch: Mezcal,<br />
der bürgerliche Vetter des aristokratischen<br />
Tequilas. Letzterer darf nur aus<br />
einer ganz bestimmten blauen Agave,<br />
der „agave tequilana Weber azul“, hergestellt<br />
werden.<br />
Das blaue Wunder<br />
Ein weiterer Unterschied zwischen<br />
beiden Spirituosen ist die geschützte<br />
Herkunftsbezeichnung (vergleichbar<br />
mit der des Cognacs) – Tequila stammt<br />
entweder aus dem Bundesstaat Jalisco<br />
oder aus bestimmen Ortschaften<br />
von Nayarit, Michoacán, Guanajuato<br />
oder Tamaulipas. Anbau und Ernte der<br />
bis zu 100 kg schweren Agavenherzen<br />
sind ebenso langwierig und schweißtreibend,<br />
wie die Verarbeitung selbst:<br />
Um den Zucker aus dem Fruchtfleisch<br />
zu lösen, werden die Pflanzen bis zu<br />
zwei Tage gekocht, anschließend gewaschen,<br />
gemahlen und zerstampft. Dann<br />
werden der Maische spezielle Hefekulturen<br />
zugefügt, die den Zucker in einem<br />
mehrtägigen Gärprozess in Alkohol<br />
umwandeln, der schließlich gebrannt<br />
wird. Grundsätzlich lässt sich Tequila<br />
in zwei Qualitätsstufen unterteilen, die<br />
auf dem Flaschenetikett vermerkt sind:<br />
Steht dort „100% de Agave“, so handelt<br />
es sich um ein Premiumprodukt, das<br />
in Mexiko abgefüllt wurde und in dessen<br />
Gärtank nichts als reiner Agavensaft<br />
war. Fehlt der 100%-Hinweis, ist<br />
es ein so genannter Mixto – er darf im<br />
Gärstadium bis zu 49% Fremdzucker<br />
enthalten und auch außerhalb Mexikos<br />
abgefüllt werden. Wer bisher nur den<br />
preisgünstigen Mixto getrunken hat,<br />
wird sich über den Geschmack eines<br />
Hundertprozentigen wundern: Er besitzt<br />
ein deutliches Agavenaroma, das<br />
man so noch nie auf der Zunge hatte. In<br />
Mexiko selbst wird dazu gerne Sangrita<br />
und Limettensaft gereicht; Salz und<br />
Zitrone findet man eher selten. Vor allem<br />
gereifte Destillate genießt man am<br />
besten bei Zimmertemperatur aus dem<br />
Degustationsglas. Eines wird man aber<br />
niemals in einer Tequilaflasche finden –<br />
den berühmten „Wurm“. Die Raupe des<br />
Dickkopffalters schwimmt allenfalls in<br />
einem speziellen Mezcal für den Export<br />
und es gibt viele Geschichten um diese<br />
Larve. Der Marketinggag ist vor allem<br />
in Asien beliebt.<br />
40<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
Wahre Klischees<br />
Es gibt viele Klischees über Mexiko,<br />
die einen schmunzeln lassen. Doch<br />
manche stimmen einfach. Zeitangaben<br />
sind bei spielsweise nicht so in Stein<br />
gemeißelt wie hierzulande. Das beliebte<br />
Wort „Ahorita“ lässt sich zwar mit<br />
„sofort“ übersetzen, doch das kann viel<br />
bedeuten: Irgendwas zwischen „in fünf<br />
Minuten“ und „nie“. Auch Tequila wird<br />
reichlich getrunken. 2020 waren es 87<br />
Mio. Liter, nur in den USA wird mehr<br />
konsumiert, Platz drei des Rankings<br />
belegt übrigens Deutschland. Und<br />
schließlich feiern die Mexikaner gerne:<br />
Die Dunkelziffer liegt bei rund 5.000<br />
Festen im Jahr, die für irgend einen<br />
Heiligen, anlässlich eines speziellen<br />
Datums oder zu Reiterspielen und<br />
Stierkämpfen begangen werden. Einer<br />
der wichtigsten und spektakulärsten<br />
ist sicherlich der „Día de los muertos“<br />
vom 31. Oktober bis 2. November. In<br />
Mexiko hat man ein offeneres Verhältnis<br />
zum Jenseits, wenn zu Ehren der<br />
Toten ein farbenprächtiges Volksfest<br />
veranstaltet wird. Dann ist das ganze<br />
Land in bunten Farben und mit<br />
zahllosen Skeletten, Totenköpfen und<br />
Blumen geschmückt, während auf den<br />
Friedhöfen ausgelassen gegessen, getrunken,<br />
gesungen und getanzt wird.<br />
Überall bringt man den Verstorbenen<br />
verschiedene Opfergaben dar, zu<br />
denen selbstverständlich auch Tequila<br />
und Zigarren zählen.<br />
Puros de Mexico<br />
Tatsächlich sind die beiden Genussmittel<br />
fest in der mexikanischen<br />
Feier tagskultur verankert. Kommt<br />
beispielsweise ein Junge auf die Welt,<br />
so ist es üblich, dass der Vater an die<br />
Gratulanten Zigarren verteilt. Die meisten<br />
Handgerollten des Landes werden<br />
in San Andrés Tuxtla gefertigt, einer<br />
Kleinstadt am Golf von Mexiko, wo rund<br />
20 Prozent der Bevölkerung in irgendeiner<br />
Weise von der Tabakindustrie leben.<br />
Hauptanbaugebiet ist das fruchtbare<br />
San Andrés-Tal, das manche gerne<br />
als die „Vuelta Abajo Mexikos“ bezeichnen.<br />
Denn die bewaldeten Hänge und<br />
der Flickenteppich aus unterschiedlichen<br />
Agrarflächen erinnern an Kubas<br />
Toplage. Dass hier so erfolgreich Tabak<br />
angebaut wird, verdankt Mexiko der<br />
wechselhaften Geschichte seiner gerade<br />
mal 200 km entfernten Nach barinsel:<br />
Viele Tabaqueros flohen im 19.<br />
Jahrhundert vor den Befreiungskriegen<br />
gegen die spanischen Kolonialherren.<br />
Das bescherte der mexikanischen<br />
Tabakindustrie einen beachtlichen Aufschwung,<br />
letztmals verstärkt durch den<br />
Exodus kubanischer Tabak experten<br />
nach Castros Revolution 1959. Spricht<br />
man im Spanischen von einem „puro“,<br />
so ist damit eigentlich nichts anderes<br />
als eine Zigarre gemeint. Allerdings<br />
sind viele mexikanische Handgerollte<br />
tatsächlich zu 100 Prozent aus einheimischem<br />
Tabak gefertigt – von der<br />
Einlage, über das Umblatt bis zum<br />
Decker. Dazu zählen beispielsweise<br />
die traditionellen Marken Santa Clara<br />
und Casa Turrent. Denn bis 1996<br />
gab es ein striktes Einfuhrverbot von<br />
„Tabaken zum Zweck der Weiterverarbeitung“.<br />
Seitdem sind die Restriktionen<br />
gelockert und so wird die Einlage<br />
auch mal durch Tabake aus Honduras,<br />
Nicaragua und der Dominikanischen<br />
Republik bereichert. Doch wie beim<br />
Tequila sind auch hier die Hersteller<br />
stolz auf ihre „reinrassigen Mexikanerinnen“.<br />
Und obwohl der US-amerikanische<br />
Markt zu den Hauptabnehmern<br />
gehört, präsentieren sich die meisten<br />
„Mexigars“ ohne das übliche Marketinggetöse.<br />
Zu ihrer unverfälschten Art<br />
würde das auch nicht passen. Denn es<br />
sind nach wie vor ehrliche Zigarren<br />
zu einem vernünftigen Preis, die es<br />
verdient haben genussvoll wiederentdeckt<br />
zu werden. Gerne in Kombination<br />
mit einem gereiften Tequila. Und<br />
vielleicht sogar mit einen Soundtrack<br />
von Tony Marshall, Roberto Blanco und<br />
Freddy Quinn.<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 41
FINE PAIRINGS<br />
TRAU(B)EN<br />
SIE UNS!<br />
CRAFTWORK BRANDY BY DESTILLERIE KAMMER-KIRSCH<br />
Seit vielen Jahren arbeitet das Haus Kammer-Kirsch mit der Weinbrennerei Carl Jung in Rüdesheim<br />
zusammen. Gemeinsam haben die Partner ein acht Jahre altes auf Eichenholzfässern gereiftes „Riesling-Weindestillat“<br />
ausgesucht und im Folgeschritt in den Kellern auf Rotwein- und Sherry-Fässern<br />
zu einem besonderen Brandy reifen lassen. Dabei wurde bewusst auf Farbeinstellung mit Zuckerkulör<br />
und die Verwendung von Typagen wie Auszügen aus grünen Walnüssen und Mandelschalen verzichtet.<br />
Der goldfarbene Brandy bietet in der Nase eine florale und fruchtige Rotweinnote - Aromen von jungen<br />
Trauben, dunklen Kirschen und Aprikosen. Im Geschmack erkennt man eine tiefe Rotweinnote, umhüllt<br />
von einer dezenten Süße. Leicht mineralisch und es erinnert an getrocknete Früchte.<br />
Ein „Craftwork“ ist im Sinne einer direkten Übersetzung ein „Kunsthandwerk“ - dem können<br />
wir nur zustimmen, denn der 8 Jahre lang gelagerte Brandy bietet gute<br />
Qualität bei einem attraktiven Preis.<br />
Craftwork Brandy by Destillerie Kammer-Kirsch<br />
43 vol%, 0,7 Liter, UVP 36 €<br />
Online verfügbar unter www.kammer-kirsch-shop.de<br />
CAMACHO BROADLEAF ROBUSTO<br />
Die Camacho Broadleaf wird mit einem honduranischen Broadleaf<br />
als Deckblatt gerollt, darunter verbirgt sich ein ebenfalls honduranisches<br />
Umblatt sowie eine Einlage aus honduranischem<br />
und dominikanischem Tabak. Das dunkle, ledrige und ölige<br />
Deckblatt entsteht durch das ungeschützte Wachsen in der<br />
„prallen Sonne“. Ursprünglich war diese Art von Tabak im<br />
Connecticut-Tal in den USA besonders typisch, mittlerweile<br />
werden die kleinen Pflanzen mit den großen Blättern auch<br />
in anderen Ländern angebaut.<br />
Die Mischung wird vom Hersteller als mittelkräftig<br />
angepriesen, dabei wird erwähnt, dass es sich um ein<br />
„robustes und kompromissloses Geschmacksprofil“<br />
handelt. Zu schmeckende Noten sind von Bitterschokolade,<br />
Café, erdigen Gewürzen und cremiger<br />
Süße geprägt. Zusätzlich sollen Aromen von Leder<br />
und Eiche zur Komplexität der Zigarre beitragen.<br />
Die Linie wird bei Diadema Cigars de Honduras<br />
S.A. produziert und wurde von der Oettinger<br />
Davidoff Group im September 2023 weltweit<br />
in zunächst drei Vitolas eingeführt.<br />
42<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
Dem Gaumen unserer Tester können Sie wirklich trauen.<br />
Wir haben wieder ein paar verführerische Paare<br />
für unsere Leser gefunden. Hochprozentiges aus der<br />
