sanitär + heizungnews Jahrbuch 2019
Exklusiver Jahresrückblick der sanitärnews-Reaktion mit Daten, Fakten und spannenden Meldung aus der Sanitär,- Heizungs- und Klimabranche
Exklusiver Jahresrückblick der sanitärnews-Reaktion mit Daten, Fakten und spannenden Meldung aus der Sanitär,- Heizungs- und Klimabranche
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
■ Wirtschaft
Entscheidung einzustellen. Diese Gemengelage
vergrößert die Unsicherheit,
in der wir uns befinden.“
Stefan Oberdörfer, Referent der Arbeitsgemeinschaft
Sanitärarmaturenindustrie,
zeigte eine weitere aktuelle
Problematik der Branche auf: Es bestehe
die Gefahr, dass die deutsche
Trinkwasserversorgung samt ihrer Positivlisten
durch EU-Vorschriften hinfällig
würde. „Die deutsche Trinkwasserverordnung
ist für unsere Branche
das Maß aller Dinge – und mit ihr die
Wertstoffpositivliste. Die seit 2017 verbindliche
Liste für metallene Werkzeuge
nennt fünf Legierungen, die alle
ihre hygienische Eignung in aufwendigen
Tests nachgewiesen hatten.“ Zudem
ginge es um eine weitere Vorgabe
des Umweltbundesamtes, zuständig
dafür als untergeordnete Stelle des
Gesundheitsministeriums, für organische
Materialien oder Werkstoffe, die
ab 2021 verbindlich wird.
„Doch nun drohen diese Listen wegen
REACH hinfällig zu werden. ECHA
plant, den Stoff Blei künftig zu verbieten.
Außerdem gibt es noch die europäische
Trinkwasserrichtlinie.“ Sie werde
aktuell überarbeitet und sehe in
ihrem Entwurf vom Februar 2019 die
Halbierung der Blei-Grenzwerte vor –
von aktuell 10 auf 5 Mikrogramm pro
Liter.
Oberdörfer beschreibt das Problem:
„Die meisten Werkstoffe auf der Umweltamt-Metallpositivliste
würden diesen
Wert jedoch nicht einhalten können
und müssten in ihren Blei-Bandbreiten
angepasst werden.“ Zudem gelte
es, weitere gesetzliche Grenzwerte
wie den der USA zu berücksichtigen.
Die Armaturenindustrie sei in einer
Zerreißprobe. Alternative Legierungen
müsse man identifizieren, testen und
zulassen, das sei ein erheblicher Aufwand.
„Vor diesem Hintergrund,“ so
Oberdörfer, fordert die Armaturenindustrie
eine Harmonisierung der Werkstoffanforderungen
unter Berücksichtigung
der vorhandenen Positivlisten
in der EU-Gesetzgebung.“ Die aktuelle
Überarbeitung der europäischen Trinkwasserrichtlinie
gäbe die Möglichkeit
dazu. Der europäische Rat habe sich
schon dafür ausgesprochen, bereits
bestehende Material-Positivlisten – wie
die Umweltbundesamt-Liste – zum
Festlegen allgemeiner Standards zu
berücksichtigen. Abschließend forderte
Oberdörfer: „Es kann nicht gewollt
sein, dass eine technologisch
weltweit an der Spitze stehende Industrie
ihre Wettbewerbsfähigkeit an
Importe aus Übersee verliert und damit
die Standards der Trinkwasserhygiene
in Gefahr geraten.“
Die Vereinigung Deutsche
Sanitärwirtschaft e.V. (VDS) ist
der Dachverband der deutschen
Unternehmen im Bereich Bad und
Sanitär mit 9 Mitgliedsverbänden
aus Industrie, Fachgroßhandel und
Fachhandwerk. Der mittelständische
Wirtschaftszweig umfasst
48.858 Unternehmen aus allen drei
Bereichen (233 Unternehmen Sanitärindustrie
einschließlich sonstige
technische Gebäudearmaturen, 275
Großhandelsunternehmen, 48.350
Handwerks- und installierende
Unternehmen; Großhandel und
Handwerk sind auch im Bereich
Heizung, Lüftung, Klima tätig), mit
zusammen 24,9 Mrd. Euro
Gesamtumsatz, davon 20,7 Mrd.
