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Wahre Klischees<br />

Es gibt viele Klischees über Mexiko,<br />

die einen schmunzeln lassen. Doch<br />

manche stimmen einfach. Zeitangaben<br />

sind bei spielsweise nicht so in Stein<br />

gemeißelt wie hierzulande. Das beliebte<br />

Wort „Ahorita“ lässt sich zwar mit<br />

„sofort“ übersetzen, doch das kann viel<br />

bedeuten: Irgendwas zwischen „in fünf<br />

Minuten“ und „nie“. Auch Tequila wird<br />

reichlich getrunken. 2020 waren es 87<br />

Mio. Liter, nur in den USA wird mehr<br />

konsumiert, Platz drei des Rankings<br />

belegt übrigens Deutschland. Und<br />

schließlich feiern die Mexikaner gerne:<br />

Die Dunkelziffer liegt bei rund 5.000<br />

Festen im Jahr, die für irgend einen<br />

Heiligen, anlässlich eines speziellen<br />

Datums oder zu Reiterspielen und<br />

Stierkämpfen begangen werden. Einer<br />

der wichtigsten und spektakulärsten<br />

ist sicherlich der „Día de los muertos“<br />

vom 31. Oktober bis 2. November. In<br />

Mexiko hat man ein offeneres Verhältnis<br />

zum Jenseits, wenn zu Ehren der<br />

Toten ein farbenprächtiges Volksfest<br />

veranstaltet wird. Dann ist das ganze<br />

Land in bunten Farben und mit<br />

zahllosen Skeletten, Totenköpfen und<br />

Blumen geschmückt, während auf den<br />

Friedhöfen ausgelassen gegessen, getrunken,<br />

gesungen und getanzt wird.<br />

Überall bringt man den Verstorbenen<br />

verschiedene Opfergaben dar, zu<br />

denen selbstverständlich auch Tequila<br />

und Zigarren zählen.<br />

Puros de Mexico<br />

Tatsächlich sind die beiden Genussmittel<br />

fest in der mexikanischen<br />

Feier tagskultur verankert. Kommt<br />

beispielsweise ein Junge auf die Welt,<br />

so ist es üblich, dass der Vater an die<br />

Gratulanten Zigarren verteilt. Die meisten<br />

Handgerollten des Landes werden<br />

in San Andrés Tuxtla gefertigt, einer<br />

Kleinstadt am Golf von Mexiko, wo rund<br />

20 Prozent der Bevölkerung in irgendeiner<br />

Weise von der Tabakindustrie leben.<br />

Hauptanbaugebiet ist das fruchtbare<br />

San Andrés-Tal, das manche gerne<br />

als die „Vuelta Abajo Mexikos“ bezeichnen.<br />

Denn die bewaldeten Hänge und<br />

der Flickenteppich aus unterschiedlichen<br />

Agrarflächen erinnern an Kubas<br />

Toplage. Dass hier so erfolgreich Tabak<br />

angebaut wird, verdankt Mexiko der<br />

wechselhaften Geschichte seiner gerade<br />

mal 200 km entfernten Nach barinsel:<br />

Viele Tabaqueros flohen im 19.<br />

Jahrhundert vor den Befreiungskriegen<br />

gegen die spanischen Kolonialherren.<br />

Das bescherte der mexikanischen<br />

Tabakindustrie einen beachtlichen Aufschwung,<br />

letztmals verstärkt durch den<br />

Exodus kubanischer Tabak experten<br />

nach Castros Revolution 1959. Spricht<br />

man im Spanischen von einem „puro“,<br />

so ist damit eigentlich nichts anderes<br />

als eine Zigarre gemeint. Allerdings<br />

sind viele mexikanische Handgerollte<br />

tatsächlich zu 100 Prozent aus einheimischem<br />

Tabak gefertigt – von der<br />

Einlage, über das Umblatt bis zum<br />

Decker. Dazu zählen beispielsweise<br />

die traditionellen Marken Santa Clara<br />

und Casa Turrent. Denn bis 1996<br />

gab es ein striktes Einfuhrverbot von<br />

„Tabaken zum Zweck der Weiterverarbeitung“.<br />

Seitdem sind die Restriktionen<br />

gelockert und so wird die Einlage<br />

auch mal durch Tabake aus Honduras,<br />

Nicaragua und der Dominikanischen<br />

Republik bereichert. Doch wie beim<br />

Tequila sind auch hier die Hersteller<br />

stolz auf ihre „reinrassigen Mexikanerinnen“.<br />

Und obwohl der US-amerikanische<br />

Markt zu den Hauptabnehmern<br />

gehört, präsentieren sich die meisten<br />

„Mexigars“ ohne das übliche Marketinggetöse.<br />

Zu ihrer unverfälschten Art<br />

würde das auch nicht passen. Denn es<br />

sind nach wie vor ehrliche Zigarren<br />

zu einem vernünftigen Preis, die es<br />

verdient haben genussvoll wiederentdeckt<br />

zu werden. Gerne in Kombination<br />

mit einem gereiften Tequila. Und<br />

vielleicht sogar mit einen Soundtrack<br />

von Tony Marshall, Roberto Blanco und<br />

Freddy Quinn.<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2024 41

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