Traube und meisterhaft „Gerolltes“ der besten Torcedores<br />
namhafter Manufakturen. Lassen Sie sich verführen<br />
– Ihr Gaumen wird es Ihnen danken.<br />
GRAN DUQUE D’ALBA<br />
Der Brandy Gran Duque de Alba wurde erstmals im Jahr 1945 auf den Markt gebracht. Diese<br />
Flasche mit der roten Schrift ist der Klassiker aus dem Hause „Williams & Humbert“ mit Sitz<br />
in Jerez/Spanien.<br />
Der Charakter dieses spanischen Spitzen-Brandys wird durch das einzigartige Solera-Criadera-Verfahren<br />
geprägt: Ausgewählte Destillate durchwandern die Solera-Stufen und reifen nach<br />
jahrhundertealter Tradition in alten Sherry-Fässern, die übereinander angeordnet sind.<br />
Trockene, gehaltvolle Weißweine der Rebsorte Airen sind die Basis für die Herstellung dieses Brandys.<br />
Sie werden in Brennblasen langsam auf einen Alkoholgehalt von 60-65% Vol. destilliert und danach<br />
in den oberen Teil der Solera-Criadera-Fassanlage eingefüllt. Dort reift der Brandy für mindestens<br />
10 Jahre in Fässern aus amerikanischer Eiche, die zuvor mit Oloroso-Sherry ausgebaut wurden.<br />
Seine dunkle Mahagonifarbe mit goldenen Akzenten und sein komplexes Aroma nach<br />
Weinester mit Balsamico-Nuancen lassen seine lange und adäquate Holzlagerung<br />
erkennen. Im Gaumen glatt und vollmundig, mit gerösteter Note und einem sehr<br />
angenehmen Einfluss von Vanille.<br />
Dieser vornehme Brandy bietet einen langen und angenehmen Abgang – sehr<br />
angenehm zur Zigarre, die eher kräftig ist und eine gewisse Schärfe aufweist.<br />
Gran Duque D’Alba 40 vol%, 0,7 Liter, UVP 29,99 €<br />
www.granduquedealba.com<br />
HEMMY’S ROBUSTO MADURO<br />
Diese Maduro-Zigarren werden von kubanischen, ehemaligen Habanos<br />
Torcedores der 9. Kategorie, komplett von Hand gefertigt. Produziert in der<br />
ABAM Fabrik in Santo Domingo, Dominikanische Republik.<br />
Die Hemmy’s Maduro zeichnen sich durch ein cremiges Röstaroma aus.<br />
Den Anfangsnoten von Holz, Erde und toller Creme, kommen im weiteren<br />
Rauch-verlauf eine Nuance Süsse, Röstaroma und Getreide hinzu. Der wesentliche<br />
Unterschied zur klassischen Hemmy’s ist die längere Reifung des Ein-<br />
lagetabaks und das ölige dunkle, 2008er Deckblatt aus Mexico, welches 2 Jahre in einem<br />
Rumfass gelagert wurde und der Zigarre nicht nur ein wunderschönes Aussehen verleiht, sondern<br />
auch aromatisch einen enormen Gewinn darstellt.<br />
Jede Zigarre wird übrigens von 2 Drehern gefertigt. Einer fertigt die Einlage, der Zweite überprüft<br />
diese und rollt das Deckblatt darüber. Wie bei allen Hemmy’s Zigarren, kann man aufgrund der verwendeten<br />
Tabake, von einem enormen Reifepotential ausgehen. Ähnlich wie beim Lagern von Wein,<br />
werden die Zigarre durch perfekte Reifelagerung runder und ausgewogener.<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 43
FINE PAIRINGS<br />
ALTER BODENSEE BRANDY VON STEINHAUSER<br />
Manchmal lässt einen Redakteur eine besondere Aussage aufhorchen:<br />
„Wenn man als Schnapsbrenner für eine Sache brennt … dann<br />
lodert das Feuer nicht nur, um den Brennkessel zu erhitzen“.<br />
Tatsächlich hat die Weinmanufaktur + Hausbrennerei + Whisky-Destillerie Steinhauser<br />
vom Bodensee mit dieser Aussage unser Interesse geweckt und wir konnten aus dem<br />
breiten Angebot des Familienbetriebes einen wunderbaren Brandy probieren. Der „Alte<br />
Bodensee Brandy“ wird aus besten Bodenseeweinen gebrannt. Anschließend reift er 12<br />
Jahre in alten Eichenholzfässern, wie sie damals schon vom Großvater Steinhauser aus heimischen<br />
Hölzern selbst gefertigt und für seinen Weinbrand verwendet wurden. Durch die Kombination<br />
aus modernster Brenntechnik und jahrelanger Erfahrung im Umgang mit Holzfässern<br />
ist dieser milde und komplexe Brandy entstanden.<br />
In der Nase üppige Trockenfrucht-Noten mit Orangeat und Limetten-Tönen sowie frische Pomeranzen,<br />
saftige Rosinen leichte Marzipan-Süße. Am Gaumen setzt er sich zunächst<br />
sahnig-fett mit vollmundigem Charakter in Szene. Aromen von Leder, Tabakblättern,<br />
Backgewürzen und karamellisierte Blüten verleihen diesem hochwertigen<br />
Brandy seinen eleganten Charakter.<br />
Alter Bodensee Brandy 12 Jahre 40 vol%, 0,7 Liter, UVP 99,95 €<br />
Online verfügbar über www.steinhauser-bodensee.de<br />
PARTAGÁS MADURO NO. 1<br />
Einmal im Jahr bringt Habanos S.A. eine Zigarre exklusiv für die La<br />
Casas del Habano und die Habanos Specialists auf den Markt. Im<br />
Jahre 2015 war es die Partagás Maduro No. 1 – was daraufhin deutet,<br />
dass sich diese Zigarren durch ein besonders dunkles, reiferes<br />
Deckblatt auszeichnen.<br />
Die verwendeten Deckblätter stammen vom oberen Teil der Pflanze und bekommen<br />
dadurch bereits mehr Sonne ab als andere. Zusätzlich werden sie deutlich<br />
länger, ohne jegliche Hilfsmittel, fermentiert. Dadurch verfügen dieses natürliche<br />
Deckblatt nicht über eine gleichmäßige Färbung. Unserer Meinung<br />
nach ist das nicht dramatisch – schmecken sollen sie.<br />
Der Produktionsname des neu entwickelten Formats lautet<br />
Discretos, mit einer Länge von 130 mm und einem<br />
Ringmaß von 52 ist sie quasi eine etwas längere<br />
und dickere Robusto. Die Mischung<br />
aus besten Tabaken der Vuelta<br />
Abajo ist recht kräftig. In<br />
diesem Format kommen<br />
die üppigen Aromen besonders<br />
zur Geltung. Sie ist<br />
definitiv nichts für Einsteiger.<br />
44<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
MAISON GAUTIER COGNAC PINAR DEL RIO<br />
Gautier Cognac liegt malerisch gelegen am Fluss Osme in Aigre nordöstlich vom Städtchen Cognac. Gautier<br />
blickt auf eine mehr als 250-jährige Geschichte zurück und ist eines der ältesten Cognac-Häuser der Welt,<br />
bei dem die 10. Generation der Familie tätig ist.<br />
Alle Cognacs dürfen in einer Wassermühle aus dem 18. Jahrhundert zur Perfektion heranreifen. Die direkte<br />
Nähe zum Wasser und die daraus resultierende Feuchtigkeit in den Kellergewölben führt zu einer reduzierten<br />
Verdunstung und gibt dem Cognac seinen besonderen Geschmack.<br />
Dieser Cognac XO Pinar Del Rio wurde gemeinsam mit dem kubanischen Zigarrenmeister Don Alejandro<br />
Robaina kreiert, der seit vielen Jahren als bester Tabakproduzent seines Landes gilt. Sein Anspruch war es<br />
eine besondere Kombination zu schaffen, die dem Cognac und der Zigarre entsprechen. Der Namenszusatz<br />
„Pinar del Rio“ ist eine Hommage für das kubanische Tal, wo die besten Tabakblätter geerntet werden.<br />
Die goldene bis bernsteinfarbene Spirituose bietet eine außergewöhnliche aromatische Kraft mit starken<br />
Eichen- und Orangennoten. Am Gaumen zeigt er sich kraftvoll und intensiv mit würzigen und Aromen.<br />
Insgesamt ein anspruchsvoller, mehrfach prämierter Cognac, der unter anderem bei der San Francisco<br />
World Spirits Competition 2023 mit Doppelgold ausgezeichnet wurde.<br />
Maison Gautier Cognac Pinar del Rio 41,2 vol%, 0,7 Liter, UVP 94,99 €<br />
ROMEO Y JULIETA SHORT CHURCHILL<br />
Die Short Churchill von Romeo y Julieta ist eine klassische Robusto. Dieses beliebte<br />
Format verfügt über ein Ringmaß von 50 (19,84 mm) bei einer Länge von 124 mm.<br />
Diese Vitola ist eine eher milde Vertreterin der Marke. Mit ausreichend<br />
Reifezeit bietet sie einen runden, ausgewogenen Rauchgenuss.<br />
Die Romeo y Julieta Short Churchill ist das Gegenstück<br />
zum beliebten Wide Churchill Format. Ebenso wie<br />
diese punktet die Short Churchill mit einer<br />
hochwertigen Verarbeitung und würzigen<br />
Aromen von Nuss, Holz und leichten<br />
Röstnoten. Etwas kräftiger in der<br />
Stärke bietet sie Rauchgenuss<br />
von rund einer<br />
Stunde.<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 45
FINE PAIRINGS<br />
ZIGARREN- & COCKTAIL-<br />
PAIRINGS, DIE DEN UNTER-<br />
SCHIED AUSMACHEN<br />
Hamburg, November 2023. Gemeinsam mit zwei der renommiertesten Bars in Deutschland<br />
präsentiert Davidoff Cigars einzigartige Zigarren- & Cocktailpairings für Genießer, die die<br />
Davidoff White Band Zigarren gerne einmal ganz anders erleben möchten. Marian Krause von<br />
der „The Grid Bar“ in Köln und Carsten Möller vom Breidenbacher Hof in Düsseldorf<br />
präsentieren ihre ganz eigenen Kreationen für vollendete Genussmomente mit den Davidoff<br />
Klassikern der Serien Signature, Grand Cru, Aniversario und Millennium. Ein Projekt von<br />
Aficionados für Aficionados.<br />
Mit der zum Jahresanfang gestarteten „The<br />
Difference“ Kampagne, stellt Davidoff Cigars<br />
jene Zigarren, die das weiße Band ziert, in den<br />
Fokus und zeigt, was diese seit Jahrzehnten zu<br />
den weltweit beliebtesten Zigarren macht und<br />
von anderen Marken abhebt. So lag es nahe auf<br />
der Suche nach den besten Cocktail-Pairings zu<br />
diesen Zigarren mit zwei der besten Bartendern<br />
Deutschlands zusammenzuarbeiten, die ebenfalls<br />
seit jeher ihren eigenen Weg gehen: Marian<br />
Krause, seines Zeichens Barmanager und<br />
Geschäftsführer der "The Grid Bar" in Köln und<br />
Carsten Möller, Barmanager der edlen Bar des<br />