Euro im Inland und 4,2 Mrd. Euro
im Ausland und 515.000 Beschäftigten
(Beschäftigte Industrie Gesamt,
Großhandel, Handwerk).
(Zahlen: Schätzungen; Stand: November 2018
für 2018; Quelle: ifo Institut im Auftrag von
Messe Frankfurt / VDS / BDH / VdZ/-Neueres
Zahlenmaterial liegt noch nicht vor.)
Einen Erfolg könnte der ZVSHK nach
eigenen Angaben zum Jahresende
2019 verbuchen. So hat der Bundesrat
dem Gesetzentwurf zur Wiedereinführung
der Meisterpflicht für Behälter
und Apparatebauer am 20. Dezember
2019 zugestimmt. Damit kann
das Gesetz Anfang 2020 in Kraft treten.
Dazu Helmut Bramann, Hauptgeschäftsführer
des ZVSHK: „Das fraktionsübergreifende
Bekenntnis zum
Meisterbrief ist ein wichtiges Signal
zur Stärkung der Branche und die beste
Garantie für Qualitätsarbeit, Leistungsfähigkeit
und Innovationskraft.
Diesen Weg politisch weiter zu verfolgen
und die berufliche Weiterbildung
im Handwerk nun auch vergleichbar
zu fördern wie ein Studium, ist nur
konsequent. Schon lange haben wir
auf die Rückführung der Behälter- und
Apparatebauer (BAB) in die Anlage A
der HwO gedrängt. Vertreter von CDU/
CSU und SPD griffen das notwendige
Signal für mehr Qualität und Qualifizierung
im Handwerk im vergangenen
September endlich auf. Am 12. Dezember
2019 wurde die Wiedereinführung
der Meisterpflicht in 12 Gewerken
vom Bundestag beschlossen, darunter
zu Recht auch für das Behälter- und
Apparatebauer-Handwerk (BAB).“
Insgesamt dürfte sich die gesamte
Branche aber auf positive Signale aus
der Bauwirtschaft freuen. So erläuterte
ZDB-Präsident Reinhard Quast auf
der Jahresendpressekonferenz der
Bauindustrie, dass die Grundpfeiler
im Wohnungsbau weiter stabil seien.
Das betreffe insbesondere die hohe
Erwerbstätigkeit, reale Einkommenszuwächse,
anhaltend günstige Finanzierungsbedingungen
sowie eine weiterhin
hohe Binnenwanderung in die
Ballungsgebiete. Um Planungssicherheit
für die Unternehmen zu schaffen,
müssten langfristige Impulse gesetzt
werden, wie die dauerhafte Erhöhung
der Afa von 2 Prozent auf 3
Prozent. Denn sowohl das Baukindergeld
wie auch die Sonder-Afa setzten
nur kurzfristige Impulse. Um bezahlbaren
Wohnraum in den Ballungsgebieten
zu schaffen, bedürfe es verstärkter
Investitionen in den sozialen
Wohnungsbau. „Mietendeckel und
Mietpreisbremsen sind vor allem auch
Investitionsbremsen. Denn Investoren
gehen dorthin, wo die Rahmenbedingungen
gut sind.“
Vor diesem Hintergrund erwarten die
Bauverbände einen Umsatz im Wohnungsbau
von ca. 54,2 Mrd. Euro, nach
knapp 51 Mrd. Euro in 2019 (+7 %).
„Wir gehen für 2020 von der Fertigstellung
von ca. 310.000 Wohnungen
aus. Bis zum Oktober 2019 wurden
für insgesamt fast 290.000 Wohnungen
Baugenehmigungen erteilt, genauso
viele wie im Vorjahr,“ so HDB-
Präsident Peter Hübner. ■
10 ■