Breidenbacher Hofs in Düsseldorf.<br />
„Für mich war und ist es stets von großer Bedeutung<br />
mich mit meiner Arbeit, meinen Kreationen<br />
und Konzepten abzuheben. Mein Anspruch<br />
für Aficionados ist es ganz klar wunderbare und<br />
einzigartige Pairings zu den jeweiligen Lieblingszigarren<br />
anzubieten. Eine erfolgreiche Umsetzung<br />
ist nur mit einem Team möglich, das die<br />
gleiche Leidenschaft teilt. Diese Hingabe spiegelt<br />
sich nicht nur in der Cocktailkarte wider,<br />
sondern findet auch Anerkennung in den positiven<br />
Rückmeldungen unserer Gäste. So gesehen<br />
machen auch bei uns ganz klar die Menschen<br />
den Unterschied aus“, erklärt Marian Krause.<br />
Carsten Möller zieht die Parallelen mit Davidoff<br />
und „The Difference“ wie folgt: „Höchste<br />
Qualität bei jedem Drink und im Service für<br />
unsere Gäste hat für mich und mein Team die<br />
oberste Priorität. Da gehen wir auch keine Kompromisse<br />
ein. Dazu passen die Zigarren und die<br />
Philosophie von Davidoff ausgezeichnet. Wichtig<br />
ist es uns für unsere Gäste immer wieder neue,<br />
erinnerungswürdige Erlebnisse zu schaffen.<br />
Hierfür nehmen mein Team und ich viel Inspiration<br />
von unseren Reisen mit und lassen diese<br />
in unsere Drinks und deren Präsentation einfließen.<br />
In unserer großen Zigarrenlounge mit der<br />
perfekten Drinkbegleitung, können wir so wirklich<br />
‚Time beautifully filled’ ermöglichen.“<br />
Um den Aromen Kompositionen der vier<br />
Blends der „White Band“ Collection eine eigene<br />
Bühne zu geben haben die beiden Profis vier<br />
exklusive Cocktailempfehlungen zu jeweils<br />
einem Format der Serie erarbeitet. So können<br />
Aficionados ihren Lieblingsblend mit dem passenden<br />
Pairing einmal ganz anders erleben und<br />
sich von den Ideen der zwei Profis inspirieren<br />
lassen.<br />
Wer die Drinks gerne vom Fachmann zubereitet<br />
haben möchte und dabei seine Zigarre im<br />
eleganten Ambiente genießen möchte, kann die<br />
beiden Barmanager natürlich gerne in der „The<br />
Grid Bar“in Köln oder dem Breidenbacher Hof in<br />
Düsseldorf besuchen.<br />
Aficionados sind herzlich dazu eingeladen<br />
die nachfolgenden Rezepte und die dazugehörigen<br />
Videotutorials der beiden Profis selbst auszuprobieren<br />
und ihre Erlebnisse und Ergebnisse<br />
gerne auf Social Media mit dem Hashtag #davidoffcigars<br />
zu teilen.<br />
46<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
DAVIDOFF SIGNATURE NO. 2<br />
& KÖ ESPRESSO MARTINI<br />
CARSTEN MÖLLER, BREIDENBACHER HOF<br />
Die Davidoff Signature No. 2 war bereits Zino<br />
Davidoffs Lieblingszigarre und ist mit ihrem<br />
„Pigtail“am Zigarrenkopf unverkennbar. Der<br />
Blend der Davidoff Signature Serie ist wunderbar<br />
mild-aromatisch und passt zu jeder Tageszeit<br />
und jeder Gelegenheit. Die dominikanische<br />
Mischung mit warmen Zedernholznoten, frischen<br />
und blumigen Aromen und einem angenehm cremigen<br />
Abgang erfreut erfahrene Aficionados sowie<br />
Zigarren-Novizen.<br />
„Die cremigen Noten und Röstaromen des KÖ Espresso<br />
Martinis passen perfekt zu den Aromen der<br />
Zigarre und ermöglichen dem Aficionado ein wunderbar<br />
harmonisches und mildes Genusserlebnis“,<br />
erklärt Carsten Möller seine Pairing Empfehlung.<br />
Rezept & Zubereitung<br />
50 ml Espresso<br />
30 ml gereifter Rum<br />
20 ml Schokoladenlikör<br />
20 ml Vanillesirup<br />
20 ml Haselnusslikör<br />
Milchschaum<br />
Würfeleis<br />
Für den Espresso Martini den Espresso, gereiften<br />
Rum, Schokoladenlikör, Vanillesirup, Haselnusslikör<br />
in einen Shaker geben. Im Anschluss den<br />
Shaker mit Würfeleis auffüllen und den Drink<br />
shaken. Mit Hilfe eines Strainers den Cocktail<br />
in einen mit Würfeleis gefüllten Tumbler füllen.<br />
Zum Schluss den Drink mit Milchschaum und<br />
Kaffeebohnen anrichten. Cheers!<br />
DAVIDOFF GRAND CRU TORO<br />
& GRAPE LIPS<br />
MARIAN KRAUSE, THE GRID BAR<br />
Die Idee für diesen Zigarrenblend entspringt Zino<br />
Davidoffs Liebe für gute Weine. Holzige, nussige<br />
und florale Aromen werden durch angenehme,<br />
leichte Pfeffernoten abgerundet. Diese Zigarre<br />
überzeugt durch den cremigen Abgang, perfekt<br />
ergänzt um Aromen von getrockneten Früchten.<br />
"Die Analogie von Wein und Zigarre wird im Grape<br />
Lips Cocktail aufgegriffen und weitergeführt.<br />
Die feinen Noten des Grand Cru Blends kommen<br />
im Toro Format besonders schön zur Geltung und<br />
werden durch Cognac, Rotwein und Chocolate<br />
Bitters perfekt unterstützt", erklärt Marian.<br />
Rezept & Zubereitung<br />
50 ml Cognac<br />
15 ml Rotwein<br />
15 ml Zuckersirup<br />
10 ml frischgepresster<br />
Limettensaft<br />
2 Dash Chocolate Bitter<br />
Für den Grape Lips Cocktail den Cognac, Rotwein,<br />
Zuckersirup, frisch gepressten Limettensaft sowie<br />
Chocolate Bitter in einen Shaker geben. Im<br />
Anschluss den Shaker mit Würfeleis auffüllen<br />
und kurz kräftig shaken. Mit Hilfe eines Strainers<br />
den Cocktail auf frischem Eis servieren und mit<br />
einem Limettenrad garnieren. Cheers!<br />
DAVIDOFF ANIVERSARIO<br />
SPECIAL T & BREIDENBACHER<br />
COSMO<br />
CARSTEN MÖLLER, BREIDENBACHER HOF<br />
Mit dem Davidoff Aniversario Blend wird das<br />
Leben an sich gefeiert. Die mittelkräftige Zigarre<br />
mit Noten von Leder, gerösteten Nüssen,<br />
feinem Zitrusaroma und Zedernholznoten ist der<br />
ideale Begleiter für festliche Anlässe oder einen<br />
entspannten Abend mit Freunden. Das Torpedo<br />
Format der Special "T" kann nur von den besten<br />
Zigarrenrollern gefertigt werden. Um Davidoff<br />
Zigarren rollen zu dürfen, benötigt ein Roller<br />
mindestens zehn Jahre Erfahrung.<br />
"Dass sich Gegensätze oft auch anziehen, zeigt<br />
sich in der Kombination der würzigen und nussigen<br />
Aromen der Zigarre mit den fruchtigen und<br />
säurehaltigen Noten des Breidenbacher Cosmos",<br />
skizziert Carsten Möller die Idee seines Drinks.<br />
Rezept & Zubereitung<br />
50 ml Rhabarbersaft<br />
20 ml Blutorangensirup<br />
20 ml frisch gepresster<br />
Limettensaft<br />
40 ml Vodka<br />
10 ml Orangenlikör<br />
Champagner<br />
Skelettblatt<br />
Für den Time Flies Cocktail den Rhum Agricole,<br />
roten Wermut, weißen Portwein sowie den Angostura<br />
und Creole Bitter in ein Rührglas geben.<br />
Das Glas mit Würfeleis füllen und vorsichtig<br />
verrühren. Zum Schluss wird der fertige Drink in<br />
einem Cocktailglas ohne Eis serviert und mit den<br />
ätherischen Ölen der Zitronenschale versehen.<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 47
KIKIS•REISENOTIZEN<br />
BERAUSCHENDE<br />
AFFÄREN Von Kiki Baron<br />
48<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
Wenn man Glück hat und<br />
die Wolkengeschwader<br />
nicht zu tief hängen,<br />
sieht man beim Anflug auf Singapur<br />
Dutzende von dicken Pötten, die auf<br />
bleigrauem Meer vor dem Inselstaat<br />
dümpeln. Auf der Fahrt ins Zentrum bestimmt<br />
saftiges Grün das Bild. Die 6-Millionen-Metropole<br />
ist zweitgrößter Hafen<br />
der Welt und dank der Millionen Tropengewächse<br />
trägt sie den Beinamen „Garden<br />
City“. Zudem ist die Stadt Heimat von<br />
Asiens berühmtester Fluggesellschaft<br />
– Singapore Airlines. Just nämlicher<br />
habe ich eine einzigartige Einladung zu<br />
verdanken. Sie gilt einer Weinprobe im<br />
SIA-Headquarter. Einzigartig deswegen,<br />
weil sich andere Airlines in Sachen Catering<br />
nicht über die Schulter gucken<br />
lassen. Ich bin also eingeladen zur Wine<br />
Week. Und kann mir erstmal wenig darunter<br />
vorstellen. Allerdings habe ich auf<br />
dem Business Class Flug schon mal ein<br />
paar erlesenen Tropfen gesüffelt. Und<br />
gut geschlummert.<br />
Die Dimension, die das Weinbusiness<br />
bei SIA einnimmt, verblüfft. Zum Auftakt<br />
der Degustation, gibt die Moderatorin<br />
ein paar erstaunliche Zahlen zum Besten:<br />
2,1 Millionen Flaschen Champagner,<br />
Rot- und Weißwein gehen alljährlich<br />
auf Strecke. Dafür werden 3000 Weine<br />
in Blindverkostung probiert, jeweils für<br />
die Suites, First und Business Class,<br />
ebenfalls für die Premium Eco und Economy-Class.<br />
Highlights für die ersten drei<br />
Sitzklassen sind Burgunder. 50 Labels,<br />
darunter 33 Grands Crus, rotieren im<br />
18-Monatsrhythmus. Bei der Weinprobe<br />
sitzen wir wie in der Schule. In einer<br />
Art Klassenraum sind Batterien von Gläsern<br />
aufgereiht. Das sind Work-Stations<br />
von drei hochdekorier ten Sommeliers<br />
- Jeanne Cho Lee,<br />
Oz Clarke und<br />
Michael Hill Smith.<br />
Seit vielen Jahren<br />
bei der Airline beschäftigt,<br />
verkosten<br />
sie Weine aus<br />
aller Welt. Hier im<br />
Headquarter eine<br />
ganze Woche lang,<br />
diesmal von 1000<br />
Produzenten. Ein<br />
Traumjob? „Spannender<br />
noch“, grinst<br />
Michael vergnügt,<br />
„sind die Reisen,<br />
um unbekannte<br />
Winzer ausfindig<br />
zu machen, die im Sinne unseres Qualitätsanspruchs<br />
ausbauen“. Nicht nur<br />
das. Die Qualität muss nämlich in der<br />
Luft stabil bleiben und zu den Speisen<br />
passen, die während des Flugs gereicht<br />
werden. Gemeinsam schlürfen wir einige<br />
Rote und Weiße, ohne die Etiketten<br />
zu sehen. Welche Traube, welches<br />
Herkunftsland ist die Frage. Ich muss<br />
Acht gegeben, dass nicht jeder Schluck<br />
durch meine Kehle rinnt. Sonst wäre<br />
ich am Ende völlig benebelt. Es tut fast<br />
in der Seele weh, den flüssigen Genuss<br />
ins Spucknapf zu befördern. Bei<br />
einem einzigen liege ich richtig, meine<br />
Geschmackspapillen erkennen einen<br />
deutschen Riesling. Immerhin. Wie das<br />
aufgedeckte Label zeigt, stammt er von<br />
der Saar, von VDP-Weingut „von Hövel“.<br />
Szenenwechsel. Im SIA - Ausbildungszentrum<br />
erlebe ich live wie Flugbegleiterinnen<br />
– ein paar Männer sind auch<br />
dabei - auf Weinberatung und perfekten<br />
Ausschank trainiert werden. Die Challenge<br />
beim Lunch ist nochmal größer.<br />
Es geht darum, zu den verschiedenen<br />
Speisen, ob Kreationen nach europäischer<br />
oder asiatischer Art, den passenden<br />
Tropfen wählen.<br />
Ehrlich gesagt, so ganz klar im Kopf bin<br />
ich beim Abschied nicht. Doch munter<br />
genug, um einige extravagante Spektakel<br />
im Stadtzentrum zu inhalieren. Was<br />
man wörtlich nehmen kann. Mein erster<br />
Besuch gilt nämlich dem „Cloud Forest“<br />
in „Gardens by the Bay“. Der Regenwald<br />
sprießt auf einem künstlichen Hügel in<br />
gigantischer Glasmuschel. Die Luft ist<br />
angenehm kühl, was nicht zuletzt dem<br />
35 Meter hohen Wasserfall zu verdanken<br />
ist. Plötzlich wabert Nebel durchs<br />
Dickicht und mich fröstelt. Die Pflanzen,<br />
die in freier Natur nur auf Höhen von<br />
1000 bis 3500 Metern gedeihen, lieben<br />
die dicke Suppe. Nächstes Highlight sind<br />
die benachbarten „Supertrees“. 50 Meter<br />
hohe Stahlkonstruktionen, an denen sich<br />
tropische Pflanzen ranken. Einige der<br />
Metallbäume dienen als Wasserreservoir,<br />
andere der Belüftung der Glasmuscheln.<br />
Elf sind mit Photovoltaikmodulen<br />
ausgestattet, die Strom für die abendliche<br />
Lightshow produzieren. Alles Maßnahmen<br />
im Sinne der Nachhaltigkeit.<br />
Tropische Gewächse und Hochtechnologie<br />
zu verbinden, darin ist Singapur<br />
spitze. Dass solch eine Paarung<br />
noch mehr Faszination hervorrufen<br />
kann, entdecke ich in der Lobby Lounge<br />
meines Hotels „Como Metropolitan“.<br />
Inhaberin Christina Ong hatte<br />
für diese Property eine berauschende<br />
Videoinstallation in Auftrag gegeben.<br />
Kreiert hat sie der norwegische Regisseur<br />
und Künstler Thomas Hilland. Für<br />
eine 6x7 Meter große LED-Wand filmte<br />
er Blumen bouquets in 3-D-Close-ups.<br />
Wahrscheinlich war es das erste Mal,<br />
wie er sagt, dass jemand die Kamera<br />
auf langsamste Geschwindigkeit<br />
einstellt. Die Wirkung ist betö rend. Im<br />
Zeitlupentempo bewegen sich fantastische<br />
Riesen blüten über die Wand, immer<br />
wieder andere, ohne dass man<br />
Übergänge erkennt. Ich fühle mich<br />
vom Video einverleibt. Durchaus vorstellbar,<br />
dass man nach längerer Betrachtung<br />
in Trance verfallen kann.<br />
Mich beindruckt das Kunstwerk derart,<br />
dass ich erstmal kein Auge für<br />
die Kaffeemaschine in der Lounge<br />
habe. Kaffeemaschine? Gott bewahre,<br />
ich bin im High-Tech Wunderland. Die<br />
Zubereitung meines Cappuccinos hat<br />
was von Science-Fiction-Performance.<br />
Weil nämlich ein Roboter-Barista<br />
fürs Kaffeemachen zuständig ist. In<br />
einem Glaskasten sind zwei Greifarme<br />
in Bewegung. Der eine zieht den<br />
Espresso Shot aus dem Brühgerät, der<br />
andere aufgeschäumte Milch aus dem<br />
Kocher. Im Kännchen umgeschwenkt<br />
und mit perfektem Orchideen-Motiv<br />
eingegossen, fertig. Croissant dazu?<br />
Unbedingt. Im Como hat sich der französische<br />
Star-Patissier Cedric Grolet<br />
mit einem Outlet etabliert. Vermutlich<br />
arbeitet seine Backstube ebenfalls in<br />
High-Tech-Manier. Das Croissant ist<br />
jedenfalls das größte und Beste, was<br />
je über meinen Gaumen gerutscht ist.<br />
Allerdings auch das teuerste! Zum<br />
Ausgleich ist mittags ein Hawker Center<br />
angesagt. Denn die legendären<br />
Garküchen konglomerate bieten preiswerte<br />
Singapur Spezialitäten. Und<br />
nicht zu vergessen, bei Hawkern ist<br />
alles noch handgemacht.<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 49
ZIGARREN-GALA•PERLA – PANETELA<br />
50 <strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
PAUSE: PERLA<br />
• PANETELA<br />
Lust auf einen Kaffee – ein genussvolles Coffee-<br />
Break mit den kleinsten Zigarren im Sortiment<br />
der meisten Manufakturen ? Dann greifen Sie doch mal<br />
zur eleganten Panetela – oder der kürzeren Perla. 15<br />
bis 20 Minuten sollten Sie sich dafür Zeit nehmen für<br />
die kleine Kaffeepause. Die grazile Perla bedarf beim<br />
Anscheiden genauso viel Aufmerksamkeit wie zum<br />
Beispiel eine Robusto. Schneiden Sie nur die Kappe<br />
ab. Haben Sie dies beachtet, steht dem Rauchgenuss<br />
nichts mehr im Weg. Ein guter Rat: das Kleinformat<br />
langsam rauchen, sonst kann sie zur Diva werden und<br />
pfeffrige Aromen entwickeln. Die Panatela ist eine<br />
kleine, dünnere Alternative zur Petit Corona und fällt<br />
von den Tabakmischungen oft mild aus. In der von der<br />
Panatela bedienten Nische ist sie daher sehr beliebt.<br />
Also, probieren Sie es aus und machen Sie mal Pause.<br />
Fotos: Studio Jan Roeder<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 51
ZIGARREN-GALA•PERLA – PANETELA<br />
»Geschmacklich begeistern die süßen Noten, die kubatypische<br />
Erd-Aromen sind ebenfalls vorhanden. Die Vitola<br />
überrascht außerdem mit fruchtigen Tönen sowie einer<br />
salzigen Mineralik. Zum Ende hin wird die Zigarre<br />
etwas pfeffrig-schärfer, was aber stets angenehm bleibt.<br />
Die Asche ist gerade und locker, das Zugverhalten<br />
angenehm.«<br />
QUINTERO PANETELA<br />
Vitola Vegueritos<br />
Deckblatt Kuba<br />
Umblatt Kuba<br />
Einlage Kuba<br />
Länge 127 mm<br />
Gauge 13,9 mm<br />
Preis 23,10 €<br />
Vertrieb 5th Avenue<br />
52<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
»Die ausgewogene original BOCK Y COMPAÑÍA Zigarren, sind mild<br />
und haben ein exzellentes Zugverhalten. Der Erfinder des Cigarrenrings,<br />
Gustavo Bock, stand Pate für diese Cigarren, welche in den 1930er<br />
Jahren noch in Cuba hergestellt wurden. Perfekt abgerundet mit einer<br />
Auswahl an angenehmen Aromen sind diese Zigarren ideal für<br />
Einsteiger und Kenner gleichermassen.«<br />
BOCK Y CA.<br />
Vitola Panetela<br />
Deckblatt Ecuador<br />
Umblatt Indonesien<br />
Einlage Dom. Rep.,<br />
Nicaragua<br />
Länge 146 mm<br />
Gauge 14,3 mm<br />
Preis 5,70 €<br />
Vertrieb Villiger<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 53
ZIGARREN-GALA•PERLA – PANETELA<br />
BUENA VISTA<br />
CIGARROS EXCITANTES<br />
Vitola<br />
Deckblatt<br />
Umblatt<br />
Einlage<br />
Petit Corona<br />
Connecticut Seed,<br />
Ecuador<br />
Sumatra Seed, Ecuador<br />
Araperique aus<br />
Brasilien und weitere<br />
Tabake u. a. Dom. Rep.<br />
105 mm<br />
15,0 mm<br />
Länge<br />
Gauge<br />
Preis 7,30 €<br />
Vertrieb Arnold André<br />
»Kürzer, kompakter, kräftiger. Treffender lässt sich das Rauchvergnügen der<br />
BUENA VISTA Petit Corona in drei Worten wohl kaum beschreiben. Ein<br />
Format, das es spielend schafft, alle Aromen harmonisch miteinander zu<br />
verbinden und gleichzeitig die für Araperique Tabak so typischen Noten aus<br />
Kaffee, Früchten und Zimt gehaltvoll in Szene zu setzen.«<br />
54<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
DAVIDOFF WINSTON<br />
CHURCHILL LATE HOUR<br />
Vitola Petit Panetela<br />
Deckblatt Ecuador<br />
Umblatt Mexiko<br />
Einlage Dom. Rep., Nicaragua<br />
Länge 102 mm<br />
Gauge 15 mm<br />
Preis 9,90 €<br />
Vertrieb Davidoff of Geneva<br />
Germany GmbH<br />
»Da dieser Mediumfiller eine geringere<br />
Menge an Einlagetabak enthält, ist das<br />
Gesamterlebnis etwas milder als bei den<br />
Longfiller-Zigarren der Linie. Zu Beginn<br />
werden ausgeprägte Noten von schwarzem<br />
Kaffee durch Leder und Gewürze ergänzt.<br />
Im mittleren Teil entwickeln sich Noten von<br />
Leder, die sich mit Schokolade und Creme<br />
verbinden. Im großen Finale der Petit<br />
Panetela verbinden sich intensive Noten<br />
von schwarzem Pfeffer und Eichenholz<br />
mit kräftigen Malzaromen.«<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 55
ZIGARREN-GALA•PERLA – PANETELA<br />
CARLOS ANDRÉ<br />
CAST OFF<br />
Vitola Petit Corona<br />
Deckblatt Connecticut Shade,<br />
Desflorado/Ecuador<br />
Umblatt Mexiko<br />
Einlage Dom. Rep., Brasilien<br />
Länge 105 mm<br />
Gauge 15,48 mm<br />
Preis 10,50 €<br />
Vertrieb Arnold André<br />
»Die Petit Corona inszeniert ein kleines Spiel mit den Aromen.<br />
Cappuccino-Noten und das dezent-süßliche Aroma frischer Mandeln<br />
sind von Anfang an gleichbleibend präsent und treffen im Verlauf auf<br />
feinherbe Nuancen und erdige Anklänge sowie auf einen Korb exotischer<br />
Früchte. Das abwechslungsreiche Spiel der Aromen wird durch<br />
das spätere Hinzutreten von weißem Pfeffer noch intensiviert.«<br />
56<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
»Die mittelstarke Perdomo 10th Anniversary Connecticut Puritos ist eine<br />
hervorragende Zigarre aus Nicaragua. Hervorgegangen aus der erfolgreichen<br />
La Tradicion Cabinet Serie, begeistert sie mit elegantem Geschmack und Aromen<br />
von Kaffee, Holz, Leder und feiner Süße.«<br />
PERDOMO RESERVE<br />
10TH ANNIVERSARY<br />
PURITOS<br />
Vitola Perla<br />
Deckblatt Connecticut<br />
(Ecuador)<br />
Umblatt Nicaragua<br />
Einlage Nicaragua<br />
Länge 10,16 mm<br />
Gauge 15,1 mm<br />
Preis 5,50 €<br />
Vertrieb Don Stefano<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024<br />
57
ZIGARREN-GALA•PERLA – PANETELA<br />
DON STEFANO<br />
CIGARRO CHICO<br />
SUMATRA<br />
Vitola Zigarillos<br />
Deckblatt Indonesien (Sumatra)<br />
Umblatt Indonesien (Java)<br />
Einlage Java/Sumatra<br />
Länge 96 mm<br />
Gauge 13,0 mm<br />
Preis 1,50 €<br />
Vertrieb Don Stefano<br />
»In der Manufaktur Don Stefano werden unter dem Leitsatz: 100% Tobacco in<br />
Perfection Zigarren und Zigarillos hergestellt. Für die maschinell hergestellten<br />
Shortfiller werden ausschließlich beste Tabake der traditioneller Anbaugebiete<br />
verwendet. Die im hessischen Wettenberg produzierten Don Stefano Zigarillos<br />
sind im Allgemeinen sehr mild, feinaromatisch und preiswert.«<br />
58<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
ROMEO Y JULIETA<br />
REGALIAS DE LONDRES<br />
Vitola Coronitas<br />
Deckblatt Kuba<br />
Umblatt Kuba<br />
Einlage Kuba<br />
Länge 117 mm<br />
Gauge 15,9 mm<br />
Preis 7,30 €<br />
Vertrieb 5th Avenue<br />
»Die Regalias de Londres von Romeo y Julieta zählt zu den preisgünstigeren<br />
Formaten des Portfolios. Die schlanke Zigarre eignet sich<br />
ideal für zwischendurch. Sie ist nicht zu stark, aber auch nicht zu mild,<br />
mit den markentypischen Aromen von geröstetem Kaffee, Nuss und<br />
Creme, leicht erdig.«<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024<br />
59
ZIGARREN-GALA•PERLA – PANETELA<br />
VILLIGER 1492<br />
Vitola Perla<br />
Deckblatt Ecuador<br />
Umblatt Indonesien<br />
Einlage Dom. Rep.<br />
Länge 102 mm<br />
Gauge 15,9 mm<br />
Preis 4,20 €<br />
Vertrieb Villiger<br />
»Die VILLIGER 1492 bezieht sich mit ihrem Namen auf Christoph<br />
Columbus, der im Jahre 1492 von seinen Entdeckungsreisen auch den<br />
Tabakgenuss nach Europa mitgebracht hat. Diese qualitativ herausragende<br />
Cigarre ist eher mild und sehr angenehm zu rauchen. Mit<br />
Aromen von Holz, Nuss und Toast, leicht süsslich und perfekt ausbalanciert,<br />
bietet sie allerfeinsten Rauchgenuss,<br />
der die Sinne erfreut.«<br />
60<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
PFEIFENTABAK<br />
FRISCHE<br />
RAUCHWOLKEN<br />
Wenn wir von der einen<br />
Form des Rauchens<br />
sprechen, dann ist es die Pfeife. Sie<br />
ist in den Zelten der Indianer Nordamerikas<br />
geraucht worden, bevor<br />
der Tabak seinen Weg nach Europa in<br />
den Schiffsbäuchen der großen Segelschiffe<br />
nahm, um in Windeseile die<br />
Verbreitung in Europa zu finden. Mit<br />
dem Tabak ist Sehnsucht verbunden,<br />
in den Schützengräben hat man versucht<br />
die Angst damit zu überwinden,<br />
ohne dabei den Verstand zu verlieren.<br />
Und dann immer wieder der Genuss.<br />
Genuss, der den Alltag verschönert.<br />
Kleine Rauchwolken, ein Geschmack<br />
der unvergleichlich ist und uns in Gelassenheit<br />
und Entspannung entführt.<br />
Berühmt ist das Tabakskollegium<br />
des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm<br />
des Ersten. Wurde dann aber wieder<br />
abgeschafft von seinem Sohn, Friedrich<br />
des Zweiten. Ein bekennender Tabakhasser.<br />
Da fallen mir noch ein paar<br />
mehr ein. Heute. Die lange Geschichte<br />
des Rauchens brachte immer wieder<br />
Neider hervor, frei nach dem Motto:<br />
Wer nicht genießen kann, wird unge-<br />
nießbar. Da ist etwas Wahres dran.<br />
Stört die Nicht-Genießer aber nicht<br />
weiter.<br />
Zur Vertiefung eine Aufreihung von<br />
Genießern, ohne den Anspruch auf<br />
Vollständigkeit abdecken zu wollen:<br />
William Faulkner, Johann Sebastian<br />
Bach, J.R.R. Tolkien, Mark Twain, Raymond<br />
Chandler, Albert Einstein, Günter<br />
Grass, Siegfried Lenz, Jean-Paul Sartre,<br />
Georges Simenon, Immanuel Kant,<br />
Max Frisch.<br />
Bei all den Schriftstellern lohnt es<br />
sich, mal wieder in die Werke hineinzugehen.<br />
Nicht selten spielt die Pfeife<br />
eine Rolle. Chandlers Privatdetektiv<br />
Philipp Marlowe zum Beispiel raucht<br />
mit einer nonchalanten Nachlässigkeit<br />
sein Bruyere.<br />
Bach dagegen brauchen Sie nicht<br />
lesen, da reicht das Hören aus.<br />
Nun zu den Tabaken. Der Oskar geht<br />
schon im Vorwege an die Mischungen<br />
von Gladora, Türkei. Hier hat der Importeuer<br />
Kopp in Hamburg einen<br />
Unser Autor Jens Meyer leitet seit 2007<br />
das Haus Pfeifen Huber in München.<br />
Gegründet wurde das Unternehmen 1863 und<br />
wird heute in vierter Generation von<br />
Georg Huber geführt. Jens Meyer bietet dort<br />
auch Einsteigerseminare.<br />
Weitere Informationen: www.pfeifen-huber.de<br />
Schatz an Land gezogen, von dem die<br />
wenigsten von uns auch nur annähernd<br />
eine Ahnung besaßen. Nach den<br />
Importen von Cornell & Diehl sowie GL<br />
Pease nun also dieses neue Highlight.<br />
Gut, man muss Latakia mögen.<br />
Wenn das der Fall ist, eröffnen sich<br />
ganz neue Genussmomente. Für alle<br />
Anderen stehen im Test attraktive<br />
Alternativen bereit. Bleiben Sie entspannt<br />
und probieren Sie sich durch.<br />
Das Leben ist Vielfalt!<br />
62<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
Pesse Canoe Oriental Flake<br />
Das türkische Unternehmen stellt Tabak seit Generationen her und<br />
ist bis dato lediglich auf dem asiatischen Markt vertreten gewesen.<br />
Da fragt man sich wirklich: Wie konnte es angehen, dass solch eine<br />
Perle in den klassischen Pfeifenraucherländern nicht bekannt gewesen<br />
ist? Doch nun ist alles anders, die Firma Kopp hat Gladora<br />
aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst und lässt mehr als nur<br />
sieben Zwerge in den Genuss dieser Mischungen kommen.<br />
Der Tabak wird offiziell auf eigenen Flächen in der Türkei angebaut<br />
und verarbeitet. Verwendung findet eine Scharnierdose, der<br />
Flake ist in dicken Goldpapier eingebettet. Die einzelnen Scheiben<br />
liegen korrekt geschnitten in einem nussbraunen, matten Farbton<br />
brüchig in der Dose. Keine Offenbarung, doch der Duft diese Flakes<br />
lässt uns all das vergessen: Backpflaumen, Erde, Holz, getrocknete<br />
Pflaumen und ein schüchterner Anis Duft im Verborgenen. Ja,<br />
und dann ist da noch etwas: Rauch! Dieser Tabak hat, auch wenn<br />
die offizielle Aussage eine andere ist, Latakia in der Mischung.<br />
Genug um die Süße des Tabaks mit einer eleganten Rauchigkeit<br />
einzukleiden. Überraschend leicht, was auf alle drei Varianten zutrifft.<br />
Und wenn dann das letzte Krümelchen geraucht ist, bleibt<br />
nur weiße Asche und ein rauchiges Mundgefühl. Mir kommt der<br />
ganze Genuss wie eine Reise in die Vergangenheit vor. Als die Welt<br />
noch (vermeintlich) in Ordnung war...<br />
50 Gramm Dose 12,90 €. Kräftigkeit: Leicht. 9,6 Punkte<br />
Pesse Canoe Latakia Flake-20<br />
Die Grundmischung und Aromatisierung decken sich mit dem Oriental.<br />
Der Latakia Anteil ist höher und wird offiziell mit 20 % angegeben.<br />
Interessanterweise sind die beiden optisch kaum zu unterscheiden,<br />
jedoch geschmacklich. Klassisch englisch, die betörende<br />
reife Süße des Orients und Virginia gehen eine aus balancierte<br />
Beziehung mit dem rauchigen Latakia ein. Übrigens verwendet<br />
Gladora nur eigens angebauten Tabak in seinen Mischungen, die<br />
Fabrik ist modern aufgestellt und doch schon seit 1930 in Betrieb.<br />
50 Gramm Dose 13,90 €. Kräftigkeit: Leicht bis medium.<br />
9,7 Punkte<br />
Pesse Canoe Latakia Flake-40<br />
Orient und Virginia in der bekannten Grundmischung. Dazu ein<br />
Latakiagehalt von 40 %. Hebt sich gegenüber dem Latakia 20 auch<br />
optisch ab. Also ein Tabak für diejenigen, die es zu etwas gebracht<br />
haben im Leben!<br />
Im Duft endlos viel Rauch, dazu die Süße der Backpflaumen und Feigen.<br />
Intensiver Geruch, der an geteerte, verkohlte alte Bahnschwellen<br />
erinnert. Großartig! Im Geschmack dann elegant, der Rauch<br />
kleidet den Mundraum aus. Imposant und dennoch zart, ein Musterbeispiel<br />
großartiger englischer Architektur - made in Turkey.<br />
Was noch gesagt werden sollte: Alle Tabake von Gladora sind nicht<br />
vakuumverpackt, die Haltbarkeit ist begrenzt. Nach einigen Monaten<br />
sollte der Tabak spätestens geraucht werden. Aktuell besitzen<br />
die Gladora einen etwas zu hohen Feuchtigkeitsgehalt, sollten für<br />
einen Tag offen stehen bleiben. Und zu guter Letzt: Der Raumduft<br />
der Gladora wird nicht allen (weiblichen) Mitbewohnern zusagen.<br />
Reine Erfahrung. Also ein Tabak für Singles, Alleinstehende,<br />
Geschiedene und Witwer. Man kann nicht alles haben.<br />
50 Gramm Dose 13,90 €. Kräftigkeit: Leicht bis medium.<br />
9,7 Punkte<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 63
PFEIFENTABAK<br />
White Elephant Kalaharri<br />
Wir beschäftigen uns wieder mit der neuen Welt, besser<br />
gesagt: Afrika. Die zweite Mischung aus der 6 Tabake umfassenden<br />
Serie von Kopp läuft unter dem Titel Kalaharri<br />
(Namensgebung für eine trockene Savanne in Südwestafrika).<br />
Schnittart: Mixture mit Flakeanteil. Virginia, Black<br />
Cavendish und Broken Virginia bilden das Grundgerüst. Darüber<br />
liegt ein Duft von buttriger Cremigkeit, begleitet von<br />
sommerlichen Fruchteis und einem fein eingebetteten Feigenaroma.<br />
Überzeugend. Im Geschmack verweben sich die<br />
Aromen zu einem harmonischen Zusammenspiel. Leicht<br />
und kühl zu rauchen. Es muss nicht immer Vanille sein. Ein<br />
schlanker Tabak, der angenehm haften bleibt und eine gute<br />
Länge aufweist. Easy Smoking in Premiumqualität.<br />
50 Gramm Dose 13,90 €. Kräftigkeit: Leicht. 9,5 Punkte.<br />
John Aylesbury 2024 Limited Edition<br />
Der diesjährige Tabak besteht aus Virginia, Broken Virginia,<br />
Burley und einer Prise Black Cavendish. Kokos in der Nase,<br />
dahinter ein Duft von Pflaumen. Im Geschmack ist die Kokosnuss<br />
präsent, die Pflaumen steuern den Rahmen bei. Wirkt<br />
beim Rauchen leider spitz auf der Zunge und findet nicht die<br />
nötige Balance. Ein milder Tabak, doch beim folgenden 50<br />
Jahre Tabak zeigt Aylesbury, dass es auch besser geht.<br />
100 Gramm Dose 31,90 €. Kräftigkeit: Leicht. 8,9 Punkte.<br />
John Aylesbury 50 Jahre<br />
Viel Black Cavendish, gereifter Virginia und nur wenig Burley.<br />
Aroma: Butterwaffeln, Vanille und Karamell. Die Aromen<br />
ergänzen sich virtuos und geben Geborgenheit beim Rauchen.<br />
Hohes Niveau, sehr gut gemacht. Schöne Länge. 50<br />
Jahre Erfahrung im Pfeifentabak. Toller Rauchfluss, der sich<br />
mehrheitsfähig zeigt. Unter der Schirmherrschaft von heute<br />
48 Mitgliedern steht Aylesbury für Premium Rauchgenuss<br />
im Pfeifentabakbereich. Angefangen hat alles 1974 mit 6<br />
Mitgliedern, darunter Pfeifen Huber in München. Trotz des<br />
Alters jung geblieben.<br />
100 Gramm Dose 31,90 €. Kräftigkeit: Leicht. 9,3 Punkte.<br />
64<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
Cornell & Diehl Autumn Evening<br />
Die Nische in der Nische. Alle seit geraumer Zeit erhältlichen<br />
Mischungen aus den USA zeigen sich einzigartig. So auch der<br />
Herbstliche Abend. Der Name trifft es schon auf den Punkt. Ein<br />
Loose Cut aus rostrotem Virginia. Dazu der Duft von gemahlenen<br />
Haselnüssen und Sahnebonbons. Raffiniert zusammengebracht.<br />
Kindheitserinnerungen. Dazu diese ungewöhnlich seidige,<br />
kaschmirähnliche Griffigkeit des Tabaks. Im Mund sehr leicht,<br />
die Nüsse zeigen sich, großartig arrangiert mit zarter Vanille.<br />
Buttrige Süße wechselt sich ab mit der Nussigkeit. Doch trotz<br />
allem fehlt etwas, die Tiefe. Der köstliche Virginia bleibt an der<br />
Oberfläche hängen. Wie ein Rheinländer, der einen mit offenen<br />
Armen empfängt und vergisst, sie wieder zu schließen. Schade<br />
eigentlich. Am Ende bleibt ein zwiespältiger Eindruck haften.<br />
Trotzdem empfehlenswert, weil: Der Tabak nimmt sie mit auf<br />
eine Reise in Welten, die noch unentdeckt scheinen. Hoher Preis.<br />
50 Gramm Dose: 20,90 €. Kräftigkeit: Leicht. 9,0 Punkte<br />
Kopp Limited Edition 2024<br />
Was ist drin? Cavendish, Virginia, Broken Virginia. Was erwarte<br />
ich? Durch die türkise Frische der Dose einen leichten, aromatischen<br />
Tabak, der mich begeistert. Die Aromen sind angegeben<br />
mit Blaubeere und Kokos. Aus der Erfahrung sind die Angaben<br />
nicht immer nachzuvollziehen, oftmals geht mit dem Marketing<br />
die Phantasie durch. Doch hier kann man es nicht besser beschreiben.<br />
Noch mehr, diese beiden Komponenten gehen eine Liaison<br />
ein, um neue Welten zu öffnen. Blühender Lavendel, Baumwolle<br />
und wieder Blaubeere. Kokos verliert sich, dafür zeigt sich<br />
der Frühling. Dieser Tabak streift den Winter ab und eröffnet den<br />
Frühling. Tänzerisch leicht. Modern!<br />
100 Gramm Dose: 31,90 €. Kräftigkeit: Leicht. 9,4 Punkte<br />
John Aylesbury Corsario Amarilla<br />
Designpreise wird die Gestaltung des Logos nicht einheimsen.<br />
Das Bild zeigt eine Piraten-/ Seefahrerromantik auf überbelichtetem<br />
Grund. Wenden wir uns lieber dem Inhalt zu. Hergestellt<br />
von der Nummer Zwei im dänischen Pfeifentabak: Mac Baren.<br />
Der Loose Cut ist breit geschnitten, die Zusammensetzung traditionell.<br />
Virginia, Burley Black Cavendish. Das Grundrezept<br />
schlechthin für aromatische Blends. Anmutung von dunklen<br />
Beeren, Portwein und eingebettet in cremiger Süße. Komplex,<br />
aber nicht kompliziert. Raucht sich schlank und kühl, die fruchtigen<br />
Beeren setzen Akzente und wechseln sich spielerisch mit<br />
der süßen Cremigkeit ab. Geprägt von schönem Rauchfluss. Mac<br />
Baren kann nicht nur Curly, das wird hier eindrucksvoll bestätigt.<br />
Eine gelungene Mischung zum fairen Preis.<br />
100 Gramm Dose 21,90 €. Kräftigkeit: Leicht. 9,2 Punkte<br />
Kopp Year of the Dragon<br />
Hochwertiger Grundtabak, bestehend aus reinem, langfaserig<br />
geschnittenen, goldgelben Virginia. Schönes Tabakbild. Aromatisiert<br />
mit Sternfrüchten. Wenn Sie stattdessen Mirabellen erkennen,<br />
ist dagegen nichts einzuwenden. Der Tabak verzichtet<br />
auf die Abpufferung von Black Cavendish oder Burley. Typischer<br />
Virginia Geschmack, will langsam geraucht werden, um nicht<br />
spitz zu werden. Die Aromatisierung ist dezent gehalten um der<br />
natürlichen Virginia Süße genügend Raum zu lassen.<br />
100 Gramm Dose 31,90 €. Kräftigkeit: Leicht. 9,0 Punkte<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 65
PORTRAIT•FRIDA KAHLO<br />
Foto: Copyright DIEGO RIVERA & FRIDA KAHLO ARCHIVES, Bank of Mexico<br />
66<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
VIVA FRIDA!<br />
Ihre Lust auf das Leben war unzerstörbar: Magdalena Carmen<br />
Frieda Kahlo y Calderón hatte dem Tod trotzig die Stirn<br />
geboten und zahlte dafür ein Leben lang mit Schmerzen.<br />
Heute ist sie die bekannteste Malerin des 20. Jahrhunderts,<br />
ein Popstar zwischen Elvis und Marilyn Monroe, eine Märtyrerin<br />
für alle Ausgegrenzten. Aber vor allem war Frida Kahlo<br />
ein Mensch, der sich nicht unterkriegen ließ.<br />
Text: Elmar Schalk<br />
Dieser Blick. Er liegt<br />
auf dem Betrachter<br />
wie dunkles Wolltuch. Angesichts eines<br />
Selbstportraits von Frida Kahlo, stellt<br />
sich unwillkürlich die Frage, wer hier<br />
eigentlich wen ansieht. Aus einer abwartenden<br />
Distanz heraus blickt Frida<br />
Kahlo auf den Betrachter und lächelt<br />
nicht. Auf keinem ihrer aktuell 55 existierenden<br />
Selbstportraits. Dann liest<br />
man einen ihrer Tagebucheinträge, bei<br />
dem ein ganz anderes Bild entsteht:<br />
"Nichts ist fürs Leben wichtiger als<br />
das Lachen. Lachen bedeutet Stärke,<br />
Selbstvergessenheit und Leichtigkeit.<br />
Tragödien sind dagegen etwas völlig<br />
Albernes." Ging es der Malerin also um<br />
eine Art Image? Verstand sie sich als<br />
lebende Marke – wie etwa Dalí mit seinem<br />
expressiven Zwirbelbart, der mit<br />
der Pfeife verwachsene Duchamp oder<br />
Tanguy (ewig ungekämmt)? Oder wollte<br />
sie über ihre Außenwirkung signalisieren,<br />
dass sie die Kontrolle über ihr<br />
Leben behält, nachdem sie es beinahe<br />
verloren hatte? Wer war diese Frau?<br />
Foto: Nina Bauer<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 67
PORTRAIT•FRIDA KAHLO<br />
Kämpfe der Kindheit<br />
Frida Kahlo, 1907 geboren, wuchs mit<br />
fünf Schwestern in einer turbulenten<br />
Zeit auf. Nachdem die Mexikanische<br />
Revolution den Langzeitpräsidenten<br />
Porfirio Díaz aus dem Amt gefegt hatte,<br />
gab es immer wieder blutige Auseinandersetzungen<br />
im Land, bis 1920 etwas<br />
mehr Ruhe einkehrte. Kahlo musste<br />
ihre eigenen Kämpfe ausfechten: Mit<br />
sechs Jahren an Kinderlähmung erkrankt,<br />
hatte sie ein schwach entwickeltes<br />
Bein, für das sie in der Schule<br />
als „die Lahme“ verspottet wurde. Den<br />
nötigen Rückhalt erhielt sie vom Vater,<br />
einem deutschstämmigen Fotografen,<br />
der sie zur Selbstständigkeit erzog. So<br />
schaffte es die 15-jährige als eine der<br />
ersten Mädchen in der renommierten<br />
Escuela Nacional Preparatoria aufgenommen<br />
zu werden: Kahlo will eigentlich<br />
Medizin studieren und schließt sich<br />
der regimekritischen Studentengruppe<br />
„Cachuchas“ an, die ihrem rebellischen<br />
Geist entspricht und ihr politisches Interesse<br />
weiter entfacht. In der Gemeinschaft<br />
Gleichgesinnter ist ihr Hinken<br />
zweitrangig. Außerdem hat sie nun einen<br />
festen Freund, den Studentenführer<br />
Alejandro Gómez Arias.<br />
Der erste Unfall<br />
Es ist ein verregneter Tag, als das Paar<br />
am 17. September 1925 nach der Schule<br />
einen Bus besteigt und ihn gleich wieder<br />
verlässt, weil der Regenschirm fehlt.<br />
So müssen die beiden den nächsten Bus<br />
nehmen, der komplett überfüllt ist. Als<br />
es auf regennasser Fahrbahn zu einer<br />
Kollision mit einer Straßenbahn kommt,<br />
zerfetzt es den hölzernen Aufbau regelrecht.<br />
Mehrere Menschen sterben,<br />
Alejandro ist nur leicht verletzt, doch<br />
um seine Freundin steht es schlecht.<br />
Eine Stahlstange hat ihren Unterleib<br />
durchbohrt „wie ein Degen einen Stier“,<br />
erinnert sich Frida Kahlo später. Außerdem<br />
ist ihre Wirbelsäule an mehreren<br />
Stellen gebrochen wie auch ihr „schwaches“<br />
Bein. Dass sie trotz der inneren<br />
Verletzungen und der unzureichenden<br />
medizinischen Versorgung im Mexiko<br />
der 1920er Jahre überlebt, grenzt an<br />
ein Wunder. Doch der Lebenswille der<br />
18-jährigen ist stark. Es folgen unzählige<br />
Operationen und wochenlanges<br />
Liegen im Gipskorsett, fixiertes Starren<br />
an die Zimmerdecke und nur wenig Abwechslung.<br />
Sie werde nie wieder gehen<br />
können, prophezeien ihr die Ärzte, irren<br />
sich darin aber gewaltig.<br />
Gegen den Schmerz anmalen<br />
Vor dem Unfall trieb Kahlo häufig Sport,<br />
ging schwimmen oder fuhr Fahrrad.<br />
Jetzt, zur Bewegungslosigkeit verdammt,<br />
sind die meisten Tage so öde<br />
und leer wie ein weißes Blatt Papier.<br />
Bis ihr Vater eines Tages einige Pinsel,<br />
Leinwände und Farben ans Krankenbett<br />
bringt. Eine Holzkonstruktion über<br />
dem Kopf dient als Staffelei, ein Spiegel<br />
hilft ihr bei Selbstporträts. Auch später<br />
wird sie zeitweise liegend arbeiten,<br />
wenn sie kein Korsett trägt, und auf die<br />
Frage, warum sie sich immer wieder<br />
selbst abbildet, antworten: „Ich male<br />
mich, weil ich sehr viel Zeit allein verbringe<br />
und weil ich das Motiv bin, das<br />
ich am besten kenne.“ In kräftigen Farben<br />
und in schonungsloser Offenheit<br />
bringt die junge Frau fortan ihr Leben<br />
und ihre Gefühle auf die Leinwand. Als<br />
16-jährige hatte sie sich schon einmal<br />
portraitiert: Für ihren Alejandro malte<br />
sie sich in Pastelltönen mit lockigem<br />
Haar und verwaschenem Blick. Jetzt ist<br />
sie eine erwachsene Frau mit straffer<br />
Frisur und tief ausgeschnittenem Kleid,<br />
die den Betrachter unverwandt ansieht.<br />
Auf späteren Bildern wird der Schmerz<br />
ein häufiges Thema sein – die alltägliche<br />
Auseinandersetzung mit dem gekitteten<br />
Körper und die seelische Pein einer chaotischen<br />
Liebe. Umringt von Symbolen<br />
erinnern sie manchmal an die Darstellung<br />
christlicher Märtyrer, wie etwa St.<br />
Sebastian. Doch trotz aller Dornen, Wunden<br />
und Nägel verzieht diese Frau keine<br />
Miene, bewahrt aufrecht Haltung und<br />
fühlt sich eher den präkolumbianischen<br />
Wurzeln verbunden als dem Glauben<br />
ihrer fundamentalistisch-katholischen<br />
Mutter. Viele Jahre später wird sie sich<br />
als einen von Pfeilen durchbohrten<br />
Hirsch malen – ein Bild, in dem die Zahl<br />
Neun enthalten ist, die bei den Mayas<br />
gleichermaßen zum Paradies wie zur<br />
Unterwelt führt. Als junge Frau kämpft<br />
sich Kahlo aber ins Leben zurück, ein<br />
Leben das von der Malerei erfüllt ist.<br />
Sehr bald entwickelt sie ihren eigenen<br />
Stil, der sich jeder starren Kunstrichtung<br />
zu entziehen scheint. In ihren eigenwillig-ästhetischen<br />
Werken überzeichnet<br />
die Künstlerin ihre persönliche<br />
Realität auch in der optischen Selbstwahrnehmung,<br />
wenn sie beispielsweise<br />
ihre Augenbrauen zusammenwachsen<br />
lässt und ihren Oberlippenflaum betont.<br />
Unfall mit einem Elefanten<br />
Frida Kahlo ist Anfang 20 und eine natürliche<br />
Schönheit, als sie Diego Rivera<br />
kennenlernt. Den berühmten Maler politischer<br />
Fresken hatte sie schon bei der<br />
Ausgestaltung der Escuela Nacional<br />
Preparatoria gesehen. Als sie ihm einige<br />
ihrer Bilder zeigt, ist der 41-jährige<br />
von den Arbeiten ebenso fasziniert wie<br />
von ihrer Schöpferin. Zwei Jahre später,<br />
als beide nicht mehr gebunden sind,<br />
heiraten sie im August 1929. Es ist ein<br />
ungewöhnliches Paar, das „Der Elefant<br />
und die Taube“ genannt wird: Der um<br />
einen Kopf größere und sehr beleibte<br />
Rivera lässt Kahlo fast zierlich erscheinen.<br />
Mit seinen expressionistischen Gesichtszügen<br />
entspricht er auch sonst<br />
nicht dem klassischen Schönheitsideal,<br />
besaß aber wohl Charme und Charisma<br />
wie kein Zweiter. „Wie zur Hölle hast Du<br />
es geschafft, so viele Frauen zu verführen,<br />
wo Du doch so ein hässlicher Hurensohn<br />
bist?“ schrieb ihm Kahlo gegen<br />
Ende ihres Lebens. Denn ihr Mann hatte<br />
beim weiblichen Geschlecht einen unersättlichen<br />
Appetit, unzählige Affären belasteten<br />
ihre Ehe. Schließlich zahlte es<br />
68<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024
ihm die Betrogene mit gleicher Münze<br />
zurück, litt und malte: „Der zweite Unfall,<br />
der mein Leben geprägt hat, war die<br />
Begegnung mit Diego Rivera.“ Trotz der<br />
wiederkehrenden Untreue war es eine<br />
enge Beziehung, die sich aus einer großen<br />
Liebe speiste, aus der gegenseitigen<br />
Leidenschaft für die Malerei und dem<br />
Glauben an den Marxismus.<br />
Lenin in New York<br />
Parteipolitisch war das prominente Paar<br />
aber nicht ganz so linientreu, weshalb<br />
es zum Bruch mit der „Partido Comunista<br />
Mexicano“ kam. Denn Rivera kritisierte<br />
offen Stalin und liebäugelte mit dem<br />
„Klassenfeind“, als er große Aufträge<br />
in den USA annahm. Dort gab es ebenfalls<br />
Kontroversen, viele fürchteten die<br />
„pornographischen, gotteslästerlichen<br />
und kommunistischen“ Gemälde. Doch<br />
die ersten Arbeiten überzeugten und<br />
jedes Mal, wenn die beiden in die Staaten<br />
reisten, wurden sie von der Presse<br />
immer begeisterter aufgenommen. An<br />
der Seite ihres berühmten Mannes war<br />
Frida Kahlo zwar nur „die Ehefrau von“,<br />
aber ihre aufgeschlossene, selbstbewusste<br />
Art kam gut an. Außerdem war<br />
sie ein schillernder Paradiesvogel, nach<br />
dem sich alle umdrehten. Der Great<br />
Depression zum Trotz schien jeder in<br />
den 1930er Jahren aufs Gaspedal zu<br />
treten – nichts konnte den Fortschritt<br />
aufhalten. Ebenso stromlinienförmig<br />
und monochrom war auch die damalige<br />
Mode, während sich Stilikonen wie Greta<br />
Garbo haardünne Augenbrauen übers<br />
gepuderte Gesicht zogen. Und dann erscheint<br />
die Mexikanerin, stolz in ihrer<br />
weiten traditionellen Bauerntracht. Mit<br />
Blumen im Haar, den kräftigen Brauen<br />
und leuchtendrot geschminkten Lippen<br />
bietet ihr fröhlicher Nonkonformismus<br />
der Modernität lachend die Stirn. Wie es<br />
dahinter aussieht, erfährt die Öffentlichkeit<br />
nur indirekt: In Detroit erleidet Kahlo<br />
1932 ihre dritte Fehlgeburt, die sie auf<br />
der Leinwand zu verarbeiten sucht. Aufgrund<br />
des Busunfalls bleibt ihr Kinderwunsch<br />
zeitlebens unerfüllt. Im Jahr darauf<br />
kommt es schließlich zum Eklat, als<br />
Rivera die Lobby des neuen Rockefeller<br />
Centers in New York ausmalt. Dass sein<br />
Fresko den Kapitalismus in den düstersten<br />
Farben darstellte, während es<br />
den heilsbringenden Kommunismus als<br />
leuchtendes Beispiel präsentierte, wäre<br />
noch durchgegangen. Doch die Darstellung<br />
von Wladimir Iljitsch Lenin hatte<br />
den Bogen überspannt. Weil Rivera sich<br />
weigert, den russischen Revolutionsführer<br />
zu übermalen, wird er ausgezahlt<br />
und gefeuert. Trotzdem bleibt die<br />
Freundschaft mit dem damals 25-jährigen<br />
(und späteren Vizepräsidenten) Nelson<br />
Rockefeller bestehen.<br />
Trotzki in Mexiko<br />
Zurück in Mexikos Hauptstadt beziehen<br />
die Künstler ein hochmodernes Doppelhaus,<br />
in dem jeder seinen eigenen Freiraum<br />
haben soll. Diego definiert seinen<br />
Freiraum allerdings etwas großzügiger<br />
und fängt mit Fridas jüngerer Lieblingsschwester<br />
Cristina ein Verhältnis an. Die<br />
Malerin verlässt für einige Monate das<br />
gemeinsame Haus und hat eine Affäre<br />
mit einem amerikanischen Bildhauer.<br />
Sie finden erst wieder zueinander, als<br />
sie sich beim mexikanischen Präsidenten<br />
dafür einsetzen, dass Leo Trotzki<br />
im Land Asyl erhält: Lenins ehemaliger<br />
Mitstreiter war nach dessen Tod bei<br />
Stalin dermaßen in Ungnade gefallen,<br />
dass dieser ihn nicht nur auf alten Fotos<br />
ausradieren wollte. 1937 werden Trotzki<br />
und seine Frau vom Malerehepaar herzlich<br />
in Mexiko aufgenommen, wobei die<br />
Begegnung zwischen dem Revolutionär<br />
und der Künstlerin noch etwas herzlicher<br />
ausfällt. Im Jahr darauf sind der<br />
surrealistische Vordenker André Breton<br />
und dessen Frau Jacqueline Lamba<br />
zu Gast bei Rivera. Erneut kommt<br />
es zu einem Techtelmechtel, allerdings<br />
zwischen Kahlo und Lamba. Da ihr fast<br />
ebenso viele Liebesaffären mit Frauen<br />
nachgesagt werden wie mit Männern<br />
und sie zu Lebzeiten kein Geheimnis um<br />
ihre Bisexualität machte, ist Frida Kahlo<br />
heute eine der Ikonen der LGBTQ-Bewegung.<br />
Irgendwie stand sie immer außerhalb<br />
der Norm; auf einem frühen Familienfoto<br />
präsentierte sie sich in einem<br />
Foto: Copyright DIEGO RIVERA & FRIDA KAHLO ARCHIVES, Bank of Mexico<br />
Anzug ihres Vaters als junger Mann.<br />
Durch den Unfall zusätzlich in die Einsamkeit<br />
des Andersseins katapultiert,<br />
hatte sie sich möglicherweise geschworen,<br />
sich unter keinen Umständen von<br />
der Schwere des irdischen Daseins unterkriegen<br />
zu lassen. Nachdem der Tod<br />
mindestens einmal an der Tür gekratzt<br />
hatte, wollte sie vielleicht so viel vom<br />
Leben mitnehmen, wie ihr morsches<br />
Rückgrat tragen konnte. Die Regeln bestimmte<br />
sie selbst.<br />
Blabla in Paris<br />
Immer wieder spielen Bilder eine Rolle<br />
in Kahlos Leben. Nicht nur die Gemälde,<br />
sondern auch Fotos, die in ihrem Nachlass<br />
auftauchen. Es sind Aufnahmen von<br />
Kollegen und Verwandten, Fotografien<br />
von Diego (von ihr mit Lippenstiftkuss<br />
signiert), man sieht Revolutionäre, die<br />
mit ihren Sombreros, Gewehren und<br />
Patronengurten posieren, sogar ein Bild<br />
des Expräsidenten Diaz. Und man findet<br />
Fotos voller Lebensfreude, wie sie<br />
mit Freunden herumalbert, während<br />
meist eine Zigarette zwischen Mittelund<br />
Zeigefinger klemmt. Die meiste Zeit<br />
ihres Lebens verbrachte sie in ihrem<br />
Elternhaus, der Casa Azul, im Vorort<br />
Coyoacán. Dort, und in ihrem blütenreichen<br />
Garten, hatte sie ständig Haustiere<br />
– Hunde, Katzen, Papageien, Affen und<br />
ein Reh – die auch öfters Modell standen.<br />
Es war ein sehr offenes Haus, immerzu<br />
kamen Freunde des Ehepaares<br />
zu Besuch, rauschende Feste wurden<br />
veranstaltet und hitzige Diskussionen<br />
geführt. Die beiden Hauptprotagonisten<br />
sind gefürchtete Rhetoriker: Diego gibt<br />
sich gerne polternd-provokant, während<br />
Frida (die ihr Herz auf der geschärften<br />
Zunge trägt) sehr kreativ ist, wenn es<br />
um Ironie und liebevoll-beißenden Spott<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 69
PORTRAIT•FRIDA KAHLO<br />
Foto: Copyright DIEGO RIVERA & FRIDA KAHLO ARCHIVES, Bank of Mexico<br />
UND Copyright VG Bild-Kunst, Bonn 2023<br />
geht. Gleichzeitig wird sie als sehr positiv,<br />
warmherzig, entgegenkommend<br />
und fürsorglich beschrieben. Und sie<br />
liebt die Abwechslung. Frida Kahlo ist<br />
30, als sie für die amerikanische Vogue<br />
interviewt wird und ihre internationale<br />
Solokarriere langsam Fahrt aufnimmt.<br />
Nach ihrer ersten Einzelausstellung<br />
in New York reist die Malerin 1939 auf<br />
Veranlassung Bretons nach Paris zu einer<br />
von Marcel Duchamp präsentierten<br />
Vernissage. Es wird ein Riesenerfolg. Der<br />
Louvre erwirbt ein Bild von ihr und sie<br />
macht Bekanntschaft mit Kollegen wie<br />
Dalí, Picasso, Miró und Max Ernst. Doch<br />
nach ersten positiven Erfahrungen ist sie<br />
von der französischen Metropole und der<br />
ganzen Künstlermischpoke irgendwann<br />
so genervt, dass sie abreist. Die meisten<br />
Künstler würden nicht arbeiten, sondern<br />
nur heiße Luft produzieren und sich von<br />
den Reichen aushalten lassen: „Ich sitze<br />
lieber auf dem Markt von Toluca auf dem<br />
Boden und verkaufe Tortillas“, schreibt<br />
sie an ihren damaligen Geliebten, den<br />
Fotografen Nickolas Muray. Wieder zurückgekehrt,<br />
lässt sie sich von Diego<br />
scheiden, schneidet sich die Haare ab<br />
und landet wegen Alkoholproblemen und<br />
einer Nierenentzündung in der Klinik.<br />
Viva la vida<br />
Ein Jahr später schließen sie erneut gemeinsam<br />
den Bund der Ehe. Allen Beziehungsproblemen<br />
zum Trotz können die<br />
beiden Eigenwilligen einfach nicht ohne<br />
den anderen – die Liebe des Lebens –<br />
existieren. Mit der Zeit wird Kahlos Bekanntheitsgrad<br />
in Mexiko immer größer.<br />
Mit 36 Jahren erhält sie einen Lehrstuhl<br />
an der Kunstschule La Esmeralda, drei<br />
Jahre später wird ihr der Nationalpreis<br />
für Malerei für ihr Werk „Moses“ verliehen.<br />
Und noch immer hat sie es faustdick<br />
hinter den Ohren: Als die Gattin des<br />
mexikanischen Präsidenten Camacho<br />
bei der prominenten Malerin „ein Stillleben<br />
mit Früchten“ bestellt, das im Speisesaal<br />
des Präsidentenpalastes hängen<br />
soll, macht sich Frida Kahlo sofort an<br />
die Arbeit. Denn sie hat ihre ganz eigene<br />
Vorstellung davon, wie die Früchte aussehen<br />
sollten. Leider ist nichts über die<br />
spontane Reaktion der Präsidentengattin<br />
bekannt, nachdem ihr das Bild geliefert<br />
wurde. Einen Ehrenplatz erhielt das<br />
Gemälde jedenfalls nicht, sondern wurde<br />
postwendend zurückgeschickt: Es sei<br />
unanständig, ja im höchsten Grade anstößig.<br />
Kahlo hatte sicherlich ihren Spaß<br />
dabei. Immer häufiger leidet sie aber<br />
auch unter ihrer geflickten Wirbelsäule.<br />
1950 unterzieht sie sich weiterer Operationen,<br />
ist monatelang im Krankenhaus<br />
(wo auch Diego sein Bett aufgeschlagen<br />
hat), schluckt Schmerzmittel und kann<br />
irgendwann nur noch im Liegen malen.<br />
Die Zeit scheint ihr davon zu fliegen. Als<br />
1953 Frida Kahlos erste Einzelausstellung<br />
in ihrer Heimat stattfindet, kann sie<br />
nur in einem Krankenbett liegend an der<br />
Eröffnung teilnehmen. Dann muss ihr<br />
„schwaches“ Bein amputiert werden.<br />
„Füße, wozu brauche ich dich, wenn ich<br />
Flügel zum Fliegen habe?“ notiert die<br />
Künstlerin auf einer Zeichnung eines<br />
abgetrennten Beines. Doch am meisten<br />
leidet sie darunter, dass nun jeder ihre<br />
Behinderung sehen könne. Ihr fragiles<br />
Fundament, das jahrzehntelang alle<br />
Stürme überstanden und sie immer<br />
aufrecht gehalten hat, gerät plötzlich ins<br />
Wanken. 29 Jahre hatte sie dem Tod abgetrotzt,<br />
dabei immer wieder um ihren<br />
Lebenswillen gekämpft, doch nun ist<br />
sie erschöpft. „Ich hoffe, der Abgang ist<br />
freudig und ich hoffe, nie wieder zurückzukehren“,<br />
notiert sie einige Tage vor ihrem<br />
Tod und verziert eines ihrer letzten<br />
Bilder mit der Botschaft „Viva la Vida“ –<br />
es lebe das Leben. Dann kommt Kahlos<br />
letzter großer Auftritt: Obwohl sie sich<br />
eigentlich von einer schweren Lungenentzündung<br />
erholen sollte, schlägt<br />
sie den ärztlichen Rat in den Wind und<br />
nimmt an einer Demonstration gegen<br />
die nordamerikanische Intervention in<br />
Guatemala teil. Sieben Tage nach ihrem<br />
47. Geburtstag stirbt Frida Kahlo im<br />
Casa Azul am 13. Juli 1954.<br />
Die Wiederauferstehung<br />
Diego überlebt seine Frida nur um drei<br />
Jahre. Gemäß dem Wunsch der beiden<br />
wird das Casa Azul 1958 in ein Frida<br />
Kahlo Museum umgewandelt, während<br />
der Staat Mexiko alle ihre Werke als<br />
Geschenk erhält. Einzige Bedingung:<br />
Keines darf das Museum verlassen. Der<br />
Rest der Welt scheint die Malerin und<br />
ihr Œuvre zu vergessen. Dann wird die<br />
Kämpferin von der Frauenbewegung in<br />
den 1970ern wiederentdeckt, ein Jahrzehnt<br />
später erinnert sich auch die<br />
Kunstwelt an Kahlo und für Ausstellungen<br />
werden ihre Arbeiten aus der<br />
ganzen Welt eingesammelt. Das Comeback<br />
der Mexikanerin ist langsam aber<br />
gewaltig. Doch mit Selma Hayeks Filmbiografie<br />
„Frida“ (2002) hat sie sich zum<br />
Popstar entwickelt. 75 Jahre nach ihrem<br />
Vogue-Interview landete die Künstlerin<br />
auf dem Cover. Seitdem scheint ihr Konterfei<br />
mit den Augenbrauen jeden Konsumartikel<br />
der Welt zu zieren, es existiert<br />
sogar eine geliftete Barbie-Puppe,<br />
deren Verkauf in Mexiko verboten ist.<br />
Frida Kahlos Marktwert explodiert indes<br />
immer weiter. 144 Ölgemälde soll<br />
sie geschaffen haben, eines davon erzielte<br />
2021 bei einer Auktion unglaubliche<br />
34,9 Mio. Dollar. Damit ist es das<br />
teuerste jemals versteigerte lateinamerikanische<br />
Kunstwerk (das den bisherigen<br />
Spitzenreiter von Diego Rivera auf<br />
Platz zwei verwies). Und plötzlich tauchen<br />
neue „garantiert echte“ Bilder auf,<br />
während ein Unternehmer eine Aquarellzeichnung<br />
der Künstlerin öffentlich<br />
verbrennt, um Kryptowerte von etwa 40<br />
Mio. Dollar zu verkaufen. Das wiederum<br />
ruft das mexikanische Kulturministerium<br />
auf den Plan, weil das vorsätzliche<br />
Zerstören eines Kunstdenkmals dort<br />
eine Straftat ist… Eine verrückte Welt!<br />
Frida Kahlo hätte sicherlich das passende<br />
Bild dazu gemalt.<br />
LAST MINUTE TIPP:<br />
Bis voraussichtlich 07.04.2024<br />
präsentiert die Kunst- und Kulturstiftung<br />
Opelvillen Rüsselsheim<br />
sehenswerte Fotografien aus<br />
Frida Kahlos Nachlass, die ihr als<br />
Erinnerung, Inspirationsquelle<br />
und Arbeitsmaterial dienten.<br />
70<br />
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